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ENERGI(E)SCH März 2015 Seite 1 Joe Kaeser und der Vorstand der Siemens AG setzen mit den jüngsten Plä- nen zum Stellenabbau weiter auf kurzfristi- gen Profit. Die entgegengesetzte Richtung haben Gesamtbetriebsrat und IG Metall mit der alternativen Unternehmensstrategie SIEMENS 2020 eingeschlagen. Darin wird das Fundament für eine langfristige Per- spektive genannt: Für uns ist das die Stär- kung der Wertschöpfung in Deutschland und Europa. Das sichert Arbeitsplätze und Aufträge. Apropos Aufträge: Wir freuen uns über die Verträge, die im März mit der ägyptischen Regierung über neue GuD-Kraftwerke, Windparks, Umspannanlagen und Fabriken abgeschlossen werden konnten. Allein für die Rotorblätterfertigung werden in Ägypten etwa 1000 neue Arbeitsplätze entstehen, was begrüßenswert ist, und dem Land bei der Modernisierung der Energieversorgung sicher hilft. Dieser "Mega-Deal" für ca. vier Milliarden Euro, perspektivisch sogar zehn Milliarden Euro, ist aus unserer Sicht mit Stellenabbau nicht zu vereinbaren. Zukunft nur mit uns! Für unsere Kolleginnen und Kollegen von der PG GT, PG SU, PG CP, PG IE und PS PG REU wurde zwischen der Siemens AG und dem Gesamtbetriebsrat ein neuer Interessenausgleich und Sozialplan aus- handelt. Im Großen und Ganzen ist die fi- nanzielle Ausgestaltung gleich geblieben, wie sie auf unserer BR-Homepage >> Unsere Poststellen Seite 5 Ein Schelm, wer… Seite 6 Leistungsbeurteilung auf Null? Seite 6 STA wieder bei Siemens Seite 6 „Siemens-Simulator“ Seite 7 Good buy Siemens Seite 8 Impressum, Rätsel, Gedicht Seite 8 Inhalt: IGM Betriebsräte stellen sich vor Seite 1 Personalabbau ist keine Lösung Seite 1 Auf ein Wort/Tarifergebnisse Seite 2 Danke Erlangen Seite 3 Altersteilzeit (ATZ) Seite 3-4 Bau 72 und kein Ende! Seite 4 IG Metall Betriebsräte stellen sich vor, heute: Isabella Paape Meine erste Beschäftigung bei Siemens führte mich im Sommer 2002 zur Verkehrs- technik in Erlan- gen Mitte, da- mals noch als Leiharbeiterin. Nach weiteren Einsätzen in verschiedenen Bereichen der Siemens AG hat es dann En- de 2010 mit der Übernahme geklappt. Ich arbeite in der Bestellabwicklung für die Leit- technik der Hochspannungs-Gleichstrom- Übertragung, kurz HGÜ. In den Krisenjahren ab 2008 sind leider nicht mehr viele Kolle- ginnen und Kollegen aus der Leiharbeit übernommen worden. Viele mussten ihren Einsatz hier beenden, manche wurden dann auch von der Verleihfirma entlassen. Meine Übernahme habe ich sicher auch dem Umstand zu verdanken, dass sich Kol- leginnen und Kollegen der Stammbeleg- schaft dafür eingesetzt haben. Jetzt möchte ich mich engagieren – gegen Leiharbeit, Werkverträge, Ausgliederungen, Teilbe- triebsverkäufe oder Stellenabbau. Mein Ein- satz gilt guten Arbeitsbedingungen, einer besseren Vergütung und einem Betriebskli- ma, das von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Als Betriebsrätin habe ich mehr Möglichkeiten, die Interessen der Beleg- schaft zu vertreten und im Sinne „Guter Ar- beit“ zu wirken. Dazu will ich die gesetzli- chen Mitbestimmungs- und Informations- rechte nutzen, und muss mich in den kom- menden Jahren noch weiter qualifizieren. Allerdings sind der Mitbestimmung gesetzli- che Grenzen gesteckt, und schließlich sind wir „nur“ 35 BR-Mitglieder für über 7.000 Beschäftigte! Deshalb ist das zweite Stand- bein der Interessenvertretung die Gewerk- schaft, die Organisation von Arbeitnehme- rInnen für ArbeitnehmerInnen. Ich bin über- zeugt, dass wir in der IG Metall mit mehr Kollegen – und vor allem Kolleginnen! – bessere Arbeitsbedingungen erreichen kön- nen. In diesem Sinne freue ich mich auf gute Zusammenarbeit. Isabella Paape März 2015 Personalabbau ist keine Lösung!

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ENERGI(E)SCH März 2015 Seite 1

Joe Kaeser und der Vorstand derSiemens AG setzen mit den jüngsten Plä-nen zum Stellenabbau weiter auf kurzfristi-gen Profit. Die entgegengesetzte Richtunghaben Gesamtbetriebsrat und IG Metall mitder alternativen UnternehmensstrategieSIEMENS 2020 eingeschlagen. Darin wirddas Fundament für eine langfristige Per-spektive genannt: Für uns ist das die Stär-kung der Wertschöpfung in Deutschlandund Europa. Das sichert Arbeitsplätze undAufträge.

Apropos Aufträge: Wir freuen uns über dieVerträge, die im März mit der ägyptischenRegierung über neue GuD-Kraftwerke,Windparks, Umspannanlagen und Fabrikenabgeschlossen werden konnten. Allein für

die Rotorblätterfertigung werden in Ägyptenetwa 1000 neue Arbeitsplätze entstehen,was begrüßenswert ist, und dem Land beider Modernisierung der Energieversorgungsicher hilft. Dieser "Mega-Deal" für ca. vierMilliarden Euro, perspektivisch sogar zehnMilliarden Euro, ist aus unserer Sicht mitStellenabbau nicht zu vereinbaren.Zukunft nur mit uns!Für unsere Kolleginnen und Kollegen vonder PG GT, PG SU, PG CP, PG IE undPS PG REU wurde zwischen der SiemensAG und dem Gesamtbetriebsrat ein neuerInteressenausgleich und Sozialplan aus-handelt. Im Großen und Ganzen ist die fi-nanzielle Ausgestaltung gleich geblieben,wie sie auf unserer BR-Homepage >>

Unsere Poststellen Seite 5Ein Schelm, wer… Seite 6Leistungsbeurteilung auf Null? Seite 6STA wieder bei Siemens Seite 6„Siemens-Simulator“ Seite 7Good buy Siemens Seite 8Impressum, Rätsel, Gedicht Seite 8

Inhalt:

IGM Betriebsräte stellen sich vor Seite 1Personalabbau ist keine Lösung Seite 1Auf ein Wort/Tarifergebnisse Seite 2Danke Erlangen Seite 3Altersteilzeit (ATZ) Seite 3-4Bau 72 und kein Ende! Seite 4

IG MetallBetriebsräte stellen sich vor,heute: Isabella Paape

Meine ersteBeschäftigungbei Siemensführte mich imSommer 2002zur Verkehrs-technik in Erlan-gen Mitte, da-mals noch alsLeiharbeiterin.

Nach weiteren Einsätzen in verschiedenenBereichen der Siemens AG hat es dann En-de 2010 mit der Übernahme geklappt. Icharbeite in der Bestellabwicklung für die Leit-technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, kurz HGÜ. In den Krisenjahrenab 2008 sind leider nicht mehr viele Kolle-ginnen und Kollegen aus der Leiharbeitübernommen worden. Viele mussten ihrenEinsatz hier beenden, manche wurden dannauch von der Verleihfirma entlassen.Meine Übernahme habe ich sicher auchdem Umstand zu verdanken, dass sich Kol-leginnen und Kollegen der Stammbeleg-schaft dafür eingesetzt haben. Jetzt möchteich mich engagieren – gegen Leiharbeit,Werkverträge, Ausgliederungen, Teilbe-triebsverkäufe oder Stellenabbau. Mein Ein-satz gilt guten Arbeitsbedingungen, einerbesseren Vergütung und einem Betriebskli-ma, das von Respekt und Wertschätzunggeprägt ist. Als Betriebsrätin habe ich mehrMöglichkeiten, die Interessen der Beleg-schaft zu vertreten und im Sinne „Guter Ar-beit“ zu wirken. Dazu will ich die gesetzli-chen Mitbestimmungs- und Informations-rechte nutzen, und muss mich in den kom-menden Jahren noch weiter qualifizieren.Allerdings sind der Mitbestimmung gesetzli-che Grenzen gesteckt, und schließlich sindwir „nur“ 35 BR-Mitglieder für über 7.000Beschäftigte! Deshalb ist das zweite Stand-bein der Interessenvertretung die Gewerk-schaft, die Organisation von Arbeitnehme-rInnen für ArbeitnehmerInnen. Ich bin über-zeugt, dass wir in der IG Metall mit mehrKollegen – und vor allem Kolleginnen! –bessere Arbeitsbedingungen erreichen kön-nen.In diesem Sinne freue ich mich aufgute Zusammenarbeit.

Isabella Paape

März 2015

Personalabbau ist keine Lösung!

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Seite 2 ENERGI(E)SCH März 2015

Auf ein WortDie Tarifrunde ist beendet. Erfolgreiche Tarifverträgeund Entgelterhöhung wurden vereinbart. Aber Tarifver-träge fallen nicht vom Himmel und werden nicht amTisch verhandelt, sondern werden von den Kolleginnenund Kollegen die sich aktiv an den Warnstreiks beteili-gen erkämpft. Sich offen an den Warnstreiks zu beteili-gen, den Mut zu haben, hinter den Forderungen zu ste-hen, wird durch die guten Ergebnisse, die wir gemein-sam erzielen, honoriert. Das ist unser gemeinsamer Er-folg und das ist unsere Stärke. Dafür herzlichen Dank.

Ab 1.4.2015 werden wir unmittelbar von den Tarifergeb-nissen profitieren. Zum einem durch die 150€ Einmal-zahlung die Ende März überwiesen wird und die Erhö-hung der Grundentgelte in Höhe von 3,4%. Die Erhö-hung der Grundentgelte wirkt sich übrigens auch auf dieLeistungszulage und das Urlaubs- und Weihnachtsgeldmit aus. Die Berechnungsgrundlage ist jeweils dasGrundentgelt. Auch die Laufzeit bis 31.3.2016 ist zeit-gemäß und aufgrund der wirtschaftlichen Situation sinn-voll. Die Neuregelungen zur Altersteilzeit sind in einemeigenen ausführlichen Beitrag in diesem Energi(e)schzusammengefasst.Unser dritter Themenschwerpunkt betraf die Qualifizie-rung und Bildungsmöglichkeiten. Dort konnten wir Mög-lichkeiten zur Weiterqualifizierung für Beschäftigte schaf-fen. Gerade im Hinblick auf Freistellungs- und Rückkeh-roptionen konnten Vereinbarungen erzielt werden.- So ist es in Zukunft möglich, nach 5-jähriger Be-

triebszugehörigkeit für 4 Jahre komplett aus demBetrieb für Qualifizierung auszuscheiden – mitRückkehrrecht.

- Oder Sie nehmen Bildungsteilzeit – verblock-tes/unverblocktes Modell ist bis 7 Jahre möglich –mit Rückkehrrecht.

- In der Bildungsteilzeit hat man für die gesamte Zeitein Einkommen.

Die Tarifverträge Altersteilzeit (FlexÜ) und Qualifizie-rung/Bildungsteilzeit brauchen Betriebsvereinbarungenals Ergänzung. Sollten Sie sich für einen der beiden Ta-rifverträge näher interessieren, wenden Sie sich bitte andie IG Metall Betriebsräte – Sie geben gerne Auskunftüber die Inhalte des Tarifvertrages aber auch über diebetrieblichen Regelungen.Ab Sommer werden wir in der IG Metall mit unseren Mit-gliedern die Arbeitszeitdiskussion starten. In unserergroßen Beschäftigtenabfrage war einer Ihrer Themen-schwerpunkte die Arbeitszeit und deren Gestaltungs-möglichkeiten. Diese Diskussion wird uns aus derIG Metall und Sie die nächsten Jahre begleiten. Dazu

werde ich Sie auf dem Laufenden halten.

Zweite BevollmächtigteIG Metall Erlangen

P.S.: In den vergangenen Wochen habenmich immer wieder Kollegen gefragt, ob esnicht zum Erhalt der Arbeitsplätze besser wä-

re, auf ein paar Prozente beim Lohn zu verzichten. Diese Über-legungen sind nachvollziehbar, gerade in Zeiten des massivenStellenabbaus.Allerdings geht es in den Tarifrunden um den Flächentarifver-trag, der für alle Betriebe der bayerischen Metall- und Elektroin-dustrie die Entgelte und weitere Themen regelt. Gleicher Lohnund gleiche Bedingungen für gleiche Arbeit – dieses Prinzipwird damit gewahrt. Wenn ein Betrieb in wirtschaftliche Schwie-rigkeiten gerät, müssen Lösungen auf betrieblicher Ebene ge-sucht werden. Nicht selten wird dann von Arbeitgeberseite auchLohnverzicht gefordert, manches Mal auch durchgesetzt.Die Erfahrung zeigt: In zehn von zehn Fällen ist Lohnverzichtkein Mittel, um die wirtschaftliche Trendwende zu erreichen. >>

>> nachlesen können. Für alle betroffenen Bereiche können wir mit ei-ner Summe von 800 Arbeitsplätz rechnen, welche zu reduzieren wären.Wir möchten hier nicht die einzelnen Details der laufenden Interessen-ausgleiche beschreiben, diese können auf unserer BR-Hompage nachge-lesen werden. Zahlreiche Betriebsräte und Führungskräfte von Standor-ten, die ebenso wie wir oder gar noch stärker vom Stellenabbau betroffensind, haben sich bereits geäußert - gegen den Stellenabbau! Sie stellennicht nur die vom Vorstand behauptete Unterauslastung teilweise in Fra-ge, sondern fordern trag- und zukunftsfähige Konzepte.Sigrid Heitkamp, Betriebsratsvorsitzende in Erlangen Mitte, hält die Vor-standsplanungen nicht für gut, "wenn man sich wie Siemens vorgenom-men hat, in Technologie und Vertrieb (wieder) ganz vorne mitzumischen.Gerade für diese Aufgabenfelder wird qualifiziertes und erfahrenes Per-sonal gebraucht." Oder die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende desStandorts Moorenbrunn fordert mehr Personal, denn Arbeit sei im Über-fluss vorhanden. So ist die Lage auch bei uns am Standort Erlangen Südgemischt. Unterauslastung an der einen Stelle und völlige Überlastung ananderen Stellen erfordern mittel- und langfristige Strategien, mutige F&E-Entscheidungen und eine kluge Personalbedarfsplanung samt eines an-gemessenen Qualifizierungskatalogs. Stellenabbau kann jeder, gutesManagement erwarten wir von den Führungskreisen bei Siemens.Zukunft gibt es nur mit uns!Die IG Metall übrigens hat einige Erfahrung in langfristigen und nachhalti-gen Konzepten für Beschäftigungssicherung. So schützt das so genannteRadolfzell-Abkommen bis heute die Kolleginnen und Kollegen bei Sie-mens vor betriebsbedingten Kündigungen. Alle im Sozialplan verhandel-ten Maßnahmen beruhen auf Freiwilligkeit.Eine kurze Anmerkung zum Rahmensozialplan/Interessensausgleich inBezug auf mögliche Instrumente: Da der Zeitplan (zu erreichendes Mit-arbeiter-Abbauziel dogmatisch bis 30.09.2015) sehr knapp bemessen ist,kommt das Instrument der Altersteilzeit (ATZ) praktisch nicht in Frage.Die Laufzeit sollte verlängert werden! Auch gibt es in einzelnen Divisionnoch ältere Beschäftige denen man bisher die ATZ aus verschiedenenGründen verweigert hat. Könnte hier nicht ein personeller Ausgleich statt-finden? Ein Ringtausch bzgl. ATZ, ggf. auch divisionsübergreifend. Dar-über sollte die Konzernleitung bzw. die lokale Betriebsleitung wirklichnochmals nachdenken!

>> Welche Maßnahmen im jeweiligen Fall sinnvoll sind, sollten gemeinsam mit Be-schäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaften diskutiert werden. Gemeinsam denKarren aus dem Dreck ziehen lautet das Motto, aber nicht auf Kosten der Löhne!Die Beschäftigten der Siemens AG aber müssen darüber eigentlich gar nicht nach-denken, denn das Unternehmen steckt nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.Mit jährlichen Nettogewinnen zwischen 4 und 5 Milliarden Euro, vollen Auftragsbü-chern und komfortablen Rücklagen ist schon das Nachdenken über Stellenabbauverbunden mit Image-Schaden, Verlust an Know-How und wirkt auf alle demotivie-rend. Meine Botschaft an das Management: Nochmal zurück auf LOS!

Zukunft nur mit uns!

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ENERGI(E)SCH März 2015 Seite 3

Das haben wir erreicht:3,4 % mehr EntgeltVerbesserte AltersteilzeitAusbau der Weiterbildung

Einfach waren die Verhandlungen in der diesjähri-gen Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrienicht. In den ersten Verhandlungsrunden blockier-ten die Arbeitgeber auch in Bayern jede Annähe-rung. Erst die massiven Warnstreiks haben Bewe-gung ins Spiel gebracht. Am 10. und am 23. Febru-ar waren auch die Siemens-KollegInnen in Erlan-gen aufgerufen, die Forderungen mit Nachdruck zuunterstützen. An beiden Tagen waren auch Be-schäftigte des Standorts Erlangen Süd dabei. Einherzliches Dankeschön an alle TeilnehmerInnen!

Wer sich mit uns beim Blick auf den Gehaltszettelim April über den Erfolg der IG Metall freut, undnoch nicht Mitglied der Gewerkschaft ist, sollte docheinmal darüber nachdenken, ob er nicht im eigenenInteresse gemeinsam mit uns für die Verbesserungder Arbeitsbedingungen sorgen will.Wir Vertrauensleute sind gerne Ansprechpartner fürEintrittswillige!

Der IGM-Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente (TV FlexÜ) wäre ohne Ei-nigung bei den diesjährigen Tarifverhandlungen zum 31.3.2015 ausgelaufen. Damitwäre auch die Gesamtbetriebsvereinbarung Altersteilzeit (ATZ), die auf dem TVFlexÜ basiert, hinfällig geworden. Der Tarifvertrag FlexÜ enthält die Mindeststan-dards für ATZ, die für alle Betriebe in der Metall- und Elektroindustrie gelten. Dieserwurde in modifizierter Form wieder in Kraft gesetzt und kann erstmals zum31.12.2021 gekündigt werden. Damit ist die tarifliche ATZ weiterhin gesichert.Der neue Tarifvertrag FlexÜ enthält einige Änderungen, wie z.B.:- neben den bisherigen Varianten verblockt/unverblockt ist jetzt ein ausgleitender

Übergang möglich, d.h. die Arbeitszeit wird über die ganze Laufzeit flexibel ver-teilt (z.B. 80:60:40:20)

- keine Bevorzugung einer bestimmten Variante mehr- Wechsel von Nettoaufstockung zu Bruttoaufstockung

o Unterschiedliche Prozentsätze für Ledige/Verheiratete (die weniger als 2/3des Gesamtbruttoeinkommens aus Arbeitseinkommen der Ehegatten erwirt-schaften) und Verheiratete (die mehr als 2/3 des Gesamtbruttoeinkom-mens aus Arbeitseinkommen der Ehegatten erwirtschaften)

o Untere Entgeltgruppen profitieren überproportional

Nicht ausgeschöpfte Mittel können für “Maßnahmen der demografieorientierten Per-sonalpolitik“ = Bildungsteilzeit umgewidmet werden. Nur IGM-Mitglieder haben einenAnspruch auf Leistungen aus den Tarifverträgen.Der bisherige TV FlexÜ tritt zum 1.4.2015 wieder in Kraft, mit einer Übergangsfrist biszum 31.12.2015. Ab 1.1.2016 gilt dann ausschließlich der neue TV FlexÜ. Die beste-hende Gesamtbetriebsvereinbarung zur ATZ (basierend auf dem alten TV FlexÜ) giltdeshalb zunächst unverändert weiter, ist aber zwischen Firma und Gesamtbetriebs-rat neu zu verhandeln und bis zum 31.12.2015 entsprechend zu modifizieren. So gibtes in einigen Betrieben Betriebsvereinbarungen, die die tariflichen Regelungen er-heblich verbessern. Bei John Deere, einem Landmaschinenhersteller beispielsweise,können mehr als vier Prozent der Mitarbeiter in Altersteilzeit gehen und auch die fi-nanziellen Leistungen sind höher. Ziel unserer neuen GBV sollte deshalb sein, vonden Besten zu lernen, um das Beste aus dem TV FlexÜ neu heraus zu holen.

Wie gehe ich vor wenn ich ATZ (Altersteilzeit) plane?1. Analyse

a. Was will ich (eigene Ziele, Wünsche, Vorstellungen) ?b. Wie ist meine wirtschaftliche Situation (Abschätzung eigene Ausgaben, ge-

nügend Reserven für Unvorhergesehenes einplanen)c. Was bin ich noch imstande, für die Firma zu leisten ?

2. Beratungen / Informationsbeschaffunga. Aktuelle Regelungen im Intranet anschauen (bereits einige Jahre im

voraus empfehlenswert)b. Durch den BR beraten lassenc. Rentenberatung / Steuerberatungd. Vorabklärung mit Firma (Vorgesetzter/Personalbetreuer), ggf. ATZ-Gehalt

berechnen lassen3. Entscheidungsfindung

a. Kann ich mir ATZ leisten (Aufstellung finanzieller Verpflichtungen und Ein-nahmen)

b. Will ich und wenn ja, zu welchen Bedingungen?c. Stimmt die Firma zu? (ATZ ist eine freiwillige Entscheidung beider Seiten)d. Wenn nein: Alternativen prüfen (Teilzeit, Sabbatical, ...)

Wissenswertes zur ATZWenn das Arbeitsverhältnis (ATZ) vor Beginn einer ungeminderten Altersrente endet,erhalten Sie für den Verlust des Arbeitsplatzes eine Abfindung.Für die ATZ ist als bisherige wöchentliche Arbeitszeit die wöchentliche Arbeitszeitzugrunde zu legen, die mit dem Arbeitnehmer vor dem Übergang in die ATZ verein-bart war. Zugrunde zu legen ist höchstens die Arbeitszeit, die im Durchschnitt derletzten 24 Monate vor dem Übergang in die Altersteilzeit vereinbart war.Das Bruttogehalt wird wie die Arbeitszeit halbiert. Zusätzlich erhalten sie eine Aufsto-ckung. Gemäß unserer z.Z. geltenden Betriebsvereinbarung wird das Teildreizehnte(Urlaub-, Weihnachtsgeld) geviertelt. Bei ATZ-Beginn ab 1.1.2013 wird der Renten-versicherungsbeitrag so aufgestockt, dass es einem 100% Vollzeit-Brutto entspricht.

>>

Tarifrunde erfolgreichunterstützt – DANKE! ATZ – was nun?

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Seite 4 ENERGI(E)SCH März 2015

>> Der Aufstockungsbeitrag ermittelt sich aus demRegelarbeitsentgelt. Die Aufstockleistungen sindderzeit sozial- und steuerfrei, unterliegen aber demProgressionsvorbehalt bei der Jahreseinkom-menssteuerveranlagung.Da Thematik der Altersteilzeit insgesamt nicht un-kompliziert ist, empfehlen wir unbedingt eine indivi-duelle Abklärung, d.h. Beratungsgespräche mit

Steuerberater, Rentenberatung, Betriebsrat (bezüg-lich Betriebsvereinbarung) und der Personalabteilung.Unsere Vertreter im Ausschuss für „ATZ und be-triebliche Versorgungssysteme“ sind Petra Lag-ler und Dirk Schencke.Ein Appell an die Firma: Es wurde eine Anspruchs-quote von bis zu 4% der Mitarbeiter vereinbart. Soll-ten mehr Mitarbeiter als die Anspruchsquote hergibt,freiwillig in ATZ gehen wollen, bitte hier zumindestauch die von den Mitarbeitern stets geforderte Flexi-bilität zeigen, die „sogenannten Alten“ gehen lassenund dafür entsprechend junge Menschen einstellen,damit auch diese Generation noch eine vernünftigePerspektive hat. Dieser Schritt wäre jetzt, mit Beginndes Eintritts der geburtenstarken Jahrgänge in denwohlverdienten Ruhestand, ein wesentlicher Bau-stein aktiver Zukunfts-/Personalplanung, um geradenoch rechtzeitig die demographische Entwicklung mitzu berücksichtigen und den zukünftigen Engpass anqualifizierten Bewerbern zu umgehen.In der Betriebsvereinbarung ist festgehalten, dass eskeinen Rechtsanspruch auf ATZ gibt. Jedoch solltedem Wunsch nach ATZ entsprochen werden, soferndem keine betrieblichen Interessen entgegenstehen.Entgegenstehende betriebliche Interessen werdendem Mitarbeiter von seiner Führungskraft erläutert.Der örtliche Betriebsrat wird durch die örtliche Per-sonalabteilung unterrichtet. Der Mitarbeiter solltesich die Begründung, warum das betriebliche In-teresse an ihm so überragend ist, in jedem Falleschriftlich geben lassen!

Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp. Wenn’s mitder ATZ auf Anhieb nicht klappt, trotzdem nicht ent-mutigen lassen, denn in unserer heutigen schnellle-bigen Zeit sind fast nur noch die permanenten Ver-änderungen eine beständige Konstante. Die Situati-on ändert sich meist sehr schnell, dann eben noch-mals handeln. Ansonsten, wenn die gefühlte Ant-wortzeit seitens Firma einem als zu lange erscheint,einfach nachhaken.

Helmut HirtErsatzbetriebsrat

Bau 72 und kein Ende!Die Umzüge in den Bau 72 und im Bau 72 nähern sich ihrem Ende. Bereitsjetzt ist abzusehen, dass es erhebliche Mängel bei der Raumplanung undBelegung gibt. Positiv ist anzumerken, dass die Mitarbeiter im Bau 72 mitgroßflächigen Aushängen rechtzeitig und umfassend informiert wurden. Die-ses Beispiel sollte Schule machen.Die gesetzlich vorgegebenen Flächen pro Arbeitsplatz im Großraumbürowerden oft nicht eingehalten. Die gesetzlich vorgegebenen technischen Re-geln (ASR) verlangen im Großraumbüro mindestens 12–15m². Realisiertwerden dagegen nur 11,4m²-11,8m². Das kann eine erhebliche physischeund auch psychische Belastung der im Bau 72 arbeitenden KollegenInnenbedeuten. Die aktuelle Gefährdungsanalyse ist in keiner Weise dafür aus-reichend, weder psychisch noch physisch. Die im Bau 72 auftretenden Belas-tungen sind in dieser weder vorgesehen, noch können sie dort aufgenommenwerden.Der persönliche Platzbedarf ist oft so knapp bemessen, dass da schon malein paar Zentimeter verloren gehen können. Dann hat der oder die Kollegineben nur knapp einen Meter vom Schreibtisch bis zum dahinter liegendenSchrank zur Verfügung. Wer nicht nachmisst hat schon verloren. Die Durch-gänge zu den Arbeitsplätzen werden nicht so wichtig genommen. Das er-schwert oft den Zugang zum eigenen Arbeitsplatz. Es wird schon mal derZugang zu einem Arbeitsplatz so gelegt, dass hinter einem Mitarbei-ter/Mitarbeiterin 60cm als Durchgang geplant werden. Das sind dann 1,60mvon der Schreibtischkante bis zum dahinter liegenden Schrank. Dieser„Durchgang“ kann schon mal zu einem Vorgesetzten führen, wodurch der/dieKollege/Kollegin ständig durch den direkt im Rückenbereich stattfindenden„Durchgangsverkehr“ und auch die damit zusammenhängende Belästigungdurch die Konversation gestört wird.Auch die Beleuchtung, mit der die Mitarbeiter in den dunklen Tiefen derRäume auskommen müssen, richtet sich nicht an den Bedürfnissen der ein-zelnen KollegenInnen, sondern nur an den gesetzlich vorgegebenen Min-deststandards aus.In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Firma Siemenssich verpflichtet hat, sämtliche Gesetze, Vorschriften Normen etc. einzuhal-ten und aufgrund dieses Sachverhaltes entsprechend zertifiziert wurde. Die-ses Zertifikat muss nun erneuert werden, da es demnächst ausläuft. Unterden im Bau 72 herrschenden Verhältnissen bleibt es spannend, ob eine er-neute Zertifizierung gelingt.Von verantwortlichen Stellen wird generell abgewiegelt und die Gesetze,Vorschriften etc. werden großzügig ausgelegt. Verantwortung wird generellan die Mitarbeiter weitergegeben, obwohl diese weder für die Situation ver-antwortlich sind, noch etwas daran ändern können. Arbeitsschutz scheint zueinem reinen Kostenfaktor verkommen und die Gesundheit der Mitarbeiterverhandelbar geworden zu sein.Die Betriebsräte der IG Metall nehmen gerne Missstände und auch Verbes-serungen von Ihnen entgegen. Denn Sie wissen am besten, wo der"Schuh“ drückt. Also scheuen Sie sich nicht und sprechen Sie uns an.

Bitte bleiben Sie gesund!

PS.: Kommentar/ZusatzDurch ständige Umorganisationen und Restrukturierungsmaßnahmen, diesich einseitig auf Personalabbau konzentrieren, werden die Mitarbeiter zu-nehmend verunsichert. Nach Meinung mancher KollegenInnen ist der Ar-beitsplatzerhalt „wichtiger“ als der Gesundheitsschutz. Wir dürfen aber nichtzulassen, dass unsere Gesundheit gegen den Erhalt der Arbeitsplätze aus-gespielt wird. Der Verzicht auf Arbeits- und Gesundheitsschutz hat noch kei-nen einzigen Arbeitsplatz gerettet. Ganz im Gegenteil, wer krank ist, kannnoch schneller seinen Arbeitsplatz verlieren.Wir, die IG Metall Fraktion, setzen uns für humane und die Gesundheit erhal-tende Arbeitsplätze ein. Denn nur wenn Mitarbeiter motiviert und gesund sind,sind sie auch innovativ und somit auch für das Unternehmen attraktiv.Besuchen Sie unsere BR-Seite im Intranet und lesen Sie den ausführlichenBericht über die aktuellen Umzüge im Bau 72 und die Folgen für die Beschäf-tigten.

Jutta SchreiterBetriebsrätin

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ENERGI(E)SCH März 2015 Seite 5

Über 7.000 Beschäftigte zählen zur Betriebsratseinheit Sie-mens ERL Süd an unserem Standort. Tatsächlich arbeitenaber noch weit mehr Menschen hier für die Siemens AG, wennauch oftmals als Angestellte anderer Firmen. Wie sieht eigent-lich deren Arbeitsalltag aus, haben wir uns gefragt. Und habendie Kolleginnen und Kollegen in der Poststelle besucht.

Hauspost-Umschläge, Briefe, Kataloge, Firmeninformationen,Päckchen und auch größere Frachten werden täglich an- und ab-gefahren, Tausende von Sendungen finden jeden Tag ihren Emp-fänger, bei jedem Wetter. Verantwortlich dafür sind die Kollegin-nen und Kollegen der Poststelle, die sich in Bau 18 befindet. DiePoststelle in Bau 18 ist schon fast legendär – alles andere aberhat sich enorm verändert.Einst gehörte auch die Hauspost wie selbstverständlich zur Sie-mens AG, alle Beschäftigten gehörten zur Stammhausbelegschaftund waren dem Unternehmen in oft jahrzehntelanger Treue ver-bunden. „Ach, die gute alte Zeit“, seufzt eine Kollegin. „Damalshatten wir noch eine kleine Poststelle in der Günter-Scharowsky-Straße, Bau K. Da ging es morgens erstmal durch die Büros, umdie Bestellungen für die Brotzeit aufzunehmen. Die Leute habenvon uns nicht nur die Post, sondern auch ihr Pausenfrühstück be-kommen!“ Damals sei noch Zeit gewesen für einen kleinenSchwatz, man habe sich gekannt, alle fühlten sich wie eine großeFamilie.In den 1990er Jahren dann kam der Umschwung. Der gesamteTätigkeitsbereich wurde ausgelagert und an die damals bereitsteilprivatisierte Deutsche Post AG vergeben. Die ehemals Sie-mens-Beschäftigten fanden sich auf den Gehaltslisten der Postwieder – raus aus dem Tarifvertrag der Metall- und Elektroindust-rie, rein in den Tarifvertrag für Postdienstleistungen. Gehaltsab-senkungen wurden schrittweise realisiert, mancher büßte bis zu20% seines früheren Lohns ein. Auch die Arbeitsbedingungen wieetwa Arbeitszeit oder Urlaubsgeld wurden tariflich nach unten an-gepasst. Betroffen waren neben den Beschäftigten der Poststel-len auch die Ausweis- und die Kopierstellen. Irgendwann hieß dieFirma dann Deutsche Post Inhouse Service, kurz DPIHS. Ir-gendwann arbeiteten die Kolleginnen und Kollegen dann für dieehemals britische Firma Williams Lea, nachdem diese 2006 vonder Deutschen Post aufgekauft worden war. Und im vergangenenJahr schrieb Siemens die Postdienste neu aus, DPIHS verlor denAuftrag, neuer Auftragnehmer ist derzeit noch die Swiss Post So-lutions GmbH (SPS).Damals gab es bei der Deutschen Post Überlegungen, aus demTarifvertrag auszusteigen, die Löhne nochmals abzusenken.„Da waren wir mit unserer Geduld am Ende“, erzählt ein Kollege.Über zwei Drittel der Beschäftigten hätten sich in der Gewerk-schaft Ver.di organisiert, die Beschäftigung bei der DPIHS seisamt Tarifbindung erhalten worden. Die Postdienstleistungen anden Standorten werden jetzt im Auftrag der SPS erledigt, undzwar gemeinsam mit den Stammbeschäftigten der Swiss Post So-lutions. Kollegialität wird groß geschrieben, schließlich hat manzusammen schon einiges durchgestanden in den vergangenenJahren.Nahezu 100 Beschäftigte arbeiten allein am Standort ErlangenSüd. Der Altersdurchschnitt ist hoch, leider auch der Kranken-stand. Jahrelang hat es keine Neueinstellungen gegeben, der Ar-beitsdruck ist gestiegen, und es wird schwieriger, die Anforderun-gen zu erfüllen. „Ich wünsche mir, die Bonner könnten mal sehen,wie hart wir arbeiten müssen“, bemerkt ein Kollege aus der Pa-ketzustellung. Mit den „Bonnern“ ist das Management der Postgemeint. Da kämen ab und zu Geschäftsführer vorbei, im We-sentlichen aber beschert die Zentrale viel „Zettelbürokratie“, be-stätigen mehrere Beschäftigte.

Sorgen bereiten derzeit aber auch die Pläne der Post, ganze Be-reiche der Zustellung auszugliedern in Niedriglohnbereiche. Undnicht zuletzt die Campus-Pläne der Siemens AG verunsichern dieMenschen in den Poststellen. Denn noch sind die meisten vonihnen ehemalige Siemens-Kollegen, sie kennen den Standort wieihre Westentasche und fühlen sich wohl unter Siemensianern.Eine Kollegin unterbricht das Sortieren der Post und schaut überden Brillenrand: „ Die Unsicherheit ist doch das Schlimmste.“ Daskann ich nur bestätigen.

Isa PaapeErsatzbetriebsrätin und Vertrauensfrau

Die Kolleginnen und Kollegen von der Post

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Seite 6 ENERGI(E)SCH März 2015

Ein Schelm, werBöses dabei denkt.Hin und wieder kommt es vor, dassdie Personalabteilung berechtigteAnsprüche der Beschäftigten nichtberücksichtigt oder „vergisst“. Leiderverfallen manche dieser Ansprüche,wenn man sie nicht innerhalb einesbestimmten Zeitraums geltendmacht.

Wenn z.B. Werksstudenten direkt imAnschluss an ihr Studium einen befriste-ten oder unbefristeten Arbeitsvertrag er-halten, und damit ihr Beschäftigungs-verhältnis bei Siemens fortsetzen, sollteman doch erwarten können, dass eineDienstzeitanrechnung automatisch er-folgt, bzw. von der Personalabteilungohne weiteres Zutun vorgenommenwird. Das ist leider nicht der Fall. PrüfenSie deshalb bitte immer selbst, ob dieMöglichkeit einer Anrechnung - aus wel-chen Gründen auch immer - besteht,und geben Sie diese Information auchan neue Kollegen und Kolleginnen wei-ter.

Ein zweites Beispiel: Als eine der be-schäftigungssichernden Maßnahmenwurden 40–Stundenverträge mit Wir-kung zum 31.12.2014 gekündigt. DieBerechnungsgrundlage für Urlaubsgeldist das Gehalt der letzten drei Monate.Leider wurde im Januar jedoch bereitsdas Monatsgehalt der 35 – Stundenwo-che für die Berechnung zugrunde ge-legt. Dieser Fehler ist zwar mittlerweilemit der Gehaltsabrechnung Februar be-hoben worden, aber kontrollieren kanndas nur, wer es selbst bemerkt hat.Überprüfen Sie daher bitte selbst noch-mals die Urlaubsgeldzahlungen.

Peter GeisVertrauensmannund Betriebsrat

Die Leistungsbeur-teilung auf Null zusetzen geht gar nicht!Im §7 des ERA-Tarifvertrages werdenBestimmungen zur Leistungsbeurteilunggeregelt. Die Leistungsbeurteilung hatmindestens einmal im Kalenderjahr zuerfolgen.Die Bandbreite eines Leistungsniveausgeht bis 100 Punkte bzw. 28%. Einefestgestellte Leistungsminderung istdem Arbeitnehmer unverzüglich in ei-nem Gespräch mitzuteilen. Über diesesGespräch ist ein Protokoll anzufertigen.

Dem Arbeitnehmer ist eine Kopie seinerLeistungsbeurteilung mit Angabe seinerLeistungszulage in Prozent auszuhän-digen. Auf Verlangen ist ihm seine Leis-tungsbeurteilung in einem Gespräch zuerläutern.

In unserem Betrieb häufen sich dieFälle, bei denen Leistungsbeurteilun-gen auf Null bzw. auf 1-2% gesetztwerden. Diese Vorgehensweise mussder Arbeitnehmer nicht akzeptieren.Nach §7 Absatz 8, Punkt I des ERA-Tarifvertrages ist klar geregelt:„Gegen das Ergebnis der Leistungsbe-urteilung kann durch den Arbeitnehmerund/oder dem Betriebsrat Einsprucheingelegt werden.“ Daraufhin tritt einesog. paritätische Kommission zusam-men, die sich dann mit der Lösung desStreitfalles befasst.Es ist festzustellen, dass sich derEinspruch gegen eine Reduzierungauf Null aus bisheriger Erfahrungimmer lohnt.

Wenn Sie zu den Betroffenen gehö-ren, dann melden Sie sich bitte beiden IG Metall-Kolleginnen und -Kollegen des Entgeltausschusses imBetriebsrat.

Martin Distler-HofmannFreigestellter Betriebsrat

STA (Siemens TechnikAkademie) kehrt in dieSiemens AG zurückStatus geklärt

Quelle: Siemens AG

Vor Jahren entschied sich Siemens, die Sie-mens Technik Akademie (STA) – damalsTechnische Schule genannt – in eine Stiftungdes bayerischen Staates zu überführen. Da-mals wurde versäumt, die Beschäftigungsbe-dingungen des Lehr- und Verwaltungsperso-nals definiert zu übertragen. Bei den Beschäf-tigten kam in den letzten Jahren zunehmendUnbehagen und Unsicherheit auf. Sie wandtensich an uns, den Erlangen G Betriebsrat.Auch der jetzigen Leitung der STA war sehrdaran gelegen, den rechtlichen Status der ge-samten Institution abzusichern und den unge-klärten Zustand für die Beschäftigten zu besei-tigen.Die STA wird mit der SPE-Lehrwerkstätte(SPE = Siemens Professional Education) ver-schmelzen und somit wieder ein Teil der Sie-mens AG werden.Der Betriebsrat Erlangen G konnte zusammenmit der Personalabteilung und STA-Leitung füralle Beschäftigten der STA die Übergangsbe-dingungen klären und sichern.Der Lehrbetrieb für den neuen Ausbildungsbe-ruf Associate Engineer läuft mit dem Schuljahr2015 an. Erfreulicherweise ist diese Ausbil-dung von der Industrie- und Handelskammeranerkannt.Der endgültige Zusammenschluss von STAund SPE erfolgt mit dem Beginn des Schul-jahrs 2016. Diese Einheit wird als erste aufdem neuen Siemens Campus in ein neu er-richtetes Gebäude einziehen.Übrigens: Für die angehenden Associate En-gineers wird der Tarifvertrag mit all seinenVorteilen - allen voran die unbefristete Über-nahme - für Auszubildende gelten und Ju-gendvertretung und Betriebsrat werden derenRechte vertreten. Der Standort unserer Sie-mens Technik Akademie ist im Südgelände imBau 32.

Gastbeitrag der KolleginHeidrun Raab

Betriebsrätin am StandortMitte (Erlangen G)

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ENERGI(E)SCH März 2015 Seite 7

Der Siemens-SimulatorMittlerweile erreichen uns immer mehr Stimmern von Mitarbeitern, die in letzter Zeit ihren Arbeits-platz verloren haben - sei es durch Auflösungsverträge oder durch andere windige Überredungs-künste.Diese ehemaligen Mitarbeiter klagen darüber, dass ihnen das jahrelang gewohnte Umfeld fehlt undsie eine gewisse Langeweile verspüren, weil sie ohne ihre gewohnte Arbeit auskommen müssen.Wir haben diese Klagen an das Management weitergeleitet und – oh staune - Siemens will diesenehemaligen Mitarbeitern helfen, ihre Not zu lindern.Ab Sommer dieses Jahres wird es den Siemens-Simulator geben, der den MAD-Mitarbeitern*das Leben erleichtern soll.Der Siemens-Simulator soll die MAD-Mitarbeiter noch möglichst lange an ihr gewohntes Sie-mens-Leben erinnern und das von Siemens gewohnte Umfeld garantieren.Der Siemens-Simulator ist ein Softwarepaket, das jedem ehemaligen Siemens-Mitarbeiter kosten-los zur Verfügung gestellt wird. Es ist frei konfigurierbar und damit an die verschiedensten Bedürf-nisse anpassbar.Wesentliche Merkmale werden sein:

· Regelmäßige Mails vom Chef zur Erinnerung an die zu erledigenden Aufgaben· Regelmäßige Outlook-Einladungen zu Ausstandfeiern der neuen MAD-Kollegen· Regelmäßige Einladung zu Workshops mit den anderen MAD-Mitarbeitern

(z.Bsp. Workshop Erlangen zu Fuß erkunden ohne sich die Füße wund zu laufen, maximal0,5 Std.)

· Regelmäßige Einladung zu Workshops in Zusammenarbeit der örtlichen Volkshochschule(z.B. Vorbereitung der nächsten Bergkirchweih mit Exkursion zum Bergkirchweihgelände)

· Jährlich neue garantiert unaussprechliche, immer länger werdende Abteilungsbezeichnun-gen durch den eingebauten Oktoberrevolutions-Generator. Dieses Modul ist besonders ge-eignet zum Training des im Alter schlechter werdenden Kurzzeitgedächtnisses

· Leerformular für den Lü... - äh - Stundenzettel wird bereitgestellt· Optionales Soundpaket mit Geräuschkulisse für MAD-Mitarbeiter, die im Großraumbüro

gearbeitet haben; inkl. diversen "Lauttelefonierern"· Urlaube/Abwesenheiten/Krankheiten müssen wie üblich (an)gemeldet/beantragt und ggf.

genehmigt werden· Die Chefrolle wird unter den Teilnehmern abwechselnd per Zufallsgenerator vergeben.· Weitere Module sind geplant. Die Firmenleitung ist für weitere Vorschläge noch offen

*MAD: Mitarbeiter außer Dienst(Anonym)

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Seite 8 ENERGI(E)SCH März 2015

Unsere Rätselecke:Wosteht´s???Was hier abgebildet ist,werden zumindestpassionierte Radfahrersofort wissen. Die Fra-ge ist nur: Wo befindetsich das gute Ding?Wer die Lösung kennt,schickt bitte bis zum23.4.2015 eine mög-lichst präzise Ortsan-gabe an die Redaktion.E-Mail:[email protected]

Der Gewinner bzw. dieGewinnerin wird durchLosverfahren ermittelt.Zu gewinnen gibt eswieder einen Polit-

Thriller der Extraklasse: „Die blauete“ von Wolfgang Schorlau.

Auflösung des letzten Rätsels:Andreas Büker aus der EM TS 2 EN-HVDC C&IN 5 wurde als Gewinner ausge-lost, herzlichen Glückwunsch!Die Skulptur „Das Gespräch“ steht auf demBetriebsgelände ERL S F an der Wattstra-ße, Ecke Einsteinweg im Forschungszent-rum, und damit im Bereich des denkmal-geschützten Park- und Gebäude-Ensembles, das Anfang der 1960er Jahreentstand. Die Bronzefiguren wurden vomBildhauer Erich F. Reuter ab 1949 in meh-reren Varianten geschaffen, die von derSiemens AG erworbenen Figuren in Le-bensgröße entstanden allerdings erst abetwa 1958. Erich F. Reuter wurde 1911 inBerlin geboren und studierte nach einerSteinmetzlehre an der Hochschule für Bil-dende Künstler. Nach anfänglicher Aner-kennung in Künstlerkreisen erfolgte 1943wegen der Beziehung zu einer „nichtari-schen“ Berlinerin der Ausschluss aus derReichskunstkammer und der Fronteinsatzin Italien. In den 50er Jahren geriet Reuteraufgrund seiner figürlichen Darstellungs-weise in Gegensatz zur abstrakten Moder-ne, errang dennoch bedeutende Preiseund internationale Anerkennung. Er erhieltzahlreiche Auftragsarbeiten, etwa für dasBotschaftsgebäude in Washington, dasVW-Werk in Wolfsburg oder die Siemens-Standorte in Berlin und Erlangen. Reuterverstarb 1997 in Holstein.Die Gesprächshaltung der Figuren – auf-merksam einander zugewandt, offen fürdas Gegenüber, nachdenklich und dochgespannt lauschend – passt nicht nur zuForschenden, sondern ganz allgemein zumkollegialen Miteinander. „Das Ge-spräch“ wie auch die Kollegialität findenhoffentlich auch auf dem Campus-Geländeausreichend Platz.

Good buy Siemens ?„Sparen, Sparen, Sparen“ heißt es derzeitwieder aus der Zentrale in München. EineMilliarde Euro soll eingespart werden.Nachvollziehbar ist das nicht so ganz, wenngleichzeitig 6 Milliarden Euro für eine Firmahingelegt werden soll, nur um sich ein Stückvon dem ziemlich fragwürdigen Fracking-Kuchen in Nordamerika zu sichern.Halten wir mal fest, wie gewissenhaft manbisher so in München ‘gespart‘ hat:

2004 kauft Siemens unter Heinrich von Pie-rer die Firma U.S.Filter für 1 Milliarde Dollar(damals ca. 890 Millionen Euro). 2013 wirdunter Peter Löscher der Bereich „SiemensWater Technologies“ für 640 Millionen Eurowieder verkauft. Macht einen Verlust vonmindestens 190 Millionen Euro.

2011 muss unter Peter Löscher eine Ver-tragsstrafe von 648 Millionen Euro zuzüg-lich Zinsen an Areva gezahlt werden, weildie geplante Nuklear-Partnerschaft mit Ro-satom vertraglich verboten war.

2014 will der neue Siemens-Chef Joe Kae-ser in einem persönlichen Wettbewerb mitseinem Vorgänger Peter Löscher (Schlag-zeile im Handelsblatt: ‘Kaeser sticht Löscheraus‘) den US-Fracking-Spezialisten Dresser-Rand für umgerechnet rund 5,8 MilliardenEuro kaufen. Fracking betonte er schon inseiner Rede zu seinem Amtsantritt als wich-tig, obwohl diese Technologie insgesamtdoch sehr fragwürdig bezüglich ihrer Ne-benwirkungen auf Natur und Umwelt ist.Man darf gespannt sein, was von diesenknapp 6 Milliarden Euro übrig bleibt, wenndiese Firma aus welchen Gründen auch im-mer wieder verkauft werden sollte.Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen SieIhren Vorstand oder Shareholder!

2014 wird mit „Vision 2020“ und „1 by16“ (auf neudeutsch ‘Onebysixteen‘) dassoundsovielte Sparprogramm verkündet.Eine Milliarde Euro sollen bis 2016 einge-spart werden. Sind das schon die Rückstel-lungen für den nächsten Flop? Statt in dennächsten riskanten Milliardendeal zu inves-tieren und gleichzeitig bei den Mitarbeiternzu sparen, sollte das bestehende Geschäftkontinuierlich ausgebaut werden und dielangfristige Sicherung von Arbeitsplätzenmehr Priorität bekommen.

2015 Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach34 Jahren Siemenszugehörigkeit werde ichdemnächst die passive Altersteilzeit begin-nen. Ich hoffe, dass das Siemens-Management zukünftig mehr Augenmerk aufdie Beschäftigten legen wird und wünscheallen, die noch länger bei Siemens arbeitendürfen, viel Glück bei ihrer weiteren persön-lichen Entwicklung.

Goodbye Siemens!Günter Ünzelmann

Betriebsrat

Jeder kann wütendwerden,

das ist einfach.Aber wütend auf den

Richtigen zu sein,im richtigen Maß,zur richtigen Zeit,

zum richtigen Zweckund

auf die richtige Art,das ist schwer.Zitat: Aristoteles

ImpressumENERGI(E)SCH ist die Zeitung derVertrauensleute der IG Metall beiSiemens Erlangen SüdRedaktion:P. Lagler, U. Münkemer, I. Paape,B. Raber-Sigor, G. Ünzelmann , P. Geis,H. Hirt, L. MongsV.i.S.d.P.: Silvia Heid,IGM-Verwaltungsstelle, Friedrichstr. 7,91054 ErlangenBilder, Quellen:IG Metall (soweit nicht anders angegeben)

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