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Aus der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil der Ruhr - Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. Gerd Muhr Langzeitergebnisse zur Lebensqualität von Patienten nach operativer Versorgung von unteren Halswirbelsäulenfrakturen im Vergleich zweier Osteosyntheseverfahren Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr – Universität Bochum vorgelegt von Sara Spiekermann aus Hamm 2009

In Dankbarkeit und Liebe meinen Eltern gewidmet · 5.7 Ziel der Behandlungen 44 6 IMPLANTATE 45 6.1 Orozco-H-Platte 46 6.2 Drittelrohrplatte 47 ... Kombinationsverletzungen aus Luxation

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Aus der

Chirurgischen Klinik und Poliklinik

des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums

Bergmannsheil

der Ruhr - Universität Bochum

Direktor: Prof. Dr. med. Gerd Muhr

Langzeitergebnisse zur Lebensqualität von Patienten nach operativer

Versorgung von unteren Halswirbelsäulenfrakturen im Vergleich

zweier Osteosyntheseverfahren

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin

einer

Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr – Universität Bochum

vorgelegt von

Sara Spiekermann

aus Hamm

2009

Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr

Referent: PD Dr. med. T. M. Frangen

Korreferent: Prof. Dr. med. Ch. von Schulze Pellengahr

Tag der mündlichen Prüfung: 12.04.2011

In Dankbarkeit und Liebe meinen Eltern gewidmet

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INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG 9

1.1 Thematik der Dissertation 9

1.2 Fragestellung 10

1.3 Gliederung der Dissertation 11

2 ANATOMIE UND FUNKTION DER WIRBELSÄULE 12

2.1 Anatomie der Wirbelsäule 12 2.1.1 Columnae vertebralis 12 2.1.2 Disci intervertebrales 13 2.1.3 Vertebrae 14 2.1.4 Atlas et Axis 16 2.1.5 Columna vertebralis: Pars cervicalis 17

2.2 Funktion der Wirbelsäule 18

3 VERLETZUNGEN DER WIRBELSÄULE 20

3.1 Wirbelsäulenverletzungen 20

3.2 Wirbelsäulenverletzungen – geschichtlicher Rückblick 20

3.3 Klassifikationen der Halswirbelsäulenverletzungen 22 3.3.1 Klassifikationen der Halswirbelsäulenverletzungen - geschichtlicher Rückblick 23 3.3.2 Klassifikationen der Halswirbelsäulenverletzungen - heute 29

4 INDIKATION ZUR OPERATIVEN BEHANDLUNG 34

4.1 Verletzungen der Wirbelsäule mit Rückenmarkbeteiligung 34

4.2 Verletzungen der Wirbelsäule ohne Rückenmarkbeteiligung 35 4.2.1 Stabilität und Instabilität 35 4.2.2 Deformität 36 4.2.3 Patientenalter 36

5 BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN 37

5.1 Konservativ Therapie 37

5.2 Operative Therapie 38

5.3 Ventrale Therapieverfahren an der unteren Halswirbelsäule: Die ventrale, interkorporelle Spondylodese 38

5.4 Dorsale Therapieverfahren an der unteren Halswirbelsäule 40 5.4.1 Dorsale Spondylodese 41 5.4.2 Hakenplattenspondylodese 41

5

5.4.3 CerviFix® 42 5.4.4 Cerclagen 42

5.5 Zugangsmorbiditäten 43

5.6 Postoperative Komplikationen 44

5.7 Ziel der Behandlungen 44

6 IMPLANTATE 45

6.1 Orozco-H-Platte 46

6.2 Drittelrohrplatte 47

7 PATIENTENGUT 48

7.1 Kriterien zur Auswahl des Patientenguts 48

7.2 Epidemiologie 49

8 METHODIK 50

8.1 Durchführung 50

8.2 Aktenstudien und Befragung 50

8.3 Untersuchung 54

8.4 Radiologische Untersuchung 55

8.5 Auswertung 55

9 ERGEBNISSE DER PATIENTENBEFRAGUNG 56

9.1 Zeitraum bis zur Nachuntersuchung 56

9.2 Anzahl der operativen Eingriffe 56

9.3 Alter der Patienten 57

9.4 Anzahl der frakturierten HWK 58

9.5 Häufigkeit der frakturierten HWK 59

9.6 Geschlecht 60

9.7 Unfallursache 60

9.8 Freizeit/ Arbeitszeit 62

9.9 Berentung 62

9.10 Bewegungsausmaß 62

9.11 Kinnspitzenschulterabstände 64

6

9.12 Muskelverspannungen 65

9.13 Kopfschmerzen 67

9.14 Sensibilität: Dysästhesien und Hypästhesien 68 9.14.1 Dysästhesien 68 9.14.2 Hypästhesien 69

9.15 Fragen F1-F19 70

9.16 Subjektive Nackenbeweglichkeit 73

9.17 Revisionsoperationen 74

9.18 Radiologische Ergebnisse 75

9.19 Spezielle Probleme der Patienten 75

10 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE 77

11 DISKUSSION 79

11.1 Patientengut 79

11.2 Methodik 82

11.3 Ergebnisse 82

12 FAZIT 90

13 LITERATURVERZEICHNIS 91

7

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Klassifikation der Halswirbelsäulenverletzungen

nach den Kriterien der AO/ASIF – Klassifikation

(nach Müller u. Mitarbeiter und Magerl u. Mitarbeiter) 30

Tabelle 2: Anzahl der operativen Eingriffe in der Chirurgischen

Klinik und Poliklinik des Berufsgenossenschaftlichen

Universitätsklinikums Bergmannsheil 56

Tabelle 3: Häufigkeiten der Halswirbelkörperfrakturen von

HWK 5, 6 und 7 50

Tabelle 4: Unfallursachen 60

Tabelle 5: Bewegungsausmaß: Mediane 63

Tabelle 6: Bewegungsausmaß: Mittelwerte 63

Tabelle 7: Max. Bewegungsausmaß der Implantatträger in % 64

Tabelle 8: Kinnspitzenschulterabstand: Mediane 64

Tabelle 9: Kinnspitzenschulterabstand: Mittelwerte 65

Tabelle 10: Regionen, in denen die Muskelverspannungen

auftreten. 66

Tabelle 11: Fragen F1- 19: Mediane, Mittelwerte, Maximum,

Minimum 71

8

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1: Wirbelsäule: Ventral, dorsal und seitlich 15

Abbildung 2: Wirbelkörper 16

Abbildung 3: Untere Halswirbelsäule 18

Abbildung 4: Zwei – bzw. Drei - Säulen – Modell 27

Abbildung 5: Das „segment vertebral moyen“ 28

Abbildung 6: Fragebogen für Patienten

- Nachuntersuchung 2007 52

Abbildung 7: Visuelle Analogskala 53

Abbildung 8: Messblatt für die Wirbelsäule

(nach der Neutral – 0 - Methode) 54

Abbildung 9: Altersgruppen der Patienten 57

Abbildung 10: Boxplot: Altersverteilung der Patienten 58

Abbildung 11: Anzahl der frakturierten HWK:

isoliert und mehrfach 59

Abbildung 12: Häufigkeiten der Halswirbelkörperfrakturen

– untere Halswirbelsäule 60

Abbildung 13: Unfallursachen 61

Abbildung 14: Regionen, in denen die

Muskelverspannungen auftreten. 67

Abbildung 15: Vergleich: Kopfschmerzen 68

Abbildung 16: Vergleich: Dysästhesie 69

Abbildung 17: Vergleich: Hypästhesie 70

Abbildung 18: Vergleich: Nackenbeweglichkeit 74

9

1 Einleitung

Verletzungen der Wirbelsäule, insbesondere der Halswirbelsäule, sind

keine Seltenheit und haben in den letzten Jahrzehnten stark

zugenommen. In Deutschland existieren pro Jahr schätzungsweise

2000 Fälle von schweren und relevanten

Halswirbelsäulenverletzungen. 50-60 % aller Wirbelsäulenverletzung-

en betreffen die Halswirbelsäule mit Luxationen, Frakturen und

Kombinationsverletzungen aus Luxation und Fraktur.

Wirbelsäulenfrakturen und deren Behandlung sind äußerst komplex.

Trotz verschiedener Standards bezüglich der Therapie

unterschiedlicher Halswirbelsäulenverletzungen ist das Feld der

Behandlungsmöglichkeiten, die Wahl des OP - Instrumentariums oder

die Wahl des operativen Zugangs, immer noch sehr groß und

weiterhin Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher

Untersuchungen [18, 66, 67, 104].

1.1 Thematik der Dissertation

Für diese retrospektive Studie wurden Patienten nachuntersucht, die

im Zeitraum von 2000-2006 eine Halswirbelsäulenverletzung erlitten

haben und operativ in der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des

Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil

versorgt wurden.

Diese Studie beschäftigt sich mit dem Vergleich zweier

Osteosyntheseimplantate: Der H-Platte und der Drittelrohrplatte,

welche bei der Versorgung der o. g. Patienten benutzt wurden. Durch

die Betrachtung verschiedener Kriterien und Aspekte soll

herausgefunden und festgestellt werden, in wieweit sich die

benutzten Implantate auf die Lebensqualität auswirken.

10

1.2 Fragestellung

Kernfragen dieser Dissertation sind:

1. Epidemiologie:

1.1 In welchem Alter verunglücken die Patienten am häufigsten?

1.2 Wie ist die Geschlechterverteilung bei den Verunglückten?

2. Verletzungsmuster:

2.1 Wie viele Wirbelkörper frakturieren?

2.2 Was sind die häufigsten Unfallursachen?

2.3 Geschen die Unfälle eher in der Freizeit oder in der Arbeitszeit?

3. Implantate:

3.1 Welche Unterschiede bestehen zwischen den Implantaten:

- intraoperativ

- bezüglich der Anschaffung?

4. Langzeitergebnisse:

4.1 Wie groß ist das Bewegungsausmaß nach Implantation?

4.2 Kommt es zu Einschränkungen im täglichen Leben?

4.3 Treten (gehäuft) Komplikationen auf wie:

- Muskelverspannungen

- Kopfschmerzen

- Dysästhesien / Hypästhesien

- Revisonsoperationen

- Instabilitäten?

5. Ist eines der Implantate dem anderen überlegen?

11

1.3 Gliederung der Dissertation

Die Dissertation kann in zwei große Abschnitte unterteilt werden. Der

erste Abschnitt soll den Leser mit der untersuchten Materie vertraut

machen, also mit der Wirbelsäule, ihren Verletzungen und ihren

Behandlungsmöglichkeiten. Im zweiten Abschnitt wird die

durchgeführte Studie zunächst beschrieben; danach werden die

Ergebnisse präsentiert:

Im ersten Abschnitt folgen der Einleitung (1. Kapitel) zunächst

Erklärungen zur Anatomie als auch zur Funktionsweise der

Wirbelsäule (2. Kapitel). Die Veranschaulichung der

Halswirbelsäulenverletzungen in einem geschichtlichen Rückblick

sowie einen Überblick über die unterschiedlichen

Frakturklassifikationen der Gegenwart beinhaltet das anschließende

3. Kapitel.

Kapitel 4, 5 und 6 beschäftigen sich zum einen mit der Indikation zur

operativen Behandlung und bieten zum anderen einen Einblick in

verschiedene Behandlungsmöglichkeiten mit ihren typischen

Komplikationen als auch eine kurze Vorstellung der in dieser Studie

untersuchten Implantate.

Im zweiten Abschnitt wird zuerst das untersuchte Patientengut

vorgestellt (Kapitel 7). Anschließend wird in Kapitel 8 die Methodik

der Studie erläutert.

Die Ergebnisse werden dann in Kapitel 9 präsentiert, in Kapitel 10

zusammengefasst und in Kapitel 11 diskutiert.

Kapitel 12 gibt einen Ausblick über mögliche, zukünftige Studien.

12

2 Anatomie und Funktion der Wirbelsäule

2.1 Anatomie der Wirbelsäule

2.1.1 Columnae vertebralis

Die Wirbelsäule, Columnae vertebralis, besteht aus insgesamt 33 - 34

Wirbeln, Vertebrae. Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich die

Zwischenwirbelscheiben, Disci intervertebralis.

Die Wirbelsäule verfügt über einen ausgesprochen starken und

komplexen Bandapparat sowie über zahlreiche Muskeln, Gefäße und

Nerven.

Unterteilt wird die Wirbelsäule in fünf Regionen: Dazu zählen einmal

die Halswirbelsäule, Vertebrae cervicales, mit 7 Halswirbeln, die

Brustwirbelsäule, Vertebrae thoracicae, mit 12 Brustwirbeln, die

Lendenwirbelsäule, Vertebrae lumbales, mit 5 Lendenwirbeln und das

Os sacrum, Vertebrae sacrales, mit den 5 verschmolzenen

Kreuzwirbeln und schließlich das Os coccygis, Vertebrae coccygeae,

mit den 4-5 verschmolzenen Steißwirbeln.

Da Kreuz- und Steißwirbel verschmolzen sind, spricht man hier von

falschen Wirbeln. Die übrigen Wirbel werden als echte Wirbel

bezeichnet, sie sind lebenslang beweglich [46].

Die Wirbelsäule ist doppelt S-förmig gekrümmt und besitzt damit eine

Eigengestalt. Durch die Rumpfmasse und den herrschenden

Muskeltonus wird die Krümmung noch verstärkt.

Im Hals – und Lendenbereich spricht man von einer Lordose, was

bedeutet, dass die Krümmungen nach vorn konvex sind.

Im Brust – und Kreuzwirbelbereich sind sie nach hinten konvex und

man spricht von einer Kyphose (siehe Kap.: 2.2) [61, 74, 75].

13

2.1.2 Disci intervertebrales

Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich die so genannten

Zwischenwirbelscheiben, die Disci intervertebrales (siehe Kap.: 2.2).

Diese sind nicht knöcherner Natur, sondern bestehen vornehmlich

aus Kollagenfasern und Knorpel. Addiert man die Länge aller Disci

zusammen, erreichen sie die Länge von ungefähr einem Viertel der

Wirbelsäulenlänge.

Man unterscheidet zunächst den äußeren Faserring, den Anulus

fibrosus, vom mittig liegenden Gallertkern, Nucleus pulposus. Der

Nucleus ist sehr wasserreich und hat dadurch die Fähigkeit, wie ein

Kissen zu wirken und für einen gleichmäßigen Druckausgleich zu

sorgen. Durch seinen Innendruck hält er den ihn umgebenen Anulus

in Spannung.

Die Zwischenwirbelscheiben können bei Belastung, also

beispielsweise beim Stehen, Wasser in ihre Umgebung abgeben und

verlieren somit an Höhe, was dazu führt, dass der Mensch nach

einem Tag auf den Beinen bis zu 3cm kleiner sein kann. Bei

Entlastung wird das zuvor verlorene Wasser wieder aufgenommen.

Die Zwischenwirbelscheiben nehmen an Höhe und Umfang von

kranial nach kaudal zu. Sie haben ein keilförmiges Aussehen. Im

Hals- und Lendenbereich sind sie ventral höher, im Brustbereich

dorsal.

Versorgt werden die Zwischenwirbelscheiben beim Erwachsenen

durch Diffusion, da sie keine Blutgefäße mehr enthalten. Die Diffusion

wird durch Be- und Entlastung angeregt. Sie sind nervenfrei [61,

92].

14

2.1.3 Vertebrae

Die Wirbel besitzen eine gemeinsame Grundform, bestehend aus dem

Wirbelkörper, Corpus vertebrae, und dem Wirbelbogen, Arcus

vertebrae, mit seinen jeweils insgesamt 7 Fortsätzen, Processi.

Außerdem besitzt jeder Wirbel je zwei Querfortsätze, Processi

transversi, zwei Paar Gelenkfortsätze, Processi articularis superiores

et inferiores, sowie pro Wirbel je ein Dornfortsatz, Processus

spinosus.

Die Dornfortsätze sind unter der Haut tastbar und dienen zusammen

mit den Querfortsätzen den Muskeln als Ansatzstelle. Die

Gelenkfortsätze bilden jeweils eine gelenkige Verbindung.

Die Wirbellöcher, Foramen vertebrale, bilden in ihrer Gesamtheit den

Wirbelkanal, Canalis vertebralis. Dieser zieht sich kranial vom

Foramen magnum des Os occipitale bis kaudal zum Hiatus sacralis.

Innerhalb des Wirbelkanals befindet sich das Rückenmark.

Durch die so genannten Zwischenwirbellöcher, Foramina

intervertebralia, auf beiden Seiten eines Wirbel, zieht sich jeweils ein

Spinalnerv, Nervus spinalis, mit kleineren Gefäßen.

In den fünf unterschiedlichen Regionen, in die die Wirbelsäule

unterteilt wird, unterscheiden sich die Wirbel sowohl in ihrer Größe

als auch in ihren äußeren Merkmalen. An den Grenzen der Regionen

sind Übergangsformen zu sehen.

Vom Schädel bis hin zum Becken tragen die Wirbel eine immer

größere Last. Um sie zu kompensieren, nehmen die Wirbel in ihrem

Durchmesser und in ihrer Höhe nach kaudal hin zu und haben somit

immer eine funktionsspezifische Form.

Die Wirbel der Halswirbelsäule haben eine annähernd rechteckige

Form, die der Brustwirbelsäule sind etwa dreieckig und die der

Lendenwirbelsäule eher bohnenförmig [26, 61].

15

Abbildung 1: Die Wirbelsäule von ventral, dorsal und lateral [75]

Columna vertebralis, von ventral

Columna vertebralis, von dorsal

Columna vertebralis, von lateral

16

Wirbelkörper, Schema, Medianschnitt Abbildung 2: Wirbelkörper [75]

2.1.4 Atlas et Axis

Atlas und Axis, erster und zweiter Halswirbel, nehmen bei der

Halswirbelsäule eine Sonderstellung ein und erhalten aus diesem

Grund einen Eigennamen. Sie weichen stark von der wirbelüblichen

Grundform ab.

Der Atlas besitzt keinen Wirbelkörper, sondern besteht aus zwei

Bögen, die sich beiderseits verdicken und jeweils in einem Processus

transversus (Querfortsatz) auslaufen.

Das Charakteristikum des Axis ist der Dens axis, ein abgerundeter,

zapfenartiger Fortsatz an der kranialen Fläche [46].

Entwicklungsgeschichtlich ist der Dens axis (= Zahn), ein Teil des

Atlas [61].

17

Beide Halswirbel nehmen die Last des Kopfes auf und ermöglichen

eine Bewegung in drei Freiheitsgraden; demnach funktionieren sie als

Kugelgelenk. Kopf und Atlas können um den Dens axis als Achse

rotiert werden.

2.1.5 Columna vertebralis: Pars cervicalis

Den dritten bis siebten Halswirbel bezeichnet man als untere

Halswirbelsäule. Der erste Brustwirbel wird in der Literatur häufiger

ebenfalls noch zur unteren Halswirbelsäule gezählt. Dies liegt einmal

an der anatomischen Nähe zur unteren Halswirbelsäule, einem

oftmals kombinierten Verletzungsmuster und der gleichen operativen

Behandlung.

Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich ausschließlich mit

diesem Abschnitt der Halswirbelsäule (ohne den ersten Brustwirbel).

Eine Besonderheit der Halswirbel sind die Foramen transversarium

(alt: Foramen processus transversi), pro Wirbel haben sie jeweils

zwei Löcher, die an beiden Seiten des Wirbels liegen und in ihrer

Gesamtheit einen Kanal bilden, den Querfortsatzkanal, durch den

Arteria und Vena vertebralis verlaufen, wobei die Arterie durch das

Foramen des 6. Halswirbels in den Kanal gelangt und die Vene durch

das Foramen des 7. Halswirbels den Kanal verlässt.

Ein weiteres, wichtiges Kriterium ist der jeweilige Dornfortsatz,

Processus spinosus. Diese Dornfortsätze sind beim dritten bis

sechsten Halswirbel meist gabelförmig gespalten. Eine solche

Spaltung weist der siebte Halswirbel nicht auf. Er ist durch die Haut

besonders gut zu ertasten und hat daher einen Eigennamen:

Vertebrae prominens. Außerdem ist er Ausgangspunkt für das

Abzählen der Brustwirbel [18, 61, 104].

18

Vertebrae cervicales III.-VII.; von lateral dorsal

Abbildung 3: Untere Halswirbelsäule [75]

2.2 Funktion der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule stellt ein Grundgerüst und Stützgerüst für den Rumpf

dar. Sie ist durch ihre Verbindung mit den Rippen wesentlich an der

Formgebung des Thorax mitbeteiligt und beeinflusst dadurch auch

das Atmungsorgan. Sie ermöglicht dem Menschen die aufrechte

Haltung und den aufrechten Gang, übernimmt also statische

Funktionen und gibt dem Menschen zusätzlich sein unverkennbares,

äußeres Erscheinungsbild.

Sie hat kinematische und dynamische Funktionen, da sie die

Beweglichkeit des Stammes, also des Kopfes, Rumpfes und der

oberen Extremität ermöglicht. Die Bewegungsmöglichkeit zwischen

zwei Wirbeln ist eher gering. Da sich die Bewegungsmöglichkeiten der

24 beweglichen Wirbel jedoch addieren, entsprechen die möglichen

Bewegungen denen eines Kugelgelenks. So ist die Wirbelsäule zu 40°

Beugung, 70° Streckung, 45° Seitwärtsneigung und 60-80° Drehung

fähig.

19

Eine weitere, äußerst wichtige Funktion der Wirbelsäule stellt das

Abfangen von Erschütterungen und Stößen dar, wie sie bereits beim

Gehen, Laufen oder Springen entstehen. Da die Wirbelsäule über

mehrere besondere Krümmungen verfügt (Lordose und Kyphose,

siehe Kap.: 2.1.1) können axial einwirkende Kräften besser bewältigt

werden. Außerdem kann die Wirbelsäule leichter federn, da sie an

mehreren Stellen gekrümmt ist und nicht nur an einer.

Die Wirbelsäule besitzt zudem die Disci intervertebrales, (s. Kap.:

2.1.2). Ihre Elastizität und Verformbarkeit ermöglichen es, dass die

durch Stöße verursachte Energie in innere Reibung umgesetzt werden

kann. So verformt sich die Bandscheibe und kann damit eine gewisse

Dämpfung gewährleisten. Diese Dämpfung ist insbesondere für das

empfindliche Gehirn von großer Bedeutung.

Zusätzlich schützt der knöcherne Wirbelkanal im Inneren der

Wirbelsäule das hochsensible Rückenmark.

Die Halswirbelsäule stellt einen besonderen Abschnitt der Wirbelsäule

dar. Sie ist der beweglichste Teil der Wirbelsäule, da sie ihre Führung

hauptsächlich durch den Bandapparat sowie durch die Muskeln

erfährt. Die anderen Abschnitte der Wirbelsäule werden dagegen

knöchern geführt.

Evolutionsgeschichtlich lässt sich das außergewöhnlich große

Bewegungsausmaß dadurch erklären, dass es vom Kopf und den

Sinnesorganen zur freien Orientierung benötigt wurde (wird).

Andererseits ist die Halswirbelsäule dadurch besonders anfällig für

Verletzungen [26, 61, 69, 91, 103].

20

3 Verletzungen der Wirbelsäule

3.1 Wirbelsäulenverletzungen

Ist die Wirbelsäule gesund, entstehen Wirbelsäulenverletzungen erst

durch eine sehr große Krafteinwirkung.

Osteoporose, ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew),

chronische Polyarthritis, Tumorerkrankungen und andere, die

Spongiosa angreifende Erkrankungen stellen disponierende Faktoren

dar, die dazu führen, dass die Wirbelsäule mit geringerem

Kraftaufwand wesentlich schneller verletzt werden kann

(„pathologische Frakturen“).

Die indirekte Krafteinwirkung ist von der direkten Krafteinwirkung zu

unterscheiden [93, 87].

Der Verletzung, die durch eine indirekte Krafteinwirkung entsteht,

gehen oft andere Mechanismen voraus, beispielsweise ein Sturz aus

großer Höhe, freier Flug der verunglückten Person beim

Verkehrsunfall oder ein Sprung kopfüber ins Wasser. Die Bewegung

des Körpers wird plötzlich durch den Aufprall des Kopfes gestoppt. Da

der Körper aber immer noch der Fliehkraft folgt, wirkt ein sehr

starker Kraftvektor auf die Halswirbelsäule, die die axiale

Kompression, die maximale Flexion und Extension, die Rotation sowie

Kombinationen aus diesen Bewegungsmomenten zur Folge haben

kann [66].

Wesentlich seltener ist die direkte Gewalteinwirkung wie ein „ Schlag

oder Geschoß“ [87].

3.2 Wirbelsäulenverletzungen – geschichtlicher Rückblick

Die ersten geschriebenen, medizinischen Überlieferungen stammen

aus dem alten Ägypten aus der Zeit zwischen 2000 v. Chr. und 1500

v. Chr.. Es handelt sich um insgesamt 6 Papyri, das Kahun Papyrus,

die Ramesseum IV und V Papyri, das Smith Papyrus, das Ebers

21

Papyrus und das Hearst Papyrus, die eine Abschrift noch viel älterer

Dokumente darstellen.

Das Edwin Smith Papyrus, auch „Wundbuch“ genannt, berichtet

erstmals in einer systematischen Weise über Verletzungen des

menschlichen Körpers, deren Behandlung und Prognose. Am Kopf

beginnend werden chirurgisch sehr exakte Beschreibungen geliefert,

beispielsweise über Schädelverletzungen bis hin zu einem offenen

Schädel-Hirn-Trauma. Die Besonderheit dieses Werkes liegt darin,

dass in den beschriebenen 48 Fällen lediglich einmal ein

„Zauberspruch“ als Therapievorschlag angewandt werden soll, in allen

anderen Fällen werden präzise Anweisungen zur Behandlung gegeben

(was auf eine für die damalige Zeit moderne Anschauung hinweist)

[15].

Hippokrates, 400 - 325 v. Chr., beschäftigte sich wesentlich mit der

Therapie der Wirbelsäulenfrakturen, z.B. einer sanften Reposition

durch die Streckbank.

Galen, 129 n. Chr. – 199 n. Chr., erstellte nicht nur ein Schema, das

die Wirbelsäule in Segmente einteilte und bis heute Gültigkeit besitzt,

sondern erklärte ebenfalls, dass eine Durchtrennung des

Rückenmarkes eine komplette Lähmung nach sich zieht [6, 97].

Paul von Aegina, 625 n. Chr. - 690 n. Chr., plädierte für eine

Reposition mit anschließender Operation, bei welcher pathologisch

verlagerte Wirbelsäulenfragmente entfernt werden sollten und die

Wirbelsäule letztlich mit einem Holzscheit geschient wird [25, 50,

100].

Fabrizius von Hilden wagte im 16. Jh. die erste offene Reposition.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden lediglich

Frakturfragmente, die pathologisch verlagert waren, operativ

entfernt. Erst 1891 gelang Hadra eine operative Stabilisierung mittels

eines Silberdrahtes, den er mehrfach um eine ältere Luxationsfraktur

schlang [29, 34, 71].

22

Dennoch blieb die operative Versorgung der Wirbelsäule eine Rarität.

Dies lag nicht nur an den fehlenden Instrumenten, die zur Operation

benötigt wurden, sondern auch an der unzureichenden,

diagnostischen Bildgebung und der schlechten Schmerzstillung sowie

Betäubung des Patienten. Aber auch die geringe Erfahrung der

Chirurgen und die zahlreichen, tödlichen Komplikationen führten zu

einer großen Resignation.

Am 8. November 1895 entdeckte W.C. Röntgen (1845-1923) die X-

Strahlen, im Dezember 1895 gelang ihm die 1. Röntgenaufnahme

(von der Hand seiner Ehefrau Berta): Dies war die Geburtsstunde der

Röntgenstrahlung, die dazu führte, dass 100 Jahre später gut

verwertbare Röntgenbilder der Wirbelsäule erstellt werden konnten.

Der Mathematiker Johann Radon erschuf schon 1917 die

Radontransformation, die die Grundlage der Computertomographie

darstellt. 1971 entstanden die ersten CT – Aufnahmen: A.M.

Cormack und G. Hounsfield erhielten hierfür 1979 den Nobelpreis.

Diese technischen Entwicklungen halfen, sowohl die Struktur wie

auch die Pathophysiologie und die Biomechanik der Wirbelsäule und

deren Verletzungen besser zu begreifen. Somit führten diese

Errungenschaften des besseren Verständnisses, zusammen mit der

Weiterentwicklung des chirurgischen Instrumentariums, seit Mitte der

70er Jahre, maßgeblich zu einer Optimierung der operativen

Behandlung [18, 19, 73].

3.3 Klassifikationen der Halswirbelsäulenverletzungen

Eine systematische, einheitliche Klassifikation für die

Halswirbelsäulenfrakturen der oberen und unteren Halswirbelsäule zu

erstellen, stellt eine große Schwierigkeit dar, da Atlas und Axis einen

sehr unterschiedlichen Aufbau gegenüber den übrigen Wirbeln der

unteren Halswirbelsäule aufweisen (s. Kap. 2.1.4). In der Literatur

sind mehrere, unterschiedliche Ansätze beziehungsweise

23

Klassifikationen zu finden. Bis heute existiert aber noch keine

allgemeingültig akzeptierte und übergeordnete Klassifikation [1, 93].

„Eine allgemein akzeptierte, übergeordnete Klassifikation gibt es

weder für die obere noch untere HWS“, diese Aussage wurde in den

unfallchirurgischen Leitlinien von Thieme 2000 veröffentlicht [93].

3.3.1 Klassifikationen der Halswirbelsäulenverletzungen -

geschichtlicher Rückblick

Lorenz Böhler beschrieb in „Die Technik der

Knochenbruchbehandlung“ [9] 1929 erstmalig sehr systematisch und

ausführlich sowohl Unfallhergang, Frakturformen wie auch

Frakturmechanismen und deren konservative wie auch operative

Behandlung.

Er traf im Kapitel „Entstehung und Einteilung der Knochenbrüche“

folgende Einteilungen:

I. Einteilung nach dem Verhalten der Haut

II. Einteilung nach dem Angriffspunkt der Gewalteinwirkung

III. Einteilung nach dem Bruchmechanismus

IV. Einteilung nach der Form

V. Einteilung nach dem Alter des Verletzten

VI. Einteilung nach dem Zustand der Knochen

Jeder dieser Einteilung folgten noch weitere Unterteilungen. Unter III.

wurden sehr detailliert die Bruchmechanismen aufgezählt wie: Dreh-,

Biegungs-, Stauchungs-, Quetschungs-, Abscherungs- und

Abrissbrüche.

Unter IV. wurden die Frakturtypen und deren Entstehung erklärt:

I. Querbrüche durch Abscherung

II. Schrägbrüche durch Biegung

III. Schraubenbrüche durch Drehung

24

IV. Längsbrüche durch Längsstauchung

V. T - und Y - Brüche durch Längsstauchung

VI. Manche Trümmerbrüche durch Längsstauchung

Außerdem zählte er „Die typischen Verschiebungen der Bruchstücke“

auf:

I. dislocatio ad axim (= die Achsenknickung)

II. dislocatio ad peripheriam (= die Verdrehung der Bruchstücke

gegeneinander um die Längsachse)

III. dislocatio ad latus (= die Seitenverschiebung)

IV. dislocatio ad longitudinem cum abbreviatione aut contractione

(= die Verkürzung)

V. dislocatio ad longitudinem cum elongatione aut distractione

(= die Verlängerung)

1931 wurde das „Prinzip der Instabilität durch Bandverletzungen der

Wirbelsäule“ zum ersten Mal veröffentlicht. Dies geschah durch die

Watson-Jones-Klassifikation. Dieses Prinzip verdeutlichte, wie

elementar der Bandapparat und nicht in erster Linie,- wie lange Zeit

vermutet -, nur die knöchernen Bestandteile der Wirbelsäule für ihre

Stabilität ist. Durch seine Verletzung büßt die Wirbelsäule ihre

Stabilität ein.

Rieunau und Decoulx erweiterten 1958 schließlich die Watson-Jones-

Klassifikation durch Nicolls Ansatz (1949) von der akuten und

sekundären Instabilität [23, 70, 98].

Anhand verschiedener Verletzungsmechanismen erstellten Whitley

und Forsythe 1960 eine Frakturklassifikation für die obere und die

untere Halswirbelsäule. Sie unterschieden Extensions-, Flexions- und

kombinierte Verletzungen. Zusätzlich differenzierten sie bezüglich der

Extensions- und Flexionsverletzung noch einen ein- bzw. beidseitigen

Einwirkungsmechanismus.

25

Dieses Modell wurde 1982 von Allen und Mitarbeiter um eine

Kompressions- und Distraktionskomponente erweitertet, hierdurch

entstanden sechs unterschiedliche Verletzungsgruppen [4, 38, 66]:

I. Verletzungen durch Kompression - Flexion

II. Verletzungen der vertikalen Kompression

III. Verletzungen der Distraktion – Flexion

IV. Verletzungen der Kompression – Extension

V. Verletzungen Distraktion – Extension

VI. Verletzungen der lateralen Flexion

Auch Holdsworth erkannte die Wichtigkeit des hinteren

Bandapparates für die Wirbelsäulenstabilität, die bereits in der

Watson-Jones-Klassifikation Erwähnung fand. Er entschied sich 1963

für eine Unterteilung der Wirbelsäulenverletzungen in sechs

Untergruppen:

I. die Gruppe mit vorderem Keilbruch,

II. die Gruppe mit Dislokationen,

III. die Gruppe mit Dislokationen durch Rotationen,

IV. die Gruppe mit Extensionsfrakturen,

V. die Gruppe mit Berstungsfrakturen sowie

VI. die Gruppe mit Scherfrakturen.

In seiner Klassifikation gehören Keil- und Berstungsbruch in die

Kategorie der stabilen Frakturen [38].

Um eine einfachere Klassifizierung der Frakturtypen zu schaffen,

wurde die Wirbelsäule in einzelne Säulen aufgeteilt. Aus dem Jahre

1968 existiert Kellys und Whitesides Zwei-Säulen-Modell, das die

Wirbelsäule in zwei Säulen unterteilt, wobei Bandscheibe und

Wirbelkörper eine druckfestere, vordere Säule bilden und

Wirbelbogen, Gelenkfortsätze und Ligamente, die zweite, hintere

26

Säule. Die vordere Säule ist Kompressionskräften, die hintere Säule

Extensionskräften ausgesetzt [49, 59].

Louis hingegen entwickelte 1975 ein Drei-Säulen-Modell.

„ In 1975, I described a three – column spine concept, different from

that of Denis. This theory was proposed to explain comprehensively

what the other theories appeared to do only in part. ... As a result of

the three column spinal concepts we state that a normal axial spine

growth needs an harmonious growth of each column. [55]“

Die erste Säule besteht aus Bandscheiben und Wirbelkörpern; die

Gelenkfortsätze mit ihren korrespondierenden Gelenkfacetten, den

Laminae und Pedikeln, bilden die zweite und dritte Säule. 1979

beschrieb er einen Stabilitäts-Instabilitätsscore, der helfen sollte, die

Stabilität der Wirbelsäule zu berechnen. Dies geschieht, indem den

einzelnen Strukturen Werte zugeordnet werden. So erhält jede

Verletzung des Wirbelbogens bzw. des Pedikels den Wert 0,5;

ebenfalls einen Wert von 0,5 erhalten Verletzungen der Bandscheiben

sowie der Facettengelenke. Jede der drei Säulen erhält jeweils den

Wert 1, die anderen Strukturen haben den Wert 0,25.

Er definiert Instabilität als die Summe aller Verletzungen, die größer

2 ist und die nun mit Hilfe der definierten Werte berechnet werden

kann. Sein Modell schließt allerdings den Atlas aus und gilt somit nur

für den Axis und die untere Halswirbelsäule [56, 57, 66].

Auch Denis unterteilt die Wirbelsäule in drei Säulen (1983). Bei ihm

zählen das vordere Längsband und die vorderen Zweidrittel des

Wirbelkörpers und der Bandscheibe zur vorderen Säule. Hinteres

Längsband, hintere Bandscheibe und Wirbelkörperhinterwand stellen

eine mittlere Säule dar. Die hintere Säule wird schließlich durch den

hinteren Bandapparat, durch die Facettengelenke mit Kapsel sowie

durch das Ligamentum Flavum gebildet. Außerdem unterteilte Denis

die Frakturen nach ihrem Verletzungsmechanismus sowie - typus in

vier Gruppen: Erstens die Kompression mit einer Verletzung der

27

vorderen Säule bei erhaltener Mittelsäule, zweitens die Zerstörung

der vorderen und mittleren Säule durch die Berstungsfraktur, drittens

die Verletzung der hinteren und mittleren Säule durch die so

genannte „seat - belt fracture“, also die Flexions – Distraktions –

Verletzung, und viertens eine Frakturdislokation mit Beteiligung aller

Säulen durch Kompression, Scherkräfte, Rotation sowie durch Zug

[24].

Zwei–Säulen–Modell: vorderes Segment = vordere Säule; mittleres + hinteres Segment = hintere Säule.

Drei–Säulen–Modell: vorderes Segment = vordere Säule;

mittleres Segement = mittlere Säule; hinteres Segment = hintere Säule.

Abbildung 4: Zwei – bzw. Drei - Säulen – Modell [66]

Das „Segment vertebral moyen“ wurde 1984 von Roy-Camille et al.

beschrieben. Diese Einteilung versucht ebenfalls, eine instabile

Fraktur zu charakterisieren: Sind die Pedikel, die Hinterwand des

Wirbelkörpers, die Laminae sowie die Interartikularportion verletzt,

handelt es sich um eine instabile Fraktur.

28

Abbildung 5: „segment vertebral moyen“ [66]

1987 erarbeiteten Aebi und Nazarian schließlich sowohl eine

Klassifikation für die obere als auch für die untere Halswirbelsäule,

die eine Anlehnung an die Kriterien der AO/ASIF (Arbeitsgemeinschaft

Osteosynthese/Association for the study of Internal Fixation) findet,

die für Extremitäten existiert: „Mit der vorgeschlagenen,

systematischen, weitgehend röntgenmorphologischen Klassifizierung

der Halswirbelsäule nach dem Schema der AO-Klassifikation für die

Extremitätenverletzungen, gelingt es, die meisten beschriebenen

Einzelverletzungen der oberen und unteren HWS zu erfassen und in

ein logisches System einzugliedern.“ [1].

Der wesentliche Unterschied besteht bei dieser Klassifikation darin,

dass nicht die allgemeingültigen, mechanischen Kriterien

ausschlaggebend für die Klassifizierung von Aebi und Nazarian sind,

sondern der anatomische Aufbau und die Lokalisation der

Hauptläsion: Gruppe A beinhaltet Verletzungen der vorderen Säule

(Wirbelkörper, Bandscheiben, vorderes Längsband), Gruppe B, die

der hinteren Säule (Zwischenwirbelgelenke, Wirbelbögen, Ligamente)

und Gruppe C umfasst die Kombinationsverletzung aus beiden

Säulen. Außerdem unterscheiden sie noch zwischen rein oder

vorwiegend ossären Verletzungen, reinen oder vorwiegend

29

ligamentären Verletzungen und den osteoligamentären Läsionen [1,

35, 63, 66, 76, 102, 104].

3.3.2 Klassifikationen der Halswirbelsäulenverletzungen -

heute

Magerl et al. und Müller et al. (1990) versuchten, ihre für die BWS

und LWS bestehende Klassifizierung auf die HWS anzuwenden. Ihre

Klassifizierung basiert auf der Zwei-Säulen Theorie Whitesides. Die

unterschiedlichen Kräfte, die auf die Wirbelsäule wirken können, wie

Kompression, Distraktion und Rotation, bilden hier die drei

Hauptgruppen der Frakturmechanismen. Diese Klassifikation findet

heute im klinischen Alltag ihre Anwendung, da sie vornehmlich die

Mehrzahl der Verletzungen sowie deren Schweregrad erfasst.

Außerdem basiert sie sowohl auf den Prinzipien der AO, der

konventionellen Röntgenbilder, als auch auf CT – Aufnahmen und auf

morphologischen Kriterien. Zusätzlich ist sie richtungweisend in der

Therapie [18, 40, 76, 104].

30

Tabelle 1: Klassifikation der HWS - Verletzungen nach den Kriterien

der AO-/ASIF - Klassifikation für lange Röhrenknochen

(nach Müller u. Mitarbeiter und Magerl u. Mitarbeiter) [66]

Frakturtyp Gruppe Untergruppe

A Verletzungen

der vorwiegend

vorderen

Elemente durch

Kompression

A 1 Impaktion

A 2 Spaltbildung

A 3

Berstungsbrüche

A 1.1 Deckplatteneinbruch

A 1.2 Keilwirbelbildung

A 1.3 Kollaps des

Wirbelkörpers

(vor allem bei Osteoporose)

A 2.1 Spaltbildung in der

Frontalebene ohne

Dislokation

A 2.2 Spaltung in der

Frontalebene mit Dislokation

A 2.3 Spaltung in der

Sagittalebene mit/ ohne

Spaltung in der Frontalebene

A 3.1 inkomplette

Berstungsfraktur

A 3.2 komplette

Berstungsfraktur

31

B Verletzungen

der vorwiegend

hinteren

Elemente durch

Distraktion

(können mit

Verletzungen

der vorderen

Elemente im

Sinne des Typ

A kombiniert

sein)

B 1 vorwiegend

ossäre Verletzung

der hinteren

Elemente

B 2 vorwiegend

ligamentäre Ver-

letzungen der

hinteren Elemente

B 1.1 Querfraktur durch den

Bogen

B 1.2 Fraktur durch die

Facettengelenke beiderseits

B 1.3 Fraktur durch den

Pedikel (beiderseits)

(„Chance“ - Fraktur)

B 2.1 Zerreißung des

hinteren Ligamentkomplexes

mit Subluxation in den

kleinen Wirbelgelenken

beiderseits

B 2.2 Zerreißung des

hinteren Ligamentkomplexes

mit

Luxation der kleinen

Wirbelgelenke

(verhakte Gelenke)

beiderseits

B 2.3 Zerreißung des

hinteren Ligamentkomplexes

mit Luxation der kleinen

Wirbelgelenke und

Translation nach vorne

32

B 3 Verletzung

durch die

Bandscheibe mit

Extension (ventrale

Dislokation);

die Läsionen B1

und B2 können alle

mit Läsionen vom

A-Typ kombiniert

sein

B 3.1 Zerreißung der

Bandscheibe mit knöchernem

Ab- /Ausriss der

Ringapophyse

B 3.2 reine Zerreißung der

Bandscheibe

B 3.3 Zerreißung der

Bandscheibe mit

Isthmusfraktur und

dorsaler Dislokation

C Verletzungen

der hinteren

und vorderen

Elemente durch

Rotation

(die Verlet-

zungen

beinhalten

immer einen

Typ B

zusammen mit/

ohne Typ -A-

Verletzung)

C 1 mit

Verletzungen vom

Typ A kombiniert

C 2 mit

Verletzungen vom

Typ B kombiniert

C 3 spezielle, nicht

klassifizierte

Läsionen

C 2.1* unifacettale Fraktur

C 2.2* unifacettale

Subluxation

C 2.3* unifacettale Luxation

mit Verhakung

C 3.1 * unilateral

Frakturdislokation der Massa

lateralis (FSMA)

C 3.2 ,,Slice" - Fraktur

33

C 3.3 Trennung der

Wirbelkörper über mehrere

Segmente

(typisch für thorakale

Verletzung)

* Traumatische, rotatorische Dislokationen (Argenson)

34

4 Indikation zur operativen Behandlung

„Jede Halswirbelsäulenverletzung stellt einen Notfall dar, der noch am

Unfalltag operiert werden muß.“, Junghans [45] Aussage von 1971

kann so heute nicht mehr gelten.

Die Therapie der Wirbelsäule richtet sich in erster Linie danach, ob

das Rückenmark von der Verletzung ebenfalls betroffen ist.

Bei knöchernen Verletzungen ist zunächst zu entscheiden, ob eine

konservative oder eine operative Therapie Erfolg versprechender ist.

Diese Entscheidung wird mittels bestimmter Kriterien getroffen, die

im Anschluss erläutert werden (siehe Kap. 4.1, 4.2, 4.2.1, 4.2.2,

4.2.3) und die helfen, die Operationsindikation zu bestimmen.

Diese Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit Verletzungen der

unteren Halswirbelsäule ohne Beteiligung des Rückenmarks. Der

Vollständigkeit halber wird hier die Beschreibung neurologischer

Läsionen kurz erwähnt.

4.1 Verletzungen der Wirbelsäule mit Rückenmarkbeteiligung

Nach einer Wirbelsäulenverletzung stellt nahezu jeder neurologische

Ausfall bei einem Patienten eine absolute Operationsindikation dar.

Dazu zählen sowohl komplette Tetraplegien und inkomplette

Querschnittssyndrome als auch sensomotorische und radikuläre

Syndrome.

Eine operative Behandlung sollte ebenfalls eingeleitet werden, falls

eine Veränderung des neurologischen Status erfolgt ist,

beispielsweise eine Parese, die plötzlich auftritt oder sich ausbreitet

(Übergang von einer inkompletten in eine komplette Lähmung), oder

ein eintretender, plötzlicher Stillstand einer zuvor begonnenen,

fortgeschrittenen Verbesserung der neurologischen

Ausfallerscheinungen.

35

Offene und/oder penetrierende Läsionen, aber auch die Einengung

des Wirbelkanals stellen ebenso eine absolute Operationsindikation

dar [11, 66, 97].

4.2 Verletzungen der Wirbelsäule ohne

Rückenmarkbeteiligung

Das wichtigste Kriterium für die Beurteilung der Operationsindikation,

bei einer Fraktur ohne neurologische Läsion stellt die Stabilität bzw.

die Instabilität (siehe Kap. 4.2.1) des verletzten

Wirbelsäulenabschnitts dar.

Außerdem spielt bei der Operationsindikation das Ausmaß der

Fehlstellung (siehe Kap. 4.2.2) sowie das Alter des Patienten (siehe

Kap. 4.2.3) eine Rolle. Falls eine ausreichende Reposition durch

konservative Behandlung nicht gewährleistet ist oder es nach

konservativer Behandlung zur Reluxation kommt, besteht ebenfalls

eine Operationsindikation.

4.2.1 Stabilität und Instabilität

Jede instabile Fraktur sollte dringend operativ behandelt werden.

Um Instabilität nachzuweisen, müssen verschiedene Merkmale

vorhanden sein.

Panjabi, White und Southwick entwickelten eine „Checkliste“, in der

sie folgende Merkmale als sicher instabil beschrieben:

Als sicher instabil gilt eine stufenförmige Ventralverschiebung des

kranialen Wirbelkörpers gegenüber dem kaudalen Wirbelkörper von

mehr als 3,5mm. Eine Angulation von mehr als 11° oder eine

Abdeckelung der jeweils unteren Facettengelenkfläche durch die

jeweils obere Facette von mehr als 50% innerhalb eines

Wirbelsegmentes gelten ebenfalls als instabil.

Sie erweiterten ihre Checkliste: Verschiedene Verletzungen erhalten

unterschiedliche Punktewerte, die addiert werden: Beispielsweise

36

erhält die Wirbelverschiebung nach ventral von mehr als 3,5mm

einen Punktewert von 2, eine funktionsunfähige, zerstörte

Wirbelsäule ebenfalls den Wert 2 und so weiter. Ist nun ein Wert von

5 Punkten erreicht oder überschritten, gilt die Fraktur als sicher

instabil [17, 66].

4.2.2 Deformität

Verletzungen, die eine starke Deformierung der Wirbelsäule nach sich

ziehen und überwiegend diskoligamentär sind, sowie offene und

penetrierende Verletzungen sollen ebenfalls operativ behandelt

werden.

4.2.3 Patientenalter

Ein hohes Alter des verletzten Patienten gilt ebenfalls als

Operationsindikation, da eine konservative Behandlung mittels

Minerva - Gipsverband oder Halo – Fixateur eine zu große

Gefährdung für den Patienten darstellt. Der ältere Patient hat eine

wesentlich geringere Kompensationsfähigkeit. Durch die strikte

Immobilisation, die eine solche konservative Versorgung zur Folge

hat, steigen sowohl die kardiopulmonologischen als auch die

thromboembolischen Komplikationen wesentlich an. Außerdem sind

Rehabilitation und pflegerische Maßnahmen stark eingeschränkt und

es besteht eine vermehrte Neigung zur Dekubitusbildung [11, 66,

97].

37

5 Behandlungsmöglichkeiten

Wirbelsäulenverletzungen können sowohl konservativ als auch

operativ behandelt werden. Die bereits im 4. Kapitel beschriebenen

Kriterien helfen bei der Entscheidungsfindung des geeigneten

Therapieregimes.

5.1 Konservativ Therapie

Das wesentliche Merkmal der konservativen Therapie ist die

Ruhigstellung der verletzten Wirbelsäule. Außerdem wird eine grobe

Reposition durch kontrollierten Zug empfohlen, ohne dabei jedoch

eine Überdistraktion zu verursachen.

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die einerseits zur Ruhigstellung und

anderseits zur Reposition und Retention, bei der konservativen

Therapie führen.

So existieren beispielsweise vorgefertigte, weiche oder harte

Zervikalstützen, Halskrawatten (Philadelphia, Miami – J - Collar oder

Stifneck) die eine stützende Teilruhigstellung hervorrufen. Auch ein

Brust – Kopf - Gibsverband (Minerva - Gips) kann zur effektiven

Ruhigstellung der Wirbelsäule genutzt werden.

Eine Extension, - falls erforderlich auch unter Zug -, mit zusätzlicher

Fixierung in Neutralstellung wird mittels Halo – Fixateur, einer

Schädelzwinge mit Kopfring sowie einer Rumpfweste erreicht. Daher

sehen einige Autoren den Halo - Fixateur auch in einer

Intermediärstellung zwischen konservativen und operativen Verfahren

[17, 37]. Da er aber bei hochgradig instabilen Verletzungen keine

ausreichende Stabilisierung bietet, ist hierbei nur eine

vorübergehende Nutzung sinnvoll.

Die Heilung einer Wirbelsäulenfraktur bedarf einer ununterbrochenen

Ruhigstellung, wodurch die konservative Behandlung der

Halswirbelsäule begrenzt wird. Eine dauerhafte Immobilisation ist

38

schwerlich zu erreichen, da das Tragen eines Minerva - Gipses oder

des Halo - Fixateurs als äußerst unangenehm und beschwerlich

empfunden wird. Zusätzlich ergeben sich besonders bei älteren

und/oder multimorbiden Patienten Begleiterkrankungen (siehe auch

Kap.:4.2.3). Durch die oftmals unzureichende Ruhigstellung bleibt

eine Vielzahl der Verletzungen instabil, es besteht für den Patienten

das Risiko der Redislokation oder der Pseudarthrose, was wiederum

eine Verschlechterung des neurologischen Status des Patienten zur

Folge haben kann [8, 17, 37, 39, 97].

5.2 Operative Therapie

Nicht nur eine Vielzahl operativer Verfahren wird unterschieden,

sondern ebenfalls die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten.

Als operative Maßnahmen stehen Osteosynthesen mit Verplattungen

sowie Verschraubungen zur Verfügung. Es kann ein ventraler wie ein

dorsaler Zugang gewählt werden. Außerdem werden unterschiedliche

Knochenspäne benutzt, die den Wirbelkörper in der richtigen Stellung

halten sollen, die knöcherne Durchbauung fördern und dadurch der

verletzten Wirbelsäule die Stabilität zurückgeben. Es gibt autologe

(Spender = Empfänger) und homologe (Spender ≠ Empfänger,

jedoch der gleichen Spezies angehörend) Knochenspäne,

synthetischen Knochenzement (alloplastisch) sowie Cages aus

Kunststoff oder Titan oder medizinischem Stahl [1, 20, 47, 78, 83].

5.3 Ventrale Therapieverfahren an der unteren

Halswirbelsäule: Die ventrale, interkorporelle Spondylodese

Die Indikation für den ventralen Zugang ist gegeben, wenn

vorwiegend die vordere Säule verletzt wurde, beispielsweise durch

Kompressionsfrakturen. Ebenfalls indiziert ist ein ventrales Vorgehen

bei Verlegung des Spinalkanals durch Knochensplitter oder/ und

Bandscheibenfragmente.

39

Vorteilhaft an dem ventralen Vorgehen sind zum einen die einfachere

Lagerung der Patienten auf dem Rücken (besonders bei

polytraumatisierten oder älteren Patienten) sowie das Entfallen des

oftmals komplizierten Umlagerns des Patienten während der

Operation. Zum anderen handelt es sich um einen schnelleren,

kontrollierbareren und die Muskulatur schonenderen Zugang [97].

Bei der Technik der ventralen, interkorporellen Spondylodese gelangt

man von ventral mittels Orientierung an 3 Leitstrukturen in die Tiefe

zur Halswirbelsäule:

Durch quere Inzision der Haut (des Halses) sowie des Platysmas

dringt man zu den Halseingeweiden vor. Es werden vorrangig drei

Leitstrukturen (durch digitale Palpation) aufgesucht:

Zunächst der Vorderrand des M. sternocleidomastoideus, dann die A.

carotis und als dritte Leitstruktur der M. longus colli, um letztlich

zwischen Gefäßnervenbündel und Halseingeweiden in die Tiefe zur

Wirbelsäule zu gelangen. Daraufhin erfolgen das Auffinden der

verletzten Struktur, die Ausräumung der Bandscheibe, das Anfrischen

aller angrenzenden Knochenanteile und letztlich das Einbringen eines

Knochenspans, welcher sachgerecht verschraubt wird [7, 58].

Die Technik der ventralen, interkorporellen Spondylodese wurde

erstmalig 1953 von Robinson - Smith sowie von Cloward angewandt

und setzte sich für die Behandlung der degenerativen Erkrankungen

der Wirbelsäule durch. Weitere Veröffentlichungen bezüglich ventraler

Zugänge folgten durch Capener, Robinson, Hodgson und Henry [20,

32, 36, 78].

1960 berichteten Southwick und Smith über Erfahrungen mit dieser

Technik bei traumatischen Verletzungen der Halswirbelsäule [30, 78,

80].

Seit Anfang der 70er Jahre wurden für traumatische Instabilitäten

Fusionen über mehrere Segmente, Spondylektomien sowie eine

zusätzliche Sicherung des Knochenspans durch eine Platte von

40

Böhler, Orozco - Llovet, Magerl, Tscherne, Senegas, Herrmann,

Lesoin und Roy – Camille [97] gefordert, um eine größere Stabilität

zu gewährleisten und eine erneute Dislokation desselben zu

vermeiden. Daraus folgt, dass eine weitere Ruhigstellung unnötig und

die Halswirbelsäule unmittelbar nach der Operation wieder

belastungsfähig ist und im Rahmen der Rehabilitation mobilisiert

werden kann [10, 11, 32, 72, 85, 89, 90, 94, 97].

Die interkorporelle Spondylodese über einen ventralen Zugang mit

Beckenkammspaninterposition und Plattenstabilisierung stellt das

Standardverfahren sowohl für tumoröse, degenerative wie auch für

die Mehrzahl der traumatisch instabilen Verletzungen der unteren

Halswirbelsäule dar [7, 12, 20, 37, 40, 63, 72, 76, 96].

5.4 Dorsale Therapieverfahren an der unteren Halswirbelsäule

Die dorsalen Behandlungsmethoden stellen zum einen eine

Ergänzung zu ventralen Therapien dar, sind aber andererseits auch

eigenständige Stabilisierungsmaßnahmen.

Verplattungen, spezielle Plattensysteme wie Hakenplatten,

Stabsysteme, aber auch so genannte Cerclagen zählen zu den

dorsalen Therapieverfahren.

Im Rahmen gewisser Verletzungen ist ein dorsaler Zugang indiziert,

wie beispielsweise bei Rupturen der hinteren Ligamente, bei

langstreckigen Läsionen über z.B. mehr als 3 Segmente und bei

Einengung des Spinalkanals sowie der Neuroforamina von dorsal.

Ebenso wird der dorsale Zugang gewählt bei nicht reponierbaren und

veralterten Verhakungen oder bei frakturierten Gelenkfortsätzen, und

natürlich bei bestehender Kontraindikation bezüglich des ventralen

Zugangs z.B. bei Tracheostoma. Bei der dorsalen Zugangsart kann es

zu einer massiven Schädigung der Nackenmuskulatur kommen [17,

18, 67, 76, 97].

41

5.4.1 Dorsale Spondylodese

Die Plattenspondylodese über den dorsalen Zugang wurde ebenfalls

in den 70er Jahren von Judet und Louis - Goutailler auf den Weg

gebracht.

Die Platten werden dabei zusammen mit den Schrauben in die

Gelenkmassive der Facettengelenke geschraubt, wobei eine

Schraubentechnik von Roy-Camille und Saillant (1984) entwickelt

wurde, eine weitere von Magerl. Der Unterschied der beiden

Techniken liegt einmal in der Bohrrichtung sowie in der Länge des

Bohrkanals. Bei Roy–Camille ist die Bohrrichtung genau senkrecht zur

Wirbelsäule und der Bohrkanal mit 12-14 mm kürzer als bei Magerl et

al. mit 18-22 mm, dessen Bohrrichtung schräg nach kranial führt. Der

längere Kanal eignet sich besser für degenerativ veränderte Knochen,

außerdem führt Magerls Verfahren zu einer größeren Steifigkeit und

Belastungsfähigkeit. Es existieren Standardplattensysteme und

spezielle Plattensysteme.

Eine weitere Möglichkeit, Stabilität an der verletzten Wirbelsäule zu

erreichen, wurde 1994 von Abumi und Jeanneret und ihren jeweiligen

Mitarbeitern beschrieben. Sie propagieren eine transpedikuläre

Verschraubung, die aber aufgrund eines erhöhten, neurovaskulären

Verletzungsrisikos bisher weniger häufig Anwendung findet [42, 62,

80, 97].

5.4.2 Hakenplattenspondylodese

Beim Verfahren mit Hakenplattenspondylodesen, entwickelt von

Magerl und Jeanneret (1994), werden die Schrauben in die Massae

laterales geschraubt. Die Hakenplatte wird mittels Flachzange

bogenförmig an den Wirbel angepasst, in den kaudalen Wirbel

eingehakt und dann mit dem kranialen Wirbel verschraubt, so dass es

zu einer Fusion und gleichzeitig zu einer Kompression des kaudalen

Wirbels kommt. Vor dem Einhaken muss in die Lamina des kaudalen

Wirbels jeweils eine Nut pro Seite gemeißelt werden, um zu

42

vermeiden, dass der Haken in das Zwischenwirbelgelenk einwandert

und es so behindert.

Vor dem Zugurten der Platte wird zwischen den Dornfortsätzen ein

monokortikaler Span verkeilt, der ein elementarer Bestandteil der

Konstruktion ist und der Osteosynthese mehr Stabilität verleiht. Die

Dornfortsätze werden zuvor entsprechend angeschliffen, um den

Span dort sicher und fest verkeilen zu können [28, 41, 43, 67, 97,

99].

5.4.3 CerviFix®

1996 stellte Jeanneret das aus Titan bestehende Implantat, ein

modulares Zugurtsystem, vor. Die Besonderheit dieses Verfahrens

liegt darin, dass die Abstände der einzusetzenden Schrauben frei

gewählt und variiert werden können.

Es handelt sich um zwei Stabsysteme von 3,5mm Dicke, die mittels

Biegezange den physiologischen Krümmungen der Wirbelsäule

angepasst werden können (siehe Kap.: 2.1.1). An diese Stäbe

können nun verschiedene, verschiebbare, so genannte „Backen“

befestigt werden, mit Hilfe derer die Schrauben in unterschiedlichen,

also nicht wie üblich vorgegebenen Abständen und Winkeln zu

befestigen sind und die ebenfalls die Fusion über längere Strecken

erlauben.

Das proximale Ende der Stäbe bietet die Möglichkeit zur sicheren und

festen Verschraubung am Hinterhaupt.

5.4.4 Cerclagen

Drähte, so genannte Cerclagen, die auf unterschiedliche Art,

rahmenförmig oder in Achtertour durch Bohrlöcher, um die verletzten

Wirbel herum geschlungen und anschließend verdrillt werden und

mittels des Prinzips der Zugurtung eine Stabilität hervorrufen, kamen

bereits im 18. Jahrhundert zur Anwendung (siehe Kap.: 6). Man

43

unterscheidet sublaminäre von extralaminären Drahtführungen.

Außerdem unterscheidet man unterschiedliche Vorgehensweisen:

Einfache Cerclagetechnik, Dreifachcerclage oder die Technik mit

Spickdrähten. In der Literatur werden diese Verfahren mit und ohne

eine zusätzliche Spongiosatransplantation als erfolgreich beschrieben.

Obwohl es sich bei Cerclagen um eine in der Anschaffung sehr

preiswerte Therapieoption handelt, ist doch mit Erfindung der

Plattensysteme ihre Benutzung zurückgegangen und die Cerclagen

stellen als Monotherapie eher eine Ausnahmeoption dar,

beispielsweise bei Kindern [13, 14, 27, 43, 68, 82, 97].

5.5 Zugangsmorbiditäten

Aufgrund der unterschiedlichen Zugangsmodalitäten von ventral oder

dorsal können jeweils unterschiedliche Regionen stärker verletzt

werden.

Die häufigsten in der Literatur beschriebenen Komplikationen des

ventralen Zugangs sind Verletzungen des Ösophagus, der Trachea

sowie des Larynx. Aber auch Läsionen anderer im Halsbereich

befindlicher Weichteile wie die Verletzungen der Halsgefäße (A.

thyroidea superior und inferior), oder der Schilddrüse treten auf.

Außerdem Erwähnung finden (bleibende/ temporäre) Nervenparesen

besonders des N. recurrens aber auch des N. hypoglossus.

Führend beim dorsalen Zugang sind Schädigungen der

Nackenmuskulatur wie auch Nervenläsionen (beispielsweise des M.

erector spinae bei zu weiter lateraler Präparation) und

Nervenwurzelkompressionen (durch Verschiebung eines

Gelenkfortsatzfragments). Das Rückenmark kann bei beiden

Zugangsarten gleichermaßen verletzt werden [37, 39, 44, 76, 95,

97].

44

5.6 Postoperative Komplikationen

Generell nach jeder Operation kann es zu Thrombosen, Pneumonien,

Streßulcera und Lagerungsschäden kommen.

Zu den typischen postoperativen Komplikationen zählen

(oberflächliche) Wundinfektionen und Hämatome (mit/ ohne

Revision), sowohl im Bereich der HWS wie auch der

Spanentnahmestelle. Aber auch Dysphonien und Dysphagien sowie

Instabilität besonders durch Pseudarthrosen aber auch durch

Schraubenlockerungen und Schraubenbrüche durch

Materialermüdung mit Reinterventionen sind nicht selten.

Weniger häufig sind neurologische Verschlechterungen sowie

Einengungen der Atemwege durch Ödeme oder Nachblutungen und

Todesfälle [8, 18, 30, 39, 51, 60, 76, 83, 86, 95, 97, 99, 105].

5.7 Ziel der Behandlungen

Ziel ist immer, wie auch bei allen anderen Frakturen, eine

Wiederherstellung der anatomischen Form des frakturierten Knochens

sowie auch seiner Funktion. Außerdem sind eine Wiederherstellung

der ursprünglichen Stabilität, die Schmerzfreiheit des Patienten sowie

eine schnelle Genese und frühe Rehabilitation wie auch Mobilisation

des Patienten wesentliche Zielaspekte [97].

45

6 Implantate

Albin Lambotte (1866 - 1955) führte 1910 den Begriff der

Osteosynthese (ostéosynthèse) ein. Er war 1921 Gründer und erster

Vorsitzender der Belgischen Gesellschaft für Orthopädie. Lambotte

kann als Wegbereiter auf dem Gebiet des chirurgischen

Instrumentariums sowie der Erfindung von Osteosynthese - Material

gesehen werden. Er war nicht nur Operateur, sondern fertigte

ebenfalls eigenständig die von ihm neu entwickelten Instrumente

sowie Osteosynthese - Materialien an. Zu seinen Erfindungen zählen

untere anderem: Fixateur extern, Plattenosteosynthesen (prothèse

intern), aber auch Cerclagen sowie chirurgische Instrumente wie

Bohrer und Knochenzange [104].

Ein weiterer Pionier war Fritz König (1866-1952). Das Bestreben um

die Grundlagen der Osteosynthese, also das Vermitteln und

Verbreiten von Standards für Operationstechniken der

Osteosynthesen lag in seinem Hauptinteresse [101].

Mit dem Zusammenschluss der AO (Arbeitsgemeinschaft für

Osteosyntheseverfahren) 1959 beschleunigte sich die bis dahin eher

zähe Entwicklung der Knochenbehandlung wesentlich durch die

maschinelle Herstellung des Instrumentariums. Zusätzlich hilfreich

waren Schulungen für die Operateure, aber auch Dokumentationen

der Ergebnisse sowie die organisierte Forschung [31, 63].

Es werden winkelstabile von nicht winkelstabilen Implantaten

unterschieden, die Verwendung bei der ventralen, interkorporellen

Spondylodese finden.

Bei den winkelstabilen Implantaten werden die Schrauben in eine

vordefinierte Richtung in einem festen Winkel zur Platte verschraubt.

Platte und Schrauben sind fest miteinander verbunden. Bei den nicht

46

winkelstabilen Implantaten ist die Schraubenrichtung frei wählbar,

der Winkel von Schraube und Platte ist demnach nicht vordefiniert.

Um allerdings eine ausreichende Stabilität zu erreichen, muss die

dorsale Kortikalis des Wirbelkörpers um mindestens einen

Gewindegang der Schraube durchbohrt werden. Dies stellt ein Risiko

dar, da es zu Verletzungen des Rückenmarks kommen kann [8].

Die Platten sind in variablen Längen verfügbar und werden mit jeweils

2 horizontal parallelen Schrauben pro Wirbelkörper verschraubt [67].

Titan hat sich als besonders vorteilhaftes Implantatmaterial erwiesen,

da es besser verträglich ist und die meisten Implantate auf Dauer

verbleiben. Es ist zur alleinigen Versorgung einer Verletzung stabil

genug und gleichzeitig ist eine Bildgebung mittels Kernspin (MRT)

weiterhin möglich, da keine (lästigen) Störschatten auftreten, die die

Beurteilung der Myelonstruktur erschweren könnten und somit die

Kontrolluntersuchungen des Patienten negativ beeinflussen [17, 18,

97].

6.1 Orozco-H-Platte

Die so genannten nicht winkelstabilen H-Plattensysteme wurden in

den 70er Jahren entwickelt. Bei der H-Platte oder auch Leiterplatte

[18] der Arbeitsgruppe Osteosynthese von Orozco und Llovet handelt

es sich um ein Implantat, das nicht nur kostengünstig, sondern

ebenfalls gut zu verarbeiten ist, da es mit einer Plattendicke von

2,2mm sehr dünn und somit gut verbiegbar ist [63]. Zur

Verschraubung in den Knochen sind keine Spezialinstrumente

notwendig. Insgesamt werden vier Schrauben pro Platte benötigt. Es

stehen Kortikalschrauben (in 1 mm Abstufungen) von 3,5mm –

4,5mm Durchmesser zur Verfügung. Die Schrauben mit dem

breiteren Durchmesser garantieren selbst in osteoporotischen

Knochen einen Halt. Da es sich bei diesem System um ein nicht

47

winkelstabiles System handelt, ist der Winkel zwischen Platte und

Schraube frei wählbar, außerdem ist die Durchbohrung der dorsalen

Kortikalis des Wirbelkörpers um mindestens einen Gewindegang der

Schraube notwendig. Eine H-Platte mit vier Schrauben (Titan,

normale Länge) kostet rund 160 Euro [2, 7, 72, 97].

6.2 Drittelrohrplatte

Im Zuge der Plattenentwicklung wurde 1960 die Drittelrohrplatte

entwickelt. Es handelt sich um unterschiedlich lange, rechteckige

Platten, die jeweils unterschiedliche Lochabstände aufweisen und mit

jeweils 2 Schrauben pro Platte verschraubt werden. Zu Beginn

besaßen die Platten generell lediglich Rundlöcher, in denen die

Schrauben verschraubt werden konnten; die Drittelrohrplatten wiesen

schon ovale Löcher auf. Seit 1965 werden die Platten mit

dynamischen Spanngleitlöchern ausgestattet, was den Vorteil bringt,

dass die Schrauben nicht mehr nur im 90° Winkel verschraubt

werden können, sondern nun auch schräge Einsenkungen möglich

sind. Die Drittelrohrplatte ist eine Standardplatte. Sie kann zur

ventralen wie auch bei der dorsalen Spondylodese benutzt werden

und kostet mit zwei Schrauben (Titan, normale Länge) rund 37 Euro

[63, 97].

48

7 Patientengut

7.1 Kriterien zur Auswahl des Patientenguts

Ein Kriterium zur Auswahl eines geeigneten Patientenguts für diese

retrospektive Studie war der Untersuchungszeitraum 2000-2006. In

diesem Zeitraum wurden insgesamt 323 Patienten mit sowohl

stabilen, wie auch instabilen Wirbelsäulenfrakturen (die obere und

untere HWS betreffend) in der Berufsgenossenschaftlichen Klinik des

Bergmannsheils in der Unfallchirurgie aufgenommen und versorgt.

Ein weiteres Kriterium war der Ausschluss aller Patienten, die eine

Querschnittssymptomatik aufwiesen, sowie der Ausschluss aller

Patienten, die entweder intraoperativ oder postoperativ verstarben.

Es verblieben 137 Patienten.

Von diesen 137 Patienten wurden nun nur noch jene zur Studie

zugelassen, die ausschließlich entweder mit einer Drittelrohrplatte

oder mit einer H-Platte versorgt wurden.

Demnach wurden alle Patienten ausgeschlossen, die andersartig

operativ versorgt wurden sowie konservativ. Endgültig verblieben

somit insgesamt 65 Patienten.

Von den 65 Patienten konnten 12 Patienten nicht nachuntersucht

werden, da sie unbekannt verzogen oder mittlerweile verstorben

waren. An dieser Studie nehmen dementsprechend insgesamt 53

Patienten teil.

Unterteilt man die Patienten nun anhand ihrer Implantate, so erhält

man 2 Kollektive, Gruppe I mit H - Platte, Gruppe II mit

Drittelrohrplatte. Beide Gruppen sind annähernd gleich groß.

49

7.2 Epidemiologie

Die insgesamt 53 Patienten setzten sich aus 37 Männern und 16

Frauen zusammen.

Die Gruppe I bestand aus insgesamt 25 Patienten, darunter 18

Männer und 7 Frauen. 28 Patienten bildeten die Gruppe II, davon 19

Männer und 9 Frauen.

Das Durchschnittsalter aller Patienten der Gruppe I betrug 53,2 Jahre

(das Durchschnittsalter der Frauen lag bei 57,6 Jahren, das

Durchschnittsalter der Männer bei 51,6 Jahren). Der Range liegt bei

26 bis 91 Jahren.

In Gruppe II betrug das Durchschnittsalter aller Patienten genau 50

Jahre (das Durchschnittsalter der Frauen lag bei 56,9 Jahren und das

der Männer bei 46,7 Jahre). Der Range liegt bei 22 bis 85 Jahren.

50

8 Methodik

8.1 Durchführung

Zunächst erfolgte die Sichtung der für diese Untersuchung

notwendigen Krankenakten im Archiv des Berufsgenossenschaftlichen

Universitätsklinikums Bergmannsheil.

Alle Patienten wurden sowohl angeschrieben als auch telefonisch

kontaktiert und ins Bergmannsheil eingeladen, um an dieser Studie

teilzunehmen.

Es erfolgten eine Befragung, eine klinische Untersuchung jedes

einzelnen Patienten sowie die Anfertigung jeweils einer

Röntgenaufnahme der unteren HWS in zwei Ebenen (a.p. und

seitlich).

8.2 Aktenstudien und Befragung

Aus den Akten der Patienten konnten die Informationen bezüglich des

Operationsdatums entnommen werden, sowie die genauen Angaben,

welcher/welche Wirbelkörper verletzt wurden und ob es nach der

Operation zu Komplikationen kam, die eine zweite Operation

notwendig machten.

Bei der Befragung wurden zuerst die persönlichen Daten der

Patienten erörtert: Name, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum.

Zusätzlich wurde erfragt, ob die Patienten unter

Sensibilitätsstörungen wie Dysästhesien oder Hypästhesien in den

Extremitäten leiden. Die Unfallursache, ob der Unfall sich privat oder

im Rahmen einer berufsgenossenschaftlich - versicherten Tätigkeit

ereignete und ob eine Erwerbsminderung mit den Verletzungsfolgen

einher ging, wurden ebenso erfragt.

Außerdem sollten die Patienten berichten, ob sie seit der Operation

an Kopfschmerzen leiden und wie sie das subjektiv empfundene

Bewegungsausmaß ihrer Halswirbelsäule einschätzen.

51

Am Ende der Befragung wurde den Patienten die Möglichkeit

gegeben, über ihre individuellen Probleme (falls vorhanden) zu

berichten.

Anschließend bearbeiteten die Patienten einen Fragebogen mit

insgesamt 19 Fragen und einer visuellen Analogskala, auf der die

Patienten ihren persönlichen Zustand markieren konnten.

52

Abbildung 6: Fragebogen für Patienten Nachuntersuchung 2007

Fragebogen für Patienten Nachuntersuchung 2007 Name: Anschrift: Telefon: HWK: Kribbeln ?: Ja ( ) Nein ( ) Taubheitsgefühl ?: Ja ( ) Nein ( ) 2. Operation notwendig ?: Ja ( ) Nein ( ) Grund: ______________________________________________________ Kam es zu einer Minderung der Erwerbstätigkeit aufgrund Ihrer Verletzung? Rente?

Ja ( ) Nein ( ) Leiden Sie an Kopfschmerzen: Nie ( ) Immer ( ) Gelegentlich ( ) Sind zudem noch weitere Operationen durchgeführt worden?

Ja ( ) Nein ( ) Die Beweglichkeit im Nackenbereich ist: Nahezu unbeeinträchtigt ( ) Stark eingeschränkt ( ) Nahezu aufgehoben ( ) Existieren weitere Probleme, über die Sie berichten möchten? _____________________________________________________ _____________________________________________________

53

Visuelle Analogskala für die postoperative Befragung 2007

Abbildung 7: Visuelle Analogskala

54

8.3 Untersuchung

Nach der Befragung erfolgte eine körperliche Untersuchung der

unteren Halswirbelsäule der Patienten. Der Patient wurde passiv

durchbewegt, so dass das Ausmaß des Vorneigens, Rückneigens,

Seitneigens nach rechts und links und die Drehung des Kopfes nach

rechts und links mittels der Neutral – 0 – Methode und mit Hilfe eines

Winkellineals ausgemessen werden konnte. Der Kinnspitze-

schulterabstand bei möglichst maximaler Drehseitneigung nach rechts

und links wurde ebenfalls mit Hilfe des Winkellineals ausgemessen.

Danach wurden im Nackenbereich Muskelverspannungen auf der

rechten und linken Seite abgetastet und dokumentiert.

Vorneigen/Rückneigen (Abb.1): Seitneigen rechts/links (Abb.2): Drehen rechts/links (Abb.3): Kinnspitzenschulterabstand bei maximaler Drehseitneigung rechts/links: Abbildung 8: Messblatt für die Wirbelsäule (nach der Neutral-0-

Methode)

/

/

/

/

55

8.4 Radiologische Untersuchung

Anschließend an die Befragung und die klinische Untersuchung

wurden Röntgenbilder der Halswirbelsäule eines jeden Patienten in

zwei Ebenen, a. - p. Strahlengang und seitlicher Projektion,

angefertigt. Diese wurden mit der Fragestellung nach regelrechtem

Sitz des Implantates und der knöchernen Durchbauung des

Implantates ausgewertet und befundet.

8.5 Auswertung

Alle in der Nachuntersuchung und Befragung erhaltenen Werte

wurden mit Hilfe des statistischen Programms SPSS® Version 11.0 für

Windows® analysiert und ausgewertet.

Es wurden deskriptive Statistiken wie Kreuztabellen, Häufigkeiten

oder explorative Datenanalysen mit Histogrammen zur Analyse der

Werte benutzt sowie auch Häufigkeitstabellen. Außerdem wurden

Mediane und Mittelwerte verglichen. Da bei dem untersuchten

Patientengut keine Normalverteilung vorliegt, wurden ebenfalls Tests

bei 2 unabhängigen Stichproben durchgeführt. Nichtparametrische

Tests wie der Chi - Quadrattest, K-S bei einer Stichprobe, fanden

außerdem Anwendung.

Auch die Graphiken wurden mit Hilfe des SPSS® Programms, Version

11.0 für Windows® erstellt, darunter Balken-, Flächen- und

Kreisdiagramm, aber auch Boxplots.

Alle Ergebnisse sowie eine angemessene Auswahl der verschiedenen

Darstellungsformen der Ergebnisse und Graphiken sind in dieser

Arbeit aufgeführt.

56

9 Ergebnisse der Patientenbefragung

Die Gruppe I entspricht der Gruppe der Patienten, die mit einer H-

Platte versorgt wurden, die Gruppe II entspricht der Gruppe der

Patienten die mit der Drittelrohrplatte versorgt wurden.

9.1 Zeitraum bis zur Nachuntersuchung

Die untersuchten Patienten wurden in dem Zeitraum 2000-2006

operiert. Die Nachuntersuchung fand im Jahr 2007 statt.

Dementsprechend beträgt die längste Dauer bis zum

Nachuntersuchungszeitpunkt 84 Monate (= 7 Jahre), die kürzeste

Dauer liegt bei 24 Monaten (= 2 Jahre), im Mittel wurden die

Patienten nach 54 Monaten (= 4,5 Jahren) nachuntersucht.

9.2 Anzahl der operativen Eingriffe

Hier wird in tabellarischer Form verdeutlicht, in welchem Jahr

prozentual die meisten Patienten im Berufsgenossenschaftlichen

Universitätsklinikum Bergmannsheil operiert wurden, beginnend mit

dem größten Prozentanteil.

Tabelle 2: Anzahl der operativen Eingriffe in der Chirurgischen Klinik

und Poliklinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums

Bergmannsheil

Prozentanteil und Anzahl der

Patienten, die operiert wurden

Jahr, in dem die Patienten

operiert wurden

26,4% (= 14 Patienten) 2003

22,6 % (= 12 Patienten) 2004

15,1 % (= 8 Patienten) 2000

13,2 % (= 7 Patienten) 2005

11,3 % (= 6 Patienten) 2001

11,3 % (= 6 Patienten) 2002

57

9.3 Alter der Patienten

Das mittlere Alter aller Patienten betrug 51,5 Jahre. Der jüngste aller

Patient war 22 Jahre, der älteste 91 Jahre alt (Range von 22 bis 91).

In der Gruppe der Patienten, die mit der H-Platte versorgt wurden,

liegt der Median bei 54 Jahren. Der jüngste Patient war 26 Jahre alt,

der älteste 91 Jahre alt (Range 26 bis 91).

In der Gruppe II beläuft sich der Median auf 47,5 Jahre, hier war der

jüngste Patient 22 Jahre und der älteste 85 Jahre alt (Range 22 bis

85 Jahre).

Abbildung 9: Altersgruppen der Patienten

91-100

81-90

71-80

61-70

51-60

41-50

31-40

21-30

Abso

lute

Wert

e

16

14

12

10

8

6

4

2

0

Implantate

1/3 - Rohrplatte

H - Platte

58

Abbildung 10: Boxplot: Altersverteilung der Patienten

9.4 Anzahl der frakturierten HWK

Bei den Frakturen der Halswirbelkörper wurde deutlich, dass viel

häufiger nicht nur ein Wirbelkörper isoliert, sondern stattdessen

oftmals auch mehrere Wirbelkörper gleichzeitig frakturierten bzw.

dass die den frakturierten Wirbelkörpern anliegenden Wirbelkörper

mit verletzt wurden.

Insgesamt frakturierte bei 28,3 % (= 15 Personen) aller Patienten

jeweils ein Halswirbelkörper isoliert. Bei den übrigen 71,7 % (= 38

Personen) wurde mehr als ein Wirbelkörper verletzt.

2825N =

Implantate: H - Platte und 1/3 - Rohrplatte

1/3 - RohrplatteH - Platte

Alter

der

Patiente

n in J

ahre

n

100

80

60

40

20

0

Der Balken entspricht dem jeweiligen Median: Gruppe I: 54 Jahre; Gruppe II: 47,5 Jahre

59

28,3 % der Patienten haben isoliert nur einen HWK verletzt; 71,7 % der Patienten haben mehr als einen HWK verletzt

Abbildung 11: Anzahl der frakturierten HWK: isoliert und mehrfach

9.5 Häufigkeit der frakturierten HWK

Bei den untersuchten Patienten wurde ersichtlich, dass, bezogen auf

die untere Halswirbelsäule, die Halswirbelkörper 5, 6 und 7 häufiger

von Frakturen betroffen sind als die Halswirbelkörper 3 und 4.

Tabelle 3: Häufigkeiten der Halswirbelkörperfrakturen von HWK 5, 6

und 7

Halswirbelkörper Häufigkeit in Prozent (und

Absolutwerten)

HWK 6 und 7 34 % (18 Patienten)

HWK 5 und 6 20,8 % (11 Patienten)

HWK 6 13,2 % (7 Patienten)

71,7%

28,3%

mehrere HWK #

1 HWK #

60

Andere (=32,1%): Zusammenfassung HWK 3-5, isoliert

oder mehrfach frakturiert, deren Häufigkeit < 10% liegt

Abbildung 12: Häufigkeiten der Halswirbelkörperfrakturen -

untere Halswirbelsäule

9.6 Geschlecht

Insgesamt verunglückten 37 Männer = 69,8 % und 16 Frauen = 30,2

%).

9.7 Unfallursache

An erster Stelle der Unfallursachen stehen die Stürze gefolgt von den

Verkehrsunfällen, dann Arbeitsunfälle, Bade- und Sportunfälle.

Tabelle 4: Unfallursachen

21 Stürze 6 Treppenstürze

4 Leiterstürze

4 Stürze durch Stolpern

2 Stürze bei Glätte

1 Absturz von der Kletterwand

1 Sturz vom Pferd

32,1%

34,0%

13,2%

20,8%

Andere

HWK 6 und 7

HWK 6

HWK 5 und 6

61

Abbildung 13: Unfallursachen

1 Sturz vom Schiff

1 Sturz i. R. eines Krampfanfalls

1 Sturz i. R. einer Synkope

18 Verkehrsunfälle 15 Autounfälle

2 Fahrradunfälle

1 Rollerunfall

5 Badeunfälle

3 Kopfsprünge in untiefe Gewässer

2 Patienten wurde während des

Schwimmens auf den Rücken/Nacken

Gesprungen

1 Sportunfall 1 Skiunfall

8 Arbeitsunfälle

3 Verkehrsunfälle mit dem Auto

5 Stürze aus großer Höhe (Gerüste, Mauern)

15,1%

1,9%

9,4%

39,6%

34,0%

Arbeitsunfall

Sportunfall

Badeunfall

Sturz

Verkehrsunfall

62

9.8 Freizeit/ Arbeitszeit

Es verunglücken 15,1% (8 Patienten) während der Arbeitszeit, 84,9%

(45 Patienten) während der Freizeit.

9.9 Berentung

Von allen Patienten wurden insgesamt 15,1 % (8 Personen) aufgrund

ihrer beim Unfall erlittenen Verletzung berentet. 84,9 % (45

Personen) wurden nicht berentet.

In Gruppe I wurden aufgrund des Unfalls insgesamt 9,4 % = 5

Personen berentet, 37,7 % = 20 Personen nicht. In Gruppe II wurden

insgesamt 5,7 % = 3 Personen, die verunfallten berentet, 47,2 % =

25 Personen nicht.

9.10 Bewegungsausmaß

Um das Bewegungsausmaß der Halswirbelsäule zu überprüfen, wurde

das Messblatt für die Wirbelsäule nach der Neutral-0-Methode der

Berufsgenossenschaftlichen Kliniken zu Hilfe genommen (siehe auch

Kap.: 8.3).

Hier gelten folgende Normalwerte:

Vorneigen/Zurückneigen: 35°-45°- 0 –45°-70°,

Seitneigung nach rechts und nach links: 45° - 0 - 45°,

Kopfdrehung nach rechts und nach links: 60°-80°-0-60°-80°

Hier werden die Mediane der Winkel aller Patienten der jeweiligen

Gruppe aufgestellt; im Text findet zusätzlich der jeweilige gerundete

Mittelwert in Klammern hinter dem Median Erwähnung.

63

Tabelle 5: Bewegungsausmaß: Mediane

Tabelle 6: Bewegungsausmaß: Mittelwerte

40° (33°) beträgt der Median des Vorneigewinkels der Patienten der

Gruppe I und 30° (31°) der der Patienten der Gruppe II.

Beim Zurückneigen können die Patienten der Gruppe II den Kopf bis

40° (36°), die der Gruppe I ihren Kopf bis 30° (31°) zurückneigen.

Eine Seitneigung nach rechts ist in Gruppe I bis 25° (23°), nach links

bis 20° (22°) möglich. In Gruppe II können die Patienten ihren Kopf

nach rechts um 30° (28°) und nach links um 30° (29°) neigen.

Die Patienten der Gruppe I können ihren Kopf bis zu 55° (49°) nach

rechts, und bis zu 50° (46°) nach links drehen. Die Patienten der

Gruppe II können ihren Kopf bis zu 57,5° (53°) nach rechts und bis

zu 55° (50°) nach links drehen.

Median: H-Platte: Drittelrohrplatte:

1. Vorneigen: 40 30

2. Zurückneigen: 30 40

3. Seitneigung nach rechts: 25 30

4. Seitneigung nach links: 20 30

5. Drehung nach rechts: 55 57,5

6. Drehung nach links: 50 55

Mittelwerte: H-Platte: Drittelrohrplatte:

1. Vorneigen: 32,7° ~33° 31,1°~31°

2. Zurückneigen: 31,5°~31° 36,1°~36°

3. Seitneigung rechts: 23° ~23° 28,4°~28°

4. Seitneigung links: 22° ~22° 29,1°~29°

5. Drehung rechts: 48,7°~49° 53,1°~53°

6. Drehung links: 46,5°~46° 50,2°~50°

64

Tabelle 7: Max. Bewegungsausmaß der Implantatträger in %

Die Patienten können ihren Kopf bis zu 88,9% Vorneigen, bis zu

57,1% Zurückneigen. Eine Seitneigung ist jeweils bis zu 66,7%

möglich und eine Drehung zu beiden Seiten ist nach rechts bis zu

71,9% und nach links bis zu 68,8% möglich.

9.11 Kinnspitzenschulterabstände

Der Kinnspitzenschulterabstand ist der Abstand zwischen der

Kinnspitze (bei maximaler Drehseitneigung nach links bzw. rechts)

und der lateralen Begrenzung des Acromions der Schulter, gemessen

in Zentimeter. Auch hier werden der jeweilige Median sowie in

Klammern die gerundeten Mittelwerte beschrieben.

Tabelle 8: Kinnspitzenschulterabstand: Mediane

Median:

Kinnspitzenschulterabstand in cm rechts Links

H-Platte 17 15

Drittelrohrplatten 13 13

Die Patienten der Gruppe mit dem H-Platte-Implantat haben einen

Kinnspitzenschulterabstandsmedianwert von jeweils 17cm nach

Norm. Max. Bewegungsausmaß (in °)

Max. mögl. Bewegungsausmaß d. Implantatträger (in %)

1. Vorneigen: 35°-45° 88,9%

2. Zurückneigen: 45°-70° 57,1%

3. Seitneigung nach rechts: 45° 66,7%

4. Seitneigung nach links: 45° 66,7%

5. Drehung nach rechts: 60°-80° 71,9%

6. Drehung nach links: 60°-80° 68,8%

65

rechts und 15cm nach links. Bei den Patienten der Gruppe II liegt der

Median des Kinnspitzenschulterabstandes nach rechts und links

jeweils bei 13 cm.

Tabelle 9: Kinnspitzenschulterabstand: Mittelwerte

Mittelwerte:

Kinnspitzenschulterabstand in cm rechts Links

H-Platte

17,8cm~18cm

Max.: 28cm

Min.: 8cm

17,2cm~17cm

Max.: 30cm

Min. : 9cm Drittelrohrplatten 13,5cm~13cm

Max.: 21cm

Min.: 5cm

13,7cm~14cm

Max.: 24cm

Min.: 5cm

In der Gruppe I liegt das Maximum des Kinnspitzenschulterabstandes

nach rechts bei 28 cm, nach links bei 30 cm, das Minimum nach

rechts beträgt 8 cm, nach links 9 cm.

In der Gruppe II liegt das Maximum des

Kinnspitzenschulterabstandes nach rechts bei 21 cm, nach links bei

24 cm. Das Minimum beträgt 5 cm nach rechts und 5 cm nach links.

9.12 Muskelverspannungen

Um die Verspannungen im Nackenbereich besser beschreiben zu

können, orientieren wir uns an der cervicalen Wirbelsäule (C=

Cervikalwirbel). Hier können unterschiedliche Höhen unterschieden

werden, die Höhen von C1 bis C7.

66

Von allen Patienten beider Gruppen leiden insgesamt 60,4 % (= 32

Personen) an Verspannungen, lediglich 39,6% (= 21 Personen) sind

beschwerdefrei. Einen genaueren Überblick über die einzelnen

Regionen, die die Muskelverspannungen betreffen (unter denen die

60,4 % der Patienten leiden), gibt die folgende Tabelle. Es werden

Prozentwerte und, in Klammern nachstehend, die Anzahl der

Patienten angegeben.

Tabelle 10: Regionen, in denen die Muskelverspannungen auftraten.

Region der

Muskelverspannung

Implantate

H-Platte Drittelrohrplatte

C1-C6 1,9% (= 1 Pat.) 0

C1-C7 0 1,9% (= 1 Pat.)

C2-C7 0 3,8% (= 2 Pat.)

C3-C6 0 1,9% (= 1 Pat.)

C3-C7 9,4% (= 5 Pat.) 3,8% (= 2 Pat.)

C4-C6 1,9% (= 1 Pat.) 1,9% (= 1 Pat.)

C4-C7 3,8% (= 2 Pat.) 1,9% (= 1 Pat.)

C5-C7 9,4% (= 5 Pat.) 3,8% (= 2 Pat.)

C6-C7 1,9% (= 1 Pat.) 9,4% (= 5 Pat.)

C7 0 1,9% (= 1 Pat.)

Von den Patienten der Gruppe I leiden 60 % (= 15 Personen) an

Verspannungen im Nackenbereich, 40 % (= 10 Personen) leiden nicht

an Verspannungen.

In der Gruppe II leiden 60,7 % der Patienten (= 17 Personen) an

Verspannungen, die übrigen 39,6 % der Patienten (= 11 Personen)

haben keine Verspannungen.

Am häufigsten treten Muskelverspannungen mit 9,4 % in Gruppe I im

Bereich C5-C7 auf, in Gruppe II treten sie besonders im Bereich C6-

C7 ebenfalls mit 9,4 % auf.

67

Abbildung 14: Regionen, in denen die Muskelverspannungen

auftreten.

9.13 Kopfschmerzen

Die Patienten wurden befragt, wie häufig sie seit der Operation unter

Kopfschmerzen leiden. An Antwortmöglichkeiten standen zur

Auswahl: Nie, immer und gelegentlich.

Insgesamt leiden 18,9 % (10 Pat.) der Patienten „immer“, 34 % (18

Pat.) „gelegentlich“ und 47,1 % (25 Pat.), „nie“ an Kopfschmerzen.

In der Gruppe der H-Platte - Implantat - Träger haben 24,5 % (13

Pat.) „nie“, 9,4 % (5 Pat.), „immer“ und 13,2 % (7 Pat.)

„gelegentlich“ Kopfschmerzen.

Bei den Drittelrohrplatten - Implantat - Trägern leiden 22,6 % (= 12

Personen) „nie“, 9,4 % (= 5 Personen) „immer“ und 20,8 % (= 11

Personen) „gelegentlich“ unter Kopfschmerzen.

C6-C7

C5-C7

C4-C7

C4-C6

C4-C6

C3-C7

C3-C6

C2-C7

C1-C7

C1-C6

C7keine Verspannungen

Anza

hl

12

10

8

6

4

2

0

Implantate

HPlatte

1/3 Rohrplatte

68

Leiden Sie an Kopfschmerzen?

Abbildung 15: Vergleich: Kopfschmerzen

9.14 Sensibilität: Dysästhesien und Hypästhesien

Die Patienten beider Gruppen wurden zu Störungen ihrer Sensibilität

befragt. Im Vordergrund stand die Tatsache, ob die Patienten

Dysästhesien oder Hypästhesien empfanden oder nicht.

Alle Sensibilitätsstörungen betrafen in erster Linie die obere

Extremität, besonders die Hände/Fingerspitzen, aber auch den

Bereich um die Narbe, ganz selten die untere Extremität.

9.14.1 Dysästhesien

Insgesamt gaben 54,7 % (29 Pat.) der Patienten an nicht unter

Dysästhesien zu leiden, die übrigen 45,3 % (24 Pat.) litten darunter.

60 % (15 Pat.) der Patienten der Gruppe mit der H-Platte als

Implantat verspüren keine Dysästhesien, 40 % (10 Pat.) leiden an

Gelegentlich

Imm

er

Nie

Abso

lute

Wert

e

14

12

10

8

6

4

Implantate

H - Platte

1/3 - Rohrplatte

69

Dysästhesien. In der Gruppe II leidet genau die Hälfte der Patienten

(14 Pat.) an Dysästhesien, die restlichen 50 % sind beschwerdefrei.

Abbildung 16: Vergleich: Dysästhesie

9.14.2 Hypästhesien

Unter Hypästhesien litten von allen Patienten 49,1 % (26 Patienten).

50,9 % (27 Patienten) gaben diese Beschwerden nicht an.

In der Gruppe I leiden 48 % (12 Pat.) an Hypästhesien, 52 % (13

Pat.) sind beschwerdefrei. In der Gruppe II sind genau 50 % (14

Pat.) von einem Taubheitsgefühl betroffen, 50 % (14 Pat.)

beschwerdefrei.

Dysästhesie

JaNein

Abso

lute

Wert

e

40

30

20

10

0

Implantate

1/3 - Rohrplatte

H - Platte

70

Abbildung 17: Vergleich: Hypästhesie

9.15 Fragen F1-F19

Die bereits in Kap. 8.2 in dem Befragungsbogen aufgeführten Fragen

wurden den Patienten beider Gruppen gestellt.

Anhand den vorgegebenen Skalen, die Werte von 1 - 10 aufweisen,

konnten die Patienten die Fragen beantworten, wobei der Wert 1 für

negierende Aussagen wie: nie, sehr selten // nicht auszuhalten //

keine Wirkung // gar nicht, nur kurz // nicht mehr ausgeübt //

unmöglich steht. Der Wert 10 steht für positive, bejahende Aussagen

wie: immer // keine Schmerzen // sehr gute Wirkung // keine

Einschränkung. Die Zahlenwerte zwischen 1 und 10 geben den

Patienten die Möglichkeit zur Unterteilung ihrer Empfindungen je nach

Schweregrad, beispielsweise die unterschiedlichen Abstufungen ihrer

Schmerzen oder ihrer Eingeschränktheit.

Es werden die Mediane und Mittelwerte (der Zahlenantworten) der

Patienten aufgeführt, sowie das Maximum und Minimum. Ungerade

Werte wurden bis auf 1 Dezimalstelle nach dem Komma gerundet.

Hypästhesie

JaNein

Abso

lute

Wert

e

30

20

10

0

Implantate

1/3 - Rohrplatte

H - Platte

71

Tabelle 11: Fragen F1-19: Mediane, Mittelwerte, Maximum, Minimum

(Im nachfolgenden Text sind den Medianen die Mittelwerte in

Klammern nachgestellt.)

F1, F2: Die Mitglieder beider Gruppen geben an, dass sie eher nicht

im Schlaf durch ihre Rückenschmerzen gestört werden (2 [3]), sowie

in körperlicher Ruhe selten Rückenschmerzen haben (2 [3]).

H-Platte 1/3 – Rohrplatte

Frage Med. Mittelwert Min. Max. Med. Mittelwert Min. Max.

F1: 2 3,4 ~ 3 1 10 2 2,9 ~ 3 1 8

F2: 2 3,4 ~ 3 1 10 2 2,7 ~ 3 1 7

F3: 5 4,9 ~ 5 1 10 3 4,2 ~ 4 1 10

F4: 2 3,8 ~ 4 1 10 1,5 3,0 ~ 3 1 10

F5: 9 7,3 ~ 7 2 10 8 7,1 ~ 7 1 10

F6: 7 6,5 ~ 6 2 10 6 6,5 ~ 6 2 10

F7: 5 4,7 ~ 5 0 10 4 4,0 ~ 4 0 10

F8: 8 7,5 ~ 7 2 10 8,5 7,9 ~ 8 1 10

F9: 7 6,3 ~ 6 1 10 8 7,2 ~ 7 1 10

F10: 8 7,5 ~ 7 1 10 9 7,2 ~ 7 1 10

F11: 8 7,4 ~ 7 2 10 8 7,1 ~ 7 1 10

F12: 8 6,5 ~ 6 1 10 8 6,6 ~ 7 1 10

F13: 7 6,4 ~ 6 1 10 8 7,3 ~ 7 1 10

F14: 8 6,6 ~ 7 1 10 7,5 6,5 ~ 6 1 10

F15: 6 6,4 ~ 6 1 10 8,5 7,4 ~ 7 1 10

F16: 4 5,0 ~ 5 1 10 6 5,3 ~ 5 1 10

F17: 9 7,8 ~ 8 3 10 9 7,9 ~ 8 1 10

F18: 8 6,8 ~ 7 1 10 9 7,6 ~ 8 1 10

F19: 7 6,3 ~ 6 1 10 8 6,7 ~ 7 1 10

72

F3, F4, F5: Die Patienten der Gruppe I geben (5 [5]) bei körperlicher

Belastung häufiger Rückenschmerzen an als die Patienten der Gruppe

II (3 [4]).

In körperlicher Ruhe haben die Patienten der Gruppe I bezüglich der

Schmerzstärke einen Median von 9 [7] beschrieben, bei körperlicher

Belastung von 7 [6]. Mitglieder der Gruppe II haben einen Median

von 8 [7] bei körperlicher Ruhe und bei Belastung einen Wert von 6

[6] angegeben.

F6: Außerdem werden von den Patienten mit H - Platte – Implantat

(2 [4]) häufiger Schmerzmittel gegen die Rückenschmerzen

eingenommen als von den Patienten der anderen Gruppe (1,5 [3]).

F7: Bei der Wirksamkeit der Schmerzmittel verzeichneten die

Patienten der Gruppe I eine mittelgute Wirkung (5 [5]), die der

Gruppe II eine um einen Punktewert (4 [4]) schlechtere Wirkung bei

der Schmerzmedikation.

F8, F9, F13: Die Patienten mit der Drittelrohrplatte können jeweils

um einen halben bzw. einen Punktewert länger sitzen (8,5 [8]) und

stehen (8 [7]) als die Patienten mit der H-Platte mit den Werten 8 [7]

für das Sitzen und 7 [6] für das Stehen.

Bei der Möglichkeit des Vorbeugens besteht bei den Mitgliedern

beider Gruppen bezüglich der Mediane kein Unterschied. Der Wert

beträgt 8. Lediglich bei den Mittelwerten liegt ein Unterschied vor:

Gruppe I [6], Gruppe II [7].

F10: Bei der Angabe über Einschränkungen in der Ausübung des

Berufs wählen die Patienten der Gruppe I mit einem Wert von 7 [6]

einen etwas kleineren Wert als die Pat. Der Gruppe II mit 8 [7].

F11: Beim Hochheben sind die Patienten der Gruppe II (7,5 [6])

etwas eingeschränkter als die der Gruppe I (8 [7]).

F12: Die Patienten der Gruppe I fühlen sich durch die

Rückenschmerzen bei der Hausarbeit eingeschränkter (6 [6]) als die

Patienten der Gruppe II (8,5 [7]).

F14: Bei der Dauer des Gehens geben die Patienten der Gruppe II mit

einem Median von 9 [7] im Gegensatz zur Gruppe I mit einem Median

73

von 8 [7] einen geringfügig höheren Wert an. Bezüglich des Reisens

(Bus-, Zug-, Autofahren) über einen längeren Zeitraum ist der Median

in beiden Gruppen gleich, er liegt bei 8 [7].

F15: Durch den Vergleich der Mediane wird ersichtlich, dass die

Patienten der Gruppe I 4 [5] schlechter laufen oder joggen können

als die Patienten der Gruppe II 6 [5].

F16: Bei den Aktivitäten des täglichen Lebens sind die Patienten

beider Gruppen gleich gering eingeschränkt (Wert 9 [8]).

F18: Die Patienten der Gruppe II (9 [8]) fühlen sich durch ihre

Rückenschmerzen in ihrem Sexualleben weniger eingeschränkt als die

Patienten der Gruppe I (8 [7]).

F19: Das Tragen fällt den Patienten der Gruppe I (7 [6]) aufgrund

ihrer Rückenschmerzen schwerer als den Patienten der Gruppe II (8

[7]).

9.16 Subjektive Nackenbeweglichkeit

Bei der Frage: Wie schätzen Sie Ihre Nackenbeweglichkeit ein?

konnten die Patienten zwischen drei Antwortmöglichkeiten wählen:

- 1: nahezu unbeeinträchtigt;

- 2: stark eingeschränkt;

- 3: nahezu aufgehoben.

74

Die Beweglichkeit im Nackenbereich ist…

Abbildung 18: Vergleich: Nackenbeweglichkeit

Von allen Patienten empfinden 49,1 % (26 Pat.) ihre

Nackenbeweglichkeit nahezu unbeeinträchtigt, 32,1 % (17 Pat.)

sehen sie stark eingeschränkt und 18,9 % (10 Pat.) empfinden sie als

nahezu aufgehoben.

In der Gruppe I empfinden 20,8 % (11 Pat.) die Nackenbeweglichkeit

als nahezu unbeeinträchtigt; 15,1 % (8 Pat.) empfinden sie als stark

eingeschränkt und bei 11,3 % (6 Pat.) ist sie nahezu aufgehoben.

28,3 % (15 Pat.) der Gruppe II sind in ihrer Beweglichkeit des

Nackens nahezu unbeeinträchtigt; 17 % (= 9 Patienten) sind stark

eingeschränkt und bei 7,5 % (= 4 Patienten) ist die

Nackenbeweglichkeit nahezu aufgehoben.

9.17 Revisionsoperationen

Bei 2 Patienten der Gruppe II wurde unmittelbar nach der

Halswirbelsäulenoperation eine 2. Operation durchgeführt. Beide

Patienten litten nach Beendigung der Narkose an neurologischen

nahezu aufgehoben

stark eingeschränkt

nahezu unbeeinträcht

Abso

lute

Wert

e

16

14

12

10

8

6

4

2

0

Implantate:

H - Platte

1/3 - Rohrplatte

75

Ausfallerscheinungen, was eine Revisionsoperation zwingend

notwendig machte.

Nach der Revisionsoperation waren diese beiden Patienten

beschwerdefrei.

9.18 Radiologische Ergebnisse

Bei allen Patienten hat eine gute bis sehr gute, knöcherne

Durchbauung stattgefunden. Es finden sich keine Schrauben- oder

Implantatwanderungen/ bzw. -lockerung. Alle Narben waren reizlos.

Es fanden sich altersspezifische Degenerationen der Wirbelsäule, die

unabhängig von der Operation und von dem Implantat zu werten

sind.

9.19 Spezielle Probleme der Patienten

Bei dieser Fragestellung wurde den Patienten Raum gegeben,

individuelle Probleme (beispielsweise Dysphagien oder

Wetterfühligkeit) zu erläutern, die bisher in der Befragung keinen

Platz gefunden haben. Unter diese individuellen Probleme wurden alle

Auffälligkeiten oder Veränderungen aufgenommen, die die Patienten

nach der Operation feststellten und die definitiv vor der Operation

nicht bestanden.

Die genaue Aufzählung der verschiedenen Probleme erfolgt im

nachfolgenden Text.

In der Gruppe der H-Platte- Implantat - Träger geben 24,5 % (= 13

Patienten) der Personen an, an zusätzlichen Beschwernissen zu

leiden. 22,6 % (= 12 Patienten) dieser Gruppe haben keine

zusätzlichen Schwierigkeiten.

In der Gruppe II quälten zusätzliche Unannehmlichkeiten 22,6 % (=

12 Patienten) der Mitglieder, 30,2 % (= 16 Patienten) hatten keine

weiteren Erschwernisse.

Zu den zusätzlichen Problemen zählten bei insgesamt 15 Patienten (8

Patienten aus der Gruppe I und 7 Patienten aus der Gruppe II)

76

Dysästhesien und ein Ziehen im Narbenbereich, das in Abhängigkeit

von Kälte oder bei plötzlichem Wetterumschwung auftaucht.

Ebenfalls beklagten die Patienten, insgesamt 9 (davon 3 aus der

Gruppe I und 6 aus der Gruppe II), dass sie bei maximaler Drehung

des Kopfes ein innerliches „Knacken und Knirschen“ empfinden,

welches für sie auch hörbar sei. In der Untersuchung war diese

Tatsache nicht objektivierbar. Bei einem Patienten war ein Knacken

bei maximaler Drehung während der körperlichen Untersuchung gut

hörbar.

Insgesamt 2 Patienten (beide Mitglieder der Gruppe I) haben seit der

Operation ein „Kloßgefühl“ im Hals und beklagen, schlechter

schlucken zu können. (Mehrfache Gastroskopien ergaben keinen

pathologischen Befund.)

1 Patient (aus der Gruppe II) berichtete, dass er seit der Operation

kein Bedürfnis mehr nach Sex habe, da sein Penis seither gefühllos

sei. (Eine neurologische Untersuchung ergab keinen pathologischen

Befund.)

1 weiterer Patient (Mitglied der Gruppe I) erklärte, seit der Operation

abnorm stark zu transpirieren, selbst bei leichtester Belastung wie bei

einem langsamen Spaziergang. (Er war wegen dieses Problems

bislang bei keinem Arzt vorstellig.)

77

10 Zusammenfassung der Ergebnisse

Die verunglückten Patienten waren durchschnittlich 53 Jahre alt, es

verunglückten mehr Männer als Frauen. Hauptunfallursache in dieser

Studie sind die Stürze gefolgt von den Verkehrsunfällen. Die Unfälle

geschahen hauptsächlich in der Freizeit, wodurch sich auch die

geringe Anzahl der Berentungen erklärt. Es wurde ersichtlich dass die

Halswirbelkörper 5, 6 und 7 häufiger von Frakturen betroffen sind als

die Halswirbelkörper 3 und 4. Außerdem frakturieren in mehr als 70%

der Fälle mehrere Wirbelkörper gleichzeitig bzw. werden die den

frakturierten Wirbelkörpern anliegenden Wirbelkörper mit verletzt.

Trotz ihrer Implantate haben die Patienten in ihrer Gesamtheit immer

noch ein sehr großes Bewegungsausmaß. Besonders beim Vor – und

Seitneigen sowie bei der Kopfdrehung besitzen die Untersuchten

immer noch mehr als 60% des maximal möglichen

Bewegungsausmaßes. Lediglich das Rückneigen des Kopfes, was

einige Patienten als unangenehm empfinden, hat rund 43% vom

normalen Bewegungsausmaß verloren. Die Patienten ihrerseits

bemerken keine bis leichte Bewegungseinschränkungen. Diese

Aussage wird ebenfalls noch dadurch untermauert, dass über die

Hälfte der Patienten angeben eine nahezu unbeeinträchtigte

Nackenbeweglichkeit zu haben. An Muskelverspannungen leiden mehr

als die Hälfte (60,4 %) aller Patienten. Insgesamt 81,1 %, also der

Großteil der Patienten, leidet „nie“ (47,1 %) oder nur „gelegentlich“

(34 %) an Kopfschmerzen. 18,9 % aller Untersuchten geben einen

ständigen Kopfschmerz an. Mehr als die Hälfte der Patienten haben

keine Probleme mit Sensibilitätsstörungen (keine Hypästhesie geben

54,7 % aller Pat. an; keine Dysästhesie geben 50,9 % aller Pat. an).

Obgleich die Lokalisation bei der Befragung nach Hypästhesie und

Dysästhsie keine Rolle spielte (s. Kap.: 9.13) haben die übrigen

Patienten, die darunter leiden, sie hauptsächlich in der oberen

78

Extremität besonders an den Händen und Fingerspitzen aber auch im

Bereich der Narbe, sowie sehr selten an den Zehen verspürt.

Die Patienten fühlen sich im täglichen Leben nicht wesentlich

eingeschränkt. Dies wird besonders daran ersichtlich, dass die

Patienten hauptsächlich sehr hohe Werte auf der Wertskala (mit

welcher die subjektiv empfundene Lebensqualität beschrieben werden

sollte) ankreuzten.

Bei zwei Patienten mit Drittelrohrplatteimplantat wurde aufgrund

neurologischer Defizite post operationem eine Revisionsoperation

notwendig. Radiologisch waren keine Auffälligkeiten ersichtlich. Es hat

eine adäquate knöcherne Durchbauung stattgefunden.

79

11 Diskussion

11.1 Patientengut

Diese Dissertation beschäftigt sich mit Patienten, die im Jahre 2000 -

2006 in der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des

Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil

aufgrund ihrer Halswirbelsäulenverletzung versorgt wurden.

Halswirbelsäulenverletzungen sind oftmals mit neurologischen

Ausfallerscheinungen vergesellschaftet: „In großen Serien gehen

osteoligamentäre Läsionen der HWS in 30 % der Fälle mit

neurologischen Störungen einher, bei Verletzungslokalisation in der

unteren HWS sogar in 40 %“ [18].

„ … Especially cervical spine injuries are often associated with

neurologic deficits. ...“ [64].

Die Häufigkeit des Zusammenhangs zwischen einer

Halswirbelsäulenverletzung und gleichzeitig einer Rückenmarkver-

letzung wird auch daraus ersichtlich, dass in den Jahren 2000 – 2006

von insgesamt 323 Patienten, die im Bergmannsheil wegen

Wirbelsäulenverletzungen aufgenommen wurden, mehr als die Hälfte

der Patienten (186 Patienten = 59%) entweder eine

Querschnittssymptomatik aufwiesen (also neurologisch auffällig

waren) oder aufgrund der Schwere ihrer (neurologischen) Verletzung

unmittelbar verstarben. Es verblieben lediglich 137 Patienten (=

41%), die Halswirbelsäulenverletzungen aufwiesen ohne jegliche

neurologische Störungen.

Aus diesem Kontingent von 137 Patienten mit

Halswirbelsäulenverletzungen ohne Neurologie verblieben letztlich 53,

die entweder mit H-Platte oder Drittelrohrplatte versorgt wurden und

somit Relevanz für diese Studie besitzen.

Die hier untersuchten Patienten gehören also nicht zu der relativ

großen Gruppe der Patienten, bei denen eine Korrelation zwischen

Halswirbelsäulenverletzung und neurologischem Ausfall besteht.

80

Das Durchschnittsalter der Patienten in der Gruppe der H-

Plattenimplantatträger betrug rund 53 Jahre, das der Patienten mit

Drittelrohrplatte genau 50 Jahre. Damit sind die Patienten dieser

Studie rund 20 Jahre älter im Vergleich zu dem Patientengut anderer

Studien wie beispielsweise der Studie von Zeilinger et al. [104]. In

Zeilingers Studie wurden über einen Zeitraum von 16 Jahren

insgesamt 327 Patienten operativ versorgt, das Durchschnittsalter lag

hier bei 31,6 Jahren.

Auch bei der Untersuchung von 524 Patienten über 3 Jahre im

Rahmen einer Sammelstudie von insgesamt 13 Kliniken durch die

Arbeitsgemeinschaft Wirbelsäulenchirurgie der Deutschen

Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ergab sich einmal ein

Altersgipfel im 3. Lebensjahrzehnt. Zusätzlich wurde deutlich, dass

auch eine zweite Häufung nach dem 60. Lebensjahr auftrat:

„In der Altersverteilung zeigt sich der Gipfel im aktiven 3.

Lebensjahrzehnt, jedoch auch anhaltend hohe Fallzahlen nach dem

60. Lebensjahr als Ausdruck einer typischen Alterstraumatologie bei

degenerativ vorgeschädigter Wirbelsäule“ [18].

Bezüglich der geschlechtsspezifischen Verteilung werden in der

Literatur recht einheitliche Aussagen insofern getroffen, als dass

Männer häufiger Halswirbelsäulenverletzungen erleiden als Frauen

[51, 105, 106]: „Männer sind doppelt so häufig betroffen wie

Frauen.“ [37]; von „…einem Verhältnis von 3:1…“ bezüglich Männern

zu Frauen wird ebenfalls berichtet [104].

Die Ergebnisse dieser Dissertation, - die Geschlechtsverteilung

betreffend -, stimmen mit der Literatur überein: Es herrscht eine

Dominanz der Männer mit rund 70 % gegenüber den Frauen mit

rund 30 %, bezüglich der Häufigkeit aufgetretener

Halswirbelsäulenverletzungen.

Lediglich 28 % der untersuchten Patienten dieser Dissertation haben

eine isolierte Fraktur erlitten. Der Großteil der Patienten (72 %) hat

mehr als einen Halswirbel verletzt, was üblich ist. Rein isolierte

81

Frakturen sind eher selten: „Eine isolierte HWS - Verletzung findet

sich in weniger als der Hälfte der Fälle.“ [18].

Besonders häufig verletzt wurden die Halswirbelkörper 5,6 und 7.

Dieses Ergebnis findet sich ebenfalls in der Literatur bestätigt,

beispielsweise bei Hofmeister und Bühren: „Mehr als die Hälfte der

Verletzungen konnten in den mittleren HWS - Segmenten C5/6

lokalisiert werden, etwa 1/3 betraf die weiter kranial gelegenen

Segmente C3/4 und C4/5.“ [37]. Ebenso berichten Illgner et al. von:

„(den) … bevorzugt betroffen(en) Segmente(n) C5/6 und C6/7“ [39].

Ähnliche Ergebnisse weist auch Zeilingers Studie auf, in der am

häufigsten die Segmente C4/5 bis C6/7 frakturierten sowie bei rund

24 % der Patienten mehr Abschnitte von der Verletzung betroffen

waren [104]. Auch in aktuellen Studien aus Österreich oder China

[77, 105, 106] bestätigt sich dieses Verhältnis. So berichtet

beispielsweise eine chinesische Studie: „ … The fracture dislocation

occurred in the following cervical segments: C3 (1 patient), C1 (5

patients), C5 (12 patients), C6 (10 patients), and C7 (3 patients). …”.

Es wird also ersichtlich, dass der Hauptteil (insgesamt 22 Patienten),

von den in der Studie insgesamt 31 Untersuchten, Verletzungen C5

und C6 betreffend erlitten haben [106].

Rund 85 % der Unfälle (diese Dissertation betreffend) geschahen

während der Freizeit, lediglich 15 % während der Arbeitszeit. Bei den

Arbeitsunfällen war der Großteil der Patienten aus großer Höhe

gestürzt, die restlichen Arbeitsunfälle waren Autounfälle, also sog.

Wegeunfälle.

Bei den Unfallursachen während der Freizeit stehen die Stürze mit 40

% an erster Stelle, gefolgt von Verkehrsunfällen mit 34 %, danach

Badeunfälle mit 9 % und schließlich Sportunfälle mit 2 %.

In unterschiedlichen Studien ist eine sehr ähnliche Aufteilung

bezüglich des Unfallzeitpunkts (also während der Arbeit oder während

der Freizeit) zu finden: Zeilinger et al. beispielsweise unterteilten in

ihrer Studie Freizeitunfälle, Verkehrsunfälle und Arbeitsunfälle. Auch

82

hier verunglückten die Menschen deutlich häufiger während der

Freizeit (45,8 %), (fast gleich viele (44,3%) verunglückten in

Verkehrsunfällen) und nur ein geringer Teil während der Arbeitszeit

(7,9 %) [104].

Die Unfallursachen betreffend verletzt sich - laut Literatur - der

Großteil der Patienten die Halswirbelsäule nicht bei Stürzen, sondern

bei Verkehrsunfällen, an zweiter Stelle stehen in der Literatur die

Stürzen aus großer Höhe [18, 22, 37, 39, 76, 86, 95, 105, 106].

11.2 Methodik

Besonders Vorteilhaft am persönlichen Gespräch mit dem Patienten

ist die Möglichkeit den Wahrheitsgehalt der Aussagen der Patienten

direkt und besser überprüfen zu können (anders als in einem

Fragebogen, der lediglich abgeschickt und ausgefüllt vom Patienten

zurück gesandt wird).

Durch die körperliche Untersuchung mittels der Neutral-0-Methode

und Messungen mit dem Winkellineal wird eine jederzeit

wiederholbare und objektivierbare Auswertung des

Bewegungsausmaßes erreicht.

Die Form der retrospektiven Analyse der Patientenakten sowie einer

persönlichen Befragung mit einer zusätzlichen Nachuntersuchung ist

eine verbreitete Form der Datengewinnung.

11.3 Ergebnisse

Der Zeitraum vom Operationsdatum bis zum

Nachuntersuchungstermin beträgt mindestens 2 Jahre und maximal 7

Jahre, im Mittel 54 Monaten. Dieser Zeitraum ist durchaus

angemessen, da die Patienten nur mit zeitlichem Abstand zum Unfall

und zur anschließenden Operation von ihrem Befinden berichten

können.

Die Wahrscheinlichkeit einer Traumatisierung aufgrund der

Unfallgeschehnisse und des anschließenden (oftmals langen)

83

Krankenhausaufenthalts, die die Befindlichkeit nachhaltig

beeinflussen und verfälschen können, ist gesunken.

Außerdem hat der Patient gelernt, die zumeist anfänglich bestandene

Ängstlichkeit im Umgang mit den Implantaten zu überwinden und

seine Halswirbelsäule „normal“ zu bewegen.

Zudem sind alle Wunden verheilt, so dass weder Schonhaltung noch

Wundschmerz die Untersuchungsergebnisse beeinflussen.

Zwar sehen wir bei der Betrachtung des Bewegungsausmaßes, dass

die Patienten in allen vier Bewegungsrichtungen generell

Einschränkungen aufweisen, wie aber an o. g. Werten ersichtlich (s.

Kap.: 9.9, Tab. 5, Tab. 6 und Tab. 7) ist, geben die Patienten an, sich

subjektiv nicht eingeschränkt zu fühlen. Lediglich beim Rückneigen

des Kopfes bemerken die Patienten eine geringe

Bewegungseinschränkung, die ihre Lebensqualität aber auch nicht

mindert.

Eine Studie von Blauth und Tscherne et al. [8] beschäftigt sich

ebenfalls mit diesem Sachverhalt. Hier wurde die aktive Beweglichkeit

der Halswirbelsäule wie folgt beschrieben: „Die klinische Messung des

Bewegungsumfanges der HWS zeigte gegenüber der Norm für die

Rotation etwa 15 % geringere Werte, Flexion und Extension waren

um 25 % eingeschränkt und die Seitneigung sogar um etwa 50 %.“.

Weiter wird erklärt, dass die Patienten trotz dieser relativ hohen

Einschränkung keinerlei Beschwerden diesbezüglich äußerten: „In

keinem Fall hatte die Patienten etwas von ihrer

Bewegungseinschränkung gespürt.“ In Blauths und Tschernes Studie

spüren die Patienten eine Bewegungseinbuße von mehr 50 %

subjektiv nicht. In der vorliegenden Dissertation liegen die

Bewegungseinbußen noch unter den 50 %, nämlich bei nur 42,9 %.

Generell besitzen die Patienten beider Gruppen - trotz ihrer

Bewegungseinschränkungen - ein relativ großes Bewegungsausmaß,

was maßgeblich zu einer guten Lebensqualität beiträgt. Ein ähnlich

gutes Outcome bezüglich des Bewegungsausmaßes der Patienten hat

die Studie von Illgner et al. ergeben. Hier wurden die Patienten in

84

Gruppen eingeteilt, die das Bewegungsausmaß betreffend mit „sehr

gut“, „gut“, „befriedigend“ oder „unbefriedigend“ abschneiden

konnten. Mehr als 50 % ihrer untersuchten Patienten erlangten ein

„sehr gutes“ bis „gutes“ Ergebnis bei der Beurteilung des

Bewegungsausmaßes [39].

Auch bezüglich der subjektiven Einschätzung der

Nackenbeweglichkeit sieht sich der Großteil der Patienten in ihrer

Nackenbeweglichkeit nicht wirklich eingeschränkt. Ähnliche

Ergebnisse verzeichneten Hartwig et al. in ihrer Studie [30]. Hier

sollten die Patienten über ihre subjektive Nackenbeweglichkeit

berichten. Es erfolgte eine Einteilung in drei Gruppen: 1. Gruppe:

keine Einschränkung; 2. Gruppe: geringe Einschränkung; 3. Gruppe:

deutliche Bewegungseinschränkung. Der Hauptteil der untersuchten

Patienten empfand „keine“ oder „nur geringe“

Bewegungseinschränkungen.

Über die Hälfte (60 %) aller untersuchten Patienten litten an

Muskelverspannungen. Am häufigsten fanden sich diese im Bereich

von C5-C7. Dennoch kann als Ursache für diese

Muskelverspannungen nicht ausschließlich nur die

Halswirbelsäulenoperation herangezogen werden. Auch tägliche

Arbeiten wie beispielsweise lange Büro- und Computerarbeit u. a.,

nehmen sicherlich Einfluss auf Verspannungen im Nackenbereich.

In der Literatur wird wenig über Muskelverspannungen berichtet,

eher werden Nackenschmerzen oder –beschwerden als bekannte

Begleitbeschwerden nach Läsionen der Halswirbelsäule und

Halswirbelsäulenoperationen eruiert [39]. Wobei in der Studie von

Daentzer et al. [22] deutlich wird, dass nur ein sehr geringer

Prozentsatz (7 %) der Patienten, die an Nackenbeschwerden leiden,

sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sehen. Rund ein Viertel der

hier untersuchten Patienten (25,6 %) „ gaben leichte oder nur selten

auftretende Nackenschmerzen an.“.

85

Auch in Mestdaghs Studie beklagt ein nur geringer Teil der Patienten

Nackenschmerzen, zum Beispiel: „…seitlich von der Halsmuskulatur in

den Nacken und in die Schulter ausstrahlende, belastungsabhängige

Schmerzen von mäßiger Intensität.“ [60].

An Kopfschmerzen litt ein geringer Anteil von rund 19 % aller

Patienten seit der Operation. In der Literatur sind Kopfschmerzen

nach Halswirbelsäulenverletzungen zwar bekannt, aber auch eine

eher geringe Anzahl der Patienten, beispielsweise bei Illgner (von 116

Patienten nur 14 Patienten), litt darunter: „ … 14 (Patienten) klagten

über Kopfschmerzen, die vor dem Unfall nicht bestanden hätten.“

[39].

45,3 % aller Patienten verspürten Dysästhesien. An Hypästhesien

litten 49,1 % aller Patienten. Alle Dys - und Hypästhesien betrafen

hauptsachlich die obere Extremität, besonders die Fingerspitzen aber

auch den Bereich um die Narbe, eher selten waren

Sensibilitätsstörungen an der unteren Extremität. Geringe Störungen

der Sensibilität sind häufig nach Halswirbelsäulenverletzungen [60].

In vorliegender Studie wird ersichtlich, dass fast die Hälfte aller

Patienten, also ein relativ großer Anteil, seit der Operation an

Restbeschwerden bezüglich der Sensibilität litten und das vorwiegend

an den Extremitäten. Dieser „große Anteil“ ist so ungewöhnlich hoch,

da unter Sensibilitätsstörungen jede vom Patienten seit der Operation

als „neu“ empfundene Auffälligkeit (auch noch so geringe) bezüglich

der Sensibilität in die Auswertung aufgenommen wurde. Hier wird

(kann) nicht unterschieden (werden) zwischen lagerungsbedingten

Sensibilitätsausfällen und spezifischen operativ bedingten

Wurzelläsionen. Laut Patienten kommt es durch diese

Sensibilitätsstörungen allerdings zu keiner wesentlichen

Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität.

Es ist anzunehmen, dass bei Patienten, die ohne neurologische

Defizite eingewiesen wurden, auch später nur sehr geringe

Beschwerden bezüglich der Sensibilität entstehen [104]:

„Neurologische Ausfälle lagen bei keinem der Patienten“ (bei

86

Einweisung) „vor, jedoch berichteten drei Patienten“ (von 45

Patienten) „über intermittierende Schmerzen im operierten Segment

sowie gelegentlich Dysästhesien in den Armen.“.

Durch Befragung der Patienten wurde versucht, die subjektiv

empfundene Lebensqualität der Patienten bezüglich einzelner

Lebensbereiche, wie langes Sitzen, Gehen, Stehen Joggen,

Hausarbeiten, Sexualverhalten etc. zu erfassen. Es kristallisiert sich

heraus, dass die Patienten trotz ihrer Verletzung eine sehr hohe

Lebensqualität haben, da sie zur Beschreibung ihres Befindens oder

Könnens fast nur Punktewerte nutzen, die sehr weit oben auf der

Punkteskala sind. Wie groß die Zufriedenheit der Befragten ist wird

besonders untermauert durch die sehr positive Beantwortung der

Frage nach Einschränkungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens.

Diese Frage beantworteten die Patienten mit einem derart hohen

Medianwert von 9, also nur einen Punktwert entfernt von der vollen

Punktzahl. Die Patienten erfreuen sich fast völliger Uneingeschränkt-

heit bei Aktivitäten des täglichen Lebens.

Ähnliche Ergebnisse erzielten auch andere Studien: Bei Hartwig et al.

[30] gab ein Viertel seines Patientenkontingents an, wieder

regelmäßig Sport zu treiben, fast die Hälfte sagte aus, dass sie

gelegentlich Sport betrieben. Auch konnten alle Patienten ihren Beruf

wieder aufnehmen.

Die Studienteilnehmer wurden zusätzlich aufgefordert, die

Schmerzstärke auf einer Analogskala von 0-10 anzugeben, die

mittlere Schmerzstärke lag bei 0-3. Dieses Ergebnis ist ebenfalls

hervorragend bezüglich der Schmerzfreiheit und für die

Lebensqualität der Patienten.

Auch bei Illgners et al. [39] wurden die Patienten zu Einschränkungen

im alltäglichen Leben befragt. Von insgesamt 116 Patienten

empfanden lediglich 18 das Heben und Tragen als unangenehm und

nur 5 Patienten fühlten sich aufgrund ihrer HWS bei der Haus- und

87

Gartenarbeit eingeschränkt. Die übrigen Patienten, also der Großteil

der dort befragten, bezeichnete sich ebenfalls als „weitgehend

beschwerdefrei“.

Die individuellen Probleme (Kapitel 9.17), wie Wetterempfindlichkeit

der Narbe, innerlich wahrnehmbares „Knacken und Knirschen“ im

Nackenbereich bei Drehung sowie in einem Fall Libidoverlust und in

einem weiteren, übermäßig starkes Transpirieren, sind so

unspezifisch, dass ein (organischer) Zusammenhang mit der

Verletzung bzw. Operation sehr unwahrscheinlich ist.

Vergleicht man die beiden Implantate grundsätzlich miteinander so

sind die Vorzüge der Drittelrohrplatte einmal die preiswertere

Anschaffung. Zum anderen das schnellere und leichtere Verschrauben

(da nur zwei Schrauben benötigt werden um eine hinreichende

Stabilität zu erhalten anstelle von vier Schrauben wie bei der H-

Platte). Dadurch sinkt die Komplikationsrate (weniger Verletzungen

beim Bohren, da weniger gebohrt wird; eventuell kürzere

Narkosezeiten; weniger postoperative Komplikationen). Vorteil der H-

Platte ist hingegen, dass sie durch die vierfache Verschraubungen

etwas mehr Stabilität bietet.

In dieser Studie waren zwei Revisionen nötig, welche beide die

Patienten der Drittelrohrplatten - Gruppe betrafen. Diese zwei

Revisionen wurden unmittelbar nach der ersten Operation aufgrund

aufgetretener Komplikationen durchgeführt, welche keinen direkten

Zusammenhang mit den gewählten Implantaten hatten.

Auch anhand der Literatur wird deutlich, dass der Großteil der

operierten Patienten keine Komplikationen erleidet, wie beispielsweise

in einer Studie aus Griechenland von Kasimatis et al.. Hier wird

zunächst unterschieden zwischen intraoperativen (technique-related),

postoperativen und radiologischen Komplikationen, nach Operation

mit ventralem Zugang. Die Komplikationsrate ist minimal: Bei 9 Pat.

88

von insgesamt 74 Studienteilnehmern wurden Komplikationen

ersichtlich: „We identified 9 patients with clinically significant

complications: no purchase of the screws, late angulation deformity,

screw breakage, backout of the screws and postoperative

hematoma.“ [48]. Womit die bereits in Kap. 5.6 genannten

Komplikationen Erwähnung finden.

Bei lediglich 3 von 74 Patienten dieser griechischen Studie (also bei

nur 4 %) war eine Revision notwendig geworden.

Ein ähnlich gutes outcome findet sich in einer Studie von Kocis,

Wendsche, Veselý, Hart und Cizmár [51]. Hier wurden insgesamt 270

Personen an der unteren Halswirbelsäule nach Fraktur operiert. Es

litten postoperativ 7 Patienten an eine Rekurrensparese, bei einem

Patienten entwickelte sich ein Wundenabszess und 2 Patienten

mussten aufgrund eines postoperativ entstandenen Hämatoms

revidiert werden. Somit litten lediglich 3 % der Untersuchten an

Komplikationen.

Weitere in der Literatur häufig beschriebene Komplikationen, wie

beispielsweise Implantat assoziierte Schraubenlockerungen, Brüche

der Implantate, Redislokationen, Wundinfektionen, Rekurrensparesen

oder Schluckbeschwerden [8, 39, 48, 51, 83, 88] traten weder bei

den Patienten mit H-Platte, noch bei den Patienten mit der Drittelrohr

auf.

Andere Studien [51, 83] setzten sich hauptsächlich mit der

knöchernen Durchbauung der Implantate auseinander, so

beispielsweise auch Sándor [83]: „Die Ergebnisse der neurologischen

Nachunter- suchung und die Bewegungsausmaße werden in

vorliegender Arbeit nicht berücksichtigt. Unsere Zielsetzung ist die

Beschreibung der knöchernen Heilung der Plattenspondylodesen...“.

Diese Auseinandersetzung mit der Kombination knöcherne Fusion und

klinisches Ergebnis ist sehr sinnvoll, da beide entscheidend für den

Patienten sind.

89

In vorliegender Studie lassen sich keine pathologischen Befunde bei

der Auswertung der Röntgenbilder feststellen. Es war eine regelrechte

Knochenheilung in allen Fällen zu verzeichnen sowie eine ebenso

regelrechte Stabilität des Implantatmaterials ersichtlich.

Studien wie die vorliegende, die sich hauptsächlich mit den

subjektiven Empfindungen der Patienten und/oder ihrer

Lebensqualität auseinandersetzen, sind wesentlich seltener. Dennoch

sind solche Studien umso wichtiger, da letztlich die erfolgreichste

Operation die ist, nach der der Patient schnell wieder ohne

wesentliche Einschränkungen wie zuvor leben kann.

90

12 Fazit

Es bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen der H - Platte

und der Drittelrohrplatte. Die preiswertere Anschaffung der

Drittelrohrplatte und die mit ihr verbundene schnellere und einfachere

Operationstechnik sprechen für diese Wahl. Beide Implantate können

gleichermaßen zur operativen Intervention benutzt und empfohlen

werden.

Alle Patienten haben ein relativ normales Bewegungsausmaß, keine

signifikanten neurologischen Einbußen und kaum Sensibilitäts-

störungen. Die Befragten sind in ihrer Gesamtheit betrachtet sehr

zufrieden und haben eine hohe Lebensqualität.

Aufgrund der bereits sehr guten Heilungsergebnisse stellt sich die

Frage ob in der Traumatologie die noch viel teureren winkelstabilen

Implantate überhaupt eine relevante Rolle spielen.

Interessant wären Studien, die Vergleiche zwischen anderen,

verfügbaren Implantaten erheben, um transparent zu machen, ob es

dort wesentliche Unterschiede gibt. Eine weitere interessante

Fragestellung für zukünftige Studien wäre ein Vergleich zwischen

ventralem versus dorsalem Zugang im Hinblick auf die postoperative

Lebensqualität. Und schließlich könnte ein Vergleich erfolgen, bei dem

ermittelt werden sollte, ob die Implantatwahl oder ob letztendlich

doch der operative Zugang entscheidend für ein größeres

Wohlbefinden und eine bessere Lebensqualität der Patienten ist.

91

13 Literaturverzeichnis

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Danksagung

Am Schluss meiner Dissertation möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr.

med. C. Schinkel für die Überlassung des Dissertationsthemas sowie

bei Herrn Privatdozent Dr. med. T. M. Frangen für die Betreuung

während der Abfassung meiner Arbeit bedanken.

Außerdem möchte ich mich für die Kooperation der Patienten

bedanken, ohne die diese Arbeit nicht hätte entstehen können.

Von ganzem Herzen möchte ich meinen Eltern danken. Ohne Eure

liebevolle Unterstützung wäre weder mein Studium noch diese Arbeit

möglich gewesen. Danke!

Ebenso herzlich möchte ich meiner Schwester Maren danken für ein

jederzeit offenes Ohr und aufbauende Worte.

Ein ganz besonderes Dankeschön geht an meinen Freund Daniel, der

zu jeder Zeit hilfreich an meiner Seite steht.

Vielen Dank, Susanne, für inspirierende Gespräche.

Herzlichen Dank, Frau Tetter und Frau Klaaßen – Mielke, Ihre

Erklärungen haben Licht in das Dunkel des Archivs vom

Bergmannsheil und in das Labyrinth von SPSS gebracht.

Curriculum Vitae

Persönliche Daten:

Name: Sara Spiekermann

Geburtsdatum: 7. Oktober 1981

Anschrift:

Nationalität: deutsch

Konfession: katholisch

Familienstand: ledig

Schulausbildung: Grundschule:

1988-1990 Deutsche – Evangelische - Oberschule (DEO),

Kairo, Ägypten

1990-1991 Deutsche Schule Algier, Algerien

1991-1992 St. Stephanus – Schule, Lippetal –

Oestinghausen, Deutschland

Gymnasium:

1992-2001 Archigymnasium Soest, Deutschland

Juni 2001 Abitur am Archigymnasium in Soest

Medizinische Ausbildung: Pflegepraktikum:

Juni/August 2002 Stadtkrankenhaus Soest

Studium:

2001-2008 Studium der Humanmedizin an der Ruhr -

Universität - Bochum, Deutschland

September 2004 Physikum, Ärztliche Vorprüfung

November 2008 Staatsexamen, Ärztliche Prüfung

Famulaturen:

März 2005 Allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis

Dr. med. R. Maas, Dr. med. P. Schwidtal, M.

Rath mit Naturheilverfahren, Umweltmedizin,

Chirotherapie und Rehabilitationswesen, Soest

September 2005 Klinik Möhnesee:

Innere Medizin, Kardiologie, Rehabilitation,

Psychosomatische Therapie

Oktober 2005 Marienkrankenhaus gem. GmbH, Soest:

Unfall – und Wiederherstellungschirurgie

Februar/März 2006 Stadtkrankenhaus Soest:

Kinder – und Jugendmedizin

August 2006 St. Josef Krankenhaus Haan GmbH:

Pneumologie

Praktisches Jahr:

08/2007 – 07/2008 Augusta – Kranken – Anstalt, Bochum:

I. Tertial: Allgemein-und

Visceralchirurgie

II. Tertial: Innere Medizin

III. Tertial: Anästhesiologie und

operative Intensivmedizin

Beruf:

Seit 02/2009 St. Vinzenz – Krankenhaus, Düsseldorf

Erklärung

Hiermit erkläre ich, Sara Spiekermann, dass die Arbeit mit dem

Thema: „Langzeitergebnisse zur Lebensqualität von Patienten nach

operativer Versorgung von unteren Halswirbelsäulenfrakturen im

Vergleich zweier Osteosyntheseverfahren“ selbständig und ohne

unerlaubte Hilfe durchgeführt, verfasst und in dieser oder ähnlicher

Form noch bei keiner anderen Abteilung oder entsprechenden

Einrichtung einer Hochschule eingereicht worden ist.

Düsseldorf im Dezember 2009