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Themenbereich: Ägypten Der Ptah-Tempel in der Karnak-Tempelanlage in Luxor Es ist zugegebenermaßen etwas verwirrend, die einzelnen Tempel in der großen Tempelanlage des Kar- nak-Tempels in Luxor (al-Uqsur = "Die Stadt der Paläste") auseinander zu halten, zumal die Bezeichnungen durchaus verwirrend sind, da man sich bisher nicht auf eine einheitliche Benennung einigen konnte. Hinzu kommt, dassman selbstim Arabischen keine einheitlichen Benennungen für die einzelnen Tempelanlagen kennt. So wird der relativ kleine, aber sau- ber rekonstruierte und wieder aufge- baute Tempel am nordöstlichen Rand derweitläufigenUmfassungsmauer um die Karnak-Tempelanlage in den meis- ten Karten alsPtah-Tempel angegeben. Allerdings gilt er auch als Sechmet- Tempel, weil in einem der Räume eine ausBalsalthergestellteSechmet- (Sach- met-) Figur aufgestellt ist. Hierzu ist anzumerken, dass die altägyptische Hieroglyphenschrift keine Vokale dar- stellt, nur Konsonanten. Deshalb bleibt esjedem überlassen, eigene Vokale zu verwenden. Beispiel: Sonnengott Ra oder Re, je nach Ansicht. Vom Hof zwischen dem 3. und 4. Pylon desAmen- Re-Tempels (desKar- nak-Haupttempels) führt nördlich ein Weg zum Ptah-Tempel. Zwischen dem Karnak-Komplex und dem Ptah-Tem- pelliegt ein relativ großes Geröllfeld, das von Archäologen angelegt wurde. Hier lagern teilweise auf Holzbalken Steinblöcke und Bruchstücke, die zwar ergraben, aber noch nicht zugeordnet werden konnten. Fast alle diese Bruch- stücke enthalten Gravierungen von Hieroglyphen und Bildnissen. Dieses Trümmerfeld istwohl auch ein Grund, dasssich normalerweise kaum ein Tou- rist hierher verirrt. DiesesGeröllfeld istnicht das einzi- geinnerhalb der Karnak-Tempelanlage. Im Prinzip besteht das ganze Gelände um den großen Amon-Re-Tempel- dem Haupttempel innerhalb der Kar- nak-Tempelanlage, der wiederum aus einer Reihe von Einzeltempeln besteht - r NI! ,+ - Übersichtskartedes Karnale- Tempels arn Zugang. - aus einem einzigen riesigen Bruch- stücklager. Die Ägyptologen werden noch Jahrzehnte, wenn nicht länger, mit der Restaurierung beschäftigt sein. Der Schöpfergott Ptah war ein Schutzgott des alten Ägypten, und seine Gemahlin war die löwenköpfige Göttin Sechmet. Der Ptah-Tempel war ursprünglich von einer Mauer umgeben. Thutmosis III. (18. Dynastie) ersetzte ein schon vorhandenes marodes Lehmziegel- Heiligtum durch einen Sandsteinbau, das später beträchtlich erweitert wur- de: Haremhab (18. Dynastie) nahm daran Restaurierungen vor. Schabaka (25. Dynastie) und spätere ptolemä- ische Herrscher bauten fünf Pylone vor den eigentlichen Tempel. Der 1. Pylon trägt die Kartusche Ptolemaios VI. Der 2. und 4. Pylon stammen von Schabaka. Der 3. Pylon von Prolerna- ios XIII. besteht nur aus zwei Säulen. Der 5. Pylon von Ptolemaios III. bildet den Eingang zu einer kleinen Säulen- halle mit vier eleganten 5,25 Meter hohen Säulen und hat verschiedene Innenräume. Der 6. und älteste Pylon stammt von Thutmosis III. Ramses III. (20. Dynastie) erneuerte ihn. Der Tempel für Ptah ist gut erhal- ten bzw. restauriert und sehr sauber. Hinter dem 6. Pylon liegt ein Vestibül (Halle) mit Opferaltären. Der rechte Altar stammt schon von Amenemhet I. (12. Dynastie) und stand ursprüng- SYNESIS-Magazin Nr. 3/2014 41

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Themenbereich: Ägypten

Der Ptah-Tempelin der Karnak-Tempelanlage in Luxor

Es ist zugegebenermaßen etwasverwirrend, die einzelnen Tempel inder großen Tempelanlage des Kar­nak-Tempels in Luxor (al-Uqsur ="Die Stadt der Paläste") auseinanderzu halten, zumal die Bezeichnungendurchaus verwirrend sind, da mansich bisher nicht auf eine einheitlicheBenennung einigen konnte. Hinzukommt, dassman selbst im Arabischenkeine einheitlichen Benennungen fürdie einzelnen Tempelanlagen kennt.

Sowird der relativ kleine, aber sau­ber rekonstruierte und wieder aufge­baute Tempel am nordöstlichen RandderweitläufigenUmfassungsmauer umdie Karnak-Tempelanlage in den meis­ten Karten alsPtah-Tempel angegeben.Allerdings gilt er auch als Sechmet­Tempel, weil in einem der Räume eineausBalsalt hergestellteSechmet- (Sach­met-) Figur aufgestellt ist. Hierzu istanzumerken, dass die altägyptischeHieroglyphenschrift keine Vokale dar­stellt, nur Konsonanten. Deshalb bleibtes jedem überlassen, eigene Vokale zuverwenden. Beispiel: Sonnengott Raoder Re, je nach Ansicht.

Vom Hof zwischen dem 3. und 4.Pylon desAmen- Re-Tempels (desKar­nak-Haupttempels) führt nördlich einWeg zum Ptah-Tempel. Zwischen demKarnak-Komplex und dem Ptah-Tem­pelliegt ein relativ großes Geröllfeld,das von Archäologen angelegt wurde.Hier lagern teilweise auf HolzbalkenSteinblöcke und Bruchstücke, die zwarergraben, aber noch nicht zugeordnetwerden konnten. Fast alle diese Bruch­stücke enthalten Gravierungen vonHieroglyphen und Bildnissen. DiesesTrümmerfeld istwohl auch ein Grund,dass sich normalerweise kaum ein Tou­rist hierher verirrt.

DiesesGeröllfeld ist nicht das einzi­ge innerhalb der Karnak-Tempelanlage.Im Prinzip besteht das ganze Geländeum den großen Amon-Re-Tempel­dem Haupttempel innerhalb der Kar­nak-Tempelanlage, der wiederum auseiner Reihe von Einzeltempeln besteht

-r NI! ,+-

ÜbersichtskartedesKarnale-Tempelsarn Zugang.

- aus einem einzigen riesigen Bruch­stücklager. Die Ägyptologen werdennoch Jahrzehnte, wenn nicht länger,mit der Restaurierung beschäftigt sein.

Der Schöpfergott Ptah war einSchutzgott des alten Ägypten, undseine Gemahlin war die löwenköpfigeGöttin Sechmet.

Der Ptah-Tempel war ursprünglichvon einer Mauer umgeben. ThutmosisIII. (18. Dynastie) ersetzte ein schonvorhandenes marodes Lehmziegel­Heiligtum durch einen Sandsteinbau,das später beträchtlich erweitert wur­de: Haremhab (18. Dynastie) nahmdaran Restaurierungen vor. Schabaka(25. Dynastie) und spätere ptolemä­ische Herrscher bauten fünf Pylone

vor den eigentlichen Tempel. Der 1.Pylon trägt die Kartusche PtolemaiosVI. Der 2. und 4. Pylon stammen vonSchabaka. Der 3. Pylon von Prolerna­ios XIII. besteht nur aus zwei Säulen.Der 5. Pylon von Ptolemaios III. bildetden Eingang zu einer kleinen Säulen­halle mit vier eleganten 5,25 Meterhohen Säulen und hat verschiedeneInnenräume. Der 6. und älteste Pylonstammt von Thutmosis III. RamsesIII. (20. Dynastie) erneuerte ihn.

Der Tempel für Ptah ist gut erhal­ten bzw. restauriert und sehr sauber.Hinter dem 6. Pylon liegt ein Vestibül(Halle) mit Opferaltären. Der rechteAltar stammt schon von AmenemhetI. (12. Dynastie) und stand ursprüng-

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Lokaltermin

Links: Der recht unscheinbar wirkende Ptah- Tempel. Rechts:Blick vom Zugang durch die Pylone auf den Tempel.

Links: Blick vom Dach des Tempelsauf den Zugang mit den einzelnen Pylonen. Rechts:Die Haupthalle mit Altären und der Tür zu dem Raum,in dem das Standbild der Göttin Sechmet steht.

Links: Das Standbild der löwenköpfigen Göttin Sechmet (mit"Orbs"). Rechts:Der Kopf Sechmets.

lich im Hof des Mittleren Reiches desAmun-Tempels. Irgendwann im Al­tertum wurde er in den Ptah-Tempelgeschafft.

An das Vestibül schließen sich dreirechteckige Räume an: Der linke undder mittlere dienten der Verehrungdes Gottes Ptah, der rechte der Göttin

Hathor, In diesem steht eine Statue derGöttin Sechmet, die zubestimmten Ta­geszeitendurch eineÖffnung in derDe­cke derart dramatisch beleuchtet wird,dass die Dorfeinwohner von Karnaksievor hundert Jahren für ein Monsterhielten und auf sie einprügelten (wennesdenn so stimmt).

In der jüngsten Vergangenheit ha­ben Archäologen mehrfach größereMonumente auf dem Gelände desPtah­Tempels ausgegraben. Im Juli 2011entdeckten sie die Mauer, die einst denTempel umschloss, sowiereliefverzierteBlöckeausder Zeit Thutmosisi IIr. undeinTor aus derZeit von Schabaka. Eine

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Lokaltermin

Zwei derAltäre im Heiligtum. Hier wurden angeblich Blutopfer dargebracht.

Blick vom Dach des Tempels.Links: Das Tempel-Hauptgebäude. Rechts:Blick au/die Haupthalle.

Siesehen, ein altägyptischerTempelwurde im Laufe der Zeiten von allenmöglichen Pharaonen immer wiederergänzt und restauriert.

Wenn Sie also irgendwann denKarnak-Tempel besichtigen wollen,lohnt es sich, den kleinen Ptah-Tempelanzuschauen.

Die kopfloseStatue des GottesPtah in einemNebenraum.

weitere Sensation war im März 2012der Fund von Teilen eines Sandstein­tors aus der 17.Dynastie. Das Tor trägtHieroglyphenmit dem erstenzeitgenös­sischenHinweis auf den nahezu unbe­kannten Pharao Senacht-en-Re,dessenName bisher nur in drei Dokumentenaus späterenDynastien auftauchte.

So kommen Sie hinNach Luxor können Sie etwa eine

Pauschalreisebei einem Reisebüro bu­chen. In Luxor bringt Sie jeder Taxi­oder Droschkenkutschenfahrer zumKamak-Tempel, der etwa nordöstlicham Stadtrand von Luxor liegt.

Siegehen durch den Haupteingangin die Tempelanlage, durch den ers­ten Hof in die große Säulenhalle desAmen-Re-Tempels. Dort können Sieauf der linken Seitedurch einTor in derTempelhalle dieseverlassenund stehendann außerhalb der Tempelmauer.Vondort aus führt ein Kiesweg zwischenden dort gelagertenBruchstücken zumPtah-Tempel.

(Gemot L. Geise)

Der Aufgang zum Dach des Tempels.

Bildnachweis

Alle Fotos: Gemot L. Geise und PetraGaede-Wenzel. •

SYNESIS-Magazin Nr. 3/2014 43