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TITELTHEMA Aufgabe, S. 4 1 In den verschiedenen Ländern haben sich je eigene Traditionen zum Feiern des Weihnachtsfestes durchgesetzt. Hier stellen wir euch die Bräuche in Österreich, England, Frankreich und Russland vor. In Österreich Viele weihnachtliche Bräuche sind in Österreich und Deutschland ähnlich. Die Wohnungen und Häuser sind weihnachtlich geschmückt. Die Menschen haben einen Adventskranz und zünden jeden Advents- sonntag eine weitere Kerze an, bis es Weihnachten ist. Der Nikolaus kommt am 6. Dezember und beschenkt alle Kinder. Er wird vom Krampus begleitet, der die Kinder schimpft, mit seinen Ketten rasselt, die Rute schwingt und in seinem dunklen Fellkostüm sehr unfreundlich wirkt. Der Krampus ist bereits einige Tage vor dem Niko- laustag in Österreich unterwegs. „Stille Nacht« wurde vor fast 200 Jahren, im Jahre 1818, von einem Pfarrer aus Österreich gedichtet und von Franz Xaver Gruber, einem Lehrer aus Österreich, komponiert. In der Weihnachtsmesse 1818 wurde das heute weltbekannte Weihnachtslied „Stille Nacht“ zum ersten Mal gesungen und gespielt. Am ersten Weihnachtsfeiertag gehen Jungen von Tür zu Tür und singen. Sie werden ANGLÖCKLER genannt. In der Hand halten sie eine kleine Drehkrippe. Die Mädchen bringen jeden Abend ein Marienbild in ein anderes Haus. Dort singen sie und bitten im Namen von Maria um eine Übernachtungsmöglichkeit. Weihnachten heißt in England Christmas. Einige Traditionen werden hier ganz anders als in Deutschland gefeiert. Bei uns werden zum Beispiel viele Plätzchensorten mit den Kindern gebacken. Die Engländer backen ein Früchtebrot, das »mince pies« heißt. Auch die Weihnachtsdekoration unterscheidet sich von der deutschen. Die Engländer schmücken ihre Räume, meist das Wohnzimmer, mit Stechpalmen, den sogenannten »hollies« und mit Papierketten, die die Engländer »paper chains« nennen. Über den Türrahmen wird ein Mistelzweig oder sogar ein ganzes Mistelgebinde aufgehängt. Steht man mit jemandem darunter, so darf man sich küssen. Mistelzweig heißt auf Englisch »mistletoe«. Einen Weihnachtsbaum haben die Engländer auch. Sie schmücken ihn oft bunt, mit vielen Lichterketten. Unter den »Christmastree« werden alle Geschenke gelegt, die die Kinder nicht wie in Deutschland an Heiligabend, dem »Christmas Eve«, öffnen, sondern erst den Morgen danach abwarten müssen. Der Weihnachtsmann, »Father Christmas«, bringt die Geschenke erst in der Nacht, wenn alle schlafen. In England Wie feiern Menschen in anderen Ländern Weihnachten? W e i h n a c h t e n ü be r a l l a u f d e r W e l t

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K ö r p e r Aufgabe, S. 9 1T i T e l T h e m a Aufgabe, S. 4 1

In den verschiedenen Ländern haben sich je eigene Traditionenzum Feiern des Weihnachtsfestes durchgesetzt. Hier stellen wir euch

die Bräuche in Österreich, England, Frankreich und Russland vor.

in österreich Viele weihnachtliche Bräuche sind in Österreich und Deutschland ähnlich. Die Wohnungen und Häuser sind weihnachtlich geschmückt. Die Menschen haben einen Adventskranz und zünden jeden Advents-sonntag eine weitere Kerze an, bis es Weihnachten ist.Der Nikolaus kommt am 6. Dezember und beschenkt alle Kinder. Er wird vom Krampus begleitet, der die Kinder schimpft, mit seinen Ketten rasselt, die Rute schwingt und in seinem dunklen Fellkostüm sehr unfreundlich wirkt. Der Krampus ist bereits einige Tage vor dem Niko-laustag in Österreich unterwegs.„Stille Nacht« wurde vor fast 200 Jahren, im Jahre 1818, von einem Pfarrer aus Österreich gedichtet und von Franz Xaver Gruber, einem Lehrer aus Österreich, komponiert. In der Weihnachtsmesse 1818 wurde das heute weltbekannte Weihnachtslied „Stille Nacht“ zum ersten Mal gesungen und gespielt.Am ersten Weihnachtsfeiertag gehen Jungen von Tür zu Tür und singen. Sie werden ANGLÖCKLER genannt. In der Hand halten sie eine kleine Drehkrippe. Die Mädchen bringen jeden Abend ein Marienbild in ein anderes Haus. Dort singen sie und bitten im Namen von Maria um eine Übernachtungsmöglichkeit.

Weihnachten heißt in England Christmas. Einige Traditionen werden hier ganz anders als in Deutschland gefeiert. Bei uns werden zum Beispiel viele Plätzchensorten mit den Kindern gebacken. Die Engländer backen ein Früchtebrot, das »mince pies« heißt.Auch die Weihnachtsdekoration unterscheidet sich von der deutschen. Die Engländer schmücken ihre Räume, meist das Wohnzimmer, mit Stechpalmen, den sogenannten »hollies« und mit Papierketten, die die Engländer »paper chains« nennen. Über den Türrahmen wird ein Mistelzweig oder sogar ein ganzes Mistelgebinde aufgehängt. Steht man mit jemandem darunter, sodarf man sich küssen. Mistelzweig heißt auf Englisch »mistletoe«.Einen Weihnachtsbaum haben die Engländer auch. Sie schmücken ihn oft bunt, mit vielen Lichterketten. Unter den »Christmastree« werden alle Geschenke gelegt, die die Kinder nicht wie in Deutschland an Heiligabend, dem »Christmas Eve«, öffnen, sondern erst den Morgen danach abwarten müssen. Der Weihnachtsmann, »Father Christmas«, bringt die Geschenke erst in der Nacht, wenn alle schlafen.

in england

Wie feiern menschen in

anderen ländernWeihnachten?

Weihnachten – ü berall auf der Welt

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T i T e l T h e m a Aufgabe, S. 4 1

in russland In Russland schmücken die Menschen wie bei uns zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum. In der Vorweihnachtszeit ist »Väterchen Frost« mit seinen Gehilfinnen, den Schneeflöckchen, unterwegs und verteilt an die Kinder Süßes. »Väterchen Frost« hat in Russland die Aufgaben des Nikolaus übernommen. Schneeflöckchen heißt auf russisch »Snegoroch-ka«. Wer ein Schneeflöckchen ist, trägt ein weißes, glitzerndes Kleid. »Väterchen Frost« hat eine rote Robe, hohe schwarze Stiefel und einen langen Bart.Eine alte russische Geschichte von der »Babuschka aus der Weih-nachtszeit« wird heute noch erzählt. »Babuschka« wird in Russland die Oma, Großmutter genannt.Die Heiligen Drei Könige klopften damals an die Tür einer »Babuschka« und fragten nach dem Weg nach Bethlehem. Sie baten sie mitzukom-men. Die Großmutter wollte und konnte nicht. Aus schlechtem Gewissen machte sie sich später auf den Weg, die drei Männer zu suchen. Da es bereits wieder geschneit hatte, konnte sie keine Spuren der Männer finden und irrte erfolglos umher. Seitdem läuft die »Babuschka« in dieser Nacht herum und beschenkt die Kinder, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Die Weihnachtsvorbereitung und das eigentliche Fest unterscheiden sich von unserem. Die Zimmer werden zu Weihnachten außergewöhnlich deko-riert. Die ganze Familie hilft, die Räume mit selbstgemachten Basteleien, Früchten und Blumen zu schmücken. Der Weihnachtsbaum gehört zum Fest. In Frankreich wird er gerne mit Süßigkeiten, Spielwaren oder Früchten geschmückt. Der Heilige Abend gilt als Arbeitstag, klingt aber mit einem besonderen Essen aus, z.B. mit »Dinde aux marons«, einem mit Maronen garnierten Truthahn. Oft geht die Familie zur Mitternachtsmesse, »Messe de Minuit«. Auch Feuerwerke werden entzündet. Die Geschenke bringt »Pere Noel«, der französische Weihnachtsmann in der Nacht vom 24. zum 25. Dez. durch den Kamin, wo die Schuhe der Kinder darauf warten, gefüllt zu werden. Traditionell wird ein dicker Holzklotz im Kamin verbrannt und die Asche auf dem Feld verstreut, was Glück und gute Ernte bringen soll. Ersatzweise gibt es einen „buche de noel«, einen Kuchen, der aussieht wie der Holzklotz. Das festliche Weihnachten beginnt am 25. Dez. Die Geschenke werden ausgepackt, bevor es wieder zu den traditionellen Ge-richten übergeht, wie z.B. der »Fois Gras« (Gänsestopfleber). Die Familie bleibt meist über Weihnachten zusammen.

in Frankreich

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Nikolaus und Weihnachtsmann

eine Tatsache zu Nikolaus ist, dass er mehr als 1500 Jahre als heiliger verehrt wird. Nikolaus soll Bischof von myra in Kleinasien gewesen sein. Das liegt an der türkischen mittelmeerküste. 115 Kilometer von antalya entfernt liegt myra, wo der heilige Nikolaus als Bischof aktiv gewesen sein soll. Gestorben ist er wahrscheinlich im Jahre 342. im 5. Jahrhundert wurde über seinem Grab eine Basilika errichtet. heute ist dort ein museum.

Darüber hinaus gibt es viele erzählungen, die über Jahrhunderte weitergegeben wurden. Der Nikolaus bringt in diesen erzählungen den Kindern Geschenke und verrichtet eine menge andere gute Taten. auch als Schutzpatron der Seeleute wird er verehrt. Deshalb kannst du in vielen häfen eine Nikolauskirche entdecken.

Der 6. Dezember, der Nikolaustag, war bis 1969 ein Feiertag. papst paul der Vi. strich diesen Feiertag.

plötzlich tauchte der Weihnachtsmann immer häufiger auf. Den Weihnachtsmann gibt es erst seit 73 Jahren. er wurde von Coca-Cola bekannt gemacht. Von vielen Werbeplakaten lachte der Coca-Cola- Weihnachtsmann, der vertrauensvolle mann im roten, langen mantel mit dem weißen Vollbart.

Wer ist der eChTe, der Nikolaus oder der Weihnachtsmann?Wer war der erste?Wer gehört traditionell zur Weihnachtszeit?

T i T e l T h e m a Aufgabe, S. 6 2

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W i N T e r S C h l a F Aufgabe, S. 10/11 3

Hier sind zehn Fragen zur Geschichte „Das kleine Bäffchen lernt den Winter kennen“. Kannst du sie beantworten?

1) Was fällt dem kleinen Bäffchen auf den Kopf, als es auf der Wurzel sitzt? -------------------------------------------------------------------------------------------------2) Wer hat die Nuss verloren?

-------------------------------------------------------------------------------------------------3) Was macht das eichhörnchen mit der Nuss? -------------------------------------------------------------------------------------------------4) Was bietet das eichhörnchen dem kleinen Bäffchen an? -------------------------------------------------------------------------------------------------5) Wie weckt das kleine Bäffchen das eichhörnchen am nächsten morgen? -------------------------------------------------------------------------------------------------6) Wovor hat das kleine Bäffchen angst? -------------------------------------------------------------------------------------------------7) Sind die Schneeflocken gefährlich? -------------------------------------------------------------------------------------------------8) Was bauen das eichhörnchen und das kleine Bäffchen? -------------------------------------------------------------------------------------------------9) Womit machen sie dem Schneemann augen, Nase und mund? -------------------------------------------------------------------------------------------------10) Was möchte das kleine Bäffchen jetzt noch machen?

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Hier kannst du das kleine t und das große T üben:t t t t t T T T T T

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Bildung im Gleichgewicht Bessere Bildungschancen durch neurosenorielle Bildungsförderung Prof. Dr. med. Eckhard Hoffmann, Hochschule Aalen Die Sinnesorgane sind die Schnittstelle zwischen dem Schüler und seiner Umwelt. Nur über die Sinne wird die Welt wahrgenommen und Informationen aufgenommen.

Das visuelle System (Auge) gibt einen Überblick über die Umwelt (der Blick in die Ferne) und liefert auch Informationen über kleine Details (z. B. die Beschriftung der Handytastatur). Viele Informationen sind in unserer Lebenswelt visuell kodiert, z. B. durch Schriftzeichen.

Das auditive System (Ohr) ermöglicht eine 360°-Kontrolle der Umwelt und informiert auch über die Dinge, die sich hinter dem eigenen Rücken abspielen. Zudem ist das Ohr das Hauptkommunikationsorgan.

Das vestibuläre System (Gleichgewichtsorgan) kontrolliert die eigenen Position gegenüber der Umwelt und hilft sich in der Welt zu bewegen und die Welt zu be-wegen (Motorik)

Die Sinnesorgane spielen eine entscheidende Rolle im Lernprozess:

Ein Kind kann nur das aufnehmen und lernen, was es durch seine Sinnesorgane wahrnimmt.

Beispiel: Auge – Tafelanschrieb, Dinge, die ein Kind nicht oder nicht richtig sieht, kann es nicht fehlerfrei abschreiben und aufnehmen

Ohr – Diktat: Wer akustisch z. B. die Worte „Haus“ und „Maus“ nicht auseinander-halten kann, wird diese im Diktat nicht fehlerfrei schreiben können. Auch die Sprachentwicklung hängt eng mit der auditiven Wahrnehmung zusammen. Sprechen lernen und sprechen sind von der auditiven Rückkopplung abhängig, d. h. ein Kind muss hören können, was es selber spricht.

Verluste an der sensorischen Schnittstelle führen zu nicht zu unterschätzenden Defiziten.

Gerade beim Lernprozess ist die unbeeinträchtigte Wahrnehmung von Details entscheidend (Haus – Maus).

Die sensorische Integration der Sinneseindrücke ist eine grundlegende Voraus-setzung für erfolgreiches Lernen. Hier spielt das Gleichgewicht eine häufig unter-schätzte Rolle

Das Projekt „Schnecke“ – Bildung braucht Gesundheit Im Frühjahr 2007 startete das interdisziplinäre Projekt “Schnecke”, eine Quer-schnittsstudie mit Hör- Seh- und Gleichgewichtsprüfungen bei 3049 Schülerinnen und Schülern an 10 hessischen Schulen aller Schulrichtungen (+ 1 Pretest an einer weiteren Schule). Es erfolgte zudem eine schriftliche Befragung zu Hör- und Seh-gewohnheiten und bekannten Sinnesbeeinträchtigungen.

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Forschungsfragen: Wie häufig sind Störungen des Seh- Hör- und Gleichgewichtssystems bei

hessischen Schülern? Gibt es Risiko-Indikatoren für Störungen der Sinnesorgane? (Vorerkrankungen,

soziale Faktoren, Musikkonsum…) Gibt es eine Korrelation zwischen Sinnesbeeinträchtigungen und Schul-

leistungen? Material und Methoden: Stichprobe: 3049 Schüler, davon 1756 Grundschüler, 1293 Schüler der Klassen 5 - 10, eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern lag jeweils vor. Assessement: Audiologisches Screening Otoskopie, Screeningaudiometrie mit 15 dB HL bei 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz, 4 kHz und 6 kHz. Eine vollständige Messung der Luftleitungshörschwelle wurde bei Hör-verlusten > 15 dB bei mindestens einer Frequenz durchgeführt. Sehtests Langtest (Stereosehen), Visusbestimmung mit Einzelsehzeichen (Landoltringe) und Reihensehzeichen mit Korrektion monokular und binokular. Bei Kindern mit Brille wurde mittels Scheitelbrechwertmesser die Gläserstärken bestimmt und der ana-tomische Sitz der Brille überprüft. Gleichgewichtstests Im Rahmen der Gleichgewichtstestung wurden folgende Versuche durchgeführt: Stehversuch nach Romberg, Einbeinstand und langsames Balancieren rückwärts auf einer breiten Schulbank. Es wurden hierbei nicht nur die erreichte Zeit (z. B. beim Einbeinstand die Zeit, die ein Schulkind auf einem Bein stehen kann) berücksichtigt, sondern auch Qualitätsparameter mit einbezogen. Statistik Auf univariater Ebene wurden die bei der Analyse der Schulnoten die erzielten Durchschnittsnoten pro Fach berechnet und die Differenzen mittels t-Test auf statistische Signifikanz (5%-Niveau) überprüft. Es wurden die Prävalenzraten be-rechnet, sowie der Chi-Quadrat-Vierfeldertest angewendet. Die Prevalence Rate Ratio (PRR) wurde immer im Vergleich zur unbelasteten Vergleichsgruppe errechnet. Parameter zur Charakterisierung der Schulleistungen Zur Charakterisierung der Schulleistungen wurden die Zeugnisnoten am Ende des Schuljahres 2006/2007 herangezogen. Es wurden die Fächer Mathematik, Deutsch und Sport zur Charakterisierung der Schulleistungen des Schülers herangezogen. Die folgenden Auswertungen beziehen sich auf Schüler der Grundschule (Klasse 1 -4) Da nicht von allen Schülern jeweils alle Noten vorlagen können die Zahlen pro Fach z. T. etwas differieren. Schulleistungen im Fach Mathematik Es wurden Mathematiknoten von 968 Schülerinnen und Schülern der Klassen 1 – 4 ausgewertet. Die Durchschnittsnote betrug 2,6 (Stdabw. 1,0). Schüler hatten mit

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einem Durchschnitt von 2,5 signifikant bessere Mathematiknoten als Schülerinnen (D: 2,7). Schulleistungen im Fach Deutsch Deutschnoten konnten von 967 Schülern und Schülerinnen der Klassen 1 – 4 aus-gewertet werden. Die Durchschnittsnote betrug 2,7 (Stdabw. 1,0). Grundschüler hatten mit einem Durchschnitt von 2,8 signifikant schlechtere Deutschnoten als Schülerinnen (D: 2,6) Schulleistungen im Fach Sport Im Fach Sport wurden die Noten von 967 Schülerinnen und Schülern ausgewertet. Die Durchschnittsnote betrug 2,1 (Stdabw. 0,72). Der Durchschnitt der Sportnoten der Schüler (D: 2,1) unterscheidet sich nicht vom Durchschnitt der Sportnoten der Schülerinnen (D: 2.1) Ergebnisse Die Hörfähigkeit und ihr Einfluss auf die Schulleistungen: Knapp 10% der Grundschüler haben Hörverluste, Kinder mit Hörverlusten sind in der Schule schlechter 9,7% der getesteten Grundschüler wiesen in der Luftleitung einen Hörverlust von mehr als 15 dB HL bei mindestens einer Testfrequenz auf. 37% der Schüler der 1. - 4. Klasse gaben an, schon einmal Ohrgeräusche (Tinnitus) erlebt zu haben. Schüler mit Hörverlust waren in Mathematik 0,2 Notenstufen und in Sport 0,1 Notenstufe schlechter (nicht signifikant), in Deutsch signifikant 0,2 Noten-stufen schlechter. Es zeigten sich zudem deutliche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus und der Häufigkeit von Hörschäden. Kinder, die ein Instrument spielen, haben nur halb so häufig einen Hörschaden im Vergleich zur nicht musizierenden Vergleichsgruppe. Die Sehfähigkeit und ihr Einfluss auf die Schulleistungen Rund 8% der Grundschüler sollten ihre Sehfähigkeit beim Augenarzt über-prüfen lassen, Schüler mit einer Augenarztempfehlung sind in Deutsch, Mathe und Sport 0,2 – 0,3 Notenstufen schlechter. Ein Augenarztbesuch wurde auf Grund auffälliger Befunde bei den durchgeführten Sehtests bei 8% der Schüler empfohlen. Die Grundschüler mit einer Empfehlung zum Augenarztbesuch waren in Mathematik im Durchschnitt 0,2 Notenstufen schlechter, in Deutsch und im Sport signifikant um 0, 3 Notenstufen schlechter als Schüler ohne eine Empfehlung zum Augenarztbesuch. Die Ergebnisse der Gleichgewichtstests Fast zwei Drittel aller Grundschüler zeigen Defizite bei einfachen Gleich-gewichtstests. Schüler mit Gleichgewichtsstörungen erzielen in der Schule deutlich schlechtere Note Bei den Gleichgewichtstests erwiesen sich 38% der Grundschüler als unauffällig, 58% waren leicht auffällig, 4% der Schüler auffällig oder stark auffällig

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In der Analyse wurden die Schulnoten der Schüler mit auffälligen bis stark auffälligen Befunden in den Gleichgewichtstests verglichen mit Schülern, die einen unauffälligen Befund aufweisen. Vergleichsparameter ist die Durchschnittsnote in den einzelnen Schulfächern. Kinder mit auffälligen und stark auffälligen Befunden im Gleichgewichtstest waren in Mathematik (N=922) im Durchschnitt signifikant um 0,6 Notenstufen schlechter, im Fach Deutsch (N=921): 0,7 Notenstufen signifikant schlechter und im Sport (N=922): 0,6 Notenstufen signifikant schlechter. Es konnten somit bei Schülern mit auffälligen bis stark auffälligen Befunden in den Gleichgewichtstests in allen ausgewerteten Fächern signifikant schlechtere Schul-noten beobachtet werden. Die Korrelation zwischen dem Schweregrad der Gleichgewichtsstörung und den erzielten Schulleistungen: Auch Kinder mit nur leicht auffälligen Befunden bei den Gleichgewichtstests haben signifikant schlechtere Noten. Es zeigte sich auch ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Beein-trächtigung des Gleichgewichts und den erzielten Schulleistungen. So betrug die Durchschnittsnote im Fach Deutsch bei den Grundschülern mit unauffälligem (normalen) Testergebnis 2,5. Die Durchschnittsnote der Kinder mit leicht auffälligem Testergebnis lag bei 2,8. Auffällige bis stark auffällige Grundschüler hatten eine Durchschnittsnote von 3,3 im Fach Deutsch. Je schlechter das Ergebnis der Gleich-gewichtstests, desto schlechter war somit die durchschnittliche Deutschnote.

Abb.: Durchschnittsnote im Fach Deutsch in Abhängigkeit von den Ergebnissen des Gleichgewichtstests bei Grundschülern (m + w).

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Geschlechterunterschiede beim Gleichgewicht: Schüler haben ein schlechteres Gleichgewicht als Schülerinnen Sowohl in der Grundschule als auch in den Klassen 5 – 10 weisen Schüler mehr Gleichgewichtsstörungen auf als Schülerinnen. Der Großteil der beobachteten Gleichgewichtsstörungen sind leichte Auffälligkeiten. Deutliche und starke Auffällig-keiten treten relativ selten auf, diese jedoch auch häufiger bei männlichen Schülern. Vergleich: Grundschule – Schüler der Klassen 5 – 10: Auch in den Klassenstufen 5 bis 10 zeigt rund jedes zweite Kind Auffälligkeiten bei der Gleichgewichtstestung. In den Klassen 5 – 10 nimmt der Anteil an Kinder mit Auffälligkeiten in den Gleich-gewichtstests deutlich ab, jedoch erreichen auch hier nur 47% der Schüler und 60% der Schülerinnen ein normales Testergebnis.

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m w m w

Grundschule Klasse 5 ‐ 10

unauffällig

leicht auffällig

auffällig

stark auffällig

Abb. Ergebnisse der Gleichgewichtstests in Abhängigkeit vom Geschlecht und der Jahrgangsstufe Tabelle: Ergebnisse der Gleichgewichtstests in Abhängigkeit vom Geschlecht und der Jahrgangsstufe

  Grundschule  Klasse 5 ‐ 10Gleichgewichtstest  m  w  m wunauffällig  23,6%  35,6%  46,8% 59,8%leicht auffällig  69,6%  60,9%  50,7% 38,8%auffällig  6,4%  3,2%  2,3% 1,4%stark auffällig  0,4%  0,2%  0,2% 0%

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Der Effekt von Gleichgewichtsstörungen über die gesamte Schullaufbahn: Schüler und Schülerinnen mit Gleichgewichtsstörungen weisen sowohl in der Grundschule als auch in der weiterführenden Schule konsequent schlechtere Noten auf. Bei den folgenden Auswertungen wird nur noch zwischen unauffällig und auffälligen Befunden unterschieden, da bei einer weiteren Differenzierung die Fallzahlen in den einzelnen Gruppen zu gering werden. Unter dem Begriff „Auffällig“ sind alle Kinder mit mindestens leicht auffälligen Ergebnissen in den Gleichgewichtstests subsummiert (leicht auffällig, auffällig, stark auffällig). Der größte Anteil in der Gruppe der Kinder mit auffälligen Befunden besteht gemäß den weiter oben dargestellten Ergebnissen aus Kindern mit nur leicht auffälligen Befunden. Männliche Schüler

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Deutsch Mathe Sport Deutsch Mathe Sport

Grundschule Klasse 5 ‐ 10

Durchschn

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Abb. Durchschnittsnote von männlichen Schülern in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sport in Abhängigkeit von der Jahrgangsstufe und dem Befund bei der Gleichgewichtstestung (grün: unauffällig, rot: auffällig). Schüler  Grundschule  Klasse 5 ‐ 10 Gleichgewichtstests:  Deutsch  Mathe Sport Deutsch Mathe Sport unauffällig  2,66  2,41 1,95 3,01 3,31 2,30 auffällig  2,88  2,54 2,12 3,36 3,36 2,59 Notendifferenz:  0,23  0,12 0,17 0,34 0,04 0,29 

  signifikant   nicht sig. signifikant signifikant nicht sig. nicht sig. 

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Es zeigen sich bei den männlichen Schülern in allen drei analysierten Fächern über das gesamte Schulleben bei vorliegenden Gleichgewichtsstörungen schlechtere Schulleistungen. Die dargestellten Differenzen sind in der Grundschule bei Deutsch und Sport statistisch signifikant, bei der Klasse 5 – 10 in Deutsch signifikant. Der Trend geht bei Schülern mit Gleichgewichtsstörungen ausnahmslos hin zu schlechteren Leistungen. Bei Mathematik in der Klasse 5 – 10 war die Differenz jedoch nur minimal und nicht signifikant. Schülerinnen

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Deutsch Mathe Sport Deutsch Mathe Sport

Grundschule Klasse 5 ‐ 10

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Abb. Durchschnittsnote von Schülerinnen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sport in Abhängigkeit von der Jahrgangsstufe und dem Befund bei der Gleich-gewichtstestung (grün: unauffällig, rot: auffällig).. Schülerinnen mit Gleichgewichtsstörungen weisen in allen Fächern sowohl in der Grundschule als auch in den Klassen 5 – 10 schlechtere Noten auf. Die Noten-differenz ist bis auf das Fach Sport in den Klassen 5 – 10 in allen Fächern signifikant. Schülerinnen  Grundschule  Klasse 5 ‐ 10 Gleichgewichtstests:  Deutsch  Mathe Sport Deutsch Mathe  Sport unauffällig  2,42  2,47 1,93 2,56 3,29  2,43 auffällig  2,73  2,80 2,22 3,05 3,54  2,62 Notendifferenz:  0,30  0,33 0,29 0,49 0,25  0,19 

  signifikant   signifikant signifikant signifikant signifikant  nicht sig. 

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Ein Vergleich der Ergebnisse der männlichen Schüler mit den Schülerinnen zeigt, dass bei Schülerinnen die Notendifferenz zwischen unauffälligen und auffälligen Schülern fast überall größer ist (Ausnahme Sport, Klasse 5 – 10). Es fanden sich somit zwar einerseits prozentual weniger Schülerinnen als Schüler mit einem auffälligen Gleichgewicht. Die Schülerinnen jedoch, die einen auffälligen Befund aufweisen, haben im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossen deutlich schlechtere Noten. Konsequenzen Entscheidend ist eine frühzeitige Erkennung von Schäden, um die negativen Konsequenzen zu begrenzen:

Die Erkennung von Beeinträchtigungen des sensorischen Systems ist notwendig, um Kindern die Chance zu geben, den Lernstoff ohne Schnittstellenverluste auf-zunehmen.

Geeignete Maßnahmen helfen, die Folgen einer Schädigung zu mindern: - Hilfsmittelversorgung: Brille, Hörgerät - Platzierung im Klassenraum - raumakustische Maßnahmen - Sensibilität gegenüber Schäden

Sozial benachteiligte Kinder sind besonders betroffen, da Schäden oft erst spät erkannt und nur suboptimal versorgt werden.

Die Früherkennung von Hör- und Sehschäden und eine gute Versorgung mit Hilfsmitteln sind wichtige Bausteine für die Entwicklung des Kindes und für eine faire Chance im Bildungssystem.

Besonders deutlich stach die Korrelation zwischen Störungen des Gleich-gewichts und den Schulleistungen hervor. Schon leichte Auffälligen bei den Gleichgewichtstests waren mit signifikant schlechteren Schulnoten korreliert. Bei Hör- und Sehstörungen steht vor allem eine frühzeitige Erkennung und Hilfs-mittelversorgung im Vordergrund, da die Sinnesbeeinträchtigung in den meisten Fällen nicht ursächlich behoben werden kann (Ausnahme: z. B. Therapie bei Mittelohrerguss). Im Gegensatz dazu ist das Gleichgewicht gut trainierbar und bietet Ansatzpunkte für eine gezielte pädagogische Förderung. In der Motopädagogik wird bei therapeutischer Intervention regelmäßig von einer Besserung der Schulleistungen berichtet, wenn die Motorik eines behandlungsbedürftigen Kindes gefördert wird. Es ist daher davon auszugehen, dass mit gezielten Programmen zur neurosensoriellen Förderung des Gleichgewichts eine große Zahl an Kindern profitieren könnte.

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Zusammenfassung: Bei rund zwei Drittel aller Grundschüler und der Hälfte aller Schüler der Klassen 5 – 10 sind Gleichgewichtsstörungen zu beobachten. Die Schulleistungen der be-troffenen Kinder sind in den Kernfächern der Grundschule signifikant schlechter. Auf Grund dieses Ergebnisses und der Tatsache, dass gerade auf dem Gebiet des Gleichgewichts deutliche Trainingseffekte beobachtet werden können, ergeben sich hier neue Forschungsansätze. Neue Forschungsansätze Die zu überprüfende und eine weitreichende Perspektive bietende Forschungs-hypothese für das weitere Vorgehen lautet daher: Durch eine gezielte pädagogische Förderung des Gleichgewichts kann das Gleich-gewicht, die damit eng gekoppelte Wahrnehmungsfähigkeit und somit auch die Schulleistungen signifikant verbessert werden. Ziel der jetzt geplanten Forschungsaktivitäten ist, Konzepte zur Förderung des Gleichgewichts zu entwerfen und ihren Nutzen zu evaluieren. Die geplanten Ansätze zur Förderung des Gleichgewichts haben den Vorteil, dass Sie gut in den Alltag von Schulkindern integriert werden können, sie nahezu unabhängig von der sprachlichen Kompetenz sind (somit z. B. auch Migranten eingeschlossen sind) und auf spielerische Weise eine Chance zu besseren Leistungen in der Schule bieten und damit langfristig einen erfolgreichen Start in das Berufsleben ermöglichen. Kontakt: Prof. Dr. med. Eckhard Hoffmann Prodekan Hochschule Aalen Studiengang Augenoptik und Hörakustik Gartenstrasse 135, 73430 Aalen Tel. 07361-9733-12 [email protected]