21
Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Information und Fitness

Der evolutionsbiologische Wert von Information

Page 2: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Ansätze zur Quantifizierung von Information

Informationstheoretische Interpretation (Shannon)

Anwendung in „technisch“ orientierten Wissenschaften

Stochastische Interpretation

Anwendung eher in „statistisch“ orientierten Wissenschaften

Page 3: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Information als Entropie

Shannons berühmte Gleichung erlaubt eine Quantifizierung von Information, aber keine Qualifizierung i.S. einer Gewichtung einzelner bits.

Page 4: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Spieltheoretische Deutung des Informationsgehaltes

Lässt Aussagen über den (biologischen) Wert einer Information zu, erlaubt jedoch keine objektive Quantifizierung etwa anhand von bits.

The value of information associated with a cue or signal X is defined as the difference between the maximum expected payoff or fitness that a decision-maker can obtain by conditioning on X and the maximum payoff that could be obtained

without conditioning on X.

Page 5: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel I (Bergstrom & Lachmann)

Phenotype 1 Phenotype 2

Environment 1 w1 0

Environment 2 0 w2

Environment 1 tritt auf mit Wahrscheinlichkeit p1

Environment 2 tritt auf mit p2 = 1 - p1

maximale Fitness über eine Generation:

max[p1w1,p2w2]

Page 6: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 1

Es wird aber nach „Langzeitfitness“ selektiert, auf lange Sicht tritt dabei Environment 1 N·p1 auf, analog Environment 2.

Die Wachstumsrate über N Generationen, wobei sich ein Individuum mit der Wahrscheinlichkeit x zum Phenotype 1

entwickelt, kann folgendermaßen ausgedrückt werden:

Page 7: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

N(p1log(w1x)+p2log(w2(1-x)))

führt zu p1/x = p2/(1-x) oder x = p1

zu erwartendes logarithmisches Wachstum

p1log(w1p1)+p2log(w2p2)

Maximierung des Logarithmus

Page 8: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Annahme: sichere Vorhersage über den Umweltzustand sei möglich.

Individuen könnten kurzfristig Fitness p1w1+p2w2 erreichen.

Wert dieser Information

p1w1+p2w2 - max[p1w1,p2w2] = min [p1w1,p2w2 ]

The value of information associated with a cue or signal X is defined as the difference between the maximum expected payoff or fitness that a decision-maker can obtain by conditioning on X and the maximum payoff that could be obtained without conditioning on X.

Beispiel 1

Page 9: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 1

Langzeitfitness p1log(w1p1)+p2log(w2p2)

bei sicherer Vorhersage p1log w1+p2log w2

Die Differenz

[ p1log w1+p2log w2)] - [p1log(w1p1)+p2log(w2p2)]

= p1log p1 + p2log p2

entspricht der Shannon-Entropie der Umwelt!

Page 10: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2 (Taylor, Tishby & Bialek)

Nicht nur äußere, sondern auch innere Faktoren bestimmen die Fitness eines Organismus. Im einfachsten Fall kann man eine „äußere“ Variable (s) annehmen, die den wichtigsten Nährstoff eines Bakteriums repräsentiert.Als „innere“ Variable fungiert (g), die etwa die Anzahl der Gene beschreibt.

Die Fitness des Bakteriums kann dann durch die Funktion

beschrieben werden.

Page 11: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Wachstumsrate von E. coli als Funktion der Lactosekonzentrationund der Genexprimierung von lacZ.. s = 1 entspricht der Hälfte desmaximalen Selektionsvorteils, g = 1 der maximalen Kapazität. (Experiment von Dekel & Alon)

Page 12: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Die Anpassung an die Umwelt erfolgt nie perfekt.

Dennoch bezieht sich die Genexprimierung immer in gewisser Weise auf den jeweiligen Zustand der Umwelt.

Die Varianz der Phänotypen kann als aufgefasst werden,

die abhängige Verteilung von und als

Page 13: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Die Information, die über enthält, beträgt

Page 14: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Die durchschnittliche Fitness, die ein Organismus auf lange Sicht erlangt,

wenn man die Verteilung zugrunde legt, ist

Page 15: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Berechnung auf Basis von Experimentaldaten von E. coli bei Umwelt P(s) ∝ exp(−2s).

Die eingezeichnete Kurve

von

trennt den möglichen Bereich der „Fitness-Ebene“ vom unmöglichen(maximal 1.6% Zuwachs).

Ein signifikanter Selektionsvorteil von 1% lässt sich schon durch Mechanismen erreichen, die fast keine Information über die Umwelt enthalten, aber zur Vielfalt beitragen.

Page 16: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Biologische Relevanz

Selektionsvorteil von 1 % für lediglich varianzfördernde Mechanismen

Leichter Vorteil für Genotypen mit mehr als einem bit gegenüber Artgenossen

Es wird nach Fitness, die direkt von der Informationsmenge abhängt, selektiert

Experimentell nur 10% Vorteil bei unbegrenzter Lactose gegenüber Abstinenz

Page 17: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Minimierung von für einen bestimmten Wert von führt zu

als Lagrange-Faktor zur Definierung einesbestimmten Fitnesswertes. ->Boltzmann

dient der Normierung der Verteilungen

Für große nähert sich die Verteilung der Expresionslevels dem Optimum

, die Form des Peaks entspricht einer Gauss´schen Glocke, deren

Weite umgekehrt proportional zu ist.

Page 18: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Beispiel 2

Berechnung der Information und mittleren Fitness

von der mittleren Fitness unabhängige Konstante

größtmögliche durch maximale Information zu erreichende Fitness

durch den Organismus kontrollierte Gene

bei niedriger Fitness relevant

Page 19: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Anwendungen

Experimentelle Bestimmung der Parameter

Ermittlung der Fitnessfunktionen bestimmter Organismen

Transfer zu höheren Lebewesen

Parallelen zu den Neurowissenschaften

Neue Deutung der Evolutionstheorie

Page 20: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Grenzen der Modelle

...

Page 21: Information und Fitness Der evolutionsbiologische Wert von Information

Quellen

Bergstrom, C.T., and Lachmann, M., (2004)Shannon information and biological fitness. In Information Theory Workshop. 50 - 54. IEEE.

Cover, T.M., and Thomas, J.A., (1991). Elements of information Theory. New York: Wiley.

Taylor, S.F., Tishby, N., and Bialek, W., (2007). Information and fitness. arXiv.org: 07124382[q-bio.PE]