Informationen Für Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefährlicher Chemischer Stoffe

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  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Informationenfr die Erste Hilfe

    bei Einwirken gefhrlicherchemischer Stoffe

    Ausgabe August 1999Aktualisierte Fassung Juni 2007

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Herausgeber

    Bundesverband der Unfallkassen

    Fockensteinstrae 1, 81539 Mnchen

    www.unfallkassen.de

    Erarbeitet vom Arbeitskreis Gefahrstoffe des

    Bundesverbandes der Unfallkassen.

    Bestell-Nr. GUV-I 8504, zu beziehen vom zustndigen

    Unfallversicherungstrger, siehe vorletzte Umschlagseite.

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    GUV-I 8504GUV-Informationen

    Informationenfr die Erste Hilfebei Einwirken gefhrlicher

    chemischer Stoffe

    Ausgabe August 1999Aktualisierte Fassung Juni 2007

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Seite

    Vorbemerkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Acrylnitril . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Aluminiumalkyle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Arsen und seine Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Benzol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Benzylchlorid, Benzalchlorid, Benzotrichlorid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Brom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 1,3-Butadien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Chlor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 Chlorkohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

    10 Cyanwasserstoff/Cyanide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4711 Dichlordimethylether/Monochlordimethylether . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5312 Dimethylcarbamidsurechlorid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5713 Dimethylsulfat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6114 Epichlorhydrin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6515 Ethylenimin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6916

    Fluorwasserstoff, Flusssure und anorganische Fluoride . . . . . . . . . . . . . . . . . 7317 Formaldehyd/Paraformaldehyd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8118 Hydrazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8719 Natrium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9220 Nickeltetracarbonyl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9621 Nitrocellulose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10022 2-Nitropropan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10323 Organische Peroxide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10824 Organozinnverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11125 Ozon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

    26 Phenol, Kresole und Xylenole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12427 Phosgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12928 Phthalsureanhydrid und Maleinsureanhydrid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13529 Quecksilber und seine Verbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13830 Salpetersure/Stickstoffoxide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14331 Sauerstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15232 Schwefelwasserstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15733 Styrol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16334 Tetrahydrofuran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16735 Vinylchlorid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170

    36 Wasserstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17437 Wasserstoffperoxid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17838 Zinkchromat/Strontiumchromat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

    Inhaltsverzeichnis

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    Vorbemerkung

    Arbeitsunflle beim Umgang mit gefhrlichen chemischen Stoffen knnen spezielleManahmen der Ersten Hilfe erfordern, die nicht Gegenstand der allgemeinen Ersthel-ferausbildung sind. Fr diese Manahmen ist eine Zusatzausbildung der Ersthelfer undBetriebssanitter erforderlich, die die Absprache mit dem Betriebsarzt und die Berck-sichtigung der betriebsspezifischen Gegebenheiten voraussetzt. Das Lesen dieser In-formationen allein gengt nicht!

    Siehe 26Abs. 4 UVV Grundstze der Prvention (GUV-V A 1).

    Generell mssen die Versicherten ber die Gefahren durch die verwendeten Stoffe in-formiert und auf das Verhalten nach Arbeitsunfllen hingewiesen werden.

    Siehe 4Abs. 1 UVV Grundstze der Prvention (GUV-V A 1).

    Der Unternehmer hat dafr zu sorgen, dass die in diesen Informationen bei den einzel-nen Stoffen angegebenen Mittel bereitgehalten werden, um sofort sachgem helfenzu knnen. Es ist notwendig, nicht nur die Erste Hilfe am Unfallort und das Zusammen-wirken mit dem Rettungsdienst sicherzustellen, sondern es muss gerade beim Um-gang mit gefhrlichen chemischen Stoffen auf vorherige Abstimmung der Rettungs-manahmen mit rzten und Krankenhusern besonderer Wert gelegt werden.

    Siehe 24 UVV Grundstze der Prvention (GUV-V A 1).

    Den Erste-Hilfe-Manahmen wurden in der nachfolgenden Zusammenstellung auch je-weils beispielhafte Angaben ber Eigenschaften, Verwendung und Wirkungsweise derStoffe vorangestellt, um den Mechanismus der Schdigung und die sich hieraus erge-benden Manahmen besser verstndlich zu machen.

    Die Hinweise fr den Ersthelfer sind gegliedert in

    l allgemeine Manahmen (Allgemeines) sowiel

    spezielle Manahmen entsprechend der schdigenden Aufnahme ber Augen,Atmungsorgane, Haut und Verschlucken.

    Diese Unterteilung bedeutet keine Reihenfolge im Ablauf der Manahmen. Es sindnicht etwa zunchst die allgemeinen Manahmen und dann erst die speziellenManahmen zu ergreifen.

    Darber hinaus enthalten die Informationen Hinweise fr den Arzt.

    Die Informationszusammenstellung basiert auf Angaben der M-Reihe der Berufsgenos-senschaft der Chemischen Industrie und wurde vom AK Gefahrstoffe des BUK beiden Angaben zur Einstufung und zu den Verwendungsbeschrnkungen aktualisiert.

    Die Broschre wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Fr die Richtigkeitkann der Herausgeber jedoch keine Gewhr bernehmen. In Zweifelsfllen wird beiVergiftungen immer empfohlen, sich mit der nchstgelegenen Vergiftungszentrale( i h A h ) i V bi d t

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    1.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Acrylnitril ist eine farblose Flssigkeit mit schwach stechendem Geruch. Es ist brenn-bar und bildet mit Luft explosionsfhige Atmosphre.

    Acrylnitril ist mit vielen organischen Lsemitteln mischbar, z.B. mit Ethanol, Methanol,Diethylether, Aceton, Toluol, Xylol, Ethylacetat, Polyethylenglykol 400. Die Mischbar-keit mit Wasser ist gering.

    Acrylnitril hat zwei reaktive Zentren, die Cyan-Gruppe und die Doppelbildung. Dies be-dingt seine hohe Reaktivitt. So polymerisiert es bereits unter Licht- bzw. Hitzeeinwir-kung spontan unter starker Wrmeentwicklung. Bei der Lagerung muss Acrylnitril des-halb stabilisiert werden, z.B. mit Ammoniak, Ammoniumcarbonat, Brenzkatechin,Dioxidiphenyl, Hydrochinon, Hydrochinonmonomethylether, Ethylencyanhydrin, Milch-surenitril, Wasser, Methylenblau. Mit verschiedenen Stoffen reagiert Acrylnitril heftig,z.B. mit oxidierend wirkenden Stoffen und mit starken Suren und Laugen.

    Bei der unvollstndigen Verbrennung von Polymerisaten des Acrylnitril (Schwelbrnde)knnen die Brandgase neben Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Wasserdampf, Stickstoff,

    Stickstoffoxiden und Ru auch Oxidations- und Abbauprodukte, wie Monomeres undBlausure enthalten.

    1.2 Verwendung

    Acrylnitril wird hauptschlich fr die Herstellung polymerer Produkte verwendet, z.B.Polyacrylnitril-Kunstfasern und Mischpolymerisate mit Butadien und Styrol. Wegenseiner groen Reaktionsfhigkeit wird Acrylnitril auch als Ausgangsprodukt bei orga-

    nischen Synthesen eingesetzt, z.B. bei der Herstellung von Acrylamid und Adiponitril,der Vorstufe des Hexamethylendiamins.

    1.3 Gesundheitsgefahren

    Acrylnitril ist in der Liste nach 4a Gefahrstoffverordnung in die Kategorie K2 Stoffe,die als krebserzeugend fr den Menschen angesehen werden sollten eingestuft.Auerdem ist Acrylnitril als giftig und reizend eingestuft.

    1 Acrylnitril

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    Aufnahmewege

    Acrylnitril wird vor allem ber die Atemwege aufgenommen, aber auch die Hautresorp-tion spielt eine Rolle. Beim Verschlucken wird Acrylnitril leicht durch die Verdauungsor-gane resorbiert.

    Akute Gesundheitsgefahren

    Acrylnitril ist fr den Menschen sehr giftig und kann je nach Hhe der Exposition

    ein breites Spektrum von Beschwerden verursachen. Diese reichen von unklaren Allge-meinsymptomen, belkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Mdigkeit, usw.ber Bewusstlosigkeit, Krmpfe und Atemstillstand bis einschlielich zum Tode. DieseKrankheitssymptome knnen auch erst nach einer mehrstndigen Latenzzeit eintreten.

    Sowohl in flssiger Form als auch als Dampf wirkt Acrylnitril haut- und schleimhautrei-zend.

    Chronische Gesundheitsgefahren

    Eindeutige Erkrankungen nach chronischer Acrylnitril-Exposition sind nicht bekannt.Acrylnitril hat sich jedoch im Tierversuch als krebserzeugend erwiesen.

    1.4 Erste Hilfe

    Allgemeines

    Alle Personen, die mit Acrylnitril umgehen, mssen ber die Erste-Hilfe-Manahmenunterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwiesen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zurErsten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-buch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

    Bei Verdacht auf eine Gesundheitsschdigung durch Acrylnitril muss der Betroffeneden Gefahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. DieHelfer haben sich dabei vor Kontakt mit Acrylnitril zu schtzen (Atemschutz, Schutz-

    handschuhe usw.).

    GUV-I 8504

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    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, ist eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind, wie StabileSeitenlage Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig mit Wasser splen

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen

    Unmittelbar nach dem Unfall und dann im Abstand von jeweils 2 Stunden, auch beifehlenden Krankheitszeichen, 400 g ( 4 Sprhste mit jeweils 100 g) Beclo-methason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oder besser -Autohaler* (z.B. Vento-lair

    , Junik

    ) inhalieren lassen. Weitere Behandlung durch den eintreffenden Arzt.

    Richtige Handhabung beachten (Kopfhaltung, Ein- und Ausatmungsphase)

    Bei Atemstillstand Beatmung nach Mglichkeit mit Gert (z.B. Schlauch-Mund-Beatmer), auf jeden Fall Einatmen von Acrylnitril-Dmpfen vermeiden

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen

    Haut mit viel Wasser splen, anschlieend abtupfen mit Mullkompressen, die mitPolyethylenglykol 400 (Lutrol)** getrnkt sind

    GUV-I 8504

    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebtezu empfehlen.** Polyethylenglykol 400 ist nur bei Temperaturen ber ca. +15 C einsetzbar. Bei tieferen Temperatu-

    ren steigt die Viskositt stark an, bei +4 C erstarrt es. Unter +15 C knnen Lsungen von Polyethy-

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    Wunden keimfrei bedecken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Verschlucken

    Soweit der Verunglckte nicht bewusstlos ist, ca. 1 Liter einer einprozentigen Natri-

    umthiosulfatlsung oder Wasser trinken lassen und Erbrechen herbeifhren fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Hinweise fr den Arzt

    Achtung! Gilt nur fr reine Acrylnitril-Vergiftungen, bei gleichzeitiger Vergiftung mitAcrylnitril und Blausure siehe Nr.4.

    Die Antidotmenge wird angegeben fr einen 70 kg schweren Patienten, dahinter in

    Klammern zustzlich in mg/kg Krpergewicht.

    1. Leichte inhalative oder dermale Vergiftung (Patient bei Bewusstsein):

    N-Acetylcystein (Fluimucil ) 10,5 g/70 kg (150 mg/kg) i.v. in 15 Minuten un-verdnnt (oder mit der gleichen Menge einer 5%igen Glukose- oder Dextrose-Lsung; bei Diabetikern mglichst Laevulose-Lsung).

    Patient auch bei Wohlbefinden einige Stunden beobachten, eventuell weitereInfusion und N-Acetylcystein entsprechend dem Schema unter Nr. 2 nach rzt-

    licher Entscheidung.

    2. Schwere inhalative oder dermale Vergiftung(Dyspnoe, Krampfneigung, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand):

    21 g/70 kg (300 mg/kg) N-Acetylcystein geben. Es wird folgendes Vorgehenempfohlen:

    N-Acetylcystein 10,5 g/70 kg (150 mg/kg) i.v. in 15 Minuten (oder mit der glei-chen Menge einer 5%igen Glukose- oder Dextrose-Lsung; bei Diabetikernmglichst Laevulose-Lsung)

    ab 15 Minuten bis 4 Stunden: Infusion mit 3,5 g/70 kg (50 mg/kg) in 500 mleiner 5%igen Glukose- oder Dextrose-Lsung (bzw. Laevulose-Lsung)

    GUV-I 8504

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    ab 5. Stunde bis 20 Stunden: Infusion mit 7 g/70 kg (100 mg/kg) in 1 Litereiner 5%igen Glukose- oder Dextrose-Lsung (bzw. Laevulose-Lsung).

    3. Orale Vergiftung:

    4-Dimethylaminophenol (im Folgenden kurz DMAP) 210280 mg/70 kg bzw.5 ml Ampulle (34 mg/kg) i. v

    anschlieend Natriumthiosulfat 7 g/70 kg (100 mg/kg) langsam i.v. (Lsun-

    gen nicht mischen)

    danach N-Acetylcystein insgesamt 21 g/70 kg (300 mg/kg) i.v. nach demSchema in Nr.2.

    4. Bei gleichzeitiger Vergiftung mit Acrylnitril und Blausure sind DMAP, Natriumthio-sulfat und N-Acetylcystein in der Reihenfolge und Dosierung wie in Nr.3 beschrie-ben zu geben.

    5. Acrylnitril verschluckt: Zustzlich zu den Manahmen in Nr. 1 und 2 Magensplun-gen durchfhren, anschlieend Aktivkohle (56 Esslffel auf 250 ml Wasser)geben.

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    2 Aluminiumalkyle

    2.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Die wichtigsten Gruppen von Aluminiumalkylverbindungen sind

    R3Al TrialkylaluminiumR2AlX DialkylaluminiumhalogenidRAlX2 AlkylaluminiumdihalogenidR2AlH Dialkylaluminiumhydrid.

    Mischungen aus gleichen Molteilen R2AlX und RAlX2 werden Alkylaluminiumsesquiha-logenide genannt und meistens mit R3Al2X3 bezeichnet.

    Die meisten technisch interessanten Aluminiumalkyle sind bei Raumtemperatur farb-lose niedrigviskose Flssigkeiten. Zu den Ausnahmen gehren z.B. das viskoseIsoprenylaluminium, das praktisch nur in verdnnter Form gehandhabt werden kannund die bei Raumtemperatur festen Stoffe Ethylaluminiumdichlorid (Schmelzpunkt32 C) und Methylaluminiumsesquichlorid (Schmelzpunkt 23 C).

    Aluminiumalkyle sind bei Raumtemperatur bestndig, sofern sie in dicht verschlosse-

    nen Behltern unter Schutzgas aufbewahrt werden.Aluminiumalkyle reagieren sehr heftig unter starker Wrmeentwicklung mit vielen Stof-fen, vor allem mit solchen, die aktive Wasserstoffatome besitzen (Wasser, Alkohole,Amine, Suren, Phenole usw.), mit Sauerstoff (Luft!), den Oxiden von Schwefel, Stick-stoff und Kohlenstoff, Halogenen und deren Verbindungen sowie brennbaren organi-schen Substanzen wie z.B. Papier, Sgemehl, Putzwolle.

    2.2 Verwendung

    Aluminiumalkylverbindungen werden hauptschlich als Katalysatorkomponente undals Alkylierungs- sowie Reduktionsmittel eingesetzt.

    Sie werden z.B. verwendet:

    Mischkatalysatoren (Ziegler-Katalysatoren) zusammen mit Verbindungen der ber-gangsmetalle, wie z.B. Titantetrachlorid, bei der Polymerisation von Olefinen undDiolefinen zu thermoplastischen Kunststoffen und synthetischem Kautschuk

    bei der Synthese langkettiger primrer Alkohole fr Detergentien

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    als Alkylierungsmittel bei der Synthese zinnorganischer Verbindungen aus Zinn-tetrachlorid

    als selektives Reduktionsmittel bei der Herstellung von Chemikalien und Arzneimit-teln.

    2.3 Gesundheitsgefahren

    Aluminiumalkyle rufen beim Kontakt mit der Haut starke Vertzungen und Verbrennun-gen hervor. Mit zunehmender Verdnnung durch ein inertes Lsemittel nimmt die Ein-wirkungsstrke ab. Aber selbst stark verdnnte Lsungen sind nicht ungefhrlich. Dieschdliche Wirkung des Lsemittels ist zustzlich zu bercksichtigen.

    Vergiftungen durch Resorption von Aluminiumalkylen sind bisher nicht bekannt gewor-den.

    Bei Brnden von Aluminiumtrialkylen und Dialkylaluminiumhydriden oder deren L-sungen entstehen Zersetzungsprodukte (Rauche), die Aluminiumoxid enthalten und zu

    Reizungen und Entzndungen der Atemwege fhren (Rauchfieber). Bei Brnden vonAlkylaluminiumhalogeniden oder deren Lsungen enthalten die Rauche zustzlich Alu-miniumhalogendioxide und Halogenwasserstoff. Bromwasserstoff und Jodwasserstoffzersetzen sich bei mig hherer Temperatur zum Teil in die Elemente.

    Die Rauche, die bei der Reaktion von Aluminiumalkylen an der Luft entstehen, ohnedass es zum Brand kommt, sind ebenso gesundheitsschdlich wie die Brandrauche.Auerdem enthalten sie eventuell noch verdampftes Lsemittel.

    2.4 Erste Hilfe

    Allgemeines

    Alle Personen, die mit Aluminiumalkylen umgehen, mssen ber die Erste-Hilfe-Ma-nahmen unterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwiesen wer-den.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zur Er-sten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellen

    auszuhngen.ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-buch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

    GUV-I 8504

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    Bei einer Gefhrdung durch Aluminiumalkyle oder deren Zersetzungsprodukte(Rauche) hat der Betroffene den Gefahrenbereich zu verlassen bzw. ist er aus demGefahrenbereich zu bringen. Die Helfer haben sich dabei vor Kontakt mit Aluminium-alkylen bzw. deren Zersetzungsprodukten (Rauchen) zu schtzen (Atemschutz, Schutz-handschuhe usw.).

    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, kann eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich sein.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind wie stabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig mit Wasser splen.

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen.

    Unmittelbar nach dem Unfall und dann im Abstand von jeweils 2 Stunden, auch beifehlenden Krankheitszeichen, 400 g ( 4 Sprhste mit jeweils 100 g) Beclo-methason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oder besser -Autohaler* (z.B. Vento-lair

    , Junik

    ) inhalieren lassen. Weitere Behandlung durch den eintreffenden Arzt.

    Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen.

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen.

    rztliche Behandlung.

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    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebte

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    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen.

    Haut mit viel Wasser splen.

    Wunden keimfrei bedecken.

    Bei Kleiderbrnden kann das Ablschen der brennenden Person mit einer statio-nren Trockenlschpulverbrause oder einem tragbaren Trockenlschpulvergert

    erfolgen. Zum Lschen von Kleiderbrnden knnen auch Wassersprh-Einrichtun-gen benutzt werden. Lschdecken sind nur dann geeignet, wenn die Kleidungdurch kleine Spritzer Aluminiumalkyl in Brand geraten ist.

    Auf den verbrannten Flchen klebende Kleidungsstcke nicht entfernen!

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Hinweise fr den Arzt

    Symptomatische Therapie nach Kontakt mit Haut und Augen;Bei grerenverbrannten Hautflchen Schmerzlinderungsmittel (z.B. Fortral-Ampullen)

    Zum Ausgleich des Flssigkeits- und Mineralsalzverlustes Anlegen einer Infusion(z.B. Ringer-Lsung)

    Nach Einatmen von Zersetzungsprodukten (Rauchen) symptomatischeBekmpfung des Hustenreizes (z.B. mit Silomat-Injektionen i.v.)

    Nach lngerer Inhalation der Zersetzungsprodukte (Rauche) zustzliche Gaben von

    Glucocorticoiden i.v. Bei starker Unruhe Sedierung mit z.B. Valium 10 mg i.v. oder i.m.

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Mit Metallen verbindet sich Arsen zu Arseniden.

    Arsen kann auch in einer Vielzahl organischer Verbindungen als Heteroatom eingebautwerden.

    Unter reduktiven Bedingungen kann aus Arsen und seinen Verbindungen hochtoxi-scher Arsenwasserstoff entstehen.

    3.2 Verwendung, Verwendungsbeschrnkungen

    Unter anderem durch die Gefahrstoffverordnung wurde die Verwendung von Arsen undseinen Verbindungen insbesondere als Pflanzenschutzmittel, als Konservierungsmittelsowie bei der Leder-, Glas- und Metallver- und -bearbeitung stark eingeschrnkt. In derMedizin verwendete Arsenprparate haben seit Einfhrung der Antibiotika an Bedeu-tung verloren.

    Verwendung

    Metallisches Arsen wird in erster Linie als Legierungsbestandteil eingesetzt.In Verbindung

    mit Gallium oder Indium in der Halbleiter- und Lasertechnik

    mit Selen fr xerographische Zwecke

    mit Messing wegen der guten Korrosionsbestndigkeit dieser Legierungen fr Wr-meaustauscher

    mit Kupfer fr Schweielektroden. Ltkolben, Elektrokleinmotoren (gute Tempera-

    turbestndigkeit)

    mit Blei zur Lagermetall- und Kabelmantelherstellung

    mit Blei und Antimon zur Herstellung der Gitter fr Bleiakkumulatoren

    mit Blei zur Schrotherstellung.

    Arsen(III)-oxid dient berwiegend als Ausgangsmaterial fr die Herstellung von Arsen-verbindungen. Auerdem wird es eingesetzt

    als Luterungs- und Entfrbungsmittel in der Glasindustrie bei der Herstellung von Arzneimitteln fr die Human- und Tiermedizin

    in Erdsterilisierungsmitteln

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    zur Herstellung von Pigmenten

    in Reinigungsmitteln fr Synthesegas (z.B. Thylox- oder Giammarco-Verfahren).

    Arsenverbindungen finden z.B. Verwendung

    bei der Herstellung farbiger und IR-durchlssiger Glser: Arsen(V)-oxid bzw.Arsen(III)-sulfid

    in der Analytik: z.B. Arsen(V)-oxid als Sprhreagenz auf Steroide als Pigmente: Arsensulfide

    in der Arzneimittelherstellung: Arsen(III)-chlorid, organische Arsenverbindungen

    als Futtermittelzustze

    in Pflanzenvernichtungs-, Entlaubungs- und Entrindungsmitteln

    in Beizen und Reinigungsmitteln

    als Pflanzenschutzmittel in Baumwollkulturen auerhalb Deutschlands:

    Calciumarsenat(V).

    Verwendungsbeschrnkungen

    In der Gefahrstoffverordnung werden Verwendungsbeschrnkungen fr Arsen und sei-ne Verbindungen ausgesprochen.Gefahrstoffe, die mehr als 0,3 vom Hundert ihres Gewichts Arsen enthalten, drfenlaut Anhang IV Nr.3 Gefahrstoffverordnung nicht verwendet werden

    zum Reinigen in befahrbaren Behltern und anderen engen Rumen

    in Farbmittel und Anstrichstoffen in Schdlingsbekmpfungsmitteln

    beim Herstellen von Flachglas (Fensterglas) und Verpackungsglas fr Lebensmittel

    bei der Lederherstellung, der Aufbereitung von Rauchwaren, der Textilveredelungund der Tierprparation

    bei der Herstellung von Emaille

    in Beiz- und Reinigungsmitteln, ausgenommen Phosphorsurebeizen

    bei der chemischen (reduktiven) Metallabscheidung zur Oberflchenbehandlung in der Herstellung von pyrotechnischen Gegenstnden

    in Metallklebern

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  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Holzschutzmittel, mit Ausnahme von bestimmten Holzschutzmitteln im Aueneinsatz(z.B. Eisenbahnschwellen) und Antifouling-Farben drfen nach Anhang IV Nr. 3 und 4Gefahrenstoffverordnung auch dann nicht verwendet werden, wenn sie geringere Men-gen Arsen in Form von Arsenverbindungen enthalten.

    Ausnahmen kann die zustndige Behrde gestatten.

    3.3 GesundheitsgefahrenDie meisten Arsenverbindungen sind giftig. Reines metallisches Arsen ist ungiftig. Esmuss jedoch mit Verunreinigungen durch die giftigen Arsenoxide z.B. durch Oxida-tion an Luft gerechnet werden.

    Arsensulfide sind ebenfalls nicht giftig, knnen aber stets Arsen(III)-oxid enthalten.

    Giftig wirkt Arsen(III)-chlorid. Es tzt auerdem die Haut, die Dmpfe reizen dieSchleimhute. Es kann durch die Haut aufgenommen werden.

    Arsen(III)-oxid und Arsen(V)-oxid, arsenige Sure, Arsensure und ihre Salze sind inder Liste nach 4a Gefahrstoffverordnung bzw. in der TRGS 905 Verzeichnis krebser-zeugender, erbgutverndernder oder fortpflanzungsgefhrdender Stoffe in die Kate-gorie K1: Stoffe, die beim Menschen bekanntermaen krebserzeugend wirken einge-stuft.

    Eine Einwirkung von Arsen oder seinen Verbindungen ist insbesondere fr die untengenannten oder mit ihnen vergleichbaren Betriebsarten, Arbeitspltze oder Ttigkeiten(einschlielich lngerdauernden Reinigungs- oder Reparaturarbeiten) anzunehmen:

    Herstellen und Verarbeiten

    Metallgewinnung/Verunreinigungen durch Arsen

    Rsten von Schwefelkies

    Bleikammerrckstnde bei der Schwefelsureherstellung

    Verarbeiten arsenhaltiger Mineralien

    Herstellen arsenhaltiger Pharmazeutika

    Verwenden in der Pyrotechnik

    Brnieren von Metalloberflchen Verwenden arsenhaltiger Rohstoffe in der Glasindustrie (Gemone)

    R t d R i i b it Fl t b l Filt

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Akute Gesundheitsgefahren

    Die Aufnahme grerer Mengen arsenhaltiger Stube, Aerosole, Dmpfe ber dieAtemwege lst zunchst krampfartigen Husten, Atemnot und Schmerzen im Brustkorbaus. Es knnen Magen-Darm-Strungen (Erbrechen, Durchfall, Magenkrmpfe) und, inschweren Fllen, nervse Strungen (Kopfschmerzen, Verwirrtheitszustnde, Schttel-krmpfe, Bewusstseinsstrungen) folgen.

    Kontakt mit der Haut kann tzgeschwre zur Folge haben. Bereits nach verhltnis-

    mig kurzer Zeit sind an den Schleimhuten von Nase, Rachen, Kehlkopf, Bronchienheftige Reizwirkungen zu beobachten. Die Nasenscheidewand kann binnen wenigerWochen unter einem Nasenseptumgeschwr perforieren.

    Chronische Gesundheitsgefahren

    Es knnen auftreten: Haarausfall, Brchigwerden der Ngel, Schlaflosigkeit und Kopf-schmerzen. Bei innerer Vergiftung kommt es vor allem zu Strungen der Leberfunktion(Leberschrumpfung) und Nierenschdigungen.

    Werden hufiger kleine Mengen arsenhaltigen Staubes bei der Arbeit verschluckt,kann sich ein Magenkatarrh mit Appetitlosigkeit, Schlaffheit, Kopfschmerzen ent-wickeln. Dabei machen sich mitunter taubes Gefhl in den Hnden und Armen, in denFen und Beinen, Schwche bis zur Lhmung, Zittern, Augenzucken und Sehstrun-gen bemerkbar.

    Durch Arsenverbindungen verursachter Krebs tritt an der Haut, den Bronchien, selte-ner in der Leber auf.

    Erkrankungen durch Arsen und seine Verbindungen sind meldepflichtige Berufskrank-heiten Listen-Nr. 1108 der Anlage 1 zur BeKV.

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  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    3.4 Erste Hilfe

    Alle Personen, die mit Arsen und seinen Verbindungen umgehen, mssen ber dieGesundheitsgefahren unterrichtet sein und im Verhalten bei Unfllen unterwiesenwerden.

    Bei Verdacht auf Arsenvergiftung ist der Gefahrenbereich von dem Verunglckten zuverlassen bzw. er ist aus dem Gefahrenbereich zu entfernen. Die Helfer haben sichhierbei vor Eigenkontakt mit Arsen und seinen Verbindungen zu schtzen. Es ist unver-

    zglich rztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemische Stoff so-wie die bereits durchgefhrten Manahmen anzugeben.Um wirksame rztliche Hilfe leisten zu knnen, ist eine Absprache zwischen Betrieb,Betriebsarzt und Krankenhaus erforderlich.

    Augen

    Auge unter Schutz des nicht betroffenen Auges sofort ausgiebig mit flieendemWasser splen.

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Unmittelbar nach Aufnahme der Dmpfe von Arsenverbindungen, z.B. Arsen(III)-chlorid, und dann im Abstand von jeweils 2 Stunden, auch bei fehlenden Krank-heitszeichen, 400 g ( 4 Sprhste mit jeweils 100 g) Beclomethason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oder besser -Autohaler* (z.B. Ventolair

    , Junik

    )inhalieren lassen. Weitere Behandlung durch den eintreffenden Arzt.Richtige Handhabung beachten (Kopfhaltung, Ein- und Ausatmungsphase).

    Haut

    Bei hautreizenden Arsenverbindungen, z.B. Arsen(III)-chlorid, grndlich mit vielWasser und Seife absplen.

    Bei Verletzungen der Haut whrend der Arbeit mit Arsenverbindungen ist grndli-che Reinigung der Wundumgebung und Anlegen eines Schutzverbandes notwen-dig, um zu verhindern, dass Arsen in die Wunde eindringt.

    rztliche Behandlung

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    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebte

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Verschlucken

    Soweit der Betroffene nicht bewusstlos ist, sofort warme Kochsalzlsung (1 Esslf-fel/Glas Wasser) trinken und erbrechen lassen.

    Bei Bewusstlosigkeit Magensplung durch den Arzt mit Aktivkohle (ca. 12 Esslf-fel) oder Natriumthiosulfat (einprozentig). Anschlieend Antidotgabe BAL (Arzt).

    rztliche Behandlung.

    Hinweise fr den Arzt

    Symptomatische Behandlung.

    Stationre Beobachtung, eventuell Leber- und Nierenschutzbehandlung, bei Gefahreines Nierenversagens berweisung zur Hmodialyse.

    Herzkreislaufkontrolle.

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    4 Benzol

    4.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Benzol ist die einfachste aromatische Verbindung. In reinem Zustand ist Benzol einefarblose, stark lichtbrechende, weitgehend wasserunlsliche Flssigkeit.Benzol ist leicht entzndlich, brennt mit leuchtender, stark ruender Flamme und bil-det mit Luft explosionsfhige Gemische.Mit den meisten organischen Lsemitteln wie Alkoholen, Ethern, Estern, Ketonen, Ha-logenkohlenwasserstoffen usw. ist Benzol in jedem Verhltnis mischbar. Wasser wird

    bei 25 C zu 0,07 Gew.-% in Benzol gelst. Als ausgezeichnetes Lsemittel lst Benzolviele Stoffe, wie z.B. Fette, Wachse, Lackharze.Benzol ist eine bei 80 C siedende stabile Verbindung, die unter Normalbedingungenvon dem Sauerstoff der Luft nicht angegriffen wird. Bei erhhten Temperaturen undDrucken, insbesondere in Gegenwart von Katalysatoren, kann Benzol mit vielen Stof-fen zur Reaktion gebracht werden.

    4.2 Verwendung, Verwendungsbeschrnkungen

    Verwendung

    Benzol wird in groem Umfang vorwiegend bei der Erdlverarbeitung durch Extraktionvon Reformat- und Pyrolysebenzin und zu einem geringeren Teil aus Steinkohle durchVerkokung gewonnen.

    Benzol ist ein in der chemischen Industrie vielseitig eingesetzter Rohstoff. Von gro-technischer Bedeutung sind unter anderem die Alkylierung zu Ethylbenzol, die Nitrie-rung zu Nitrobenzolen, die Hydrierung zu Cyclohexan, die Chlorierung zu Chlorbenzo-len, weiterhin die Umsetzung zu Benzolsulfonsure, Cumol, Maleinsureanhydrid usw.

    Benzol ist ein Bestandteil von Kraftstoffen fr Ottomotoren (in der Regel bis 5 Vol.-%).

    Verwendungsbeschrnkungen

    Nach Anhang IV Nr.4 Gefahrstoffverordnung drfen Gefahrstoffe mit einem Gehalt vongleich oder mehr als 0,1 Gew.-% Benzol nicht verwendet werden. Ausgenommen hier-von sind

    Rohl, Rohbenzin und Treibstoffkomponenten in industriellen Verfahren

    Ottokraftstoff industrielle Verfahren mit geschlossenen Systemen

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Herstellung und Verwendung zu Forschungs-, Entwicklungs- und Analyse- sowiewissenschaftlichen Lehr- und Ausbildungszwecken.

    4.3 Gesundheitsgefahren

    Benzol ist in der Liste nach 4a Gefahrstoffverordnung in die Kategorie K1 Stoffe, diebeim Menschen bekanntermaen krebserzeugend wirken eingestuft. Auerdem ist

    Benzol als giftig und in der TRGS 905 Verzeichnis krebserzeugender, erbgutvern-dernder oder fortpflanzungsgefhrdender Stoffe in die Kategorie M2 Stoffe, die alserbgutverndernd fr den Menschen angesehen werden sollten eingestuft.

    Aufnahmewege

    Benzol wird in erster Linie ber die Atemwege in den Krper aufgenommen. Die Auf-nahme ber die Haut ist vergleichsweise gering. Der Organismus scheidet Benzolberwiegend in unvernderter Form ber die Atemluft oder in Form seiner Umwand-lungsprodukte (Metaboliten) mit dem Urin aus. Die Ausscheidung aus dem Fettgewebe

    erfolgt verzgert.

    Akute Gesundheitsschdigung

    Benzol in flssiger Form wirkt reizend auf Haut und Schleimhute.

    Bei Einatmung von Benzoldmpfen kann es je nach Konzentration und Dauer zuStrungen des Zentralnervensystems kommen, die sich in Schwindel, Kopfschmerzen,belkeit, Benommenheit, Bewusstseinsstrungen mit Erregungs- und Krampfzustn-den und schlielich in tiefer Bewusstlosigkeit uern. Eine Lhmung des Atemzent-

    rums kann den Tod zur Folge haben.Luftkonzentrationen von ca. 20 000 ml/m3 knnen bereits nach 510 Minuten tdlichwirken.

    Bei Verschlucken von flssigem Benzol sollen schon etwa 20 ml zum Tode fhren.

    Bei Eindringen von flssigem Benzol in die Luftrhre kann es zu einer starken entznd-lichen Reizung des Lungengewebes mit Bluthusten kommen (so genannte chemischePneumonie).

    Akute Vergiftungen durch Benzoldmpfe, die nicht zum Tode fhren, klingen in der

    Regel rasch ab. Nur in seltenen Fllen sind bleibende Schdigungen des Zentralnerven-systems beobachtet worden.

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Chronische Gesundheitsschdigung

    Bei chronischer Benzolexposition in hherer Konzentration kann eine schwere Schdi-gung der Knochenmarksttigkeit ausgelst werden, wodurch die Bildung und Reifungder roten und weien Blutkrperchen sowie der Blutplttchen erheblich gestrt wer-den. Schlielich knnen sich daraus sogar bsartige Neubildungen entwickeln (Leuk-mie oder Blutkrebs). Die Zeitspanne zwischen Exposition und dem Auftreten schwererKnochenmarksschdigungen bzw. Blutkrebs (Leukmie) kann einige Jahre bis zu meh-

    ren Jahrzehnten betragen.Die ersten Krankheitszeichen bei chronischer Benzolexposition sind meist unspezifischund knnen sich als Abgeschlagenheit, Schwindel und Schlaflosigkeit bemerkbar ma-chen. Aber auch ohne diese Zeichen kann es zu pltzlich auftretenden Schleimhautblu-tungen und Blutarmut (Anmie) als Ausdruck einer Blutschdigung kommen.

    4.4 Erste Hilfe

    AllgemeinesAlle Personen, die mit Benzol umgehen, mssen ber die Erste-Hilfe-Manahmenunterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwiesen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zur Er-sten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-bruch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

    Bei Verdacht auf eine Gesundheitsschdigung durch Benzol muss der Betroffene denGefahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Die Helferhaben sich dabei vor Kontakt mit Benzol zu schtzen (Atemschutz, Schutzhandschuheusw.).

    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, ist eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Erste-Hilfe-Ausbildung sind, wie stabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig mit Wasser splen.

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen.

    Bei Atemstillstand Beatmung nach Mglichkeit mit Gert (z.B. Schlauch-Mund-Beatmer), auf jeden Fall Einatmen von Benzol-Dmpfen vermeiden.

    Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen.

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen.

    rztliche Behandlung.

    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen. Haut grndlich mit Seife und mit viel Wasser splen.

    Wunden keimfrei bedecken.

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen.

    rztliche Behandlung.

    Verschlucken

    Soweit der Verunglckte nicht bewusstlos ist, sofort Paraffinl schluckweise(ca. einen Becher) trinken und zur Verhinderung von Erbrechen Eis lutschen lassen.

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen.

    rztliche Behandlung.

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Hinweise fr den Arzt

    Nach oraler Aufnahme von Benzol mglichst umgehend Magen mehrfach mit Paraf-finum subliquidum in kleinen Mengen splen. Dabei Aspiration (Eindringen in dieLuftrhre) unter allen Umstnden vermeiden (eventuell Intubation).

    Anschlieend ca. 45 Esslffel Paraffinum subliquidum oder Medizinalkohle inWasser geben.

    Auerdem Natriumsulfat (2

    gestrichene Esslffel in1

    /2 l Wasser gelst) verab-reichen.

    Keine adrenalinverwandten Stoffe injizieren.

    GUV-I 8504

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    5 Benzylchlorid, Benzalchlorid, Benzotrichlorid

    5.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Benzylchlorid, Benzalchlorid und Benzotrichlorid sind farblose, an feuchter Luftrauchende Flssigkeiten mit stechendem Geruch.

    Sie sind leicht lslich in Ethanol, Diethylether, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff. DieLslichkeit in Wasser ist sehr gering (um 0,5 g/l bei 40 C). Unter der Einwirkung vonWasser auch in Form feuchter Luft hydrolysieren sie unter Abspaltung von Chlor-

    wasser zu Benzylalkohol (Benzylchlorid), Benzaldehyd (Benzalchlorid) und Benzoe-sure (Benzotrichlorid).

    Die Dmpfe der drei Verbindungen sind wesentlich schwerer als Luft.

    Alle drei Verbindungen reagieren leicht mit einer Vielzahl von Stoffen.

    Heftig verlaufende Reaktionen unter Chlorwasserstoff-Abspaltung sind zu erwarten beiKontakt von Benzylchlorid und Benzalchloridmit

    Metallen wie Aluminium, Kupfer, Magnesium, Zink, Zinn, Alkali- und Erdalkalimetal-len sowie Spuren von Eisen

    starken Oxidationsmitteln

    katalytisch wirkenden Substanzen, z.B. Schwermetallsalzen.

    Benzotrichloridreagiert ebenfalls heftig und unter Chlorwasserstoffabspaltung mitAlkali-, Erdalkali- und Leichtmetallen sowie verschiedenen Aminen.

    5.2 Verwendung

    Benzylchlorid, Benzalchlorid und Benzotrichlorid sind bedeutende Zwischenproduktefr Farbstoffe, Riechstoffe, Pharmazeutika, Pflanzenschutz- und Schdlingsbekmp-fungsmittel sowie Kunststoffe.

    Benzylchloridwird verwendet zur Herstellung von

    Benzylalkohol

    Benzylaminen und -phenolen

    Weichmachern, z.B. Butylbenzylphthalat

    Desinfektionsmitteln aus der Gruppe der quaternren Ammoniumverbindungen

    Farbstoffen der Triphenylmethan-Reihe

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Riechstoffen (Benzylbenzoat)

    Minerall-Additiven

    Vulkanisationsbeschleunigern

    Kunstharzen.

    Benzalchloridwird berwiegend zur Synthese von Benzaldehyd eingesetzt.

    Benzotrichloridwird verwendet zur Herstellung von Benzoylchlorid

    Pflanzenschutz- und Schdlingsbekmpfungsmitteln

    pharmazeutischen und veterinrmedizinischen Prparaten

    optischen Aufhellern und Farbstoffen

    und in der Foto-Industrie

    5.3 Gesundheitsgefahren

    Benzotrichlorid, Benzyl- und Benzalchlorid reizen Augen, Haut und die Atemwege undsind giftig beim Einatmen.

    Benzylchloridverursacht bereits bei Konzentrationen unter 10 ml/m3 starken Trnen-fluss; 16 ml/m3 werden vom Menschen hchstens eine Minute lang ertragen.

    Das Einatmen geringer Mengen der drei Stoffe lst Krampfhusten und Brechreiz aus.Hohe Konzentrationen knnen zu Lhmungserscheinungen, Lungendem, Leber- und

    Nierenschden fhren.

    Benzylchloridkann auch ber die Haut aufgenommen werden.

    Die Wirkung des Benzylchlorid beruht in erster Linie auf den Eigenschaften der Hydro-lyse-Produkte Salzsure (tzend) und Benzoesure. Sie entstehen beim Kontakt mitHaut und Schleimhuten.

    Benzotrichlorid ist in der Liste nach 4a der Gefahrstoffverordnung in die Kategorie K2Stoffe, die als krebserzeugend fr den Menschen angesehen werden sollten einge-stuft.

    Benzalchlorid ist in der Liste nach 4a der Gefahrstoffverordnung in die Kategorie K3Stoffe, die wegen mglicher krebserregender Wirkung Anlass zur Besorgnis gebeneingestuft

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    Benzylchlorid ist in der TRGS 905 in die Kategorie K2 Stoffe, die als krebserzeugendfr den Menschen angesehen werden sollten, M3 Stoffe, die wegen mglicher erb-gutverndernder Wirkung auf den Menschen zur Besorgnis Anlass geben und RE3Stoffe, die wegen mglicher fruchtschdigender (entwicklungsschdigender) Wirkun-gen beim Menschen zur Besorgnis Anlass geben eingestuft.

    5.4 Erste Hilfe

    Alle Personen, die mit Benzylchlorid, Benzalchlorid, Benzotrichlorid umgehen, mssenber die Gesundheitsgefahren unterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsun-fllen unterwiesen werden.

    Bei Verdacht auf eine Vergiftung mit diesen Stoffen ist der Gefahrenbereich von demVerunglckten zu verlassen bzw. er ist aus dem Gefahrenbereich zu entfernen. Die Hel-fer haben sich hierbei vor Eigenkontakt mit den Stoffen zu schtzen (Atemschutz,Schutzhandschuhe usw.). Es ist unverzglich rztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.Dem Arzt sind der chemische Stoff sowie die bereits durchgefhrten Manahmen an-

    zugeben.

    Um wirksame rztliche Hilfe leisten zu knnen, kann eine Absprache zwischen Betrieb,Betriebsarzt und Krankenhaus erforderlich sein.

    Augen

    Auge unter Schutz des nicht betroffenen Auges sofort ausgiebig mehrere Minutenmit flieendem Wasser bei gespreizten Augenlidern splen.

    Umgehend augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Nach Einatmen der Dmpfe von Benzylchlorid, Benzalchlorid oder Benzotrichloridden Verletzten sofort an die frische Luft oder in einen gut durchlfteten Raum brin-gen

    Kontrolle von Atmung und Puls

    Bei Atemstillstand knstliche Beatmung nach Mglichkeit mit Gert (z.B. Ambu-Beutel)

    Bei Bewusstlosigkeit Lagerung in stabiler Seitenlage

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    Verunglckten beruhigen und vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Haut

    Benetzte Kleider sofort entfernen

    Betroffene Hautstellen grndlich mit Seife und viel Wasser reinigen

    Kontrolle von Atmung und Puls

    Bei Bewusstlosigkeit Lagerung in stabiler Seitenlage

    Verunglckten beruhigen und vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Verschlucken

    Soweit der Verunglckte nicht bewusstlos ist, viel Wasser trinken lassen, Milch

    nachtrinken lassen Kontrolle von Atmung und Puls

    Bei Bewusstlosigkeit Lagerung in stabiler Seitenlage, eventuell Magensplungdurch den Arzt

    Verunglckten beruhigen und vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Hinweise fr den Arzt

    Bei Einwirkung von Benzylchlorid, Benzalchlorid und Benzotrichlorid auf die Atem-wege den Verunglckten Beclomethason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oderbesser -Autohaler* (z.B. Ventolair

    , Junik

    ) inhalieren lassen

    Bei drohendem Lungendem Prophylaxe mit Gaben von Glucocorticoiden i.v. undi.m., ggf. berdruckbeatmung, ggf. Einweisung auf eine Intensivstation zur ber-wachung bzw. Fortfhrung der berdruckbeatmung

    Lokalbehandlung vertzter Hautpartien mit corticoidhaltigen Salben nach voraus-gegangener Dekontamination

    Bei Verschlucken eventuell Magensplung.

    GUV-I 8504

    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebte

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    6.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Brom ist bei Normalbedingungen eine dunkelrotbraune, sehr leicht verdampfendeFlssigkeit hoher Dichte (3,1055 g/cm3 bei 25 C). Die stechend riechenden orangefar-benen bis rotbraunen Bromdmpfe sind 5,5 mal schwerer als Luft und breiten sich wieeine Flssigkeit aus.

    Brom ist nicht entzndlich.

    Brom ist in vielen organischen Lsemitteln sehr gut lslich, z.B. in Ethanol, Methanol,Dichlormethan, Trichlormethan, Tetrachlorkohlenstoff, Diethylether und Schwefelkoh-lenstoff. Die Lslichkeit in Wasser ist gering (3,5 g/100 g bei 20 C). Wssrige Broml-sungen bilden unter Lichteinwirkung Bromwasserstoffsure und Sauerstoff.

    Brom ist ein sehr reaktionsfhiges Element. Es reagiert mit zahlreichen anderenElementen sowie anorganischen und organischen Verbindungen zum Teil sehr heftigunter starker Wrmeentwicklung und Entzndung.

    Brom und bromspaltende Verbindungen knnen mit leicht oxidierbaren Stoffen explo-

    sionsartig reagieren.

    6.2 Verwendung

    Wegen der hohen Dichte, der chemischen Reaktivitt, der biologischen Wirkung undflammenhemmenden Eigenschaften des Broms finden organische und anorganischeBromverbindungen breite Verwendung z.B. als Bohrflssigkeiten, Pharmazeutika,Sanitrreiniger, Kraftstoffzustze und Flammschutzmittel.

    Brom und Bromverbindungen werden z.B. auch zum Bleichen von Papier und zur Des-infektion von Wasser verwendet.

    6.3 Gesundheitsgefahren

    Brom ist ein starker Reiz- und tzstoff fr Haut, Augen und Schleimhute. FlssigesBrom verursacht auf Haut, Augen und Schleimhuten schmerzhafte Nekrosen und beilngerer Einwirkung schlecht heilende Geschwre.

    Das Einatmen von Bromdmpfen kann je nach Konzentration Beschwerden wie Husten,Brennen der Augen und Atmungsorgane, Kopfschmerzen, belkeit, Schwindel und alsFolge der Vertzungen der Bronchien einen Bronchospasmus bzw. spter Pneumonienoder ein toxisches Lungendem verursachen

    6 Brom

  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Die chronische Einwirkung von Brom kann Akne und zentralnervse Strungen wieSchlfrigkeit, Schwchegefhl, Schwindel, Verwirrtheit, verwaschene Sprache, gestei-gerte oder fehlende Reflexe, Tremor und Ataxie verursachen.

    Die Geruchsschwelle fr Brom liegt unterhalb von 0.01 ppm Brom in der Luft. ErsteReizerscheinungen treten bei 0.020.05 ppm, starke Reizungen bei 1 ppm Brom in derLuft auf. Kurzzeitexpositionen von 4060 ppm Brom in der Luft sind lebensgefhrlich,1000 ppm tdlich.

    Der Luftgrenzwert betrgt derzeit (TRGS 900, Stand 4/1999) 0,1 ml/m3 bzw. 0,7mg/m3, Spitzenbegrenzung =1=.

    6.4 Erste Hilfe

    Allgemeines

    Alle Personen, die mit Brom umgehen, mssen ber die Erste-Hilfe-Manahmen unter-richtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwiesen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zur Er-sten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-buch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

    Bei Verdacht auf eine Gesundheitschdigung durch Brom muss der Betroffene den Ge-fahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Die Helferhaben sich dabei vor Kontakt mit Brom zu schtzen (Atemschutz, Schutzhandschuhe,

    usw.).

    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, ist eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind, wie StabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    GUV-I 8504

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    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig mit Wasser splen

    Sobald verfgbar Cibro-Kerakain-Tropfen einbringen und mit Isogutt splen.

    Steriler Verband

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen

    Unmittelbar nach dem Unfall und dann im Abstand von jeweils 2 Stunden, auch beifehlenden Krankheitszeichen, 400 g ( 4 Sprhste mit jeweils 100 g) Beclo-methason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oder besser -Autohaler* (z.B. Vento-lair

    , Junik

    ) inhalieren lassen bzw. bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen

    Haut mit viel flieendem Wasser splen, sobald verfgbar, mit 10 % NaHCO3-Lsung abwaschen

    Mit viel Wasser nachsplen

    Wunden keimfrei bedecken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Verschlucken

    Reichlich Wasser in kleinen Schlucken trinken lassen (Verdnnungseffekt)

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

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    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebte

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    Hinweise fr den Arzt

    Kein spezifisches Antidot bekannt, symptomatische Behandlung wie bei Reizgas-einwirkung bzw. Surevertzung;Nach Inhalation: Beclomethason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oder besser-Autohaler* (z.B. Ventolair

    , Junik

    ) zur Lungendemprophylaxe, Nachbeobach-tung, Antitussiva, Antibiotika;Nach Verschlucken: Magensplung mit Zusatz von Aludrox oder Gelusil.

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    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebte

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    7.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    1,3-Butadien ist bei Normalbedingungen ein farbloses Gas mit schwach slichemGeruch. Der Geruchsschwellenwert wird mit 0,16 ml/m3 angegeben.

    Es ist hochentzndlich und bildet mit Luft explosionsfhige Gemische.

    Die Mischbarkeit mit Wasser ist gering; besser lst sich 1,3-Butadien in Methanol undEthanol, gut in aromatischen Kohlenwasserstoffen, in Chloroform und hochsiedenden

    polaren Lsemitteln.

    1,3-Butadien besitzt mehrere Reaktionszentren und ist daher sehr reaktionsfreudig.Von technischer Bedeutung sind Additions- (u.a. Polymerisation) und Ringbildungs-reaktionen.

    Bei Erwrmung kann 1,3-Butadien unter starker Wrmeentwicklung polymerisieren.

    Peroxide, Sauerstoff, verschiedene Metallverbindungen wie Aluminiumchlorid, Eisen-chlorid, wirken als Katalysatoren zur Einleitung der Polymerisation. Einige Polymereweisen gefhrliche Eigenschaften auf.

    Mit Luftsauerstoff oder in Gegenwart anderer Sauerstofftrger, wie z.B. Rost, bildetunstabilisiertes oder nicht ausreichend stabilisiertes 1,3-Butadien Peroxide oder ver-schiedene Polymere.

    7.2 Verwendung

    Die bedeutendste Anwendung von 1,3-Butadien ist die Herstellung von synthetischemKautschuk.

    Durch Mischpolymerisation von 1,3-Butadien mit Styrol, Acrylnitril, Chloropren oderMethacrylat werden Kunststoffe fr unterschiedliche Anwendungen gewonnen.

    Weitere Anwendungsmglichkeiten, die technische Bedeutung erlangt haben, sind dieHerstellung von Hexamethylendiamin (fr Nylon) und die Addition von Maleinsurean-hydrid an 1,3-Butadien zu Tetrahydrophthalsureanhydrid.

    Es wird auerdem eingesetzt bei der Herstellung verschiedener Zwischenprodukte,z.B. von Cycloolefinen, 1,4-Hexadien, Tetramethylensulfon.

    7 1,3-Butadien

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    7.3 Gesundheitsgefahren

    1,3-Butadien ist unter Normalbedingungen ein farbloses Gas mit schwach slichemGeruch. Der Geruchsschwellenwert liegt bei 0,16 ml/m3. 1,3-Butadien ist sehr reak-tionsfreudig, hochentzndlich und bildet mit Luft explosionsfhige Gemische.

    1,3-Butadien ist in der Liste nach 4a der Gefahrstoffverordnung in die Kategorie K2Stoffe, die als krebserzeugend fr den Menschen angesehen werden sollten einge-

    stuft.Der Luftgrenzwert fr 1,3-Butadien betrgt derzeit 5 ml/m3 (11 mg/m3). Fr die Aufar-beitung nach Polymerisation und das Verladen betrgt der Luftgrenzwert fr 1,3-Buta-dien 15 ml/m3 (34 mg/m3).

    Aufnahme und Wirkungsweise

    1,3-Butadien wird durch die Atemwege in den Krper aufgenommen. Eine Aufnahmedurch die Haut hat im Vergleich dazu keine praktische Bedeutung.

    Aus Tierversuchen wei man, dass 1,3-Butadien im Krper zu reaktiven Epoxiden me-tabolisiert wird. Die Metabolisierung scheint bei allen Spezies gleich zu verlaufen, Un-terschiede zeigen sich in der Konzentration der verschiedenen Metaboliten.

    Akute Gesundheitsgefahren

    1,3-Butadien ist nur gering giftig. Eine mehrstndige Exposition gegenber hohen Kon-zentrationen von mehreren 1000 ppm fhrt zu Reizerscheinungen an Auge, Haut, Naseund Rachen und zu geringfgigen Beeintrchtigungen der Psychomotorik. NarkotischeWirkungen von sehr hohen 1,3-Butadien-Konzentrationen werden beschrieben.

    Flssiges 1,3-Butadien kann zu Erfrierungen fhren!

    Das Verspritzen butadienhaltiger Flssigkeiten oder Aerosole kann Augenreizungenverursachen.

    Chronische Gesundheitsgefahren

    Auch nach wiederholter Exposition gegenber 1,3-Butadien wurde keine kumulativeWirkung beobachtet. Es gibt keine Berichte ber tdlich verlaufene Vergiftungen. ImTierexperiment hat sich 1,3-Butadien als krebserzeugend erwiesen. Sowohl 1,3-Buta-

    dien als auch sein Metabolit 1,2-Epoxibut-3-en sind direkt mutagen.

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    7.4 Erste Hilfe

    Allgemeines

    Alle Personen, die mit 1,3-Butadien umgehen, mssen ber die Erste-Hilfe-Manah-men unterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwiesen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zur Er-

    sten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-buch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

    Bei Verdacht auf eine Gesundheitsschdigung durch 1,3-Butadien muss der Betroffeneden Gefahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. DieHelfer haben sich dabei vor Kontakt mit 1,3-Butadien zu schtzen (Atemschutz,Schutzhandschuhe usw.).

    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, kann eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich sein.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind, wie StabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    Augen Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort mindestens 15 Minuten mit Was-

    ser splen

    Steriler Schutzverband

    Augenrztliche Behandlung.

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    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen

    Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Haut

    Mit 1,3-Butadien durchsetzte Kleidung auch Unterwsche und Schuhe, sofort aus-ziehen; auf Brandgefhrdung und Selbstschutz achten

    Sollten Kleidungsstcke durch verdampfendes 1,3-Butadien am Krper angefrorensein, sind sie zunchst durch Splen mit viel Wasser abzulsen

    Erfrierungen und Wunden keimfrei bedecken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    GUV-I 8504

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    8.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Unter Normalbedingungen ist Chlor ein gelbgrnes, stechend riechendes Gas. Es istnicht brennbar.

    Chlor ist eines der reaktionsfhigsten Elemente. Es wirkt stark oxidierend und reagiertbereits bei Normaltemperatur mit zahlreichen Elementen und vielen organischen undanorganischen Verbindungen zum Teil sehr heftig unter starker Wrmeentwicklung.

    Oft spielt dabei die Anwesenheit geringer Feuchtigkeitsmengen eine entscheidendeRolle. So greift z.B. vllig trockenes Chlor bei Normaltemperatur Eisen oder Kupfernicht an, Chlor mit geringen Feuchtigkeitsspuren wirkt stark korrodierend auf dieseMetalle.

    Trockenes Chlor kann dagegen bei Normaldruck und Temperaturen ber 170 C mitEisen in Form von unlegiertem Stahl unter Bildung von Eisenchlorid reagieren. Durchdie dabei auftretende Reaktionswrme kann unter Feuererscheinung ein Chlor-Eisen-Brand entstehen. Mischungen von Chlor mit anderen Gasen knnen explosionsfhigeGemische (z.B. Chlorknallgas mit Wasserstoff) oder Reaktionsprodukte (z.B. Stick-

    stofftrichlorid mit Ammoniak) bilden.

    In der Technischen Regel Druckgase Technische Gasgemische (TRG 102) ist zusam-mengestellt, welche Gase mit Chlor gemischt bzw. wegen gefhrlicher Reaktionennicht gemischt werden drfen. Gefhrliche Reaktionen sind mglich mit Wasserstoff,Ammoniak, Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff, Butadien, Ethylenoxid, Cyanwasser-stoff usw.

    Auch Gemische von gasfrmigem und flssigem Chlor mit bestimmten Kohlenwasser-stoffen, Alkoholen, Estern, len, Lsemitteln, Silikonlen und Silikonkautschukmassen

    knnen explosionsfhig sein. Das gilt insbesondere auch fr Schmierle und Fette,ausgenommen bestimmte chlorbestndige le und Fette, z.B. perfluorierte Polyether.

    Ebenfalls heftig und unter starker Erwrmung reagiert Chlor mit alkalischen Lsungen(z.B. Natronlauge, Sodalsung und Kalkmilch) unter Bildung von Hypochloriten, Chlori-den und Chloraten.

    In Wasser, wssriger Salzsure und verschiedenen organischen Lsemitteln wie Chlor-benzolen, Nitrobenzol, Dimethylformamid ist Chlor gut bis sehr gut lslich.

    Mit Wasser bildet Chlor unterhalb von +10 C feste grngelbe Chlorhydratkristalle.

    8 Chlor

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    8.2 Verwendung

    Chlor wird unter anderem verwendet zur Herstellung vieler organischer und anorgani-scher Zwischenprodukte und zum Desinfizieren von Bade-, Trink- und Brauchwasser.

    Wichtige Zwischenprodukte sind z.B.

    Dichlorethan (fr die Weiterverarbeitung zu PVC),

    Chlorhydrin (fr Kunststoffe), Chlorbenzol (fr Arzneimittel, Farbstoffe, Pflanzenschutzmittel),

    Bleichlauge (fr Vitamin C, Desinfektionsmittel),

    Chlorwasserstoff (fr Salzsure),

    Siliciumtetrachlorid (fr Computerchips, Solarzellen).

    8.3 Gesundheitsgefahren

    Die hier beschriebenen Gesundheitsgefahren beziehen sich in erster Linie auf Chlor alsGas bzw. in flssiger Form.Chlorgas ist giftig beim Einatmen und reizt Augen sowie Atemwege.

    Aufnahme und Wirkungsweise

    Chlor wird vor allem ber den Atemtrakt in den Krper aufgenommen, in geringemMae auch ber die Haut. Die Ausscheidung erfolgt hauptschlich als Chlorid ber dieNiere.

    Chlor bildet bei Kontakt mit den feuchten Schleimhuten, aber auch in der Lungedurch Reaktion mit Wasser Salzsure, unterchlorige Sure und aktiven Sauerstoff. Vorallem die unterchlorige Sure ist als Hauptursache der Gewebsschdigungen anzuse-hen. Die Schden bleiben jedoch nach dem Einatmen toxischer Konzentrationen aufdie Atemwege und die Lunge beschrnkt, es treten keine systemischen Vergiftungenauf.

    In der Regel fllt Chlorgas noch in groer Verdnnung durch seinen eigentmlichenstechenden Geruch auf: die Geruchsschwelle liegt bei 0,021,0 ppm (ml/m3).

    Trockene Haut ist gegen Chlorgas weniger empfindlich; flssiges Chlor dagegen wirktstark tzend auf die Haut unter Bildung von Erosionen und Ulzerationen.

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    Akute Gesundheitsgefahren

    Nach akuter Exposition gegen Chlor stehen die starke Reizung der Augen sowie deroberen und mittleren Atemwege und der Haut im Vordergrund. Bronchitis, Broncho-spasmus, Hustenreiz, Atemnot und Zyanose sind die typischen Symptome. Nach demEinatmen hoher Konzentrationen z.B. bei Bewusstlosigkeit kann es zum toxischenLungendem kommen.

    Inhalation von 3 bis 6 ppm (ml/m3) Chlor fhrt zur Reizung der Schleimhute von Na-

    se, Mund, Rachen und Augen mit Husten und Trnenfluss und bei lngerer Expositionzu Bluthusten, Erstickungserscheinungen und Atemnot.

    Bei Konzentrationen von 5 bis 15 ppm (ml/m3) treten diese Symptome sofort auf. Beisehr hohen Konzentrationen ist zustzlich nach entsprechender Latenzzeit (4 bis 8Stunden) die Entwicklung eines toxischen Lungendems mglich.

    Es wird kontrovers diskutiert, ob es Flle mit bleibenden Schdigungen durch hinzu-kommende Sekundrinfekte nach massiven Vergiftungen gibt.

    Konzentrationen ber 50 ppm (ml/m3) knnen zu lebensbedrohlichen Zustnden

    fhren.

    Chronische Gesundheitsgefahren

    Definitionsgem sind bei chronischer Exposition unterhalb des MAK-Wertes keineGesundheitsschden zu erwarten.

    Ein Risiko der Fruchtschdigung braucht bei Einhaltung des MAK-Wertes nicht befrch-tet zu werden.

    8.4 Erste Hilfe

    Allgemeines

    Alle Personen, die mit Chlor umgehen, mssen ber die Erste-Hilfe-Manahmen unter-richtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwiesen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zurErsten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-buch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

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    Bei Verdacht auf eine Gesundheitsschdigung durch Chlor muss der Betroffene denGefahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Die Helferhaben sich dabei vor Kontakt mit Chlor zu schtzen (Atemschutz, Schutzhandschuheusw.).

    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, kann eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-

    arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich sein.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind, wie StabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig bei geffneten Augen-lidern mit Wasser splen

    Augenrztliche Behandlung

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen (Achtung: auchbei subjektiver Beschwerdefreiheit darf der Verletzte nicht selbst gehen, sondernmuss getragen oder gefahren werden; Lagerung mit erhhtem Oberkrper)

    Bei Atemstillstand knstliche Beatmung nach Mglichkeit mit Gert (z.B. Schlauch-Mund-Beatmer), auf jeden Fall Einatmen von Chlor vermeiden.

    Unmittelbar nach den Unfall und dann im Abstand von jeweils 2 Stunden, auch beifehlenden Krankheitszeichen, 400 g ( 4 Sprhste mit jeweils 100 g) Beclo-methason-17,21-dipropionat-Dosieraerosol oder besser -Autohaler* (z.B. Vento-lair

    , Junik

    ) inhalieren lassen. Weitere Behandlung durch den eintreffenden Arzt.Richtige Handhabung beachten (Kopfhaltung, Ein- und Ausatmungsphase)

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung

    GUV-I 8504

    * Atemzugausgelstes Dosieraerosol, wegen der leichteren und sicheren Anwendung fr Ungebte

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    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen

    Haut mit Seife und viel Wasser abwaschen

    Wunden keimfrei bedecken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung

    Hinweise fr den Arzt

    In Frhfllen kann Inhalation von feinst vernebelten Lsungen von 0,5- bis 2%igerNaHCO3-Lsung versucht werden.

    Bei Hinweisen auf die Entstehung eines Lungendems knnen klinische berwa-chung, Rntgen-Thorax-Kontrollen, Vitalographie, Beatmung und die Gabe vonSauerstoff und Glucocorticoiden, Bronchodilatatoren, Antitussiva, Sedativa, Herz-glykosiden und Antibiotika (Pneumonieprophylaxe) sinnvoll sein.

    Hat der Verunglckte Atemschutzgerte mit Gasfiltern getragen, so kann im Gasfil-ter durch eine chemische Reaktion mit Kohlenstoff Phosgen entstehen. Erste-Hilfe-Manahmen fr diesen Fall sind im Kapitel 27 Phosgen beschrieben.

    GUV-I 8504

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    In diesem Abschnitt werden die Chlorkohlenwasserstoffe 1,1,1-Trichlorethan, Trichlor-ethen, Tetrachlorethen und Dichlormethan behandelt. Der nachfolgende verwendeteBegriff Chlorkohlenwasserstoffe bezieht sich immer auf diese 4 Stoffe.

    9.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    Aussehen, Mischbarkeit mit Wasser, Geruch

    Chlorkohlenwasserstoffe sind in reinem Zustand wasserhelle Flssigkeiten. Sie sindschwerer als Wasser, mit Wasser nur wenig mischbar und weisen zum Teil einen ange-nehmen, leicht slichen Geruch auf.

    Brennbarkeit

    Tetrachlorethen ist in Luft nicht brennbar.

    1,1,1-Trichlorethan, Trichlorethen und Dichlormethan sind schwer brennbar, sie weisenkeinen Flammpunkt auf, sind aber im Gemisch mit Luft explosionsfhig. Zur Zndung

    sind allerdings hohe Energien erforderlich.

    Lsevermgen

    Chlorkohlenwasserstoffe lsen viele organische Stoffe, unter anderem le, Fette, Har-ze, Lacke, Bitumina, Teere, Gummi und viele Kunststoffe.

    Stabilitt

    Heie Oberflchen, Flammen, Licht usw.

    Chlorkohlenwasserstoffdmpfe knnen sich zersetzen z.B. an heien Oberflchen, of-fenen Flammen (Schweibrenner) sowie in der Zigarettenglut. Ebenso knnen Feuch-tigkeit, Suren, Laugen, Wrme, Licht (UV-Anteile) oder Beimengungen aus der Anwen-dung eine Zersetzung der Chlorkohlenwasserstoffe auslsen. Dabei bilden sich giftigeund korrosive Zersetzungsprodukte, z.B. Phosgen, Kohlenmonoxid, Chlorwasserstoff.Ein stechender oder scharfer Geruch kann auf eine beginnende Zersetzung hinweisen.

    9 Chlorkohlenwasserstoffe

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    Aluminium, aluminiumhaltige Werkstoffe

    Chlorkohlenwasserstoffe knnen mit fein verteiltem Aluminium und/oder aluminium-haltigen Werkstoffen Aluminiumchlorid bilden, das zur weiteren Zersetzung der Chlor-kohlenwasserstoffe fhrt, die sich bis zur Explosion beschleunigen kann. Diese Reakti-on ist bei den blichen Entfettungsarbeiten mit Tetrachlorethen (Perchlorethylen) odersonderstabilisierten Chlorkohlenwasserstoffen sofern deren Stabilisatorsystem vollfunktionsfhig ist nicht zu erwarten. Die Stabilisierung von sonderstabilisiertenChlorkohlenwasserstoffen kann jedoch durch Reaktion mit eingeschleppten Verunrei-nigungen sowie durch Destillation, Adsorption und nachfolgende Desorption verlorengehen.

    Alkali- und Erdalkalimetalle sowie deren Oxide und Hydroxide

    Chlorkohlenwasserstoffe knnen mit Alkali- oder Erdalkalimetallen sowie mit ihrenOxiden oder Hydroxiden (Natronlauge, Kalilauge, gebrannter Kalk) explosionsartigreagieren.

    9.2 Verwendung

    Chlorkohlenwasserstoffe werden unter anderem zur Metallentfernung, zum Reinigenvon Textilien, fr Extraktionen, zum Ablsen von Anstrichen, bei der Leiterplattenferti-gung und als Lsemittel eingesetzt. Sie knnen auch Bestandteile von Kaltreinigernund Abbeizern sein.

    9.3 Gesundheitsgefahren

    Chlorkohlenwasserstoffe werden vor allem ber die Atemwege aufgenommen. Das Ein-atmen der Dmpfe kann zu belkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, rauschhnlichen Zu-stnden sowie zu Erkrankungen, z.B. der Leber, des zentralen Nervensystems, fhren.Sehr hohe Konzentrationen bewirken schon nach sehr kurzer Einwirkungsdauer eineNarkose, die ohne schnelle Hilfe tdlich enden kann. Diese Gefahr besteht besondersbei Arbeiten in Behltern, Gruben, Schchten, Kellern sowie geschlossenen Rumenbei unzureichender Be- und Entlftung. Alkoholkonsum verstrkt die Giftwirkung dermeisten Chlorkohlenwasserstoffe.

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    Besonderheiten:

    Exposition gegen aliphatische halogenierte Kohlenwasserstoffe kann zu erhhter Emp-flindlichkeit fr Herzrhythmusstrungen fhren.

    Nach chronischer Einwirkung von aliphatischen halogenierten Kohlenwasserstoffenknnen z.B. nach starker krperlicher Belastung oder am vorgeschdigten HerzenHerzrhythmusstrungen auftreten, auch ohne dass andere Vergiftungssymptomebeobachtet werden.

    Nach lngerem Hautkontakt mit Chlorkohlenwasserstoffen knnen Rtungen bis hinzur Blasenbildung auftreten. Zudem wird der Haut Fett entzogen, sie wird trocken undrissig und daher anfllig fr Hautkrankheiten. Auch Reizungen der Schleimhute(Augen und Atemwege) werden beobachtet.

    Das Verschlucken von Chlorkohlenwasserstoffen hat unter anderem schwere Magen-schden zur Folge und kann lebensgefhrlich sein (Herz-Kreislauf-Stillstand).

    Die den Chlorkohlenwasserstoffen zugesetzten Stabilisatoren knnen gesundheits-schdlicher als die reinen Chlorkohlenwasserstoffe sein.

    Beim Rauchen in chlorkohlenwasserstoffhaltiger Atmosphre knnen giftige und rei-zende Zersetzungsprodukte entstehen, z.B. Phosgen, Chlorwasserstoff.

    Erkrankungen durch Chlorkohlenwasserstoffe sind meldepflichtige Berufskrankheitennach Nr. 1302 der Anlage 1 zur Berufskrankheiten-Verordnung (BeKV).

    9.4 Erste Hilfe

    AllgemeinesAlle Personen, die mit Chlorkohlenwasserstoffen umgehen, mssen ber die Erste-Hil-fe-Manahmen unterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllen unterwie-sen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zurErsten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-

    buch, und5

    Jahre lang aufzubewahren.

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    Bei Verdacht auf eine Gesundheitsschdigung durch Chlorkohlenwasserstoffe mussder Betroffene den Gefahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereich gebrachtwerden. Die Helfer haben sich dabei vor Kontakt mit Chlorkohlenwasserstoffen zuschtzen.

    rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, kann eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-

    arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich sein.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind, wie StabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig mit Wasser splen

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen

    Bei Atemstillstand Beatmung nach Mglichkeit mit Gert (z.B. Schlauch-Mund-Be-atmer), auf jeden Fall Einatmen von Chlorkohlenwasserstoff-Dmpfen vermeiden.

    Bei Atemnot Sauerstoff inhalieren lassen

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen

    Haut mit viel Wasser splen

    Wunden keimfrei bedecken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

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  • 7/23/2019 Informationen Fr Die Erste Hilfe Bei Einwirken Gefhrlicher Chemischer Stoffe

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    Verschlucken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Hinweise fr den Arzt

    Nach oraler Aufnahme von Chlorkohlenwasserstoffen mglichst umgehend Magen

    mehrfach mit Paraffinum subliquidum in kleinen Mengen splen. Dabei Aspiration(Eindringen in die Luftrhre) unter allen Umstnden vermeiden (eventuell Intuba-tion).

    Anschlieend ca. 4 bis 5 Esslffel Paraffinum subliquidum oder Medizinalkohle inWasser geben. Auerdem Natriumsulfat (2 gestrichene Esslffel in 1/2 l Wassergelst) verabreichen.

    Bei Erregungszustnden Barbiturate i.v.

    Keine adrenalinverwandten Stoffe injizieren.

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    Schwermetallcyanide

    Kupfercyanid, Zinkcyanid und Cadmiumcyanid sind in Wasser unlslich beziehungs-weise nur sehr wenig lslich.

    Sie lsen sich z.B. in Alkalicyanidlsungen unter Komplexbildung. An feuchter Luft zer-setzen sie sich (Cyanidwasserstoffbildung!); unter Ausschluss von Feuchtigkeit undKohlendioxid, auch dem der Luft, sind sie stabil.

    Die wichtigsten Eisen-Cyan-Verbindungen sind Salze der Hexacyanoeisen(II)- und-(III)suren. Die Komplexionen dieser Salze sind in wssriger Lsung kaum dissoziiert.Unter Lichteinwirkung, vor allem in saurer Lsung, wird jedoch Cyanid freigesetzt.

    10.2 Verwendung, Vorkommen

    Cyanwasserstoff

    Cyanwasserstoff ist ein bedeutender Ausgangsstoff fr die Herstellung von Acrylsure-estern, Methacrylsuren, Cyaniden, Farbstoffen und Chelatbildnern. Im Vorratsschutzwird gasfrmiger Cyanwasserstoff unter anderem in Mhlen, Schiffen und Speichernals Begasungsmittel verwendet.

    Mit einer Gefhrdung durch Cyanwasserstoff muss nicht nur in Betrieben, in denen erhergestellt und verarbeitet wird, sondern auch in anderen chemischen Fabriken und imLabor gerechnet werden. Cyanwasserstoff entsteht unter anderem durch Umsetzungcyanidhaltiger Chemikalien mit anderen Stoffen insbesondere mit Suren. Aus sei-nen Salzen, den Cyaniden, kann er schon durch die Kohlensure der Luft freigesetztwerden. In geringem Umfang kann er sich auch bei der Zersetzung von stickstoffhalti-gen organischen Verbindungen bilden, z.B. bei Brnden von Acrylnitril, Polyurethan.

    Cyanide

    Cyanide finden Verwendung

    als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Carbonsuren, Pharmazeutika, Farb-stoffen und Schdlingsbekmpfungsmitteln

    bei der Oberflchenbehandlung von Metallen

    als Drcker bei der Flotation.

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    10.3 Gesundheitsgefahren

    Cyanwasserstoff und die meisten Cyanide, soweit sie Cyanwasserstoff abspalten, sindsehr giftig.

    In Abhngigkeit von der Cyanwasserstoff-Konzentration in der Atemluft ist mit folgen-der Wirkung zu rechnen:

    10 ml/m3 MAK-Wert, keine Gesundheitsgefhrdung bei 8-stndiger Einwir-

    kung,

    90 ml/m3 sind lebensgefhrlich und tdlich nach lngerer Einwirkung,

    180270 ml/m3 rasch tdlich.

    Eine beginnende Vergiftung uert sich in Abhngigkeit von Konzentration und Einwir-kungszeit mit Kopfschmerzen, Schwindel, Beklemmungsgefhl, belkeit, Erbrechen,Herzklopfen, Atemnot, Bewusstlosigkeit und Krmpfen. Beim Einatmen hoher Konzen-trationen kann der Tod bereits nach Minuten oder Sekunden eintreten.

    Cyanwasserstoff und Cyanide werden nicht nur ber die Atemwege und den Magen,sondern auch durch die unverletzte Haut, insbesondere bei starkem Schwitzen, aufge-nommen. Ein Tropfen Cyanwasserstoff in eine offene Wunde gebracht, kann alle Stufender Vergiftung auslsen und zum Tod fhren.

    Das Cyanid-Ion hemmt vor allem die Zellatmung, indem es sich an das 3wertige Eisendes Atmungsenzyms (Cytochromoxidase) anlagert. Hierdurch werden die Nutzbar-machung des Sauerstoffes aus dem Blut und zellulre Oxidationsprozesse unterbun-den. Die Reaktion gehorcht einem Gleichgewichtszustand, d.h. sie ist reversibel. Aufdieser Erkenntnis beruht die Antidot-Therapie mit methmoglobinbildenden Stoffen.

    Eine Cyanwasserstoffvergiftung fhrt nicht zu bleibenden Gesundheitsschden.Sehr gefhrdet durch Cyanwasserstoff sind Personen, die Alkohol, selbst in geringenMengen, aufgenommen haben.

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    10.4 Erste Hilfe

    Allgemeines

    Alle Personen, die mit Cyanwasserstoff und Cyaniden umgehen, mssen ber dieErste-Hilfe-Manahmen unterrichtet sein und ber das Verhalten bei Arbeitsunfllenunterwiesen werden.

    Die von den gesetzlichen Unfallversicherungstrgern anerkannten Anleitungen zurErsten Hilfe sind entsprechend dem jeweiligen Gefhrdungsgrad an geeigneten Stellenauszuhngen.

    ber jede Erste-Hilfe-Leistung sind Aufzeichnungen zu fhren, z.B. in einem Verband-buch, und 5Jahre lang aufzubewahren.

    Bei Verdacht auf eine Gesundheitsschdigung durch Cyanwasserstoff oder Cyanidemuss der Betroffene den Gefahrenbereich verlassen bzw. aus dem Gefahrenbereichgebracht werden. Die Helfer haben sich dabei vor Kontakt mit Cyanwasserstoff bzw.

    Cyaniden zu schtzen (Atemschutz, Schutzhandschuhe usw.).rztliche Hilfe ist unverzglich in Anspruch zu nehmen. Dem Arzt sind der chemischeStoff und die bereits durchgefhrten Erste-Hilfe-Manahmen anzugeben.

    Um wirksame Hilfe leisten zu knnen, ist eine Absprache zwischen Betrieb, Betriebs-arzt, Krankenhaus oder Notdienst erforderlich.

    Grundstzliche Fragen, die Gegenstand der Ersten-Hilfe-Ausbildung sind, wie StabileSeitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Schockbekmpfung werden in diesenInformationen nicht angesprochen.

    Augen

    Auge unter Schutz des unverletzten Auges sofort ausgiebig mit Wasser splen

    Augenrztliche Behandlung.

    Atmungsorgane

    Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich bringen

    Bei Atemstillstand Beatmung nach Mglichkeit mit Gert (z.B. Schlauch-Mund-

    Beatmer), auf jeden Fall Einatmen von Cyanwasserstoff vermeiden

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    r tliche Behandlung

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    Haut

    Verunreinigte Kleidung, auch Unterwsche und Schuhe, sofort ausziehen

    Haut mit viel Wasser splen

    Wunden keimfrei bedecken

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Verschlucken

    Reichlich Wasser in kleinen Schlucken trinken lassen (Verdnnungseffekt)

    Zustzlich Verabreichung von Medizinalkohle (3 Esslffel Medizinalkohle in 1 GlasWasser aufschlmmen)

    Fr Krperruhe sorgen, vor Wrmeverlust schtzen

    rztliche Behandlung.

    Hinweise fr den Arzt

    Wirkungsweise des 4-DMAP

    4-DMAP bildet sehr schnell Methmoglobin: die Entgiftung setzt bei intravenser Gabenach einer Minute ein. Bei der angegebenen Dosierung zeigt 4-DMAP keine gefhrli-chen Nebenreaktionen; es ist frei von Kreislaufwirkungen. Eine ungefhrliche Neben-erscheinung ist die blaugraue Verfrbung der Haut und der sichtbaren Schleimhuteinfolge der Bildung von Methmoglobin.

    Leichte Vergiftung (Bewusstsein erhalten, Atmung intakt):

    Vergifteten einige Stunden beobachten, eventuell Sauerstoff inhalieren lassen

    Bei Verdacht auf Verschlechterung des Allgemeinzustandes 10 ml 25%iges oder20 ml 10%iges Natriumthiosulfat intravens injizieren.

    Schwere Vergiftung (Bewusstlosigkeit, Dyspnoe, Krampfneigung, Atemstillstand):

    1 Ampulle 5 ml 4-DMAP mglichst intravens injizieren

    50 ml 25%iges Natriumthiosulfat durch die bereits liegende Kanle langsam intra-

    vens injizieren (4-DMAP- und Natriumthiosulfat-Lsungen nicht mischen).

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    Der verantwortliche Arzt hat sicherzustellen, wer(entsprechend ausgebildeter Ersthel-fer, Betriebssanitter oder Arzt) die notwendigen Injektionen mit 4-DMAP verabreichensoll.

    Bei einer berdosierung von 4-DMAP oder Gabe von 4-DMAP nach eventuell falscherDiagnose mit nachfolgendem Auftreten von gefhrdend hoher MethmoglobinbildungToluidinblau* als Antidot zum 4-DMAP i.v. geben; 0,050,1 ml/kg bzw. 24 mg/kg Kr-pergewicht.

    Bezugsquellennachweis: Hersteller:

    4-DMAP-Ampullen(4-Dimethylaminophenol-HCI)0,25 g (1 Ampulle = 5 ml)

    Natriumthiosulfat Dr. Franz Koehler-Chemie(Infusionslsung) Neue Bergstr. 37bzw. 64665 Alsbach-Haehnlein

    100 ml Injektionsflasche zu 25 % Telefon ( 06257) 509-0

    Toluidinblau-Ampullen(Injektionslsung)1 Ampulle (10 ml) enthlt:Toloniumchlorid 300 mg

    Methylenblau-Ampullen Neopharma(Injektionslsung) Kirchstr. 101

    Ampulle (5

    ml) enthlt:83229

    Aschau/ChiemgauMethylenblau 50 mg Telefon (08052) 306

    Verfallsdatum der Prparate beachten!

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    * oder Methylenblau als Antidot zum 4-DMAP wie folgt einsetzen: 2 mg/kg

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    11.1 Physikalische und chemische Eigenschaften

    In diesen Informationen wird der symmetrische Dichlordimethylether (DDME) oderBis(chlormethyl)ether, sowie der Monochlordimethylether (MCDE) oder Chlormethyl-methylether behandelt. Der symmetrische Dichlordimethylether (DDME) darf nicht ver-wechselt werden mir dem isomeren, asymmetrischen Dichlordimethylether, der keinetechnische Bedeutung hat.

    Symmetrischer Dichlordimethylether: CIH2C-O-CH2CIAsymmetrischer Dichlordimethylether: H3C-O-CHCI2

    DDME und MCDE sind farblose, lokal stark reizende Flssigkeiten, die mit organischenLsemitteln beliebig mischbar sind.

    DDME siedet bei 106 C und ist entzndlich, MCDE siedet bei 59 C und ist leicht ent-zndlich. DDME und MCDE neigen zur Peroxidbildung.

    Beim Erhitzen und im Brandfall entsteht aus DDME und MCDE als ZersetzungsproduktChlorwasserstoff.

    Die Dmpfe vom DDME und MCDE sind schwerer als Luft und bilden mit Luft explo-sionsfhige Dampf/Luft-Gemische.

    Bei der Hydrolyse von DDME entstehen Formaldehyd und Chlorwasserstoff (Salzsu-re). Die gleiche Reaktion findet auch an feuchter Luft statt. Die Hydrolyse von MCDEergibt Methanol, Chlorwasserstoff (Salzsure) und Formaldehyd.

    11.2 Vorkommen, Verwendung, Beschftigungsbeschrnkung

    DDME bildet sich u.a. beim Umsetzen von Dimethylether mit Chlor in diffusem Sonnen-licht, beim Einleiten von Chlor in kaltes Methanol, aus Hexamethylentetramin (Urotro-pin) und konzentrierter Salzsure.

    DDME kann mglicherweise auch durch Disproportionierung von MCDE in der Dampf-und Flssigphase entstehen.

    DDME und technischer MCDE werden wegen der extremen Gesundheitsgefhrdung nurnoch in wenigen Ausnahmefllen verwendet.

    Fr DDME und MCDE besteht nach 15a der Gefahrstoffverordnung ein Expositions-

    verbot.

    11 Dichlordimethylether/Monochlordimethylether

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    11.3 Gesundheitsgefahren

    Dichlordimethylether und Monochlordimethylether sind in der Liste nach 4a der Ge-fahrstoffverordnung in die Kategorie K1 Stoffe die beim Menschen bekanntermaenkrebserzeugend wirken eingestuft. Darber hinaus ist Monochlordimethylether alsgesundheitsschdlich, Dichlordimethylether als sehr giftig eingestuft.

    Aufnahmewege

    DDME und MCDE werden durch die Atemwege und ber die Haut aufgenommen.

    Akute Ge