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Auf dem Weg ins neue Jahrhundert sehen sich Finanzdienstleister einem wettbe- werbsintensiven, technologisch gepräg- ten Umfeld und dynamischen, globalen Märkten gegenüber. Offensive Strategien und deren konsequente Umsetzung auf Basis moderner Informations- und Kom- munikationssysteme sind zwingend not- wendig. Innovationsfähigkeit, Flexibilität sowie die Nutzung der Chancen, die neue Informationstechnologien bieten, sind Schlüsselfaktoren zum Erfolg. In diesem Kontext müssen insbesonde- re die strategischen Aspekte und Auswir- kungen von Internet- und Intranet-Tech- nologien Berücksichtigung finden. Ange- sichts einer breiten Akzeptanz von Infor- mations- und Kommunikationssystemen auch im Privatkundenbereich reicht die reine Präsenz im und die Informations- übermittlung über das Internet nicht mehr aus. Vielmehr sind neue Geschäftskonzep- te erforderlich, die auch die Durchfüh- rung von Transaktionen über dieses Medi- um umfassen. Dies betrifft nicht nur Finanzdienstlei- ster i. e. S., sondern auch neue Finanzinter- mediäre und insbesondere die Börsen. Die Implementierung elektronischer Markt- plätze mit weltweiten, dezentralen Zu- gangsmöglichkeiten beeinflußt nachhaltig die bestehenden nationalen Börsenstruk- turen. Der Weg von den traditionellen Börsenplätzen hin zu Börsennetzen ist un- umkehrbar. Die konkrete Ausgestaltung dieser Netze und die Rolle des Internet für den Wertpapierhandel stehen im Zentrum des Interesses. Darüber hinaus müssen Finanzdienst- leister angesichts volatiler Märkte, wach- sender Bedeutung derivativer Finanzin- strumente und strenger regulatorischer Anforderungen ein aktives Ertrags- und Risikomanagement betreiben, um auch in Zeiten von Disintermediation und Securi- tization im Wettbewerb bestehen zu kön- nen. Nach dem Erfolg der IF’95 in München wurde mit der IF´98 – Informationssyste- me in der Finanzwirtschaft erneut ein Fo- rum für Praktiker und Wissenschaftler ge- schaffen, um die oben genannten Frage- stellungen an der Schnittstelle zwischen Informationstechnik und Finanzwirt- schaft diskutieren zu können. Diese Tagung fand am 7. und 8. Okto- ber im Communication Center Eschborn (CCE) der Deutschen Bank AG sowie im Hause der Deutschen Börse AG statt und wurde in Zusammenarbeit mit der GI- Fachgruppe „Informationssysteme in der Finanzwirtschaft“ unter der Leitung von Christof Weinhardt, Universität Gießen, und seinem Team veranstaltet. Mit einer guten Mischung der Beiträge, aber auch einem nahezu ausgewogenen Verhältnis von Teilnehmern aus Praxis und Wissenschaft konnte ein wesentli- ches Ziel der Tagung erreicht werden, nämlich die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis etwas weiter zu schließen. Die Herausgeber der WIRTSCHAFTSIN- FORMATIK haben beschlossen, mit die- sem Schwerpunktheft herausragende Ar- beiten dieser Tagung ihren Lesern zugäng- lich zu machen. Aus einer Menge von mehr als 60 Beiträgen wurden im Review- Prozeß insgesamt 32 Arbeiten ausgewählt und im Rahmen von drei Sektionen zu ei- nem attraktiven Vortrags-Programm zu- sammengestellt. In jeder Sektion wurde ein Best-Paper-Award (gestiftet von der Deutschen Bank AG) vergeben, dessen Auswahl von einer Jury des Programmko- mitees auf Grundlage der Begutachtung der schriftlichen Arbeiten sowie der Be- wertung der Präsentationen übernommen wurde. In Sektion 1 (Virtuelle Geschäftskon- zepte und Finanzdienstleistungen im In- ternet) ging die Auszeichnung an den Bei- trag von Buhl, Visser und Will: „Virtuali- sierung des Bankgeschäfts“. In Sektion 2 (Börsen, Handelssysteme und elektroni- sche Märkte) gab es eine Doppelvergabe für die AMTRAS-Forschergruppe, ein Ko- operationsprojekt der Uni Gießen, der Deutschen Börse, Digital und Living Sys- tems, zum Thema „Agentenbasierte Elek- tronisierung des außerbörslichen Wertpa- pierhandels“ (Gomber, Budimir, Koscian- kowski, Urtheil, Lohmann, Nopper, Hen- ning). In Sektion 3 (Ertrags- und Risikoma- nagement in Banken, Versicherungen und Industrie) wurde der Beitrag von Heyder und Zayer: „Analyse von Kurszeit- reihen mit Künstlichen Neuronalen Net- zen“ ausgezeichnet. Darüber hinaus erhiel- ten Knapp und Hamerle für ihren Beitrag „Multi-Faktor-Modell zur Bestimmung segmentspezifischer Ausfallwahrschein- 103 Informationssysteme in der Finanzwirtschaft Hans Ulrich Buhl, Christof Weinhardt WI – Schwerpunkteditorial WIRTSCHAFTSINFORMATIK 41 (1999) 2, S. 103 – 104 Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik, Universität Augs- burg, D-86135 Augsburg, E-Mail: [email protected]; Prof. Dr. Christof Weinhardt, Lehrstuhl für BWL-Wirtschaftsinformatik, Universität Gießen, Licher Str. 70, D-35394 Gießen, E-Mail: Christof.Weinhardt@wirtschaft. uni-giessen.de

Informationssysteme in der Finanzwirtschaft

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Auf dem Weg ins neue Jahrhundert sehensich Finanzdienstleister einem wettbe-werbsintensiven, technologisch gepräg-ten Umfeld und dynamischen, globalenMärkten gegenüber. Offensive Strategienund deren konsequente Umsetzung aufBasis moderner Informations- und Kom-munikationssysteme sind zwingend not-wendig. Innovationsfähigkeit, Flexibilitätsowie die Nutzung der Chancen, die neueInformationstechnologien bieten, sindSchlüsselfaktoren zum Erfolg.

In diesem Kontext müssen insbesonde-re die strategischen Aspekte und Auswir-kungen von Internet- und Intranet-Tech-nologien Berücksichtigung finden. Ange-sichts einer breiten Akzeptanz von Infor-mations- und Kommunikationssystemenauch im Privatkundenbereich reicht diereine Präsenz im und die Informations-übermittlung über das Internet nicht mehraus. Vielmehr sind neue Geschäftskonzep-te erforderlich, die auch die Durchfüh-rung von Transaktionen über dieses Medi-um umfassen.

Dies betrifft nicht nur Finanzdienstlei-ster i. e. S., sondern auch neue Finanzinter-mediäre und insbesondere die Börsen. DieImplementierung elektronischer Markt-

plätze mit weltweiten, dezentralen Zu-gangsmöglichkeiten beeinflußt nachhaltigdie bestehenden nationalen Börsenstruk-turen. Der Weg von den traditionellenBörsenplätzen hin zu Börsennetzen ist un-umkehrbar. Die konkrete Ausgestaltungdieser Netze und die Rolle des Internet fürden Wertpapierhandel stehen im Zentrumdes Interesses.

Darüber hinaus müssen Finanzdienst-leister angesichts volatiler Märkte, wach-sender Bedeutung derivativer Finanzin-strumente und strenger regulatorischerAnforderungen ein aktives Ertrags- und

Risikomanagement betreiben, um auch inZeiten von Disintermediation und Securi-tization im Wettbewerb bestehen zu kön-nen.

Nach dem Erfolg der IF’95 in Münchenwurde mit der IF´98 – Informationssyste-

me in der Finanzwirtschaft erneut ein Fo-rum für Praktiker und Wissenschaftler ge-schaffen, um die oben genannten Frage-stellungen an der Schnittstelle zwischenInformationstechnik und Finanzwirt-schaft diskutieren zu können.

Diese Tagung fand am 7. und 8. Okto-ber im Communication Center Eschborn(CCE) der Deutschen Bank AG sowie imHause der Deutschen Börse AG statt undwurde in Zusammenarbeit mit der GI-

Fachgruppe „Informationssysteme in derFinanzwirtschaft“ unter der Leitung vonChristof Weinhardt, Universität Gießen,und seinem Team veranstaltet.

Mit einer guten Mischung der Beiträge,aber auch einem nahezu ausgewogenenVerhältnis von Teilnehmern aus Praxisund Wissenschaft konnte ein wesentli-ches Ziel der Tagung erreicht werden,nämlich die Kluft zwischen Wissenschaftund Praxis etwas weiter zu schließen.

Die Herausgeber der WIRTSCHAFTSIN-FORMATIK haben beschlossen, mit die-sem Schwerpunktheft herausragende Ar-beiten dieser Tagung ihren Lesern zugäng-lich zu machen. Aus einer Menge vonmehr als 60 Beiträgen wurden im Review-Prozeß insgesamt 32 Arbeiten ausgewähltund im Rahmen von drei Sektionen zu ei-nem attraktiven Vortrags-Programm zu-sammengestellt. In jeder Sektion wurdeein Best-Paper-Award (gestiftet von derDeutschen Bank AG) vergeben, dessenAuswahl von einer Jury des Programmko-mitees auf Grundlage der Begutachtungder schriftlichen Arbeiten sowie der Be-wertung der Präsentationen übernommenwurde.

In Sektion 1 (Virtuelle Geschäftskon-zepte und Finanzdienstleistungen im In-ternet) ging die Auszeichnung an den Bei-

trag von Buhl, Visser und Will: „Virtuali-

sierung des Bankgeschäfts“. In Sektion 2(Börsen, Handelssysteme und elektroni-sche Märkte) gab es eine Doppelvergabefür die AMTRAS-Forschergruppe, ein Ko-operationsprojekt der Uni Gießen, der

Deutschen Börse, Digital und Living Sys-

tems, zum Thema „Agentenbasierte Elek-tronisierung des außerbörslichenWertpa-

pierhandels“ (Gomber, Budimir, Koscian-

kowski, Urtheil, Lohmann, Nopper, Hen-

ning). In Sektion 3 (Ertrags- und Risikoma-nagement in Banken, Versicherungenund Industrie) wurde der Beitrag vonHeyder und Zayer: „Analyse von Kurszeit-

reihen mit Künstlichen Neuronalen Net-

zen“ ausgezeichnet. Darüber hinaus erhiel-ten Knapp und Hamerle für ihren Beitrag„Multi-Faktor-Modell zur Bestimmung

segmentspezifischer Ausfallwahrschein-

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Informationssysteme inder Finanzwirtschaft

Hans Ulrich Buhl, Christof Weinhardt

WI – Schwerpunkteditorial

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 41 (1999) 2, S. 103 – 104

Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl, Lehrstuhl fürBetriebswirtschaftslehre mit SchwerpunktWirtschaftsinformatik, Universität Augs-burg, D-86135 Augsburg, E-Mail:[email protected];Prof. Dr. Christof Weinhardt, Lehrstuhl fürBWL-Wirtschaftsinformatik, UniversitätGießen, Licher Str. 70, D-35394 Gießen,E-Mail: [email protected]

lichkeiten für die Kredit-Portfolio-Steue-

rung“ einen Preis für ihre innovative wis-senschaftliche Arbeit zu einem hochaktu-ellen Praxisproblem.

Im Rahmen der Tagung warteten dreibesondere Highlights im Hause der Deut-schen Börse auf die Teilnehmer: zunächstpräsentierte Herr Frank Gerstenschläger(Mitglied des Vorstands der Deutsche Bör-se Systems) Xetra Release 3, das wenigeTage später erfolgreich in Produktionging, und warf einen Blick in die Zukunftvon elektronischen Handelssystemen –eine gelungene Einstimmung auf das The-ma der anschließenden, z. T. kontroversgeführten und spannenden Podiumsdis-kussion zum Thema „Die Rolle von Ban-ken, Brokern und Börsen in Elektroni-schen Finanzmärkten“. Diese wurde vonHermann Kutzer (Chefredakteur der Fi-nanzzeitung des Handelsblattes) mode-riert und war mit äußerst kompetentenTeilnehmern besetzt: Dr. Jörg Franke (Mit-

glied des Vorstands, Deutsche Börse), Die-ter Heinemann (Vorstand ICF-KursmaklerAG), Frank Mattern (McKinsey), ThomasMüssener (Head of Systems, Global Mar-kets, Dresdner Bank), Holger Timm (Ge-schäftsführer Berliner Freiverkehr) undProf. Dr. Hartmut Schmidt (UniversitätHamburg).

Das dritte Highlight war eine Einladungdes Gastgebers auf das Parkett der Deut-schen Börse, über dessen zukünftige Be-deutung zuvor sehr ausführlich diskutiertwurde. Das Ambiente und der gelungeneFestempfang – untermalt mit Jazz-Musikder Band Tobasco – bot einen hervorra-genden Rahmen für anregende, informelleGespräche.

Eingeladene Vorträge rundeten dieVortragssessions mit aktuellen Beiträgenaus der Praxis ab. Höhepunkte der Refera-te waren der Eröffnungsvortrag von HerrnProf. Dr. Jochum (GEFM) zum Thema„Banking im Informationszeitalter“ sowie

der Abschlußvortrag zum „Banking nachdem Jahr 2000: Marktstrukturen, Mergerund die Konsequenzen für das IT-Management“ von Herrn Dr. Hans-GertPenzel (HypoVereinsbank AG). Es freutuns, daß Herr Dr. Penzel bereit war, zu sei-nem Vortragsthema auch einen Beitrag fürdieses Schwerpunktheft auszuarbeiten.

Wir hoffen, mit den ausgewählten Bei-trägen eine gute Mischung aus Praxis undForschung sowie aus IT und Finanz-/Bank-wirtschaft gefunden zu haben, wünschenden Lesern eine anregende Lektüre undfreuen uns über jede Art der Resonanz, diewir auch gerne in der Rubrik Meinung/

Dialog publizieren.

P.S. zum Vormerken: Aufgrund der positi-ven Resonanz steht der nächste Terminbereits fest: Die dann integriert durchge-führte Tagung WI/IF 2001 findet vom19.–21. September 2001 in Augsburg/München statt.

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