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Inhalt
Marktübersicht31 Faktoren für ein zukunftsfestes Fachmarktzentrum
41 Der Investmentmarkt für Handelsimmobilien und
Fachmarktzentren28
Einleitung 8 Grußwort Partner
9 Grußwort Stephan Jung
10 Grußwort Iris Schöberl7Zukunftsorientierte Ausrichtung von Centern15 Positionierung, Profilierung, Markenbildung
21 Ozzy und sein Zwilling oder Ozzy und die
Hedonisten – Zielgruppendefinition nach
relevanten Kategorien
26 Marken-Due-Diligence
14
Fazit116 Partner
118 Gastbeiträge
119 Impressum
112
Planungsrecht, Architektur und Bau89 Neue Standards für Verträglichkeitsgutachten – erhöhte
Anforderungen für die rechtssichere Beurteilung von
Einzelhandelsvorhaben und Erweiterungen
94 Schöner einkaufen auf der grünen Wiese – moderne
Gestaltung von Fachmarktzentren
86
Marktteilnehmer 53 Eigentümer/Investoren
53 Centermarken als Basis erfolgreicher Fonds im
Retail-Center-Investmentmarkt
55 Transaktionsmarkt und die Rolle von
Centermarken aus Investorensicht
60 Mieter
61 Stationärer Einzelhandel versus E-Commerce?
64 Insight Hornbach
68 Insight dm-drogerie markt
72 Kunde/Verbraucher
73 Fachmarktzentren: Neupositionierung auf Kundenwunsch
80 Der Haustechniker als wandelnder Info-Point
50
Praxisbeispiele102 Einkaufspark Duckwitz eröffnet
106 Shopping Cité: angepasstes
Planungsrecht in Rekordzeit100
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir freuen uns, Ihnen die neue Ausgabe des Fachmarkt-
zentren Reports mit vielseitigem Input aus der Branche
vorlegen zu können. So langsam können wir von Tradition
sprechen, denn inzwischen halten Sie die vierte Aus-
gabe von „Fachmarktzentren in Deutschland“ in den
Händen. Neben unseren bewährten Partnern Corpus Sireo,
Dr. Lademann & Partner, GfK GeoMarketing, Savills und
THRE konnten wir zwei Gastbeiträge von der Design-
agentur kplus konzept und dem FM-Dienstleister Wisag
für unseren Report gewinnen.
Dieses Mal haben wir uns im Schwerpunkt dem Thema
„Positionierung und Profilierung. Wie werden Center Mar-
ken?“ angenommen. Dabei geht es u. a. um die Bedeutung
von Marken und ihrer zusätzlichen Wertschöpfungskraft
aus Sicht von Investoren, Mietern und Verbrauchern. Wir
sind der Frage nachgegangen, welche Bedeutung Marken
für die drei Hauptzielgruppen im Fachmarktzentren-Be-
reich haben. Eins ist sicher: Nicht nur für Verbraucher
spielen Marken ein wichtige Rolle. Denn Marken schaffen
Vertrauen, entlasten, weil sie Entscheidungen abnehmen
und immer gleichbleibend gute Qualität liefern. Fachmarkt-
zentren, die als Marken entwickelt und gemanagt werden,
sind profitabler als unmarkierte (No-Name-)Center. Das
gilt für Investoren und Mieter. Im Tagesgeschäft heißt es
für Centerbetreiber, ihre Servicepartner und auch die
Mieter jeden Tag aufs Neue, das Qualitätsversprechen
eines aus Verbrauchersicht guten und markierten Fach-
markt zentrums zu bestätigen.
Die genaue Analyse der TOP-Fachmarktzentren zeigt aber
auch, dass die Erfolgreichen ihre ursprüngliche Funktion
als verkehrsorientierte, auf den preisorientierten Mengen-
einkauf ausgerichtete Versorgung weiterentwickelt haben.
So sind manche Fachmarktzentren inzwischen zu einer
Hybriden Mall ausgebaut und bieten den Kunden ein
breiteres Angebot. In dem Zuge gewinnt auch das Thema
Service immer mehr an Bedeutung. Die Kunden wünschen
sich in Fachmarktzentren ab einer gewissen Dimension
z. B. Servicecounter mit Ansprechpartnern, Sitzmöglich-
keiten in einer angenehmen Atmosphäre, kostenloses
WLAN oder auch Spielmöglichkeiten für Kinder. Die Er-
wartungshaltung ist gestiegen, dennoch ist die Preis-
orientierung beim Versorgunseinkauf geblieben.
Wie immer haben wir uns um eine umfassende und aus-
gewogene Betrachtung bemüht, die ohne unsere Partner
und Gäste nicht möglich gewesen wäre. Wir bedanken
uns herzlich bei allen Beteiligten und wünschen eine in-
formative Lektüre!
Christian Schröder, COO
Sebastian Kienert, CFO
MEC METRO-ECE Centermanagement GmbH & Co. KG
Einleitung
Grußwort | 7
GrußwortPARTNER
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Fachmarktzentren erfreuen sich ungebrochener bis zuneh-
mender Beliebtheit bei Investoren, Verbrauchern und Mie-
tern. Die steigenden Kaufpreise und die daraus resultierende
Renditekompression erhöhen den Modernisierungsdruck
auf neue Käufer von Fachmarktzentren, moderne Konzepte
und Mieter anzusiedeln, aber auch die Managementansätze
und -methoden anzupassen, um eine nachhaltige Rendite
zu erwirtschaften. Bestandshalter müssen sich ebenso den
Veränderungen der Marktanforderungen stellen. Die richtige
Reaktion auf die gestiegenen Markt- und Verbraucheran-
forderungen ist die strikte Kundenorientierung, der wir uns
im letzten Jahr gewidmet haben. Die Betrachtungen und
Analysen zur Kundenorientierung und zum Management
durch Netzwerkorganisationen erfolgten meist aus einer
übergeordneten Perspektive. Aus diesem Grund wollen wir
in diesem Jahr mit dem Schwerpunktthema „Positionierung
und Profilierung. Wie werden Center Marken?“ wieder stär-
ker auf konkrete, operative Fragen und Aspekte eingehen.
Die Konsumgüterindustrie (FMCG) ist schon seit Langem
damit konfrontiert, dass hoher Wettbewerbsdruck und we-
nig Unterschied des funktionalen Nutzens von Produkten
der gleichen Kategorie dazu geführt haben, dass die ge-
naue Positionierung eines Produktes, die Ausbildung eines
scharfen Profils und das Bilden sowie Managen von Marken
überlebenswichtig sind. Die Verbraucher sind in Zeiten des
Überangebots und des hohen Wettbewerbsdrucks nur über
Emotionen an eine Marke gebunden. Diese Entwicklung hat
inzwischen die Händler erreicht; und auch der Sektor der
Handelsimmobilien sieht sich aus ähnlichen Gründen mit
diesen Herausforderungen konfrontiert. Das gilt nicht nur für
Shopping Center, sondern auch für Fachmarktzentren und
Hybride Malls.
Schon die Frage danach, was eine Marke ist, wird in der
Branche zum Teil höchst unterschiedlich beantwortet.
Von dieser Frage ausgehend stellen sich Folgefragen,
z. B. wie Profil- und Markenbildung funktionieren, in wel-
chen Zeiträumen sie erfolgen, wie eine Marke integriert
im täglichen Geschäft zu managen ist. Konsequente Mar-
kenstrategien führen zu besseren Produkten, niedrigeren
Risiken und zu höheren Erträgen. Welche Chancen sie
bieten, wie man sie entwickeln und führen kann und vielen
weiteren damit verwandten Themen geht diese Ausgabe
von „Fachmarktzentren in Deutschland“ nach.
Wie immer verstehen sich die Beiträge als Kommunika-
tionsangebot an alle Partner aus der Branche. Wir wün-
schen allen Leserinnen und Lesern eine interessante, an-
regende Lektüre und freuen uns auf den weiteren regen
Austausch.
8 | Grußwort
MARKEN-DUE-DILIGENCE
Rockstar oder Roggenbrötchen –
einfache Leitfragen für eine Marken-Due-Diligence
Seit Jahren steigen die Kaufpreise für Fachmarktzentren,
die Renditen sinken analog dazu. Umso wichtiger ist es
also, vor einer möglichen Akquisition das Risiko eines
Fehlkaufs zu minimieren. Die üblichen Prüfungen wie
Wirtschaftlichkeit, Gebäudezustand und Technik helfen,
aber sie lassen viele Aspekte außer Acht, die für den dau-
erhaften Erfolg eines Fachmarktzentrums wichtig sind.
Hand aufs Herz: Wer macht sich bisher die Mühe, das
Angebot eines Centers mit dem Bedarf im Einzugsgebiet
abzugleichen? Oft genug begnügen sich Käufer damit,
dass der Mietermix zum größten Teil aus bekannten Fi-
lialisten besteht. Das Hauptaugenmerk gilt den Mietver-
trägen, Laufzeiten etc. Einem so verengten Blick kann
aber entgehen, dass der nominell starke Mieterbesatz
schon jetzt nicht mehr die Bedarfsanforderung seitens
der Verbraucher und des Wettbewerbs deckt. Eine Ero-
sion der Bedarfsdeckung entwickelt sich zwar in einem
(schleichenden) Prozess, ist aber durch genaue Prüfung
rechtzeitig erkennbar.
Die Marken-Due-Diligence ist eine umfassende Prüfung
eines Fachmarktzentrums aus Verbraucher-, Mieter- und
Betreibersicht und empfiehlt sich bei Standorten ab einer
gewissen Dimension. In jedem Fall geht es um die rund
260 Liegenschaften in Deutschland, die mindestens einen
großflächigen Lebensmittelanbieter und mindestens zwei
weitere großflächige Non-Food-Anbieter auf einer Gesamt-
verkaufsfläche von über 10.000 m2 aufweisen und in einem
erkennbaren baulichen Zusammenhang mit einem ge mein-
samen Parkplatz stehen. Denn Objekte dieser Größen-
ordnung werden inzwischen zu hohen zweistelligen Millio-
nensummen verkauft.
Es gilt, vor dem Kauf eines Fachmarktzentrums oder ei-
nes Fachmarktorientierten Shopping Centers, auch und
gerade unter Markenaspekten (siehe Artikel Positionie-
rung, Profil- und Markenbildung – Mehrwerte schaffen
gegen die Renditekompression auf S. 16) von einem
Experten prüfen zu lassen, ob ein Handelsstandort als
Gesamtkonzept wirklich zukunftsfähig ist. Eine solche
Prüfung ist komplex und erfordert entsprechendes Fach-
wissen, Daten und Analysen. Die folgende Tabelle zeigt,
welche generellen Leitfragen und -themen alleine bei einer
Marken-Due-Diligence bezogen auf die Verbraucher zu
explorieren und zu bewerten sind. Die Aspekte, die die An-
forderungen der Mieter betreffen, sind nicht enthalten.
Die Prüfung hinsichtlich der Verbraucheranforderungen
basiert, wie bei allen kundenorientierten Ansätzen, auf
der genauen Kenntnis der Kunden des jeweiligen Centers
und der Zielgruppen im Einzugsgebiet, die man erreichen
möchte. Wer die Zielgruppen nicht kennt bzw. vom Ver-
käufer nicht genannt bekommt, hat es schwerer. Wie man
Zielgruppen heutzutage definieren muss, wird ab Seite 21
behandelt.
Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse als Basis
Von gleicher Bedeutung ist, ob es eine detaillierte Analyse
des Wettbewerbs gibt, die u. a. die Schnittmengen des ei-
genen Standortes mit jedem einzelnen Wettbewerber ver-
deutlicht. Bei den Schnittmengen geht es beispielsweise
um die Zielgruppen, das Angebot (Branchen- und Mieter-
mix) und Modernisierungsintervalle. Erst im Abgleich mit
dem Wettbewerb lässt sich ermitteln, ob ein Center ein
aus gearbeitetes Positionierungskonzept hat, also ob es
einen klaren Bedarf deckt und dabei ein starkes, trag-
fähiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Wettbe-
werb hat.
Dazu ist dann das Gesamtprodukt Fachmarktzentrum zu
untersuchen. Kriterien dafür sind z. B. Branchen- und Mieter-
mix, Modernität der Mieterkonzepte, technische Ausstat-
tung des Centers, Branding und Aufenthaltsqualität. Auf
Basis eines hoffentlich guten Produktes sollte eine ent-
sprechende Markenkommunikation geführt werden, die
Positionierung und Markenversprechen umsetzt und pe-
netriert. Auch zu prüfen ist in diesem Kontext, ob aus-
reichende Marketingbudgets vorhanden sind. Denn ohne
Kommunikation gibt es keine Markenbildung.
Pointiert formuliert: Ohne eine sorgfältige Marken-Due-
Diligence gerät die Kaufentscheidung für ein Fachmarkt-
zentrum oder ein Fachmarktorientiertes Shopping Center
zum Va banque spiel. Wer am Ende wirklich sicher sein
möchte, einen Rockstar und kein Roggenbrötchen in sein
Portfolio aufzunehmen, der darf diese entscheidende
Prüfung nicht außen vor lassen.
26 | Zukunftsorientierung
Marken-Due-Diligence
Kriterium Merkmale GewichtungErfüllung für starke
Marke
Erfüllung für
schwache MarkeKeine Marke
Zielgruppen-
definition
Zielgruppen sind klar und durch einen
Verfahrensmix definiert; ein regelmäßiger Abgleich
mit der Entwicklung im Einzugsgebiet ist erfolgt.
+++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Wettbewerbs-
analyse
Es gibt eine systematisierte, detaillierte und
fortgeschriebene Analyse des Wettbewerbs inkl.
relevanter Kennzahlen etc.
+++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Positionierung
Position des Centers im Wettbewerbsumfeld ist
in einem Konzept klar definiert und wurde
erkennbar umgesetzt; Abgrenzung vom
Wettbewerb ist definiert und wird überwacht;
USP definiert und vorhanden.
+++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Mieterstruktur,
Branchenmix/
Branchentiefe
Der Branchen- & Mietermix ist auf den Bedarf der
Zielgruppen und den Wettbewerb genau
abgestimmt; die Mieterkonzepte sind zeitgemäß;
der Mix ist ausgewogen und angepasst; das
Verhältnis groß-/kleinflächiger Mieter ist
ausgewogen.
++
≥ 90 % Mieterstruktur
entsprechen den
Marktforderungen
(Bedarf Verbraucher
und abgegrenzt zum
Wettbewerb)
≤ 50 % ≤ 30 %
Architektonische
Gestaltung
Branding (s. u.); bequemer Zugang zum Areal,
einfache Erschließung Gelände, Center etc.;
bequemes Einkaufen auch mit Kinderwagen,
Rollstuhl etc. möglich.
+ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Aufenthaltsqualität
& Service
Serviceangebote auf Zielgruppen zugeschnitten
und in der notwendigen Qualität vorhanden;
angemessene Ruhezonen, WCs etc. vorhanden
und einfach auffindbar; gut sichtbares, einfach
erkennbares Wegeleitsystem für die Kunden etc.
+ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Marken-
kommunikation
Logo (rechtliche Marke) vorhanden; Positionie-
rungskonzept wird kontinuierlich und inhaltlich
stringent mit allen Marketingmaßnahmen und
zielgruppengerecht umgesetzt; Werbekampagne
hat einheitliches CD, das eingehalten wird, USP
klar formuliert und kommuniziert.
++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Branding
Es gibt ein durchdekliniertes und umgesetztes
Brandingkonzept inkl. Storybook; Konzept passt
zu Produkt und Verbrauchernvorlieben; Center-
und Mietersignalisation in Art und Umfang gut
ins Branding integriert.
++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Marken-
performance
Regelmäßige Befragung von Kunden und
Nicht-Kunden zur Marke, Historie der
Markenbekanntheit vorhanden; systematischer
Vergleich zum Wettbewerb; Maßnahmen wurden
abgeleitet und umgesetzt.
++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Gebäude &
Gelände
Zustand und Funktion von Gebäude und anderen
Bauten (aus techn. DD) bewerten, Erschließung,
Parkplatzsituation, Systeme für Verkehrs-,
Wege-, Park- und Kundenleitung, Flächen- und
Mallstruktur im Gebäude.
++ ≥ 90 % ≤ 50 % ≤ 30 %
Produkt &
Centermarke
Gesamtprodukt ist stimmig und zukunftsfähig;
Standort ist als Marke etabliert, erkennbar im
Wettbewerb positioniert und mit einem klaren
Produktprofil differenziert; es wird aktives,
integriertes Centermarketing betrieben.
++
≥ 90 % des Produkts
entsprechen den
Kunden- & Markt-
anforderungen,
Centermarke
etabliert; Aktives,
umfassendes
Centermarketing
≤ 50 % des Produkts
entsprechen den
Kunden- & Markt-
anforderungen,
Centermarke nicht
gut gepflegt;
reduziertes/
punktuelles
Centermarketing
≥ 30 % des Produkts
entsprechen den
Kunden- & Markt-
anforderungen;
Centermarke ist nicht
vorhanden;
max. rudimentäres
Centermarketing
+ = niedrig
Faktor hat einen eher langfristigen bzw.
nachgeordneten Einfluss auf die Entwicklung
eines Centers
++ = mittel
Faktor hat einen mittelfristigen, spürbaren bzw.
unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung eines
Centers
+++ = hoch
Faktor hat einen kurz- bis mittelfristigen, deutlich
spürbaren bzw. unmittelbaren Einfluss auf die
Entwicklung eines Centers
Zukunftsorientierung | 27
Marktübersicht | 13
200
150
100
50
0
Mio. Euro
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
Brutto-Umsatz p. a.
%
Leerstandsquote
Quelle: GfK
Quelle: GfK
ø alle FMZFlensburg
AhrensfeldeDresden
ø alle FMZ
Flensburg
Ahrensfelde
Dresden
Standortpotenzial
Citti-Park, Flensburg KaufPark Eiche, Ahrensfelde KaufPark Dresden
Ma
kro
sta
nd
ort
Einwohner im Einzugsgebiet
Bevölkerungsentwicklung
Überalterungstendenzen
Beschäftigtenzentralität
Mik
rost
an
do
rt
Kaufkraft
Gebäudequalität
Lagequalität
Erreichbarkeit
Visibilität
Quelle: GfK
Der absolute jährliche Bruttoumsatz aller Fachmarktzentren
im Ranking liegt im Schnitt bei ca. 60 Mio. Euro, wobei sich
auch hier eine weite Spanne zwischen 12 und 300 Mio. Euro
bezogen auf alle Fachmarktzentren ergibt. Die TOP 3 errei-
chen einen überdurchschnittlichen Umsatz, liegen aber alle-
samt deutlich unter dem Maximalwert von p. a. 280 Mio. Euro.
So liegt der KaufPark Eiche im Gesamtranking auf Platz 4,
der KaufPark Dresden auf Platz 5 und der Citti-Park Flens-
burg erreicht Rang 11. Offenbar ist eine Mindestgröße Er folgs-
voraussetzung – mit darüber hinausgehender Ver kaufs fläche
nimmt die Bedeutung des Kriteriums Größe allerdings ab.
Wenngleich die Leerstandsquote im Segment der Fach-
marktzentren generell gering ist, überzeugen die TOP 3
durch eine quasi Vollvermietung. Neben dem Umstand, dass
Vollvermietung ein direkter Hinweis auf hohe Mieter- und
Kundenattraktivität und damit Begehrlichkeit ist, können
die TOP 3 somit das Mietertragspotenzial auf der zur Ver-
fügung stehenden Fläche voll ausschöpfen.
Makrostandort
Der Makrostandort und die damit einhergehenden Poten-
ziale gehören zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren. Die Aus-
prägung der Faktoren des Makrostandorts ist zu einem
großen Teil schon mit der Standortentscheidung festgelegt,
da sie sich über die lokalen und regionalen Gegebenheiten
definieren, also die jeweilige Gemeinde und ihre Lage im
Raum. Wichtige Erfolgsfaktoren für einen Makrostandort
sind die Zahl der Einwohner im Einzugsgebiet sowie der
Entwicklungstrend der Einwohnerzahl, die Altersstruktur,
der Ein- und Auspendler-Saldo der Standortgemeinde so-
wie die Kaufkraft der Haushalte im Einzugsgebiet.
Bei der Größe des erforderlichen Einzugsgebietes gilt,
dass mit zunehmender Verkaufsfläche eines Fachmarkt-
zentrums grundsätzlich auch die Zahl der erreichten Ein-
wohner steigen sollte, um Marktanteile langfristig halten
zu können. Die TOP 3 haben die Gemeinsamkeit, dass in
ihren Einzugsgebieten eine überdurchschnittlich hohe
Zahl an Einwohnern je Quadratmeter Verkaufsfläche an-
zutreffen ist. Alle drei Fachmarktzentren liegen über dem
Gesamtdurchschnitt von 7,6 m²/Einwohner.
Der Citti-Park in Flensburg hebt sich dabei nicht ganz so
stark vom Durchschnitt aller Fachmarktzentren ab, aller-
dings ist in Flensburg die Nähe zur dänischen Grenze zu
34 | Marktübersicht
ø alle FMZ Flensburg Ahrensfelde Dresden
Einwohner/m² Verkaufsfläche
7,6 7,9 11,6 11,3
Quelle: GfK
Bevölkerungsentwicklung 2009–2013
Quelle: GfK
ø alle FMZ Flensburg Ahrensfelde Dresden
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
in %
berücksichtigen, die zu besonders hohen Einkaufsbons je
Kunde führt und somit die Limitierung des Einzugsge-
bietes sogar überkompensiert.
Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung (Zu-/Abnahme
in den letzten fünf Jahren), der Altersstruktur sowie der
Pendlerbeziehungen schneiden wiederum Flensburg und
Dresden überdurchschnittlich positiv ab. Ahrensfelde kann
mit einer stagnierenden Bevölkerungsentwicklung dage-
gen weder vom demografischen Rückenwind noch von et-
waigen Berufseinpendlern profitieren. Offenbar kann Kauf-
Park Eiche dieses Manko durch hohe Kundenloyalität und
damit eine starke Marktanteilsposition in einem kaufkraft-
starken Einzugsgebiet im Norden Berlins ohne nennens-
werten Wettbewerb ausgleichen. Dies würde deutlich ma-
chen, dass mit der richtigen Angebotsstrategie und einem
vorausschauenden Management Kundenpotenziale auch
bei bestehenden Entwicklungshemmnissen erfolgreich an-
gesprochen und gewonnen werden können. Ein vorher
eher auf die Nahversorgung und ein discountorientiertes
Angebot ausgerichtetes Fachmarktzentrum hat sich hier
hin zu einer Hybriden Mall und einem Anziehungspunkt
im Speckgürtel Berlins entwickelt.
Marktübersicht | 35
Warum sind FMZ als
Assetklasse so interessant?
MARCUS MACK: Im Segment Fach-
marktzentren verbinden sich verschie-
dene attraktive Merkmale von Immobi-
lien in einem Konzept. Bonitätsstarke
Ankermieter mit lang laufenden Miet-
verträgen liefern stabile Cashflows
mit geringen Mietausfallwahrschein-
lichkeiten. Gegen zukünftige Konkur-
renz besteht außerdem eine gewisse
Absicherung durch relativ hohe Markt-
eintrittshürden aufgrund baurechtli-
cher Restriktionen. Wenn man dann
noch darauf achtet, an einem Makro-
standort mit zumindest ausgegliche-
nen oder nur schwach sinkenden
demografischen Daten zu investieren
und ein an diesem Standort dominan-
tes Objekt erwirbt, hat man mit ho-
her Wahrscheinlichkeit eine gute und
nachhaltige Investition getätigt. Weite-
re positive Attribute eines guten Fach-
marktzentrums sind ein ausgewogener
Mietermix, gute Erreichbarkeit, hohe
Um lagefähigkeit von Nebenkosten auf
die Mieter sowie relativ wenig komple-
xe und mit vertretbarem Aufwand zu
wartende bauliche Anlagen.
TH Real Estate
beziehungsweise Henderson
ist schon sehr früh in die
Assetklasse eingestiegen.
Wie kam es dazu?
THILO WAGNER: Nach der Finanz-
krise von 2008/2009 haben wir uns im
Team zusammengesetzt, unser dama-
liges Immobilienportfolio in Deutsch-
land auf Stärken und Schwächen
analysiert und gleichzeitig mit den uns
kommunizierten Anforderungen unse-
rer Anleger abgeglichen. Es zeigte sich,
dass das Segment der Fachmarktzen-
tren die Anforderungen unserer Kunden
am besten erfüllt und gleichzeitig eine
stabile, hohe und nachhaltige Aus-
schüttungsrendite verspricht.
Fachmarktzentren waren in Deutsch-
land lange eine wenig professionali-
sierte und in den Portfolios deutscher
Anleger unterrepräsentierte Asset-
klasse. Zu diesem Zeitpunkt waren in
Deutschland nur wenige Unterneh-
men in diesem Segment spezialisiert.
Jedoch haben wir, basierend auf
unseren langjährigen Erfahrungen in
diesem Segment in Großbritannien
und Kontinentaleuropa, das Wertstei-
gerungspotenzial deutscher Fach-
marktzentren frühzeitig erkannt.
Es gelang, ein interessantes Portfolio
an Assets von verschiedenen Be-
stands haltern und Entwicklern an
uns zu binden. Mit diesem Portfolio
stellten wir uns 2010 im Rahmen
einer Roadshow bei ca. 75 institutio-
nellen Adressen im deutschsprachi-
gen Raum vor und gewannen inner-
halb von knapp neun Monaten die
ersten sieben Anleger für unseren
ersten deutschen Fachmarktfonds,
den „Henderson German Retail In-
come Fund“. Der Erklärungsbedarf für
diese Assetklasse war zu dieser Zeit
noch vergleichsweise hoch. Das spie-
gelt sich auch in der relativ niedrigen
Erfolgsquote der Roadshow von ca.
10 % wider. Diese hat sich heute auf
ca. 25 % verbessert. Mittlerweile ist
unser Fachmarktportfolio auf ein Vo-
lumen von 700 Mio. Euro angewach-
sen, und wir haben bereits Kapital für
weitere Investments eingesammelt.
Wie entwickelt sich aus Ihrer
Sicht der Investmentmarkt in
Deutschland? Welche sind die
treibenden Themen?
MARCUS MACK: Aus unserer Sicht
wird es schwer werden, ein Trans-
aktions-Volumen-Rekordjahr wie 2015
in diesem Jahr zu wiederholen. Die
Märkte sind durch politische Ent-
scheidungen wie das Referendum in
Großbritannien sowie die bevorste-
hende amerikanische Präsidenten-
wahl leicht verunsichert. Dennoch
sehen wir weiterhin großes Interesse
an deutschen Einzelhandelsimmobi-
lien. Die Preise befinden sich weiter
unter Aufwärtsdruck.
Im Vergleich zu den extrem niedrigen
Bundesanleihen mit zuletzt sogar ne-
gativen Werten, sieht eine fünfprozenti-
ge Anfangsrendite für ein Fachmarkt-
zentrum dann gut aus. Letztlich ist die
hohe Liquidität im Markt, gepaart mit
einer geringen Produktverfügbarkeit,
der wesentliche Treiber. Hinzu kommt,
dass die Zahl der Genehmigungen für
den Neubau von Fachmarktzentren
rückläufig ist. Zum Schutz der Innen-
städte beschneiden die Behörden die
Sortimente an neuen Fachmarktstand-
56 | Marktteilnehmer
orten sehr stark, sodass, perspek-
tivisch betrachtet, revitalisierte Be-
standsobjekte mit weniger restriktivem
Bau recht einen großen Teil des An-
gebots ausmachen werden.
Welche Unterschiede zur Hoch-
preisphase vor zehn Jahren se-
hen Sie?
THILO WAGNER: Der Kontext ist im
Vergleich zu 2006 vollkommen an-
ders. Heute sind Fremdfinanzierungs-
niveaus erheblich niedriger und die
Zinsen sind auf einem Tiefstand. Im
Ver gleich zu anderen Assetklassen
sind Immobilien unverändert attraktive
Investments. Auch sind die Anleger
weiterhin eher risikoscheu, ganz im
Gegensatz zu den Exzessen vor der
Finanzkrise. Daher ist es wichtig,
Chancen und Risiken frühzeitig zu
erkennen und entsprechend einzu-
ordnen. Aus diesem Grund werden
Due-Diligence-Prozesse viel detaillier-
ter und Ankaufsprüfungen umfassen-
der sowie tiefgreifender durchgeführt.
MARCUS MACK: Während in der
letzten Hochpreisphase sehr viele Port-
foliotransaktionen durchgeführt und
Objekte oftmals nur im Rahmen einer
Drive-by-Besichtigung bewertet wur-
den, werden heute – zumindest durch
unser Haus – überwiegend Einzel-
trans aktionen getätigt.
Inzwischen werden bereits während
des Ankaufs prozesses detaillierte
Busi nesspläne über die gesamte Hal-
tedauer eines Objekts entwickelt.
Neben den Einschätzungen externer
Berater erhält der Investment Ma-
nager zudem detaillierte Einschätzun-
gen durch das interne Asset Manage-
ment und Research Team hinsichtlich
vorhandener Wertsteigerungspoten-
ziale, notwendiger Instandsetzungs-
und In stand haltungsmaßnahmen, zu
erwartender Eigentümerkosten sowie
Risikoeinschätzungen samt Alter nativ-
szena rien. Dadurch können möglichst
umfassende und zutreffende Annah-
men bei der Kaufpreisfindung berück-
sichtigt werden.
Wie agiert THRE in dem
aktuellen Marktumfeld?
Wie stellen Sie den Zugang zu
interessanten Anlageobjekten
sicher?
THILO WAGNER: Aufgrund unse-
res breiten und über die Jahre stetig
gewachsenen Netzwerkes haben wir
guten Zugang zu Off-Market-Trans-
aktionen, was insbesondere im aktu-
ellen Marktumfeld sehr wichtig ist. Der
Zugang zu attraktiven und bezahl-
baren Assets steht für uns im Fokus.
Überdies haben wir uns bei Verkäu-
fern und Transaktionsberatern über
Jahre hinweg als verlässlicher Käufer
präsentiert. Wir beobachten daher
immer wieder, dass wir bei struktu-
rierten Transaktionsprozessen zum
Zuge kommen, selbst wenn wir nicht
Höchstbietender für ein Objekt sind.
Dies liegt daran, dass wir dem Ver-
käufer stets eine schnelle Transakti-
onsabwicklung und -sicherheit bieten
können und mit lösungsorientierten
Schwabach
Marktteilnehmer | 57
Beratern zusammenarbeiten. Davon
konnten schon einige Verkäufer pro-
fitieren. Durch den guten Zugang zu
vielen Mietern im Fachmarktsegment
können wir Konfliktthemen oftmals
unkompliziert beilegen. Beispiele sind
die Gestaltung von Mieterdienstbar-
keiten oder anderen mietvertraglichen
Anpassungen. Basierend auf dem
erfolgreichen Abschluss einer ersten
Transaktion haben sich inzwischen
vielfach Folgegeschäfte mit den glei-
chen Marktteilnehmern ergeben.
Sie haben vor allem deutsche
Anleger. Was treibt diese Fonds-
anleger? Welche sind deren
Themen bzw. Erwartungen?
MARCUS MACK: Gerade institutio-
nelle Anleger wie Versicherungen, Ver-
sorgungswerke oder Pensionskassen
suchen langfristig abgesicherte, plan-
bare Ausschüttungsrenditen, die ide-
alerweise die eigenen Cashflow-Ziele
übertreffen und sich damit in einem
attraktiven Risiko-Rendite-Profil bewe-
gen. Diese Ziele werden offenkundig
gerade durch mit Lebensmittelvollsor-
timentern als Ankermietern konzipierte
Fachmarktzentren erfüllt, wobei mehr
als 80 % der Mieterträge von klas-
sischen Einzelhandelsnutzungen er-
wirtschaftet werden und die weiteren
Nutzungen wie Gastronomie, Fitness,
Entertainment oder Dienstleistungen
das Angebot abrunden und weitere
Aufenthaltsqualität erzeugen. Heutzu-
tage benötigen institutionelle Anleger
Ausschüttungen von mindestens 4 %,
mit Investitionen in Fachmarktzentren
können sie auch im heutigen Markt
bei Einsatz von Finanzierungsquoten
um die 50 % noch zwischen 5,5 %
und 6,5 % erwirtschaften.
Welche Folgen hat die
Renditekompression für Ihr
Geschäft?
MARCUS MACK: Seit 2011 gab es
eine Renditekompression in diesem
Segment von ca. 150 Basispunkten.
Während die Bruttoanfangsrenditen
für neuwertige Objekte mit langen
Laufzeiten je nach Standort damals
bei 7,0 % bis 7,5 % lagen, liegt man
jetzt bei 5,5 % bis 6,0 Prozent. Ten-
denz weiter fallend. Einziger Vorteil
heutzutage ist, dass die damaligen All-
in-Finanzierungsraten für zehn Jahre
Laufzeit von ca. 3,5 %, heute in einzel-
nen Fällen 1,5 % unterschreiten. Somit
konnte ein Teil des Renditeverlustes
durch das rekordverdächtige Finanzie-
rungsumfeld aufgefangen werden.
THILO WAGNER: Die Renditekom-
pression bedeutet aber auch, in Pla-
nungen vorsichtig mit den Exit-Annah-
men umzugehen. Es ist unrealistisch
zu unterstellen, dass in fünf, sieben
oder gar zehn Jahren ein ebenso
vorteilhaftes Umfeld für Investitionen
in Fachmarktzentren besteht, wie es
heute der Fall ist. Daher liegen die In-
ternal Return Rates (IRR) in unseren
Performance-Rechnungen in der Re-
gel 50 bis 75 Basispunkte hinter den
Ausschüttungsrenditen zurück.
Welchen Einfluss hat die
zunehmende Digitalisierung aus
Ihrer Sicht auf die Assetklasse
Fachmarktzentrum?
KATHRIN ANDRES: Die Auswirkun-
gen der Digitalisierung und des zu-
nehmenden Onlinehandels auf den
Einzelhandel sind komplex und rei-
chen von sich daraus ergebenden
Synergien bis hin zu Konkurrenz.
Die Rolle des stationären Einzel-
handels im Internet-Zeitalter ist be-
einflusst durch „Experience“ auf der
einen und „Convenience“ auf der
an deren Seite. Handelsformate und
Center, die keines der beiden Be-
dürfnisse befriedigen können, werden
es zunehmend schwer haben. Die
Stärke des Fachmarktsegments liegt
hier klar im Bereich „Convenience“,
denn es bietet dem Kunden prakti-
sche und leicht zugängliche Einkaufs-
möglichkeiten. Zudem zeigen sich
Norderstedt
und der KaufPark Dresden – haben sich hin zu einer Hybriden
Mall entwickelt und somit einige Merkmale von Shopping
Centern ange nommen. Dennoch ist die Preisorientierung ge-
blieben und bildet weiterhin einen klaren Unterscheidungs-
faktor zum Shopping Center, aber das Angebot wurde er-
weitert, sowohl bezüglich der ansässigen Einzelhändler als
auch weiterer Dienstleistungen. Angebote im Bereich Dienst-
leistung sind beispielsweise Post, Paketabholung, Bank,
Schuhreparatur o. Ä., wodurch der Kunde zusätzliche Wege
spart und gleichzeitig seine Aufenthaltsdauer verlängert.
Eine längere durchschnittliche Aufenthaltsdauer des
Kunden erhöht wieder die Anforderungen an die Auf-
enthaltsqualität. Um den Wohlfühlfaktor noch weiter zu
steigern, bietet die Spitzengruppe der Fachmarktzentren
Annehmlichkeiten wie beispielsweise Sitzmöglichkeiten
und Loungebereiche, die man in diesem Handelsseg-
ment nicht zwingend erwartet. Der KaufPark Eiche be-
findet sich zurzeit in einer Umbauphase unter anderem
mit dem Ziel, eine attraktivere Atmosphäre zu gestalten.
Zudem gehen die TOP 3 mit Einrichtungen auf besondere
Quelle: MEC
76 | Marktteilnehmer
Quelle: GfK
Positionierung von Fachmarktzentren
Preis niedrig
Preis hoch
Inspiration
Personalisierung
Identifizierung
Erreichbarkeit
Funktionalität
Fachmarktzentren
Lebensmitteldiscount
Bio, Regional, Ethical
Curated Shopping
Textildiscount
Luxury
Kommunikation, ExperienceRoutine, Distribution
Stuck in the middle
Erfolgsfakto
r
Konnektivitä
t
Erfolgsfakto
r
Mark
tdominanz
Bedürfnisse spezieller Kundengruppen ein. So gibt es in
allen drei Zentren beispielsweise Wickelmöglichkeiten in
den Sanitäranlagen und Spielmöglichkeiten für Kinder, im
Citti-Park Flensburg wird das Angebot sogar mit einer
Kinderbetreuung abgerundet. Hinzu kommt auch ein hoher
Stellenwert, der dem Kundendialog beigemessen wird, um
schneller auf Kundenwünsche reagieren zu können und
damit letztendlich die Kundenbindung zu erhöhen. So war-
ten die TOP 3 bereits mit einem Servicecounter, der bei
der Orientierung hilft, sowie einem Fundbüro auf.
Zur Verstärkung der Kundenbindung setzen zudem im-
mer mehr Fachmarktzentren – wie auch die TOP 3 – auf
ein Gutschein- und/oder Bonuspunktesystem, die jeweils
bei allen ansässigen Anbietern eingelöst werden können.
Hinzu kommen besondere Aktionen wie verkaufsoffene
Sonntage, Aktionsflächen mit Events, die einen gewissen
Erlebnischarakter bieten.
Die Entwicklung der Fachmarktzentren
Den Rahmen der Entwicklung der Fachmarktzentren bil-
den die Trends im Einzelhandel, sowohl auf Kunden- als
auch auf Anbieterseite. Hier ist es Aufgabe des Manage-
ments, zu reagieren und entsprechende Maßnahmen zu
treffen. So hat auf Kundenseite der Wunsch nach einer
angenehmen Einkaufserfahrung in den letzten Jahren zu-
genommen. Für rund 60 % der Käufer ist nach Marken-
analysen der GFK die Erfahrung ein ausschlaggebender
Grund für den Kauf. Dabei ist jeder zweite Konsument
auch dazu bereit, einen höheren Preis zu bezahlen oder
einen größeren Aufwand zu betreiben, wenn er dadurch
einen höheren Erfahrungswert hat. Hier kommen auch
die neuen Medien ins Spiel: Auf Seiten wie beispielsweise
Bewertungsportalen berichten Kunden von ihren Er fah-
rungen mit einem Produkt, einer Dienstleistung oder einem
Geschäft. Untersuchungen haben ergeben, dass sich über
70 % der Kunden in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen
lassen, nachdem sie eine Bewertung gelesen haben. Somit
wird deutlich, dass die Erfahrung eines einzelnen Kunden
Einfluss auf weit mehr (potenzielle) Kunden hat. Die stän-
dige Verfügbarkeit des Internets wirkt sich unterschiedlich
stark auf die einzelnen Segmente aus. Einige Fachmarkt-
zentren wie auch der Citti-Park Flensburg haben hier bereits
mit einem freien WLAN, abschließbaren Lade stationen für
Smartphones und Tablet-PCs reagiert.
Obwohl immer mehr Kunden bereit sind, für ein Erlebnis
mehr zu bezahlen, ist auf der anderen Seite auch eine
Marktteilnehmer | 77
Quelle: GfK
Kaufhaus
Fachgeschäft
Bio-Supermarkt
FOC
Lebensmitteldiscounter
Retail Center
Fachmarktzentrum
Fachmarkt
SB-Warenhaus
Supermarkt
Label Store
Concept Store
preisorientiert
hochpreisig
Einordnung verschiedener Einzelhandelskonzepte
Hybride Mall
Textildiscounter
Shopping Center
Ro
uti
ne
ein
ka
uf
Erl
eb
nis
ein
ka
uf
wachsende Mobilität für einen preiswerten Einkauf sicht-
bar. Eine große Kundenanzahl wird weiterhin preiswert
einkaufen (müssen). Hier befindet sich folglich auch die
typische Marktposition für ein Fachmarktzentrum. Zudem
spiegelt sich die Preisorientierung in den im Vergleich
zu den innerstädtischen Frequenzlagen niedrigen Mieten
wider. Einzelhandelsfilialisten siedeln sich verstärkt zu-
sätzlich in Fachmarktzentren an, weil sie einen breiteren
Kundenstamm erreichen. Im Zuge dieser Entwicklung ist
in den letzten Jahren eine Differenzierung und Ergänzung
des Branchen- und Angebotsmixes erfolgt. Auch dies-
bezüglich zeigt sich eine Entwicklung in den Fachmarkt-
zentren. Die reine großflächige Discountorientierung wird
ergänzt durch weitere Anbieter, die teilweise kleinflächiger
und/oder schon eine Tendenz ins mittlere Preisniveau ha-
ben. Somit wird der angesprochene Kundenstamm suk-
zessive erweitert. Ein Vorzug des Fachmarktzentrums ist
hierbei die Flexibilität bei den Flächengrößen. So kann auf
die unterschiedliche Entwicklung der Flächenansprüche
der Anbieter aus den verschiedenen Segmenten reagiert
werden. Drogerien und Baumärkte tendierten in der Ver-
gangenheit zum Flächenwachstum, während SB-Waren-
häuser und Elektronikmärkte ihre Flächen tendenziell
verkleinert haben; das ist ein weiter anhaltender Trend,
wie z. B. die Entwicklung der Flächengrößen etwa von
Real und Media Markt/Saturn zeigen. Die Anzahl statio-
närer Händler von Gebrauchsgütern wie u. a. Elektronik-,
Computergeschäfte oder Baumärkte ist weiter rückläufig,
was auch eine Folge des wachsenden Internethandels ist.
Im Bereich Lebensmittel ist eine Entwicklung in diesem
Umfang allerdings (noch) nicht erkennbar, was sich posi-
tiv auf die Marktposition des Fachmarktzentrums auswirkt.
Zudem kommt die hohe Verkehrsorientierung als weite-
rer Pluspunkt zum Tragen. In einigen Zentren wurden die
meist kostenlosen Parkplätze schon um Aufladestationen
für die Elektromobilität ergänzt.
Positionierung von Fachmarktzentren
Auf einer Vierfelder-Matrix kann die Notwendigkeit zur Po-
sitionierung von Handelsformaten besonders anschaulich
dargestellt werden. Im Koordinatensystem aus Preisorien-
tierung auf der Y-Achse und der Einkaufsmotivation (Rou-
tineeinkauf oder Erlebniseinkauf) auf der X-Achse befindet
sich im zentralen Knotenpunkt die problematische Mitte,
also jene Marktposition, die kein besonderes Profil auf-
weist und schon seit Jahren Marktanteile abgibt. Tatsäch-
lich hat der Handel nur die Möglichkeit, sich in Richtung
Routineeinkauf oder Erlebniseinkauf von der beliebigen
78 | Marktteilnehmer
Architektur & Bau
Das Bau- und Planungsrecht ist ein Dauerthema, leider vor allem, weil es immer restriktiver ausgelegt
wird. Die Rolle von Gutachtern für die (Weiter-)Entwicklung von Handelsimmobilien nimmt an
Bedeutung zu. Daher ist es für die Branche wichtig, die wegweisenden Anforderungen an Gutachten
zu kennen, die die Rechtsprechung vor Kurzem aufgestellt hat.
Inzwischen erkennen zunehmend mehr Investoren, dass auch Fachmarktzentren ein ansprechendes
und angemessenes Branding benötigen, um ihren Markencharakter auszubauen. Wie das im Zuge
einer Customer Journey umgesetzt werden kann, findet sich im zweiten Teil dieses Kapitels.
Planungsrecht, Architektur und Bau
Neue Impulse durch OVG-Urteil
aus Dezember 2015
Im Zusammenhang mit der Neuansiedlung oder Erwei-
terung von Fachmarktzentren sind im Rahmen der Bau-
leitplanverfahren oder der Beurteilung von Projekten
im unbeplanten Innenbereich regelmäßig sogenannte
Verträglichkeitsgutachten erforderlich. Diese Gutachten
dienen der Politik und den Genehmigungsbehörden als
Abwägungsgrundlage für ihre Entscheidungen.
In den letzten Jahren sind bei der Bewertung derartiger
Vorhaben vor allem zwei grundsätzliche Tendenzen zu
beobachten:
> Der juristische Widerstand der etablierten Eigentümer
von Fachmarktzentren und großflächigen einzelnen Stand-
orten gegen neue Projekte oder Erweiterungen nimmt
deutlich zu. Daneben sind es insbesondere die Nach-
barkommunen, die frühzeitig intervenieren und später im
Rahmen von Normenkontrollklagen versuchen, auf miss-
liebige Entwicklungen Einfluss zu nehmen.
> Die Arbeit der Gutachter wird immer stärker juristisch
überformt. Neben den klassischen Prüfschemata und den
unterschiedlichen Anforderungen durch die Bundesländer
(wie regelmäßig in „Fachmarktzentren in Deutschland“
thematisiert) besteht ein maßgeblicher Einfluss durch
Gerichtsentscheidungen und Urteile.
Mit anderen Worten:
Insbesondere die Urteile der höheren Gerichts-
instanzen haben einen maßgeblichen Einfluss auf
die zwingend notwendigen Inhalte und letztlich
auf die Rechtssicherheit von Verträglichkeits-
gutachten. Daher ist es sowohl für die Gutachter-
branche als auch für die Projektentwickler selbst
notwendig, wichtige Gerichtsurteile zu kennen
und für ihre Arbeit zu berücksichtigen.
Ein solch weitreichendes Urteil mit wichtigen Folgewirkun-
gen für die Beurteilung von Einzelhandelsvorhaben und zu
neuen Standards für Verträglichkeitsgutachten ist im De-
zember 2015 durch das Oberverwaltungsgericht Münster
ergangen.
Gegenstand des Verfahrens war die Umstrukturierung
und Erweiterung des innerstädtischen Einkaufszentrums
huma-Einkaufspark in Sankt Augustin. Im Rahmen einer
Normenkontrollklage hatten die Nachbarstädte Siegburg
und Troisdorf gegen das Refurbishment geklagt. Im
Er gebnis hat das Oberverwaltungsgericht Münster die
Normenkontrollanträge der Städte Siegburg und Troisdorf
abgelehnt und die Revision ausgeschlossen.
Nachfolgend soll im Einzelnen darauf eingegangen werden,
welche Implikationen das OVG-Urteil für die Gutachterpra-
xis hat und worauf die Auftraggeber von Verträglichkeits-
gutachten im Rahmen von Gutachten-Vergabeprozessen
und der eigenen Würdigung dieser Abwägungsunterlagen
besonders achten sollten. Denn letztlich entscheidet die
Rechtssicherheit von Verträglichkeitsgutachten maßgeb-
lich über den Erfolg im Verfahren.
ERHÖHTE ANFORDERUNGEN FÜR DIE RECHTSSICHERE BEURTEILUNG VON
EINZELHANDELSVORHABEN UND ERWEITERUNGEN
Neue Standards für Verträglichkeitsgutachten
Architektur & Bau | 89