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1 Wenn Luther heute reden könnte ... Seite 4 Die Entdeckung des Reformators Martin Luther Seite 8 Allein - und doch nicht allein! Seite 10 die Absicht der Reformation Seite 24 Der größte Reformator Seite 44

Inhalt - Reform Adventisten...Als Übersetzer des Neuen Testaments in nur 11 Wochen und anschließend des Alten Testaments ging Luther in ... Luther hatte ein Herz für Kinder und

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Wenn Luther heute reden könnte ...Seite 4

Die Entdeckung des Reformators Martin LutherSeite 8

Allein -und doch nicht allein!Seite 10

die Absicht der Reformation Seite 24

Der größte Reformator Seite 44

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Inhalt:

Wenn Luther heute reden könnte

Seite 4

Die Entdeckung des ReformatorsMartin Luther

Seite 8

Allein - und doch nicht alleinSeite 10

Martin Luther - Kurzbiografie – ein Leben für das Wort Gottes

Seite 16

Nicht nur Luthers Idee oder Da kamen auch schon andere drauf

Seite 18

Warum wurde der Mönch Bonaventura kein Reformator?

Seite 20

Die Absicht der Reformationoder die Chance der Kirche, Gottes Willen zu erkennen

Seite 24

Luther, der Ablass und die 95 Thesen.

Seite 28

Die fünf Solas der Reformation- ihre Anwendung heute

Seite 32

Die großen Kirchen heute- Zeit für eine Reformation?

Seite 36

Was feiern wir da eigentlich?Seite 41

Der größte Reformer: Jesus Christus

Seite 44

Checkliste für persönliche Reformation

Seite 48

LutherquizSeite 49

GutscheinangeboteSeite 51

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Alle Welt scheint zu feiern. Nur was eigentlich?

Dieser Frage wollen wir gemeinsam auf den Grund gehen. Verschiedene Autoren befassten sich mit dem Reformations-thema. Mit „Wenn Luther heute reden könnte“ übergeben wir dem Reforma-tor die Ouvertüre zum Themenreigen, der sich der theologischen Entdeckung Luthers ebenso widmet wie dem Wirken Gottes während der Reformation. Sie werden eingeladen, die Parallelen und Unterschiede zwischen dem Mönch Martin Luther und dem Mönch Bonaven-tura zu ergründen, um der Lebens- und Glaubenswelt des Mittelalters nach-zuspüren. „Was führte überhaupt zur Reformation?“ und „Was genau umfasst dieses Ereignis?“ sind Fragen, die in mehreren Beiträgen erörtert werden.

Doch wir leben heute und uns interes-siert, wie sich die Reformation vor 500 Jahren heute auswirkt. Wie steht es gegenwärtig um die katholische und evangelische Kirche?

„Geluthert“ wird überall, heißt es und manchem ist dieser Hype um den Refor-mator schon zu viel. Zweifelsohne hat der kleine Mann aus dem Mansfel-der Land eine Menge geleistet. Doch Luther war ein Werkzeug in der Hand Gottes. Deshalb vervollständigt der Blick auf Jesus Christus das Verstehen der Reformationsereignisse und damit des Wirkens Gottes vom Beginn der Welt bis heute und sogar darüber hinaus.

Als Fazit aller Beiträge steht der Ruf, selbst eine persönliche Erneuerung, also Reformation, zu erleben. Eine kleine Checkliste hilft dabei.

Wer alles aufmerksam gelesen hat, wird sich über das Quiz am Ende des Heftes freuen und sein Wissen prüfen wollen. Auf jeden Einsender der Antworten wartet eine kleine Überraschung!

Wir wünschen Ihnen Gottes Segen!

Ines Müllerund das Medienteam des Edelstein Verlages

VorwortLiebe Leserin und lieber Leser,

500 Jahre Reformation! Die reich mit Veranstaltungen gespickte Lutherde-kade steuerte auf diesen Höhepunkt zu. Sachsen-Anhalt sticht in der Bekannt-heit der Bundesländer nicht sonderlich heraus. Jetzt aber punktet dieses Land als „Ursprungsland der Reformation“. Mit viel Liebe zum Detail sanierte Luthergedenkstätten, allen voran in Wittenberg und Eisleben, erwarten 2017 den Besucheransturm aus aller Welt. Allein in die Wittenberger Schlosskirche mit ihrer berühmten Thesentür flossen ca. 8 Millionen Euro.1 Viele Orte graben ihre Reformationsverbundenheit aus. 36 deutsche Städte tragen den Titel „Reformationsstadt Europas“, 75 sind es insgesamt in Europa.2 Ohne Zweifel: Deutschland, insbesondere Mittel-deutschland, blickt stolz auf Luther und die Reformation. Der ehemalige Augusti-nermönch ist ein Verkaufsschlager. Über 500 000 verkaufte Playmobil-Luther-figuren belegen die Freude am Reformationsjubiläum.3

1 Vgl. http://www.blsa.sachsen-anhalt.de/ueber-uns/ referenzobjekte/komplettsanierung-schlosskirche-luther stadt-wittenberg/2 Vgl. http://reformation-cities.org3 Vgl. http://www.ndr.de/info/sendungen/auf_ein_wort/ Martin-Luther-Eine-Figur-geht-ihren-Weg,luther380.html

Impressum: 170220

Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung, Deutsche Union e.V.Redaktion und Versand: Edelstein Verlag: Schulstraße 30; D-06618 Naumburg; Tel.: (+49) 0 34 45 / 79 29 22; Fax.: (+49) 0 34 45 / 79 29 23; eMail: [email protected] Nr. 8/2017Layout: Arthur Becker; Fotos: Fotograf und/oder Quelle an den jeweiligen Bildern angegebenRedaktion: Medienteam der Deutschen UnionTitelfoto: Foto: 360b - shutterstock.com; Rückseite: mythja - shutterstock.deBibelstellen, wenn nicht anders angegeben: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft StuttgartDiese Zeitschrift kann auch online bezogen werden: www.reform-adventisten.net.Das Heft wird durch Spenden finanziertSpendenkonto:Volksbank Bramgau-Wittlage eG; Konto: 822 839 601; BLZ: 265 639 60; IBAN : DE30265639600822839601; BIC : GENODEF1WHO

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Foto: Müller

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REFORMATION

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1. Du bist mir wichtig!

Luther liebte die Menschen, vor allem die einfachen Leute von der Straße, Benachteiligte, Unwissende und Fehl-informierte. Er selbst hatte erfahren dürfen, was Bildung bewirkt. Ohne lesen zu können und schließlich selbst die Bibel zu lesen, wäre aus ihm kein Refor-mator geworden.

Als Übersetzer des Neuen Testaments in nur 11 Wochen und anschließend des Alten Testaments ging Luther in die Geschichte ein. Das Besondere an seiner Übersetzung: „Er schaute dem Volk aufs Maul.“ 1

Das sagt sehr viel über diesen Mann aus. Als Professor der Theologie hätte er sicher eine Bibelsprache finden können, die ihn in Theologenkreisen höchste Würdigung beschert hätte. Diese Art Anerkennung schwebte Luther nicht vor. Sein Herzensanliegen lautete: Jeder soll Gottes Wort, die Bibel, verste-hen können. Gott ist nicht ein Gott der hohen Geistlichkeit, des Klerus. Gott ist ein Gott für alle Menschen. So wie er der Schöpfer aller ist, möchte er auch allen Menschen das ewige Leben anbieten. „In der Bibel redet Gott selbst mit uns wie ein Mensch mit seinem Freunde.“ Martin Luther2 1 vgl. http://www.planet-wissen.de/kultur/religion/martin_ luther/pwiedielutherbibel100.html2 http://www.jesus.ch/information/gebet/103905-zitate_ zum_thema_bibel.html

„Denn also hat gott Die welt geliebt, Dass er seinen eingeborenen sohn gab, Damit alle, Die an ihn glauben, nicht verloren werDen, sonDern Das ewige leben haben …“ Johannes 3,16

2. ich möchte meinen schatz mit Dir teilen!

Luther erkannte den Schatz der Bibel. „Die Bibel ist gegenüber anderen Büchern wie die Sonne im Vergleich mit jedem anderen Licht.“ Martin Luther3

Möglichst viele Menschen wollte er an seinem Schatz teilhaben lassen. Luther begnügte sich nicht mit einem Wunsch, der zur damaligen Zeit eher ein Wunschtraum war, sondern sorgte auch für die Realisierung. Drei Hinder-nisse galt es zu überwinden: Als Erstes musste die Bibel in die Sprache des Volkes übersetzt werden. Dafür nutzte Luther seinen unfreiwilligen Aufent-halt auf der Wartburg. Dann war dafür Sorge zu tragen, dass die Bibel finanzi-ell erschwinglich wird. Drittens mussten Kinder und sicher auch Erwachsene lesen lernen.

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern 1450 durch Johan-nes Gutenberg war ein Geschenk des 3 http://www.evangeliums.net/zitate/martin_luther_ seite_6.html

2017. Ganz Deutschland im Lutherfieber. Jede Zeitung, die etwas auf sich hält, bringt Reportagen und Por-träts über den 1483 geborenen Reformator. 500 Jahre Reformation geben Anlass, allerorts zu feiern. Die Liste der Veranstaltungen im Lutherjahr ist endlos.Auf Autobahnplakaten blickt Martin Luther den Vorbei-sausenden ins Gesicht. Könnte der Reformator sein Straßenschild verlassen, was würde dieser Kirchen-mann den heutigen Reisenden wohl zurufen?

wenn luther heute reDen könnte …

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Wenn Luther heute reden könnte...

Himmels. Dadurch konnte Luthers Bibelübersetzung in hoher Auflage zum kleinen Preis verbreitet werden. 1533 besaß jeder zehnte deutsche Haushalt ein lutherisches Neues Testament.

Luther hatte ein Herz für Kinder und ihre Bildung war ihm wichtig. Wer lesen kann, kann die Bibel lesen. „Lasset uns die Bibel nur nicht verlieren, sondern sie lesen und predigen.“ Martin Luther4

Wer liest, kann die Richtigkeit eines Sach-verhalts und einer Lehre selbst nachprüfen. Er ist nicht darauf angewiesen, sein Glaubensleben auf den Fakten aus zweiter und dritter Hand zu gründen. Unwissenheit öffnet dem Irrtum Tor und Tür, aber auch der bewussten Verführung bis hin zum Betrug. Martin Luther rief 1524 die Obrigkeit auf, öffent-liche Volksschulen einzurichten. Obwohl es noch einige Jahrhunderte dauerte, lag doch zu Luthers Zeiten der Beginn der allgemeinen Schulbildung für alle Kinder. „Luther und Melanchthon wussten, dass ein mündiger Christ immer auch ein gebildeter Christ sein muss. Wer im Glauben wachsen will, muss selbst die Bibel lesen können.“5

3. lass uns gemeinsam Die wahrheit finDen!

Luther wurde im christlichen Glauben erzogen. Seine Beziehung zu Gott war ihm wo wichtig, dass er seinem Schöp-fer den ersten Platz in seinem Leben einräumte. In keiner Lebensphase war es Luther einerlei, was Gott von ihm hielt. „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ war die Kardinalfrage des jungen Mannes. Zu dieser Zeit galt er nach außen hin als frommer Mönch, der allein schon aus dieser Position heraus bei Gott im besten Licht stand - oder etwa nicht? Luther zweifelte so sehr, dass er in ständiger Angst lebte und alle Kloster-pflichten übererfüllte. „Ich hätte mich, wenn die Zeit länger gedauert hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit. … Da war ich der elendste Mensch auf Erden, Tag und Nacht war da eitel Heulen und Verzwei-feln.“ 6

„Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein.“ 7 4 http://www.grin.com/de/e-book/22362/politisches-den ken-und-handeln-im-protestantismus-am-beipiel-von-luther5 http://www.luther2017.de/fileadmin/luther2017/material/ reformation_und_bildungflyer_zum_themenjahr_2010_0.pdf6 http://www.ekd.de/medientipps/lutherzitate.html7 http://www.christliche-autoren.de/luther.html

Die reformatorische Sensation war das Verständnis des Bibelverses aus

röMer 1,17: „Der gerechte wirD aus glauben leben.“ Keine Werke, keine menschliche Stel-

lung oder Leistung stimmen Gott gnädig. Bei Gott angenommen zu sein, ist ein Geschenk aus Gottes Gnaden! Die Befrei-ung eines zitternden Mönches hin zum

frohen Gotteskind war Luthers persönliches Wunder, sein Erlebnis und seine Erfahrung, die er mit allen Menschen teilen wollte.

Luther war ein Suchender, ein Wahr-heitssucher. Er war dem wahren Glauben auf der

Spur und zu dieser Schatzsuche lädt er auch Dich ein: „So saget man: Fürs-tenbriefe soll man zwei- oder dreimal lesen, denn sie sind bedächtig und weis-lich geschrieben. Viel mehr soll man die Bibel oft lesen, denn darin hat Gott seine Weisheit schreiben lassen!“8

„frieDe, wenn möglich, aber Die wahrheit um jeDen Preis!“

Vor 500 Jahren rief der Theologiepro-fessor und Prediger Martin Luther zur Auseinandersetzung mit den Lehren und Praktiken der katholischen Kirche auf. „Die Liebe zur Wahrheit und der Wunsch, sie zu erhellen“ ließ ihn 95 Thesen verfassen.9 95 Behauptungen, die geprüft, befürwortet oder widerlegt werden sollten.

Martin Luther erkannte Fehldeu-tungen und Missverständnisse in der kirchlichen Lehr- und Lebenspraxis. Sein Ziel war eine Korrektur innerhalb der bestehenden Kirche, eine Reforma-tion innerhalb des Katholizismus. Seine persönliche Befreiung vom Bild eines tyrannischen Gottes hin zur Annahme von Gottes liebevoller Gnade drängte nach Mitteilung an seine Mitchristen.

Die Reformation hätte ein Segen innerhalb der katholischen Kirche sein können. Stattdessen stellte sich das Papsttum gegen Luther, verurteilte ihn als Ketzer und verwarf seine biblisch fundierten Erkenntnisse. Aus einer gegen die katholische Kirche protestie-renden Bewegung entwickelte sich die evangelische Kirche.

Besondere Würdigung erfährt gegen-wärtig Luthers Mitstreiter Philipp Melanchthon. Aus seiner Feder stammt 8 http://www.evangeliums.net/zitate/martin_luther_ seite_22.html 9 http://www.luther.de/leben/anschlag/95thesen.html

die wichtigste evangelische Bekenntnis-schrift, die „Confessio Augustana“, „Das Augsburger Bekenntnis.“ Beschrieben werden zwei Problemfelder des Papst-tums: das Abweichen von der Bibel bis hin zur bewussten Änderung der bibli-schen Aussagen und das Versinken in einen unchristlichen Lebensstil der Geistlichkeit mit Gier, Machtstreben, Besitzanhäufung und Heuchelei.

Ganz besonders wandte sich Luther gegen den Ablasshandel. Niemand könne sich mit Geld von seinen Sünden freikaufen. Aber auch weitere Lehren und Praktiken der katholischen Kirche fänden keine Grundlage in der Bibel: z. B. die Unfehlbarkeit des Papstes, die Marien- und Heiligenverehrung, die Lehre vom Fegefeuer, das Zölibat und Mönchstum sowie die Änderung der Zehn Gebote. „Eine Lüge ist wie ein Schneeball: je länger man ihn wälzt, desto größer wird er.“ Martin Luther10

Reformation ist ein fortlaufender Prozess. Luther erkannte vieles, aber nicht alles. Manches blieb für Suchende nach ihm übrig und das Bibelstudium eröffnete weiteres Licht der Erkenntnis. An dieser Stelle darf die Änderung des Sabbatgebotes nicht unerwähnt bleiben. „Der Sonntag ist eine katholische Einrichtung und dessen Heilighaltung kann aufgrund katholischer Grundsätze gerechtfertigt werden. ... Von Anfang bis Ende der heiligen Schrift gibt es nicht einen einzigen Abschnitt, der die Verle-gung des wöchentlichen Ruhetages von dem letzten Tag der Woche auf den ersten rechtfertigt.“11

Martin Luther erkannte:„Die Christenheit hat kein Haupt,

kann auch keines mehr haben als den einzigen Sohn Gottes, Jesus Chris-tus. Der hat Siegel und Brief, dass er nicht irren kann, und ist weder an Rom, noch an irgendeinen Ort gebun-den.“12

Das Ringen um ein sicheres Bibelfunda-ment war der Dienst der Reformatoren. „Allein durch den Glauben“ – „Allein durch die Gnade“ – „Allein Christus“ – „Allein durch die Schrift“ sind die Schlüsselworte der Reformation und Wegweisung bis heute.

Das Jubiläum zum 500. Jahrestag der Reformation wäre eine Gelegenheit, dass die Katholiken ebenso wie die evangelischen Christen sich neu an der 10 http://www.zitate-online.de/literaturzitate/allge mein/19892/11 The Catholic Press, Sydney, Australien, August 190012 http://www.theologische-links.de/downloads/oeku mene/leiner_oekumene.html

Die Reformation hätte ein Segen

innerhalb der katholischen

Kirche sein können

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Wenn Luther heute reden könnte...

Bibel ausrichten. Stattdessen sagte der katholische Theologieprofessor Johan-nes Brosseder auf dem Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln:

„Ich denke, hier in Deutschland, dem Ursprungsland der Reformation, sollte man wesentlich mehr tun, um den Bruch der Kirchen zu heilen, … Das ist möglich, wenn jeder einzelne von uns im Kopf und im Herzen die Kirchenspal-tung nicht weiter zu verlängern bereit ist und sie für beendet erklärt.“13

Bundestagspräsident Norbert Lammert, Mitunterzeichner der Reso-lution „Ökumene jetzt“ von 2012, behauptete auf dem Katholikentag 2016 in Leipzig: „Das, was die Überwin-dung der Spaltung verhindert, sind nicht Glaubensunterschiede, sondern das Selbstbeharrungsbedürfnis der Institu-tionen. Das, was die Kirchenspaltung damals verursacht hat, ist im Laufe der Zeit schlicht erledigt und wir halten sie aufrecht.“14

Sind die Grundsätze der Reformation heute nicht mehr aktuell? Hat die Chris-tenheit einen Zustand erreicht, in dem sie keinerlei Korrektur, Erneuerung und Rückbesinnung auf biblische Grundla-gen bedarf?

mach es wie luther – Prüfe selbst!

Die Reformation in der Christenheit ist heute ein Angebot, sich zu prüfen und wenn nötig, zur Korrektur bereit zu sein – ob als einzelner Christ oder als Gemeinde. Fehler, Missstände und Irrtum zu erkennen, ist immer nur der Anfang, der einen noch zu gehenden Weg kennzeichnet.

Luther sagte: „Gott hat uns keine andere Treppe gegeben noch einen anderen Weg gewiesen, darauf wir in den Himmel gehen können, denn sein liebes Wort.“15

„Darum sagen und schließen wir nach der Heiligen Schrift, dass die rechte christliche Kirche sei der Haufe hin und wieder in der Welt derjenigen, die da wahrlich glauben dem Evangelio Christi und den Heiligen Geist haben.“16

Der Glaube an das Evangelium ist die biblische Lehre, die nichts dazu tut und nichts weg tut.17 Der Heilige Geist 13 www.we-are-church.org/.../482_Köln%202007%20 Marktplatz%20Bross...14 http://www.mdr.de/mediathek/themen/katholikentag-leip zig-mediathek-100.html, „Luther wiederentdeckt: Wie halten es die Katholiken mit der Reformation?“ 15 http://www.luther2017.de/fileadmin/luther2017/ material/reformation_und_bildungflyer_zum_themen jahr_2010_0.pdf 16 Moritz Facius, Geschichte des Reichstages zu Augsburg, S. 38317 vgl. Offenbarung 22,18.19.

zeigt sich in einem Glaubensleben in der Nachfolge Jesu, gemäß

Matthäus 7,20: „Darum: an ihren früchten sollt ihr sie erkennen.“

Diese einfach klingenden Kriterien dürfen auch heute Richtschnur für christliche Gemeinden und das persön-liche Glaubensleben sein. „Es ist nichts Helleres denn die Sonne, das ist die Schrift. Ist aber eine Wolke davorgetre-ten, so ist doch nichts anderes dahinter denn dieselbe helle Sonne. Ist ein dunkler Spruch in der Schrift, so zwei-felt nur nicht, es ist gewißlich dieselbe Wahrheit dahinter, die am andern Ort klar ist, und wer das Dunkle nicht verste-hen kann, der bleibt bei dem Lichten.“ Martin Luther18

„man muss gott mehr gehorchen als Den menschen.“

aPostelgeschichte 5,29

„Alle rechten Predigten gehen dahin, dass wir glauben sollen, allein Christus sei der einzige Heiland und Trost der Welt.“19 Martin Luther

Wo die christlichen Kirchen und Gemeinschaften theologisch und biblisch-argumentativ nicht voran-kommen, versprechen gemeinsame Begegnungen in Geselligkeit und Froh-

sinn Erfolg. Doch Jesus Christus betete: „heilige sie in Der wahrheit; Dein wort ist Die wahrheit.“ Johannes 17,17Christus warnt uns, dass auch ein gut

gemeinter, ein falscher Weg sein kann, denn:

„es werDen nicht alle, Die zu mir sagen: herr, herr! ins himmel-reich kommen, sonDern Die Den willen tun meines vaters im himmel.“ Matthäus 5,21 Der Wunsch Gottes,

der Reformatoren und der Verbreiter dieser Schrift ist, dass niemand verloren werde, sondern das ewige Leben habe.20

Jeder ist eingeladen, in seinem persönlichen Glaubensleben ebenso ein klares Bekenntnis zu haben wie die Reformatoren und es stichhaltig gegen Widerstände verteidigen zu können, ob diese sich in Zweifeln, neuen Ideen, Anfeindungen oder auch Spott zeigen.

Martin Luther starb 1546 in Eisleben. Nicht gestorben ist der Geist der Refor-mation. „Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern, sie ist ewig.“ Martin Luther21

18 Deutsche Schriften 39, http://www.gutzitiert.de/zitat_ autor_martin_luther_thema_bibel_884.html19 https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=2448_ Martin+Luther&seite=7 20 vgl. Johannes 3,16 21 http://zitate.website/zitat~Martin_Luther~bibel_antik_ modern_ewig~13820.html

Wenn Luther heute reden könnte, würde er nichts anderes sagen als damals:

„Es ist gar kein Lesewort in der Bibel, wie die Leute meinen, sondern eitel Lebewort in ihr, das nicht zum Denken und Dichten, sondern zum Tun da ist.“22

Seinen biblisch fundierten Glauben gegen alle Widerstände auszuleben und dabei ein fröhlicher Christ zu bleiben, das ist Luthers Vorbildwirkung. Nichts war dem Reformator wichtiger, als die persönliche Beziehung zu seinem Schöpfer. Warum? Von der Entschei-dung für ein Leben im Glauben an Gott und der Ausrichtung seines Lebens nach dem Willen Gottes hängt ab, wo ein Mensch die Ewigkeit verbringen wird. Das war zu Luthers Zeiten so und daran hat sich nichts geändert.

Lieber Leser, liebe Leserin dieser Zeit-schrift, wir laden Dich herzlich ein, sich mit der Bibel zu beschäftigen. Bitte nutze unsere kostenlosen Angebote am Ende des Heftes! Nicht interessiert? Keine Zeit? Keine Lust? Dein Schöpfer und sein Sohn, Jesus Christus, sind an Dir interessiert und wollen in der Ewig-keit mit Dir zusammensein. Hast Du jemals eine wichtigere Einladung erhal-ten?

Marcus und ines MüLLer

die internetseiten wurden 2014-2016 aufgerufen.

22 Gerhard Ebeling, Umgang mit Luther, J.C.B. Mohr Tübingen, S. 5.

Sind die Grundsätze der

Reformation heute nicht mehr aktuell?

Hat die Christenheit einen Zustand erreicht,

in dem sie keinerlei Korrektur, Erneuerung und Rückbesinnung

auf biblische Grundlagen bedarf?

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Reformation ist wieder „in“! In Vorbereitung des 500-Jahr-Geden-kens der Reformation in diesem

Jahr ist die Reformation wieder allge-genwärtig. Die Vorbereitungen auf das Großereignis liefen über Jahre auf allen Ebenen auf Höchsttouren. Der Refor-mationstag 2017 wird deutschlandweit gesetzlicher Feiertag sein, das haben der Bundestag und die Landesparlamente beschlossen. Die EKD (Evangelische Kirche in Deutschland, Anm.) hat seit April 2012 eine eigene hochbezahlte „Botschafterin für das Reformationsjubi-läum 2017“ installiert. Im ganzen Land und weltweit wird es Ausstellungen zur Reformation geben. Der ökume-nische Reisezirkus kommt auf volle Touren. Hunderte Bücher zu Luther und zur Reformation überschwemmen den Buchmarkt. Gerade eben ist eine Neube-arbeitung der Luther-Übersetzung der Bibel erschienen, von der schon jetzt klar ist, sie wird zum Bestseller werden und scheint auch ganz vorzüglich geraten zu sein.

Reformation und kein Ende! Exper-ten haben schon ausgerechnet, das Reformationsjubiläum wird Staat und

Kirchen ungefähr eine halbe Milliarde Euro kosten. Die Summe klingt wirklich gigantisch, aber ein U-Boot der Dolphin-Klasse z.B., wie es demnächst für Israel in Kiel gebaut wird, kostet 600 Millio-nen Euro. Wie es nun aber auch immer sei: Der Tsunami des von vielen Seiten in Gang gesetzten Reformationsge-denkens ist inzwischen unaufhaltsam geworden.

War die Reformation, deren 500-jähri-ges Jubiläum 2017 im ganz großen Stil national und international gefeiert werden soll, wirklich ein „kirchliches, kulturelles und touristisches Ereignis [!] von Weltrang“, wie ein fraktionsüber-greifender Antrag des Bundestages im Juli 2011 formulierte? Die DBT1 -Drucksa-che 17/6465 zählte „die Entwicklung des Menschenbildes“, „einen neuen christli-chen Freiheitsbegriff“, die „Ausbildung von Eigenverantwortlichkeit und die Gewissensentscheidung des Einzel-nen“, die Entwicklung der „Aufklärung“, „die Herausbildung der Menschenrechte und der Demokratie“, die Prägung der „kulturellen Entwicklung in Musik, Kunst und Literatur“ sowie die „zivilge-1 Abk. für Deutscher Bundestag

sellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen“ der Reformation auf, um die Reformation als „Ereignis von Welt-rang“ auszuweisen, dessen Jubiläum nun in Deutschland und der ganzen Welt zu feiern sei.

Das ist alles richtig, das war die Refor-mation und das ist bereits in unzähligen wissenschaftlichen Studien, feuilletonis-tischen Essays, Festreden und Predigten sowie offiziellen Erklärungen vielfach dargestellt worden und wird in den kommenden Monaten noch mehr als genug wiederholt werden. Damit ist aber noch nicht die Frage beantwortet: Wie konnte eigentlich ein theologisch-akade-mischer Debattenbeitrag in Thesenform aus dem Wittenberg von 1517 – der Ort war damals ein Festungsstädtchen von wenigen tausend Einwohnern, aber immerhin aufstrebende Residenz- und Universitätsstadt - die Welt innerhalb kürzester Zeit so grundlegend verän-dern?

Die Welt, in die Luther hineingebo-ren wurde, war eine Welt der Angst. Das Leben war gezeichnet durch Seuchen, hohe Säuglingssterblichkeit,

„so halten wir nun Dafür, Dass Der mensch gerecht wirD ohne Des gesetzes werke, allein Durch Den glauben.“ - röMer 3,28

die entdeckung des reforMators

martin luther

Foto: 360b - shutterstock.com

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eine sehr niedrige Lebenserwartung, Hunger und Kriege. Selbst die Mönche in ihren zumeist gut ausgestatteten und versorgten Klöstern wurden im Schnitt kaum älter als 30 Jahre. Der Tod war in Luthers Welt allgegenwärtig, das Leben ein Totentanz! Stärker aber noch als alle Angst vor dem zeitlichen Tod quälte und lähmte die Menschen das Grauen vor dem ewigen Verderben. Im Choral „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ hat Martin Luther diese allumfassende Angstfixierung seiner Zeit eindrücklich beschrieben: „Dem Teufel ich gefangen lag, im Tod war ich verloren, mein Sünd mich quälte Nacht und Tag, darin ich war geboren. Ich fiel auch immer tiefer drein, es war kein Guts am Leben mein, die Sünd hatt’ mich besessen. […] Die Angst mich zu verzweifeln trieb, daß nichts denn Sterben bei mir blieb, zur Höllen mußt ich sinken.“

Ja, das war die ausweglose Situation, in der sich der mittelalterliche Mensch vorfand: Belastet mit der Erbsünde und durch immer neue kleine und große Sünden konnte er nicht auf das ewige Heil hoffen. Gott galt als ein Rächer alles Bösen, im Jüngsten Gericht konnte kein Mensch bestehen – mit Ausnahme vielleicht der Heiligen, die durch ein heroisches christliches Leben und von Gottes Gnade erleuchtet, den Weg in den Himmel gefunden hatten. Gegen das ewige Verderben und die Folter-qualen der Hölle halfen keine Gebete, keine Bußübungen bis hin zu blutigen Selbstgeißelungen, keine Almosen und fromme Stiftungen, keine Pilgerfahrten nach Rom, ins Heilige Land oder zum Hl. Jakobus nach Compostela, keine Ablas-szahlungen und keine Flucht ins Kloster oder den Klerikerstand. Es war eine dunkle Welt voller Angst, in die Luther hineingeboren wurde:

„Die Angst mich zu verzweifeln trieb, daß nichts denn Sterben bei mir blieb, zur Höllen mußt ich sinken.“

Als Luther 1523 Text und Melodie seines Liedes „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ niederschrieb, geschah das allerdings bereits im Rückblick. Seine reformatorische Entdeckung „Gott ist gerecht, indem er gerecht macht“, wurde in einem längeren Prozess ab etwa 1514 gewonnen und mit den 95 Thesen gegen den Ablass von 1517 dann öffentlich gemacht. Immer wieder hatte der junge Mönch zur Bibel gegrif-fen und hatte davon gelesen, wie Gott der Allmächtige seine Feinde vernichtet, wie er ein unnachsichtiger Richter über alle Sünder sei. Und dann dieser eine feierlich-bekräftigende Satz im Brief des

Apostelfürsten Paulus an die Gemeinde in Rom:

„so halten wir nun Dafür, Dass Der mensch gerecht wirD ohne Des gesetzes werke, allein Durch Den glauben.“ röMer 3,28

D.h.: Nicht wir Menschen können uns vor Gott rechtfertigen, so gerne wir das auch möchten. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes verrückt: Gott rechtfer-tigt uns Menschen mit all den Macken, Fehlern und Sünden, die zu uns gehören. Dazu ist Jesus in die Welt gekommen, damit wir begreifen, wie unsere „Sache mit Gott“ läuft. Der Schwerverbrecher, der neben unserem Herrn und Erlöser am Kreuz starb, war gewiss ein wilder böser Mann und doch bat er wie ein Kind, das noch wenig versteht und doch vertraut:

„geDenke meiner, herr, wenn Du in Dein reich kommst!“ Lukas 23,42 Und Jesus versprach ihm: „Du wirst mit mir im ParaDies sein!“

Keine Abrechnung der begangenen Ver-brechen, keine Bußerklärungen, kein Richterspruch, keine Wiedergut-machung, sondern die Zusage des sterbenden Gottessohnes. Das ist die Rechtfertigung aus dem Glauben! Das war Martin Luthers große, weltverän-dernde Entdeckung.

Mit den Thesen Martin Luthers von 1517 wurde das Verhältnis von Gott und Mensch vom Kopf auf die Füße gestellt und die Angst aus der Welt getrieben. Das waren die Befreiungsschläge, mit denen die Neuzeit eingeleitet wurde. Renaissance, Humanismus, der Beginn der europäischen Expansion im Zeitalter der Entdeckungen und die Erfindung der Buchdruckkunst wurden zu mächtigen Helfern einer umstürzenden gesamt-gesellschaftlichen Wende. Die rasante Ausbreitung der reformatorischen Lehre in weiten Teilen Europas macht diese Wende unumkehrbar. Die über-kommenen kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Mächte müssen sich neu definieren. Die Zurückdrängung des Papsttums, die Stärkung der territorialen Kräfte, die sich mit den neuentstehen-den Kirchentümern verbinden, und das Erstarken des Bürgertums in den Städten bringen die Entstehung moder-ner Staaten auf den Weg.

Die von Luther eingeleitete Befreiung von der die Gesamtgesellschaft lähmen-den Angst um das Seelenheil setzt gewaltige Kräfte frei. Die im Kloster gebundenen Potentiale an Menschen und Besitztümern werden zivilgesell-schaftlich nutzbar.

Der unglaubliche materielle Ressourcen bindende Aufwand, den Pilgerfahrten, Reliquien- und Totenkult oder fromme Stiftungen verursachten, kann nun radikal umgewidmet werden. Die reformatorische Lehre vom allge-meinen Priestertum der Gläubigen relativiert entscheidend die Bedeu-tung des geweihten Klerikerstandes und trägt zur Formung eines neuen Menschenbildes bei. Die Neubewertung der alltäglichen Arbeit als Gottesdienst und Dienst am Nächsten, nicht mehr als Fluch des Sündenfalls von Adam und Eva, begründet eine Arbeitsmoral, die noch die SED-Machthaber2 im Luther-jahr 1983 hofften, als Unterstützung von Ulbrichts „Geboten der sozialistischen Moral und Ethik“ von 1958 aktivieren zu können. Die Armenfürsorge, über Jahrhunderte als Werk vorwiegend indi-vidueller Barmherzigkeit in der Kirche beheimatet, wird nun zunehmend als gesamtgesellschaftliche Aufgabe vor allem in den Städten begriffen und orga-nisiert. Die zentrale Stellung, die Luther der Bibel für den Glauben zuweist, definiert Mindeststandards für die Lese-fähigkeit breiter Volksschichten, erhöht aber auch dramatisch die Anforderungen an das Bildungsniveau der Geistlichkeit. Die Übersetzung der Bibel durch Luther hilft dem Frühneuhochdeutschen zum Durchbruch und wirkt bis heute sprach-prägend nach. Die Schulen werden neben den Universitäten zu wichtigs-ten Verbreitern des reformatorischen Gedankenguts. 1543 gründet Herzog Moritz von Sachsen in aufgelassenen Klöstern die Fürstenschulen in Schul-pforta bei Naumburg, St. Afra in Meißen und später St. Augustin in Grimma. Das evangelische Pfarrhaus wird für Jahr-hunderte zu einem prägenden Zentrum christlichen und bürgerlichen Lebens.

Ja, wir haben allen Anlass, uns voller Dankbarkeit an das zu erinnern, was mit Luther im 16. Jahrhundert in die Welt kam, die nun den Weg in die Moderne gehen konnte. Es war dieser eine Satz des Apostel Paulus:

„So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Geset-zes Werke, allein durch den Glauben“, den Martin Luther richtig las und damit die Welt veränderte.

Prof. dr. Peter Maser, kirchenhistoriker

2 SED = Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, ehemalige poli- tische Partei in der DDR

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Worms, 17. April 1521. Kaiser Karl V. (1500-1558) stellte Martin Luther vor dem

versammelten deutschen Reichstag zwei Fragen. Die erste Frage lautete, ob er diese Schriften als seine anerkenne. Das betraf die 1520 erschienenen Bücher: „Von der Freiheit eines Christen-menschen“, „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ und „Von der baby-lonischen Gefangenschaft der Kirche“. Martin Luther bejahte. Die zweite Frage war, ob er gesonnen sei, diese Schriften zu widerrufen. Luther bat um einen Tag Bedenkzeit.

„Mit festem Gottvertrauen bereitete sich Luther auf den ihm bevorstehen-den Kampf vor. Er dachte sich den Plan seiner Antwort aus, untersuchte Stellen seiner eigenen Schriften und zog aus der Heiligen Schrift passende Belege zur Unterstützung seiner Behauptungen. Dann, seine Linke auf das heilige Buch legend und seine Rechte zum Himmel erhe-bend, gelobte er, ‚beständig dem Evangelium anzuhangen und seinen Glauben frei zu bekennen, selbst wenn er berufen werden sollte, sein Zeugnis mit dem Blut zu besiegeln.‘“ 1

1 E.G. White, Der große Kampf, s. 175.

Er wusste: „wenn sie euch aber führen werDen… vor Die machthaber unD Die obrig-keit, so sorgt nicht, wie oDer womit ihr euch verantworten oDer was ihr sagen sollt; Denn Der heilige geist wirD euch in Dieser stunDe lehren, was ihr sagen sollt.“ Lukas 12, 11. 12.Als er dann „vor den Reichstag

gebracht wurde, trug sein Gesicht keine Spur von Furcht und Verle-genheit. Ruhig und friedlich, doch auffallend unerschrocken … stand er da als Gottes Zeuge unter den Großen der Erde.“2 2 E.G. White, Der große Kampf, s. 177.

Allein...

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Die entscheidende Aussage seiner Verteidigungsrede war: „…wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde… so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist.“3 Er schließt mit den Worten:

„,Gott helfe mir, ich kann nicht widerrufen.‘“4 3 Dt. Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Bd. II, n. 80, S.581.5824 E.G. White, Der große Kampf, s. 178.

Luther wurde aus dem Reichstag gebeten. Intern wurde beraten und man wollte ihm noch eine Chance zum Wider-ruf geben. Seine Antwort war eindeutig. „Ich habe keine andere Antwort zu geben, als die bereits gegebene!“5 Was war geschehen? „Christus hatte durch Luthers Zeugnis mit einer Macht und Größe gesprochen, die … sowohl Freunden als auch Feinden Ehrfurcht und Erstaunen einflöß-ten. Der Geist Gottes war in jener Versammlung gegenwärtig gewesen und hatte die Herzen der Großen im Kaiserreich ergriffen.“6 5 ebd. S. 179. 6 ebd.

Martin Luther reiste am 25. April 1521 wieder nach Wittenberg zurück. Nach seiner Abreise verhängte Kaiser Karl V. das ‚Wormser Edikt‘ gegen ihn, er war nun vogelfrei. Noch auf der Rückreise ließ Kurfürst Friedrich der Weise (1463-1525) Luther am 4. Mai „entführen“ (Luther hatte vorher Kenntnis davon).

Dies geschah einerseits, um Luthers Sicherheit zu garantieren, andererseits, um ihn kurzzeitig von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Sogar das Gerücht vom Tode Luthers grassierte.

Foto: andibreit - pixabay.com

... - und doch nicht allein

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seine jugenD

„Unter denen, welche berufen wurden, die Gemeinde aus der Fins-ternis des Papsttums in das Licht eines reineren Glaubens zu führen, stand Martin Luther zuvorderst.“7 Er wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Seine Eltern, Hans und Margarete, lebten in einfachen Verhältnissen, waren kirchentreu aber nicht sonderlich fromm. Sein Vater war Bergmann. Nach 11 Jahren Schule beherrschte Luther Latein in Wort und Schrift, was für sein späteres Leben sehr wichtig war. Ein Studium an der Univer-sität Erfurt schloss er mit dem „Magister artium“ ab. Anschließend begann er ein Jura-Studium.

„Während Luther eines Tages die Bücher in der Universitätsbibliothek untersuchte, entdeckte er eine latei-nische Bibel. Solch ein Buch hatte er nie zuvor gesehen. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es überhaupt existierte … Nun blickte er zum ersten Mal auf eine ganze Bibel … Engel vom Himmel waren ihm zur Seite und Strahlen des Lichtes vom Throne Gottes offenbarten seinem Verständnisse die Schätze der Wahr-heit.“8

Gegen den Willen seines Vaters trat er am 17. Juli 1505 in das Augustiner-Klos-ter in Erfurt ein. Aus dieser Zeit ist folgendes Zitat überliefert:

„Die Furcht des Herrn wohnte im Herzen Luthers … ,Gut beten‘, sagte er oft, ,ist besser als halb studiert‘.“9

Im Kloster führte er ein strenges Leben. Mit Fasten, Geißelungen und Selbstkasteiungen wollte er sich den gnädigen Gott „erarbeiten“. Über diese Selbsterlösung schreibt er selbst:

„Im Falle je ein Mensch den Himmel durch seine mönchischen Werke zu erlangen vermochte, so hätte ich sicherlich dazu berechtigt sein sollen.“10

Anstatt ihn zu beruhigen, stürzte dieses Leben ihn in immer weitere Gewis-sensnöte. Sein Beichtvater Johann von Staupitz sagte ihm:

„Anstatt dich mit deinen Sünden abzumartern, wirf dich in die Arme des Erlösers. Vertraue auf ihn, auf die Gerechtigkeit seines Lebens, auf die Versöhnung in seinem Tode.“11

7 E.G. White, Der große Kampf, s. 134. 8 ebd. S. 138. 9 ebd. 10 ebd. S. 139.11 ebd. S. 140.

Außerdem empfahl er Luther ein Theo-logiestudium und versetzte ihn zu diesem Zwecke im Herbst 1508 nach Wittenberg. Nach einem Jahr erhielt er zwei Bachelorgrade, einer davon war der „Baccalarius biblicus“, Professor der Bibel. Anschließend wurde er nach Erfurt zurückbeordert.

Die romreise

Im Spätsommer des Jahres 1511 begab sich Luther mit einem Ordensbruder auf den rund 1400 km langen Weg nach Rom, wie es die Ordensregeln wollten: Schweigend und hintereinandergehend (damit man ja nicht miteinander reden konnte). In Rom angekommen, war er schockiert:

„Als er sich unter die Mönche und Bürger mischte, traf er Verschwen-dung und Ausschweifung an. Wo immer er sich hinwandte, fand er anstelle der Heiligkeit Entheiligung. ,Man kann es nicht glauben, welche Sünden und Schandtaten in Rom geschehen; Man muss es sehen um es zu glauben, so ist es gebräuch-lich zu sagen: Ist irgendeine Hölle, so muss Rom darauf gebaut sein. Es ist ein Abgrund, aus dem alle Sünden kommen!‘, schrieb er.“12

Neben einer Generalbeichte tat es ihm die „Heilige Treppe“, die „Scala Santa“ an. Diese 28-stufige Treppe soll aus dem Palast des Pilatus ausgebaut und nach Rom gebracht worden sein. Auch Jesus Christus hätte bei seinem Prozess diese Treppe betreten. An der zweiten, elften und achtundzwanzigsten Stufe war ein Sichtfenster eingelassen, durch die man angeblich auf Blutspuren Christi blicken konnte. Die katholische Kirche gewährte jedem Pilger, der die Stufen auf den Knien erklomm und auf jeder Stufe ein Vaterunser betete, einmal pro Jahr bezie-hungsweise zu bestimmten Feiertagen einen Generalablass. Ein Teilablass war dagegen täglich möglich. Der sich auf der Suche nach dem „gnädigen Gott“ befindliche Martin Luther erklomm auf den Knien diese Stufen „als plötzlich eine Stimme, gleich einem Donner, zu ihm zu sagen schien: ,Der Gerechte wird seines Glaubens leben!‘ In Scham und Schrecken sprang er auf seine Füße und floh von der Stätte.“13

Aufgrund seiner Bibelkenntnis erfasste er sofort die Bedeutung der Eingebung, denn er kannte den Text:

12 E.G. White, Der große Kampf, s. 141.13 ebd.

„Denn ich schäme mich des Evangeli-ums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Grie-chen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht

„Der gerechte wirD aus glauben leben.“ röMer 1, 16. 17.

Zwei Grundpfeiler des Glaubens sind hier genannt:

1. Das Evangelium macht alle selig, die daran glauben.

2. Der Gerechte wird aus Glauben leben. Dieses zweite Element lautet, bei genauer Betrach-tung des Textes jedoch: „Der aus glauben gerechte wirD leben!“ Das, was vielleicht wie Wortklauberei aussieht, hat eine entscheidende Bedeutung: Der aus Glauben Gerechte… Hier wird der Glaube explizit verstärkt und der Schwerpunkt des Glau-bens deutlich betont.

„Jene Bibelstelle [in Röm. 1, 17] verlor nie ihre Kraft in seiner Seele.“14

„Nicht durch gute Werke, Fürbitten der Heiligen und sakramentale Vermitt-lung durch geweihte Priester erlangt der Einzelne das Seelenheil, sondern es wird ihm allein aufgrund seines Glaubens von Gott aus reiner Gnade geschenkt.“ 15

universität zu wittenberg

Nach seiner Rückkehr erhielt Luther an der Wittenberger Universität im Jahre 1512, 29-jährig, den Titel: Doktor der Theologie. Er hielt Vorlesungen über die Psalmen (1514/15), den Römerbrief (1515/16), den Galaterbrief (1516/17) und den Hebräerbrief (1517/18). Mit diesen Themen arbeitete sich Martin Luther immer weiter in die Thematik ein, die wir heute „Rechtfertigungslehre“ oder „Christus unsere Gerechtigkeit“ nennen. Als gläubiger Katholik, in der katholischen Denkweise mit dem Papst als Oberhaupt, den Heiligen, den Über-lieferungen, dem Ablasshandel, hielt er nun Vorlesungen über das Kernthema des Apostel Paulus: „Der aus Glauben Gerechte…“ Bald formulierte er die These, „dass Christen keine anderen Lehren annehmen sollten, als dieje-nigen, welche auf der Autorität der Bibel beruhen.“16 14 ebd. S. 141. 15 Die Reformatorische Lehre, Einführung in die Frühe Neuzeit, Universität Münster.16 ebd. S. 142.

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Diese Aussage stand im krassen Gegen-satz zur katholischen Theologie, denn die Bibel war das ‚angekettete Buch‘–ange-kettet, weil sie angeblich „gefährlich“ war.

„Luther sah, wie gefährlich es war, menschliche Theorien über das Wort Gottes zu erheben.“17

Er bezeichnete solche Studien als „wertlos“ und „verderblich“. Der blühende Ablasshandel unter Johann Tetzel (1460-1519] stand im drastischen Gegensatz zur Bibel. Simon Magus wollte von den Aposteln die Macht, Wunder zu tun, erkaufen:

„Petrus aber sPrach zu ihm: Dass Du verDammt werDest mitsamt Deinem gelD, weil Du meinst, gottes gabe werDe Durch gelD erlangt“. aPosteLgeschichte 8, 20.

Luther teilte seinen Zuhörern mit: „die Gnade Gottes könne nicht erkauft werden; sie sei eine freie Gabe. Er riet dem Volke, die Ablässe nicht zu kaufen, sondern im Glauben auf den gekreuzigten Erlöser zu schauen.“18

Als Folge des unbiblischen Ablasshan-dels schlug Martin Luther am Vorabend des katholischen Festes Allerheiligen 95 Thesen an die Schlosskirche zu Witten-berg. An Allerheiligen wurden, wegen der

17 E.G. White, – der grosse kaMPf, s. 142. 18 ebd. S. 145.

Reliquien in der Kirche, viele Besucher erwartet. Durch die 95 Thesen wurde aufgezeigt, dass die Macht Sünden zu vergeben, nie einem Menschen, auch nicht dem Papste, übergeben worden war. Diese reformatorischen Gedanken verbreiteten sich in Windeseile in alle Himmelsrichtungen.

„Luther war erst teilweise von den Irrtümern Roms bekehrt. Als er aber Gottes Wort mit den päpst-lichen Erlassen verglich, schrieb er voll Erstaunen: ‚Ich gehe die Dekrete der Päpste für meine Disputation durch und bin … ungewiss, ob der Papst der Antichrist selbst ist oder ein Apostel des Antichristen; elendig-lich wird Christus, d. h. die Wahrheit von ihm in den Dekreten gekreuzigt‘. Noch immer war Luther ein Anhän-ger der römischen Kirche und dachte nicht daran, sich von ihrer Gemein-schaft zu trennen.“19

menschliche kämPfe unD zweifel

Luther zitterte als er auf sich blickte. Er sah sich den gewaltigsten Mächten der Erde allein gegenübergestellt. Alle Könige und Kaiser dieser Erde erzitter-19 ebd. S. 156.

ten vor dem Papst. Und er, Martin Luther, stellte sich ihm entgegen. „Beriefen sich die Gegner [der Reformation] auf Gebräuche und Überlieferungen oder auf die Behauptungen und die Autorität des Papstes, so trat Luther ihnen nur mit der Bibel gegenüber. Hier waren Beweisführungen, die sie nicht widerlegen konnten; deshalb schrien [sie]… nach seinem Blut … ,Er ist ein Ketzer!‘ riefen die römischen Eiferer. ,Es ist Hochverrat gegen die Kirche, wenn ein so schändlicher Ketzer noch eine Stunde länger lebt. Errichtet den Scheiterhaufen für ihn!‘

Aber Luther fiel ihrer Wut nicht zur Beute. Gott hatte ein Werk für ihn zu tun, und himmlische Engel wurden ausgesandt, ihn zu beschützen. Viele jedoch, die von Luther das köstliche Licht empfangen hatten, wurden ein Gegenstand der Wut Satans und erlit-ten um der Wahrheit willen furchtlos Marter und Tod.“20

Der römische Prozess in augsburg

Im Juni 1518 hatte die Römische Kurie Luther nach Rom vorgeladen, um ihn der Häresie zu überführen. Noch vor dem Termin wurde die Anklage auf

20 ebd. S. 149.

Martin Luther vor Kaiser und Reich auf dem Reichstag zu Worms 1521

Wandgemälde von Hermann Wislicenus

(ca. 1882)

Allein ... und doch nicht allein

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es war ihm bewusst, Dass er eventuell Dem toDe ins auge schauen musste.

Doch war ihm seine überzeugung wichtiger

als sein leben.

notorische Häresie erweitert: Spitzel in Luthers Wittenberger Vorlesungen hatten ihn denunziert. Er ersuchte aus gesundheitlichen Gründen um eine Anhörung auf deutschem Gebiet. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise, der ihn ausliefern sollte, unterstützte ihn dabei. Damit wurde Luthers Prozess in politische Interessen verwickelt: Papst Leo X. brauchte den Kurfürsten für die anstehende Kaiserwahl und gab deshalb seinem Einwand im August 1518 statt.

Kardinal Thomas Cajetan (1469-1534) sollte Luther beim Reichstag zu Augs-burg verhören. Vom 12. bis 14. Oktober 1518 sprach Luther dort vor. Er weigerte sich zu widerrufen, wenn er nicht aus der Bibel heraus widerlegt würde. Für Cajetan war er damit als Häretiker über-führt und hätte ausgeliefert werden müssen.

Doch Kurfürst Friedrich der Weise lehnte dies weiterhin ab. Luther entzog sich der drohenden Verhaftung in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober 1518 durch Flucht aus Augsburg.

„….wer Christi Wort in die Welt tragen will, muss mit den Aposteln stündlich gewärtig sein, mit Verlas-sung und Verleugnung aller Dinge den Tod zu leiden.“21

Die enDgültige trennung von rom

Der Kurfürst Friedrich der Weise „sah, dass Luther als Professor an der Universität ungemein erfolgreich war. Nur ein Jahr war verstrichen, seitdem der Reformator seine Sätze an die Schlosskirche angeschlagen hatte; dennoch hatte die Zahl der Pilger, welche die Kirche aus Anlass des Allerheiligenfestes besuchten, beträchtlich abgenommen. Rom war seiner Anbeter und Opfergaben beraubt worden; aber ihr Platz wurde von einer anderen Klasse eingenom-men, die jetzt nach Wittenberg kam, nicht etwa Pilger, um hier Reliquien zu verehren, sondern Studenten, um die Lehrsäle zu füllen.

Luthers Schriften hatten überall ein neues Verlangen nach der Heiligen Schrift wachgerufen, nicht nur aus allen Teilen Deutschlands, sondern auch aus anderen Ländern ström-ten Studenten der Universität zu. Jünglinge, die zum ersten Male der Stadt Wittenberg ansichtig wurden, erhoben die Hände gen Himmel, 21 E.G. White, Der große Kampf, s. 135, tB 2007

lobten Gott, dass er wie einst in Zion dort das Licht der Wahrheit leuchten lasse und es in die fernsten Lande schicke.“22

Luther war nicht blind für den auf ihn losbrechenden Sturm; aber er stand fest: „Ich bin in Gottes Händen… was können mir Menschen anhaben?“23

Als die päpstliche Bulle Luther erreichte, schrieb er: „Da ist nun die römische Bulle, die ich verachte … Christus selbst wird in ihr verurteilt … Mich freut es, für die beste Sache etwas zu leiden. Schon fühle ich mich freier, denn ich weiß jetzt, dass der Papst der Antichrist und dass sein Stuhl der Stuhl Satans ist.“24

Am 10. Dezember 1520 aber vollzog er den endgültigen Bruch mit Rom, indem er auf die Verbrennungen seiner Bücher mit der Verbrennung der päpstlichen Bulle vor dem Witten-berger Elstertor antwortete.Daraufhin wurde er am 3. Januar 1521 mit der Bannbulle ‚Decet Romanum Ponti-fice‘ exkommu-niziert.

Diese mutige Tat und seine reformatorischen Hauptschriften machten Luther im ganzen Reich bekannt. Die Erfindung des modernen Buchdrucks durch Johan-nes Gutenberg (1400-1468) verhalfen ihm zu außergewöhnlichem Erfolg: Bis zum Jahresende 1520 waren bereits 81 Einzelschriften und Schriftsammlungen von ihm erschienen, vielfach in andere Sprachen übersetzt, in insgesamt 653 Auflagen.

Die reise nach worms

Luther begab sich am 02. April 1521 auf die Reise nach Worms. Schon seine Anreise zum Reichstag wurde nicht zu dem von der Kirche erhofften Bußgang, eher zu einer Triumphfahrt. Überall wurde er mit Begeisterung empfan-gen. Er predigte in Naumburg, Erfurt, Gotha und in der Georgenkirche in Eise-nach. Auch in Worms, wo er am 16. April eintraf, wurde er mit Jubel empfangen.

22 E.G. White, Der große Kampf, s. 155f.23 ebd. S. 156. 24 ebd. S. 158.

Natürlich war es Martin Luther klar, dass dies eine sehr gefährliche Reise war. Es war ihm bewusst, dass er eventuell dem Tode ins Auge schauen musste. Doch war ihm seine Überzeu-gung wichtiger als sein Leben.

„,Betet nicht für mich, sondern für das Wort Gottes‘, sagte er seinen Freunden.“25 Er verabschiedete sich von seinem Freund Melanchthon mit den Worten:

„Wenn ich nicht zurückkomme und meine Feinde mich umbringen, so fahre du fort zu lehren und bleibe fest in der Wahrheit … arbeite du an meiner Stelle. Wenn du nur lebst, so kann mein Tod nicht schaden.“26

junker jörg

Am 4. Mai 1521 lässt Kurfürst Friedrich der Weise Luther auf die Wartburg bei Eisenach bringen. Der m ä c h t i g e Kurfürst hofft, dadurch Luther kurzzeitig aus dem Rampen-licht zu nehmen und die ständi-gen Angriffe auf die reformatori-sche Bewegung etwas abzusch-wächen. Luther lebt nun inko-

gnito auf der Wartburg: er nennt sich Junker Jörg und „pflegt Haupthaar und Bart“ um nicht erkannt zu werden.

Im Herbst 1521 übersetzte Luther das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche. Als Vorlage diente ihm die griechische Bibel des Erasmus von Rotterdam, eine lateinische Überset-zung sowie die Vulgata. Somit machte Luther biblische Inhalte dem einfachen Volk zugänglich.

1523 erschien die erste Teilüber-setzung des Alten Testaments; beide zusammen erlebten bis 1525 bereits 22 autorisierte Auflagen und 110 Nach-drucke. Bis 1534 übersetzte Luther zusammen mit einem Kreis aus Refor-matoren aus alten Handschriften das Alte Testament. Die berühmte und ausdruckstarke Lutherbibel war entstanden!

25 ebd. S. 168. 26 ebd.

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musik

Als die Reformatoren die katholi-sche Kirche verließen, besaßen sie kein Liedgut für ihre Gottesdienste. Für Luther war ein Gottesdienst ohne Lieder jedoch nicht denkbar, denn er maß der Musik höchste Bedeutung für das Seelenheil des Menschen zu, weil sie „solches vermag, was nur die Theo-logie sonst verschafft, nämlich die Ruhe und ein fröhliches Gemüt.“28 Von Luther sind über 30 Lieder überliefert. Das uns sicherlich bekannteste Lied ist: „Ein feste Burg ist unser Gott“, welches an Psalm 46 angelehnt ist.

theologisches erbe luthers – bibel unD gebet

„,Was die Lutheraner vorgelesen haben, ist wahr, es ist die reine Wahr-heit, wir können es nicht leugnen,’ erklärte ein päpstlicher Bischof. ‚Könnet ihr das vom Kurfürsten abge-fasste Bekenntnis mit guten Gründen widerlegen?’ fragte ein anderer Dr. Eck. ‚Nicht mit den Schriften der Apostel und Propheten,’ antwor-tete Dr. Eck, ‚aber wohl mit denen der Väter und Konzilien.’ ‚Also sind die Lutheraner,’ entgegnete der Fragende, ‚in der Schrift, und wir daneben.’“29

Die christliche Botschaft finden wir vollständig in der Bibel. Sie bedarf keiner Auslegung, weil sie sich selbst auslegt. Der reformatorische Grundsatz war, ist und bleibt: „die Bibel und nur die Bibel als Regel des Glaubens“.30

Sola Scriptura. Martin Luthers Werk begann mit der Bibel. Er fand darin den liebenden Gott. „lasst uns ihn lieben, Denn er hat uns zuerst geliebt“ 1. Johannes 4, 19.

Im Wort Gottes fand er Rechtfertigung und die Vergebung der Sünden. „…Der aus glauben gerechte wirD leben“ röMer 1, 17

Sola Fide. Dies alles geschieht nicht durch eigene Leistung: „ist‘s aber aus gnaDe, so ist‘s nicht aus verDienst Der werke; sonst wäre gnaDe nicht gnaDe“ röMer 11, 6

28 Karin Bornkamm, Gerhard Ebeling (Hrsg.): Martin Luther: Ausgewählte Schriften. Band 6, Insel Verlag, 1982, S. 134.29 E.G. White, Der große Kampf, s. 227. 30 ebd. S. 224

katharina von bora

Im Zisterzienserinnenkloster Marien-thron in Nimbschen las Katharina mit ihren Ordensschwestern die Schrif-ten des Reformators. Gemeinsam mit anderen Nonnen reifte bei ihnen nach und nach der Gedanke zur Flucht. Deshalb baten sie Luther um Hilfe, worauf dieser ihnen zu Ostern 1523 einen Wagen schickte, in dem Katharina und acht ihrer Ordensschwestern, in leeren Heringsfässern versteckt, fliehen konnten. Weil sie sich jedoch fürchteten, nach Hause zurückzukehren, brachte Luther die Frauen vorerst bei seinen Freunden in Wittenberg unter.

Am 13. Juni 1525 wurden Martin Luther und die 19 Jahre jüngere Katha-rina von Bora getraut. Das Paar richtete sich im ehemaligen Augustinerkloster in Wittenberg ein. Im Laufe der Zeit wurden ihnen 6 Kinder geschenkt.

Katharina brachte erst einmal Ordnung in Luthers Leben. Luther gestand, dass er über ein Jahr lang seine Strohmatte im Schlafzimmer nicht mehr gewech-selt und aufgeschüttelt hatte. Obwohl Luther ein gutes Einkommen als Theo-logieprofessor erhielt, hatte er nie Geld, denn täglich kamen Bettler und Hilfesu-chende und er gab mit freien Händen.

Katharina übernahm das Regiment über Haus und Hof, Ställe und Zimmer, Bankkonten und Schuldentilgungen. Sie ließ das Haus ausbessern und frisch anstreichen, machte aus dem Mönchs-friedhof im Kloster einen Kräutergarten, verwandelte das Erdgeschoss in einen Stall, ließ das Backhaus herrichten. Luther kaufte auf ihre Veranlassung weitere Gärten und Güter, auf denen sie Viehzucht und Obstanbau betrieb. Scherzhaft nannte er seine Frau wegen ihrer Begabung zur Verwalterin „Herr Käthe“. Ohne Katharina von Bora wäre der Reformator wohl im Chaos des Alltags versunken und die lutherische Reformation nicht vorangekommen.27

Gottes Sinn für Ehe und Familie hat sich hier deutlich gezeigt: „Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ 1. Mose 2,18. Katharina war ihm die Gehilfin. Seine Lebensleistung hätte nie diesen Umfang erreicht ohne seine Frau.

27 Ökumenisches Heiligenlexikon, www.heiligenlexikon.de.

Sola Gratia. „Aus dem Gebetskäm-merlein kam die Macht, welche in der großen Reformation die Welt erschütterte.“31

Die Adventpioniere begannen ihre Arbeit mit dem Studium der Bibel und im Gebet. Das Werk Gottes geht mit diesem Volk zu Ende, welches die Heilige Schrift als ewige und einzige Grundlage ihres Glaubens hat und das Gebet als ständige Verbindung zum Himmel pflegt:

„Es ist vor allem gewiss, dass man die Heilige Schrift weder durch Studium noch mit dem Verstand erfassen kann. Deshalb ist es zuerst Pflicht, dass du mit dem Gebet beginnst und den Herrn bittest, er möge dir zu seiner Ehre, nicht zu deiner, in seiner großen Barmherzig-keit das wahre Verständnis seiner Worte schenken. Das Wort Gottes wird uns von seinem Urheber ausge-legt, wie er sagt, dass sie alle von Gott gelehrt sind. Hoffe deshalb nichts von deinem Studium und Verstand; vertraue allein auf Gott und den Einfluss des Geistes.“32

heLMut weLker

31 ebd. S. 229. 32 ebd. s. 148f. Der große Kampf - jeweils Ausgabe 1907

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Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisle-ben geboren. Als Sohn einer Bergmannsfamilie aus dem Mansfelder Land wuchs der Junge im christlichen

Glauben mit vielen Geschwistern auf. Die Familie lebte in einem bescheidenen Wohlstand und Martin konnte eine gute Bildung ermöglicht werden. Als Fünfjähriger wurde er in Mansfeld eingeschult. In Magdeburg und später in Eisenach erwarb sich der Heranwachsende weitere Kenntnisse. In der Wartburgstadt finanzierte der musisch begabte Martin mit Kurrendesingen seinen Schulbesuch.

Im Frühjahr 1501 erfolgte Luthers Immatrikulation an der Erfurter Universität, wo er 1505 das Studium der „sieben freien Künste“ mit dem „Magister Artium“ abschloss. Der Zweiund-zwanzigjährige beugte sich dem väterlichen Wunsch und begann ein Jurastudium. Doch schon bald brach mit einem schwe-ren Gewitter eine völlig andere Lebensgestaltung in Luthers Leben ein. Der junge Mann glaubte sich zwischen Blitzen und Donnern dem Tode nahe. So gelobte er, in ein Kloster eintreten zu wollen, würde ihn Gott die Naturgewalten überleben lassen. Luther hielt Wort. Schon zwei Wochen später, am 17. Juli 1505, klopfte Martin an die Klosterpforte der Augustinereremiten in Erfurt. Der junge Mann erwies sich als gewissenhafter Mönch, der alle Klosterregeln mit Akribie erfüllte. „Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein.“1, meinte er später von sich.

Schnell wurden ihm Aufgaben und Ämter übertragen: Im Februar 1507 die Weihe zum Diakon und schon im April dessel-ben Jahres im Erfurter Dom die Priesterweihe. Rückblickend stellte Luther fest, dass er keineswegs glücklich im Kloster war. „Ich hätte mich, wenn die Zeit länger gedauert hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit. … Da war ich der elendste Mensch auf Erden, Tag und Nacht war da eitel Heulen und Verzweifeln.“2

Die ihn alles bestimmende Sorge war: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Das Klosterleben konnte ihm keine befriedigende Antwort liefern.

1 http://www.bezeugt.de/biographien/Luther.html2 ebd.

Luthers Beichtvater und Beistand, Johann von Staupitz, empfahl dem jungen Priester ein Theologiestudium. Luther willigte ein und ging 1508 an die neugegründete Universität Leucorea nach Wittenberg, wo er 1512 „Doktor der Theologie“ wurde. Der Eid, den Luther als Doktor der Theologie ablegte, lautete: „Ich schwöre vor Gott, hinführo sein Wort zu lehren mit unverfälschter Lauterkeit und Wahrheit, nach meinem Gewis-sen, und ohne alle menschliche Rücksicht.“3 Luther wurde der Nachfolger von Staupitz im Lehramt für Bibelauslegung.

Zwischenzeitlich unternahm Luther eine Reise nach Rom, die sein weiteres Leben prägen sollte. Die Lasterhaftigkeit und Sittenlosigkeit Roms erschütterte sein Vertrauen in die Kirche. „Niemand glaubt, was zu Rom für Büberei und gräuliche Sünde und Schande gehen; man kann´s keinen bereden, dass so große Bosheit da ist, er sehe, höre und erfahre es denn.“4

Luther lehrte an der Wittenberger Universität Theologie und übernahm zusätzlich viele Aufgaben in der Leitung und Verwal-tung. Elf Klöster wurden ihm als Distriktvikar unterstellt.

Als „Turmerlebnis“ ging Luthers reformatorische Erleuchtung in die Geschichte ein. Im Studierzimmer im Südturm des Witten-berger Augustinerklosters erhellte sich dem Bibelleser plötzlich der Vers aus

röMer 1,17: „Denn Darin wirD offenbart Die gerechtigkeit, Die vor gott gilt, welche aus Dem glauben kommt unD zum glauben führt; wie geschrieben steht (hab 2,4): Der gerechte wirD aus Dem glauben leben.“. Als Geschenk aus Gottes Gnade steht jedem Gläubigen die Tür

zum ewigen Leben offen. Diese Erkenntnis wird zum Lebensinhalt Luthers und muss ihn zwangsläufig in Konflikte mit seiner Kirche stürzen. Die Lehrinhalte des Katholizismus weichen an diesem Punkt der „Gerechtigkeit vor Gott“, wie auch an vielen anderen, zu sehr vom Wort der Bibel ab, als dass Luther dies stillschwei-gend hingenommen hätte. In 95 Thesen formulierte er seine Kritik am Papsttum, schlug diese an die Wittenberger Schloss-kirche und rief zum Disput (Streitgespräch) darüber auf. Dieser Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Refor-mation. Vor allem verurteilt der Reformator Luther den von der Kirche praktizierten Ablasshandel, mit dem man für sich, seine Verwandten, sogar für Verstorbene Sündenerlass kaufen könne. Ablassverkäufer im päpstlichen Auftrag, wie Johann Tetzel, press-ten aus den Armen die letzten Münzen, nachdem sie zuvor mit ewiger Verdammnis und Höllenqualen drohten. Die Bibel kennt jedoch keine gekaufte Vergebung. Luthers Kritik findet schnell Befürworter. Die zuvor erfundene Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg beschert den reformatorischen Thesen eine rasche und weitreichende Verbrei-tung. Luthers Erleuchtung erleuchtet nun viele Menschen.

Schon zuvor stand der Reformator mit seinen Erkenntnissen über die Lehrirrtümer und unbiblischen Praktiken des Katho-lizismus nicht allein da. Sein engster Freund und Mitstreiter war der sprachbegabte Philipp Melanchthon. Luther verfasste weitere Schriften gegen das Papsttum und sandte diese an einflussreiche Leute. Bald standen nicht nur Geistliche, sondern auch Fürsten auf seiner Seite. Sein Landesherr, Kurfürst Fried-rich der Weise, wurde zu Luthers Beschützer. Der Beichtvater des Kurfürsten, Kaplan Georg Spalatin, trug wesentlich dazu bei, dass sein Herr der Reformation wohlwollend begegnete. Aber auch Johann der Beständige und Johann Friedrich der Großmü-tige waren Freunde der Reformation.

Es dauerte nicht lange, da konnte das Papsttum, die herr-schende Kirche, Luthers Wirken nicht mehr ignorieren. Die Möglichkeit, sich mit Luthers Erkenntnissen zu befassen und

3 Friedlich Theoph. Zimmermann/Villers, Philipp Melanchthon´s Erzählung vom Leben D. Martin Luthers, Göttingen 1813, S. 69.4 Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften, Band 22, 1743, Spalte 2377.

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aufrichtig nach Gottes Willen zu fragen, blieb ungenutzt. Die Heidelberger Disputation 1518, einem Streitgespräch, bei dem Luther seine gewonnenen Einsichten vor Geistlichen darlegen konnte, und die Leipziger Disputation 1519 zwischen Luther und dem Theologen Johannes Eck, manifestierten die unterschiedli-chen Standpunkte zu den Themen Buße und Vergebung, Gnade und Glaube. In Leipzig trieb Eck den Streit auf den Höhepunkt zu: der Autorität des Papstes. Dass auch Konzilien irren könnten und der Papst nicht das Haupt aller Christen sei,5 waren Luthers Erkenntnisse, die zum endgültigen Bruch mit der Kirche führten.

Luther wurde im Oktober 1518 zum Reichstag nach Augsburg geladen, um vor dem Kardinal Cajetan seine Schriften zu wider-rufen. Luther widerrief nicht, da er unmöglich aus der Bibel widerlegt werden konnte. Vor seiner Verhaftung floh Luther.

Am 15. Juni 1520 erließ der Papst die Bannandrohungsbulle gegen Luther, die ihm eine 60-Tage-Frist zur Rücknahme seiner Schriften gewährte, danach drohe der Kirchenausschluss. Luther verbrannte mit der Bannandrohungsbulle päpstliche Gesetzbücher und theologische Schriften seiner Gegner. Im Januar 1521 erfolgte der Bann, der Ausschluss aus der Kirche.

Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise setzte sich dafür ein, dass Luther auf dem nächsten Reichstag im April 1521, diesmal in Worms, erneut seine Erkenntnisse verteidigen konnte. Luther sprach vor Kaiser Karl V., Fürsten und Reichs-ständen sowie Geistlichen, den kirchlichen und weltlichen Herrschern seiner Zeit. Den Widerruf seiner Lehren lehnte er nach einem Tag Bedenkzeit ab, den Tod vor Augen: „[Da] mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“6 Obwohl Luther freies Geleit zugesichert wurde, sagte „Das Wormser Edikt“ etwas anderes. Luther wurde für „vogelfrei“ erklärt, was bedeutete, jeder konnte ihn ungestraft töten. Friedrich der Weise ließ zum Schutz Luthers den als Ketzer Verdammten auf die Wartburg bei Eisenach entführen. Luther nutzte die Zeit im Versteck als Junker Jörg, um das Neue Testament in elf Wochen in die Sprache des Volkes zu übersetzen. Das einfache Volk sollte den wahren Inhalt der Bibel lesen und verstehen können.

Im September 1522 erschien die erste Auflage des lutheri-schen Neuen Testaments. Die 3000 Exemplare zum Preis von 1,5 Gulden waren in 3 Monaten vergriffen. 1523 wurde eine erste Teilübersetzung des Alten Testaments gedruckt. Der Bibelhunger konnte kaum gesättigt werden. Bis 1525 erfolgten 22 autorisierte Auflagen und 110 Nachdrucke. 1533 besaß jeder 10. deutsche Haushalt ein lutherisches Neues Testament. Schon ein Jahr später erschien die erste Bibel mit Altem und Neuen Testament in lutherischer Übersetzung. Dieser verständlichen Bibelübersetzung verdankt Deutschland seine einheitliche Sprache. Noch heute sind lutherische Formulierungen fester Bestandteil des allgemeinen Wortschatzes.

Die bedeutendsten Schriften des Reformators, die 1520 erschienen, sind „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“, „An den christlichen Adel deutscher Nation“. Über 2000 erhaltene Predigten und zahlreiche Schriften zeugen von Luthers Liebe zu Gott und seinem ausgelebten Verkündigungsauftrag.

1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück. Die Reformation war nicht mehr aufzuhalten. Luthers Schriften verbreiteten sich und vielerorts öffneten sich die Christen den neu gewonne-nen Erkenntnissen. Nicht alles ging friedlich vonstatten. Klöster wurden aufgelöst, Geistliche wurden Opfer von gewalttätigen 5 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Reformator 6 Martin Treu, Martin Luther in Wittenberg. Ein biografischer Rundgang. Hrsg.: Stiftung Luther gedenkstätten in Sachsen-Anhalt. 2. Auflage. 2006, S. 49 ff.

Ausschreitungen. Einer von Luthers Gegnern, Thomas Müntzer, wurde der Anführer des Bauernaufstandes. Luther wirkte überall mit Wort und Tat, um die reformatorische Botschaft entschieden, doch friedlich, zu verkündigen. Die neu gewon-nene religiöse Freiheit wollte erst gegründet und geordnet werden. So wurden z. B. Kirchenordnungen verfasst und 1542 vom Reformator der erste evangelische Bischof, Nikolaus von Amsdorf, im Naumburger Dom geweiht.

Die politischen Verhältnisse waren wie die religiösen im Umbruch. Die Anhänger der Reformation wurden die Evange-lischen genannt, denen 1529 auf dem zweiten Reichstag zu Speyer ihre teilweise Duldung wieder entzogen wurde. Darauf reagierten fünf Fürstentümer und vierzehn Städte Deutschlands mit Protest, dem „Protest zu Speyer“. Seit dieser Zeit heißen die evangelischen Christen Protestanten. Zum folgenden Reichstag in Augsburg 1530 verfasste Philipp Melanchthon das protes-tantische Glaubensbekenntnis, die „Confessio Augustana“ (Augsburger Bekenntnis). Dieses wurde Kaiser Karl auf dem Augsburger Reichstag überreicht, der es schließlich duldete.

Am 13. Juni 1523 heirate der ehemalige Mönch Luther die aus dem Kloster Nimbschen entlaufene Nonne Katharina von Bora. Sechs eigene und sechs angenommene Kinder gehörten zur Familie. Bei Tisch wuchs die Familie mit ihren meist studentischen Gästen auf ca. 40 Personen. Die Gespräche während der Mahl-zeiten sind als „Luthers Tischreden“ überliefert. Katharina führte mit Umsicht und Fleiß diesen großen Hausstand, erwies sich als tüchtige Wirtschafterin und wurde von ihrem Mann geschätzt. „Gott hat es gut mit mir gemeint, dass er mir ein solches Weib gab, das für das Hauswesen sorgt, so dass ich nicht gezwungen bin, das auch noch auf mich zu nehmen.“ 7 Das Familienleben der Luthers mit tätiger Nächstenliebe bildete über Jahrhunderte das Vorbild des evangelischen Pfarrhauses.

Luthers Leben war gekennzeichnet vom Ringen um die Bibel, deren Verbreitung und rechtes Verständnis. Sein frohes Chris-tenleben in dankbarer Freude über Gottes Gnade fand auch Ausdruck in über 30 Liedern, die er schrieb. Aber der Reforma-tor erlebte auch privates Leid. Seine Tochter Elisabeth lebte nur ein Jahr. Magdalena starb mit 12 Jahren. Der Tod seiner Kinder traf Luther hart. Auch die Ereignisse im Land gaben Anlass zur Sorge. Die Auflösung des Schmalkaldischen Bundes, einem evangelischen Fürstenbündnis, durch den Schmalkaldischen Krieg, erlebte der Reformator jedoch nicht mehr. Luther starb am 18. Februar 1546 in seiner Geburtsstadt Eisleben, wo er zuvor hinreiste, um einen Streit zu schlichten. Als wollte er so in Erinnerung bleiben, Frieden bringend, jedoch nicht um jeden Preis. „Frieden wenn möglich, doch die Wahrheit um jeden Preis.“8 drückt als Lutherwort den Beweggrund seines Handelns aus: der biblischen Wahrheit ans Licht zu helfen. In der Witten-berger Schlosskirche wurde Luther begraben. Nicht begraben wurde der Geist der Reformation.

Literaturempfehlung: „D. Martin Luther: sein Leben und Werk“ von Heinrich Fausel, SCM Hänssler, 560 Seiten, 19,95 €

– zu bestellen im Edelstein Verlag, siehe Impressum.

Am Ende dieser Zeitschrift können alle Leser ihr Wissen bei einem Quiz testen. Wer diese Biografie aufmerksam gelesen hat, wird die Antworten finden. Einsender dürfen sich auf eine kleine Überraschung freuen!

Jens MüLLerdie internetseiten wurden iM dezeMBer 2016 geöffnet.

7 Vorträge zu Luther als Mensch in der Stiepeler Dorfkirche, Evangelische Perspektiven, Heft 8, BoD Verlag Norderstedt8 http://www.seefelder.de/zitate/spruch_41.php?&width=1920&height=1080

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tende Macht der Heiligen Schrift. Die Bibel machte ihn zu dem, was er war.“2

Wyclif verbreitete Grundsätze im Volk, die an die Lehren der 150 Jahre später erfolgten protestantischen Reforma-tion erinnern. Der Reformator wandte sich gegen den Machtanspruch des Papstes, das päpstliche Antichris-tentum, die Bilder-, Reliquien- und Heiligenverehrung, das Priesterzölibat, die Transsubstantiationslehre (Verwand-

2 E.G. White, Der große Kampf, S. 93.

Die walDenser

Petrus Waldes ist im 12. Jahr-hundert der erste unter ihnen. Der Kaufmann in Lyon begründete als reli-giöser Laie und Wanderprediger die Glaubensgemeinschaft der später nach ihm benannten Waldenser. Seine Ziele waren: Bibelübersetzung in die Volks-sprache, Evangeliumsverkündigung, Laienpredigtdienst, Bibeltreue kontra Kirchensatzungen und –traditionen (Ablehnung von Fegefeuer, Heiligenver-ehrung) sowie ein Leben in Einfachheit. Er starb 1218. Eine reine aufrichtige Frömmigkeit zeichnete das Leben der Waldenser aus. Die Wahrheit der Bibel hatte Priorität. Vom Kindesalter an wurde eine biblische Unterweisung erteilt, wobei große Teile der Bibel auswendig gelernt wurden. Das Leben war hart und schon die Kinder lernten, mit Schwierigkeiten zurechtzukommen und Opfer zu bringen. Das Waldenser-zeichen trägt die Inschrift: „Das Licht leuchtet in der Finsternis“.

„Die Waldenser gehörten mit zu den ersten Völkern Europas, die in den Besitz einer Übersetzung der Heiligen Schrift gelangten. Jahrhun-derte vor der Reformation besaßen sie eine Abschrift der Bibel in ihrer Muttersprache; damit besaßen sie die Wahrheit unverfälscht und zogen sich dadurch in besonderer Weise Hass und Verfolgung zu. Sie erklärten die römische Kirche für das abtrün-nige Babylon aus der Offenbarung und erhoben sich unter Gefahr ihres Lebens, um seinen Verführungen zu widerstehen.“1

was können wir von Den walDensern lernen?

• Lies täglich in der Bibel! Lerne wichtige Verse auswendig!

• Du bist ein Prediger – mit Worten und Taten!

• Erkenne den Wert des einfa-chen Lebens!

• Lass Dir nichts wichtiger sein als Gott!

Der morgenstern Der reformation

John Wiklif (ca. 1330-1384) war ein englischer Theologe und Reformator. Er genoss eine gute Erziehung und hohe Ausbildung, wobei er eifrig die Bibel studierte. „Wiklifs Charakter ist ein Zeugnis für die bildende, umgestal-1 Vom Antichrist; siehe Hahn, Geschichte der Waldenser, S. 80 - 88, E.G. White, Der große Konflikt, S. 65.

lung von Brot und Wein beim Abendmahl in den tatsächlichen Leib und das Blut Christi), die Ohrenbeichte und den Verschwendungssucht des Klerus.

„Er lehrte nicht nur, dass die Bibel eine vollkommene Offenbarung des göttlichen Willens ist, sondern auch, dass der Heilige Geist ihr einziger Ausleger ist und jedermann durch das Erforschen ihrer Lehren selbst seine Pflicht erkennen muss.“3

3 ebd.

Nicht nur Luthers Idee oder

Da kamen auch schon andere drauf

„Zu jeder Zeit gab es Zeugen für Gott - Menschen, die den Glauben an Christus als den einzigen Vermittler zwischen Gott und den Menschen werthielten, denen die Bibel als einzige Richtschnur des Lebens galt und die den wahren Sabbat feierten. Wieviel die Welt diesen Menschen schuldet, wird die Nachwelt nie erkennen. Sie wurden als Ketzer gebrandmarkt, ihr Charakter verleumdet, ihre Beweggründe angefochten, ihre Schriften unterdrückt, missdeutet oder entstellt; dennoch standen sie

fest und bewahrten von Jahrhun-dert zu Jahrhundert ihren Glauben in seiner Reinheit als heiliges Erbteil für die kommenden Geschlech-ter.“ - e.g. white, der grosse kaMPf, s. 61

Viele der Ideen Luthers gehen auf die der Vorreformatoren zurück. Lange vor Luther und Calvin haben sich beherzte Männer für eine Reform der Kirche eingesetzt. Sie fordern die Rückkehr zur Einfachheit des Evangeliums, kritisieren die Hier-archie der Kirche und berufen sich auf die alleinige Autorität der Bibel.

Ölgemälde aus dem 17. Jhr., Künstler ist Unbekannt. Um den Tisch herum sind Reformatoren versam-melt, währen der Teufel, und die Katholische Kirche, die Kerze der Reformation versucht zu erlischen!

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Hier finden sich schon die Grundsätze der Reformation des 16. Jahrhunderts: Allein die Gnade! Allein die Bibel!

Wiklif wurde mehrfach angeklagt, zum Ketzer erklärt und seine Schrif-ten verbrannt; doch Gott bewahrte ihn. Verbrannt wurde er auch – allerdings erst 30 Jahre nach seinem Tod.

Der englische Reformator wirkte zwei-fach. Zunächst durch sein Leben und seine persönliche Verkündigung. Seine Nachfolger, die Lollarden, verkündigten das Evangelium weiter. Auch sie wurden um ihrer Glaubenstreue willen verfolgt. Besonders weit reichte Wiklifs Einfluss durch seine Schriften.

„Von Wiklifs Schriften angeregt, sagte sich Jan Hus in Böhmen von vielen Irrtümern der römischen Kirche los und begann eine auf Erneuerung abzielende Tätigkeit zu entfalten.“4

was können wir von john wiklif lernen?

• Eigne Dir Wissen mit Ewigkeits-wert an!

• Nimm die Probleme Deiner Umgebung wahr!

• Bringe Gottes Licht zu denen in der Finsternis!

• Nutze Möglichkeiten, die Bibel-botschaft über Länder und Generationen weiterzutragen!

Die böhmischen reformatoren

Jan Hus (ca. 1369-1415) war Theologe, Prediger und Reformator in Böhmen. Von geringer Herkunft wurde er gottes-fürchtig erzogen. Seine gute Ausbildung ebnete den Weg zu einer theologi-schen Karriere und als Priester war Hus zunächst ein aufrichtiger Kirchenan-hänger. „Nachdem er seine Studien vollendet hatte, trat er in den Pries-terstand, in dem er rasch zu Ehren kam und bald an den königlichen Hof gezogen wurde. Auch wurde er zum Professor und später zum Rektor der Universität ernannt, an der er studiert hatte. In wenigen Jahren war der bescheidene Freischüler der Stolz seines Vaterlandes geworden, und sein Name wurde in ganz Europa berühmt.“5

Jan Hus las die Schriften Wiklifs, prüfte sie gründlich an der Bibel und war tief beeindruckt.

Der Reformator kritisierte den welt-lichen Besitz der Kirche, die Habsucht und Lasterleben des Klerus und die 4 E.G. White, Der große Konflikt, S. 95. 5 ebd. S. 97.

Doktrin der Amtskirche mit dem Papst als letzter Instanz in Glaubensfragen. Seine reformatorischen Ziele waren die Reform der verweltlichten Kirche, die Gewissensfreiheit, die Anerken-nung der Bibel als die einzige Autorität in Glaubensfragen und das Abhalten der Gottesdienste in der Landessprache.

Jan Hus wurde auf dem Konzil zu Konstanz 1415 zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt, weil er seine Lehren nicht widerrief. Im Angesicht der drohenden Hinrichtung sprach er:

„Ich hoffe auf Gott, meinen allmächtigen Heiland, dass er seiner Verheißung wegen und wegen eures heißen Gebets mir Weisheit verleihen wird und eine geschickte Zunge, so dass ich ihnen zu widerstehen versu-chen werde. ... Wenn mein Tod seinen Ruhm verherrlichen kann, so möge er ihn beschleunigen und mir die Gnade geben, alles Übel, welches es auch sei, guten Muts ertragen zu können. Wenn es aber für mein Heil besser ist, dass ich zu euch zurückkehre, so wollen wir Gott darum bitten, dass ich ohne Unrecht vom Konzil wieder zu euch komme, das heißt ohne Beeinträchtigung seiner Wahr-heit, so dass wir dieselbe nachher reiner erkennen können, die Lehre des Antichrist vertilgen und unseren Brüdern ein gutes Beispiel zurück-lassen.“ Auf dem Scheiterhaufen, zum Widerruf seiner Irrtümer aufgefordert, sagte Hus: „Welche Irrtümer sollte ich widerrufen, da ich mir keines Irrtums bewusst bin? Ich rufe Gott zum Zeugen an, dass ich das, was falsche Zeugen gegen mich behaupten, weder gelehrt noch gepredigt habe! Ich wollte die Menschen von ihren Sünden abbringen! Was immer ich sagte und schrieb, war stets für die Wahrheit; deshalb stehe ich bereit, die Wahrheit, welche ich geschrie-ben und gepredigt habe, freudigst mit meinem Blut zu besiegeln.“6

Der Mitstreiter von Jan Hus, Hiero-nymus von Prag, erlitt das gleiche Schicksal auf dem Scheiterhaufen. Vor den Richtern sagte er:

„Ihr habt Wyklif und Hus verdammt, nicht etwa, weil sie an den Lehren der Kirche gerüttelt, sondern weil sie die Schandtaten der Geistlichkeit, ihren Aufwand, Hochmut und ihre Laster gebrandmarkt hatten. Ihre Behauptungen sind unwiderlegbar, auch ich halte daran fest, gleichwie sie.“ 7

6 Neander, Kirchengeschichte, E.G. White, Der große Kampf, S. 104.108.7 Bonnechose; E.G. White, Der große Kampf, S. 112.

was können wir von jan hus lernen?

• Aus kleinen, einfachen Leuten kann Großes werden!

• Achtung bei weltlichen Positio-nen und Karriere!

• Lass Dir Gottes Weg der wich-tigste sein!

• Allein die Bibel ist die Richtschnur!

luther war nicht allein

Überall leuchteten die Lichter der Reformation: John Knox (1514-1572) und Thomas Cranmer (1489-1556) in England, Ulrich Zwingli (1484-1531) in der Schweiz, Johannes Bugenhagen (1485-1558) im Norden Deutschlands, Johannes Calvin (1509-1564) in Frank-reich, Guillaume Farel (1489-1565) in der französischen Schweiz, um einige der bekanntesten Namen zu nennen.

„Als die Reformatoren das Wort Gottes predigten, hatten sie nicht im Sinn, sich von der bestehenden Kirche zu trennen. Aber die geistli-chen Führer duldeten das Licht nicht.

… Oftmals werden Menschen, die wirklich den Fußtapfen der Refor-matoren folgen, gezwungen, sich von den Kirchen, an denen sie sehr hängen, zu trennen, um die klare Lehre des Wortes Gottes verkündi-gen zu können.“8

„Die Waldenser, Johann Wiklif, Hus und Hieronymus, Martin Luther und Zwingli, Cranmer, Latimer und Knox, die Hugenotten, John und Charles Wesley und viele andere setzten auf diesen Grund Baumaterial, das bis in alle Ewigkeit bestehen wird. In späte-ren Jahren leisteten andere durch ihren Einsatz ihr Teil zur Verbreitung des Wortes Gottes und arbeiteten an der Errichtung des Baues ebenso wie jene, die durch ihre Tätigkeit in fernen Ländern der letzten großen Botschaft den Weg bereiteten.“9

Der Geist Gottes entfachte das Licht der biblischen Wahrheit in den Herzen der Menschen, denen der Glaube wich-tiger war als ein gesichertes irdisches Auskommen, als Ansehen und Erfolg und letztlich als ihr Leben. Viele treue Christen, deren Namen wir vergeblich in den Geschichtsbüchern suchen, stehen im Buch des Lebens. Gott kennt sie und hält die Siegeskrone für sie bereit.

BenJaMin MüLLer8 e.g. White, Das Leben Jesu, S. 216.9 E.G. White, Das Wirken der Apostel, S. 593.

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warum wurDe Der mönch bonaventura

KEIN REFORMATOR? Die Betrachtung der Geschichte sollte stets Lehren enthalten, damit wir unseren Weg nach Gottes Willen erkennen können. „Alle, die vorgeben, Diener Christi zu sein, sollten Weisheit lernen, indem sie das Leben des Mannes von Nazareth studieren und auch die Geschichte von Luther und anderen Reformatoren.“ - e.g. white, zeugnisse Band 2, s. 153

Um den richtigen Blick für die Notwendigkeit der Reformation zu bekommen, ist es sinnvoll, sich mit der Zeit vor Luther zu befassen. Die Frage nach dem Weg zur Seligkeit beschäftigt die christlichen Theologen schon immer. Für mich war es interessant, mich einem Gläubigen aus der Zeit vor der Reformation zu nähern: dem Franziskaner-Mönch Bonaventura.

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wer war bonaventura?

Mit bürgerlichem Namen hieß Bona-ventura Giovanni di Fidanza und erblickte als Sohn eines Arztes im Jahre 1221 in Bagnoreigio das Licht der Welt. Die Überlieferung erzählt, dass das schwer erkrankte Kind geheilt wurde, nachdem seine Mutter ihn zu Franziskus von Assisi gebracht habe und dieser ihn segnete. Als Franziskus 1226 im Sterben lag, besuchte ihn die Mutter mit dem genesenden Kind abermals. Franziskus rief nun über dem Kind aus: „‘Oh buona ventura“‘, „‘Oh gute Fügung“‘, was später zum Ordensnamen von Giovanni wurde.

1236 ging Giovanni an die Universi-tät zu Paris, wo er bis 1242 zuerst die allgemeinen Wissenschaften studierte. 1243, nach anderen Quellen schon vor Beginn seines Studiums, trat er unter dem Namen Bonaventura dem Franziskaner-Minoritenorden bei und setzte seine Studien nun im Bereich der Theologie bis zum Jahr 1254 fort. 1256 promovierte Bonaventura in Philosophie und Theologie. 1257 wurde er zusam-men mit Thomas von Aquin Professor der Theologie am Pariser Institut für arme Theologiestudenten, aus welcher sich später die berühmte Universität „Sorbonne“ entwickeln sollte.

Aufgrund seiner reichhaltigen Gelehr-samkeit wurde Bonaventura 1257 zum Ordensgeneral der Franziskaner gewählt. Bonaventura starb im Juli 1274, wurde 1482 heiliggesprochen und 1588 zum Kirchenlehrer erhoben.

Bonaventura wird zu den Kirchenvä-tern gezählt und bezeichnet somit einen Theologen, der entscheidend zur Lehre und zum Selbstverständnis des Chris-tentums beigetragen hat. Ob auch mein heutiger Glaube Bezüge zu Bonaventura hat, möchte ich ebenso herausfinden wie der Frage nachgehen, ob und was ich von Bonaventura lernen könnte.

bonaventuras weg zur weisheit

Mit Bonaventuras Werk „De trip-lici Via“ habe ich mich etwas genauer beschäftigt und dabei hauptsächlich das 3. Kapitel „Über die Beschauung, durch die man zur wahren Weisheit gelangt“ betrachtet.

Bonaventura schreibt an seine Brüder des Franziskanerordens. Auffällig und für mich ungewöhnlich ist die Tatsa-che, dass Bonaventura in seiner Schrift

nicht einen einzigen Bibelvers direkt zitiert. Allerdings könnte man hinter die meisten Aussagen durchaus Bibelverse anfügen. Ich muss aber feststellen, dass dem nicht bei allen Aussagen Bonaven-turas so ist; z. B. die Möglichkeit oder gar Notwendigkeit Hilfe bei Heiligen zu suchen. Hier besteht eine Gefahr, allen Feststellungen Bonaventuras vorbehalt-los zu folgen und sich einfach darauf zu verlassen, dass ein Kirchenvater schon wisse, was richtig sei.

wie stellt sich bonaventura, als kinD seiner zeit unD fest

eingebunDen in Das system Des katholizismus, Den weg zur

seligkeit unD heiligkeit vor?

„Viele sind wissend, aber nur wenige sind weise.“ Bonaventura zufolge gibt es keinen feststehenden Weg vom Wissen zur Weisheit. Es sei eine Übung, mit der man vom Streben nach Wissen zum Streben nach Heiligkeit und schließlich zum Streben nach Weisheit gelangt. Dies sei ein längerer Prozess und führt nach Bonaventura über einen „dreifa-chen Weg“.

Für mich war es eine spannende Entdeckungsreise, Bonaventuras Stufen und Etappen zur Seligkeit zu untersu-chen und dabei festzustellen, dass er diese erstaunliche Fülle des Christenle-bens nach seinem Erkenntnisstand wie ein begnadeter Architekt entworfen hat.

Bonaventura arbeitet mit Begriffen, die auch heute bekannt und wichtig sind: Frieden, Wahrheit und Liebe. Dabei beschreibt er den Lebensweg eines Christen als ein Stufenmodell, das immer höher hinaufführt, immer ähnli-cher der Vollkommenheit. Jede Stufe wird weiter unterteilt, was beim flüchti-gen Lesen verwirrend erscheint.

Ich habe den Inhalt des komplet-ten 3. Kapitels als Übersicht grafisch aufgearbeitet und neben der sensatio-nellen Zahlenstruktur auch ein geniales Geflecht der theologischen Aussagen gefunden.

Fast ausnahmslos stellt die Aufberei-tung des Inhalts ein mathematisches Konstrukt dar, das durch seine Klarheit und Symbolik besticht. Die Zahlen 3 und 7 sind allgegenwärtig. Bonaventura war zweifelsohne ein Logiker.

Dieser Theologe lässt uns wissen, dass die Stufen zum Himmel nur der Reihe nach von unten nach oben gegan-gen werden könnten, wobei keine Stufe ausgelassen werden dürfe.

bonaventuras stufenleiter hat kein gelänDer!

Bonaventura beschreibt den Weg zur Seligkeit, so wie er ihn erkannt hat, basierend auf den Lehren seiner Zeit und seines Studiums.

Wenn man, wie es Bonaventura zeigt, den Lebens- und Glaubensweg als eine gradlinige Stufenleiter beschreibt, mag das als Richtungsgeber stimmen. Wenn ich als Christ so einen Stufenplan in die Hand bekomme, muss ich mich fragen: Auf welcher Stufe stehe ich? Bin ich noch ganz „unten“ – und damit Gott so fern? Bin ich schon „oben“, habe Gott zum Greifen nah – und kann auf meine Mitmenschen da „unten“ herabblicken? Ist es wirklich immer zutreffend, dass nach der Abarbeitung einer Stufe diese nie mehr wichtig wird? Wie alltagstaug-lich ist so ein Stufenmodell in der Seelsorge? Was mache ich mit Chris-ten, die auf irgendeiner Lebensstufe gescheitert sind, die wieder zurückfal-len? Ist das überhaupt möglich? Was ist mit meinen Glaubenskrisen? Der Druck, immer aufwärts zu müssen, einen steilen Berg zu erklimmen, kann einem den Atem rauben. Steht Gott wirklich auf der obersten Stufe, um mich endlich zu empfangen, nachdem ich meinen Teil geleistet habe?

Ich sehe vieles an Bonaventuras Aussagen als wichtig an, doch seine Stufen haben kein Geländer! Der Halt auf jeder Stufe ist Christus selbst. In ihm kommt Gott mir entgegen. So bin ich auf jeder Stufe bereits in Gottes Hand geborgen und wenn ich eine Stufe hinunterfalle, so hilft er mir wieder auf. Wenn dem nicht so wäre, wäre mein Glaubensleben ein zum Scheitern verur-teiltes Bemühen. Obwohl letztlich auch Bonaventura von den Verdiensten Jesu spricht, so liegt doch ein großer Schwer-punkt auf den eigenen Werken als Erlösungsbedingung.

Bonaventura meint, sich nach Leiden sehnen zu müssen, da das Martyrium der Weg zur Seligkeit sei, und ruft prak-tisch dazu auf, Leiden zu suchen. Ich denke, dass dieser Aspekt im kleinen menschlichen Miteinander in Familien und Gemeinden ebenso missbraucht werden kann wie im größeren politi-schen Rahmen. Dann wäre ein Leidender gegenüber seinem Peiniger geradezu zu Dank verpflichtet und herrschsüchtigen Personen wäre mit kirchlichem Segen freie Hand gegeben, den Begriff Nächs-tenliebe ganz neu zu definieren.

warum wurDe Der mönch bonaventura

KEIN REFORMATOR?

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praktische Rolle spielt. Gerechtig-keit aus den persönlichen, wenn auch löblichen Taten zu erlangen, ist eine Lehre, die der Bibel widerspricht. Das biblische und reformatorische Prinzip

„gerechtigkeit aus glauben“ röMer 1,17 fehlt.

Wir lesen in „Der große Konflikt“ von E.G. White, dass auch die frühen Kirchen-väter schon einen großen Schwerpunkt auf die Bibel legten. Wäre daran fest-gehalten worden, wie viel Elend und Gottesferne hätte in der Geschichte der Menschheit vermieden werden können!

„In der alten Kirche wurde den Laien das Bibellesen sehr empfohlen. Die Kirchenväter haben sich, wie ihre Zeugnisse zeigen, eindeutig für das Lesen und Forschen in der Heiligen Schrift ausgesprochen.

CLEMENS VON ROM (um 100) sagte: ,Leset fleißig die heiligen Schriften, die wahren Aussprüche des Heiligen Geistes!‘ …

TERTULLIAN VON KARTHAGO (160-220): ,Gott gab uns die Schrift, damit wir vollkommener und nachdrück-licher sowohl ihn selbst, als seinen Willen kennenlernen.‘ …

ATHANASIUS DER GROSSE (295-373): ,Wir haben zu unserem Heil die göttlichen Schriften ... Diese Bücher sind die Quellen des Heils, auf dass, wer Durst hat, ihn stille an den Offen-barungen, die sie enthalten; denn nur in diesen Büchern ist die Unterwei-sung in der Gottseligkeit dargelegt. Niemand wage es, etwas hinzu oder davonzutun!‘ …

AUGUSTIN (354-430): ,Es wäre gottlos von uns, wenn wir das nicht lesen wollten, was um unseretwil-len geschrieben ist.‘ - ,Trachtet unter Gottes Beistand aus allen Kräften danach, dass die Heilige Schrift in euren Haushaltungen fleißig gelesen werde.‘

GREGOR DER GROSSE (um 600): ,Was ist die Heilige Schrift anderes als ein Sendschreiben des allmäch-tigen Gottes an seine Geschöpfe? Wenn ein irdischer König an euch schriebe, so würdet ihr nicht ruhen und euch keinen Schlaf gönnen, bis ihr sein Schreiben gelesen. Nun hat der Herr des Himmels und der Erde einen für dein Leben wichtigen Brief geschrieben, und du solltest nicht begierig sein, denselben zu lesen?‘“1

1 e.g. White, Der große Konflikt, s. 570.571.

Warum wurde der Mönch Bonaventura kein Reformator?

gelehrt - geachtet - heiliggesProchen - wie sehe ich

so einen menschen?

Ich stelle mir jene von Bonaventuras Lehren, die ich als biblisch anerkenne, wie eine Schiene eines Gleises vor. Damit der Zug fahren kann, müssen aber zwei Schienen ein Gleis bilden. Die bei Bonaventura fehlende Schiene ist Jesus. IHN hat der von Papst Benedikt XVI. so hoch gepriesene Kirchenvater als Reise-begleiter weitgehend vergessen. Zwar spricht auch Bonaventura viel von Chris-tus und dem Kreuz, allerdings in einer Form, als müssten wir selbst all das zu unserer Erlösung noch einmal leisten, was Jesus längst schon tat. Jesus ist nach der Lehre Bonaventuras der in der Vergangenheit Gekreuzigte und in der Zukunft auf der obersten Stufe der Leiter auf uns Wartende – aber eben nicht unser täglicher Begleiter.

Vielfach wird es heute so gesehen, dass die Kirchenväter wie Bonaventura das Basismaterial für das Studium der Wurzeln des eigenen Glaubens darstel-len. Stimmt das wirklich so? Ist die katholische Lehre eine Basis, aus der dann der Protestantismus erwuchs? Oder ist es nicht vielmehr so, dass der Katholizismus, also auch Bonaventuras Schriften, eine durch die Reforma-tion zu korrigierende Abweichung des eigentlichen biblischen Weges, also der Glaubensbasis, bedeuteten?!

hätte bonaventura Die grunDsätze Der reformation schon vor wiclif (1330-1384)

finDen können?

Bonaventura war zweifelsohne ein sehr guter Bibelkenner und darüber hinaus in den Lehren anderer Theo-logen und Philosophen zu Hause. Er hat wunderbare Erkenntnisse aus der Heiligen Schrift entnommen, die mich sehr angesprochen haben. Dann aber vermischt Bonaventura Bibel und Tradi-tion, wenn er beschreibt, bei wem wir um Hilfe aus der Sünde bitten könnten: bei Gott, Jesus, Maria und der Kirche.

Bei Bonaventura fehlt die beson-dere Betonung des Wirkens des Geistes Gottes an unserem Herzen. Ebenso sind alle Schritte im Glaubensleben Gottesgeschenke, die wir nicht aus eigener Kraft erlangen können. Hier fällt das Stichwort „Werksgerechtig-keit“, das im Katholizismus eine große

Ich bin mir sicher, dass Bonaventura Zugang zu einigen Aussagen dieser Kirchenväter hatte. Auf Augustinus beispielsweise bezieht er sich ausdrück-lich in seinen Schriften. Dennoch bleibt in Bonaventuras Denken die Bibel zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Element. Das genau ist der Grund, der Bonaventura hindert, die Grundsätze der Reformation zu entdecken.

Vergebens suchte ich in Bonaven-turas Lehren nach den reformatorischen Grundsätzen:

„sola scriptura“ (lat. „Allein [durch] die Schrift“), „sola fide“ („Allein durch den Glauben“),„sola gratia“ („Allein durch die Gnade“) und „solus Christus“ („Allein durch Christus“).

Diese befreienden Grundsätze hat Bonaventura leider nicht gefunden. Um in der Sprache der Stufenleiter zu bleiben: Bonaventura ist auf der Stufe eines sich im Kloster geißelnden Luthers stehengeblieben. Auch er hat wie Luther nach einem gnädigen Gott gesucht. Als Logiker hat er dafür ein wirklich beein-druckendes Stufenkonstrukt entworfen, das Beachtung und Bewunderung bis heute hervorruft. Dennoch blieb er gefangen in seinem sich selbst Bemü-henmüssen, um Gott näher zu kommen. Dass Gott ihm schon längst nahe sein wollte, hat er durch den Schleier des Katholizismus nicht erkannt. Welch eine Tragik!

Bonaventura hätte bei seinem Bibel-wissen, seiner Intelligenz und seiner sicher vorhandenen Aufrichtigkeit Gott und Menschen gegenüber ein Reforma-tor sein können. Dies wurde allerdings nicht sein Weg. Die vorhandenen Grenzen des Katholizismus in Lehre und Tradition überschritt Bonaventura nicht. Dies war ihm schon deshalb nicht möglich, weil er die katholische Kirche als Abbild des himmlischen Jerusa-lems betrachtete. Diese Grenzen des Verständnisses niederzureißen, kam nicht in seinen Sinn.

Durch die Verstrickung in katholi-sche Traditionen übersah Bonaventura die eigentliche Tür zur Ewigkeit. Statt dessen mauerte er sie förmlich zu – mit den Bausteinen seiner Stufen auf dem Weg zum Himmel, von denen viele als eigene Werke verstanden werden können, weil das Wirken des Heilligen Geistes viel zu kurz kommt.

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bonaventura ist auf Der stufe

eines sich im kloster geisseln-

Den luthers stehengeblieben.

... warum

bonaventura kein reformator

war, möchte ich so beantworten:

weil er sich nicht völlig unD

ausschliesslich auf Die bibel stützte.

Warum Bonaventura kein Reformator war, möchte ich so beantworten: weil er sich nicht völlig und ausschließlich auf die Bibel stützte. E. G. White schreibt darüber:

„Wie müssen wir in der Schrift forschen, um zu verstehen, was sie lehrt? Gottes Wort sollte mit demü-tigem Herzen und einem gelehrigen, andächtigen Geist studiert werden. Lasst uns nicht denken wie die Juden, dass unsere eigenen Meinun-gen und Auffassungen unfehlbar sind. Auch sollten wir nicht die Ansicht der Päpstlichen hegen, dass bestimmte Personen die einzigen Hüter von Wahrheit und Erkennt-nis sind. Sie hegen die Meinung, dass die Menschen nicht das Recht haben, die Schrift für sich selbst zu erforschen, sondern anzuhalten sind, die Erklärungen der Kirchenväter anzunehmen. Wir sollten die Bibel auch nicht studieren mit der Absicht, unsere vorgefassten Meinungen bestätigt zu finden, sondern zu lernen, was Gott gesagt hat.“3

„Gott gebietet uns, an Stelle der Autorität der sogenannten Kirchen-väter das Wort des ewigen Vaters, des Herrn des Himmels und der Erde, anzunehmen. Hier allein finden wir die reine Wahrheit. Der Psalmist sagte:

,ich habe mehr einsicht als alle meine lehrer; Denn über Deine mahnungen sinne ich nach. ich bin klüger als Die alten; Denn ich halte mich an Deine befehle.‘ PsaLM 119,99.100.

Möchten doch alle, die sich unter die menschliche Autorität - seien es die Gebräuche der Kirche oder die Überlieferungen der Väter - beugen, die Warnung beachten, die in Christi Worten liegt:

,vergeblich Dienen sie mir, weil sie lehren solche lehren, Die nichts als menschengebote sinD.‘Matthäus 15,9.“4

Für mich war es lehrreich, mich mit dem theologischen Verständnis der vorreformatorischen Zeit auseinander-zusetzen und die Notwendigkeit der Reformation deutlicher zu erfassen.

Auch heute noch wird im Raum der Kirchen auf Tradition, Kirchenväter und Kirchenlehrer ein großer Wert gelegt. Hier gilt es, mutig zu prüfen und an der Bibel zu messen!

3 e.g. White, Zeugnisse für Prediger, s. 87.4 e.g. E.G. White, Das Leben Jesu, s. 392.

Warum wurde der Mönch Bonaventura kein Reformator?

bonaventura

war kein hieronymus

Als der Reformator Hieronymus die reformatorischen Lehren widerrufen sollte, um dem Scheiterhaufen zu entge-hen, sagte er entschlossen:

„,Kann ich aus der Heiligen Schrift überführt werden, will ich von Herzen um Vergebung bitten; wo nicht, will ich nicht weichen, auch nicht einen Schritt.‘ Darauf sagte einer der Versucher: ,Muss alles aus der Schrift beurteilt werden? Wer kann sie verstehen? Muss man nicht die Kirchenväter zu ihrer Auslegung heranziehen?‘

Hieronymus erwiderte: ,Was höre ich da? Soll das Wort

falsch sein oder urteilen? Soll es nicht allein gehört werden? Sollen die Menschen mehr gelten als das heilige Wort Gottes? ... Warum hat Paulus seine Bischöfe nicht ermahnt, den Ältesten zu hören, sondern gesagt, die Heilige Schrift kann dich unterweisen? Nein, das nehme ich nicht an, es koste mein Leben. Gott kann es wiedergeben.‘ … Bald darauf fällte man das Todesurteil über ihn. …“2

jetzt kann ich luther unD seine zeit noch besser verstehen.

Ich verstehe Martin Luther jetzt ganz neu und sehe ihn verzweifelt um einen gerechten Gott ringen.

Neben vielen Aussagen Bonaventuras, die ich bejahen kann, fielen mir auch bedeutende Unterschiede auf, die mir die Nöte und Zerrissenheit der Chris-ten jener Zeit näher brachten – Nöte, die letztlich nach einer Reformation schrien.

„Die Freiheit eines Christenmen-schen“ nach Luther zeigt in der Umkehr das Gefangensein in der Abarbeitung aller Stufen auf dem Weg zum Himmel nach Bonaventura auf.

Ich vermisse bei Bonaventura die alltägliche Glaubensfreude in einem einfachen Christenleben, im Bewältigen seiner Pflichten mit Freuden, das Getra-gensein und die Geborgenheit in Gott und dass letztlich alles, was wir tun, nur in der Kraft Gottes geschehen kann und wir in und durch ihn wirken dürfen.

2 e.g. E.G. White, Der große Konflikt, S.113.114.

Da unsere Glaubensgemeinschaft den Begriff „Reformation“ (v. lat. refor-matio = Wiederherstellung, Erneuerung) im Namen trägt, dürfen auch wir uns stets fragen, zu welcher Glaubens-grundlage wir zurückkehren wollen und in welchem Sinne wir erneuern und wiederherstellen wollen. Möge bei all unserem Planen und Arbeiten das Wort Gottes die alleinige Richtschnur sein.

Marcus MüLLer

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Der reine glaube Der urgemeinDe

Um die Hintergründe, die Notwen-digkeit und Absicht der Reformation zu verstehen, müssen wir in die Geschichte, genauer gesagt in die Anfangszeit der jungen christlichen Gemeinde, zurück-gehen. In den ersten Jahrhunderten nach Christus wurden die Christen aufs bitterste durch das heidnische Rom verfolgt. Die Verfolgung hatte ihre Ursache darin, dass die Christen der Urgemeinde noch recht treu an den biblischen Wahrheiten und Lehren Jesu und der Apostel festhielten. Sie bean-spruchten, gegenüber den Heiden und ihrer Göttervielfalt, den einzig wahren und lebendigen Gott, den Schöpfer und seinen Sohn Jesus Christus, anzubeten. Gewiss gab es schon bald nach dem Tod der Apostel aufkommende Irrlehren und „falsche Apostel“, die in die Gemeinde eindrangen. Die Apostel Paulus und Petrus hatten ja vor falschen Brüdern und frühzeitlichem Abfall und Irrlehren gewarnt:

„Denn Das weiss ich, Dass nach meinem abschieD räuberische wölfe zu euch hineinkommen werDen, Die Die herDe nicht schonen;“ aPosteLgeschichte 20,29 „es gab aber auch falsche ProPheten unter Dem volk, wie auch unter euch falsche lehrer sein werDen...“ 2.Petrus 2,1 (schLachter 2000)

Trotzdem war die christliche Gemeinde noch relativ unverdorben von unbiblischen, heidnischen Lehren und stand noch treu zur Lehre Jesu und der Apostel. Auf Grund ihrer Überzeu-gung, allein die Wahrheit zu besitzen,

unter Ausschluss aller anderen Religio-nen, ließen sich die Christen nicht in die Götter- und Religionsvielfalt des römi-schen Pantheons eingliedern. Hinzu kam der römische Kaiserkult, der es ihnen geradezu unmöglich machte, sich Rom zu unterstellen. So sahen die römischen Kaiser sich selbst als Gottheit an und ließen sich als Gott und Hohepriester als „Pontifex Maximus“ (Oberster Brücken-bauer) vom Volk anbeten und verehren. Der Kaiser war somit der politische Herr-scher und zugleich der Hohepriester der heidnischen Religion. Für die Juden und Christen jener Zeit war solche göttliche Verehrung des Kaisers völlig undenkbar. Die Weigerung der Christen, den Kaiser als kyrios (griech. „Herr“) und soter (griech. „Heiland“) zu verehren -Titel die ausschließlich für Christus reserviert waren - hatte schwerwiegende Folgen. Sie wurden zu Staatsfeinden Roms erklärt und als solche aufs härteste verfolgt.

Die zeit kaiser konstantins - Der beginnenDe abfall

Des christentums

Das Blatt sollte sich aber im 4. Jahrhun-dert n. Chr. wenden. Als der römische Kaiser Konstantin an die Macht kam, verkündete er 313 n.Chr. im Mailänder Toleranzedikt die Religionsfreiheit - auch für Christen. Konstantin hatte sich ja der Überlieferung nach 312 n.Chr. bei seinem Sieg gegen seinen Widersacher Maxentius an der Milvischen Brücke zum Christentum bekehrt. Inwieweit seine Bekehrung zum Christentum wirk-lich aufrichtig war, ist fraglich. Denn noch nach seiner vorgeblichen Bekeh-rung, fielen sein Schwiegervater Maximian (310) und selbst seine Frau

Fausta und sein ältester Sohn Crispus (336) Konstantins Machtgier zum Opfer. Erst 337 n.Chr. ließ sich Konstantin kurz vor seinem Tod taufen.1 Noch heute wird in kirchlichen Kreisen Konstantins Wende zum Christentum oftmals als Bekehrung gedeutet. Moderne Histo-riker unterstellen ihm dagegen reines Machtkalkül und geschickte Taktik.2 Sie sehen es als erwiesen an, dass Kons-tantin alles versuchte, um den Zerfall des römischen Imperiums zu verhin-dern und allein aus diesem Grund die Religionseinheit - ähnlich der heutigen Verbindung der Weltreligionen in der Ökumene - im Reich anstrebte.

Nun also war ein vorgeblicher Christ Kaiser. Müde und aufgerieben durch die Verfolgungen der vorherigenen Jahrhunderte, war die junge Christen-heit, vornehmlich in Rom, bereit für Kompromisse. Hatte es im Urchristen-tum weder Priester oder Prediger als Würdenträger gekannt, so erhielten sie nun Ehrentitel, politischen Einfluss und erhebliche finanzielle Zuwendungen vom Kaiser zum Bau von Kirchengebäu-den. Als Gegenleistung zeigte man sich kompromissbereit. Konstantin selbst beanspruchte für sich, wie auch die nachfolgenden Kaiser, den Vorsitz in den in jener Zeit gehaltenen Konzilien, nahm wesentlichen Einfluss auf die christli-che Lehre und verschärfte kirchliche Exkommunikationsurteile durch staatli-che Verbannung.3 Man könnte es als die Geburtsstunde der unbiblischen Verbin-dung von Kirche und Staat bezeichnen, in deren Folge die spätere Inquisition durch die römische Kirche im Mittelal-

1 Chronik des Christentums, S.56.2 ebd. S.55.3 ebd. S.57.

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ter überhaupt erst möglich wurde. Hatte Jesus nicht erklärt

„mein reich ist nicht von Dieser welt;“ Johannes18,36 und zu

einer klaren Trennung von Staat und Gemeinde aufgerufen:

„...so gebt Dem kaiser, was Des kaisers ist, unD gott, was gottes ist.“ Lukas 20,25?

Das Christentum wurde nun zwar anerkannt, geriet aber durch seine Öffnung und Kompromissbereitschaft zugleich immer tiefer in den gefährlichen Einflussbereich heidnischer Lehren und Bräuche, sowie giechisch- philosophi-scher Denkweise, die nun immer stärker die reine christliche Lehre verwässer-ten und verfälschten. Das Wort Gottes wurde uminterpretiert und philosophi-scher Denkweise angepasst. Als Beispiel der Einführung heidnischer Bräuche sei hier nur die Sonntagsfeier genannt, die Konstantin 321 n. Chr. -entgegen dem göttlichen Sabbatgebot (4. geBot, 2.Mose 20, 8-11) des siebenten Tages (Samstag) - einführte. Der Sonntag (Dies solis) galt bei den Römern lange Zeit zuvor als „Tag des Sonnengottes“ Mithras und „Sol invictus“. Abschließend kann man sagen, dass die von Konstantin in Gang gesetzte Ökumene - die Verschmelzung heidnischer Religionen und Brauchtums mit dem christlichen Glauben - für die Christen weitaus schlimmere Folgen hatte, als die Verfolgungen zuvor. So passte sich die Mehrheit der Christen dem Zeitgeist an:

Nicht nur die Gemeinden, auch der Klerus verweltlichte zunehmend. Heid-nische Bräuche, Machtmissbrauch, Machtgerängel, Korruption, Simonie (Ämterkauf) und Intrigenspiel fanden

Einlass in die einst so glaubenstreuen christlichen Gemeinden.4 Die Weichen für den im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte kommenden, noch viel größeren Abfall von der biblischen Wahrheit, waren gestellt ...

machtwechsel in rom - vom heiDnischen

zum PäPstlichen rom

Als Kaiser Konstantin schließlich im Jahr 330 n. Chr. seinen Amtssitz nach Konstantinopel verlegte und Westrom 476 endgültig durch die Völkerwande-rung zerfiel, geriet die alte Hauptstadt ins politische Abseits. Das entstan-dene Machtvakuum wurde jedoch sehr schnell durch den Bischof von Rom ausgefüllt. Die geistliche und politische Macht, und selbst der Titel des römi-schen Kaisers „Pontifex Maximus“, ging erstaunlicher Weise auf den Bischof von Rom über. Ein Titel, den die Päpste bis heute für sich beanspruchen. Seltsam, wenn man bedenkt, dass dies einst der Titel des heidnischen Oberpriesters der römischen Vielgötterei war. So kam es, dass die römische Kirche erheblich an Macht und politischem Einfluss zunahm. Das heidnische Rom ging zunehmend in das päpstliche Rom über.

Entgegen der öffentlichen Verkündi-

gung auch heutiger Kirchenvertreter, dass die Päpste in der direkten Nach-folge des Apostel Petrus stünden, wird erst Leo der Große (440-461) von Kirchenhistorikern als der erste Papst bezeichnet und anerkannt.5 Allerdings war auch er zunächst noch mit dem Bischof von Konstantinopel gleichge-4 ebd. S.57. 5 ebd. S.70.

stellt. Erst das Dekret Justinians von 533, das aber erst 538 nach der Vertrei-bung der Ostgoten aus Rom in Kraft trat, erhob den Bischof von Rom zum „Haupt aller Kirchen und aller Priester Gottes“ und zum „obersten Richter aller Ketzer“. Das Jahr 538 n. Chr. kann somit als das eigentliche Geburtsjahr des Papsttums betrachtet werden, denn erst durch dieses Dekret gelangte das Papsttum, und damit die Römisch-Katholische Kirche, zu ihrer Vorherrschaft und Macht im Mittelalter. Schon im 4. Jahrhundert kam die Behauptung auf, wonach das Papsttum und das Papstamt direkt auf die Zeit der Apostel in Rom zurückweist. Historisch ist diese Behauptung aller-dings nicht haltbar. Auch wenn bis heute beispielsweise im Petersdom in Rom in den Papstgrotten anhand einer darge-stellten Liste der Päpste versucht wird, den Eindruck zu erwecken, als würden sich die Päpste lückenlos bis in die Zeit des Apostel Petrus in Rom zurückver-folgen lassen. Dem ist aber in Wahrheit nicht so. Historische Tatsache ist, dass das Papstamt und auch der Titel „Papst“ den Christen in den ersten Jahrhunder-ten völlig unbekannt waren und nicht in den Sinn kamen. Auch im heidnischen Rom war ein Papstamt oder Papsttum in den ersten Jahrhunderten unbekannt. Vermutlich hätten die Urchristen bereits bei der Anrede des Papstes mit „papa“ (lat. „Vater“) ähnliche Schwierigkei-ten gehabt, wie zuvor bei der von Rom geforderten Verehrung des Kaisers als „Gott“. Denn Jesus hatte gesagt:

„nennt auch niemanD auf erDen euren vater; Denn einer ist euer vater, Der im himmel ist.“ Matthäus 23,9

Bemerkenswert ist auch, dass die Bibel, insbesondere in den Briefen an die

„wir haben babel heilen wollen, aber es wollte nicht

geheilt werDen. verlasst es unD lasst uns jeDer in sein lanD

ziehen; Denn sein gericht reicht bis zum himmel unD steigt bis

zu Den wolken emPor!“ JereMia 51,9

schLachter 2000/ thoMPson BiBeL

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Am 17. Juli 1505 trat Luther in das Augustiner-Kloster in Erfurt ein. Obwohl Luther alles versuchte, um durch „gute Werke“ und „Selbstkasteiung“ im Mönchsleben Frieden mit Gott zu erhalten, geriet er zunehmend in Gewis-sensnot. Schließlich empfahl ihm sein Beichtvater ein Theologiestudium und versetzte ihn dazu im Herbst 1508 nach Wittenberg. Als Luther im Jahr 1511 im Rahmen seiner Pilgerreise nach Rom gelangte, war er schockiert: „Als er sich unter die Mönche und Bürger mischte, traf er Verschwendung und Ausschweifung an ... „Man kann es nicht glauben, welche Sünden und Schandtaten in Rom geschehen; Man muss es sehen, um es zu glauben...“11

Ein weiteres Schlüsselerlebnis Luthers in Rom war der Besuch der „scala sancta“, der heiligen Treppe, auf der die Gläubigen auf Knien empor rutschten, um nach katholischem Glauben Verge-bung bzw. Ablass für ihre Sünden zu erlangen. Hier war es, wo Luther für sich die göttliche Stimme vernahm:

„Der gerechte wirD seines glaubens leben!“ röMer 1, 16.17

Nach seiner Rückkehr aus Rom erhielt er im Jahr 1512 den Titel „Doktor der Theologie“. Als Katholik, der Martin Luther war, waren ihm die katholi-schen Lehren bestens bekannt. Im Laufe seines Bibelstudiums erkannte Luther jedoch immer mehr die Widersprüche zur kirchlichen Lehre und „wie gefähr-lich es war, menschliche Theorien über das Wort Gottes zu erheben.“12

Eine solche unbiblische Lehre sollte den Stein der Reformation ins Rollen bringen: Der blühende Ablasshandel unter Johannes Tetzel (1460-1519). Als Folge des Ablasshandels schlug Luther am Vorabend des katholischen Festes „Allerheiligen“ seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg. Durch die von Luther veröffentlichten Thesen wurde in Deutschland das Licht der Reformation angezündet und breitete sich im Laufe der Zeit durch Refor-matoren wie Ulrich Zwingli (Schweiz), Johannes Calvin (Frankreich), John Knox (Schottland) und William Tyndale (England), in Europa aus. Die öffentliche Diskussion um die Dogmen und Ansprü-che der Kirche Roms wurde, unter ständiger Lebensgefahr der Reformato-ren, bis vor Fürsten, Könige und Kaiser getragen.

11 E.G. White, Der große Konflikt, S. 141. 12 ebd. S. 142.

Die Absicht der Reformation - die Chance der Kirche, Gottes Willen zu erkennen...

Römer, nichts davon berichtet, dass der Apostel Petrus überhaupt in Rom war und dort etwa als erster Papst ein Amt innehatte. Im Gegenteil. Die Bibel beschreibt Petrus als den Apostel für die Juden und Paulus als den Apostel für die Heiden (gaLater 2,7.8.; 2.tiMothäus 1,11.) Was also, wenn Petrus gar nicht in Rom war? Könnte es sich bei der Lehre von der päpstlichen Nachfolge des Apostel Petrus womöglich nur um eine Legende handeln, um das päpst-liche Primat zu rechtfertigen? Ähnlich der „Konstantinischen Schenkung“ etwa, einer Urkunde die sich im 8. Jahr-hundert als mittelalterliche Fälschung erwies, in der Kaiser Konstantin angeb-lich Rom das Abendland und sogar „das gesamte Erdenrund“ an Papst Silvester geschenkt habe? - mit der das päpstli-che Rom aber über Jahrhunderte seine Machtansprüche geltend machte?!6 Was die Christenverfolgung der vergange-nen Jahrhunderte nicht geschafft hatte, nämlich den reinen christlichen Glauben zu zersetzen, war Konstantin nun durch seine Kompromisspolitik und Ökumene gelungen.

von Der bibel zur kirchlichen traDition

Im Laufe der nachfolgenden Jahrhun-derte wurde die Autorität systematisch immer mehr von Christus und dem Worte Gottes weggenommen und dem Papst-tum und Päpsten übertragen. In diese Staatskirche wurden die Menschen oft zwangweise hineingetauft und später von Geburt an zu Mitgliedern gemacht, ohne jede Entscheidungsmöglichkeit. So wurde mit dieser Zwangsmitglied-schaft die Grundlage zur Volkskirche und mit der Einführung der Kirchen-steuer die finanzielle Basis für die Macht der Kirche geschaffen. Im Laufe der über 1260 Jahre Vorherrschaft des Papst-tums wurden viele weitere lehrmäßige Veränderungen vorgenommen, so dass vom ursprünglichen Glaubensgut kaum mehr etwas zu finden war. War bereits 321-364 auf dem Konzil von Laodi-zea die Sonntagsfeier kirchenrechtlich verankert worden, folgten weitere, den Aposteln unbekannte Lehren: 337 die Heiligenverehrung, 366 das Rosenkranz-beten, 394 die Messe (Wandlung der Hostie und des Weines in den tatsächli-chen Leib Jesu und sein Blut), die Lehre ewiger Hölle 590 n. Chr., der Ablass-handel 799, die Marienverehrung 850, Zölibat 1022, der Beichtstuhl 1198, der Amtstitel des Papstes „Stellvertre-ter Christi“ im 12. Jahrhundert, Verbot des Bibellesens 1299, die Kindertaufe

6 www.wikipedia.de

1311. Im Jahr 1563 wurde die kirchliche Autorität und Tradition über die Bibel gestellt sowie der Reliquienkult bestä-tigt. Im Jahr 1870 wurde das Dogma der „Unfehlbarkeit des Papstes“ eingeführt.7

Nicht nur die eingeführten Lehren, auch die Gewänder und Farben, Purpur und Scharlachrot, des Vatikaninven-tars, der Päpste, Bischöfe und Kardinäle haben ihren Ursprung nicht in der Bibel, sondern entstammen heidnischer Reli-gion und Priesterschaft, ebenso der Mönchskult. Alle heidnischen Feste, die auf die Sonnenanbetung hinweisen, wurden vom Papsttum in das Chris-tentum übernommen. Weihnachten am 25.Dezember war beispielsweise der Geburtstag des Sonnengottes „Sol Invictus“, Mariä Verkündigung am 25.März war das heidnische Fest der Göttin Cybele, Ostern wurde an diesem Datum zu Ehren der babylonischen Göttin Ischtar (Ostera) gefeiert, auch das katholische Fest der Geburt des Heiligen Johannes am 24. Juni war ursprünglich der Tag der heidnischen Sonnenwend-feier des babylonischen Gottes Tammuz (Bel)8

Die notwenDigkeit einer reformation

Aus dieser historischen Betrachtung heraus wird verständlich, dass die Zeit für eine Reformation der Kirche längst fällig war. Die christliche Autorin Ellen G. White schrieb dazu:

„Unter denen, welche berufen wurden, die Gemeinde aus der Fins-ternis des Papsttums in das Licht eines reineren Glaubens zu führen, stand Martin Luther zuvorderst.“9

Martin Luther wurde am 14. Novem-ber 1483 in Eisleben, in einfachen Verhältnissen, geboren. Ein Studium an der Universität Erfurt schloss er mit dem „Magister artium“ ab.

Sie schreibt weiter: „Während Luther eines Tages die Bücher in der Universitätsbibliothek unter-suchte, entdeckte er eine lateinische Bibel. Solch ein Buch hatte er nie zuvor gesehen. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es überhaupt exis-tierte ... Nun blickte er zum ersten Mal auf eine ganze Bibel. Engel vom Himmel waren ihm zur Seite und Strahlen des Lichts vom Throne Gottes offenbarten seinem Verständ-nis die Schätze der Wahrheit.“10 7 W. Veith, Auf die Wahrheit kommt es an, S.119.8 A. Hislop, Von Babylon nach Rom, S.85, S.93, S.103.9 E.G. White, Der große Konflikt, S. 134. 10 ebd. S. 138.

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Die Absicht der Reformation - die Chance der Kirche, Gottes Willen zu erkennen...

eine chance für Die kirche: Das ursPrüngliche ziel Der

reformation

Luther dachte ursprünglich nicht daran, sich von der katholischen Kirche zu trennen oder eine Kirchenspaltung hervorzurufen.13 Vielmehr ging es Martin Luther darum, wieder zur Quelle der Offenbarung, dem Wort Gottes, zurück-zukehren („sola scriptura“) und nicht menschliche Lehren und Tradition über den geoffenbarten Willen Gottes zu stellen. Doch die Kirche war zu einer Erneuerung bzw. Rückkehr zum bibli-schen Fundament nicht bereit sondern versuchte alles, bis hin zum Tod auf dem Scheiterhaufen, die Reformatoren als vorgebliche Ketzer zum Schweigen zu bringen. So wie das antike Babylon,14 wollte sich auch das endzeitliche Babylon, die Kirche Roms, nicht heilen lassen. So berief die Kirche zwischen 1545 und 1563 das Konzil von Trient, auf dem die Lehren, die von den Reformatoren als unbiblisch nachgewie-sen und angegriffen worden waren, erneut bestätigt wurden. Zwar wurde der g e w i n n b r i n g e n d e Ablasshandel aufge-hoben, die Lehre vom Ablass blieb jedoch erhalten.15 Bis heute wurde keine der falschen Lehren und Ketzerurteile gegen die Reformatoren aufgehoben. Fast unglaublich ist aus diesem Zusam-menhang heraus die Tatsache, dass seitens der evangelischen Kirche Deutschlands 1996 durch den damali-gen evangelischen Bischof Engelhardt gegenüber Papst Johannes Paul II erklärt wurde, dass man es seitens der evange-lischen Kirche begrüßen würde, wenn die „im 16. Jahrhundert ausgesproche-nen Lehrverurteilungen das heutige Verhältnis der Kirchen nicht mehr belas-ten ...“ sondern „der Vergessenheit anheimgegeben würden.“16 Mit dieser erstaunlichen Aussage von protestanti-scher Seite her kann man sagen, dass die Reformation seit 1996 offiziell als beendet gilt (!), und das, obwohl Rom in seinen unbiblischen Dogmen und Ketzer-urteilen weiterhin verharrt. Was würde Martin Luther wohl angesichts all dessen zur 500-Jahrfeier der Reformation, zum

13 vgl. E.G. White, Der große Konflikt, S.124.14 vgl. Jeremia 51,915 W. Veith, Auf die Wahrheit kommt es an, S.155.16 Tagesspiegel 23.6.1996

Lutherjahr 2017, sagen? Würde er sich nicht wundern, dass der Protestan-tismus heute nach 500 Jahren unter Missachtung all der Märtyrer, die einst bereit waren ihr Leben für die Befreiung vom römischen Joch zu geben, genau der Kirche die Hände reicht, die bis heute an ihren unbiblischen Lehren fest-hält und die diese Märtyrer einst dem Feuer übergeben hat? Für Bibelleser kommen die heutigen Entwicklungen allerdings nicht überraschend. In der Offenbarung des Johannes wurde ein endzeitliches Kirchensystem unter dem Begriff „Babylon“ vorausgesagt. Dieses religiöse, von Gott in Wahrheit abge-fallene System, sah Johannes in einer Stadt auf sieben Hügeln entstehen. Johannes bezeichnet dieses endzeitli-

che Babylon auch als die „Mutter der abge-fallenen Kirchen“17 Die „Kinder“ dieser Kirche können also nur solche Kirchen sein, die einst von der Kirche Roms ausge-gangen waren, aber schließlich wieder zur Mutter-Kirche zurückkehren - also die protestantischen Kirchen, die gleichfalls die von Gott gewollte Reformation ableh-nen. Dass die Kirche von Rom sich tatsäch-lich selber auch als

„Mutterkirche“ bezeichnet, kann man noch heute an einer Inschrift am Haupt-eingang der Lateran-Basilika in Rom sehen.

babylon unD Der ProPhezeite glaubensabfall

vor Der wieDerkunft christi

Aber nicht nur Johannes, auch der Apostel Paulus sagte voraus, dass vor dem 2. Kommen Jesu Christi auf diese Welt ein weltweiter Glaubensabfall kommen würde. Warum benutzt die Bibel nun im Neuen Testament den Begriff Babylon? Bereits im Alten Testa-ment war das antike Babylon nicht nur bekannt für seinen Reichtum und Götzendienst, sondern auch für seine Schwelgerei und den Turm zu Babel. Schon damals wollten die Menschen, dem biblischen Bericht nach - entge-gen dem Willen Gottes - ein großes Weltreich schaffen, anstatt sich über den Erdkreis zu verbreiten, wie Gott es eigentlich vorgesehen hatte. Wegen seines Ungehorsams und Götzendiens-

17 vgl. Offenbarung 17,5

tes fiel Babylon schließlich unter das Gericht Gottes und wurde dem Unter-gang geweiht.18 Heute nun sehen wir, wie im Rahmen der „Neuen Weltord-nung“ versucht wird - ähnlich wie einst im antiken Babylon - einen globalen Superstaat mit einer Weltregierung, einer Weltwirtschaft und einer Weltre-ligion aufzurichten. Weltweit werden wieder gewaltige Türme wie z.B. der Burj Khalifa (830m) in Dubai oder das neue „One World Tradecenter“ (541m) in New York gebaut, deren Spitze bis in den Himmel reicht - wie im alten Babylon. Doch so wie das antike Babylon, steht auch dieses endzeitliche Babylon - das Konglomerat aller heidnischen und vorgeblich christlichen Religionen der Ökumene und ihre Verbindung mit den Kaufleuten und Staatsleuten der Welt-, wegen seines Abfalls vom einzi-gen und wahren Gott und seinem Sohn Jesus Christus, nicht unter dem Segen sondern unter dem Gericht Gottes. Dieses Gericht wird nach den Aussagen des Johannes alle Menschen, die sich in diesem letzten weltweiten Glaubensab-fall von Gott anschließen, insbesondere aber die christlichen Kirchen, treffen, weil sie das Heilsangebot Gottes, die Rückkehr zur biblischen Wahrheit durch eine grundlegende Reformation abge-lehnt haben - sich nicht heilen lassen wollten - wodurch sie zum Licht für alle Völker gewesen wären. Deshalb ergeht heute auch der Aufruf Gottes an die Welt und all seine Kinder, das endzeitli-che Babylon vor der Wiederkunft Christi und dem damit einhergehenden Weltge-richt zu verlassen:

„unD nach Diesem sah ich einen engel aus Dem himmel herabsteigen, Der hatte grosse vollmacht, unD Die erDe wurDe erleuchtet von seiner herrlichkeit. unD er rief kraftvoll mit lauter stimme unD sPrach: gefallen, gefallen ist babylon Die grosse ... unD ich hörte eine anDere stimme aus Dem himmel, Die sPrach: geht hinaus aus ihr mein volk, Damit ihr nicht ihrer sünDen teilhaftig werDet unD Damit ihr nicht von ihren Plagen emPfangt... unD es werDen sie beweinen unD sich ihretwegen an Die brust schlagen Die könige Der erDe, Die mit ihr unzucht getrieben unD üPPig gelebt haben, wenn sie Den rauch ihrer feuersbrunst sehen; unD sie werDen von ferne stehen...unD sagen: wehe, wehe, Du grosse staDt babylon, Du gewal-tige staDt; Denn in einer stunDe ist Dein gericht gekommen.“ offenBarung kaP.18, Verse1,4,9,10

roBert rögLin

18 vgl. 1.Mose Kap.11; Daniel Kap.5

mit Dieser erstaunlichen aussage von

Protestantischer seite her kann

man sagen, Dass Die reformation

seit 1996 offiziell als beenDet gilt

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Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der

Schlosskirche zu Wittenberg. Damit löste er ein Erdbeben aus, das die römisch-katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern sollte. Inzwi-schen sind Zweifel aufgekommen, ob der Thesenanschlag wirklich stattgefun-den hat: Einiges spricht dafür, einiges dagegen. Fest steht aber, dass Luther der Autor dieser Schrift ist.Er verfasste sie auf Latein, weil er an eine sachliche Erörterung innerhalb des akademischen, innerkirchlichen Umfeldes dachte. Diese Disputationen entsprachen durchaus den Gepflogen-heiten seiner Zeit und dienten unter anderem dazu, die Eignung und Befä-higung der Universitätsdozenten unter Beweis zu stellen. Luther selbst stellte in den Jahren zuvor eine ganze Reihe anderer Thesen zu verschiedenen Themen auf und sein Freund und Kollege Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, brachte im gleichen Jahr 1517 einhun-dertzweiundfünfzig Thesen gegen die scholastische Theologie heraus.

Thesen aufzustellen und zu diskutie-ren war also für das gebildete Publikum nichts Besonderes, neu war aber in diesem Fall der Inhalt. Als Luther seine Thesen veröffentlichte, war er noch ein treuer und ergebener Sohn der Kirche, und er glaubte weiterhin an die Ablass-lehre und an den Papst: „Wer gegen die Wahrheit der päpstlichen Ablässe spricht, der sei gebannt und verflucht“1. Trotzdem ließ er sich nicht nehmen, die Wirksamkeit der Ablässe stark einzu-schränken2 und die päpstliche Geldgier zu kritisieren.3

Was Luther nicht ertragen konnte, war die theologische Verzerrung und die Schamlosigkeit der Ablasskrämer: 1 These Nr. 712 Thesen Nr. 5 und 6 3 These Nr. 86

„Wer aber seine Aufmerksamkeit auf die Willkür und Frechheit in den Worten eines Ablasspredigers richtet, der soll gesegnet sein.“.4

gelD unD religion

„Die katholische Kirche hatte die Gnade Gottes zu einem Handelsgut herabgewürdigt. […] Tetzel bestieg die Kanzel und pries die Ablässe als eine kostbare Gabe Gottes. Er erklärte, dass durch seine Ablass-zettel dem Käufer alle Sünden, ‚auch noch so ungeheuerliche, welche der Mensch noch begehen möchte‘, verziehen würden. ‚Es wäre nicht Not, Reue noch Leid oder Buße für die Sünde zu haben‘. Seine Ablässe besäßen die Kraft, Lebende und Tote zu retten.“5

Der Dominikaner verstieg sich zu der Behauptung, seine Ablassbriefe seien so wirkungsvoll, dass sie selbst einen Mann von seiner Sünde befreien könnten, der sich an der Mutter Gottes verginge. Luther erwiderte, ohne ihn namentlich zu erwähnen, mit seiner 75. These: „Zu glauben, dass die päpstli-chen Ablässe stark genug seien, einen Menschen loszusprechen, auch wenn er, was ganz unmöglich ist, die Mutter Gottes geschändet hätte, ist völliger Wahnsinn.“

In der 27. und 28. These griff er einen damals gängigen Slogan auf, um die Gier der Ablassprediger anzuprangern.

„Mit einem einzigen Satz zieht Luther dem Tetzel ‚vnnd all die mit jm vnter der Decken lagen‘ den Boden unter den Füßen weg: ‚Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekom-men‘. Er wollte, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei.“6

4 These Nr. 72 5 E.G. White, Der große Konflikt, S. 126-128.6 Willi Winkler: Luther – ein deutscher Rebell, Berlin 2016, S. 173.

Wie gesagt verfasste Luther seine Thesen in lateinischer Sprache, weil er an eine Diskussion im engen Kreis der Fachleute dachte. Fairerweise sandte er ein Exemplar auch an Johannes Teztel, den Ablassverkäufer, und an Albrecht von Brandenburg, den päpstlichen Ablassbeauftragten für Deutschland.

Den Thesen fügte er einen Brief bei, mit dem er den Empfänger ermahnte, die Auswüchse des Ablasshandels einzu-stellen. Damit erreichte Luther genau das Gegenteil von dem, was er beab-sichtigte. Er wusste nicht, dass sein Adressat verzweifelt Geld brauchte und er mit seinem Schritt ein durchorgani-siertes Geschäftsmodell durchkreuzte. Seine Thesen waren ein Angriff auf das Finanzsystem sowohl des Erzbischofs als auch des Papstes.

Albrecht von Brandenburg war ein Ämterjäger und hatte es schon zum Bischof von Magdeburg und Erzbischof von Mainz gebracht. „Dabei waren enorme Bestechungsgelder geflossen, weil der Kandidat erstens noch zu jung war und zweitens eine Doppelbesetzung kirchenrechtlich ausdrücklich verboten war. Befreien konnte davon ein speziel-ler päpstlicher Dispens – gegen sehr viel Geld. Um die mittlerweile aufgehäuf-ten 50.000 Gulden Schulden zu tilgen, wandte sich Albrecht an das Bankhaus Fugger. Dieses streckte den Betrag vor, weil es Aussicht auf erheblichen Gewinn gab. Denn Albrecht hatte die Idee, am im Deutschen Reich verbreiteten Peters-ablass zu partizipieren. Die Hälfte der Einnahmen sollte nach Rom gehen, die andere der Tilgung der Schulden beim Bankhaus Fugger dienen, das den Handel selbstverständlich nicht kosten-los bewerkstelligte. Jeder Gulden floss also in drei Taschen: die des Papstes, die des Erzbischofs und die der Fuggers.“7 7 Martin Luther: Die 95 Thesen. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Karl-Heinz Göttert, Frankfurt am Main 2016, S. 114.

LUTHER, DER ABLASS UND DIE 95 THESEN

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8. Die kirchenrechtlichen Bußsat-zungen sind allein den Lebenden auferlegt; nach denselben darf Sterben-den nichts auferlegt werden.

9. Daher erweist uns der Heilige Geist eine Wohltat durch den Papst, indem dieser in seinen Dekreten Tod- und Notsituationen immer ausnimmt.

10. Dumm und übel handeln diejenigen Priester, die Sterbenden kirchenrechtliche Bußstrafen für das Fegfeuer vorbehalten.

11. Jenes Unkraut von kirchli-cher Bußstrafe, die in Fegfeuerstrafe umgewandelt werden muss, ist offen-bar gerade, als die Bischöfe schliefen, ausgesät worden.

12. Einst wurden kirchliche Bußstrafen nicht nach, sondern vor der Lossprechung auferlegt, gleichsam als Proben echter Reue.

13. Sterbende lösen mit dem Tod alles ein; indem sie den Gesetzen des Kirchenrechts gestorben sind, sind sie schon deren Rechtsanspruch enthoben.

14. Die unvollkommene geistliche Gesundheit oder Liebe des Sterbenden bringt notwendig große Furcht mit sich; diese ist umso größer, je geringer jene ist.

15. Diese Furcht und dieses Erschrecken sind für sich allein hinrei-chend – ich will von anderem schweigen –, um Fegfeuerpein zu verursachen, da sie dem Schrecken der Verzweiflung äußerst nahe sind.

16. Hölle, Fegfeuer, Himmel scheinen sich so zu unterscheiden wie Verzweiflung, Fast-Verzweiflung, Gewissheit.

17. Es scheint notwendig, dass es für Seelen im Fegfeuer ebenso ein Abnehmen des Schreckens wie auch ein Zunehmen der Liebe gibt.

18. Und es scheint weder durch Gründe der Vernunft noch der Heiligen Schrift erwiesen zu sein, dass Seelen im Fegfeuer außerhalb eines Status von Verdienst oder Liebeswachstum sind.

19. Und auch dies scheint nicht erwiesen zu sein, dass sie wenigstens alle ihrer Seligkeit sicher und gewiss sind, mögen schon wir davon völlig überzeugt sein.

20. Deshalb meint der Papst mit „vollkommener Erlass aller Strafen“ nicht einfach „aller“, sondern nur derje-nigen, die er selbst auferlegt hat.

21. Es irren daher diejenigen Ablassprediger, die da sagen, dass ein Mensch durch Ablässe des Papstes von jeder Strafe gelöst und errettet wird.

22. Ja, der Papst erlässt den Seelen im Fegfeuer keine einzige Strafe, die sie nach den kirchenrechtlichen Bestimmungen in diesem Leben hätten abtragen müssen.

23. Wenn überhaupt irgendein Erlass aller Strafen jemandem gewährt werden kann, dann ist gewiss, dass er nur den Vollkommensten, d. h. den Aller-wenigsten gewährt werden kann.

Die 95 Thesen im Einzelnen Aus Liebe zur Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen, sollen die folgenden Thesen in Wittenberg disputiert werden unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Pater Martin Luther, Magister der freien Künste und der heiligen Theologie, dort auch ordentlicher Professor der Theologie. Daher bittet er jene, die nicht

anwesend sein können, um mit uns mündlich zu debattieren, dies in Abwesenheit schriftlich zu tun. Im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Amen.

Eine vierte Tasche, in die das Geld floss, und die hier nicht erwähnt wird, war die des Tetzels selbst: monatlich drei-hundert Gulden. Zum Vergleich: Der Hofmaler Lucas Cranach verdiente im ganzen Jahr einhundert Gulden und der Tagelöhner einen Gulden die Woche…

Albrecht von Brandenburg antwor-tete nicht auf Luthers Thesen, aber er verstand deren Tragweite und Gefähr-lichkeit und leitete sie gleich an die Universität Mainz weiter, damit ein Ketzerprozess gegen den Verfasser so bald wie möglich eingeleitet wurde. Ebenfalls informierte er Papst Leo X.Aber auch andere erkannten schnell die

Brisanz der Schrift, übersetzten sie ins Deutsche und brachten sie unters Volk. Die Thesen verbreiteten sich wie ein Lauffeuer in Deutschland und in ganz Europa und führten schließlich zu jener politischen und religiösen Umwälzung, die als protestantische Reformation in die Geschichte eingegangen ist und bis heute nachwirkt.

franco di franca

1. Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekom-men“, wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei.

2. Dieses Wort darf nicht auf die sakramentale Buße gedeutet werden, das heißt, auf jene Buße mit Beichte und Genugtuung, die unter Amt und Dienst der Priester vollzogen wird.

3. Gleichwohl zielt dieses Wort nicht nur auf eine innere Buße; ja, eine innere Buße ist keine, wenn sie nicht äußerlich vielfältige Marter des Flei-sches schafft.

4. Daher bleibt Pein, solange Selbstverachtung, das ist wahre innere Buße, bleibt, nämlich bis zum Eintritt in das Himmelreich.

5. Der Papst will und kann nicht irgendwelche Strafen erlassen, außer denen, die er nach dem eigenen oder nach dem Urteil von Kirchenrechtssät-zen auferlegt hat.

6. Der Papst kann nicht irgend-eine Schuld erlassen; er kann nur erklären und bestätigen, sie sei von Gott erlassen. Und gewiss kann er ihm selbst vorbehaltene Fälle erlassen; sollte man diese verachten, würde eine Schuld geradezu bestehen bleiben.

7. Überhaupt niemandem vergibt Gott die Schuld, ohne dass er ihn nicht zugleich – in allem erniedrigt – dem Priester, seinem Vertreter, unterwirft.

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24. Unausweichlich wird deshalb der größte Teil des Volkes betrogen durch jene unterschiedslose und groß-spurige Zusage erlassener Strafe.

25. Die Vollmacht, die der Papst über das Fegfeuer im allgemeinen hat, hat jeder Bischof und jeder Pfarrer in seiner Diözese und in seiner Pfarrei im besonderen.

26. Der Papst tut sehr wohl daran, dass er den Seelen nicht nach der Schlüsselgewalt, die er so gar nicht hat, sondern in Gestalt der Fürbitte Erlass gewährt.

27. Lug und Trug predigen dieje-nigen, die sagen, die Seele erhebe sich aus dem Fegfeuer, sobald die Münze klingelnd in den Kasten fällt.

28. Das ist gewiss: Fällt die Münze klingelnd in den Kasten, können Gewinn und Habgier zunehmen. Die Fürbitte der Kirche aber liegt allein in Gottes Ermes-sen.

29. Wer weiß denn, ob alle Seelen im Fegfeuer losgekauft werden wollen, wie es nach der Erzählung bei den Heili-gen Severin und Paschalis passiert sein soll.

30. Keiner hat Gewissheit über die Wahrhaftigkeit seiner Reue, noch viel weniger über das Gewinnen vollkomme-nen Straferlasses.

31. So selten einer wahrhaftig Buße tut, so selten erwirbt einer wahr-haftig Ablässe, das heißt: äußerst selten.

32. In Ewigkeit werden mit ihren Lehrern jene verdammt werden, die glauben, sich durch Ablassbriefe ihres Heils versichert zu haben.

33. Ganz besonders in Acht nehmen muss man sich vor denen, die sagen, jene Ablässe des Papstes seien jenes unschätzbare Geschenk Gottes, durch das der Mensch mit Gott versöhnt werde.

34. Denn jene Ablassgnaden betreffen nur die Strafen der sakramen-talen Satisfaktion, die von Menschen festgesetzt worden sind.

35. Unchristliches predigen dieje-nigen, die lehren, dass bei denen, die Seelen loskaufen oder Beichtbriefe erwerben wollen, keine Reue erforder-lich sei.

36. Jeder wahrhaft reumütige Christ erlangt vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld; der ihm auch ohne Ablassbriefe zukommt.

37. Jeder wahre Christ, lebend oder tot, hat, ihm von Gott geschenkt, teil an allen Gütern Christi und der Kirche, auch ohne Ablassbriefe.

38. Was aber der Papst erlässt und woran er Anteil gibt, ist keineswegs zu verachten, weil es – wie ich schon sagte – die Kundgabe der göttlichen Verge-bung ist.

39. Selbst für die gelehrtes-ten Theologen ist es ausgesprochen schwierig, vor dem Volk den Reichtum der Ablässe und zugleich die Wahrhaf-tigkeit der Reue herauszustreichen.

40. Wahre Reue sucht und liebt die Strafen; der Reichtum der Ablässe aber befreit von ihnen und führt dazu, die Strafen – zumindest bei Gelegenheit – zu hassen.

41. Mit Vorsicht sind die (päpst-lich-)apostolischen Ablässe zu predigen, damit das Volk nicht fälschlich meint, sie seien den übrigen guten Werken der Liebe vorziehen.

42. Man muss die Christen lehren: Der Papst hat nicht im Sinn, dass der Ablasskauf in irgendeiner Weise den Werken der Barmherzigkeit gleichge-stellt werden solle.

43. Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als wenn er Ablässe kaufte.

44. Denn durch ein Werk der Liebe wächst die Liebe, und der Mensch wird besser. Aber durch Ablässe wird er nicht besser, sondern nur freier von der Strafe.

45. Man muss die Christen lehren: Wer einen Bedürftigen sieht, sich nicht um ihn kümmert und für Ablässe etwas gibt, der erwirbt sich nicht Ablässe des Papstes, sondern Gottes Verachtung.

46. Man muss die Christen lehren: Wenn sie nicht im Überfluss schwim-men, sind sie verpflichtet, das für ihre Haushaltung Notwendige aufzube-wahren und keinesfalls für Ablässe zu vergeuden.

47. Man muss die Christen lehren: Ablasskauf steht frei, ist nicht geboten.

48. Man muss die Christen lehren: Wie der Papst es stärker braucht, so wünscht er sich beim Gewähren von Ablässen lieber für sich ein frommes Gebet als bereitwillig gezahltes Geld.

49. Man muss die Christen lehren: Die Ablässe des Papstes sind nütz-lich, wenn die Christen nicht auf sie vertrauen, aber ganz und gar schäd-lich, wenn sie dadurch die Gottesfurcht verlieren.

50. Man muss die Christen lehren: Wenn der Papst das Geldeintreiben der Ablassprediger kennte, wäre es ihm lieber, dass die Basilika des Heiligen Petrus in Schutt und Asche sinkt als dass sie erbaut wird aus Haut, Fleisch und Knochen seiner Schafe.

51. Man muss die Christen lehren: Der Papst wäre, wie er es schuldig ist, bereit, sogar durch den Verkauf der Basilika des Heiligen Petrus, wenn es sein müsste, von seinem Geld denen zu geben, deren Masse gewisse Ablasspre-diger das Geld entlocken.

52. Nichtig ist die Heilszuversicht durch Ablassbriefe, selbst wenn der Ablasskommissar, ja, sogar der Papst selbst, seine Seele für sie verpfändete.

53. Feinde Christi und des Papstes sind diejenigen, die anordnen, wegen der Ablasspredigten habe das Wort Gottes in den anderen Kirchen völlig zu schweigen.

54. Unrecht geschieht dem Wort Gottes, wenn in ein und derselben Predigt den Ablässen gleichviel oder längere Zeit gewidmet wird wie ihm selbst.

55. Meinung des Papstes ist unbe-dingt: Wenn Ablässe, was das Geringste ist, mit einer Glocke, einer Prozes-sion und einem Gottesdienst gefeiert werden, dann muss das Evangelium, das das Höchste ist, mit hundert Glocken, hundert Prozessionen, hundert Gottes-diensten gepredigt werden.

56. Die Schätze der Kirche, aus denen der Papst die Ablässe austeilt, sind weder genau genug bezeichnet noch beim Volk Christi erkannt worden.

57. Zeitliche Schätze sind es offen-kundig nicht, weil viele der Prediger sie nicht so leicht austeilen, sondern nur einsammeln.

58. Es sind auch die Verdienste Christi und der Heiligen; denn sie wirken ohne Papst immer Gnade für den inneren Menschen, aber Kreuz, Tod und Hölle für den äußeren.

59. Der heilige Laurentius sagte, die Schätze der Kirche seien die Armen der Kirche. Aber er redete nach dem Wortgebrauch seiner Zeit.

60. Wohlüberlegt sagen wir: Die Schlüsselgewalt der Kirche, durch Christi Verdienst geschenkt, ist dieser Schatz.

61. Denn es ist klar, dass für den Erlass von Strafen und von ihm vorbe-haltenen Fällen allein die Vollmacht des Papstes genügt.

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62. Der wahre Schatz der Kirche ist das heilige Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes.

63. Er ist aber aus gutem Grund ganz verhasst, denn er macht aus Ersten Letzte.

64. Der Schatz der Ablässe ist hingegen aus gutem Grund hochwill-kommen, denn er macht aus Letzten Erste.

65. Also sind die Schätze des Evan-geliums die Netze, mit denen man einst Menschen von Reichtümern fischte.

66. Die Schätze der Ablässe sind die Netze, mit denen man heutzutage die Reichtümer von Menschen abfischt.

67. Die Ablässe, die die Prediger als „allergrößte Gnaden“ ausschreien, sind im Hinblick auf die Gewinnsteigerung tatsächlich als solche zu verstehen.

68. Doch in Wahrheit sind sie die allerkleinsten, gemessen an der Gnade Gottes und seiner Barmherzigkeit im Kreuz.

69. Bischöfe und Pfarrer sind verpflichtet, die Kommissare der aposto-lischen Ablässe mit aller Ehrerbietung walten zu lassen.

70. Aber noch stärker sind sie verpflichtet, mit scharfen Augen und offenen Ohren darauf zu achten, dass die Kommissare nicht anstelle des Auftrags des Papstes ihre eigenen Einfälle predi-gen.

71. Wer gegen die Wahrheit der apostolischen Ablässe redet, der soll gebannt und verflucht sein.

72. Wer aber seine Aufmerksam-keit auf die Willkür und Frechheit in den Worten eines Ablasspredigers richtet, der soll gesegnet sein.

73. Wie der Papst mit Recht den Bann gegen die schmettert, die mit einigem Geschick etwas zum Schaden des Ablasshandels im Schilde führen,

74. so viel mehr beabsichtigt er, den Bann gegen die zu schmettern, die unter dem Deckmantel der Ablässe etwas zum Schaden der heiligen Liebe und Wahrheit im Schilde führen.

75. Zu glauben, die päpstlichen Ablässe seien derart, dass sie einen Menschen absolvieren könnten, selbst wenn er – gesetzt den unmöglichen Fall – die Gottesgebärerin vergewaltigt hätte, das ist verrückt sein.

76. Wir sagen dagegen: Die päpst-lichen Ablässe können nicht einmal die kleinste der lässlichen Sünden tilgen, was die Schuld betrifft.

77. Dass gesagt wird, selbst wenn der heilige Petrus jetzt Papst wäre, könnte er nicht größere Gnaden gewäh-ren - das ist Blasphemie gegen den heiligen Petrus und den Papst.

78. Wir sagen dagegen: Auch dieser [Petrus] und jeder Papst haben noch größere Gnaden, nämlich das Evange-lium, Wunderkräfte, Gaben, gesund zu machen, wie 1 Kor 12,28.

79. Zu sagen, das mit dem päpst-lichen Wappen ins Auge fallend aufgerichtete Kreuz habe den gleichen Wert wie das Kreuz Christi, ist Blasphe-mie.

80. Rechenschaft werden die Bischöfe, Pfarrer und Theologen zu geben haben, die zulassen, dass solche Predigten vor dem Volk feilgeboten werden.

81. Diese unverfrorene Ablassver-kündigung führt dazu, dass es selbst für gelehrte Männer nicht leicht ist, die Achtung gegenüber dem Papst wiederherzustellen angesichts der Anschuldigungen oder der gewiss scharfsinnigen Fragen der Laien.

82. Zum Beispiel: Warum räumt der Papst das Fegfeuer nicht aus um der heiligsten Liebe willen und wegen der höchsten Not der Seelen als dem berechtigtsten Grund von allen, wenn er doch unzählige Seelen loskauft wegen des unseligen Geldes zum Bau der Basi-lika als dem läppischsten Grund.

83. Wiederum: Warum bleibt es bei den Messen und Jahrgedächtnissen für die Verstorbenen, und warum gibt er die dafür eingerichteten Stiftungen nicht zurück oder erlaubt deren Rücknahme, wo es doch schon Unrecht ist, für [vom Fegfeuer] Erlöste zu beten?

84. Wiederum: Was ist das für eine neue Barmherzigkeit Gottes und des Papstes, dass sie einem Gottlosen und einem Feindseligen um Geldes willen zugestehen, eine fromme und Gott befreundete Seele loszukaufen? Gleich-wohl befreien sie diese fromme und geliebte Seele nicht aus uneigennützi-ger Liebe um deren eigener Not willen.

85. Wiederum: Warum werden die kirchlichen Bußsatzungen, die der Sache nach und durch Nicht-Anwendung schon lange in sich selbst außer Kraft gesetzt und tot sind, gleichwohl noch immer durch Bewilligung von Ablässen mit Geldern gerettet, als steckten sie voller Leben?

86. Wiederum: Warum baut der Papst, dessen Reichtümer heute weit gewaltiger sind als die der mächtigs-ten Reichen, nicht wenigstens die eine

Basilika des Heiligen Petrus mehr von seinen eigenen Geldern als von denen der armen Gläubigen?

87. Wiederum: Was gibt der Papst denen als Erlass oder Anteil, die durch vollkommene Reue ein Recht auf vollen Erlass und vollen Anteil haben?

88. Wiederum: Was könnte der Kirche einen größeren Vorteil verschaf-fen werden, wenn der Papst, wie er es einmal tut, hundertmal am Tag jedem Gläubigen diese Erlässe und Anteile gewährte?

89. Vorausgesetzt, der Papst sucht durch die Ablässe mehr das Heil der Seelen als die Gelder - warum setzt er dann schon früher gewährte Schreiben und Ablässe außer Kraft, obgleich sie doch ebenso wirksam sind?

90. Diese scharfen, heiklen Argu-mente der Laien allein mit Gewalt zu unterdrücken und nicht durch Gegen-gründe zu entkräften, heißt, die Kirche und den Papst den Feinden zum Gespött auszusetzen und die Christen unglück-lich zu machen.

91. Wenn also die Ablässe nach dem Geist und im Sinne des Papstes gepredigt würden, wären alle jene Einwände leicht aufzulösen, ja, es gäbe sie gar nicht.

92. Mögen daher all jene Prophe-ten verschwinden, die zum Volk Christi sagen: Friede, Friede!, und ist doch nicht Friede.

93. Möge es all den Prophe-ten wohlergehen, die zum Volk Christi sagen: Kreuz, Kreuz!, und ist doch nicht Kreuz.

94. Man muss die Christen ermu-tigen, darauf bedacht zu sein, dass sie ihrem Haupt Christus durch Leiden, Tod und Hölle nachfolgen.

95. Und so dürfen sie darauf vertrauen, eher durch viele Trübsale hindurch in den Himmel einzugehen als durch die Sicherheit eines Friedens.

Abrufbar unter: https://www.ekd.de/glauben/95_thesen.html.

Zugegriffen am 10. Jan. 2017.

autor: aus der Lateinischen fassung „disPutatio Pro decLaratione Virtutis induLgentiaruM“ ins deut-sche üBersetzt Von Johannes schiLLing und reinhard schwarz

QueLLe Martin Luther: Lateinisch-deutsche studienausgaBe. Band 2: christusgLauBe und recht-fertigung. hrsg. und eingeL. Von Johannes schiLLing. eVangeLische VerLagsanstaLt: LeiPzig 2006.

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„Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes GesaGt haben;

ihr ende schaut an und foLGt ihrem GLauben nach.“ hebräer 13,7

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33 foto: Rawf8- fotolia.de

„Im 14.Jahrhundert ging in England der „Morgenstern der Reformation“ auf. John Wiklif war der Herold der Erneuerung nicht allein für England, sondern für die ganze Christen-heit. Der mächtige Protest gegen Rom, den er einleiten durfte, konnte nicht mehr zum Schweigen gebracht werden, sondern er sollte den Kampf eröffnen, der zur Befreiung des Einzelnen, zur Befreiung der Gemein-den und der Völker führte.“2

In Deutschland ist Martin Luther ohne Zweifel die markante Persönlichkeit des letzten Millenniums, der nicht nur die Kirche veränderte, sondern auch die ganze Welt.

Der amerikanische protestanti-sche Kirchenhistoriker Roland Bainton behauptet, dass Luther allein soviel getan hat, wie in England durch die Bibel-übersetzung William Tyndale, Thomas Cranmer, Hug Latimer und dem Prediger Isaac Watts gemeinsam erreicht wurde.3 Bei der Betrachtung der Leben der Reformatoren kann man trotz einiger negativer Aspekte feststellen, dass die Reformation ein Segen für die Mensch-heit ist. Bundespräsident J. Gauck sagte: „Die Wirkung der Reformation betreffe praktisch alle Lebensbereiche bis in die persönlichste Lebensführung von Millio-nen Menschen“.4

Deshalb ist es sinnvoll, uns an die großen Reformatoren wie Ulrich Zwingli, Jan Huss, Thomas Cranmer, William Tyndale , John Calvin und andere zu erin-nern und ihre Werke zu studieren, um daraus lernen zu können. Diese Refor-matoren haben einen Preis gezahlt und nun geht die Frage an uns, ob auch wir bereit sind, den Preis der Reformation zu zahlen.

Viele Theologen sind der Meinung, dass das Fundament der Reformation aus den fünf „Solas“ besteht, die sowohl damals als auch heute eine unglaub-liche Kraft haben. Also lasst uns diese nicht nur als Reformationsmotto sehen, sondern es zu unserem Lebensprinzip machen.

1. sola scriPtura (allein Durch Die schrift)

Die Heilige Schrift ist das einzige Buch, das behauptet, Gottes Wort zu sein, dies jedoch auch beweisen kann.

2 E.G. White, Der große Kampf, S. 79.3 Baiton, „Here I Stand“, S 3014 http://www.stern.de/news/bundespraesident-gauck-wu erdigt-reformation-als-praegend-fuer-deutschland -7127410.html (03.01.2017)

Reformation heute und damals - das ist der Gedanke der nach 500 Jahren Reformationsgeschichte

immer noch viele Christen beschäftigt. Am 31. Oktober werden 500 vergangene Jahre nach Martin Luthers Reforma-tion gefeiert. Obwohl im Jahr 2017 die Reformation des 16. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung ist, fragen sich viele immer noch, was der moralische und theologische Zustand der Kirche damals war. Wäre Luther heute unter uns, wogegen würde er protestieren? Viele Christen haben eine große Sehn-sucht nach Erweckung und Reformation. Und diese kann auch eintreten, sobald wir die Kraft und die Segnung der Refor-mation und Erweckung neu entdecken und sie in unserem Leben wirken lassen.

Das Ziel dieses Beitrags ist es nicht, die politischen, kulturellen oder reli-giösen Aspekte der Reformation zu erläutern, sondern durch die geistlichen Aspekte der fünf „Solas“ und durch den Heiligen Geist unser Leben umwandeln zu lassen. Gott hat großes Interesse daran, die Wahrheit, die Liebe und die befreiende Kraft des Evangeliums in uns wirken zu lassen.

Denn am Anfang schuf Gott den Menschen auf eine perfekte Art und Weise. Die letzte der sieben Feststellun-gen Gottes in Genesis war „und es war sehr gut“, also war es perfekt, ohne Fehler, eine perfekte „Form“. Im Kapitel 3 des 1. Mose-Buches wurden Adam und Eva von einer Schlange verführt und durch ihren Ungehorsam wurde diese perfekte „Form“ zerstört. Der barmher-zige Gott ließ sie jedoch nicht im Stich und so entstand der Erlösungsplan - die Wiederherstellung, die Reformation.

reformation unD reformatoren

Reformation, aus dem Lateini-schen reformatio, was soviel wie Wiederherstellung oder Erneuerung bedeutet, bezeichnet im engeren Sinn eine kirchliche Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648, die zur Spal-tung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katho-lisch, lutherisch, reformiert) führte.1 Im langwierigen Prozess der Reformation stehen einige berühmte Persönlichkei-ten im Vordergrund, jedoch sollte man die tausend unbekannten Gläubigen, die die Arbeit der Reformatoren mit ihren Gebeten unterstützten, nicht verges-sen. Autoren wie E.G. White sind der Meinung, dass die Reformation etwas früher als 1517 begonnen hat.

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Reformation (15.01.2017)

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Die fünf „Solas“ der Reformation - Ihre Anwendung heute

„Sola Scriptura” steht nicht dafür, dass es keine anderen Schriften geben soll, denn alle Reformatoren haben sehr viel geschrieben. Auch soll es nichts gegen die Traditionen und unbiblischen Lehren des Katholizismus einwenden, sondern soll als die von Gott eingegebene Heilige Schrift betrachtet werden.

Unser Heiland Jesus Christus hielt Satans Versuchungen immer mit den Worten „Es steht geschrieben“ stand. Im Kampf gegen Irrtum und Versu-chung verwies Jesus immer auf das Wort. Dasselbe tat auch Luther während seiner Konfrontation mit Kaiser Karl V am 17. April 1521, als der Reforma-tor die menschlichen Traditionen und Konzilien ablehnte und es mit dem Wort Gottes begründete:

„Wenn ich nicht durch Schrift-zeugnisse oder helle Gründe werde überwunden werden (denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widerspro-chen haben), so bin ich überwunden durch die von mir angeführten Schrif-ten und mein Gewissen gefangen in Gottes Worten; widerrufen kann ich nichts und will ich nichts, weil wider das Gewissen zu handeln beschwer-lich, unsicher und nicht lauter ist. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen.“5

„Denn alle schrift, von gott einge-geben, ist nütze zur lehre, zur zurechtweisung, zur besserung, zur erziehung in Der gerechtigkeit, Dass Der mensch gottes vollkommen sei, zu allem guten werk geschickt.“ 2. tiMothäus 3, 16-17. Dieser Vers schildert die Herkunft und

das Ziel der Bibel. Es bedeutet, dass die Bibel von Gott eingegeben ist, um 1. zur Lehre, 2. zur Zurechtweisung, 3. zur Besserung und 4. zur Erziehung in der Gerechtigkeit zu nützen, damit alle Menschen durch den Glauben an Gott eine Chance zur Erlösung haben. So konnten Millionen von Menschen, die die Bibel studiert haben, ihre Inspira-tion finden. Tausende von ihnen, die ihre Lebensorientierung verloren haben und sich in einer trostlosen, mutlosen, einsa-men und scheinbar ausweglosen Lage befanden, konnten durch Bibelstudium wieder ihren Lebensmut finden.

Seit den biblischen Zeiten des Volkes Israel über die Kirchengeschichte bis in die heutige Zeit ist das Wort Gottes mit seinen Zehn Geboten die Grundlage der 5 E.G. White, Der große Kampf, s. 160.

Erweckung und der Reformation. Dank der Reformation und ihrer Reformatoren ist die Bibel für uns heute ein wunder-bares Geschenk. Denn das Wort ist

„lebenDig unD wirksam“ Hebräer 4,12-13 und dadurch können wir einen Rich-tungswechsel erfahren.

2. sola gratia (allein Durch gnaDe)

Es liegt in der menschlichen Natur, die Erlösung kommerziell zu betrachten. Doch Gottes Gnade kann nicht bezahlt werden, genauso wie gute Werke uns nicht vor Gott gerecht machen können. Der Apostel Paulus erkannte dies und schrieb:

„Denn aus gnaDe seiD ihr gerettet Durch glauben, unD Das nicht aus euch: gottes gabe ist es, nicht aus werken, Damit sich nicht jemanD rühme“ ePheser 2:8-10 (Luth. 2017)

Die Gnade Gottes ist Gottes Geschenk an uns, um uns zu retten. Der Mensch ist in seinem sündigen Zustand geistig tot und befindet sich in Rebellion gegen Gott und seine Gebote.6 Allein durch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes ist eine Wiedererstellung möglich. In Sünde ist es nicht möglich, eine neue Bezie-hung mit Jesus anzufangen.

„Doch wenn unser Leben mit Chris-tus in Gott geborgen ist, werden wir unsere Errettung durch seine Gnade erleben.“7

„Die Gnade Gottes ist die unverdiente Erweisung Seiner Liebe an sündigen Menschen. Ihr Wesen und ihr Maß können wir nicht ergründen und daher auch nicht vollständig beschreiben.“8

„Alle, die sich ihrer tiefen seeli-schen Armut bewusst sind und fühlen, dass in ihnen nichts Gutes ist, können im Aufschauen auf Jesus Gerechtigkeit und Kraft erlangen. Er sagt:

,kommet her zu mir alle, Die ihr mühselig unD belaDen seiD.‘ matthäus 11,28. Er erbietet sich, unsere Armut

gegen die Schätze seiner Gnade einzutauschen. Wir sind der Liebe Gottes nicht wert; aber Christus, unser Bürge, ist ihrer würdig und völlig imstande, alle zu retten, die zu ihm kommen.“9

6 vgl. Röm.3,23; 7,18, Eph. 2,1-3 7 E.G. White, Botschaft der Hoffnung, s. 15.8 https://www.bibelkommentare.de/?page=comment& comment_id=249 ( 05.01.2016)9 E.G. White, Das bessere Leben, s. 12.

Die umwandelnde Kraft der Gnade bewegte alle Reformatoren und moti-vierte sie täglich, nicht aufzuhören, die Hoffnung nicht aufzugeben und die Reformation weiter zu führen. John Newton, ein britischer Sklavenhändler, brachte diese Gedanken in dem Lied “Amazing Grace” zum Ausdruck, denn es ist allein die umwandelnde Kraft der Gnade, die uns zum wahren Glauben führen kann.

3. sola fiDe (allein Durch glauben)

„aber Durchs gesetz niemanD gerecht wirD vor gott, ist offenbar; Denn »Der gerechte wirD aus glauben leben« (haBakuk 2,4).gaLater 3,11

Die Helden des Glaubens, die Hebräer Kapitel 11 erwähnt, konnten das Geheimnis des Glaubens erfassen und weitergeben. Der Glaube war es, der das Rote Meer teilte, der die Flammen des Feuers löschte und aus dem Geschlecht Abrahams, der keine Kinder hatte, ein großes Volk machte. Durch den Glauben und die Gnade können wir Gott kennen-lernen wie er ist und eine persönliche Beziehung mit Ihm führen. Ohne diese Beziehung mit unserem Schöpfer und Erlöser ist das Leben sinnlos. Durch den Glauben und die Gnade konnte Luther Erfahrungen machen, die ihn stärken konnten.

Aber wie bekomme ich einen gnädi-gen Gott? Wie werde ich vor Gott gerecht? – dies ist die Frage, die Luther so lange Zeit beschäftigte. Das Licht des Evangeliums offenbarte sich in Luthers „Damaskusreise“ auf progressive Art. Er versuchte, durch Kasteien und Fasten, durch gute Werke und Pilgerfahrten, Gerechtigkeit und Gnade zu erfahren. Mehrere Stunden am Tag verbrachte er mit dem Beichten. „Luther erstieg eines Tages andächtig diese Treppe, als plötzlich eine donnerähnliche Stimme zu ihm zu sagen schien:

„Der gerechte wirD seines glaubens leben!“ röMer 1,17. Beschämt und voller Schrecken

sprang er auf und flüchtete.“10

Die Bibelstelle aus dem Alten Testa-

ment aus Habakuk 2,3 wird im Neuen Testament drei Mal zitiert. Im Römer-brief gebraucht Paulus das griechische Wort „dynamis“, um die Kraft des Evan-geliums zu beschreiben:

„Denn ich schäme mich Des evange-liums nicht; Denn es ist eine kraft gottes, Die selig macht alle, Die

10 E.G. White, Der große Konflikt, white, s. 104.

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Die fünf „Solas“ der Reformation - Ihre Anwendung heute

glauben, Die juDen zuerst unD ebenso Die griechen. Denn Darin wirD offen-bart Die gerechtigkeit, Die vor gott gilt, welche kommt aus glauben in glauben; wie geschrieben steht (haBakuk 2,4): »Der gerechte wirD aus glauben leben.«“ röMer 1,16.17

Die Bibelstelle betont, dass die befrei-ende Kraft allen gilt, ob Jude oder Grieche, die Gottes Geschenk, den wahren Glauben, annehmen. Das Wort „Gerechte” steht dabei nicht dafür, dass der Mensch gerecht ist, sondern dass er durch Glauben allein gerecht werden kann. „Der gerechte wirD aus glauben leben.” - „Sola Fide”

Der Glaube an Jesus ist nicht nur ein auf Gefühlen basierender, sondern ein aktiver Glaube, der aus Taten besteht.

4. solus christus (allein Durch christus)

Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der einzige Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Er ist der zentrale Punkt und das Fundament des Evan-geliums. Nachdem „Sola Scriptura“ als höchste Autorität gesehen wird, „Sola Fide“ als ein Mittel, um Gerechtigkeit zu erlangen, „Sola Gracia“ als die Erlösung, die aus Gnaden ist, ist „Solus Christus“ der Kernpunkt der Reformation - allein durch Christus. Das ist eine Rückkehr zur apostolischen Gemeinde:

„Das ist Der stein, von euch bauleu-ten verworfen, Der zum eckstein geworDen ist. unD in keinem anDern ist Das heil, auch ist kein anDrer name unter Dem himmel Den menschen gegeben, Durch Den wir sollen selig werDen.“ aPosteLgeschichte 4, 11-12

Der Tod Christi ist der Preis, der für unsere Sünden bezahlt wurde. Seine Auferstehung bedeutet Triumph über Sünde und Tod. Jesus allein ist der Hohe-priester, der unser Vermittler ist:

„Denn es ist ein gott unD ein mittler zwischen gott unD Den menschen, nämlich Der mensch christus jesus, Der sich selbst gegeben hat als löse-gelD für alle, als sein zeugnis zur rechten zeit.“ 1. tiMothäus 2;5-6

Christus bleibt als Erlöser und Erretter die Hauptperson der Bibel, indem er nach Paulus in Heb. 7,25 der einzige Fürspre-cher zwischen Gott und Mensch ist:

„Daher kann er auch für immer selig machen, Die Durch ihn zu gott kommen; Denn er lebt für immer unD bittet für sie.“ heBräer 7,25

Im Johannesevangelium finden wir sieben Mal „Ich bin“ ( gr. „ego eimi“), die zeigen, dass Jesus allein ein Leben in Fülle geben kann.

„ich bin Das brot Des lebens; wer zu mir kommt, wirD nicht hungern unD wer an mich glaubt, wirD nie mehr Dürsten.“ Johannes 6,35„ich bin Das licht Der welt; wer mir nachfolgt wirD nicht in Der finster-nis wanDeln, sonDern wirD Das licht Des lebens haben.“ Johannes 8,12„ich bin Die tür; wenn jemanD Durch mich hineingeht, so wirD er errettet werDen unD wirD ein- unD ausgehen unD Die weiDe finDen.“ Johannes 10,9„ich bin Der gute hirte; Der gute hirte lässt sein leben für Die schafe.“ Johannes 10,11„ich bin Die auferstehung unD Das leben; wer an mich glaubt, wirD leben, auch wenn er gestorben ist.“ Johannes 11,25„ich bin Der weg, Die wahrheit unD Das leben, niemanD kommt zum vater als nur Durch mich.“ Johannes 14,6„ich bin Der wahre weinstock unD mein vater ist Der weingärtner.“ Johannes 15,1

Durch Christus erhalten wir in ihm einen anderen Status nämlich als seine Kinder:

„wie viele ihn aber aufnahmen, Denen gab er macht, gottes kinDer zu werDen: Denen, Die an seinen namen glauben,“ Johannes 1,12

Gott möchte, dass wir ein Leben in Fülle haben und er hat einen Plan, um sein Ziel zu verwirklichen.

„Denn von ihm unD Durch ihn unD zu ihm sinD alle Dinge. ihm sei ehre in ewigkeit! amen.” röMer 11,36

5. soli Deo gloria (gott allein sei Die ehre)

Das Ergebnis unserer Rettung ist, dass wir zur Ehre Gottes leben. Die vier bis jetzt betrachteten „Solas“ sind sowohl Säulen der Reformation, als auch die Prinzipien eines umgewandelten Lebens. Aus Rechtfertigung und Heiligung ist der Mensch fähig, zur Ehre Gottes zu leben, deshalb sind die einzigen Wesen, die nicht für die Herrlichkeit leben, abgefal-

lene Engel und nicht wiedergeborene Menschen. Durch die Art und Weise, wie wir Dinge tun, zeigen wir, ob wir zur Ehre Gottes leben oder nicht.

„ob ihr nun esst oDer trinkt oDer was ihr auch tut, Das tut alles zu gottes ehre“. 1. korinther 10.31

Dieser Bibeltext spielt nicht nur auf das Essen und Trinken an, sondern beinhal-tet alle Bereiche des Lebens: „tut alles zur ehre gottes“.

Der fünfte Grundsatz der Reformation gibt uns also die Möglichkeit, uns die Frage zu stellen, ob unsere Entscheidun-gen zur Ehre Gottes getroffen werden und ob wir alles, was wir tun, zur Ehre Gottes tun.

„Denen wollte gott kunDtun, was Der herrliche reichtum Dieses geheimnisses unter Den völkern ist, nämlich christus in euch, Die hoff-nung Der herrlichkeit.“ Kolosser 1.27 (Lut 2017)

Durch Anbetung im Geist und in der Wahrheit zeigen wir, dass wir zur Ehre Gottes leben, dasselbe auch durch Gebete, Lieder und unserer Dankbar-keit gegenüber Gott und den Menschen. Wie Jesus es in der Bergpredigt betonte, kann der Charakter Christi in uns ein Zeugnis für andere Menschen sein und sie dazu bewegen, Gott die Ehre zu geben.

„so soll euer licht leuchten vor Den menschen, Damit sie eure guten werke sehen unD euren vater, Der in Den himmeln ist, verherrlichen“. Matthäus 5,16.

Denn was wir tun, ist nicht zur Ehre der Menschen, sondern immer zur Ehre Gottes.

Der Glaube und die Standhaftigkeit der Reformatoren stehen uns noch heute zur Verfügung, denn die Reformation ist noch nicht zu Ende. Die Reformatoren rufen uns auf, die Reformation weiter zu führen und die fünf „Solas“ zeigen uns den Weg. Die Bibel ist unser Fundament, die Gnade Gottes ein Geschenk, der Glaube die höchste Tugend und Jesus der Erlöser und einziger Weg. Ist Gott die Ehre zu geben, auch unsere Leiden-schaft? Wenn dem so ist, dann ist eine Reformation heute noch möglich.

„Denn gott ist‘s, Der in euch wirkt beiDes, Das wollen unD Das vollbrin-gen, nach seinem wohlgefallen“. Philipper 2,13

danieL serBan

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Die grossen Kirchen heute

– Zeit für eine reformation?

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Reformation. Darunter verstehen viele die Geschehnisse vor 500 Jahren. Doch können Kirchen und

Gemeinschaften, die sich im weites-ten Sinne als Kinder der Reformation betrachten, diese als eine erfüllte Aufgabe verbuchen? Wie groß ist der Wille, immer noch reformatorisch zu wirken?

Im Jubiläumsjahr der Reformation lohnt es sich, die historische Leistung von 1517 als Parallelverschiebung ins Heute zu versetzen.

Der Lutherhype erfasst das Land: Lutherbier, Lutherbrot, Luther als Play-mobilfigur und Teddy, Lutherbadeente, Luther auf der Tasse, als Lutherkeks und –bonbon, sogar Luthertomaten.1 „Geluthert“ wird in Museen und im Schultheater. Ein Denkmal hier, eine Briefmarke dort, ein Einfahrtsschild in Sachsen-Anhalt: „Ursprungsland der Reformation“. Jeder ist fröhlich, ausge-lassen, geschichtsinformiert und stolz sowieso.

was genau werten theologen unD historiker als leistung

Der reformatoren?

Die Sichtweisen reichen von der Förderung deutscher Kultur und Sprache über pädagogische Herausforderungen bis hin zu emanzipatorischen Werten. Als habe der große Reformator als Erfin-der gewirkt, würdigt die säkulare wie die kirchliche Welt Luther quasi als Patentin-haber neuer, fortschrittlicher Ideen. Die grundlegende Leistung Luthers klingt zu simpel: Er las die Bibel und nahm Gott beim Wort. „In der Bibel spricht Gott wie zu einem Freunde.“ erkannte Luther.2

Wenn Luther etwas erfunden haben sollte, dann das Großreinemachen. Er entstaubte die Bibel, öffnete die Seiten wie lange vergessene Schubla-den und hob die verborgenen Schätze. Die Botschaft der Bibel polierte Luther nicht. Das ist weder nötig, denn sie glänzt ohnehin in einem wunderba-ren Licht, noch ist es möglich, weil Gottes Wort vollkommen rein ist. Was Menschen aus der Botschaft machten, mit welchen Zusätzen und Auslassun-gen sie das geistliche Lehrgebäude ihrer Kirche bauten, das bedurfte einer gewaltigen Aufräum- und Putzaktion. Nichts anderes war die Reformation. Erneuert, wiederhergestellt und zum ursprünglichen Glanz verholfen, wollte

1 vgl. Mitteldeutsche Zeitung vom 26./27.11.2016, Seite 23; IdeaSpektrum Nr. 44, 2016, Titelseite2 http://www.jesus.ch/information/gebet/103905-zitate_ zum_thema_bibel.html

Luther seine Heimatkirche, die katholi-sche Kirche, allein auf dem Fundament der Bibel gründen.

Jeder hat schon die ernüchternde Erfahrung gemacht, dass bald nach einem Hausputz die Staubkörnchen ihre altbekannten Plätze wieder einnehmen. Ordnung ist nur so lange Ordnung, wie gegen das Chaos angekämpft wird. Das Großreinemachen der Reformation folgt diesem simplen Gesetz: Das Gute zu erhalten, braucht beständige Pflege. Nur eine gewisse Zeit erfreute sich die junge protestantische Kirche ihrer dem dama-ligen Erkenntnisstand entsprechenden Reinheit des Bibelwortes.

Heute, 500 Jahre nach der Reforma-tion, müsste die protestantische Kirche zurückschauen können auf andauernde Arbeit im Sinne der reformatorischen Grundsätze: Allein die Bibel. Allein die Gnade. Allein der Glaube. Allein Christus.

Die Katholische Kirche ist seit 500 Jahren eingeladen, nachzuholen, was sie zu Luthers Zeiten verweigerte: die Rück-kehr zum reinen biblischen Fundament.

Die reformatorischen grunDsätze

Einem Ruf nach Reformation könnte entgegnet werden: „Wir sind gut so, wie wir sind!“. Deshalb braucht Refor-mation, also die Wiederherstellung oder Erneuerung, einen Maßstab. Wie Jesus oft Menschen und sogar dem Teufel entgegnete: „Es steht geschrieben …“, so ging es auch den Reformatoren allein um das Wort Gottes. Die Grundsätze der Reformation sind nicht nur durch die Jahrhunderte gültig geblieben, sondern waren schon vor Luther fester Bestand-teil des biblischen Glaubens.

Sola skriptura. – Allein die Heilige Schrift.

„alle worte gottes sinD Durch-läutert; er ist ein schilD Denen, Die auf ihn trauen. tu nichts zu seinen worten hinzu …“ sPrüche 30,5.6.

„Das Wort Gottes ist frei, es will nicht Fesseln dulden durch Vorschriften der Menschen.“ Martin Luther3

Sola gratia. – Allein die Gnade. „… unD werDen ohne verDienst gerecht aus seiner gnaDe Durch Die erlösung, Die Durch christus jesus geschehen ist.“ röMer 3,24„Mit unserer Macht ist nichts getan.“4

Martin Luther 3 http://www.tcwords.com/martin-luther-bleibende-zitate- aus-der-zeit-der-reformation/4 ebd.

Sola fide. – Allein durch den Glauben.

„Denn Darin wirD offenbart Die gerechtigkeit, Die vor gott gilt, welche kommt aus glauben in glauben; wie geschrieben steht: ´Der gerechte wirD aus glauben leben.´“haBakuk 2,4; röMer 1,17

„Glaube ist ein Geschenk Gottes in unserem Herzen.“5 Martin Luther

Solus Christus. – Allein Christus. „wer Den sohn gottes hat, Der hat Das leben …“ 1. Johannes 5,12

„Wer Christus hat, hat genug. …. Halt dich nur an Christum. Außer Christus gibt es keine Erkenntnis Gottes.“6 „Wie so viele Bibelworte, so konnte der Refor-mator also auch das Wort vom Kreuz erst dann ganz verstehen und sich innerlich zu eigen machen, als er an Römer 1,17 7 erkannt hatte, dass jene in der katholischen Kirche seit mehr als tausend Jahren heimische Anschau-ung von Gottes Wesen und Wirken dem Evangelium nicht gemäß sei.“8

welchen reformatorischen stanD nehmen Die grossen

kirchen heute ein?

Im Zeitalter der Ökumene bemüht sich die evangelische Kirche um Annä-herung an den Katholizismus. Da drängt sich dem Beobachter die Frage auf: Hat sich das Papsttum geändert und sind die Kritikpunkte der Reformatoren bearbei-tet worden?

Ein Vergleich der reformatorischen Lehren mit der aktuellen katholischen Praxis kann helfen, auf diese wichtige Frage eine Antwort zu finden. Einige wesentliche Punkte seien hier ange-führt ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

1. Das PaPstamt

Das Glaubensgebäude des Katholi-zismus ist mit dem Amt des Papstes untrennbar verbunden. „Der Papst gilt in der katholischen Kirche als oberster Herr der Gesamtkirche und Stellvertre-ter Christi auf Erden.“9

„Luther war zu der Überzeugung gekommen, dass sein höchster Herr

5 ebd.6 ebd. 7 „... Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Römer 1,178 Hinrich Boehmer, Der junge Luther, Koehler und Amelang Leipzig, 6. Auflage 1954, S. 96. 9 http://www.kathpedia.com/index.php?title=Papst

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Christus sei und nicht ein Mensch, [...] Ich weiß nicht, ob der Papst der Antichrist ist oder ein Apostel des Anti-christ.´“10 sagte der Reformator. Im Blick auf den Papst erkannte Luther: „Die Christenheit hat kein Haupt, kann auch keines mehr haben als den einzi-gen Sohn Gottes, Jesus Christus. Der hat Siegel und Brief, dass er nicht irren kann, und ist weder an Rom, noch an irgendei-nen Ort gebunden.“11

Luther rüttelte auch an der Rechts-grundlage des Papsttums. Die Urkunde, wonach Kaiser Konstantin 317, nachdem er das Christentum zur Staatsreligion machte, das Abendland Papst Silvester geschenkt habe, ist im 8. Jhd. gefälscht worden, wie Nikolaus von Kues und Lorenzo Valla Mitte des 15. Jdt. nach-wiesen. Über Jahrhunderte war diese „Konstantinische Schenkung“ Grund-gesetz des Vatikan. „Mit der Urkunde begründete das Papsttum seinen Anspruch auf weltliche Herrschaft, die bis heute im Vatikanstaat Realität ist.“12 Luther „fühlte sich erneut in seiner Über-zeugung bestätigt, dass der Antichrist in Rom herrsche. Lügen, Verwirrung, Streit waren sein Kennzeichen, und hatte je eine Lüge so viel Unheil angerichtet wie diese von der ,Schenkung´ des Abend-landes an den Papst?“13

Das ökumenische Bemühen um die Einheit aller Christen klingt harmonisch und suggeriert, die Kirchen kommen sich lehrmäßig entgegen. Doch von katholischer Seite wird verkündet:

„Unabdingbar für das katholische Verständnis von Ökumene bleibt aber der katholische Begriff der Kirche, einschließlich des päpstlichen Primats …“14 „Deshalb erklären […] wir, dass es für jedes menschliche Geschöpf ganz und gar heilsnotwendig ist, dem römi-schen Papst untertan zu sein.“ (Bonifaz VIII, Bulle Unam Sanctam, 1302)15

Die reformatorische Erkenntnis aus dem Bibelstudium lautet hingehen: „Halt dich nur an Christum. Außer Chris-tus gibt es keine Erkenntnis Gottes.“16 „Denn wir müssen Christum […] ein Werk Gottes sein lassen, durch welches wir zu Gott kommen und alle Zuversicht

10 Richard Friedenthal, Luther, sein Leben und seine Zeit, R. Pieper & Co Verlag München Zürich, S. 238.241.11 http://www.theologische-links.de/downloads/oekumene/ leiner_oekumene.html 12 https://www.welt.de/geschichte/article112273295/ Silvester-Kronzeuge-einer-gigantischen-Faelschung.html13 Richard Friedenthal, Luther, sein Leben und seine Zeit, R. Pieper & Co Verlag München Zürich, S. 266. 14 http://www.kathpedia.com/index.php?title=Ökumene15 http://www.theologische-links.de/downloads/oekumene/ leiner_oekumene.html16 http://www.tcwords.com/martin-luther-bleibende-zitate- aus-der-zeit-der-reformation/

in ihm setzen auf das Allereinigste und ja zusehen, dass wir nicht daneben auf die Mutter Gottes oder irgend einen Heiligen die Zuversicht teilen und einen Abgott in unsern Herzen aufrichten.“ M. Luther17

Von manchen Kritikpunkten könnte gedacht werden, sie seien überwunden, z.B. der der päpstlichen Unfehlbarkeit. „Das Dogma (= die Lehre, der Lehr-satz) von der Unfehlbarkeit des Papstes wurde auf dem I. Vatikanischen Konzil (1869/70) als verbindliche Lehre der katholischen Kirche formuliert.“18

In einer Sonderausgabe der katholi-schen Kirche sind die Grundgedanken des 1. Vatikanischen Konzils beschrie-ben:

„1. Die römische Kirche ist vom Herrn allein gegründet worden. […]

9. Der Papst ist der einzige Mensch, dem alle Fürsten die Füße küssen.

10. Allein sein Name soll in allen Kirchen genannt werden.

11. Dieser Name ist einzigartig auf der Welt. […]

18. Sein Urteilsspruch darf von nieman-dem widerrufen werden und er selbst kann als einziger die Urteile aller wider-rufen.

19. Er darf von niemandem gerichtet werden. […]“19

„Das Konzil von Trient […] hält ausdrücklich fest, dass ,niemand wagen soll, auf eigene Klugheit gestützt in Fragen des Glaubens und der Sitten […] die heilige Schrift nach den eigenen Ansichten zu verdrehen´ und gegen die kirchliche Lehre zu wenden, da es die Aufgabe der Kirche ist, ,über den wahren Sinn und die Auslegung der heiligen Schriften zu urteilen.´“20

Für die Reformatoren war der Papst schlichtweg ein Mensch und was die Autorität des Klerus betrifft, gelte das Bibelwort vom „Priestertum aller gläubi-gen“ 1. Petrus 2,5.

17 Dr. Marin Luthers Kirchenpostille, Verlag christlicher Schriften Schoen&Krieger, Dresden 1888, S. 42.18 http://www.kathweb.de/lexikon-kirche-religion/u/ unfehlbarkeit-des-papstes.html19 Das Papsttum, Ursprünge, Geschichte, Symbole, Sonderdruck 2005 von „Welt und Umwelt der Bibel“, Katholisches Bibelwerk e. V., S. 9. 20 http://konfessionskundliches-institut.de/essay/3- grundwissen-katholische-lehre-von-der-offenbarung- gottes/2/

2. marien- unD heilgen-anbetung unD - verehrung

„Die katholische Kirche verehrt Heilige als besondere Mittler zwischen den Menschen und Gott.“21

Wo Papst Franziskus seinen Gläubigen zuruft: „Möge die jungfräuliche Mutter uns allen Beschützerin und Fürspreche-rin sein.“22, sieht der reformierte Glaube keinen Bedarf an Vermittlern zu Gott, die die Bibel nicht kennt:

„Die Anrufung Marias um Fürspra-che lehnt Luther […] als unbiblisch ab. Sie rückt dafür als Mitchristin und Glau-bende ganz an unsere Seite. Das führt Luther auch dazu, ihre Sündlosigkeit […] zu bestreiten.“ h. Leiner23

Jesus Christus sagt: „ich bin Der weg unD Die wahrheit unD Das leben. niemanD kommt zum vater Denn Durch mich.“ Johannes 14,6

3. rechtfertigungslehre

Luthers Befreiung im Glauben war die Erkenntnis aus röMer 1,17:

„Der gerechte wirD aus glauben leben.“

Er schrieb: „Werk Gottes ist das Werk, das Gott wirkt. Kraft Gottes ist die Kraft, die er gibt. Weisheit Gottes ist die Weisheit, durch die er weise macht.´ Alle biblischen Begriffe wurden von Luther neu durchdacht und verstan-den.“24

Auf der Internetseite der EKD25 ist

hierzu zu lesen: „Wir sind Gott recht ,ohne des Gesetzes Werke allein aus Glauben´. Weil dieses Gott-recht-Sein ein an keine Bedingung geknüpftes Geschenk Gottes ist, spricht man von der Rechtfertigung allein aus Gnade. Diese bedingungslose Annahme durch Gott hat sich uns Christen durch die Verkündigung von Kreuz und die Aufer-stehung Jesu von Nazareth erschlossen. Deshalb sind wir gerechtfertigt allein aus Gnade durch den Glauben um Jesu Christi willen.“26 21 http://www.planet-wissen.de/kultur/religion/ geschichte_der_heiligenverehrung/index.html22 http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/ berufung-ist-keine-gemutsbewegung23 http://www.sonntagsblatt.de/news/aktuell/2008_14_18_ 01.htm24 Martin Luthers Leben in Selbstzeugnissen, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, S. 18.25 Evangelische Kirche in Deutschland 26 http://www.ekd.de/rss/pm145_2008_velkd_rechtfertigung. html

Die großen Kirchen heute - Zeit für eine Reformation?

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„nun aber ist ohne zutun Des geset-zes Die gerechtigkeit, Die vor gott gilt, offenbart, bezeugt Durch Das gesetz unD Die ProPheten. ich reDe aber von Der gerechtigkeit vor gott, Die Da kommt Durch Den glauben an jesus christus zu allen, Die glauben. Denn es ist hier kein unterschieD: sie sinD allesamt sünDer unD ermangeln Des ruhmes, Den sie bei gott haben sollten, unD werDen ohne verDienst gerecht aus seiner gnaDe Durch Die erlösung, Die Durch christus jesus geschehen ist.“ röMer 3,21-24

„ … das Konzil von Trient [hat], entge-gen der Auffassung der Reformatoren, gelehrt, dass die Rechtfertigungsgnade nicht in allen dem Grade nach die gleiche sei. Das Maß der Gnade ist einmal die Freiheit Gottes in der Austeilung seiner Gnaden und zum anderen wird es bestimmt durch unsere Mitwirkung mit seiner Gnade in gerechten Werken.“27

In der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre des Lutherischen Weltbundes und der Katholischen Kirche“ vom 31.10.1999 wird ein Bild der Annäherung des Verständnisses gezeichnet. Beschrieben wird „ein hohes Maß an gemeinsamer Ausrich-tung und gemeinsamem Urteil.“ Die Rede ist von „einem Konsens der Grundwahrheiten der Rechtfertigungs-lehre“ und dass es keinen Anlass mehr für Lehrverurteilungen gebe. Der Aufruf lautet, „die trennenden Fragen und Verurteilungen zu überprüfen und in einem neuen Licht zu sehen.“ 28

Unter der Feststellung: „Die Lehre von der Rechtfertigung hatte für die lutherische Reformation des 16. Jahr-hunderts zentrale Bedeutung.“29 und unter Berücksichtigung des Selbst-verständnisses des Papsttums: „Die römische Kirche hat nie geirrt und wird nach dem Zeugnis der Schrift nie irren.“30 stellt sich die Frage:

Welche Seite hat ihre Überzeugung aufgegeben?

27 http://www.kathpedia.com/index.php?title=Rechtferti- gung28 http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/ chrstuni/documents/rc_pc_chrstuni_doc_31101999_ cath-luth-joint-declaration_ge.html 29 ebd.30 Das Papsttum, Ursprünge, Geschichte, Symbole, Sonderdruck 2005 von „Welt und Umwelt der Bibel“, Katholisches Bibelwerk e. V., S. 9.

4. keine gekaufte erlösung – kein ablasshanDel

Reformation - da sehen viele Menschen Luther mit Hammer und Nägeln die 95 Thesen an die Wittenber-ger Schlosskirchentür schlagen. „Wer glaubt, durch einen Ablassbrief seines Heils gewiss sein zu können, wird auf ewig mit seinen Lehrmeistern verdammt werden.“ M. Luther31

Was so mittelalterlich anmutet, ist dennoch aktuelle katholische Praxis:

„Der Ablass ist der vor Gott gültige Nachlass zeitlicher Strafen, die hier oder im Jenseits noch abzubüßen sind.“32 „Vom 1. bis zum 8. November kann täglich einmal ein vollkommener Ablass für die Verstorbenen gewonnen werden.“33

5. abenDmahlsverstänDnis

Theologisch und glaubenspraktisch gehen das katholische und das evangeli-sche Verständnis weiter auseinander als die geselligen Ökumeneveranstaltungen erkennen lassen. Allgemein bekannt sind die Differenzen im Abendmahlsver-ständnis. „Nach lutherischer Auffassung ist Christus in Brot und Wein körperlich zugegen (Realpräsenz), während nach reformiertem Verständnis das Abend-mahl lediglich als Zeichen (Symbol) der Gegenwart Gottes zu sehen ist.“34

Katholiken verbinden die Eucharistie-feier mit der Transsubstantiationslehre, „[…] die geheimnisvolle Wandlung (oder: Konsekration) von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi.“35

6. beichte

Die „Beichte konzentrierte Luther auf das Wesentliche: das Bekenntnis der Schuld und die Zusage der Verge-bung. Aus einem Zwangsinstrument der Kirche wurde ein befreiendes Angebot Gottes.“36

Im katholischen Glauben sind sieben Sakramente bekannt. „Das Bußsakra-ment - die Beichte - schenkt dem getauf-ten Christen, der seine Schuld bereut und sie vor dem Priester bekennt, die Vergebung seiner Sünden.“ 37

31 Luther, Die 95 Thesen, Nr. 32, http://www.luther.de/leben/ anschlag/95thesen.html32 http://kath-zdw.ch/maria/ablass.html33 http://www.kath.net/news/11900 34 http://www.ekd.de/glauben/abc/abendmahl.html35 http://www.katholisch.de/glaube/unser-glaube/die-reale- gegenwart-christi 36 http://www.ekhn.de/aktuell/magazin/detaildossier/ news/menschen-brauchen-die-beichte.html37 http://www.katholisch.de/glaube/unser-glaube/sakra mente

7. zölibat

Zuletzt sei das Zölibat (Ehelosigkeit) für Priester erwähnt, eine Praxis, die auch innerhalb der katholischen Kirche für Diskussionen und Ruf nach Reformen sorgt. „Papst Johannes II. bekräftigte das Zölibat mehrfach. Sein Nachfolger Benedikt XVI. hält das Zölibat für einen ,heiligen´ Wert der Kirche. Er nannte es […] ein Zeichen der völligen Hingabe an Gott. Die Kirche müsse an dieser Beson-derheit des Priesteramtes festhalten.“38

Luther wendet sich gegen das Zölibat, wieder mit drastischen Hinweisen auf die tatsächlichen Zustände:

„Ohnehin leben die Priester mit Weibern zusammen, der Papst lässt es zu, er verbietet nur die Ehe …“39

Weiteren Reformbedarf sah Luther z.B. beim: - Bestätigungswesen der Bischöfe- Klosterwesen- Gerichtswesen- „Bettelunfug“ statt Armenfürsorge. Aufheben wollte er: - den Bann - die allzu vielen Festtage - die Wallfahrten - das Aufrichten „neuer Heiliger“.40

Der wunsch nach einheit Der kirchen

In Schweden drückten die beiden großen christlichen Kirchen aus, wie sie sich im reformatorischen Licht sehen. Vertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der römisch-katholischen Kirche gedachten des Beginns der Refor-mation vor 500 Jahren. Das Treffen am 31. Oktober 2016 in Lund war erfüllt vom gemeinsamen Wunsch der vollen Einheit der Kirchen. Die gemeinsame Erklä-rung, „die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit“, unterzeichneten Papst Franziskus und der Präsident des LWB, Munib Yaunan. Auf zwei Seiten bezeu-gen beide Kirchenvertreter die Freude am ökumenischen Dialog und den Dank für die „geistlichen und theologischen Gaben“.

„Wir verpflichten uns, in der Gemein-schaft, die in der Taufe wurzelt, weiter zu wachsen, indem wir uns bemühen, die verbleibenden Hindernisse zu besei-tigen, die uns davon abhalten, die volle Einheit zu erlangen.“41 38 http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-03/ zoelibat-kirche-priester39 Richard Friedenthal, Luther Sein Leben und seine Zeit, S. 264. 40 ebd. S. 264.265.41 IdeaSpektrum 44.2016, Seite 12.

Die großen Kirchen heute - Zeit für eine Reformation?

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Hier wird also von „verbleibenden Hindernissen“ auf dem Weg zur vollen Einheit gesprochen. Bundestagspräsi-dent Norbert Lammert, Mitunterzeichner der Resolution „Ökumene jetzt“ von 2012 behauptete hingegen:

„Das, was die Überwindung der Spaltung verhindert, sind nicht Glau-bensunterschiede, sondern das Selbstbeharrungsbedürfnis der Institu-tionen. Das, was die Kirchenspaltung damals verursacht hat, ist im Laufe der Zeit schlicht erledigt und wir halten sie aufrecht.“42

Verbindet die Kirchen trotz aller Unter-schiede, wie oben beschrieben, nicht viel mehr als sie trennt?

Was könnte der kleinste gemeinsame Nenner sein, in dem sich die verschiede-nen Gläubigen treffen? Sollte es für alle, die sich Christen nennen, nicht Christus, der Herr und Erlöser, sein?

Der katholische Pfarrer Konrad Ster-ninger sagt:

„Wir haben mit den Protestanten nicht den gemeinsamen Christus. Denn unser Christus ist der Christus des Altarsak-raments, des Bußsakraments und der Christus, der Petrus als oberster Hirte eingesetzt hat.“43

Über Luthers Bibelverständnis heißt es hingegen:

„Man kann auch ohne Sakrament selig werden, wenn man glaubt. Damit wurde das gesamte Lehrgebäude der Kirche in Frage gestellt, […] Luthers gefähr-lichster Angriff richtete sich gegen die Messe, als das Hauptstück des Kultus. Sie sei kein ,Opfer´, kein bloßes ,Objekt des Glaubens, wie sie sagen´, wobei Christus gewissermaßen zum ,Opfertier´ gemacht werde, ein Opfer, das der Pries-ter erst vollbringt und allein vollbringen kann: Luther verlangt die unmittelbare Mitwirkung des Kommunikanten, der dem Wort der Verheißung glaubt; erst damit wird es kräftig. […]

Luther lehnt das gesamte Zeremoni-enwesen der Kirche ab, […]

Die Kirche darf nicht beanspruchen, über die Worte der Schrift hinauszuge-hen und neue Lehren und Bräuche zu erfinden, die sie dann für verbindlich erklärt.“44

42 http://www.mdr.de/mediathek/themen/katholikentag- leipzig-mediathek-100.html, „Luther wiederentdeckt: Wie halten es die Katholiken mit der Reformation?“ 201643 http://www.kath.net/news/8853/print/yes 44 Richard Friedenthal, Luther Sein Leben und seine Zeit, S. 272.273.

Das kernProblem unD seine auswirkungen

Mit dem Ereignis der Reformation vor 500 Jahren können Theologen, Politiker, Werbestrategen oder jeder Gläubige eine Menge machen: würdigen, feiern, interpretieren, wegdiskutieren, belä-cheln oder für verschiedene Ziele nutzen. Doch was Luther und die anderen Reformatoren in Gang setzten, ist kein statisches Element der Geschichte. Reformation will erlebt und gelebt werden. Wäre kein reformatori-sches Wirken mehr notwendig, hätten die Kirchen und Glaubensgemeinschaf-ten den Zustand der Sündlosigkeit und Vollkommenheit erreicht.

Der Zustand der Geistlichkeit vor 500 Jahren: „Doktor Martin Luther sagte zu Eisleben kurz vor seinem Tode, dass auf dem Reichtage zu Augsburg Anno 1530 Bischof Albrecht von Mainz einmal in der Bibel gelesen hätte; da kommt einer seiner Räte dazu und spricht: ,Gnädigs-ter Kurfürst und Herr, was machet euer kurfürstliche Gnade mit diesem Buch?´ Da hat er geantwortet: ,Ich weiß, nicht, was es für ein Buch ist, denn alles, was nur darinnen ist, das ist gegen uns.´“45

500 Jahre sind kein Ruhekissen einer längst überstandenen Reformation. Nach dieser langen Zeitspanne spricht ein evangelischer Pfarrer, Olaf Latzel, von einem Aufgabenfeld, das er „Pfar-rermission“ nennt. Dabei seien Pfarrer nicht die Missionierenden, sondern die Missionierten. Der Pfarrer der Bremer St.-Martini-Gemeinde schätzt, dass 80% der Pfarrer „nicht wiedergebo-ren“ seien. Die Ursache sieht Latzel im Theologiestudium, das wesentliche Glaubensinhalte leugne. „Missionieren bedeute, den Menschen unmissver-ständlich von Jesus Christus zu erzählen. Stattdessen betätigen sich führende EKD-Vertreter im interreligiösen Dialog mit dem Islam.“46

Das Kernproblem wäre demnach ein in weiten Teilen abhandengekommener Glaube. Martin Luthers Schlüsselerlebnis war die Erkenntnis über die Rechtferti-gung aus dem Glauben:

„Der gerechte wirD aus glauben leben.“ röMer 1,17

45 Thomas Maess, Dem Luther aufs Maul geschaut, Koehler und Amelang Leipzig, 2. Auflage 1983, S. 71.46 IdeaSpektrum 47.2016, S. 8.

Hier könnte sich neben aller theo-retischen Erkenntnis ein großes Betätigungsfeld mit Reformpotenzial ergeben: Das Leben des Glaubens. Jeder Gläubige darf ein „Botschafter Christi“47 sein und als „Brief Christi“48 von seiner Umgebung gelesen werden.

500 Jahre Reformation – ein interes-santer, dankbarer Blick zurück – und eine Sicht nach vorn, die das Wort Gottes erfahren möchte:

„wenDet euch zu mir, so werDet ihr gerettet, aller welt enDen; Denn ich bin gott, unD sonst keiner mehr.“ JesaJa 45,22

Kurz vor seinem Tod betete Luther: „Wir haben einen Gott, der da hilft und einen Herrn, der vom Tode errettet.“ Über ihn wird berichtet:

„Martin Luther, der in seinem Leben so innig-kindlich, so himmelstürmend-ge-waltig, so herzergreifend-tröstlich beten konnte, betete nun sein Ster-begebt, das geheiligt ist durch das Sterben des Heilandes und vieler Chris-ten, die mit ihm die Todesschwelle überschritten: ,In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöst, du treuer Gott.´“49

Es würde 2017 keinen Kult um Luther geben, verkündete die EKD-Botschaf-terin für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann.50 Würde Luther einen Kult um seine Person wollen? Das ist schwer vorzustellen. Stattdessen würde er uns damals wie heute auf die Grund-sätze der Reformation hinweisen:

Allein die Bibel. Allein die Gnade. Allein der Glaube. Allein Christus.

„Der Gott aber aller Gnaden und Barmherzigkeit wolle sein Werk in uns stärken und vollbringen, das er ange-fangen hat zu seiner Ehre und zum Trost seiner kleinen Herde. Amen.“ 51

ines MüLLer

Die Internetseiten wurden im November/Dezember 2016 aufgerufen.

47 vgl. 2. Korinther 5,20 48 vgl. 2. Korinther 3,3 49 Martin Luthers Leben in Selbstzeugnissen, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, S. 33.34. 50 IdeaSpentrum März 2016 51 Luthers Werke, Volksausgabe in acht Bänden, Reformato- rische Schriften erster Band, Herausgegeben von Buch- wald, Kawerau u. a., A. Schwetschke und Sohn Berlin 1898., S. 12.

Die großen Kirchen heute - Zeit für eine Reformation?

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was feiern wir Da eigentlich?

REFORMATION Die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 haben begonnen.

Die Vorbereitungen der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland Anm.) beurteilt der Göttinger Kirchenhistoriker Prof. Thomas Kaufmann sehr kritisch.

Mit ihm sprach idea-Redakteur Karsten Huhn.Dieses Interview erschien zuerst in ideaSpektrum 44/2016.

Mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht, leicht gekürzt.

Für das Jubiläum wurde die Wittenberger Schloßkirche für 7,8 Millionen Euro saniert

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idea: Herr Professor, was wollten die Reformatoren damals eigentlich?

Kaufmann: Der Reformator Martin Luther wollte die Kirche aus ihrer Glaubwürdigkeitskrise befreien und zur Botschaft des Evangeliums zurückbringen.

Papst und Bischöfe sahen das anders – schon war die Spaltung da.

Die Spaltung war von Luther nicht gewollt. Sie war eine Folge der Ablehnung seiner Reformpläne und der darauf folgenden Exkommunikation Luthers. Luther war mit der römisch-katholischen Tradition innig verbunden …

… und beschimpfte zugleich den Papst als „Antichristen“.

Luthers Verhältnis zu seiner Kirche war von einem zunehmenden Missklang geprägt. Er sah in der Kirche den Teufel am Werk. Er sah sie im Widerspruch zu ihren Ursprüngen.

wird es eine wiederVereinigung der kirchen geBen?

Besteht die Chance auf Einheit, oder müssen wir uns mit der Teilung abfinden?

Die beiden Großkirchen arbeiten ja heute überwiegend friedliebend nebeneinander. Die Teilung halte ich allerdings für unumkehrbar. Was es geben kann, sind Annäherung und Zusammenarbeit. Angesichts gegenwärtiger ökume-nischer Tendenzen halte ich es auch für denkbar, dass sich ein Teil der lutherischen Kirchen unter Roms Joch beugt. Das wäre dann ein weiteres Kapitel der Spaltungsge-schichte innerhalb des Protestantismus.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung argwöhnt: „Aus lauter ökumenischer Leisetreterei und Angst vor Feiern der Kirchenspaltung hat die EKD ein ‚Christusfest‘ ausgerufen, das doch eigentlich schon an Ostern und Weihnachten gefeiert wird und insofern seltsam unbestimmt bleibt. Der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm lehnt sich weit aus dem Fenster, wenn er schon jetzt zu wissen meint, dass die evangelische Kirche nach 2017 eine andere sein werde. Wirklich?“

Ich halte es für grotesk, dass wir 2017 ein „Christus-fest“ feiern. Jeder evangelische Gottesdienst wird in Jesu Christi Namen gefeiert und ist somit ein Christusfest. Die evangelische Kirche will jede Anstößigkeit vermeiden und inszeniert um des schönen ökumenischen Scheins willen mit Pomp eine Selbstverständlichkeit. Absurd finde ich auch die Vorstellung, dass man das Reformationsfest nicht uneingeschränkt feiern könne, da es ja eine evange-lische Schuldgeschichte gebe. Ich feiere ja auch meinen 60. Geburtstag, obwohl ich um meine Sündhaftigkeit weiß. Auch unsere Ehejubiläen feiern meine Frau und ich im Wissen darum, dass wir wohl keine rundum perfekte Ehe geführt haben.

wofür steht die eVangeLische kirche?

Soll die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum in Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche feiern, um ihr Profil zu schärfen?

Das ist nicht erforderlich. Aber sinnvoll wäre es, sich seiner eigenen Tradition zu besinnen. Dann kann man

die anderen einladen mitzufeiern – ob die das dann wollen oder nicht, ist deren Sache. Aber immer wieder zu verunklaren, wofür man selbst steht, halte ich nicht für akzeptabel. Die evangelische Kirche erweckt ständig den Eindruck, als sei sie ein Abweg, der nun sehnsüchtig zum Hauptstrang der lateinisch-westlichen Christenheit zurück möchte.

Wofür steht die evangelische Kirche?

Die evangelische Kirche steht heute dafür, ethisch die gesellschaftliche Mehrheitsmeinung zu präsentieren. Sie macht sich zum Anwalt von Konzepten, die für die Bevöl-kerungsmehrheit unanstößig sind. Zum Beispiel sind Themen wie die Befürwortung der Homosexualität oder der Demokratie immer erst dann von evangelischer Seite gefördert worden, als die gesellschaftlichen Debatten darüber schon weitgehend gelaufen waren. Die evangeli-sche Kirche nimmt eine Vorreiterrolle für sich in Anspruch, dabei repräsentiert sie nichts anderes als den Haupt-strom. Dazu kommt: Ich kenne keine andere Institution, die ihre Vorsitzenden so sehr in Hinterzimmern bestimmt wie die evangelische Kirche. So lange es mit der Demokra-tie innerhalb der Kirche nicht zum Besten steht, empfehle ich der Kirche Zurückhaltung bei ihrer Erzieherrolle gegen-über dem Staat.

Die Bischöfe werden doch in freien Wahlen von den Synoden gewählt.

Ich denke an Ausschüsse und Kommissionen, etwa die Kammern der EKD. Ich habe es selbst erlebt, dass es bei deren Zusammenstellung und der Nominierung ihrer Vorsitzenden keine demokratische Transparenz gibt. Gewünscht werden stromlinienförmige Mitglieder, keine Störenfriede wie ich.

die kirche Passt sich üBerMässig an

Wenn ich kirchliche Veröffentlichungen lese, etwa das 108-seitige Magazin zum Reformationsjubiläum, bleibt unklar, welche Botschaft die Kirche denn eigentlich weiter-geben will.

Das hängt damit zusammen, dass die Kirche vor allem danach schaut, den gesellschaftlichen Konsens zu fördern. Im evangelischen Glauben steht aber nun mal mit Jesus Christus ein Mann im Zentrum, der gekreuzigt und auferweckt wurde. Diese Botschaft ist von elementa-rer Widerborstigkeit. In der evangelischen Kirche sehe ich dagegen eine übermäßige Anpassungsbereitschaft.

Sie kritisieren auch die EKD-Werbekampagne zum Refor-mationsjubiläum, etwa dass diese mit dem Porträt Martin Luthers wirbt. Was soll daran falsch sein?

Ich bin dafür, dass man die theologische Auseinan-dersetzung mit Luther sucht. Die Kampagne ist aber vor allem auf Vermarktung des Produkts Luther angelegt. Für den Tourismus ist das sicher wichtig. Ich gebe zu: Die Personalisierung auf Luther hat sicher einen hohen Wiedererkennungseffekt. Nur bleibt die Möglichkeit, auch über die Inhalte der Reformation zu reden, dahinter leider zurück.

Was feiern wir da eigentlich?

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„sei LieB zu deiner frau!“

Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt: „Es ist an uns, mutig und unbedingt einzutreten für Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit, gerade jetzt!“

Was soll ich dazu sagen? Wer die Reformation so versteht, kann mit ihr alles verknüpfen. „Sei lieb zu deiner Frau“ könnte auch eine Botschaft der Reformation sein. „Schlag deine Kinder nicht“ wäre möglicherweise ebenso eine richtig gute Botschaft. Oder wie wäre es mit: „Geh sorgsam mit deinem Hammer um!“

Sie mögen doch sicher Jürgen Klopp, oder?

Extrainer von Borussia Dortmund, jetzt beim FC Liver-pool – klar mag ich den.

Klopp bekennt: „Ich mag Luther, weil er für die Unterpri-vilegierten und Ausgeschlossenen gekämpft hat.“

Oh! Das haben die unterprivilegierten und ausge-schlossenen Bauern, gegen die Luther im Deutschen Bauernkrieg 1524/25 wetterte, vermutlich anders erlebt. Woher kommen nur all diese Luther-Impressionen?

Auch im „Luther“-Film von 2003 wird Luther ja wie ein zweiter Franz von Assisi gezeigt. Der Protestantismus neigt dazu, aus Luthers Leben eine Heiligenlegende zu stricken. Dagegen komme ich als Historiker nicht an – und irgendwann resigniert man dann.

„die eVangeLische kirche ist gefaLLsüchtig“

Nimmt man alle Stellungnahmen der Reformationsbot-schafter zusammen, fällt eine ausgeprägte Diesseitigkeit auf. Gott kommt darin nicht vor.

Luthers Herzensanliegen war es, dass unser Herr Jesus im Wort Gottes zu uns kommt. Offensichtlich ist dieser Glaubensimpuls aber gesellschaftlich nicht konsensfähig. Die evangelische Kirche ist gefallsüchtig. Deshalb geht sie einen anderen Weg. Im Grunde sagt sie: Hey Leute, das, was ihr ohnehin schon toll findet – genau dafür stehen wir auch.

es geht Mir gewaLtig auf die nerVen

Besteht die Gefahr eines Christusfestes ohne Christus?

Ich hoffe nicht. Aber zumindest in den Werbekampa-gnen scheint die Rückbindung an die Bibel keine große Rolle zu spielen. Diese selbstgefällige, weichgespülte Sitt-lichkeit, wie sie die evangelische Kirche repräsentiert, geht mir gewaltig auf die Nerven. Wo bleiben die ernsthaf-ten Themen: die Botschaft von Sünde, Schuld, Tod, Hölle und Gottes Liebe und Gnade?

Vielen Dank für das Gespräch!

Professor Thomas Kaufmann (54) lehrt Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Uni-versität in Göttingen. Er verfasste eine „Geschichte der Reformation in Deutschland“, die als Standardwerk gilt, und setzte sich in „Luthers Juden“ mit dem Antisemitis-mus des Reformators auseinander; zuletzt erschien unter dem Titel „Erlöste und Verdammte“ eine Geschichte der Reformation in Europa.

wie kann die kirche soLchen schrott VertreiBen?

Im Internetportal der EKD zum Reformationsjubiläum kann man im Shop von „r2017.org“ Luther als Playmo-bilfigur, Ausstechform und als Räuchermännchen kaufen. Zudem gibt es Lutherbonbons, Lutherkekse und Luther-socken mit der Aufschrift „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“.

Diese Luther-Devotionalien finde ich fürchterlich! Ich verstehe nicht, warum die evangelische Kirche solchen Schrott vertreibt. Dass Kaufleute das machen, kann man nicht verhindern – aber es gehört nicht zur Aufgabe der Kirche.

„die erwartungen an 2017 sind üBerzogen“

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, erhofft sich vom Reformationsjubiläum, dass es eine „Generation 2017“ prägen könnte.

Ich halte die Erwartungen an 2017 für überzogen. Sie erinnern mich nahezu an Heilserwartungen. Ich denke nicht, dass sich durch die Feiern an der Akzeptanz der evangelischen Kirche schlagartig etwas ändern wird.

Die EKD hat kürzlich ihre „Reformationsbotschafter“ bekanntgegeben. Im mit einer Auflage von 6,7 Millionen Exemplaren verbreiteten EKD-Magazin „chrismon“ zum Jubiläum bekennt die Nachrichtenmoderatorin Gundula Gause: „Reformation ist der Aufruf zu Engagement und konkretem Handeln.“

Hier wird der Begriff Reformation beliebig; sie können ihn genauso gut durch „Sozialismus“ oder „Demokratie“ ersetzen.

Haben sich die Reformatoren etwa nicht engagiert und konkret gehandelt?

Natürlich haben sie das! Aber das haben auch die Gegenreformatoren auf der katholischen Seite getan, ebenso die Aufklärer, die Pietisten und alle anderen. Was hat das mit Reformation zu tun? So wird der Begriff völlig austauschbar.

Auch Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) ist Reformations-botschafter. Er sagt: „Die Reformation hat umfangreiche Veränderungen in Gang gesetzt. Bildung, Teilhabe und Freiheit haben nichts an Aktualität verloren.“

Das kann man alles zweifellos mit der Reformation in Zusammenhang bringen. Es ist nicht falsch, es trifft aber auch nicht den Kern.

„reforMation ist, worauf ich Bock haBe“

Die TV-Moderatorin Frauke Ludowig: „Immer auf der Suche sein nach dem, was besser ist: Das ist für mich Martin Luther.“

Ich bitte Sie! Von mir aus können Sie jetzt auch noch ein paar Sprüche aus Ihrem Poesiealbum vorlesen. Das sind alles nette, gefällige, unanstößige Botschaften, gegen die keiner etwas sagen kann. Aber was hat das noch mit der Reformation zu tun? Reformation ist dann das, worauf ich gerade Bock habe.

Was feiern wir da eigentlich?

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Das Stichwort Reformator verbin-den die meisten Menschen mit Martin Luther, auch mit Calvin

und Zwingli. Doch mit Jesus Christus? Können wir Gottes Sohn als Reformator bezeichnen? Die Antwort lautet: Nein und ja, denn Jesus war nach allgemei-nem Verständnis eher ein Reformer.

Wenn wir den Begriff Reformator im geläufigen Sinn verwenden, dann ist dieser ausschließlich in der Zeit der Reformation des 16. Jahrhunderts zu verorten. Die Geschichtswissenschaft und Theologie bezeichnet Persönlich-keiten als Reformatoren, die bei der Gestaltung der evangelischen Kirche eine Rolle spielten. Prominente der Kirchengeschichte mit reformatori-scher Gesinnung und entsprechendem

Handeln werden zu den Reformato-ren gezählt. Der Begriff wird sehr eng gefasst. Fast ausschließlich handelt es sich um Theologen, die während ihrer Amtszeit die reformatorische Lehre in ihrem Wirkungsbereich einführten, wie z.B. Johannes Bugenhagen im Norden Deutschlands.

Jetzt könnte schnell geschlussfolgert werden: Dann war Jesus definitiv kein Reformator, schon weil er im 16. Jahr-hundert nicht mehr als Mensch auf der Erde lebte. Wenn wir aber dem Verspre-chen Jesu glauben, dass dieser alle Tage bei seinen Kindern ist1 und die enge Verbindung zu Jesus die Grundlage dafür ist, in der Kraft Jesu zu handeln,2 dann 1 „ … siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,20.2 „… Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,5

war Jesus während der Reformation anwesend. Die Reformatoren handelten getrieben von Gottes Geist. Andernfalls wäre die Reformation eine menschliche Idee, ein Experiment, um Altes durch Neues zu ersetzen.

„Wenn wir von Luther, Knox und anderen bekannten Reformato-ren lesen, bewundern wir die Kraft, Seelenstärke und Tapferkeit, die diese treuen Diener Gottes besaßen, und wir würden diesen Geist, der sie beseelte, auch gern haben. Wir möchten gerne wissen, was sie so stark gemacht hat, dass sie ohne Schwachheit waren. Obwohl diese großen Männer als Werkzeuge Gottes gebraucht wurden, waren sie nicht fehlerfrei. Auch sie waren irrende Menschen und machten große

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der grösste reforMer:

Jesus Christus

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Fehler. Ihren starken Seiten sollten wir nacheifern. Keinesfalls sollten wir sie aber zu unseren Vorbildern machen. Diese Männer besaßen nur geringe Fähigkeiten für das Werk der Reformation. Sie wurden von einer anderen Kraft getrieben. Nicht diese Männer, die Gott als Werkzeuge benutzte, sollten verehrt und geach-tet werden, sondern der Herr Jesus, der ihnen sein Licht und seine Kraft verliehen hat. Wer die Wahrheit und Gerechtigkeit liebt, sollte nicht auf die alten Bannerträger schauen und sie verehren, sondern Gott preisen, der die Quelle alles Lichtes ist.“3

Die Reform

Das Wort Reform wird gebildet aus lat. re: zurück und formare: bilden, gestalten, was im Zusammenhang Wiederher-stellung bedeutet. Überall begegnen uns Reformen, deren Notwendigkeit erkannt, die geplant und umgesetzt werden: in der Politik und Wirtschaft, in der gesamten Gesellschaft, aber auch in der Theorie und Praxis der Religion. Bestehendes wird betrachtet, gründlich untersucht und bewertet. Änderungsbe-darf entsteht durch ein Missverhältnis zwischen einer ursprünglichen Absicht und dem Jetztzustand oder veränderten Rahmenbedingungen, auf die reagiert werden sollte. Die Geschwindigkeit von Reformen ist eher langsam, im Kontrast zur Revolution.

Der Ruf nach Reformen lautet immer: „Seht, hier ist etwas nicht gut! Lasst es uns besser machen!“ Der Rufende ist ein Reformer. Das bedeutet nicht in jedem Fall, zu einem Ursprung zurück-zukommen, wie es dem Wortsinn von Reform entspräche. Politische Reformen wären dafür ein Beispiel (Rentenreform, Gesundheitsreform). Im christlichen Verständnis sollte eine Reform, wie auch die Reformation, zurückführen zum ursprünglichen Bibelfundament. Ein christlicher Reformer sucht nicht die Veränderung in eine beliebige Richtung, sondern fragt nach der Absicht Gottes.

Jesu Ruf als Reformer

Zur Zeit der Geburt Jesu hatte sich die Menschheit schon sehr weit vom sündlosen Zustand entfernt. Missstände von Lieblosigkeiten und Egoismus über Machtstreben und Betrug gab es auch im Volk Israel und nicht nur unter den Heiden. Dieses Volk war sich seiner Auserwählung so sicher, dass es den Willen und Auftrag dessen, der sie 3 E.G. White, Ausgewählte Botschaften, Band 1, S. 399.

erwählt hatte, aus dem Auge verlor. Von den Leitern der Gemeinden musste Jesus sagen, sie schlössen die Tür zum Himmelreich vor den Menschen zu4. Zu den Nöten im Volk kamen die poli-tischen Umstände. „Die Regierung, unter der Jesus lebte, war korrupt und diktatorisch. Überall gab es schreiendes Unrecht wie Erpressung, Unduldsamkeit und bedrückende Härte. Der Heiland wollte jedoch keineswegs zivile Reformen durch-führen. Er griff weder die nationalen Missbräuche an noch verurteilte Er die Feinde Seiner Nation. Er mischte sich auch nicht in die Herrschaft oder Verwaltung der Machthaber ein. Er, unser Vorbild, hielt sich von irdischer Herrschaft fern. Nicht etwa, weil Er gegenüber den Nöten der Menschen gleichgültig gewesen wäre, sondern weil menschliche und rein äußerli-che Maßnahmen hier nicht helfen konnten. Um wirksam sein zu können, musste der Heilungsprozess den einzelnen Menschen erreichen und dessen Herz erneuern.“5

Nachfolge

Alle Menschen sind in die Nachfolge Jesu gerufen. Christen haben diesen Ruf angenommen.

„Von einem hohen, religiösen Standpunkt aus betrachtet, müssen wir gründliche Reformer sein, um Christus ähnlich zu sein.“6

Jesus hat in seinem Leben gezeigt, worauf es ankommt. Er begegnete seinen Mitmenschen in Liebe und stillte ihre Bedürfnisse. Alle seine Worte und Handlungen hatten zum Ziel, Menschen aus der Sünde zu retten und ihnen das ewige Leben anzubieten. Sein Einsatz brachte das größte Opfer, sich selbst. Christi Kreuzestod an unserer Stelle ist das größte Geschenk, das den Menschen jemals gemacht wurde. Nichts ist so wertvoll, wie die Vergebung der Sünden, die Erlösung vom ewigen Tod und die Gabe des ewigen Lebens.

Doch wie zu Jesu Lebzeiten auf unserer Erde, so ist auch in der Gegen-wart eine andere Vorstellung von Werten und Erstrebenswertem präsent. Für ein antikes Gemälde, mit dem nichts weiter anzufangen ist, als es an die Wand zu hängen, werden viele tausend Euro bezahlt. Von allen einfachen Gebrauchs-gegenständen existieren Varianten mit hohen Zahlen auf dem Preisschild. Zeit 4 vgl. Matthäus 23,13 5 E.G. White, Der Messias, S. 404. 6 E.G. White, Bewusst essen, S. 33. Test. of the Church I, 487-489 (1867)

und Geld haben die Menschen meist für etwas, das ihnen wichtig ist. Zeit für ein Gebet oder um in der Bibel zu lesen? Viele Menschen lehnen den Bezug kostenloser (!) christlicher Schrif-ten mit der Begründung ab: „Ich habe keine Zeit.“ Diesen Menschen die Hand in Liebe auszustrecken und das Herz derer erreichen wollen, die eigentlich gar nichts von Gott wissen möchten, ist die Aufgabe der Christen. Jesus ruft uns in die Rolle der Reformer, die anderen zurufen: „Wenn du dein Leben so weiterführt, bist du verloren. Lasst dich retten!“

„lasst euch versöhnen mit gott!“

2.korinther 5,20 nennt die Bibel diesen Ruf.

Doch Achtung! Reformer sind keine Revolutionäre, die in kurzer Zeit Beste-hendes umkrempeln, auch mit Gewalt. „Reformer sind keine Zerstörer. Sie werden niemals danach trachten, Menschen, die nicht mit ihren Plänen übereinstimmen, zu verderben oder sie gleichzuschalten. Refor-mer müssen vorangehen, sie dürfen nicht zurückweichen. Sie müssen entschieden, fest, entschlossen und unentwegt sein; doch darf ihre Festig-keit nicht in Herrschsucht ausarten. Gott will, dass alle, die ihm dienen, in den Grundsätzen fest wie ein Fels sind, dabei aber sanftmütig und von Herzen demütig, wie Christus es war. Wenn sie in Christus bleiben, können sie das Werk verrichten, das er tun würde, wäre er an ihrer Stelle. Eine ungehobelte, richtende Haltung ist heute auf dem Gebiete der Erneu-erung nicht erforderlich. Jede selbstsüchtige Methode im Dienste Gottes ist ihm ein Gräuel.“7

Der Reformmaßstab Jesu

Jesus wurde in eine von Sünde verdor-bene Welt hineingeboren. Seither hat sich deren Zustand nicht verbessert, wenn wir betrachten, wie weit sich die meisten Menschen vom Willen Gottes entfernen. Wer fragt schon nach dem Plan und der Absicht eines Gottes, den er für nicht existent hält?

Eden – da denken nicht wenige an den Namen eines Nachtclubs und die Zehn Gebote sind für viele doch nur eine Floskel.

Interessant ist der Name einer Gast-stätte in Naumburg: „Taverne zum 11. Gebot“. Die Aufnahme dieses Gebots drückt den Wunsch vieler aus: Du sollst genießen.

7 E.G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse Band 2, S. 381.

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Die Ferne zu biblischen Werten zeigt sich in einem Lebensstil, der nicht nach Gott fragt. Viele Christen wundern sich nicht mehr. Sie finden es zwar nicht schön, doch normal, dass moralische Werte als antiquiert gelten. Ist heute wirklich alles so anders als zu Jesu Zeiten?

Was Jesus ansprach, auch anpran-gerte, ist im Kern unseren modernen Problemen ähnlich. Dabei verbog der Heiland nicht Gottes Absicht, um diese den gegenwärtigen Umständen anzu-passen. Jesu Ziele verkörperten das Ursprüngliche. Im ureigenen Wortsinn von Reformation führte Gottes Sohn die Angesprochenen zurück an den Beginn der Menschheitsgeschichte.

„… von anfang an aber ist es nicht so gewesen.“ Matthäus 19,8 erklärte

Jesus zum Thema Ehescheidung und zeigte damit auf den glücklichen Zustand in Eden vor dem Sündenfall.

Gelehrte, Philosophen, Theologen, Psychologen und andere Denker suchen nach der umfassenden Definition von Liebe. Doch schon kleine Kinder singen: „Gott ist die Liebe!“. Liebe ohne Gott zu definieren, bleibt Stückwert, wie all unser Wissen lückenhaft ist. Das Wesen Gottes ist Liebe. Gott schuf den Menschen aus Liebe und wünschte für seine Geschöpfe ein Leben in Liebe. Was ist daraus geworden? Gerade jetzt, wo ich dies schreibe, erschüttert der Terroranschlag auf einem Berliner Weih-nachtsmarkt das Land. Wo ist die Liebe zu dem Menschen, der anders lebt oder denkt, aussieht oder sich kleidet als ich? Liebe ist nicht daran gebunden, dem anderen gleich zu sein. Gott liebte uns, als wir noch seine Feinde waren.8 Die Reformaufrufe Jesu zielen auf ein liebevolles Verhalten, das aus einem liebenden Herzen entspringt.

„liebet eure feinDe unD bittet für Die, Die euch verfolgen.“ Matthäus 5,44

Wolfgang Schrage, Professsor für Neues Testament an der Universität Bonn, erklärt, wer unter „Feind“ zu verstehen ist: „Dabei ist mit dem Feind sowohl der persönliche Feind gemeint (das ist die allgemeine Bedeutung des Wortes) als auch der religiöse Feind, der Feind Gottes und der seines Volkes. Dass das Letztere in Matthäus 5,44 im Vordergrund steht, zeigt die Parallelität der Feinde zu den Verfolgern. Lukas 6,27 f. werden sie charakterisiert als solche, die hassen, fluchen und beleidigen. Schon der Plural „Feinde“ (bei Nächster steht dagegen der Singular) deutet an,

8 vgl. Römer 5,8

dass Feindesliebe nicht auf bestimmte Kategorien von Feinden, etwa private, zu beschränken ist. Es kann der Prozess-gegner sein (vgl. Matth. 5,25), aber auch jeder, „gegen den man etwas hat“ (Markus 11,25) …“9 Diese Blickrichtung ist brandaktuell.

Wenn alle Menschen weltweit diesen Grundsatz der Feindesliebe ausle-ben würden, schauten wir heute auf viele weiße Seiten in unserer Tageszei-tung. Alle Berichte über Krieg, Gewalt, Streit und Verbrechen wären niemals geschrieben worden.

Der liebe Gott

Die Vorstellung, die Menschen von Gott haben, wenn sie denn überhaupt eine haben, ist sehr unterschiedlich. Doch „der liebe Gott“ ist schon eine Redewendung geworden. Mit der Formu-lierung „lieb“ wird in diesem Fall gern absolute Nachsicht verbunden. Unsere Gesellschaft erzieht den Menschen dazu, möglichst vieles zu tolerieren, zu respektieren oder gar zu achten. Schnell drängt sich die Vorstellung eines tole-ranten Gottes auf. „So kleinlich wird Gott schon nicht sein.“ denkt mancher und meint, Gott nähme es nicht so genau, wenn dieser sein Leben unter die Lupe nähme. Da Jesus als liebender Heiland und Retter auf dieser Erde erschien, verwechseln einige Menschen Jesu Vergebungsbereitschaft mit Sündento-leranz. „Die Menschen hassen den Sünder und lieben die Sünde. Chris-tus dagegen hasst die Sünde und liebt den Sünder. Von diesem Geist müssen auch alle Seine Nachfolger beseelt sein.“10

Was soll wieder- hergestellt werden?

Der Erlösungsplan schafft einen Weg, damit Erlöste eine Heimat auf einer neuen, ewigen Erde finden können. Christus ist dieser Weg. Er sagt selbst von sich:

„ich bin Der weg unD Die wahrheit unD Das leben; niemanD kommt zum vater Denn Durch mich.“ Johannes 14,6

Die ersten Bibelseiten beschreiben die Schöpfung der Erde, die durch die Sünde viel von ihrer Herrlichkeit verlor. Die letzten Seiten der Bibel versprechen eine Neuschöpfung. Der Schöpfer kann allein durch sein Wort eine neue Erde schaffen. 9 Wolfgang Schrage, Ethik des Neuen Testaments, Evangeli- sche Verlagsanstalt Berlin, 1. Auflage 1982, S. 67.68. 10 E.G. White, Das Leben Jesu, S. 457.

„siehe, ich mache alles neu.“ offenBarung 21, 5

Wer soll diese neue Erde bewohnen? Könnte Gott sich nicht neue, bessere, gehorsamere Menschen schaffen? Sicher. Aus einem einzigen Grund bemüht sich Gott immer wieder um die Sünder: Er liebt sie.11 Da Gott und Jesus eins sind, wissen wir, dass auch Jesus uns liebt.12 Jesus sucht Menschen, die in ihrem Charakter wieder den Zustand vom sündlosen Eden entwickeln wollen. Er fragt, wer bereit ist, sich von Ihm verändern, ja erneuern zu lassen.

Was Wiederherstellung konkret bedeutet, verkündete Jesus den Menschen, die an einem Berghang seinen Worten lauschten. Diese sog. Bergpredigt, räumt auf mit dem bloßen Befolgen von Richtlinien. Stattdes-sen liegt der Schwerpunkt auf der Motivation des Handelns und dem Charakterzustand. Wiederherstellung verputzt nicht die Fassade, während das Innere dem Verfall preisgegeben wird. „Gott möchte, dass wir den Zustand der Vollkommenheit erreichen, was uns durch das Opfer Christi ermög-licht worden ist. Er ruft uns auf, uns für die richtige Seite zu entschei-den, uns mit himmlischen Kräften zu verbinden und die Grundsätze zu übernehmen, die das Bild Gottes in uns wiederherstellen werden. In der Bibel und im großen Buch der Natur hat er ja die Prinzipien des Lebens offenbart. Unsere Aufgabe ist es, sie kennenzulernen und bei der Wiederherstellung körperlicher wie seelischer Gesundheit gehorsam mit Gott zusammenzuarbeiten [...] Chris-tus sah den Erfolg seiner Mission stets vor sich. [...] Durch die Hingabe seines Lebens für das Leben der Menschheit würde er ihnen das Bild Gottes wiederherstellen. Er würde uns aus dem Staub erheben, unseren Charakter nach dem Vorbild seines eigenen Charakters umgestalten und ihn mit seiner eigenen Herrlichkeit schön machen.“13

Jesus ruft auf …

- zu anderen Prioritäten: „trachtet zuerst nach Dem reich gottes …“ Matthäus 6,33

- Kinder des Lichts zu sein: „… wer mir nachfolgt, Der wirD nicht wanDeln in Der finsternis, sonDern wirD Das licht Des lebens haben.“ Johannes 8,12

11 vgl. Johannes 3,16 12 vgl. Johannes 10,30 13 E.G. White, Auf den Spuren des großen Arztes, S. 80.423.

Der größte Reformaer - Jesus Christus

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- fest mit ihm verbunden zu sein und zu blieben:

„ich bin Der weinstock, ihr seiD Die reben. wer in mir bleibt unD ich in ihm, Der bringt viel frucht; Denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,5

- ihm zu folgen: „wer mir Dienen will, Der folge mir nach;“ Johannes 12,26 „nehmt auf euch mein joch unD lernt von mir, Denn ich bin sanftmütig unD von herzen Demütig …“ Matthäus 11,29

- zur Selbstkritik: „was siehst Du aber Den sPlitter in Deines bruDers auge unD nimmst nicht wahr Den balken in Deinem auge?“ Matthäus 7,3

- zur Liebe untereinander. „Daran wirD jeDermann erkennen, Dass ihr meine jünger seiD, wenn ihr liebe untereinanDer habt.“ Johannes 13,35

- zur Barmherzigkeit: „seiD barmherzig, wie auch euer vater barmherzig ist. unD richtet nicht … verDammt nicht … vergebt … gebt …“ Lukas 6,36-38

- den Geboten Gottes zu folgen, statt Menschengeboten:

„vergeblich Dienen sie mir, weil sie lehren solche lehren, Die nichts als menschengebote sinD.“ Matthäus 15,9„liebt ihr mich, so haltet meine gebote.“ Johannes 14,15

- mit ihm Sabbat zu feiern: „… Der sabbat ist um Des menschen willen gemacht unD nicht Der mensch um Des sabbats willen. so ist auch Der menschensohn ein herr über Den sabbat.“ Markus 2,27.28.

- seine Wiederkunft zu erwarten: „unD Dann werDen sie sehen Den menschensohn kommen in Den wolken mit grosser kraft unD herrlichkeit. … seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann Die zeit Da ist.“ Markus 13,26.33.

- zu vielen anderen Taten und Erkennt-nissen, die in der Bibel zu finden sind:

„ihr sucht in Der schrift, Denn ihr meint, ihr habt Das ewige leben Darin; unD sie ist´s, Die von mir zeugt.“ Johannes 5,39

- den Missionsauftrag zu erfüllen: „Darum geht hin unD machet zu jüngern alle völker …“ Matthäus 28,19

Zum letzten Punkt schreibt Armin Mauerhofer, evangelikaler Theologe, Professor für Praktische Theologie: „Damit den verlorenen Menschen das Evangelium verkündigt werden kann, müssen die an Christus glaubenden Menschen bereit sein, den Auftrag Jesu auszuführen. Dazu ist es nötig, dass sie Jesus als Herrn ihres Lebens respek-tieren.14 Nur so können sie treu ihren Auftrag erfüllen, Menschen zu Jüngern zu machen. Wenn sie gehorsam sind, werden sie bemerken, dass Jesus sie durch den Heiligen Geist dazu bevoll-mächtigt15 und ihnen hilft16, so dass wirklich Menschen Jesus als Retter annehmen. Sie erleben, wie der Heilige Geist Menschen von ihren Sünden überführt, ihnen die Person Jesu und sein Erlösungswerk in seiner rettenden Bedeutung überzeugend vor Augen stellt und in ihnen die Bereitschaft weckt, sich für Jesus zu entscheiden17.“ 18

Jesus wartet und hofft

„Die Reformer müssen selbst refor-miert sein, und zwar nicht nur ihre Arbeitsweise, sondern auch ihre Herzen.“19

Jesus hofft, dass seine Reformbe-mühungen, sein Ruf zu Umkehr und Wiederherstellung, reiche Früchte tragen. Was wir jetzt im persönlichen Leben reformieren können, wird sich für uns und alle, die mit uns in Berüh-rung kommen, zum Segen auswirken. Global betrachtet, mag es uns wenig erscheinen, was wir bewegen können. Vielleicht hat ähnlich die Sängerin Nicole gedacht, als sie 1982 ihr Lied „Ein biss-chen Frieden“ sang. Der Text drückt ein tiefes Sehnen aus: „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne für diese Erde, auf der wir wohnen.Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude, ein bisschen Wärme, das wünsch ich mir.Ein bisschen Frieden, ein bisschen Träumen und dass die Menschen nicht so oft weinen.Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe, dass ich die Hoffnung nie mehr verlier.“20

14 vgl. Matthäus 28,18 15 vgl. Apostelgeschichte 1,816 vgl. Matthäus 28,2017 vgl. Johannes 16,7-1118 Armin Mauerhofer, Gemeindeaufbau nach biblischem Vorbild, Hänssler 1998, S. 200.201.19 E.G. White, Zeugnisse für die Gemeinde, Band 6, S. 158.20 http://www.songtexte.com/songtext/nicole/ein-bisschen -frieden-4bf2cb46.html

Dieses Lied findet keine Antwort auf die Frage, wie dieser Friede Wirklichkeit werden kann. Doch Jesus, der Friede-fürst, kam, um uns seinen Frieden zu schenken.

„Den frieDen lasse ich euch, meinen frieDen gebe ich euch. nicht gebe ich euch, wie Die welt gibt. euer herz erschrecke nicht unD fürchte sich nicht.“ Johannes 14,27

Jesus bietet den Traurigen, Hoff-nungslosen und allen, die über die gegenwärtigen Zustände und Gescheh-nisse nur seufzen können, eine Welt ohne Tränen an:

„… gott wirD abwischen alle tränen von ihren augen, unD Der toD wirD nicht mehr sein, noch leiD noch geschrei noch schmerz wirD mehr sein; Denn Das erste ist vergangen.“ offenBarung 21,4Wir sind eingeladen, gemeinsam mit

unzähligen treuen Kindern Gottes im Himmel am gläsernen Meer zu stehen und zu singen:

„gross unD wunDerbar sinD Deine werke, herr, allmächtiger gott! gerecht unD wahrhaftig sinD Deine wege, Du könig Der völker. wer sollte Dich, herr, nicht fürchten unD Deinen namen nicht Preisen? Denn Du allein bist heilig! ja, alle völker werDen kommen unD anbeten vor Dir, Denn Deine gerechten gerichte sinD offenbar geworDen.“ offenBarung 16,3.4. Liebe und Frieden wird die Ewigkeit

erfüllen. Dann wird wiederhergestellt sein, was Gott mit dieser Schöpfung beabsichtigte. Noch streckt Jesus seine Hand nach den Menschen aus und ruft: „Komm!“21 Alle Unschlüssigen, Warten-den und anders Beschäftigten drängt der Apostel Paulus:

„ …ergreife Das ewige leben …“ 1. tiMotheus 6,12 Jesus bringt der in Sünde gefallenen

Welt seine Botschaft, seine Reformen, und kommt den Verlorenen als Retter entgegen. Bei seiner Wiederkunft erscheint Jesus als Richter der Welt. Dann wird für jeden einzelnen Erdenbe-wohner entschieden sein, ob er Jesus und die Ewigkeit wählte oder nicht.

„ …wählt euch heute, wem ihr Dienen wollt!“ rief Josua um 1200 v. Chr. seinen Landsleuten zu und er entschied für sich: „ich aber unD mein haus wollen Dem herrn Dienen.“ Josua 24,15

Jesus ruft dich heute: „Komm!“ Marcus MüLLer

21 vgl. Matthäus 11,28

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Wir blicken auf eine lange Reihe von Vorreformatoren und Reformatoren. Interessante, spannende und ergreifende Geschichten können wir lesen. Doch was bedeutet das alles für das eigene Glau-bensleben? Reformation – bei mir? Diese Checkliste kann helfen, von einem Leser über die Reformation zu einem Praktizie-renden der Reformation zu werden.

DIE PRINZIPIEN DER REFORMA-TION - FÜR MICH!

- Sei aufrichtig in Deinem Glauben!„bleibe fromm unD halte Dich recht; Denn einem solchen wirD es zuletzt gut gehen.“ PsaLM 37,37.

- Leitung durch den Heiligen Geist!„Der tröster, Der heilige geist, welchen mein vater senDen wirD in meinem namen, Der wirD euch alles lehren unD euch erinnern alles Des, was ich euch gesagt habe.“ Johannes 14,26.

- Studiere gründlich die Bibel!„lasst Das wort gottes reichlich unter euch wohnen …“ koLosser 3,16

- Die Bibel als oberste Autorität!„Kein jemals lebender christlicher Lehrer, kein religiöser Reformator vergangener Zeiten hat die Bibel höher geschätzt. In allen ihren (E.G. Whites) Schriften wird sie als das Buch aller Bücher, der höchste, allei-nige Führer für die ganze menschliche Familie hingestellt.“1

- Zeige Interesse an Deiner Gemeinde!„so habt nun acht auf euch selbst unD auf Die ganze herDe, unter welche euch Der heilige geist gesetzt hat zu bischö-fen, zu weiDen Die gemeinDe gottes ...“ aPosteLgeschichte 20,28.29.

- Interessiere Dich für den einzelnen Gläubigen!„lasst uns … aufeinanDer achthaben …“ heBräer 10,23.24.

- Nimm dessen Situation wahr!„nehmt euch Der nöte Der heiligen an …“ röMer 12,13

- Vergleich mit der Bibel: Ist mein Weg noch der richtige?

„so sPricht Der herr: tretet hin an Die wege unD schauet unD fragt nach Den wegen Der vorzeit, welches Der gute weg sei, unD wanDelt Darin, so werDet ihr ruhe finDen für eure seele!“ JereMia 6,16. 1 E.G. White, Leben und Wirken, S. 449.

„Unter der Mitwirkung treuer Freunde wurde des Kurfürsten Absicht ausge-führt und Luther erfolgreich vor Freunden und Feinden verborgen.“3

- Sei mutig und standhaft!„lasst uns festhalten an Dem bekennt-nis Der hoffnung unD nicht wanken; Denn er ist treu Der sie verheissen hat; … Darum werft euer vertrauen nicht weg, welches eine grosse belohnung hat.“ heBräer 10,21.35.

- Schließe keine Kompromisse auf Kosten der Wahrheit!„wie lange hinkt ihr auf beiDen seiten? ist Der herr gott, so folgt ihm nach, ist‘s aber baal, so folgt ihm nach. …“ 1. Könige 18,21

„niemanD kann zwei herren Dienen …“ Matthäus 6,24.

„Hätte der Reformator (Luther) nur in einem einzigen Punkt nachgegeben, so würden die Mächte der Finsternis den Sieg davongetragen haben.“4

„Alle, die sich zur Wahrheit für diese Zeit bekennen und Reformer sein wollen, sollten ihren Glauben auch richtig ausleben.“ 5

„Wir sollten stets daran denken, dass wir Reformer und nicht Fanatiker sind.“6

„Es sollte stets deutlich sein, dass wir Reformer und nicht Frömmler sind.“7

„Jeder hat eine persönliche Bezie-hung zu Gott. Ein jeder sollte sich fragen: ,Was ist recht? Was ist unrecht? Wie kann ich am besten den Zweck des Lebens erfüllen?‘ Lasst die Fülle eurer Liebe zu dem fließen, der sein Leben für euch gab. Macht Christum zum ersten, letzten und besten in allen Dingen.“8

ines MüLLer

3 E.G. White, Der große Konflikt, S. 168. 4 ebd. S. 167.5 E.G. White, Ein Tempel des Heiligen Geistes, S. 107.6 E.G. White, Evangelisation, S. 88.7 ebd. S. 142. 8 E.G. White, In den Fußspuren des großen Arztes, S. 367.

Wo könnte ich im Irrtum sein?„jesus aber antwortete unD sPrach zu ihnen: ihr irrt, weil ihr weDer Die schrift kennt noch Die kraft gottes.“ Matthäus 22,29

Mache ich bewusst Fehler?„wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr Des lanDes gut geniessen. weigert ihr euch aber unD seiD ungehorsam, so sollt ihr vom schwert gefressen werDen; Denn Der munD Des herrn sagt es.“ JesaJa 1,19.20.

Hänge ich an unbiblischen Tradi-tionen?

„Dies volk ehrt mich mit seinen liPPen, aber ihr herz ist ferne von mir; vergeb-lich Dienen sie mir, weil sie lehren solche lehren, Die nichts als menschengebote sinD.“ Matthäus 15,8.9.

Wo verließ ich warum Gottes Weg?„sie verlassen Den richtigen weg …“ 2. Petrus 2,15

Was geschieht mit mir, wenn ichdiesen Weg weitergehe?

„… unD gehen in Die irre …“ 2. Petrus 2,15

Was muss ich tun, um zurück zum Weg der Bibel zu finden?

„willst Du Dich, israel, bekehren, sPricht Der herr, so kehre Dich zu mir! …“ JereMia 4,1

- Intensiviere Dein Gebetsleben!„betet ohne unterlass“ 1. thessaLonicher 5,17

- Suche den Rat der Mitchristen!„wo nicht weiser rat ist, Da geht Das volk unter …“ sPrüche 11,14

- Suche Gespräche mit der Leitung!„Es ist Gottes Wille, dass Männer, die mit Verantwortlichkeiten betraut sind, sich miteinander beraten und in christlicher Einigkeit miteinander beten.“2

- Halte Kontakt zu treuen Freunden!„ein freunD liebt allezeit …“ sPrüche 17,17

2 E.G. White, Zeugnisse für die Gemeinde Band 7, S. 223.

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Lutherquiz(Mehrfachantworten MögLich)

1. WANN WURDE MARTIN LUTHER GEBOREN? am 10. September 1483 am 10. November 1483 am 20. Oktober 1483

2. WO WURDE DER 5-JÄHRIGE EINGESCHULT? Mansfeld Magdeburg Eisleben

3. WOMIT FINANZIERTE ER DEN SCHULBESUCH IN EISENACH? mit Kohlentragen als Nachhilfelehrer als Kurrendesänger

4. WAS WURDE LUTHER 1505 AN DER UNIVER- SITÄT ERFURT? Magister theologium Magister artium Magister juristum

5. IN WELCHES KLOSTER TRAT LUTHER AM 17. JULI 1505 EIN? Zisterzienser Franziskaner Augustinereremiten

6. WO WURDE LUTHER AM 4. APRIL 1507 ZUM PRIESTER GEWEIHT? Klosterkirche zu Eisenach Dom zu Erfurt Schlosskirche zu Wittenberg

7. WIE SCHÄTZTE LUTHER SEINE LEISTUNGEN ALS MÖNCH EIN? „Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineinge- kommen sein.“ „Ich armer elender Mönch, wer kann mich erretten?“ „Ein feste Burg ist der Mönche Gott.“

8. WELCHES BIBELWORT IST EIN SCHLÜSSEL- WORT DER REFORMATION? „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden.“ (röMer 1, 22) „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.“ (röMer 3, 10) „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ (röMer 1, 17)

9. WER WURDE LUTHERS VÄTERLICHER FREUND UND BEISTAND IN GLAUBENSNÖTEN? Johann von Staupitz Philipp Melanchthon Huldreich Zwingli

10. Wie urteilt Luther nach seinem Besuch über Rom? „Auf sieben Hügeln steht glänzend Gottes Herrlichkeit.“ „Die Heiligkeit Roms beweist die Heiligkeit des Papsttums.“ „Niemand glaubt, was zu Rom für Büberei und gräuliche Sünde und Schande gehen; man kann´s keinen bereden, dass so große Bosheit da ist, er sehe, höre und erfahre es denn.“

11. Was beinhaltete der Eid, den Luther als Doktor der Theologie ablegte? dem Papst uneingeschränkt zu folgen die Bibel gewissenhaft auszulegen, sie zu predigen und ihre Wahrheit zu verteidigen der Tradition der katholischen Lehre uneinge- schränkt verpflichtet zu sein

12. Über wie viele Klöster in Kursachsen wurde Luther 1515 zum Distriktvikar ernannt? über 3 über 10 über 15

13. Was bezweckte Luther mit dem Thesenan schlag in Wittenberg? Es sollte eine Grundlage zum Streitgespräch unter Theologen sein. Dies war eine offene Provokation gegen Johann Tetzel. Luther wollte die katholische Kirche stürzen.

14. Was führte zum endgültigen Bruch der römischen Kirche mit Luther? Luther hatte sich beim Augsburger Reichstag nicht standesgemäß verabschiedet, sondern war heimlich geflohen. Er war bibelkundiger geworden, als das Papsttum zulassen konnte. Luther stellte fest, dass auch Konzilien (Versammlungen aller Bischöfe) irren könnten und dass der Papst keineswegs nach göttlichem Recht Haupt der Kirche sei.

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Bitte einsenden an die Versandadresse im Impressum. Alle Einsender erwartet eine kleine Überraschung!

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naMe und adresse: _____________________________

15. WIE HEISSEN DIE 3 GROSSEN REFORMATORI- SCHEN SCHRIFTEN LUTHERS, DIE 1520 ERSCHIENEN? „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“, „An den christlichen Adel deutscher Nation“ „Von der Freiheit eines Katholiken“, „Von der biblischen Freiheit der Kirche“, „An die einfachen christlichen Landsleute“ „Von der Freude des Glaubenslebens“, „Von der christlichen Freiheit der Kirche“, „An die deutschen katholischen Brüder“

16. WAS VERBRANNTE LUTHER 1520 NEBEN DER BANNBULLE NOCH? päpstliche Gesetzbücher und theologische Schriften seiner Gegner die lateinische Liturgie der Messe und katholi- sche Liederbücher Ablassbriefe Tetzels und Heiligengebete

17. LUTHER WURDE NACH WORMS BEORDERT. WAS WURDE IHM ZUGESICHERT? viel Zeit für seine Erklärungen freies Geleit die Bewertung seiner Ausführungen aus- schließlich nach der Bibel

18. WER LIESS LUTHER AUF DIE WARTBURG ENT- FÜHREN? Philipp Melanchthon Kurfürst Friedrich der Weise August der Starke

19. WIE LANGE ARBEITETE LUTHER AN DER ÜBERSETZUNG DES NEUEN TESTAMENTS? 11 Wochen 15 Wochen 22 Wochen

20. WELCHER PREDIGER, DEM LUTHER ENTGEGEN- TRAT, SETZTE SICH IN THÜRINGEN AN DIE SPITZE DES BAUERNAUFSTANDES? Johann Lepsius Thomas Müntzer Johannes Bugenhagen

21. WELCHE QUALITÄTEN MELANCHTHONS WAREN FÜR LUTHER NÜTZLICH? große Sprachkenntnisse für die Bibelübersetzungen große Musikalität für die neuen evangelischen Lieder geschickter Stratege für die Kämpfe gegen das Papsttum

22. WIE VIELE PREDIGTEN LUTHERS SIND ERHAL- TEN? 54 über 200 über 2000

23. WELCHE FÜRSTEN UNTERSTÜTZTEN LUTHER? Frederik der Große, Johann der Bärtige, August der Liebliche Friedrich der Weise, Johann der Beständige, Johann Friedrich der Großmütige Hermann von Hildesheim, Adalbert zu Meißen, Wilhelm der VI.

24. WIE VIELE KIRCHENLIEDER HAT LUTHER GESCHRIEBEN? über 10 über 30 über 80

25. WAS WAR KATHARINA VON BORA VOR IHRER HEIRAT MIT LUTHER? Baroness von und zu Scharfenberg eine Nonne eine als Hexe verurteilte Kräuterkundige

26. WELCHE TRAURIGEN BEGEBENHEITEN WISSEN WIR VON LUTHERS KINDERN? Elisabeth lebte nur ein Jahr. Magdalena starb mit 12 Jahren. Ein Sohn ertrank in einem Fluss. Eine Tochter war schwer behindert. Luthers Kinder waren alle der katholischen Kirche sehr zugetan.

27. WAS SAGTE LUTHER ÜBER SEINE FRAU? „Gott hat es sinnvoll erdacht, dem Manne so eine Hilfe zuzuordnen, die sich um alles Irdische kümmern muss.“ „Immer wieder zeigt es sich, dass ich als eheloser Mönch ein glücklich Leben führte.“ „Gott hat es gut mit mir gemeint, dass er mir ein solches Weib gab, das für das Hauswesen sorgt, so dass ich nicht gezwungen bin, das auch noch auf mich zu nehmen.“

28. WOHIN FÜHRTE LUTHERS LETZTE REISE? nach Rom nach Eisleben nach Mansfeld

29. WANN STARB LUTHER? am 22. Januar 1536 am 18. Februar 1546 am 03. Juli 1542

30. WORIN SOLLTE LUTHER UNS EIN VORBILD SEIN? Bibelstudium, Eintreten für die Wahrheit, frohes Glaubensleben, Zuversicht in Gott Mut und Beständigkeit, Sorge um Kranke und Bedürftige, Gastfreundschaft Frohes Ehe- und Familienleben, Musik, Freude an der Schöpfung

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2.Timotheus 3,16-17

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