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Rundbrief für Göttinnen- Spiritualität Printausgabe 3-04 Herzlich Willkommen zur fünften Ausgabe des Schlangengesangs. Die Natur ist endgültig aus dem Winterschlaf erwacht und es grünt und blüht an allen Ecken. Genauso vielfältig wie die Natur präsentiert sich die Göttin in dieser Ausgabe. Wir wünschen Euch viel Spaß und freuen uns auf Post von Euch, Das Schlangengesang-Team Andrea, ArtemisAthene, Caitlin, Elea, Gwenhwyfar, Hannibal, jana, Karmindra, Lilia, Markus, Mooncraft, Silver, Temkes, Zauberweib Inhaltsverzeichnis Göttin: - Epona/Rhiannon - Die unzählige Göttin Pflanzen: - Birke Praktisches: - "Unkraut" in der Küche - Unkraut-Salat - Wiesen-Limonade - Löwenzahn-Honig Aufgelesen: - Aktuelles: Sedna – Die arktische Göttin am Rand des Sonnensystems - Buchrezensionen: Als die Göttin keltisch wurde Netze weben: - Reclaiming II - Feencamp - Kontaktanzeigen Kalender: - Feiertage - Rosalia - Mounychia - Fest der Göttin Artemis - Nonae Caprotinae - das Feigenfest - Plynteria - Reinigung der Statue der Athena Polias - Veranstaltungen Impressum / Schlangengesanginfos / Kontakt Göttin: Epona, die Pferdegöttin Epona die gallische Göttin deren Name "große Stute" oder "göttliches Pferd" bedeutet, wurde in ganz Europa, von Portugal bis Bulgarien über die britischen Inseln bis nach Unteritalien verehrt. Man fand über 300 Weiheinschriften und Darstellungen ihr zu Ehren. Sie ist die einzige Göttin welche in ihrer keltischen Form und mit ihrem keltischen Namen von den Römern übernommen, verehrt und verbreitet wurde. Das ungewöhnliche an Epona ist, dass man sie anscheinend nicht nur als Pferde- sondern auch als Muttergöttin ansah. Zumindest schliesst man dies aus Funden auf denen sie als Dreiheit angesprochen wird, welches ein charakteristisches Merkmal für eine Muttergöttin ist. Sie ist ebenso eine Göttin der Fruchtbarkeit, der Gesundheit, des Wachstums und der Anderswelt und somit Göttin der Totenwelt und der Wiedergeburt. Oft wird sie als Pferd selbst dargestellt oder als eine hübsche, auf einem Pferd reitende Frau. Begleitet wird sie von einem Hund oder Vogel, in ihrer Hand befindet sich manchmal ein Schlüssel der als Zugang zur Anderswelt verstanden werden kann. Wie es für viele mütterliche Göttinnen üblich ist trägt auch die ein Füllhorn als Attribut bei sich. In ihrem Aspekt der Pferdegöttin gilt sie als Schützerin der Pferdezucht, aller Reit- und Lasttiere, der Krieger und Knechte, Reiter und Händler. Doch sie ist auch eine Schützerin der Hunde, Heilquellen und Ackerfrüchte.

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R u n d b r i e f f ü r

G ö t t i n n e n -

S p i r i t u a l i t ä t

P r i n t a u s g a b e 3 - 0 4

Herzlich Willkommen zur fünften Ausgabe des Schlangengesangs. Die Natur ist endgültig aus dem Winterschlaf erwacht und es grünt und blüht an allen Ecken.Genauso vielfältig wie die Natur präsentiert sich die Göttin in dieser Ausgabe.

Wir wünschen Euch viel Spaß und freuen uns auf Post von Euch, Das Schlangengesang-Team Andrea, ArtemisAthene, Caitlin, Elea, Gwenhwyfar, Hannibal, jana, Karmindra, Lilia, Markus,Mooncraft, Silver, Temkes, Zauberweib

Inhaltsverzeichnis

Göttin: - Epona/Rhiannon - Die unzählige Göttin

Pflanzen: - Birke

Praktisches: - "Unkraut" in der Küche - Unkraut-Salat - Wiesen-Limonade - Löwenzahn-Honig

Aufgelesen: - Aktuelles: Sedna – Die arktische Göttin am Rand desSonnensystems - Buchrezensionen: Als die Göttin keltisch wurde

Netze weben: - Reclaiming II - Feencamp - Kontaktanzeigen

Kalender: - Feiertage - Rosalia - Mounychia - Fest der Göttin Artemis - Nonae Caprotinae - das Feigenfest - Plynteria - Reinigung der Statue der Athena Polias - Veranstaltungen

Impressum / Schlangengesanginfos / Kontakt

Göttin: Epona, die Pferdegöttin

Epona die gallische Göttin deren Name "großeStute" oder "göttliches Pferd" bedeutet, wurde inganz Europa, von Portugal bis Bulgarien über diebritischen Inseln bis nach Unteritalien verehrt. Manfand über 300 Weiheinschriften und Darstellungenihr zu Ehren. Sie ist die einzige Göttin welche inihrer keltischen Form und mit ihrem keltischenNamen von den Römern übernommen, verehrt undverbreitet wurde.

Das ungewöhnliche an Epona ist, dass man sieanscheinend nicht nur als Pferde- sondern auch alsMuttergöttin ansah. Zumindest schliesst man diesaus Funden auf denen sie als Dreiheitangesprochen wird, welches ein charakteristischesMerkmal für eine Muttergöttin ist. Sie ist ebensoeine Göttin der Fruchtbarkeit, der Gesundheit, desWachstums und der Anderswelt und somit Göttinder Totenwelt und der Wiedergeburt.

Oft wird sie als Pferd selbst dargestellt oder als einehübsche, auf einem Pferd reitende Frau. Begleitetwird sie von einem Hund oder Vogel, in ihrer Handbefindet sich manchmal ein Schlüssel der alsZugang zur Anderswelt verstanden werden kann.Wie es für viele mütterliche Göttinnen üblich ist trägtauch die ein Füllhorn als Attribut bei sich.

In ihrem Aspekt der Pferdegöttin gilt sie alsSchützerin der Pferdezucht, aller Reit- und Lasttiere,der Krieger und Knechte, Reiter und Händler. Doch sie ist auch eine Schützerin der Hunde,Heilquellen und Ackerfrüchte.

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Heute sieht man sie oftmals als kraftvollenweiblichen Archetypen an. Man sieht also, Epona deckte ein weitesAufgabenfeld ab. Vielleicht ist dies einer der Gründewarum sie von den Römern akzeptiert und verehrtwurde. Sie widmeten ihr sogar ein eigenes Fest am18. Dezember.

War es die Stärke welche sie den Pferden derRömer im Kampf verleihen sollte welche sie sobeliebt bei ihnen machte? Oder war es ihre Nähezum einfachen Volk welches sie auszustrahlenschien?

Wir wissen es heute nicht mehr. Doch wir könnenbeobachten das Epona auch heute noch nicht ausden Köpfen der Menschen verschwunden ist. Zumindest oder vor allem (!?) eine weitere Göttin,welche sehr enge Parallelen zur festländischenEpona aufweist, erfreut sich zunehmenderBeliebtheit, die walisische Göttin Rhiannon.

Die beiden Göttinnen zu apostrophieren und somitden ersten und dritten Zweig des Mabinogion* alsihre Kulturlegende zu lesen wie es einige tun, haltenmanche Forscher für zu weitgehend. Doch eineÄhnlichkeit der beiden ist unverkennbar.

Rhiannon ist ebenfalls eine Pferdegöttin. Ihr Namekommt von Rigantona was soviel bedeutet wiegroße göttliche Königin. Sie besitzt ein Reittier mitdem es der Legende nach kein Pferd der Weltaufnehmen kann. Auch wird sie ebenfalls oft inBegleitung von Pferden und Vögeln dargestellt. Sie ist wie Epona eine Göttin der Anderswelt. Oftwird sie mit dem Feenvolk in Verbindung gebracht.Sie ist Herrscherin der Unterwelt, Schützerin derFruchtbarkeit und gilt als mächtige Zauberin.

* In kymrischer Sprache verfasste Sammlungwalisischer Prosaerzählungen

karmindra

Die unzählige Göttin

Es ist immer wieder von "der Göttin" die Rede, undjeder Mensch weiß, welche damit gemeint ist. Dasist insofern verwunderlich, dass es unzähligeGöttinnen gab und gibt, in allen Pantheons, und mitallen möglichen Zuständigkeitsbereichen und"Funktionen". Dies ist jedoch nur scheinbar einWiderspruch. Ich glaube, dass es nur eine Göttingibt - diese aber in unzähligen Formen und Arten.Es ist hier müßig zu fragen, ob es sich nun um eineGöttin oder um einen Gott handelt. Ich denke, dasGöttliche ist alles. Muss es ja sein, da alles aus ihrentstanden ist. Erscheinen kann sie uns auf alle nurerdenklichen Arten - natürlich auch als Gott bzw.Götter.

Doch bleiben wir bei der Göttin. Die wohl be-kannteste und verbreitetste Ein-Teilung ist die Drei-Teilung in Jungfer, Mutter, Alte. Diese Gruppierungfinden wir in der Natur wieder, im Wachstum, Reifenund Welken, aber auch z.B. in den Mondständen.Neumond würde hier als 4. Teil, die Todin, stehen.Diese 3-in-1-Gruppierung finden wir übrigens auchim Christentum wieder. Den JungfräulichenGöttinnen sind zumeist die Kriegskünstezugeordnet, zum Teil auch (damitzusammenhängend) Handel und Verkehr.

Der Zuständigkeitsbereich der Mutter ist weitausgrößer; natürlich spielt hier immer wiederFruchtbarkeit eine Rolle (wobei dies teilweise auchder Jungfer-Göttin zugeordnet ist), ebenso dieHüterin des Feuers, und des Handwerks.Schmiedekunst allerdings findet man meist eher beiden Jungfer-Göttinen wieder, wegen desZusammenhangs zum Krieg (vgl. Athene). ZurMutter-Göttin gehören die Künste des Spinnens,Webens, Dichtens, aber auch des Heilens. (vgl.Freya/Frigg, Brigid).

Die Weise Alte ist zuständig für Orakel undZukunftsschau, auch für Kräuterwissen,Hexenkunst, Initiationen und Weisheit. (vgl.Cerridwen, Hekate). Mit Weisheit ist übrigens auchdie gewisse Narrenfreiheit gemeint, die sie gernenutzt - wer hat ihren manchmal etwas schrägenHumor noch nicht hautnah erleben dürfen? (vgl.Baubo, Uzume)

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Der Vollständigkeit halber sei hier der Vierte Aspektder Todin noch mit angegeben. In diesen Bereichfallen, soweit nicht von der Alten übernommen,auch die Initiation und Schamanisches Reisen.Auch der Schattenbereich fällt hierein, wird imallgemeinen aber eher als Gegenpart zur Mutter-Göttin dargestellt. (Morrighan)

Eine andere mögliche Zuordnung erfolgt überZuständigkeitsbereiche, wie sie oben bereitsgenannt sind: Fruchtbarkeit,Handel/Handwerk/Verkehr, Künste, Elemente,Heilung, Anderswelten, etc. Bei einem Volk imLandesinneren wird man vergeblich nach einerMeeresgöttin suchen, und ein Volk, dasabgeschnitten von der Außenwelt lebt, wird keineGöttin des Handels haben. So ist ersichtlich, dassdie Göttin immer in der Gestalt, mit den Fähigkeitenerscheint, wie sie der jeweiligen Gruppe sinnvoll undwichtig ist. Mancherorts gab/gibt es eine"Universalgöttin" wie Isis, Ishtar, Astarte, oder auchAthene, die für ein bestimmtes Gebiet zuständig ist.So wie es also die "Privatgöttin" einer Stadt odereines Volkes gegeben hat, ist es nicht abwegiganzunehmen, dass es auch welche für den Clan,die Familie gegeben hat. Hierzu kann man durchausdie Schutzheiligen in Bezug sehen, die imChristentum diese Aufgabe übernommen haben.Noch heute gibt es gerade in der bairisch-bäuerlichen Gegend noch immer die"Herrgottswinkel" im Haus. Der Heidnische Altar isthier im Prinzip nichts anderes, und es ist müßig zufragen, wer nun von wem zuerst abgekuckt hat.

So ist auch verständlich, dass es z.B. bei denGriechischen und Römischen GöttInnen eine 1:1-Übersetzung gibt. Die Kulturen waren einander sehrähnlich, hatten ähnliche Handelsbeziehungen,geografische Gegebenheiten, etc. Daher halte iches auch für legitim, wenn wir heute mancheGöttinnen gleichsetzen - wir befinden uns damit inguter Tradition. Ein Beispiel hierfür findet sich indieser Ausgabe des Schlangengesangs mitEpona/Rhiannon/Rigantona.

An welche Göttin soll man sich nun halten? Nun, ichdenke, die Antwort ist bereits gegeben: an die, dieman gerade braucht. In einer bestimmten Situation,oder für einen bestimmten Lebensabschnitt. Eslohnt sich dabei, ein wenig hellhörig zu sein, dennoftmals meldet sich eine Göttin, die dir geradeetwas sagen oder beibringen will. Eine guteMöglichkeit ist es auch, sich für einenvorgegebenen Zeitpunkt (z.B. einen Mond) eineGöttin auszusuchen. Hilfreich ist hierbei dasGöttinnengeflüster oder vergleichbare Orakeldecks.Ziehe einfach eine "Monatskarte", wie du esvielleicht als Tageskarte vom Tarot her schonkennst. Mit der gezogenen Göttin beschäftigst dudich dann für die nächste Zeit. Versuche, etwasüber ihre Geschichte, Mythologieherauszubekommen, über ihre Aufgaben undSymbole und was sie konkret für diese Zeit dirsagen oder zeigen will. Wenn du den Eindruck hast,dass dich eine Göttin einmal länger begleiten

möchte, dann folge diesem Eindruck. Manchmal willsie dich in einer bestimmten Form für einelängerwährende Aufgabe begleiten. Ist dies erledigt,dann bedanke dich bei ihr für ihr Geleit.

Es ist übrigens völlig ok, wenn du für dich eine"Hauptgöttin" hast, und die "Monatsgöttinnen" eherals Lehrerinnen, Begleiterinnen fungieren. Übereinen längern Zeitraum hinweg kann es sichdurchaus ergeben, dass du dir so deinen eigenenPantheon zusammenbastelst. Ich halte dies fürlegitim - schließlich sind alle Göttinnen die Göttin,und sie erscheint dir immer so, dass du sieverstehen kannst.

Ulrike Zauberweib Engelhardt

Birke (lat. Betula alba)

Der bis 30 m hoch wachsende Baum ist in Europaund Asien weit verbreitet. Birken fallen besonders durch ihre weiße Rinde unddie hellen Blätter auf und sind daher leicht zuerkennen. Die Birke ist ein Lichtbaum, in einemdunklem Wald kann sie nicht gedeihen.

Der Stamm ist in seiner Jugend bräunlich und weißgepunktet und blättert erst mit den Jahren inpapierdünnen feine Rindenhäutchen ab. Dierautenförmigen, oft auch dreieckigen Blätter sind mitästigen Adern durchzogen, sitzen auf langen Stielenund sind etwas klebrig. Die Blütenkätzchen entfaltensich im Frühjahr zugleich mit dem Blättern. Der Saftder Birke und die Blätter haben viele heilendeEigenschaften, die bereits im Mittelalter genaubekannt waren.

Die Birke singt uns das Lied von der Geburt desFrühlings, des Anfangs (Torhüterin) und sie bereitetdie Erde, wie auch unsere Seele auf den Neubeginnvor. Ein Baum der Freude über die Wiedergeburt undder Hochzeit von Himmel und Erde. Für die Germanen war die Birke ein heiliger Baumund Frigga, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeitgeweiht. Die Kelten legten das Fest des Lichtes undder Liebe auf den 24.6., also drei Tage nach derSommersonnenwende.

Das Fest der Birke wird bei uns schon seit uralterZeit gefeiert, - der bekannteste Brauch um die Birkeist der Maibaum. Mit dem Maibaum holten sich die Dorfbewohnereinen Teil der neun erwachten Natur in ihr Dorf undstellten ihn als Pfand auf dem Dorfplatz auf, damitdie Frühlingsgöttin ihre Familien segne. Auch für dieeinzelnen Höfe wurden am ersten Mai kleinereBäumchen gehauen und vor die Tore und Türengestellt.

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Die Birke hat auch eine stark schützende Funktiongegen negative Schwingungen und Einflüssen. Dertradionelle Hexenbesen wird aus Birkenzweigengemacht. Auch Kinderwiegen wurden ausBirkenholz gefertigt, um das darinliegende Kind vorallen Negativen zu schützen. Um das Haus beim"Frühjahrsputz" von negativen Energien und bösenGeistern zu reinigen, säubert man es tüchtig mitfrischen Birkenzweigen.

Für die innere Frühjahrkur eignen sich dieBirkenblätter durch ihre reinigende Wirkung aufsBlut. Die Birkenblätter reinigen und beleben wenndie Schwere und Müdigkeit des Winters noch in denGliedern steckt. Hierzu werden die noch klebrigen Blattknospen imApril oder Mai gesammelt und gleich auf ein Tuch(oder im Backofen bei niedriger Temperatur)getrocknet. Die Frühlingskur sollte ca. 3 Wochendauern und dabei sollten 2- 3 TassenBirkenblättertee täglich getrunken werden.

( Quellen: "Aus dem grünen Hain" von SimoneNeblich-Spang, "Blätter von Bäumen" von SusanneFischer-Rizzi und "Die besseren Pillen Band 2")

Caitlin April 2004

Praktisches "Unkraut" in der Küche

Viele Wald- und Wiesenkräuter sind nicht nuressbar, sondern ausgesprochen lecker und sogarsehr gesund. So decken z.B. 150 g Vogelmiere dengesamten Tagesbedarf an Eisen (10 mg / 12,5 mg),Kalium (1000 mg / 1020 mg) und Vitamin C (75 mg /170 mg) und liefert zusätzlich noch Magnesium,Calcium und Provitamin A. Deshalb sollte dieDevise bei "Unkraut" heißen: nicht jäten undwegwerfen, sondern aufessen!

Frischkäe, Quark, Kartoffelpürree, selbstgemachteNudeln, Reis, Pfannkuchen, Brot, Knödel.... vieleleckere Sachen lassen sich mit "Unkräutern" nochschmackhafter machen. Auch gedünstet und mitButter oder Sahne verfeinert sind "Unkräuter" eineDelikatesse. Duftende Blüten und viele Kräutereignen sich für Gelees und Limonanden. DerExperimentierfreude sind hier wirklich keineGrenzen gesetzt.

Zum Sammeln sollte man ein Pflanzen-bestimmungsbuch mitnehmen, weil es auch nichtgenießbare und/oder giftige Pflanzen gibt. Undnatürlich vorsichtig pflücken/schneiden, damit die Pflanzen weiterwachsen können.

Unkraut-Salat

Junge Gierschblätter, Löwenzahn (junge Blätter undBlüten), Gänseblümchenblüten, Vogelmiere,Taubnessel, Rotklee (Blätter und Blüten),Wiesenkerbel, Wiesenbärenklau, Wegerichblätter,Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Labkraut,Gundermann, Knoblauchsrauke, Bärlauch

Je nach Geschmack und Lust alle oder einigeKräuter sammeln; wenn die Menge nicht reichtKopf- oder Eisbergsalat dazugeben. Dazu passt am besten eine Essig-Öl-Marinade, diemit Apfelsaft, Senf, Knoblauch oder Zwiebelnabgeschmeckt werden kann.

Wiesen-Limonade

1 l Apfelsaft 1/2 l Mineralwasser Zitronensaft 10 Blätter Giersch 1 Ranke Gundermann 1 Stengel Pfefferminze

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Die Kräuter zum Strauß binden, in den Apfelsafthängen, etwas drücken und mindestens 3 Stundenkühl ziehen lassen. Dann den Kräuterstraußherausnehmen, mit Zitronensaft abschmecken undmit Mineralwasser auffüllen.

Für Waldmeister-Limonade einen (über Nachtangewelkten) Waldmeisterstrauß in den Apfelsafthängen.

Für Tannen-Limonade eine gute Handvoll frische,junge Tannen- oder Fichtenspitzen zum Straußbinden.

Löwenzahn-Honig

1 l Löwenzahnblüten 1 l Wasser Saft von einer Zitrone 1 kg Zucker

Die Blüten mit Wasser bedecken, aufkochen undeine Minute köcheln lassen. Dann zum Abkühlenbeiseite stellen. Dann durch ein Sieb filtern, auf 1 lmit Wasser auffüllen und Zitronensaft und Zuckerzugeben. Unter Rühren aufkochen und bei mittlerer Hitze solange köcheln lassen, bis etwa die Hälfte desWasser verdunstet ist. Abkühlen lassen. DiesenVorgang solange wiederholen, bis der Sirupzähflüssig ist. Noch heiß in saubere Gläser füllen und dichtverschliessen.

(Quelle für alle Rezepte: "Delikatessen amWegesrand - Un-Kräuter zum Genießen" vonBrigitte Klemme, Dirk Holtermann)

Lilia

Aktuelles Sedna – Die arktische Göttin am Randdes Sonnensystems "Amerikanische Astronomen haben das amweitesten von der Sonne entfernte Objekt entdeckt,das unser Zentralgestirn umkreist. Sie tauften dierötliche Welt in 13 Milliarden Kilometern EntfernungSedna. Der Asteroid, der von manchen Medienschon als zehnter Planet des Sonnensystemsbezeichnet wurde, ist etwas kleiner als Pluto undbenötigt für einen Umlauf um die Sonne 10.500Jahre." So jedenfalls meldete es astronews imMärz.

Seit dem ist nur wenig mehr bekannt geworden überSedna, die wissenschaftlich 2003 VB12 heißt.Anfänglich wurde vermutet, sie könnte einDoppelsystem sein, ähnlich wie Erde und Mondoder Pluto und Charon. Es hat sich nicht bestätigt.Damit ergibt sich allerdings die Frage, warumSedna sich so sehr langsam um ihre eigene Achsedreht. Wofür die deutlich größere Erde ganze 24Stunden benötigt, braucht Sedna etwa 40 Tage. Esist nicht das einzige Rätsel des fernenHimmelskörpers.

Der Himmelskörper Sedna Für große Verwirrung haben jedoch die meisten derdeutschsprachigen Medien gesorgt. Selbst dieTagesschau, Hauptnachrichtensendung desdeutschen Senders ARD, brachte dieFalschmeldung, Sedna wäre der zehnte Planetunseres Sonnensystems. Falsch ist das sogar indoppelter Hinsicht. Selbst wenn mensch Sednaastronomisch als Planeten bezeichnen möchte,hätten zwei andere Körper das Recht auf denzehnten Platz.

Bereits 2002 wurde Quaoar, benannt nach einerGottheit der kalifornischen UreinwohnerInnen,entdeckt. Zudem tauchte kürzlich das nochnamenlose Objekt 2004 DW auf, das der Sonnedeutlich näher ist als Sedna. Beide sind vergleichbargroß und befinden sich hinter der Bahn des Pluto,der bislang als der äußerste Planet galt.

Das Begriffschaos wurde aber bereits in dendreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhundertsgeschaffen, als Pluto und sein Begleiter Charonentdeckt und – schon damals bekanntermaßenfalsch - als Planet eingeordnet wurden. JohannesKepler (1571-1630) Hofmathematiker desdeutschen Kaisers Rudolf II, hat sich selbst wohl alsAstrologe verstanden. Neben dem Polen NicolausKopernikus und dem Italiener Galileo Galilei gilt erjedoch als einer der Begründer der modernenAstronomie. Kepler fand heraus, dass die Planetennicht nur alle etwa auf einer Ebene (Ekliptik) um dieSonne kreisen, sondern dass ihre Abstände von derSonne und voneinander berechenbaren Gesetzenfolgen.

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Pluto jedoch hat zur Ekliptik einen Neigungswinkelvon etwa 17 Grad und seine Bahn führt ihn teilweisenäher an die Sonne, als der achte Planet Neptun jegelangen wird. Kein Fall für die KeplerschenGesetze also und damit kein Planet. Erst mit derEntdeckung von Quaoar und 2004 DW zeigt sich,dass es tatsächlich weit draußen in einem Bereichder Kuipergürtel genannt wird, eine weitere Klassevon Himmelskörpern gibt, zu der auch das SystemPluto-Charon gehört. Allerdings sind demKuipergürtel keine klaren Grenzen zuzuweisen, wiedie Überschneidung der Bahnen von Pluto undNeptun zeigen.

Aber auch der Kuipergürtel ist nicht der äußersteBereich unseres Sonnensystems. Hinter dieserRegion befindet sich die sogenannten OortscheWolke, bislang gedacht als eine Ansammlung vonkleineren Körpern, die manchmal aus der Bahngeworfen werden können und als Kometen im

Innern des Sonnensystems erscheinen. Sedna mitihren 13 Milliarden Kilometern Entfernung von derSonne (zum Vergleich der Abstand Erde-Sonne istetwa 150 Millionen Kilometer) bewegt sich dortdraußen im Reich der Kometen. Sowohl ihrevermutliche stoffliche Zusammensetzung, ihreEntstehungsgeschichte als auch ihre ferne,langgezogene Bahn machen deutlich, dass siejedenfalls kein Planet ist.

Die besser werdende Technik wird uns in dennächsten Jahrzehnten viele weitere Entdeckungendieser Art bescheren.

Die Göttin Sedna Sedna ist eine der wichtigsten Meeresgöttinnen derarktischen Bevölkerung Nordamerikas undGrönlands. Mit der Entdeckung desHimmelskörpers wurde in den großen Medien meistverbreitet, sie wäre eine Inuit-Göttin. Auch das istnur teilweise korrekt. Die Inuit, die Teile Kanadasund Grönlands bewohnen, sind nicht die einzigen,die Sedna kennen. Auch andere Gruppen habeneine Beziehung zur Frau des Meeres, für viele istsie sogar die wichtigste Gottheit. Andererseits, nichtalle Inuit verehren Sedna...

Sednas Geschichte aufzuschreiben ist schwierig.Über Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende ist siemündlich überliefert worden und ihreVerschriftlichung vor allem durch europäische undeuroamerikanische WissenschaftlerInnen erfolgtemöglicherweise mehr als einmal. Es ist – wie auchbei den europäischen Kulturen – davonauszugehen, dass es viele lokale Fassungen einund derselben Legende gab bzw. noch gibt. Auchsind die Fokusse der Aufschreibenden sicher sehrunterschiedlich gewesen.

Im Kern nahezu aller Legenden steht, dass Sednain einer Gemeinschaft lebte, für die das Beschaffenvon Nahrungsmitteln äußerst schwierig war. Langearktische Winter und kurze Sommer ließen die

Männer, darunter Sednas „alleinerziehenden“ Vater,weite Wege für Fleisch zurücklegen und die FrauenKräuter oder Eier sammeln.

Sedna weigerte sich, eine Ehe einzugehen, bis eseines Tages dem „Prinzen des Meeres“ inVogelform gelang, sie mit Versprechungen undLügen für sich zu gewinnen. Das bessere Leben,das ihr angeboten wurde, stellte sich als trostloserheraus, als ihr vorheriges. Sedna wollte fliehen undmit Hilfe ihres Vaters gelang das zunächst.Allerdings hatte sie den Prinzen des Meeresgeheiratet und die Flucht mit dem Kajak erwies sichals unmöglich, denn das Meer drohte Vater undTochter zu töten. Der Vater stieß Sedna in dieWellen und ihr Kampf, das Boot wieder zuerreichen, führte zunächst zum Verlust ihrer Finger,die der Vater abschnitt, dann ihrer Arme undschließlich ihrer Augen.

Aber Sedna starb nicht wirklich. Aus ihren Fingernwurden die Fische, aus ihren Armen dieMeeressäuger und sie selbst wurde die „Frau desMeeres“.

Soweit der identische Inhalt aller schriftlichenFassungen. Es ist unmöglich, an dieser Stelle alleDetails aller Fassungen zu erwähnen. Vielebeschreiben das harte trostlose Leben Sednas ineiner Gemeinschaft von Jägern und Sammlerinnenim ewigen Eis. Sie beschrieben wie sie, dieschönste Frau und erfolgreichste Sammlerin derGemeinschaft, dem Werben aller Männer widerstehtund welche sozialen Folgen das für sie aber auchfür die Gemeinschaft hat. Bis dann der große Vogelkommt, dem sie in fast allen Fassungen am Meerbegegnet, um sie zu werben und mitzunehmen. Fürdie Gemeinschaft ist sie entweder tot, verschollenoder von einer Wesenheit – das deutsche Wort„Geist“ trifft den Inhalt eher nicht – entführt worden.In jedem Fall gilt sie nicht mehr als Teil derGemeinschaft.

Auch die Beschreibungen ihres Mannes und derLebensumstände der beiden variieren. Immerjedoch ist es ein armseliges Leben in einem Nest,meist sogar ohne Schutz vor Regen und Kälte. KeinVergleich zu den Hütten oder Zelten aus Fell oderEis, die Sedna kannte.

Auch wie der Kontakt zum Vater hergestellt werdenkonnte, wird sehr unterschiedlich erzählt. Mal war esihr Rufen, mal die Kraft ihres Willens oder dieStärke der Not, die ihren Ruf weit über das Meertrugen. Mal kam er sowieso auf seinen Fahrten ander Insel vorbei. In einigen Fassungen glaubte er anTäuschung durch Geister, in anderen war er froh,sie wiederzusehen. In manchen war er sofort bereit,Sedna mitzunehmen, in anderen ahnte er Unheilund zögerte.

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Klar war immer, dass der Prinz ihre Fluchtbemerken und sie verfolgen würde. In einigenGeschichten tötete der Vater ihn noch auf der Inselund verschwand erst dann mit Sedna. In anderenergriffen sie die Flucht noch bevor der Prinz esmerken konnte.

In jedem Fall kommt es zum Kampf auf demoffenen Meer. Der Vater ist immer ein starker Mannund erfahrener Jäger, der in manchen Fassungensogar gelernt hat auch mit bösen Geistern fertig zuwerden. Immer jedoch erkennt er recht bald, dasser keine Chance hat, sich gegen das Meer zustellen, denn sein Gegner ist das Meer, oder derPrinz des Meeres, manchmal auch ein SchwarmMeeresvögel, oft sogar alles zusammen.

Er muss Sedna töten um seine Gegner zubesänftigen. Oft ist es ein scheinbar grausamerMord mit einem langwierigen Kampf zwischen denbeiden. Aber da es sich hier um die Schlüsselszeneder Geschichte handelt, werden in fast allenFassungen Begründungen mitgeliefert. Mal ist esdie pure Einsicht, dass eine Tote besser ist, als dasLeben zweier Menschen zu opfern. Manchmalfürchtet er auch, dass sich die Gewalt des Meeresgegen alle Menschen wenden könnte. Manchmalerkennt er, dass das Meer zurückhaben will, wasihm – in Form des Prinzen – gehört. Manchmalmeint er, die durch ihn, den Menschen, verursachteUnordnung der Dinge, wieder richten zu müssen.

In jedem Fall geht die Geschichte für ihn gut aus.Sedna aber stirbt nicht, sie erlebt eine Wandlung.Sie wird zur Frau des Meeres, zur Göttin. Erst mitihrem Tod ändert sich das triste Leben derMenschen. Jetzt bietet das Meer Nahrung für sie.Manchmal sind im Kampf oder imWandlungsprozess sogar Sonne und Mond beteiligt.

Fortan ist Sedna für die Tiere des Meeres zuständigund damit auch für einen erheblichen Teil derNahrungsgrundlage der Menschen. Deswegenschwimmen in manchen Legenden SchamanInnenauf den Grund des Meeres, um ihr, der armlosendie Haare zu kämmen, sie zu besänftigen und umNahrung zu bitten. In vielen Darstellungen ist sieselbst jedoch Fisch oder Wal geworden undbenötigt keine Arme im menschlichen Sinne.

Interessant ist, dass einige Fassungen derGeschichte einen weiteren sehr komplexen Teilhinzufügen. Demnach wäre der Prinz gar nichtSednas erster Mann. Vorher soll sie mal mit mehr,mal mit weniger Zwang mit einem Hund verheiratetgewesen sein. Auch diese Ehe endet im Kampf.Aber sie blieb nicht kinderlos. Einige ihrer Kinderwurden zu den amerikanischen UreinwohnerInnen,andere zu EuropäerInnen. Beide Gruppen dürftenden Inuit bekannt gewesen sein, Jahrhundertebevor die ersten europäischen Segler Amerikawiederentdeckten.

Auch diese Geschichte wird unterschiedlich erzähltund enthält viele Fassetten. Eine Verknüpfung miteinem Schöpfungsmythos, Sednas historischerWeg durch die Kulturen der Menschen? SpäteDichtung?

Eines ist Fakt: Sednas Geschichte ist sovielschichtig, dass wir uns davor hüten sollten eineInterpretation, welche auch immer, als die alleinstimmige zu nehmen. Vielleicht spiegelt sich in ihrtatsächlich ein historischer Weg wieder. EineÄnderung des Klimas, vielleicht eine Wanderungvon sozialen Zusammenhängen könnten dieLebensgrundlagen der Menschen und damit auchihre kulturelle und politische Struktur revolutionierthaben. Der Kampf zweier GöttInnenwelten? Sedna,die in den Untergrund des Meeres verdrängte,gequälte Weiblichkeit, die dennoch die Menschenernährt? Der Initiationsweg einer Göttin, ähnlichdem Aufstieg der MeisterInnen im Buddhismus oderLeidensgeschichte Christi?

Sedna, der Himmelskörper ist rot, nicht wie Blut,eher wie der Planet Mars. Sie bewegt sich weit wegvon der Sonne, in einer extrem dunklen, kaltenGegend des Alls, am Ende des bekanntenSonnensystems. Und trotzdem, wir wissen jetzt vonihr. Mit ihr wird die Erinnerung an eine alte, fastvergessen Göttin wach und findet Eingang in dasVerständnis der Menschen auch außerhalb deshohen Nordens. Nicht viele Körper desSonnensystems tragen den Namen weiblicherGottheiten. Venus und Ceres sind einige derAusnahmen. Und nicht viele tragen den Namen vonGöttInnen außereuropäischer Kulturen, wie dergerade erst gefundene Quaoar. Was immer esbedeutet, es ist eine Veränderung. Und: Sedna, dieFrau aus dem Eis, die Göttin des Meeres ist wiederpräsent.

Markus

AufgelesenBuchrezension

Als die Göttin keltisch wurde Claire French-Wieser Ursprung und Verfall einer alteuropäischenMythologie

Zwei Hauptpunkte werden hier beleuchtet: dieGöttin in ihren verschiedenen Erscheinungsformenund das Mabinogion - eine Sammlung keltischerSagen. Es wird die Zeit eines Umbruchs beschrieben, vonmatriarchaler zu patriarchaler Kultur. DieserUmbruch lässt sich in den Mythen und Sagenablesen. Zu Beginn gibt es einige grundsätzlichenInformationen über den Jahreslauf, keltische

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Göttinnen und Götter. Das nächste Kapitel befasstsich mit der keltischen Frau. Danach geht es weitermit dem Mabinogion: woher es kommt, wie eszustande kam, und schließlich die einzelnen Zweigein einzelnen Kapiteln. Dabei werden die Sagennacherzählt, was es zunächst sicher leichter lesbarmacht, doch zum Teil auch etwas trocken werdenläßt, da die Übergänge zur (Be)Deutung desErzählen fließend sind. Die behandelten Göttinnen,Götter und Gestalten sind: Rhiannon, Pwyll,Branwen Llyrstochter, Manawydan Llyrson, Dana,Culhwch, Olwen, Helena Elain, Ywein, Parzival,Erec, Cerridwen, Talesien, Gawan und natürlichimmer wieder die Göttin. Fazit: als Hintergrundinfo eines der besten Bücher,da hier auf 170 Seiten eine Fülle von Informationenauf ansprechende Weise zusammengetragen sind.Wegen der guten inhaltlichen Gliederung auch zumNachschlagen nutzbar. Einzig die Absätze könntenetwas besser gegliedert sein, um eine optischeTrennung von Mythos und Deutung klarerherauszustellen. Mit 20,50 € sicher kein Buch, dasman sich mal eben so kauft, doch wenntiefergehendes Interesse am keltischen Hintergrundvorhanden ist, kommt man mE nicht darum herum.Mein Tipp: schenken lassen!

Ulrike Zauberweib Engelhardt

Netze weben Feencamp - Norddeutsches ReclaimingWitchcamp

Ein Juliabend in Norddeutschland, eine grosseWiese im Abenddunkel. Etwa 50 Frauen stehen ineinem grossen Kreis um eine Ritualmitte, ein Feuer.Ritualpriesterinnen schlagen Zimbeln, eine Trommelschlägt, alle singen. Die Stimmung ist gespannt,erwartungsvoll. Aber auch nachdenklich und sogarein wenig Furcht spüre ich in mir.

Gleich können die Frauen, die an diesem Campteilnehmen und sich auf den täglichenAbendritualen auf eine Märchenreise zur Göttin Helbegeben haben, in eine Art Begegnung mit dieserGöttin gehen. Wenn sie wollen, den natürlich ist dieTeilnahme am Ritual und den Schritten darinfreiwillig. Ich übrigens wollte. Und erfuhr dabei einetiefe Begegnung mit mir selbst.

In diesem Jahr nahm ich zum zweitenmal in Folgeam Witchcamp im norddeutschen Oberlethe, in derNähe von Osnabrück teil. Neben der Reise zurGöttin Hel, auf der Suche nach etwas, was ich

verloren hatte oder noch gar nie besessen hatte unddoch für ein erfülltes, wahres Leben brauche, nahmich am Morgen am sog. Heilungspfad teil. Darinarbeiteten wir viel mit einer Meditation, die uns ineine erweiterte, vertiefte Wahrnehmung der Naturbringen sollte. Auch die Arbeit über Rollen inunserem Leben, und wie diese Rollen unsereEnergie und Spiritualität beeinflussen, war Teil desPfades.

Das Witchcamp geht zurück auf die sog.Reclaiming-Tradition. Diese wurde hauptsächlichbegründet von Starhawk, einer amerkanischenÖkofeministin und, wie es in ihren Büchern heisst"wichtigen Stimme der feministischen Spiritualität".Im Buch "Die zwölf wilden Schwäne", werdenanhand des Märchens die Ritualgrundlagen undTechniken dieser Reclaiming-Tradition dargelegt.

Im Camp wird mit diesen gearbeitet, aber dieTeilnehmerinnen teilen einzig ihr Interesse an einemspirituellen Weg und der Ritualarbeit. Ich zähle michnicht zur Reclaiming-Tradition zugehörig, aber aufdem Camp bin ich willkommen und gehöre dazu. Esist ein reines Frauencamp, die Frauen sindkunterbunt gemischt, was ihre Gründe fürs Kommenund ihre spirituellen Wege angeht. Allen ist aber dieRitualarbeit wichtig. Das ist eine wunderbareGemeinschaft, in der es nicht immer harmonischzugeht, aber es gibt viel zu lernen, zu diskutierenund zu lachen.

Die Woche ist voll, frau fährt genährt vonEindrücken zurück. Neben den beiden klassischenTeilen, dem Pfad (=Kurs) am Morgen, für den mansich am ersten Morgen entscheidet, und demtäglichen Abendritual, gibt es viele Einzelangebotevon den Lehrerinnen und den Camperinnen.

Die Pfade werden immer von 2 Lehrerinnenbegleitet, Frauen die über jahrelange Erfahrung inRitualarbeit verfügen. Meist ist pro Pfad auch eineamerikanische Lehrerin dabei (immer mitÜbersetzerin) und bringt ihre andere Kultur ein. Am Nachmittag gibt es für jede eine Kleingruppe, inder man aufgehoben ist und das Erlebtebesprechen kann. Auch die Lehrerinnen gebenimmer wieder Zeiten, in denen man Fragen zu allemMöglichen, vor allem auch den Ritualen stellenkann. Diese Mischung aus Teilnehmen und Lernen,und, wenn man mag, sich auch aktiv einbringen,finde ich toll.

Die Rituale sind lang, voll, wecken Intensität undLachen, Berührung und Tränen. Und sie sind vollerLieder.

Bring Dein' Stern ins Leben. Bring Magie ins Leben.

Bring Deinen Traum ins Leben. Mach ihn wahr.

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Einen Abend gibt es, an dem lache ich wie sonstselten im Jahr, der Unterhaltungsabend, an demsich alle einbringen können und ihre Talente zeigen.Und was für Talente da hervorspringen.

Auf der Rückfahrt klingen die Lieder in mir nach,das Lachen, das viele Lernen über Rituale undWahrnehmung. Die Gespräche, die Frauen. Unddas Bild, von der Wiese im Abenddunkel, einegrosse Gruppe Frauen, beleuchtet von den Sternenund dem Feuer, die singen und die Göttin Helbegrüssen ...

Das nächste Feencamp findet vom 9.-16.7.2004statt. Thema: Dornröschen - Traumzeit und Erwachen zurrechten Zeit. Der Flyer mit Anmeldetalon erscheint im Dezember03 und wird auf Anfrage gerne zugeschickt. Preise: gesamte Woche inkl. Vollpension, inkl.vollem Kursprogramm je nach Buchungszeitraumund Unterbringung (Zelten, Doppelzimmer mit oderohne eigenes Bad) zwischen 560 Euro und 720Euro

Donate Pahnke. www.witchcamp.de

STARHAWK ÜBER DAS DEUTSCHEWITCHCAMP

[Vorwort für die deutsche Ausgabe von: Starhawkund Hilary Valentine, Die zwölf wilden Schwäne:Rituale, Übungen und magische Ausbildung in derReclaiming-Tradition, Bauer-Verlag Freiburg 2001]

In den "zwölf wilden Schwänen" spiegeln sich dieErfahrungen wider,die die Reclaiming-Gemeinschaftin den letzten zwanzig Jahren beim Unterrichtenund Durchführen von Ritualen der Erdverbundenheitzusammgetragen hat. Zu dieser Gemeinschaftgehören auch verschiedene Gruppen undwunderbare Lehrerinnen in Deutschland.

Aus der Ökologie lernen wir, dass sich diefruchtbarsten Orte dort befinden, wo zweiunterschiedliche Systeme aufeinandertreffen, woder Wald auf die Wiese trifft oder das Meer auf dieKüste. Die Übersetzung unserer Arbeit in eineandere Sprache hat sich als ein extrem fruchtbarerProzess erwiesen: bei der Gestaltung von Ritualund Magie, beim Unterrichten, bei den Anrufungen,beim Trancleiten und bei dem Bemühen, eine sichständig weiterentwickelnde Tradition an dieErwartungen und Bedürfnisse einer anderen Kulturanzupassen.

Deutsch ist eine viel präzisere Sprache als Englisch,und wenn wir Übungen und Rituale auf deutsch

leiten, stellen wir fest, dass wir viel genauer wissenmüssen, was wir eigentlich meinen. Wenn wirsagen: "Breathe deep", müssen wir wissen, wer eseigentlich ist, der atmen soll: Ein Individuum? EineGruppe? Ist unsere Beziehung formell oderinformell? Die deutsche Übersetzung kann lauten:"Atme tief", "Atmet tief", "Atmen Sie tief" oder "Tiefatmen"! All diese Unterscheidungen verschwindenim Englischen.

Gruppen in Deutschland tendieren dazu, sich vielstärker voneinander abzugrenzen: spirituelleGruppen sind spirituell, politische Gruppen politisch,feministische Gruppen nur für Frauen. Wir dagegenbringen aus den USA eine starke Neigung in denDialog, sämtliche Unterscheidungen völlig chaotischdurcheinanderzubringen. Aber Chaos kann einschöpferischer Ort sein. In den Vereinigten Staatenist unsere politische Kultur viel unbestimmter undoffener für das Einbeziehen von Ideen aus derspirituellen, der künstlerischen und der New Age-Bewegung. Sowohl Frauen als auch Männerdefinieren sich selbst als feministisch. BeiDemonstrationen kann es Rituale, Theater,Riesenpuppen, Lieder, Kostüme und Trommelngeben. Hexen organisieren Blockaden gegen dieWelthandelsorganisation, und zumindest manchepolitischen Organisatoren sind ganz erpicht darauf,ihr taktisches Repertoir um magisches Wissen zuergänzen.

Erstmalig unterrichtete ich in den frühen Achtzigernin Deutschland, als gerade mein erstes Buch "DerHexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin"erschienen war. Ich kam mehrere Male hierher, umWorkshops oder Rituale anzubieten und traf viele wunderbareFrauen und Männer, die mit der deutschenGöttinbewegung in Verbindung standen.

In den Vereinigten Staaten waren die frühenAchtziger eine Zeit großer politischer und spirituellerKreativität. Im Vorwort dieses Buches beschreibeich, wie unser kleiner Freundeskreis sichzusammenfand, um Spiritualität und Politikmiteinander zu verbinden, bei Anti-Atomblockadenmitzumachen und Rituale zu organisieren. Wirarbeiteten als Kollektiv in einem feministischen,nichthierarchischen Rahmen.

Bis zum Ende der achtziger Jahre hatte sich unserepolitische Arbeit mehr in Richtung fortlaufenderGemeinschaftsorganisation und örtlicherKampagnen verlagert. Der Ritual- undMagieunterricht hatte sich ausgeweitet und umfaßtejetzt auch einwöchige Intensivkurse, die fern vonunserem Zuhause in Nordkalifornien stattfanden.Nach einem dieser "Witchcamps" lag ich in dengrünen Hügeln von Britisch Kolumbien mit dreienmeiner Covenschwestern auf dem Rücken im Grasneben einem unberührten See und sagte: "Sowasmöchte ich nächstes Jahr in Deutschland machen,mit uns allen."

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Und so organisierten 1988 Barbara Gissrau und dasArkuna-Zentrum in Stuttgart das erste deutscheWitchcamp. Eine Woche lang unterrichteten Rose,Pandora, Carol und ich in der romantischen altenBurg Stettenfels in Süddeutschland. In dennachfolgenden Jahren boten Carol, Pandora, Roseund Cybele Workshops und Intensivkurse an. Diedeutschen Frauen gründeten ihr eigenes Netzwerk"Gespinnst" und begannen mit Ritualen und Kursen.Verwurzelt in ihrer eigenen Kultur und in ihreneigenen Traditionen, entwickelten sie ihre eigenefruchtbare Synthese aus Magie und Feminismus.

Ich kam weiterhin regelmäßig nach Deutschlandund arbeitete besonders mit zwei Gruppen inSüddeutschland: der Kalia-Gemeinschaft inMünchen und dem Kalkwerk auf der SchwäbischenAlb. Fünf Jahre später sprach Donate Pahnke michdarauf an, wieder ein Witchcamp zu organisieren.Als Lehrerin, Autorin und selbständige Priesterinsammelte Donate eine Gruppe von Frauen um sich,um ein neues Camp in Oberlethe bei Bremen zugründen. 1996 kamen Carol, Grove und ich aufsNeue zum Unterrichten, diesmal in Zusammenarbeitmit Donate und mit anderen wunderbarendeutschen Hexen: Liz und Moira, einer Schweizerin,Brigitt, und einem tollen Übersetzerinnen-Team. Inspäteren Camps kamen noch Hanna, Martina undBarbara zum Team.

Das Thema, das wir für unser wiedergeborenesWitchcamp wählten, war "Die zwölf wildenSchwäne". Die Lektionen diese Märchens haben inDeutschland eine ganz eigene Resonanz. Bei denzwölf wilden Schwänen geht es um eine junge Frau,die sich dafür entscheidet, ein Übelwiedergutzumachen, das sie nicht selbst verursachthat. Sie erbt die Wunden, die aus den Handlungenihrer Vorfahren entstanden, und setzt sich dafür ein,sie zu heilen. Dieses Thema war nur zu schmerzvollpräsent, als wir in Deutschland mit der Geschichtearbeiteten. Von den Hexenverbrennungen bis zumHolocaust ist das Leid der Vergangenheit stark undgreifbar gegenwärtig.

Für mich als Hexe und Jüdin war das Unterrichtenin Deutschland ein oft schmerzvoller,herausfordernder, jedoch letzten Endes einbereichernder Prozess. Ich erinnere mich, dass ichin jenem allerersten Witchcamp in einem großenKreis von neunzig Frauen saß. Plötzlich waren wirvon Schatten umgeben: von den Geistern jenerjüdischen Frauen, die hätten hier sein können, wennder Holocaust nicht passiert wäre.

Ich begann zu weinen, und dann sprach ich vondem, was ich sah. Bald weinten viele andere mitmir. Meine Mit-Lehrerinnen leiteten die Gruppedurch die gemeinsam geteilte Trauer hindurch, dieuns über die unterschiedlichen Kulturen undAhnenbezüge hinweg verband. Die Frauensprachen von dem dumpfen Schmerz, der aus derUnterdrückung der Geschichte resultiert, von derAbtrennung von den früheren Werten

ihrer Kultur, vom Schmerz, zu erfahren, dassFamilienmitglieder die Nazis unterstützt hatten, vondem ständigen Bedürfnis, dem Antisemitismusentgegenzutreten. Ich fühlte mich unterstützt durchihre Bereitschaft, sich mit diesen schwierigenThemen auseinanderzusetzen, und tatsächlichverstand ich schließlich, dass sie nach Ritualen undnach der Sprache hungerten, durch die sie sich allden unausgesprochenen Geheimnissen stellenkonnten und Heilung suchen konnten.

Unsere deutschen Studentinnen und Lehrerinnengehen mit großer Intensität und Integrität an dieArbeit, mit der Bereitschaft, tief zu gehen, sichschmerzhaften Gefühlen zu stellen und jedesThema zu einem in sich schlüssigen Abschluß zubringen. Wie Rose in unserem Märchen sind siebereit, "dem Fluß bis an sein Ende zu folgen". Wirhatten in den USA schon viele Male mit den zwölfwilden Schwänen gearbeitet, bevor wir es alsThema für das deutsche Witchcamp aussuchten.Aber irgendwie hatten wir niemals wirklich ein Ritualum den Teil der Geschichte herum gestaltet, in demRose angeklagt wird, eine Hexe zu sein. InDeutschland jedoch schweben die Schatten vonFrauen um uns her, die unter den Projektionenanderer auf sie gelitten hatten und starben. Mitwelcher Geschichte wir auch immer arbeiten - siekommen uns nahe und flüstern uns ins Ohr. Als wirmit der Geschichte der Baba Jaga arbeiteten, einerrussischen Hexengestalt oder dunklen Göttin, wurdedie Baba Jaga von Donate im Ritual aspektiert, undsie weinte und trauerte um ihre verlorenen Töchter. "Wir sind hier", konnten wir ihr sagen. "Wirsind deine Töchter, deine Schwestern". "Wirerinnern uns an dich".

Im Sommer 2000 errichteten wir während einesHeilungsrituals einen Altar für die Opfer derHexenverbrennungen und des Holocausts. Es warungeheuer berührend für mich zu sehen, mitwelcher Ehrfurcht die Frauen zu diesem Altargingen und ihre Opfergaben niederlegten. Ich hattemir in diesem Frühjahr den Knöchel gebrochen undwar in einem Rollstuhl und mit Krücken unterwegs.Während des Camps fing ich gerade wieder an zulaufen. Ich saß im Kreis, und plötzlich war es mir,als ob Dutzende alter Frauen sich um michdrängten und meinen Knöchel anschauten. Eswaren alte Heilerinnen, und ich bedurfte ihrerFürsorge. Als sie sich mir zuwandten und anmeinem Knöchel herumdrehten, wurde mir klar,dass sie nicht als Opfer in Erinnerung bleibenwollten, sondern wegen ihrer Weisheit, ihresHeilungswissens und ihrer Lebensfreude. Ich standauf und tanzte um den Kreis herum und war solange auf den Füßen wie seit zwei Monaten nichtmehr. Mein Knöchel heilte mit unglaublicherGeschwindigkeit.

Die deutschen Hexen kennen die Lektion sehr gut,die uns unsere Geschichte lehrt: Wenn wir demSchmerz ins Gesicht blicken und der Wut, der

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Eifersucht und sogar dem Hass widerstehen, kannHeilung geschehen. Mit der Heilung kommt dasLachen. Die Baba Jaga ist nicht immer grimmig:Eines Nachts erschien sie als wilde alte Frau undbestand darauf, mit jeder einzelnen Frau im Campzu tanzen, während sie voller Inbrunst ein altes Liedschmetterte, das meine Großmutter oft zu singenpflegte:

Enjoy yourself, it's later than you think, Enjoy yourself, while you're still in the pink.

The years go by, as quickly as a wink, So enjoy yourself, enjoy yourself, it's later than you

think!

[Anm.: Wir haben es im Camp wirklich auf englischgesungen]

Und in unserer Talent-Show, dem geselligen Abendim Camp, kreuzte sie als Friseuse auf und nestelteKnochen und Stöckchen in unsere Locken.

Die deutschen Frauen haben durch ihre Suche nachGeschichten aus ihrem eigenen Erbe unseregrößere Gemeinschaft stark bereichert. Wir habenmit der Erzählung von der Regentrude gearbeitet,einer Regenfee, deren Schlaf Dürre übers Landbringt und die erweckt werden muß, um das Lebenim Land wiederherzustellen. (Wir Amerikanerinnendachten allerdings, dass diese Geschichteeigentlich besser ins trockene Texas oderKalifornien paßt als nach Norddeutschland, wo esnie einen Mangel ihrer Gegenwart gibt.) Auchandere Geschichten, Meditationen, Übungen undLieder sind zu uns gekommen, nicht zu vergessender hervorragende Brauch, jeden Nachmittag Kaffe,Kuchen und eine große Schüssel Schlagsahne zuservieren! Meine allerschönsten Erinnerungen ansdeutsche Camp aber sind die stillen Momente nachdem Ende der Abendrituale, wenn ich jede Nachtvon den süßen Harmonien der schönstenSchlaflieder in den Schlaf gesungen wurde.

Mit unseren deutschen Schwestern sind wir derHoffnung nachgegangen, die aus unsererGeschichte spricht: dem Versprechen, dass Heilungund Verwandlung möglich sind. Wenn wir bereitsind, Verantwortung zu übernehmen, wenn wir unserlauben, solange in der Wildnis zu wandern, bis wirunsere wahre Aufgabe finden, können wir uns ansWerk machen, die Welt wirklich zu verwandeln.Diese Arbeit findet auf vielen Ebenen statt: in derMagie und in den Ritualen, die wir gestalten, inunserer ganz persönlichen Heilungsarbeit und inden Handlungen, die wir durchführen, um diepolitischen und sozialen Strukturen um uns herumzu verändern.

Wir leben heute in einer Welt, die kleiner und vielvernetzter ist als je zuvor. Die allgegenwärtige,abstumpfende globale Konsumkultur droht, vielesvon dem Reichtum örtlicher Traditionen,Perspektiven und Geschichtsbezüge auszuhöhlen.

Seit die Reclaimingtradition in Deutschland Fußgefaßt hat, hat sie sich in reicher und vielfältigerWeise entwickelt. Wir hoffen, dass die Werkzeugeder Ermächtigung, die wir gemeinsam benutzen, dietiefe Verbindung mit der Erde, die wir im Ritualherstellen, und die gemeinsame Entwicklungunserer Fähigkeit, zu heilen und Aktionendurchzuführen, wie eine visionäre Gegenkraftwirken, wie ein Netz der Inspiration über dieGrenzen der Nationen hinweg, in welchem wir unsgegenseitig im Prozeß des Lernens und Wachsensunterstützen.

Kontaktanzeigen Hexenfest

Ein großes offenes Hexenfest im Großraum Berlin(im Freien natürlich) ist für den Zeitraum kurz nach Litha gerade inPlanung. Ziel ist es, Hexen und andere magische arbeitendeMenschen aller Coleur zum Kennenlernen, Feiernund Netzwerken zusammenzubringen.

Mehr Infos bei [email protected] (Kauna)

Kalender Der Schlangengesang – Göttinnenkalender

Es existieren schon tausende Kalender für Festtageder Göttin in ihren vielen Aspekten. In unseremKalender bemühen wir uns nur Daten aufzunehmen,die historisch belegt sind. Das ist nicht so einfach.Es gibt wie gesagt viele Websites und Bücher dieTermine verbreiten, aber deren Quellen sind oftzweifelhaft oder überhaupt nicht genannt. DasAuffinden und Auswerten historischer Quellenallerdings ist fast eine Lebensaufgabe.

Deshalb haben wir in unseren Kalender neben denDaten und Bezeichnungen eines Festes auch dieQuelle der Daten eingetragen. Sollte jemand einenFehler entdecken oder noch ein Fest mit einergesicherten Quelle hinzufügen wollen, so ist sie/erherzlich dazu eingeladen.

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

Feiertage im Mai In der antiken griechischen Welt gab es für denApril die Namen der Mondmonate Mounychion undThargelion. Thargelia, das Geburtstagsfest derArtemis und des Apollon gab dem Monat seinenNamen.

Im römischen Reich war der Mai der Göttin Maiagewidmet (s.u.)

In der germanischen Welt hieß der Mai"Wonnemond", von "winne" = Weide. Es war dieZeit in der die Hirten Weiden für ihre Tiere suchten.

9., 11. und 13. Mai: Lemuria: römisches Fest zuEhren der Totengeister. Quellen: der römische Festkalender, Reclam http://www.novaroma.org/calendar/maius2.html.de#lemuria http://www.imperiumromanum.com/religion/antikereligion/lemures_01.htm

14. Mai: Argeis: uraltes römisches Opferfest Quellen: www.novaroma.org

15. Mai: Fest der griechischen Göttin Maia in Rom.Sie war Fruchtbarkeitsgöttin, Erdgöttin und Herrinder Schätze Quellen: www.imperiumromanum.com

23. Mai: Rosalia: römisches Fest zu Ehren derVenus, deren heilige Blume die Rose war. (sieheText) Quellen: www.imperiumromanum.com http://www.cronenburg.net/roses.htm

23. /24. Mai (4.Thargelion): Opfer für die griechischeGöttin Leto (und andere Götter) in Erchia. Esbesteht wahrscheinlich ein Zusammenhangzwischen dem Opfer für Leto und dem FestThargelia, der Geburt von Artemis und Apollon, denZwillingen von Leto und Zeus. Quelle: www.winterscapes.com

25./26. Mai (6.Thargelion): Thargelia: Beginn deszweitägigen Geburtsfestes von Artemis und Apollon.Reinigungsriten.(siehe Text) Quelle:http://www.geocities.com/medusa_iseum/library/griechkreis.html http://www.geocities.com/athens/parthenon

25./26. Mai: Opfer für Demeter Chloe in Athen, ihrwurde an diesem Tag auf der Akropolis ein Widderals Opfertier dargebracht. Chloe bedeutet "dasjunge Mädchen", "die junge Saat" und war einBeiname der Demeter. Quelle: www.winterscapes.com

26./27.Mai (7. Thargelion): zweiter Tag des FestesThargelia: Tag der Opfer für Artemis, Apollon aberauch die Horen (Göttinnen der Jahreszeiten) undSelene (siehe Text). Quellen:http://www.geocities.com/medusa_iseum/library/grie

chkreis.html www.winterscapes.com

31. Mai: Holdatag. Der 50. Tag nach Ostara(Ostern) war der Tag der germanischen GöttinHolda. Heutzutage feiern die Christen dasPfingstfest zu diesem Termin. Auf Grund derVerbindung von Holle/Holda mit dem Brunnen alsSymbol für den weiblichen Schoß der Gebärerinwurden an diesem Tag Quellen und Brunnenbesucht und geschmückt. Quelle: Gardenstone: Germanischer Götterglaube

Ende Mai: Ambarvalia: Fest zu Ehren der römischenGöttin Ceres, mit Feldumgängen und Opfern um dieAcker fruchtbar zu machen und Schadenfernzuhalten. Quellen:http://22.1911encyclopedia.org/A/AM/AMBARVALIA.htm http://www.geocities.com/margali99maincom/TempleofCeres.html

Ende Mai: Fest der ägyptischen Göttin Nut inNilpferdgestalt im Chonstempel in Theben. Siewurde als Mutter aller Götter verehrt. Quelle: http://www.land-der-pharaonen.de/Wissenschaften/body_wissenschaften.html

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Feiertage im Juni Im antiken Griechenland waren unserem Juni dieMondmonate Thargelion und Skirophorionzugeordnet. Skirophorion erhält seinen Namen vondem der Göttin Demeter geweihtem Fest am 12.Tag des Monats.

Im römischen Reich war dieser Monat der GöttinJuno heilig.

Im germanischen Gebiet gab es wohl mehrereBezeichnungen für diesen Monat; eine davon ist:"Brachet", benannt nach der Zeit des Umbrechensder "Brache" (=der unbestellte Acker). In alter Zeitwurde nach der ersten Ernte das Feld für dieWintersaat beackert. Eine weitere Bezeichnung istRosenmond, weil nun die Rosen blühen. Es gibtaber auch den Namen "Grasmond", wahrscheinlichweil nun das Gras sehr schnell wächst.

1. Juni: Carnaria: Fest der römischen Göttin Carna,Beschützerin der wichtigsten inneren Organe undihrer Funktionen. Von Ovid gleichgesetzt mit derGöttin Carda oder Cardea, Göttin der Türangeln.(siehe Text) Quellen: www.imperiumromanum.com http://www.gottwein.de/Cap/Mythologie.

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Fest zu Ehren der römischen Wettergötter, derTempestates. Quelle: www.novaroma.org

Festtag der Juno Moneta: Aspekt der Juno alsGöttin der Ermahnungen und Ratschläge aber auchdes Geldwesens. Quellen: http://www.klassphil.uni-muenchen.de/~waiblinger/moneta.htm http://www.imperiumromanum.com

3.Juni: Fest der Göttin Bellona im Rom. Alsursprünglich römische Kriegsgöttin verschmolzBellona später mit der kleinasiatischen Göttin Ma zuMa-Bellona. Quellen: Hans Kloft: Mysterienkult der Antike E.O. James: der Kult der großen Göttin http://www.gottwein.de/Cap/Mythologie www.novaroma.org

7. -15. Juni: Vestalia: Fest der römischen GöttinVesta. Göttin des Herdfeuers und der Bäckergilde,aber auch des "Heils" der Menschen und desStaates. (siehe Text) Quellen: www.imperiumromanum.com Der römische Festkalender, Reclam

8. Juni: Fest der Göttin Mens: römische Göttin derVernunft, des Verstandes und der Geisteskraft. Quellen: www.novaroma.org www.imperiumromanum.com

11. Juni: Fest der Fortuna Redux: die Göttin derglücklichen Heimkehr. Damit ist sowohl dieHeimkehr nach einer Reise wie auch besondersnach einem Krieg gemeint. Deshalb wird sie auchoft wie eine Amazone dargestellt: mit Helm undentblößter Brust. Quellen: www.imperiumromanum.com www.novaroma.org

11. Juni: Matralia: Fest der Mater Matuta: römischeGöttin der Fruchtbarkeit, der Geburt, derKindererziehung, aber auch des Sonnenaufgangsund des frühen Tageslichts. (Siehe Text) Quellen: www.gottwein.de Der römische Festkalender, Reclam www.imperiumromanum.com

13. Juni: Quinquatrus Minusculae: Fest derTibicines (der Flötenspieler) zu Ehren derrömischen Göttin Minerva. Sie durften an diesemTag auf dem Capitol speisen. Außerdem war es einFeiertag der Lehrer und ab dem 4.Jhd n.u.Z. dannauch ein Tag für Schulfeste. Quellen: der römische Festkalender, Reclam

13. Juni: Laut Zsuzsanna E. Budapest: desmagische Jahr: Festtag der keltischen GöttinEpona, Göttin der Pferde, Esel und Fuhrleute.Leider war dieses Datum in keiner seriösen Quellezu finden. Ich habe es nur deshalb aufgenommen,weil wir uns in diesem Monat mit Epona/Rhiannonbeschäftigen.

13./14. Juni = 25.Tag des Mondmonats Thargelion:Plynteria: Fest in Athen zu Ehren der Athena Polias,der Schutzgöttin der Stadt. (siehe Text) Quellen: www.geocities.com/medusa-iseum/library/griechkeis.html http://www.geocities.com/athens

20./21. Juni = 3. Tag des MondmonatesSkirophorion: Arrephoria: Fest zu Ehren der GöttinAthene in Athen, Wahl der neuen Priesterinnen(siehe Text) Quellen: http://www.geocities.com/athens/parthenon

http://www.geocities.com/medusa_iseum/library/griechkreis.html

21. Juni: Fest der Göttin Beiwe, der Sonnengöttinder Lappländer. Sie wird zu Sommersonnwend mitdem Frühling zusammen begrüßt. Quellen: http://www.geocities.com/athens/parthenon

http://www.paranormal.de/hexen/forum

21. Juni: Fest der keltischen Göttin Aine: DieseGöttin des Feuers, der Quellen und Seen und desViehs wird zur Sommersonnenwende mit einerLichterprozession gefeiert. Quellen: die keltische Zauberin, Edain Mccoy http://www.werbeka.com/bibliote/500tal/510bcd.htmhttp://www.beepworld.de/members24/aine/goettinnen.htm

21. Juni: Fest der germanischen SonnengöttinSunna. Feier mit dem Sonnwendfeuer und demBrauch das Vieh durch den Rauch des Feuers zutreiben, um damit die Gesunderhaltung der Tiere zufördern. Quelle: Gardenstone, Germanischer Götterglaube

24. Juni: Fest der Fors Fortuna bzw. Fata. Dierömische Schicksalsgöttin war sowohl für Glück alsauch Unglück zuständig, hatte aber auch einenstarken Muttergöttin-Aspekt. Sie stammtwahrscheinlich aus matriarchaler Zeit (siehe Text). Quellen: www.imperiumromanum.com http://www.geocities.com/Paris/Arc/3860/goddess/fortuna.html

29./30. Juni = 12. Tag des griechischenMondmonates Skirophorion: Skira: Fest dergriechischen Frauen zu Ehren der GöttinnenAthene, Demeter, Persephone und der GötterPoseidon, Zeus und Helios. Den Göttern wurdenOpfer gebrach,t um die Felder der Bauern vor dersengenden Sommerhitze zu bewahren. Quelle: www.winterscapes.com/dionysus/calendar http://www.geocities.com/medusa_iseum/library/griechkreis.html http://www.geocities.com/athens/parthenon

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Feiertage im Juli

Im Griechenland der Antike wurde unser Julizwischen den Mondmonaten Skirophoion (derDemeter geweiht) und Hekatombaion aufgeteilt.Letzterer erhielt seinen Namen von einem großen,öffentlichen Opfer bei dem wohl ursprünglich 100Rinder geopfert worden waren.

In Rom wurde dieser Monat nach Julius Caesarbenannt, ursprünglich aber hieß er Quinctilius, der5.Monat ab März.

Im germanischen Kulturkreis hieß der Juli Heuert,nach der Heuernte in diesem Monat.

1. Juli: Fest der Göttin Felicitas: römischePersonifikation des Glücks. Sie wird auch mit Junogleichgesetzt. Der 1. Juli war der Einweihungstagdes Tempels der Felicitas in Rom. Quellen:home.tiscali.be/mauk.haemers/collegium_religionis/calendar.htm www.clubs.psu.edu

5. - 7.Juli: Nonae Caprotinae: Fest der Göttin Juno.Auch bekannt als das "Feigen-Fest", was auf JunosRolle als Fruchtbarkeitsgöttin weist. (Siehe Text imAnhang) Quellen: der römische Festkalender, Reclam home.tiscali.be/mauk.haemers/collegium_religionis/calendar.htm

8.Juli: Vitulatio: Festtag einer römischen Göttin mitNamen Vitula. Woher ihr Name kommt ist nichtgeklärt, es gibt mehrere Ansätze: 1. sie sei eineSiegesgöttin, 2. sie sei eine Göttin des Lebens (lat:vita = Leben) und 3. der Name käme von vitula(lateinisch für: das Kalb), welches für eine guteErnte geopfert worden sein soll. Quellen: www.novaroma.org www.clubs.psu.edu

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Rosalia

Dieses Fest wurde am 23. Mai in Rom begangen,aber wohl auch zu diversen anderen Zeitpunkten ananderen Orten des Reiches; je nach dem Beginnder Rosenblüte. Es war ein Fest zu Ehren der GöttinVenus, deren heilige Blume die Rose war.Ursprünglich war es allerdings ein Totenfest,wahrscheinlich erst ab dem 1. Jahrhundert nachunserer Zeitrechnung eingeführt. Späterverwandelte es sich in ein eher orgiastisches Festbei dem die Rose im Mittelpunkt stand. Es gibtBerichte wonach bei diesem Fest Rosenwasser aus

den öffentlichen Brunnen der Stadt geflossen seiund Rosenblüten die Straßen bedeckt haben sollen.

In Rom war es aber auch üblich, dass man "subrosae" unter einem Zweig weißer Rosen dasgesamte Jahr über frei sprechen durfte. DasGesagte durfte sonst niemand erfahren. Wurdegegen dieses Gesetz verstoßen so ahndete manden Verstoß sehr streng.

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Mounychia - Fest der Göttin Artemis

Am 16. des Mondmonats Mounychion fand das Festder Göttin Artemis statt welches dem gesamtenMonat den Namen gab. Artemis wurde bei diesemFest als Mondgöttin und Herrin der Tiere verehrt. Es gab eine Prozession zum Tempel der Artemisund ihres Bruders Apoll. Die Menschen, besondersdie jungen Mädchen trugen runde Kuchen die mitLichtern geschmückt waren, so genannteAmphiphon, es hatte die Bedeutung "wenn zweiLichter scheinen" und wird so interpretiert, dass sieSonne und Mond gleichzeitig ehren sollten (Artemisund Apoll). Dazu wurde folgendes Gebetgesprochen: "Artemis, liebste Herrin, zu dir trage ich, lieblicheDame, diese Amphiphon, die dir wohlgefällig sind."

Der Göttin wurde dann auf dem Altar vor demTempel eine weiße, weibliche Zeige geopfert, sowieandere Opfergaben.

Es folgten die Tänze der Arktoi, der "Bärinnen"genannten jungen Mädchen, die der Artemisgeweihte Priesterinnen waren. Dieser Arkteia "Spielder Bärin" genannte Tanz wurde von den 5-10 Jahrealten in gelbe Gewänder gekleideten Jungfrauengetanzt. Sie trugen Blätterkronen und Fackeln.

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Nonae Caprotinae - das Feigenfest

Dieses römische Fest zu Ehren der Juno Caprotina,der "Ziegenfellbekleideten" fand an den Nonae desJuli statt (= 9 Tage vor den Iden des Monats).

Bei diesem Fest wurden die Frauen geehrt undunter ihnen speziell die Sklavinnen. Das hathistorische Gründe. Der Legende nach wurden dieFrauen Roms zu Heldinnen als Rom von denGalliern umzingelt war. Eine römische Sklavin

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Schlangengesang Frühsommerausgabe 3-04

namens Philotis hatte sich eine waghalsige Listausgedacht: alle Sklavinnen verkleideten sich als"Matronen" (verheiratete Patrizierinnen) und ließensich dem Feind ausliefern. Als die feindlichenKämpfer nachts schliefen, entwaffneten die Frauensie, Philotis entzündete eine Fackel aus einemwilden Feigenbaum und gab so den römischenMännern ein Zeichen für den Angriff. Die List war erfolgreich, die Römer besiegten dieGallier. Zu Ehren der "Jungfrauen" wurde nun einFest gefeiert.

In der Frühzeit wurde dieses Fest von freien Frauenund Sklavinnen gemeinsam gefeiert, späterverkleideten sich die Sklavinnen als "Matronen"(verheiratete Patrizierinnen) und gingen durch dieStadt. Sie schlugen die Passanten mit Zweigen desFeigenbaumes, verspotteten sie mit obszönenBegriffen und forderten Gaben. Sie warfen wohlauch mit Steinen. Die Feige spielte eine herausgehobene Rolle beidiesem Fest, denn die Hauptfestlichkeiten fandenunter einem wilden Feigenbaum (caprificus) stattund das Opfer bestand aus der Milch desFeigenbaumes.

Allgemein wird die Feige (fica) alsFruchtbarkeitssymbol verstanden. Sie war einSymbol für die weiblichen Geschlechtsteile. Dieslässt ebenso wie das Schlagen mit den Zweigenund die Spottreden auf einen altenFruchtbarkeitsritus Rückschlüsse zu. Die Legendewird dazugedichtet worden sein als dieursprüngliche Bedeutung des Festes bereits inVergessenheit geraten war.

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Plynteria - Reinigung der Statue derAthena Polias

An diesem Tag wurde in Athen die Statue dasAthena Polias (Schutzgöttin der Stadt Athen)gereinigt.

Dazu wurden zuerst Opfer gebracht: dem Zeus, derGäa und den Moiren (Schicksalsgöttinnen). Für die Reinigungszeremonie wurde die Statue derGöttin von den Loutrides (=Badende) genanntenPriesterinnen entkleidet, d.h. ihr Peplos genanntesrituelles Gewand und ihr Schmuck wurden entferntund dann wurde sie in ein Stück Stoff gewickelt undmit einer berittenen Eskorte in einer Prozession zumWaschplatz gebracht. Priesterinnen mit Feigen undFeigengebäck in Körben führten die Prozession an.Die Feige war ein altes Fruchtbarkeitssymbol.

Am Strand wurden der Göttin die Feigen und dasGebäck geopfert. Zwei Loutrides reinigten dieStatue mit fließendem Salzwasser während anderedas Peplos reinigten.

Abends wurde die Statue der Göttin mit einerFackelprozession zum Tempel zurückgebracht undwieder bekleidet und geschmückt. Nur denLoutrides war es erlaubt die Göttin unverhüllt zusehen.

Die Statue der Athene war aus Olivenholz, demheiligen Baum der Athene geschnitzt und hattemenschliche Größe. Die trug eine hohe goldeneKrone und wahrscheinlich ein Medusenhaupt (Ägis)auf der Brust. Möglicherweise war sie sonstunbewaffnet.

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Veranstaltungen

Mythen und Kultplätze im Drei-Seen-Land Mittwoch, 12. Mai 2004, 19.30 h - 21.00 h

Vortrag von Dr. Kurt Derungs Organisation: Volkshochschule Biel (Schweiz) Information: http://www.vhsbiel.ch/kontakt.html Email: [email protected]

Schwarze Madonna in Einsiedeln Samstag, 15. Mai 2004

Die Kultlandschaft zwischen Ufenau/Rapperswil,Etzel und Einsiedeln. Die heiligen Tiere derSchwarzen Frau. Der Klosterplatz als vorchristlicherKultort. Die sakrale Geographie von Einsiedeln.Maria als Steinahnin und Kaba der Innerschweiz.Die dunklen Gestalten der Fasnacht. CHF 165.-

http://www.amalia.ch/mytholog.htm

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Der inneren Göttin auf der Spur Seminar 28.5. - 29.5.2004 Fr. 19.30-22.00 Uhr und Sa 10.00-18.00 Uhr

Jede Frau trägt die Schöpfung in sich. Sie isteinzigartig und dadurch göttlich. Dies ist eine Einladung zu einer Reise in die Weltder Weiblichkeit. Du findest den Genuss an derureigensten Bewegung deiner Göttin, die sich injedem Moment neue erschafft.

Das gibt dir Sicherheit, Selbstbewußtsein undVertrauen ins Leben.

Wir tauchen ein in Gefühle und Empfindungen.Erfahren miteinander Stärke, Weibilichkeit,Schönheit und Sinnlichkeit. Wir führenGesprächsrunden. Wir nehmen unsere Kraft undunsere Befindlichkeit wahr. Gemeinsam bewegen,genießen,feiern und erleben wir unser Frausein.

Workshop-Leitung: Manju Waltraud Pöllmann, Leiterin derBiodanzaschule Österreich Kosten: € 150.-, 19:30 - 22:00 Zentrum Panta Rhei 8054 Graz-Seiersberg, Premstätterstr. 3b

Frauenidole der Nacheiszeit 15. 1. - 27. 6. 2004

Ausstellung Museum Burghalde Lenzburg (Schweiz)

Erdgöttin Workshop für Frauen und Männer 7.08.04, ca. von 10— 20.00 Uhr

Wir möchten mit Euch ein Band zur Erdgöttin undallen Erdwesen knüpfen. Dies wird innerhalb eines Erdrituals in einer Höhle imHönnetal geschehen. Ziel ist es, durch den Kontakt zu unserem Ursprung,zur "Urfrau-Urmann" neue Wege, Sichtweisen undInspirationen zu bekommen. Neue, "Alte" Kräfte zuaktivieren.

Treffpunkt und Wegbeschreibung wird auf unsererInfo Veranstaltung am 12. Juni um 16.00 Uhr bekannt gegeben. Anmeldungendann möglich! Kosten: 100 Euro pro Person

Informations Adresse: Minervas Hexenlädchen Kneebuschstr.11 44269 Dortmund Tel: 0231 9932223 Email: [email protected]

Göttinnenzirkel 26.05.04 - 19:00 Uhr

Frauenzirkel Göttinnen mit Austausch, Wissensvertiefung, Diskussion mit Dörte Doering, Brigitta Schilk

Ort: AstroCafé, Gleditschstr. 47, Schöneberg; zuerreichen: U 7 Eisenacherstr. Kontakt: [email protected] oderhttp://www.frauenkulturservice.de/termine.html

Impressum

Schlangengesang – der Rundbrief fürGöttinnenspiritualität wird von keiner Organisationherausgegeben, sondern von Privatpersonen, diesich zu diesem Zweck zusammen fanden.

V.i.S.d.P.: Nora Bugdoll, Florastraße 57b, 13187Berlin

Bilder: Schlangengesanglogo von Distelfliege Zierelemente von Aruna, Caitlin, jana, Teleri, Lilia Sedna-Foto: NASA

Dieser Rundbrief darf nur als Ganzes undunverändert in der vorliegenden Form weiterverbreitet werden. Eine Weiterverbreitung alsGanzes ist erwünscht.

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Schlangengesanginfos

Schlangengesang ist ein offener Rundbrief für alleMenschen, die sich mit der Göttin beschäftigen. Schlangengesang erscheint alle zwei Monate. Überdas Internet als HTML-Email ist Schlangengesangkostenlos abonnierbar. Die Printversion und ist jetztauch abonnierbar. Schlangengesang offline Abo: Gegen einenUnkostenbeitrag (in bar) von 2 Euro istSchlangengesang auch auf Papier abonnierbarunter der Postkontaktadresse.

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