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Innenstadtentwicklung in Düsseldorf –

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Page 1: Innenstadtentwicklung in Düsseldorf –

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AngewAndte geogrAphie

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Innenstadtentwicklung in Düsseldorf –Gutes wird besser

Sven Schulte

StandortdoI 10.1007/s00548-014-0323-3

trächtigungen möglich ist – getreu dem Motto „wer schön sein will, muss leiden“. Schließlich geht es um eine neue U-Bahntrasse, Pkw-tunnel in der City, neue Einkaufstem-pel und international renommierte Fachgeschäfte sowie eine weitere Fußgängerzone in 1a-Lage.

aktuell ist der als „Jahrhundertprojekt“ angepriesene und vom Star-architekten daniel Libeskind entworfene Gebäudekomplex rund um den „Kö-Bogen“ Stadtgespräch. In top-Einkaufslage prägen seit dem Herbst 2013 zwei imposant geschwungene Gebäude die Szenerie und bie-ten ein hochwertiges Einzelhandelsangebot. (abb. 2 und tab. 1). In direkter nachbarschaft wurden im gleichen atemzug der Schadowplatz umgestaltet, die Königsallee an die Grünfläche des Hofgartens angeschlossen und die Hochstraße „tausendfüßler“ abgerissen. auch wenn Letz-tere eine beliebte innerstädtische Verkehrsachse war, wirkte sie zugleich als städtebauliche Barriere. Künftig wird der Pkw-Verkehr rund um den „Kö-Bogen“ fast ausschließlich unterirdisch abgewickelt.

Schon für sich genommen sind diese Maßnahmen Mei-lensteine der Innenstadtentwicklung. Ihre wahre Wirkung kommt aber erst in ihrem im Zusammenspiel zur Geltung, da sie ein völlig neues Zentrum bilden. aus bislang vernach-lässigten Flächen wurden top-Lagen, in denen geschäftiges treiben herrscht. Zugleich verbindet der Kö-Bogen als neues Scharnier am künftigen U-Bahnhof „Schadowstraße“ die Einkaufslagen der altstadt, der Königsallee und der Schadowstraße (abb. 3) und löste weitere Investitionen aus: Viele Geschäfte und Kaufhäuser erweiterten ihre Verkaufs-flächen, modernisierten die Geschäftsräume, vergrößerten ihr angebot oder verlagerten ihren Standort innerhalb der City. auch ein Hotel in bester Innenstadtlage baute umfas-send um.

Gespannt wird das erwartet, was noch kommt. So sind noch nicht alle Pkw-tunnel fertiggestellt und auch an der

düsseldorf vereint zahlreiche Qualitäten: die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt ist dienstleistungszentrum, politische Machtzentrale, Logistik- und Verkehrsdrehschei-be, Kulturstandort, touristenziel und Einkaufsstadt. Es ist also kein Wunder, dass die Stadt ständig in Bewegung ist. Vor allem die Innenstadt mit ihren Einkaufsmeilen steht derzeit im Fokus der Stadtentwicklung. Sie verändert ihr Gesicht und wird auf lange Sicht von dem – noch nicht abgeschlossenen – Facelifting profitieren.

Einkaufsstadt mit Erweiterungspotential

Wer in düsseldorf einkaufen möchte, hat viele Möglich-keiten. denn die Innenstadt ist durch drei unterschiedliche Einkaufslagen geprägt: Wer gerne bei bekannten Filialisten einkauft, wird in der Schadowstraße fündig. Ein Bummel durch kleinere Boutiquen in historischer Umgebung und mit rheinblick ist in der altstadt möglich. Und wer das Ein-kaufserlebnis bei international renommierten Luxusanbie-tern und designern sucht, ist auf der exklusiven Königsallee richtig aufgehoben. Im Zusammenspiel bieten die fußläufig miteinander verbundenen Bereiche ein rundum-angebot. da die City derzeit in Bewegung ist, ist ein Einkaufsbum-mel momentan allerdings nur unter erschwerten Bedin-gungen möglich. Besucher sehen viele Kräne (abb. 1) und stehen gelegentlich auch mal im Stau. Für die meisten düs-seldorfer und Gäste der Stadt geht das jedoch in ordnung. Sie freuen sich auf das, was kommen wird und wissen, dass ein solcher Kraftakt der Stadtentwicklung nicht ohne Beein-

dipl.-Geogr. S. Schulte ()Industrie- und Handelskammer zu düsseldorf,Postfach 10 10 17, 40001 düsseldorf, deutschlandE-Mail: [email protected]

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U-Bahntrasse für die „Wehrhahn-Linie“, die künftig unter anderem unterhalb der Schadowstraße verkehren wird, wird noch gebaut (abb. 3). Wenn diese Projekte im Jahr 2015 abgeschlossen sind, wird sich die aufenthaltsqualität beim Einkaufsbummel erheblich erhöhen. Profitieren wird davon auch die einzelhandelsgeprägte Schadowstraße. Sie war bisher für Pkw-Verkehr und Straßenbahnen geöffnet, wird künftig aber zur Fußgängerzone. dann stehen die Chancen gut, dass die seit Jahren von der Baustellensituation beein-trächtigte Straße wieder zu einer der höchstfrequentierten Einkaufsmeilen deutschlands wird. die jüngsten Geschäfts-ansiedlungen belegen, dass Einigkeit über die Perspektive der Straße herrscht und die Veränderung begrüßt wird. auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) setzte sich für eine Fußgängerzone ein, nachdem eine Passanten- und Geschäftsbefragung zeigte, dass die dort ansässigen Gewer-betreibenden dies mehrheitlich wünschen (IHK düsseldorf 2012). Zugleich wurde deutlich, dass auch die Unternehmer in der altstadt und entlang der Königsallee erwarten, von den Entwicklungen an anderer Stelle profitieren zu können: Sie rechnen mit steigenden Kundenfrequenzen und Kauf-

kraftzuflüssen aus dem Umland. Das klingt plausibel, da die neuen Highlights ein weiterer „Big Point“ im regionalen, bundesweiten und internationalen Wettbewerb sind.

die Hoffnungen gründen sich auch darauf, dass das Umfeld Fahrt aufnimmt: Zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt kümmern sich Immobilieneigentümer und Gewerbetreibende gemeinsam mit der Stadt düsseldorf und der IHK um die „Innenstadt Süd-ost“. Immobilien- und Standortgemeinschaften (ISG) gründeten sich, um das in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogene Quartier aufzuwerten.

der Impuls dafür ging im Jahr 2005 von der „Immobi-lien- und Standortgemeinschaft Graf-adolf-Straße e.V.“ aus, die sich bis heute für „ihre“ Straße engagiert. die Bilanz der bisherigen arbeit ist bemerkenswert: Insgesamt inves-tierten unter anderem die Stadt und ansässige Unternehmen 4,4 Millionen Euro, um beispielsweise Bürgersteige auf-zuwerten, abbiegespuren zugunsten begrünter Stellplätze zurückzubauen, Flächen für außengastronomie und ein rasengleis für die Straßenbahn zu schaffen. Parallel dazu investierten Immobilieneigentümer rund zehn Millionen Euro in ihre objekte, so dass die Straße erheblich an auf-enthaltsqualität gewann (Stephanie Erben, IHK düsseldorf 2008). Das Engagement besteht bis heute: Die ISG finan-ziert einen ordnungsdienst, mit der IHK wurde ein Stand-ortexposé für ansiedlungswillige Unternehmer erarbeitet (abb. 4, IHK düsseldorf 2010) und eine Imagebroschüre wirbt für das Geschäftsangebot. Seither gilt die ISG Graf-adolf-Straße als Prototyp für die Zusammenarbeit von Immobilieneigentümern, Gewerbetreibenden und öffentli-

Tab. 1 rund um den Kö-Bogen – daten und Fakten zu den Libeskind-Gebäuden. (Quelle: IHK düsseldorf)Grundsteinlegung am 17. Juni 2011Sechsgeschossiger Hochbau mit zwei über eine Brücke verbunde-nen Gebäuden, jeweils 26 m hochViergeschossige tiefgarage mit 800 StellplätzenEinzelhandelsverkaufsfläche: ca. 19.000 m2

Bürofläche in den Obergeschossen: bis ca. 20.000 m2

außengastronomie: 322 PlätzEinzelhandels- und Gastronomiemieter (nach Fertigstellung): Unique rüschenbeck Strenesse Hallhuber apple JooP! Laurèl Porsche design rockberries.com Graf von Faber-Castell Windsor Poccino Poccino Espressobar Breuninger (inklusive „Sansibar by Breuninger“)

Abb. 2 Libeskind-Gebäude am Kö-Bogen. (Quelle: IHK düsseldorf)

Abb. 1 Innenstadt im Wandel. (Quelle: IHK düsseldorf)

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tige Hotels und Unternehmen aus den Bereichen Werbung, Kunst und Medien ansässig sind. nicht zuletzt, weil der Medienhafen architektonisch akzente setzt und sich einen ruf als Gastronomiemeile erarbeitet hat, ist er ein belieb-tes touristenziel (abb. 5). dass er nur einen kurzen Spa-ziergang von der altstadt entfernt liegt, ist dabei sicherlich vorteilhaft – zumal der Weg über die rheinpromenade am Landtag und am rheinturm vorbeiführt.

darüber hinaus bietet sich den Gästen ein vielfältiges Kulturangebot. Zahlreiche hochkarätige Museen und aus-stellungen in der Innenstadt sind weitere anziehungspunkte, von denen die Stadt profitiert. Steigende Gäste- und Über-nachtungszahlen belegen das eindrucksvoll (tab. 2). dazu trägt auch der Status als Messe- und Kongressstadt bei.

cher Hand in nordrhein-Westfalen, nach deren Vorbild sich in düsseldorf in den Jahren 2010 und 2011 zwei weitere ISGs gründeten. alle drei ISGs setzen sich gemeinsam mit IHK, Stadt und einem externen Büro für die neugestaltung im Bereich des „Entwicklungskonzeptes Süd-ost“ ein, die wesentlich durch Städtebauförderungsmittel finanziert wird. Ziel ist es, den Gästen der Stadt ein attraktives Eingangstor zu bieten, das einer Landeshauptstadt würdig ist.

düsseldorf hübscht sich also weiter auf, um sich – im Zusammenspiel mit den bereits vorhandenen Qualitäten – auch künftig als attraktive Stadt zu präsentieren. Schließlich gibt es schon jetzt zahlreiche „Hot-Spots“ in zentraler Lage. dazu zählt der Medienhafen, der sich zu einem modernen Büro- und Wohnquartier entwickelt hat, in dem hochkarä-

Abb. 3 Einbindung der Wehr-hahn-Linie ins düsseldorfer Stadtbahnnetz. (Grafik: Amt für Kommunikation der Stadt düsseldorf)

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profitieren sowohl Händler, Gastronomen und Hoteliers als auch das Image der Stadt, die ihren ruf als multifunktionale Metropole bestätigt. Mit der derzeitigen Innenstadtentwick-lung wird der Grundstein dafür gelegt, dass das so bleibt. denn während viele andere Städte in ihrer Entwicklung sta-gnieren, wird in düsseldorf geklotzt und nicht gekleckert.

Literatur

IHK düsseldorf (2012) Passanten- und Geschäftsbefragung in der düsseldorfer Innenstadt 2012. http://www.duesseldorf.ihk.de/Standort_duesseldorf_und_Kreis_Mettmann/Stadtmarketing/Stadtteile/2125606/Kunden_und_Geschaeftsbefragung_Schad-owstrasse_2012.html. Zugegriffen: 27. Feb. 2014

Stephanie Erben, IHK düsseldorf (2008) Evaluation der tätigkeiten der Immobilien- und Standortgemeinschaft Graf-adolf-Straße. http://www.duesseldorf.ihk.de/Standort_duesseldorf_und_Kreis_Mettmann/Stadtmarketing/Stadtteile/1287038/graf_adolf_strasse.html. Zugegriffen: 27. Feb. 2014

IHK düsseldorf (2010) die Graf-adolf-Straße – tor zur Innenstadt. http://www.duesseldorf.ihk.de/linkableblob/dihk24/Standort_duesseldorf_und_Kreis_Mettmann/downloads/1286468/.10./data/M3_Expose_Graf_adolf_Strasse-data.pdf. Zugegriffen: 27. Feb. 2014

Dipl.-Geogr. Sven Schulte, Jahrgang 1980. Studium der Geographie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit den neben-fächern Politikwissenschaften und Öffentliches Recht. 2008 bis 2009 referent für Einzelhandel und tourismus bei der oldenburgischen Industrie- und Handelskammer. Seit Juli 2009 Referent für Handel, Stadtentwicklung und Stadtmarketing bei der IHK düsseldorf.Internationale Leitmessen wie „drupa“, „Interpack“, „K“,

„MEdICa“ oder „tube“ ziehen internationales Fachpubli-kum an, das auch den Weg in die Innenstadt findet. Davon

Tab. 2 Fakten zur Landeshauptstadt düsseldorf. (Quellen: Stadt düs-seldorf, düsseldorf Marketing und tourismus GmbH, GfK GeoMar-keting GmbH, CBrE GmbH)Einwohner 593.057Einwohner im Umkreis von 500 km 35 % aller EU-BürgerGästeankünfte im Jahr 2012 2,4 Mio. (+ 6,8 % im

Vergleich zum Vorjahr)Gästeübernachtungen im Jahr 2012 4,1 Mio. (+ 5,5 % im

Vergleich zum Vorjahr)Point of sale-Umsatz für den Einzelhandel

4,3 Mrd. €

Einzelhandelszentralität 2013 (Index) 121,2Einzelhandelsmieten in den top-Lagen

bis 300 Euro/m2 (Königsallee)

Abb. 5 touristenziel Medienhafen. (Quelle: IHK düsseldorf)

Abb. 4 Standortexposé der Graf-adolf-Straße. (Quelle: IHK düssel-dorf/ISG Graf-adolf-Straße e. V.)