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428 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin. Beton- und Stahlbetonbau 109 (2014), Heft 6 DOI: 10.1002/best.201400015 BERICHT Heinrich Bastert, Lars Meyer Instandhaltungskonzepte für Parkbauten als Ergebnis der Bedarfsplanung 1 Wartung und Wartungsplan zum Erhalt der Gebrauchstauglichkeit von Parkbauten Gravierende Schadensfälle und aufwendige Sanierungs- maßnahmen führen bei Parkhäusern und Tiefgaragen in Betonbauweise wiederkehrend zu erheblichen Nutzungs- einschränkungen und Einnahmeausfällen. Als vorbeugen- de Maßnahme empfiehlt sich daher eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung auf Basis bekannter und be- währter technischer Regelwerke (Tab. 1). Ein gewisses Maß an Nutzungseinschränkungen ist je- doch unvermeidlich: Bereits normale Reinigungsmaßnah- men erfordern, wie auch regelmäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten, den freien Zugang zu Gebäudeteilen und -flächen, die somit vorübergehend nicht bestim- mungsgemäß genutzt werden können. Die Intensität die- ser Maßnahmen ergibt sich jeweils aus der gewählten Baukonstruktion und dem in diesem Zusammenhang zu erstellenden Wartungsplan [1]. 2 Wartung als Bestandteil der planerischen Konzeption im Betonbau Die geltende Normung im Betonbau geht davon aus, dass bei Einhaltung aller Anforderungen und Sicherstellung der dort genannten Eigenschaften ein neues Bauwerk mindestens über 50 Jahre nutzbar ist, sofern eine Instand- haltung mit üblicher regelmäßiger Wartung und, bei Be- darf, mit einer Instandsetzung (Reparatur) stattfindet. In diesem Sinne wird auf die Bedeutung von Wartung und Wartungsplan bereits in der entsprechenden Planungs- norm DIN EN 1992-1-1 (Eurocode 2) [1] hingewiesen (vgl. Tab. 1). Weiterhin wird in [2] gefordert, dass die Instandhaltung durch geeignete Planung sicherzustellen ist. Bei der Planung sowohl neuer Betonbauwerke als auch für Instandsetzungen bestehender Objekte sind die Aspekte War- tung und Instandhaltung gemäß einschlägigen Normen und Re- gelwerken von Anfang an zu berücksichtigen. Dies ist sowohl für den Erhalt von Stand- und Verkehrssicherheit der Baukon- struktion als auch im Sinne der uneingeschränkten Gebrauchs- tauglichkeit des Bauwerks unabdingbar. Der Umfang planmä- ßig erforderlicher Instandhaltungsmaßnahmen hängt dabei wesentlich von der gewählten Baukonstruktion ab. Insbeson- dere bei Parkbauten in Betonbauweise beeinflusst die gewähl- te Ausführungsvariante wesentlich die erforderlichen Inspek- tions- und Wartungsmaßnahmen. Diese führen über den Le- benszyklus, neben den daraus unmittelbar entstehenden Kos- ten, zu unterschiedlichen Nutzungseinschränkungen und damit möglicherweise zu Einnahmeausfällen. Hieraus ergibt sich, dass bereits bei der Konzeption von Parkbauten die diesbezüg- lichen Erwartungen und Bedürfnisse des Bauherrn bzw. Betrei- bers berücksichtigt werden sollten. Zu deren systematischer Erfassung bietet sich ein methodisches Vorgehen im Rahmen einer Bedarfsplanung für Parkbauten an, die sich darüber hinaus zur umfassenden Dokumentation der Planungsziele auf Basis definierter Bauherrenwünsche eignet. Maintenance concepts for parking facilities as results of a design brief Structural design of new concrete constructions as well as re- pair of existing buildings from the very beginning have to follow the relevant standards and guidelines concerning maintenance and repair. This is also necessary to preserve stability, traffic safety, and usability of the building. The designed and required measurements basically depend on the selected construction method or design option. Especially in case of parking facilities built in reinforced concrete the selected design option requires certain inspection and maintenance activities that also con- cern the commercial viability. The brief for building design or identification of needs is a recommended tool that is appropri- ate for parking facilities to systematically capture the needs of the client/user and to document them in a design brief. Tab. 1 Darstellung der Regelwerksituation zur Wartung von Parkbauten in Betonbauweise [DBV] List of standards and guidelines concerning maintenance of parking facilities built in reinforced concrete [DBV] Regelwerk/Richtlinie Forderung/Inhalte Betonnormung: Eurocode 2 fordert Wartung und (DIN EN 1992-1-1) [1] Wartungsplan DAfStb-Heft 600: Erläuterungen liefert Angaben zum zum Eurocode 2 [2] Wartungsumfang DBV-Merkblatt „Parkhäuser und nennt Inhalte eines Tiefgaragen“ [3] Wartungsplanes

Instandhaltungskonzepte für Parkbauten als Ergebnis der Bedarfsplanung

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Page 1: Instandhaltungskonzepte für Parkbauten als Ergebnis der Bedarfsplanung

428 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin. Beton- und Stahlbetonbau 109 (2014), Heft 6

DOI: 10.1002/best.201400015

BERICHTHeinrich Bastert, Lars Meyer

Instandhaltungskonzepte für Parkbauten als Ergebnis der Bedarfsplanung

1 Wartung und Wartungsplan zum Erhalt der Gebrauchstauglichkeit von Parkbauten

Gravierende Schadensfälle und aufwendige Sanierungs-maßnahmen führen bei Parkhäusern und Tiefgaragen inBetonbauweise wiederkehrend zu erheblichen Nutzungs-einschränkungen und Einnahmeausfällen. Als vorbeugen-de Maßnahme empfiehlt sich daher eine regelmäßigeWartung und Instandhaltung auf Basis bekannter und be-währter technischer Regelwerke (Tab. 1).

Ein gewisses Maß an Nutzungseinschränkungen ist je-doch unvermeidlich: Bereits normale Reinigungsmaßnah-men erfordern, wie auch regelmäßige Inspektionen undWartungsarbeiten, den freien Zugang zu Gebäudeteilenund -flächen, die somit vorübergehend nicht bestim-mungsgemäß genutzt werden können. Die Intensität die-ser Maßnahmen ergibt sich jeweils aus der gewähltenBaukonstruktion und dem in diesem Zusammenhang zuerstellenden Wartungsplan [1].

2 Wartung als Bestandteil der planerischenKonzeption im Betonbau

Die geltende Normung im Betonbau geht davon aus, dassbei Einhaltung aller Anforderungen und Sicherstellungder dort genannten Eigenschaften ein neues Bauwerkmindestens über 50 Jahre nutzbar ist, sofern eine Instand-haltung mit üblicher regelmäßiger Wartung und, bei Be-darf, mit einer Instandsetzung (Reparatur) stattfindet. Indiesem Sinne wird auf die Bedeutung von Wartung undWartungsplan bereits in der entsprechenden Planungs-norm DIN EN 1992-1-1 (Eurocode 2) [1] hingewiesen(vgl. Tab. 1). Weiterhin wird in [2] gefordert, dass die Instandhaltung durch geeignete Planung sicherzustellenist.

Bei der Planung sowohl neuer Betonbauwerke als auch für Instandsetzungen bestehender Objekte sind die Aspekte War-tung und Instandhaltung gemäß einschlägigen Normen und Re-gelwerken von Anfang an zu berücksichtigen. Dies ist sowohlfür den Erhalt von Stand- und Verkehrssicherheit der Baukon-struktion als auch im Sinne der uneingeschränkten Gebrauchs-tauglichkeit des Bauwerks unabdingbar. Der Umfang planmä-ßig erforderlicher Instandhaltungsmaßnahmen hängt dabeiwesentlich von der gewählten Baukonstruktion ab. Insbeson-dere bei Parkbauten in Betonbauweise beeinflusst die gewähl-te Ausführungsvariante wesentlich die erforderlichen Inspek -tions- und Wartungsmaßnahmen. Diese führen über den Le-benszyklus, neben den daraus unmittelbar entstehenden Kos-ten, zu unterschiedlichen Nutzungseinschränkungen und damitmöglicherweise zu Einnahmeausfällen. Hieraus ergibt sich,dass bereits bei der Konzeption von Parkbauten die diesbezüg-lichen Erwartungen und Bedürfnisse des Bauherrn bzw. Betrei-bers berücksichtigt werden sollten. Zu deren systematischerErfassung bietet sich ein methodisches Vorgehen im Rahmeneiner Bedarfsplanung für Parkbauten an, die sich darüber hinaus zur umfassenden Dokumentation der Planungsziele aufBasis definierter Bauherrenwünsche eignet.

Maintenance concepts for parking facilities as results of adesign briefStructural design of new concrete constructions as well as re-pair of existing buildings from the very beginning have to followthe relevant standards and guidelines concerning maintenanceand repair. This is also necessary to preserve stability, trafficsafety, and usability of the building. The designed and requiredmeasurements basically depend on the selected constructionmethod or design option. Especially in case of parking facilitiesbuilt in reinforced concrete the selected design option requirescertain inspection and maintenance activities that also con-cern the commercial viability. The brief for building design oridentification of needs is a recommended tool that is appropri-ate for parking facilities to systematically capture the needs ofthe client/user and to document them in a design brief.

Tab. 1 Darstellung der Regelwerksituation zur Wartung von Parkbauten inBetonbauweise [DBV]List of standards and guidelines concerning maintenance of parkingfacilities built in reinforced concrete [DBV]

Regelwerk/Richtlinie Forderung/Inhalte

Betonnormung: Eurocode 2 fordert Wartung und (DIN EN 1992-1-1) [1] Wartungsplan

DAfStb-Heft 600: Erläuterungen liefert Angaben zum zum Eurocode 2 [2] Wartungsumfang

DBV-Merkblatt „Parkhäuser und nennt Inhalte eines Tiefgaragen“ [3] Wartungsplanes

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Gemäß aktuellem Stand der Regelwerke ist die Wartungstets in ein Gesamtkonzept unter dem Oberbegriff In-standhaltung einzuordnen. Normativ, siehe [4], wird dieInstandhaltung in die Grundmaßnahmen Wartung, In-spektion, Instandsetzung und Verbesserung unterteilt(Bild 1). Diese begriffliche Definition, die aus dem Ma-schinenbau stammt, lässt sich für die Instandhaltung vonGebäuden und bei der Anwendung auf Parkbauten wiefolgt konkretisieren, siehe auch [5]:

– Eine regelmäßig durchzuführende Inspektion zur Er-fassung des aktuellen Erhaltungszustands.

– Die Wartungsarbeiten mit der Ausbesserung kleinererSchäden wie Risse und Abplatzungen oder der früh-zeitigen Ausbesserung von Verschleißerscheinungenin der Abdichtung.

– Die Instandsetzungsarbeiten, die zur Wiederherstel-lung des ursprünglichen Sollzustands erforderlichsind.

– Maßnahmen zur Verbesserung des ursprünglichenSollzustands oder zur Beseitigung von Schwachstellenin einer Konstruktion.

3 Die Bedarfsplanung für Parkbauten in Betonbauweise

Je nach Umfang der konstruktionsbedingten Instandhal-tung mit einzelnen Inspektions- und Wartungsmaßnah-men und eventuellen zusätzlichen Instandsetzungenkann es bei Parkbauten über den Lebenszyklus, nebenden daraus unmittelbar entstehenden Kosten, zu unter-schiedlichen Nutzungseinschränkungen und Einnahme-ausfällen kommen. Hieraus ergibt sich, dass bereits beider Konzeption von Parkbauten die diesbezüglichen Er-wartungen und Bedürfnisse des Bauherrn bzw. Betreiberszu berücksichtigen sind. Nicht nur bei Parkbauten befin-den sich der Bauherr und die von ihm beauftragten Pla-ner in einem Spannungsfeld aus Wirtschaftlichkeit, Ge-brauchstauglichkeit, Dauerhaftigkeit und Nutzungs-freundlichkeit (Bild 2).

Planung, Errichtung und Betrieb eines Bauwerks müssenauf die Bedürfnisse und Wünsche des Bauherrn bzw. derspäteren Nutzer, also auf deren Bedarf, ausgerichtet sein.Daher wird empfohlen, diesen Bedarf systematisch zu er-mitteln und ihn als Grundlage für die weitere Projektbe-

arbeitung zu definieren. Eine methodische Ermittlung derBedürfnisse von Bauherren und Nutzern durch zielge-richtete Aufbereitung als „Bedarf“ und dessen Umsetzungin bauliche Anforderungen bietet die sogenannte Bedarfs-planung. Hilfestellung diesbezüglich gibt DIN 18205 Be-darfsplanung im Bauwesen in der derzeitigen Fassungvon 1996 [6]. Neben Definitionen und einer Gliederungfür die einzelnen Aspekte der Bedarfsplanung stellt sie so-genannte Prüflisten zur Verfügung, die es ermöglichen,die Anforderungen nach ihrer Vollständigkeit zu kontrol-lieren:

Teil A Prüfliste ProjekterfassungTeil B Prüfliste RahmenbedingungenTeil C Anforderungen an den Entwurf

Anhand der o. g. Prüflisten können im Rahmen der Be-darfsplanung wesentliche Entscheidungen zu Grundsatz-fragen des Projekts abgefragt werden, wie z. B.:

– Art und Anzahl der benötigten Flächen und Räume;– Qualität und Ausstattung;– organisatorische und betriebliche Randbedingungen

(Funktionalität);– technische und gesetzliche Randbedingungen;– finanzielle und terminliche Randbedingungen.

4 Umgang des Planers mit Zielkonflikten aus der Bedarfsplanung

Die Bedarfsplanung liegt im Verantwortungsbereich desBauherrn und wird von ihm selbst erarbeitet, oder auchmithilfe von Beratern, Projektentwicklern usw. Für siewerden die Erwartungen des Bauherrn an sein Projekt er-mittelt, und sie enthält in der Regel auch noch ungelösteFragen oder gar Widersprüche. Analyse und Lösung der-artiger Zielkonflikte aus dem vom Bauherrn formuliertenBedarf gehören nicht mehr zur Bedarfsplanung nach [6].Vielmehr sind sie bereits Bestandteil der nachfolgendenLeistungsphasen nach HOAI [7], z. B. der Leistungspha-sen 1 (Grundlagenermittlung) und 2 (Vorentwurf) und

Bild 1 Instandhaltung als Oberbegriff für Wartung, Inspektion, Instand -setzung und Verbesserung, nach [4]Terms concerning maintenance, inspection, repair, and improvement[4]

Bild 2 Darstellung des Spannungsfeldes für die Planung von Parkbauten [DBV]Requirements pertaining to design of parking facilities [DBV]

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daher vom damit beauftragten Planer zu erfassen und zubewältigen.

Das Ergebnis der Bedarfsplanung sollte systematisch alsBedarfsplan bzw. Nutzerbedarfsprogramm dokumentiertwerden. Die derart aufbereiteten An- und Vorgaben desBauherrn dienen als Basis für die nachfolgenden Objekt-und Fachplanungen von Architekten und Ingenieuren.

Die wesentlichen konzeptionellen Planungsleistungenauf Basis der Bedarfsplanung werden üblicherweise inden ersten Planungsphasen nach HOAI erbracht. Dazugehören auch Analyse und Lösung der Zielkonflikte ausder Bedarfsplanung, also aus dem vom Bauherrn formu-lierten Bedarf. In der Regel stehen in dieser frühen Pla-nungsphase mehrere Ausführungsvarianten zur Diskussi-on. Wesentliche Planeraufgabe ist es nun, den Bauherrnhinsichtlich der jeweiligen Vor- und Nachteile dieser Vari-anten zu beraten und „entscheidungstüchtig“ zu machen.Aufgaben, Verantwortung und Risiken des Planers wer-den in diesem Zusammenhang im DBV-Merkblatt „Park-häuser und Tiefgaragen“ [3] wie folgt formuliert: „ZurVermeidung von Haftungsrisiken muss der Planer seinemAuftraggeber die Vor- und Nachteile der zur Diskussionstehenden Ausführungsvarianten erläutern. Der Planermuss diese Erläuterung dokumentieren. Nur so kann ervermeiden, isoliert für einzelne Nachteile seiner Planungselbst dann zu haften, wenn diesen Nachteilen vom Bau-herrn gewünschte Vorteile gegenüber stehen.“

5 Beispiele zur Erfassung und Lösung von Zielkonflikten aus der Bedarfsplanung bei Parkbauten

Beispiele zur Bedarfsplanung von Parkbauten unter dembesonderen Aspekt von Instandhaltung und Wartung ent-hält [8]. Neben den Klärungen zu grundlegenden Fragen,wie Lage und Größe des zu planenden Parkbaus, sind dieAspekte des o. g. Spannungsfelds, Bild 2, für die Konzep-tion von wesentlicher Bedeutung: Gebrauchstauglich-keit, Dauerhaftigkeit, Nutzungsfreundlichkeit undWirtschaftlichkeit.

Jeder Bauherr wird voraussetzen, dass das von ihm er-richtete Bauwerk gebrauchstauglich, d. h. für den vorge-sehenen Zweck geeignet ist. Zur Definition der vorgese-henen Nutzung ist zu klären, ob der Parkbau beispiels-weise öffentlich genutzt werden soll oder privat. Aus einer öffentlichen Nutzung (Parkhaus eines Einkaufszen-trums) ergeben sich bestimmte Erwartungen der Nutzerund bestimmte Anforderungen an Nutzungskomfort, Ver-kehrssicherheit, Reinigung, Wartung und entsprechendeEinnahmen zur Deckung der Unterhaltskosten. In derRegel ist mit einer deutlich höheren Nutzerzahl je Park-platz zu rechnen als bei einer privaten Nutzung (einzel-nen Wohneinheiten zugehörige Stellplätze).

Bezüglich der Dauerhaftigkeit ist zu hinterfragen, aufwelche Weise der Bauherr diese erreichen möchte. So

können zum Beispiel bei einer flächigen Abdichtung derdirekt befahrenen Parkflächen aus Stahlbeton nach [3]die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit der Betonkon-struktion nach [1] dann reduziert werden, wenn diesdurch ein entsprechendes intensives Instandhaltungs-konzept kompensiert wird. Eine flächige Abdichtung inForm eines Oberflächenschutzsystems weist allerdings inder Regel eine geringere Lebens- und damit Nutzungs-dauer auf als das Stahlbetontragwerk. Demgegenübersind auch flächige Abdichtungssysteme herstellbar, die in Kombination mit Schutzschichten (z. B. aus Guss -asphalt) eine ähnliche Lebens- und somit Nutzungsdaueraufweisen wie ein Stahlbetontragwerk. Auch in dieserFrage ist vorab zu beraten und eine Entscheidung herbei-zuführen.

Zum Themenfeld der Nutzungsfreundlichkeit ist eineFülle von Einzelaspekten zu hinterfragen und anhand desBauherrenbedarfs festzulegen. Außerdem sind unter-schiedliche Ausprägungen der Nutzungsfreundlichkeitdenkbar. Beispielsweise können unter Nutzungsfreund-lichkeit eine optimierte innere Verkehrsführung, weitge-hende Stützenfreiheit im Bereich der Parkflächen oderPfützenfreiheit durch Ausbildung eines Gefälles verstan-den werden.

Selbstverständlich ist die Wirtschaftlichkeit eines Park-baus von grundlegender Bedeutung. Jeder Bauherr erwar-tet ein für seinen Nutzungszweck wirtschaftliches Bau-werk. Es handelt sich hierbei um eine Forderung, die sehrdifferenziert zu betrachten ist: Bezieht sich die Wirt-schaftlichkeit z. B. nur auf möglichst geringe Herstellkos-ten oder sollen die Gesamtkosten aus Herstell- und späte-ren Betriebskosten minimiert werden? Soll unter Nach-haltigkeitsaspekten eine spätere Umnutzung realisierbarsein oder ein recyclingfreundlicher Rückbau? Ebenfallsdenkbar wäre die Vorgabe eines möglichst geringen Nut-zungsausfalls durch unvermeidbare Wartungs- bzw. In-standsetzungsarbeiten.

Beispiele für die Bedarfsermittlung innerhalb der oben ge-nannten Spannungsfelder enthalten die Tab. 2 bis 4.

Vorgaben hinsichtlich Gebrauchstauglichkeit, Dauerhaf-tigkeit, Nutzungsfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeitsind dabei nicht losgelöst voneinander zu verstehen. Viel-mehr hat jede Vorgabe des Bauherrn Auswirkungen aufdas Gesamtsystem. Beispielsweise ist eine gewünschtePfützenfreiheit (Nutzungsfreundlichkeit) nur mit einemGefälle von mindestens 2,5 % erreichbar. Dies hat zurFolge, dass die Herstellung des Parkbaus aufwendiger, so-mit teurer wird und zudem größere Bauhöhen erfordert.Dies hat dann wiederum u. a. Auswirkungen auf die Wirt-schaftlichkeit. Als positiv für die Dauerhaftigkeit ist je-doch zu bewerten, dass chloridhaltige Wässer bei Vorhan-densein eines Gefälles schneller abgeführt werden. EinGefälle kann sich jedoch wiederum negativ auf die Ge-brauchstauglichkeit auswirken, da beispielsweise Ein-kaufs- oder Gepäckwagen wegrollen und andere Fahrzeu-ge beschädigen können.

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Der vom Bauherrn bzw. dessen Bedarfsplaner ermittelteBedarf kann deshalb abschließend nur vom Bauherrn miteiner Bewertung bzw. Priorisierung versehen werden.Werden dann im Zuge der Grundlagenermittlung bzw.Erstellung der Konzepte vom Planer Widersprüche inner-halb des vorgegebenen Bedarfs erkannt, kann der Planerseine Konzepte anhand dieser Bewertungen/Priorisie-rung gewichten bzw. den Bauherrn so informieren undberaten, dass die am höchsten priorisierten Vorgaben wei-testgehend erfüllt werden.

6 Die Berücksichtigung der Instandhaltung bei der Konzeption von Parkbauten

In [4] werden unter Instandhaltung Maßnahmen wäh-rend der Nutzungsdauer zur Aufrechterhaltung des funk-tionsfähigen Zustands bzw. der Gebrauchstauglichkeit ei-nes Bauwerks oder Bauteils verstanden. Hierzu gehörenregelmäßige Reinigung, Inspektion, Wartung und Pflegesowie ggfs. Konservierung, Instandsetzung, Erneuern vonVerschleißteilen (z. B. Beschichtungen und Fugen), Reno-vierungen usw.

Ob sich aus den Bauherrenwünschen bestimmte Anforde-rungen an die Instandhaltung oder an das Instandhal-tungskonzept ergeben, lässt sich, wie oben erläutert, vordem eigentlichen Planungsbeginn mit der Bedarfsplanungermitteln. Wünscht der Bauherr beispielsweise einenParkbau, der mit geringstmöglichen Herstellkosten er-richtet werden soll, kann dies Auswirkungen auf die In-standhaltung während der gesamten Nutzungsdauer desParkbaus haben.

Auch Anforderungen des Bauherrn, bei denen vorder-gründig kein Zusammenhang zur Instandhaltung bzw.zum Instandhaltungskonzept besteht, müssen bei derKonzeption auf Auswirkungen hinsichtlich der Instand-haltung überprüft werden. Bestehen beispielsweise Anfor-derungen des Bauherrn zur Minimierung eines Nutzungs-ausfalls, dann ist bei der Konzeption des Parkbaus einmöglichst geringer Instandhaltungsaufwand zu berück-sichtigen, denn jede Instandhaltung (Wartung, Instand-setzung, Erneuerung von Verschleißteilen) ist unweiger-lich mit einem zumindest kurzzeitigen Nutzungsausfallverbunden, weil Parkflächen vorübergehend gesperrtwerden müssen – ganz oder zumindest teilweise.

Die Instandhaltung muss nun bei der Konzeption vonParkbauten in Betonbauweise dahingehend berücksich-tigt werden, dass verschiedene Bauweisen bzw. Ausfüh-rungsvarianten von Parkbauten unterschiedlichen In-standhaltungsaufwand nach sich ziehen. Dies wird an-

Tab. 2 Beispiele für Bedarfsermittlung bei Parkbauten – Grundlagen [8]Examples for design brief for parking facilities – basics [8]

Bedarfsermittlung bei Parkbauten – Grundlagen

Anzahl der gewünschten Stellplätze

zur Verfügung stehendes Grundstück/Grundstückszuschnitt

Bebauungsplan

Nachbarbebauung

Örtlichkeit/Lage (z. B. innerstädtisch, Park + Ride am Stadt-rand, Flughafen)

als Teil eines Gebäudekomplexes oder als Einzelgebäude

oberirdisches Parkhaus oder unterirdische Tiefgarage

bevorzugte Bauweise (z. B. Stahlverbundbau oder Stahlbeton-bauweise, Fertigteil- oder Ortbetonlösung)

Bevorzugter Parkhaustyp (ebene Parkdecks, Split-Level oderParkrampe)

Ausführung Rampen (geschosshoch, gerade oder kreisförmig)

bei Tiefgaragen WU-Bauweise oder „klassische“ Abdichtung

Tab. 3 Beispiele für Bedarfsermittlung bei Parkbauten – Nutzungsfreundlich-keit [8]Examples for design brief for parking facilities – comfort (ease of use) [8]

Bedarfsermittlung bei Parkbauten – Nutzungsfreundlichkeit

Pfützenfreiheit (Gefälle)

Stützenfreiheit: enges oder weites Stützenraster oder möglichststützenfreie Ausführung

besondere Anforderungen an die Ausrundungsradien der Rampen

besondere Übersichtlichkeit

besondere Anforderungen an die Breite der Fahrgassen, Rampen und Parkplätze

Geschosshöhe/Raumgefühl

Entwurf (architektonische Aspekte)

Helligkeit

Lichtdurchlässigkeit

farbliche Gestaltung

Staubfreiheit

Tab. 4 Beispiele für Bedarfsermittlung bei Parkbauten – Wirtschaftlichkeit [8]Examples for design brief for parking facilities – commercial viability[8]

Bedarfsermittlung bei Parkbauten – Wirtschaftlichkeit

Investor und Betreiber identisch oder unterschiedlich?

Verkauf des Parkbaus geplant? Falls Ja: An einen Investor oder an mehrere Eigentümer (Eigentumswohnungen)?

Minimierung Herstellkosten

Minimierung Instandhaltungsaufwand

Minimierung Betriebskosten

Minimierung oder Vermeidung Nutzungsausfall

Minimierung der Gesamtkosten aus Herstellung, Instand -haltung und/oder Betrieb

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hand der in [3] genannten verschiedenen Ausführungs -varianten für befahrene Parkflächen aus Stahlbeton undSpannbeton bei Eintrag von Chloriden aus Taumitteln er-läutert, Bild 3. Hinsichtlich der Diskussion der techni-schen Gleichwertigkeit dieser Varianten wird auf diverseFachveröffentlichungen sowie vor allem auf die zusam-menfassende Darstellung des Deutschen Ausschusses fürStahlbeton e.V. (DAfStb) verwiesen [9].

Die beiden Varianten 1 und 3 (Bild 3) erfordern einennormalen oder üblichen Instandhaltungsaufwand. Dienach [1] geforderte Dauerhaftigkeit der Konstruktionwird bei Variante 1 durch hohe Anforderungen an Dichteund Dicke der Betondeckung in Verbindung mit zusätz -lichen Maßnahmen wie flächiger oder lokaler Oberflä-chenschutz oder eine rissvermeidende Bauweise erreicht.Zwischen den Varianten 1 und 3 ergeben sich jedoch be-reits Unterschiede im Instandsetzungsaufwand. Ist einOberflächenschutzsystem Teil des gewählten Konzepts(Varianten 1a) muss dieses Oberflächenschutzsystemauch regelmäßig gewartet und instandgesetzt werden. Zu-dem ist die Lebensdauer von Oberflächenschutzsystemenmit ca. 10 bis 15 Jahren deutlich niedriger als die Lebens-dauer der Stahlbetonkonstruktionen von 50 Jahren. So-mit muss ein Oberflächenschutzsystem während der ge-planten Nutzungsdauer der Parkbauten ggfs. mehrmalsvollständig erneuert werden. Auch diese Erneuerung istTeil der Instandhaltung. Anders verhält es sich bei der Va-riante 3 (Bild 3): Hier erfolgt der Schutz des Stahlbeton-oder Spannbetonbauteils durch eine flächige Abdichtungnach DIN 18195-5 [10] in Kombination mit einer Schutz-schicht, z. B. aus Gussasphalt. Auch eine Konstruktionnach Variante 3 muss regelmäßig gewartet werden. DieLebensdauer einer Schutzschicht aus Gussasphalt ent-spricht jedoch in der Regel der Lebensdauer der Stahl -beton- oder Spannbetonkonstruktion, sodass währendder Lebensdauer lediglich Wartungs- und Instandset-zungsmaßnahmen erforderlich werden und keine mehr-malige Erneuerung.

Als Zwischenfazit ergibt sich somit: Wird bei befahrenenParkflächen aus Stahlbeton oder Spannbeton vom Bau-

herrn eine Konzeption mit geringstmöglichem Instandset-zungsaufwand gewünscht, dann wäre die Variante 3 nachBild 3 eine geeignete Lösung. Es ist jedoch zu beachten,dass Variante 3 in der Herstellung aufwendig ist und sichwegen der erforderlichen Mindestschichtdicke von35 mm für Gussasphalt [3] ein im Vergleich zu Variante 1höherer Belagsaufbau ergibt. Dieser erhöhte Belagsauf-bau könnte somit zum Beispiel die benötigten lichten Hö-hen im Parkhaus einschränken bzw. würde entsprechendgrößere Geschosshöhen erfordern. All diese Aspekte soll-ten vom Planer bei der Konzeption von Parkbauten be-achtet und in die Beratung des Bauherrn zu den Vor- undNachteilen der jeweiligen Variante einbezogen werden.

Wesentliches Ziel einer regelmäßigen Wartung bei befah-renen Parkdecks aus Stahlbeton oder Spannbeton ist diefrühzeitige Feststellung von Rissen und Fehlstellen in Be-tonflächen bzw. Beschichtungen, damit zeitnah instand-gesetzt werden kann. In Bild 4 [3] sind Wartungsintervallemit empfohlenen Inspektionen für Mindest- und erweiter-te Instandhaltungen angegeben. Für die beiden Varianten1 und 3 wird in den ersten fünf Jahren nach Herstellungeine jährliche Wartung empfohlen. Danach kann der Ab-stand zwischen den Wartungsintervallen auf bis zu dreiJahre vergrößert werden.

Bei den in [3] ebenfalls genannten Varianten 2a und 2bwerden die konstruktiven Anforderungen an die Dauer-haftigkeit des Stahlbetontragwerks durch Anpassung derExpositionsklassen oder durch Reduktion der Betonde-ckung modifiziert (vgl. Bild 3). Dies führt in der Regel zuim Vergleich mit Variante 1 und 3 reduzierten Herstell-kosten. Um dennoch die Dauerhaftigkeit während dervorgesehenen Nutzungsdauer von 50 Jahren sicherzustel-len, müssen die Auswirkungen der oben genannten Modi-fikationen durch angemessene Inspektions- und War-tungsintervalle und eventuell notwendige Instandset-zungsmaßnahmen kompensiert werden. Dieses Vorgehenwird in [3] als erweitertes Instandsetzungskonzept be-zeichnet.

Bei den Varianten 2a und 2b kann die ExpositionsklasseXD (durch Chloride verursachte Bewehrungskorrosion)von XD3 auf XD1 reduziert werden, was nach [3] zu ge-ringeren Anforderungen an die Zusammensetzung unddie Eigenschaften des Betons führt. Die Anforderungenzur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit werden dadurchso weit reduziert, dass ein kostengünstigerer Beton ver-wendet werden kann. In beiden Varianten 2 (Bild 3) wirddies dadurch kompensiert, dass die Anforderung an dieInstandhaltung gegenüber den Varianten 1 und 3 erhöhtwird. Anstatt einer „normalen“ oder Mindestinstandhal-tung ist bei Variante 2a eine erweiterte Instandhaltungmit Wartungsintervallen von mindestens einmal jährlicherforderlich. Der technische Hintergrund dieser Kompen-sation liegt darin, dass Risse, Fehlstellen und Verschleißder Beschichtung frühzeitig erkannt und instandgesetztwerden müssen, damit möglicherweise eindringendeChloride nicht bis zur Bewehrung vordringen können.Dies würde beispielweise in Variante 3 begünstigt durch

Bild 3 Ausführungsvarianten für Parkdecks in Betonbauweise [3]Design options for parking decks built in reinforced concrete [3]

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die gegenüber Variante 1 geringeren Anforderungen andie Dichtigkeit der Betondeckung.

Eine weitere Reduzierung der Errichtungskosten könntedurch eine Verringerung der Betondeckung erreicht wer-den, vgl. Variante 2b in Bild 3. Auch diese Modifikationmuss wieder kompensiert werden und zwar durch eineerneute Verringerung des Wartungsintervalls auf sechsMonate (zweimal jährliche Wartung). Auch hier gilt wie-der, dass im Rahmen der Wartung identifizierte Risse undFehlstellen unverzüglich instandgesetzt werden müssen,damit durch diese Risse und Fehlstellen eindringendeChloride trotz der reduzierten Anforderungen an Dichteund Dicke der Betondeckung nicht zur Bewehrung vor-dringen können.

In Bild 4 sind die Wartungsintervalle sowie die empfohle-nen Inspektionen des erweiterten Instandhaltungskon-zepts mit regelmäßiger Wartung einmal jährlich (Variante2a nach Bild 3) und intensiver Wartung zweimal jährlich(Variante 2b nach Bild 3) zusammenfassend dargestellt.

Neben der oben erläuterten Wechselbeziehung zwischenEinsparungen bei den Baukosten einerseits und einer er-weiterten Instandhaltung mit möglicherweise kürzerenWartungsintervallen andererseits sind auch die Auswir-kungen auf die Instandhaltungskosten zu betrachten. Al-lerdings ergibt sich aus kürzeren Inspektions- und War-tungsabständen nicht automatisch, dass der gesamte In-standhaltungsaufwand, insbesondere für Instandsetzun-gen (Reparaturen), steigt, siehe z. B. [11].

Zu beachten ist jedoch, dass der Inspektionsaufwand beiden Varianten 2 nach [3] aufgrund verkürzter Intervallegrößer ist als bei den Varianten 1 und 3 nach [3]. Da fürden Zeitraum der vorbereitenden Reinigung und der In-spektion bzw. Wartung die betroffenen Teile des Parkbausvorübergehend nicht genutzt werden können, ergeben sich

dadurch zwangsläufig Nutzungsausfälle. Hier ist anhanddes Bedarfs des Bauherrn zu überprüfen, ob dies akzepta-bel ist und wie ggfs. diese Nutzungsausfälle monetär zu be-werten sind. Ein Bauherr, der lediglich als Investor auftrittund das errichtete Bauwerk unmittelbar nach Fertigstel-lung veräußert, wird die Mehrkosten für eine erweiterteWartung und die Nutzungsausfälle anders gewichten alsein Bauherr, der den Parkbau selbst betreiben will.

Dennoch sollte auch ein Investor Interesse an der mone-tären Bewertung einer erweiterten Wartung und der da-von beeinflussten Nutzung haben, z. B. wenn im Rahmenvon Verkaufsgesprächen eine Aussage über zu erwarten-de Betriebskosten verlangt wird und er in diesem Zusam-menhang über das möglicherweise vorhandene erweiterteWartungskonzept nach Variante 2 informieren muss.Empfohlen wird in diesem Zusammenhang, die Festle-gungen aus dem stets bis spätestens zur Abnahme zu er-stellenden Wartungsplan in einem Bauwerksbuch [12] zudokumentieren.

Gleichzeitig sollte nicht außer Acht gelassen werden, dassdie höhere Wartungsfrequenz eines erweiterten Instand-haltungskonzepts gegenüber der „normalen“ Wartung ei-nen wesentlichen Vorteil bietet: reduzierte Wartungsab-stände ermöglichen ein schnelleres Erkennen von Schä-den, beispielsweise am Oberflächenschutzsystem, und so-mit eine zeitnahe Instandsetzung. Dies verhindertFolgeschäden, etwa durch in den Beton eindringendeChloride, die aufwendige und kostenintensive Instandset-zungsmaßnahmen nach sich ziehen können, siehe hierzu[11] und insbesondere auch [13], wo es heißt: „Ziel … istes also, die Nutzungsdauer von Parkbauten zu erhöhen,gleichzeitig den Unterhaltungsaufwand durch Minimie-rung der Instandsetzungskosten zu senken. Dies gelingt,wenn Schäden frühzeitig erkannt und beseitigt werden.Der Weg dahin führt über regelmäßige Wartungsarbeiten,wie wir sie etwa beim Auto längst gewohnt sind.“

7 Die Berücksichtigung der Bedarfsplanung bei Instandhaltungskonzepten für bestehende oder sanierte Parkbauten

Die vorgenannten Aspekte der Bedarfsplanung für Park-bauten in Betonbauweise lassen sich auch auf Instandset-zungskonzepte für bestehende Parkbauten übertragen.Auch hier ergibt sich das bereits erläuterte Spannungsfeldaus Wirtschaftlichkeit, Gebrauchstauglichkeit, Dauerhaf-tigkeit und Nutzungsfreundlichkeit. Zunächst ist wiedersystematisch der Bedarf des Bauherrn bzw. der künftigenNutzer zu erfassen. Anschließend erfolgt ein Abgleich mitder vorhandenen Konzeption des Gebäudebestands, z. B.hinsichtlich zeitgemäßer Stellplatzgrößen, Stützenabstän-de und Fahrwegbreiten. Erfüllt die Konzeption des Ge-bäudebestands die Anforderungen der künftigen Nutzer,sind als weitere Aspekte die in Tab. 5 dargestellten Erwar-tungen des Bauherrn an den Instandsetzungsaufwand,die Restnutzungsdauer und die Betriebskosten einschließ-lich der Aufwendungen für die laufende Instandhaltung

Bild 4 Wartungsintervalle mit empfohlenen Inspektionen [3]Maintenance intervals with recommended inspections [3]

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434 Beton- und Stahlbetonbau 109 (2014), Heft 6

H. Bastert, L. Meyer: Instandhaltungskonzepte für Parkbauten als Ergebnis der Bedarfsplanung

abzufragen und den weiteren Planungsleistungen zugrun-de zu legen.

8 Fazit

Der vorliegende Beitrag befasst sich aus dem Blickwinkelvon Bauherren und Planern mit den Kriterien für die Aus-wahl von geeigneten Instandhaltungskonzepten für Park-bauten in Stahlbeton- oder Spannbetonbauweise. Als In-strument zur systematischen Erfassung und Dokumenta-tion der Bauherrenwünsche und -erwartungen an daskünftige Bauwerk, auch im Hinblick auf die Möglichkei-ten und Erfordernisse der Instandhaltung, wird die Be-darfsplanung vorgestellt. Das mittels der Bedarfsplanungerstellte Nutzerbedarfsprogramm bildet nicht nur dieGrundlage für die Planungsleistungen, sondern auch fürdie planerseitige Beratung des Bauherrn und die Herbei-führung der erforderlichen Bauherrenentscheidungen.Am Beispiel von Parkbauten in Betonbauweise wird bei-spielhaft aufgezeigt, wie sich Vorgaben des Bauherrn aufdie Instandhaltungskonzeption von Parkbauten auswir-ken können.

Literatur

[1] DIN EN 1992-1-1:2011-01: Eurocode 2: Bemessung undKonstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken– Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln fürden Hochbau. Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 +AC:2010 mit DIN EN 1992-1-1/NA:2011-01: NationalerAnhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2 –Teil 1-1.

[2] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton e.V. (DAfStb): Erläute-rungen zu DIN EN 1992-1-1 und DIN EN 1992-1-1/NA(Eurocode 2). Heft 600 in der Schriftenreihe des DAfStb.Ausgabe 2012.

[3] DBV-Merkblatt Parkhäuser und Tiefgaragen. Fassung 2010.Berlin: DBV-Eigenverlag 2010.

[4] DIN 31051: Grundlagen der Instandhaltung. Ausgabe Sep-tember 2012.

[5] MEYER, LARS: Was bedeutet Instandhaltung und wie ist derStand der Regelsetzung? – Ein Überblick in Bezug aufParkhäuser und Tiefgaragen. DBV-Heft 27 „Wartung undInstandhaltung von Parkbauten“, S. 1–9. Berlin: DBV-Ei-genverlag 2013.

[6] DIN 18205: Bedarfsplanung im Bauwesen. Ausgabe April1996.

[7] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi):Verordnung über die Honorare von Architekten- und Inge-nieurleistungen (Honorarordnung für Architekten und Inge-nieure – HOAI). Ausfertigungsdatum: 10.7.2013. Fundstel-le: BGBl. I S. 2276.

[8] BASTERT, HEINRICH; KILTZ, DENIS; MEIER, ANDREAS: Be-darfsplanung bei Parkbauten: Instandhaltung als Bestand-teil der gewählten Konzeption? DBV-Heft 27 „Wartung undInstandhaltung von Parkbauten“, S. 11–20. Berlin: DBV-Ei-genverlag 2013.

[9] SCHNELL, JÜRGEN; WIENS, UDO: Beitrag zur Dauerhaftig-keit von befahrenen Parkdecks – Zwischenfazit. Beton- undStahlbetonbau 109 (2014), Heft 4, S. 302–303.

[10] DIN 18195-5: Bauwerksabdichtungen – Teil 5: Abdichtun-gen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen undin Nassräumen, Bemessung und Ausführung. Ausgabe De-zember 2011.

[11] MEYER, LARS: Zuschrift zu: G. Motzke: „Parkhäuser undTiefgaragen – Zur rechtlichen Wertigkeit des gleichnamigenMerkblatts des Deutschen Beton- und Bautechnik-VereinsE.V., Ausgabe September 2010“. Beton- und Stahlbetonbau108 (2013), Heft 1, S. 71–74.

[12] DBV-Merkblatt Bauwerksbuch – Empfehlungen zur Sicher-heit und Erhaltung von Gebäuden. Fassung 2007. Berlin:DBV-Eigenverlag 2007.

[13] Verband der Park- und Garagenhäuser e.V.: Empfehlungenfür die Instandhaltung von Park- und Garagenhäusern –Ein Leitfaden für Betreiber öffentlicher Parkbauten. 1. Auf-lage 1988.

Autoren

Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V.Kurfürstenstraße 12910785 Berlin

Dr.-Ing. Lars [email protected]

Dipl.-Ing. Heinrich [email protected]

Tab. 5 Beispiele für Bedarfsermittlung – Wirtschaftlichkeit bei bestehendenParkbauten in Betonbauweise [DBV]Examples for design brief for parking facilities built in reinforced concrete – commercial viability of existing parking facilities [DBV]

Bedarfsermittlung – Wirtschaftlichkeit bestehender Parkbauten

Aufwand für die Bewertung des Ist-Zustandes

Gewünschte bzw. erzielbare Restnutzungsdauer

Aufwand zum Erreichen des für die künftige Nutzung angemes-senen Gesamtzustandes

Minimierung Sanierungs-/Instandsetzungskosten

Minimierung Instandhaltungsaufwand

Minimierung Betriebskosten

Minimierung oder Vermeidung Nutzungsausfall

Minimierung der Gesamtkosten aus Sanierung/Instandsetzung,Instandhaltung und/oder Betrieb