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Markt & Impuls Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Ausblick 2017 Prognosen, Perspektiven, Potenziale

Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

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Markt & Impuls

Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017

Ausblick 2017Prognosen, Perspektiven, Potenziale

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NEWS

IQ-KapForschungspreis 2016 erstmals verliehen 4

In unsicheren Märkten partizipierenAktienanleihen als Alternative 5

IN DIESER AUSGABE

Ausblick 2017 Prognosen, Perspektiven und Potenziale

Regulatorische VerschnaufpauseDurchatmen und investieren 6

Großwetterlage 2017Was Anlegergruppen erwartet 10

John C. KornblumHerausforderungen der Politik – Präsident Trump, nationale Protest-bewegungen und internationale Auswirkungen 12

Deka Institutionell Investment-Konferenz 2016Rückblick 15

MÄRKTE

VolkswirtschaftKonjunktur und Zinsen 16 Renten 17 Aktien / Immobilien 18

IMPULS

Der langjährige US-Botschafter in Berlin John C. Kornblum über die Politisierung der Politikverdrossenen und Herausforderungen in Zeiten der Digitalisierung

DR. JOACHIM KAYSER,

Head Alternative Investment Group, Head Asset Management Regulatory, PwC

Katers WeltWendejahr an den Finanzmärkten 19 „Im aktuellen Umfeld kann

Vorsicht zum Risiko werden.“

Seite 6

Markt & Impuls 1 / 2017

Inhalt

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Markt & Impuls 1 / 2017 3

EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nach einem anspruchsvollen Jahr 2016 mit Pro-blemen in China, Brexit-Votum, Trump-Wahl und Italien-Referendum wünscht man sich als Investor für 2017 mehr Ruhe und Stabilität an den Märkten. Doch mit fünf Neuwahlen allein in der EU bleibt der Einfluss der Politik auf das Börsengeschehen weiter hoch. Vor allem richtet sich dabei der Blick der Investoren auf die ers-ten wirtschaftspolitischen Entscheidungen des neuen US-Präsidenten Trump.

2017 ist ein Jahr der Richtungsentscheidungen: Auch in der Zinspolitik deutet sich ein Wandel an. Die ultraexpansive Phase scheint vorbei zu sein, die Zei-chen stehen auf Normalisierung – aber mit unterschiedlichen Geschwindigkei-ten. Während die Zinswende in den USA bereits Realität ist, werden entspre-chende Schritte der EZB noch auf sich warten lassen. Die Divergenz wird wei-terhin für Bewegung an den Märkten sorgen.

Die Deka-Gruppe hat wegweisende Weichenstellungen bereits in den vergange-nen Jahren vorgenommen und einhergehende Investitionen getätigt. Nach dem Ausbau unseres Retailgeschäftes haben wir im letzten Jahr unser Angebot für institutionelle Kunden neu ausgerichtet. Unter der Leitung von Lorne Camp-bell haben wir unsere Strukturen noch stärker auf Ihre Bedürfnisse als instituti-oneller Investor angepasst. Unser integriertes Geschäftsmodell mit Bank- und Asset Management-Dienstleistungen bietet eine ausgezeichnete Basis, um In-vestmentopportunitäten zu identifizieren und zu implementieren. Wir analysie-ren dabei nicht nur gemeinsam mit Ihnen Ihre Renditeerwartungen, sondern auch Ihren Risikoappetit und den relevanten regulatorischen Rahmen.

Wir werden 2017 aber auch unsere Stimme als Treuhänder im Interesse unse-rer Anleger stärker erheben. Die Deka verwaltet aktuell Total Assets von über 250 Milliarden Euro. Mit diesem Gewicht werden wir uns auf Hauptversam-mlungen zu Wort melden, einbringen und konstruktiv Kritik üben. Denn in einer verantwortungsvollen Unternehmensführung liegt der Schlüssel für die nachhaltige Wertsteigerung Ihrer Investments.

Der Countdown zu unserem hundertjährigen Jubiläum im Jahr 2018 ist ge-startet. Wir sind stabil aufgestellt, und mit 99 Jahren fühlen wir uns jünger denn je. Die Deka steht Ihnen als Ihr Partner bereit.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Michael Rüdiger

„Wagen Sie mit uns einen Blick in die Zukunft.“

MICHAEL RÜDIGER

Vorstandsvorsitzender der DekaBank

REGULATORIK

Deka Regulatorik RadarNeue Veranstaltungsreihe 20

KOMPETENZ

Deka-Immobilien Manager Selektion EuropaDie Chancen des europäischen Markts nutzen 22

Lorne Campbell „Niedrige Renditen setzen Kreativität frei“ 23

ENGAGEMENT

Corporate GovernanceAls Treuhänder im Interesse der Fondsanleger unterwegs 26

TRENDS & INNOVATION

Industrie 4.0 Individuelle Massenfertigung 28

TERMINE

Investment-Konferenz 2017, Regulatorik Radar 31

Alle Publikationen von Deka Institutionell finden Sie auch online: www.deka-institutionell.de/publikationen

Die Industrie, einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands, beschleunigt ihren Weg in die Zukunft – mit weitreichenden Folgen für Produktivität und Arbeitswelt.

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Das Forschungsinstitut IQ-Kap hat im Ok-tober 2016 zum ersten Mal den ausgelobten Preis für exzellente Forschung auf dem Ge-biet der quantitativen Kapitalmarktforschung verliehen. Der Schwerpunkt der eingereich-ten Beiträge lag in diesem Jahr auf Nutzung von Big Data, Alternative Investments und Prognoseverfahren für Kapitalmärkte. Drei richtungsweisende Arbeiten wurden im Rah-men eines Symposiums vorgestellt.

Das mit dem ersten Preis gewürdigte Team mit Roland Füss (Uni St. Gallen), Markus Grabellus, Ferdinand Mager (EBS) und Michael Stein (Uni Duisburg-Essen) entwi-ckelte in seiner Arbeit „Something in the Air: Information Density, News Surprises, and Price Jumps“ einen Informationsdichteindi-kator, um Preisreaktionen aufgrund von neu-en makroökonomischen Informationen zu analysieren. Dr. Heiko Jacobs von der Uni-versität Mannheim wurde für seine Arbeit

„Market Maturity and Mispricing“ mit dem zweiten Platz geehrt. Er untersuchte Fehlbe-

Innovativer Praxisbezug und konzeptionelle Grundlagenarbeit standen im Blickfeld der Jury. Der erste Preis ging an eine gemeinschaftliche Arbeit der Uni St. Gallen, der EBS Wiesbaden und der Universität Duisburg-Essen.

Forschungspreis 2016 erstmals verliehen IQ-Kap würdigt herausragende Kapitalmarktforschung

Von links nach rechts: Dr. Ulrich Neugebauer, Roland Füss, Markus Grabellus, Ferdinand Mager, Michael Stein, Stefan Keitel

preisungen in Aktienmärkten in Industrie- und Schwellenländern und fand reichlich Potenzial für aktives Management in allen Regionen. Auf dem dritten Platz fand sich wiederum ein Forschungs team: Prof. Rasa Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht ver-schiedene Asset-Pricing-Modelle. Die Ge-winnerteams erhielten Preisgelder in der Höhe von insgesamt 5.000 Euro.

Der Forschungspreis wird im zweijährigen Rhythmus verliehen. Die nächste Möglich-keit zur Teilnahme bietet sich also 2018. Der wissenschaftliche Beirat des Instituts wird die inhaltlichen Schwerpunkte und Details der Ausschreibung bei seiner nächs-ten Sitzung festlegen. Diese Informationen können auf der Internetseite des Instituts abgerufen werden.

Porträt

IQ-Kap

IQ-Kap wurde 2013 als wissenschaftlich ausgerichtetes Privates Institut für quan-titative Kapitalmarktforschung der DekaBank, mit dem Ziel gegründet, den Wissenstransfer zwischen Praxis und akademischer Forschung zu verbessern. Fokus sind die quantitative Forschung auf dem Gebiet der Kapitalmärkte und die Erstellung und Förderung wissen-schaftlicher Arbeiten in Kooperation mit Hochschulen und Partnern. Mittels moderner Methoden werden Kapital-marktphänomene empirisch untersucht, erklärt sowie grundsätzliche Frage-stellungen der Kapitalanlage beant-wortet. Eine wichtige Aufgabe des Insti-tuts ist es dabei, als Plattform zu fungieren, die Praktiker aus dem Asset Management mit Wissenschaftlern zusammenbringt. Zugleich bildet IQ-Kap ein Forum für Wissenschaftler und Prak-tiker, um aktuelle Themen zu diskutieren, sich an Forschungsprojekten zu beteili-gen und eigene Ideen einzubringen. Die Publikationen des Instituts stehen auf der Homepage zum Download bereit: Dort finden sich aktuelle Arbeiten zu Themen wie Asset Pricing, Risk Optimi-zation, Alterssicherung oder empirischer Kapitalmarktforschung. http://www.iq-kap.de

4 Markt & Impuls 1 / 2017

News Aktienanleihen

NewsIQ-Kap

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Bond Aktienanleihe

Unternehmen Rating S&P

Anleihe Aktuelle Rendite Laufzeit Kupon Basispreis

BASF SE A XS 0883560715 (Febr. 2021)

0,12 % Febr. 2021 0,36 % 33,00 % 26,95 €

BMW AG A+ DE 000A1Z6M12 (Sept. 2021)

0,30 % Sept. 2021 0,90 % 38,00 % 30,80 €

Deutsche Lufthansa AG

BBB− XS 1109110251 (Sept. 2021)

0,17 % Sept. 2021 1,08 % 40,00 % 5,08 €

Deutsche Telekom AG

BBB+ XS 0875796541 (Jan. 2021)

0,17 % Jan. 2021 0,51 % 40,00 % 5,74 €

Volks- wagen AG

BBB+ XS 0909788290 (Mrz. 2021)

0,17 % Mrz. 2021 1,47 % 48,00 % 55,58 €

In unsicheren Märkten partizipieren Aktienanleihen als Alternative

Eine erhöhte Volatilität kann Investoren Chancen eröffnen. Gerade Aktien- anleihen bieten bei konservativ gewählten Basispreisen attraktive Kupons. Die Rendite überflügelt schnell die vergleichbarer Corporates.

Nicht erst seit diesem Jahr sind die Märkte durch Volatilität gekennzeichnet. In einem solchen Marktumfeld können Aktienanlei-hen ihre Stärken ausspielen und Investoren dabei helfen, sich Volatilitätsspitzen zu Nut-ze zu machen. Eine erhöhte Volatilität äu-ßert sich bei Aktienanleihen entweder in ei-nem höheren Kupon oder einem tieferen Basispreis – beide möglichen Eigenschaften offerieren Anlegern im derzeitigen Marktum-feld dringend gesuchte Anlagemöglichkeiten.

Gleiche Rendite bei geringerem Kapitaleinsatz

Vergleicht man Corporates auf deutsche Standardwerte wie BASF, BMW, Lufthansa oder Telekom mit Aktienanleihen gleicher Restlaufzeit, so liegt der Kupon bei Aktienan-leihen bei Basispreisen zwischen 33 und 48 Prozent rund dreimal höher als bei ver-gleichbaren Unternehmens anleihen. Wäh-rend die Interventionen der Europäischen Zentralbank die Rendite am Anleihemarkt gedrückt haben, können Aktienanleihen noch immer attraktive Renditen bieten – selbst bei Basispreisen weit unter 50 Prozent des derzeitigen Kursniveaus. Diese Situation offeriert Investoren eine Reihe Chancen: Einerseits besteht die Möglichkeit höherer Renditen im Vergleich zur Unternehmensan-leihe. Andererseits eröffnen Aktienanleihen die Opportunität, mit weitaus geringerem Kapitaleinsatz dieselben absoluten Erträge zu erzielen, die auch Corporates bieten. Simu-liert man einen Anstieg des Zinsniveaus, wirkt sich ein dank Aktienanleihen geringerer Investitionsgrad zusätzlich positiv aus.

Produktvielfalt sorgt für maßgeschnei-derte Lösungen

Die Deka bietet ihren Kunden Aktienanlei-hen auf ein breites Basiswerteuniversum an. Neben der klassischen Aktienanleihe ohne Barriere können Investoren auch die Varian-

ten „Aktienanleihe Pro“ und „Aktienanleihe Plus“ wählen. Die erste Variante bietet eine zusätzliche Barriere zum Laufzeitende, die zweite eine Barriere, die kontinuierlich wäh-rend der Laufzeit greift. Varianten mit Bar-rieren ermöglichen Investoren von Aktien-anleihen einen größeren Sicherungspuffer.

Im Überblick

Aktienanleihen im Überblick

Im Gegenzug ist der Verlust mit Unter-schreiten der Barriere größer als bei einer vergleichbaren klassischen Aktienanleihe. Dank dieser Produktvielfalt können Inves-toren gemeinsam mit dem Team der Deka Lösungen erarbeiten, die exakt in ein beste-hendes Portfolio passen.

Chancen

Marktschwankungen wirken sich posi-tiv auf die Konditionen von Aktienan-leihen aus.

Durch die flexible Gestaltbarkeit passen sie in jede Asset Allocation. Investoren können aus vielen Basiswerten wählen.

Aktienanleihen ermöglichen einen gerin-geren Investitionsgrad. Dies kann sich bei einer Zinswende positiv auswirken.

Risiken

Anleger sollten darauf achten, dass eine Anlage in Aktienanleihen Risiken unterliegt.

Diese Risiken können unter Umständen dazu führen, dass der Anleger einen Ver-lust erleidet.

Auch ein Totalverlust des eingesetzten Anlagekapitals kann nicht ausgeschlossen werden.

Quelle: alle Angaben indikativ. Bloomberg und eigene Berechnungen Stand: November 2016 Die angegebene Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Aktienanleihen im Vergleich zu Corporates

Markt & Impuls 1 / 2017 5

News Aktienanleihen

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Herr Kayser, wir haben 2016 mit dem Brexit und der US-Präsidentschaftswahl zwei überraschende politische Entschei-dungen gesehen. Inwieweit werden uns diese auch 2017 beschäftigen?

JOACHIM KAYSER: Soweit es den Brexit be-trifft, werden wir sicher noch einige Verschie- bungen und nachfolgende Turbulenzen er-leben. Um das endgültig zu beurteilen, ist

es aber noch zu früh. Letztlich wird die Poli-tik über die künftige Beziehung zwischen Großbritannien und der Europäischen Wirt- schaftsunion entscheiden – und das wird dann wohl nicht so heiß gegessen, wie es 2016 gekocht wurde.

Und wie schätzen Sie die Folgen der Trump-Wahl ein?

KAYSER: Viele Marktbeobachter vergessen oft, dass Donald Trump nicht völlig frei agie-ren kann. Ohne die Kammern im Abgeord-netenhaus zu regieren, ist unmöglich. Er wird Kompromisse schließen müssen und folglich

seine Agenda nicht so umsetzen können, wie er das vielleicht gerne hätte. Insgesamt gehe ich davon aus, dass der Einfluss dieser politi-schen Ereignisse auf die Kapitalmärkte ten-denziell überschätzt wird.

Gilt das auch für die im Jahr 2017 anste-henden Wahlen in Europa?

KAYSER: Mit Turbulenzen ist aktuell zu rechnen. Das gilt auch für die Wahlen in Deutschland oder Frankreich. Ich bin aber zuversichtlich, dass keine Populisten an die Macht kommen werden.

Nach Trumps Wahl sind die Aktienmärkte nach oben und die Anleihemärkte nach unten gelaufen. Wie geht es weiter?

KAYSER: Für den Aktienmarkt wird entschei-dend sein, dass wir im kommenden Jahr ein stabiles, vielleicht sogar ein sich leicht be-schleunigendes Wirtschaftswachstum in der Welt sehen. Damit bleibt das Umfeld für Ak-tien grundsätzlich positiv. Auf der Zinsseite haben wir, zumindest in den USA, den Tief-punkt im aktuellen Zyklus wohl gesehen. Al-lerdings wird die Niedrigzinsphase insbeson-dere im Euroraum nicht schlagartig vorbei sein. Hier haben wir das Problem der hohen Staatsverschuldung. Daher wird die Europäi-sche Zentralbank versuchen, das Niedrigzins-umfeld noch eine Weile aufrechtzuerhalten. In Europa werden die Zinsen also weniger schnell steigen als in den USA.

Für institutionelle Investoren wird es damit auch nicht einfacher, oder?

KAYSER: Der Haken daran ist, dass es in einem Umfeld steigender Zinsen bei fest-verzinslichen Wertpapieren zu Kursrück-

Regulatorik und Geldpolitik waren zuletzt entscheidende Einflussfaktoren für die Kapitalmärkte. Dr. Joachim Kayser, Partner bei PriceWaterhouseCoopers (PwC), gibt einen Ausblick, wie sich diese Faktoren im kommenden Jahr entwickeln könnten –

und was das für institutionelle Anleger bedeutet.

Regulatorische Verschnaufpause Durchatmen und investieren

Seine berufliche Laufbahn begann Joachim Kayser mit der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank AG. Danach folgten ein Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin sowie eine Assistententätigkeit am Lehrstuhl für internationales Steuerrecht der Freien Universität Berlin. Er promovierte an der Universität Heidelberg im internationalen Wirtschaftsrecht. Seine Spezial-gebiete sind das Investment- und Versicherungsauf-sichtsrecht sowie die steuerliche und rechtliche Beratung von Investoren und Initiatoren bei der Strukturierung von Finanzprodukten und Alternative Investments sowie hinsichtlich der Implementierung und laufenden Einhaltung steuerlicher und regulato-rischer Compliance-Anforderungen.

Porträt

Dr. Joachim KayserHead Alternative Investment Group, Head Asset Management Regulatory, PwC

Markt & Impuls im Gespräch mit DR. JOACHIM KAYSER (PwC)

6 Markt & Impuls 1 / 2017

Impuls Praxisgespräch

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gängen kommt. Davon wären deutsche institutionelle Anleger besonders betroffen, da deren Portfolios zu 80 bis 90 Prozent aus Zinspapieren bestehen.

Was auch auf frühere regulatorische Vorschriften zurückzuführen ist …

KAYSER: Richtig. Bis Anfang 2016 gab es für Versicherungen einen enumerativen Katalog, in dem genau festgelegt war, in welchen Anla-geklassen Versicherer investieren durften und in welchen nicht. Dieser beschnitt in ganz er-heblichem Maße deren Anlagemöglichkeiten. Das war einerseits gewollt, da Versicherer auf diese Weise von Korrekturen am Aktienmarkt verschont blieben. Andererseits war der Kata-log aber sehr unflexibel. Anpassungen wur-den zwar vorgenommen, kamen aber oft zu spät. Der Gesetzgeber lief der Marktentwick-lung oft hinterher.

Das war in anderen Ländern nicht der Fall?

KAYSER: Diese Form der Regulierung gab es dort nirgendwo. Eine Anleihequote in dieser

Höhe ist international schon ungewöhnlich. Und das gilt nicht nur für den angelsächsi-schen Raum, wo die Finanzierung über den Kapitalmarkt sehr viel üblicher ist als in Deutschland und den angrenzenden Ländern, in denen die Finanzierung über die Haus-bank traditionell im Vordergrund steht. Dass Vorsicht hierzulande das höchste Gebot ist, lässt sich vielleicht auch historisch begrün-den: Die Generation unserer Großeltern hat durch Hyperinflation sowie durch die beiden Weltkriege dreimal ihre gesamten Ersparnisse verloren. Im aktuellen Umfeld kann diese Vorsicht aber zum Risiko werden, vor allem dann, wenn die Zinsen doch zu steigen be-ginnen. Interessant ist dabei, dass institutio-nelle Investoren inzwischen die Möglichkeit hätten, anders zu agieren.

Aufgrund neuer Regularien?

KAYSER: Ja. Die regulatorischen Rahmenbe-dingungen sind zunächst grundsätzlich eine gute Entwicklung, da sie die Wahrscheinlich-keit erneuter Finanzkrisen zumindest redu-zieren. Zugleich sind die Regularien auch aus Sicht der Investoren positiv zu beurteilen.

2013 wurde zum Beispiel die europäische AIFM-Richtlinie in deutsches Recht umge-setzt. Und damit wurden alternative In-vestments wie Private-Equity-Fonds, Infra-strukturinvestments, Hedgefonds oder un-verbriefte Darlehensforderungen in den regulierten Bereich gebracht.

Was heißt das?

KAYSER: Um diese Produkte überhaupt vertreiben zu dürfen, brauchen Sie heute einen lizenzierten Asset Manager und eine separate Verwahrstelle, deren Kontroll-pflichten genau geregelt sind. Das erhöht die Sicherheit für die Investoren. Dazu kommt, neben AIFM, dass das Investoren-aufsichtsrecht seit Anfang letzten Jahres zweigeteilt ist: Für Versicherer gilt seitdem Solvency II. Sie können, bei entsprechen-der Unterlegung mit Eigenkapital, die Ri-siken dieser Investments abfedern, so auch in alternative Anlagen investieren. Kleinere Versicherungen, Pensionskassen und Ver-sorgungswerke fallen weiter unter die An-lageverordnung. Diese beinhaltet einen enumerativen Katalog möglicher Anlage-

Markt & Impuls 1 / 2017 7

Impuls

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Quelle: PwC

Currency

25 %

Währungsrisiko

Equity Type I

39 % + SA

Gelistete Aktien in EEA und OECD und privilegierte Fondsvehikel wie EuVeca, ELTIF, ESoEF

Property

25 %

Direkte und bestimmte indirekte Immobilieninvestments

Qualifying Infrastructure

Bestimmte privilegierte Infrastruktur-Equity- oder Debt-Projekte

Solvenzkapitalanforderungen

Marktrisiko

Equity Type II

49 % + SA

Ungelistete Aktien und außerhalb von EEA und OECD gelistete Aktien, OTC Traded Stocks, PE, HFs, Commodities und andere Derivate, soweit sie nicht unter andere Submodule fallen oder ein Look-Through nicht möglich ist

Interest/Spread

Staatsanleihen, Corporate Bonds, Convertible Bonds, Darlehen, MBS, ABS, Kreditderivate

Stand: November 2016

klassen, der aber ebenfalls um alternative Investments erweitert wurde.

Woran hakt die Umsetzung dann?

KAYSER: Der Preis, den Investoren für die höhere Sicherheit und die Möglichkeit, au-ßerhalb der bekannten Pfade investieren zu können, bezahlen, sind eine erhöhte Indivi-dualität und größere Komplexität. Das be-deutet, dass alle Beteiligten der Wertschöp-fungskette zunächst einmal entsprechende interne Strukturen aufbauen müssen. Ein Versicherer zum Beispiel braucht ausrei-chendes Know-how und hinreichende Ka-pazitäten beim Risikomanagement solcher Anlagen. Das ist etwas ganz anderes als das Management eines reinen Staatsanleiheport-folios, mit fester Verzinsung.

Wie weit sind institutionelle Anleger hierzulande damit, diese Strukturen aufzubauen?

KAYSER: Es braucht spezialisierte Mitarbei-ter, die sich mit Aktien und alternativen Investments sehr gut auskennen, die also zum Beispiel Infrastruktur- und Finanzie-rungs-Know-how haben. Große Versiche-rer haben inzwischen damit begonnen, sol-che Teams zusammenzustellen. Kleinere

oder mittelgroße institutionelle Anleger, die nicht die Kapazitäten oder Möglichkei-ten haben, sollten darüber nachdenken, diesen Bereich an Investmentfonds-Gesell-schaften auszulagern, die entweder bereits Erfahrung in diesem Bereich haben oder spezialisierte Manager anheuern können. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass die Nach- frage nach solchen Lösungen in dem kom-menden Jahren stark zunehmen wird.

Sie haben die positiven Aspekte der Regulierung hervorgehoben. Halten Sie es in den nächsten Monaten für ein Risiko, wenn Donald Trump die regula-torischen Schrauben wieder lockert?

KAYSER: Sollte es dazu kommen, wäre das in der Tat ein Risiko. Es gibt in den USA zum Beispiel vergleichbare Ansätze wie Sol-vency II. Würde das dort wieder abgeschafft werden, dann könnte die größere Freiheit beim Investieren erneut zu höheren Risiken in den Bilanzen führen.

Könnte das auch Auswirkungen auf Europa haben?

KAYSER: Auf lange Sicht eher nicht. Die gute Nachricht ist, dass die institutionelle Seite aus regulatorischer Sicht großteils durch ist

und sich auch erst einmal wenig ändern dürf-te. Bei Solvency II dürfte es 2017 noch eini-ge Nachbesserungen geben. Zuletzt wurde z. B. schon für qualifizierte Infrastrukturin-vestments eine niedrigere Eigenkapitalhinter-legung gewährt. Auch gibt es Überlegungen, die Hinterlegung für europäische Staatsan-leihen – die aus politischen Gründen ja pau-schal bei null liegt – für bestimmte Länder zu überdenken und anzuheben. Solche An-passungen an die Realität sind positiv zu be-werten. Grundsätzliche Änderungen oder gar eine Rücknahme von regulatorischen Maßnahmen sind aber nicht zu erwarten.

Welche Verordnungen werden 2017 kommen?

KAYSER: Im ersten Quartal erwarten wir noch das erläuternde Rundschreiben zur Anlageverordnung für Pensionsfonds. Alle anderen Maßnahmen, wie das Investment-steuergesetz, die MiFID-II-Richtlinie und die Verbraucherschutzverordnung PRIIPS, die vor allem den Markt für Privatkunden betrifft, sind auf 2018 verschoben worden.

Sind davon Auswirkungen auf den Kapitalmarkt zu erwarten?

KAYSER: Natürlich werden Kosten und Aufwand auf die Branche zukommen. Grö-ßere Auswirkungen auf den Kapitalmarkt oder die einzelnen Anlageklassen sollten davon aber nicht ausgehen. Dafür wird es aber sicher zu Portfolioumschichtungen kommen. 2017 dürfte uns allen in regula-torischer Hinsicht zunächst eine Phase des Durchatmens bescheren. Die Versicherer haben bereits erste Erfahrungen mit Sol-vency II gemacht und einige Pensionsfonds warten vielleicht noch auf das erklärende Rundschreiben zur Anlageverordnung. Dann aber werden wir steigende Zuflüsse in Aktien und in alternative Investments sehen. 2017 wird ein Jahr des Investierens werden.

Lassen Sie uns über die einzelnen Anla-geklassen sprechen. Wie attraktiv schät-zen Sie Infrastrukturinvestments ein?

KAYSER: Entscheidend ist, dass dieses The-ma sehr gut zum langfristigen Anlagehori-zont vieler institutioneller Anleger passt. Zudem sind die Renditen in vielen Berei-chen attraktiv. Wenn wir diese Anlageklasse näher betrachten, sind gerade auch Infra -

Universum alternativer Investments unter Solvency II Klassifikation nach dem Marktrisiko-Submodul

8 Markt & Impuls 1 / 2017

Impuls Praxisgespräch

Impuls Praxisgespräch

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Quelle: PwC

Anleihen Fondsanteile

Fondsanteil Fondsanteil

Durchschau

Durchschau

Durchschau

Aktien

Fondsanteile Aktien Anleihen / Bonds Darlehen

„Look-Through“: Unter Solvency II erfolgt generell eine Durchschau auf die Ebene der Einzelpositionen zur Quantifizierung der Risiken

Stand: November 2016

(…)

strukturdarlehen mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren interessant, die sich für das Asset Liability Management von institutionellen Investoren gut eignen. Der Nachteil ist, dass die Verzinsung hier eher niedrig ist und dass es wenig Angebot gibt. PwC hat zum Bei-spiel eine aktuelle Studie zu diesem Thema für das Bundesministerium für Wirtschaft erstellt ( www.bmwi.de/BMWi/Redakti-on/PDF/P-R/pwc-gutachten-lang.pdf ) Er-gebnis: Die geringe Allokation institutionel-ler Anleger in dieser Anlageklasse ist auch darin begründet, dass die öffentliche Hand eine zu geringe Zahl an Projekten zur Verfü-gung stellt. Bei den wenigen wirklich guten Projekten, die es heute gibt, stehen die insti-tutionellen Anleger Schlange.

Könnte sich dieses geringe Angebot angesichts der geplanten Ausweitung der Fiskalausgaben in nächster Zeit bessern?

KAYSER: Einerseits kann sich insbesondere der deutsche Staat derzeit sehr günstig über den Kapitalmarkt finanzieren. Andererseits ist der Bedarf an Infrastruktur in Deutsch-

land immens groß, wie die Fratzscher-Kom -mission (Anm. d. Red.: Expertenkommission des Bundesfinanzministeriums zur „Stärkung von Investitionen in Deutschland“) festge-stellt hat. Auf europäischer Ebene gibt es

wiederum den Juncker-Plan, nach dem in den kommenden drei Jahren private und öf-fentliche Investitionen in Höhe von 315 Mil- liarden Euro mobilisiert werden sollen. Ich denke also schon, dass sich hier für institu-tionelle Investoren spannende Anlagemög-lichkeiten auftun werden.

Wo sehen Sie noch Alternativen? KAYSER: Im Bereich Private Debt, worun-ter auch Infrastrukturdarlehen fallen, erwarte ich den größten Zuwachs. Dazu zählen auch die Unternehmensfinanzie-rung, sogenannte Senior Secured Loans,

die eine Laufzeit zwischen fünf und sieben Jahren haben, oder die Immobilienfinan-zierung, wo es um Laufzeiten von etwa zehn Jahren geht.

Inwiefern können Private Equity oder UCITS-Hedgefonds für institutionelle Anleger ein Thema sein?

KAYSER: Auch bei Private Equity haben wir, in Relation zu den vorhandenen Anlegergel-dern, wenig verfügbare Investments. Insge-samt stellt Private Equity deshalb nur einen kleinen Teil in der Asset Allocation institutio-neller Investoren dar. Aber auch hier spre-chen der langfristige Anlagehorizont und die attraktiven Renditen dafür, diese Anlageklas-se beizumischen. Bei Hedgefonds im UCITS- Format müssen Anleger sehr genau hinsehen. Denn da diese Rechtsform regelmäßige Rück- gaberechte erfordert, eignen sie sich nur für liquide Strategien und nicht, um von einer Illiquiditätsprämie zu profitieren. Die indivi-duelle Zielauswahl bleibt essenziell.

Herr Kayser, vielen Dank für das Gespräch.

„2017 wird ein Jahr des Investierens werden.“

Der „Look-Through-Approach“ als wesentlicher Grundsatz zur Risikoquantifizierung

Markt & Impuls 1 / 2017 9

Impuls Praxisgespräch

Page 10: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Maßgeschneiderte Anlagekonzepte entstehen immer auf der Grundlage fundierter Kenntnisse des rechtlichen und steuerlichen Rahmens. Vertreter der Deka-Kompetenzteams geben einen Ausblick, vor welchen Herausforderungen Investorengruppen 2017 stehen.

Was Anlegergruppen erwartet

Kundenperspektive: Gemeinnützige und öffentlich-rechtliche Anleger haben Erträge aus ihren Kapitalanlagen fest für die Umsetzung von bestehenden sowie zukünftigen Projekten einge-plant. Die zentrale Herausforderung besteht darin, die dafür vorhandene Kapitalbasis zu sichern und weiter auszubauen.

Ziele des Kompetenzteams: Der regelmäßige und enge Austausch mit unseren Kunden sowie mit deren Rechts- und Fachaufsichtsbehörden ist uns wichtig. Dabei wollen wir frühzeitig über die jeweils aktuellen rechtlichen Rahmenbedingun-gen und regulatorischen Themen sowie deren Fortentwicklung informiert sein. Auf Basis dieser Erkenntnisse bieten wir unseren Kunden dann Gespräche zur Optimierung der Anlageparameter an und entwickeln darauf aufbauend für diese neue Strategien beziehungsweise bestehende Kon-zepte weiter.

Öffentlicher Sektor / Non Profit

„Planbare Erträge erwirtschaften, Liquidität langfristig sicherstellen.“ Holger Stiebeling, Leiter Kompetenzteam Gemeinnützige Institutionen und Öffentlicher Sektor

Kundenperspektive: Die Versicherer und Vor-sorgeeinrichtungen werden auch im neuen Jahr in die Zange genommen: von einer in Stein gemeißelten Passivseite und stagnierenden Rendi-ten der Kapitalanlagen aufgrund der noch anhal-tenden Niedrigzinsphase. Verschärft wird die aktuelle Lage durch eine weiter anziehende Regu-lierung von Investment-, Investmentsteuer- und Aufsichtsrecht.

Ziele des Kompetenzteams: Es ist für uns essentiell, „State of the Art“ in Regulierungsfra-gen zu sein. Nur so können wir unsere Produkte aus Asset Management und Asset Servicing pass-genau an den Bedürfnissen unserer Kunden aus-richten. Deka Institutionell ist auch im neuen Jahr der verlässliche Ansprechpartner der VAG-Anleger für anspruchsvolle Fragestellungen.

Vorsorgeeinrichtungen / Versicherungen

„Der Renditeschmelze mit passgenauen Lösungen begegnen.“Dirk Wiegelmann, Leiter Kompetenzteam VAG-Investoren

10 Markt & Impuls 1 / 2017

Impuls Großwetterlage 2017

Impuls Großwetterlage 2017

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Kundenperspektive: Die Unterstützung von Finanzinstituten und Sparkassen bei der Suche nach ordentlichen Erträgen – abseits der gewohn-ten Pfade – in Kombination mit der Erbringung eines nutzenstiftenden Dienstleistungsangebotes ist die Basis unseres ganzheitlichen Betreuungsan-satzes. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung des Zinsüberschusses in den Banken merken wir, dass auch Lösungen nachgefragt werden, die dazu beitragen, dass Sparkassen und Finanzinstitute auf der Passivseite negative Zinsen für ihre Kunden vermeiden können.

Ziele des Kompetenzteams: Bei weiterhin niedrigen und negativen Zinsen ist unser primä-res Ziel die Stabilisierung der Gewinn- und Ver-lustrechnung unserer Kunden und Anteilseigner. Dabei fokussieren wir uns zusätzlich auf die strik-te Einhaltung von regulatorischen Nebenbedin-gungen, die es gilt mit unseren maßgeschneider-ten Lösungen zu erfüllen und bestmöglich zu optimieren. Unterschiedliche Herausforderungen führen demnach zu unterschiedlichen Lösungen. Gemeinsam werden diese erarbeitet.

Finanzinstitute

„Neue Renditequellen erschließen, GuV-Erträge stabilisieren.“ Matthias Kowallik, Leiter Sparkassen und Finanzinstitute

Kundenperspektive: Unternehmen und Family Offices benötigen mehr denn je Handlungsspiel-räume, um auch im andauernden Zinstief Verän-derungen flexibel begegnen zu können. Das erfordert eine ständige Gratwanderung zwischen Liquidität und Investition, bei der wir unsere Kunden gerne partnerschaftlich unterstützen. Zum Jahreswechsel 2017 / 2018 stehen außerdem anspruchsvolle regulatorische Themen auf der Agenda, die einer gründlichen Vorbereitung bedürfen.

Ziele des Kompetenzteams: Das Wachstum unserer Kunden benötigt starke Verbindungen, die durch Leistung, Vertrauen und Kompetenz entstehen. In unserem Team werden auch 2017 Kundenorientierung und die enge Zusammenar-beit mit den Sparkassen unser Denken und Han-deln bestimmen. Unsere Spezialisten bilden sich ständig fort, um Unternehmer und Anlageent-scheider auf Augenhöhe zu beraten, zu begleiten und mehr denn je Lösungsanbieter anstatt Pro-duktlieferant zu sein.

Unternehmen / Family Offices

„Bei der Gratwanderung zwischen Liquidität und Investition macht Flexibilität den Unter-schied.“ Arndt Funken, Leiter Unternehmen und Family Offices

Markt & Impuls 1 / 2017 11

Impuls Großwetterlage 2017

Page 12: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Ob mit Blick auf die bevorstehenden Wahlentscheidungen in Frankreich und Deutschland oder angesichts des Politik-Debüts des neuen US-Präsidenten Donald Trump – viele Menschen blicken verunsichert in die Zukunft. Doch viele

Probleme lassen sich auf wenige Ursachen zurückführen. Dies gibt Grund zu Optimismus.

Herausforderungen der Politik Präsident Trump, nationale

Protestbewegungen und internationale Auswirkungen

12 Markt & Impuls 1 / 2017

Impuls Impuls Weltgeschehen

Page 13: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Das zurückliegende Jahr war aus politischer Sicht durch einige Überraschungen gekenn-zeichnet. Zunächst einmal sorgte die Brexit-Entscheidung der Briten für Turbulenzen in Politik und Wirtschaft. Im November über-raschte dann die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten das Gros der politi-schen Beobachter. Beiden Entscheidungen liegen gesellschaftliche Strömungen zugrun-de, die sich ähneln. Auch die Wahl Donald Trumps scheint in erster Linie eine Ent-scheidung gegen die vorherrschende politi-sche Klasse zu sein. In den kommenden Monaten dürfte dieser Trend die Nachrich-ten bestimmen. Die Präsidentschaftswahl in Frankreich und nicht zuletzt die deutsche Bundestagswahl werfen ihre Schatten vor-aus. Doch wie sollen wir als politisch Inter-essierte und wirtschaftlich Handelnde dieser Situation begegnen?

Protestbewegungen erfüllen eine demokratische Funktion

Obwohl die Strukturen und Prinzipien, die während des 20. Jahrhunderts Stabilität und Frieden garantierten, in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung verloren haben, gibt es gute Gründe, optimistisch zu bleiben. Erst in der Krise kann sich zeigen, wie leistungsfähig Organisationen wie die NATO oder auch die Vereinten Nationen noch sind. In jeder Krise liegt zudem die Chance, veraltete Strukturen den neuen Her-ausforderungen anzupassen. Hinzu kommt, dass die fortschreitende Digitalisierung inter-nationale Kooperation leichter macht. Au-ßerhalb tradierter Strukturen kommunizieren Menschen aus aller Herren Länder bereits miteinander. Längst gibt es dank sozialer Me-dien eine weltweite Öffentlichkeit. Diese neue Form der Meinungsbildung kann dabei helfen, internationale Krisen künftig im Sin-ne aller Beteiligter zu lösen und etablierte Strukturen sinnvoll zu ergänzen.

Überhaupt gibt die technologische Zeiten-wende allen Grund dazu, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass derartige Moderni sierungsschübe Wachstum fördern und die Lebensqualität der Menschen steigern. Allein während der

vergangenen 20 Jahre haben sich zwei Milli-arden Menschen weltweit aus der Armut be-freit. Doch wie passt diese optimistische Sicht in eine Zeit, die von politischen Pro-testbewegungen gekenn zeichnet ist?

Wie bereits erwähnt, speisen sich die neuen, national ausgerichteten Protestbewegungen oftmals aus den Reihen der Modernisie-rungsskeptiker. Auch sozial Ausgegrenzte, an denen das Wachstum der vergangenen Jahre scheinbar vorbeigegangen ist, neigen diesen vermeintlichen Heilsbringern zu. Doch die Existenz dieser Protestbewegun-gen ist nicht ausschließlich ein schlechtes Zeichen für die bestehenden politischen Systeme. Insbesondere die hohen Wahlbe-teiligungen und auch die Statistiken zu Wählerwanderungen aus dem Lager der Nichtwähler zeigen, dass die neuen Protest-parteien vielen der bislang aus dem politi-schen Prozess ausgeschlossenen Bevölke-rungsgruppen eine Stimme geben. Diese Form der Repräsentation sorgt für eine ge-steigerte demokratische Legitimation und könnte ein starkes Signal gegen die viel zi-tierte Politikverdrossenheit sein.

VON JOHN C. KORNBLUM, Ex-US-Botschafter in Berlin

Politik muss negative Folgen der Digitalisierung bekämpfen

Sind die neuen Protestparteien erst einmal im politischen System angekommen und übernehmen womöglich sogar Regierungs-verantwortung, könnten insbesondere parla-mentarische Systeme eine Zentrifugalkraft entwickeln, die extreme Positionen schwächt und tragfähige Mehrheitsentscheidungen er-möglicht. Doch noch ist es so weit nicht! Sowohl Front National als auch AfD sind derzeit von einer politischen Bitterkeit bis hin zum Extremismus gekennzeichnet, die ver-muten lässt, dass der Weg hin zu einer parla-mentarischen Kraft, die Ausgleich und Kon-sens sucht, für diese Parteien steinig ist.

Unabhängig von der Entwicklung der Pro-testparteien ist es die Aufgabe der etablier-ten Parteien, Modernisierungsskeptiker und sozial Benachteiligte im demokratischen Spektrum zu halten. Die jüngsten Wahler-gebnisse haben den Druck auf die Regie-rungsparteien bereits erhöht. Einige politi-sche Parteien legen bereits heute wieder ei-nen stärkeren Fokus auf die Sozialpolitik und haben die Risiken, die der Digitalisie-rung kurzfristig innewohnen, erkannt. Ge-rade weil die Menschheit angesichts der technologischen Neuerungen vor großen Chancen steht, sollte die Milderung der da-mit einhergehenden Nachteile schon heute

Der amerikanische Diplomat und Experte für die transatlantischen Bezüge in Handel und Politik ist aktuell Senior Counsellor bei Noerr LLP in Berlin. Bis 2009 diente er als Chairman für Mitteleuropa bei Lazard LLP. Seine 35-jährige Diplomatenlaufbahn fand ihren Höhepunkt 2001 mit seiner Berufung zum US-amerikanischen Botschafter in Berlin.

Porträt

John C. KornblumEx-Botschafter der USA in Deutschland

„Protestparteien sind Ausdruck des disruptiven Umfelds.“

Markt & Impuls 1 / 2017 13

Impuls Weltgeschehen

Page 14: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Links. John C. Kornblum berichtete auf der Deka Institutionell Investment-Konferenz 2016 von der aktuellen Stimmungslage in den USA.

Rechts. Diskussion im Anschluss an seinen Vortrag: John Kornblum im Gespräch mit Michael Rüdiger und Lorne Campbell (li.).

weit oben auf der politischen Agenda ste-hen. Wenn es etablierten Parteien gelingt, das disruptive Element der Digitalisierung abzumildern und Menschen konkrete Ant-worten zu bieten, wird auch die Gefahr des Extremismus zurückgehen.

Unsicherheiten mit Realpolitik begegnen

An dieser Stelle sei betont, dass der desig-nierte US-Präsident bei Themen wie der Gesundheitsversorgung bereits von den

harschen Tönen aus dem Wahlkampf Ab-stand genommen hat. Das von Barack Obama eingeführte bisherige System der Krankenversicherung wird in großen Teilen bestehen bleiben. Auch die kritischen Töne gegenüber internationalen Organisationen hat Trump längst relativiert. Donald Trump will vor allem seine Ein-Mann-Bewegung am Leben erhalten. Um dies zu erreichen, sucht er populäre Entscheidungen. Man-che dieser Entscheidungen sind gut, andere nicht. Beispielsweise hat Donald Trump in den vergangenen Wochen einige gute Per-sonalentscheidungen getroffen: Neben dem designierten Finanzminister Steven Mnu-chin und Verteidigungsminister in spe James N. Mattis fällt insbesondere die an-gehende UN-Botschafterin Nikki Haley positiv auf. Es ist auch fraglich, ob der ge-wählte Präsident eine handelsrechtliche

Auseinandersetzung mit China und ande-ren Volkswirtschaften tatsächlich provozie-ren will. Hinzu kommt, dass die republika-nische Mehrheit im Kongress traditionell für den Freihandel ist. Eine Abschottung der US-Wirtschaft ist auch aus diesem Grund eher unwahrscheinlich.

Plausibler ist dagegen, dass die Vereinigten Staaten unter Trump ihre internationale Führungsrolle noch weniger stark wahrneh-men als während der vergangenen Jahre oh-nehin schon. Dies hätte ein gewisses Macht-

vakuum zur Folge. Das Gleichgewicht zwi-schen den verbliebenen souveränen Staaten dürfte in diesem Fall weiter instabil sein. Um dieser Situation zu begegnen, bedarf es einer Realpolitik, die sich an bestehenden Problemen orientiert und diese Schritt für Schritt löst. Diese Vorgehensweise bietet sich insbesondere im Zusammenhang mit Russland an, nachdem jeder Versuch, mit Putin einen „Grand Deal“ auszuhandeln, in den vergangenen Jahren gescheitert ist.

Europa und Nordamerika bilden eine Wertegemeinschaft

Obwohl die internationale Staatengemein-schaft sehr heterogen aufgestellt ist, gibt es doch historisch gewachsene Verbindungen, die auch für die Zukunft ein tragfähiges Fundament darstellen. Die Existenz gemein-

„Die Vereinigten Staaten werden als Ordnungsmacht nicht

immer präsent sein.“

samer Werte und einer verbindenden Ge-schichte ist für ein solches Fundament ent-scheidend. Die transatlantischen Beziehun-gen sind trotz einiger Unstimmigkeiten in der Vergangenheit intakt. Besonders auffäl-lig ist in diesem Zusammenhang, dass sich parallel zu traditionellen Strukturen bereits neue Netzwerke entwickelt haben. Wenn Europa und Nordamerika es schaffen, diese Netzwerke auf Basis der gemeinsamen Wer-te auszubauen, kann die Region optimis-tisch in die Zukunft blicken.

14 Markt & Impuls 1 / 2017

Impuls Weltgeschehen

Impuls Rückblick

Page 15: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Akute Gefährdungslage. Der Terrorismus-Experte Prof. Dr. Neumann sprach ausführlich über Hintergründe und Auswirkungen sowohl in Deutschland als auch weltweit.

Deka Institutionell Investment-Konferenz 2016 Austausch und Analyse auf Schloss Bensberg

Gerade institutionelle Investoren brauchen einen geschärften Blick auf die drängendsten Fragen der Zeit. Die Deka Institutionell Investment-Konferenz bot Expertenwissen aus erster Hand und ließ Raum für Austausch und Diskussion. Eine gelungene Veranstaltung.

Die Deka Institutionell Investment-Konfe-renz auf Schloss Bensberg im Rheinland gab institutionellen Kunden der Deka die Mög-lichkeit, von ausgewählten Experten Antwor-ten auf aktuelle Fragestellungen zu erhalten und sich in einem gepflegten Rahmen auszu-tauschen. Die zweitägige Konferenz war der Start des neuen Veranstaltungskonzeptes. Ge-meinsam mit institutionellen Kunden wer-den drängende Fragen der Gegenwart erör-tert und die Folgen für die Märkte diskutiert.Diesjährige Schwerpunkte der Veranstaltung lagen im Bereich Sicherheit und Zukunft.

John C. Kornblum, ehemaliger US-Bot-schafter, beleuchtete die Lage der USA nach der Präsidentschaftswahl, Terroris-mus-Experte Prof. Dr. Peter Neumann vom King’s College in London die aktuelle Sicherheitslage. Besonderes Augenmerk legte der Politikwissenschaftler auf die Ge-fährdungssituation in Deutschland, die er insbesondere angesichts zahlreicher Syrien-Rückkehrer als „hoch“ einschätzte. Des Themas digitale Sicherheit nahm sich KPMG- Partner und Ex-Hacker Peter Kestner an

und lieferte verblüffende Fakten aus der Welt der Cyber-Kriminalität.

Dass sprechende Haushaltsroboter und selbst- fahrende Autos nur eine Frage von wenigen Jahren sind, erläuterte am zweiten Tag der Ver- anstaltung Zukunftsforscher Lars Thomsen. FDP-Chef Christian Lindner wagte eine Pro-gnose der nahen Zukunft und analysierte die aktuelle politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt. Die Impulse der exter-nen Fachleute ergänzten die Deka-Volkswirte Dr. Ulrich Kater und Dr. Holger Bahr um aktuelle Einschätzungen zu den Märkten.

Neben den Impulsvorträgen und Diskussi-onsrunden lieferte insbesondere die Abend- veranstaltung am ersten Tag der Konferenz zahlreiche Gelegenheiten des ungezwunge-nen Austauschs. Während des Galadiners brachte Philipp Riederle den Gästen das Kommunikationsverhalten der Generation Y näher und sorgte so für den einen oder anderen Lacher. Im Anschluss genossen die Teilnehmer der Konferenz das stilvolle Ambi-ente und diskutierten die neu gewonnenen

Sicherheit im Fokus. Den Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildete eine Podiumsdiskussion mit (von links) Prof. Dr. Peter Neumann, Peter Kestner, Dr. Holger Bahr und John C. Kornblum. Moderation: Corinna Wohlfeil.

Meinungsaustausch in gepflegtem Ambiente. Über 100 Gäste fanden sich in den imposanten Räumen des Schloss Bensberg zur Investment-Konferenz 2016 ein.

Eindrücke. Nach zwei gelungenen Tagen auf Schloss Bensberg freut sich das Team von Deka Institutionell, bereits heute die Nachfolgeveranstaltung ankündigen zu kön-nen, die am 16. und 17. November 2017 im Kempinski Hotel Gravenbruch und so-mit wieder vor den Toren Frankfurts statt-finden wird.

Markt & Impuls 1 / 2017 15Markt & Impuls 1 / 2017 15

Impuls Rückblick

Page 16: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Prognose Bruttoinlandsprodukt Welt

6

5

4

3

2

1

0

Bruttoinlandsprodukt Welt gegenüber Vorquartal in % (saisonbereinigt)

Schwellenländer Industrieländer Prognose

20182012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: Deka Stand: Dezember 2016

Basisszenario (Wahrscheinlichkeit: 70 %)

In unserem Basisszenario für das Jahr 2017 wird die weltwirtschaftliche Entwicklung wieder etwas kräftiger. Die Industrieländer setzen ihren Kurs des moderaten Wirtschafts- wachstums fort, angeführt von den Impul-sen der neuen US-Regierung für die dorti-ge US-Wirtschaft (2017: Bruttoinlands-produkts-Wachstumsrate 2,3 %) über die sich weiterhin erholenden Euroland-Öko-nomien (1,4 %) bis hin zu Japan (1,4 %), das weiterhin unter der alternden Bevölke-rung und unter fehlenden Wirtschaftsre-formen leidet.

Vom Wirtschaftsprogramm des designier-ten US-Präsidenten Trump werden aus un-serer Sicht wohl am ehesten die konjunk-turstimulierenden Elemente verwirklicht. Die angekündigten handelsbeschränken-den Maßnahmen dürften sich auf Nach-verhandlungen von Handelsabkommen beschränken.

Die Emerging Markets sollten den ersten Schock der Trump-Wahl spätestens dann überwinden, wenn der neue US-Präsident im Laufe der ersten Jahreshälfte 2017 von drastischen handelsbeschränkenden Maß-nahmen Abstand nehmen wird. Die Finanz-

Konjunktur und Zinsen Deflation abgesagt – leichter Zinsanstieg – viele Risikofaktoren

märkte des Euroraums werden die Unsicher- heiten rund um die Wahlen in den Nieder-landen, in Frankreich und in Deutschland zwar widerspiegeln. Die konjunkturellen Auswirkungen sind jedoch in der Summe im Jahr 2017 eher positiv, wenn die beste-henden Regierungen vor den Wahlentschei-dungen noch Wahlgeschenke verteilen.

Die Deflationsdebatte wird auch 2017 nicht zurückkehren. Die Rückkehr der Inflation wird dagegen sehr unterschiedlich verlaufen. In den USA wird der vorhandene Inflations-druck durch die wirtschaftspolitischen Plä-ne der neuen Regierung moderat verstärkt. Im aufkommenden Streit der US-Regierung mit der US-Notenbank Fed um die Verrin-gerung der staatlichen Defizite rechnen wir damit, dass die Notenbank ihre Unabhän-gigkeit zwar erhalten kann, angesichts der Umstände aber trotzdem eher zögerlich auf die anziehenden Inflationserwartungen re-agiert. Das bedeutet einen Druck hin zu steigenden Renditen langlaufender US-Staatsanleihen. In Euroland sind die Aus-sichten für mehr Inflation dagegen noch sehr verhalten. Zwar versteilert sich auch hierzulande die Zinsstrukturkurve, aller-dings in wesentlich geringerem Ausmaß als in den USA. Ventil dieses Ungleichgewichts wird ein erstarkender US-Dollar sein. In diesem Szenario versuchen die Notenban-

ken, durch Zinsen unterhalb der Inflations-rate eine Entschuldung der Volkswirtschaf-ten – der Staaten und der privaten Sektoren – voranzutreiben. Ohne Markteingriffe oder Regulierungen dürfte es allerdings schwierig sein, die steigenden Kapitalmarktrenditen auf niedrigem Niveau zu halten.

Negativszenario (Wahrscheinlichkeit: 20 %)

Das Negativ-Risikoszenario umfasst vor allem eine Reihe von negativen Einflüssen auf die weltweite Konjunktur. Hier sind zunächst drastische handelsbeschränkende Maßnahmen der neuen US-Regierung ge-genüber Mexiko oder China zu nennen mit darauf folgenden Gegenmaßnahmen der be-troffenen Staaten. Ein weltweiter Konjunk-tureinbruch mit negativen Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität wäre die Folge.

Für Euroland sehen wir weitere disruptive Wahlergebnisse als Hauptrisiko für 2017. Aus Italien, den Niederlanden und Frank-reich können je nach Ausgang der anstehen-den Wahlen Bestrebungen für weitere Ab-stimmungen über die Zugehörigkeit zur Eu-ropäischen Union ausgehen. Angesichts der umstrittenen Rolle Europas und der Verhei-ßung einfacher Lösungen reichten bereits die Ankündigungen weiterer Referenden,

16 Markt & Impuls 1 / 2017

Märkte Volkswirtschaft

Märkte Volkswirtschaft

Page 17: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

iTraxx Europe 5 JahreDeutschland-Renditen

iTraxx Europe 5 Jahre Prognose (DekaBank)

2012

200

150

100

50

0 20162014

Quelle: International Index Company Stand: Dezember 2016

in Basispunkten

2-jährige Prognose

2012–1

0

1

2

3

4

2014 2016 2018

Quelle: Bloomberg, Deka

Renditen in %

Stand: Dezember 2016

10-jährige

Für den grundsätzlichen Ausblick auf die Rentenmärkte gelten die altbekannten Unsi-cherheiten: Die umfangreiche Liste der Risi-ken und Nebenwirkungen der langjährigen expansiven Geldpolitik der Notenbanken bleibt. Die Weltwirtschaft expandiert weiter nur moderat, der Bereinigungsprozess ist zäh und dauert an. Dabei ist der Schwung der globalen Konjunktur nicht stark genug, um alle Unternehmen mitzureißen und über eine starke Investitionstätigkeit einen nennens-werten Inflationsschub zu generieren. So sind die Renditen für deutsche Staatsanleihen wei-terhin ungewöhnlich niedrig. Immerhin je-doch sind die Renditen langlaufender Anlei-hen gegen Jahresende 2016 im Sog der US-Rentenmärkte ein wenig angestiegen. Mit steigenden Inflationserwartungen und der Überzeugung, dass die Notenbanken keine weiteren Lockerungsmaßnahmen mehr er-greifen müssen, dürfte sich die moderate Auf-wärtsbewegung weiter fortsetzen.

Unternehmensanleihen

Nach einer Phase der Verunsicherung zu Jah-resbeginn 2016 haben sich die Zinsaufschlä-ge von Unternehmensanleihen seitdem deut-lich eingeengt. Ein Hauptgrund war die Aus-weitung des EZB-Kaufprogramms auf euro- päische Unternehmensanleihen, aber auch der zunehmende Druck der Anleger, in hö-her rentierliche Assetklassen auszuweichen.

Renten Rentenmärkte haben Zinswende abgehakt

Damit hat sich insgesamt das Chance-Risiko-Verhältnis verschlechtert. Auch ein maßvoller genereller Renditeanstieg ist belastend für die Unternehmensanleihen. Zudem dürfte der Druck vom Primärmarkt anhalten. Die Emissionsdynamik bleibt hoch. Der Ver-schuldungsgrad der Unternehmen ist trotz des verbesserten konjunkturellen Umfelds nicht zurückgegangen. Dies macht den An-leihemarkt mittelfristig anfällig. Immerhin haben viele Unternehmen die aktuellen güns-tigen Refinanzierungskonditionen genutzt. Die entsprechenden Kennzahlen werden sich im Zeitablauf wieder verschlechtern, was die Bedeutung der Einzeltitelselektion erhöht.

Hochzinsanleihen

Die Ausfallraten von Unternehmensanlei-hen im europäischen wie im amerikanischen Hochzinssegment befinden sich auf histo-risch niedrigen Niveaus. Im Zuge sich stabi-lisierender Energie- und Rohstoffpreise soll-te der negative Einfluss dieses Bereichs in der Tendenz zukünftig wieder abflachen. Ansteckungseffekte auf weitere Sektoren bzw. die Gesamtwirtschaft sind nicht zu be-obachten. Da sich die globale Konjunktur weiterhin auf einem moderaten Wachstums-pfad befindet, erwarten wir ohne einen ex-ternen Schock kein deutliches Anziehen der Ausfallraten bei Unternehmens anleihen im Hochzinsbereich.

um deutliche Kapitalmarktreaktionen her-vorzurufen. Ebenfalls in diese Kategorie fal-len außenpolitische Schocks wie ein Wie-deraufleben der Ukraine-Krise oder weitere Spannungen zwischen Russland und der NATO. Im Risikoszenario liegt auch eine Notenbankpolitik der Fed, die versucht, durch kräftige Zinssteigerungen „vor die Kurve“ der Inflationsbekämpfung zu kom-men. Der negative Konjunktureinfluss ergä-be sich in den Jahren nach 2017 in Gestalt eines konjunkturellen Einbruchs und finan-zieller Instabilitäten durch rückläufige Akti-en- und Anleihekurse sowie Rückgänge bei Immobilienpreisen.

Positivszenario (Wahrscheinlichkeit: 10 %)

Das Positiv-Risikoszenario liegt in einer stärker als im Hauptszenario ansteigenden weltwirtschaftlichen Dynamik begründet, ohne dass zugleich die Inflationserwartun-gen dramatisch nach oben gehen. Ursache hiervon wären eine global dynamischere Investitionsaktivität sowie ein höheres Pro-duktivitätswachstum. Dies würde den Notenbanken eine sehr behutsame Straf-fung ihrer Geldpolitik ermöglichen. Die Gesundung der Finanzsysteme schreitet in diesem Szenario zügig mit dem Abbau von Verschuldung voran. Auch die Erhöhung der US-Staatsverschuldung fällt vor dem Hintergrund kleiner Infrastrukturmaßnah-men geringer aus.

Eine deutlich bessere Entwicklung könnte auch daraus resultieren, dass die Emerging Markets wieder auf einen dynamischeren Wachstumspfad einschwenken. Die ent-sprechende Sogwirkung würde auch die Industrieländer über eine stärkere Export-aktivität beflügeln. Schließlich könnte in der Europäischen Union (EU) der sich nä-hernde Austritt des Vereinigten König-reichs einen Reformprozess anstoßen, der in höheres Wachstum und solidere Staats-finanzen mündet. Ein solcher wachstums-freundlicher wirtschaftspolitischer Schwenk könnte u. a. von einer neuen Regierung in Frankreich angestoßen werden.

Markt & Impuls 1 / 2017 17

Märkte Volkswirtschaft

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18 Markt & Impuls 1 / 2017

aktuell

05.12.2016

in

3 Monaten

in

6 Monaten

in

12 Monaten

DAX 10.684,83 11.500,00 11.500,00 11.000,00

Nachrichtl.

EURO STOXX50 3.052,75 3.200,00 3.200,00 3.100,00

S&P 500 2.204,71 2.250,00 2.300,00 2.150,00

Topix 1.466,96 1.550,00 1.250,00 1.250,00

StockholmMailand

Berlin

Ø EuropaBarcelona

Madrid

Helsinki

Paris CBD*

Hamburg

Amsterdam

München

Frankfurt

Prag

0,5 1 2,521,5*Central Business District

in % p. a.

0

2,42,4

2,01,81,8

1,61,6

1,41,41,4

0,8

1,01,0

Quelle: Deka Stand: Dezember 2016

Immobilien Europäische Immobilienmärkte in Zeiten politischer Unsicherheit

Aktien Mehr Licht als Schatten an den globalen Aktienmärkten

Die Euroland-Wirtschaft ist – ohne das Eintreten politischer Risiken im Wahljahr 2017 – weiterhin in moderatem Wachstumstempo. 2017 wird mit einem prognostizierten BIP-Anstieg um 1,4 Prozent und 1,6 Prozent für 2018 gerechnet. In etwa zwei Jahren sollte Voll-auslastung erreicht sein. Daher ist die Inflationsentwicklung hierzu-lande wesentlich gedämpfter als in den USA. Der größte Risikofaktor für die europäische Konjunktur liegt in einem beschleunigten Ver-trauensverlust in die Institutionen der Europäischen Union, insbe-sondere, wenn dieser auf die Europäische Währungsunion übersprin-gen sollte. Deutschland bleibt wirtschaftlich in der Spur. Eine gerin-gere Bedeutung des Außenhandels in den kommenden Jahren wird durch eine kräftige Binnennachfrage kompensiert.

Der Ausblick für die europäischen Immobilienmärkte bleibt trotz Brexit und politischer Unsicherheit verhalten positiv. Die Auswir-kungen des Brexit-Votums auf die britische Konjunktur sind bislang moderat, da irrationale Übertreibungen ausgeblieben sind. Mittel-fristig dürfte die Abwertung des britischen Pfunds einen Inflations-anstieg zur Folge haben, der die Mietrückgänge im Zusammenspiel mit der dann wieder zurückgefahrenen Bautätigkeit begrenzen sollte. Überdurchschnittliche Mietanstiege auf Sicht von fünf Jahren erwar-ten wir für Madrid, Paris, Amsterdam und die deutschen Standorte. Renditeanstiegen in UK dürften im Rest Europas anhaltende Rück-gänge gegenüberstehen. Auch wenn die Renditen auf extrem niedrigen Niveaus angelangt sind, bleibt der Abstand zu den Renditen lang-laufender Staatsanleihen weiterhin sehr attraktiv.

Als Spitzenreiter bei den Gesamterträgen 2017 / 18 sehen wir Frankfurt und Madrid. Während die spanischen Märkte nach dem tiefen Fall der Vorjahre auch bei den Mieten noch erhebliches Wachstumspoten-zial bieten, könnte Frankfurt in der Gunst der Investoren weiter steigen. Die Bankenmetropole gilt als einer der Favoriten bei einer möglichen Verlagerung von Bankarbeitsplätzen aus London.

Die verbesserte Einschätzung der Weltwirtschaft dürfte sich auf Unternehmensebene in steigenden Gewinnen niederschlagen. Dies wird zwar keine Euphorie auslösen, denn die Anstiege sind nicht massiv. Aber nach der Gewinnstagnation auf Unternehmens- ebene 2016 sowohl in den USA als auch in Europa ist die Pers-pektive auf verbesserte Unternehmensgewinne 2017 glaubhaft. Sie dürfte somit auch stärker in der Preisfindung am Markt reflektiert werden. Dies ist für den Aktienmarkt eine wichtige fundamentale Unterstützung und lässt darüber hinaus Fantasie für mögliche Be-wertungsausweitungen in Vorwegnahme eines verbesserten Ge-winnausblicks zu. Dabei bewegen sich die Bewertungen an den meisten Aktienmärkten seit geraumer Zeit stabil auf unauffälligen Niveaus nahe ihren langjährigen Durchschnittswerten. Demzufol-ge ist – abgesehen von den USA – keine Gefahr von Kursrück-schlägen aufgrund von Bewertungsübertreibungen zu befürchten.

Die Risiken für die Aktienmärkte drohen in den kommenden Monaten von anderer Seite und zwar hauptsächlich von Faktoren, die nur indirekt mit Aktien etwas zu tun haben. Zum einen sind dies, wie so oft in den vergangenen Jahren, politische Unwägbar-keiten. Zum anderen ist es die veränderte Situation an den Anlei-hemärkten und damit auch eine mögliche Neueinschätzung der Geldpolitik der Notenbanken. Dies wird auch am Aktienmarkt zu einer besonderen Sensibilität gegenüber Anzeichen steigender Renditen führen.

Aktienmarktprognose in Basispunkten Prognose Mietwachstum Büro 2017– 2021

Quelle: Bloomberg, Deka Stand: Dezember 2016

18 Markt & Impuls 1 / 2017

Märkte Volkswirtschaft

Märkte Volkswirtschaft

Page 19: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

Die erste Wende betrifft die Zinslandschaft: Die drei wichtigsten Botschaften aus 2016 lauteten erstens, dass die Weltwirtschaft trotz aller politischen Belastungen gehalten hat. Das hat zweitens zu einer Bodenbildung an den Rohstoffmärkten geführt und damit die Defla-tionssorgen vertrieben. Und drittens haben uns die Notenbanken mitgeteilt, dass sie keine weiteren Maß-nahmen mehr planen, dass sie ihr Pulver verschossen haben. Das hat die Zinsen an den Kapitalmärkten leicht ansteigen lassen.

Die zweite Wende findet in der Politik statt. 2016 hat mit dem Brexit und der Wahl Donald Trumps zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten eindrücklich gezeigt, dass sich die Wähler in den westlichen Industriestaaten umorientieren. Weg von der uneingeschränkten Liberali-tät der vergangenen Jahrzehnte, hin zu traditionelleren Werten. Wirtschaftlich bedeutet dies eine Abkehr von der hohen Bereitschaft zur wirtschaftlichen Verflechtung, die die vergangenen Jahrzehnte beherrscht hat.

Die besonnene Reaktion der Finanzmärkte lag daran, dass der angekündigte Wandel nicht konkret genug ist. Ausserdem beeinflussen Zentralbanken nach wie vor die Märkte in extremer Weise, so dass sich etwa politische Risiken im Euroraum nicht in vollem Umfang in den Anleihekursen widerspiegeln.

Wir interpretieren den Zinsanstieg an den Rentenmärk-ten nach der Wahl Donald Trumps weniger als Reakti-on auf seine Wirtschaftspläne, sondern vielmehr als den

Auslöser, der den Finanzmärkten die makroökonomische Lage der US-Wirtschaft vor Augen geführt hat.

Trump ist weniger die Ursache für den Zinsanstieg als eher ihr Steigbügelhalter. Insbesondere der Anstieg der Inflationserwartungen fällt in die Kategorie „Normali-sierung“. Ausgeprägte Inflationssorgen werden an den Kapitalmärkten nicht gehandelt. Daher ist das für 2017 verbliebene Zinssteigerungspotenzial noch gering.

Die viel beschworene Zinswende ist das beherrschende geldpolitische Thema zur Jahreswende 2016 / 17. Es ist aus unserer Sicht richtig, dass die USA und Euroland die niedrigsten Zinsen in dieser Periode der ultraexpan-siven Geldpolitik hinter sich haben. Von einer echten Zinswende kann jedoch nur für die USA gesprochen werden. In Deutschland kommt von der Zinswende auch in den kommenden beiden Jahren beim Sparbuch nichts an. Für uns sind daher die hervorstechendste Entwicklung der Geldpolitik ihre zunehmende globale Divergenz und die Unsicherheit, die sich mit ihr verbin-det. Die Renditeanstiege mögen insgesamt moderat aus-fallen. Die Schwankungen um den moderaten Anstiegs-pfad werden erheblich sein.

Die Zinswende kommt 2017 nur mühsam voran.

Die Finanzmärkte vollzogen im Jahr 2016 eine Wende. Eine leise zwar, aber eine Wende. Sie beinhaltet zwei Themen für 2017, und die Frage lautet, wie sich die Umschwünge weiter fortsetzen werden.

VON DR. ULRICH KATER, Chefvolkswirt der DekaBank

Katers Welt

Wendejahr an den Finanzmärkten

Markt & Impuls 1 / 2017 19

Märkte Volkswirtschaft

Page 20: Institutionelle Anleger Ausgabe 1 / 2017 Markt & Impuls · Karapandza (EBS) und Jose Marin (Univer-sidad Carlos III de Madrid). Ihr Paper „The Rate of Market Efficiency“ untersucht

20 Markt & Impuls 1 / 2017

Für institutionelle Anlageentscheider ist es immer wichtiger, über die aktuellen Entwicklungen in Aufsichts- und Steuerrecht informiert zu sein. Deka Institutionell und PwC haben daher die Veranstaltungsreihe „Regulatorik Radar“ entwickelt, die Sie über den Stand der Gesetzgebungsverfahren auf dem Laufenden hält.

Deka Regulatorik Radar Neue Veranstaltungsreihe

Was haben Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf, München, Hannover und Stuttgart gemeinsam? An all diesen Or-ten begrüßten Deka Institutionell und PwC zusammen die eingeladenen Kapitalanlageverantwortlichen zum ersten Regulatorik Radar. Experten aus Steuer- und An-legerrecht lieferten einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen der Regulierungsverfahren und beleuch-teten praktische Gestaltungsmöglichkeiten auf Basis der geltenden rechtlichen Grundlagen. „Sowohl die Ausfüh-rungen zu Alternativen Investments als auch die Infor-mationen zur Reform des Investmentsteuerrechts waren für uns von großem Interesse“, urteilt Bettina Gutsche, Teamleiterin Finanzen / Vermögen vom Kommunalen

Versorgungsverband Brandenburg. „Die Kombination der beiden Perspektiven hat mir gut gefallen und hilft mir auch in der Praxis weiter.“

Michael Stark-Urzendnik, Leiter Institutionelle Investo-ren bei Deka Institutionell, sieht genau hier die Vorteile der gemeinsamen Veranstaltung: „Anleger brauchen ei-nerseits ein klares Verständnis der aufsichts- und steuer-rechtlichen Situation. Andererseits ist es aber auch wichtig, die neuen Regelungen mit konkreten Umset-zungsbeispielen aus der Praxis zu unterlegen“. Gerade wenn eine Institution zum Beispiel erwägt, mit Alterna-tive Investments neue Wege in der Kapitalanlage zu be-schreiten, ist es wichtig, unternehmensinterne Gremien an Bord zu holen. „In dieser Situation hilft die doppelte Optik der Veranstaltungsreihe aus rechtlicher Sicht und Umsetzungsperspektive“, so Stark-Urzendnik.

Regulierung als Chance: Potenziale erkennen, Umwege vermeiden

Die aktuell beendete Veranstaltungsreihe behandelte die Themen Alternative Investments und Plattformen sowie die Fondsauflage vor dem Hintergrund des novellierten Investmentsteuerrechts. Lorne Campbell, Leiter Instituti-onelle Kunden, DekaBank sieht hier verstärktes Interesse bei den Investoren: „Im nach wie vor andauernden Zins-tief suchen viele Anleger nach nicht korrelierten Rendite-potenzialen auf einer sauberen rechtlichen Grundlage.“ Dr. Joachim Kayser, Head Alternative Investments Group und Head Asset Management Regulatory bei PwC, bestätigt diese Bewertung: „Der Gesetzgeber hat auf vie-len Ebenen für relative Klarheit gesorgt: rechtlich und aufsichtsrechtlich sowie bei den Anforderungen an das

Dirk Stiefel, Partner PwC

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RegulatorikRegulatorik

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Risikomanagement. Darum gewinnt das Thema für vie-le Anleger mehr und mehr an Relevanz.“ Zudem ver-weist der Regulatorik-Experte auf die mittlerweile eta-blierten Prozesse bei den an der Umsetzung beteiligten Dienstleistern. Matthias Schillai, Leiter Asset Servicing, Kundenbetreuung & Produktlösungen bei Deka Invest-ment, stellte in diesem Zusammenhang die Plattformlö-sungen der Deka vor. „Mit einem administrierten Volu-men von 54 Milliarden Euro ist die Deka einer der füh-renden Master-KVG-Anbieter in Deutschland. Wir bieten institutionellen Anlegern nicht nur Preisvorteile durch größenbedingte Skaleneffekte. Zudem verfügen wir über umfassendes regulatorisches Know-how, das öffentlich-rechtliche und gemeinnützige Anleger ebenso abdeckt wie Institutionen, VAG-Anleger, Pensionskas-sen oder Sparkassen.“ Alle Investorengruppen profitie-ren dabei von umfangreichen Zusatzleistungen – vom aufsichtsrechtlichen Standard-Berichtswesen bis zum individuellen interaktiven Reporting. „Unsere Lösungen sind immer an den Bedürfnissen und Anforderungen unserer Kunden orientiert“, so der Administrationsspe-zialist. Die Deka hat ihre Plattform in den vergangenen Jahren auch für die Verwaltung von Alternative Invest-ments geöffnet. Eine Leistung, die eine wachsende Zahl von Anlegern nutzen.

Investmentsteuerreform: das neue Besteuerungs-konzept und die Fondsauflage

Die Investmentsteuerreform hat Kontur angenommen. „Für Investoren bedeutet das neue Regime gleich auf meh-reren Ebenen Veränderungen“, schildert Dirk Stiefel, Partner Financial Services Tax bei PwC. „Das neue Be-steuerungskonzept stellt einen Paradigmenwechsel für Publikumsfonds dar – mit weitreichenden Implikatio-nen für Körperschafts- und eventuell Gewerbesteuerab-zug.“ Zu kleineren Änderungen kommt es auch bei Spezialfonds. Anhand konkreter Rechenbeispiele skiz-zierte Stiefel die Wirkungsweise der Besteuerung auf Anlegerebene – und den Umgang mit Teilfreistellungen, Transparenzoptionen und mehrstöckigen Strukturen. Franz Schober, Experte für Produktsteuern bei der Deka, ergänzte die Ausführungen aus der Perspektive der Fondsgesellschaft und mit Blick auf die Handlungs-möglichkeiten für verschiedene Investorengruppen.

„Sehr gut gefallen hat mir die Diskussionsrunde zum In-vestmentsteuerrecht. In diesem kleinen Kreis funktioniert der offene Austausch gut“, so Monika Mulack von der VERKA VK Kirchliche Vorsorge VVaG.

Weitere Veranstaltungen in Planung

Die Veranstaltungsreihe wird im Frühjahr und Herbst 2017 fortgeführt. Auch dann werden die Deka-Kunden in regionalen Zentren eingeladen, aktuelle Problemkrei-se im kompetenten Gesprächskreis zu diskutieren. Die Terminkündigung wird online unter www.deka-institu-tionell.de erfolgen.

Veranstaltung

Der Deka Regulatorik Radar

Eine der zentralen Herausforderungen für institutionelle Investoren ist die hohe Regulierungsdichte durch den Gesetzgeber. Um vorhan-dene Spielräume zu erkennen und auszunutzen, ist tiefe Sachkennt-nis erforderlich. Juristische und steuerrechtliche Expertise im kleinen Kreis anzubieten, ist das Ziel der neuen Veranstaltungsreihe „Regula-torik Radar“ von Deka Institutionell und PwC. Dabei ergänzen sich Vorträge und Workshops. Im persönlichen Rahmen besteht jederzeit die Möglichkeit für vertiefende oder individuelle Fragestellungen. Bei der ersten Runde im November / Dezember 2016 standen Alterna-tive Investments und die Auswirkungen des neuen Investmentsteuer- rechts im Mittelpunkt.

Oben. Michael Stark-Urzendnik, Leiter Institutionelle Investoren DekaBank

Unten. Christoffer Pracht, Zusatzversorgungskasse für die Gemeinden und Gemeindeverbände in Wiesbaden (links); Robert Götz, Kompetenzteam Öffentlicher Sektor, und Franz Schober, Experte für Produktsteuern, DekaBank (rechts)

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Regulatorik

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Effizientes Portfoliomanagement stellt institutionelle Investoren vielfach vor Herausforderungen. Der neue Deka-Immobilien Manager Selektion Europa bildet ein solides Basisinvestment und ermöglicht Anlegern die Partizipation an einem professionell gemanagten Immobilienportfolio.

Deka-Immobilien Manager Selektion Europa Die Chancen des europäischen Markts nutzen

Das Transaktionsvolumen im Immobilien-sektor nimmt weltweit zu. Die Gründe hier-für liegen auf der Hand: Immobilien bieten eine geringe Korrelation zu anderen Anlage-klassen und lassen in einem herausfordern-den Marktumfeld stabile Renditen erwarten. Doch dies ist nur eine Seite der Medaille: Zugleich zeigen sich die Immobilienmärkte als sehr herausfordernd und verlangen ein hohes Maß an Expertise. In dieser Gemenge- lage hat sich die Deka in den vergangenen Jahrzehnten als erfahrener und professionel-ler Partner rund um Investments in Immo-bilien etabliert. Ende Dezember 2016 um-fasste das Fondsvermögen von Deka Immo-bilien rund 31 Milliarden Euro.

Im Zuge der wachsenden Nachfrage seitens institutioneller Investoren hat die Deka seit 1976 zahlreiche Spezial- und Individual-fonds aufgelegt. Einen von zahlreichen In-vestoren – Bestandskunden und interessier-ten Neuanlegern – wiederholt vorgetrage-nen Wunsch, neben dem Deka-Immobilien- Strategie Institutionell einen weiteren Im-mobilien-Dachfonds aufzulegen, wird die Deka nun mit dem Deka-Immobilien Ma-nager Selektion Europa gerecht. In diesen neuen Dachfonds fließt das Know-how aus dem modular aufgebauten Deka Immobili-en-Kompass (DIMKO) ein. Dieser bietet institutionellen Investoren ein umfangrei-ches Dienstleistungspaket von der Entwick-lung einer geeigneten Anlagestrategie bis hin zu auf den einzelnen Kunden zugeschnit- tenen Immobiliendachfonds.

Neues Produktangebot bündelt verschiedene Managementansätze

Die Struktur des Dachfonds ermöglicht Investoren bereits ab einer Anlagesumme

von einer Million Euro eine hohe Diversifi-kation über Sektoren, Länder, Objekte bzw. Strategien. Dank des Zugangs zu externen

„Best-in-Class-Initiatoren“ können verschie-dene Manager mit nur einem Investment näher kennen gelernt werden. Darüber hin-aus offeriert die Bündelung verschiedener Ansätze in einem Immobilien-Dachfonds den Vorteil eines einheitlichen Reportings, eines strategieübergreifenden Risikomanage-ments und nicht zuletzt die kontinuierliche Überwachung sämtlicher Zielfonds durch das erfahrene Immobilien-Team der Deka.

Konservatives Dachfonds-Basisinvest-ment mit Schwerpunkt Europa

Deka-Immobilien Manager Selektion Europa zeichnet sich als Dachfonds auch dadurch aus, dass er die Anforderungen im Reporting unterschiedlicher Zielgruppen erfüllt. Das Konzept ist VAG-konform, masterfonds- tauglich und hat den Investitionsschwer-punkt in Europa. Kleinere Beimischungen außerhalb Europas sind zur Optimierung der Rendite-Risiko-Eigenschaften möglich. In erster Linie investiert der Immobilien-Dachfonds in Strategien, die sich auf liqui-de und etablierte europäische Kernmärkte und Core-Objekte fokussieren.

Zielfonds der Deka sind als Investments für den Dachfonds bewusst ausgeschlossen. Da-mit wird der Deka-Immobilien Manager Selektion Europa dem von vielen Investoren gewünschten diversifizierten und unabhän-gigen Charakter gerecht.

Dank der Bündelung der verschiedenen An-sätze in dem Dachfonds mit einem Schwer-punkt auf konservativen Investments in Eu-ropa und des übergeordneten Risikomanage-

ments ermöglicht der Deka-Immobilien Manager Selektion Europa institutionellen Investoren ein breit diversifiziertes Basisin-vestment in einer attraktiven Anlageklasse, gleichwohl sollten Investoren beachten, dass auch eine Anlage in Immobilienfonds Kurs-schwankungen unterworfen ist, die sich ggf. negativ auf den Wert der Anlage auswirken können.

Investmentstil Core / Core +

Zielsektor Diversifiziert

Zielmärkte Europa (Beimischung anderer Märkte in geringem Umfang möglich)

Laufzeit Unbegrenzt

Progn. Zielrendite (Total Return)

3,5–4,0 % p. a.*

Angestrebte Rechtsform

Offener dt. Spezialfonds (§ 284 KAGB); VAG-konform, masterfondstauglich

Zielinvestments Offene Spezial-AIF (DE / LU)

Produkt-Auflage Q1 2017 geplant

Mindestanlage 1 Mio. EUR

Produktporträt

Deka-Immobilien Manager Selektion Europa

* Mit der Angabe der prognostizierten Zielrendite ist keine Verpflichtung oder Garantie bezüglich deren Erreichung verbunden.

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KompetenzInterview

Kompetenz Immobilien-Dachfonds

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Ihr Name, „Lorne Campbell“, klingt britisch …?

CAMPBELL: Der klingt nicht nur so, der ist es auch. Ich bin in Schottland geboren, lebe und arbeite aber schon seit über 27 Jahren in Deutschland. Ich habe damals Germanistik studiert und ein Auslandsjahr in Deutsch-land verbracht. Dann habe ich als Trainee bei der institutionellen Kundenbetreuung der damaligen DG Bank (heute DZ) gearbeitet, und so fügte sich eins zum anderen. Nach Abschluss des Studiums habe ich meinen per-sönlichen Brexit vollzogen und bin wieder zurück nach Deutschland gegangen. Hierzu-lande wird den Schotten ja oft nachgesagt, dass sie Geld gut zusammenhalten können. Das versuche ich in jedem Fall mit dem Ver-mögen unserer Kunden, insofern habe ich gegen dieses kleine Vorurteil auch nichts einzuwenden.

Warum haben Sie sich gerade für die Deka entschieden?

CAMPBELL: Die Deka ist in Deutschland eine starke Marke mit viel Potenzial – gera-de im institutionellen Geschäft. Schon heu-te arbeitet sie erfolgreich mit vielen Spar- kassen zusammen, will aber darüber hinaus auch mit anderen institutionellen Kunden noch stärker wachsen. Was mir an der Deka besonders gefallen hat, waren die Werte der Sparkassen-Finanzgruppe, die auch das Fundament der Deka-Gruppe bilden: Sta-bilität, Verlässlichkeit und der Anspruch, Kunden die für sie passenden Lösungen anzubieten. Dies zusammen mit internatio- naler Expertise und Fachkenntnis, für die auch das gesamte Team im institutionellen Bereich steht, ist eine spannende und soli-de Ausgangsbasis. Das hat mich begeistert.

Lorne Campbell leitet seit August 2016 den Vertrieb Institutionelle Kunden der Deka-Gruppe. Im Interview mit Markt & Impuls spricht Campbell über seine

Ziele, sein Angebot an bestehende und potenzielle Kunden und erklärt, warum ein herausforderndes Marktumfeld für kreative Lösungen sorgen kann.

Lorne Campbell „Niedrige Renditen setzen Kreativität frei“

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KompetenzInterview

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Jetzt haben Sie die Deka ein halbes Jahr von innen erlebt. Müssen Sie Ihren Blick auf die Deka korrigieren?

CAMPBELL: Nein, im Gegenteil. Ich erlebe die Deka so, wie ich sie mir im Vorfeld vor-gestellt habe. Besonders der klare Kunden-fokus ist überall spürbar. Das erste Gebot war für mich schon immer, dass ich meine Kunden genau kennen muss, um erfolgreich mit ihnen arbeiten zu können. Ich glaube, dass es für unsere Ziele entscheidend ist, dass wir uns als starkes Team in den Dienst der Kunden stellen.

Wie haben sich die Erwartungen insti-tutioneller Kunden in den letzten Jah-ren verändert?

CAMPBELL: Auf zweierlei Weise: Einerseits haben die niedrigen Renditen dazu geführt, dass der Kunde mehr denn je auf Perfor-mance, Kosten und Umfang des Leistungs-angebotes achtet. Die Arbeit eines Asset Ma-nagers ist aus diesem Grund herausfordern-der als je zuvor. Andererseits denken institu- tionelle Anleger zunehmend auch an alterna-

tive Anlagen und bauen in diesen Bereichen eigene Expertise auf. Diese Situation setzt auch eine große Menge an Kreativität frei.

Kreativität wofür?

CAMPBELL: Das Thema Asset Allocation muss im gegebenen Umfeld neu gedacht werden – sowohl bei Investoren als auch bei uns. Das Ergebnis sind neue Investmentvehi-kel und Strukturen, zum Beispiel im Bereich der alternativen Investments, Finanzierungen oder auch der Wunsch zur Anlage in Kunst.

Wo liegen denn die besonderen Stär-ken von Deka Institutionell, womit überzeugen Sie Ihre Kunden?

CAMPBELL: Unsere Kunden schätzen uns als stabilen und verlässlichen Partner – zu Recht, wie unsere jüngsten Finanz- und Nachhaltig-keitsratings zeigen. ( www.deka.de/deka-gruppe/investor-relations/ratings) Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns so auch positiv von Mitbewerbern abheben können. Dane-ben haben wir in vielen Bereichen eine lang-jährig gewachsene Expertise, etwa im Immo-

bilienbereich. Hier arbeiten wir mit vielen unserer Kunden bereits über eine lange Zeit sehr erfolgreich zusammen. Unser direkter Kontakt zu den Sparkassen gibt uns eine an-dere, spezifische Möglichkeit: Wir können beispielsweise das Investitionsverhalten von Sparkassen anonymisiert vergleichen und hieraus neue Impulse für einzelne Häuser ab-leiten. Unsere wichtigste Stärke ist aber, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfassen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Unsere Kunden sind sehr unterschiedlich. Und so gilt es, für jeden individuell und ganzheitlich die jeweiligen Anforderungen zu berücksich-tigen – auch mit Blick auf die regulatorischen oder sonstigen spezifischen Herausforderun-gen, vor denen der Kunde steht und für die er Lösungen braucht.

Welche Rolle spielen Ihre Mitarbeiter dabei?

CAMPBELL: Bereits kurz nach meinem Start bei der Deka war ich sehr von dem Blick für Details und der Wissenstiefe der Kolle-gen beeindruckt. Dies sind für mich die besten Voraussetzungen, um im direkten Kontakt mit Kunden die drängendsten Fragen von Niedrigzinsumfeld oder Regu-latorik zu erörtern und gemeinsam Lösun-gen erarbeiten zu können. Ganz entschei-dend ist für mich, dass wir unsere Experti-se und unsere Beharrlichkeit in Sachfragen zu 100 Prozent in den Dienst des Kunden stellen. Wir hören erst zu und entwickeln dann im Anschluss passgenaue Lösungen. Dies ist zwar nicht der leichteste, aber der für alle Beteiligten beste Weg.

Sie haben das Niedrigzinsumfeld ange-sprochen. Welche Rolle können klassi-sche Anlageklassen wie etwa Aktien noch spielen?

CAMPBELL: Das ist eine Frage der Perspek-tive. Man sollte nicht den Fehler machen und Renditen erwarten, wie sie noch vor

„Qualität und Verlässlichkeit sind heute Eigenschaften, die von Investoren sehr geschätzt werden.“

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KompetenzKompetenz Interview

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Porträt

Lorne Campbell Leiter Institutionelle Kunden DekaBank

Lorne Campbell verfügt über mehr als 30 Jahre Kapitalmarkterfahrung und ist als Partner und Berater institutioneller Investoren im In- und Ausland tätig gewesen. Seine berufliche Lauf-bahn führte von Schröder Münchmeyer Hengst & Co. über Cheuvreux de Virieu zur Credit Suisse, bei der er zuletzt als Mitglied der Geschäfts füh-rung in Deutschland das Aktiengeschäft leitete.

zehn Jahren möglich waren. Vier oder fünf Prozent sind heute risikoarm nicht mehr realistisch. Im Gegenteil, heute sind selbst zinslose Papiere bereits mit vergleichsweise hohen Risiken behaftet. Doch darauf kann man sich einstellen. Im Bereich der Aktien- investments empfiehlt es sich heute mehr denn je, in Unternehmen mit stabilen Di-videndenerträgen zu investieren. Auf der kürzeren Zeitebene wird es immer wieder Rallys anderer Titel geben, langfristig soll-ten Investoren jedoch Qualität bevorzugen. Im nächsten Schritt bieten sich auf Basis dieses qualitätsorientierten Schwerpunkts weitere Strategien an. Ich denke dabei an quantitative Ansätze oder Derivate-Strate-gien, mit denen wir für unsere Kunden ei-nen Mehrwert schaffen können.

Und was ist die Antwort auf diese höheren Risiken? Mehr Diversifikation in Form von alternativen Investments? Und wie schaffen Sie es, in diesem Be-reich besser zu sein als die Konkurrenz?

CAMPBELL: Wir verlassen uns auf unsere Erfahrung und lassen niemals die Bewer-tung aus den Augen. Multi-Asset ist zu Recht seit einigen Jahren das bestimmende Thema für viele Investoren. Die Asset Allo-cation entscheidet am Ende auf taktischer und strategischer Ebene über den Erfolg eines Portfolios. Gerade in herausfordern-den Marktphasen ist es wichtig, sich breit aufzustellen und auch neue Wege zu gehen. Wir sind bekannt dafür, Risiken mit Be-dacht einzugehen und den langfristigen Erfolg zu suchen. Selbst wenn es z. B. im Bereich Immobilien andere Anbieter gibt, die mehr Transaktionen abwickeln oder teurere Objekte im Bestand haben als wir, lassen wir uns davon nicht beeindrucken. Am Ende entscheiden die Erträge. Und die bewertet man am besten im Rückblick.

Die Niedrigzinsphase hält nunmehr seit acht Jahren an. Nun drehen zumin-dest die USA langsam an der Zins-schraube. Sehen Sie in den großen Wirtschaftsräumen mittelfristig wieder Inflationsraten jenseits der Zwei-Pro-zent-Marke, oder ist diese Zeit vorbei?

CAMPBELL: Wir glauben, dass die Zinsen langfristig auf einem niedrigen Niveau blei-

ben werden. Dies heißt aber nicht, dass wir nicht an Veränderungen glauben. Die USA haben bereits vorsichtig eine Zinswende ein-geleitet. Der Trump-Sieg und Renzis Nieder-lage in Italien haben ebenfalls ihre Wirkung gezeigt. In Europa ist während der vergange-nen Monate eine Diskussion um Tapering entbrannt, was zur Folge hatte, dass einige Renditen bereits wieder angestiegen sind. Diese Ereignisse zeigen, dass wir gut daran tun, uns den Veränderungen zu stellen und nicht nur die Zinspolitik, sondern auch die politische Stimmung weltweit ganz genau zu beobachten.

Zum Schluss hätten wir gerne noch eine Insiderinformation von Ihnen: Was macht Schottland, wenn der offi-zielle Brexit kommt? Können wir dann in Edinburgh mit dem Euro bezahlen?

CAMPBELL: Bei Prognosen zu möglichen Volksentscheiden rät die Vernunft derzeit zur Zurückhaltung – und der Vernunft pflege ich zu folgen. Persönlich würde ich mich sehr freuen, wenn Schottland Teil der EU bliebe.

„Wir haben die besten Voraussetzungen, um im direkten Kontakt mit Kunden die drängendsten Fragen von Niedrig-zinsumfeld oder Regulatorik erörtern und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.“

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Kompetenz

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Den Investoren eine starke Stimme geben und die Corporate Governance der Unternehmen positiv beeinflussen – das sind wichtige Anliegen der Deka. Jetzt können auch institutionelle Kunden davon profitieren.

Nur wer sich einmischt, kann etwas verändern. Das gilt auch für Aktionäre, wenn es um die Belange der Unter-nehmen geht, in die sie investiert sind. Weil nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung immer wichtiger wird, will sich Deka Investment als Treuhän-der der Kunden künftig noch stärker als bislang auf Hauptversammlungen einmischen und Kritik üben.

„Wir wollen uns in die Gesamtentwicklung der Corpo-rate Governance einbringen und so die Aktienkultur in Deutschland stärken“, erläutert Michael Schmidt, Ge-schäftsführer von Deka Investment und Bereichsleiter Asset Servicing & Alternative Investments.

Corporate Governance ist für die Deka als einen der größten Asset Manager Deutschlands ein wichtiges An-liegen. Aus Sicht des Wertpapierhauses der Sparkassen liegt in einer verantwortungsvollen Unternehmensfüh-rung der Schlüssel für die nachhaltige Wertsteigerung ihrer Investments. Für die Deka hat deshalb die Vertre-tung der Interessen und Stimmrechte ihrer Fondsanle-ger gegenüber den Aktiengesellschaften einen hohen Stellenwert. „Das Stimmrecht ist eines der wertvollsten

Rechte des Aktionärs und verpflichtet zu einem verant-wortungsvollen Umgang damit“, betont Schmidt, der seit Juli 2016 die Aktivitäten von Deka Investment auf dem Gebiet Nachhaltigkeit und Corporate Governance verantwortet.

Viel mehr als Regeln und Richtlinien einzuhalten

Nachhaltige Unternehmensführung bedeutet dabei viel mehr als das Einhalten von Regeln und Richtlinien. Sie berücksichtigt langfristige Ziele ökonomischer Art ge-nauso wie die Effekte, die das wirtschaftliche Handeln einer Firma auf Umwelt, Gesellschaft, Geschäftspartner und Mitarbeiter hat. Verantwortliche Unternehmens-führung ist letztlich die Klammer um alle Aspekte, die das Unternehmen betreffen.

Im Team von Michael Schmidt wurde gerade das Abstim- mungsverfahren zu den Hauptversammlungen überarbei- tet. 2016 haben die Deka-Experten online bei über 220 Aktionärstreffen abgestimmt, bei vier Hauptver-sammlungen waren sie anwesend. „Diese Zahl werden

Corporate Governance Als Treuhänder im Interesse der Fondsanleger unterwegs

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Engagement Engagement Corporate Governance

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Im Überblick

Wie die Stimmrechte ausgeübt werden

Anhand klar definierter Kriterien übt Deka Investment, direkt oder über Stimmrechtsvertreter, das Aktionärsstimmrecht treuhänderisch für ihre Fondsanleger aus. Grundlage für die Deka-eigene Abstimmungspolitik bilden zum einen die Analyse-Leitlinien für Hauptversammlungen des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). Zum anderen wird auf den Deutschen Corporate Governance Kodex, die sogenannte DVFA-„Scorecard“ sowie einschlägige Umwelt- und Sozialstandards zurückgegriffen. Erfolgt die Ausübung über Dritte, wird eine Vollmacht an den Stimmrechtsvertreter unter Vorgabe konkreter Weisungen zu den einzelnen Tagesordnungspunkten erteilt.

wir erhöhen und außerdem in der Öffentlichkeit prä-senter werden. 2017 stehen insgesamt zehn Treffen auf unserer Agenda“, kündigt Schmidt an. Welche das sein werden, steht im Grundsatz auch schon fest. Dabei geht Quali- tät vor Quantität. „Wir gehen vor allem dorthin, wo um-strittene Themen zur Abstimmung stehen“, sagt Schmidt.

Einen Eindruck vom engagierten Auftreten der Deka-Vertreter bekamen 2016 bereits die Besucher der Haupt-

versammlungen des Autobauers Volkswagen, des Pharma- konzerns Stada sowie des Energieunternehmens E.ON. Dort übten die Fondsmanager deutliche, aber konstruk-tive Kritik etwa an dem Vergütungssystem der Vorstände, dem Vorgehen bei der Aufsichtsratswahl sowie an Teilen der aktuellen Unternehmensstrategie.

Das Auftreten auf Hauptversammlungen ist aber nur eine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Geschäfts-politik von Unternehmen. „Wir wollen es mit unserem Engagement auf Hauptversammlungen natürlich nicht bewenden lassen“, betont Schmidt. Die Deka-Meinung soll stattdessen auch schon vorher geäußert werden.

„Bei allen Anlässen werden wir uns konstruktiv, kritisch und mit einer langfristigen Perspektive für den Unter-nehmenserfolg einsetzen“, verspricht der Experte. Das bedeutet, dass sich die Fondsmanager und Analysten der Deka zum einen häufiger als bislang schon mit dem Vorstand eines Unternehmens austauschen. Zum ande-ren sollen Fragen der guten Unternehmensführung so-wie aktuelle Themen der Hauptversammlung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden besprochen werden. Solche regelmäßigen Einzelgespräche mit Vorstand und Auf-sichtsrat z. B. von Dax-Konzernen tragen zur Steige-rung der Qualität der Corporate Governance bei.

Grundsätze wurden überarbeitet

In dem öffentlichen Dokument „Grundsätze der Abstim-mungspolitik bei Hauptversammlungen“ ( www.deka.de /deka-gruppe/nachhaltigkeit), können Anleger nachle-sen, wie die Deka direkt oder über Stimmrechtsvertreter das Aktionärsstimmrecht treuhänderisch für ihre Fonds-anleger ausübt. Dieser Katalog ist weiter präzisiert und geschärft worden. Ziel ist es, in enger Abstimmung mit

den jeweiligen Fondsmanagern, die sich intensiv mit den einzelnen Unternehmen auseinandersetzen, zu prü-fen, welche kritischen Punkte von der Deka bei den Un-ternehmen adressiert werden sollen. Dazu gehören etwa Unstimmigkeiten über das Vergütungssystem des Vor-stands, über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates, über Kapitalmaßnahmen oder über die künftige Aus-richtung der Unternehmensstrategie. „Und überall dort, wo auf der Basis dieser Analyse Abweichungen von un-

seren Grundsätzen festgestellt werden, schauen wir genauer hin und mischen uns ein“, erläutert Schmidt.

Dienstleistung für institutionelle Investoren

Der neue Ansatz kommt speziell auch den institutionellen Kunden zugute. Denn viele institutionelle Investoren scheuen das auf-wendige Abstimmprocedere und lassen da-her häufig ihre Stimme verfallen. Die kom-mende Novelle der europäischen Aktionärs-rechte-Richtlinie soll jedoch Treuhänder,

wie etwa Pensionskassen oder Stiftungen, stärker in die Pflicht nehmen, ihre Stimmrechte auch tatsächlich aus-zuüben und darüber zu berichten. „Wir können den Anlegern hierbei helfen und den aufwändigen Abstim-mungsprozess für sie übernehmen“, erklärt Schmidt.

Ganz wichtig für ihn ist der Aspekt der Langfristigkeit. Um kurzfristigen Profit, wie ihn sogenannte Aktivisten oft im Sinn haben, geht es nicht. Die Zukunftsfähig-keit des Geschäftsmodells und die langfristige Wert-steigerung des Investments stehen im Vordergrund.

„Das Stimmrecht ist eines der wertvollsten Rechte des Aktionärs und verpflichtet zu einem verantwortungsvollen Umgang damit.“

MICHAEL SCHMIDT Bereichsleiter Asset Servicing & Alternative Investments

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Engagement Corporate Governance

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Zwei Meter ist Justin groß und himmelblau. Er kann seine Ellbogen um 360 Grad drehen und arbeitet mühelos 24 Stunden am Stück. Seine Arme können Tonnen heben, doch der Händedruck ist sanft. Wie seine Stimme. Die Väter des Superroboters im Forschungslabor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) bereiten ihn gerade für einen möglichen Einsatz auf dem Mars vor. „Er könn-te dort anstelle menschlicher Astronauten die anfallenden Arbei ten erledigen“, sagt der Roboterexperte Thomas Hulin. Zudem sei Justin schlau und gut vernetzt, quasi ein Musterexemplar der neuen Roboter - generation.

Automatisierte Helfer, die nur einseitige Jobs ausführen können, wer-den abgelöst von neuen Maschinen, die sich zu Partnern menschli-cher Kollegen entwickeln. Sie optimieren sich selbst – im Netz mit Nachbarmaschinen oder auch über die Internet-Cloud. Das Prinzip dahinter beschreibt Martin Käseberg aus dem Produktmanagement der Deka: „Die Produktion verbindet sich mit moderner Informations- und Kommunikationstech nik. Daten werden aktiv genutzt, um die Massenfertigung völlig zu individualisieren.“ Ein intelligentes Werk-zeug bei Siemens weiß dank eingebauter Sensoren selbst, wann es ge-wartet oder ersetzt werden muss, und meldet das rechtzeitig über ein Netzwerk. Ein Roboterarm reicht dem Menschen bei Daimler am Band das Werkstück genau in dem Winkel, in dem dieser es ohne Verrenkungen verschrauben kann. Oder ein Kunde konfiguriert im Internet den Turnschuh seiner Träume. Gleichzeitig nimmt ein 3-D-Drucker bei Adidas die Produktion des Unikats auf.

Weltweite Elite der Firmen

„Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange“, sagt auch Käsebergs Kollege aus dem Fondsmanagement, Bernd Köcher. Es hat sich eine weltweite Elite an Firmen versammelt, von denen die entscheidende Technik für die Revolution erfunden wird: Spezialisten für Robotik, 3-D, Automatisierung und Webtechnologie. Firmen, die mit künstlicher Intelligenz, Cloud-Anwendungen und Big Data ihr Geld verdienen. Halbleiterkonzerne, die autonomes Fahren er-möglichen oder jene Kamerasysteme bauen, die Justins Augen sind. Auch Mobilitäts- und Haushaltsdienstleister oder die Entwickler vernetzter Operationsroboter gehören dazu.

Justin hat Fingerspitzengefühl, kann selbstständig unbekannte Aufgaben anpacken und zusammen mit anderen Robotern neue Lösungen entwickeln.

Weltweit erfindet sich die Industrie derzeit neu – mit einer Produktion, die permanent digital vernetzt ist: vom Lieferanten über die Logistik bis zum Kunden im Shop. Das ermöglicht gewaltige Produktivitätsfortschritte. Wirtschaft und Arbeitswelt werden sich dadurch vollkommen verändern.

Industrie 4.0 Individuelle Massenfertigung

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Trends & InnovationTrends & Innovation Industrie 4.0

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01 Mechanische Produktions-anlagen ersetzen zahlreiche handwerkliche Arbeiten.

Quelle: DFKI, eigene Recherche

02 Motoren beschleunigen die Maschinen und ermöglichen eine Produktion rund um die Uhr.

1870Erstes Fließband in den Schlacht-höfen von Cincinnati

1969Erste speicher-programmierbare Steuerung

03 Die Produktion wird durch Einsatz von Elektronik und IT gesteuert und automatisiert.

04 Produktion und Logistik werden digitalisiert und global miteinander vernetzt.

1784 Erster mechani-scher Webstuhl

1800

1900

2000

Heute

Die Anwendungen nehmen täglich zu. Die Zahl der weltweit vernetzten Endgeräte und Maschinen wird laut der Unternehmensberatung PwC bis 2030 von heute 20  Milliarden auf eine halbe Billion wachsen. Die Kühl- schränke, Autos, Heizungsregler, aber auch die Park- häuser, Lkw-Flotten oder Lagerregale: Alles könnte mit allem kommunizieren. Wer diese Technik beherrsche, könne viel genauer auf den Kunden reagieren, werde leistungsfähiger und mache mehr Gewinn, sagt Fonds-manager Köcher. Denn der Ausschuss sinke durch kun-dengenaue Produktion und die Logistikkosten ebenfalls, wenn Maschinen und Big Data für eine bedarfssynchrone Produktion sorgten.

Das genaue Analysieren und Eingehen auf die Kunden-wünsche bei Internet giganten wie Amazon zeigen auch dem Normalverbraucher, wohin die Reise geht. Die Lo-gistik in der Musterfabrik im kali fornischen Tracy sorgt dort schon voll vernetzt und online für optimale Lager-haltung. Intelligente Roboter holen die bestellte Ware aus dem Hochregal, und dank Datenanalyse ist zum Beispiel absehbar, wie viele 32-Zoll-Fernseher in zwei Wochen in einem bestimmten Lager vorgehalten werden müssen. Denn die Software kennt die Kunden. Aber „auch die deutsche Industrie setzt diese Revolution schon eifrig um“, sagt Käseberg. SAP etwa stellt hochflexible Daten-banken für den neuen Datenverkehr in die Cloud, Jungheinrich baut autonome Fahrzeuge für den Fabrik-verkehr, Kuka erschafft Roboterarme wie die von Justin. Unzählige Sensoren lassen Roboter wie Justin zudem wissen, wo seine Finger wann und wie stark zupacken müssen. Er sieht mit seinen Kameraaugen im weißen Gesicht, an welcher Stelle welches Werkzeug liegt, und setzt es an der richtigen Position an. Und dank selbstler-nender Programme wird er täglich schlauer.

DLR-Wissenschaftler Thomas Hulin ist aber sicher: „Die Arbeit für Menschen wird nicht weniger werden.“

Die vier Phasen der industriellen Entwicklung

Individualität auf Knopfdruck. 30 Jahre nach der Patent- anmeldung durch Chuck Hall findet der 3-D-Druck seinen Weg in die breite Anwendung. Die individuelle Produktion erfolgt Sekunden nach dem Auftrag.

Logistik. In Amazons amerikanischen Logistikzentren bringen ca. 15.000 Kiva-Roboter die Regale mit den richtigen Waren zu den Packern. Sie bewegen sich völlig autonom und ohne Mittags- pause und Feierabend.

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Trends & Innovation

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Wie schon bei den bisherigen industriellen Revolutionen ist zwar damit zu rechnen, dass es auch diesmal gerade bei einfachen Arbeitsgebieten zu einem Jobabbau kommt, dafür entstehen aber oft noch ungeahnte Tätigkeiten in Kundenbetreuung, Koordina-tion oder Entwicklung. Vor der Verteilung der Arbeit besteht aber ein enormer Finanz-bedarf, um inno vative Technologien über-haupt zu rea lisieren. Laut PwC dürften al-lein die Inves titionen in Deutschland bis 2020 jährlich 40 Milliarden Euro betragen. Für die Bundesrepublik wird das Wachstums-

Forschungsperspektive „Der Mensch wird weiter unverzichtbar sein.“

Herr Prof. Dr. Uhlmann, wie gut sehen Sie deutsche Unternehmen aufgestellt, die Herausforderungen rund um Industrie 4.0 zu meistern?

Die große Angst vor Veränderungen besteht vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Sie fürchten große Investitionen, um überhaupt überleben zu können. Daher ist es zunächst sinnvoll, bereits vorhandene Anla-gen „Industrie-4.0-tauglich“ zu machen oder bereits vorhandene Datenmengen intelligent auszuwerten und zu nutzen. 80, vielleicht sogar 90 Prozent der notwendigen IT-Lösungen sind ebenfalls schon vorhanden, wenn auch noch nicht in durchgängigen Lösungen vernetzt. Wir

PROF. DR. H. C. DR.-ING. ECKART UHLMANN, Leiter des Fraunhofer IPK, Institut für Produkti-onsanlagen und Konstruktionstechnik und Lei-ter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin

poten zial durch Industrie 4.0 bis 2025 aber auch auf 200 bis 425 Milliarden Euro bezif-fert. Eine Studie der Bank of America Mer-rill Lynch schätzt das Potenzial für eine zu-sätzliche Wertschöpfung allein durch intel-ligentere Roboter weltweit auf umgerechnet bis zu einer Billion Euro bis 2025.

Die großen Industrieländer Japan, USA und Deutschland hätten dabei unterschiedliche Kernkompetenzen, so Käseberg. Japaner et-wa seien bei Kameratechnik und Logistik stark, US-Amerikaner bei der gewinnorien-

tierten Datenanalyse. Facebook, Google oder Apple beweisen es.

Und die Deutschen? Dank ihrer guten Ausbildung und des industriellen Rück-grats liegen sie bei der Vernetzung der ge-samten Produktionskette vorn. „Aber die USA sind der Innovationsführer. Daher gibt es dort viele Unternehmen, in die es sich zu investieren lohnt“, ergänzt Deka-Experte Köcher. „Und ich bin überzeugt: Für diese Auswahl sind wir Menschen bes-ser geeignet als Roboter.“

entwickeln dafür Werkzeuge, die aus dem „Ber-liner Koffer Industrie 4.0“ einsetzbar sind – ein-fache und kostengünstige Lösungen, die modu-lar an die Bedarfe bestehender Fabriken ange- passt werden können. „Die“ Lösung für Indust-rie 4.0 gibt es nicht – was sinnvoll ist, muss für jedes Unternehmen individuell analysiert wer-den. Das gilt dann allerdings für alle Unterneh-men weltweit.

Welche Länder oder Unternehmen halten Sie für führend in diesem Bereich?

Neben Deutschland sind es vor allem die Gro-ßen: USA, China, Brasilien und Japan haben eigene Programme zum Thema aufgesetzt. „Made in China 2025“ ist ein schönes Beispiel für die gewaltigen Anstrengungen, die dort unternommen werden, um die Produktion kun-denindividueller Produkte wirtschaftlich möglich zu machen. Im Fraunhofer IPK haben wir Anfra-gen praktisch aus allen Ländern Europas und der Welt. Das Thema betrifft auch alle Branchen und Unternehmen, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten – das wirkt beispielsweise von der Produktion über Mobilität und kritische Infra- strukturen bis zur Gesundheitswirtschaft.

Wo wird Industrie 4.0 für den Einzelnen die am deutlichsten spürbaren Auswirkun-gen haben?

Alle Menschen möchten künftig vermehrt individualisierte Produkte oder Dienstleistungen kaufen und nutzen, und das möglichst zeitnah. Überspitzt formuliert: heute im Internet das neue Auto aus vielen Millionen Möglichkeiten

konfiguriert, die Finanzierung geregelt, morgen in der Fabrik gebaut, übermorgen zugelassen und vor die Haustür geliefert. Wirtschaftlich wird das erst durch den Einsatz hochflexibler Ferti-gungs-, Logistik- und Dienstleistungssysteme möglich. Dabei wird sich auch die Arbeitswelt ändern. Die Mitarbeiter werden deutlich mehr Unterstützung durch automatisierte Systeme und Informationstechnologien erhalten. Aller-dings wird der Mensch mit seinen nach wie vor überlegenen Fähigkeiten weiter unverzichtbar in der Fabrik sein. Die Automatisierungslösungen werden um ihn herumgebaut – wir nennen das humanzentrierte Automatisierung, ganz im Gegensatz zu den gescheiterten Ideen der men-schenleeren Fabriken der 70er und 80er Jahre.

Neue Geschäftsmodelle, in denen der Nutzen statt des Produktverkaufes im Vordergrund steht, werden sich mithilfe von Industrie 4.0 zunehmend durchsetzen.

Neben ökonomischen Zielen hat sich Ihr Institut Ressourceneffizienz, Nachhaltig-keit und Umweltverträglichkeit auf die Fahnen geschrieben. Bietet Industrie 4.0 hier vor allem Chancen, oder sehen Sie auch Risiken?

Industrie 4.0 wird beispielsweise eine dezen-trale Produktion nahe am Kunden ermöglichen. Wenn ich bedarfsgerecht und regional produ-ziere, vermeide ich aufwendige Lagerung und empfindliche Logistikketten. Neue Prozesse im Condition Monitoring, in der vorausschauenden Wartung und Instandhaltung verkürzen Ausfall-zeiten von Anlagen und Transportmitteln, ver-meiden somit Ausschuss. Auch haben mehrere kleinere Unternehmen die Möglichkeit, sich zusammenzutun, Synergien zu nutzen und gegenüber den OEMs als Systemzulieferer auf-zutreten. Das sind vor allem Chancen.

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Trends & Innovation Industrie 4.0

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ID 2017-701911

DEKA INSTITUTIONELL INVESTMENT-KONFERENZ 2017

Gemeinsam mit Ihnen möchten wir auf die Welt, die Märkte und die Rahmen- bedingungen blicken. Die Investment-Konferenz bietet ein Forum für den per-sönlichen Austausch von Unternehmenslenkern mit wichtigen Exponenten aus Politik, Administration und Wissenschaft. Als Grundlage für Ihre Anlage-entscheidungen beleuchten hochkarätige Referenten Themen wie Zentral-bankpolitik, politische Ereignisse, Volkswirtschaft und geopolitische Risiken.

Bitte merken Sie sich den Termin bereits heute vor:

REGULATORIK RADAR

Die neue Veranstaltungsreihe, die Deka Institutionell gemeinsam mit PwC ausrichtet, wird auch in diesem Jahr fortgesetzt. Sie bietet Einblicke in aktuelle Entwicklungen des Aufsichts- und Steuerrechts und berichtet über den aktu-ellen Stand der Gesetzgebungsverfahren. Die Ankündigung der Termine erfolgt online: www.deka-institutionell.de

16.–17. Neu-Isenburg Kempinski Hotel Gravenbruch

Nov.

Herausgeber: DekaBank Deutsche Girozentrale, Mainzer Landstraße 16, 60325 Frankfurt Redaktion: Jennifer Ivonne Menge (V. i. S. d. P.), Petra Wright (Chefin vom Dienst)

Redaktionsschluss: 19. Dezember 2016 Kontakt: E-Mail: [email protected]

Redaktionelle Realisation, Design: Visionaere GmbH, www.visionaere.de

Erscheinungstermine: Markt & Impuls erscheint dreimal im Jahr.

Bildnachweise: Titelbild / Illustrationen Seite 2, 7, 12, 26: Jens Bonnke, www.jensbonnke.de

Seite 2, 6 li.: PwC; re.: DekaBank, Olaf Hermann; Seite 3, li.: DLR, o.: DekaBank; Seite 4: DekaBank; Seite 10: fotolia / lesniewski; Seite 13–15: DekaBank, Olaf Hermann; Seite 19, o.: DekaBank; u.: iStock / er-hui1979; Seite 20, o.: DekaBank; Seite 20, u.: DekaBank, Olaf Her-mann, Seite 21: DekaBank, Olaf Hermann; Seite 23–25: DekaBank, Christian Grau; Seite 27, DekaBank; Seite 28: DLR; Seite 29, o. li.: iStock / tiero; o. re.: iStock / shironosov; u.: DekaBank; Seite 30: Fraunhofer IPK

Hinweis: Die Beiträge der externen Autoren geben nicht unbedingt die Mei-nung der Deka wieder. Den Artikeln, Charts und Tabellen liegen In-formationen zugrunde, die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann die Redaktion für die Richtig-keit des Inhalts allerdings keine Haftung übernehmen. In diesem Kundenmagazin der DekaBank Deutsche Girozen trale geben die fondsbezogenen Beiträge die Einschätzungen des Herausgebers – der DekaBank – wieder, fokussieren auf die hauseigenen Produkte und können werbliche Aussagen enthalten. Für vollständige Informatio-nen, insbesondere zur Struktur und zu den mit einer Investition in das jeweilige Zertifikat verbundenen Risiken, sollten Sie neben dem Pro-duktinformationsblatt den aktuellen Wertpapierprospekt sowie die endgültigen Bedingungen des jeweiligen Zertifikats lesen. Die Anga-ben dienen der Unterrichtung und sind keine Aufforderungen zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die in den Beiträgen enthalte-nen Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung zum Zeit-punkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündi-gung ändern. Die Informationen können ein Beratungsgespräch nicht ersetzen. Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Deka Investmentfonds sind die jeweiligen wesentlichen Anlegerinfor-mationen, die jeweiligen Verkaufsprospekte und die jeweiligen Be-richte, die Sie in deutscher Sprache bei Ihrer Sparkasse oder Landes-bank oder von der DekaBank Deutsche Girozentrale, 60625 Frankfurt, und unter www.deka.de erhalten. Die in Markt & Impuls veröffentlichten Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich ge-schützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Ver-wertung ohne Einwilligung der Redaktion strafbar.

Markt & Impuls ist klimaneutral und auf umweltfreundlichem PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt.

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