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1 3 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie 409
Zusammenfassung Dickdarmkrebs ist häufig, frühe Stadien haben eine deutlich bessere Prognose und die medikamentöse Behandlung später Stadien ist zuneh-mend sehr teuer. Screening nach Kolorektalkarzinom hat das Potenzial sowohl zur Früherkennung als auch zur Prävention. Koloskopie, ein für eine Screening-Untersuchung sehr invasives Verfahren mit der kleinen Wahrscheinlichkeit gravierender Komplikationen, ist in allen Programmen zumindest für die weiterführende Abklärung von zentraler Bedeutung. Der Stand inter-nationaler Screening-Aktivitäten wird präsentiert. Aus der Evidenz zur Effektivität möglicher First-Line Tests zeichnet sich ab, dass alle im Ergebnis relativ ähnliche Effektgrößen haben könnten. Damit kommen der Teil-nahmerate und der Qualitätssicherung zentrale Bedeu-tung für die tatsächliche Erreichung der Effektivität von Dickdarmkrebs-Screening zu. Teilnahmeraten sind für Stuhltests höher als für Sigmoidoskopie und Kolosko-pie. Zur Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie liegt ein etablierter Kanon von Qualitätsindikatoren vor. Dass systematische Qualitätssicherung auch im Rahmen eines opportunistischen Screening wie in Österreich möglich ist, beweisen Deutschland und Polen.
Schlüsselwörter Kolorektalkrebs · Dickdarmkrebs · Scree-ning · Koloskopie · Qualität
International status colorectal cancer screening and quality assurance of screening-colonoscopy
Summary Bowel cancer is frequent, early stages have much better prognosis and drug treatment of late stages
is increasingly very expensive. Screening for colorectal cancer has the potential for both early detection and prevention. For a screening intervention colonoscopy is very invasive and holds the small risk of serious compli-cations. Colonoscopy plays a key role for further diag-nosis and intervention in all programs. Current interna-tional screening activities are presented. The emerging evidence on effectiveness of screening suggests that all strategies may have similar effect sizes. Participation rates and quality assurance thus are of key importance for realizing potential net health gains. Participation rates are higher for stool tests than for sigmoidoscopy and colonoscopy. For quality assurance of screening-colonoscopy an established range of quality measures is available. The possibility of systematic quality assur-ance also in the context of opportunistic screening like in Austria is proven by Germany and Poland.
Keywords Colorectal cancer · Colon cancer · Screening · Colonoscopy · Quality
Einleitung
Kolorektalkrebs/CRC ist häufig, entwickelt sich meist über längere Zeit aus erkennbaren, nicht malignen Vor-stufen (Adenomen), frühe Formen von CRC haben in der Regel eine deutlich höhere Überlebenswahrscheinlich-keit und die medikamentöse Behandlung später Stadien ist sehr teuer [1]. Im Laufe der letzten Jahre werden daher in industrialisierten Ländern vermehrt Programme zum CRC-Screening installiert [2]. Als First-Line Tests ste-hen Verfahren zur Erkennung von okkultem Blut im Stuhl – gFOBT: guaiac-based Faecal Occult Blood Test und iFOBT: immunochemical Faecal Occult Blood Test, bildgebende endoskopische Verfahren – flexible Sig-moidoskopie und Koloskopie – und bildgebende com-putertomographie-gestützte Verfahren zur Verfügung.
Wien Med Wochenschr (2013) 163:409–419DOI 10.1007/s10354-013-0232-2
Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie
Nikolaus Patera · Claudia Wild
N. Patera () · C. WildLudwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Garnisongasse 7/20, 1090 Wien, ÖsterreichE-Mail: [email protected]
Eingegangen: 18. Mai 2013 / Angenommen: 18. Juli 2013 / Online publiziert: 5. September 2013© Springer-Verlag Wien 2013
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1 3410 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie
Koloskopie, ein für eine Screening-Untersuchung sehr invasives Verfahren mit der kleinen Wahrscheinlichkeit gravierender Komplikationen, ist in allen Programmen zumindest für die weiterführende Abklärung von zent-raler Bedeutung [3]. Screening nach Kolorektalkarzinom hat das Potenzial sowohl zur Früherkennung als auch zur Prävention [1]. Die Europäische Union empfiehlt derzeit CRC-Screening mit FOBT im Alter zwischen 50–74 Jahren [4].
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Freiwillig-keit der Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie in Österreich sollte im Auftrag des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger dem Vorge-hen anderer Länder dabei Augenmerk geschenkt wer-den. Die wissenschaftliche Publikationstätigkeit zum CRC-Screening ist rege und nimmt weiter zu [5]. Deshalb wurden parallel auch Updates zweier ursprünglich für die Schweizer Krebsliga erstellter Berichte durchgeführt: zu Programmdesign mit der Abwägung von Schaden und Nutzen und zu zukünftig möglicherweise alternativen First-line Tests wie CT-Kolonografie, Kapselendosko-pie und neuentwickelten Blut- und Stuhltests einerseits [5] und zur ökonomischen Evaluation [6] andererseits. Damit sollte die Diskussion zum österreichischen CRC-Screening mit dem aktuellen internationalen Stand des Wissens unterstützt werden.
Material und Methoden
Zum Programmdesign von CRC-Screening wurde im Aug. 2012 eine systematische Literatursuche nach Übersichts-darstellungen durchgeführt [5]. In der Literatur findet sich keine aktuelle internationale Darstellung zum aktu-ellen CRC-Screeninggeschehen, die jüngste bezieht sich auf den Stand von 2004 [7]. Erster Ausgangspunkt einer Suche per Hand zu internationalen CRC-Screening Akti-vitäten war eine aktuelle Übersichtsdarstellung in einem Bericht des Australian Institute of Health and Welfare [8], die erweitert und vertieft wurde. In die Darstellung des aktuellen Stands von CRC-Screening in ausgewählten Ländern flossen zusätzlich Informationen aus Webres-sourcen und aus dazu publizierter Literatur ein. In der Folge wurden ausgewählte Institutionen direkt kontak-tiert, um weitergehende Informationen zu erhalten [9]. Zur Detailfrage der Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie wurden neben den Europäischen Guidelines [2] die Positionspapiere des englischen National Health Service Bowel Cancer Screening Programme [10, 11], die des zukünftigen niederländischen [12] und die jüngst publizierten Guidelines der europäischen [13] sowie der spanischen [14] ärztlichen Fachgesellschaften ebenso berücksichtigt, wie die dem österreichischen opportu-nistischen Screening im niedergelassenen Bereich ähn-lichen deutschen Verhältnisse über die dort gültigen Qualitätsrichtlinien.
Ergebnisse
Effektivität von CRC-Screening
Zur Effektivität von CRC-Screening liegen Belege aus ran-domisiert kontrollierten Studien für gFOBT und flexible Sigmoidoskopie vor. In den älteren gFOBT Studien wird eine relative Risikoreduktion von CRC-spezifischer Mor-talität von zwischen 14–25 % festgestellt. Jüngere Studien zur flexiblen Sigmoidoskopie ergeben zwischen 22–31 % für die relative Risikoreduktion der spezifischen Mortali-tät und zwischen 18–23 % für jene der Inzidenz von CRC. Tabelle 1 bietet einen Überblick über die Studienergeb-nisse. Entscheidungen über den idealen First-line Scree-ning-Test und über ein ideales Screening-Intervall lassen sich aus den vorliegenden Studien nicht ableiten. Die Evidenz zu CRC-Screening entwickelt sich dynamisch weiter. Für Koloskopie und iFOBT als First-Line Scree-ning-Test werden Ergebnisse aus randomisierten Scree-ning-Studien in etwa 10 Jahren vorliegen.
Populationsbezogenes und opportunistisches Screening
Die Europäischen Guidelines empfehlen nur die Imple-mentierung organisierter Programme mit umfassender Qualitätssicherung der gesamten Screening-Kette, die Chancen auf höhere Teilnahmeraten und auf das gleich-mäßigere Einbeziehen unterschiedlicher sozialer Grup-pen bieten. Opportunistisches Screening ist weniger effektiv und teurer, sowohl in Hinblick auf Ressourcen als auch auf durch Screening verursachten Schaden wie Überdiagnose, Komplikationen im Rahmen von Scree-ning-Untersuchungen oder mangelhafte Begleitung einer Person mit positivem Ergebnis eines Screening-Tests [2]. Opportunistisches Screening erlaubt nicht die gleiche umfassende Qualitätssicherung, andererseits ist die Einrichtung eines organisierten Screening-Pro-gramms eine komplexe Aufgabe mit Kosten für Etablie-rung und Betrieb, die nicht mehr direkt der Behandlung von Patienten zur Verfügung stehen [15].
Teilnahmeraten an CRC-Screening
Das Erreichen hoher Teilnahmeraten an Screening ist für die bevölkerungsbezogene Effektivität von großer Bedeu-tung. Das Ermöglichen einer informierten Entscheidung über Nicht-Teilnahme oder Teilnahme am Screening erfordert spezielle Kommunikationsmaßnahmen. Ein Beispiel für ein unabhängiges evidenzbasiertes Infor-mationsangebot zu möglichem Schaden und möglichem Nutzen von CRC-Screening wurde an der Universität Hamburg entwickelt [16] und in seiner Auswirkung auf potenzielle TeilnehmerInnen evaluiert [17]. Das Wissen und die Fähigkeit zur informierten Entscheidung wurden durch die Broschüre positiv beeinflusst. Die Einstellung zum CRC-Screening wurde hingegen kaum beeinflusst.
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1 3 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie 411
Auf die tatsächliche und auf die zukünftig geplante Teil-nahme am CRC-Screening hatte die Broschüre keine Auswirkungen.
Die Bandbreite in der Praxis beobachteter Teilnahme-raten an Screening-Programmen ist hoch. Für gFOBT-Screening reicht sie von 37 % in Frankreich bis zu 66 % in Finnland. Bei iFOBT-Screening von 17 % in Japan bis zu 48 % in Italien. Für Screening mit flexibler Sigmoidosko-pie wird aus Italien eine Teilnahmerate von 24 % berich-tet. Opportunistisches Koloskopie-Screening erreicht in Deutschland 20 % der Männer und 18 % der Frauen und in Vorarlberg 24 % der Bevölkerung. Bevölkerungs-bezogene randomisierte Pilotstudien im Vorfeld der geplanten Etablierung eines Screening-Programms in den Niederlanden fanden für gFOBT eine Teilnahmerate von 50 %, für iFOBT von 62 %, für flexible Sigmoidosko-pie von 32 % und für Koloskopie von 22 %. Die Vergleich-barkeit der Teilnahmeraten ist aufgrund der vielfältigen Programmdetails und Erhebungsarten eingeschränkt. Tabelle 2 fasst die in Programmen und populationsbe-zogenen randomisierten Pilotstudien beobachteten Teil-nahmeraten überblickshaft zusammen.
Es liegen konsistente Belege dafür vor, dass organi-sierte populationsbezogene Programme, die Einladun-gen per Post versenden, die Teilnahme an Screening erhöhen [18]. Aus Studien lassen sich auch starke Hin-weise für einen steigernden Effekt von Erinnerungs-schreiben per Post oder von Erinnerungsanrufen auf die
Teilnahmerate ableiten [18]. Im Vorhinein festgelegte Screening-Termine erhöhen die Teilnahmerate gegen-über offenen Terminvereinbarungsmöglichkeiten [18].
Internationale CRC-Screening Aktivitäten
Populationsbezogene Programme gibt es aktuell etwa in Australien (iFOBT), England (gFOBT, bald flexible Sigmoidoskopie), Finnland (gFOBT), in kanadischen Provinzen (FOBT), in italienischen Regionen (iFOBT, fle-xible Sigmoidoskopie), in Japan (iFOBT), in Schottland (gFOBT), in Slowenien und bald in Irland (iFOBT) sowie den Niederlanden (iFOBT). In Neuseeland (iFOBT) und in Norwegen (iFOBT, flexible Sigmoidoskopie) sind populationsbezogene Pilotprogramme auf dem Weg. Opportunistisches, nicht populationsbezogenes CRC-Screening wird etwa in Deutschland (verpflichtend qualitätsgesichert, gFOBT, Koloskopie), Polen (verpflich-tend qualitätsgesichert, Koloskopie), dezentral in den USA (v. a. Koloskopie, FOBT, flexible Sigmoidoskopie) und in Österreich (freiwillig qualitätsgesichert, gFOBT, Koloskopie) angeboten. Tabelle 3 stellt Details zum hier beschriebenen Ausschnitt des internationalen Status von CRC-Screening zusammen. Näher sei hier in drei Schlag-lichtern auf die Situation in Österreich, auf das vom Set-ting her verwandte opportunistische CRC-Screening in
Tab. 1 Ergebnisse von CRC-Screening-RCTs zur Effektivität
Studie CRC-Mortalität (95 % CI) CRC-Inzidenz (95 % CI) NNS (95 % CI)
Land
Follow-up
gFOBT
gFOBT Nottingham UKd RRc: 0,86 (0,77–0,97) RRe: 1,04 (0,95–1,14) NNS (CRC-Todesfall): 840a
Follow-up: 11 J. ARR: 0,12 %a
gFOBT Funen DKd RRc: 0,84 (0,73–0,96) RRe: 1,02 (0,93–1,12) NNS (CRC-Todesfall): 449a
Follow-up: 17 J. ARR: 0,22 %a
gFOBT Göteburg SWEd Follow-up: 15,5 J. RRc: 0,84 (0,71–0,99) RRe:0,96 (0,86–1,06) NNS (CRC-Todesfall): 711a
ARR: 0,14 %a
gFOBT Minnesota USAd RRc: 0,75 (0,62–0,91) RRe: 0,83 (0,73–0,94) NNS (CRC-Todesfall): 350a
Follow-up: 18 J. ARR: 0,29 %a
Flexible Sigmoidoskopie
FS Atkin [50] UK RR: 0,69 (0,59–0,82; p < 0,0001) RR: 0,77 (0,70–0,84; p < 0,0001) NNS (CRC-Todesfall): 489 (343–852)
Follow-up: 11,2 J ARR: 0,15 %a ARR: 0,37 %a NNS (CRC-Diagnose): 191 (145–277)
FS Segnan [51] ITA RR: 0,78 (0,56–1,08) RR: 0,82 (0,69–0,96) NNS (CRC-Todesfall): 952a
Follow-up: 11,4 J. Mortalität 10,5 J. Inzidenz ARR: 0,105 % ARR: 0,32 %a NNS (CRC-Diagnose): 312a
FS Schoen [52] USA RR: 0,74 (0,63–0,87; p < 0,001) RR: 0,79 (0,72–0,85; p < 0,001) NNS (CRC-Todesfall): 871b
Follow-up: 11,9 J ARR: 0,115 %a ARR: 0,36 %a NNS (CRC-Diagnose): 282b
ARR absolute Risikoreduktion, CI Konfidenzintervall, CRC Colorectalcarcinom, FS flexible Sigmoidoskopie, gFOBT guaiac fecal occult blood test, NNS number needed to screen, RR relatives RisikoaEigene BerechnungbAuthor response to letter to the editors: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1114635#t=letterscBretthauer [3], Abb. 3dCochrane Review zu gFOBT RCTs: Hewitson et al. [41]eBretthauer [3], Tab. 3
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1 3412 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie
Deutschland und auf Norwegen als Beispiel für umfas-sende Pilotierung von CRC-Screening eingegangen.
Österreich
In Österreich wird opportunistisch und unorganisiert gescreent. Für Menschen ab 50 Jahren gibt es seit 2005 zusätzlich zur Möglichkeit des gFOBT-Screenings (alter-nativ alle zwei Jahre oder jährlich) im Rahmen der „Vor-sorgeuntersuchung Neu“ die Möglichkeit, alle 10 Jahre eine Screening-Koloskopie in Anspruch zu nehmen. 2006 scheiterten die Verhandlungen zur Etablierung einer
österreichweiten Qualitätssicherung der Screening-Ko-loskopie. 2007 riefen die österreichische Krebshilfe, die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie ÖGGH und der Hauptverband der öster-reichischen Sozialversicherungsträger daher ein freiwil-liges „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ ins Leben [19]. Eine bei der ÖGGH angesiedelte Zertifizierungs-stelle prüft die Qualitätsvoraussetzungen der Zertifizie-rungswerber, zertifiziert und unterstützt. Im Rahmen des laufenden Qualitätsmonitorings für Zertifikatsinhaber werden die Hygienekontrollen überprüft, es erfolgen Stichprobenkontrollen der Screening-Koloskopien und die Überprüfung der Einhaltung der vorgeschriebenen
Screening-Modalität
Land Teilnahmerate Bemerkung
Quelle
Screening-Programme
gFOBT England 54 % Okt. 2006 – Jan. 2009, Zusendung des ersten Selbsttest-Briefchens, populationsbezogenes Programmvon Wagner [47]
gFOBT Schottland 60 % Mind. an einem Test teilgenommen, Pilotstudie vor Einführung des Programms in ganz Schottland, drei Einladungsrunden zwischen 2000–7, populationsbezogen
Wise [48]
gFOBT Frankreich 37 % Poncet [43]: 2007–2008, Hassan [40]: kumulierte Teilnahmerate: 40 %, populationsbezogenes ProgrammPoncet [43], Hassan [40]
gFOBT Finnland 66,3 % 2011, populationsbezogenes Programm in 190 von 444 finnischen Munizipalitäten (40 % der finnischen Bevölkerung im Jahr 2008)Cancer Society of Finland [39]
iFOBT Australien 38,5 % Aug. 2006 – Juni 2011, populationsbezogenes Programm
AIHW [8]
iFOBT Burgenland Österreich 35 % Durchschnittliche Teilnahmerate, populationsbezogenes Programm
pers. Kommunikation BGKK
iFOBT Japan 17 % 2006, populationsbezogenes Programm
Saito [46]
iFOBT Italien 48 % 2010, bereinigte Teilnahmerate (nur tatsächlich eingeladene Personen berücksichtigt), populationsbezogenes ProgrammZorzi [49]
FS ItalienZorzi [49]
24 % 2010, bereinigte Teilnahmerate (nur tatsächlich eingeladene Personen berücksichtigt), populationsbezogenes Programm
C DeutschlandZI [28]
18,3 % der Männer, 20,1 % der Frauen
Kumulierte Teilnahme 2003–2010, nicht populationsbezogenes Programm
C Vorarlberg Österreich 24 % (3 % p.a.) Kumulierte Teilnahme über 8 Jahre zur Vergleichbarkeit mit deutschem Wert in Zeile darüber, nicht populationsbezogenes Programm
RCTs
gFOBT NLHol et al. [42]
49,5 % RCT in Vorbereitung auf organisiertes CRC-Screening Programm in den NL, populationsbezogene Randomisierung, erste Einladungsrunde
iFOBT NLHol et al. [42]
61,5 % RCT in Vorbereitung auf organisiertes CRC-Screening Programm in den NL, populationsbezogene Randomisierung, erste Einladungsrunde
iFOBT BelgienVan Hal et al. [46]
44,3 % RCT Pilotstudie für ev. organisiertes CRC-Screening Programm in Belgien, populationsbezogene Randomisierung, (Teilnahmerate 52,3 % bei Einladung per Post, 27,7 % bei Einladung über praktische Ärztin)
FS NLHol et al. [42]
32,4 % RCT in Vorbereitung auf organisiertes CRC-Screening Programm in den NL, populationsbezogene Randomisierung, erste Einladungsrunde
C NLStoop et al. [45]
22 % RCT in Vorbereitung auf organisiertes CRC-Screening Programm in den NL, populationsbezogene Randomisierung, erste Einladungsrunde
CT-C NLStoop et al. [45]
34 % RCT in Vorbereitung auf organisiertes CRC-Screening Programm in den NL, populationsbezogene Randomisierung, erste Einladungsrunde
C Koloskopie, CT-C virtuelle CT-Koloskopie, FS flexible Sigmoidoskopie, gFOBT guaiac fecal occult blood test, iFOBT immunochemical fecal occult blood test
Tab. 2 Real beobachtete Teilnahmeraten an CRC-Screening
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1 3 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie 413
Mindest-Koloskopie-Frequenzen und der vereinbarten Datenübermittlung. Weiters ist die Zertifizierungsstelle für Datenerhebung, Auswertung und Benchmarking zuständig. Derzeit nehmen 135 Ordinationen, 70 Kran-kenhäuser und 3 Ambulatorien (44 % der endoskopie-renden Stellen) freiwillig an dem Qualitätsprojekt teil. Das Qualitätsprojekt verfügt mittlerweile über eine Datenbank von 92.000 qualitätsgesicherten Screening-Koloskopien [20].
Nur im Burgenland wird – im Rahmen des Projekts „Burgenland gegen Dickdarmkrebs“ – seit 2006 bundes-landweit populationsbezogenes, organisiertes FOBT-
Screening angeboten. Dieses wird gemeinsam vom Amt der burgenländischen Landesregierung, von der burgen-ländischen Gebietskrankenkasse, der burgenländischen Ärztekammer und den Gemeinden getragen. Das Institut für Krebsforschung in Wien ist für die wissenschaftliche Begleitung zuständig. Die Gemeinden sind u. a. für das Austeilen und Einsammeln der FOBTs zuständig [21]. Im Jahr 2010 wurde von einem qualitativen iFOBT auf einen quantitativen iFOBT umgestiegen. Die Testauswertung erfolgt seither zentral und maschinell, und nicht mehr wie davor beim niedergelassenen Arzt dezentral, was zu konstant hoher Qualität der Auswertung führt.
Land First-line test Frequenz Alter der Zielgruppe Bemerkung
Organisierte populationsbezogene CRC-Screening Programme
Australien iFOBT 1x 50, 55, 65 Sobald eine Person das Zielalter (50, 55, 65) erreicht, wird ein FOBT-Kit zuge-sendet. Personen mit negativem FOBT-Resultat wird nahe gelegt, sich alle zwei Jahre erneut testen zu lassen. Dies ist jedoch nicht mehr Teil des Programms.
Burgenland (Bundesland in Österreich)
iFOBT Jährlich 40–80 Seit 2006 im gesamten Bundesland mit populationsbezogener Einladung
England gFOBT Alle 2 Jahre 60–69 Ausweitung der Zielgruppe auf 60–74 ist im Gang. Die Implementierung von fle-xibler Sigmoidoskopie als First-line Screening-Test (nur 1x, im Alter von 55) ist für die Zukunft angekündigt. Die Inanspruchnahme wird bis zum Alter von 59 möglich sein, danach wird, unabhängig davon, ob eine flexible Sigmoidoskopie durch-geführt wurde, weiterhin für 60–69 gFOBT alle zwei Jahre angeboten werden.
Finnland gFOBT Alle 2 Jahre 60–69 Organisiert auf Ebene der finnischen Munizipalitäten, 40 % der Zielbevölke-rung abgedeckt (2008).
Frankreich gFOBT Alle 2 Jahre 50–74
Kanada FOBT unterschiedlich je nach Provinz
50–74 Im Jahr 2010 hatten 10 Provinzen ein organisiertes Programm oder ein Pilotprogramm begonnen. FOBT steht im Vordergrund, es steht den Provinzen jedoch frei, andere First-line Screening-Tests zu wählen.
Irland iFOBT Alle 2 Jahre 55–74 Programmstart Ende 2012
Veneto (Region in Italien)
iFOBT Alle 2 Jahre 50–69 20 der 21 lokalen Gesundheitsdistrikte
FS 1x 60 1 der 21 lokalen Gesundheitsdistrikte FS mit 60 dann iFOBT alle 2 Jahre 61–69
Japan iFOBT Jährlich Ab 40
Neuseeland iFOBT Alle 2 Jahre 50–74 Pilotprogramm über vier Jahre im Waitemata Distrikt (Beginn Okt. 2011) als Entscheidungsgrundlage für oder gegen Einführung eines neuseelandweiten Screening-Programms.
Norwegen iFOBT, FS iFOBT: alle 2 Jahre FS: 1x
50–74 Innovatives Programm zur wissenschaftlichen Untersuchung der komparativen Effektivität beginnt 2012 populationsbezogen die norwegische Bevölkerung in vier Counties zu iFOBT- und zu FS-Screening zu randomisieren.
Schottland gFOBT Alle 2 Jahre 50–74
Slowenien iFOBT Alle 2 Jahre 50–69
Opportunistische nicht-populationsbezogene CRC-Screening Programme
Deutschland gFOBT Jährlich 50–54 Danach entweder …
gFOBT Alle 2 Jahre Ab 55 Oder …
C Alle 10 Jahre,max. 2x
Ab 55 Koloskopie: qualitätsgesichertes organisiertes opportunistisches Programm mit Fokus auf Monitoring und Evaluation
Polen C Alle 10 Jahre 50–65 (ab 40 bei familiärem Risiko)
Qualitätsgesichertes organisiertes opportunistisches Programm mit Fokus auf Monitoring und Evaluation
USA FOBT, FS, C Alle 1, 5, 10 Jahre
50–75 Es gibt in den USA kein organisiertes Kolorektalkrebs-Screening Programm. Guidelines und Medienkampagnen propagieren allerdings Kolorektalkrebs-Screening. Koloskopie ist als First-line Screening Test verbreitet.
Österreich gFOBT oder C gFOBT alle 1 oder 2 Jahre, C alle 10 Jahre
Ab 50 Koloskopie: qualitätsgesichertes organisiertes opportunistisches Programm nur im Bundesland Vorarlberg, im Rest Österreichs ist die freiwillige Teilnahme an einem Qualitätssicherungsprogramm („Gütesiegel ÖGGH“) optional
Tab. 3 Überblick Status CRC-Screening international. (Quelle: AIHW [8] Tabelle S 1.2 mit umfangreichen eigenen Hinzufügungen)
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1 3414 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie
Deutschland
Opportunistisches gFOBT-Screening begann in West-deutschland bereits 1977 [22–24]. Ostdeutschland wurde 1990 miteinbezogen [25]. Seit 2002 wurde ergänzend zu gFOBT ab dem 50. Lebensjahr – 50–54 jährlich, danach alle zwei Jahre – auch die Option der Screening-Kolosko-pie eingeführt: maximal zweimal eine Screening-Kolos-kopie, beginnend mit 55 und frühestens 10 Jahre später. Gleichzeitig wurde 2002 eine Qualitätssicherungsver-einbarung (Mindestfallzahlen, Zökumerreichungsrate, Hygieneüberprüfung, vollständige Dokumentation) als verpflichtend einzuhaltende Voraussetzung für die Remuneration getroffen [26]. Dies führte in der Folge zu einer drastischen Abnahme der Zahl von endoskopie-renden Praxen. Aus einer deutschen Region wird etwa berichtet, dass die Zahl endoskopierender Ärzte dort von 620 auf 240 zurückging [27]. Als besonders positiv an der deutschen Dokumentation wird der Fokus auf Tumor-Staging und auf den Zeitpunkt der Diagnose-stellung gewertet [24]. Deutschland verfügt nunmehr weltweit über die größte Datenbank von Screening-Ko-loskopien [27]. Das opportunistische Koloskopie-Scree-ning wird wissenschaftlich vom „Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland“ begleitet [28]. Dort werden auch die jährlichen Feedback Berichte zur Unterstützung beteiligter Praxen (ca. 1.750) bei der Selbstreflektion über die Qualität der Screening-Kolos-kopie erstellt. Parallel ergeht ein Bericht an die Kassen-ärztlichen Vereinigungen der 17 Bundesländer [29]. Die Feedback Berichte zeigen möglichen Optimierungsbe-darf auf und ermöglichen den teilnehmenden Ärzten die eigene Qualität im Vergleich mit anderen zu beurteilen. Die Qualitätssicherung beinhaltet auch unangemeldete Besuche von beauftragten Hygieneinstituten in den Pra-xen vor Ort. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Qualitätssicherung ist die intensive Aufklärung poten-zieller Teilnehmer am Screening, in deren Rahmen harte Fakten wie Komplikationsraten kommuniziert werden. Die qualitätssichernde Begleitung des Screenings in Deutschland ist personalintensiv, an ihr arbeiten paral-lel zu anderen Aufgaben 150 Mitarbeiter [29]. Im Rah-men der Erarbeitung eines Nationalen Krebsplans für Deutschland beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe mit der Weiterentwicklung der Darmkrebsfrüherkennung und formulierte dazu ein Zielepapier [23]. Dieses Papier mündet in das Gesamtziel einer flächendeckenden Ein-führung eines organisierten, bevölkerungsbezogenen Darmkrebsfrüherkennungsverfahren spätestens im Jahr 2015.
Norwegen
Norwegen legt bei der Einführung von CRC-Screening großen Wert auf das Generieren von Evidenz [3]. 2012 begann ein populationsbezogenes organisiertes Scree-ning-Programm mit einem Pilotprojekt in drei norwegi-schen Counties, bei dem das norwegische Krebsregister
eine wichtige Rolle spielt [30, 31]. Das Programm unter-sucht die komparative Effektivität der beiden Scree-ning-Strategien, für die Nachweise aus randomisierten kontrollierten Studien vorliegen: FOBT und flexible Sig-moidoskopie. Die Hälfte der 50–74 jährigen Bevölkerung wird zum zweijährigen Screening mit iFOBT eingeladen, die andere Hälfte zum einmaligen CRC-Screening mit flexibler Sigmoidoskopie. Primärer Endpunkt wird in zehn Jahren die CRC-spezifische Mortalität sein. Paral-lel dazu werden in randomisierter Form verschiedene Einladungsstrategien, unterschiedliche Darmvorberei-tungsregime vor der Endoskopie, die Auswirkungen des Programms auf den Lebensstil und die durch das Pro-gramm ausgelösten Ängste und Befürchtungen (engl.: anxiety) untersucht. Somit werden über den Vergleich der Effektivität hinaus Daten zur geeigneten Test-Stra-tegie ebenso geliefert, wie Daten zu unintendierten Programmeffekten (etwa Überdiagnose und Komplika-tionen) und Daten zu Kosten. Die wissenschaftlich eva-luative Ausrichtung des Programms verteuert die Kosten im Verhältnis zu einem konventionellen Screening kaum [3]. Ein mögliches norwegenweites CRC-Screening würde à priori nicht als statisch angelegt sein, sondern wäre in einen Prozess kontinuierlichen Monitorings und laufender Optimierung eingebunden [30]. An der Univer-sität von Oslo wurde eine „Schule für Gastroendoskopie“ eingerichtet. In den drei Counties des Pilotprojekts wur-den zusätzliche Stellen für Gastroenterologen geschaffen [30].
Norwegen blickt auf eine längere Tradition der Evi-denzgenerierung für CRC-Screening zurück. Bereits 1983 wurde die (kleine) „Telemark Polyp Study“ [32] (RCT) begonnen, die die Wirkung von Polypektomie in einem populationsbezogenen Screening-Programm auf die Inzidenz von CRC untersucht. 1999 wurde die (große) „Norwegian Colorectal Cancer Prevention NORCCAP“ Studie [33] (RCT) begonnen. Sie untersucht in einem populationsbezogenen Screening-Setting die Wirkung von flexibler Sigmoidoskopie (mit und ohne FOBT) im Vergleich zu keinem Screening. 2009 wurde die „Nordic-European Initiative on Colorectal Cancer NordICC“ [34] (RCT) gestartet, eine große populations-bezogene Screening-Studie die Koloskopie versus kein Screening vergleicht. Norwegische RCTs und Pilotpro-jekte zu CRC-Screening sollen dezidiert auch der gast-roenterologischen Regelversorgung zu Gute kommen. Ein Beispiel ist das im Rahmen der NORCCAP-Studie entstandene „Gastronet Projekt“, das sich aus einem Qualitätsnetzwerk von Koloskopie-Zentren zur Quali-tätssicherung von Screening-Koloskopien entwickelte [35]. Dabei handelt es sich um eine für jeden einzelnen Untersucher freiwillige Qualitätssicherungsinitiative mit kontinuierlichem anonymisiertem Feedback. Die Initiative fand bei technischen Prozessen (etwa Seda-tion, Insufflation mit CO2
) große Unterschiede zwi-schen den Zentren, die auf starke lokale Traditionen und langsame Adaption auch kostengünstiger Innova-tionen deuten. Zentralisiertes und systematisches Trai-ning von Untersuchern wird daher ebenso empfohlen,
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1 3 Internationaler Status Dickdarmkrebs-Screening und Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie 415
wie die Entwicklung von Qualitätsstandards für die Koloskopie-Ausbildung.
Qualitätssicherung der Screening-Koloskopie
Die laufende Messung der Qualität der Endoskopie und das laufende Bemühen um Qualitätsverbesserung bei der Koloskopie ist für die Effektivität von CRC-Scree-ning-Programmen unerlässlich [22]. Die Effektivität von Koloskopie im Screening wird wesentlich durch Faktoren beeinflusst, die den einzelnen Endoskopiker betreffen: Können, Erfahrung, Aufmerksamkeit, Motivation etc.. Das legt untersucherorientierte Programme zur Quali-tätssicherung nahe. Derzeit ist der stärkste verfügbare Qualitäts-Proxy-Indikator für die protektive Wirkung von Koloskopie gegen CRC die Adenomentdeckungsrate [36, 37]. Diese bei den einzelnen Untersuchern zu erhö-hen ist allerdings schwierig. Eine Übersichtsarbeit dazu findet fast keine Interventionen, denen dies nachweis-lich gelungen wäre [38 zitiert in 36]. Wenn die Rate der Adenomentdeckung nicht dokumentiert werden kann, so ist die Dauer der Rückzugszeit des Endoskops, wäh-rend der die Untersuchung des Darms erfolgt, ein guter, wenn auch suboptimaler, Proxy-Qualitätsindikator [15]. Ein weiterer Proxy-Indikator ist die Erreichung des Zökums als Nachweis einer vollständigen Koloskopie. Komplikationsraten (Perforation, Blutung, sonstige), die kumulierte Erfahrung des Endoskopikers und die laufende Routine bei endoskopischen Untersuchungen sind weitere in der Praxis zur Anwendung kommende Proxy-Qualitätsindikatoren. Auch die Rate an Polypen-resektion – in diesen Fällen ist keine Überweisung und keine weitere Koloskopie oder Operation notwendig – und die Rate der für die histologische Untersuchung geborgenen Polypen kommen als Proxy-Qualitätsindi-katoren zum Einsatz. Der Hygiene (Reinigung des Endo-skops und des Zubehörs) kommt große Bedeutung zu. Mängel in diesem Bereich sind in den USA jüngst durch die Massenmedien gegangen [36]. Zur Qualitätssiche-rung zählen weiters die adäquate Dokumentation, die adäquate Darmvorbereitung, das Risikomanagement bezüglich möglicher Komplikationen und der zeitge-rechte Informationstransfer an die untersuchte Person und an behandelnde Ärzte. Zusätzlich ist die Erhebung der Perspektive der Untersuchten, etwa über Frage-bogen, für die Messung der Qualität der Koloskopie unerlässlich [36].
In Tab. 4 sind die Empfehlungen zu den oben beschriebenen Qualitätsindikatoren folgender acht Ins-titutionen angeführt: Europäische Guidelines, European Society of Gastrointestinal Endoscopy ESGE, Spanische Gastroenterologische Fachgesellschaft SEED, National Health Service Bowel Cancer Screening Programme für England, National Institute for Public Health and the Environment für das zukünftige Niederländische CRC-Screening Programm, Qualitätssicherung deutsches opportunistisches Koloskopie-Screening, Österreichi-sche Ärztekammer in Anlehnung an Österreichische
Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie ÖGGH, ÖGGH – Zertifizierung Qualitätssiegel. Die acht hier dargestellten Indikator-Kataloge unterscheiden sich sowohl im Umfang der enthaltenen Indikatoren als auch in der Ausformulierung der Zielwerte. Die Indikatoren des englischen und des zukünftigen niederländischen Screening-Programms sind generell am umfassends-ten und strengsten, die Indikatoren aus Österreich und Deutschland weniger. Die Europäischen Guidelines enthalten zu vielen Indikatoren keine Angabe eines Zielwertes, ebenso verhält es sich mit den Indikato-ren der Europäischen Fachgesellschaft ESGE. Die in Tab. 4 zusammengestellten Indikatoren sind Kernindi-katoren, repräsentieren also nur einen Ausschnitt der ergebnisrelevanten Qualitätssicherungsbereiche in der Screening-Koloskopie.
Diskussion
Es ist aus derzeitiger Sicht nicht unplausibel anzuneh-men, dass sich die Risikoreduktion in der Praxis eines Screening-Programms bei allen First-Line Screening Tests (FOBT, flexible Sigmoidoskopie, Koloskopie) im selben Bereich bewegen wird, wobei randomisiert kon-trollierte Studien zur Koloskopie noch ausstehen. In diesem Licht kommen der Qualitätssicherung v. a. der untersucherabhängigen endoskopischen Verfahren und der Teilnahmerate zentrale Bedeutung für das zu erwar-tende populationsbezogene Nutzen-/Risiko-Verhält-nis von CRC-Screening zu. Die relative Bedeutung der einzelnen Qualitätsdimensionen und -kriterien für die Qualität der Screening-Koloskopie ist noch offen. Beim Verständnis von Ursachen für unterschiedliche Quali-tätsausprägungen in der Screening-Koloskopie steht man erst am Anfang. Relevante Qualitätsdimensionen und -kriterien können nur abgedeckt werden, so die medizinische Befunddokumentation die notwendige Datengrundlage liefert. Eine wissenschaftlich begleitete Fortentwicklung von Qualitätsmaßnahmen ist eine wich-tige Voraussetzung für die Qualität von CRC-Screening [29]. Tendenziell sind die real beobachteten Teilnahme-raten für FOBTs höher als für flexible Sigmoidoskopie und Koloskopie.
Eine Limitation bei der Darstellung und Beurteilung von existierender Screening-Praxis ist der Mangel an Publikationen dazu. Erfahrungswissen konnte inso-fern nicht systematisch dargestellt werden und ist nur inkludiert, soweit veröffentlicht oder den Autoren leicht zugänglich. Norwegen setzt bei der Einführung von CRC-Screening auf eingebaute komparative Effektivi-tätsforschung, aus der dann sämtliche Länder Schlüsse ziehen werden können. Eine Anregung aus dem deut-schen Screening lässt sich für Österreich jedenfalls ableiten: Verpflichtende und systematische Quali-tätssicherung ist auch im Rahmen opportunistischen CRC-Screenings in einem Sozialversicherungssystem möglich.
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Interessenkonflikt Es besteht kein Interessenkonflikt.
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