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DAS IT-MAGAZIN VON FERCHAU ENGINEERING <22> DER STOFF, AUS DEM DIE TRäUME SIND // Seltene Erden und die Suche nach Alternativen <31> WENIGER VILLA HüGEL UND MEHR SILICON VALLEY // Verliert die deutsche Hightech-Industrie den Anschluss? < atFERCHAU #10 > <06> < VOM KONTROLLEUR ZUM COACH > Projektmanager üben sich im Loslassen WAS FüR EIN PROJEKTTYP SIND SIE?

IT Magazin atFERCHAU 2013/01

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Page 1: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

D a s I T - M a g a z I n v o n f e r c h a u e n g I n e e r I n g

<22> Der sToff, aus DeM DIe TräuMe sInD // Seltene Erden und die Suche nach Alternativen <31> WenIger vIlla hügel unD Mehr sIlIcon valley // Verliert die deutsche Hightech-Industrie den Anschluss?

<atFERCHAU #10>

<06>

< voM KonTrolleur zuM coach > Projektmanager üben sich im Loslassen

Was für eIn ProjeKTTyP sInD sIe?

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®

Old School und neue Medien – zwei, die

zusammengehören.

impressum

ihre abkürzung zu ferchau

atferchau ausgabe 01 | 2013 auflage: 70.000 4. jahrgang

Herausgeber

ferchau engineering gmbh steinmüllerallee 2 51643 gummersbach fon +49 2261 3006-0 fax +49 2261 3006-99 [email protected] ferchau.de

CHefredaktion (V. i. s. d. P.)

Martina gebhardt

redaktionsteam

Dirk cornelius Melanie esser Kerstin Kraft Patrick Mytanz Dietmar schönherr christoph sedlmeir

gestaltung

Matthias Müller fon +49 211 63559150 grafish.de redaktion extern Bernd seidel fon +49 89 23230703 seidelfriends.de

druCk

gronenberg Druck & Medien 51674 Wiehl fon +49 2261 9683-0

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Bereitstellung von IT-Leistungen und die Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern haben einiges gemeinsam: Beides wird momentan massiv standardisiert. Doch das hat Grenzen.

Mit Cloud-Computing haben IT-Marketing- strategen das Outsourcing konsequent weiterent-wickelt und ein Beschaffungsmodell für IT-Services und Systemressourcen geschaffen. Neben einer Reihe von anderen Vor-teilen wie schnelle Ver-fügbarkeit und Flexibilität sollen damit vor allem die Kosten sinken und Ausga-ben variabler und trans-parenter werden. Der Ab-nehmer bezieht und zahlt Leistungen nur noch nach Bedarf.

Aus der Wolke kom-men die Leistungen – nutzungsgerecht direkt in die IT-Abteilungen oder in Fachbereiche, die ihre ganz spezifischen An-forderungen damit um-setzen. Bestellt wird im Idealfall bequem per App Store, und bei Nichtbe-darf genügt eine E-Mail, damit der Service wieder abgeschaltet wird.

Doch Wolken-Computing hat Haken und Ösen: Abgesehen von Aspekten wie Sicherheit und Datenschutz, welche die Euphorie bremsen, ist vor allem die Passgenauigkeit oft nicht gegeben. Denn die Lösungen decken weitgehend Standardanfor-derungen ab. 80 Prozent Deckungsgrad müssen reichen – bei Anpassung wird es schnell teuer und langatmig.

Auch im Umfeld von Recruitment setzen sich zunehmend Standardisierungen durch – die Suche per Personalbörse im Internet oder Job App nimmt zu. Social Media forciert diesen Trend. Natürlich ist die-ser Gedanke nicht uncharmant, aber auch hier gibt es nach unserem Verständnis Grenzen: Denn Stan-dardleistungen sind oft nicht ausreichend. 80 Prozent Passgenauigkeit sind zu wenig, wenn es um unter-

nehmenskritische Projekte geht, für die Spezialisten rar gesät sind. Und wie will ein Personalverantwort-licher feststellen, ob die soziale Kompetenz und die Chemie stimmen? Sich al-lein anhand digitaler Infor-mationen ein schlüssiges Bild zu verschaffen, dürfte unmöglich sein.

Selbstverständlich nutzen wir bei FERCHAU alle digitalen Kommunika-tionswege zu Bewerbern, Mitarbeitern und Kunden. Doch setzen wir auch im Zeitalter von Cloud-Recrui-ting nach wie vor auf unse-re traditionellen Stärken: ein weitverzweigtes Nie-derlassungsnetz mit IT- Consultants, IT-Vertrieb

und Recruitment, um nah dran zu sein. Intensive Ge-spräche und persönliche Kontakte sind immer noch der Kern für die Rekrutierung, damit wir unseren Kunden die optimalen Spezialisten für ihre Projek-te vermitteln. Klingt wie Old School? Wir freuen uns darauf, Ihnen zu beweisen, dass der FERCHAU-Weg das Beste aus beiden Welten zusammenbringt. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

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Grundstoffe für HiGHtecH-ProdukteSeltene Erden sind heiß begehrt – und wenige Länder halten den Daumen drauf.

coacHinG für aGile teams Bei Seven2one holt ein FERCHAU-Coach die Entwickler aus der Comfort-Zone.

roboter: die stummen Helden der arbeitEin FERCHAU-IT-Consultant entwickelt bei KUKA die neue Generation der Robotersteuerung.

atmosPHäre Per knoPfdruckSteuerungstechnik von SALZBRENNER sorgt auf den Bühnen dieser Welt für die passende Stimmung.

scrum-team in PokerlauneDie Karlsruher CodeWrights GmbH greift auf das Know-how von FERCHAU zurück.

Projektmanagement 2.0Starre hierarchische Projektstrukturen haben ihr Verfallsdatum erreicht.

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ecHtzeit ist die scHönste zeitIn-Memory-Speichertechnologie soll die Herausforderung durch große Daten-bestände lösen.

fraGen sie iHren auto- Händler – oder GooGleDer Suchmaschinenspezialist treibt Automotive-Hersteller in Sachen autonomes Fahren vor sich her.

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im auftraG iHrer majestätAgentenbasierte Programmierung und Konzepte der künstlichen Intelligenz beflügeln die Softwareentwicklung.

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troja 2.0Wie ein junger Hacker zur Elite der Industriespione aufsteigt und sich Zugang zu sensiblen Daten verschafft.

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lebst du nocH oder Postest du scHon?Welches Social-Media-Tool zu dir passt.

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Wer den scHnellsten HatIn der Champions League der Supercom-puter hat »Sequoia« von IBM die Nase vorn.

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stoff für HigHteCH-träumeSeltene Erden sind ein essentieller Baustein für unsere Zukunft.

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fercHau freelanceSchnell und flexibel auf Projekt- anfragen und -anforderungen reagieren.

Hannover messe 2013

cebit 2013

GeWinnsPiel

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Verliert die deutsCHe HigHteCH-industrie den ansCHluss?»Weniger Villa Hügel und mehr Silicon Valley« rät Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer der deutschen Industrie, um international Anschluss zu halten.

fercHau job aPP

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D A S I T - M A G A Z I N V O N F E R C H A U E N G I N E E R I N G

<atFERCHAU #10>

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CHINA

reserveNreserveN

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AbbAu Im jAHr 2011AbbAu Im jAHr 2011

AbbAu Im jAHr 2011 AbbAu Im jAHr 2011

AbbAu Im jAHr 2011AbbAu Im jAHr 2011

130.00055.000.000

usA

013.000.000

AustrAlIeN

01.600.000

INdIeN

2.8003.100.000

brAsIlIeN

55048.000

mAlAysIA

3030.000

Jedes Jahr geben deutsche Unternehmen

Euro für Rohstoffimporte aus. Quelle: dpa

Quelle: US Geological Survey(usgs.gov)

Quelle: Lynas

110 mIllIArdeN

selteNe erdeN

I. Quartal II. Quartal III. Quartal2007 2008 2009 2010 2010 2010

11,59 14,87 10,32 13,13 16,02 59,77

preIseNtwICkluNg selteNer erdeN In US-Dollar je Kilogramm, weltweit

AbbAu uNd reserveN selteNer erdeN In Tonnen

Seltene Erden sind metallische Grundstoffe. Zu ihnen gehören die chemischen Elemente der 3. Gruppe des Periodensystems, die insgesamt 17 Elemente umfasst. Darunter Scandium, Neodym, Yttrium und Lanthan. Sie haben nicht nur außergewöhnliche Namen, sondern auch Eigenschaften, die in vielen Schlüsseltechnologien eine wichtige Rolle spielen. Die Bandbreite ihrer Verwen-dung reicht von Batterien über Mobiltelefone,

Laser, Flachbildschirme bis hin zu Luft-waffensystemen. Auch für die Herstellung von Hybrid-Fahrzeugen sind die Rohstoffe unverzichtbar. Ungeachtet ihres Namens sind seltene Erden reichlich vorhanden, jedoch meist in zu geringen Konzentrationen, um wirtschaftlich abbaubar zu sein. Das treibt die Preise langfristig in die Höhe. Die zeitliche Reichweite der weltweiten Vorkommen wird auf rund 700 Jahre geschätzt.

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Lieber agil als autoritär

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DER KONTROLLEUR WIRD

ZUM COACH

Agile Methoden machen Komplexität beherrschbar

Allmählich vollzieht sich ein Umbruch bei Organisation, Steuerung und Kommunikation in Teams.

Es geht um die Frage, für welche Aufgaben man noch einen Projektleiter braucht.

Aufgrund der vorliegenden erkennt-nisse und fakten wird eine Weiter-führung des Projekts heute als zu risikobehaftet beurteilt, weshalb sich ein Projektabbruch aufdrängt.« nach sieben jahren laufzeit zog

das finanzministerium der schweiz im september einen schlussstrich unter »insieme« – italienisch für »zusammen«. mit dem Großprojekt sollten die alten it-systeme der eidgenössischen steuerverwal-tung (estv) zusammengeführt und erneuert werden. mindestens 100 millionen franken, umgerechnet 83 millionen euro, wurden für das vorhaben aufge-wendet, spitzenbeamte mussten zurücktreten. mangelhafte absprachen beziehungsweise schlecht definierte anforderungen hätten dazu geführt, dass die softwareentwickler einfach machten, »was sie für richtig hielten«, berichtete die »berner zeitung«.

Gescheiterte Projekte finden sich – nicht nur in der it – zuhauf. mal ist es ein brandschutzkonzept für ein großes bauwerk, mal der orchestersaal auf einem Hafenspeicher, schließlich eine Gesundheits-karte, die verspätet und ohne neue funktionen fertig- gestellt wird. ungewöhnlich ist das nicht: »von den drei Projektdimensionen zeit, budget und nutzen läuft fast immer eine aus dem ruder«, erklärt jutta eckstein, die sich als Projektmanagerin, coach und beraterin in der it-branche einen namen

gemacht hat. der Haken: manche Projekte könnten sehr erfolgreich sein, selbst wenn sie das budget oder den zeitplan sprengen. »dumm ist nur«, sagt eckstein, »wenn man das falsche entwickelt.« eine präzise definition des ziels im vorfeld sei jedoch kaum möglich und stimme fast nie mit dem ergebnis überein, so eckstein.

die Projektleiterin beruft sich nicht nur auf ihre erfahrungen, sondern auch auf Publikationen von daniel kahneman. der Psychologe und träger des Wirtschaftsnobelpreises hat in mehreren studien nachgewiesen, dass man die entwicklung komplexer Projekte nicht vorhersagen könne. sein bekannter

»Planungsfehlschluss« beschreibt die tendenz von menschen und organisationen, die dauer, die kosten und die risiken zur vollendung einer aufgabe zu unterschätzen und im Gegenzug den künftigen nutzen zu überschätzen. »Wir müssen das akzeptie- ren und endlich damit umgehen«, fordert eckstein.

auch eckhart Hanser hat seine erfahrun-gen mit it-Projekten gesammelt – in der industrie und als Professor an der dualen Hochschule ↘

Es geht zurück zu den Wurzeln der Kommunikation – von Angesicht zu Angesicht

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baden-Württemberg (dHbW) in lörrach. »das Problem der sich im verlauf des Projekts verän-dernden ziele bekommt man auch nicht mit einer vollumfänglichen spezifikation in den Griff«, sagt der Wissenschaftler. schließlich müsse die Projektleitung permanent auf marktanforderungen und geänderte rahmenbedingungen reagieren, um Prioritäten neu zu setzen. »den zwischenzeitlich fehlinvestierten aufwand für entwicklung und dokumentation kann man abschreiben«, so Hanser, der zudem sprecher der fachgruppe für vorgehensmodelle in der Gesell-schaft für informatik (Gi) ist. die zügel anzuziehen, um den erfolg zu erzwingen, sei dabei nicht der richtige Weg: »beim v-modell mit über 100 dokumententypen gibt es ohnehin nicht mehr viele freiheiten, die man einschränken kann.«

ein lösungsansatz verfolgt den umgekehrten Weg: »Weniger dokumentation, mehr kommunikati-on.« nicht nur der Wissenschaftler Hanser, geprägt durch »schwergewichtige vorgehensmodelle aus der Pharmaindustrie«, hat mit der agilen entwicklung eine alternative gefunden, die in vielen anwendungs-fällen vorteile verspricht. inzwischen wird ein viertel aller softwareprojekte im deutschsprachigen raum nach agilen methoden umgesetzt, hat die umfrage

»softwaretest in der Praxis« aus dem jahr 2011 ergeben. davon basiert wiederum mit 57 Prozent die mehrheit auf scrum. daneben spielen eigene bezie-hungsweise angepasste modelle sowie feature- driven development (fdd), eXtreme Programming (XP), kanban oder crystal eine rolle in der agilen entwicklung.

»der starre, hierarchische ansatz verliert sich immer mehr«, berichtet Hanser aus der Praxis, »auch in kritischen branchen.« der einsatz agiler methoden beeinflusst in erster linie struktur und kommunikation des teams. so verteilen sich die aufgaben des Projektleiters bei scrum auf den

Product owner, den scrummaster und die entwick-ler. »die mitarbeiter sollen sich als team verstehen und gemeinsam vorgehen«, sagt Hanser. rollen vermischen sich, früher getrennte disziplinen wie Projektmanagement, Qualitätssicherung und die eigentliche systementwicklung wachsen zusammen. der kontrolleur entwickelt sich zum coach.

»Führung durch Autorität und Hierarchie ist auf dem Rückzug«

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mit der schriftlich geprägten kommunikation entlang traditioneller Hierarchieebenen lässt sich der agile ansatz jedoch nicht wirklich vereinen. »osmo-tische kommunikation« fordert Hanser, der sich dabei auf den agil-Pionier kent beck bezieht: »man bekommt viele wichtige informationen nebenbei mit, wenn man im gleichen raum sitzt.« und während früher eine kleine spezifikation auf vier seiten schriftlich definiert wurde, reichen dafür in der agilen methode häufig drei Halbsätze. die details klären sich im Gespräch.

es geht zurück zu den Wurzeln der kommunika-tion – von angesicht zu angesicht, an einer tafel mit stiften und klebezetteln, in der kantine, am kaffeeau-tomaten. »die nähe ist entscheidend, um die ›collec-tive code ownership‹, also die gemeinsame verant-wortung für das Ganze, zu gewährleisten«, sagt Hanser. Wenn er selbst bei offener tür zwei räume vom team entfernt sitzt, spreche ihn kein student mehr direkt an – »das ist nicht mehr osmotisch«. auch jutta eckstein findet die gemeinsame team-kommunikation vor dem Whiteboard ideal, um zu visualisieren und transparenz zu erzeugen. Werkzeuge allein reichten aber nicht aus, sagt sie: »kommunikation funktioniert nur, wenn eine qualitativ gute beziehung zwischen den team-mitgliedern aufgebaut wurde.« im beruflichen kontext müsse allerdings davon ausgegangen werden, dass die beziehung nicht immer gut ist: »Wenn ich keine arbeit reinstecke, werden die meisten beziehun-gen auch nicht weiterleben.«

arbeit bedeutet auch die rolle des coachs, der das team im idealfall von außen beobachtet und dessen kompetenzen über erfolg und misserfolg des Projekts entscheiden. bei aufkommenden schwierigkeiten, in konflikten und durch eine gute Perspektive kann er frühzeitig gegenlenken und verhindern, dass sich das team in eine comfort-zone zurückzieht oder ausein-anderdriftet. dafür hat der scrummaster neben der kommunikation die aufgabe, sich als coach nicht ins tagesgeschäft hineinziehen zu lassen und selbst mitzu-

entwickeln. zudem steuert er die natürliche und positive spannung zwischen Product owner (nachfrageseite) und dem team (angebotsseite). Hier stehen sich einer-seits kosten und Geschwindigkeit, andererseits nach-haltigkeit und Qualitätsanspruch gegenüber.

jutta eckstein, die agile methoden als »kultur, Wertesystem und Haltung« bezeichnet, hofft, dass moderne ansätze allmählich alte strukturen aufbre-chen: »der management-führungsstil sollte auf dem Grundvertrauen basieren, dass ein team komple-xe aufgaben lösen kann.« dies sei produktiver als der tayloristische ansatz mit strikter arbeitsteilung. Gelinge dies und werde eine team-beziehung aufge-baut, »wird das Projekt kaum an einer technologischen aufgabe scheitern«. auch der lörracher Professor Hanser begrüßt die strukturellen veränderungen in den organisationen: »der Projektleiter wird zum diener des Projekts, der die Hindernisse beiseite- räumt.« führung durch autorität und Hierarchie sei auf dem rückzug, »sozietäre autorität« durch die rich-tige zusammensetzung des teams setze sich durch, prognostiziert Hanser. //

Warum IT-Projekte scheitern; Studie der Universität Oxford: bit.ly/npha4t

Ergebnisse der Softwaretest-Umfrage:softwaretest-umfrage.de

Manifest für agile Software-Entwicklung: agilemanifesto.org/iso/de

Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: gpm-ipma.de

Blog von Agil-Pionier Kent Beck:threeriversinstitute.org/blog

Die Mitarbeiter sollen sich als Team verstehen und

gemeinsam vorgehen

mehr informationen

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RAUS AUS DER COMFORT-ZONE

Seven2one: Coaching für agile Teams

FERCHAU-IT-Consultant Heiko Stapf hat für die Firma Seven2one ein Softwareprojekt

umgesetzt und das Entwicklungsteam als Coach in der agilen Methode Scrum

vorangebracht.

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Natürlich fällt das ei-nem externen Berater leichter«, sagt Heiko Stapf, ScrumMaster von FERCHAU Karls- ruhe, »denn von ei-

ner neutralen Position aus kann ich die Blockaden visualisieren und transparent machen.« Mitarbeiter im Tagesgeschäft hätten selten Zeit für strategische Ent-wicklungen – der nächste Kunde und das nächste dringende Projekt verhindern, dass langfristig wichtige Aufgaben ange-gangen werden, so Stapf.

Der Experte übernimmt operative Aufträge für FERCHAU Karlsruhe, in denen er seine Erfahrung als Projekt-leiter und Scrum-Coach zur Geltung bringen kann. Bei Seven2one, einem Softwareunternehmen aus Karlsruhe, sollte ein neues Release der zentralen Software »Mesap« in der agilen Methode Scrum entwickelt werden. Die Software führt technische, betriebs-, marktwirt-schaftliche sowie fundamentale Daten zusammen und fungiert als zentrale Datendrehscheibe für Analyse, Reporting, Controlling und Planung in der Energie-wirtschaft. Mit Mesap strukturieren und automatisieren Energiehandelsunterneh-men, Energieerzeuger und Kraftwerks-betreiber ihre Informationsflüsse und machen Analyse, Auswertung sowie Distribution ihrer Daten effizienter.

Das zentrale Projekt sah vor, erinnert sich Stapf, in einem ersten Schritt die Prozesse bei Seven2one zu analysieren. Ziel war es, Scrum intensiver und besser als bislang zu nutzen. »Gefragt war ein stärkerer Antrieb aus der Entwicklung, das Team sollte eigenständiger werden.« Mit dieser zusätzlichen Dynamik wurde das Großprojekt einer neuen Software-version gestemmt – »bislang hatte das Tagesgeschäft alle diesbezüglichen Akti-vitäten der Entwickler überschrieben«, erinnert sich Stapf. »Als Erstes mussten wir uns einen Freiraum schaffen und die verfügbare Zeit auf die Weiterentwicklung

des Projekts und auf die Anforderungen im Tagesgeschäft aufteilen.«

Das Scrum-Coaching leistete Stapf parallel zum Entwicklungsprojekt über zwei Jahre bis zum Herbst 2012. Die besondere Note: Von den insgesamt sieben Team-Mitgliedern kamen zwei Entwickler aus Partnerunternehmen, die Seven2one seit der Gründung verbunden

waren. Weil das Projekt mit reinem Scrum nicht funktioniert hätte, hat Stapf pragma-tisch einige Wasserfall-Vorgehensweisen eingebaut.

So konnte einerseits die Plattform Mesap 5 fertiggestellt werden, wobei alle Zielvorgaben des Managements erreicht wurden. Dazu zählten etwa eine Beschleunigung um den Faktor zehn und mehr, Zukunftsfähigkeit, Benutzer-freundlichkeit und Erweiterbarkeit der Software sowie eine sanfte Migration, bei der keine Funktion verlorengehen durfte. Andererseits brachte Scrum-Ex-perte Stapf das agile Vorgehensmodell im Unternehmen entscheidend voran. Heute gibt es bei Seven2one ein Team, das sehr gut mit Scrum arbeiten kann, während die zwei externen Entwickler eng damit verbunden sind. »Die Planung ist an Scrum orientiert«, berichtet Stapf, »und in der Umsetzung handelt es sich um ein Hybrid-Team.«

Stapf selbst hat nach dem erfolg-reichen Projekt seine Rolle als Product Owner von Mesap 5 abgegeben, um sich ganz auf das Scrum-Coaching bei Seven2one zu konzentrieren. Jetzt trai-niert er die Projektleiterin zur »Product Ownerin« und analysiert in regelmä-ßigen Intervallen, ob sich das Team in die ›Comfort-Zone‹ zurückgezogen hat: »Die IT befindet sich in einem kontinu-ierlichen Veränderungsprozess, und kein Zustand hat ewig Bestand.«

Schwerpunkt seien auch hier die Visualisierung und die inkrementelle Arbeitsweise. Als konkretes Beispiel nennt der Coach die Roadmap und die

Frage, wie lange im Voraus und auf welcher Detailebene eine sinnvolle Pla- nung möglich ist, ohne dabei Zeit zu verschwenden oder unflexibel zu werden. »Das Problem ist diffizil, denn das Bedürfnis nach langfristiger Planungs-sicherheit steht in einem Spannungsfeld mit der hohen Komplexität und Flexibili-tät des Softwaremarkts sowie der damit verbundenen Unsicherheit.«

Die Lösungsfindung bleibt jedoch zu einem großen Teil Aufgabe der Coachs. »Ist das Problem erst einmal visuali-siert, fällt das aber in der Regel nicht mehr schwer«, sagt Stapf. Dabei ist ihm für seine Rolle bewusst: Weniger ist manchmal mehr: »Nur wenn man dem Team den nötigen Raum zur Entwick-lung gibt, kann es auch gute Software entwickeln.« //

methoden & tools

Für die Entwicklung der Plattform Mesap 5 werden bei Seven2one folgende Tools eingesetzt:Entwicklungsumgebung: Microsoft .NETDatenbanken: Oracle und MS SQL ServerInfrastruktur: Jira (Project-, Bug- und Issue- Tracker), FinalBuilder (Build-, Test- und Release-Prozess)

mehr informationen

kerstin kraftStellvertretende Niederlassungsleiterin FERCHAU Karlsruhe

[email protected]

ferchau.de/go/karlsruhe

Seven2one Informationssysteme GmbH mit Sitz in der Technologieregion Karlsruhe wurde 2001 als Spin-off des Instituts für Energiewirtschaft der Universität Stuttgart gegründet. Das Unternehmen bietet auto-matisiertes und zentrales Management von Markt-, Fundamental-, und Erzeugungsdaten für Energiehandelsunternehmen, Energie-erzeuger und Netzbetreiber in Europa.

über seven2one

Wie bringt man Agilität und Planungssicherheit unter einen Hut?

Ein stärkerer Antrieb aus der Entwicklung war gefragt

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User-Interface-Entwicklung bei KUKA

ROBOTER EROBERN FABRIK

UND KINOGeschwindigkeit, Flexibilität, Einfachheit und Sicherheit sind Eckpfeiler

erfolgreicher Automatisierungslösungen. Ganz besonders gilt das für Industrieroboter von KUKA. Alexander Dick, IT-Consultant bei FERCHAU

Augsburg, entwickelt die neue Generation der Robotersteuerung. Ganz im Trend: für ein Touchpad.

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I ch bin mit Microsoft. NET aufgewachsen«, lautet die klare Ansage von Alexan-der Dick, IT-Consultant von FERCHAU Augsburg. Software entwickeln, die

komplexe Vorgänge steuert und den Be-dienern das Maximum an Komfort bietet; Programme testen und letztlich sehen, was die Software bewegt – hier ist der Di-plominformatiker in seinem Element.

Seine fundierten Kenntnisse in der Microsoft-Entwicklungsumgebung spielt Dick bei der KUKA Roboter GmbH aus. Das Unternehmen ist einer der führenden Anbieter von Industrierobotern weltweit. Die orangefarbenen Maschinen haben es sogar schon als »Darsteller« bis ins Kino geschafft: Im James-Bond-Epos »Stirb an einem anderen Tag« bringen auf Schienen verfahrbare KUKA-Laser-strahlroboter die Schauspielerin Halle Berry in Bedrängnis.

Ganz gleich, ob sechs Kilo oder 1,5 Tonnen Traglast, die entscheidenden Kriterien für den Einsatz von Industriero-botern sind Zuverlässigkeit, Sicherheit in

jeder Situation und einfache Bedienbar-keit. Die Hauptaufgabe von Dick besteht darin, die auf einer Robotersteuerung laufende Grundsystem-Software über ein innovatives User-Interface (UI), bei KUKA intern als »SmartHMI« bezeichnet, komfortabel bedienbar zu machen.

Nach dem Motto: »Programmieren war gestern« können User künftig Ver-fahrwege, Lastaufnahme, Stopppunkte, Sicherheitsbefehle und weitere Bewegun-gen des Roboters bequem per Tablet-PC und Touchscreen, auf dem die SmartHMI via RDP (Remote Desktop) angezeigt wird, eingeben. Umständliches Befehle-Lernen ist somit nicht mehr nötig. Alexander Dick: »Auf dem Bediengerät, das einem iPad ähnelt, kann der Bediener per Touchein-gabe den Ablauf des Roboters vorgeben und steuern.«

Unterteilt ist die Robotersteuerung mit der Bezeichnung »KRC4« in zwei Systeme: »Das Grundsystem mit Echt-

zeit-Anteil läuft unter einem VxWorks-Be-triebssystem und bietet über diverse Schnittstellen die Möglichkeit der Ansteuerung«, erklärt er. Echtzeit ist hier nötig, da die Roboter im Falle einer Stö-rung sofort stoppen können müssen. Die Bedienung – beziehungsweise die Kom-munikation mit dem Grundsystem – ist in

drei Schichten unterteilt. Das SmartPAD (Bediengerät), auf dem ein Windows CE läuft, stellt via RDP eine Verbindung zur Windows-Seite auf der Robotersteuerung – auf der die SmartHMI läuft – bereit. Die SmartHMI kommuniziert ihrerseits auf diversen Wegen mit dem Grundsystem (VxWorks).

Den passenden Rahmen für die Ent-wicklung der UI-Funktionen stellt ein KU-KA-eigenes Framework bereit. Darin las-sen sich neue Applikationen, Funktionen und Änderungen an bestehenden Modulen quasi einklinken, im Fachjargon als Plug-ins bezeichnet. Eine Leidenschaft von Dick ist es, das Framework kontinuierlich zu optimieren, Schnittstellen bereitzustellen sowie Sicherheitsfeatures und die Stabi-lität kontinuierlich zu verbessern. Dabei nimmt er die Rolle des Softwarearchitek-ten ein. »Das ist nicht trivial«, berichtet er. »Denn das SmartHMI-Framework und die bereits von uns implementierten Plug-ins umfassen mittlerweile eine Summe von rund drei Millionen Programmzeilen.«

Die Herausforderung dabei: das Sys- tem zu perfektionieren und das Frame-work so stabil und flexibel wie möglich zu gestalten. Nicht nur durch Methoden- und Toolkompetenz, etwa von »VisualStudio 2008/2010«, .NET, C# oder von den IBM-Tools »ClearCase« und »ClearQuest«, um- schifft Alexander Dick so manche Klippen: »Der intensive Austausch mit Kollegen der Fachteams ist der Schlüssel zum Erfolg«, gibt er zu Protokoll. Des Weiteren müssen auch bereits verkaufte und freigegebene Softwarestände gepflegt und ergänzt werden. Als Lead-Developer im User-In-terface-Team steht Alexander Dick zudem bei Fragen, die sich auf das SmartHMI- Framework beziehen, allen anderen Teams mit Rat und Tat zur Verfügung.

Eine weitere Aufgabe besteht darin, neue Anforderungen, die an die UI gestellt werden, zu prüfen, Entwicklungskonzep-te zu erstellen und diese auch umzuset-zen. »Im Regelfall gibt der Kunde seine Wünsche und Requirements an das Pro-duktmanagement weiter, wo ein Anforde-rungsdokument erstellt wird«, beschreibt Dick den Start des Entwicklungsprozes-ses. Nachdem die Projektleiter die Funk-tionen technisch beschrieben und zeitlich geplant haben, erfolgt in Review-Runden die Analyse der einzelnen Anforderungs-schlüssel. Nach der Umsetzung wer-den die Komponente dokumentiert und Unit-Tests geschrieben. »Für Testzwecke verfügt KUKA über hauseigene Prüfstän-de, auf denen wir die geforderten Funk-tio-nen auf Herz und Nieren checken«, sagt Dick und schmunzelt: Die Program-me testen und sehen, was passiert – IT zum Anfassen. Das macht für ihn den Reiz seiner Arbeit bei KUKA aus. //

IT zum Anfassen. Das macht den Reiz der Arbeit bei KUKA aus

Durch smarte Bedienoberflächen gehört Programmieren der Vergangenheit an

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über kuka

methoden & tools

Entwicklungsumgebung: VisualStudio 2008/2010Betriebssystem: Windows 7 EnterpriseSoftwarekonfiguration: IBM Rational ClearCaseChange-Management: IBM Rational ClearQuest

Die KUKA Roboter GmbH mit Hauptsitz in Augsburg ist ein Unternehmen der KUKA Aktiengesellschaft und gilt als einer der weltweit führenden Anbieter von Industrierobotern. Das Unternehmen ist Marktführer in Deutschland und Euro-pa, weltweit an dritter Stelle. Die KUKA Roboter GmbH beschäftigt weltweit etwa 2.750 Mitarbeiter. 2011 wurde ein Umsatz von 616,3 Mio. Euro erwirtschaftet.

mehr informationen

karsten raddatzNiederlassungsleiter FERCHAU Augsburg

[email protected]

ferchau.de/go/augsburg

Page 14: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

licHt aus sPot an

Wenn in Theatern, Opernhäusern oder Stadien die Stars die Bühne rocken, sorgt Medientechnik der SALZBRENNER STAGETEC MEDIAGROUP

dafür, dass sie im rechten Licht erscheinen und der Sound den Fans einheizt. IT-Consultants von FERCHAU Schweinfurt unterstützen die Entwicklung

der komplexen Steuerungssoftware.

SALZBRENNER STAGETEC MEDIAGROUP: Präzision im Audio-Engineering

A m 27. juli 2012 blickte die Welt nach london: 62.000 zu-schauer im olympiastadion und rund vier milliarden menschen weltweit vor den tv-Geräten ließen sich an dem sommer-

lichen abend vom eröffnungsspektakel der 30. olympischen spiele verzaubern. auf den bühnen tanzten, sangen und schauspielerten dutzende superstars und tausende statisten. für die passende atmosphäre aus licht, klang und effekten und einen reibungslosen ablauf sorgten hinter den kulissen zum großen teil Hightech- systeme aus dem fränkischen buttenheim.

die salzbrenner staGetec media- GrouP ist auf entwicklung und Produktion

professioneller kommunikations- und medien- technik spezialisiert. Planung, Projektierung und bau von schlüsselfertigen ton- und video-anlagen, etwa für theater, opern, kongressge-bäude, schulen, gehören zum tätigkeitsfeld des unternehmens. das bolschoi-theater, die oper in sydney und der eurovision song contest sind einige der referenzen.

»da bekommt man selbst als eher nüchter-ner informatiker Gänsehaut, wenn man sieht, bei welchen herausragenden events die syste-me zum einsatz kommen, an denen man monate mitgewirkt hat«, sagt abdullah raufi, it-consul-tant von fercHau schweinfurt. er entwickelt bei salzbrenner hardwarenahe software für die mediensteuerung. im Projekt »antares« ist er

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an der Konzeption und Entwicklung einer grafischen Software beteiligt, mit der sich Endgeräte konfigurieren und steuern lassen.

»Man kann sich als Außenstehender kaum vorstellen, wie komplex die Technik hinter der Bühne, etwa in einem Theater oder einer Oper, ist«, ergänzt Frank Wel-zel, ebenfalls FERCHAU-IT-Consultant, der das insgesamt zehnköpfige Entwick-lungsteam verstärkt. Lichtanlagen, Ton, Bühnen- und Haustechnik, Video- und Tonanlagen, Controller sowie Sicherheits-einrichtungen sind von Haus zu Haus ver-schieden. Je nachdem, welche Hardware verbaut ist, seien daher sehr unterschied-liche Softwarelösungen und Schnittstel-lenprogramme vonnöten. Entsprechend kundenspezifisch sind die Mediensteue-rungen. Vorhang auf und zu, Bühne ver-fahren, Lichtanlage schalten, Kommu-nikation in alle Räume, Effekte steuern und vieles mehr. Und am Ende gilt: »Die Stimmung auf der Bühne, das Licht, die Effekte und die Musik müssen per Knopf-druck in Echtzeit abrufbar und änderbar sein, damit die Dramaturgie stimmt.«

Hier nun greift die Entwicklung von Antares. Um die Konfiguration und die Inbetriebnahme der Steuerungstechnik künftig zu vereinfachen, entschied sich SALZBRENNER im Herbst 2010, die ver-schiedenen Programme zu dem Konfi-gurations-Tool zusammenzuführen. Das Ziel: eine zentrale Stelle mit einem ein-heitlichen und einfachen Bedienkonzept, ohne dabei auf Konfigurationsmöglichkei-ten zu verzichten. Durch die flexible Kon-zeption, so sieht es der Entwicklungsplan vor, kann die Software künftig auch für andere Projekte und Kunden eingesetzt werden. Seine Feuertaufe bestand Anta-res Ende Oktober 2011 mit der Wiederer-öffnung des Bolschoi-Theaters in Moskau.

Während Abdullah Raufi schwer- punktmäßig die grafischen Oberflächen sowie die Verwaltung der Datenstrukturen innerhalb von Antares umsetzt, erstellt Frank Welzel die Binärdateien, deren In-halte das Verhalten der Hardwarekompo-nenten je nach vorher definierter Konfigu-ration steuern. Werden diese Daten falsch erzeugt oder interpretiert, verhält sich die Anlage nicht wie erwartet oder reagiert im schlimmsten Fall überhaupt nicht mehr. »Die grafische Umsetzung ermög-licht dem Benutzer die unkomplizierte Konfiguration der verschiedenen Module per Drag and drop und intuitive Menüfüh-rung«, ergänzt Abdullah Raufi. Das Aufga-benspektrum beider FERCHAU-Spezialis-ten reicht von der Anforderungsanalyse über Konzeption und Entwicklung bis zur Integration und zu Tests.

Wann immer das Antares-Team und auch andere Projekte bei SALZBRENNER Treiber für serielle Schnittstellen für me-dientechnische Geräte brauchen, ist Olaf Pusch zur Stelle. Dem IT-Spezialisten von FERCHAU Schweinfurt und studierten Ingenieur für Elektrotechnik liegt hard-warenahe Programmierung in den Ge-nen. »Zurzeit schreibe ich ein Programm, welches ursprünglich in Assembler ge-schrieben wurde, in C um«, erklärt er. Seine eigenen strengen »Coding-Rules«, die er während seiner langjährigen Tätig-keit entwickelt hat, helfen ihm dabei, den bestehenden Code schnell zu verstehen, Optimierungspotentiale zu erkennen und rasch neue Komponenten zu entwickeln.

Die installierte Hardware auf Soft-ware abzubilden ist eine der größten Herausforderungen für die Entwickler. »Keiner weiß vorher, wie das System aus-sehen soll«, führt Frank Welzel aus. Da die Projekte komplex sind, können auch

keine effektiven Spezifikationen geschrie-ben werden. Bewährt hat sich hier, die Arbeit der Teams nach dem Vorgehens-modell Scrum zu organisieren.

Besonders motivierend an ihrer Ar-beit ist für alle drei FERCHAU-Spezialis-ten, das komplexe Zusammenspiel von Hard- und Software zu realisieren. »Es ist spannend, für einen Kunden zu arbeiten, der international ganz oben mitspielt«, bringt es Olaf Pusch auf den Punkt. //

methoden & tools

// Entwicklung: Eclipse IDE und JavaSE als Programmiersprache

// Bugtracking mit Jira

// Confluence als Wiki-System, fungiert gleichzeitig als Handbuch sowohl für die Software als auch für Anforderungen und Konzepte

mehr informationen

GerHard PluPPinsBusiness Manager IT FERCHAU Schweinfurt

[email protected]

ferchau.de/go/schweinfurt

Mit den Bereichen Entwicklung, Systeminte-gration und Vertrieb von Audio-/Videotech-nik, Kommunikationstechnik sowie Gefah-renmeldeanlagen deckt die SALZBRENNER STAGETEC MEDIAGROUP eine große Bandbreite möglicher Anwendungen und Einsatzgebiete ab. Dazu gehören: Rundfunk und Fernsehen, Übertragungswagen, Thea-ter und Opernhäuser, Messe-, Kongress- und Kulturzentren, Filmstudios, Regierungsge-bäude und Institutionen sowie Hochschulen. // stagetec.de

über salzbrenner

Frank Welzel, Olaf Pusch (beide FERCHAU), Thomas Bauer (SALZBRENNER) und

Abdullah Raufi (FERCHAU) überprüfen die fertige Steuereinheit.

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Meeting-Raum »Gerd Müller«, Zentrale CodeWrights, Karlsruhe:Das iDTM-Entwicklerteam rund um Product Owner Dr. Michael Gunzert trifft sich zum Daily Scrum.

CodeWrights: Geräteintegration in der Automatisierungsindustrie

Scrum-Team inPokerlaune

Dr. Michael GunzertProduct Owner

Adam NiestrojFERCHAU-IT-Consultant

Jochen Hassinger FERCHAU-IT-Consultant

Andreas ErnstCodeWrights-Entwickler

Viachaslau Kuznechyk CodeWrights-Entwickler

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Drei Minuten verspätung: Mit von der Partie sind die beiden CodeWrights-Entwickler Viachaslau Kuznechyk und Andreas Ernst sowie die FERCHAU-IT-Consultants Jochen Hassinger und Adam Niestroj. Binnen weniger Minuten verschafft sich das Team am Taskboard einen Überblick über den momentanen Stand der Arbeit: Was ist seit dem letzten Daily Sc-rum erreicht worden, was steht bis zum nächsten Daily Scrum an und was steht dabei im Weg? Die Beson-derheit heute: Um 17.30 Uhr findet das Scrum-Review-Meeting statt, in dem die Ergebnisse der vergangenen 14 Tage bewertet werden. Der Kunde soll Ende der Woche sein Produkt bekommen: eine Software zur Konfi- guration von Feldgeräten zur Füll-standsmessung, einen sog. Device Type Manager (DTM).

Kurz vor knapp noch eine änderung! Der Kunde hat seine Anforderungen erweitert: Teile der Bedienoberfläche der Konfigurationssoftware sollen in 3D-Optik umgesetzt werden. Das Team beschreibt die neue User Story auf grober Ebene. Die Komplexität der Aufgabe muss abgeschätzt werden.

Die entwickler setzen ihre Poker-mienen auf. Product Owner Michael Gunzert lässt sich davon allerdings nicht abschrecken. Er spielt das Spiel mit und verteilt Pokerkarten. Jedes Teammitglied erhält ein Set von Kar-ten mit Zahlen, die einer Fibonacci-Reihe entsprechen (die Folgezahl er-gibt sich aus der Summe der beiden vorherigen 1, 2, 3, 5, usw.). Je größer und komplexer die Aufgabe einge-stuft wird, desto höher der Wert der Karte, die der Entwickler auslegt. Der Schätzwert ist dabei eine relati-ve Größe, die nur einen Bezug zu den anderen User Storys im Projekt her-stellt. Kann das Team zum geplanten Endtermin eine Funktionalität liefern, die hinreichend getestet und integriert ist, um für den Benutzer freigegeben werden zu können? Wie hoch ist der zusätzliche Aufwand?

jochen hassinger optimiert zeit-gleich die iDTM-Plattform. Sie ist eine innovative Eigenentwicklung von CodeWrights, die die Konfigura-tion von Feldgeräten anhand einer standardisierten Gerätebeschreibung erlaubt (EDD – Electronic Device De-scription). Der Clou: Der iDTM kann sämtliche HART- und Fieldbus-foun-dation-Geräte ansprechen, für die es eine EDD gibt. Diese Beschreibungs-sprache EDDL (EDD Language) ist dabei nahezu von den Feldbus-Tech-nologien unabhängig.

jedes Teammitglied bringt bei der Schätzung seine persönlichen Er-fahrungen aus ähnlichen Projekten und Aufgabenstellungen mit ein. Die kurze Diskussion ist fruchtbar. Die Anforderung wird als wertvoll für den Kunden eingestuft, mit hoher Priori-tät. FERCHAU-Mann Adam Niestroj hat bereits eine ähnliche Anforderung umgesetzt und kennt Programmbi-bliotheken, aus denen er Programm-quellen heranziehen kann.

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adam niestroj hat ein Problem: Eine dringend benötigte Programmbi-bliothek ist nicht mehr kompatibel. Das Entwicklerteam sucht nach ei-ner alternativen Lösung. Die Selbst-steuerung greift: Jochen Hassinger übernimmt den Part, gemeinsam mit dem ScrumMaster eine neue Version der Bibliothek vom Server eines anderen Entwicklungsteams zu besorgen.

jochen hassingers kritischem Blick entgeht nichts. Er testet sämtliche von der Änderung betroffenen Pro-grammteile und darüber hinaus. Erst wenn alle Anforderungen erfüllt sind, kann die Story gemäß der vorher fest-gelegten Definition of Done (DoD) ab-geschlossen werden. Die DoD ist eine Checkliste mit Richtlinien, nach denen eine Story als abgeschlossen gilt. Sie enthält nicht nur funktionelle Aspekte, sondern vor allem Bestimmungen zur Qualitätssicherung der Software. Die Umsetzung der User Story erfüllt die Testkriterien, die in der DoD geforder-ten Arbeitsschritte sind abgeschlos-sen. Die Story ist beendet.

Product owner Michael gunzert geht keine Kompromisse ein: Ein Team hat auch dann sein Ziel verfehlt, wenn es eine »fast fertige«, aber z. B. noch nicht getestete Funktionalität liefert. In diesem Fall kehren die User Storys in das Product Backlog zurück und werden vom ihm angepasst und neu priorisiert. Michael Gunzert setzt die Devise bei CodeWrights um: Lieber 90 Prozent, die einwandfrei funktio-nieren, als 100 Prozent, die ständig Stabilisierungsreleases brauchen.

Das Team konnte dem Product Owner zeigen, dass die User Storys in dem Sprint erfolgreich umgesetzt sind – trotz der spontanen Erweiterung. Morgen holt er sich das Feedback vom Kunden ein. Kompromisslos.

12:14

15:15

17:30

17:58

über Codewrights

CodeWrights wurde im Jahr 2002 als Ko-operation der zwei Firmen Endress+Hauser und Pepperl+Fuchs gegründet. Der Auftrag: ein Kompetenzzentrum für die Geräteinte-gration im Bereich der Automatisierungsin-dustrie. Dazu gehören schwerpunktmäßig Dienste rund um die Geräteintegration – mit EDD- und FDT-/DTM-Technologie. Mit iDTM hat das Unternehmen eine Plattform aufgebaut, die eine Integration von Gerä-ten anhand einer Beschreibungssprache (EDDL – Electronic Device Description Language) erlaubt. Die Gerätebeschrei-bung (DD – Device Description) ist für mehrere Feldbus-Technologien Standard (HART/Fieldbus Foundation). Innerhalb des iDTM werden über 1.000 dieser registrierten DDs von verschiedensten Herstellern mitgeliefert.

mehr informationen

kerstin kraftStellvertretende Niederlassungsleiterin FERCHAU Karlsruhe

[email protected]

ferchau.de/go/karlsruhe

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es tut sich was im etablierten daten-bankmarkt: in-memory heißt die tech-nologie, die analysen fast in »echtzeit« ermöglichen soll. damit wird dem bedarf vieler unternehmen rechnung getragen, die inzwischen mehr verlan-gen als einen monatlichen report aus dem data-Warehouse. technisch gelingt in-memory am beispiel von saPs Hana-appliance durch einen doppelschritt: erstens werden daten nicht auf festplatten oder im cache, sondern nah an der cPu im arbeits-speicher (memory) gehal-ten. durch diese eta- blierte technologie steigt die Geschwindigkeit der datenverarbeitung signi-fikant an. um die daten im flüchtigen arbeitsspei-cher zu sichern, werden beispielsweise snap-shots, transaction logs und re- plikationen eingesetzt. im nachklang können sie bei bedarf etwa auf herkömm-liche Plattensysteme ge- schrieben werden.

zweitens verfolgt saP das Prinzip der spaltenorientierten daten-haltung. Während in der traditionellen struktur alle felder eines datensatzes in einer zeile liegen und komplett abge-rufen werden (name, adresse, telefon-nummer ...), umfasst die spaltenori-entierte datenhaltung in einem block

definierte attribute mehrerer daten- sätze (name, name, name ...).

die zeilenorientierte datenhal-tung erlaubt schnelle schreibende zugriffe, während das lesen der daten länger dauert. die spaltenorientierte datenhaltung in der Hana-appliance liest bei der suche nach einem namen

die entsprechende spalte sequentiell und ohne sprünge aus. durch die hohe lesegeschwindigkeit und die starke kompression wird sie meist in olaP- systemen (online analytical Proces-sing) für auswertungen und analysen genutzt. allerdings verschwimmen die

Grenzen zunehmend, und auch hybride datenbanken sind möglich. das alles hat folgen für die anwendungsentwicklung, heißt es beim Potsdamer Hasso-Platt-ner-institut (HPi), das federführend an der in-memory-technologie beteiligt ist. demnach verlagert sich unter anderem Geschäftslogik in die datenbank, es kommt

zu einer revision von architek-turentscheidungen, und neue Programmierschnittstellen, die über sQl hinausgehen, werden verwendet. traditionel-le konzepte wie die 3-schicht- architektur mit datenbank, applikationsserver und user- interface müssten neu über-dacht und angepasst werden, so das HPi.

in-memory-systeme, die es neben saP auch von oracle, ibm und anderen Herstellern sowie im fundus der open- source-Gemeinde gibt (apache derby), eignen sich neben business-intelligence-lösun-gen etwa für telefonkonzerne, social networks, einzelhan-delsketten oder smarte ener-gienetze, in denen millionen dispositiver daten zusammen-

laufen, die schnell zu informationen aufbe-reitet werden sollen.

ergänzen lassen sich anwendungs-szenarios durch die einbindung mobiler Geräte – sekundenschnelle analysen auf dem smartphone sind ohne in-memory nicht realistisch. //

in-memory macHt müde daten

munter

Echtzeit ist die schönste Zeit

Relational

Objektorientiert

DerzeitZukünftig

OpenSource

Spaltenorientiert(ohne In-Memory)

Spaltenorientiert(mit In-Memory)

47 %

46%

84 %

72 %

32 %

44%

11 %

30%

19 %

33%

0 % 20% 60%40% 80% 100%

In-Memory auf der Überholspur Studie zur Verbreitung von Datenbankentpyen

Quelle: Experton Group 2012, Big Data – kein neuer Hype, aber eine neue Dimension

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seit 1993 veröffentlicht der mannhei-mer informatiker Hans Werner meuer zusammen mit anderen Professoren aus den usa die »top 500«-liste der weltweit schnellsten supercomputer. zweimal im jahr wird die tabelle zur international supercomputing conference (isc) veröf-fentlicht. für die top-500-liste müssen die maschinen benchmark-tests mit definierten rechenoperationen durch-laufen, um den vergleichswert ihrer leistungsfähigkeit zu bestimmen.

in der jüngsten tabelle vom sommer 2012 hat sich erstmals seit 2009 wieder ein amerikanischer supercomputer an die spitze gesetzt: »sequoia«, ein rechner vom system ibm blueGene/Q,

der im lawrence livermore national laboratory des us-energieministeriums installiert wurde. er erreicht eine leis-tung von 16,32 billiarden rechenschrit-ten pro sekunde. bezeichnet werden diese als Petaflops ( = 1015 floating- Point operations Per second), englisch für Gleitkommaoperationen pro sekunde.

mit einem verbrauch von 7,9 mW zählt sequoia zu den energieeffizi-entesten systemen. in ihm arbeiten rund 100.000 Prozessoren mit knapp 1,6 millionen kernen. mit zwei rech-nern, dem supermuc in Garching bei münchen und dem juQueen in jülich, ist deutschland in der internationalen rangliste sehr gut vertreten.

die cHamPions leaGue der

suPercomPuter

CHINAItAlIeN

FrANkreICH

3,841,72

1,36

usA26,4 petAFlops gesAmt

01 // seQuoIA // Ibm // 16,3 petAFlops03 // mIrA // Ibm // 8,16 petAFlops06 // jAguAr // CrAy // 1,94 petAFlops

05 // tIANHe-1A // Nudt // 2,57 petAFlops10 // NebulAe // dAwNINg // 1,27 petAFlops

07 // FermI // Ibm // 1,72 petAFlops

09 // CurIe // bull // 1,36 petAFlops

Legende: Platzierung // Name des Computers // Hersteller // Rechenleistung

jApAN

Top 10 der schnellsten Supercomputer (Kumuliert nach Ländern)

petAFlops gesAmt 10,5

petAFlops gesAmt

petAFlops gesAmt

02 // k Computer // FujItsu // 10,5 petAFlops

deutsCHlANd 4,27 04 // supermuC // Ibm // 2,89 petAFlops08 // juQeeN // Ibm // 1,38 petAFlops

Top 500

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Baum der Erkenntnis

WELCHERSOCIAL-MEDIA-TyP

BIST DU?

Wo du deinen Status posten solltest:

soll es irGendjemandmitbekommen?

bist du in einer bar?

ist es GescHäftlicH?

ist es lanGWeiliG?

Wäre es Heikel, es deinem cHef zu erklären?

Wäre es Heikel, es deinen eltern zu erklären?

bist du sücHtiG nacH »likes«?

ist esPrivat?

Ja

Ja

Ja Ja

Ja

Ja Ja

Nein

Google + Foursquare Nicht posten! LinkedIn Facebook Twitter

Nein

Nein

Nein

Nein

Nein

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Page 22: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Terbium z. B. in Halbleitern, Solid-State-Devices.

Yttriumz. B. in Leuchtstoffröhren.

Holmium z. B. für Polschuhe in

Hochleistungsmagneten.

Samariumz. B. in Kohlelichtbogenlampen

für Filmvorführanlagen.

Neodym z. B. in Magneten

für Festplatten.

Europium z. B. in Leuchtstoffen für

Kompaktleuchtstofflampen.

Promethiumz. B. für Radionuklidbatterien

in Satelliten.

Erbiumz. B. in Lichtwellenleitern für

optische Verstärker.

Scandium z. B. in Hochleistungs-Hochdruck-

Quecksilberdampflampen.

Thuliumz. B. zur Aktivierung der

Leuchtstoffe in Fernsehgeräten.

Praseodym z.B. in Legierungen für

Flugzeugmotoren.

Gadolinium z. B. für Mikrowellen-

anwendungen

Dysprosium z. B. für Permanentmagnete in

Generatoren von Windkraftanlagen.

DER STOFF, AUS DEM

DIE TRÄUME SIND

Hightech-Branche braucht seltene Erden und sucht nach Alternativen

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I ndustriestrategen sorgen sich um die zuverlässige Belieferung mit seltenen Erden für Elektrotechnik, Elektronik und Computer. Die Substanzen stecken

in vielen Produkten, vom Windrad bis zum Flachbildschirm und von der Festplatte bis zum Kondensator. Doch was ist dran an den Schlagzeilen über Lieferengpässe und Verknappung? Und können die Konstruk-teure und Entwickler in der Industrie nicht auf andere Materialien und Techniken zu-rückgreifen? »Wir haben das Periodensys-tem darauf untersucht, welche Elemente in der Elektrotechnik verwendet werden kön-nen. Und es sind nach dem Stand von heute

lediglich die bisher bekannten 17«, lautet die ernüchternde Botschaft von Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des Industrie-verbands ZVEI.

Der Druck auf die Hightech-Branche steigt also. Denn in der jüngeren Vergan-genheit waren bei manchen dieser exoti-schen Materialien extreme Preissprünge zu beobachten. Das Metall Cer zum Beispiel wurde in nur einem halben Jahr um bis zu 400 Prozent teurer. Cer gehört zur Gruppe der seltenen Erden und besitzt eine stra-tegische Bedeutung wegen seiner Verwen-dung in weißen Leuchtdioden (LEDs), die als effizientes Leuchtmittel die Energiewende flankierend unterstützen sollen. Allein mit Marktmechanismen ist die Preissteigerung nicht zu erklären, aber genau das ist es, was Industrie und Politik beunruhigt. »Auch die physische Verfügbarkeit ist weniger das Pro-blem als die teilweise exorbitanten Preisstei-gerungen in der jüngeren Zeit«, sagt Gon-termann. »In den Jahren 2009 bis 2011 sind die Preise für seltene Erden durchschnitt-lich um den Faktor 13 gestiegen.«

Entgegen ihrem Namen sind selte-ne Erden nicht wirklich selten; zumindest kommen sie in der Erdkruste relativ häufig vor. »Das sollte die Liefersituation eigentlich

entlasten«, führt Gontermann aus. Aber: Die Versorgung sei extrem konzentriert auf wenige Lieferländer. »Der Abbau ist sehr umweltbelastend. China fördert zu nied-rigsten Preisen, mit wenig Rücksicht auf die Umwelt. Und jetzt sind wir abhängig«, er-klärt Gontermann die schwierige Situation.

Wie stark diese Abhängigkeit ist, wird deutlich, wenn man die große Zahl der Pro-dukte und Anwendungsfelder betrachtet, in denen seltene Erden verwendet werden. Zum Beispiel Neodym: In Legierungen mit Eisen und Bor wird das Metall genutzt, um sehr starke Magnete zu bauen. Es findet sich etwa in der Positioniermechanik von Festplatten, in Mikromotoren und Kopf-hörern. Auch Tantal, ein Metall aus der Vanadiumgruppe, ist in die Schlagzeilen geraten – es wird für den Bau von Elektro- lytkondensatoren mit hohen Kapazitäten bei kleinsten Abmessungen benötigt. Ohne Tantal-Elkos wären Smartphones doppelt so groß, sind sich Fachleute sicher, und damit nicht westentaschenkompatibel.

Die größte Bedeutung besitzen mo-mentan Materialien, die in elektrischen Antrieben und Generatoren verwendet werden. Das sind vor allem Neodym, Ter-bium und Dysprosium. Sie erleichtern den Bau kompakter, starker Permanent-magnete. Ihr Nutzen besteht darin, dass sie die magnetischen Eigenschaften des Motors oder Generators auch bei hohen Temperaturen erhalten. »Je mehr Neo-dym man durch Terbium oder Dysprosium ersetzt, desto temperaturstabiler wird das Material«, erklärt Bernd Schleede, Experte für Dauermagnete bei Vacuum-schmelze GmbH, einem Unternehmen mit erheblichem Know-how im Bereich Magnetwerkstoffe.

Vor dem Hintergrund der steigenden Preise für die seltenen Rohstoffe grübeln Unternehmen über Alternativen nach. So lassen sich Permanentmagnete in man-chen Anwendungen durch Elektromagne-te ersetzen. Ganz werde man aber nicht ohne seltene Erden auskommen, ist sich Schleede sicher. Es gehe eher darum, de-ren Anteil zu reduzieren und sie effizienter einzusetzen.

Vielleicht stellt sich das Problem aber schon bald nicht mehr in dieser Schärfe: Weltweit sind Geologen und Bergbauinge-nieure dabei, neue Vorkommen zu er-schließen oder Minen zu reaktivieren. In zwei bis drei Jahren sollen in Australien und Südafrika neue Bergwerke in Be-trieb gehen, erklärt Volker Zepf, wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ressourcenstrategie an der Universität Augsburg. Darüber hinaus könnte eine umsichtige Verwendung die Problematik entschärfen, etwa, bereits beim Design neuer Produkte auf einen sparsameren Umgang mit diesen Rohstoffen und auf deren Rückgewinnung nach abgelaufener Produktlebenszeit zu achten. Das Stich-wort lautet hier Green Design. »Auf jeden Fall sollte man Recycling-Spezialisten un-bedingt von Anfang an mit ins Boot neh-men«, rät Zepf. Nur wenn man die Geräte so entwickelt, dass sich beim Recycling die Rohstoffe wieder sauber voneinander trennen lassen, können sie wieder in den Kreislauf eingeschleust werden. //

KohlensToff heIzT schalTKreIsen eInnanotubes aus Graphen könnten siliziumbasierte transistoren ablösen

ferchau.de/read/it131a

web-special

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Rohstoffspekulationen, rigide politische Systeme und Förderquoten sowie ein aufwendiger Abbau treiben die Preise für dringend benötigte Zutaten der

Hightech-Industrie: die seltenen Erden. Um das Lotteriespiel zu beenden, müssen Alternativen und vernünftige Recycling-Konzepte her.

Ohne seltene Erden wären Handys nicht westentaschenkompatibel

World Resources Forum: worldresourcesforum.org Vorträge und Präsentationen der Veranstaltung »Green IT Along the Value Chain« des Bitkom: bit.ly/SQcZ2D Öko-Institut Freiburg – Recycling und effizientere Nutzung von Rohstoffen: oeko.de

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GooGle sitztam steuer

Suchmaschinenspezialist vereint Kundendaten und Autofahren

Im US-amerikanischen Bundesstaat Nevada wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Fahrzeug mit Autopilot zugelassen. Nicht irgendeins:

Der selbstfahrende Toyota aus der Technikgarage von Google verblüfft die Automotive-Szene. Nach globaler Street-View-Tour treibt es das Suchmaschinen-

Unternehmen also erneut auf die Straße.

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Page 25: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Steve Mahan hebt beide Hände und winkt freund-lich aus dem Auto her-aus. »Hey, so gut bin ich wirklich noch nie gefah-ren«, sagt er lachend

zu seinen Mitfahrern. Steve ist Testfah-rer und nahezu blind. Trotzdem rollt der Toyota Prius Hybrid sicher durch die Straßen von Morgan Hill in Kalifornien – wie von Geisterhand gesteuert. Es ist kein Prius vom Fließband, sondern das autonome Roboter-Modell aus dem Hau-se Google. Und Mahan, Geschäftsführer des Santa-Clara-Valley-Blindencenters, spielt die männliche Hauptrolle im Werbe-film zum selbstfahrenden Googlecar. Seit 2009 führt Google bereits Tests mit vollautomatischen Autos durch. Statt durch menschliche Aufmerksamkeit und Intuition gesteuert, werden die Roboter-Autos mit Lasertechnik, Radar-Sensoren, Kameras und GPS gelenkt. Bis heute hat die Fahrzeugflotte offenbar über eine hal-be Million Kilometer unfallfrei absolviert. Google hat das Prinzip des selbstfahren-den Autos zwar nicht erfunden, versucht aber mit zahlreichen Präsentationen seiner Boliden zumindest die Pole-Posi-tion im medialen Rennen herauszuholen. Googles Spurt in puncto selbstfah-rendes Auto könnte den Eindruck hin-terlassen, die mobile Konkurrenz aus Deutschland sehe nur auf die Brems-lichter. Das befragte Gros der Automo-bilindustrie möchte derzeit denn auch nicht öffentlich über die sportiven Goo-gle-Ambitionen spekulieren. Darum lässt zum Beispiel BMW durch seine Pres-sestelle lediglich auf Anfrage mitteilen, dass man dazu keine Aussage machen könne. Auch bei Audi will niemand die Ak-tivitäten der Konkurrenz kommentieren; obwohl Google auch mit einem Audi TT autonome Testfahrten unternommen hat. Und Volkswagen antwortet trotz mehr-facher Anfragen lieber erst gar nicht. Einzig die Daimler AG in Person ihres Pressesprechers Benjamin Oberkersch

reagiert gelassen auf den Online-Wettbe-werber um das Auto der Zukunft. Man sei in Stuttgart von der Fahrleistung durch-aus beeindruckt, gesteht Oberkersch, aber diese basiere nicht auf einer serien-tauglichen Technik. So kostet das militä-rische Auge, der Laserscanner auf dem Dach des Fahrzeugs, allein schon rund 70.000 US-Dollar. »Google bringt das The-ma ›autonomes Fahren‹ geschickt in die Öffentlichkeit«, konstatiert Oberkersch, aber von der Serienreife sei man in Moun-tain View auch noch meilenweit entfernt. »Google wird schneller in Serie gehen, als wir uns das heute vorstellen können«, prophezeit dagegen der Automobilexper-te von der Universität Duisburg-Essen, Professor Ferdinand Dudenhöffer. In we-nigen Jahren wird eine niedrigere Kos-tenstruktur die Serienreife ermöglichen. »Es wird die größte Innovation in der Ge-schichte des Autos«, davon ist der Wis-senschaftler überzeugt. Der demogra-phische Wandel der Gesellschaft und die Vision von global null Verkehrstoten seien die Antriebskraft für diese Entwicklung.

Sebastian Thrun, Professor für künstliche Intelligenz an der Universität Stanford und Mitentwickler des autonom fahrenden Google-VW-Touareg »Stanley«, hat nach eigenem Bekunden sein ganzes Berufs-leben der Rettung der weltweit jährlich über eine Million Verkehrstoten gewid-met. Gutmensch Google? US-Verbrau-cherschützer haben da so ihre eigenen Visionen: ein integrierter Fahrtenschrei-ber im Dienste von Googles Profilern. Denn Google kennt die ökonomischen Biographien seiner Fahrzeuglenker nur zu gut. Und sehr leicht ließe sich mit die-sen Daten ein völlig neuer Straßenatlas zeichnen, um Produkte, Services oder Merchandising schneller an den User,

Verzeihung, Fahrer zu bringen. Google regelt den Verkehr: Ihr liefert das Auto, wir die Daten! Das könnte den ein oder anderen Autohersteller neidisch machen. Die Verbraucherschutzorganisation Consumer Watchdog fordert daher, den Datenschutz explizit im kalifornischen Gesetz für Roboterautos zu verankern. Sie fürchtet, dass in den Roboterautos mehr

Daten gesammelt werden könnten, als es für den Betrieb nötig sei. Schließlich beruht Googles Geschäftsmodell darauf, digitale Verhaltensprofile zu erstellen und diese für eine personalisierte Werbung zu verkaufen. Deshalb dürfe der Preis für diese fahrerlose Technik nicht der sein, die Fahrer auszuspionieren. Dass Google die Vorliebe für ei-nen Drive-in bei Burger King statt beim Konkurrenten McDonald's gewinnbrin-gend vermarkten will, hält Professor Dudenhöffer dann doch eher für wenig wahrscheinlich: »Burger King ist doch langweilig gegenüber dem Wert null Ver-kehrstote.« Aber regionale AdWords-An-zeigen statt eines unwichtigen Drehzahl-messers im Armaturenbrett kann sich auch der Automobilexperte vorstellen. Denn schließlich hat Google das Steuer ja fest in der Hand. //

mehr informationen

autonomes-fahren.de bit.ly/TT4ALV bit.ly/XrwOn5 youtu.be/cdgQpa1pUUE

Sieht die hiesige Automobil-industrie beim autonomen Fahren nur noch Googles Rücklichter?

Der Suchmaschinengigant kennt die ökonomischen Biographien seiner Fahrzeuglenker

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Page 26: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

AGENT 007 ZUM

PROGRAM- MIEREN

Die Zukunft der Softwareentwicklung

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Page 27: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Als Produktivitätsbe-schleuniger für die Ent-wicklung von Software wird momentan die künstliche Intelligenz (KI) gehandelt. »Im Software-

engineering werden schon seit einiger Zeit Ansätze aus der KI-Forschung eingesetzt«, bestätigt Klaus-Dieter Alt- hoff vom Deutschen Forschungszent- rum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern.

Eine dieser Technologien ist das Case- based Reasoning (CBR), das »fallbasierte Schließen«, wie es im deutschen Sprach-gebrauch heißt. Diese von den Kognitions-wissenschaften inspirierte Technik wurde als Modell für menschliche Problemlösun-gen und Lernprozesse entwickelt. Sie nutzt den Erfahrungsschatz gelöster Probleme, um per Analogieschluss die Antwort auf ein neues Problem zu finden. »Menschen tun das täglich hundertfach«, so Althoff. Seit Ende der 80er Jahre versuchen sich Informatiker an dieser Technik; mittlerweile stehen Softwareent-wicklern Tools zur Verfügung.

Praktische Anwendungen für CBR gibt es laut Althoff etwa im Kundendienst an komplexen Maschinen und Anlagen. Anhand einer umfangreichen gespeicher-ten Erfahrungsbasis mit Fallbei-spielen könnten Serviceingenieure den Ursachen komplexer Fehlerer-scheinungen auf die Spur kommen, die Software wertet dazu Schaltpläne und Wirkketten aus und überträgt Ex-pertenwissen auf aktuelle Fälle. »Da-mit lassen sich multiple Fehler besser diagnostizieren«, so der CBR-Experte. Sogar unmittelbar in den Entwicklungs-prozessen könnte CBR vorteilhaft einge-setzt werden, und zwar überall dort, wo es darauf ankommt, Erfahrungswissen auf neue Zusammenhänge zu übertra-gen. Im Softwareengineering ließen sich mittels CBR-Verfahren beispielsweise so unbeliebte Aufgaben erledigen wie Requi-rements auf Konsistenz zu checken oder Debugging zu unterstützen.

Programmierer hätten damit auch die Möglichkeit, Lösungen anhand von Beispielen zu programmieren. Je größer die Zahl der verfügbaren Fälle, desto we- niger generelles Wissen müssen sie in die Programmcodierung einbringen. Für die Erstellung von CBR-Anwendungen hat sich bereits ein System von Tools eta-blieren können – etwa »COLIBRI« und

»myCBR«, beide auf Open-Source-Basis, oder »DrillEdge« des norwegischen Soft-warehauses Verdande.

In eine ähnliche Richtung weisen Versuche, Ontologien in der Softwareent-wicklung zu nutzen. Dabei handelt es sich um computergerechte Beschrei-bungen von Begriffen und deren Be-ziehungen untereinander. Eine simple Ontologie wäre etwa das Organigramm eines Unternehmens nebst Telefonliste der Mitarbeiter. Der Ansatz ist bis dato eher in der Forschung als in der kommer- ziellen Softwareentwicklung anzutreffen. Ein Beispiel für die praktische Umsetzung ist das DFKI-Projekt »iGreen«: Ziel ist die Implementierung eines standortbezo- genen Wissensnetzes im Agrarbereich,

welches heterogene Informationsquellen miteinander verknüpfen soll. Anwender könnten dann mittels Entscheidungs- assistenten das gespeicherte Wissen nutzen, um umweltgerechte, kollabora-tiv organisierte Produktionsprozesse zu entwickeln und zu optimieren. Das Sys-tem generiert also eine Art »Who's who« und »Wer macht was?« von Öko-Koope-rativen in der betreffenden Region.

Die Softwareindustrie macht sich derweil Gedanken über Techniken, die auf eine breitere Anwendungsbasis abzie-len. »Hier wird agentenbasierte Entwick-lung zunehmend relevant«, wie Michael Behrendt erklärt, Senior Technical Staff Member bei IBM Deutschland Research & Development. Begünstigt wird der Einsatz dieses Konzepts durch die zunehmende Verteilung der Anwendungen. Als kleine,

in sich abgegrenzte Softwareeinheiten können solche Agenten bestimmte Auf-gaben autonom wahrnehmen und dabei als Teil einer größeren Einheit agieren. Die Technik lässt sich bei der Entwicklung von Steuerungen in komplexen verteilten Systemen einsetzen, etwa bei der Simula-tion von Verkehrsströmen: Für jedes Auto, jeden Bus steht ein Softwareagent. Ihr unter Umständen erratisches Verhalten erzeugt ein realistisches Gesamtbild von den Verkehrsverhältnissen in einem Bal-lungsraum. In der Entwicklung von Ver-kehrsleitsystemen haben agentenbasierte Techniken deswegen bereits einen festen Platz; das Stockholmer Leitsystem etwa wurde so entwickelt und durchgetestet.

Auch automatische Codegenerato-ren haben sich in manchen Bereichen der Softwareentwicklung etabliert. Ihre Stär-ke spielen sie im Model-driven Develop-ment aus, also etwa in der Entwicklung

von Embedded Software für Autos. Al-lerdings sind sie nur dort überlegen,

wo sie unter sich sind. Werden Teile des Programmcodes von mensch-licher Hand modifiziert, so muss dies nach den Regeln erfolgen, welche die Entwicklungstools vorgeben. Ansonsten geraten sie schnell aus dem Tritt, sobald sie den manuell veränderten Pro-grammcode weiterverwenden

sollen. Im Fachjargon wird die-ses iterative Einpflegen optimierter

Codebestandteile als Round-Tripping bezeichnet. »Round-Tripping in Kom-

bination mit Codegeneratoren bleibt ein nichttriviales Thema«, kommentiert IBM- Fachmann Behrendt. Im Klartext: Code- generatoren machen wohl häufig noch mehr Arbeit, als sie einsparen. //

Produktivität ist fast alles, auch

im Softwareengineering. Computer, die sich selbst

programmieren, Roboter, die Software entwickeln –

so könnte die Zukunft der Softwareentwicklung

aussehen.

sWITch off your soluTIon engInedesign-thinking: neuer Weg zu innovativen lösungen

ferchau.de/read/it131b

web-special

linksammlung mit mehr informationen

bit.ly/13bz41S

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Page 28: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

troja 2.0Hacker schlagen jederzeit zu. Effektiv und völlig lautlos.

Sie stehlen nicht, sie kopieren. Der Cyberkrieg erobert immer neue virtuelle Schlachtfelder.*

Geschichten vom Pferd

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Page 29: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

A usgerechnet jetzt fällt der strom aus. fast am ziel. und nun macht ihm eine läppische sicherung einen strich durch die rech-nung? niemals! Während

er die sechs stockwerke seines Wohnhau-ses in den keller die treppen hinunter- rast, verflucht er seinen Geiz: läppische 163 yuan für den top-arbeitsplatz gespart, aber 25.000 us-dollar aufs spiel gesetzt?

die tür zum verschlag mit den schalt- schränken steht einen spalt offen. seine furcht, die sicherungen seien gestohlen worden, erweist sich glücklicherweise als unbegründet. ob ein kinderstreich oder eine echte überspannung die ursache für den ausfall war, ist jetzt egal. früher hat er selbst oft solche streiche mit seinen freunden gespielt. Heute schlüpft yÎnxíng durch viel größere sicherheitslücken. yÎnxíng – der unsichtbare – hat sich einen namen gemacht.

seine karriere hat vor etwa drei jah-ren mit unscheinbaren zeichenkolonnen in einer uniX-shell begonnen, die irgendwann so ausgefeilt waren, dass sie seinen eige-nen rechner lahm legten. nach dem ersten schreck über den programmierten absturz wuchs in ihm ein unwiderstehlicher drang, noch mehr solcher exploits zu schaffen. Programme, die andere Programme aus-nutzen und sie zu willfährigen dienern ma-chen. er hat zweifelsohne ein Händchen für schädlichen Quellcode.

und die anfängliche neugier entwickel-te sich immer mehr zur adrenalin-sucht. sie trieb ihn nach wenigen intensiven, aber einsamen Wochen vor dem bildschirm in die e-crime-szene und deren untergrund-foren im Web. Hier traf er endlich auf Gleich-gesinnte, die schnell zu seinen verbündeten und zu auftraggebern wurden. binnen we-niger monate hatte yÎnxíng Hunderte Pos-tings geschrieben, die von schwachstellen in it-systemen berichteten, hatte anleitun-gen zum bau von entsprechenden schad-programmen veröffentlicht und eigene trojaner zum tausch angeboten.

im Gegenzug erntete er vertrauen, wurde in höhere level empfohlen und stieg auf – in der virtuellen Hierarchie der schwarzen Hackerelite. Heute, als große nummer in der cyber-crime-szene, mo-deriert yÎnxíng diskussionen über sicher-heitslücken und lohnende angriffsziele. alles auf der dunklen seite des Webs. jedoch: in den vergangenen monaten musste er seinen zeitaufwand für diesen unbezahlten job drastisch reduzieren, de-aktivierte gar die aggressivsten threads. Wegen des auftrags.

mit dem zuschlag für diese offer-te auf der Hackerplattform bidXploit.net erhielt er anweisungen, welche server seine trojaner ins visier nehmen und welche dateitypen sie kopieren sollen. über sechs Wochen experimentierte yÎnxíng mit fertigen tools aus einschlägi-gen Hackerzirkeln, fügte eigene baustei-ne hinzu und trimmte seine schädlinge auf schwachstellen diverser Pdf-viewer. vor wenigen tagen erst kaufte er sich ein brandneues non-public tutorial über eine bislang nicht gepatchte sicherheitslücke im acrobat reader, um seine trojaner ge-zielt darauf abzurichten. nun haben seine digitalen Helfer zeit – bis der Hersteller das offene scheunentor im Pdf-reader entdeckt und schließt.

Wieder aus dem keller zurück, starrt yÎnxíng gebannt auf den einschaltknopf des monitors; sein konstantes blinken kündet davon, dass sein rechner wieder bootet. als der rechner online ist, sen- den seine spione botschaften aus dem Web – sie haben zugang erhalten. die unendlich langen reihen von Hashcodes interessieren ihn gar nicht, sollen sie ihm doch nur die Wachsamkeit seiner troja-ner dokumentieren. Harte fakten sind es, die ihn und seine auftraggeber an- locken: cad-daten, konstruktionspläne, designstudien und vorserientestergebnis-se künftiger Produkte.

in der ruhe liegt die kraft, seine asia- tische Geduld hat sich ausgezahlt. bereits vor zwei Wochen hatte yÎnxíng versucht,

sich zugang zu Passwörtern und ser-vern zu verschaffen. damals hatte er drei nächte mit seinem laptop in der fu cheng road auf der lauer gelegen. 163 yuan hat-te er für das doppelzimmer in der vierten etage mit kompletter office-einrichtung hingeblättert. ohne erfolg. denn nie-mand aus der delegation des deutschen unternehmens loggte sich während des aufenthalts in das Hotel-Wlan ein. auch nicht in das vermeintliche, von ihm instal- lierte funknetzwerk, das als local access provider und zehnmal so stark wie das Hausnetzwerk funkte. Hinter seiner log- in-seite warteten die selbstprogrammier- ten sniffertools auf die neuen Hotelgäste. über einen unscheinbaren facebook-ein-trag war er ihnen damals auf die spur ge- kommen. doch keiner aus der delegation nutzte während des kurzaufenthalts in schanghai auch nur eine nanosekunde das öffentliche mobile internet. die it- abteilung hatte die fernreisenden sicher-lich darauf eingeschworen.

schnee von gestern. Heute nun ist erntetag. megabyte an daten sprudeln: konstruktionspläne, skizzen von vorseri-enmodellen, kalkulationen, forschungs-daten und simulationsdaten landen auf seinem rechner. es hat sich also aus- gezahlt, einen intensiv-deutschkurs am Goethe-institut zu besuchen: seine sprach- kenntnisse reichten aus, um eine online- bewerbung beim attackierten unter- nehmen abzusetzen. sein lupenreines anschreiben und ein perfekter lebens-lauf, verpackt in einer schlanken Pdf- datei, trugen seine schnüffelprogramme nach deutschland. die iP-adresse und die mail-adresse lassen keine rück-schlüsse auf den wahren absender zu. jeder, der nun seinen lebenslauf liest, öffnet den unsichtbaren spionen den Weg ins system.

diese hat er bei zahlreichen »bullet- proof hosting«-anbietern platziert, Web- Providern mit zwielichtiger reputation, hoher anonymität und gesicherter kom-munikation. seine Programme warteten ↘

* Orte, Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig. Aber beabsichtigt! Wir danken Martin Dombrowski, Security Engineer bei Imperva Inc., für die fachliche Beratung.

Inte

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Page 30: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

nur darauf, dass die Werkstore geöffnet werden. Wurden sie erst einmal aktiviert, kommunizieren sie verschlüsselt und über anonymisierte Proxy-server auto-matisch mit den infizierten systemen und saugen die geheimen daten aus den netzen, gekaperte rechner attackieren gekaperte rechner, und zum ende der schlacht werden sie alle versenkt. auf-trag erledigt!

um 18.00 uhr solle er sich auf der Website vom crown nugget casino ein-loggen und in der virtuellen chat-lobby warten, teilten ihm seine auftraggeber im letzten forenposting mit. Wenige minuten

nach seinem log-in spricht ihn sein ange-kündigter spielpartner an, und gemein- sam setzen sie ihre avatare an einen privaten 500-dollar-Pokertisch. yÎnxíng muss einmalig 500 dollar setzen, er-hält dafür eine kreuz-zwei und eine Herz-sieben. big deal! aber sein Ge-genüber passt. Wieder setzen beide 500 dollar: karo-dame und kreuz-drei. sein Gegenüber passt wieder. auf diese Weise gewinnt yÎnxíng in wenigen minu-ten 25.000 dollar. seine Prämie für den Hack. //

Warum beschäftigt sich der Verfassungs-schutz mit Wirtschaftsspionage?

Weil es auch zu den Aufgaben des Verfassungsschutzes gehört, Spionage-aktivitäten anderer Länder aufzuklären. Diese Aktivitäten zielen häufig darauf ab, die deutsche Innovationskraft anzuzap-fen, und verursachen damit erheblichen Schaden. Wir sprechen mit den Verant-wortlichen in Unternehmen, stellen die Risiken dar, aber auch die Chancen für die Unternehmen, wenn sie sich schützen.

Die Unternehmen sind doch für ihren Schutz zuständig, muss sich aufgrund der Bedrohungslage der Staat engagieren?

Viele Unternehmen unterschätzen die Gefahr der Wirtschaftsspionage, weil sie glauben, kein ausreichend interes-santes Ziel für die Informationsdiebe zu sein. Und was nützen intensive Schulun-gen, wenn die Mitarbeiter später doch mit unverschlüsselten Laptops auf Ge-schäftsreisen gehen?

Wenn der Spion nicht zu mir kommt, reise ich zum Spion. Welche wichtigen Regeln beim IT-Verhalten sollten Unternehmen berücksichtigen?

Im Ausland gelten häufig andere Spielregeln; öffentliches WLAN eignet sich nicht für die Firmenkommunikation, und ein Hotelzimmer bietet nicht immer den Grad an Privatsphäre, den wir aus Deutschland kennen: Vielleicht lässt sich der Zimmersafe ja auch von der anderen Seite öffnen. Und freundlich gemeinte Firmengeschenke wie USB-Sticks sollten bei der Rückkehr sofort von der eigenen IT-Abteilung untersucht werden. Denn nur das Zusammenwirken von gezielter IT-Sicherheit und Mitarbeiterschulung verhindert vielleicht das Imitat des eige-nen Produkts auf der nächsten internatio-nalen Messe am Stand nebenan. //

Bild

: Bay

LfV

Datenklau und Wirtschaftsspionage haben Hochkonjunktur und rufen den Verfassungsschutz auf den Plan. Michael George vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz – Spionageabwehr/Wirtschaftsschutz (BayLfV) erklärt Unternehmen, wie sie ihre Firmengeheimnisse für sich behalten können.

DATENSCHUTZ IST EIN WETTBEWERBSVORTEIL

unTernehMen Brauchen InTerne sIcherheITsaMPel

ferchau.de/read/it131c

web-special

mehr informationen

Wie man sich vor Wirtschaftsspionen in Facebook & Co. schützt

wirtschaftsschutz-bayern.de

imperva.de

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Page 31: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Verliert die deutsche Hightech-Industrie den Anschluss?

»WENIGER VILLA HÜGEL UND MEHR

SILICON VALLEy«

Universitätsprofessor, Jazz-Musiker, Politikberater und Unternehmer: Professor August-Wilhelm Scheer erklärt,

warum ein Cross-Over-Leben kreativer und innovativer ist als ein immer tieferes »autistisches Bohren«.

< 31>< v o i c e s >

Page 32: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Herr Professor Scheer, Sie plädieren für ein Cross-over-Leben. Was meinen Sie damit?

Wir leben häufig in schubladen. ent-weder ist man manager mit Haut und Haar oder künstler und lebt nur in dieser Welt. oder man ist universitätsprofessor und geht in der Welt der fußnoten auf. um nicht betriebsblind zu sein, ist es wichtig, ande-re Perspektiven als die der eigenen schub-lade einzunehmen und lieber mal den geraden Weg zu verlassen. nur dann erhält man ein umfassendes lebensbild und die chance, Persönlichkeit zu entwickeln.

Aber das ist doch längst bekannt. Persön- lichkeit und soziale Kompetenzen stehen hoch im Kurs ...

einspruch. unser erziehungs- und ausbildungssystem erschafft auch heute noch genau diese betriebsblindheit: im-mer schön fleißig, immer schön brav und immer schön angepasst sein – dann klappt es auch mit den guten noten. das setzt sich an der universität fort und später auch im berufsleben. ich frage nur: Was ist denn aus den klassenbesten geworden?

Was ist aus Ihren Klassenbesten geworden? ich selbst war es jedenfalls nicht –

höchstens der zweitbeste. der beste wurde oberstudienrat und ist in früh- rente gegangen.

»Lieber mal den geraden Weg zu verlassen.« Ist Ihnen das Lebensmotto rückblickend bewusst geworden?

ich habe Hesse gelesen, wie viele in meiner Generation. der wäre sicher auch nur ein stallhase geworden und kein steppenwolf, wenn er im establishment geblieben wäre. Wir sind alle mehrdimen-sional, das war mir schon recht früh klar. auch dass die unterschiedlichen aktivitä-ten sich gegenseitig beeinflussen, denn allen liegt kreativität zugrunde. und: na klar sehe ich das im rückspiegel sehr viel deutlicher und gelassener.

Was bringt ein solches Cross-over-Leben hervor?

ich bin überzeugt davon, dass durch die vermischung von disziplinen, von un-terschiedlichen erfahrungen, lebensläu- fen und Weltbildern mehr kreativität und innovation entstehen als durch das immer tiefere autistische bohren in der eigenen disziplin oder schublade. dabei läuft man

eher Gefahr, sich in vielfachen verästelun- gen zu verlieren und dabei letztlich nur unwichtige dinge zu finden. kreative inno- vatoren haben sich eine art positiver kind-lichkeit bewahrt, die es erlaubt, absurd zu denken. sie sind eher bereit, dinge einzu- reißen und neues auszuprobieren.

Und wo und wie leben Sie diese Vielfalt?ich bin seit mehr als 30 jahren Pro-

fessor, seit über 50 jahren musiker, habe 30 jahre als berater gearbeitet, habe vor über 35 jahren mein erstes unter-nehmen gegründet und berate seit rund

zehn jahren die regierung in puncto Hightech-entwicklung und it. solche leben kann man nicht nacheinander führen. Wenn sie unterschiedliche inte- ressen haben, sollten sie versuchen, so viel wie möglich davon parallel hinzube-kommen.

Ein lückenloser Lebenslauf wird von Personalern aber auch heute noch gerne gesehen ...

das ist überholt. cross-over-denken war vor 20 jahren noch ungewöhnlich, ja zum teil verpönt. Heute hat sich aus dieser zarten Pflanze ein ansehnlicher strauch entwickelt – hoffen wir, dass dar- aus ein starker baum wird.

Auch wenn man sechs Monate einen Kellner- Job in den USA macht oder wochenlang ziellos durch Europa oder Indien trampt?

das ist doch super! Ganz gleich, ob taxifahren, kellnern oder musikmachen.

das alles ist persönlichkeitsbildend. der berater, der mit seinem kunden oder ei-nem kollegen spricht, kann beim bier spannende Geschichten aus new york erzählen und langweilt sein Gegenüber nicht mit erzählungen aus der uni – denn da war der andere auch.

Wann sind Sie das erste Mal ausgebrochen?die größte entscheidung war, aus

dem lehrstuhl heraus ids scheer zu gründen. als forscher kommt man über einen Prototyp oder laborversuche sel-ten hinaus, ich aber wollte das konzept und später auch die tools rund um un-sere entwicklung aris (architektur in-tegrierter informationssysteme) auf den Prüfstand stellen: taugen die ideen in der Praxis, wie kann man das für 1.000 und mehr user umsetzen etc.?

der schritt aus dem elfenbeinturm in die industrie war eher verpönt – heute ist das kaum noch nachvollziehbar. da-mals galt: Wenn man für die Wirtschaft arbeitet, verrät man die ideale der Wis-senschaft. aber schlaflose nächte und durchschwitzte bettlaken gehören dazu, wenn man Grenzen verschieben will.

Bahnbrechende Innovationen und Ent-wicklungen in Hightech- und IT-Branche kamen und kommen aus den USA. Fehlt der deutschen IT-Szene eine Prise kindli-ches Zerstörertum?

an ideen und an Gründermentalität mangelt es nicht. aber richtig große fir-men sind dabei noch nicht rausgekom-men, und wenn, dann werden sie ge-kauft von ausländischen unternehmen. Wichtig ist, dass wir uns auf unsere wahren stärken besinnen und dort wei-terentwickeln!

Brauchen wir unbedingt IT-Giganten wie Apple oder Google?

die masse der it-unternehmen hier entwickelt sich – abgesehen von saP und einigen wenigen ausnahmen – nur zu einer Größe von vielleicht 50 oder 100, höchstens aber 500 mitarbeitern und bieten hauptsächlich dienstleis-tungen. sie schafft es aber nicht mehr zu der notwendigen bedeutung, um an-dere deutsche it-unternehmen in ihrer entwicklung zu beflügeln. auch sitzen die käufer nicht selten im ausland und scheren sich um die fortführung der

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Page 33: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Entwicklungstätigkeit in Deutschland nur noch selten. Die Gründung der SAP ist schon rund 40 Jahre her, und davon bräuchten wir mehr; Unternehmen, die starke Produkte für den Weltmarkt bauen, denn das erzeugt eine große Community.

Im Silicon Valley oder auch in China scheint das zu funktionieren. Ist der Boden dort fruchtbarer?

Im Silicon Valley kommt alles zusam-men, was man braucht – ein Schmelztie- gel auf engstem Raum: die großen Unter-nehmen mit Zugkraft, Investoren, Venture-Capital, aber auch Eliteuniversitäten, die unternehmerisch sind und unzählige Fir-men hervorgebracht haben, die es zu Welt-marktführerschaft gebracht haben wie Google oder wie SUN, wo der Name Pro- gramm ist (Standford University Network).

In China ist die staatlich geplante Entwick-lungspolitik der Dünger.

Der Ansatz aus langfristigen staat lichen Programmen, verbunden mit der Förderung von Unternehmertum und Dumpingpreisen, sorgt für Innovations- schübe, Neugründungen und einen hohen Absatz. Das zieht viele gutausgebildete Köpfe, die in den USA oder auch in Euro-pa studiert haben, wieder in die Heimat. Schließlich ist dort ja mehr los.

Was bedeutet das für Neugründungen hier-zulande?

Es finden sich keine starken Partner. Und ich sehe große Gefahren, dass wir im Higtech-Bereich den Anschluss verlieren.

Der Wirtschaft geht es doch prima. Warum brauchen wir eine starke IT?

Weil die IT der Innovationstreiber der Zukunft ist. Die traditionell starken Bran-chen wie Automobil-, Maschinen- und An-lagenbau können nur mit IT selbst innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Hard- und Software erhält immer stärker Einzug und wird zum entscheidenden Unterschei-dungsmerkmal – Embedded Software, die heute die Innovation bei Autos ausmacht, ist ein gutes Beispiel dafür. Auch deutsche Werkzeugmaschinen und Automatisie-rungstechnik sind nicht Exportschlager, weil wir den härtesten Stahl haben, son-dern die besten Steuerungen. Weitere Zu-kunftsmärkte sind intelligente Stromnetze oder die Planung von Verkehrsströmen.

Das alles lässt sich nur mit IT-Systemen verwirklichen. Wenn wir die Softwaretech-nologie nicht selbst beherrschen, machen wir uns abhängig, und die Nähe zur Wert-schöpfungskette geht verloren. Wir brau-chen daher in der deutschen Wirtschafts-politik weniger Villa Hügel und mehr Silicon Valley. Heißt: Nicht nur das Alte feiern, son-dern Neues wagen und fördern.

Momentan rollt eine Welle von Technologie- brüchen auf die IT zu. Cloud-Computing, neue Techniken in der Datenspeicherung, Consumerization von IT, Mobilität, Social Media etc. Auch diese Entwicklungen wer-den maßgeblich aus den USA getrieben.

Das ist richtig, doch die Chancen für deutsche Firmen, genau diese Technolo- giebrüche zu nutzen und neue Lösungen zu entwickeln, sind so groß wie noch nie. Ob das Apps für die Cloud sind, intelli-gente Benutzeroberflächen, um mit den smarten Endgeräten zu kommunizieren und sie zu steuern – hier sind unsere Entwickler und Ingenieure gefragt. Auch bei der Umsetzung von Social Media in Unternehmen gibt es enormes Potential: So gilt es etwa, Strukturen dafür zu ent-wickeln und diese mit IT zu unterstützen.

Sie greifen selbst immer wieder disrupti-ve Ideen auf und gründen neue Firmen – momentan etwa im Umfeld von Cloud- Computing und E-Learning. Was ist Ihre Kraftquelle, wann kommen Ihnen die besten Ideen?

Ich brauche viel Zeit für mich und träume vor mich hin. Früher hab ich das eher als negativ angesehen. Während

andere lesen oder sich unterhalten, be-vorzuge ich die Stille als Kraftquelle.

Ein Beispiel bitte.In einem solchen Moment der Ruhe

kam mir beispielsweise die Idee für ARIS, was im Grunde für seine Zeit auch etwas Zerstörerisches hatte, weil es die bisher vorherrschende Art, Software zu entwickeln, umkrempelte: Wir be-trachteten nicht mehr Unternehmens-funktionen, sondern wollten künftig Ge-schäftsprozesse abbilden, die über alle Bereiche und lückenlos durch IT unter-füttert werden.

Welchen Fehler verzeihen Sie sich oder Ihren Mitarbeitern, wenn eine Idee nicht wie erwartet zündet?

Da bin ich mittlerweile sehr tolerant – Jazz sei Dank. Im Jazz sind Fehler quasi Teil des Programms: Ein falscher Ton kann als Fehler gesehen werden oder als Startschuss für eine Veränderung, denn einen halben Ton höher oder tiefer passt es dann wieder ins Gefüge. Insofern ist eine Jazz-Band auf Fehlertoleranz und Kreativität hin ausgerichtet. Es gibt keine Hierarchie, die Rhythmusgrup-pe bildet den Teppich, und die Solisten sind frei im Rahmen der harmonischen Struktur. Je schneller und turbulenter ein Unternehmen ist, desto mehr sollte es von diesen Eigenschaften haben.

Herr Professor Scheer, vielen Dank für das Gespräch. //

(* 27. Juli 1941 in Lübbecke, Westfalen) ist ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der IDS Scheer AG und ehemaliger Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Er schuf die wissenschaftliche Grundlage für das ARIS-Konzept (Architektur integrierter Informationssysteme). Von 2007 bis 2011 war er Präsident des Bundesverbandes Bitkom. Heute investiert er in junge Hightech Unter-nehmen, die er in der Scheer Group zu einem Innovationsnetzwerk zusammenfasst.

Offizieller Blog: august-wilhelm-scheer.com

über august-wilhelm scheer

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. auGust-WilHelm scHeer

»Eine Eigenschaft von Innovatoren

ist die innere Unabhängigkeit. Ihnen ist es egal, ob Sie als Narren

hingestellt werden. Sie gehen ihren Träumen nach.«

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Page 34: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

JOBFINDEN, LEICHTGEMACHT

DIE FERCHAU JOB APP

WIR ENTWICKELN SIE WEITER

FERCHAU.DE

Die FERCHAU Job App steht zum kostenlosen Download unter ferchau.de/go/jobapp zur Verfügung. Oder direkt im Apple App Store und auf Google Play™.

Im frühjahr 2013 ist die leine-Metropole gleich zweimal der nabel der hightech-Industrie. Die weltweit größte computermesse ceBIT steht heuer unter dem Motto »shareconomy«. Die hannover Messe Industrie hat sich dem leit-thema »Integrated Industry« verschrieben.

Der Kunstbegriff »Shareconomy« beschreibt die Veränderung von Gesellschaft und Unterneh-men vom Haben zum Teilen. Das gemeinsame Nutzen von Wissen, Ressourcen, Erfahrungen und Kontakten als neue Form der Zusammen-arbeit steht im Fokus. Cloud-Computing, Social Networks und Collaboration sind einige der Tech-nologien dazu, die auf der CeBIT gezeigt werden. FERCHAU Engineering ist diesmal Partner von COMPUTERWOCHE Jobs & Karriere – dem wich-tigsten Job-Marktplatz der Messe.

Mit dem Leitthema »Integrated Industry« rückt auch die HANNOVER MESSE 2013 die zunehmende Vernetzung aller Bereiche der Industrie in den Mittelpunkt. Maschinen, Anlagen, Werkstücke und Bauteile werden künftig Daten und Informationen in Echt-zeit austauschen. Das Stichwort lautet hier: Industrie 4.0.

IT MEETS ENGINEERING

CeBIT und HMI

Mit der ferchau job app einfach und intuitiv passende jobangebote bei Deutschlands engi-neering-Dienstleister nr. 1 finden.

» Zugriff auf alle aktuellen Jobangebote der FERCHAU Engineering GmbH

» Einfache und schnelle Jobsuche» Kostenloser Download für iOS (Apple App Store)

und Android™ (Google Play™)

DIE FERCHAU JOB APPJobfinden, leichtgemacht

weitere informationen

ferchau.de/go/jobapp

CeBIT 2013 Hannover Messe 2013

05.–09.03.2013 08.–12.04.2013

besuchen sie uns in Halle 9, PlatzierunG 08

besuchen sie uns in Halle 2, stand d 47

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Page 35: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

Konstantin von Witzleben, leiter service-center ferchau freelance, erklärt, warum das Webportal Busi- nesspartnern vorteile bringt.

Angesichts des anhaltenden Fach-kräftemangels haben Selbständige momentan eher die Qual der Wahl. Warum ist FERCHAU Freelance den- noch interessant für diese Zielgruppe?

Wir haben einen sehr guten Marktüberblick über innovative Projekte in den verschiedensten Branchen und über alle Regionen – den hat ein Freiberufler in der Regel nicht. Zudem sind wir durch

unsere Niederlassungsstruktur in engem Kontakt mit Kunden und wissen frühzeitig, ob und wann neue Aufgaben anstehen. Wir ver-stehen uns als Vertrieb für unse-re Businesspartner. Ein weiteres Schmankerl: Momentan können interessierte Experten auf rund 500 Projekte deutschlandweit zugreifen und sich direkt darauf bewerben.

Das bieten andere Dienstleister auch. Wo geht FERCHAU Freelance denn einen Schritt weiter?

Erstens: Wir forcieren den di-rekten Weg. Durch die nahtlose Verbindung über die Niederlassun-gen zu den Kunden können wir sehr schnell die Partner und Projekte zusammenbringen. Zweitens: Mit FERCHAU Freelance bieten wir Hil-festellung zu Vertragsgestaltungen und haben Vertragsmuster und vie-les mehr zum Download. Drittens: Der Businesspartner kann seine Daten selber pflegen. Die Betonung liegt auf »kann«, denn auch hierbei greifen wir unter die Arme, etwa bei der Erstellung von Profilen. Der

Vorteil ist ein stets aktuelles Profil, welches den Einstieg in die interes-santen Projekte vereinfacht.

Was genau ist die Aufgabe des Service- Centers FERCHAU Freelance?

Unsere Kunden sind in erster Linie unsere Niederlassungen. Ih- nen obliegt die Verantwortung, und sie halten den persönlichen Kon-takt zu Partnern und Kunden. Daran ändert sich nichts. Als Service- Center haben wir aber darüber hi-nausgehende unterstützende Auf- gaben. Das wären einmal Bereit-stellung der zentralen technischen Infrastruktur, Pflege von Daten-banken sowie Ausbau und Pflege des Portals. Auch in puncto »An-sprache von Businesspartnern« sind wir aktiv und unterstützen da-mit die Kolleginnen und Kollegen in den Regionen – immer mit dem Ziel: mit freiberuflichen Spezialis-ten Projekte zu realisieren.

Der SpyKee-Roboterbausatz mit einer Gesamthöhe von 32 cm und mit mehr als 200 Einzelteilen lässt sich in drei verschiedene Modelle zu-sammenbauen. Der Kern seiner In-telligenz besteht aus einem ARM9- 200-MHz-Prozessor. Während er die Umgebung erkundet, macht er Fotos, Film- und Tonaufnahmen. Per WLAN und Internet lässt sich SpyKee von je-dem beliebigen Ort dieser Welt steu-ern. Er spricht und gibt Töne wieder.

Sie möchten ferngesteuert per WLAN Ihre Umgebung erkunden?

Dann loggen Sie sich ein unter: ferchau.de/go/it-gewinnspiel und beantworten Sie folgende Frage: Wie viele Elemente zählt man zur Gruppe der seltenen Erden? Kleiner Tipp: Aufmerksam den Artikel ab Seite 22 lesen. Einsendeschluss ist der 28.03.2013. Viel Glück!

Über das Smartphone Galaxy S3 hat sich Herr Uwe Schluchter gefreut. Er arbeitet bei der ERGO Versicherung AG als Abteilungsleiter. Herzlichen Glückwunsch!

atFERCHAU-Gewinnspiel

HALLO! ICH BIN SPyKEE

klicken sie rein

ferchau.de/b2b/freelancer/

klicken sie rein

ferchau.de/go/it-gewinnspiel

DIREKTER WEG ZU SPANNENDEN PROJEKTEN

FERCHAU Freelance

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Page 36: IT Magazin atFERCHAU 2013/01

niederlassunGen

aaCHenfon +49 241 [email protected]

auGsburGfon +49 821 [email protected]

berlinfon +49 30 [email protected]

bielefeldfon +49 521 [email protected]

boCHumfon +49 234 [email protected]

braunsCHWeiGfon +49 531 [email protected]

bremenfon +49 421 [email protected]

darmstadtfon +49 6151 [email protected]

dortmundfon +49 231 [email protected]

dresdenfon +49 351 [email protected]

dÜsseldorffon +49 211 [email protected]

erfurtfon +49 361 [email protected]

frankfurtfon +49 69 [email protected]

freiburGfon +49 761 [email protected]

friedriCHsHafenfon +49 7541 [email protected]

Giessenfon +49 641 [email protected]

GÖrlitZfon +49 3581 [email protected]

GummersbaCHfon +49 2261 [email protected] HamburG-nordfon +49 40 [email protected]

HamburG-sÜdfon +49 40 [email protected]

HannoVerfon +49 511 [email protected]

HeidenHeimfon +49 7321 [email protected]

Heilbronnfon +49 7131 [email protected]

inGolstadtfon +49 841 220550-40 [email protected]

jenafon +49 3641 5279370 [email protected]

karlsruHefon +49 721 [email protected]

kasselfon +49 561 [email protected]

kielfon +49 431 [email protected]

koblenZfon +49 261 [email protected]

kÖlnfon +49 2236 [email protected]

leerfon +49 491 [email protected]

leiPZiGfon +49 341 [email protected]

linZfon +43 732 [email protected]

lÜbeCkfon +49 451 [email protected]

maGdeburGfon +49 391 [email protected]

mannHeimfon +49 621 [email protected] mÜnCHenfon +49 89 [email protected] nÜrnberGfon +49 911 [email protected]

osnabrÜCkfon +49 541 [email protected]

Potsdamfon +49 331 [email protected]

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