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JÄGER UNTER DRUCK BLEIFREIE MUNITION! Abschlussarbeit im Rahmen des Universitätslehrganges Jagdwirt/in Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Prof. Klaus Hackländer Verfasser: Alexander PUTZ Dezember 2011

JÄGER UNTER DRUCK BLEIFREIE MUNITION! - … unter... · Forschungen ergaben, dass die bleihaltige Munition Ursache der Mortalitätsraten war, die das Überleben der Kondore gefährdete

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  • JGER UNTER DRUCK BLEIFREIE MUNITION!

    Abschlussarbeit im Rahmen des Universittslehrganges

    Jagdwirt/in

    Universitt fr Bodenkultur Wien,

    Institut fr Wildbiologie und Jagdwirtschaft,

    Prof. Klaus Hacklnder

    Verfasser:

    Alexander PUTZ

    Dezember 2011

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    Einleitung

    Auch wenn keine Gesetze uns dazu zwingen, wenn keine Verordnungen uns vorschreiben, hat

    jeder Jger in der Jgerschaft die Verpflichtung der Erhaltung einer intakten Natur und Schden

    an Mensch, Tier und Wild durch vernnftiges Handeln zu verhindern [Monz 2011].

    Was steckt nun hinter dieser Feststellung bzw. Aufforderung?

    Die Schrotmunition gefhrdet primr Wasservgel und Tiere, die zur Zerkleinerung der Nahrung

    Gritsteine (groben Sand) aufnehmen. Bei der Aufnahme der Steine werden Schrotkugeln aus Blei

    mit aufgenommen. Im Muskelmagen der Vgel kommt es zu einer Aufrauung der Oberflche der

    Bleikugeln. Durch den Kontakt mit der Magensure lsen sich die Bleisalze und Blei wird

    freigesetzt. Bereits eine sehr geringe Menge davon hat fr das Tier eine tdliche Wirkung. Bei der

    Migration der Wasservgel gengen schon wenige verschluckte Bleikrner, um dessen

    Energiespeicher zu behindern. Die durch lange Flge ohnehin angestrengten Tiere werden

    schwcher und sterben. In Amerika sind durch die Aufnahme von Bleischrot bereits Millionen von

    Wasservgeln verendet [Hacklnder 2011]. Die Einnahme von Bleischrot erfolgt nicht nur bei

    Wasservgeln, auch bei anderen Tieren wurde bereits eine Aufnahme dokumentiert [Brister

    1992].

    In bei durch den Bchsenschuss erlegten Tieren wurden ferner im Wildkrper feinst verteilte

    Bleiwolken von bis zu einem Durchmesser von bis zu 40 cm um den Schusskanal anhand von

    Rntgenuntersuchungen nachgewiesen. Dann besteht eine sog. sekundre Gefhrdung, das heit,

    wenn etwa Greifvgel Fleisch von Wild aufnehmen, welches mit Bleimunition angeschossen wird

    und irgendwo verendet. In Amerika wurden bereits mehrere 100.000 Dollar allein fr die Rettung

    von vergifteten Greifvgeln wie Kondoren u. a. aufgewendet, um deren beeintrchtigte und

    bereits geschwchte Populationen vor dem Aussterben zu retten. Der Faktor Vergiftung durch

    Bleischrotkugeln ist dafr verantwortlich, dass 1525 % der Greifvgel wie beispielsweise Adler

    (Nordamerika) und Seeadler (Europa) verenden [Krone 2008].

    Es kommt gelegentlich vor, dass Menschen beim Verzehr von Wildbret ebenfalls Bleischrot mit

    der Nahrung aufnehmen. Diese Schrotkrner knnen jedoch den Krper passieren, ohne weiteren

    Schaden anzurichten. Gefhrlich ist hier nicht, einzelne Schrotkrner mitzuessen, sondern Fleisch

    von bereits vergifteten Wasservgeln zu sich zu nehmen. Durchschnittlich 15 % der Wasservgel

    haben hhere Bleiwerte als zugelassen [Hacklnder 2011].

    Eine sekundre Gefhrdung der Konsumenten besteht dann, wenn durch die Zubereitungsart des

    Wildbrets die Bioverfgbarkeit von Blei erhht ist. Solche Zubereitungsarten sind etwa das

    Hinzufgen von Wein, kaltem oder warmen Essig sowie das Pkeln oder Abhngen des Fleisches.

    Auch das Verspeisen von rohem Fleisch ist als kritisch zu bewerten [Mateo et al. 2010].

    Die Mglichkeit der Gefhrdung von Tierpopulationen und -arten bzw. von Konsumenten sowie

    der Selbstgefhrdung der Jger durch den Verzehr von bleihaltigem Wildbret sind mit einer

    verantwortungsbewussten Haltung von Jgern heutzutage nicht mehr vereinbar [Hacklnder

    2011].

    Ab dem 1. Juli 2012 tritt in sterreich das Verbot des Einsatzes von bleihaltiger Munition bei der

    Jagd auf Wasservgel in Kraft. Mit dieser Manahme wird dem bereits seit 135 Jahren bekannten

    Wissen um die Toxizitt von Blei [Calvert 1876], bis heute erweitert um zahlreiche

    Detailkenntnisse, Rechnung getragen. Fr den Jger entsteht dadurch nun die Verpflichtung, die

    neuen Erkenntnisse anzunehmen und auf bleifreie Munition umzustellen. Hilfreich fr die Jger

    ist bei diesem Prozess ein entsprechendes Hintergrundwissen zur Befrwortung der bleifreien

    Munition. Die Kenntnis von Alternativen, deren Verfgbarkeit und Kosten sind an dieser als

    erheblich fr eine breite Akzeptanz einzuschtzen.

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    Jger sind also nun zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur angehalten. Durch

    die Bereitschaft, fr eine nachhaltige Jagd einzutreten, bietet sich ihnen die Mglichkeit, fr ein

    gutes Image der Jagd zu sorgen. Damit zeigen sie, dass sie mit den Zeichen der Zeit gehen, sich

    nicht wissentlich an konserative Einstellungen klammern und anderen sowie dem Ansehen der

    Jagd Schaden zufgen [Hacklnder 2011].

    Das Verbot der verwendung bleihaltiger Munition beeinflusst damit auch die Jagd auf

    Wasservgel. Der Verfasser hat sich ein Jahr lang mit dem Thema bleifreier Munition

    auseinandergesetzt und festgestellt, dass eine Umsetzung der Verordnung nicht problemlos

    vonstatten gehen wird. Bei selbst durchgefhrten Stichproben wurde deutlich, dass auer

    Weicheisen auch bei mehreren Waffenhndlern in den verschiedensten Regionen sterreichs

    bleifeie Munition bei dem Material Weicheisen nur bei einigen Firmen zu kaufen war. Weicheisen

    gibt es bei einigen Firmen in sehr guter Qualitt, welche aber von den verschiedensten

    Waffenhndlern sterreichs nicht in den Regalen verfgbar sind. Andere Alternativen wie

    Tungsten, Zinn oder Wismut haben monatelange Lieferzeiten. Eine hochwertige Qualitt und

    groe Auswahl ist jedoch notwendig, um bei der Jagd mit bleifreier Munition den Tieren keine

    unntigen Qualen bzw. Jagdkollegen keinen Schaden zuzufgen, denn beim Einsatz von bleifreier

    Munition spielt auerdem z. B. das Abprallverhalten der Patrone (Ballistik) eine groe Rolle

    sowie die Tatsache, dass der Einsatz von bleifreier Munition ber kurz oder lang fr alle

    Wildarten gelten wird. Den Jgern vor Ort fehlen aber gegenwrtig wichtige Informationen und

    Materialien, um diese Verpflichtung auch in die Praxis umsetzen zu knnen. Denn fr den

    sachgemen Einsatz ist der Jger in der Pflicht und Verantwortung, nicht fahrlssig zu handeln.

    Erschwerdend kommt der Umstand hinzu, dass bleifreie Munition um ein Vielfaches mehr kosten

    wird. Das wird sich je nach Bezirk und je nach Wildart und Wilddichte unterschiedlich auswirken.

    Auerdem sind die Kosten fr den einzelnen Jger in Bezug auf die Abschusshhe verschieden

    hoch. Diese Umstnde nahm der Verfasser zum Anlass, sich bei seinem Abschlussthema mit

    Kosten der bleifreien Munition auseinanderzusetzen und entsprechende Informationen zur

    Verfgung zu stellen. Dabei wird in der Arbeit wie folgt vorgegangen: Zunchst werden

    Hintergrundinformationen zu den Themen Aufnahme von Bleischrot und belastetes Fleisch durch

    Tier und Mensch gegeben sowie auf die Bemhungen, weitere Gefhrungen zu vermeiden,

    eingegangen (1.1.). Kapitel 2. hat das Thema Umstellung auf bleifreie Munition aus

    konomischer Sicht. Darin beschftigt sich Kapitel 2.1. mit den wirtschaftlichen Auswirkungen

    der sterreichischen Verordnung zunchst auf die waffenproduzierenden Unternehmen und geht

    anschlieend auf die wirtschaftlichen Vernderungen ein, mit denen die Jgerschaft zu rechnen

    hat bei Verwendung bleifeier Munition (2.2.). Dabei werden u. a. auch die Alternativen zur

    bleihaltigen Munition aufgezeigt und die Kosten dieser jeweils mit bleihaltiger Munition

    verglichen. Auseinandergesetzt wird sich in diesem Kapitel ferner mit der Frage, ob

    Alternativmunition in der eigenen Waffe verwendet werden kann und wenn ja, was das fr

    Auswirkungen hat. Das Unterkapitel Kalkulationsbeispiele (2.2.2.) zeigt dann fr ausgewhlte

    Jagdbezirke in sterreich die Kosten fr die Bejagung von Wild auf. Kapitel 2.2.3. geht auf die

    Ergebnisse einer E-Mail-Anfrage des Verfasser an 45 Waffenhnder ein, bei der die Verfgbarkeit

    bleifreier Munition geprft wurde. Kapitel 2.3. erlutert die Auswirkungen der neuen Verordnung

    auf die Konsumenten. Im abschlieenden Kapitel 3 wird auf die Notwendigkeit von

    Lebensraumschutz eingegangen. Dies beinhaltet Erluterungen zur Wertschtzung der Natur und

    zur Verpflichtung dieser.

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    INHALTSVERZEICHNIS

    1. EINFHRUNG........................................................................................................................................ 5

    1.1. Ursache der Verordnung zum Verbot bleihaltiger Munition ................................................. 5 1.1.1. Weltweite Vergiftungen und Gegenmanahmen .............................................................................................. 5 1.1.2. Exposition und Auswirkungen von Blei auf Menschen und Tiere ............................................................ 7 1.1.3. Gemeinsame weltweite Bemhungen zur Einschrnkung des Bleigehaltes ....................................... 9

    2. UMSTELLUNG AUF BLEIFREIE MUNITION AUS KONOMISCHER SICHT ............................ 11

    2.1. Auswirkungen der Verordnung auf die Waffenindustrie von der EU-Ebene zur Landes- und Bezirksebene ............................................................................................................................. 11

    2.1.1. Wodurch wird die Produktion von Munition gelenkt? ................................................................................ 11 2.1.2. Auswirkung auf Unternehmer und Anwender ................................................................................................ 13

    2.2. Auswirkungen der Verordnung auf die Jger ........................................................................... 15 2.2.1. Welche wirtschaftliche Vernderung ergibt sich durch die Verwendung bleifreier Schrot- und

    Bchsenmunition? ........................................................................................................................................................ 16 2.2.1.a. Derzeit verfgbare Alternativen von Schrot- und Bchsenmunition und deren Kosten ....... 17 2.2.1.b. Vergleich der Kosten von Bleischrot zu Alternativen .............................................................................. 19 2.2.1.c. Kann die Alternativmunition mit der eigenen Waffe verschossen werden? ................................ 30 2.2.1.d. Notwendigkeit von Schusswaffentraining als Ausgleich von ballistische nderungen .......... 35 2.2.1.e. Wildbretentwertung durch bleihaltige Munition ...................................................................................... 42

    2.2.2. Kalkulationsbeispiele ................................................................................................................................................... 51 2.2.3. Interessensgemeinschaft Waffenindustrie ........................................................................................................ 62

    2.3. Auswirkungen der Verordnung auf den Konsumenten ......................................................... 63

    3. UMSTELLUNG AUF BLEIFREIE MUNITION AUS KOLOGISCHER UND SOZIOKULTURELLER SICHT ........................................................................................................... 64

    3.1. Vorsorgemanahmen fr die nchste Generation .................................................................. 64 3.1.1. Nachhaltigkeit und Lebensraumschutz............................................................................................................... 65 3.1.2. Wertschtzung der Umwelt und Verpflichtung zu ihrem Schutz ........................................................... 67

    4. ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................................ 69

    5. TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................................. 70

    6. ABKRZUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................................... 71

    7. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................... 72

    8. ANHANG ............................................................................................................................................... 78

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    1. EINFHRUNG

    1.1. Ursache der Verordnung zum Verbot bleihaltiger Munition

    Um die Frage nach den Hintergrnden fr das Zustandekommen der Verordnung zu erlutern,

    werden in diesem Kapitel Abschnitt einige durch Blei bedingte Vergiftungsformen sowie die

    Folgen bei der Verwendung von Bleimunition zusammengefasst. Wie global das Thema eigentlich

    ist, zeigt ein kurzer berblick ber diese Problematik weltweit. An den Erluterungen wird

    ersichtlich, dass ein enormer Aufwand notwendig ist, um den Auswirkungen von Bleimunition

    entgegenzutreten. Des Weiteren, um Tiere vor dem Aussterben zu bewahren bzw. die

    Auswirkungen des Bleis auf Mensch und Natur zu verringern und bestenfalls zu verhindern.

    1.1.1. Weltweite Vergiftungen und Gegenmanahmen

    Kanada: Kondore, Wasservgel

    In Kanada kam es 1982 zu einer dramatischen Verringerung der Population des amerikanischen

    Kondors auf nur 22 Individuen. Forschungen ergaben, dass die bleihaltige Munition Ursache der

    Mortalittsraten war, die das berleben der Kondore gefhrdete. Die verbliebenen Kondore

    wurden durch den Peregrine Fund zur Zucht eingefangen, gesund gepflegt und ab 1996 wieder

    ausgewildert. Problem dabei war und ist jedoch, dass Greifvgel eine langsame Reproduktion

    aufweisen und die hohen Mortalittsraten nicht oder nur schwer ausgeglichen werden knnen.

    Die Bleivergiftung wird heute als das einzige Hindernis fr die Erholung der Kondorpopulation

    gesehen [Green et al. 2008]. Der Peregrine Fund investiert jhrlich hunderttausende von Dollar,

    um die Kondore zu fangen, zu untersuchen und mittels Ausleitung der Schwermetalle durch

    Chelatbildner vor dem Tod zu bewahren. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen zu den

    Ursachen der Bleivergiftung der groen Vgel wurde festgestellt, dass kleinste Fragmente von

    Munitionsblei im Wild, welches mit der Bchse oder der Flinte erlegt wurde, die Ursache fr das

    Blei in den Krpern der Kondore war. Kondore wurden hufig dabei beobachtet, wie sie an den

    Kadavern von Hirschen und Wapitis fressen [Parish et al. 2007]. Es besteht des Weitereren eine

    starke rumliche und zeitliche Korrelation zwischen der Futtersuche der Kondore in

    Jagdbereichen whrend der Jagdzeiten auf Hirsch und Wapiti [Hunt et al. 2007; Green et al. 2008].

    Auch gibt es eine starke zeitliche und rumliche Verbindung zwischen den hohen Blutbleiwerten

    bei Kondoren, der Jagdsaison und der Futtersuche der Kondore in Jagdgebieten [Hunt et al. 2007;

    Green et al. 2009]. Rntgenuntersuchungen machten Bleifragmente und Schrot bei bleivergifteten

    Kondoren sichtbar [Parish et al. 2007]. Bleibelastete Geschosse, auch wenn eine hohe Masse nach

    der Schussabgabe erhalten bleibt, fragmentieren in hunderte kleinste Teile, die im Wildkrper

    weit verstreut werden [Hunt et al. 2006]. Die Verhltnisse der Bleiisotope in bleivergifteten

    Kondoren stimmen mit denen von Munitionsblei berein [Church et al. 2006].

    Die hohe Mortalitt des kalifornischen Kondors durch die ernhrungsbedingte Aufnahme von

    Bleifragmenten in Wild diente als Indikator fr weitere Aasverwerter wie Weikopfadler,

    Steinadler, Seeadler, Kolkraben und viele andere Wildtiere. Als weitere Beispiele fr eine direkte

    Vergiftung bei anderen Vogelarten, in der Zusammenfassung von UFSWS 1986, sind Arten wie

    Fasanen, Rebhhner, Blsshhner, Kraniche u. a. Sumpfvgel zu nennen, whrend bei

    Strandlufern, Seeschwalben oder Reihern kein Blei nachgewiesen wurde [Hall und Fischer

    1985].

    Rund 60 Millionen Wasservgel migrieren jhrlich nach Kanada, die im Herbst Bleischrot

    aufnehmen. Dadurch sterben pro Jahr zwischen 2 und 6 Millionen Tiere an den Folgen einer

    Bleivergiftung. Einige davon nehmen die Bleikugeln, die durch Fehlschsse auf den Boden fallen,

    direkt auf (Primrvergiftung). Arten wie Greifvgel oder Aasfresser hingegen nehmen die Kugeln

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    bzw. ihre Fragmente dann auf, wenn sie solche angeschossenen Vgel verzehren, die bereits

    Bleikugeln im Gewebe oder Fleisch haben (Sekundrvergiftung) [Scheuhammer, Norris 1995].

    Wasservgel haben keine Zhne. Deshalb nehmen sie, so wie Hhner, regelmig Magensteinchen

    auf, um die Nahrungszerteilung im Muskelmagen zu erleichtern. Schrotkugeln sehen genauso aus

    wie Gritsteine und werden als solche vom Boden mit aufgenommen. Durch die Zermalmung im

    Magen und die Vermischung mit den sauren Magensften entsteht eine Bleilsung. Sobald Blei

    lslich ist, gelangt es durch die Darmwand in das Blut. Blei ist ein sehr giftiges Schwermetall. Es

    behindert die Produktion von Hmoglobin, dem Blutprotein, das fr den Sauerstofftransport

    verantwortlich ist. Dadurch kann es zu einer schweren Anmie kommen. Auch beeinflusst es das

    zentrale Nerven- und Kreislaufsystem, das Knochenmark, die Nieren, den Magen-Darm-Trakt und

    die Keimdrsen. Schwere akute Vergiftungen fhren zum Koma und/oder knnen zum Tod durch

    Kreislaufversagen fhren. Vgel, die zehn oder mehr Bleikugeln aufnehmen, sterben innerhalb

    von wenigen Tagen an akuter Bleivergiftung. Wenn eine kleinere Zahl aufgenommen wird,

    knnen einige Vgel berleben. Bei einer Dunkelente war die toxische Wirkung bereits bei einem

    Schrotkorn (3 mm) tdlich [Pain, Rattner 1988]. Wenn ein Vogel ein Schrotkorn schluckt, kann

    dieser normalerweise berleben, obwohl sein Immunsystem und die Fruchtbarkeit betroffen sein

    knnten. Selbst geringe Mengen an Bleischrot behindern den Energiespeicher, dies ist besonders

    problematisch bei Zugvgeln. Anzeichen einer chronischen Bleivergiftung sind hngende Flgel,

    grner und wssriger Stuhl, Gewichtsverlust und aufflliges Verhalten. Durch diese Belastung

    sind sie in der Futteraufnahme eingeschrnkt und durch das vernderte Verhalten Prdatoren in

    hherem Mae ausgesetzt. Die Opfer der chronischen Bleivergiftung sterben in der Regel

    innerhalb von zwei bis drei Wochen [UNEP/AEWA 2004].

    Europa Deutschland: Seeadler

    Im Nationalpark Mritz wurde aus Schutzzwecken eine freie und vom Menschen unbeeinflusste

    Naturentwicklung gewhlt, um sicherzustellen, dass Beeintrchtigungen und Strungen der

    geschtzten Tierarten ausgeschlossen werden knnen. Der relativ hohe Bestand an Greifvgeln

    ist seit dem Zeitraum von 19972009 jedoch rckgngig. Bei der Ursachenforschung wurde im

    Jahre 2004 der erste Nachweis von Bleivergiftung erbracht. Im Magen von verendeten Adlern

    wurden Bleifragmente gefunden, die von Splittern eines Teilmantelgeschosses stammten. Von

    den 18 untersuchten Adlern wiesen 10 Adler eine Bleivergiftung auf, diese wurde somit als die

    hufigste Todesursache identifiziert. Besorgniserregend ist dabei, dass diese Zahl durch

    Bleivergiftung gestorbenen Seeadler so hoch ist, wie Jungvgel in einem unterdurchschnittlichen

    Jahr reproduziert werden. hnlich hohe Werte wurden auch in anderen Groschutzgebieten, wie

    Naturpark Feldberger Seenlandschaft, Naturpark Nossenstiner Schwinzer Heide, festgestellt.

    Populationsgefhrdungsanalysen belegen [Sulewa et al. 2008], dass Bleivergiftungen das

    Wachstum der Adlerpopulation in Deutschland signifikant bremsen [Spicher in Sulawa et al.

    2008].

    Europa Hinweise bzw. Funde von Bleivergiftungen in sterreich

    In der Nhe von Eisenkappel in Krnten wurde am 2. Februar 2009 ein flugunfhiger Steinadler

    gefunden. Nach Untersuchungen durch das FIWI (Forschungsinstitut fr Wildtierkunde und

    kologie) wurde eine Bleivergiftung festgestellt. Am 4. April 2010 wurde in Reitzenschlag im

    Bezirk Gmnd ein extrem abgemagerter Seeadler ohne uere Verletzungen gefunden und vom

    FIWI sowie der VetMed Uni Wien untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass dieser einer

    Bleivergiftung zum Opfer gefallen ist.

    Gefhrdung der Umwelt und Feuchtgebiete

    Nicht nur Tiere, sondern auch die Umwelt wird durch das in den Boden eingetragene Blei

    gefhrdet. Der feuchtnasse Untergrund ist ein ideales Medium fr eine rasche Verwitterung und

    berfhrung des abgelagerten Bleischrots in relativ gut lsliche Verbindungen, die in tiefere

    Bodenschichten und in das Grundwasser bzw. in Oberflchengewsser gelangen und von Pflanzen

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    und Tieren aufgenommen werden knnen. Besonders gefrdert wird dieser

    Umwandlungsprozess durch einen niedrigen pH-Wert des Untergrundes, wie er etwa in Mooren

    oder in hheren waldlosen Gebieten (z. B. Almen) hufig ist. Mehrere Untersuchungen haben die

    Lslichkeit von Blei belegt. Laut dieser frdert ein hoher Wassergehalt diese Lslichkeit. So

    werden innerhalb von 10 Jahren 10 % des Bleischrots in lsliches Blei umgewandelt [Jorgensen,

    Willems 1987].

    Schrotpatronen bestehen aus ca. 90 % Bleischrot, das heit, ca. 3036 g Bleischrot besteht zu 90

    95 % aus Blei, ca. 3 % Antimon und 1,4 % Arsen. Blei und Antimon sind Schwermetalle.

    Schwermetalle sind elementarer Natur, sie knnen also nicht abgebaut werden. Mit jedem Schuss

    verwendeter Bleimunition wird mehr Blei in den Boden eingebracht. Das durch die Schussabgabe

    in den Boden eingetragene Blei verwittert allmhlich und wird adsorbiert oder in neue

    Festphasen eingebaut. Bei der Verwitterung bildet sich an der Oberflche eine Schutzschicht, die

    das darunterliegende Material vor weiterer Korrosion schtzt. Unter den oxidierenden

    Bedingungen entstehen dabei Bleikarbonate, Bleiphosphate und Bleisulfate als neue Festphasen.

    Mit der Auflsung geht Blei, in Form von Ionen oder Komplexen, in die verlagerbare und

    pflanzenverfgbare Form ber. Das freigesetzte Blei wird aber sehr effizient durch die

    Bodenmatrix adsorbiert. Eine Verteilung im Boden kann durch Makroporeneinfluss oder auf

    mechanische Art durch Bioturbation (Verlagerung durch Kleinstlebewesen in tiefere,

    grundwassernahe Schichten) erfolgen. Antimonverbindungen werden als sehr giftig

    charakterisiert, die Toxizitt der verschiedenen Antimonverbindungen variiert jedoch sehr stark.

    Das Vergiftungsbild entspricht etwa einer Arsenikvergiftung (Arsenik wurde frher als Mordgift

    verwendet). Bei oraler Aufnahme wird zunchst die Darmschleimhaut gereizt, was zu Erbrechen

    und Durchfall fhrt. Antimonbelastungen fhren zu verringertem Wachstum von Sugetieren.

    Nach der Aufnahme ber die Nahrung verlsst der grte Teil den Krper bei Mensch und Tieren

    innerhalb von 1 bis 3 Tagen. Ein kleiner Anteil wird mit langer Halbwertszeit im Krper an

    Haaren und Knochen festgelegt. Festgestellt wurde, dass Blei erst bei einem pH-Wert von 44,5 in

    signifikantem Ausma in der Bodenlsung auftritt. Bei niedrigeren pH-Werten wird Blei vor allem

    unspezifisch und damit leicht austauschbar gebunden, ist damit bioverfgbar und verlagerbar.

    Entscheidend fr das Verhalten (Ausma) im Boden wie auch fr die Toxizitt sind aber die

    chemische Form und die spezifische Eigenschaft, in der das Element vorliegt. Bezglich des

    Transportes im Boden ist die Wasserphase das entscheidende Transportmittel. Wesentliche

    Faktoren sind pH-Wert, organisches Material sowie der Tongehalt. Antimon zeigt ein anderes

    Verhalten im Boden als Blei. Fr Antimon ist keine pH-Abhngigkeit des lslichen Gehaltes

    ersichtlich. Bei Antimon sind die lslichen Konzentrationen in tieferen Lagen, je nach

    Bodenaufbau, hnlich hoch wie an der Bodenoberflche [Pohla 1995].

    1.1.2. Exposition und Auswirkungen von Blei auf Menschen und Tiere

    In Studien wurden die tdlichen Effekte von Blei bei Kondoren untersucht. Auch bei Menschen

    zeigen sich bereits bei sehr geringen Blutbleiwerten zahlreiche gesundheitsschdliche

    Auswirkungen. So wurden zum Beispiel mit Hilfe von Labortests, bei sehr niedrigen

    Blutbleiwerten, die sich in der Nhe der Nachweisgrenze befinden, messbare Einflsse auf die

    Gehirnentwicklung bei Kindern festgestellt. Sie verursachen eine bleibende Reduktion des IQ

    [Canfield et al. 2003]. Festgestellt wurde, dass es zwischen den niedrigsten messbaren Werten

    (bei etwa 0,5 und 10 ) einen steilen Abfall des IQ gibt. Oberhalb von 10 fllt

    der IQ jedoch langsamer. Eine Trendanalyse zeigte, dass Kinder mit 10 einen um sieben

    Punkte niedrigeren IQ haben, als Kinder mit 0 . Bei Erwachsenen sind diese niedrigen

    Spiegel mit einem erhhten Risiko verbunden, an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben

    [Menke et al. 2006]. Die US-Centers for Disease Control und Prvention (CDC) argumentieren,

    dass auch der derzeitige untere Grenzwert von 10 willkrlich sei, da es keinen sicheren,

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    unteren Grenzwert fr Blei im Blut gbe. Die gesundheitlichen Auswirkungen von Blei im Blut

    sind bei Erwachsenen, Schwangeren und Kindern unterschiedlich (vgl. Abb. 1). Werte ber 150

    , am oberen Ende der Skala knnen zum Tode fhren. Typische Blutbleiwerte bei Kondoren

    angezeigt fr Arizona sind in der Abbildung mit einer Umrahmung hervorgehoben.

    Abb. 1: Gesundheitseffekte bei Kindern und Erwachsenen mit Blutbleikonzentrationen (von 150 g/dl

    (dargestellter Hchstwert) bis zu weniger als 10 g/dL) [Quelle: Canfied et al. 2003]

    Es gibt Anzeichen fr die potentielle gesundheitliche Gefhrdung von Personen, die Wildfleisch

    verzehren, welche mit bleihaltigen Jagdgeschossen erlegt wurden. Selbst der geringe Bleiwert im

    Blut, entsprechend dem Tausendstel eines Prozents der Masse eines Jagdgeschosses (0,001 % von

    10 g), das im Blut gelst ist (5 l bei Erwachsenen), ist fr seine negativen Effekte auf den

    Gesundheitszustand bei Menschen bekannt (2 Blei im Blut) [Menke et al. 2006; Gilbert,

    Weiss 2006; Jusko et al. 2008].

    Infolgedessen wurde in der internationalen Konferenz des Peregrine Fund in Boise/Idaho im Mai

    2008, zusammengefasst:

    Die Exposition und die Effekte von Blei auf Wildtiere durch die Aufnahme bleihaltiger

    Jagdmunition sind weit verbreitet, global und wissenschaftlich belegt. Die Exposition durch Blei

    aus bleihaltiger Munition ist bei Menschen mit hohem Wildbretverzehr (subsistence hunters, z. B.

    Inuits) gut untersucht, und besteht wahrscheinlich fr alle Konsumenten von Wild, welches mit

    bleihaltiger Munition erlegt wurde. Die gesundheitlichen Effekte von Blei auf Menschen, auch in

    niedriger Konzentration, wurden frher unterschtzt und sind heute besser bekannt.

    Diese neuen Ergebnisse wurden erst in den letzten Jahren publiziert und sind in der ffentlichkeit

    weitgehend unbekannt, sogar bei den Jgern. Diese Erkenntnisse fhrten zu der Frage, inwieweit

    eine niedrige Bleiexposition die Gesundheit von Menschen beeintrchtigt, die Wildfleisch

    verzehren, welches mit Bleikugeln oder Schrot erlegt wurde. Anschlieende Untersuchungen

    zeigten ein Risiko fr diese Personen. Die Wissenschaftler und Verbraucherschtzer der

    Konferenz folgerten bereinstimmend, dass kein adquater Grund (Kosten, Verfgbarkeit etc. der

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    bleifreien Munition) fr das Risiko einer Bleiexposition existiert, wenn qualitativ hochwertige und

    effektive, bleifreie Jagdgeschosse und Schrote als Substitution verfgbar sind. Die Jger sollten

    ber die Risiken aufgeklrt werden, damit sie entsprechend entscheiden knnen. Wenn Verzehrer

    von erlegtem Wild keine Wahl haben, mit welcher Munition das Tier erlegt wurde, dann ist die

    Verwendung bleifreier Munition essentiell, um eine Bleiexposition sicher zu vermeiden. Eine

    zunehmende Nachfrage fr bleifreie Munition wird deren Produktionsrate erhhen und sollte

    dadurch helfen, die gegenwrtige Differenz der Kosten zwischen bleifreier und bleihaltiger

    Munition zu reduzieren. [Krone 2008]

    1.1.3. Gemeinsame weltweite Bemhungen zur Einschrnkung des

    Bleigehaltes

    AEWA (African Eurasian Waterbird Agreement)

    Im Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservgel vom 16. Mai

    1995, Den Haag, wird unter der Anlage 3, Aktionsplan, Punkt 4, Steuerung menschlicher

    Ttigkeiten 4.1.4, erklrt: Die Vertragsparteien bemhen sich um ein stufenweises Verbot des

    Einsatzes von Bleischrot bei der Jagd in Feuchtgebieten bis zum Jahr 2000. AEWA ist ein

    multilaterales Umweltbereinkommen, welches auf die Notwendigkeit des Ausstieges von

    Bleischrot in Feuchtgebieten in Zusammenarbeit mit FFH, Berner Konvention, Ramsar

    Konvention und dem bereinkommen der biologischen Vielfalt, steht. AEWA bietet einen

    rechtlichen Rahmen fr den Schutz von Wasservgeln und ihrer Lebensrume. Man sieht hier,

    dass Bemhungen fr eine bleifreie Jagd nicht erst seit Kundmachung in der Verordnung im

    Bundesgesetzblatt bestehen.

    In einem Vortrag ber Bleimunition am 25. Mrz in Mageregg im Jahre 2011 uerte der

    Wildbiologe Klaus Hacklnder (Universitt fr Bodenkultur Wien BOKU), dass die Zeit reif sei,

    sich nicht mehr zurckzulehnen und der Entwicklung der Dinge zu harren. Im Gegenteil msse

    von der Jgerschaft Druck hinsichtlich der drei Bereiche Tierschutz, Naturschutz und Jagd

    ausgehen. Das heit in der Konsequenz, dass ein rasches Umsteigen auf bleifrei Munition nicht

    nur im Wasserwildbereich, sondern auch insgesamt in der Jagd notwendig ist. Laut Hacklnder ist

    es nicht vertretbar, dass man anhand verschossener Munition Blei in die Umwelt hinaustrgt und

    die Konsequenzen ignoriere. Ein Verzicht auf Blei soll auch ein Beitrag zum Artenschutz sein,

    bedenke man etwa die Adler hierzulande oder die Situation der Kondore in Kalifornien. Denkt

    man an die Konsumenten inkl. Jgerschaft ist die Vermeidung einer Gesundheitsgefhrdung

    durch kontaminiertes Wildbret mehr als ein Anreiz, auf bleifreie Munition umzustellen. Es sei

    bekannt, das einige Jger schon seit Jahren mit bleifreier Munition schieen.

  • Seite 10 von 90

    Bedeutung und Folgen der Umstellung auf bleifreie Munition

    Jger sind in sterreich bei der Jagd auf Wasservgel ab Juli 2012 zum Umstieg auf bleifreie

    Munition verpflichtet. Was bedeutet das fr die Industrie? Ist die Industrie fr den Umstieg

    bereit? Zurzeit gibt es bei Waffenhndlern in den verschiedensten Regionen des Landes keine

    Auswahl an Alternativmunition. Die Verfgbarkeit von bleifreiem Schrot in verschiedensten

    Sortimenten ist gegenwrtig ein Problem [Siegert 2011]. Es stellt sich also die Frage, welche

    Munition die Jger nun auf verschiedenste Wildarten effizient einsetzen sollen, um einen

    mglichst schnellen und schmerzfreien Tod der Tiere herbeizufhren. Beim Einsatz von bleifreier

    Munition hat die Auenballistik, etwa bei einem Prellschuss (Ricochet), fr die Gefhrung von

    Menschen eine erhebliche Relevanz sowie die Tatsache, dass der Einsatz von bleifreier Munition

    frher oder spter, auf alle Wildarten verpflichtend sein wird. Fr den sachgemen Einsatz hat

    der Jger, neben der Verpflichtung, auch eine hohe Verantwortung nicht fahrlssig zu handeln.

    Hier haben Jger bei der Schussabgabe sowie Jagdleiter beim Anstellen der Jger auf

    Schtzenstnde, eine groe Verantwortung, der sie sich bewusst werden mssen. Mit den

    Aussagen, dass bleifreie Munition um ein Vielfaches mehr kostet, wurde oft ein Argument

    gesucht, um sich vor dem Einsatz bleifreier Munition zu drcken. In Kapitel 2 wird der Frage

    nachgegangen, was bleifreie Munition kann bzw. kostet. Die Kosten von fr den einzelnen Jger

    werden dabei von mehreren Seiten betrachtet.

  • Seite 11 von 90

    2. UMSTELLUNG AUF BLEIFREIE MUNITION AUS

    KONOMISCHER SICHT

    2.1. Auswirkungen der Verordnung auf die Waffenindustrie von der

    EU-Ebene zur Landes- und Bezirksebene

    In diesem Kapitel wird zahlreichen Frage- und Problemstellungen nachgegangen. So etwa, wie

    viele Hersteller es fr Munition in der EU 15 gibt oder welche Folgen die Umstellung der Industrie

    auf die Produktion von bleifreier Munition Folgen fr die jeweiligen Unternehmen hat. Denn das

    erfordert andere Produktionsschritte und hat Auswirkungen auf die Entwicklung und die

    Herstellung. Auch gehen damit hohe Umstellungskosten einher. Die Produzenten mssen zudem

    abschtzen, welche Munition der Kunde in Zukunft bentigen wird. Auch stellt sich die Frage,

    durch welche Manahmen der Munitionsverbrauch nun gesteuert wird. Auerdem weisen

    Alternativen andere ballistische Eigenschaften auf. Die Rohstoffe haben andere Preise und sind

    von der Verfgbarkeit in den Minen abhngig, die in Rohstoffmrkten gehandelt werden.

    Patronen bestehen aus mehreren Komponenten, daher ist festzustellen, welche Komponenten

    von der bestehenden Produktion bernommen werden knnen. Einige Ersatzstoffe sind zwar

    nicht so toxisch wie Blei, jedoch toxischer als Weicheisen. Auch hier gilt es, Lsungen zu finden.

    Ferner ist zu bedenken, ob es Recyclingmglichkeiten fr bestehende Trainingsanlagen gibt.

    Diesen Punkten wird im Folgenden nachgegangen.

    2.1.1. Wodurch wird die Produktion von Munition gelenkt?

    Die Organisation AFEMS (Association of European Manufacturers of Sporting Ammunition)

    schtzt, dass es in der EU 15 zwischen 50 und 100 munitionsherstellende Unternehmen gibt.

    Die Produktion von Munition ist insofern geregelt, dass fr verschiedene Wildarten verschiedene

    Geschosse und Kaliber zugeordnet sind. So werden beispielweise in Estland fr die Jagd von

    Elchen, Hirschen und Wildschweinen das Mindestkaliber mit 6,5 mm und das

    Mindestgeschossgewicht mit 9 g festgelegt. Einige Mitgliedstaaten, wie die Niederlande und Teile

    Belgiens haben die maximale Gre der Kaliber festgelegt.

    Stahlschrot ist neben Wismut, Wolfram-, und Zinnlegierungen die wichtigste Alternative fr

    bleifreie Munition. Diese Legierungen haben auerdem bessere ballistische Eigenschaften,

    werden aber wegen des hohen Preises hinten angereiht.

    Die CIP (Stndige Internationale Kommission zur Prfung der Handfeuerwaffen), bei der mehrere

    Lnder Mitglieder sind, hat fr Stahlschrotpatronen die Hrte fr die Schrotkugeln (sog. Vickers-

    Hrte HV) mit 110 an der Oberflche und 100 im Kern festgelegt [vgl. Tab. 1].

    Material Dichte g/cm3 Hrte HV (Vickers) Preise im Vergleich zu Bleischroten

    Blei 11,3 20 100%

    Weicheisen 7,9 100 120%

    Bismuth 9,6-9,8 20 300-500%

    Wolfram 10-12,5 -8 300-100%

    Zinn 7,3 15 150-250%Tab. 1: Blei im Vergleich zu Alternativen [Quelle: Europische Kommission 2004]

  • Seite 12 von 90

    Ressourcenverfgbarkeit

    Die Umstellung auf eine andere Produktion wird davon abhngig sein, in welchem Ausma ein

    neues Material bentigt wird, das annhernd an die positiven Eigenschaften des bereits im

    Einsatz befindlichen Materials herankommt oder sogar besser ist. Es stellt sich auch die Frage, in

    welchem Ausma Alternativen verfgbar sind.

    Hierbei ist zusammenfassend festzustellen, dass die Alternativen Wismut, Tungsten und Zinn als

    Rohstoffe im Gegensatz zu Blei in geringeren Umfang in der Umwelt vorhanden sind. Bezglich

    der Toxizitt gelten Zinn, Wismut und Wolfram als nicht toxisch gegenber den Wasservgeln. Bei

    dem Metall Zink gibt es mehr Reserven als bei Blei. Zink ist fr Wasservgel toxisch, jedoch

    weniger als Blei. Eisen gilt als nicht toxisch, hat ein geringeres spez. Gewicht, gilt jedoch als das

    Material mit der hchsten Verfgbarkeit [vgl. Tab. 2].

    Chem. Gewicht Preis im Mienen - Basis 2002 in

    Formel Vergl. z. Blei produktion 1000t

    Blei Pb 11,34 1 2.910 140.000

    Eisen Fe 7,87 0,4 504.000 150.000.000

    Zinn Sn 7,31 8 249 11.000

    Zink ZN 7,14 1,2 8360 460.000

    Wismuth Bi 9,87 8 4 680

    Tungsten W 19,25 12 59 6.200

    Tab. 2: Gewicht, Preis, Minenproduktion und Mindestreservebasis von Blei und Alternativen [Quelle:

    Europische Kommission 2004]

    Recycling von Bleischrot

    Verschiedenste Manahmen wurden bereits vorgenommen, um Bleischrote und Kugelmunition

    wieder zurckzugewinnen, diese sind aber aufgrund der hohen Kosten weniger fr die Jagd als

    eher fr die Schiestnde relevant. Bei der Rckgewinnung gibt es Unterschiede, ob Recycling bei

    der Bchsenmunition oder bei der Schrotmunition betrieben wird. Mgliche

    Rckgewinnungsmglichkeiten von Kugelmunition [US EPA 2001; AEFMS 2002] sind zum

    Beispiel Bermen (Sandkugelfnge) und Gummivorhnge oder auch die Verwendung von

    Hackschnitzel (diese werden nicht gesiebt, sondern entsorgt) [Fredslund 2004]. Eine Mglichkeit

    zum Recycling bei Schiestnden ist das Sieben des Erdmaterials. Bermen knnen

    Luftverwirbelungen erzeugen, die unerwnschte und unvorhersehbare Bewegungen der Schrote

    nach sich ziehen. Weitere Manahmen sind Staubsaugen oder Bodenwsche bei greren

    Schiepltzen. Die jeweilige Technik ist von den Bedingungen vor Ort abhngig. Die US-Armee hat

    dazu Berechnungen angestellt [Lillie et al. 2002]. So betragen Dry-Screening-Kosten pro Tonne

    Bodenmaterial 30 US-Dollar, wobei die Rckholrate bei 5070 % liegt. Das Feucht-Screening

    bewegt sich zwischen 4050 US-Dollar bei 7495 % Rckholrate. Als letzte Methode ist das

    Bodenmaterial abzutragen und zu recyceln, wobei die Kosten fr eine Tonne bei 200 Dollar liegt

    und damit natrlich die am wenigsten bevorzugte Methode ist. Interessanterweise haben

    Erfahrungen der US-Armee gezeigt, dass angesichts der hohen Recyclingkosten durch

    Bodenreinigung die Umstellung auf bleifreie Munition billiger ist [Lillie et al. 2002].

    In Grobritannien wurden Berechnungen angestellt fr die Sanierung von Tontauben-

    schiestnden. 28.000 m3 knnten nur mit einer Bodenwsche (105 EUR pro Tonne) und

    10.000 m3 mit Bodenscreening (50 EUR pro Tonne) saniert werden. Bei einer angenommenen

    Bodendichte von 2,7 t/m3 wrden folgende Kosten entstehen [McAllister 2004]:

    28.000 x 1,7t/m3= 47.600 t x 105 EUR/t= 4.998.000,00

    10.000 x 1,7t/m3x50= 17.000 t x 50 EUR/t= 850.000,00

    Summe EUR 5.848.000,00

  • Seite 13 von 90

    An dieser Stelle werden die enormen Kosten deutlich, die fr die Bereinigung von Bodenmaterial

    aufzubringen sind.

    2.1.2. Auswirkung auf Unternehmer und Anwender

    Eine Patrone besteht aus fnf Hauptkomponenten: 1. dem Primer oder Zndhtchen, 2. dem

    Treibmittel oder Pulver, 3. der Wad oder dem Zwischenmittel aus Filz oder Plastik, 4. dem

    Geschoss, 5. der Hlse. Bei einer Umstellung auf bleifreie Munition mssen die Hlse, das

    Zndhtchen und das Zwischenmittel neu auf die Alternativgeschosse abgestimmt werden. Beim

    Treibmittel, welches auf die Komponenten abgestimmt werden muss, geht es vor allem um einen

    notwendigen, neuen Installationsprozess. Die Rohstoffkosten werden im Endeffekt gleichbleiben.

    Mehrkosten entstehen vor allem in der Forschung und Entwicklung [vgl. Tab. 3]. Bei den

    Primeren werden die Rohstoffkosten gleich bleiben. Ebenfalls beziehen sich die Kosten im

    Maschinenbereich nur auf die Fertigung. Die Wad oder das Zwischenmittel ist fr jedes Produkt

    bzw. fr jeden Typ unterschiedlich. Rohstoff- und Fertigungskosten bleiben gleich. Mehrkosten

    beziehen sich daher auf die Forschung und Entwicklung [Europische Kommission 2004].

    Die Herstellung von Stahlgeschossen unterscheidet sich wesentlich von Bleischroten. Die dazu

    notwenigen Maschinen zur Fertigung der Schrotkugeln sind gnzlich anders als bei Blei. Das

    heit, das Wissen um die Fertigung und die Fertigung selbst knnen nicht auf den

    Bleifertigungsprozess bertragen werden. Jede Verordnung kann daher fr den Produzenten

    wirtschaftlich gefhrdende Auswirkungen fr diese Art von Geschossen haben. Die Montage

    dieser Komponenten wird auf eigens fr diese neu hergestellten Maschinen gemacht. Die

    Maschinenkosten differieren. Erzeuger von Maschinen, die nur fr die Bleimunition entwickelt

    wurden, werden vorranging betroffen sein. Die Nachfrage der Maschinen fr bleifreie Munition

    wird sich erhhen. Fr Hndler wird die Umstellung keine Auswirkung haben. Auerdem werden

    neue Hlsen mit unterschiedlichen Lngen erforderlich, um die neue Volumen der Kugeln

    aufnehmen zu knnen.

    Stckkosten

    in EUR

    60 Pulverarten, wobei rund

    70% davon neu abgestimmt

    werden mssen.

    Grundierungen 400.000 10 Arten 4.000.000

    Wads 100.000 pro Matrize 150 Formen 25.000.000

    10.000 pro

    Patronentyp

    Neue Verpackung 150 10.000 Artikel 2.100.000

    Insgesamt gerundet 190 Millionen

    Gltig fr Gesamt

    Treibmittel 400.000 17.700.000

    Neue Patronen 10.000 142.290.000

    Tab. 3: Geschtzte Kosten fr Forschung und Entwicklung [Quelle: Europische Kommission 2004]

    Bei einer totalen Umstellung auf bleifreie Munition werden sich die Kosten fr Forschung und

    Entwicklung neuer Produkte sowie die Anpassung der dazu notwendigen Maschinen beziehen.

    Die bestehenden Maschinen zur Bleischrotherstellung knnen nicht fr die Substitutionen

    verwendet werden. Von den AFEMS-Mitgliedern wurden fnf Unternehmen (ein franzsisches,

    ein griechisches, zwei italienische und ein spanisches) als Spezialanbieter von Bleischrot

    recherchiert. Es ist damit zu rechnen, dass die Folgen eines Verbotes von Bleischrot diese fnf

    Unternehmen besonders hart treffen werden. Es wird davon ausgegangen, dass ein Personalstand

    von weniger als 200 Mitarbeitern vorhanden sein wird, welche rund 100 Mio. EUR im Jahr

    umsetzen.

  • Seite 14 von 90

    Kosten fr die Maschinenanpassung

    Die geschtzten Kosten fr eine komplette Umstellung werden mit rund 310 Mio. EUR

    angenommen. Die Aufteilung fr Jagdmunition und Sportmunition wurde mit 50 % angenommen,

    davon finden ca. 20 % bei der Jagd in Feuchtgebieten statt. Davon ausgehend knnten die

    Umbaukosten fr die Jagd auf rund 3040 Mio. EUR reduziert werden, wenn die Umstellung nur

    die Jagd in diesen Gebieten gefordert wird.

    Stckkosten Gltig fr Gesamt

    Maschinen zur Montage der

    Patronenhlsen. Andere

    Voraussetzungen fr die Lngen

    Lademaschinen fr einen

    vernderten Hub

    Lademaschinen fr eine andere

    Schrotart- andere Hrte und DN

    Zhlung anstelle

    Vollumsberechnungen

    Druckmaschinen fr die notwendige

    Sicherheitsaufschrift

    120 Mio.

    500.000 25 Maschinen 17.900.000

    20.000 1200 Maschinen 34.300.000

    Gesamt

    15.000 1200 Maschinen 25.700.000

    75.000 400 Maschinen 42.900.000

    Tab. 4: Geschtzte Kosten fr die Maschinenanpassung [Quelle: Europische Kommission 2004]

    In EU 15 wurde geschtzt, dass die Umstellung der Maschinen auf Herstellung von bleifreier

    Munition ca. 120 Mio. EUR ausmachen wird (vgl. Tabelle 4). Diese setzen sich aus Maschinen zur

    Montage der Patronenhlse, Lademaschinen, Lademaschinen fr eine andere Schrotart sowie

    Druckereimaschinen fr die Beschriftung der Verpackungen zusammen. Hersteller von bleifreier

    Munition gibt es bereits und diese wrden von einem Verbot profitieren. Je mehr die

    Produktionsttigkeit von europischen Unternehmen bernommen wird, umso eher werden die

    negativen wirtschaftlichen Auswirkungen geringer. Die sozialen Kosten im bergangsprozess

    bleiben. Generell hngen solche Kosten von den Bedingungen der Region ab, in denen sich das

    Unternehmen befindet, diese sind somit schwer zu beurteilen.

    Des Weiteren sind einige Bedingungen nur schwer einzuschtzen wie etwa:

    Die Vernderung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitt, wenn z. B. durch die Mehrkosten weniger

    geschossen werden wrde.

    Unternehmen, die auch auerhalb der EU Munition liefern, wo es kein Verbot gibt, knnten

    gezwungen sein, zwei Produktionslinien zu fahren [Europische Kommission 2004].

    Der Preis fr den Rohstoff Blei ist schlielich auch vom Welthandel abhngig und stark

    schwankend, die Betrachtung des Aktienmarktes macht dies ersichtlich [vgl. Abb. 2].

  • Seite 15 von 90

    Abb. 2: Aktienchart und Wertentwicklung fr Blei [Quelle: o. V. 2011]

    2.2. Auswirkungen der Verordnung auf die Jger

    Um herauszufinden, welche Auswirkungen eine Umstellung auf die Jger hat, sind Details

    auszuarbeiten. Fr einen Vergleich der Kosten wird der momentane Munitionsverbrauch

    bentigt. Eine Information ber den derzeitigen bleihaltigen Munitionsverbrauch war von der

    Waffenindustrie nicht zu bekommen, daher wurde die Abschussstatistik aus dem Jahr 2010/2011

    als Grundlage fr die vorliegenden Berechnungen herangezogen. Diese Werte beziehen sich auf

    das erlegte Wild im Jahr 2010/2011 und zeigen nicht den Verbrauch durch Fehlschsse oder

    Trainingsschsse an. Aus der Jagdstatistik lie sich jedoch sehr gut der Munitionsverbrauch

    (Schrot und Bchsenmunition) pro Jahr fr alle Bezirke in sterreich ermitteln [Bundesanstalt

    Statistik sterreich 2011]. Durch die darin niedergeschriebenen Abschsse lieen sich die

    Wildarten, welche mit Schrot und Bchsenmunition erlegt wurden, ermitteln und dadurch der

    jeweilige Mindestmunitionsverbrauch (ohne Fehlschsse) festgestellt.

    Als weitere Grundlage fr Preisermittlungen galt es herauszufinden, welche Schrotalternativen

    fr welches Wild geeignet sind und eingesetzt werden, um daraus einen Preismix

    zusammenstellen zu knnen.

    Des Weiteren wird in dieser Arbeit der Frage nachgegangen, welche Alternativen in der

    Bchsenmunition in welchem Kaliber verfgbar sind und was diese kosten. Dazu sind folgende

    Detailfragen relevant, auf die im Folgenden eingegangen wird: Wie wirkt die bleihaltige

    Bchsenmunition auf den Wildkrper? Was kann man von der bleifreien Bchsenmunition

    erwarten, welche Alternativen sind fr den Bchsenschuss verfgbar und was kosten sie im

    Vergleich zu Blei? Welche Alternativen knnen durch ihre Eigenschaften auf welches Wild

    eingesetzt werden. Wann kann die alternative Schrotmunition mit der Waffe ohne

    Stahlschrotbeschuss verschossen werden? Fr welche Munition braucht man einen

    Stahlschrotbeschuss?

    Im Thema Training wurde der Frage nachgegangen, ob der Jger sein bisheriges Schieverhalten

    mit bleihaltiger Munition direkt auf die Alternativen bertragen kann. Dazu hat der Verfasser mit

    der Schrotmunition Praxisversuche durchgefhrt, um festzustellen, was mit der Waffe ohne

    Stahlschrotbeschuss erreicht werden kann. Die Auswirkungen der alternativen Bchsenmunition

    sind in der Abschussliste 2011 aus dem eigenen Revier in Festenburg niedergeschrieben

    [Eigene Darstellung]. In der Untersuchung Vergleich der Gefhrdung durch abgeprallte

    bleihaltige und bleifreie Jagdgeschosse von Kneubuehl [2011] wird das Ergebnis ber das

    Abprallverhalten der Alternativen Bchsenmunition umrissen und wird auszugsweise erwhnt.

  • Seite 16 von 90

    Auch wird der Frage nachgegangen, welche Wildbretentwertung bei einem Bchsen- und

    Schrotschuss entsteht, wenn keine bleifreie Munition verwendet wird und man nur durch

    grozgiges Ausschneiden bleifreies Wildbret haben mchte.

    Diese Details flieen dann in die Kalkulationen fr die einzelnen Bezirke ein und werden

    entsprechend ausgewertet.

    2.2.1. Welche wirtschaftliche Vernderung ergibt sich durch die

    Verwendung bleifreier Schrot- und Bchsenmunition?

    Wie bereits oben erwhnt wird nun der Munitionsverbrauch ber die Abschussstatistik

    2010/2011 fr jeden Bezirk als Grundlage fr Vergleiche ermittelt. In der nachfolgenden Tabelle

    5 sind zur besseren bersicht nur die Abschsse pro Bundesland angefhrt. Die nicht zu gering zu

    bewertenden Fehlschsse wurden damit nicht bercksichtigt. Diese Fehlschsse machen sicher

    einen groen Teil des Munitionsverbrauchs aus, geschehen jedoch aufgrund des fehlenden

    Trainings und gerade whrend der Umstellungsphase. Der nchste Kapitelabschnitt befasst sich

    mit den Abschusszahlen und die fr diese Wildarten optimal eingesetzte Munition, um auf diese

    Art die Kosten der bleifreien Munition zu ermitteln. Dabei wird zunchst ermittelt, welches und

    wie viel Wild in 2010/2011 mit Schrot- oder Bchsenmunition erlegt wurden.

    Der Wildstand ist in sterreich sehr vielfltig und vom jeweiligen Bundesland, Bezirk, den

    jeweiligen Hegegebieten und einzelnen Revierteilen abhngig. Nach der Ermittlung des jhrlichen

    Abschusses wurde dem Abschuss die Schrot- und Kugelmunition zugeordnet [vgl. Tab. 5].

    Bundesl./Wildart Wasserwild Federwild Haarwild Schrot Schalenwild Bchse

    Burgenland 21783 33022 33090 83.002 26878 26.878

    Krnten 3018 2557 11190 10.175 34521 34.521

    Niedersterreich 18373 28569 87108 116.029 105548 105.548

    Obersterreich 27309 29109 47541 96.981 78379 78.379

    Salzburg 4247 1411 6936 9.281 23104 23.104

    Steiermark 7941 15714 23429 38.264 66110 66.110

    Tirol 326 493 6937 3.339 37760 37.760

    Vorarlberg 609 319 2398 1.700 10641 10.641

    Wien 72 376 441 778 2207 2.207

    Gesamt 359.549 385.148

    Federwild: Fasan, Rebh., Schnepf., Wi ldtaub., Auerw. (10% mit Schrot), Bi rkw. (10% mit Schrot) u. Haselw. (50% mit Schrot)

    Wasserwild: Enten, Gnse (30% m.S.) u. Blsshhner

    Haarwild: Hasen, Kanichen, Dachs (25% mit Schrot.), Fchse (25% mit Schrot), Marder, Wiesel , I l ti sse

    Schalenwild: Rot-, Reh-, Gams-, Stein-, Muffel -, Sika-, Schwarzwi ld und Murmel

    Tab. 5: Wildabschuss 2010/2011 mit Zuordnung der Munitionsart [Quelle: Eigene Darstellung]

    Die obige Tabelle fhrt einen Mindestmunitionsverbrauch ohne die Bercksichtigung von

    Fehlschssen auf. Im Jahr 2010/2011 wurden nach dieser Zuordnung mind. 359.549 Stcke mit

    Schrotmunition und mind. 385.148 Stcke mit Kugelmunition erlegt. Bei den Wildarten wurde

    von mir angenommen, dass vom Waldhuhn 10 %, Birkwild 10 %, Haselwild 50 % sowie Dachs

    und Fuchs 25 % des Abschusses mit Schrot erlegt werden. Von 359.549 Schrotschssen erfolgten

    rund 22,9 % auf Wasservgel. Bei der Schrotmunition machen die Fehlschsse, meiner Meinung

    nach, bis zu 30 % aus. Diese wurden bei meiner Aufstellung nicht bercksichtigt, da sie von

    mehreren Faktoren abhngig sind und fr die Berechnung der Wirtschaftlichkeit ein Faktor des

    Trainings ist. Bei der Wasserwildjagd werden durchschnittlich sechs Schuss pro Ente bentigt

    [Scheuhammer, Norris 1995].

  • Seite 17 von 90

    2.2.1.a. Derzeit verfgbare Alternativen von Schrot- und Bchsenmunition

    und deren Kosten

    Um Preise vergleichen zu knnen ist es zunchst wichtig zu wissen, welche bleihaltige Munition

    mit welchem Durchmesser auf welches Wild zurzeit eingesetzt wird. Auch welche Alternativen

    zur Verfgung stehen bzw. welche Eigenschaften diese haben. Denn durch diverse ballistische

    Eigenschaften wird einerseits der Einsatz auf das Wild vorgegeben und anderseits werden damit

    die Preise fr diesen Einsatz fixiert. Den optimalen Einsatz der Schrotalternative auf die jeweilige

    Wildart wurde anhand von vorhandenen technischen Versuchen, Erfahrungen aus der Praxis und

    anhand von Munitionsvertreiben aus dem Produktfinder RWS ermittelt [RWS/Rottweil o.J.].

    Durch diese Eingrenzung konnte auch einen Preismix ausgearbeitet werden. Unter diesen

    Gesichtspunkten wurde nun die Schrotmunition nicht nur fr das Wasserwild, sondern fr alle

    mit Schrot erlegten Wildarten ausgewertet werden. Bei den Erluterungen wird wie folgt

    vorgegangen:

    1 Welche Alternativen stehen heute bei der Schrotmunition zur Verfgung

    2 Eigenschaften und Alternativen von bleihaltiger und bleifreier Schrotmunition

    3 Geeignete Zuordnung von Schrotpatronen fr das jeweilige Wild

    4 Einsatz und Entfernung bei Schrotpatronen

    Schrotmunition

    1 Welche Alternativen stehen heute bei der Schrotmunition zur Verfgung?

    Ausgehend von der fiktiven Annahme, dass morgen alle 130.704 Jger 2010/2011 inkl. Gastjger

    [[Bundesanstalt Statistik sterreich 2011]] in sterreich bleifreie Schrotmunition bestellen

    wrden, kme ein Kauf zwei Schachteln Schrotmunition zu je 25 Stck pro Jger in Betracht. Das

    wren 6.500.000 Schrotpatronen unabhngig von den verschiedenen Kalibern und

    Sortimenten. Sind die Waffenhndler bzw. ist die Industrie darauf vorbereitet? Wie schnell

    knnen Alternativen nachproduziert bzw. nachgeliefert werden?

    2 Eigenschaften und Alternativen bleihaltiger und bleifreier Schrotmunition

    Bleischrot

    Die derzeit verwendeten Schrotpatronen aus Blei weisen sehr gute Eigenschaften auf. Zu diesen

    Eigenschaften gehren gleichmig dichte Schrotwolken fr eine Vielzahl von Bohrungen und

    Lauflngen sowie einheitliche Mndungsgeschwindigkeiten (Patent DE). Das spezifische Gewicht

    betrgt 11,3 g/cm3. Blei ist also verformbar und sein greres Gewicht pro Volumeinheit fhrt zu

    einer vorhersehbaren effektiven Mndungs-geschwindigkeit und gewhrleistet eine gleichmige

    Schrotwolke (Patent DE). Aufgrund seiner Weichheit hat Blei auch einen positiven Einfluss auf die

    Gasdruck-entwicklung, sowie eine bessere Anpassung an die Wrgebohrung (Choke). Bleischrot

    hat aber einen groen Nachteil, nmlich die Toxizitt. Durch die zunehmende Sorge um die

    Umweltbelastung, die bei Bleikugeln besteht, wurde ein Ersatz gesucht [Pohla 1995].

    Weicheisenschrot

    Hat ein spezifisches Gewicht von ungefhr 7,8 g/cm3. Damit Weicheisen mglichst weich ist, wird

    es aus nahezu reinem Eisen (FE Gehalt 99 %, C-Gehalt < 3 %) hergestellt [Pohla 1995]. Trotzdem

    ist dessen Hrte im Vergleich zu Blei rund 5-mal so hoch. Anderseits verformen sich Schrotkugeln

    aus Stahl nicht. Sie erfordern ein Dichtungsmaterial aus Polyethylen und erzeugen keine

    Schrotwolke mit gleichmiger Dichte. Die Folgen der Unterschiede zwischen Blei und

    Weicheisen sind geringeres Gewicht und hhere Hrte, weniger Verformung der Schrotkugeln,

    dichtere Garben, krzere Geschossweiten und niedrigere einbehaltene Energie bei groen

  • Seite 18 von 90

    Reichweiten. Die Folgen des geringeren spezifischen Gewichtes sind, dass der Jger beim

    Schieen grere Schrotdurchmesser nehmen und die Schussdistanz reduzieren muss

    [Scheuhammer, Norris 1995].

    Um bessere ballistische Eigenschaften zu erreichen, wird in der Regel beim Eisenschrot eine um

    zwei Nummern grere Krnung verwendet. So wird etwa anstelle von 2,7 mm Bleischrot 3,2

    3,3 mm Eisenschrot eingesetzt. Die Dynamik der Schrotkugeln wird betrchtlich von der Hrte,

    der Dichte und der Form beeinflusst. Mit der Stahlschrotmunition ist es nicht mglich, die Dichte

    der Schrotwolke und die Geschwindigkeit des Bleischrotes zu erreichen. Bei Stahlschrot ist die

    Schrotschussentfernung ganz genau einzuhalten. ber eine Distanz von 30 m sollte man nicht auf

    Wild schieen, empfehlenswert ist eine Distanz von 25 m.

    Durch den Einsatz von Stahlmunition entsteht eine hhere Gefahr von Querschlgern bedingt

    durch die hhere Hrte und der damit verbundenen Unverformbarkeit beim Auftreffen auf Steine

    oder Felsen. Generell muss der Jger beim Einsatz von Stahlschrotmunition die erhhte

    Abprallgefahr, wie sie auch bei gefrorenem Boden auftreten kann, bercksichtigen [Kanstrup in

    Europische Kommission 2004]. Nach RUAG Ammotec besteht bei einem Auftreffwinkel von 26

    mit Stahlschroten ein zustzlicher Abprallwinkel von 6 bis zu 20. Die Fluggeschwindigkeit der

    Schrotkrner richtet sich in erster Linie nach der Schrotkorngre. Bei gleicher

    Anfangsgeschwindigkeit ergeben sich bei einer V2,5-Messung schon erhebliche Unterschiede, da

    Schrote mit kleinem Durchmesser durch das geringe Eigengewicht bei dem auf sie auftreffenden

    Luftwiderstand schneller an Geschwindigkeit verlieren. Die Gesamtschussweite von

    Bleischroten, also die Entfernung in der sie das Hintergelnde gefhrden knnen, lsst sich mit

    folgender Faustregel bestimmen: Schrotstrke x 100 = Gefahrenzone in Meter. Die Gesamtschuss-

    weite ist bei Weicheisenschroten deutlich geringer durch das geringere spezifische Gewicht.

    Zusammengeklumpte Schrote bilden ein hheres Gewicht und knnen das Hintergelnde in

    wesentlich greren Entfernungsbereichen gefhrden. Die Durchschlagskraft und somit die

    tdliche Wirkung der Schrote, nimmt mit zunehmender Schussentfernung ab und das umso

    schneller, je kleiner die Schrote sind. Beim Flugverhalten von Weicheisen ist relevant, dass es hat

    den Nachteil des geringeren spezifischen Gewichtes aufweist. Um das Flugverhalten

    auszugleichen, muss man fr den gleichen jagdlichen Einsatzzweck die Gre der Weicheisenschrote um ca. 2 Schrotnummern hher whlen. Konkret bedeutet dies, statt einer

    Schrotpatrone von 2,7 mm (= 6) Bleischrot verwendet man eine Schrotpatrone mit 3,2 mm (= Nr.

    4) Weicheisenschrot [Rottweil o.J.a].

    Durch die Vergrerung des Fassungsvermgens der Schrotpatrone (erreicht man durch

    Reduktion der Dmpfungszone des Zwischenmittels) wurde gleichzeitig die Anzahl der

    Eisenschrote erhht, um eine annhernd vergleichbare Deckung zu erzielen. Aufgrund der

    ungnstigen Gasdruckentwicklung beim Eisenschrot (geringe Dmpfung damit steilerer

    Druckanstieg und hherer Maximaldruck) hlt es der Verfasser fr angeraten, Patronen nur in

    verstrkt beschossenen Waffen zu verwenden.

    Wie ist die Wirkung von Weicheisenschrot einzuschtzen? Durch die hrtere Beschaffenheit im

    Gegensatz zu Bleischroten behalten die Weicheisenschrote ihre runde Form bei. Dadurch ergeben

    sich weniger Randschrote und die Garbe besitzt eine krzere Lngenausdehnung als eine

    Bleischrotgarbe. Infolgedessen verdichtet sich die gedeckte Flche zur Mitte hin [Rottweil o.J.a].

    Tungstengeschosse

    Bei Munition dieser Art handelt es sich um eine Tungsten-Legierung. Tungsten ist die

    amerikanische Bezeichnung fr Wolfram, einem Element, das ber eine hohe spezifische Masse

    von 19,26 g/cm verfgt. Wolfram ist aber nicht nur schwer, sondern auch extrem hart. Daher

    wird fr den Schrotschuss eine Legierung genommen, die weicher ist und deren spezifisches

    Gewicht bei 12g/cm liegt. Dieser Wert ist noch immer hher als Blei, wodurch sich ballistisch

    eine berlegenheit gegenber dem Urmaterial fr Schrotkugeln ergeben msste. Die Tungsten-

  • Seite 19 von 90

    Schrotkugeln sind exakt rund und haben eine hhere Reichweite. Die Vorlage wird in einen

    Kunststoffschrotbecher verladen, um die Laufwandungen vor den harten Schrotkugeln zu

    schtzen. Diese Technik wird auch bei Weicheisenschroten angewandt und hat sich bestens

    bewhrt. Beim Vorlagegewicht und der Schrotkorngre gibt es keine wesentlichen

    Abweichungen zu herkmmlichen Bleivorlagen. Die Ultimate hat 36 g Vorlage und entspricht

    damit einer herkmmlichen Jagdschrotpatrone mit Bleischroten [Rottweil o.J.a].

    Wismutgeschosse

    Ballistisch betrachtet ist Munition aus Wismut eine Alternative zu Blei. Sie hat den Vorteil, dass

    sie lsst sich aus allen Flinten verschieen lsst. Durch sein hohes spezifisches Gewicht

    (9,8 g/cm3) stehen Wismut-Schrotpatronen, den herkmmlichen Bleischroten (11,3 /cm3)

    bezglich Reichweite und Durchschlagskraft nur wenig nach. Auch bei normalen Flintenlufen

    mit engen Chokes ist die Verwendung dieses Materials unproblematisch. Wismut ist allerdings

    sehr sprde und muss mit anderen Materialien legiert werden, damit sich die Schrote beim

    Auftreffen auf den Wildkrper nicht zerlegen. Dadurch geht vom hohen Gewicht des

    Ausgangsmaterials wieder etwas verloren. Manche Firmen nehmen deshalb bei einer

    Schrotstrke von Nr. 4 Schrotkrner von 3,1 mm anstelle von 3,0 mm. Durch den greren

    Durchmesser entsteht ein hherer Luftwiderstand, das heit, sie verlieren dadurch wieder an

    Geschwindigkeit [Rottweil o.J.a]. Die ersten Generationen von Wismut-Geschossen hatten den

    Nachteil, sich beim Aufprall zu pulverisieren. Dieses Problem wurde durch Zugabe von Zinn

    reduziert [Europische Kommission 2004]. Wismut ist ein knapper Rohstoff, daher ist eher mit

    einer Verteuerung zu rechnen.

    Zinngeschosse

    Durch die geringe Dichte sind Zinnschrote bei der Jagd, hnlich wie bei Stahlkugeln, die

    Durchmesser um zwei Nummern hher zu whlen. Dessen Weichheit ermglicht es, Zinn

    hnlich wie Wismut oder Wolframgeschosse in Waldgebieten zu verwenden. Das Risiko von

    Querschlgern ist hnlich dem des Bleis [Europische Kommission 2004].

    Zinkgeschosse

    Die Vorteile von Zink als Metall fr die Schrotherstellung liegt darin, dass der Rohstoff reichlich

    zur Verfgung steht und eine zufriedenstellende Zhigkeit und Hrte vorhanden ist. Zink ist

    jedoch relativ teuer im Vergleich zu Stahl oder Blei, und es hat aufgrund seiner geringen Dichte

    relativ ungnstige ballistische Eigenschaften. Leider sind Zinkschrote (und andere Formen von

    Zinkmetall) giftig, wenn diese von Vgel aufgenommen werden, auch wenn die Toxizitt dieses

    Materials geringer ist als die von Blei [Zdziarski et al. 1994].

    Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mehrere Alternativen zur Verfgung stehen, der

    Verfasser jedoch zu dem Schluss kommt, dass keine der obigen Alternativen als perfekter Ersatz

    fr Blei gesehen werden kann.

    Alle Schrote wurden im Vergleich mit Blei dargestellt. Es gibt hochwertige, ungiftige Alternativen

    zu Bleischrot. Die Akzeptanz von Jgern, die diese Alternativen bereits einsetzen, ist in Lndern,

    wo bereits seit lngeren eine Umstellung erfolgte, in den letzten Jahren gestiegen. Im Allgemeinen

    werden die Schrotpatronen verwendet, die am gnstigsten sind [Europische Kommission 2004].

    2.2.1.b. Vergleich der Kosten von Bleischrot zu Alternativen

    Blei ist verfgbar, Bleischrot kostet weniger und ist einfach in der Herstellung. Im Folgenden wird

    auf die bleifreien Alternativen und Substitutionen [vgl. Tab. 6, Anhang 1 und Anhang 2]

    eingegangen.

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    Material Dichte g/cm3 Gegenberstellung

    von-bis Durchschnitt Mehrkosten in %

    Blei n=12 11,3 0,85-0,34 0,58 0

    Weicheisen/Stahl n=5 7,9 0,62-0,44 0,49 +- 0,00

    Bismuth n=1 9,6-9,8 2,04 2,04 352

    Wolfram-Tungsten n=1 10-12,5 3,1 3,1 534

    Zink n=1 7,3 0,9 0,9 155

    Preis EUR/Stk

    Tab. 6: Preisvergleiche Preismix und Bandbreite von Bleischroten zu Alternativen [Quelle: Eigene

    Darstellung]

    Wie vorher angefhrt, gibt es sehr wohl eine Anzahl von Alternativen zur Bleimunition, die sich

    aber bis heute noch nicht durchgesetzt haben. Diese werden entsprechend ihrer Eigenschaften fr

    spezielle Einstze verwendet.

    Da nun bei Wasserwild von einer Umstellung auf bleifreie Munition auszugehen ist, muss die

    Munition der bestehenden Waffe angepasst werden. Das heit, es besteht fr die Munitionswahl,

    je nach vorhandener Waffe, eine gewisse Einschrnkung in Kaliber, Gasdruck, Choke usw.

    3 Geeignete Zuordnungen von Schrotpatronen fr das Wild

    Effektivitt von Schrotpatronen bei den jeweiligen Wildarten

    Die Annahme, dass bei grobem Schrot ein Korn gengt, ist berholt. Entscheidend beim Schieen

    mit der Flinte ist die Deckung und nicht nur die Anzahl der Schrote. Je kleiner die Schrote, desto

    hher ist die Vorlage, desto mehr Schrote befinden sich in der Patrone. Die Geschwindigkeit der

    Schrote ist von der Dichte abhngig. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Geschwindigkeit der

    Schrote ab. Der Verlust der Geschwindigkeit ist bei kleinen Schroten hher als bei greren. Fr

    die jeweilige Wildart ist jedoch eine bestimmte Energie notwendig. Daraus folgt, dass es hier eine

    untere Grenze gibt [Busch 2011].

    Hufig verwendete bleihaltige Schrote in Deutschland [Wild und Hund o.J.]:

    Firma Marke Kaliber Vorlage Durchmesser EUR/ST

    Winchester Supper Speed 2. Gen. 12/70 36g 3,1 mm 0,48

    Schnbeck Torhammer 12/70 36g 3,0 mm 0,62

    Rottweil Weidmannsheil HV 12/70 36g 3,0 mm (2,6 mm) 0,63

    Saga High Speed 12/70 36g 3,0 mm (3,2; 3,5 mm) 0,34

    Eley Alphamax 12/70 36g 3,0 mm 0,49

    Fiocci PL 32 12/70 32g 3,0 mm 0,34

    Fr die Wasserwildjagd werden laut einer Umfrage von Wild und Hund/Forum folgende

    Bleischrotdurchmesser verwendet: Enten werden demnach mit Kaliber 12/70 erlegt. Und zwar

    zu 36 % mit 2,7 mm; zu 50 % mit 3 mm; zu 4 % mit 3,2 mm und zu 7 % mit 3,5 mm [Wild und

    Hund o.J.].

    Bei der Jagd auf Wildgnse liegt das Optimum, je nach Gnseart, bei einer Schrotgre von 2,7

    3,5 mm. Ein guter Jger wird bei der Lockjagd mehr Gnse unter 25 m und mit 2,7 mm Schrot

    erlegen. Auf diese Distanz und mit 2,7 mm verendet jede Gans, egal welcher Art [Busch 2011].

    Zur Ermittlung der Schrotpatronen fr Wildgnse sind nach Auffassung des Verfassers mehrere

    Unterschiede auszuwerten, damit die Bandbreite fr den eigenen Bedarf eingrenzt werden kann.

    Bei nherer Betrachtung Bejagung von Gnsen ist auch auf Entfernungen ber 30 m zu schieen.

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    Auf der einen Seite bedeutet dies, eine Munition einzusetzen, die auch auf grere Entfernungen

    noch Wirkung zeigt. Geringer Wildabschuss, hohe Entfernungen und grere Durchmesser in

    Verbindung mit einem hheren Gasdruck, erfordert aber eine Waffe mit verstrktem Beschuss.

    Andererseits ist der Abschuss, bezogen auf die restlichen Wasservgel, im Vergleich relativ

    gering. Hier muss jeder, je nach Hhe des jeweiligen Abschusses im Bezirk, den Einsatz abwgen.

    Verwendete Weicheisenschrote fr Wildenten

    Bei Wildenten hngt der Einsatz von alternativen Schrotpatronen (Weicheisenschrote) hier

    weniger vom Wild als vielmehr von der Professionalitt des jeweiligen Schtzen ab. Ein guter

    Schtze kann das ballistische Verhalten der alternativen Schrotmunition durch sein

    Schieknnen frher ausgleichen, als ein ungebter Schtze. Bei Wasserwild- und

    Niederwildjgern werden aufgrund des hufigen Umgangs mit dem Schrotschuss die

    Unterschiede des Schieknnens geringer sein als bei Allroundern. Hier ist vor allem wichtig zu

    wissen, was die eigene Waffe mit der neuen Munition leisten kann. Bei einer Waffe ohne

    Stahlschrotbeschuss werden die Weicheisenschrote im Durchmesser, Choke und Gasdruck

    eingeschrnkt. Die Wahl der alternativen Schrotmunition ist auer von der Wildart auch von der

    Waffe, der Verfgbarkeit und den Gelndegegebenheiten (Weingrten) abhngig.

    4 Einsatz und Entfernung bei Schrotpatronen

    Im Produktberater der Firma RWS wurden die eigenen Produkte bewertet. Je nach Bedarf kann

    dort die Entfernung, das Kaliber, die Wildart, bleihaltig/bleifrei und Preisunterschiede

    ausgewhlt werden. Pro Patrone gibt es die Bewertung sehr gut geeignet, gut geeignet und

    befriedigend. Nachfolgend wurden nur die Munitionssorten, die dort fr das Wild mit sehr gut

    abgestimmt sind, ausgewhlt [RWS/Rottweil o.J.]. Diese sind in den hier folgenden Tabellen fr

    die Wildarten jeweils aufgefhrt. Dabei verweisen die blau hinterlegten Spalten in den Tabellen

    auf bleifreie Schrotpatronen, die anderen Spalten betreffen bleihaltige Munitionssorten [vgl. Tab.

    7 bis Tab. 11]. Unter den jeweiligen Tabellen sind die optimalen Schrotdurchmesser in Bezug zur

    Schussweite der Munition aufgefhrt.

    Wildgnse Semi Magnum WeidmannsH HV Plastik Steel Game Tungsten

    Funote 1.) 2.) 3.) 4.)

    EUR/Stck 0,96 0,72 0,62 2,98Tab. 7: Fr Wildgnse geeignete Munitionszuordnung nach Rottweil [Quelle: Eigene Darstellung]

    Anmerkung zur Zeile Funote: 1.-2. (bleihaltig), 3.4 (bleifrei)

    1.) Rottweil Semi Magnum bei Entfernungen > 30 m, 4 mm Durchmesser

    2.) Rottweil Weidmannsheil Plastik < 30 m, 3,7 mm Durchmesser; > 30 m, 4,2 mm Durchmesser.

    Preis unabhngig vom Durchmesser

    3.) Rottweil Steel Game HV < 30 m und > 30 m, 4,5 mm Durchmesser

    4.) Rottweil Tungsten < 30 m, 3,25 mm Durchmesser; > 30 m, 3,75 mm Durchmesser. Preis

    unabhngig vom Durchmesser

    Wildente Streu J. B. WH Pappe WH Plastik HV Tungsten Steel Game Steel Game

    Funote 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.)

    EUR/Stck 0,61 0,54 0,72 0,72 2,98 0,62 0,62Tab. 8: Fr Wildenten geeignete Munitionszuordnung nach Rottweil [Quelle: Eigene Darstellung]

    Anmerkung zur Zeile Funote: 1.4. (bleihaltig), 5.7. (bleifrei):

    1.) Rottweil Jagd Braun Streu Einsatz < 15 m, 2,7 mm Durchmesser2.) Rottweil Jagd Braun

    < 30 m, 3 mm Durchmesser

    3.) Rottweil Weidmannsheil Pappe < 30 m, 2,7 mm Durchmesser; > 30 m, 3,0 mm

    Durchmesser. Preis unabhngig vom Durchmesser

  • Seite 22 von 90

    4.) Rottweil Weidmannsheil Plastik HV > 35 m, 3,25 mm Durchmesser. Preis unabhngig

    vom Durchmesser.

    5.) Rottweil Tungsten < 30 m, 2,75 mm 3,0 mm Durchmesser; > 30 m 3,25 mm

    Durchmesser. Preis Unabhngig vom Durchmesser.

    6.) Rottweil Steel Game HV < 30 m, 3,25 mm Durchmesser; > 30 m, 3,5 mm Durchmesser.

    Preis unabhngig vom Durchmesser.

    7.) Steel Game < 30 m 3,25 mm

    Blsshhner Weidmanns- Weidmanns- Jagd Braun Jagd Tungsten Steel Steel

    heil Pappe heil HV Plastik Streu Braun Game Game

    1.) 2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.)

    EUR/Stck 0,72 0,72 0,61 0,54 2,98 0,62 0,62Tab. 9: Fr Blsshhner geeignete Munitionszuordnung nach Rottweil [Quelle: Eigene Darstellung]

    Anmerkung zur Zeile Funote: 1.4. (bleihaltig), 5.7. (bleifrei):

    Rottweil Weidmannsheil Pappe < 30 m, 2,7 mm Durchmesser; > 30 m, 3,0 mm Durchmesser. Preis

    unabhngig vom Durchmesser

    Rottweil Weidmannsheil Plastik HV > 30 m, 3,0 mm Durchmesser

    Rottweil Jagd Braun Streu < 15 m, 2,7 mm Durchmesser

    Rottweil Jagd Braun < 30 m, 3,0 mm Durchmesser

    Rottweil Tungsten < 30 m, 2,75 mm Durchmesser; > 30 m, 3,0 mm Durchmesser. Preis

    unabhngig vom Durchmesser

    Rottweil Steel Game HV30 m, 3,5 mm Durchmesser. Preis

    unabhngig vom Durchmesser

    Rottweil Steel Game < 30 m, 3,25 mm Durchmesser

    Die nachfolgenden Tabellen 10 und 11 zeigen einen Auszug von Schrotpatronen, die auf die

    jeweilige Wildart, die Entfernung und das Kaliber am besten abgestimmt wurde. Diese habe sind

    mit den Preisen aus diversen Katalogen bewertet. Auf den einzelnen Abschuss wrden sich nach

    Rottweil bei der Verwendung verschiedenster Munition folgende Differenzen ergeben, wobei

    jeweils die gnstigste bleihaltige und bleifreie Schrotmunition rot gekennzeichnet ist

    [RWS/Rottweil o.J.].

    Wildente EUR Wildgans EUR Blesshuhn EUR

    Jagd Braun streu 0,07 WH Pappe 0,18

    Jagd Braun 0,54 WH HV Plastik 0,18

    WH Pappe 0,18 Semi Mag 1.) 0,24 Jagd Braun Streu 0,07

    WH Plastik 0,18 WH HV Plastik 2.) 0,72 Jagd braun 0,54

    Tungsten 2,54 Steel Game 3.) 0,62 Tungsten 2,54

    Steel Game 0,44 Tungsten 2,26 Steel Game 0,44

    Steel Game 0,18 Steel Game 0,18

    Wasserwild

    Tab. 10: Lt. Produktberater Rottweil gelten die angefhrten Schrotpatronen auf das Wasserwild als am

    besten abgestimmte Bleischrote und Alternativen. Angefhrt sind dazu auch Varianten mit Preisdifferenzen

    zu Blei und Alternativen [Quelle: Eigene Darstellung]

  • Seite 23 von 90

    Hase EUR Kaninchen EUR Dachs EUR

    Jagd braun 0,54 Jagd braun streu 0,54 Semi Magnum 0,96

    Jagd braun streu 0,61 Spezial 36 0,44 WH Plastik HV 0,72

    Spezial 36 0,44 WH Plastik HV 0,72 Tungsten 3,10

    Semi Magnum 0,96 Steel Game 0,41

    WH Pappe 0,72 Steel Game HV 0,62

    WH Plastik HV 0,72

    Tungsten 2,98

    Steel Game HV 0,71

    Fuchs EUR Marder EUR IIltisse EUR

    Jagd braun 0,54 Spezial 36 0,41 Jagd Braun streu 0,54

    Jagd braun streu 0,61 Steel Game 0,44 Steel Game 0,44

    Spezial 36 0,44

    Semi Magnum 0,96

    WH Plastik HV 0,72 Wiesel EUR

    Tungsten 3,10 Jagd Braun streu 0,61

    Steel Game HV 0,71 Steel Game 0,44

    Auerwild EUR Birkwild EUR Schnepfen EUR

    WH Plastik HV 0,72 Semi Magnum 0,96 Jagd Braun streu 0,61

    Semi Magnum 0,96 Tungsten 3,10 Tiungsten 3,10

    Tungsten 3,10

    Fasan EUR Rebhhner EUR Wildtauben EUR

    WH Pppe 0,72 Jagd Braun streu 0,61 Jagd braun streu 0,62

    Jagd Braun 0,54 Steel Game 0,41 Spezial 36 0,44

    Steel Gam HV 0,62 Steel Game 0,41 WH Plastik HV 0,72

    Steel Game 0,44 Steel Game 0,44

    Tungsten 3,10

    Federwild und Niederwild

    Tab. 11: Bleischrot und Alternativen lt. Produktberater Rottweil als am besten geeignete Schrotpatronen

    [Quelle: Eigene Darstellung]

    Bchsenmunition

    Fr die Preisermittlung von Bchsenmunition wird zunchst ermittelt, welche Alternativen in

    welchem Kaliber verfgbar sind und was diese fr den Einsatz kosten. Dazu wird auf folgende

    Punkte eingegangen:

    1 Zur Verfgung stehende Alternativen von Bchsenmunition

    2 Welche Bchsenmunition wird verwendet

    3 Wirkung des Bchsenschusses auf den Wildkrper

    4 Wovon ist die Wirkung von Geschossen noch abhngig? Testergebnisse

    5 Einsatz in Jagdsituationen

    6 Zuordnung der ausgewhlten Kaliber nach Preisen und Verfgbarkeit

  • Seite 24 von 90

    1 Zur Verfgung stehende Alternativen von Bchsenmunition

    Die Verwendung von Bleischrot auf Wasservgel ist ein Problem. Der Bchsenschuss scheint aber

    ein greres Problem zu sein. Die Aufnahme von bleikontaminiertem Aufbruch, im Herbst im

    Revier, durch Greifvgeln [Green et al. 2008] zeigen die Beziehungen von Blutbleiwerten whrend

    der Jagdzeiten von Rehen und den Kondorbewegungen in Jagdgebieten [Parish et al. 2007].

    An dieser Stelle wird nun wieder von der fiktive Situation ausgegangen, wenn morgen alle

    130.704 Jger (2010/2011 inkl. Gastjger [[Bundesanstalt Statistik sterreich 2011]) in

    sterreich bleifreie Bchsenmunition in den verschiedensten Kalibervariationen bestellen

    wrden. Dabei ist davon auszugehen, dass im Durchschnitt jeder sterreichische Jger drei

    Gewehre mit insgesamt vier verschiedenen Kalibern besitzt. Das wren je Kaliber eine Schachtel

    zu 20 Patronen bzw. 80 Patronen pro Jger. Umgelegt auf die Jger in sterreich gbe es dann

    einen Bedarf von 10,4 Millionen Bchsenpatronen in den verschiedensten Sortimenten.

    Fraglich ist, ob die Waffenhndler bzw. die -industrie darauf vorbereitet ist. Gegenwrtig liegen

    dem Verfasser keine Informationen darber vor, wie schnell Alternativen nachproduziert bzw.

    nachgeliefert werden knnen.

    Wie in der Tabelle 5 ersichtlich ist, wurden im Jagdjahr 2010/2011 385.148 Abschsse mit

    verschiedensten Kalibern mit Bchsenmunition durchgefhrt [Bundesanstalt Statistik sterreich

    2011].

    2 Welche Bchsenmunition wird verwendet?

    Nach welchen Kriterien richtet sich die Munitionsauswahl? Ausgehend von persnlichen

    Erfahrungen whlt ein Jger nicht die Untergrenze, sondern das Geschoss mit dem man bei den

    vorkommenden Wildarten in allen oder mehreren Fllen zurechtkommt. So verwendet der

    Verfasser in einem unbersichtlichem Gelnde oder Waldrevier bewusst eine Munition mit einer

    hheren Energie, um sich langes Nachsuchen im Wald zu ersparen.

    3 Wirkung des Bchsenschusses auf den Wildkrper

    Die Anforderung an die Jger, dass bei der Schussabgabe das Wild schlagartig, ohne

    Wildbretentwertung und ohne Hmatome zusammenbricht, hat sich bis heute noch nicht erfllt.

    Schon allein deswegen, weil die Gre und das Gewicht der einzelnen Wildarten unterschiedlich

    sind. Das gilt ebenso fr die Entfernungen und gewichtsbedingten Auftreffgeschwindigkeiten. Ein

    Geschoss, das nur halb so schwer ist, aber dafr eine hhere Geschwindigkeit hat, verhlt sich anders als ein schweres mit geringerer Geschwindigkeit. Daraus ist zu schlieen, dass

    Gebirgsjger ein Geschoss mit gestreckter Flugbahn und hoher Geschwindigkeit fr die Gamsjagd

    brauchen, um auf Entfernungen ber 200 m effektiv schieen zu knnen. Fr den Saujger, der

    von der Kirrung (Ablenkftterung) nur 50 m weit weg ist, spielt das eine unwesentliche Rolle.

    Daraus kann man folgern, dass es kein Geschoss fr alle Kaliber geben kann.

    Wundballistik

    Durch die immer schneller werdenden, ummantelten Bleigeschosse, zerbrechen diese auch

    immer mehr in Bleiwolken. Die gewollten Aufpilzungen tragen in Verbindung mit den

    Teilmantelgeschossen und weichen Blei- oder Hohlspitzen dazu bei, Fragmente zu bilden. Bei

    sehr hohen Geschwindigkeiten explodieren die Geschosse buchstblich im Tierkrper [vgl. Abb. 3

    und Abb. 4].

  • Seite 25 von 90

    Abb. 3: Rntgenologisch dargestellt lead snowstorm bei durch ein Bchsengeschoss getteten Koyoten

    [Quelle: Stroud, Hunt 2009]

    Abb. 4: Wundprofile von 7,62 cal., 150 Teilmantelgeschoss [Quelle: Fackler 1986]

    Die Wundballistik befasst sich mit Untersuchungen ber die Auswirkungen der Kugel bei der

    Durchdringung des Gewebes. Die Geschwindigkeit und die Masse der Kugel bestimmen die Menge

    an kinetischer Energie potentiell an das Zieltier [Fackler 1986]. Dabei gilt folgende Formel:

    Kinetische Energie = Masse x Geschwindigkeit2

    Die Geschwindigkeit ist exponentiell, whrend die Masse der Kugel in der Gleichung die lineare

    Menge an kinetischer Energie beschreibt, die zur Verfgung steht, welche auf das Zieltier

    bertragen werden kann. Daher hat die Geschwindigkeit der Kugel proportional viel mehr

    Einfluss, als das Gewicht der Kugel fr den Verwundungsprozess. Das Restgeschoss der Kugel

    nach Durchdringung der Haut und partieller Fragmentierung ist ein wichtiger Faktor, um entlang

    der Wundstrecke in der Tiefe einzudringen. Eine Kugel, die durch Fragmentierung Masse verliert,

  • Seite 26 von 90

    zeigt weniger Tiefenwirkung als die Kugel, welche die Tendenz hat, sich aufzupilzen.

    Fragmentierung beim Eindringen durch das Gewebe ist ein Faktor, welche die Hhe der

    Gewebezerstrung bestimmt. Alle diese Faktoren werden vom Geschossaufbau beeinflusst. Die

    biologische Bedeutung der kleineren Fragmente aus hherer Geschwindigkeit im Vergleich zu

    greren Fragmenten im Wundgewebe oder Tierkadavern ist, dass kleinere unregelmige

    Krner eine grere Flche haben, bezogen auf die Masse des Fragments, und daher schneller

    durch die Magensure des Tieres bei der Einnahme aufgelst werden. Nach dem Eindringen mit

    hoher Geschwindigkeit werden drei Mechanismen erzeugt. Bei einer weichen Bleigeschossspitze

    durchluft das Geschoss das Gewebe und verteilt eine strahlende Gewebeexpansion senkrecht zur

    Flugbahn (vgl. Abb. 4). Das Gewebe wird durch diesen hydrostatischen Druck zerrissen. Die Leber

    beispielsweise hat eine schlechte Elastizitt und wird zerrissen. Lungengewebe dehnt sich aus,

    ohne zu zerreien. Das Geschoss geht durch das Gewebe, beginnt sich aufzupilzen und bricht

    auseinander, wobei zustzliche Fragmente entstehen. Knochenfragmente erzeugen zustzliche

    Zerstrungen. An dritter Stelle ist die Zerkleinerung des Gewebes entlang der Wundstrecke zu

    nennen [Stroud, Hunt 2009].

    Im Gegensatz zur bleifreien Schrotmunition ist fr die bleifreie Kugelmunition keine neue Waffe

    notwendig. Die bleifreien Geschosse hatten anfnglich den Ruf, dass es durch den hohen

    Anpressdruck an die Felder und Zge zu Ablagerungen und den damit verbundenen

    Verschmierungen der Laufwandungen kommt. Nach drei Packungen bleifreier Geschosse sollte

    eine chemische Reinigung erfolgen, um nicht einen Rckgang der Przision hinnehmen zu

    mssen. Die neuen Geschosse haben den Druck reduziert, indem die Flche des Anpressdruckes

    reduziert wurde. Es wurden Rillen oder Ringe eingebaut und damit die Fhrungen im Drall

    trotzdem erhalten bleiben [Osgyan 2002].

    4 Wovon ist die Wirkung von Geschossen noch abhngig? Testergebnisse

    Nach Gremse und Rieger [2008] von der Fachschule Eberschwalde (Wildbiologie,

    Wildmanagement und Jagdbetriebskunde) sind, um die Wirkung von Geschossen beurteilen zu

    knnen, nachfolgend angefhrte Kriterien (Einschusslage, Geschoss-konstruktion,

    Schussentfernung, Auftreffgeschwindigkeit, Tiefenwirkung, Splitter-wirkung) und physiologische

    Faktoren von entscheidender Bedeutung. Um die Wirksamkeit und den Masseverlust

    festzustellen, wurden ausgewhlte bleifreie und bleihaltige Bchsenprojektile beim Beschuss von

    ballistischer Seife getestet. Dazu wurden drei verschiedene bleihaltige und acht bleifreie

    Bchsengeschosse untersucht, um die Wirksamkeit der Geschosse, gemessen an der

    Energieabgabe und Eindringtiefe, den Masseverlust und die Splitterwirkung der verwendeten

    Geschosse, Angaben der Hersteller, dem Verhalten der Geschosse in ballistischer Seife

    entsprechen, und um Unterschiede im Gasdruckverhalten der verwendeten Munition

    festzustellen [vgl. Tab. 12]. Als Kaliber wurde .3006 Springfield gewhlt, da es sich um das in

    Deutschland hufigste Kaliber handelt. Aus einer Schiemaschine wurden Blcke mit ballistischer

    Seife (Glycerinseife, Permatin AG) auf Distanzen von 50, 100 und 200 m beschossen.

    GESCHOSSEIGENSCHAFTEN BLEIHALTIG BLEIFREITeil-Zerlegungsgeschosse UNII Classic (RWS) KJG (Mller)

    TMR (Geco) HDBoH (Reichenberg)Bionic yellow (RWS)

    Deformationsgeschosse Evolution (RWS) FIP (Sauvestre)Neutralis (Lapua)Bionic black (RWS)XLC (Barnes)TSX (Barnes)

    Tab. 12: Wirksamkeit und Masseverlust ausgewhlter Munition acht bleifreie und drei bleihaltige

    Geschosse als Grundlage im Vergleich [Quelle: Gremse, Rieger 2008a]

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    Die Ergebnisse der Testreihe durch die Fachschule Eberschwalde sind an dieser Stelle in

    Kurzform zusammengefasst:

    Energieabgabe

    Die Energieabgabe lag bei bleihaltigen Geschossen und bei allen Schussentfernungen ber 90 %.

    Bei den bleifreien Geschossen lag die Energieabgabe ebenfalls ber 90 %. Bei den Schussweiten

    auf 20 0m gab es bei den Geschossen Reichenberg HDBoH lediglich 84,6 %. Bionic Yellow, sowie

    Bionic Black wiesen bei 50 m 88,7 %, bei 100 m 82,7 % und bei 200 m 74,8 % auf. Die Sauvestre

    FIP gab bei den Schussentfernungen von 50 und 100 m mehr als 90 % ab. Lediglich bei 200 m

    betrug die Auftreffenergie 50 %. Das Lapua Neutralis-Geschoss (Lapua) zeigte bei 200 m eine

    Energieabgabe von 43,1 %.

    Maximale Wirksamkeit und zugehrige Eindringtiefe

    Hier wurde die Eindringtiefe ermittelt, bei der die Energieabgabe Eab der Geschosse pro

    Wegeinheit am hchsten war. Daraus lsst sich darstellen, in welcher Gewebetiefe das Geschoss

    am wirksamsten ist, das heit, vermutlich am Tierkrper seine hchste Kraft entfaltet. Die

    bleihaltigen Geschosse zeigten bei 50 m Schussentfernung und einer Eindringtiefe von 1011 cm

    die max. Wirksamkeit. Bei den bleifreien Geschossen wurden sie bei Tiefen von 512 cm erreicht.

    Die hchste Energieabgabe wurde mit 262,4 J/cm beim Kupferjagdgeschoss (KJG) Mller bei einer

    Eindringtiefe von 5 cm erreicht. Bei 100 m Schussentfernung zeigten die bleihaltigen Geschosse

    ihre maximale Wirksamkeit bei einer Eindringtiefe von 8 bis 10 cm; bleifreie Geschosse lagen bei

    310 cm. Bionic Yellow zeigte eine maximale Wirksamkeit bei 3 cm, KJG bei 4 cm, Bionic Black bei

    4 cm und HDBoH bei 4 cm. Auch auf 100 m zeigte das KJG seine hchste Wirksamkeit (240,6

    J/cm). Bei 200 m weisen die bleihaltigen Geschosse ihre max. Energieabgabe pro Zentimeter bei

    713 cm auf. Bleifreie Geschosse erreichten die max. Energieabgabe bei 311 cm. Das KJG war

    auch hier wieder wirksamer (199 J/cm) als die bleihaltigen Geschosse.

    Masseverlust

    Die bleihaltigen Geschosse wiesen im Vergleich den hchsten Masseverlust auf: TMR (Geco)

    verliert bei 50 m 47,7 %, bei 100 m 34,3 %, bei 200 m 4,2 % seiner Masse und hat damit auf 50 m

    den hchsten in der Untersuchung gefundenen Masseverlust. Das Verbundkerngeschoss

    Evolution RWS verlor auf 50m 15,1 %, auf 100 m 11,1 % und auf 200 m 4,7 % seiner Masse. Bei

    den bleifreien Deformationsgeschossen verloren Lapua Neutralis, Barnes XLX und Barnes TSX

    unter 1 % ihrer Masse. Das KJG verlor hier am meisten, nmlich 29,8 % bei 200 m und 31,8 % bei

    50 m.

    Splitterbild

    Alle Blcke, die mit der bleihaltigen Munition beschossen wurden, weisen eine groe Anzahl von

    Splitter auf, verteilt ber den gesamten Schusskanal. Bei 50 m waren es ber 200, bei 100 m ber

    200, bei 200 m 50200 Splitter. Kleine Splitter hatten 1-5 mm, groe Splitter bis zu 1 cm

    Durchmesser. Barnes TSX und Barnes XLC hinterlieen keine Fragmente. KJG hinterlie bei 50 m

    bis zu 40 Splitter von 18,5 mm ringfrmig gehuft in 712,5 cm vom Einschuss entfernt. Auf

    100 m Distanz kommen zwischen 13 und 18 Fragmente vor, auf 200 m Distanz zwischen 14 und

    16 Splitter.

    Gasdruckmessungen

    Bei Gasdruckmessungen stimmten die Ergebnisse der bleihaltigen Geschosse mit denen der

    Herstellerangaben berein. Bei keiner Messung wurden die Werte ber den hchstzulssigen

    Gasdruck berschritten.

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    5 Zuordnung der gewhlten Kaliber nach Preisen und Verfgbarkeit

    Die Kugeln sitzen bei der Drckjagd oft nicht dort, wo sie hingehren. Ein schlechter Treffer

    verursacht oft langes Nachsuchen. Bei niedrigen und mittleren Auftreffgeschwindigkeiten soll das

    Geschoss besonders schnell ansprechen.

    Das Drckjagd HDBoH-Geschoss ist, wie das Sauvestre FIP, ein spezielles Drckjagdgeschoss und

    wird deshalb fr kurze bis mittlere Schussentfernungen empfohlen. Das KJG erreichte bei allen

    Schussentfernungen die hchste Wirksamkeit. Die beiden Barnes-Geschosse lagen bei 50 m und

    100 m auf demselben Wert wie die bleihaltigen Geschosse bei 200 m sogar darber. Diese sind

    fr diejenigen Jger geeignet, die Tiefenwirkung und Durchschlagskraft der Deformation

    vorziehen.

    Neutralis- (nur in einem engen Geschwindigkeitsbereich entsprechend) und Bionic-Geschosse

    erwiesen sich nicht den Herstellerangaben entsprechend, da kaum vorhandene Deformation bei

    niedriger Geschwindigkeit erfolgte.

    Nur bei Verwendung von bleifreien Deformationsgeschossen kann Wildbret erzeugt werden, das

    frei von Geschossmaterial ist. Aus toxikologischer Sicht sind Barnes XLC, Barnes TSX oder Lapua

    Neutralis (geringe Leistung) am besten, da diese weder Wildbret noch Aufbruch im

    nennenswerten Ausma kontaminieren.

    Jagdform: Pirsch, Bewegungsjagd und Ansitzjagd

    Die eingesetzten Kaliber gehen auf die regionalen unterschiedlichen Schalenwildstrecken zurck.

    Der Groteil der Abschsse wird auf der Ansitzjagd durchgefhrt: 5 % auf der Pirsch und 30 %

    bei Bewegungsjagden [vgl. Tab. 13]. Als Kalibergruppen werden 6,5 mm, 7 mm, 7,62 mm, 8 mm

    und 9,3 mm eingesetzt. Die .30-06 wird in