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misericordia BARMHERZIGE BRÜDER Bayerische Ordensprovinz JAHRES- RÜCKBLICK 2017

JAHRES- RÜCKBLICK 2017 · Ausbildertreffen in Wien 37 Novizenwerkwoche in Algasing 38 Scholastikerwerkwoche in Fatima 40 Interessentenwoche in Graz 41 Brüdertreffen in Kostenz 42

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misericordia

BARMHERZIGE BRÜDER Bayerische Ordensprovinz

JAHRES-RÜCKBLICK

2017

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2INHALT

BAYERISCHE ORDENSPROVINZDie Brüder der Bayerischen Ordensprovinz 4 Priesterweihe und Primiz Pater Thomas Väth 10„Eustachius Kugler finde ich gut...“ 15„Johannes von Gott finde ich gut...“ 15150. Geburtstag Frater Eustachius Kugler 16Ausstellung Neuburg: Herzog Wolfgang Wilhelm 1880. Geburtstag Frater Meinrad Ebner 1975. Geburtstag Pater Johannes von Avila Neuner 19Patrona Bavariae 20Klosternacht in Algasing 21Der Orden und die Münchner Straßenambulanz 22Pater oder Frater? 24Vorbereitungen für das Provinzkapitel 25Pater Leodegars Abschied von Regensburg 26

BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIENBildungsarbeit 27Regelvater Augustinus 28Landwirtschaft 30Heilige Schrift 32Exerzitien: „Schau in dein Herz ...“ 34Innehalten 36

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEITAusbildertreffen in Wien 37Novizenwerkwoche in Algasing 38Scholastikerwerkwoche in Fatima 40 Interessentenwoche in Graz 41Brüdertreffen in Kostenz 42Missionswoche für Ecuador 44Feierliche Profess Frater Lukáš Ryneš, Tschechien 46Goldene Profess Frater Savio, Indien 47Ordensstatistik 47

NACHRUFE Frater Silvester Ganghofer 48Frater Timotheus Rohrmoser 49Ehrenmitglied Dr. Johannes Bienert 50Ehrenmitglied Dr. Albin Hechenrieder 50

IMPRESSUM 51

Zum Titelbild:Mit einem Lächeln im Gesicht ver-lassen die frisch geweihten Priester am 1. Juli den Freisinger Dom, un-ter ihnen der Barmherzige Bruder Thomas Väth (rechts). Mehr zur Priesterweihe und Primiz von Pater Thomas lesen Sie ab Seite 10.

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3EDITORIAL

Wenn Sie d iesen Jahres-r ü c k -

blick der Barm-herzigen Brüder in Bayern durch-blättern, so wer-den Sie feststel-len: Es gibt viele Gründe dankbar zu sein für das, was unsere Or-

densgemeinschaft im vergangenen Jahr erfahren durfte. Auch wenn es in Bayern nur noch zwei Konvente mit mehr als drei Brüdern gibt, nämlich München und Regensburg mit jeweils sechs, so sind wir doch froh und dankbar über die Vielfalt der Berufungen der insgesamt 25 Brüder. Zu un-serer Provinz gehört auch ein Novize im Inter-provinziellen Noviziat in Graz-Eggenberg, Hoff-nung macht zudem die gut besuchte Woche für Ordensinteressenten dort im August.

Eine große Freude war es, als am 1. Juli mit Pa-ter Thomas Väth ein Barmherziger Bruder zum Priester geweiht wurde, der nun als Seelsorger kranken Menschen beisteht und mit uns die Eu-charistie feiert. Dankbarkeit verbindet uns mit den Mitbrüdern, die auf eine runde Zahl von Lebensjahren zurückblicken können und die ei-nen Großteil davon in den Dienst der Hospitali-tät gestellt haben. Gestärkt in unserem Tun und Auftrag wurden wir Brüder durch eine Reihe von Besinnungs- und Studientagen und nicht zuletzt durch die Exerzitien.

Verabschieden mussten wir uns 2017 von Frater Silvester Ganghofer und Frater Timotheus Rohr-

moser sowie von den Ehrenmitgliedern Johannes Bienert und Albin Hechenrieder. Wir sind dank-bar, dass sie unter uns gelebt haben und sicher, dass der Herr sie mit den Worten empfangen hat: „Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn“ (Mt 25,21).

Im Februar 2018 wird in Kostenz das Provinz-kapitel der Bayerischen Ordensprovinz gefeiert. In der Rückschau auf die vergangenen vier Jahre gilt unser „Vergelt’s Gott“ unseren mehr als 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit uns für Patientinnen und Patienten, Bewohnerin-nen und Bewohner, Gäste und Betreute einset-zen. Letztlich dürfen wir alles in Gottes Hand legen und mit dem seligen Eustachius Kugler sagen: „Dank dir ewig, mein Gott, für den schö-nen Beruf.“

Wenn es uns gelingt, diese Haltung zu verinnerli-chen, muss uns auch um die Zukunft der Bayeri-schen Ordensprovinz nicht bange sein. Natürlich müssen wir uns anstrengen, um die besten Ideen und Konzepte für unsere Krankenhäuser, die Be-hinderten-, Alten- und Jugendhilfe zu entwickeln und zu verwirklichen. Aber wir dürfen dabei auf die spirituelle Verankerung im christlichen Glau-ben und in unserer Ordenstradition vertrauen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, auch im Na-men meiner Mitbrüder, ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und ein gesegnetes Jahr 2018!

Ihr

Frater Benedikt HauProvinzial

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

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DIE BARMHERZIGEN BRÜDER DER BAYERISCHEN ORDENSPROVINZ

„Namen sind Nachrichten“, heißt es, und das gilt natürlich auch für Or-densleute. Deshalb stellen wir in die-sem Jahresrückblick einmal die Kon-vente der Bayerischen Ordensprovinz mit aktuellen Gruppenbildern vor. Aber natürlich wollen viele noch ein bisschen mehr über die einzel-nen Brüder wissen als den Namen. Deshalb haben wir sie gebeten, ei-nen kleinen Fragebogen auszufüllen; zwei Drittel der Brüder der bayeri-schen Provinz haben ihn ausgefüllt.

GEBURTSJAHR 1942JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1961ERLERNTE BERUFE Kaufmann, Kranken-pfleger, PriesterWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Krankenhausseel-sorger, Prior, NovizenmeisterAUFGABE HEUTE KrankenhausseelsorgerHOBBYS StickenLIEBLINGSSPEISE Pfannkuchen (pur)LIEBLINGSLIED „Erdverbunden – himmels-nah“ (Eustachius-Kugler-Singspiel)

PATER JOHANNES VON AVILA NEUNER

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

MÜNCHEN

Der Münchner Konvent: (von links) Provinzial Frater Benedikt Hau, Prior Frater Emerich Steigerwald, Frater Karl Wiench, Frater Magnus Mor-hardt, Frater Christoph Meißner und Pater Johannes von Avila Neuner

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GEBURTSJAHR 1978JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2005ERLERNTE BERUFE Diplom-Theologe, Ge-sundheits- und KrankenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Gesundheits- und Krankenpflege, Mitarbeit in Kranken-hausseelsorgeAUFGABE HEUTE Provinzsekretär, Archivar, Mitarbeit in ÖffentlichkeitsarbeitHOBBYS Radfahren, Lesen, Fotografie-ren, EishockeyLIEBLINGSSPEISE Kässpatzen mit Obst-salatLIEBLINGSLIED „Find the river“ (R.E.M.)

GEBURTSJAHR 1973JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1996ERLERNTE BERUFE Kfz-Mechaniker, Kran-kenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Arbeit im Pallia-tivbereich, Arbeit mit der Münchner Straßenambulanz, Postulantenmagis-terAUFGABE HEUTE Krankenpflege auf der PalliativstationHOBBYS Basteln, Schrauben, italienisch Kaffee kochen, RadfahrenLIEBLINGSSPEISE So fast alles, von bayerisch bis exotisch,TomatensuppeLIEBLINGSLIED Elvis, Dire Straits, STS

GEBURTSJAHR 1959JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1977ERLERNTE BERUFE Koch, KrankenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Stationsleitung im Krankenhaus, Leitung Pflegestation in Behinderteneinrichtung, Prior, Provinz-ökonom, Provinzdefinitor, ProvinzvikarAUFGABE HEUTE ProvinzialHOBBYS Zur Zeit eingeschränkt!LIEBLINGSSPEISE Außer Marzipan „Alles“LIEBLINGSLIED GL 502

GEBURTSJAHR 1948JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1965ERLERNTE BERUFE KrankenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Prior, Magister der Postulanten und ScholastikerAUFGABE HEUTE Hilfe auf der Station, KonventHOBBYS Gitarre spielen, Singen, Sport (schwimmen)LIEBLINGSSPEISE Schäufele, Karpfen, italienisches EssenLIEBLINGSLIED Schlager, Volkslieder, Kirchenlieder, „Segne du, Maria“

FRATER MAGNUS MORHARDT

FRATER KARL WIENCH

FRATER BENEDIKT HAU

FRATER CHRISTOPH MEISSNER

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

GEBURTSJAHR

JAHR DES ORDENSEINTRITTS

ERLERNTE BERUFE

WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER

VERGANGENHEIT

AUFGABE HEUTE

HOBBYS

LIEBLINGSSPEISE

LIEBLINGSLIED

?FRAGEBOGEN

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6BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

GEBURTSJAHR 1978JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2002ERLERNTE BERUFE Steinmetz und Stein-bildhauer, Masseur und med. Bade-meister, PhysiotherapeutWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Physiotherapie, Be-gleitung der Scholastiker (junge Brüder nach dem Noviziat), Prior, DefinitorAUFGABE HEUTE Begleiter der Scholasti-ker, Definitor, PriorHOBBYS Fahrrad fahren, WandernLIEBLINGSSPEISE Gegrilltes im Brüdergarten

GEBURTSJAHR 1984JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2011ERLERNTE BERUFE KochWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Novize, ScholastikerAUFGABE HEUTE Studium der TheologieHOBBYS Lesen, ITLIEBLINGSSPEISE KäsespätzleLIEBLINGSLIED „Young and beautiful“ (Lana Del Rey)

GEBURTSJAHR 1948JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1971ERLERNTE BERUFE Schriftsetzer – Buch-drucker, Krankenpfleger - Heilerzie-hungWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT 50 Jahre Kranken-pflegerHOBBYS Täglich Akkordeon spielen als Oberkrainer-FanLIEBLINGSSPEISE PizzaLIEBLINGSLIED „Tief drin im Böhmerwald“

FRATER SERAPHIM SCHORER

FRATER MARKUS KRIPPNER

FRATER ROBERT WIMMER

REGENSBURG

Der Regensburger Konvent: (von links) Pater Thomas Väth, Prior Frater Seraphim Schorer, Frater Erhard Hillebrand, Frater Markus Krippner, Frater Robert Wimmer und Frater Alfons Höring

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7BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

GEBURTSJAHR 1943JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1960ERLERNTE BERUFE KrankenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Krankenpfleger, OP-Leitung und Anästhesist in Indien, No-vizenmeister in Indien und Deutsch-land, Provinzdelegat in IndienAUFGABE HEUTE Soweit möglich Dienste für die Kommunität, zeitweise Unter-richt für die Novizen, Übersetzungsar-beiten für den Seligsprechungsprozess von Frater Fortunatus ThanhäuserLIEBLINGSSPEISE „Handkäs mit Musik“FRATER ALFONS HÖRING

NEUBURG

GEBURTSJAHR 1940JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1963ERLERNTE BERUFE Industriekaufmann, KrankenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Krankenpfleger, Heimleiter im AltenheimAUFGABE HEUTE Beschäftigung im KonventHOBBYS Lesen und Kreuzworträtsel lösen

FRATER PAULUS HAUG

Der Neuburger Konvent: (von links) Frater Adelmar Schmid, Prior Frater Donatus Wie-denmann und Frater Paulus Haug

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GEBURTSJAHR 1953JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1971ERLERNTE BERUFE Schriftsetzer, Heilerzie-hungspfleger, Heilpädagoge, Arbeits-erzieherWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Prior, DefinitorAUFGABE HEUTE Prior, Geschäftsführer der Träger GmbH, Leiter FortbildungsreferatHOBBYS SammlungenLIEBLINGSSPEISE Hausgemachte Schupf-nudelnLIEBLINGSLIED „Es war ein Schütz in sei-nen besten Jahren“ ( Jennerwein-Lied)

GEBURTSJAHR 1931JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1953ERLERNTE BERUFE Drogist, Theologe/PriesterWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Seelsorge im Kran-kenhausHOBBYS WanderungenLIEBLINGSLIED „Großer Gott, wir loben dich“

FRATER EDUARD BAUER

PATER LEODEGAR KLINGER

KOSTENZDer Kostenzer Konvent: (von links) Prior Frater Eduard Bauer, Pater Leodegar Klinger und Frater Andreas Hellermann

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GEBURTSJAHR 1937JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1958ERLERNTE BERUFE KrankenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Pflegedienstleiter, SakristanAUFGABE HEUTE Sakristan, HilfsdiensteHOBBYS Radfahren, WandernLIEBLINGSSPEISE Reisauflauf mit KompottLIEBLINGSLIED „Alle Tage sing und sage Lob der Himmelskönigin“FRATER MEINRAD EBNER

ALGASING

GEBURTSJAHR 1958JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1979ERLERNTE BERUFE Betriebsmittelmechani-ker, HeilerziehungspflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Provinzial, Verant-wortlicher für Fortbildung und Öf-fentlichkeitsarbeit, Prior AUFGABE HEUTE Generalrat, Generalöko-nom, Vorsitzender der Europakom-mission des Ordens (Koordination der 11 europäischen Provinzen und des Büros des Ordens bei der EU in Brüssel)HOBBYS Beschäftigung mit dem Thema religiöses Brauchtum im Allgemeinen und Weihnachts- und Jahreskrippen im Speziellen, Floristik, Malerei: mo-derne und klassische Moderne, OperLIEBLINGSSPEISE Zu viel, kann mich da nicht auf eine festlegen. Als Franke ist die Beilage „Klöß“ aber wichtig.LIEBLINGSLIED Wenn es um Kirchenlieder geht, dann die fränkischen: „Das neue Morgenrot erglüht“ und „Auf Christen singt festliche Lieder“. Wenn es um Klassik geht, dann der Schlusschor aus Beethovens 9., „Ode an die Freude“

FRATER RUDOLF KNOPP

ROM GRAZ

GEBURTSJAHR 1954JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1976ERLERNTE BERUFE Bankkaufmann, Kran-kenpflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Pflegedienstleiter, Prior und Gesamtleiter, ProvinzratAUFGABE HEUTE Novizenmeister im Inter-provinziellen Noviziat in GrazHOBBYS GartelnLIEBLINGSSPEISE Fränkische SchmankerlnLIEBLINGSLIED „Ave Maria“ von Franz Schubert, Nabucco/Gefangenenchor von Giuseppe Verdi

GEBURTSJAHR 1987JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2015ERLERNTE BERUFE HeilerziehungspflegerWICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Verschiedene Prak-tika als Postulant AUFGABE HEUTE Novize HOBBYS Fahrrad fahren, Singen, Schwim-menLIEBLINGSSPEISE Klöße mit Sauerbraten LIEBLINGSLIED Religiöse/geistliche Lie-der, Klassik, Volkslieder

FRATER RICHARD BINDER FRATER SEBASTIAN FRITSCH

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

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Die gerade geweihten Priester stehen mit Kardinal Reinhard Marx am Altar des Freisinger Doms, unter ihnen Pater Thomas Väth (3. von rechts). Weitere Impressionen von der Priesterweihe und der anschließenden Zusammenkunft in Algasing auf Seite 13

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Große Freude bei den Barm-herzigen Brüdern in Bayern – nach 28 Jahren wieder eine Priesterweihe: Frater Thomas

Väth (39) ist am 1. Juli von Kardinal Reinhard Marx im Dom zu Freising zum Priester geweiht worden. Der in Marktheidenfeld geborene und auf den Namen Martin getaufte Unter-franke studierte zunächst Religionspä-dagogik und kirchliche Bildungsarbeit an der Katholischen Universität Eich-stätt, dann Theologie an der Universi-tät Würzburg. Viele Jahre engagierte er sich in der Jugendarbeit.

Als er 2007 in den Orden der Barm-herzigen Brüder eintrat, war er „froh, den Kranken und anderen Hilfsbe-dürftigen dienstbar zu sein, und zwar mit meinem ganzen Leben“, ob nun in der Pflege oder in der Seelsorge. Beim Einsatz auf der Kinderintensivstation der Regensburger Klinik St. Hedwig des Ordens empfand Frater Thomas es als „wunderbares Geschenk“, in der Pflege der Frühgeborenen mithelfen zu können und gleichzeitig die Eltern seelsorglich zu begleiten. Als Priester werde er sich in seiner Sorge „immer mehr auf das Heilen der Seele spezia-lisieren“. Wobei er erkannt habe, „dass

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

es weniger ich bin, der heilt, sondern dass ich vielmehr den Menschen hel-fe, dass sie sich von Gott in ihrer See-le heilen lassen“. Deswegen lautet sein Primizspruch aus Psalm 147 auch: „Tröstend heilt ER die gebrochenen Herzens sind und verbindet ihre tiefen Wunden.“

2009 legte Frater Thomas Väth die Einfache, 2014 die Feierliche Profess ab. In diesen Jahren bildete er sich am Lehrstuhl für Moraltheologie der Uni-versität Regensburg mit dem Schwer-punkt „Ethik der Hospitalität im Krankenhaus“ weiter. Neben Aufgaben in der Berufungspastoral, der Fort- und Weiterbildung und im Bereich Ethik ist er als Lehrer an der ordenseigenen Fachschule für Heilerziehungspflege in Tegernheim tätig. In den vergange-nen zwei Jahren absolvierte Frater Tho-mas den Pastoralkurs in der Münchner Pfarrei Christkönig.

Pater Thomas gehört nun dem Re-gensburger Konvent der Barmherzi-gen Brüder an und arbeitet im Kran-kenhaus St. Barbara Schwandorf in der Seelsorge mit.

Johann Singhartinger

EIN NEUER PRIESTER FÜR

DEN ORDENPater Thomas Väth ist jetzt als Seelsorger im Krankenhaus St. Barbara Schwandorf tätig

Primizgebet von Pater Thomas

Ich lobe DichMein Herr und mein Gott

Du bist LiebeLass mich in Deiner Liebe bleiben

Wandle mich zu Deiner LiebeDu bist Leben

Lass mich in und mit Dir lebenDu heilst tröstend

Die gebrochenen HerzenUnd verbindest ihre tiefen WundenBringe heilenden Trost durch mich

Tröste heilend durch michDankbar DirMeine Liebe

Amen

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DIE FESSELN DER ANGST LÖSENBei der Priesterweihe am 1. Juli in Freising

beschwört Kardinal Marx die befreiende Kraft des Glaubens

Die beiden Türme des Freisinger Mari-endoms grüßen die Besucher schon von weitem an diesem sommerlichen, aber nicht heißen Samstagmorgen. Von al-

len Seiten strömen die Menschen bereits kurz nach acht Uhr auf den Domberg: Priesterwei-he. Beim Einzug bietet sich ein buntes, festli-ches Bild. Kardinal Reinhard Marx und die Konzelebranten in Rot, das Domkapitel in Vi-olett, Ministranten, Dutzende von Priestern und auch Barmherzige Brüder in Chorröcken ziehen in das überfüllte Gotteshaus. Und natürlich die sieben Priesteramtskandidaten, unter ihnen der Barmherzige Bruder Thomas Väth.

Familienangehörige und Freunde von Frater Thomas sowie Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordens haben schon im Dom Platz genommen. Kardinal Marx legt in sei-ner Predigt den Neupriestern nahe, sich an den Aposteln Petrus und Paulus zu orientieren. In einer multikulturellen Gesellschaft hätten sie zu Christus gefunden und dies als „Erfahrung der Befreiung“ erlebt. So wie die beiden Apostel die „Fesseln der Angst“ gelöst hätten, mögen auch die jungen Priester „die Fesseln der Selbstver-krümmung“ lösen und „heilen, aufrichten, Wun-den verbinden“.

Kurz danach liegen die Kandidaten während der Allerheiligenlitanei zum Zeichen ihrer Ganz-hingabe an Christus ausgestreckt auf dem Bo-den. Anschließend legt Kardinal Marx ihnen

nacheinander schweigend die Hände auf, alle anwesenden Priester tun es ihm gleich, danach spricht der Bischof das Weihegebet. Beim An-legen der priesterlichen Gewänder wird Pater Thomas unterstützt von Pater Leodegar Klin-ger, dem dienstältesten Priester der Bayerischen Ordensprovinz. Die Salbung der Hände der Neupriester mit Chrisamöl bringt die enge Ver-bundenheit mit Christus („der Gesalbte“) zum Ausdruck.

Nach der Priesterweihe begibt sich die Fest-gemeinde für das Mittagsmahl zu den Barm-herzigen Brüdern Algasing. Provinzial Fra-ter Benedikt Hau überbringt die Glück- und Segenswünsche der ganzen Bayerischen Or-densprovinz und dankt Pater Thomas für seine Bereitschaft, in den priesterlichen Dienst zu tre-ten. Pater Thomas drückt in einer kurzen An-sprache Dank an seine Oberen für ihr Vertrauen aus und seine Freude darüber, dass viele Pasto-ral- und Ethikräte aus den Einrichtungen an der Feier teilnehmen. Bei der Vesper weiht er sein Primiz-Messgewand sowie Kelch und Hostien-schale und spendet jedem einzeln den Primizse-gen durch Auflegen der Hände.

Außerdem erläutert Pater Thomas bei der Vesper sein Primizgebet (siehe Seite 11), dessen Kern-botschaft lautet: „Gott ist Liebe“. Und diese Lie-be heilt und tröstet.

Johann Singhartinger

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

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„HEIMSPIEL“ IN REGENSBURGPrimiz von Pater Thomas Väth in der Krankenhauskirche St. Pius am 2. Juli

Der Regensburger Prior Frater Seraphim Schorer konnte am Sonntagmorgen so viele Mit-feiernde zur Primiz von Pater

Thomas begrüßen, dass er die Empore in der Krankenhauskirche St. Pius gut gelaunt wie ein Stadionsprecher als Sitz-möglichkeit anpries. Und für Pater Tho-mas war es ein „Heimspiel“, hier band er sich im Jahr 2014 in seiner Feierli-chen Profess für immer an den Orden der Barmherzigen Brüder – und bevor er eine regelrechte Tour durch die Ein-richtungen absolvierte, feierte er hier die erste heilige Messe, die Ordensprimiz, im Kreise seiner Mitbrüder, zahlreicher Verwandter und Mitarbeiter. Aus Rom und München waren eigens die beiden „Cheftrainer“, Generalrat Frater Rudolf Knopp und Provinzial Frater Benedikt Hau, angereist.

Diakon Alexander Reischl von der Münchner Pfarrei Christkönig, wo Pa-ter Thomas seinen zweijährigen Pasto-ralkurs absolvierte, glänzte in einer sehr persönlichen Predigt als „Außen-Ver-teidiger“: So habe man in Christkönig erst die schlechte Nachricht erhalten, dass man im Jahr der Barmherzigkeit

keine „Heilige Pforte“ habe, doch dann kam die gute Nachricht, so Reischl, dass man für zwei Jahre einen Barm-herzigen Bruder erhalte, „quasi eine le-bendige Pforte, und diese bleibt immer geöffnet“. Und der Diakon schilder-te eine „Leichtigkeit, Unbeschwertheit und einen Pragmatismus“, die der jun-ge Theologe in die Pfarrei einbrachte, der ihm einmal in der weißen Sommer-kutte und Sandalen wie ein Engel an-mutete oder „mal mit einem Windrad wie ein bunter Vogel“ und der durch Ideenreichtum und engagierte Predig-ten die Menschen berührte. „Wir sind dankbar für die Buntheit, die Du ein-gebracht hast und einbringst“, sagte Diakon Reischl.

PATER THOMAS SPENDETE DEN PRIMZSEGEN

Auch die weitere „Spieleraufstellung“ war ein offenes Geheimnis: Erstmals die „Kapitänsbinde“ trug dann Haupt-zelebrant Pater Thomas Väth, als er mit den Gläubigen die Eucharistie feierte. Die Konzelebranten waren alle aus der Profi-Liga und erfahrene Teamplay-er: Die Regensburger, Pater Dr. Her-

bert Schlögel, Pater Leodegar Klinger, Pfarrer Bernhard Hofer und Pfarrer Martin Särve, ehemaliger Priesterseel-sorger, die Münchner, Pfarrer Augusti-nus Bauer, Diakon Alexander Reischl (beide Christkönig) und Don Cristó-bal Navarro Fuentes aus Spanien. Nach dem Primizsegen für die ganze Gemeinde kamen wie nach jedem tol-len Heimspiel die Fans am Ende auf ihre Kosten: Lang war die Schlange der Gläubigen anschließend beim Pri-mizsegen, den Pater Thomas einzeln spendete.

Dann ging es in die Verlängerung: Pri-or Frater Seraphim Schorer lud die ganze Festgemeinde zum Mittagessen in den Speisesaal des Krankenhauses. Auch hier gab es in der Fankurve zahl-reiche Gratulanten und Geschenke für den Neupriester, denn zuletzt konn-te man vor 28 Jahren „den Pokal nach Hause holen“. Der in München tätige Pater Johannes von Avila Neuner war am 24. Juni 1989 als letzter bayerischer Barmherziger Bruder zum Priester ge-weiht worden.

Kirsten Oberhoff

Pater Thomas beim Primizgottesdienst in der Regensburger Krankenhauskirche St. Pius

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EUSTACHIUS KUGLER FINDE

ICH GUT ...

... weil er trotz der großen Verantwortung und dem hohen Amt, das er als Provinzial inne-hatte, immer ein bescheidener, liebevoller und freundlicher Mensch geblieben ist. Ich den-ke, jede und jeder konnte zu ihm kommen, um ihn um Rat zu bitten oder um ein aufbauendes Gespräch zu führen. Seine Beziehung zu Gott und den Menschen war gelungen. Und das ist heute noch erlebbar in seinen Überlieferungen und in unserem Regensburger Krankenhaus, in dem Mitarbeiter, Ehrenamtliche und wir Brü-der arbeiten. „Das Gebet ist das Atemholen der Seele“, hat uns der Selige gelehrt.

Frater Seraphim SchorerPrior der Barmherzigen Brüder in Regensburg

... weil unser Ordensstifter das Gegenteil eines unnahbaren Heiligen ist: er kannte seine Mit-menschen und das Leben auf der Straße. Jo-hannes von Gott ging auf die Armen, Kranken und Ausgestoßenen zu. Und er war ein Pionier der modernen Krankenpflege – führte in sei-nem Hospital Standards ein, die bis heute gel-ten. Seinem Leitspruch „Das Herz befehle“ folgen noch über 500 Jahre später wir Barm-herzige Brüder und Tausende von Mitarbeitern in unseren Einrichtungen weltweit.

Frater Benedikt HauProvinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern

JOHANNES VON GOTT FINDE

ICH GUT ...

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

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16BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

GOTTES- FÜRCHTIG, SOZIAL UND TATKRÄFTIG

Das Wort ‚Danke‘ schreibt sich so leicht. Doch Du, lieber Eustachius weißt sicher, was ich sagen will - In Liebe Er-

hard.“ Einmal in der Woche leerte Pater Leodegar Klinger die Box mit den Gebetsanliegen an den seligen Eustachius Kugler (1867-1946) in der Kapelle des Krankenhauses Barmher-zige Brüder Regensburg. Zwischen

fünf und sieben solcher Bitten oder Dankesschreiben finden sich dann darin. Sie werden beim Gottesdienst am Samstagmorgen um sieben Uhr auf den Altar gelegt und ins Gebet eingeschlossen. Auch jene, in dem eine Frau dem Ordensmann dankt für seine Hilfe in schwieriger Zeit und dass ihr Mann wieder gesund gewor-den ist.

EINSATZ FÜR KRANKE UND SCHWACHE

Dabei hat Frater Eustachius Kugler um sich selbst nie großes Aufheben ge-macht. Der einstige Provinzial der Bay-erischen Ordensprovinz der Barmher-zigen Brüder war ein frommer Mann, der alles mit seinem Herrgott ausmach-te. Ansonsten galt sein Einsatz den Menschen. Vor allem auf die Schwa-

Frater Eustachius Kug-ler (rechts) in den 1930er Jahren mit dem damali-gen Generalprior Pater Narzissus Durchschein

150. Geburtstag des seligen Eustachius Kugler am

15. Januar 2017

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chen und Kranken schaute er, genau dafür schätzen ihn die Leute bis heute. So wurde aus ihm 2009 ein Seliger. Als Wunder erkannte der Vatikan damals an, dass ein junger Schlosser einen schwe-ren Autounfall 2001 unbeschadet über-stand. Die Verehrung hatte aber schon viel früher begonnen.

Mit der Erlaubnis des Ortsbischofs durften die Barmherzigen Brüder in den 1950er Jahren den Leichnam vom Ordensfriedhof in die Kirche des von Kugler erbauten Regensburger Kran-kenhauses umbetten. Wegen des An-drangs wurde später ein Anbau ge-schaffen, um das Grab auch von der Straße zugänglich zu machen. Dort

steht heute ein kunstvoll gefertigter Gold-Messing-Schrein mit seinen Re-liquien.

SCHLOSSERLEHRE IN MÜNCHEN

Kugler kam am 15. Januar 1867 in Neuhaus bei Nittenau zur Welt. Sein Geburtshaus steht noch. Eine große Zukunft war dem sechsten Kind des Dorfschmieds und Kleinbauern Mi-chael und dessen Frau Anna nicht in die Wiege gelegt. Mit 14 Jahren verlor Joseph seinen Vater. Um für die Fami-lie Geld zu verdienen, absolvierte er in München eine Schlosserlehre. Kurz vor dem Abschluss stürzte der Lehrling vom Gerüst und zog sich einen kom-

plizierten Bruch am rechten Fuß zu. Die Gesellenprüfung legte er noch ab, in seinen Beruf konnte er nicht mehr zurückkehren.

Sein Schwager, ein Schmied, ließ ihn im Familienbetrieb in Reichenbach mit-arbeiten. Als die Barmherzigen Brüder 1891 das frühere Benediktinerkloster im Ort erwarben, um eine „Pflegeanstalt“ für geistig behinderte Menschen einzu-richten, half Kugler bei den Bauarbeiten. Dabei fing er an, sich für den Orden zu interessieren. Kurz vor seinem 26. Geburtstag trat er ein und erhielt den Namen „Eustachius“.

„DAS HABE ICH MIT DEM HERRGOTT ABGEMACHT“

Frater Eustachius wirkte in mehreren Einrichtungen, bis er 1925 Leiter der Bayerischen Ordensprovinz wurde. Zu seinen größten Leistungen zählt der Krankenhausbau in Regensburg mit 450 Betten. Auf das Risiko der Finan-zierung von 8,3 Millionen Reichsmark angesprochen, antwortete er: „Das habe ich mit meinem Herrgott schon abgemacht. Da fehlt nichts.“

Dass die Klinik im Zweiten Welt-krieg während der 20 Luftangriffe auf die in der Nähe liegende Messer-schmitt-Jagdfliegerfabrik verschont blieb, führen viele Bürger auf Frater Eustachius zurück. Der kniete näch-telang in der Kapelle vor dem Taber-nakel. Als seine Mitbrüder einmal am Fenster standen, um den vorbeifah-renden Adolf Hitler zu sehen, deutete ihr Provinzial auf die Kapelle mit den Worten: „Hier ist euer Führer.“ Die Nazis setzen Kugler zu. Stundenlange Verhöre musste er über sich ergehen lassen, Brüder wurden zum Kriegs-dienst eingezogen und Einrichtungen geschlossen.

Auf sich schaute Kugler zuletzt. Das kann man an seinen durchgelatschten schwarzen Schuhen erkennen. Sie, ein alter Habit und ein einfacher Rosen-kranz gehören zu den wenigen Dingen, die nach seinem Tod am 10. Juni 1946 erhalten geblieben sind.

Barbara Just

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

Der Selige in einem Gemälde von Josef Kneuttinger im Regensburger Konvent

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ERST EVANGELISCH, DANN KATHOLISCH

Eine Ausstellung in Neuburg an der Donau beschäftigte sich auch mit Herzog Wolfgang Wilhelm, der vor fast 400 Jahren

die Barmherzigen Brüder nach Bayern holte

Der Vater, Philipp Ludwig, war überzeugter Lutheraner. Sein Sohn Wolfgang Wilhelm aber trat zum Katholizismus

über und heiratete Magdalena, die Schwester von Kurfürst Maximilian I. von Bayern. Als der Vater von dem Glaubensübertritt erfuhr, wollte er sei-nen Ältesten wohl enterben, aber ehe es dazu kam, ereilte ihn der Tod. Wir schreiben das Jahr 1614, und so wurde Wolfgang Wilhelm (1578 – 1653) der neue Herzog von Pfalz-Neuburg. Rund 70 Jahre zuvor, 1542, war der erste Herrscher des Fürstentums, Otthein-rich, vom katholischen Glauben zum Protestantismus übergetreten.

Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm förderte die Rekatholisierung des Herzogtums Neuburg. Er führte den gregoriani-schen Kalender ein, holte die Jesuiten nach Neuburg – und stiftete 1622 für die Barmherzigen Brüder das Hospital

St. Wolfgang, die Wiege des Ordens in Bayern. Der Spitalsgründung vor-ausgegangen war eine Anfrage des be-rühmten Chirurgen und Barmherzigen Bruders Gabriel Graf von Ferrara von Wien aus. Wolfgang Wilhelm ließ sich nicht lumpen: Er stiftete den Brüdern ein komplett eingerichtetes Hospital, 2000 Gulden jährliche Dotation und 300 Klafter Brennholz.

LEIHGABE DES ORDENS

Reformation und Gegenreformation machte eine Ausstellung in Neuburg unter dem Titel „FürstenMacht & wahrer Glaube“ zum Thema, die vom 15. Juli bis 5. November im Schloss Neuburg, im Fürstengang und in der Hofkirche zu sehen war. Gezeigt wur-de unter anderem ein Porträtgemäl-de Herzog Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg aus dem Besitz der Barmherzigen Brüder.

Nicht zuletzt an der Figur Wolfgang Wilhelms wird deutlich, dass es beim Wechsel der Konfession nicht nur um den wahren Glauben, sondern auch um Politik und Machtansprüche ging. Der Pfalzgraf verfolgte das Ziel, Ansprü-che im sogenannten Jülich-Klevischen Erbfolgestreit durchzusetzen. Das ge-lang ihm teilweise auch und er wurde noch 1614 als Herzog von Jülich-Berg eingesetzt, zu dem auch Düsseldorf ge-hörte. In der Gruft der von ihm erbau-ten St. Andreas-Kirche in Düsseldorf wurde Wolfgang Wilhelm 1653 auch bestattet, sein Herz ruht in der Neu-burger Hofkirche.

Am 18. Oktober machten sich einige Barmherzige Brüder auf den Weg nach Neuburg und ließen sich von Dr. Rosa Micus durch die Ausstellung führen.

Johann Singhartinger

Dr. Rosa Micus führte am 18. Oktober durch die Neuburger Ausstellung.

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80. Geburtstag von Frater Meinrad Ebner

75. Geburtstag von Pater Johannes von Avila Neuner

Im Kreis vieler Gratulanten und bei guter Gesundheit hat der Algasinger Ordensbruder Frater Meinrad Eb-ner am 11. Januar seinen 80. Geburtstag gefeiert. Neben dem Provinzial der Barmherzigen Brüder, Frater Bene-

dikt Hau, bedankte sich auch Bürgermeister Heinz Grund-ner (Dorfen) sehr herzlich beim Jubilar für seinen jahrzehn-telangen Dienst am Nächsten. „Menschen wie Sie sind eine Bereicherung für die Gesellschaft“, sagte er.

Frater Meinrad, mit bürgerlichem Namen Martin Ebner, lernte die Barmherzigen Brüder 1957 als 20-Jähriger kennen. 1959 legte er die Einfache Profess ab. Seither hat er in vielen Häusern des Ordens in Bayern als Kranken- und Heilerzie-hungspfleger gearbeitet, sowohl in den Krankenhäusern als auch in der Behindertenhilfe. In der Algasinger Behinderten-einrichtung war er am längsten tätig, von 1968 bis 1988. 2014 kehrte er dorthin zurück. Er versieht immer noch zuverlässig den Mesnerdienst in der Klosterkirche, genießt aber ansons-ten die Ruhe und die Zeit fürs Gebet, wie er sagt.

Susanne Eder

Du bist genau richtig alt“, sagte der Regens im Studienseminar in Lantershofen zu Frater Jo-hannes. Als die Ordensleitung Frater Johan-nes 1984 bat, Priester zu werden, war er immer-

hin schon 42 Jahre alt. Das Seminar liegt im Rheinland in den Weinbergen und passend dazu trug Pater Johan-nes an seinem 75. Geburtstag beim Dankgottesdienst am 29. Mai mit der Haus- und Dienstgemeinschaft des Münch-ner Krankenhauses ein Messkleid, das Weintrauben zeigte. Der Weinberg des Herrn wurde „mein Leben, mein Dienst“, sagte der Geistliche in seiner Predigt. Das „Vergelt’s Gott“ an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwiderten diese beim anschließenden Stehempfang mit einem launigen Gedicht und kleinen Gaben aus allen Abteilungen und Stationen.

Pater Johannes von Avila Neuner wurde am 29. Mai 1942 in Mittenwald geboren. Nach einer Lehre als Einzelhandels-kaufmann arbeitete er in München als Finanzbuchhalter und lernte so die Barmherzigen Brüder kennen. Im August 1961 trat er in den Orden ein, legte 1963 die Einfache und 1968 die Feierliche Profess ab. Nach der Ausbildung zum Kran-kenpfleger war er sowohl in der Behindertenhilfe als auch in Krankenhäusern tätig. Unter anderem war er am Aufbau der Werkstätten für behinderte Menschen und der Fachschule für Heilerziehungspflege in Reichenbach beteiligt, von 1974 bis 1977 war er Prior des Krankenhauses St. Wolfgang in Neu-burg an der Donau. Nach der Priesterweihe 1989 wirkte er zunächst als Seelsorger und Novizenmeister in Algasing, dann als Seelsorger im Regensburger Krankenhaus, ab 2001 in Mün-chen, wo er zehn Jahre lang auch das Priorenamt bekleidete.

Johann Singhartinger

GEBURTSTAGE

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PATRONA BAVARIAE VEREINT OBERBAYERN UND FRANKEN

Sternwallfahrt zur Münchner Mariensäule zum 100. Geburtstag des Festes

Bei angenehmen Temperaturen hatten sich am 13. Mai rund 7000 Menschen auf den Weg zum Münchner Marien-platz gemacht anlässlich des 100-jähri-

gen Jubiläums des Festes Patrona Bavariae. Unter ihnen war auch eine Wallfahrergruppe der Barm-herzigen Brüder Algasing. Groß waren Überra-schung und Freude, als Provinzial Frater Benedikt Hau mit einer Gruppe aus seiner Heimatdiözese Würzburg auf die Algasinger traf. Und so schloss sich die oberbayerische Gruppe den unterfrän-kischen Gläubigen an. Ohne Regen und immer wieder mit einer angenehmen frischen Brise fei-erten die Wallfahrer mit Kardinal Reinhard Marx die heilige Messe. Gegen Ende des schönen und würdevollen Gottesdienstes führte der Weg der Bischöfe zur Mariensäule zum feierlichen Ab-schluss.

Die Mariensäule ließ Kurfürst Maximilian l. 1637/38 auf dem Münchner Schrannenplatz (seit 1854: Marienplatz) errichten, in Dankbar-keit für die Bewahrung der beiden Hauptstäd-te München und Landshut vor der Plünderung durch die Schweden. Er proklamierte Maria in spezieller Weise als Patronin Bayerns. Die Ma-riensäule wurde symbolischer Mittelpunkt des Landes, von dem aus die Entfernung der Orte gemessen wurde.

Das Fest „Patrona Bavariae“ wurde erstmals am 14. Mai 1916 in München begangen, 1917 in al-len bayerischen Diözesen. 1970 verlegte die Frei-singer Bischofskonferenz den Festtermin auf den 1. Mai.

Silvia Schroll / Johann Singhartinger

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

Die Münchner Mariensäule (links vor einem Turm des Liebfrauendoms) war Ziel der Wallfahrt, an der auch Provinzial Frater Benedikt Hau und eine Delegation aus Algasing teilnahmen.

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„DIE SACHE JESU BRAUCHT BEGEISTERTE“Klosternacht in Algasing mit Pfarrer Rainer Maria Schießler

Es war eine ganz besondere Klos-ternacht, die die Barmherzigen Brüder Algasing sich und an-deren am 15. Juli zum Jubiläum

schenkten: Rund 500 Menschen hat-ten sich aufgemacht, um einen Got-tesdienst unter freiem Himmel mit dem aus dem Fernsehen bekannten Pfarrer Rainer Maria Schießler zu fei-ern, den Prior Frater Bernhard Binder eingeladen hatte. Am Altar zu Füßen der Mariensäule leuchteten rote Her-zen, die von den Betreuten der För-derstätte gestaltet worden waren und sich in Spendenboxen für das Missi-onsprojekt des Ordens verwandelten. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ – unter diesem Motto der Klosternacht wurden die Spenden für ein Obdachlosenzentrum in Ecuador gesammelt.

Pfarrer Schießler, Träger der „Bairischen Sprachwurzel“, schlug den Bogen von

Kindheitserinnerungen im Bayerischen Wald bis hin zum Evangelium, wo das Gleichnis vom Sämann einst den Onkel ob der Verschwendung heftig erzürn-te und doch so viel bereithalte. Ebenso sollen sich die Gläubigen aufmachen „um ein guter Humus für Gottes Wort zu werden“, damit die Saat Jesu, seine Liebe, in uns keime. Passend auch: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte“, eines der vielen schönen Lieder, mit denen die Musiker der Buchbacher Jugend-gruppe JUMIK unter der Leitung von Josef Marsmann den frischen „Feldgot-tesdienst“ begleiteten.

Die im Münchner Dialekt gehaltene Predigt kam so gut an, dass der „dia-lektale Menschenfischer“, wie Pfarrer Schießler einmal genannt wurde, noch über eine Stunde lang im großen Fest-saal über seine Arbeit in der Münchner Pfarrei St. Maximilian sprach und auch eine Passage aus seinem Buch „Him-

mel, Herrgott, Sakrament. Auftreten statt austreten“ vorlas.

Wer sich zuvor mit kostenlosem Flammkuchen gestärkt hatte, bekam auch viel geistliche Nahrung gebo-ten: Zeitgleich hatte in der schön ge-schmückten Klosterkirche eine me-ditative Stunde der Stille mit der Aussetzung des Allerheiligsten statt-gefunden. Wunderbar mit Gitarre und Geige musikalisch untermalt vom Kreis „Jugend 2000“ um Rudi Koller.

Die Barmherzigen Brüder luden dann noch zur Komplet, wo der Hausgeistli-che Pater Augustine Annikkattu Seite an Seite mit den Barmherzigen Brü-dern Meinrad Ebner, Algasing, und Magnus Morhardt, München, zusam-men mit der Gemeinde das nächtliche Gotteslob anstimmte.

Kirsten Oberhoff

Pfarrer Schießler (rechts) begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer; rote Herzen (Mitte) dienten als Spendenboxen für das Missionsprojekt des Ordens; in der Klosterkirche (links) versammelten sich die Teilnehmer zum nächtlichen Gotteslob.

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Die Münchner Straßenambulanz ist seit 20 Jahren jede Woche zwei bis drei Abende unter-wegs, um ein niederschwelliges

medizinisches Angebot an den Mann oder die Frau auf der Straße zu bringen.

Ins Rollen kam das Projekt der Münchner Straßenambulanz bei der Feier des 500. Geburtstags von Jo-

hannes von Gott, des Ordensgründers der Barmherzigen Brüder. Aus diesem Anlass suchten die Brüder 1995 nach einem „Geschenk“, einem Zeichen in unserer Zeit, das dem Gründer gefal-len würde. Er selbst hatte die Kranken und Hilfsbedürftigen von der Straße aufgesammelt und sie auf seine Schul-tern geladen, um sie in seine Herberge, später in sein Krankenhaus zu bringen.

Die Straßenambulanz tut dies mit den Mitteln, die uns gegenwärtig zur Ver-fügung stehen: einem Krankenwagen, Ärzten und Krankenpflegern, aktueller Medizin und viel Engagement.

Als ich Ende 1996 in den Orden der Barmherzigen Brüder eintrat, war das Projekt gerade in der Konkretisie-rung und viele Fragen waren zu klären.

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

DIE MENSCHEN BEI IHREM NAMEN NENNENFrater Karl Wiench über seinen Einsatz bei der Münchner Straßenambulanz

Das Team der Straßenambulanz 2017 mit (von links) Dr. Thomas Beutner, Dr. Angelika Eisenried, Frater Karl Wiench, Birgit Kiask, Richard Haschke, Bernd Gollwitzer, Ulf Friesl und Provinzial Frater Benedikt Hau

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Zum 20-jährigen Jubiläum haben die Barmherzigen Brüder eine 20-seitige Sonderausgabe der Ordenszeit-schrift herausgegeben, in der die Arbeit der Münchner Straßeanambulanz vorgestellt wird und die Helferinnen und Helfer von ihren Erfahrungen berichten. Provin-zial Frater Benedikt Hau betont in seinem Editorial, die Mitarbeit bei der rollenden Arztpraxis liege „in be-sonderer Weise auf der Linie unseres Ordensgründers Johannes von Gott“. Und Münchens 3. Bürgermeis-terin Christine Strobl bekennt sich zum Engagement der Stadt für die Gesundheit obdachloser Menschen. Bei einer Jubiläumsfeier am 27. September würdigte der Katholische Männerfürsorgeverein nicht nur zwei Jahrzehnte Straßenambulanz, sondern auch das 30-jäh-rige Bestehen der Arztpraxis für Wohnungslose sowie 65 Jahre Städtisches Unterkunftsheim an der Pilgers-heimer Straße.

Sie möchten mehr zu diesem Thema wissen? Dann fordern Sie kostenlos ein Heft an unter Telefon 089/1793-109 oder per Mail: [email protected]

Welches Fahrzeug ist geeignet? Wel-che Ausstattung ist sinnvoll? Wo soll die Ambulanz hinfahren? Wie erfah-ren die Wohnungslosen davon? Mir lag die Vorstellung, da mitzumachen, sehr fern und es beschäftigte mich lan-ge, warum ich nicht mitmachen woll-te. Zwei Jahre später, ich war zu einem Praktikum wieder in München, bekam ich die Einladung, mit der Straßenam-bulanz mitzufahren. Da brachen zuerst alle Bedenken und Vorurteile, die ich hatte, über mich herein und dann, wäh-rend der Fahrt und den konkreten Be-gegnungen, in sich zusammen.

Seit diesem Erlebnis, das mich kom-plett umgedreht hat, schlägt mein Herz anders. Im Erkennen, dass die Men-schen auf der Straße in ihrer Notlage nichts Anderes sind oder fühlen als ich selbst, hat sich mir ein Wort Jesu ganz neu erschlossen Am Beispiel des barmherzigen Samariters fragt Jesus am Ende: „Was meinst du: Wer … hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der,

der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10,37)

JEDER IST EINZIGARTIG

Es ist die Begegnung auf Augenhöhe, der Anblick, wie ich dem jetzt gerade Nächsten gegenübertrete. Ich schaue den Menschen an, sehe seine Not und sein Anliegen. Aber da ist noch mehr: Jeder ist einzigartig, jeder hat seine ei-gene Geschichte, etwas das ihn aus-macht und nur ihn ausmacht. Und dahinter ist der, der ihm Leben gibt, der ihm zusagt: Du bist mein geliebtes Kind, ich habe deinen Namen in meine Hand geschrieben. – Sehen kann ich nur den Menschen, tun nur das, was mir gegeben ist, aber grenzenlos schen-ken kann ich ihm den Blick und das Ansehen: Du bist wertvoll!

Es ist neben vielen anderen Dingen bei uns die Regel, dass wir die Menschen, die zu uns kommen, mit ihrem Namen ansprechen. Das ist für die meisten unserer Patienten das einzige Mal am

Tag, in der Woche oder seit sehr lan-ger Zeit, dass sie respektvoll mit Na-men angesprochen werden. Auch da-durch bekommt die Behandlung eine persönliche Note, eine Hilfe, die anders wirkt als die Medizin, eine Tiefe, die einen Hinweis gibt auf das Mehr, das jeden Menschen ausmacht.

Schenkend und selbst noch mehr be-schenkt gehe ich jetzt seit nunmehr 14 Jahren jede Woche in diesen Dienst am Nächsten. Kürzlich kam während unserer Behandlungstour eine Frau zu uns, der wir vor fast zehn Jahren gehol-fen haben und die inzwischen in ge-ordneten Verhältnissen lebt. Sie brach-te uns aus Dankbarkeit eine Decke als Gabe für jemanden, der sie brauchen kann. Das war so ein Moment, in dem mir ganz klar wurde: Jetzt bin ich ihr Nächster geworden. Mit dieser Freu-de geht unser Geschenk an den heili-gen Johannes von Gott ins dritte Jahr-zehnt.

Frater Karl Wiench, Krankenpfleger

SONDERAUSGABE MISERICORDIA

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24BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

PATER ODER FRATER?Wie Barmherzige Brüder angesprochen werden

Die Unsicherheit ist auch bei Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern der Barmherzi-gen Brüder verbreitet: Wie spricht man die Brüder eigentlich korrekt an? Pater,

Frater, Bruder?

Eigentlich ist es ganz einfach: „Pater“ (latei-nisch: Vater) bezieht sich erst einmal auf Ordens-mitglieder, die Priester sind. In väterlicher Sorge sollen sie ihre Aufgabe an der Gemeinschaft und den Gläubigen ausüben, wie zum Beispiel Pater Leodegar Klinger oder Pater Johannes von Avila Neuner.

Es werden aber auch der Provinzial und die Prioren häufig mit „Pater“ angesprochen, auch wenn sie keine Priester sind – so wird Frater Be-nedikt Hau zum „Pater Provinzial“ oder Frater Seraphim Schorer zum „Pater Prior“. Das ist ein Zeichen der Achtung vor der Verantwortung, die der Betreffende für die Provinz oder für den Konvent hat. Umgekehrt sollen auch sie in vä-terlicher Sorge für die Mitbrüder sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Betreuten und Patienten da sein.

„Frater“ (lateinisch: Bruder) ist die Anrede für den Barmherzigen Bruder, der nicht Priester und nicht mit einer speziellen Leitungsaufgabe be-traut ist. Der heilige Johannes von Gott bezeich-nete sich selbst als „Bruder aller“. So gesehen ist die Anrede „Frater“ bei einem Barmherzigen Bruder immer richtig.

Und wie sieht ein junger Bruder die Anrede „Pa-ter Prior“ und sich selbst in der Rolle des Obe-ren? Wir fragten den Regensburger Prior Frater Seraphim Schorer (39):

Ist die Anrede „Pater Prior“ eine Ehre für Sie?

Frater Seraphim: Ich stehe dem „Pater“ eigent-lich etwas distanziert gegenüber. Jesus sagt: Ihr sollt niemanden Vater nennen - außer den Va-ter im Himmel und den eigenen Vater. Ich lasse mich sehr gerne als „Frater Seraphim“ anspre-chen, weil ich jedem ein Bruder sein möchte, und auch, weil ich den Namen Seraphim schön finde.

Aber ein Prior hat eine herausgehobene Stel-lung. Empfinden Sie da „väterliche Sorge“?

Ja, das ist schon auch eine väterliche Rolle, die Verantwortung für die Brüder, für die Mitarbei-ter und auch für die Patienten. Da gibt es einen Unterschied zwischen dem Brüderlichen und dem Väterlichen: Es geht um den gesunden Blick auf das Ganze.

Ist diese Verantwortung für andere mehr Freu-de oder mehr Last?

Mehr Freude. Weil man andere Menschen „wachsen lassen“ kann, sie darin unterstützen darf, zu dem zu werden, was sie werden wollen und was Gott mit ihnen vorhat.

Bedauern Sie es manchmal, selbst keine Kin-der zu haben?

Nur in ganz wenigen Momenten, in denen ich daran zweifle, wie ich meine Berufung lebe. So wie es solche Zweifel halt in anderen Beziehun-gen auch gibt. Aber meistens gehe ich in meiner Rolle auf und dann fehlt mir nichts.

Johann Singhartinger

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Es ist nicht mehr lange hin: Das 51. Provinzkapitel der Baye-rischen Ordensprovinz findet vom 12. bis 16. Februar 2018 in

Kostenz statt. Mit Schreiben vom 10. Mai 2017 hat es Generalprior Pater Jesús Etayo angekündigt. Das Leitthe-ma lautet: „Die Zukunft der Hospita-lität in der Provinz“.

Auf Beschluss des Provinzdefinitori-ums, also des Provinzials mit seinen vier Räten, geht dem Kapitel vom 7. bis 9. Dezember 2017 ein sogenann-tes Vorkapitel voraus. Zur Vorberei-tung der beiden Kapitel wurde von der Ordensleitung eine Arbeitsgruppe be-rufen, die Ende September erstmals tagte. Der Gruppe gehören Provinzi-al Frater Benedikt Hau, Frater Eduard Bauer, Pater Thomas Väth, Frater Sera-phim Schorer und die Geschäftsführer Hans Emmert und Christian Kuhl an. Ihre Aufgabe besteht darin, die Inhalte und organisatorischen Planungen der beiden Kapitel inklusive der Erstellung der detaillierten Tagesordnung vorzu-nehmen.

Zum Provinzkapitel werden die beiden Generalräte Frater Rudolf Knopp als Vorsitzender und Pater Benigno Ra- mos erwartet. Die Moderation des Vor-kapitels und des Kapitels obliegt dem Würzburger Domvikar Paul Weisman-tel. Wie bereits bei den vorhergehen-den Provinzkapiteln werden zeitweise leitende Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter eingeladen.

Die Teilnehmer befassen sich beim Vorkapitel neben dem Blick auf die

Situation der einzelnen Einrichtun-gen mit der „Zukunft der Hospitalität in der Bayerischen Ordensprovinz un-ter dem Aspekt der Regionalisierung und Urbanisierung“. Damit werden die Inhalte der jährlich stattfindenden Fortbildung für Direktoriumsmitglie-der vertieft. Beim Vorkapitel werden auch die Aktionsvorgaben des letzten Provinzkapitels und die Ergebnisse der Provinzversammlung vom 29. Februar bis 1. März 2016 überprüft und eva-luiert.

Während sich das Vorkapitel vor allem mit dem zu Ende gehenden Quadri-ennium (Zeitraum von vier Jahren) be-schäftigt, ist es Aufgabe des Provinz-kapitels, Aufgaben und Ziele für das Quadriennium 2018 bis 2022 zu erar-beiten und festzulegen. Dazu wird die Vorbereitungskommission in weiteren Sitzungen ein Programm erstellen.

Den geistlichen Höhepunkt des Pro-vinzkapitels stellt die Wahl des Provin-zials und der Provinzräte dar.

Frater Eduard Bauer

DIE ZUKUNFT DER HOSPITALITÄT

Die Vorbereitungen für das Provinzkapitel 2018 haben begonnen

Impressionen vom Provinzkapitel 2014

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

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26BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

Mit 86 Jahren ist Pater Leo-degar Klinger in den „Ru-hestand“ gegangen. In den letzten zehn Jahren war er als

Seelsorger eine feste Instanz im Kran-kenhaus Barmherzige Brüder Regens-burg und in der Klinik St. Hedwig. Im September zog er nun nach Kostenz. Bei einem gemeinsamen Gottesdienst mit anschließender Feier im Mitar-beiterspeisesaal verabschiedete sich die Regensburger Dienstgemeinschaft dankbar von ihm.

„Pater Leodegar hat die Liebe Got-tes gelebt, sie sichtbar und fühlbar ge-macht“, so brachte Pfarrer Dr. Chris-toph Seidl das Wesen Pater Leodegars auf den Punkt. Immer ein offenes Ohr, ein freundliches Wort, mit seiner an-genehm ruhigen Art immer präsent und doch zurückhaltend. Sein Theol-giestudium an der Päpstlichen Univer-sität Gregoriana in Rom nennt Pater Leodegar „die wichtigste Zeit in mei-nem Leben“. Nach der Priesterweihe in München 1965 folgten Einsätze in Neuburg, Algasing und München. Nach Regensburg kam Pater Leode-gar zum ersten Mal 1984. So war es ein Heimspiel, als er 2007 zurückkehrte.

Künftig wird Pater Leodegar in Kos-tenz Urlauber und Fortbildungsteil-nehmer, die Kinder des Kinderheims und die Mitarbeiter seelsorglich be-gleiten. Sein Nachfolger in Regensburg ist Pater Robin Vincent; der 38-jähri-ge Johannesmissionar kommt mit sei-ner offenen, freundlichen Art gut bei Patienten und Mitarbeitern an.

Bianca Dotzer

PFIAT DI, PATER LEODEGAR!Der beliebte Seelsorger wechselte von Regensburg nach Kostenz

Pater Leodegar Klinger mit seinem Nachfolger Pater Robin Vincent (oben links) und mit Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern, die ihn in Regensburg verabschiedeten.

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27BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

Gastgeber eines Studientages der Barmherzigen Brüder in Bayern war am 5. November 2016 das Klinikum St. Elisa-

beth in Straubing. Thema war die „Bil-dungsarbeit im Krankenhausverbund“, zu dem Kristin Keitlinghaus, Bereichs-leiterin für Strategische Personalent-wicklung und Bildung, als Vortragen-de eingeladen wurde.

Der erste Impulsvortrag befasste sich mit den Bildungszielen des Or-dens, die unter anderem in der Or-densbroschüre „Bildungsarbeit bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Anleitung zur Vermittlung der Or-densphilosophie und der Ordenswer-te“, Rom 2012, ausgeführt werden.Kristin Keitlinghaus gab zahlreiche Beispiele dafür, wie die bestehenden Ziele, nämlich die persönliche Entfal-tung des Einzelnen und die harmoni-sche Weiterentwicklung des Ordens zu fördern, im Rahmen der Bildungs-arbeit des Krankenhausverbundes re-alisiert werden.

Diesen beiden Zielen fügte sie ein drittes hinzu, welches vor allem die ökonomi-sche und strategische Rolle der Bildungs-arbeit beleuchtet. Die Bildungsarbeit des Krankenhausverbunds verfolgt im-mer auch das Ziel, erstens die Attrak-tivität der Organisation für die Mitar-beitenden zu steigern und diese an uns zu binden oder sie für uns zu gewinnen, zweitens den Krankenhausverbund und seine Arbeitsplätze zu sichern, indem sich das Wissen und die Kompetenzen kontinuierlich und ausgerichtet an ak-tuellen und künftigen Erfordernissen weiter entwickeln können und drittens damit unsere Position im Krankenhaus-markt zu stärken und auszubauen. Mit diesem Ziel ergänzte sie zur Perspektive des Einzelnen und der des Ordens eine Organisationsperspektive.

WORKSHOPS FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE

In einem zweiten Impulsvortrag stellte Kristin Keitlinghaus die seit 2014 be-gonnene Führungskräfteentwicklung vor. Etwa zwei Drittel der rund 600 Füh-

rungskräfte haben den für alle verbindli-chen Basis-Workshop durchlaufen. Vie-le haben im Anschluss die Möglichkeit genutzt, sich auch in vertiefenden The-men wie die erfolgreiche Vorbereitung und Führung von Mitarbeiterjahresge-sprächen oder der Umgang mit Kon-flikt- und Krisensituationen fortzubil-den. Die Rückmeldungen von Seiten der Teilnehmer sind positiv. Der Erfolg der Führungskräfteentwicklung hängt jedoch entscheidend von der Entwick-lungs- und Umsetzungsbereitschaft des Einzelnen im Führungsalltag ab.

Am Ende eines fruchtbaren Austau-sches zu den Bildungsangeboten und -plänen des Krankenhausverbundes un-terstrich Pater Provinzial Frater Bene-dikt Hau nochmals die Bedeutung der Bildungsarbeit und bot weitere Unter-stützung von Seiten des Ordens an.

Kristin Keitlinghaus, Bereichsleiterin für Strategische Personalentwicklung und Bildung im Krankenhausverbund der

Barmherzigen Brüder

BILDUNGSARBEIT IM KRANKENHAUSVERBUND

Studientag der Barmherzigen Brüder in Straubing

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PLATZ SCHAFFEN!Besinnungstag der Barmherzigen Brüder zum Regelvater Augustinus

BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

Wer kennt das nicht: Es sam-melt sich

viel an und man merkt, eigentlich müsste man mal wieder Platz schaf-fen. Sich von Altlasten befreien, damit das wirklich Wichtige Raum bekommt.

Prämonstratenser-Abt Hermann-Jo-sef Kugler aus Windberg betonte beim Einkehrtag der Barmherzigen Brüder am 4. März in Kostenz, dass ein sol-cher Tag das Ziel habe, Platz zu schaffen für Gott. Dies wusste auch schon der heilige Augustinus, nach dessen Regel sowohl die Barmherzigen Brüder als auch die Prämonstratenser leben. Der Augustinus-Kenner Kugler ließ den Re-gelvater durch Zitate häufig selbst zu Wort kommen und gab den Brüdern gute Impulse, wie es gelingen kann, dem wirklich Wichtigen im Leben Platz ein-zuräumen.

Weil Augustinus biblisch dachte und schrieb, ist die Regel eine Auslegung und Konkretisierung der Heiligen Schrift und helfe somit, dem Wort

Gottes im Leben konkret Platz zu ge-ben. Auch den Augustinischen Drei-schritt zum Bibellesen empfahl der Abt: 1. Bitten/Beten 2. Lesen und Wieder-holen 3. Abklopfen. Mit dem Abklop-fen sei die Frage verbunden: Was hat der gelesene Bibeltext mit mir und mei-nem Leben zu tun? Ähnlich dem An-die-Brust-Klopfen beim Gottesdienst (Schuldbekenntnis, Agnus Dei), bei dem sich jeder Christ selbst anschaue und in Beziehung zum Geschehen im Gottesdienst stelle.

„Wollt ihr ein Ort für den Herrn sein?“, fragte Abt Hermann-Josef ganz augus-

tinisch die Brüder. Verschmitzt fügte er hinzu, dass das

Wollen entschei-dend sei. Nur wenn

wir wollen, können wir ein Ort für den Herrn

sein und Gott kann uns nur dann in Besitz nehmen.

Das Besondere bei Gott sei, dass bei ihm das In-Besitz-Neh-

men anders sei als bei uns Men-schen. Normalerweise hat der Besitzer einen Vorteil an seinem Besitz. Bei Gott ist es anders: Da hat der In-Besitz-Ge-nommene den Vorteil, dass Gott bei und mit ihm ist.

Abgerundet wurde der Einkehrtag durch stille, meditative Spaziergänge im warmen Sonnenschein, eine persönliche Bibelbetrachtung, ein gutes Mittages-sen, die gemeinsame Feier der heiligen Messe und zum Abschluss eine gesun-gene Vesper.

Dieser Einkehrtag schaffte, ganz im Sinne von Augustinus, Platz für das wirklich Wichtige.

Pater Thomas Väth

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WIDER DIE TRÄGHEIT DES

HERZENS AUS DEN IMPULSEN VON ABT

HERMANN-JOSEF KUGLER

Im Lauf des Alltags nimmt uns vie-les in Beschlag, viele Gewohnheiten machen sich breit. Es gibt ja auch im geistlichen Leben so etwas wie eine Lauheit oder Faulheit, die Kirchenvä-ter nennen es „acedia“. Die Acedia ist nach alter Kirchenlehre eine der sie-ben Wurzelsünden oder Hauptlaster. Im Deutschen gibt es dafür kein Wort, aber der Begriff „Trägheit des Herzens“ dürfte dem Gemeinten wesentlich nä-her kommen als der häufig herangezo-gene Begriff der Faulheit. Zur Acedia gehört auch ein Gemütszustand, der verbunden ist mit Traurigkeit, Melan-cholie und Überdruss …

Der Wille, Gott in sich einzulassen, ist

ganz entscheidend. Natürlich sind wir durch die Taufe schon ein Tempel des Heiligen Geistes geworden – aber für Augustinus ist klar, dass wir das nicht nur sind, sondern es auch immer mehr werden sollen … Und wir kennen das ja auch aus unserer menschlichen Er-fahrung. Wenn wir jemanden zu uns nach Hause einladen, dann bereiten wir uns und unser Haus dementspre-chend vor. Wir machen etwas sauber, ziehen uns auch gegebenenfalls etwas Besseres an …

Wenn wir eine realistische und nüch-terne Sicht von uns selbst haben, wenn wir gelassen und in uns selbst ruhen, dabei aber immer uns von Gottes Wort führen, leiten und inspirieren lassen, dann schaffen wir Platz für den Herrn, dann werden wir so ein Ort für den Herrn. Ganz wichtig ist für Augusti-nus, dass wir nur Platz schaffen können für den Herrn, wenn wir nicht unseren eigenen Vorteil suchen, wenn wir das Ego in uns in geordnete Bahnen len-

ken können. Die Selbstliebe, und zwar eine ungesunde Selbstliebe, verschließt uns den Blick für Gott und die Men-schen. Ihr alle kennt ja die Geschichte aus der griechischen Mythologie von Narziss, der sich in sein eigenes Spie-gelbild verliebte und darüber sich selbst verloren hat …

Wenn wir als geistliche Menschen le-ben wollen, dann brauchen wir die eigene existentielle Verankerung in Christus durch das Beten und Le-sen der Heiligen Schrift. Denn wer die Schrift nicht kennt, kennt Chris-tus nicht. Um das zu erlangen und zu bewahren, dürfen wir uns nicht in die eigene Tasche lügen. Ohne ein Min-destmaß an zeitlichem Einsatz, an Re-gelmäßigkeit des Vollzugs und kluger Absicherung des Umfeldes für unsere geistliche Tagesordnung wird das nicht gelingen. Es gilt also die Zeiten der Stille und der Entspannung, die Eure klösterliche Ordnung vorsieht, gut zu nutzen …

Prämonstratenser-Abt Hermann-Josef Kugler in Kostenz

BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

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VON DER VIEHHALTUNG ZUM KARTOFFELANBAU

Studientag der Barmherzigen Brüder über die Landwirtschaft der Straubinger Einrichtung

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Einen lebendigen Einblick in Geschichte und Gegenwart der Landwirtschaft der Barmher-zigen Brüder vermittelte Her-

mann Hendlmeier beim Studientag der Barmherzigen Brüder am 6. Mai in Straubing. 37 Jahre lang war der aus dem Landkreis Regensburg stammen-de Hendlmeier als landwirtschaftlicher Baumeister in der Straubinger Einrich-tung der Behindertenhilfe tätig. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2011 wurde er im November desselben Jah-res zum Ehrenmitglied des Hospital-ordens ernannt.

Bei der Begrüßung der Brüder und Mitarbeiter, die am Studientag teil-nahmen, erinnerte Provinzial Frater Benedikt Hau daran, dass Straubing als einzige Landwirtschaft von den Barm-herzigen Brüdern in Bayern noch selbst betrieben wird. Andere Betriebe wur-den teils aufgegeben, teils verpachtet.

LANDWIRTSCHAFTLICHE PRODUKTE FÜR DEN EIGENBEDARF

Nachdem Hendlmeier Berufserfah-rungen in fünf verschiedenen landwirt-schaftlichen Betrieben gesammelt hatte, kam der „Landwirt aus Überzeugung“ (misericordia Jan./Febr. 2014) im Jahr 1974 unter Prior Frater Silvester Gang-hofer nach Straubing. Zu jener Zeit gab es auf dem Gelände der Einrichtung noch eine Rinder- bzw. Schweinehal-tung. Die Milch der Kühe wurde zu-nächst vor Ort verarbeitet, später nach außen geliefert. Ebenso wie die Rinder wurden Schweine zur Schlachtung ge-geben, es gab aber auch 40 Zuchtsauen. Neben dem Viehbetrieb wurden Ge-müse, Getreide und Kartoffeln ange-baut. Die meisten landwirtschaftlichen Produkte wurden für die Eigenversor-gung verwendet, ein Teil an andere Ein-richtungen der Barmherzigen Brüder verkauft. Nachdem Hendlmeier 1975

seine Meisterprüfung abgelegt hatte, bildete er im Lauf der Zeit ca. 90 Lehr-linge aus. Aber auch Praktikanten und Heimbewohner, die Freude an Land-wirtschaft und Tieren zeigten, waren im Hof- und Feldeinsatz.

ORTSWECHSEL UND NEUAUSRICHTUNG

Heute kaum mehr vorstellbar, lagen früher die landwirtschaftlichen Gebäu-de noch auf dem Einrichtungsgelände. Nachdem bereits 1988 die Viehhaltung aufgegeben worden war, zog die Land-wirtschaft auf die andere Seite der Äu-ßeren Passauer Straße auf das ehema-lige Gelände der Gärtnerei. Passend zum fruchtbaren Gäuboden setzte die Straubinger Landwirtschaft nach dem Umzug 1999 nicht mehr auf den Vieh-betrieb, sondern auf den Anbau von Speisekartoffeln, Zuckerrüben und Ge-treide. Die Speisekartoffeln werden über Zwischenhändler an Supermarktketten verkauft. Früher wurde unter anderem auch die benachbarte Justizvollzugsan-stalt beliefert. Für die Lagerung der Kar-toffeln wurde eine Halle mit einem Fas-sungsvermögen von 20 000 Dezitonnen gebaut. Nach dem verheerenden Brand der Halle am 9. Februar 2009 wurde sie noch vor Beginn der nächsten Ernte komplett neu aufgebaut.

BESUCH IN DER LAGERHALLE

Um das Gehörte zu veranschaulichen, besuchten die Teilnehmer des Studi-entags mit dem ehemaligen Landwirt-schaftsleiter die Lager- und Maschi-nenhalle. Zwar waren keine Kartoffeln mehr zu sehen – sie waren schon alle seit Ostern verkauft oder wurden als Saatgut verwendet –, trotzdem beein-druckten die ausgeklügelte Technik der Lagerhalle wie auch die leistungs-starken Saat- und Erntegeräte.

Frater Magnus Morhardt

Provinzial Frater Benedikt Hau (oben) be-grüßte seine Mitbrüder in Straubing zu ei-nem Studientag über die Landwirtschaft, den Hermann Hendlmeier (links) sachkundig ge-staltete; er führte die Teilnehmer auch noch in die Lager- und Maschinenhalle.

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VON GOTT LERNEN: CHANCEN, MENSCHLICH

ZU REIFEN Besinnungstag der Barmherzigen Brüder

mit Texten aus der Heiligen Schrift

Die Barmherzigen Brüder im prächtigen Algasinger Refektorium

BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

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„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht in unserer Verfassung. Aber was das bedeutet, ist immer umstritten. Von diesem Gedanken ging Prälat Peter Neuhauser, ehemaliger Caritasdirektor der Erzdiöze-se München und Freising aus, als er am 9. September einen Besinnungstag der Barmherzigen Brüder zur Heiligen Schrift gestaltete. Für den Jahresrückblick fasst er seine Impulse zusammen.

Ich wählte die zweite Schöpfungs-erzählung und die sogenannte Sün-denfallgeschichte (Gen 2,4 – 3,24), weil beide zusammengehören, um

die Situation der Menschen zu deuten. Sie reichen zurück in die Zeit Salomos (ca. 950 – 900 v. Chr.) und wollen in orientalischer Erzählkunst die mensch-liche Existenz aus dem Glauben an den Schöpfergott deuten. Es geht um das „Haus der Erde“, wie von Papst Fran-ziskus in „LAUDATO SI“ formuliert, in dem wir leben und Verantwortung tragen.

GOTT GÖNNT UNS DAS LEBEN

„Adam“ heißt: von der „adama – Erde“ genommen. Die Menschheit ist ganz aus der Erde genommen und kehrt zu ihr zurück. Das Leben gehört als Got-tesgeschenk zu diesem vergänglichen Prozess. Das lateinische Wort „humilis – demütig“ zeigt, was es für uns bedeu-tet, auf dem Boden zu bleiben und sich unserer Vergänglichkeit bewusst zu sein. Die Mitte bleibt Gott. Das symbolisiert der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“. Es ist Aufgabe der Menschheit, die Natur zu pflegen und zu bebauen, ihr den Namen zu geben und in ihr zu leben. Mensch werden heißt, als Mann und Frau das Leben weiterzugeben, „Bein von meinem Bein“ zu sein, wie es Adam ausdrückt, und einander gleichberech-tigt Hilfe zu sein. Die Grundlage dafür ist Vertrauen, wie es der Ausdruck: „Sie waren nackt und schämten sich nicht“ zeigt. Das Paradies wird auf der Erde angesiedelt, das heißt es ist nicht ver-

loren. Freude an der Natur und guter, respektvoller Umgang mit Frauen und Männern gehören zur Reife des Men-schen.

DIE KRISE DES MENSCHEN – MENSCH WERDEN IN FREIHEIT

Dass unser menschliches Leben nicht nur Honiglecken ist, sondern Mühe, Schmerzen und Bedrohung heißen kann, schildert die Szene der Versu-chung. Der Mensch überschreitet in sei-ner Freiheit die Grenzen. Er will Mitte sein und fällt damit auf den Boden der Tatsachen. Er muss seine Endlichkeit mit der Todesgrenze akzeptieren. Miss-trauen ist eingekehrt auch in die engste Beziehung zwischen Mann und Frau.

Die Schlange bedeutet nicht den Teu-fel, sondern sie ist ein Symbol für den Versuchungsprozess. Bei der nach einer gerichtlichen Untersuchung gestalteten Rede mit Gott – JHWH – zeichnet sich ab, dass der Mensch die Schuld seines narzisstischen Mittesein-Wollens letzt-lich Gott zuschiebt. Die Situation einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung wird als Strafe Gottes empfunden.

Betrachten wir uns und die Welt, in der wir leben, bedarf es gläubiger Selbst-kritik und den Mut, eigene Fehler zu erkennen.

GOTTES UNBEGREIFLICHE LIEBE IN JESUS CHRISTUS (PHIL 2, 5-11)

Inmitten der Widersprüchlichkeit des menschlichen Lebens münden die Huld und das Erbarmen Gottes in der Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus.

Ich wählte als zweiten Text den ältesten Christushymnus, den Paulus im Phi-lipperbrief (ca. 55 n. Chr.) als Maxi-me christlichen Glaubenslebens und menschlicher Reife darstellt. Philip-pi ist die erste Gemeinde auf europä-

ischem Boden, die er gründete; sie war ursprünglich eine Ansiedlung ausge-schiedener römischer Soldaten.

„ER WAR GOTT GLEICH … ER ENTÄUSSERTE SICH …“

Vorangestellt ist die frühchristliche Überzeugung: Jesus Christus ist Sohn Gottes. Aber er wurde „leer – ekenosen“ seiner Gottheit, wie es wörtlich heißt. Er wurde ganz Mensch, ein Erdling wie alle Menschen: Geboren in einfachen Verhältnissen, Arbeiter; er lernte wohl in der Synagoge die Bibel hebräisch zu lesen und erlebte die Nöte und Freuden der Menschen. Das ist für uns Vorbild, sich nichts einzubilden, sondern die Ge-gebenheiten des Alltags realistisch zu sehen. Der Ausdruck „Sklave“ deutet sicher darauf hin, dass er ein einfacher Bürger war und ganz Gott gehörte, wie es wir Menschen alle realisieren sollten.

Im Orden steht ja die Christusnachfol-ge im Mittelpunkt, das heißt, so wie der Meister niedrig, auf dem Boden blei-bend hören auf Gottes Wort und Erfah-rungen mit den Vorgesetzten und Mit-brüdern. Der Blick auf den Vater und sein Hören auf das Wort machte Jesus Christus frei und ließ ihn menschlich reifen bis zum Tod am Kreuz. So freie, demütige und befreiende Menschen wie Jesus ecken an und stören. Deshalb war das Ende die Konsequenz der Gegner, den Stein des Anstoßes zu beseitigen.

Die Auferstehung und die Erhöhung beim Vater unterstreichen die unbegreif-liche Menschenfreundlichkeit Gottes. Deshalb dürfen wir bekennen: Jesus Christus ist der Herr, auf dessen Na-men wir getauft sind. Der Glaube an ihn lädt uns ein, befreit, offen, den Menschen zugewandt zu leben und so unsere Arbeit mit Menschen mit Be-hinderungen und Kranken zu bewäl-tigen.

Prälat Peter Neuhauser

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34BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

„SCHAU IN DEIN HERZ!“Exerzitien der Barmherzigen Brüder

Im Juli versammelten sich die Barmherzigen Brüder in Kostenz zu ihren Jahresexerzitien.

Ende Juli durfte ich die Barm-herzigen Brüder in Kostenz in einem Exerzitienkurs begleiten. Der gute Eindruck, den ich von

der Gemeinschaft und der Einrichtung mitgenommen habe, ist noch lebendig und ich bin dankbar, diesen so schön gelegenen Ort mit seiner reizvollen Um-gebung kennengelernt zu haben. Das Thema der Exerzitien lautete: „Schau in Dein Herz. Dort ist es wunderbar, denn Gott wohnt in Dir.“

GOTT STELLT KEINE BEDINGUNGEN

Ich versuchte den Weg der Glaubenser-neuerung, den wir in den letzten Jahr-

zehnten beobachtet haben und erfahren durften, nachzuzeichnen und zu vertie-fen. Es ging um die Vorstellung, eine hierarchisches Gottesbild in eine mys-tische Gotteserfahrung zu überführen. Gott, der nicht im Himmel über allem steht und regiert, sondern als ein Gott der Liebe, der über allem und in allem anwesend ist. Glaube darf verstanden werden als eine Einladung Gottes an uns Menschen, Licht in unser Leben zu bringen. Dabei achtet Gott die Frei-heit des Menschen. Persönlich sprach Gott diese Einladung in seinem Sohn Jesus Christus aus. Sein Leben und seine Botschaft bringen Licht und Zuversicht in die Dunkelheit und Fragwürdigkeit

unseres Daseins und schenken unserem unruhigen Herzen Frieden. Diese Ein-ladung ist das bleibende Sein Gottes mit und in uns Menschen. Gott zwingt nie-mals und niemanden. Gott stellt keine Bedingungen und ahndet nicht. In jeder Situation, auch in den leidvollsten und sündigsten Augenblicken, bleibt diese Einladung bestehen, auch dann noch, wenn wir tausendmal diese Einladung ausgeschlagen haben.

Ein Gott, der mit seiner Weisheit, seiner Liebe und seiner Schönheit über und in allem ist, befreit uns von der Angst eines Dualismus. Der Dualismus erkennt eine eigene Macht des Bösen an, wodurch

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Menschen auch in der Hölle enden. Der universale Heilsglaube, dass durch Christus, durch den alles geschaffen ist, auch alles vollendet wird, darf als Hoff-nungsfunke in jedem Menschenherzen glühen.

Voll Vertrauen dürfen wir die Worte aus dem Philipperbrief verinnerlichen: „Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist, auf dass im Namen Jesu sich jedes Knie beuge im Himmel, auf der Erde und unter der Erde und jede Zunge bekennt: Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Phil 2,9 ff )

DIE LIEBE ALS ANTWORT AUF DAS BÖSE

Jesus hat das Böse, zu dem der Mensch fähig ist, am Kreuz mit seiner Hingabe und Liebe beantwortet. Die Liebe ist die einzige Macht, die das Böse heilen und bezwingen kann. Er hat das Lei-den und die Sterblichkeit des Menschen

mit seiner Auferstehung in neues Sein gewandelt.

Der wertvolle Dienst der Barmherzi-gen Brüder am bedürftigen Menschen erfährt durch eine mystische Glau-benserfahrung und einen universalen Heilsglauben eine weitere und tiefere Dimension. Er wird nicht nur als Ge-bot der Liebe Gottes vollzogen oder als Verdienst für das persönliche ewige Heil gesehen. Er ist vielmehr Teilhabe an der Liebe Gottes am Menschen, an jedem Menschen, weil er in jedem das Sein Gottes erkennt wie er selbst Gott in sich erfahren darf.

Diese Persönlichkeitserfahrung in Gott führt uns zur Einheit zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Erde und Him-mel, zwischen Zeit und Ewigkeit. So wird der barmherzige Dienst am Men-schen zu einer Hilfe für den Menschen auf seinem Weg in die Ewigkeit. Er wird zu einer Begleitung der Person, die sich

mit Leib und Seele erfährt und als die-se Person im Jenseits auferstehen wird.

Ein Barmherziger Bruder reift in dieser Liebe Gottes, wenn er immer wieder in sein Herz schaut und diese Liebe wahr-nimmt. Dort spielt sich in besonderer Weise die Geschichte seines Lebens ab. Auch er darf mit all seinen Höhen und Tiefen, mit all seinen Verdiensten und seinem Versagen, mit seinem Vermögen und Unvermögen ganz der liebenden und barmherzigen Anwesenheit Got-tes in seinem Herzen trauen und daraus seinen Trost und seine Kraft schöpfen.

Eine persönliche Genugtuung habe ich vom Ordensleben der Brüder noch mitgenommen. Durch ihre Ordensre-gel sind sie schon „von Natur aus“ ver-schont, nach „höheren Würden“ schie-len zu wollen.

Pater Claudius Bals Missionsbenediktiner von St. Ottilien

BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

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36BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN

Eine bewusste Auszeit, die so gar nicht in das Hamsterrad steti-ger Umtriebigkeit passte: Das war der Studientag am 4. Feb-

ruar in München. Kurt Wirsing, Di-plom-Psychologe aus Waging am See, lud die Brüder aus der Bayerischen und Österreichischen Ordensprovinz dazu ein, innezuhalten, zum Nachdenken zu kommen, um dann wieder kraftvoll handeln zu können.

„Stress gehört zum Leben“, war die überraschende Aussage Wirsings zu

Kurt Wirsing gab Tipps, um auf innere hausgemachte Stressauslöser zu reagieren:

Im Lebensfluss verinnerlichte stress-fördernde Haltungen werden als An-treiber bezeichnet: Ich muss …

Gegenmittel: selbst gemachte innere Erlaubnisse - Ich darf …

• Ich muss immer perfekt sein!

• Ich muss mich ständig beeilen!

• Ich muss mich permanent anstrengen!

• Ich muss es allen recht machen!

• Ich muss stark sein!

Ich bin ok, so wie ich bin, auch wenn mal was nicht so gut läuft.

Ich darf gelassen bleiben und auch mal innehalten.

Es darf mir auch leicht von der Hand gehen.

Ich darf mich und meine Bedürfnisse wichtig nehmen.

Ich darf meine Gefühle zeigen, auch wenn es mir mal nicht so gut geht.

Beginn des Studientags. Es gibt einen guten Stress (Eu-Stress), ein biologi-scher Mechanismus, der unsere men-talen und körperlichen Leistungs-potentiale erhöht. Negativer Stress (Dis-Stress) aufgrund von Überfor-derung und Überlastung ist dagegen bedenklich, wenn er chronisch wird. Schließlich zeigen sich beim dauerhaft Gestressten körperliche Symptome wie Konzentrationsschwächen, erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen und ande-res mehr. Deswegen ist es wichtig, das innere Gleichgewicht wiederzufinden.

Zur gesundheitlichen Balance stellte Wirsing drei Impulse vor:

Innehalten und durchatmen

• Achtsamkeit im Hier und Jetzt, mit allen Sinnen präsent sein (innehal-ten, da sein, Atem beachten)

• Entspannungsübungen während des Alltags, zum Beispiel Schultern lo-ckern, Kiefergelenke entspannen

• Zu innerer Ruhe und Gelassenheit finden

• Augen zu und durchschnaufen• Mit dir selbst befreundet sein

Heilsame Rituale

Bewusst erlebte Rituale befreien uns für einen Moment aus dem Alltag; sie stiften Sicherheit und können gemein-schaftlich erlebt werden (zum Beispiel Trauerrituale).

Die Kraft von Klängen

Der Psychologe verdeutlichte die Kraft von Klängen anhand von Wasserklang-bildern und ausdrucksstarker religiöser Musik.

Klangzauber mithilfe von Klangscha-len, Gongs und einem Dichord sowie Entspannungs- und Lockerungsübun-gen zwischendurch sorgten dafür, dass die Gedanken nicht nur Theorie blie-ben.

Frater Magnus Morhardt

INNEHALTEN – DURCHATMEN – VITAL HANDELN

Studientag der Brüder mit Kurt Wirsing

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SICH BINDEN KANN BEFREIENTreffen der Ordensausbilder in Wien

Zum Austausch über Aktivitäten in der Berufungspastoral und über die verschiedenen Statio-nen der Ordensausbildung trafen

sich am 23. und 24. Januar Brüder und Mitarbeiter der Österreichischen, Pol-nischen und Bayerischen Ordenspro-vinz in Wien.

Zum Einstieg erhielten die Teilnehmer Einblick in unterschiedliche Themati-ken. Schwester Ruth Pucher MC stell-te als Koordinatorin das Projekt „Frei-williges Ordensjahr“ in Österreich vor. In einer Zeit von drei Monaten bis zu einem Jahr können Interessierte am Leben von Männer- bzw. Frauenge-meinschaften teilhaben. Im Gegensatz zu kurzen Aufenthalten („Kloster auf Zeit“) lernen sie so Ordensleben im Alltag kennen.

Der Augustiner-Chorherr Manfred Krautsieder (Stift St. Florian) ging mit den Sitzungsteilnehmern der Fra-ge nach, was Ordensleben für Men-schen heute anziehend macht. Dabei bezog er Statistiken über Ordensleute in Österreich und Deutschland mit ein. Während etwa der Anteil an Ordens-

männern und -frauen mit über 75 Jahren sehr hoch ist, bleibt die Zahl der Novi-zen konstant. Magister Krautsieder plä-diert dafür, suchenden Menschen den Mehrwert des Ordenslebens zu vermit-teln und zu zeigen, dass die Bindung an eine Ordensgemeinschaft nicht einengt, sondern befreit.

TIPPS ZUR MEDIENARBEIT

Zwei Praktiker in Sachen „Soziale Medien und Berufungspastoral“ ka-men am Nachmittag zu Wort. Liane Bauer und Bernhard Zahrl, Mitarbei-ter des Provinzialats in Wien, machten den Brüdern den zielgruppenorientier-ten Einsatz der sozialen, aber auch der klassischen Medien für die Berufungs-pastoral schmackhaft. Sie gaben Tipps zur sinnvollen Nutzung von facebook und Co. und entwickelten Ideen für die stärkere Präsenz der Barmherzigen Brü-der in Ordens- und externen Medien, wie etwa einen „Brüder-Blog“.

Nach diesen drei Impulsen ließ Frater Lukas Dmowski (Polen) den Weltju-gendtag in Krakau 2016 mit den Tagen der jungen Hospitalität Revue passieren.

Die etwa 80 Teilnehmer des Jugendtref-fens waren von den Tagen begeistert und nahmen ein nachhaltiges Erlebnis mit nach Hause. Nun folgte ein Austausch über Aktivitäten in der Berufungspas-toral, die von Provinz zu Provinz recht unterschiedlich sind. In Tschechien und der Slowakei konnten letztes Jahr am Orden interessierte junge Männer mit Mitbrüdern Tage in der Hohen Tatra verbringen.

Am zweiten Tag standen die verschie-denen Ausbildungsetappen der Barm-herzigen Brüder im Mittelpunkt. Die Verantwortlichen berichteten über die Situation und Perspektiven in (Prä-) Postulantat, Noviziat und Scholasti-kat. Ein hoffnungsvolles Zeichen: Es gibt in Mittel- und Osteuropa immer wieder junge Männer, die sich auf den Weg machen, Barmherziger Bruder zu werden, wenn auch nicht viele. Neben den Berichten ging es aber auch um die mehr oder weniger erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Diözesen und um internationale Fragen der Or-densausbildung.

Frater Magnus Morhardt

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Hatten offenbar auch ihren Spaß in Algasing: die Novizen (von links) Frater Philipp Boška, Frater Svorad Gábriš, Frater Sebastian Fritsch und Frater Sergej Mudri

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PSALMEN UND FAHRRÄDERDie Novizen berichten über ihre Werkwoche Ende Juni

im Konvent Algasing

Zum Einstieg ein Fest: Am Be-ginn unserer Novizenwerkwo-che konnten wir am 23. Juni das 50-jährige Bestehen der Behin-

dertenhilfe Algasing mitfeiern.

Das Programm der Tage zu den Themen Psalmen und Behindertenhilfe hatten Magister Frater Richard Binder und der Algasinger Prior Frater Bernhard Bin-der vorbereitet. Motto: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Psalm 18,30).

Dr. Karin Bommes, Theologin aus Re-gensburg, führte uns in die Psalmen ein. Anhand ausgewählter Psalmen erläu-terte sie Inhalt und Bedeutung dieser Hymnen. Von Samstag bis Mittwoch hatten wir Unterricht bei Dr. Bommes.

Den Sonntagnachmittag verbrachte Pater Prior Bernhard mit uns Novizen beim Sommerfest in Schloss Malseneck. Wir kamen mit Bewohnern und Besu-chern ins Gespräch. Ein besonderes Er-lebnis war es, mit der Feuerwehrleiter 25 Meter in den Himmel hoch zu fahren, um einen grandiosen Blick über Schloss und Inntal zu bekommen.

Am Dienstagnachmittag machten wir einen Ausflug nach Altötting. Frater Meinrad Ebner aus dem Konvent Alga-sing begleitete uns und wir verbrachten einen frohen und schönen Nachmittag in diesem Wallfahrtsort. Unser Haupt-ziel war die Gnadenkapelle, um dort zu beten und unsere Anliegen und Bitten vor die Muttergottes zu bringen.

Am Mittwochvormittag gestaltete Fra-ter Bernhard eine Unterrichtseinheit

zum Thema „Charisma und Spiritu-alität eines Barmherzigen Bruders“. Am Donnerstagvormittag sprach Ge-schäftsführer Günter Ducke über die Behindertenhilfe in Algasing. Er baute seinen Vortrag auf das Bibelzitat „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ (Mk 10,36) auf. Am Nachmittag referierte Rudolf Siegmund, Heimleiter in Mal-seneck, zum Thema Ethik in der Be-hindertenhilfe. Was bedeutet Ethik? Wie sind Ethikrat und Ethikkommis-sion bei den Barmherzigen Brüdern aufgebaut?

Den ganzen Freitag verbrachten wir mit Franz Wieser, dem Aufnahmebe-gleiter der Einrichtung. Am Vormittag referierte er über die Betreuung von Morbus-Huntington-Patienten. Auf einer Station zeigte er uns verschiede-ne Hilfsmittel, die bei Patienten mit diesem Krankheitsbild zum Einsatz kommen. Er erläuterte auch, wie ein Aufnahmeverfahren in Algasing abläuft. Franz Wieser führte uns zudem durch die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM).

Am Nachmittag brachen wir gemein-sam zu einer Fahrradtour nach Dorfen auf. Dort besuchten wir die neue Au-ßenwohngruppe Maria. Dabei fuhren wir mit Spezial-Fahrrädern, die zur Ver-besserung der Lebensqualität der Be-wohner beitragen.

Als Abschluss unserer Werkwoche konnten wir die Priesterweihe unseres Mitbruder Thomas Väth in Freising miterleben.

Die Noviziatsgemeinschaft

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT

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GRENZENLOSE BRÜDERLICHKEITBei der Werkwoche für Scholastiker in Fatima (Portugal) beschäftigten sich die

Barmherzigen Brüder mit ihrer Berufung und mit der Gottesmutter Maria

Ende August kamen im portu-giesischen Marienwallfahrtsort Fatima 27 Barmherzige Brüder aus Portugal, Spanien, Polen,

Deutschland, Ungarn, der Slowakei und Österreich zusammen. Im Mittel-punkt dieser Werkwoche für Scholas-tiker standen das gemeinsame Gebet und der Austausch über die Beru-fung als Bruder in der heutigen Welt. Diesbezüglich hielt Generalprior Jesús Etayo einen viel beachteten Vortrag. „Es geht dabei um die Frage, was sinn-voll und auch lebbar ist“, erklärt Frater Seraphim Schorer, Prior in Regens-burg und Magister der Scholastiker, im Rückblick. Ihm gefiel es sehr, neue Mitbrüder und die Einrichtungen der Portugiesischen Ordensprovinz ken-nenzulernen.

In Fatima nahmen die Barmherzi-gen Brüder am allabendlichen Rosen-kranzgebet und der anschließenden Lichterprozession teil, besuchten das Fatima-Museum und lauschten einem ausführlichen Vortrag über die spiritu-elle Bedeutung der Marienerscheinun-gen. Man könne dort gut erfahren, wie lebendig der Glaube ist, erzählt Fra-ter Seraphim. „Natürlich gibt es sehr viele Devotionalienhändler, aber auch eine beeindruckende Spiritualität. Jede Ordensgemeinschaft in Portugal hat ja auch in Fatima mindestens ein Haus. So trifft man überall Ordensleute mit ih-rer eigenen Spiritualität. Das ergibt eine ganz besondere Gebetsatmosphäre!“

Nach zwei Tagen auf den Spuren der Seherkinder begaben sich die Barm-

herzigen Brüder auch auf die Spuren ihres Ordensgründers, des heiligen Johannes von Gott (1495-1550). Sei-ne Berufung zum Gebets- und Hilfs-einsatz für die Ärmsten der Armen hat er zwar im spanischen Granada gefunden, geboren wurde er aber in Montemor-o-Novo, einer hübschen portugiesischen Stadt mit mehreren beeindruckenden Klöstern und Her-renhäusern. Heute wohnen dort knapp 20 000 Menschen.

Die letzte Nacht einer sehr lehrreichen Woche verbrachten die Brüder in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, um von dort aus mit neuem Schwung in die Heimat zurückzukehren.

Dominik Hartig

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BERUFEN ZUM ORDENSLEBENGut besuchte Tage für Ordensinteressierte und Postulanten im Noviziat Graz-Eggenberg

Sie kamen aus sechs Ländern: 26 Gäste aus Polen, Deutsch-land, Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn konnte

Magister Frater Richard Binder zu den Tagen für Interessierte vom 9. bis 13. August im Noviziat begrüßen. Zu den Teilnehmern zählten fünf Postulanten und acht Interessierte, darunter einer aus Hamburg.

Gemeinsam mit dem Magister hat-ten wir Novizen ein reichhaltiges Pro-gramm zum Thema „Berufen zum Ordensleben“ vorbereitet. Die Inter-nationalität des Ordens zeigte sich bei den Gebetszeiten: Jede Sprachgruppe konnte in ihrer Muttersprache vorbe-ten. Am Donnerstag standen die Bio-graphie des heiligen Johannes von Gott, die Ausbreitung des Ordens, die Werke der Hospitalität und die Ordensheiligen sowie der Ausbildungsweg eines Kandi-

daten zum Bruder auf dem Programm. Und das Thema Berufung. Dabei spra-chen wir über verschiedene Bibel-Stel-len. In den einzelnen Sprachgruppen tauschte man sich aus und später fasste man es kurz in der Gruppe zusammen.

Am Freitag stand unser Mitbruder Pa-ter Prior Richard Jombik aus Bratislava dem Gottesdienst vor. Er war extra aus der Slowakei gekommen. Die Lebens-welten Kainbach besichtigten wir am Vormittag. Unter anderem demonst-rierte dort eine Gruppe Gehörloser verschiedene Gebärden. Die Bewohner freuten sich mit uns und über uns, als wir selber einige Gebärden ausprobier-ten. Am Nachmittag besuchten wir in Graz unser Krankenhaus in der Mar-schallgasse. Frater Auremund Unterber-ger führte uns dort durch die Kirche. Als Überraschungsgast tauchte am Abend Provinzial Frater Joachim Mačejovský

auf. Er verbrachte den Abend mit uns und freute sich über die vielen jungen Ordensinteressenten.

Der nächste Tag stand im Zeichen ei-nes Ausflugs in die Oststeiermark. Wir besuchten das Augustiner-Chorherren- Stift Vorau und die Wallfahrtskirche in Pöllauberg. Am Abend grillten wir ge-meinsam mit den Brüdern der beiden Grazer Konvente. Auch Frater Daniel Katzenschläger aus Salzburg und ein spanischer Mitbruder, die sich im Ur-laub befanden, kamen hinzu.

Nach der heiligen Messe am Sonntag wurden die gemeinsamen Tage reflek-tiert. Alle Gäste zeigten sich zufrieden und bedankten sich für die Gastfreund-schaft.

Frater Sebastian Fritsch und Frater Svorad Gábriš

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT

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DIE FREUDE AM ORDENSLEBEN ERNEUERT

Barmherzige Brüder der Österreichischen und Bayerischen Ordensprovinz trafen sich in Kostenz

„Identität und Sendung des Ordensbru-ders“ – so lautete das Motto des gemein-samen Brüdertages der Österreichi-schen und Bayerischen Ordensprovinz, der vom 5. bis zum 7. Oktober 2017 in Kostenz stattfand. Es waren mehr als 50 Brüder aus beiden Provinzen anwe-send, nur die älteren und gebrechlichen Brüder waren zuhause geblieben. Re-ferenten und Begleiter durch die Tage waren Frater Seraphim Schorer und Pa-ter Thomas Väth. Es wurde mit kirchli-chen Dokumenten sowie den Konstitu-tionen und Generalstatuten des Ordens gearbeitet und im gemeinschaftlichen Austausch auch so manche Facette von „Brudersein“ erfahrbar.

Zu Beginn stellte Pater Thomas das Do-kument „Identität und Sendung des Or-densbruders in der Kirche“ vor, das von

der Ordenskongregation des Vatikans 2015 herausgegeben wurde. In Arbeits-gruppen wurde dann das Dokument be-sprochen. Der Freitag-Vormittag war geprägt durch die Arbeit – in Gruppen und im Plenum – an den Artikeln 3 und 4 unserer Konstitutionen, welche das Selbstverständnis eines Barmher-zigen Bruders zum Thema haben. Vor-angegangen war ein kurzer Impuls aus der Heiligen Schrift (Lk 10,17-20) mit anschließendem Bibelteilen der Stelle, die das Aussenden der 72 Jünger zum Thema hat.

AUSFLUG NACH STRAUGING

Am Nachmittag fuhren die Brüder mit dem Bus zur Kirche unserer Straubinger Einrichtung für Menschen mit Behin-derung; die Fahrt wurde mit mariani-

schen Liedern und dem Rosenkranz von Frater Robert Wimmer gestaltet und geleitet. In der Johannes-von-Gott-Kirche in Straubing stellte Frater Do-natus Wiedenmann die wechselvolle Geschichte der Einrichtung vor. An-schließend wurde das ausgesetzte Al-lerheiligste in einer Anbetung verehrt, danach stellte Pastoralreferent Gerhard Kaiser, Seelsorger in unserer Einrich-tung, die Kirche und ihr künstlerisches Konzept vor.

WIEDERHOLUNG ERWÜNSCHT

Am Samstag begann nach den Laudes die Arbeit am Artikel 5 der Ordenskon-stitutionen, der die Sendung der Brü-der in der Kirche behandelt. Mit einem Resümee und einer gemeinsamen Ab-schlussmesse endeten nach dem Mit-tagessen die Brüdertage.

Die Tage wurden von allen Brüdern aus beiden Provinzen gut angenommen. Das Erleben einer großen Gemeinschaft von über 50 Mitbrüdern stellt, vor allem bei der großen Zahl von kleinen und kleins-ten Konventgemeinschaften, einen ange-nehmen und wohltuenden Kontrast zum klösterlichen Alltag dar. Die gemeinsa-men Gottesdienste und Gebetszeiten sowie das gemütliche Beisammensein (Rekreation) an den Abenden stärkten das ordensbrüderliche Zusammensein. Daher wurde von vielen Teilnehmern eine Wiederholung nach diesem Mus-ter gewünscht, da solche Tage ja auch die Freude am Ordensleben beleben können.

Frater Markus Krippner

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT

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44BAYERISCHE ORDENSPROVINZ

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HILFE FÜR ECUADORDas Missionsprojekt des Ordens unterstützte

in diesem Jahr ein Obdachlosenzentrum in Quito

In Ecuador nehmen sich die Barm-herzigen Brüder ganz besonders der hilflosen und verwahrlosten Menschen an, die auf der Straße

in der Altstadt von Quito leben. Pa-ter Luis Huarachi, selbst Südamerika-ner und derzeit Krankenhausseelsor-ger im Krankenhaus auf der Tiberinsel in Rom, begleitete die Missionstage Ende September in mehreren Ein-richtungen der Barmherzigen Brüder: in München, Algasing und Malseneck, Neuburg a. d. Donau, Kostenz, Rei-chenbach und Königstein.

In Quito eröffnete der Orden am 9. Dezember 1987 im Stadtteil El Tejar das Obdachlosenzentrum „Sankt Jo-hannes von Gott“ (Albergue San Juan des Dios). Zufluchtsort für eine im-mer größer werdende Zahl von Hil-fesuchenden. Schon zehn Jahre spä-ter wurde mit Hilfe der spanischen Entwicklungsstiftung des Ordens ein

Anbau mit 5000 Quadratmetern re-alisiert. Im März 2002 errichtete der Orden dann ein zweites Obdachlosen-zentrum im Stadtteil San Diego.

Täglich finden zwischen 300 und 350 Obdachlose eine Übernachtungsmög-lichkeit, sie werden auch mit Kleidung versorgt. Jährlich werden rund 190 000 Essen ausgegeben und 1700 phy-siotherapeutische Behandlungen an Heimbewohnern durchgeführt. Auf Rehabilitation und Resozialisierung wird Wert gelegt, hierzu gibt es 245 Plätze im Obdachlosenzentrum und 55 Plätze im vollstationären Teil für Personen mit psychischen Störungen.

Ziel des neuen Projekts ist eine Ver-besserung der Betreuungsqualität und der Resozialisierungsmaßnahmen in Quito. Konkret sollen die Spenden für folgende Maßnahmen eingesetzt wer-den:

Foto Mitte: Pater Luis Mariachi informierte über das Obdachlosenzentrum in Quito auch Schüler der 11. Klasse im Gymnasium Dorfen, wohin der Algasinger Prior Frater Bernhard Binder ihn begleitete.

• Durch den Erwerb eines angrenzen-den Grundstücks soll ein Neubau ent-stehen, um die derzeitige Überbele-gung zu lindern.

• Nötig ist auch eine Erneuerung von Elektrizität, Warmwasserversorgung, Heizung, Kanal, Fassade, Möblie-rung ...

• Die Reha-Station soll neu ausgestat-tet und der sozialmedizinische Dienst verbessert werden.

• Die Betreuten müssen mit thera-peutischen Hilfsmitteln versorgt und eine Kleiderkammer aufgebaut werden.

Insgesamt werden rund 380 000 Euro benötigt.

Spendenkonto: Barmherzige BrüderIBAN DE57 7509 0300 0002 2995 50Stichwort: „Hilfe für Ecuador“

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT

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FREUDE IN BRÜNNFrater Lukáš Ryneš hat am 25. März in der Klosterkirche in Brünn seine Feierliche Profess abgelegt

Religion war lange kein The-ma im Leben des 1979 in der Tschechoslowakei geborenenFrater Lukáš: „Ich bin im

Kommunismus aufgewachsen, meine Familie war nicht religiös“, erinnert er sich. Ein Jahr studierte er Chemie und Posaune. „Dann habe ich ein Kran-kenpflege-Praktikum gemacht und er-kannt, dass ich mit Menschen arbei-ten möchte. So bin ich zur Medizin gewechselt“, erzählt er. Während des Medizin-Studiums fand er durch eine religiöse Studentengemeinschaft zum Glauben. Nach dem Abschluss des

Studiums arbeitete er in einem Kran-kenhaus. In dieser Zeit kam ihm der Gedanke an ein Ordensleben. Auf der Suche nach einem Hospital-Orden stieß er auf die Barmherzigen Brüder und trat in den Orden ein. Beruflich absolvierte er eine Ausbildung zum Hausarzt.

Für die Barmherzigen Brüder in der Tschechischen Republik war es die erste Feierliche Profess seit 13 Jah-ren und Grund zur Freude in ihrer nicht einfachen Situation. Denn der Orden hat nur einen Teil seiner von

den Kommunisten enteigneten Be-sitzungen zurückbekommen und es leben nur fünf Brüder hier. Die Ge-neralleitung hat daher die Böhmisch-Mährische Ordensprovinz 2009 als Delegatur der Österreichischen Or-densprovinz zugeordnet. Zur Feier in Brünn kamen fast alle Brüder aus der Österreichischen Ordensprovinz, aber auch Gäste aus der Bayerischen Or-densprovinz waren dabei und Gene-ralrat Frater Rudolf Knopp, der gerade die Visitation durchführte.

Brigitte Veinfurter

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT

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BARMHERZIGE BRÜDER

WELTWEIT

GOLDENE PROFESS VON FRATER SAVIO

Am 5. Oktober 2017 konn-te Frater Savio Padinjarekutte im Provinzialatshaus der Indi-schen Ordensprovinz in Poo-

namallee sein Goldenes Professjubi-läum feiern. Schwester Tessy, Kreuz-schwester und leibliche Schwester von Frater Savio, nahm an der Feier teil, die mit einem festlichen Gottesdienst begann. Hauptzelebrant war General-prior Pater Jesús Etayo. Frater Savio erneuerte seine Gelübde in die Hände des Ordensgenerals.

In der Einführung stellte Provinzial Frater Yanka Sharma das Leben und Wirken von Frater Savio vor und über-mittelte die Glückwünsche der ganzen Provinz. Frater Savio war der erste indi-sche Barmherzige Bruder und Wegge-fährte von Frater Fortunatus Thanhäuser.

Der 5. Oktober war zugleich der Ab-schluss der Generalvisitation in der In-dischen Provinz. Zugegen waren auch die beiden Visitatoren, Generalrat Fra-ter Pascal Ahodegnon und Frater Joseph Smith, Regionaldelegat Asien/Ozeani-en. Der Generalprior und die Visitato-ren hoben das Wachstum der Indischen Provinz hervor.

Frater Alfons Höring

1085 B a r m herzige Brüder gab es

am 31. Dezember 2016 welt-weit, das sind 20 weniger als ein Jahr zuvor.

25 Brüder zählt die Baye-rische Ordensprovinz,

darunter sind ein Novize und ein Bruder mit einfacher Profess.

59 Jahre beträgt das Durchschnittsalter

der Brüder weltweit, in Bay-ern liegt es bei 65 Jahren. Die „älteste“ Provinz mit einem

Altersdurchschnitt von 73 Jahren ist die US-amerika-nische, die jüngsten Brüder mit durchschnittlich 45 Jah-

ren leben in Indien und Afri-ka. Aus Afrika stammt auch fast die Hälfte der Novizen, nämlich 19 von 40.

209 Klösterliche Ge-meinschaften in

53 Ländern zählt die Sta-tistik (Bayern: 7) und damit neun weniger als Ende 2015. Etwas mehr als die Hälfte der Konvente befinden sich in Europa, 23 in Asien, 21 in Afrika, 44 in Nord- und Südamerika und 6 in Oze-anien.

454 Einr ichtungen und Dienste be-

treibt der Orden weltweit (Bayern: 23).

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT

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TREUER DIENER SEINES HERRN

Frater Silvester Ganghofer ist am 4. Januar gestorben

Viele von uns kennen Frater Sil-vester, wie er sich in Kostenz um den Garten kümmerte, die Äp-fel zum Entsaften brachte und

Nüsse sammelte für die Kinder am Ni-kolaustag. In den 26 Jahren in Kostenz war er ein gesuchter Gesprächspartner bei den Gästen und besonders gerne betreute er den Klosterladen. Aber das war nur ein Ausschnitt seines Wirkens.

Am 7. Januar 1924 ist er auf dem Mos-ner-Hof in Obereisbach im Kreis Rot-tal/Inn geboren. Bei seiner Taufe bekam er den Namen Franz-Xaver. Mit acht Brüdern und einer Schwester wuchs er auf dem stattlichen Elternhof auf. Mit dem Einzug zum Militär 1942 hat sich sein Leben grundlegend verändert. Die schrecklichen Erlebnisse des Krieges ha-ben sich tief in seine Seele eingegraben.

Nach einer umfangreichen landwirt-schaftlichen Ausbildung standen dem jungen Mann viele Türen offen. Aber Franz-Xaver entschied sich für den Ein-tritt bei den Barmherzigen Brüdern. Er erhielt den Namen Frater Silvester und absolvierte die Krankenpflegeschule in Regensburg.

Mit den ewigen Gelübden 1958 ent-schied sich Frater Silvester endgültig für den Orden. Mit der ihm eigenen Energie widmete er sich dem geistli-chen Leben. Schon 1962 wurde er zum Prior des Regensburger Krankenhauses gewählt. In sieben Einrichtungen über-nahm Frater Silvester das Priorenamt, mehrmals wählten ihn seine Mitbrüder zum Definitor. Ein großes Anliegen war ihm die Verbesserung der Unterbrin-gung und Betreuung der Menschen

NACHRUFE

mit Behinderung. Deshalb absolvierte er von 1972 bis 1975 auch ein Studium zum Heilpädagogen.

Fast vierzig Mal hat Frater Silvester sei-nen Urlaub in Maria Waldrast bei Mat-rei am Brenner verbracht. Hier konnte er entspannen und sich bei ausgiebigen Wanderungen gut erholen. Etwa drei-ßig Mal war ich persönlich mit ihm in der Waldrast. Viele Bergtouren haben wir gemeinsam unternommen, wobei wir auch einige Dreitausender erklom-men haben.

Frater Silvester war ein hilfsbereiter und zuverlässiger Mensch. Wenn er eine Aufgabe übernommen hatte, konn-te man sich auf ihn hundertprozentig verlassen.

Die nachlassenden körperlichen und geistigen Kräfte machten es notwen-dig, dass er in der letzten Lebensphase im Altenheim St. Augustin in Neuburg betreut wurde. Am 4. Januar 2017, drei Tage vor seinem 93. Geburtstag, ist er dort friedlich und ruhig eingeschlafen.Und unter großer Anteilnahme wurde er am 12. Januar in Kostenz zu Grabe getragen. Wir sind dankbar, dass er unter uns gelebt hat und überzeugt, dass der Herr ihn mit den Worten empfangen hat: „Du bist ein treuer Verwalter ge-wesen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn“ (vgl. Mt. 25,21).

Frater Donatus Wiedenmann

Du bist ein treuer Verwalter

gewesen. Komm,

nimm teil an der Freude deines

Herrn.vgl. Mt. 25,21

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FROMM, HUMORVOLL UND BESCHEIDEN

Am 22. März ist Frater Timotheus Rohrmoser gestorben

Die Worte von Michel Quo-ist treffen auf das Sterben von Frater Timotheus Rohrmoser zu: „Ich weiß, mein Gott, dass

du jenseits des Grabes in deiner Glorie auf mich wartest.“

Unser Mitbruder ist am 22. März 2017 in unserem Altenheim St. Augustin in Neuburg/Donau gestorben, wo er die letzten neun Monate seines irdischen Pilgerweges ging. Wer Frater Timot-heus kennenlernen durfte, dem bleiben seine Frömmigkeit und seine humor-volle, bodenständige Art in Erinne-rung. Still, bescheiden und treu lebte er seine Berufung als Barmherziger Bruder.

Johann Baptist, so der Taufname von Frater Timotheus, wurde am 26. Juni 1933 in Bödldorf (Landkreis Lands-hut) geboren und wuchs im Kreis sei-ner vier Geschwister in einem christ-lichen Elternhaus auf. Sein Onkel, Frater Gabriel, war Mönch im Klos-ter Schäftlarn, wo unser Mitbruder später seine Ausbildung zum Gärtner machte. Als 20-Jähriger trat er 1954 in unseren Orden ein. Seine Einfache Profess legte er am 15. August 1955 in Reichenbach ab und mit der Feier-lichen Profess am 17. August 1958 in Regensburg band er sich lebenslang an unsere Ordensgemeinschaft.

Frater Timotheus ließ sich zum Kran-kenpfleger ausbilden und schon bald

war er Stationsleiter im Straubinger Krankenhaus. Das Provinzkapitel be-stimmte ihn 1968 zum Prior für das Haus Algasing. Auch in den anderen Ordenseinrichtungen für Behinder-tenhilfe in Straubing, Reichenbach und Gremsdorf war Frater Timotheus im Lauf der Zeit Prior und zum Teil auch Gesamtleiter. In Algasing ver-brachte er die meiste Zeit seines Or-denslebens. Der Verstorbene war auch ein kreativer und leidenschaftlicher Krippenbauer. In seiner Zeit als Pri-or wurden bei den jährlichen Christ-kindlmärkten die gut besuchten Krip-penausstellungen eingerichtet.

Jede Berufung ist und bleibt ein uner-gründliches Geheimnis Gottes. Gott fragt nicht nach Talenten, nicht nach Vorzügen, auch nicht nach irgendwel-chen Werten. Gott interessiert nur ei-nes: die Liebe des Menschen. Das ist die einzige Prüfungsfrage. Frater Ti-motheus hat die Prüfung bestanden und ist für viele Menschen in seinem langen, gesegneten Ordensleben zu ei-nem wahren „barmherzigen“ Bruder geworden. Dankbar konnte unser Mit-bruder am 15. August 2015 noch sein 60-jähriges Professjubiläum feiern.

Mitbrüder, Angehörige und Mitarbei-ter gaben dem Verstorbenen das letz-te Geleit zu seiner Ruhestätte auf dem Städtischen Friedhof in Neuburg.

Frater Bernhard Binder

Ich weiß, mein Gott,

dass du jenseits des Grabes

in deiner Glorie auf mich wartest.

Michel Quoist

NACHRUFE

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VERSTORBENE EHRENMITGLIEDER

Im Januar konnte er noch seinen 90. Ge-burtstag feiern, am 8. Oktober ist Dr. Al-

bin Hechenrieder ge-storben. Seit 1992 war er Ehrenmitglied der Barmherzigen Brüder. Der Leitende Medizi-naldirektor bei der Re-gierung der Oberpfalz war mit dem Regensbur-ger Krankenhaus Barm-herzige Brüder viele Jah-re lang freundschaftlich verbunden. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er zehn Jahre lang als Assistenzarzt in dem Ordenskrankenhaus und erlangte in dieser Zeit sei-ne Facharztanerkennung als Internist. Später, als Leiter des Sachgebiets Humanmedizin bei der Regierung der Oberpfalz, war er viele Jahre Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Berufsfachschule für Krankenpflege; außerdem unterstützte er das Haus in den Belangen der Gesamtsanierung.

Albin Hechenrieder, in Regensburg geboren, wuchs in Baye-risch Eisenstein, Sinzing und Furth in Wald auf. Nach Mili-tärdienst und Gefangenschaft machte er 1946 in Cham Abi-tur und studierte dann in Regensburg und München Medizin. Nach seiner Assistenten-Zeit im Krankenhaus Barmherzige Brüder wechselte er zum Staatlichen Gesundheitsamt Re-gensburg und schließlich 1977 zur Regierung der Oberpfalz. Seit 1956 war der Mediziner mit seiner Frau Rita verheiratet, die Familie mit drei Söhnen und einer Tochter lebte ab 1962 in Tegernheim.

Einsatz für seine Mitmenschen, auch ehrenamtlich, war für Albin Hechenrieder selbstverständlich. So war er seit 1972 als ehrenamtlicher Diözesanarzt beim Malteser Hilfsdienst in der Diözese Regensburg tätig, und das 27 Jahre lang. Bei Wallfahrten und „Sonnenzügen“ leitete er den medizinischen Dienst, in seinem Heimatort engagierte er sich im Pfarrge-meinderat. Für seine Verdienste erhielt er 2002 das Bundes-verdienstkreuz.

Am 16. Oktober fand Dr. Albin Hechenrieder seine letzte Ruhestätte im neuen Friedhof Tegernheim.

Johann Singhartinger

NACHRUFE

Dr. Johannes Bienert Dr. Albin Hechenrieder

Wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag ist Regie-rungsmedizinaldirektor Dr. Johannes Bienert, Eh-renmitglied der Barmherzigen Brüder seit 1996, am 26. Januar 2017 verstorben. Der 1927 in Deutsch

Neukirch, Schlesien, geborene Mediziner wählte die Neurologie zu seinem Fach. Nach Tätigkeiten in mehreren baden-würt-tembergischen Landeskrankenhäusern übernahm er 1972 die Leitung des Bezirksklinikums im niederbayerischen Mainkofen und lehrte an der Universität Passau Psychiatrie. Seit 1957 war er verheiratet und wurde Vater von drei Töchtern.

Dr. Bienert war eng mit der Einrichtung für behinderte Men-schen der Barmherzigen Brüder in Straubing verbunden und seit 1981 als nervenärztlicher Berater für das Haus tätig. Nach seiner Pensionierung 1992 verlegte er seinen Dienstsitz als Landesarzt für seelisch und geistig behinderte Menschen dorthin und war fast täglich im Haus anzutreffen. Dr. Bie-nert beriet die Leitung und den Fachdienst der Barmherzigen Brüder Straubing in neurologisch-psychiatrischen Fragen und wirkte zum Beispiel bei der richtigen Medikation von Heim-bewohnern mit. Darüber hinaus war er auch in seiner Freizeit bereit, dem Fachdienst telefonisch mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Über Jahre hinweg informierte er die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter in Fortbildungen über medizinische Themen, einige Jahre war er auch als Lehrer für Psychiatrie an der Fachschule für Heilerziehungspflege tätig. Seine enge Ver-bundenheit mit der Straubinger Einrichtung und dem Orden der Barmherzigen Brüder zeigte er durch die Teilnahme an den verschiedensten Veranstaltungen, von der Faschingsfeier bis zum Johannes-von-Gott-Fest.

Johann Singhartinger

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IMPRESSUMHerausgeber und Verlagsinhaber:

Barmherzige Brüder

Bayerische Ordensprovinz KdöR

Südliches Schloßrondell 5

80638 München

Postfach 200362, 80003 München

Telefon: 089/1793-100

Telefax: 089/1793-120

E-Mail: [email protected]

Internet: www.barmherzige.de

Redaktion:

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)

[email protected]

Johann Singhartinger

[email protected]

Kirsten Oberhoff

[email protected]

Anschrift wie Herausgeber

Gestaltung / Illustrationen:

studioh8 – Simone Stiedl, Regensburg

Fotos:

altrofoto.de (48), Mario da Rocha Avila (40),

Archiv Barmherzige Brüder (16-17),

Barmherzige Brüder Indische Provinz (47),

Barmherzige Brüder Missionsbüro (44-45),

Familie Bienert (50 links), Bianca Dotzer (26),

Susanne Eder (19 links, 49), Familie

Hechenrieder (50 rechts), Tobias Hindemitt (45

Mitte), Robert Kiderle (Titel, 10, 13), Frater

Magnus Morhardt (22, 28-32, 36), Kirsten

Oberhoff (14, 21), Claudia Rehm (4, 52),

Christa Reichmann (27), Silvia Schroll (20

rechts), Johann Singhartinger (7, 13 rechts

oben, 19 rechts, 23, 25), Simone Stiedl (3, 6,

8, 42-43, 51), Frater Thomas Thien (41), Franz

Wieser (38-39), Wikimedia commons/Till

Niermann (20 links), Bernhard Zahrl (37),

Franz Zalubil (46), Miriam Zollner (34-35).

Verlag:

Johann von Gott Verlag

Anschrift wie Herausgeber

Bayerische Hypo- und Vereinsbank

Konto Nr. 3 960 071 831

Bankleitzahl 700 202 70

Druck:

Marquardt, Prinzenweg 11 a,

93047 Regensburg

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2018 FESTE & GEDENKTAGE

20. Januar Bekehrung des heiligen Johannes von Gott

2. Februar Tag des geweihten Lebens

11. Februar Welttag der Kranken

12. Februar Gedenktag des seligen José Olallo Valdés (1820 - 1889), Barmherziger Bruder

8. März Hochfest des heiligen Johannes von Gott (1495 - 1550), Ordensgründer der Barm-herzigen Brüder

24. April Gedenktag des heiligen Benedikt Men-ni (1841 - 1914), Barmherziger Bruder, Priester, Ordensgründer der Hospital-schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu

26. April Gedenktag Maria vom guten Rat

4. Mai Gedenktag des heiligen Richard Pampuri (1897 - 1930), Barmherziger Bruder und Arzt

10. Mai Gedenktag des heiligen Johannes von Avila (1499 - 1569), Priester und „Seelen-führer“ des heiligen Johannes von Gott, Kirchenlehrer

3. Juni Gedenktag des heiligen Johannes Grande (1546 - 1600), Barmherziger Bruder

10. Juni Gedenktag des seligen Eustachius Kugler (1867 - 1946), Barmherziger Bruder, Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz

28. August Fest des heiligen Augustinus, nach dessen Ordensregel die Barmherzigen Brüder le-ben

29. September Fest der heiligen Erzengel Michael, Gab-riel und Rafael – Rafael gilt der Legende nach als Helfer des heiligen Johannes von Gott

25. Oktober Gedenktag für die 95 seligen spanischen Märtyrer aus dem Orden der Barmherzi-gen Brüder, die 1936/1937 im Spanischen Bürgerkrieg umgebracht wurden

4. November Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron der Bayerischen Ordensprovinz

17. November Hochfest Maria Patronin des Hospital-ordens

28. November Gedenktag der Übertragung der Re- liquien des heiligen Johannes von Gott

EINE STIFTUNG FÜR MEHR

BARMHERZIGKEITDie Gründung Ihrer Stiftung geht schnell und einfach. Das Stiftungs-zentrum der Barmherzigen Brüder übernimmt kostenlos die Gründung und kümmert sich um die steuerliche Anerkennung. Als Stifter legen Sie fest, welche Menschen Sie unterstüt-zen wollen, sei es in Deutschland oder in Entwicklungsländern, in denen die Barmherzigen Brüder ebenfalls Ein-richtungen unterhalten.Im Stiftungszentrum der Barm-herzigen Brüder können Sie bereits mit einer Einlage von 5000 Euro ei-nen Stiftungsfonds eröffnen, für eine treuhänderische Stiftung ist ein

Stiftungsvermögen von mindestens 25000 Euro nötig. Verglichen mit ei-ner Spende bietet Ihnen eine Stiftung zahlreiche steuerliche Vorteile.Neben dem Stiftungsservice bieten die Barmherzigen Brüder auch einen Testamentsservice an, bei dem sich Erblasser informieren können.Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums bereits 25 treu-händerische Stiftungen und vier Stif-tungsfonds verwaltet.

Nähere Informationen finden Sie unter www.barmherzige.de oder bekommen Sie unter Telefon 089 / 744 200 292.