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Jahresbericht 2016 Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

Jahresbericht 2016 Deutsche Gesellschaft für Pneumologie ... · PDF fileDeutschland, 1834-2012. In: Historical Social Research, Transition ... DDR BRD Deutschland PNEUMONIE Deutsches

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Jahresbericht 2016Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

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Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

Die DGP 3 Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. 6 Lungenerkrankungen 7 Geschichte und Entwicklung der DGP 8 Kooperationen 8 Die DGP in Öffentlichkeit und Politik

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces 11 Wissenschaftliche Sektionen 18 Arbeitsgruppen und Taskforces 21 Studien- und Forschungsgruppen

Publikationen 23 Leitlinien 24 Lehrbuch Pneumologie für Atmungstherapeuten 25 100 Jahre DGP – 100 Jahre deutsche Pneumologie

Fortbildungsakademie 27 Fort- und Weiterbildungen der DGP

Veranstaltungen 29 Preise der DGP 30 Kongressentwicklung 31 57. DGP-Kongress 2.–5. März 2016, Leipzig

Zertifizierte Zentren 33 Kompetenznetzwerk WeanNet 35 Zertifizierte Lungenkrebszentren

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wir freuen uns sehr, Ihnen erstmals den Jahres-bericht unserer DGP als Broschüre vorlegen zu können. Damit ermöglichen wir den Mitgliedern, die nicht an der Mitgliederversammlung des Jahreskongresses teilnehmen, in Ruhe die Aktivi- täten der DGP nachvollziehen zu können. Unser neu gestalteter Internetauftritt erlaubt eine deut- lich verbesserte Orientierung zu allen Inhalten – und selbstverständlich wird hier unser Jahres- bericht auch online zu finden sein.

Das Jahr 2016 begann zunächst mit dem sehr erfolgreichen Jahreskongress in Leipzig. Nicht nur die fachlich-inhaltliche Vermittlung und Diskus-sion neuester Entwicklungen auf dem Gebiet der Pneumologie auf gewohnt hohem Niveau, sondern auch die persönlichen Kontakte unserer Mitglieder prägen unser jährliches Großereignis.

Im Laufe des Jahres 2015/16 wurde die Mitglieder- verwaltung komplett von unserer Geschäftsstelle übernommen. Die Entwicklung der Mitglieder- zahlen ist sehr erfreulich und machte eine weitere Professionalisierung der Mitgliederverwaltung erforderlich. Die Einrichtung der Geschäftsstelle vor über drei Jahren am Robert-Koch-Platz (es kann kein Zufall sein, dass der Entdecker der Tuberkuloseerreger in unserer Adresse auftaucht!) in Berlin war ohnehin ein Meilenstein in der Ent-wicklung unserer Gesellschaft. Eine Vielzahl von Anfragen, Stellungnahmen und Kommentaren unter Koordination der Geschäftsstelle wurde für den G-BA, das IQWIG oder IQTIG erstellt und erarbeitet. Allen DGP-Mitgliedern, die sich in diese verantwortungsvollen Aufgaben eingebracht haben, gilt mein ausdrücklicher Dank. Die DGP wird von der Gesundheitspolitik zuneh- mend wegen der raschen und kompetenten Arbeit aus den Sektionen für viele Fragestellungen als Ansprechpartner wahrgenommen. Unter anderem auch in Gesetzgebungsprozessen wie zum Beispiel zur Tabakkontrolle und dem Tabakwerbeverbot, einem wichtigen Anliegen unserer Fachgesell- schaft, die so oft mit den gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums konfrontiert ist.

Vorwort Verbesserte medizinische Qualität, die unseren Patienten zugutekommt, hat für die Aktivitäten der DGP die höchste Priorität. Hier haben wir mit dem WeanNet und der DGP-Zertifizierung von Weaning-Zentren Standards gesetzt. Auch die Mitarbeit bei der Zertifizierung von Lungenkrebs- zentren läuft unter Beteiligung vieler unserer Mitglieder. Die Akademie der DGP hat sich zudem die Qualität der pneumologischen Fortbildung als Ziel gesetzt, und dies bei Unabhängigkeit von Sponsoren aus der Industrie. Sie ist dabei auf einem guten Weg.

Das Ziel des Jahresberichts geht aber über die Information unserer Mitglieder hinaus. Denn mit dieser Broschüre wird es uns möglich, kompri-miert das ganze Spektrum der Pneumologie dar-zustellen. Wir möchten unseren Partnern und Adressaten in der Politik, anderen wissenschaft- lichen Fachgesellschaften, aber auch der breiten Öffentlichkeit zeigen, welche Inhalte mit dem Begriff „Pneumologie“ verbunden werden können. Denn immer noch wird die Bedeutung von Erkran- kungen der Lunge und des Atmungssystems in der Öffentlichkeit unterschätzt. Dabei nimmt die Häufigkeit von Lungenkrankheiten, nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung, zu. Die Notwendigkeit, ausreichend Ressourcen zur Erfor- schung, zur Diagnostik und Therapie von pneu- mologischen Erkrankungen in Kliniken und Praxen zur Verfügung zu stellen, soll damit nach- drücklich unterstrichen werden.

Ich danke allen herzlich, die diesen Jahresbericht möglich gemacht haben, und wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr

Prof. Dr. med. Berthold JanyPräsident der DGP

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

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Die DGP

Die Vorbeugung und Behandlung von pneumologischen Erkran-

kungen kontinuierlich zu verbessern – diesem Ziel geht die DGP als

gemeinnütziger Verein seit über 100 Jahren erfolgreich nach. Lange

stand dabei die Tuberkulose im Vordergrund, doch seit den 1960ern

haben Volkskrankheiten wie Asthma, COPD, Lungenentzündung

und Lungenkrebs die Pneumologie zu dem gemacht, was sie heute

ist: dem neben Kardiologie und Gastroenterologie dritten großen

Schwerpunktfach der Inneren Medizin. Unser Selbstverständnis als

zuständige medizinische Fachgesellschaft ist die Förderung von

Wissenschaft, Forschung und Lehre, Fort- und Weiterbildung, Präven-

tion, Therapie, Krankenversorgung und Rehabilitation im gesamten

Bereich der Pneumologie einschließlich der Beatmungsmedizin.

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Wir erarbeiten und fördern die Implementie-rung von Leitlinien und Empfehlungen, publi-zieren mit der Zeitschrift „Pneumologie“ eine wissenschaftlich anerkannte Fachzeitschrift und veranstalten alljährlich den größten pneumo-logischen Fachkongress im deutschsprachigen Raum, der auch als wichtige Plattform für den interprofessionellen Austausch dient. Denn die Zusammenarbeit zwischen Forschern und For-scherinnen, Ärzten und Ärztinnen in Klinik und Praxis sowie anderen pneumologisch tätigen Be-rufsgruppen zu unterstützen, gehört ebenso zu den besonderen Anliegen der Fachgesellschaft wie die Nachwuchsförderung.

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

Über diese wissenschaftlich-fachlichen Aspekte hinaus betrachten wir es als unsere Aufgabe, die Interessen der Pneumologie in der Öffentlichkeit zu vertreten und deren politisch-gesellschaftli-chen Stellenwert deutlich zu machen. Für Politik, Gesundheitsorganisationen und Verbände fungieren wir als kompetenter Ansprechpart-ner zu allen Fragen rund um Pneumologie und Beatmungsmedizin. Um ihre Leistungsfähigkeit und ihre Positionen noch zusätzlich zu stärken, kooperiert die DGP auch mit Patientenorganisa-tionen und anderen Fachgesellschaften.

Dem Vorstand gehören neben den Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstands an:

Tagungspräsidenten 2017Prof. Dr. med. Martin HetzelKrankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt GmbH, Stuttgart

Prof. Dr. med. Martin KohlhäuflKlinik Schillerhöhe, Stuttgart-Gerlingen

Tagungspräsidenten 2018Dr. med. Peter KardosFachärztliche Gemeinschaftspraxis und Zentrum für Lungen- und Bronchialheilkunde, Schlaf- medizin und Allergologie an der Klinik Maingau vom Roten Kreuz, Frankfurt am Main

Prof. Dr. med. Winfried J. RanderathKrankenhaus Bethanien gGmbH, Solingen

Vertreter der DGP in der CERS (Consilium of European Respiratory Societies)Prof. Dr. med. Michael DreherUniversitätsklinik RWTH Aachen

Gremien

Vorstand, wissenschaftlicher Beirat, die Be-auftragten – in der DGP gibt es verschiedene Gremien, die im ständigen Austausch miteinan-der stehen. Sie sind die Schnittstelle zwischen unseren Mitgliedern und den wissenschaftli-chen Positionen und Zielen der Gesellschaft. Die Gremienarbeit wird von den dort tätigen DGP-Mitgliedern ehrenamtlich geleistet.

Der geschäftsführende Vorstand setzt sich derzeit wie folgt zusammen:

PräsidentProf. Dr. med. Berthold JanyKlinikum Würzburg Mitte gGmbH

Stellvertretender PräsidentProf. Dr. med. Klaus F. RabeLungenClinic Grosshansdorf

GeneralsekretärProf. Dr. med. Felix J. F. HerthThoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg

Schatzmeister PD Dr. med. Thomas KöhnleinKlinikum St. Georg, Leipzig

PastpräsidentProf. Dr. med. Tobias WelteMedizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Pneumologie

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Die DGP👥

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Organigramm der DGP

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung ist das oberste Gremium. Mitglieder können Ärzte und Ärztinnen und interessierte Personen werden. Juristische Personen können ausschließlich fördernde Mitglieder werden.

Aufgaben u.a.:• Wahl des Vorstands• Entlastung des Vorstands• Einrichtung Wissenschaftlicher Sektionen• Ernennung von Ehrenmitgliedern• Genehmigung von Jahresrechnungen und Haushaltsplänen• Durchführung verschiedener Wahlen und Abstimmung zu Anträgen von Mitgliedern

Vorstand

Der Vorstand der DGP hat folgende Mitglieder: Präsidentin/Präsident, stellvertretende/r Präsi- dentin/Präsident, Generalsekretär/-in, Schatz-meister/-in, Vertreter/-in der DGP in der CERS (Consilium of European Respiratory Societies), Pastpräsident/-in sowie Tagungspräsident/-in des kommenden und des darauf folgenden Jahreskongresses.

Aufgaben u.a.:• Führung der Geschäfte der Gesellschaft gemäß deren satzungsmäßigen Zielen

Dem geschäftsführenden Vorstand gehören der Präsident, der stellvertretende Präsident, der Generalsekretär, der Schatzmeister und der Pastpräsident an.

Aufgaben u.a.:• Regelung der Tagesgeschäfte

Programmkommission

Die Programmkommission setzt sich aus gewählten Mitgliedern der jeweiligen Sektionen zusammen.

Aufgaben u.a.:• Gestaltung des jährlichen wissenschaftlichen Kongressprogramms• Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Kongresses der DGP

WissenschaftlicherBeirat

ProgrammkommissionJahreskongress

wählt

unterstützt Geschäftsstelle

Beauftragte

Taskforces

Fortbildungsakademie

Mitglieder👥👥

unterstützt

Mitglieder-versammlung

VorstandGeschäfts-führenderVorstand

WissenschaftlicheSektionen

Arbeitsgruppen

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Die DGP👥

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Wissenschaftlicher Beirat

Die Sprecher der wissenschaftlichen Sektionen, der Vorstand, ehemalige DGP-Präsidenten, Vertreter verschiedener Berufsverbände und Partnerorganisationen, der Herausgeber des Publikationsorgans, der Nationale Delegierte in der European Respiratory Society (ERS) bilden den wissenschaftlichen Beirat.

Aufgaben u.a.:• Wissenschaftliche Beratung und Unter- stützung des Vorstands• Beratung des Vorstands in personellen Fragen

Wissenschaftliche Sektionen

Die 15 wissenschaftlichen Sektionen sind das Rückgrat der wissenschaftlichen Arbeit der DGP und decken das Fach in seiner ganzen Breite ab.

Aufgaben u.a.:• Aktive Mitgestaltung der wissenschaftlichen Entwicklung der DGP• Vorbereitung, Entwicklung und Unterstützung von Publikationen, Leitlinien, Empfehlungen und Positionspapieren (Stellungnahmen)• Mitgestaltung des Kongressprogramms

Arbeitsgruppen

Arbeitsgruppen sind zeitlich unbefristet und immer einer Sektion angegliedert.

Aufgaben u.a.:• Bearbeitung thematisch langfristiger Aspekte einer wissenschaftlichen Sektion• Entwicklung von Empfehlungen und Positionspapieren

Taskforces

Taskforces sind zeitlich auf drei Jahre befristet und direkt dem Vorstand unterstellt.

Aufgaben u.a.: • Bearbeitung aktueller wissenschaftlicher Fragestellungen

Beauftragte

Die DGP hat Beauftragte für Leitlinien, Qualitäts-sicherung und Nachwuchsförderung ernannt.

Aufgaben u.a.:• Ansprechpartner für Mitglieder• Ansprechpartner für Beauftragte und beauftragende Kommissionen

Fortbildungsakademie

Die Fortbildungsakademie stellt die qualitativ hochwertige Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie Angehörigen von Gesundheitsfachberufen sicher.

Geschäftsstelle

Die Geschäftsstelle führt das operative Geschäft der DGP. Sie besteht aus einer/einem hauptamt-lichen Geschäftsführer/-in sowie Mitarbeitern der DGP-Geschäftsstelle.

Aufgaben u.a.:• Geschäftsführung• Mitgliederbetreuung• Netzwerkmanagement• Öffentlichkeitsarbeit• Interessenvertretung

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Die DGP👥

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Erkrankungen der Bronchien und der Lungen betreffen jedes Jahr Millionen Patientinnen und Patienten in Deutschland. COPD, Asthma und Allergien gehören zu den Volkskrankheiten. An den Folgen der chronisch obstruktiven Lungen- erkrankung COPD, der fünfthäufigsten Todes-ursache in Deutschland, sind im Jahr 2014 in Deutschland 27.008 Menschen gestorben – das sind täglich 74 Frauen und Männer. Rauchen ist ursächlich verantwortlich für 85 Prozent aller COPD-Fälle. Die häufigste Krebserkrankung bei Rauchenden ist das Lungenkarzinom. Sie ist die dritthäufigste und gleichzeitig tödlichste Krebs- erkrankung in Deutschland.

Lungenerkrankungen

Bei ca. 90 Prozent der Männer und ca. 60 Prozent der Frauen, die in Deutschland an Lungenkrebs erkranken, ist Rauchen die Ursache. Das Erkran- kungsrisiko hängt u. a. von der Dauer des Rau- chens, der Anzahl der gerauchten Zigaretten, der Inhalationstiefe und der Teer- und Nikotinkonzen- tration der Zigaretten ab. Auch Passivrauchen erhöht das Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs erheblich. Durch Tabakkonsum hervorgerufene Erkrankungen wie Lungenkrebs, chronische Bronchitis und COPD sind vermeidbar. Hier bedarf es weiterhin beträchtlicher Anstrengungen im Bereich der Prävention.

Todesfälle von Asthma, COPD und Lungenkrebs in Deutschland (1980–2014)

Quelle: Todesursachenstatistik,

Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn

Todesfälle von Pneumonie und Tuberkulose in Deutschland

(1900–2010)

Quelle: Rahlf, Thomas: Dokumentation

zum Zeitreihendatensatz für Deutschland, 1834-2012. In:

Historical Social Research,Transition (Online Supplement)

(2015), 26v1, 2064 pages.

ASTHMA

1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

80 je 100.000 Einwohner

10

20

30

40

50

60

70

0

LUNGENKREBS COPD (1980–1997 nach ICD-9, ab 1998 nach ICD-10)

LUNGENKREBS

COPDCOPD

ASTHMA

1910

TUBERKULOSEDeutsches Reich

1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020

225

250 je 100.000 Einwohner

25

50

75

100

125

150

175

200

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1. W

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2. W

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DDR BRD DeutschlandPNEUMONIE

Deutsches Reich DDR BRD Deutschland

6

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Die DGP👥

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Am 17. Oktober 1910 wurde in München die über- regionale „Vereinigung der Lungenheilanstalts- ärzte“ ins Leben gerufen. 1920 entstand die „Deutsche Gesellschaft der Tuberkulosefürsorge-ärzte“. Beide schlossen sich 1925 zur „Deutschen Tuberkulose-Gesellschaft“ zusammen. Aus diesem Verbund ging im Laufe der Jahrzehnte, nach der vorübergehenden Auflösung am Ende der NS-Zeit und unter verschiedenen Umbenennungen, im Jahr 1990 die „Deutsche Gesellschaft für Pneumo- logie“ hervor. 2005 wurde die Beatmungsmedizin wegen ihrer wachsenden Bedeutung in den

Geschichte und Entwicklung der DGP

Namen aufgenommen. Somit blickt die DGP auf eine bewegte Entstehungs- und Entwicklungs-geschichte zurück, die durch zwei Weltkriege und entscheidende Durchbrüche in der Medizin geprägt war – wie die Einführung des Penicillin oder die drastische Senkung der Mortalitätsrate durch Tuberkulose. Gleichzeitig gab und gibt es aber immer wieder neue pneumologische Herausforderungen, etwa die wachsende Zahl von Asthmapatienten und die starke Zunahme von Lungenkrebs.

1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020

3.500

4.000

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

0

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👥👥

Mitgliedszahlen der Deutschen Gesellschaft für

Pneumologie und Beatmungs-medizin e.V. und ihrer

Vorgängergesellschaften

Mitglieder der DGP nach Alter

Mitgliedsarten

<35 35–44 45–54 55–65 >65

15 Studierende

124 Mitglieder im Ruhestand230 Mitglieder unter 35

56 Mitglieder Industrie

979 Mitglieder (Praxis & Chefarzt & ltd. Oberarzt)1.889 Mitglieder

11 Korrespondierende Mitglieder

31 Ehrenmitglieder

523 Gesundheitsfachberufe

5 Fördermitglieder

Männlich & Weiblich Praktizierend* & Ruhestand

33 %80 %67 %

4 %

*Praktizierend nur ärztliches Personal

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Die DGP👥

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Gemeinsam können wir mehr erreichen. Diesem Gedanken folgend, kooperiert die DGP mit ver- schiedenen Organisationen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Die Koopera- tion mit anderen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften – insbesondere auch der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie – und pneumologischen Verbänden – wie dem Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner und dem Verband Pneu-mologischer Kliniken – stärkt die Positionen der einzelnen Beteiligten und erleichtert es, gemein-same Ziele zu verwirklichen.

Hier seien beispielhaft die Initiative der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin zum Thema „Klug entscheiden“ ebenso wie ein Grundsatzpapier der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krank-heiten genannt. Die intensive Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V., dem neben der DGP u.a. die Deutsche Krebshilfe, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Herzstiftung angehören, führt zu regelmäßigen Stellungnahmen in Bezug auf Tabakprävention.

Einer der Schwerpunkte der Arbeit der DGP liegt in der Öffentlichkeitsarbeit, um über Ursachen, Folgen und Therapien von Lungenerkrankungen zu informieren. Dazu gehört die Etablierung eines neuen Außenauftritts und einer modernen Web- seite, die die wissenschaftlich fundierten Publika- tionen auch professionell gestalterisch darstellt.

Gesundheitspolitische Fragestellungen, insbeson- dere zur Prävention von Lungenerkrankungen, werden ebenfalls regelmäßig aufgegriffen. Dies beinhaltet auch die Beantwortung von Anfragen von Politik und Presse zu unterschiedlichen As-pekten der Pneumologie, von Patienten, denen kompetente Ansprechpartner vermittelt werden, und das Verfassen von Stellungnahmen zu gesund- heitspolitischen Vorhaben und medizinischen Themen. Pressemeldungen zu aktuellen Fragen, Pressekonferenzen, insbesondere im Umfeld des Jahreskongresses, und zahlreiche Interviews mit Expertinnen und Experten der DGP sprechen für die Resonanz in den Medien. Das jeweilige Kongressprogramm bietet thematische Anknüp-fungspunkte, die Journalisten und Journalistinnen zur Berichterstattung motivieren.

Ein Schreiben der DGP zur Tabakaußenwerbung, welches von über 130 Medizinprofessorinnen und -professoren unterschrieben wurde, ging an alle Bundestagsabgeordneten der Regierungs- koalition und weitere Entscheidungsträger.

Dank der seit 2015 bestehenden und für zunächst sechs Jahre geltenden Kooperation mit der ERS kommen DGP-Mitglieder in den Genuss eines deutlich reduzierten Mitgliedsbeitrags in der ERS. Ebenso führt der enge Kontakt zu unseren öster- reichischen und schweizerischen Partnergesell- schaften zu einem länderübergreifenden Aus- tausch und erfolgreichen Fortbildungsangeboten.

Auch mit Patientenorganisationen arbeiten wir eng zum Wohl der Betroffenen zusammen. Das Spektrum der Themen, die wir mit unseren Part- nern bearbeiten, reicht von der Grundlagenfor- schung über die Selbstbestimmtheit von Patienten bis hin zur Beteiligung an Kongressen und Fort-bildungsveranstaltungen.

2016 haben 116 Medienvertreter am DGP- Kongress teilgenommen; die vorab verschickten Pressemeldungen wurden an bis zu 4.500 Medien- adressen versandt, 583 Beiträge sind in Print- und Fachmedien, Fernsehen und Hörfunk zwischen dem 13.2.2016 und dem 18.4.2016 erschienen. Hierunter waren u.a. mehrfach die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Mitteldeutsche Rund-funk, Deutschlandradio und die Ärztezeitung.

Dies machte sich auch in der Resonanz im weiteren Verlauf des Jahres 2016 bemerkbar: Von DIE ZEIT über die Neue Züricher Zeitung bis zur ARD, von der Deutschen Presseagentur über Focus und die FAZ bis zur Frau im Spiegel, vom Bayeri-schen Rundfunk bis zu RTL kamen Anfragen und wurden Interviewpartner gesucht.

Zukünftig ist die Pressearbeit weiter zu professio- nalisieren, sodass ein ständiger Ansprechpartner für die Medien zur Verfügung steht. Die DGP ist hier aufgefordert, aktiv ihre Botschaften zu platzieren.

Kooperationen

Die DGP in Öffentlichkeit und Politik

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Die DGP👥

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Laufende Verfahren und Stellungnahmen der DGP

aus dem Jahr 2016Gesetzentwurf zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Gefahren des Konsums von elektronischen Zigaretten und elektronischen Shishas an den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestags

Gemeinsame Stellungnahme mit DGIM und DGI zum Beschlussentwurf der STIKO zur Aktualisierung der Pneumokokken-Impfempfehlungen für Senioren (Standardimpfung ab 60 Jahren) an die Ständige Impfkommission (STIKO)

Therapieempfehlung metastasiertes nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom

Stellungnahme zur AWMF-Regel für das Leitlinienregister

Stellungnahme und Anhörung zur Richtlinie DMP-Anforderungen an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)

Nicht mengenanfällige Leistungen nach KHSG an die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)

Teilnahme DGP-Vertreter Mepolizumab

Gemeinsame Stellungnahme zum Beschlussentwurf der STIKO zur Aktualisierung der Empfehlung zur Indikationsimpfung gegen Pneumokokken für Risikogruppen an die STIKO

Stellungnahme und Anhörung Ramucirumab (Lungenkarzinom) an den G-BA

Stellungnahme Planungsrelevante Qualitätsindikatoren an das IQTIG

Stellungnahme und Anhörung Verfahren zur Lungenvolumenreduktion beim schweren Lungenemphysem an das IQWIG

Stellungnahme Afatinib (NSCLC mit Plattenepithelhistologie) an den G-BA

Aufruf von über 130 Medizinprofessoren/-innen zum Verbot der Tabakaußen-werbung an die Mitglieder der Regierungsfraktionen im Deutschen Bundestag und weitere Entscheidungsträger

Positionspapier zum Telemonitoring bei schlafbezogenen Atmungsstörungen

Stellungnahme und Anhörung zur Erstfassung der Regelungen für ein gestuftes System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern an den G-BA

Stellungnahme und Anhörung Pembrolizumab an den G-BA

Resolution(en) hinsichtlich des bevorstehenden Ablaufdatums des Abkommens mit Philip Morris International (PMI) an die Mitglieder des Europäischen Parlaments

Novellierung GOÄ an die Bundesärzekammer (BÄK)

Entwurf eines Gesetzes zum Transplantationsregister (Transplantations-registergesetz – TxRegG) an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

2016

2017

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Die DGP👥

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Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

Die wissenschaftlichen Sektionen sind das Rückgrat der wissenschaft-

lichen Arbeit der DGP. Hier werden die neuesten Erkenntnisse aus

Forschung und Praxis aus derzeit 15 Themengebieten zusammen-

getragen, fachlich diskutiert, aufbereitet und weitergegeben. Die

Sektionen bereiten Publikationen vor, sind an der Ausarbeitung von

Empfehlungen und Leitlinien beteiligt und stehen dem Vorstand

bei sämtlichen wissenschaftlichen Fragestellungen unterstützend

und beratend zur Seite. Zu ihren Hauptaufgaben gehört auch, die

DGP-Jahrestagungen aktiv mitzugestalten, jeweils vermittelt über

Vertreter in der Programmkommission. Das übergeordnete Ziel

der Sektionen besteht darin, Mitglieder mit gleichen Interessens-

gebieten und Forschungsbereichen zu vernetzen und ihnen die

Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen und zu verständigen. Auch

Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler finden hier

ein forderndes und förderndes Forum.

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Wichtiges Beispiel ist das Asthma bronchiale, die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Das stetig wachsende pathophysiologische und immunologische Verständnis hat hier in den letzten Jahren zu neuen medikamentösen Behand- lungsoptionen geführt. Auch bei der Pathogenese chronisch-entzündlicher Erkrankungen wie der COPD und bei chronisch-interstitiellen Lungen- erkrankungen spielt die Dysregulation des Immunsystems eine zentrale Rolle, die bisher allerdings weniger gut verstanden ist.

Unsere Sektion bringt den aktuellen Kenntnis-stand der Allergologie und Immunologie mit dem breiten Spektrum der Lungenerkrankungen in Zusammenhang – wissenschaftlich fundiert und für Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der ärztlichen Tätigkeit.

Auch die endoskopische Gewinnung von Proben- material für mikrobiologische, zytologische und histologische Untersuchungen ist für die Diagnos- tik wesentlich. Bronchoskopie und Thorakoskopie sind unverzichtbare therapeutische Instrumente. Aktuell am relevantesten unter den zahlreichen Verfahren sind hier Elektrokoagulation, Elektro- kauter, Argonplasmabeamer, Kryotherapie, Kryo- resektion, Stent-Implantation und photodyna-mische Therapie. Über ihr angestammtes Gebiet – die Tumorentfernung – hinaus gewinnt die bronchoskopische Therapie inzwischen bei der Behandlung obstruktiver Lungenerkrankungen wie dem Emphysem, der COPD und dem Asthma bronchiale immer mehr Bedeutung.

Allergologie und Immunologie

Endoskopie

Besonderes Augenmerk legen wir auf die Umsetz- barkeit dieser Erkenntnisse bei der praktischen Arbeit im Krankenhaus und in der Versorgung durch niedergelassene Fachärzte.

Vor allem bei der Regulation von Immunantwor-ten sowie der Interaktion des Immunsystems mit dem Mikrobiom und mit Umwelteinflüssen sind neue Erkenntnisse in der Wissenschaft von klinischer Relevanz. Das Ziel der Sektion ist es, die Zusammenarbeit zwischen praktisch tätigen Pneumologen, wissenschaftlich tätigen Ärzten und Naturwissenschaftlern zu fördern und damit die allergologische und immunologische For-schung und Patientenversorgung zu verbessern.

In unserer Sektion wird der Stand der Dinge im Bereich Endoskopie auf wissenschaftlicher Basis aufgearbeitet und diskutiert. In Krankenhäusern und Arztpraxen tätigen Pneumologinnen und Pneumologen alle Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen, gehört zu unseren Hauptaufgaben. Darüber hinaus soll der Forschungsnachwuchs bei uns die Möglichkeit finden, Ergebnisse vorzustellen, zu diskutieren und so die ersten wissenschaftlichen Schritte zu gehen.

Sektion 1

Sektion 2

Sprecher: Prof. Dr. med. Christian Taube,

Leiden

Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. med. Marco Idzko,

Freiburg

Allergologische und immunologische Erkrankungen wirken sich oft auf die Lunge und die Atemwege aus. Eine große Anzahl an Patienten und Patientinnen ist von diesen Krankheiten betroffen.

Sprecher: Prof. Dr. med. Ralf Eberhardt,

Heidelberg

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Manfred Wagner,

Nürnberg

Als wichtiges diagnostisches Verfahren ist die Endoskopie schon lange eine zentrale Säule der Pneumologie. Moderne Technologien wie die HD-Technik ermöglichen es heute, die Lunge genau zu betrachten und sehr präzise zu beurteilen.

510 Mitglieder

474 Mitglieder

25+7519+81

29+7122+78

Weiblich Männlich

PassivAktiv

PassivAktiv

Weiblich Männlich

<35

35–44

45–54

55–65

>65

15 %

4 %

26 %

37 %

18 %

<35

35–44

45–54

55–65

>65

26 %

6 %

36 %

24 %

8 %

Geschlecht

*Mitglieder mit aktivem Wahlrecht sind bei Wahlen und Abstimmungen stimmberechtigt. Mitglieder mit passivem Wahlrecht sind darüber hinaus als Sprecher, Stellvertreter und Sprecher in der Programmkommission wählbar.

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht*

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

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Das Themengebiet weist innerhalb der Pneumo-logie eine starke Dynamik auf. Zwei der Gründe hierfür sind die Entdeckung neuer Pathogene wie SARS, MERS und des Influenzavirus H5N1 sowie die sich ausweitende Problematik antibiotika- resistenter Bakterien. Im Fokus unserer Sektion steht unter anderem die Tuberkulose, die in jüngs- ter Zeit in Deutschland wieder häufiger auftritt. Wir legen besonderen Wert darauf, die Kollegen aus Klinik, Niederlassung und öffentlichem Gesundheitswesen, die sich schwerpunktmäßig mit diesem bedeutenden Krankheitsbild beschäf- tigen, in die Tätigkeit unserer Sektion einzube-ziehen.

Infektiologie und Tuberkulose

Da es bei den pulmonalen Infektionen mannig-faltige Berührungspunkte gibt, kooperieren wir erfolgreich mit vielen anderen wissenschaftlichen Sektionen in der DGP. Um die Sektionsarbeit weiterhin zielführend und zukunftsweisend gestalten zu können, fördern wir ausdrücklich das Engagement des ärztlichen und wissenschaft- lichen Nachwuchses in unserem Bereich.

Sektion 4

Sprecher: PD Dr. med. Daniel Drömann,

Lübeck

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Felix Ringshausen,

Hannover

Von der unkomplizierten Bronchitis bis hin zum bakteriell bedingten Lungenversagen – die Sektion Infektiologie und Tuberkulose befasst sich mit allen Aspekten pulmonaler Infektionen und der damit verbundenen Erregerabwehr.

Lungenerkrankungen sind ein wesentlicher Berührungspunkt dieser Disziplinen. Ob und in welchem Maße Luftverschmutzung in der Umwelt insgesamt oder im Besonderen am Arbeitsplatz ursächlich für Lungenkrankheiten ist, lautet hier nur eine von zahlreichen gemeinsamen Fragen. Ein Hauptziel unserer Sektion besteht deshalb darin, die vier eigenständigen wissenschaftlichen Fachdisziplinen zusammenzuführen und im Hin- blick auf das Organ Lunge im Dialog zu vereinen.

Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin

Wir verfolgen somit einen transsektoralen Ansatz mit Schwerpunkt auf der Arbeitsmedizin. Umfang, Vorkommen und Prävention von Lun-generkrankungen im Arbeitsumfeld sind dabei ein zentraler Aspekt. Hier und in allen anderen Bereichen sehen wir eine unserer wichtigsten Aufgaben darin, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus unseren vier Fachgebieten den in Klinik und Praxis tätigen Pneumologinnen und Pneumologen zu vermitteln.

Sektion 3

Sprecherin: Dr. med. Nicola Kotschy-Lang,

Falkenstein

Stellvertretende Sprecherin: Dr. med. Cordula Bittner,

Hamburg

Die Sektion 3 umfasst die vier präventivmedizinischen und wissenschaftlich orientierten Disziplinen Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umweltmedizin und Sozialmedizin.

187 Mitglieder

480 Mitglieder

18+82

23+77

Weiblich Männlich

Weiblich Männlich

21+79

22+78

PassivAktiv

PassivAktiv

<35

35–44

45–54

55–65

>6529 %

37 %

23 %

8 %

2 %

<35

35–44

45–54

55–65

>6513 %

26 %

30 %

25 %

7 %

Geschlecht

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

🔬12

s

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Wir widmen uns einer Reihe an klinischen und wissenschaftlichen Themenschwerpunkten, die sich von Lungenarterienembolie und den kardi-alen Komorbiditäten bei Lungenerkrankungen über die pulmonalen Folgen kardialer Erkrankun- gen bis hin zu Belastungstests, Rechtsherzkatheter und Echokardiographie erstrecken. Ein besonderer Fokus der Sektion liegt auf der pulmonalen Hyper- tonie, zu deren Diagnostik und Therapie wir Empfehlungen erarbeiten und publizieren. Wir veranstalten regelmäßig Sektionstreffen, aktuell im Frühjahr im Rahmen des DGP-Jahreskongres- ses, und im Herbst, ausgerichtet vom amtierenden Sektionssprecher und seiner Stellvertreterin.

Kardiorespiratorische Interaktion

Nicht nur dort ist das Ziel unserer Sektion, im Bereich der kardiorespiratorischen Interaktionen den klinischen und wissenschaftlichen Austausch zu ermöglichen und zu fördern. Wichtig ist uns dabei auch, den pneumologischen Nachwuchs einzubinden, zu unterstützen und weiterzubilden, zum Beispiel durch Postgraduiertenkurse oder den Posterpreis der Sektion.

Sektion 6

Die Sektion Kardiorespiratorische Interaktion beschäftigt sich mit den engen wechselseitigen Beziehungen zwischen der Lunge und dem Herz-Kreislaufsystem.

Bei Auftreten eines Atmungsversagens kommt der Beatmung – sei es in invasiver oder in nicht- invasiver Form – eine existenzielle Bedeutung zu. Auch extrakorporale Verfahren zur Unterstüt-zung der Lunge gewinnen an Relevanz. Darüber hinaus spielt die Beatmungsentwöhnung (Wea-ning) eine wichtige Rolle bei langzeitbeatmeten Patienten. Deshalb betrachten wir es als zentrale Aufgabe unserer Sektion, die Pneumologie fest in der internistischen Intensivmedizin zu veran- kern und die Intensiv- und Beatmungsmedizin als unverzichtbares Instrument in der pneumo-logischen Weiterbildung zu etablieren. Neben Ärztinnen und Ärzten laden wir assoziierte Berufsgruppen wie Atmungstherapeuten, Pflege-kräfte und Physiotherapeuten ein, aktiv bei uns mitzuarbeiten.

Intensiv- und Beatmungsmedizin

Das Ziel, die Qualität von Beatmungstherapie und Weaning auf Intensivstationen zu verbessern, möchten wir konsequent und effektiv verfolgen. Hierfür kooperieren wir eng mit anderen wissen- schaftlichen Sektionen der DGP. Bei der Akkredi-tierung und Zertifizierung der Weaning-Zentren im Kompetenznetzwerk WeanNet unterstützt die Sektion 5 das Institut für Lungenforschung. Zudem sind wir bestrebt, die Grundlagenforschung und die klinisch-wissenschaftliche Auseinanderset-zung mit der Intensiv- und Beatmungsmedizin weiter voranzutreiben.

Sektion 5

Ein Großteil der Patienten, die auf internistischen Intensivstationen behandelt werden, leidet unter Beeinträchtigungen der Atmung und Störungen der Lungenfunktion.

Sprecher: Dr. med. Michael Westhoff,

Hemer

Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. med. Stefan Kluge,

Hamburg

Sprecher: Prof. Dr. med. F. Joachim Meyer,

München

Stellvertretende Sprecherin: Prof. Dr. med. Heinrike Wilkens,

Homburg

686 Mitglieder

335 Mitglieder

30+70

20+80Weiblich Männlich

Weiblich Männlich

27+73

27+73

PassivAktiv

PassivAktiv

<35

35–44

45–54

55–65

>65

29 %

9 %

38 %

21 %

4 %

<35

35–44

45–54

55–65

>65

22 %

6 %

36 %

28 %

9 %

Geschlecht

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

🔬13

s

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Die physiologischen Grundlagen der Atmung im Wachzustand und im Schlaf sind unterschiedlich. Wie bedeutend diese Unterschiede sind, wird erst in den letzten Jahren in der Medizin stärker gewürdigt. Viele Lungenerkrankungen bewirken eine Verschlechterung des Schlafs und damit auch eine Verminderung der Lebensqualität und eine Beeinträchtigung der Immunabwehr. Hypoxä-mien, aber auch Hypoventilationssyndrome tre- ten häufig gerade im Schlaf auf bzw. werden zuerst im Schlaf erkennbar.

Daher stellt für die Behandlung der Ateminsuf-fizienz oftmals gerade der Schlaf eine kritische Episode dar. Die schlafbezogenen Atmungsstö-rungen, vor allem die obstruktive Schlafapnoe, müssen als Volkskrankheiten betrachtet werden, die mit gravierenden Symptomen am Tag ein-hergehen und zu kardiovaskulären Folgeerkran-kungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.

Schlafmedizin

Ziel der Sektion Schlafmedizin ist die wissen-schaftliche Beschäftigung mit allen Aspekten des Schlafs im Hinblick auf Atmung und Lungener-krankungen. Eine Zusammenarbeit mit Hausärz-ten, mit niedergelassenen und im Krankenhaus tätigen Internisten aller Subdisziplinen, mit Schlaf- und Intensivmedizinern ist hierfür unabdingbar. Die meisten Schlafstörungen können heute gut behandelt werden, zum Beispiel mit Beatmungs-techniken. Ein weiterer Schwerpunkt der Sektion besteht darin, die Rahmenbedingungen für die Schlaf- und Beatmungsmedizin in der ambulanten und stationären Lungenheilkunde zu verbessern.

Sektion 8

Leben auf der Erde war schon immer dem Wechsel von Tag und Nacht unterworfen. Fast alle Lebensvorgänge unterliegen einem circadianen Rhythmus. Schlaf ist für regenerative Prozesse im Organismus von hoher Bedeutung.

Im Vordergrund stehen aktuelle Themen der Pneumologie in Bezug auf Pathogenese, Diagnos- tik, Differentialdiagnostik und Therapie. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenzu-führen, zu präsentieren und in die klinische Tätig- keit zu integrieren, ist das Ziel unserer Sektion. Innerhalb der DPG ist die Sektion Klinische Pneu- mologie ein wichtiges Bindeglied zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Sektionen, fungiert aber auch als Schnittstelle zu anderen medizinischen Fachgebieten.

Klinische Pneumologie

Dementsprechend richten wir uns an alle Pneu-mologen und pneumologisch interessierten Ärzte in Praxen und Kliniken. Die Interdisziplinarität in der täglichen ärztlichen Arbeit zu berücksich-tigen und zu vertiefen, genießt in der Sektion Klinische Pneumologie einen hohen Stellenwert. Beheimatet in unserer Sektion sind auch der Bereich seltene Lungenerkrankungen, die Pallia- tivmedizin und die Geriatrie, die zu allen Sub-spezialisierungen der Pneumologie Berührungs-punkte haben.

Sektion 7

Die Sektion Klinische Pneumologie bildet das Fachgebiet der Pneumologie in seiner gesamten klinischen Breite und als ganz-heitlich denkendes Fachgebiet ab.

Sprecher: Prof. Dr. med. Jens Schreiber,

Magdeburg

Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. med. Michael Kreuter,

Heidelberg

Sprecher: PD Dr. med. Georg Nilius,

Hagen-Ambrock

Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. med. Kurt Rasche,

Wuppertal

1208 Mitglieder

467 Mitglieder

30+70

24+76

Weiblich Männlich

Weiblich Männlich

40+60

29+71

PassivAktiv

PassivAktiv

<35

35–44

45–54

55–65

>65

9 %

26 %

31 %

24 %

10 %

<35

35–44

45–54

55–65

>6511 %

33 %

35 %

17 %

5 %

Geschlecht

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

🔬14

s

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Die Sektion entstand durch den Zusammenschluss mehrerer Arbeitsgruppen der DGP. Neben klas- sischen Themen wie Lungenfunktionsanalyse treiben wir die Diagnostik von Entzündungs- und Umbauprozessen im Atemtrakt voran. Ein wissen- schaftlicher Schwerpunkt ist zudem die Weiter-entwicklung von Exhalatdiagnostik einschließlich Ionenbeweglichkeitsspektrometrie. Aber auch dem Atemwegskondensat und Methoden, die unter dem Oberbegriff der „elektronischen Nase“ subsumiert werden können, widmen wir uns. Mit dieser innovativen Technik kann in der Atemluft eine Vielzahl von Substanzen nachgewiesen wer-den – und das in geringsten Konzentrationen.

Auf dem Gebiet der Aerosolmedizin, die Spezial-wissen erfordert, fungieren wir als kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen der Inhalations-technologie und unterstützen Schulungsmaß-nahmen.

Pathophysiologie und Aerosolmedizin

Das Erarbeiten pathophysiologischer Konzepte für die Indikationsstellung einer Sauerstoffthera-pie haben wir uns ebenfalls zur Aufgabe gemacht. Gerade die Pathophysiologie ist ein wichtiges Bindeglied zu den anderen wissenschaftlichen Sektionen der DGP und ermöglicht viele sinn- volle und notwendige Kooperationen.

Zahlreiche Symposien und Vorträge auf den DGP- Kongressen zeugen von der produktiven Tätigkeit unserer interdisziplinären Sektion. Diesen Erfolg wollen wir auch in Zukunft fortsetzen.

Sektion 10

Die Atemphysiologie besser zu verstehen, sowohl bei gesunden Menschen als auch bei Patienten mit pulmologischen Erkrankungen, ist das zentrale Ziel der Sektion Pathophysiologie und Aerosolmedizin.

Deshalb nehmen präventive Maßnahmen in der pädiatrischen Pneumologie einen hohen Stellen-wert ein. Darüber hinaus ist die Pädiatrie wissen-schaftlich sehr interessant und aufschlussreich, da hier die Auswirkungen der Interaktion zwischen Umwelt und genetischer Anlage exemplarisch zutage treten. Das gilt sowohl für die Entwicklung allergischer Erkrankungen als auch für andere komplexe Immunfunktionen.

Kinder sind bekanntlich keine kleinen Erwach- senen. So lautet die primäre Zielsetzung unserer Sektion, im großen Fach Pneumologie die gene- tischen, entwicklungsbiologischen und pädiatri-schen Aspekte zu vertreten.

Pädiatrische Pneumologie

Dank der Einführung der mehrjährigen Zusatz-weiterbildung „Pädiatrische Pneumologie für Pädiater“ ist es bereits gelungen, dieses wichtige Spezialgebiet der Kinder- und Jugendmedizin auf eine neue Stufe zu heben. Auch künftig sieht die Sektion 9 ihre Schlüsselrolle darin, eine frucht- bare Synthese zwischen Kinder- und Erwachsenen- pneumologie zu befördern. Von großem Nutzen ist hier unsere enge Kooperation mit der Gesell-schaft für Pädiatrische Pneumologie e.V. (GPP).

Sektion 9

Eine Reihe von chronischen Erkrankungen der Atemwege hat ihren Ursprung in der Kindheit – mit Asthma bronchiale und allergischer Rhinitis als den am weitesten verbreiteten Beispielen.

Sprecher: Prof. Dr. med. Philippe Stock,

Hamburg

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Oliver Fuchs,

München

Sprecher: Prof. Dr. med. Andreas

Rembert Koczulla, Marburg

Stellvertretende Sprecherin: Dr. med. Verena Knipel,

Köln

111 Mitglieder

163 Mitglieder

33+67

23+77

Weiblich Männlich

Weiblich Männlich

31+69

23+77

PassivAktiv

PassivAktiv

<35

35–44

45–54

55–65

>65

20 %

3 %

18 %

38 %

21 %

<35

35–44

45–54

55–65

>65

20 %

4 %

31 %

29 %

17 %

Geschlecht

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

🔬15

s

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Sie ist evidenzbasiert, in nationalen sowie interna- tionalen Leitlinien und Empfehlungen verankert und wird heute bei fast allen chronischen Lun- generkrankungen als unverzichtbarer Bestandteil des Behandlungsprozesses angesehen. Ziele der pneumologischen Rehabilitation sind, den psy- chischen und physischen Zustand von Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen zu verbessern und ein anhaltendes gesundheitsbe-wusstes Verhalten zu fördern.

Unsere Sektion engagiert sich zum einen dafür, die Bedeutung der Rehabilitation qualitativ hoch- wertig wissenschaftlich zu untermauern.

Rehabilitation, Prävention und Tabakkontrolle

Zum anderen wollen wir – dem in der Sozialgesetz- gebung verankerten Recht auf Rehabilitation entsprechend – Ärzte und Kostenträger von einer patientenorientierten Verordnung und Kosten-übernahme überzeugen.

Präventive Maßnahmen reichen vom Lungen-sport über den Besuch von Selbsthilfegruppen und Nichtrauchertraining bis hin zu Schulungen über die Erkrankung. Besondere Bedeutung hat hier die Tabakkontrolle, der eine eigenständige Arbeits- gruppe innerhalb der Sektion 12 gewidmet ist.

Sektion 12

Die pneumologische Rehabilitation ist eine für viele chronische Atemwegserkrankungen notwendige therapeutische Maßnahme.

Das Bronchialkarzinom ist eines der klassischen Krankheitsbilder der Pneumologie, mit dem Ärzte und Ärztinnen unseres Fachgebiets immer wieder konfrontiert sind. Einen deutlichen Fortschritt brachten neue Zytostatika, Immuntherapeutika und andere innovative Behandlungsverfahren so- wie präzisere diagnostische Methoden. Die rasche wissenschaftliche und therapeutische Entwick-lung in der pneumologischen Onkologie prägt die Tätigkeit unserer Sektion und wird von uns weiter vorangetrieben.

Pneumologische Onkologie

Wir erstellen Leitlinien, Positionspapiere und Empfehlungen und organisieren Fortbildungen – mit dem Ziel, den aktuellen Kenntnisstand an unsere Kolleginnen und Kollegen in Klinik und Praxis zu vermitteln. Viele Sektionsmitglieder sind an der Erforschung neuer Therapieverfahren in klinischen Studien beteiligt. Die Kooperation mit anderen Fachgesellschaften ist ein wesentli-cher Aspekt unserer von Freude am wissenschaft- lichen Dialog geprägten Arbeit.

Sektion 11

Noch immer gehört Lungenkrebs zu den bösartigsten Tumoren überhaupt. Gerade in den letzten Jahren gab es aber wichtige Fortschritte bei der differenzierten Diagnostik und Behandlung des oft tödlichen Bronchialkarzinoms.

Sprecher: Prof. Dr. med. Christian Schumann,

Kempten-Oberallgäu

Stellvertretender Sprecher: PD Dr. med. Niels Reinmuth,

Gauting

Sprecherin: Dr. med. Heike Buhr-Schinner,

Schönberg-Holstein

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Marc Spielmanns,

Leverkusen

474 Mitglieder

202 Mitglieder

27+73

33+67

Weiblich Männlich

Weiblich Männlich

29+71

34+66

PassivAktiv

PassivAktiv

<35

35–44

45–54

55–65

>65

7 %

18 %

40 %

27 %

8 %

<35

35–44

45–54

55–65

>65

17 %

6 %

26 %

33 %

18 %

Geschlecht

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

🔬16

s

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Dies galt und gilt insbesondere für den Bereich der Zellbiologie. Denn die verschiedenen in Lunge und Bronchien vorkommenden Zellen sind für die Gesundheit der Atmungsorgane und damit auch für die Entstehung von Lungenerkrankungen von maßgeblicher Bedeutung.

Vor diesem Hintergrund entstand die Sektion Zellbiologie, die eine offene Diskussion über zell-biologische Themen ermöglichen und fördern will. Wir verstehen die Sektion als Plattform für die Grundlagenforschung und als Schnittstelle zur klinischen Pneumologie.

Zellbiologie

Unser Ziel ist es, Kolleginnen und Kollegen aus Krankenhaus und Praxis für die wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Zellbiologie zu begeistern und ihnen die neuesten Erkenntnisse aus der For- schung zu vermitteln. Wissenschaftlern, die auf diesem innovativen Gebiet tätig sind, bieten wir das erforderliche Forum, um sich auszutauschen und Verbindungen zu knüpfen.

Sektion 14

Grundlagenforschung war und ist für die Weiterentwicklung der Pneumologie unabdingbar. Ende der 1980er-Jahre wurde im internationalen Vergleich deutlich: In der Bundesrepublik benötigte das Fachgebiet neue Impulse und ein Forum für die vielen forschungsinteressierten jungen Kolleginnen und Kollegen.

Einerseits von den „klassischen“ Allgemeinchi- rurgen als ein Teil ihres breiten Aufgabengebiets, andererseits von Lungenfachärzten, die operative und konservative Therapie von Lungenerkran-kungen wie Tuberkulose meist in Personalunion leisteten. Die Erweiterung des Operationsspekt-rums und neue technische Möglichkeiten erfor-derten dann eine zunehmende Spezialisierung und eine vollständige Hinwendung zum Gebiet, die 2003 in die Schaffung eines eigenständigen Facharztes für Thoraxchirurgie mündeten. Um dem Rechnung zu tragen, wurde unsere Sektion ins Leben gerufen.

Thoraxchirurgie

Wir sehen uns als Bindeglied und Mittler zwi-schen der DGP und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie – eine wichtige Funktion, die künftig noch an Bedeutung gewinnen wird. Denn operative und konservative Therapie von Erkrankungen der Brustkorborgane rücken wie-der näher zusammen, wie sich an der Gründung der interdisziplinär arbeitenden Lungenkrebs-zentren zeigt.

Sektion 13

Eingriffe am Brustkorb wurden jahrzehntelang vor allem von Ärztinnen und Ärzten aus zwei Disziplinen vorgenommen:

Sprecher: Dr. med. Alessandro Marra,

Bremen

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Stephan Eggeling,

Berlin

Sprecher: Univ.-Prof. Dr. med.

Bernd Schmeck, Marburg

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Holger Müller-Redetzky,

Berlin

86 Mitglieder

138 Mitglieder

19+81

17+83

Weiblich Männlich

Weiblich Männlich

41+59

44+56

PassivAktiv

PassivAktiv

<35

35–44

45–54

55–65

>65

15 %

7 %

40 %

30 %

8 %

<35

35–44

45–54

55–65

>65

22 %

9 %

35 %

28 %

7 %

Geschlecht

Geschlecht

Alter

Alter

Wahlrecht

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

🔬17

s

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Das zeigt sich im klinischen Alltag, wo interdis-ziplinäre und multiprofessionelle Teams Hand in Hand miteinander arbeiten. Deren Bandbreite erstreckt sich von Atmungstherapeuten und Pflegekräften über Physio- und Ergotherapeuten bis hin zu Logopäden, Sportwissenschaftlern und Angehörigen medizinisch-technischer Berufe. Das Anliegen unserer Sektion ist, den Vertreterinnen und Vertretern all dieser nicht-ärztlichen Berufs-gruppen in der DGP eine Heimat und ein Forum zu bieten. Für uns sind die Atmungstherapeuten

Atmungstherapeuten und Gesundheitsfachberufe

Arbeitsgruppen und Taskforces

und die Angehörigen der anderen Gesundheits-fachberufe eine wertvolle Ressource, die wir in der wissenschaftlichen, edukativen und strukturellen Arbeit der DGP vertreten wollen. Neben der Erfor- schung der von diesen Berufsgruppen durchge-führten therapeutischen Maßnahmen besteht das Hauptziel von Sektion 15 darin, Expertenwissen zu sammeln, zu hinterfragen und zu kanalisieren, um es dann über Fortbildungen, Vorträge und Pub- likationen der Fachwelt zugänglich zu machen.

Sektion 15

Die optimale Versorgung von Patienten mit pneumologischen Erkrankungen und Nebendiagnosen ist von Ärztinnen und Ärzten alleine nicht zu leisten.

Sprecher: Thomas Hillmann,

Essen

Die Arbeitsgruppen sind an die wissenschaftlichen Sektionen der DGP angegliedert und ergänzen deren Tätigkeit. Zeitlich unbefristet widmen sich die AGs spezifischen Themenschwerpunkten, zu denen sie mit Symposien, Workshops und Vor-trägen den Jahreskongress der Gesellschaft aktiv mitgestalten – vermittelt durch die jeweiligen Vertreter der Sektionen in der Programmkom-mission. Zudem organisieren die Arbeitsgruppen Fortbildungsveranstaltungen, fördern die wissen- schaftlichen Aktivitäten in ihrem Bereich und bieten dort eine Plattform für die vertiefende Expertise zu Forschungsfragen. Zielsetzung ist zudem, allen interessierten Kolleginnen und Kollegen eine Möglichkeit zum fachlichen Aus-tausch zu geben.

Die Taskforces bearbeiten aktuelle Themen und Fragestellungen, die bis dato noch nicht von den wissenschaftlichen Sektionen abgedeckt sind. Sie werden vom DGP-Vorstand befristet eingesetzt und sind diesem direkt unterstellt. Im Regelfall lösen sie sich nach drei Jahren wieder auf. Hält der Vorstand es für erforderlich, die Bearbeitung ihres Themengebiets fortzusetzen, werden sie als wissenschaftliche Arbeitsgruppe in eine der Sek- tionen integriert oder auf andere Weise innerhalb der DGP institutionalisiert.

364 Mitglieder53+47Weiblich

Männlich

78+22PassivAktiv

Klinische Zytologie

In der Diagnose und Behandlung von Lungenkrebs spielt die Analyse von endoskopisch gewonnenen Gewebeproben und Zellen eine zentrale Rolle. Ins- besondere bei nicht-kleinzelligen Karzinomen haben Fortschritte in der endoskopischen Biopsie- diagnostik, der Molekularpathologie und der Zyto- logie sowie die darauf aufbauenden zielgerichte-ten Therapien die Prognose der Patienten und Patientinnen deutlich verbessert. Die Akzeptanz und das Verständnis zytologischer Untersuchungs- verfahren unter bioptisch tätigen Pneumologen

und Thoraxchirurgen zu fördern, ist ein Ziel der AG Klinische Zytologie. Ein weiteres Anliegen unserer Arbeitsgruppe besteht darin, die techni-schen Verfahren und die diagnostischen Abläufe in der extragenitalen Zytologie zu standardisieren. Wir möchten klinisch tätige Kollegen für die Zytologie interessieren, sie in das Themengebiet einführen und ihnen grundlegende Kenntnisse vermitteln. Um den Nachwuchs zu unterstützen, organisiert die AG Klinische Zytologie eine Aus-bildung bis hin zur Zertifizierung.

Sprecher: Dr. med. Ralf Heine,

Halle/Saale

Stellvertretender Sprecher: PD Dr. med. Lutz Welker,

Großhansdorf

Arbeitsgruppe 2.1

<35

35–44

45–54

55–65

>65

37 %

17 %

35 %

10 %

2 %

Geschlecht

Alter

Wahlrecht

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

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Spiroergometrie

Die AG Spiroergometrie wurde 1989 gegründet und gehört zur Sektion 6: Kardiorespiratorische Interaktion. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, sämtliche Formen der (kardiorespiratorischen) Leistungsmessung und insbesondere die Spiro- ergometrie durch Fortbildungen und wissen-schaftliche Aktivitäten zu fördern. Unserem interdisziplinären Ansatz folgend, wen- det sich die AG an alle Ärztinnen und Ärzte mit Interesse an Pneumologie, Kardiologie, Arbeits- und Sportmedizin. Vertreterinnen und Vertreter von Gesundheitsfachberufen wie MTAs, Atmungs- therapeuten, medizinische Fachangestellte, Phy-sio- und Sporttherapeuten finden bei uns

Palliativmedizin

Die Palliativmedizin setzt die optimale Versor-gung der Patienten mit geändertem Therapieziel fort: Statt einer kurativen Behandlung steht die Linderung der Symptome im Fokus. Pneumolo- gisch tätige Ärzte sind in ihrer täglichen Arbeit mit einer Vielzahl onkologischer und nicht-maligner Erkrankungen konfrontiert, die nicht geheilt werden können. Die Diagnose zu stellen, über die Krankheit und deren Verlauf aufzuklären und die Symptome zu kontrollieren, erfordert sowohl fachliches Know-how als auch Kompetenzen in der Kommunikation mit dem Kranken und seinen Angehörigen. Hierzu hat die AG Palliativmedizin ein Curriculum erarbeitet, anhand dessen pneu-mologisch tätigen Ärzten ein fachbezogenes palliativmedizinisches Basiswissen vermittelt werden kann.

Die Arbeitsgruppe Palliativmedizin hat sich zum Ziel gesetzt, ambulant und stationär tätigen Kolle- gen Therapie- und Weiterbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, sie über die palliativmedizinischen Versorgungsstrukturen zu informieren und die multiprofessionelle Vernetzung zu fördern.

ebenfalls Gelegenheit zum informellen fachlichen Austausch. Der direkte kollegiale Kontakt gewähr- leistet Praxisnähe und unterstützt unser Anliegen, den Einstieg in die Methodik der Leistungsmes-sung zu erleichtern.

Die AG Spiroergometrie organisiert ihre eigene Jahrestagung (immer Ende Januar/Anfang Februar) und hat eine eigene Homepage (www.ag-spiroergometrie.de). Fortbildungsseminare durch Mitglieder unserer Arbeitsgruppe und Tref- fen der Regionalgruppen ergänzen das Angebot.

Die AG Palliativmedizin versteht sich zudem als wichtiges Bindeglied zur Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Mit ihr hat sie einen steten Austausch etabliert, welchen sie fortführen und intensivieren möchte.

Über die Mitglieder der AG Palliativmedizin konnte die DGP aktiv die S3-Leitlinie „Palliativ-medizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung“ sowie die „Nationale Versor- gungsleitlinie COPD“ mitgestalten. Mehrere AG-Mitglieder arbeiten an der Entwicklung organ- spezifischer oder fachgebundener Leitlinienpro-jekte mit (S3-LL Lungenkarzinom, S3-LL Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz, S2k-Leit-linie Prolongiertes Weaning). Zudem haben Mitglieder der AG Palliativmedizin in primär an Pneumologinnen und Pneumologen adressierten Journalen Beiträge zu palliativmedizinischen Themen in der Pneumologie verfasst.

Sprecher: Prof. Dr. med. Joachim Meyer,

München

Dr. med. Michael Westhoff, Hemer

Dr. med. Alexandra M. Preisser, Hamburg

Sprecher: Dr. med. Rüdiger Karpf-Wissel,

Essen

Stellvertretende Sprecherin: Dr. med. Sandra Delis,

Berlin

Arbeitsgruppe 6.1

Arbeitsgruppe 7.1

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

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Tabakprävention und -entwöhnung

Die AG Tabakprävention und -entwöhnung wid- met sich einem der wichtigsten Risikofaktoren für Lungenerkrankungen: dem Rauchen. Unsere Mitglieder sind an der Erstellung und Aktuali-sierung der Leitlinien zur Tabakprävention und Entwöhnung beteiligt und arbeiten selbst in der ambulanten und stationären Versorgung von Rau- cherinnen und Rauchern. Wir entwickeln Rauch- entwöhnungsprogramme und politische Aktivitä-ten. So begleiten wir den Prozess zur Einführung des Operationen- und Prozedurenschlüssels (OPS) „Tabakentwöhnung im stationären Bereich“. In überregionalen Projekten kooperieren wir mit Krankenkassen und Schulen.

Pneumologinnen

Schon seit 2008 besteht die AG Pneumologinnen, die sich explizit an Ärztinnen richtet. Sie ist fester Bestandteil der DGP-Kongresse. Um sich noch besser um die Belange der in der Pneumologie tätigen Frauen zu kümmern und deren Interessen zu vertreten, hat die Gesellschaft unsere Taskforce ins Leben gerufen. Wir organisieren spezielle An-gebote wie Seminare zu den Themen Führungs- skills, betriebswirtschaftliche Grundlagen oder Kommunikation.

Atemmuskeltraining

Die AG Atemmuskeltraining gehört zur Sektion 12: Rehabilitation, Prävention und Tabakkontrolle. Wir informieren über das Atemmuskeltraining (IMT: Inspiratory Muscle Training), beteiligen uns an der Fortbildung verschiedener Berufsgruppen und fördern wissenschaftliche Aktivitäten und Publikationen. Die AG Atemmuskeltraining richtet sich an alle Ärztinnen und Ärzte mit Interesse an dieser adjuvanten Therapieoption. Vertreterinnen und Vertreter von Gesundheitsfachberufen wie MTAs, Atmungstherapeuten, medizinische Fach-angestellte, Physio- und Sporttherapeuten finden bei uns Gelegenheit zum informellen fachlichen Austausch. Auf der AG-eigenen Homepage (www.atemmuskeltraining.com) werden die drei international anerkannten Trainingsmethoden Threshold Load, Stenoseatmung und normokap-nische Hyperpnoe und ihr jeweiliger indikations- spezifischer Einsatz erläutert.

Auf den DGP-Kongressen bietet unsere AG Seminare, Symposien und Postgraduiertenkurse an und nimmt so ihre Aufgaben in der Weiter-bildung wahr. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist die Forschung auf dem Gebiet der Abhängigkeitsentwicklung und -behandlung. Im Mittelpunkt steht hier die Effektivität unter-schiedlicher Entwöhnungsmaßnahmen sowie die Wirksamkeit edukativer Handlungsweisen für Studierende, Ärztinnen und Ärzte und Ange-hörige weiterer Gesundheitsfachberufe. Darüber hinaus sind wir in der Grundlagenforschung aktiv.

Auch so wichtige und interessante Themen wie die Gendermedizin und die Ethik in der Pneu-mologie werden von uns besetzt. Zudem bieten unsere Mitglieder an, den Frauen in der DGP als Mentorinnen zur Seite zu stehen. Ein Ziel der Task- force besteht darin, sowohl für Pneumologen als auch für Pneumologinnen ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das die optimale Vereinbarung von Beruf und Familie zulässt.

Die Inhalte wurden zum einen für Interessierte und Patienten mit allgemeinen Informationen zu Trainingsmethoden, Indikationen und Um- setzung aufbereitet. Zum anderen gibt es weiter-führende Informationen für Expertinnen und Experten. Diese Inhalte bieten relevante Hilfe-stellungen für Personen, die das IMT umsetzen möchten. Enthalten sind eine standardisierte Einführung in das Atemmuskeltraining mit gezielter Anleitung in Form von Textbausteinen sowie Hinweise auf methodisch-didaktische Maßnahmen. Animationen und Darstellungen stehen kostenfrei zum Download bereit. Ferner finden sich Beschreibungen zu den räumlichen und gerätetechnischen Voraussetzungen, super- vidierten Stundeneinheiten und zur konkreten Umsetzung des IMT in Referenzzentren (Deutsch- land, Österreich, Schweiz).

Sprecher: Prof. Dr. med. Tobias Raupach,

Göttingen

Stellvertretender Sprecher: Dr. med. Thomas Hering,

Berlin

Leitung: Dr. med. Iris Koper,

Oldenburg in Holstein

Sprecher: Dr. Oliver Göhl,

Heidelberg

Stellvertretende Sprecherin: Michaela Frisch,

Bad Dürrheim

Arbeitsgruppe 12.1

Taskforce

Arbeitsgruppe 12.2

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

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Studien- und Forschungsgruppen

Von der Untersuchung der Pathobiologie des vi-ral induzierten ARDS über die klinische Prüfung neuer Therapieverfahren in der Beatmungsmedi- zin bis hin zur Analyse des Zusammenhangs zwi- schen Schadstoffbelastung der Luft und Epidemi- ologie von Lungenerkrankungen bei Kindern – viele unserer Mitglieder sind in Forschungsvor-haben und Studiengruppen involviert, häufig in leitenden Positionen. Sie engagieren sich sowohl in der klinischen als auch in der Grundlagenfor- schung, denn beide Bereiche sind in der Pneumo- logie – wie auf allen Gebieten der Medizin – für den Fortschritt unabdingbar. Die DGP unterstützt die verschiedensten Forschungsaktivitäten und fördert den Austausch zwischen den beteiligten Expertinnen und Experten. Dieser Austausch trägt maßgeblich zur Qualität der wissenschaftlichen Arbeit bei und macht Erkenntnisse transparent.

Neben dem CAPNETZ (Kompetenznetzwerk Am- bulant Erworbene Pneumonie) und COSYCONET (German COPD and Systemic Consequences Co- morbidities Network) sind pneumologische Forscher mit großem Erfolg u.a. in die Exzellenz- cluster „Cardio-Pulmonary System“ und „Entzün- dungsforschung“, in DFG-Graduiertenkollegs und Klinische Forschergruppen involviert. Die Sonder- forschungsbereiche „Pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale“ und „Innate Immunity of the Lung: Mechanisms of Pathogen Attack and Host Defence in Pneumonia“ werden ebenfalls von pneumologischen Wissenschaftlern geleitet.

Das im Jahr 2011 gegründete Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) ist eines von sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Im DZL arbeiten über 230 leitende Wissenschaftler und deren Arbeitsgruppen zusammen. Sie kom-men aus 27 auf dem Gebiet der Lungenforschung führenden universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen an fünf Standorten. Das DZL verzahnt Grundlagenforschung, Epidemio-logie und klinische Anwendung. Ziel des Verbun-des ist es, über einen neuartigen integrativen Forschungsansatz Antworten auf offene Fragen in der Erforschung von Lungenkrankheiten zu finden und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose, indivi- dualisierter Therapie und optimaler Versorgung von Patienten zu leisten. Im Fokus der Forschung stehen acht Krankheitsbereiche: Asthma und Al-lergien, COPD, Mukoviszidose/Zystische Fibrose, akute Lungenschäden und Lungenentzündung (Pneumonie), interstitielle Lungenerkrankung (diffus parenchymatöse Lungenerkrankung), Lun- genhochdruck, schwere Lungenerkrankungen im Endstadium und Lungenkrebs.

Wissenschaftliche Sektionen, Arbeitsgruppen und Taskforces

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Publikationen

Als Fachgesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

zählt es zu unseren Kernaufgaben, Empfehlungen und Leitlinien zu

erarbeiten und zu veröffentlichen, die in unserem Fachgebiet die

Standards bei Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation

definieren sollen. Zu aktuellen Themen und Diskussionen, die medi-

zinisch, gesundheitspolitisch oder volkswirtschaftlich relevant sind,

bezieht die DGP zudem in Positionspapieren Stellung und gibt eine

wissenschaftlich fundierte Einschätzung ab – oft gemeinsam mit

anderen Fachgesellschaften und Verbänden. Inhaltliche Treiber für

diese Publikationen, die überwiegend einen Peer-Review-Prozess

durchlaufen, sind unsere wissenschaftlichen Sektionen. Offizielles

Organ der Gesellschaft ist die Zeitschrift „Pneumologie“, ein breit

aufgestelltes anerkanntes Fachmagazin, das wir seit über 70 Jahren

herausgeben.

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Leitlinien

In Deutschland hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachge-sellschaften (AWMF), ein Zusammenschluss aller medizinischen Fachgesellschaften, als Forum für Leitlinien etabliert. Leitlinien bündeln systema-tisch den aktuellen medizinischen Kenntnisstand und liefern evidenzbasierte und praxisorientierte Entscheidungshilfen für Ärztinnen und Ärzte. Die Entwicklung von Leitlinien unter Federführung der DGP erfolgt nach einem von der AWMF exakt definierten Prozess, der ca. zwei Jahre in Anspruch nimmt.

Jedes Mitglied der DGP kann einen Vorschlag zur Erstellung oder Revision einer Leitlinie unterbreiten – die Geschäftsstelle hält dafür ein entsprechendes Formular vor. Nach einer inter-nen Begutachtung entscheiden Vorstand und Leitlinienbeauftragter über die Freigabe eines Leitlinienantrags. Die DGP engagiert sich auch in zahlreichen Leitlinienprojekten, die unter der Federführung anderer Fachgesellschaften entwi-ckelt werden. Dafür werden geeignete Mitglieder aus den Sektionen als Mandatsträger entsendet, die anerkannte Fachleute für das jeweilige The-mengebiet sind. Leitlinien unter Federführung der DGP werden in unserem Publikationsorgan „Pneumologie“ veröffentlicht.

Im vergangenen Jahr wurden eine Reihe wichti- ger Leitlinien publiziert: zu schlafbezogenen Atmungsstörungen, zur Diagnostik und Begutach- tung der Quarzstaublungenerkrankung (Silikose), zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie. Ebenso publi-zierten Mitglieder der DGP wichtige (Therapie-)Empfehlungen für das metastasierte nicht-klein-zellige Lungenkarzinom, zur pulmonalen Hypertonie bei Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler und Positionspapiere zu den hoch-aktuellen Themen Cannabis und elektronische Zigaretten (E-Zigaretten). Besonders hervorzu- heben ist hier ein Papier zur häuslichen Kranken- pflege bei tracheotomierten Patienten, welches gemeinsam mit DIGAB, BdP, DGNI, Hausärztever- band, DIVI und VPK veröffentlicht wurde.

Desgleichen engagieren wir uns im Bereich der Prävention: In enger Kooperation mit dem Deutschen Netz Rauchfreier Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen e.V. unterstützt die DGP die Einführung einer angemessenen Vergü- tung der stationären Tabakentwöhnung im Rah-men des OPS, der amtlichen Klassifikation zum Verschlüsseln von Operationen, Prozeduren und allgemeinmedizinischen Maßnahmen.

S3-Leitlinie Schlafbezogene AtmungsstörungenG. Mayer et al.; Somnologie (2017) 20(Suppl 2): 97.

Die aktualisierte S3-Leitlinie zum Kapitel „Schlaf- bezogene Atmungsstörungen“ stellt ein Update der im Jahre 2009 erschienenen S3-Leitlinie zum Thema „Nichterholsamer Schlaf“ dar und be- schreibt den aktuellen Stand der wissenschaftli-chen Grundlagen im Hinblick auf die Diagnostik und die Therapie der SBAS/OSAS.

Diagnostik und Begutachtung der Berufskrank-heit Nr. 4101 Quarzstaublungenerkrankung (Silikose) der BerufskrankheitenverordnungX. Baur, M. Heger, R.M. Bohle et al. (2016)

Die Leitlinie richtet sich an Ärzte, die Patienten mit Quarzstaublungenerkrankung und solche mit einem Verdacht darauf begutachten. Sie soll auf der Basis des medizinisch-wissenschaftlichen und klinischen Kenntnisstandes Empfehlungen zur Begutachtung der Berufskrankheit Nr. 4101 geben.

Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in InnenräumenG.A. Wiesmüller, B. Heinzow, U. Aurbach et al. (2016)

Das Auftreten von Schimmel in der Wohnung oder am Arbeitsplatz wird gegenwärtig von der Allgemeinbevölkerung als das wichtigste Innen- raumschadstoffproblem angesehen. Diese Leitli- nie soll Ärztinnen und Ärzte darin unterstützen, Patienten, die verstärkt gegenüber Schimmelpil- zen exponiert sind (umgangssprachlich: „Schim-melpilzbelastungen“), aus medizinischer Sicht zu beraten und zu behandeln.

Behandlung von erwachsenen Patienten mit am- bulant erworbener Pneumonie und PräventionS. Ewig, G. Höffken, W.V. Kern et al. (2016)

Die Leitlinie umfasst ein neues und aktualisier-tes Konzept der Behandlung und Prävention von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbe-ner Pneumonie. Sie zeichnet sich aus durch eine Zentrierung auf definierte klinische Situationen, eine aktualisierte Maßgabe der Schweregradbe-stimmung, Empfehlungen zu einer individuali-sierten Auswahl der initialen antimikrobiellen Therapie sowie zur primären und sekundären Prävention.

Aktuell veröffentlichte Leitlinien unter Federführung oder Beteiligung der DGP

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Lehrbuch Pneumologie für Atmungstherapeuten

Seit 2005 werden im Auftrag der DGP Kurse zur „Weiterbildung zum Atmungstherapeuten“ durchgeführt. Inzwischen haben fast 500 Teil-nehmer diese berufsbegleitende Weiterbildung abgeschlossen. Als Ergänzung zum Unterrichts-programm der Kurse entstanden, vermittelt das Buch „Pneumologie – Lehrbuch für Atmungs-therapeuten“ pneumologisches Basiswissen für Atmungstherapeuten, aber auch für Mitarbeiter anderer Gesundheitsfachberufe.

Vorrangiges Ziel war dabei eine möglichst praxis- orientierte Darstellung des gesamten umfang-reichen Lehrstoffs. Auf über 500 Seiten gibt das Lehrbuch einen umfangreichen Einblick in die Diagnostik, Krankheitslehre und Therapie des Fachgebiets. Dabei haben rund 40 Autoren mit ihrem Fachwissen zur Ausarbeitung des Buches beigetragen. Komplettiert werden ihre Beiträge durch fast 200 Fotografien und Grafiken.

Doppelseite aus dem Kapitel „Schlafbezogene

Atmungsstörungen“

Doppelseite aus dem Kapitel „Entwöhnung von

der Beatmung“

Publikationen

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100 Jahre DGP – 100 Jahre deutsche Pneumologie

Die Geschichte der DGP ist auch die Geschichte der Pneumologie in Deutschland. Anlässlich des 100. Geburtstages der DGP im Jahr 2010 zeichnet diese Festschrift die Entwicklung des Faches von der Phthisiologie zu einer modernen Pneumologie nach. Die ersten 50 Jahre standen noch ganz im Zeichen der Tuberkulose. Mit der Eindämmung der Tuberkulose vollzog sich in den zweiten 50 Jahren der DGP ein erheblicher Wandel in der Pneumologie. Asthma, COPD, Lungenkrebs und Lungenentzündung gehören heute zu den Volks-krankheiten.

Angesichts der rasanten wissenschaftlichen Ent- wicklung und Ausweitung des Faches seit den 1980er-Jahren war es geboten, die Struktur und Arbeitsweise der Gesellschaft an diese Verände-rungen anzupassen. Die Einführung von wissen-schaftlichen Sektionen, jährlich stattfindende Kongresse mit umfangreichen Programmen, neue Initiativen wie die Deutsche Lungenstiftung oder der Deutsche Lungentag sowie rasch steigende Mitgliederzahlen prägen das Bild der DGP seit den 1990er-Jahren.

Die Pneumologie ist inzwischen eines der Schwer- punktfächer in der Inneren Medizin. Jedoch ist sie an den Universitäten immer noch deutlich unterrepräsentiert, was Defizite in Forschung und Lehre zur Folge hat.

Neben einem historischen Rückblick unter Ein- beziehung von Originalquellen, biografischen Exkursen und Zeitzeugen-Interviews zeichnet diese Chronik auch ein umfassendes Bild der ak- tuellen Situation der DGP und ihrer vielfältigen Beziehungen zu assoziierten und benachbarten Organisationen in Deutschland und im europäi-schen Ausland. Abgerundet wird die Darstellung durch einen Blick in die Zukunft der deutschen Pneumologie. Eine spannende Zeitreise durch 100 Jahre deutsche Pneumologie, wie sie authenti-scher nicht sein könnte.

Doppelseite aus dem Kapitel „Die DGP im Licht der

politischen Veränderungen“

Publikationen 25

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Fortbildungsakademie

„Die akademische Freiheit ist die Freiheit, so viel lernen zu dürfen,

wie man nur will.“ Diesem Satz von Rudolf Virchow folgend ist ein

Ziel der DGP, die Aus-, Weiter- und Fortbildung im Bereich der

Pneumologie kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Hierfür haben wir unsere Fortbildungsakademie eingerichtet, die

sowohl Medizinern als auch Angehörigen anderer Gesundheitsfach-

berufe ein vielfältiges Programm bietet. An alle Ärzte und Ärztinnen

wenden sich unsere Veranstaltungen zur vorgeschriebenen regelmä-

ßigen Fortbildung und vor allem der jährlich stattfindende Kongress.

Gesundheits- und Krankenpflegern sowie Physiotherapeuten bieten

wir eine fachbezogene Weiterbildung zum Atmungstherapeuten an.

Das Fort- und Weiterbildungsprogramm vermittelt neueste For-

schungsergebnisse und Behandlungsstandards. Ein besonderer Fokus

liegt auf der Schulung der Handlungskompetenz.

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Fort- und Weiterbildungen der DGP

Rückblick 2016

Im vergangenen Jahr hatten zwei von der DGP- Fortbildungsakademie entwickelte strukturierte curriculare Fortbildungen Premiere. Den Auftakt machte im April 2016 das Weiterbildungsseminar „Allergische Erkrankungen“ unter der wissen- schaftlichen Leitung von Frau Professorin Andrea Koch mit über 20 Teilnehmern. Ende Oktober 2016 konnten 18 Teilnehmer zum Weiterbildungs- seminar „Thorakale Onkologie“ in Gauting begrüßt werden. Die wissenschaftliche Leitung hatten die Sektionssprecher Professor Christian Schumann und PD Dr. Niels Reinmuth sowie Professor Rudolf M. Huber. Wir freuen uns darüber, diese beiden Veranstaltungen – neben weiteren – 2017 wieder anbieten zu können. Für rund 20 Fortbildungsveranstaltungen hat die DGP 2016 die Schirmherrschaft übernommen. Als sichtbares Zeichen der Schirmherrschaft stellen wir unser DGP-Logo zur Verfügung.

Zusätzlich unterstützen wir diese Veranstaltungen durch einen Eintrag in unseren Kalender und eine entsprechende Rundmail an unsere Mitglieder.

Mit dem Relaunch des neu gestalteten DGP- Internetportals www.pneumologie.de Ende 2016 wurden sämtliche Webseiten-Dokumente zu den strukturierten curricularen Fortbildungen sowie der Vorlesungsreihe Pneumologie überarbeitet.

Ungebrochen ist die Nachfrage nach unseren Weiterbildungskursen zum Atmungstherapeuten. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen freien Kursplatz an einem der sieben Weiterbildungs-zentren beträgt etwa zwei Jahre. Besonders stark stieg die Anzahl der Bewerber aus dem Bereich der ambulanten Intensivpflege an. Aktuell laufen Gespräche über die Einrichtung eines weiteren Weiterbildungszentrums, um dem Bedarf gerecht zu werden.

Das Fort- und Weiterbildungsprogramm basiert auf neuesten Forschungsergebnissen, Leitlinien und Empfehlungen der DGP. Die Weiterbildungs- veranstaltungen werden von Experten und Exper- tinnen der jeweiligen Wissensfelder abgehalten. Peer-reviewed Curricula garantieren einen hohen Qualitätsstandard. Aktuell werden die Weiter- bildungskurse Allergische Erkrankungen und Thorakale Onkologie jeweils einmal jährlich ange- boten. Weitere Kurse – auch in neuen Formaten – sind in Vorbereitung. Auf unserer Webseite fin-den Sie umfangreiches Material zum Download.

Ebenso ist die Leiterin der Fortbildungsakademie, Frau Dr. Ortrud Karg, beauftragt die DGP bei der Weiterentwicklung der Weiterbildungsordnung gemeinsam mit einer Reihe engagierter Kolle-ginnen und Kollegen zu vertreten. Der Deutsche Ärztetag hat die Bundesärztekammer aufgefordert, eine kompetenzbasierte Novellierung der (Mus-ter-) Weiterbildungsordnung vorzunehmen, die derzeit in Bearbeitung ist. Das Novellierungsver-fahren bezieht die Fachgesellschaften, Berufsver-bände und Dachverbände ein und wird in einem Bund-Länder-Abstimmungsverfahren zwischen den Landesärztekammern und der Bundesärzte-kammer beraten.

In diesem Themenfeld finden derzeit auch wei- tere Ausbildungsaktivitäten statt (z.B. die Beteili- gung an der DGIM-Aktion „Klug entscheiden“ sowie die Teilnahme am Nationalen Kompetenz-basierten Lernzielkatalog). Dieses Engagement wird auf europäischer Ebene im Educational Fo-rum der ERS, bei der Durchführung von HERMES (= Harmonized Education in Respiratory Medicine for European Specialists)-Trainingsprüfungen auf dem Jahreskongress der DGP und bei der Einfüh- rung von Respiratory Training Centres in Deutsch- land fortgeführt.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nach-wuchses auf dem Gebiet der Pneumologie durch Preise und Stipendien ist ein weiterer Schwer-punkt unserer Arbeit. Die Geschäftsstelle der DGP bietet auf der Webseite der Gesellschaft zudem Informationen zu Fragen der Weiterbildung an und stellt Kontakte zu Ärztekammern und Weiter- bildungsbefugten her. In Deutschland sind für alle Angelegenheiten ärztlicher Weiterbildung die Landesärztekammern als Körperschaften des Öffentlichen Rechts zuständig. Die von der Bun-desärztekammer erarbeitete (Muster-) Weiterbil-dungsordnung hat für die Landesärztekammern nur empfehlenden Charakter.

2014 (seit 6/2014)

2014

2014

2015

49

98

70

121

68

93

160

100

93

2015

2015

2016

2016

2016

Bewerbungen

Weiterbildung zum Atmungstherapeuten

Kursbeginner

Absolventen

Fortbildungsakademie 27

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Veranstaltungen

Für über 20 Veranstaltungen, darunter die Jahrestagungen der pneu-

mologischen Regionalgesellschaften oder die Pneumo-Updates, hat

die DGP 2016 die Schirmherrschaft übernommen. Mit einer Schirm-

herrschaft unterstützt die DGP wissenschaftliche Veranstaltungen:

Kongresse, Symposien und Workshops, Fort- und Weiterbildungs-

veranstaltungen sowie Veranstaltungen auf berufs-, gesundheits-,

medizin- oder wissenschaftspolitischem Gebiet. Kriterien, die dafür

erfüllt sein müssen, sind wissenschaftliche Qualität, Unabhängigkeit

und Transparenz, die für uns als medizinische Fachgesellschaft zum

Selbstverständnis gehören. Als sichtbares Zeichen der Schirmherr-

schaft stellen wir unser DGP-Logo zur Verfügung. Zusätzlich unter-

stützen wir die Veranstaltungen durch einen Eintrag in unseren

Kalender und eine entsprechende Information an unsere Mitglieder

über unseren elektronischen Newsletter.

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Preise der DGP

Die DGP vergibt jedes Jahr zwei Forschungspreise und vier Posterpreise. Die Forschungspreise wür-digen jeweils die beste klinisch-therapeutische Arbeit und die beste wissenschaftliche Arbeit in der Grundlagenforschung. Sie sind mit je 10.000 Euro dotiert. Zudem werden die Preisträger und ihre Publikationen in unserer Zeitschrift „Pneu-mologie“ vorgestellt und auf der Website der DGP genannt. Als Jury fungieren unabhängige Gutach- ter aus den Reihen der DGP. Die Ausschreibung für die Forschungspreise wird

jedes Jahr neu auf unserer Website und in der „Pneumologie“ veröffentlicht. Die Posterpreise werden aus den für den jeweiligen Pneumologie- Kongress eingereichten Postern von einer Jury ausgewählt. Sie sind mit bis zu 2.000 Euro für den ersten Preis dotiert. Überreicht werden die begehrten Forschungs- und Posterpreise im Rah-men der Eröffnungs- und der Preisverleihungs-veranstaltung des Jahreskongresses der DGP.

Forschungspreisträger 2016

Beste klinisch-therapeutische Arbeit:Dr. med. Benjamin Waschki, HamburgDisease Progression and Changes in Physical Activity in Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Waschki B et al. Am J Respir Crit Care Med. 2015 Aug 1;192(3):295-306

Die Studie befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und bedeutsamen Krankheitsfaktoren der COPD im zeitlichen Ver- lauf. Während sich frühere Analysen lediglich auf einen Untersuchungszeitpunkt beschränkten, haben Waschki und Kollegen ihre Patienten über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtet. Die gewonnenen Resultate erlauben also eine Aussage über den Verlauf der Erkrankung. Hauptergebnis ist, dass sich die körperliche Aktivität – unabhän-gig vom anfänglichen Schweregrad – im Verlauf einer COPD substanziell verschlechtert.

Grundlagenforschung – Beste wissenschaftliche Arbeit:Dr. Ilona Elisabeth Kammerl, MünchenImpairment of Immunoproteasome Function by Cigarette Smoke and in Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Kammerl IE et al. Am J Respir Crit Care Med. 2016 Jun 1;193(11):1230-41.

Dr. Kammerl und ihre Kollegen haben erstmals gezeigt, dass Zigarettenrauch die Aktivität des Immunoproteasoms vermindert. Zudem weisen Patienten mit COPD verringerte Immunoprotea- som-Level auf. Dies könnte dazu beitragen, dass COPD-Patienten anfälliger gegenüber Atemwegs- infekten sind. Die Wissenschaftler wollen nun prüfen, ob eine geringere Aktivität des Immuno- proteasoms als Biomarker für die erhöhte Anfäl-ligkeit gegenüber viralen Infektionen bei COPD dienen könnte.

Posterpreisträger 2016

1. PlatzInga Jarosch et al., Schönau am KönigsseePneumologische Rehabilitation bei Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Einfluss der Substitutionstherapie

2. PlatzDr. med. Stephan Braune et al., MünsterExtrakorporale Decarboxylierung zur Intubations- vermeidung bei Patienten mit Versagen der Nicht-invasiven Ventilation bei akuter hyperkap-nischer respiratorischer Insuffizienz – prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie

3. PlatzProf. Dr. Jürgen Behr et al., MünchenSafety and tolerability of N-acetylcysteine (NAC) with pirfenidone in IPF: PANORAMA

4. PlatzDr. med. Christina Priegnitz et al., SolingenHypoxie in der Flugsimulation bei adipösen Patienten

Veranstaltungen 29

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Kongressentwicklung

Der wissenschaftliche Jahreskongress der DGP ist das zentrale Forum der Pneumologie im deutsch- sprachigen Raum und erfreut sich mit fast 4.000 Besuchern in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Um diese Führungsrolle weiterhin einzunehmen, haben in den letzten Monaten die Programmkommission unter ihrem Vorsitzen-den Prof. Dr. Michael Pfeifer und der geschäfts-führende Vorstand der DGP intensiv über die programmatische Weiterentwicklung des DGP- Kongresses beraten. In die Überlegungen flossen

auch Anmerkungen und Wünsche ein, die an die DGP von Kongress-teilnehmern der 2016 erfolgten Befragung herangetragen wurden. Neben den wissenschaftlichen Symposien bieten zahlreiche Postgraduiertenkurse zu aktuellen Themen aus der Pneumologie exzellente Fortbildungsmöglich- keiten. Im HERMES-Trainingsexamen der ERS können Teilnehmer ihr pneumologisches Fach- wissen überprüfen und damit gezielt ihren eige-nen Fortbildungsbedarf bestimmen.

Anzahl von Ausstellern, Referenten und eingereichten

Abstracts auf dem DGP- Kongress (2012–2016)

Anzahl von Symposien/ Seminaren, Industriesymposien

und Postgraduiertenkursen auf dem DGP-Kongress

(2012–2016)

REFERENTEN

EINGEREICHTE ABSTRACTS

AUSSTELLER

2012 2013 2014 2015 2016

100

200

300

400

500

600

700

SYMPOSIEN/SEMINARE

INDUSTRIESYMPOSIEN

POSTGRADUIERTENKURSE

2012 2013 2014 2015 2016

20

40

60

80

100

120

Veranstaltungen30

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57. DGP-Kongress 2.–5. März 2016, Leipzig

Über 3.700 Besucher folgten der Einladung von Professor Hubert Wirtz zum 57. Kongress der DGP in Leipzig, der unter der Überschrift „Innovative Pneumologie“ stand. Und in der Tat – es gab eine Vielzahl innovativer Entwicklungen zu disku- tieren, was in den sehr gut besuchten 112 wissen- schaftlichen Symposien, Kursen und Seminaren lebhaft wahrgenommen wurde. Das Kongress- zentrum an der Leipziger Messe war dafür auch hervorragend geeignet. Getrennt vom wissen- schaftlichen Programm konnten sich die Teil-nehmer über Innovationen in der Industrie rund um Atmung, Beatmung und Lunge aus erster Hand informieren.

Eine erstmals nach dem Kongress durchgeführte Onlinebefragung unter den Besuchern bestätigte das positive Stimmungsbild, lieferte aber auch einige wichtige Hinweise für die Weiterentwick-lung unserer Jahreskongresse.

Erfreulich war die Resonanz in den Medien. Über 100 Journalisten waren vor Ort, veröffentlicht wurden 583 Beiträge in Print- und Fachmedien, TV, Hörfunk, Onlinemedien und Nachrichten-agenturen. Darunter waren große Namen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Ärzte Zei-tung und der Deutschlandfunk.

Eindrücke vom 57. DGP- Kongress in Leipzig, März 2016

Veranstaltungen 31

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ZertifizierteZentren

Dank der enormen Fortschritte der Intensivmedizin in den letzten

Jahrzehnten können heute viele Patienten und Patientinnen mit

schweren akuten Erkrankungen erfolgreich behandelt werden. Ein

unabdingbares Instrument ist dabei die invasive Beatmung. Ange-

sichts verbesserter intensivmedizinischer Behandlungsmöglichkeiten

bei Organversagen, zunehmenden Komorbiditäten und der sich

verändernden Altersstruktur der Bevölkerung wächst aber die Zahl

der Patienten, die nur schwer vom Beatmungsgerät (Respirator) zu

entwöhnen sind und deshalb längerfristig beatmet werden müssen.

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Kompetenznetzwerk WeanNet

Eine flächendeckende Versorgung dieser Menschen zu gewährleisten und auf dem noch jungen Gebiet der Beatmungsmedizin die nöti-gen Qualitätsstandards zu etablieren, stellt das Gesundheitssystem vor eine neue Herausforde-rung. Vor diesem Hintergrund hat die DGP 2009 WeanNet gegründet. Getragen wird das Projekt von der Erkenntnis, dass das Weaning von lang-zeitbeatmeten Patienten erfolgreicher sein kann, wenn neben der medizinischen Kompetenz eine auf prolongiertes (= verlängertes) Weaning bezo-gene Struktur- und Prozessqualität vorhanden ist. Das bundesweit arbeitende Kompetenznetz-werk WeanNet unterstützt spezialisierte

Weaning-Zentren in inhaltlichen und organisa-torischen Anliegen. Eines der wichtigsten Ziele von WeanNet besteht darin, im Rahmen eines anspruchsvollen Zertifizierungsverfahrens eine überprüfbare Weiterentwicklung dieser Zentren zu fördern, um die Versorgung und Behandlungs- qualität von Weaning-Patienten zu verbessern. Die Zertifizierung und ein Patientenregister mit inzwischen über 10.000 Einträgen sind die zentra- len Instrumente der Qualitätssicherung. Zudem lassen sich durch Auswertungen des Registers epidemiologische Daten für die Kommunikation mit Krankenkassen und politischen Entschei-dungsträgern ableiten.

Asklepios Klinik Harburg, Hamburg

Asklepios Fachkliniken München-Gauting

Lungenklinik Ballenstedt/Harz

Lungenklinik Hemer

Lungenfachklinik Immenhausen

Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken, Münnerstadt

Thoraxklinik-Heidelberg

Fachkliniken Wangen

Klinik DonaustaufKlinik Löwenstein

Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau

Klinikum-Bremen-Ost

Charité – Universitätsmedizin BerlinKRH Klinikum Siloah-Oststadt-Heidehaus, Hannover

Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar

Universitätsklinikum Greifswald

Helios Klinikum Krefeld

Universitätsklinik RWTH Aachen

Karl-Hansen-Klinik, Bad Lippspringe

Evangelisches Krankenhaus Herne

Klinikum Westfalen, Dortmund

Ruhrlandklinik, Essen

Evangelische Lungenklinik Berlin

Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin

Krankenhaus der Augustinerinnen Köln

Robert-Bosch-Krankenhaus, Gerlingen

Hufeland-Klinik Bad Ems

Krankenhaus Bethanien, Solingen

HELIOS Klinik Hagen-Ambrock

Marienkrankenhaus Kassel

Bürgerhospital Frankfurt am Main

Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende

Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt, Stuttgart

Zentralklinik Bad Berka

Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, Schmallenberg

Kliniken der Stadt Köln

Klinikum Lüdenscheid – Märkische Kliniken

Zertifizierte Weaning-Zentren(Stand 03/2017)

Zertifizierte Zentren 33

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Ablauf des Zertifizierungsprozesses

Zertifizierungs-kommission der DGP

Zertifizierungs-kommission der DGP

Antrag auf ZertifizierungWeaning-Zentrum

Weaning-Zentrum

ILF GmbH

ILF GmbH

Audit

DGP-Geschäftsstelle

DGP-GeschäftsstelleGutachten und Zertifikat

Vor dem Audit

Nach dem Audit

Erhebungsbogen und Unterlagen

Gutachten

AbstimmungAuditoren

PrüfungGutachten

Zertifizierung

Das Zertifizierungsverfahren soll dazu beitragen, dass „pneumologische Weaning-Zentren“ einen verlässlichen Standard an Qualitätsmerkmalen erfüllen. Dieser Standard muss für die Öffentlich- keit transparent sein. Hierzu wurde ein struktu-riertes Zertifizierungsverfahren eingeführt. Die erfassten Kriterien betreffen primär die Struktur- und Prozessqualität, in bisher geringem Umfang auch die Ergebnisqualität.

Die geforderten Kriterien für die Zertifizierung sind in einem Erhebungsbogen zusammenge-fasst. Eine der grundsätzlichen Voraussetzungen ist die Teilnahme am Weaning-Register. Die Zulas- sung zum Zertifizierungsverfahren setzt eine jähr- liche Mindestzahl von Patienten im prolongierten Weaning voraus, die dokumentiert werden müs- sen. Die Auszeichnung „Weaning-Zentrum der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.“ erhält das Zentrum für drei Jahre.

Die Zertifizierung erfolgt durch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungs-medizin e.V. (DGP). Im Auftrag der DGP über-nimmt das Institut für Lungenforschung GmbH (ILF) die organisatorischen Tätigkeiten und die Koordination der Zertifizierungsprozesse. Die ILF GmbH wird wiederum vom Institut für Lungen- forschung e.V. getragen, welches das Ziel hat, die Forschung auf dem Gebiet der Lungen- und Atem- wegserkrankungen zu unterstützen, damit diese Forschung Ärzten, Kliniken und letztendlich Pa-tienten zugutekommt. Die dazu erforderlichen finanziellen Mittel bezieht der gemeinnützige Sektor des ILF aus Zuwendungen und Mitglieds-beiträgen. In Zukunft soll zusätzlich auch der Dienstleistungssektor des ILF wirtschaftlich dazu beitragen, Forschung auf dem Gebiet der Lungen- und Atemwegserkrankungen zu unterstützen, indem er Aufträge zur Durchführung einzelner pneumologischer Projekte realisiert.

Zertifizierte Zentren34

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Zertifizierte Lungenkrebszentren

Der Nationale Krebsplan wurde 2008 durch das Bundesgesundheitsministerium, die Arbeitsge-meinschaft Deutscher Tumorzentren, die Deut-sche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebs-hilfe initiiert. Mit dem Nationalen Krebsplan werden zentrale Belange der Onkologie, nämlich die Erstellung evidenzbasierter Leitlinien (Ziel 6), die Anwendung dieser Leitlinien und die Quali- tätssicherung der Behandlung in zertifizierten Zentren (Ziel 5) sowie die transparente Erfassung und Darstellung der Langzeitergebnisse durch die Klinischen Krebsregister (Ziel 8), in ihrem Zu- sammenwirken politisch festgeschrieben und mit dem Gesetz zur „Weiterentwicklung der Krebs- früherkennung und zur Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister“ gesetzgeberisch unterstützt.

Entsprechend dem Nationalen Krebsplan bilden evidenzbasierte Leitlinien die wissenschaftliche Basis für die praktische Tätigkeit, welche in zer- tifizierten Zentren realisiert wird. Nach den ent-scheidenden Vorarbeiten durch die DPG und die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie e.V. (DGT) können sich Lungenkrebszentren (LKZ) seit 2008 nach den Anforderungen der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizieren lassen. Zu- dem besteht die Möglichkeit, im Rahmen onko- logischer Zentren als zertifizierte Einrichtung nach DKG-Anforderung Lungenkrebspatienten zu behandeln. Seit Beginn der Zertifizierung von Lungenkrebszentren steigt die Zahl der zer-tifizierten Einrichtungen gleichmäßig an. Zum Stichtag 30.9.2016 waren 45 LKZ an 52 Stand- orten zertifiziert.

Die durchschnittliche Zahl von Primärfällen pro Zentrum ist mit nahezu 400 neuerkrankten Patienten pro Jahr vergleichsweise hoch. Für die Zertifizierung werden mindestens 200 Primär-fälle pro Jahr gefordert. Bezogen auf die Gesamt-zahl von Neuerkrankungen pro Jahr wird ca. ein Drittel der Patienten (= ca. 17.600 Patienten) in zertifizierten LKZ behandelt.

Die Anforderungen für eine Zertifizierung als Lun- genkrebszentrum (LKZ) werden im „Erhebungs-bogen für Lungenkrebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft“ dargelegt (www.onkozert.de). Die letzte Aktualisierung erfolgte in der Sitzung der Zertifizierungskommission im Februar 2016. Die interdisziplinär und fachübergreifend zusam- mengesetzte Zertifizierungskommission für LKZ arbeitet unter Federführung der DKG und DGP daran, die onkologische Versorgung von Lungen- krebspatienten zu harmonisieren und zu ver-bessern.

Mithilfe von Kennzahlen kann objektiviert wer-den, wie die für eine Zertifizierung notwendigen Anforderungen an Struktur und Qualität erfüllt werden. Zudem wird ein Vergleich zwischen den Behandlungszentren erleichtert.

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Blick in die ZukunftDeutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

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Inhaltsverzeichnis

1 Pneumologie hat Zukunft

4 Prof. Dr. med. Andrea Koch Die Pneumologie hat verstanden, dass ihre Zukunft mit einer zunehmend individualisierten Medizin verbunden ist, und stellt sich nicht nur im Rahmen der Aus- und Weiterbildung von Studierenden darauf ein.

6 Christian Boch, M.A. Die Aufgabe des stationären Betriebs wird zunehmend in der Behandlung von Komplikationen der ambulant verabreichten Therapie liegen.

8 Dr. med. Sabine Kampf Sorge bereitet mir, dass durch die zunehmenden Beschränkungen und Kürzungen unserer Arzneimittelbudgets die Patienten möglicherweise immer mehr ausschließlich in Spezialambulanzen behandelt werden können.

10 Prof. Dr. rer. nat. Heinz Fehrenbach Mit dem enormen Fortschritt der letzten Jahrzehnte bei analytischen Technologien sowie bei Informations- und Datenverarbeitung wird auch in der experimentellen Pneumologie die Entwicklung immer stärker Richtung „Big Data“ gehen.

12 Dr. med. Franziska Joa Angesichts der höheren Lebenserwartung werden viele pneumologische Erkrankungen noch zahlreicher auftreten und bedürfen einer speziellen Behandlung durch fachspezifisch ausgebildete Pneumologen.

14 Dorit Schimandl Im Zeitalter der erlösrelevanten Dokumentation, der Diskussionen um Erlöse, Liegezeiten etc., aber auch fehlenden Fachpersonals pflegerischer- wie ärztlicherseits ist es umso wichtiger, die Patienten auch weiterhin adäquat zu betreuen. Ohne geschultes Fachpersonal sehe ich hier große Probleme auf uns zukommen.

16 Prof. Dr. med. Torsten Bauer Kein Patient wird in 10 Jahren mehr für sich beanspruchen können, mit einer pulmonalen Hypertonie, einer Lymphangioleiomyomatose oder MDR-Tuberkulose heimatnah behandelt zu werden.

18 Prof. Dr. med. Dr. h. c. Erika von Mutius Wenn es gelingt zu verstehen, welche Mikroben das Immunsystem derart stimulieren, dass eine Toleranz und damit ein Schutz vor Allergien und Inflammation eintritt, dann können gezielte Präventionsmaßnahmen entwickelt werden.

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Wie sind die Perspektiven der jungen Ärztinnen und Ärzte, die sich heute für eine Weiterbildung in Pneumologie entscheiden? Werden sie in 30 Jahren als Spezialisten für die Lunge und das At-mungssystem weiter gefragt sein? Vorhersagen haben immer viel Spekulatives an sich, aber wir wollen uns einige Fakten vor Augen halten. So viel sei schon jetzt gesagt: Es gibt sehr viele gute Gründe, sich für die Pneumologie zu entscheiden!

Wir Menschen atmen, und dies meist unwillkür-lich und ohne darüber nachzudenken. Der Um- gebungsluft, die wir einatmen, können wir uns nicht entziehen. Wir sollten deshalb ein unmit-telbares Interesse an sauberer Luft haben, die für uns mindestens so wichtig ist wie die Qualität der Nahrungsmittel (hier ist das Problembewusstsein allerdings unvergleichlich höher). Das Recht auf reine, nicht verschmutzte Atemluft ist auf Jahre hinaus für die Menschen in vielen Ländern nur ein schöner Traum. Die Zahl der COPD-Patienten, die umweltbedingt erkrankt sind, wird steigen. Man denke nur an die verstörenden Bilder aus Shanghai. Dazu kommt der drastisch zunehmende Tabakrauchkonsum in vielen Ländern, besonders in China. Global gedacht, wird der Bedarf an pneu- mologischem Sachverstand erheblich zunehmen.

Und bei uns? Man kann darüber nachdenken, ob durch die Zunahme von Kaiserschnitten die Häu- figkeit von Asthma zunehmen wird. Oder ob die Tuberkulose in größerem Umfang zurückkommt. Oder neue respiratorische Virusinfektionen wie SARS und MERS uns beschäftigen werden. Oder ob die in immer kürzeren Abständen verkündeten medizinisch-technischen Erlösungsversprechen Wirklichkeit werden können. Hier einige Gedan-ken, die eher vom Ist-Zustand aus vorsichtige Blicke in die Zukunft wagen.

Pneumologie hat Zukunft!

Schon heute haben zahlreiche Lungenerkran-kungen und Störungen des respiratorischen Sys- tems den Charakter von „Volkskrankheiten“. So die COPD, die 2014 in Deutschland die fünfthäu-figste Todesursache darstellte. Noch gibt es in der Öffentlichkeit eine Vielzahl von Bezeichnungen für diese Krankheit wie „chronische Bronchitis“ (umfasst nur einen Teilaspekt der Erkrankung) oder verharmlosend „Raucherhusten“ (nicht alle COPD-Patienten haben Tabak geraucht) oder „Emphysem“, ebenfalls nur einen nicht bei allen COPD-Patienten vorkommenden Teilaspekt be- schreibend. Eine komplexe Erkrankung also, die für das Gesundheitssystem teuer ist und für schwer betroffene Patienten viele Jahre erheblich eingeschränkter Lebensqualität bedeuten kann. Eine aktuelle Prognose der Krankenhausaufnah-men aufgrund von COPD aus Kanada rechnet bis zum Jahr 2030 mit einer Zunahme um 210 Prozent, selbst bei gleichbleibender oder leicht sinkender Inzidenz der Erkrankung in den nächsten 15 Jahren!

Der Lungenkrebs steht in der Todesursachensta-tistik in Deutschland an dritter Stelle. Durch die Fortschritte der Therapie ist hier in der Öffentlich- keit der Eindruck entstanden, als wäre es mit der „Immuntherapie“ nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Krebserkrankung besiegt sei. Doch selbst bei weiteren Erfolgen der Tabakkontrolle wird es noch viele Jahre dauern, bis hier die Zahl der Neu- erkrankungen deutlich zurückgehen wird.

Prof. Dr. med. Berthold JanyPräsident der DGP

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Die Zahl der Patienten mit Lungenkrankheiten wird insgesamt zunehmen. Die demografische Entwicklung ist hierfür ein wichtiger Grund, der am Beispiel der Lungenentzündung deutlich wird. Die ambulant, also außerhalb des Kranken-hauses erworbene Lungenentzündung (CAP) ist häufig. Im Jahr 2010 lag die Zahl der Kranken-hausbehandlungen infolge von CAP bei knapp 300 pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Die Zahl der im Krankenhaus aufgrund einer Pneumonie verstorbener Patienten ist deutlich höher als die der Patienten mit Herzinfarkt. Dies liegt auch an der Tatsache, dass die Lungenentzündung mit dem Alter exponentiell zunimmt. Laut Berech-nungen des AQUA-Instituts und basierend auf Zahlen des Statistischen Bundesamts wird die Zahl der stationär zu behandelnden Pneumonie-patienten im Jahr 2040 bei 500/100.00 Einwoh- ner pro Jahr liegen.

Noch zwei Beispiele: Ein Ende der Adipositas- Epidemie ist nicht abzusehen. Mit der Adipositas steigt das Risiko schlafbezogener Atemstörungen wie der Obstruktiven Schlafapnoe. Aber auch das Risiko seltener schwerer Störungen wie Adipositas- Hypoventilationssyndrom und Lungenhochdruck nimmt zu. Pneumologen sind hier gefordert, diese Erkrankungen zu diagnostizieren und zu thera-pieren. Hier ist die Expertise der Beatmungsme-dizin, eine originäre Domäne der Pneumologie, sehr wichtig.

Durch die Zunahme intensivmedizinischer Ver-sorgung wird auch die Zahl derjenigen Patienten steigen, die Probleme haben, die oft lebensret-tende invasive Beatmung wieder beenden zu können. „Schwieriges Weaning“ ist eine Heraus-forderung, die die deutschen Pneumologen mit einem wegweisenden Konzept einer qualitätsge-prüften speziellen Entwöhnung in zertifizierten Zentren (WeanNet) angenommen haben.

Dieser Ausblick in die Zukunft der Pneumologie bezieht sich bisher auf die zu erwartenden zuneh- menden Patientenzahlen. Aber auch das, was der Pneumologe oder die Pneumologin inhaltlich und medizinisch zukünftig zu tun hat, wird sich erheblich verändern. Mit den Fortschritten der pneumologischen Grundlagenforschung zeichnet sich bereits ab, dass die Behandlung von Lungen- erkrankungen sehr viel differenzierter als heute erfolgen wird.

Beispiel Asthma: Die Diagnose dieser häufigen Atemwegserkrankung (in Deutschland erkranken derzeit etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder und etwa 5–7 Prozent der Erwachsenen an Asthma – das sind rund 8 Millionen Menschen) stellt erheblich höhere Ansprüche. Allergisches oder nicht-aller-gisches Asthma, eosinophiles oder neutrophiles Asthma, Mischformen, schweres Asthma oder eine mögliche Komorbidität mit COPD macht die Diagnostik anspruchsvoll. Nicht aus akademisch- wissenschaftlichem Interesse, sondern weil sich die therapeutischen Möglichkeiten deutlich unterscheiden.

Beispiel Lungenkrebs: Pneumologen spielen bei der ärztlichen Versorgung des Lungenkarzinoms eine zentrale Rolle. Von der Erfassung des gene- rellen Risikos für diesen Tumor, der besonderen Aufmerksamkeit für die Risikopopulation (die COPD-Patienten), der Prävention durch Angebote von Tabakrauchentwöhnung, der Diagnosesiche- rung durch Gewinnung von adäquatem Gewebe mittels Bronchoskopie und endobronchialen Ultraschalls, der präoperativen Diagnostik („fit-for- surgery?") über die Durchführung medikamen- töser Therapien bis hin zu palliativen Maßnahmen wie Stentimplantationen und Pleurodesen sowie der Therapie von Dyspnoe und Schmerztherapie reicht das Aufgabenspektrum. Die rasanten Fort- schritte der molekularen Diagnostik bis hin zur „liquid biopsy“ verändert die Rolle des Pneumo-logen. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der „personalisierten“, „ziel-gerichteten“ Therapie sowie der Immuntherapie wird die Voraussetzung sein, um Patienten mit Lungenkrebs auch in pneumologischen Fachkli-niken, Abteilungen und Praxen medikamentös behandeln zu können.

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Pneumologische Kernkompetenzen wie die Diffe- renzialdiagnostik fibrosierender und interstitieller Lungenerkrankungen werden ebenfalls deutlich anspruchsvoller. Die frühere Frage „Cortison oder kein Cortison“ wird nach und nach abgelöst wer- den von differenziert einzusetzenden Therapeu-tika. Die entsprechenden Verfahren der Bildge-bung werden zur Differentialdiagnose erheblich beitragen.

Stichwort Bildgebung in der Pneumologie: Die pneumologische bildgebende Basisdiagnostik mittels der konventionellen Röntgen-Thorax-Auf- nahme neigt sich dem Ende zu. Bereits die thora- kale CT liefert heute unvergleichlich mehr Infor-mationen zur Pathologie der Lunge. Fortschritte in der Kernspintomografie (MRI), aber auch der Positronenemissionstomografie (PET) und deren Fusion in der Bildgebung werden jedoch eine Qualität der thorakalen Bildgebung ermöglichen, die vielleicht auch die Bedeutung der Endoskopie modifizieren wird. Nahezu revolutionär muten die Möglichkeiten der Diagnostik an, die es – bislang nur im Versuchstier – erlauben, durch ImmunoPET/MRI, d.h. spezifische Antikörper ge- koppelt an einen PET-Tracer und fusioniert mit MRI-Bildern, eine spezifische Erregerdiagnostik in der Lunge durchzuführen.

Die demografischen und medizinischen Entwick- lungen werden, wie in den Beispielen angeführt, die Pneumologie der Zukunft modifizieren, ihre Bedeutung noch weiter erhöhen. Und dann gibt es auch noch das Thema „Big Data“... Im Jahr 2016 hat die Food & Drug Administration der USA (FDA) 36 Gesundheits-Apps für Smartphones zugelas- sen. Diese Apps bieten nicht nur Rat, der, so die IT-Enthusiasten, den Hausarzt für die einfachen Fragen von Gesundheit und Krankheit überflüssig machen wird: In Kombination mit Miniatur- Health-Accessories, die an das Smartphone ange- schlossen werden, können mit den kleinen Ge-räten Ultraschalluntersuchungen, Analysen von Rhythmusstörungen und Labortests durchge-führt werden.

Und nicht nur das: In Erprobung sind Smartphone- basierte Lungenfunktionsmessungen, Überwa-chung der Oxygenierung und der Schlafapnoe, Analysen von bakteriellen oder viralen Nuklein-säuren aus Körperflüssigkeiten wie Sputum zur Diagnostik einer Pneumonie oder einer COPD- Exazerbation. Diesen Herausforderungen müssen sich nicht nur die Pneumologen stellen. Welche Rolle werden die Ärzte 2030 haben? Überbringer und Interpreten von Diagnosen, die miniaturi- sierte Geräte am Smartphone vernetzt mit riesi- gen Datenbanken gestellt haben?

Zahlreiche Start-up-Unternehmen sehen hier eine goldene Zukunft. Oder sind diese Innovationen nur Teil einer großen technikverliebten Utopie? Unsere größte Aufmerksamkeit sollte hier dem Schutz von sehr persönlichen Daten gelten. Unsere Patienten und wir Ärzte könnten tatsächlich von der Technik der Zukunft profitieren. Wenn sie uns nämlich mehr Zeit schaffen sollte für die ärztliche Zuwendung zum Patienten, das Gespräch über die – von der IT ja keineswegs beseitigten – Erkran- kungen. Für das Gespräch über lebensentschei-dende Diagnosen und Therapien, über Leid, das mit Krankheit oft schicksalhaft verbunden ist. Weil der Arzt-Patient-Dialog, die menschliche Bezie-hung zwischen Arzt und Patient ein Heilfaktor ist, der ohne ausreichend Zeit nicht zu haben ist. Eine schöne Vorstellung für die Pneumologie der Zukunft.

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Prof. Dr. med. Berthold JanyPräsident der DGP

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Im November 2016 erhielt ich einen Ruf auf eine W2-Professur für Inflammation

und Obstruktion der Atemwege an die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)

nach München. Ich bin klinisch als Oberärztin am Campus Großhadern und in

der Asklepios Lungenfachklinik in Gauting tätig. Darüber hinaus etabliere ich am

Standort Großhadern eine Asthma- und COPD-Ambulanz, leite die Lungenfunk-

tionsabteilung und baue ein wissenschaftliches Netzwerk mit allen Kolleginnen

und Kollegen, die auf dem Gebiet Asthma und COPD klinisch und experimentell

tätig sind, am Comprehensive Pneumology Center (CPC) in der Studienambu-

lanz des Helmholtz-Zentrums in München auf.

Zuvor war ich fünf Jahre als kommissarische Direktorin am Berufsgenossenschaft-

lichen Universitätsklinikum Bochum-Bergmannsheil in der Medizinischen Klinik

für Pneumologie tätig. Diese umfasste eine Bettenstation mit 50 stationären

pneumologischen Betten, einschließlich Schlaflabor mit sechs Betten und Inter-

mediate Care Station mit acht NIV-Betten.

Prof. Dr. med. Andrea Koch, Oberärztin in München

Derzeitiges Aufgabenfeld in der Pneumologie

Die Pneumologie hat verstanden, dass ihre Zukunft mit einer zunehmend individualisierten Medizin verbunden ist, und stellt sich nicht nur im Rahmen der Aus- und Weiterbildung von Studie- renden darauf ein.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem Gebiet

Veränderungen in der Patientenversorgung

Aufgrund meiner fünfjährigen Erfahrung in der Leitung einer

Lungenklinik sehe ich die Entwicklung für das Fach Pneumolo-

gie klinisch und wissenschaftlich überaus positiv. Die Lungen-

heilkunde hat sich in den Unikliniken „emanzipiert“ und ist nicht

nur ein Teilgebiet eines anderen internistischen Fachgebiets

geblieben. Sie ist erwachsen und selbstbewusst geworden und

weiß um ihre große Verantwortung gegenüber anderen Fach-

richtungen – auch in der Diskussion mit der Uniklinikverwaltung

– und insbesondere ihren lungenkranken Patienten gegenüber.

Sie hat sich spezialisiert und bringt engagierte, fachkompetente

Pneumologinnen und Pneumologen hervor, die sich unter

anderem auf dem Gebiet der Beatmung, Onkologie, Kardiologie,

Infektiologie, Immunologie und Radiologie sicher bewegen

und unverzichtbar sind. Die Pneumologie hat verstanden, dass

ihre Zukunft mit einer zunehmend individualisierten Medizin

verbunden ist, und stellt sich nicht nur im Rahmen der Aus- und

Weiterbildung von Studierenden darauf ein. Hierbei hat sie

die zunehmende Altersentwicklung von Lungenkranken klinisch

und wissenschaftlich im Blick.

Dieser Aufgabe und Entwicklung stehen starke Kräfte in Wirt-

schaft und Politik sowie von unterschiedlichsten Krankenhaus-

trägern gegenüber, deren Zielvorstellungen die Bedürfnisse

eines alten, meist komorbiden kranken Menschen mit seinen

speziellen Bedürfnissen weitgehend unberücksichtigt lassen.

Einsparungen von Ärzten und Assistenzpersonal, Vergütung nach

DRG (Diagnosis Related Groups), Gewinnstrategien und ähn-

liche Erscheinungen werden uns Pneumologen zunehmend

herausfordern.

Es gilt gerade für die Zukunft der Pneumologie, diese Herausfor-

derungen anzunehmen und gemeinsame Strategien dafür zu

entwickeln. Eine herausragende pneumologische Forschung mit

kritischen Analysen ist hierbei die wichtigste Grundlage. Wir

werden zukünftig mit unseren klinischen und experimentellen

Erkenntnissen politisch auf den unterschiedlichsten Ebenen

noch aktiver werden und uns stärker einmischen müssen.

Meine Hoffnung bleibt hierbei, dass die deutsche Pneumologie

den Mut aufbringt, hochengagierte, fachkompetente Wissen-

schaftlerinnen und Klinikerinnen, die Führungsrollen übernehmen,

gemeinsam an ihre Seite zu holen und sie zu fördern. Sind sie

doch in ihrer Funktion als führende Verhandlungspartnerinnen,

Dozentinnen, Chefärztinnen oder Direktorinnen für die Pneu-

mologie von unschätzbarem Gewinn.

Es wird in den Kliniken noch mehr hinterfragt

werden müssen, welche Untersuchungen

wirklich notwendig sind und welche Therapien

angeboten werden können. Es werden Kom-

promisse gefunden werden müssen, die eine

bestmögliche Diagnostik und Therapie bei re-

duziertem Personal und reduzierten Ressourcen

möglich machen.

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Christian Boch, M.A., Assistenzarzt in Berlin

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieSeit mehreren Jahren bin ich Assistenzarzt der Lungenklinik Heckeshorn im

Berliner Klinikum Emil von Behring bei Prof. Dr. Torsten Bauer. Nachdem ich

alle Stationen und Funktionsbereiche durchlaufen habe, arbeite ich derzeit

vornehmlich im Beatmungsbereich. Wissenschaftlich konzentriere ich mich

auf interstitielle Lungenerkrankungen und organisiere die in unserer Klinik

wöchentlich stattfindende Konferenz für seltene Lungenerkrankungen. Mit

großem Interesse schaue ich auch auf die Berufspolitik und engagiere mich

diesbezüglich im Behring-Klinikum.

Die Aufgabe des stationären Betriebs wird zunehmend in der Behandlung von Komplikationen der ambulant verabreichten Therapie liegen.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietDie Diagnostik und Therapie von Lungenkrebs wird auch

in Zukunft eine der Hauptaufgaben unserer Klinik sein. Auf die

Veränderungen bei der Behandlung und die beginnende Abkehr

von der klassischen Chemotherapie haben wir mit der Einrich-

tung einer Chemotherapie-Ambulanz reagiert – mit der Folge

steigender Patientenzahlen schon jetzt und wahrscheinlich auch

in den nächsten Jahren. Die Aufgabe des stationären Betriebs

wird dann immer mehr eher in der Behandlung von Komplika-

tionen der ambulant verabreichten Therapie liegen. Unabhängig

davon vermute ich, dass wir uns stationär auf immer ältere und

schwächere Patienten einstellen müssen.

Allgemeine Entwicklungen der Medizin gelten auch für die

pneumologischen Patienten. So werden die stationären Betten

mit pneumologischem Fokus insgesamt eher weniger, die

ambulante Versorgung der Patienten wird dementsprechend

weiter ausgereizt werden. Wenn es in einer Stadt wie Berlin

mit konstatierter fachärztlicher Überversorgung bereits jetzt

Wartezeiten von z.T. mehr als drei Monaten auf einen Termin

beim pneumologischen Facharzt gibt, wird es für die meisten

Patienten zumindest nicht einfacher werden. Weiterhin sehe

ich die stationäre Versorgung durch das oben erwähnte Ge-

schäftsgebaren der Krankenhausbetreiber qualitativ abfallen.

Vor diesem Hintergrund sehe ich die größeren pneumologischen

Kliniken gezwungen, sich verstärkt um ein wiedererkennbareres

Profil abseits der pneumologischen Allgemeinversorgung zu

bemühen. Zuletzt sehe ich für das nächste Jahrzehnt sich ver-

schlechternde Arbeitsbedingungen in den Kliniken, was vor allem

an dem Gewinnstreben der Krankenhausbetreiber liegt. Das

wird vermutlich für die Ärzte in Weiterbildung eine abnehmende

Qualität der Ausbildung bedeuten, da für das Unterrichten nur

noch wenig Zeit bleiben wird.

Examinierte Pflegekräfte werden immer stärker durch weniger

oder kaum ausgebildete und damit günstigere Kräfte ersetzt

oder gänzlich eingespart. Die Zahl der stationären Patienten

pro behandelndem Arzt wird weiter zunehmen. Insgesamt ist

somit anzunehmen, dass trotz verbesserter diagnostischer

und therapeutischer Möglichkeiten die stationäre Versorgung

der pneumologischen Patienten infolge der Reduktion des

zu kostenintensiven Personals schlechter wird.

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Dr. med. Sabine Kampf, Niedergelassene Fachärztin in Hamburg

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieIch bin nun seit fast 30 Jahren als Ärztin tätig und davon die überwiegende

Zeit im Bereich der Lungen- und Bronchialheilkunde, zunächst in verschiedenen

Schwerpunktkliniken (z.B. Lungenclinic Grosshansdorf), seit mehr als 15 Jahren

in der ambulanten Versorgung als niedergelassene Fachärztin in einer fachüber-

greifenden Gemeinschaftspraxis (Kardiologie und Pneumologie) in Hamburg.

Ich versorge, wie meine Kollegen auch, mehr als 1.000 Patienten pro Quartal. Ein

nicht unerheblicher Teil der Behandlungsbedürftigen sind jeweils neue Patienten.

Diagnostisch biete ich das übliche Spektrum der pneumologischen Untersu-

chungen an, neben den verschiedenen Lungenfunktionsuntersuchungen auch

Röntgen-Thorax, Endoskopie, Schlafapnoe-Diagnostik und Allergietestung. Die

Praxis ist barrierefrei, sodass auch in ihrer Mobilität eingeschränkte Patienten

zur Versorgung in die Praxis kommen können. Zudem arbeite ich eng zusammen

mit dem PRI (Pulmonary Research Institute) an der Lungenclinic Grosshansdorf

und im Rahmen von PROGNOSIS (Deutsche Bronchiektasen-Register) auch

mit CAP-NETZ (Kompetenznetzwerk ambulant erworbene Pneumonie) an der

Medizinischen Hochschule Hannover. Nicht wenige meiner Patienten nehmen

in den Zentren an Studien teil.

Sorge bereitet mir, dass durch die zu-nehmenden Beschränkungen und Kürzungen unserer Arzneimittel- budgets die Patienten möglicherweise immer mehr ausschließlich in Spezial- ambulanzen behandelt werden können.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietErkrankungen der Atemwege nehmen beständig zu und wir

sehen uns mit einer weiter wachsenden Nachfrage an ambu-

lanter pneumologischer Versorgung konfrontiert. Die Warte-

zeiten, die unsere Patienten bis zum gewünschten Termin in

Kauf nehmen müssen, werden beständig länger.

Ich empfinde die Pneumologie als ein wichtiges, eigenständiges

und außerordentlich spannendes Gebiet der Inneren Medizin.

Eine Besonderheit an unserem Fach erscheint mir das große

Spektrum der Altersklassen der zu versorgenden Patienten,

von unseren kleinsten Asthmatikern im Grundschulalter bis hin

zu doch sehr betagten Patienten z.B. mit Lungenfibrose. Dies

beinhaltet eine tägliche Herausforderung in Bezug auf die

unterschiedlich zu wählenden Kommunikationswege im Arzt-

Patienten-Kontakt, der ich mich täglich gern wieder stelle.

Im Bereich innovativer Substanzen wie etwa für das Asthma

bronchiale und das Bronchialkarzinom haben unsere klinisch

forschenden Kollegen in den letzten Jahren mehrere vielverspre-

chende Substanzen entwickelt und zur Therapiereife gebracht.

Das stimmt mich für zukünftige Therapieoptionen bei einigen

unserer schwerstkranken Asthmatiker optimistisch und auch

z.B. für die Behandlung einiger Untergruppen des Bronchialkarzi-

noms. Zudem gibt es im Bereich der interventionellen Bron-

chologie erwähnenswerten Fortschritt. Wenig überraschend ist,

dass solche Innovationen auch ihren Preis haben.

Zudem umfasst die ambulante Pneumologie eine große Band-

breite der Schweregrade der Erkrankungen, mit denen unsere

Patienten uns konsultieren. Dem überwiegenden Teil der Asthma-

erkrankten können wir mit der Vielzahl der inhalativen und

oralen Substanzen gut helfen. Parallel sind wir beispielsweise

genauso häufig gefordert in der Betreuung von end stage COPD-

Patienten, ohne dass uns hier oft signifikante Verbesserungen

des Krankheitsgeschehens gelingen. Dieses Spannungsfeld stellt

auch nach vielen Jahren der Tätigkeit eine große Herausforde-

rung dar. Ich wünsche mir sehr, dass wir Wege finden, um am-

bitionierte junge Kolleginnen und Kollegen für dieses Teilgebiet

auch für die Niederlassung zu begeistern, um die flächende-

ckende Versorgung mit pneumologischer Kompetenz weiter

zu gewährleisten. Eine enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet

der Versorgung, aber auch im Bereich der Forschung mit den

entsprechenden Lungenkliniken im jeweiligen Wirkungsgebiet

erscheint mir unerlässlich.

Sorge bereitet mir hierbei, dass durch die zunehmenden

Beschränkungen und Kürzungen unserer Arzneimittelbudgets

die Patienten möglicherweise immer mehr ausschließlich

in Spezialambulanzen behandelt werden können, was für die

Patienten weite Wege und vor Ort häufig wechselnde An-

sprechpartner bedeutet. Dies könnte Bedingungen schaffen,

die zur Compliance der Patienten nicht beitragen und für

die verbindliche Kommunikation unter den Kollegen eher

hinderlich wären.

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Prof. Dr. rer. nat. Heinz Fehrenbach, Direktor des Forschungszentrums Borstel

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieSeit Mitte 2008 habe ich den Lehrstuhl für Experimentelle Pneumologie an der

Universität zu Lübeck inne und arbeite am Forschungszentrum Borstel, dem

einzigen sich der Lungenforschung widmenden Institut der Leibniz-Gemeinschaft.

Als promovierter Zoologe und habilitierter Anatom bin ich in der pneumolo-

gischen Grundlagenforschung tätig. Mein wissenschaftliches Interesse gilt den

chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen Asthma bronchiale und COPD.

Seit November 2012 leite ich den damals neu eingerichteten Programmbereich

Asthma & Allergie als Direktor. Mit sieben Forschungsgruppen, drei Nachwuchs-

gruppen und einer universitären Liaisongruppe mit der Universität zu Lübeck

verfügen wir über eine breite Expertise, die vom Molekül bis in die Klinik reicht.

Das war und ist Grundlage für ein äußerst erfolgreiches Engagement in natio-

nalen Verbünden, z.B. zusammen mit den Partnern des norddeutschen Airway

Research Center North (ARCN) im Deutschen Zentrum für Lungenforschung

(DZL), in der multizentrischen Studie BASALIT (Birch Associated Soy Allergy

and Immuno-Therapy) oder im Strategischen Forschungsverbund Gesundheits-

technologien der Leibniz-Gemeinschaft. Dessen Ziel ist es u.a., innovative

medizintechnische Point-of-Care Devices zu entwickeln.

Mit dem enormen Fortschritt der letzten Jahrzehnte bei analytischen Technologien sowie bei Informations- und Datenverarbeitung wird auch in der experimentellen Pneumologie die Entwicklung immer stärker Richtung „Big Data“ gehen.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietMit dem enormen Fortschritt der letzten Jahrzehnte bei analy-

tischen Technologien sowie bei Informations- und Datenver-

arbeitung wird auch in der experimentellen Pneumologie die

Entwicklung immer stärker Richtung „Big Data“ gehen. Bei

tierexperimentellen Studien wird es zunehmend realisierbar, zu

einer umfassenden Datenerhebung auf allen Ebenen von der

Organfunktion bis zu molekularen Markern zu gelangen und

über deren digitale Integration mithilfe systembiologischer

Ansätze bislang verborgen gebliebene Zusammenhänge aufzu-

decken. Parallel werden sich die Möglichkeiten der gezielten

genetischen und epigenetischen Veränderung von Zell-, Gewebe-

und Tiermodellen deutlich erweitern. Dies wird komplexere

experimentelle Ansätze zulassen, die die klinische Situation

noch besser nachzustellen erlauben werden.

Gleichzeitig stellt diese Entwicklung eine enorme Herausforde-

rung für die Forschenden dar, da die Aussicht, „alle“ Parameter

erheben und analysieren zu können, mitnichten bedeutet, man

könne die Fragestellung vernachlässigen. Ebenso wenig wie

eine umfassende Analytik des Patienten viel mehr sein wird als

seine immer umfassendere Beschreibung. Im Gegenteil, die

Anforderungen an experimentelles Design und präzise Formu-

lierung von Fragestellungen werden noch anspruchsvoller

werden, ebenso die intellektuelle Aufarbeitung der Datensatz-

analysen, die für eine Translation in die klinische Anwendung

auch künftig unerlässlich sein wird.

Für einen experimentellen Pneumologen ist der Spekulations-

grad an dieser Stelle besonders hoch. Das festhaltend gehe

ich davon aus, dass 2030 die in der westlichen Welt lebende

deutlich ältere Patientenschaft ihre Erkrankung mithilfe von

smarten Home-Devices auf Basis neu etablierter Biomarker

selbst monitoren wird, was eine frühere Therapieanpassung

ermöglicht. Die Exazerbationsraten werden dadurch deutlich

sinken und mit einem breiten Panel an Biologicals wird eine

zielgenauere Therapie vieler Phänotypen möglich sein. Inno-

vative Präventionsmaßnahmen, abgeleitet aus der Wirkung

von Komponenten unserer Mikrobiota, werden schon während

oder früh nach der Geburt eingesetzt und so die Prävalenz

von Asthma und Allergien im Kindesalter deutlich reduzieren.

Der trotz Rückgangs immer noch relativ hohe Anteil junger

Erwachsener an der rauchenden Bevölkerung verhindert jedoch,

dass bei der kommenden Generation die Prävalenz von z.B.

COPD sinken wird, da der Grundstein für die Lungengesundheit

bereits vor der Empfängnis gelegt wird.

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Dr. med. Franziska Joa, Assistenzärztin in Würzburg

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieDie Behandlung von Patienten mit Lungenerkrankungen, die uns oft auf unserer

internistischen Station begegnen, setzt in der Regel eine umfassende Diagnostik

voraus. Insbesondere die differenzialdiagnostischen Überlegungen hinsichtlich

des Symptoms Dyspnoe sind vielfältig und oftmals bedarf es einer ausführlichen

Anamnese, klinischen Untersuchung und spezieller Diagnostik, um die Ursache

genau einzuordnen. Häufig besteht bei Lungenerkrankungen zugleich ein Zusam-

menhang mit anderen Organsystemen wie z.B. Herz und Niere.

Das Spektrum der Krankheitsbilder ist also groß. Während meiner langjährigen

Mitarbeit in unserer Lungenhochdruckambulanz habe ich Patienten gesehen,

die bereits seit einiger Zeit unter Dyspnoe leiden und denen erst nach vielen

Arztbesuchen die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie gestellt wurde. Nach

Therapieeinleitung, welche u.a. auch im Rahmen von Studien erfolgt, darf ich

viele Patienten mehrere Jahre begleiten. Dabei werde ich mit der Durchführung

von Rechtsherzkatheteruntersuchungen betraut, so auch mit der Echokardio-

graphie und der Beurteilung von Belastungsuntersuchungen, insbesondere

der Spiroergometrie.

Angesichts der höheren Lebenserwar-tung werden viele pneumologische Erkrankungen noch zahlreicher auf-treten und bedürfen einer speziellen Behandlung durch fachspezifisch ausgebildete Pneumologen.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietIch denke, dass das Fachgebiet auch in Zukunft sehr gefragt sein

wird. In den letzten Jahren haben viele diagnostische und thera-

peutische Fortschritte zu einer besseren Lebensqualität und

Überlebenszeit geführt. Auch in Zukunft wird ein großer Bedarf

an guter klinischer Diagnostik und gezielter Forschung bestehen.

Durch die Verbesserung von diagnostischen Verfahren, therapeu-

tischen, insbesondere pharmakologischen und darüber hinaus

intensivmedizinischen Maßnahmen wird es eine höhere Lebens-

erwartung und verbesserte Lebensqualität geben. Letztere kann

auch durch interventionelle Therapieformen erzielt werden – zum

Beispiel durch eine Ventilimplantation bei einem Lungenemphy-

sem. Entscheidend ist die adäquate Indikation, wünschenswert

wäre dabei, Argumente zur wirtschaftlichen Rentabilität dem

Wohl des Patienten nachzuordnen.

Angesichts der Ökonomisierung der Medizin sehe ich die Gefahr,

dass Patienten mehr fragestellungsbezogen verwaltet werden,

als dass man ihre komplex zusammenhängenden Krankheits-

bilder versteht. Die DRG-bezogene Vergütung könnte mit Nicht-

honorierung von Beobachtung und Anamnesegespräch sowie

mühsamer Zusammenführung von Unterlagen eine sorgfältige

Abklärung gefährden.

Durch die enorme Vielseitigkeit hinsichtlich klinischer Medizin

und diagnostischen Vorgehens, bei dem auch manuelle Fähig-

keiten gefordert werden, stellt der Bereich auch für zukünftige

Pneumologen ein spannendes Arbeitsgebiet dar. Angesichts

der höheren Lebenserwartung werden viele pneumologische

Erkrankungen noch zahlreicher auftreten und bedürfen einer

speziellen Behandlung durch fachspezifisch ausgebildete Pneu-

mologen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kardiolo-

gen, Onkologen und Nephrologen wird dabei vermutlich eine

große Rolle spielen.

Ebenso kann eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit zwi-

schen verschiedenen Fachgebieten nur funktionieren, wenn eine

flächendeckende pneumologische Versorgung gewährleistet ist.

Das ist derzeit nicht in allen Regionen Deutschlands der Fall.

Hierfür ist die intensive Ausbildung des Nachwuchses im Bereich

der Pneumologie auch weiterhin unverzichtbar. Die Patienten

werden schließlich davon am meisten profitieren.

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Dorit Schimandl, Leitende Atmungstherapeutin in Bad Berka

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieIch arbeite als Atmungstherapeutin (DGP) in der Zentralklinik Bad Berka GmbH

mit einer eigenständigen pneumologischen Abteilung und bin als Bereichsleitung

Pflege für die Pflege auf der pneumologischen Intermediate-Care-Station, das

Weaning-Zentrum sowie die Abteilung Atmungstherapie verantwortlich.

Neben den administrativen Tätigkeiten, die ich als Bereichsleitung ableiste, bin ich

auch in den stationären Alltag eingebunden. So bin ich als Atmungstherapeutin

in unserem Haus interdisziplinär unterwegs und betreue Patienten aller Fach-

bereiche mit respiratorischen Problemen. Die Kollegen fordern mich konsiliarisch

an. Unter der Supervision des Chefarztes für Pneumologie arbeite ich weitest-

gehend selbstständig.

Unsere Klinik ist eines der Weiterbildungszentren für Atmungstherapeuten.

Neben meinen Kollegen der Abteilung Atmungstherapie bin ich sowohl in den

theoretischen als auch in den praktischen Teil der Weiterbildung eingebunden.

Außerdem unterstütze ich die Fort- und Weiterbildung der Pflege in unserem

Haus und helfe bei der Einarbeitung der jungen ärztlichen Kollegen im Fach-

bereich Pneumologie. Ich arbeite eng mit externen Pflegediensten zusammen,

insbesondere biete ich Schulungsmaßnahmen an. Unterstützung erhalte ich

in besonderem Maße durch die Mitarbeiter unseres Weaning-Zentrums.

Im Zeitalter der erlösrelevanten Doku-mentation, der Diskussionen um Erlöse, Liegezeiten etc., aber auch fehlenden Fachpersonals pflegerischer- wie ärzt-licherseits ist es umso wichtiger, die Patienten auch weiterhin adäquat zu betreuen. Ohne geschultes Fachpersonal sehe ich hier große Probleme auf uns zukommen.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietWir haben bereits in den letzten 10 Jahren eine rasante Entwick-

lung erlebt und ich persönlich habe mich entsprechend weiter-

entwickelt, nicht zuletzt dank Förderern im eigenen Haus sowie

der DGP. Ursprünglich aus der chirurgischen Pflege kommend,

habe ich die Attraktivität des Faches kennen und lieben gelernt.

Aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland

ist eine Zunahme der Zahl chronisch Erkrankter auch im Bereich

pneumologischer Erkrankungen zu verzeichnen, vor allem wird

die COPD in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen.

Gerade im Einsatz nicht-medikamentöser Therapieoptionen, aber

auch in strukturierten Schulungsmaßnahmen (Patienten und

Personal) sehe ich neben der medikamentösen Therapie gute

Behandlungsoptionen. Im multiprofessionellen Team sind die

Atmungstherapeuten aus dem Klinikalltag nicht mehr wegzu-

denken. So leiste ich heute schon einen bedeutenden Teil meiner

Arbeit in den chirurgischen Abteilungen in unserem Haus – und

das bereits prä- sowie perioperativ, Tendenz steigend.

Ich sehe uns Atmungstherapeuten als Bindeglied der einzelnen

Berufsgruppen weit über das Fachgebiet der Pneumologie hinaus.

Entscheidend ist die interdisziplinäre Arbeit, in der wir unser

Fachwissen teilen und weitergeben. Insofern wird aus meiner

Sicht das Berufsbild des Atmungstherapeuten auch im kom-

menden Jahrzehnt an Bedeutung gewinnen.

Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Im Zeitalter der erlös-

relevanten Dokumentation, der Diskussionen um Erlöse, Liege-

zeiten etc., aber auch fehlenden Fachpersonals pflegerischer-

wie ärztlicherseits ist es umso wichtiger, die Patienten auch

weiterhin adäquat zu betreuen. Ohne geschultes Fachpersonal

sehe ich hier große Probleme auf uns zukommen.

Neben der Akutversorgung werden wir Atmungstherapeuten

zukünftig viel Zeit in Schulungsmaßnahmen investieren, vor

allem in die Patientenschulung. Wir sind bereits gut vernetzt,

gerade im außerklinischen Bereich. Dies gilt es auszubauen, um

auch die Patientenversorgung außerhalb der Zentren gewähr-

leisten zu können.

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Prof. Dr. med. Torsten Bauer, Chefarzt in Berlin

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieIch leite die Klinik für Pneumologie der Lungenklinik Heckeshorn im HELIOS

Klinikum Emil von Behring in Berlin seit 2006 in chefärztlicher Position. Die

Lungenklinik Heckeshorn beheimatet zusätzlich eine Klinik für Thoraxchirurgie

und eine Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Institute für Gewebediagnostik/

Pathologie, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie und für Strahlentherapie

sowie ein MVZ mit infektiologischem und beatmungsmedizinischem Schwer-

punkt sind räumlich und inhaltlich eng verbunden. Die Klinik für Pneumologie

versorgt jährlich mehr als 7.000 Patienten stationär in zwei Kliniken und ebenso

viele ambulant. Sämtliche inhaltliche Themen werden von einer eigenen Studien-

abteilung unterstützt, in der – aus unserer Sicht – klinisch relevante Phase-II-

und Phase-III-Studien abgearbeitet werden.

Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietDie diagnostischen Möglichkeiten sind in der Pneumologie gut abgebildet. Zur

Probenentnahme einer Raumforderung in der Lunge gibt es aktuell und auch in

naher Zukunft keine Alternative. Die Zusammenführung der Befunde der Bild-

gebung, der feingeweblichen Befunde und der Klinik wird die Aufgabe der

pneumologischen Versorgung bleiben.

Die Hauptaufgabe aller Pneumologen wird es in Zukunft aber sein, die zuneh-

mend anspruchsvolleren Therapien weiter vollumfänglich anbieten zu können.

Für seltenere Erkrankungen werden sich bundesweite Zentren herausbilden, an

denen einzelne Krankheitsbilder schwerpunktartig betreut werden.

Kein Patient wird in 10 Jahren mehr für sich beanspruchen können, mit einer pulmonalen Hypertonie, einer Lymphangioleiomyomatose oder MDR-Tuberkulose heimatnah behandelt zu werden.

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Kein Patient wird in 10 Jahren mehr für sich beanspruchen

können, mit einer pulmonalen Hypertonie, einer Lymphangio-

leiomyomatose oder MDR-Tuberkulose heimatnah behandelt

zu werden. Es wird eine reibungsarme Selektion der Zentren

nach Inhalten geben, da hier selten wirtschaftliche Interessen

einer intelligenten Lösung entgegenstehen. Für die klassische

Pneumologie wird die bereits begonnene Aufteilung weiter-

gehen. Die obstruktiven Atemwegserkrankungen und insbeson-

dere das Asthma bronchiale sind fast ausschließlich ambulant

zu behandelnde Krankheitsbilder geworden, wenn man von

den schwersten Exazerbationen einmal absieht.

Die Versorgung von heimbeatmeten Patienten war aufgrund

des finanziellen Fehlanreizes in der Vergütung im Zentrum

der Kritik. Hier hat die DGP mit dem „WeanNet“ und seiner

Zertifizierungsleistung dafür gesorgt, dass der „Markt“ sich

bereinigen wird, auch wenn der Fehlanreiz nicht vollständig

abgeschafft wurde. Hier muss die medizinische Diskussion

um die Palliativmedizin erweitert werden. Denn wenn es um die

Weiterversorgung eines beatmeten Patienten geht, kommen

nur drei Therapieziele in Betracht: Entwöhnung, Weiterbeat-

mung oder palliative Versorgung. Für alle drei Ziele muss die

Expertise des medizinischen Anbieters außer Frage stehen.

Auf der einen Seite wird sich der Anspruch der Patienten an

ihre Therapie, was Wirksamkeit und Nebenwirkungen betrifft,

rasant erhöhen. Und alles soll möglichst ambulant passieren.

Auf der anderen Seite werden die Krankenhäuser zunehmend

schwerer kranke Patienten auffangen und immer komplexere

Therapien erarbeiten müssen. Wenn die Pneumologie zum

einen verhindern will, dass die ganzheitliche pneumologische

Versorgung aufgegeben wird, und zum anderen die – aus meiner

Sicht durch nichts zu rechtfertigende – Trennung zwischen ambu-

lanter und stationärer Medizin nicht weiter vertiefen will, muss

sie eine Vorreiterrolle bei neuen Versorgungsmodellen spielen.

Die größte Herausforderung in der Pneumologie wird die Bei-

behaltung der Therapie des Lungenkarzinoms sein. Nach über

20 Jahren Erfahrung in der onkologischen Therapie kann ich

das Privileg, einen Patienten von Anfang an versorgt haben

zu dürfen, nicht hoch genug einschätzen. Die Versorgung der

Patienten, wenn sie von Anfang an in einer Institution durch-

geführt wird, die Interdisziplinarität lebt, ist qualitativ hoch-

wertiger, da Redundanz und Konkurrenz der Methoden ver-

mieden werden. Bei einer Erkrankung, die vielleicht zukünftig

seltener, aber in 10 Jahren immer noch häufig mit dem Tod

enden wird, ist es unabdingbar, dass Arzt und Behandler sich

gut kennen und beide das Bewusstsein haben, dass alles im

Rahmen der Erkrankung Mögliche getan oder eben manchmal,

im gegenseitigen Einvernehmen, auch nicht getan wird.

Die Einführung der Immuntherapien hingegen birgt die Gefahr

der therapeutischen Profanisierung, ähnlich der Antibiotika-

therapie in den 1960er-Jahren, die zum gleichen Ergebnis eines

breiten und unkontrollierten Einsatzes führen kann. Dies durch

Wissensvorsprung zu verhindern, zähle ich zu den Hauptauf-

gaben der Pneumologie in den nächsten 10 Jahren.

Die beste Versorgung kann nur erzielt werden, wenn ambulanter

und stationärer Sektor so weit verzahnt sind, dass jedem Patien-

ten zu jedem Zeitpunkt die beste Versorgungsform zuteilwerden

kann. Hierfür müssen sich aus meiner Sicht zuerst die Berufs-

aussichten der Ärzte ändern, die sich heute immer noch zwischen

ambulant und stationär entscheiden müssen. Die Pneumologie

in Deutschland hat aus meiner Sicht die Kraft, die Dinge zu

verändern, da das ärztliche Miteinander im Gegensatz zu vielen

anderen Disziplinen auch nach 20 Jahren immer noch zualler-

erst von gegenseitigem Respekt geprägt ist.

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Prof. Dr. med. Dr. h. c. Erika von Mutius, Oberärztin in München

Derzeitiges Aufgabenfeld in der PneumologieMein Aufgabenfeld betrifft die pädiatrische Pneumologie und dabei besonders

das Asthma bronchiale im Kindesalter. Ich arbeite zu etwa 20 Prozent in der

klinischen Versorgung im Rahmen der Christiane-Herzog-Ambulanz des Dr. von

Haunerschen Kinderspitals der Ludwig-Maximilians-Universität München und

zu 80 Prozent in der Forschung. Mein Schwerpunkt ist die Epidemiologie des

Asthma bronchiale und allergischer Erkrankungen. Dabei führt mein Team eine

große klinische Kohorte beim Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL)

multizentrisch mit den Standorten Hannover, Lübeck und Großhansdorf vom

Kindes- bis zum Erwachsenenalter (ALLIANCE Kohorte) durch. Zum anderen

interessieren uns populationsbasierte Kohorten im bäuerlichen Milieu und

der damit verbundene Schutz vor Asthma und Allergien. In diesem Zusammen-

hang sind wir insbesondere auch an der Rolle des Mikrobioms in der Umwelt

in Wechselwirkung mit dem humanen Mikrobiom interessiert.

Wenn es gelingt zu verstehen, welche Mikroben das Immunsystem derart stimulieren, dass eine Toleranz und damit ein Schutz vor Allergien und Inflammation eintritt, dann können gezielte Präventionsmaßnahmen entwickelt werden.

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Die Entwicklung der Pneumologie im kommenden Jahrzehnt auf meinem GebietIm Bereich des Asthma bronchiale wird zunehmend klar, dass es

sich nicht um eine einzige Erkrankung, sondern um ein Syndrom

handelt. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen, die man als

Phänotypen bezeichnet. Diesen Ausprägungen liegen wiederum

unterschiedliche Pathomechanismen zugrunde, sogenannte

Endotypen. Im Erwachsenenalter sind diese Endo-/Phänotypen

z.B. als eosinophiles bzw. neutrophiles Asthma bekannt. Im

Kindesalter ist die Zuordnung erschwert, weil es keine Routine-

indikation zur Bronchoskopie und BAL gibt und viele kleine

Kinder kein Sputum hervorbringen können.

Wenn es gelingt, einzelne Endotypen des Asthma zu definieren, wird es in

Zukunft möglich werden, eine sehr viel differenzierte Diagnostik durchzuführen

und einzelne Patienten zu identifizieren, deren Asthmagenese auf bestimmten

Pathomechanismen beruhen. Diese Pathomechanismen können dann gezielt

in der Therapie bekämpft werden.

Diese personalisierte Medizin gelingt im ersten Schritt bereits im Bereich des

eosinophilen Asthma mit neuen „biologicals“. Es ist denkbar, dass solch gezielte

Therapien auch gegen andere Pathomechanismen einsetzbar sein könnten. Im

Bereich der Prävention gibt es vielleicht in den nächsten 10 Jahren Fortschritte

hinsichtlich des Atemwegs- und Umweltmikrobioms. Wenn es gelingt zu ver-

stehen, welche Mikroben das Immunsystem derart stimulieren, dass eine Toleranz

und damit ein Schutz vor Allergien und Inflammation eintritt, dann können

gezielte Präventionsmaßnahmen entwickelt werden.

Es ist anzunehmen, dass neben der Eosinophilie und Neutro-

philie viele andere immunologische, genetische, mikrobielle und

Umweltdeterminanten zur Entstehung einzelner Phänotypen

und Endotypen beitragen, die bislang noch nicht bekannt sind.

Die Entwicklung in den nächsten 10 Jahren sehe ich in einer

besseren Entzifferung dieser Phäno-/Endotypen. Im Bereich der

Umweltkomponente des Asthma bronchiale sehe ich auch

einen Fortschritt im Verständnis der Bedeutung des Mikrobioms

(Bakterien, Viren, Schimmelpilze) für die Prävention der Entste-

hung und Exazerbationen von Asthma bronchiale.

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Impressum

Herausgeber:

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

Robert-Koch-Platz 9, 10115 Berlin

Tel.: +49 30 29 36 27 01

E-Mail: [email protected]

Koordination: Anja Flender, M.A.

Satz, Design und Layout: Lindgrün GmbH, www.lindgruen-gmbh.com

Lektorat: Textbüro und Lektorat Dr. Sibylle Strobel

Fotografien/Grafiken:

Cover, Impressum: Prof. Dr. med. Andreas C. Hocke (M.Sc.), Molekulare Bildgebung der

Immunregulation, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt

Infektiologie & Pneumologie; Seite 1: Inline Internet & Werbeagentur; Seite 31: Mike Auerbach

(www.mike-auerbach.com) // Blick in die Zukunft: Seite 1: Inline Internet & Werbeagentur;

Seite 4: Universitätsklinikum Köln; Seite 6: Lungenklinik Heckeshorn; Seite 8: Sabine Kampf;

Seite 10: ARCN/Eric Shambroom; Seite 14: Dorit Schimandl; Seite 16: Torsten Bauer; Seite 18:

Klinikum der Universität München

© März 2017, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Berlin

Redaktionsschluss: 03. März 2017