16
1 12.11.2012 Jahrestagung 2012 des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte Etwas mehr als 40 Liebhaber des Papiers trafen sich vom 11. bis 14. Oktober 2012 zur Jahrestagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) in der Pfalz. Als Tagungshotel diente das Hotel Prinzregent 1 , am Westrand von Edenkoben gelegen. Diejenigen, die schon am Mittwoch den 10. Oktober angereist waren, besuchten die Ausstellung des Malers Slevogt im nahen Schloss „Villa Ludwigshöhe“ oder informierten sich in den Ausstellungsräumen des Hambacher Schlosses über die Geschehnisse, die zum „Hambacher Fest“ von 1832 führten. Das Vorprogramm am Donnerstag 11.10.2012 morgens: Fahrt nach Speyer Am Donnerstag Morgen brachte ein Bus die Tagungsteilnehmer nach Speyer, und Ursula Reinhard stimmte die Mitfahrenden auf die frühere Bedeutung dieser Stadt ein. In Speyer angekommen, gingen einige zum Technikmuseum, während die meisten zunächst den romanische Dom und dann, excelent geführt, die Dreifaltigkeitskirche und den Judenhof besichtigten. Zum einfachen Mittagsmahl trafen sich alle im Gasthof zum Halbmond; danach ging die Fahrt nach Neustadt an der Weinstraße. Stadtbesichtigung Neustadt am Donnerstag 11.10.2012 nachmittags: Dort trafen wir am „Elwedritsche Brunnen“ Professor Gernot Rumpf. Er erzählte uns humorvoll, wie er dazu kam, den Brunnen zu gestalten. Mit kleiner Verspätung begann dann eine Stadtführung, die mit einem kleinen Glas Neustädter Wein endete. Das Abendessen wurde im Hotel eingenommen, und Peter Reinhard stimmte uns mit einem Dia-Vortrag über die letzte Tagung auf das Kommende ein. Exkursion nach Annweiler am Freitag 12.10.2012 vormittags: Am Freitag begann das Fachprogramm mit einer Exkursion nach Annweiler. Wir besichtigten eine moderne große Kartonmaschine bei der Kartonfabrik Buchmann GmbH und besuchten eine der wohl kleinsten Papierfabriken Deutschlands, die Papierfabrik Poerringer GmbH + Co, die „Wachtelmühle“. So war der Bogen gespannt von einer Produktion von Karton für einen allerdings anspruchsvollen Massenmarkt bis zu einer Produktion von Filtrierpapieren und -massen für einen kleinen Spezialitätenmarkt. 1 www.prinzregent-edenkoben.de

Jahrestagung 2012 des Deutschen Arbeitskreises für ... · Jahrestagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) in der Pfalz. Als Als Tagungshotel diente das Hotel

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1

12.11.2012

Jahrestagung2012desDeutschenArbeitskreisesfürPapiergeschichteEtwas mehr als 40 Liebhaber des Papiers trafen sich vom 11. bis 14. Oktober 2012 zurJahrestagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte (DAP) in der Pfalz. AlsTagungshotel diente das Hotel Prinzregent1, am Westrand von Edenkoben gelegen.Diejenigen, die schon am Mittwoch den 10. Oktober angereist waren, besuchten dieAusstellungdesMalersSlevogtimnahenSchloss„VillaLudwigshöhe“oderinformiertensichin den Ausstellungsräumen des Hambacher Schlosses über die Geschehnisse, die zum„HambacherFest“von1832führten.DasVorprogrammamDonnerstag11.10.2012morgens:FahrtnachSpeyer

Am DonnerstagMorgen brachte ein Bus die Tagungsteilnehmer nach Speyer, und UrsulaReinhardstimmtedieMitfahrendenaufdiefrühereBedeutungdieserStadtein.InSpeyerangekommen,gingeneinigezumTechnikmuseum,währenddiemeistenzunächstdenromanischeDomunddann,excelentgeführt,dieDreifaltigkeitskircheunddenJudenhofbesichtigten.ZumeinfachenMittagsmahltrafensichalleimGasthofzumHalbmond;danachgingdieFahrtnachNeustadtanderWeinstraße.StadtbesichtigungNeustadtamDonnerstag11.10.2012nachmittags:Dort trafen wir am „Elwedritsche Brunnen“ Professor Gernot Rumpf. Er erzählte unshumorvoll,wieerdazukam,denBrunnenzugestalten.MitkleinerVerspätungbeganndanneineStadtführung,diemiteinemkleinenGlasNeustädterWeinendete.DasAbendessenwurdeimHoteleingenommen,undPeterReinhardstimmteunsmiteinemDia-VortragüberdieletzteTagungaufdasKommendeein.ExkursionnachAnnweileramFreitag12.10.2012vormittags:AmFreitagbeganndasFachprogrammmiteinerExkursionnachAnnweiler.WirbesichtigteneinemodernegroßeKartonmaschinebeiderKartonfabrikBuchmannGmbHundbesuchteneine derwohl kleinsten PapierfabrikenDeutschlands, die PapierfabrikPoerringerGmbH+

Co, die „Wachtelmühle“. SowarderBogengespanntvoneinerProduktionvonKarton füreinenallerdingsanspruchsvollenMassenmarktbis zueinerProduktionvonFiltrierpapierenund-massenfüreinenkleinenSpezialitätenmarkt.

1www.prinzregent-edenkoben.de

2

Die Kartonfabrik Buchmann geht auf eine 1811 errichtete Papiermühle zurück,welche bis1850mit2Büttenbetriebenwurde.DiespäterenBesitzerverlegtensichaufdieHerstellungvonPappdeckeln,und1910wurdeeineKartonmaschine170 cmBreiteaufgestellt, diebis1967 ihren Dienst tat. Derzeit fertigt man auf zwei Kartonmaschinen etwa ¼ Mio t/aFaltschachtelkarton, d.h. Karton, der von den Kunden zu Faltschachteln (vonZigarettenschachteln oder Schachteln für Zahnpastatuben bis hin zu Schachteln fürLebensmittel, Medikamente, etc.) verarbeitet wird. Die Firma ist ein Familienbetrieb undwirdgeführtvonThomasStark,derunsereGruppebegrüßte.IndieBetriebsführungteiltensichHerrStarkundHerrWeber.Über die „Wachtelmühle“ berichtete Friedrich von Hößle2: Einen Kilometer westlich vonAnnweilerlageinealteWalkmühle,welcheimJahr1604ineineMahlmühleumgebautundimDreißigjährigenKriegzerstörtwurde.Siewurde1663alsOel-undLohmühl-,Schleif-,undSägemühlenbetrieb wieder eingerichtet. 1711 durch Feuer zerstört, erfolgte 1727 einNeubaufürOel-undLohmühl-Wappenschmied-undHanfstampfbetrieb.Am8.August1731kaufte sie der Papiermüller Georg Maurer aus Wörschweiler, um eine Papiermühleeinzurichten.1751kauftederjungePapiererJohannesLorchausSchöntaldiePapiermühle.Es folgten mehrere Besitzer, und seit 1912 fabrizieren Otto Poerringer und seineNachkommenchemischreineFilterpapiereund-massen.Die Geschichte der Wachtelmühle verdanken wir einem wertvollen alten Urkundenbuch,welches die heutige Besitzerin und Geschäftsführerin Ursula Poerringer (Enkelin vonOttoPoerringer)währendderVorträgeamNachmittagausstellte.VorträgeundAbendessenamFreitag12.10.:

FriederSchmidt:EröffnungundEinladungzurnächstjährigenTagungNacheinemMittagessen imFronhof zuQueichhambachginges zurückzumTagungshotel,woFriederSchmidtdieVortragsveranstaltungpünktlichum16Uhreröffnete.Dabei luderdenArbeitskreis zu seinernächstjährigenTagungam18.-22.September2013nachLeipzigein.DieterPothmann3:PfälzerPapiermühlenund–fabrikenZuBeginnderVorträgestellteDieterPothmanndieGeschichteeinigerPfälzerPapiermühlenund–fabrikenvor.BeiderAuswahlderFabrikenwarersubjektivundnichtnachobjektivenKriterienvorgegangen.

2DERPAPIERFABRIKANT,FEST-UNDAUSLANDSHEFT1921,[email protected]

3

Er begann mit der Papiermaschinenfabrik Gebrüder Hemmer in Neidenfels. Diese Firmahatte1886einePapiermaschineanseinenUrgroßvaterJuliusSchultegeliefert;dieskonnteermiteinemnocherhaltenenCopienbuchbelegen.In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Firma Hemmer zu einemführendenPapiermaschinenlieferanten;doch1906wurdesieinsolvent,unddiePapierfabrikJulius Glatz in Neidenfels übernahm die Immobilien zur Erweiterung ihrer eigenenProduktionsstätten.Nach einem kurzenAbriss derGeschichte der PapierfabrikGlatz gingDieter Pothmann zudenGoßler’schen Papierfabriken in Frankeneck über, deren Produktionsstätten im LaufederZeitebenfallsvonGlatzübernommenwurden.Von Goßler führte eine Spur zur Wachtelmühle, der am Morgen besuchten PapierfabrikPoerringerGmbH+Co,dasie JohannErhardGoßler1826 fürseinenSchwiegersohnPeterAugustMichel kaufte. Sie blieb imMichelschen Besitz bis 1905. 1912wurde sie vonOttoPoerringerübernommen.ZumSchlusswandtesichDieterPothmannderPapierfabrikUngerbeiGleisweilerzu,dasiedenGrundstockzudemleidernichtzubesichtigendendortigenPapiermuseumlieferte.MartinaBohl-Hafenstein4:DiePfälzischePapierindustrie–AktuellerStandundAusblickDiesen Vortrag ergänzend, referierte Frau Martina Bohl-Hafenstein vom PapierzentrumGernsbach über den derzeitigen Stand der Pfälzischen Papierindustrie.Wie sie ausführte,gibtesderzeitinderPfalzfolgendeFirmen:DieKartonfabrikBuchmannGmbHinAnnweiler,dieCordierSpezialpapierGmbH,dieFeinpapierfabrikenJuliusGlatzGmbHinNeidenfelsundFrankeneck,diePapierfabrikPalmGmbH&CoKGinWörthunddiePapierfabrikPoerringerGmbH+CoKGinAnnweiler.DieKartonfabrikBuchmannwurdeindiesemTagungsberichtweiterobengewürdigt–zuihrgingdieExkursionamVormittag.DieCordierSpezialpapierGmbHlässtsichaufJohannBaptistLeopoldCordierzurückführen,der1836imBadDürkheimerJägerthaleine10JahrezuvorineinePapiermühleumgebauteSägemühle kaufte. Sie besteht heute aus den Papierfabriken Cordier in Bad Dürkheim(Jägerthal),SchleipenebenfallsbeiBadDürkheimundderIllig’schenPapierfabrikimMühltalbei Darmstadt-Eberstadt. Sie wurde 2006 von einem Konsortium von US-amerikanischenunddeutschenInverstorenübernommen.ProduziertwerdentechnischePapiereinJägerthalund grafische Papiere für Bücher. Im Zusammenhangmit Letzterem erwähnte Frau Bohl-Hafenstein als Konkurrent des klassischen Buches das E-Book, welches erst von 2-3% derDeutschen,jedochvonetwa30%derAmerikanergenutztwird.Die Julius Glatz GmbH war 1885 vonWilhelm Adolph Glatz, Franz Julius Glatz und HansHaehnle in Neidenfels gegründet worden. 2005 produzierte die Firma in Neidenfels undFrankeneckaufvierPapiermaschinen42.000 t/aFeinstpapierevon22bis60g/m².Aktuell

[email protected]

4

werden ca. 500 t Dünn- und Bibeldruckpapiere und 55.000 t Zigarettenpapiere im Jahrproduziert.AusdemvondenanderenPfälzerPapierfabrikengebildetenRahmen fällt die seit 2002 inWörth am Rhein betriebene Papierfabrik Palm GmbH & Co KG heraus. Sie gehört derFamilie Palm, die 1872 in Neukochen bei Aalen (Württemberg) ihre erste Papierfabrikgegründethatte.NachdemzweitenWeltkriegentstanddarauseinKonzern,dernun vierFabrikenzurErzeugungvonWellpappen-RohpapierundZeitungspapierausAltpapiersowieeine Anzahl von Wellpappenwerken umfasst. Die Wörther Papiermaschine war 2002 dieleistungsstärkstederWelt;sieproduziertjetzt650.000t/aWellpappenrohpapier.Über die Papierfabrik Poerringer GmbH + Co braucht an dieser Stelle nichts erwähnt zuwerden; sie wurde im Zusammenhangmit dem Bericht über die Exkursion am Vormittagweiterobenbehandelt.WieFrauBohl-Hafensteinausführte,istderStrukturwandelderPapierindustrieauchanderPfalz nicht vorüber gegangen. Hinzuweisen ist auf so bekannte Firmen wie Hoffmann &Engelmann oder Knoeckel, Schmidt & Cie, aber auch an EduardMann in Ebertsheim beiGrünstadt, die geschlossen wurden. Frau Bohl-Hafenstein veranschaulichte denStrukturwandel mit Zahlen für die Bundesrepublik: 1960 gab es 388 Betriebe mit 77600Beschäftigten, die 3.434.000 t/a Papier produzierten; heute gibt es in der vergrößertenBundesrepublik nur noch 167 Betriebemit 41100 Beschäftigten undmit einer Produktionvon 22.690.000 t/a. Die aktuellen Themen sind die gleichen,wie überall: Fachkräfte- undNachwuchs-Mangel, hohe Energiekosten, Umweltauflagen. Frau Bohl-Hafenstein erwartet,dass die Nachfrage nach Papierproduktenmit künftig steigendem Sozialprodukt ebenfallswachsenwird–bis2025werdenum30%prognostiziert.AusstellungeninderVortragspauseNachdiesendemTagungsortgeschuldetenVorträgenhattendieTeilnehmerineinerPausedie Gelegenheit, das von Ursula Poerringer ausgelegte Urkundenbuch der WachtelmühleunddasvonDieterPothmannausgelegteCopienbuchvonJuliusSchulteanzusehen.FriederSchmidt5:PapierfabrikationalskünstlerischesSujetFrieder Schmidt beendete die Vorträge des Freitags mit einem Blick auf die Welt derPapierfabrikationausderSichtbildenderKünstler.DieausDeutschland,denNiederlanden,derSchweizunddenUSAstammendenGrafiken,HolzschnitteundZeichnungenstammtenhauptsächlichausFirmenschriften,diezwischen1920und1965veröffentlichtwurdenundeinen Einblick in die Arbeitswelt von früher und heute gewähren. Der nunmehrveröffentlichte Text6 ist den Tagungsteilnehmern zwischenzeitlich in digitaler Formzugegangen.

[email protected],2012/2,S.38-46

5

Die„HeilsbruckerLandpartie“zumTagesausklangZumAbend ging es - nachnur einigenMinuten Fußmarsch – einenWeinhanghinauf zumehemaligen Zisterzienserkloster und jetzigen Weingut Kloster Heilsbruck. Nach einerBesichtigung des Holzfasskellers konnten wir in heiterer Atmosphäre leckeres Essen undgutenWeingenießen.VorträgeamSamstag13.10.:

ErwinFrauenknecht7:Wasserzeichen-InformationssystemWZISDie Vorträge des nächsten Tages leitete Erwin Frauenknecht vom Landesarchiv Baden-Württemberg mit einem Bericht über das Projekt „WasserZeichen-InformationsSystem“(WZIS) ein. Dieses ist gewissermaßen eine Vervollkommnung des „Bernsteinprojektes“www.memoryofpaper.eu, über das in vorhergegangenen Tagungen des DAP berichtetworden war. Es wurde eine Datenbank www.wasserzeichen-online.de aufgebaut, in dieverschiedeneBibliotheken8 ihreWasserzeichensammlungeneingespeisthaben.DasSystemermöglicht die dezentrale Eingabe von digitalen Wasserzeichenabbildungen und derenMetadatennachhomogenenStandards(KlassifikationundTerminologie).DieDatenbankistimInternetfreirecherchierbar.HanspeterLeibold9:WasserzeichenundSchöpfsiebeDanach erklärte Hanspeter Leibold die Schöpfsiebe und, wie ein Wasserzeichen daraufkommt.UmeinSchattenwasserzeichenzuerhalten,mussmanzunächstvonderVorlage–einem Photo, einem Stich, etc. – ein Wachsrelief anfertigen, von dem ein Gipsabdruckgemachtwird,welcheswiederumdasModellfürdenPrägestempelabgibt.Seit ca. 1800 gibt es Dunkelwasserzeichen; Schattenwasserzeichen gibt es etwa seit derMittedererstenHälftedes19.Jahrhunderts,undesistkaumnureinZufall,dassgleichzeitigdie „Litophanien“ aufkamen; das sind Porzellanscheiben, in die lichtdurchlässigeVertiefungen eingearbeitet sind, ähnlich wie die Schattenwasserzeichen im Papier.HanspeterLeiboldbrachteeineReihevonBeispielenfürSchattenwasserzeichen.Hanspeter Leibold stellte schließlich den großartigen Dokumentarfilm10 der BritischenPapierhistoriker (BAPH) über den letzten professionellen Schöpfformenbauer desVereinigtenKönigreichs–RonaldMacDonald–vor.7erwin.frauenknecht@la-bw.de8EssinddiesdieBayerischeStaatsbibliothek,dieUniversitätsbibliothekLeipzig,dieWürttembergischeLandesbibliothekundinderzweitenPhasedieStaatsbibliothekzuBerlinsowiedasDeutscheSchrift-undBuchmuseumderDeutschenNationalbibliothekLeipzig9hanspeter.leibold@adon.li10http://baph.org.uk/mouldmakingdvd.html

6

EsraBaldinger11:PlattenwasserzeicheninösterreichischenBanknotendes19.JahrhundertsNachdemwir uns an den von Hanspeter Leibold ausgestellten Sieben undWasserzeichensattgesehenhatten,berichteteEsraBaldingerüberihreArbeitenzuPlattenwasserzeicheninösterreichischen Banknoten des 19. Jahrhunderts. Solche Wasserzeichen weisen größerezusammenhängende Flächen gleicher Schattierung auf, und Esra Baldinger hatteherausgefunden, dass großflächige Hell-Dunkel-Wasserzeichen mit gelochten Platten inösterreichischen Banknoten des 19. Jahrhunderts verwendet wurden. Dies scheint eineösterreichischeErfindungzusein,da inderbisherigenForschungkeineweiterenSiebeausdieser Zeit bekannt sind. Zuvor gab es hauptsächlich einfache Drahtwasserzeichen undungefähr zur selbenZeit sogenannteVollwasserzeichen,die zur einfachenDarstellung vonBuchstaben aus allerdings ungelochten Blechen12 herausgeschnitten wurden (Hell-Wasserzeichen).Die von Esra Baldinger projizierten Fotos der Banknoten stammten aus dem Archiv desÖsterreichischenGeldmuseums,NationalbankWien.StefanFeyerabend13:MeinWegzu4000MaschinenwasserzeichenEs folgte Stefan Feyerabend, der sich dem lange vernachlässigten Gebiet derMaschinenwasserzeichenangenommenhatte.ErbegannmitderBemerkung,dass1885das„Normalpapier“ eingeführt wurde, weil die Qualität des Büropapiers immer schlechtergewordenwar.DieeinzelnenNormalpapiersortenwaren inStoffklasseneingeteiltworden;ein Wasserzeichen zeigte die Stoffklasse und die Herkunft an. Maschinenwasserzeichenwurden auch als Markenzeichen angebracht. Stefan Feyerabend führte eine Reihe vonMaschinenwasserzeichenvor.DieWasserzeichensammlungvonStefanFeyerabendbefindetsichjetztinLeipzig.HelmgardHolle14:DiePapiersammlungDr.AntonRollettEinen für Papierhistoriker besonderen Leckerbissen lieferte dann Helmgard Holle vomInstitut für Konservierung und Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste inWien. Sie schilderte, untermalt mit vielen Bildern, die von Dr. Anton Rollett (1778-1842)zusammengetragene Sammlung damaliger Papiere, die im Rollett-Museum in Baden beiWienaufbewahrtwird.Dr.RolletthattenichtnurPapiergesammelt,vielmehrhatteer,dendamaligen encyklopädischen Gedanken folgend, ein technologisches Universalmuseumgegründet.

[email protected]öchtedaraufhinweisen,dassheutigePapierschöpferanStellederBlecheentsprechendzugeschnitteneFolienaufdasSiebkleben.13stefan.feyerabend@[email protected]

7

WalterNiemeyer15:DieSilbersalzfotografie,AufstiegundRückgangImnächstenVortragschilderteWalterNiemeyer(ehemalsbeiPapierfabrikFelixSchoellerjr,Burg Gretesch) den Werdegang der klassischen Fotografie, angefangen mit der cameraobscura und den ersten chemischen Versuchenmit Silbersalzen im 17. Jahrhundert, überDaguerre, dem es 1837 gelang, eine mit Silberjodid beschichtete Glasplatte inQuecksilberdämpfenzuentwickelnundinwarmerKochsalzlösungzufixieren,bishinzudenFilmen und Fotoapparaten, wie sie bis zur Erfindung der Digitalfotografie üblich waren.Dabei widmete er sich auch dem Fotopapier, zu dessen Herstellung man bis 1927ausschließlich Hadern verwendete, und den Halogen-Silbersalz-Emulsionen. Inzwischendominiert die Digitalfotografie, aber das Papier dominiert immer noch als Bildträger.Allerdingswurden2012nurnoch1,3Mrd.m²Bildträgerpapier gebrauchtanstelle von2,0Mrd.m²imJahre2002.Hans-Georg Wöllmer16 (Archiv F. Schoeller, Burg Gretesch) hatte zu diesem Vortrag ausseinerSammlunghistorischeFotoapparatemitgebrachtundausgestellt.SabineSchachtner17:EntwicklungderPapierindustrieunddesPapierkonsumsindenletzten20JahrenSabine Schachtner vom LVR-Industriemuseum18 „Alte Dombach“ in Bergisch Gladbachbefasste sich anschließend mit der Entwicklung der Papierwirtschaft in den letzten 20Jahren.Dazuwarf sie einenBlick auf denPapierverbrauch je Kopf und Jahr, der zwischen1997und2010 weltweitvon49auf57kg, inIndienvon4auf9kg, inderVRChinavon27auf69kgund inDeutschlandvon196auf248kggestiegen,indenUSAjedochvon320auf240kggefallenist.ImSortenvergleichstehenVerpackungspapieremit140Miot/ain2001,mit190Miot/ain2008und204Miot/ain2010anderSpitze.EsfolgendiegrafischenPapieremit130Miot/ain2001,mit150Miot/ain2008undmitnurnoch140Miot/ain2010.FürZeitungspapiergabFrauSchachtnereinenRückgangum12%weltweitvon2008auf2010an.Jürgen Weidenmüller19: Fragen zur Vorgeschichte von Dreiwerden: Warum so groß undgleichmitzweiPapiermaschinen?

[email protected]@[email protected]:DerLandschaftsverbandRheinlandumfasstetwadenNRW-TeilderfrüherenpreußischenRheinprovinz19juergen.weidenmü[email protected]

8

MitseinemdannfolgendenVortragwandtesichJürgenWeidenmüllerderPapiergeschichteund der Geschichte seiner eigenen Familie zu. Dabei gab er ein Beispiel für dasUnternehmertumimausgehenden19.Jahrhundert.Angefangenhatesdamit,dassJürgensUrgroßvater Franz EduardWeidenmüller (1819-1892)1865die stillgelegteAntonshütte imErzgebirge kaufte, um zunächst Holzstoff, ab 1884 auch Zeitungsdruckpapier herzustellen.1886kaufteerweiterestillgelegteBergwerksanlagenbeiDreiwerdenanderZschopaumitdem Ziel, auch dort Holzstoff und Zeitungspapier anzufertigen. Diesen Plan verwirklichtenFranzEduardsSöhne1905/1906.DabeistelltensiegleichzweibaugleichePapiermaschinenmit2,64mArbeitsbreite füreineTagesproduktionvon40t insgesamtauf.Dieswarsichereine für ein Familienunternehmen große Investition, aber durch ihre Fabrik in Antonsthalkannten sie Risiko und Chancen; das „ins Risiko gebrachte Kapital schaffte mitzielorientierterKonzeptionamortisierbareProduktionswerteundArbeitsplätze“.DieterPothmann20:PapierhistorischesSeminarinderHomburgerPapiermühle21BeimnächstenVortragbefasstesichderBerichterstatterDieterPothmannmitdemnunzumvierten Mal durchgeführten Vorhaben, Studenten und Lehrer des Papierfachs an der TUDarmstadt und an der „Dualen Hochschule Baden-Württemberg“ in Karlsruhe Papier voneiner anderen Seite vorzuführen, als es beim Studium geschieht. Die diesbezüglichenVeranstaltungen finden imMuseum Papiermühle zu Triefenstein-Homburg amMain stattundwerdenörtlichvondenBetreiberndesMuseums,derFamilieFollmer,betreut.DiesmalstandendieVorträgeunterdemMotto„SchöpfsiebeundWasserzeichen“.DieterPothmannkonnte feststellen, dass die Vortragenden mit Freude mitmachten und zumeist aus demKreisdesDAPstammten–einZeichenfüreinenfunktionierendenlebendigenArbeitskreis.FrankHeinzig22:BildervomPapiermuseumFockendorfDieterPothmannsVortragfolgteeineBilderschauvonFrankHeinzigüberdasPapiermuseuminFockendorf.GeorgDietz23:AlbrechtDürersfrüheFederzeichnungen–Tinten-undWasserzeichenanalysenGeorgDietzberichtetevondemDFG-gefördertenForschungsprojekt:"AlbrechtDürersfrüheFederzeichnungen. Nichtdestruktive Werkstoffanalyse der Tinten. Dokumentation derWasserzeichen". Im Rahmen dieses Gemeinschaftprojekts des GermanischenNationalmuseums Nürnberg und der Bundesanstalt für Materialforschung Berlin sind 47Zeichnungen aus europäischen Sammlungenmit Röntgenfluoreszenzanalyseuntersucht

[email protected]öffentlichtimWochenblattfürPapierfabrikation140(2012),Nr.10,[email protected]@papierstruktur.de

9

wurden. Hierbei zeigte sich, dass augenscheinlich gleich aussehende Tinten öftersunterschiedliche Zusammenesetzungen aufwiesen, aber auch unterschiedlich aussehendeTinten von gleicher Zusammensetzung (= gleicher Urheber) waren. Überraschend warfestzustellen,dassDürerEisengallustintenmitRusstuschenmischte,waseheralsuntypischanzusehen ist. Bei der Überprüfung der Wasserzeichen zeigte sich, dass hier weitererForschungsbedarfbestehtundzukünftignochexaktereDatierungenzuerwartensind.

SchlussDamitgingdiewiederinteressanteTagungzuEnde.ZudankenistnochHanspeterLeibold,derzumAndenkenandieTagungeinschönesWasserzeichenpapiergeschaffenundverteilthatte.

P1030160:AmElwedritschebrunnenP1030163:Prof.GernotRumpf

P1030164:ThomasStarkP1030170:AnderKartonmaschine

10

P1030175:BeiPoerringerP1030177UrsulaPoerringer

P1030181:HolländerbeiPoerringerP1030184:imFronhofQuaichhambach

11

P1030185:DerBeamerwirdausprobiertPICT0201:DieterPothmann

PICT0207:UrsulaPoerringerPICT0208:DasUrkundenbuch

PICT0204:KopienbuchvonJuliusSchultePICT0206:KopienbuchvonJuliusSchulte

12

P1030188:MartinaBohl-HafensteinP1030197:FriederSchmidt

P1030199:ImFasskellerP1030202:ImFasskeller

P1030203:WeinprobeP1030204:Weinprobe

13

P1030205:WeinprobeP1030206:Weinprobe

P1030207:E.FrauenknechtP1030213:HP.LeiboldP1030218:Schattenwasserzeichen

P1030216:WasserzeichensiebeP1030217:Wasserzeichensiebeetc.

15

P1030233:Wasserzeichen-PapierP1030235:Wasserzeichen-Papier

P1030237:PlattenwasserzeichenP2030240:EsraBaldingerseigenesSieb

P1030241:St.FeyerabendP1030244:StefanFeyerabend

16

PICT0209:HelmgardHolleP1030247:AusderSammlungRollett

P1030250:AlteFotoapparate

P1030257:J.WeidenmüllerP1030258:JürgenWeidenmüller

17

PICT0215:DieterPothmannP1030264:GeorgDietz

P1030266:GeorgDietzP1030267:GeorgDietzP