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1. Rollator über die Bordsteinkante heben Der Rollator muss auf eine höhere Stufe angehoben werden. Dazu Bremse anziehen, Rollator auf die Hinterräder kippen, anschließend Bremse lösen, Rollator vorschieben, sodass die Vorderräder auf der Stufe stehen. Anschließend werden die Hinterräder hochgehoben. Zu Hause kann eine mit Altpapier gefüllte Kiste eine passende Stufe dar- stellen. Diese Übung 3–5x wiederholen. Voraussetzung ist, dass keine Probleme mit Schulter oder Ellbogen bestehen. 2. Mit dem Rollator auf schiefen Ebenen gehen Auf abschüssigen Wegen zu gehen ist im Alltag eine fordernde Situati- on, bei der der Rollator kontrolliert werden muss, damit er nicht weg- rollt, und zugleich das eigene Gleichgewicht gehalten werden muss. Das lässt sich gut trainieren, indem zum Beispiel mit einer auf einer Seite erhöht gelagerten Sportmatte eine schiefe Ebene erstellt wird. Gesundheitstraining mit dem Rollator Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind auf einen Rollator angewiesen. Einfache Übungen mit dieser Gehhilfe können dazu beitragen, die Beweglichkeit und Fitness zu erhalten und sogar zu verbessern. Hier unsere Tipps: 3. Allgemeines Kraſttraining mit dem Rollator Mit festgestellter Bremse eignet sich der Rollator gut als „Ballettstange”, an der sich verschiedene Übungen zur Kräſtigung der gesamten Kör- permuskulatur ausführen lassen. Besonders geeignet ist die Beinhebe: Bei festgestellter Bremse liegen beide Hände sicher auf den Griffen. Nun wird im Wechsel ein Bein angespannt und gerade nach hinten abgehoben. Das stärkt die Oberschenkelmuskulatur. Voraussetzung ist, dass keine Knie- oder Hüſterkrankungen vorliegen. 4. Ausdauertraining mit dem Rollator Rollator-Walking – mit dem Rollator kann der tägliche Spaziergang zum Ausdauertraining werden. Dabei wird das Gehtempo leicht bis moderat beschleunigt, sodass man sich noch gut beim Gehen unterhal- ten kann. Dann ist das schnelle Gehen ein ausgezeichnetes Herz-Kreis- lauf-Training. Ideal sind 2–3 Mal wöchentlich Einheiten von 15–20 Minuten – wenn der persönliche Gesundheitszustand es erlaubt! Cartoon: Christian Habicht Fokus Gesundheit Jahrgang 2014 | Nr. 4 MAGAZIN DES SRH WALD-KLINIKUMS GERA Zum Thema Liebe Leserinnen und Leser, Bewegung ist Leben und so beginnt mit dem ersten Klaps der Hebam- me ein schöner, langer und nicht selten beschwerlicher Weg für uns Menschen, der geprägt ist von allen Formen der Bewegung. Heranwachsen in der Familie, Spielen in der Kindheit, Pubertät oder sportliche Aktivitäten in der Jugend bestimmen die Einstellung zur Bewegung bis ins hohe Alter. Wie wichtig sie für uns ist, wird uns erst bewusst, wenn man sie uns nimmt – die Freiheit sich bewegen zu dürfen. Ob Studium, Beruf oder Stress in der Familie, man nimmt sich keine Zeit für regelmäßige körperliche Betätigung. Schlimmer tri es jene, die keine Wahl hatten und durch Unfälle oder Krankheit aus der körperlichen Aktivität ge- rissen wurden. Und zuletzt diejeni- gen die keine eigene Erfahrung mit der Bewegung und ihrem Körper machen konnten. Alle verbindet die Tatsache, dass fehlende Bewegung die körperliche und geistige Gesundheit beeinträchtigt.Volks- krankheiten wie Rückenschmer- zen, Bluthochdruck, Übergewicht, viele Stoffwechselerkrankungen aber auch psychische Erkrankun- gen beeinträchtigen dann die Le- bensqualität und führen viel zu oſt zu gesundheitlichen Schäden. Meist bringen Schlüsselerlebnisse diese späte Einsicht und so wird die körperliche Aktivität neu oder wie- der entdeckt. Dabei spielt es keine Rolle, wie intensiv und umfänglich man aktiv wird, die Bewegung an sich ist der Garant für körperliche und seelische Gesundung. Kein Zeitpunkt ist zu spät und kein Um- stand so schwierig um damit zu be- ginnen. „Stillstand ist Tod“ und mit den letzten Worten – Ruhe sanſt – ist die Möglichkeit der Besinnung verspielt. Klaus-Jürgen Stöckel Geschäftsführer Gesundheits-Treff Impuls GmbH Vom Standby in den Wohlfühlgang Plädoyer für ein bewegtes Leben W ir kennen sie alle, Sprü- che wie „wer rastet der rostet“, „Stillstand ist der Tod“ oder „Bewegung ist unse- re Natur“. Galten diese Volksweis- heiten schon zu grauer Vorzeit, so haben sie seit der Veränderung unserer Lebensgewohnheiten im letzten Jahrhundert immens an Bedeutung gewonnen: Die wis- senschaſtlich-technische Revolu- tion, Innovationen wie Auto und Flugzeug oder die IT-Branche haben Auswirkungen auf alle Le- bensbereiche, haben den Anteil körperlicher Arbeit aber auch drastisch reduziert. - Aus beweg- ten Menschen wurden Sitzenblei- ber. Die US-Zeitschriſt „Harvard Business Review“ bezeichnet das Sitzen gar als das Rauchen der heutigen Generation. „Dabei ist unser Bewegungsapparat nicht für den Stillstand, sondern vielmehr für das Laufen, das- sich- Belasten konzipiert“, weiß Dr. Jörg Silber- mann, Wirbelsäulenspezialist am SRH Wald-Klinikum Gera. „Waren wir im 19. Jahrhundert noch täg- lich rund 18 Kilometer unterwegs, sind es heute gerade mal 800 Me- ter.“ Die Folge: die Bewegung als das Lebenselixier des Menschen kommt viel zu kurz. Wer sich aber regelmäßig belastet und Sport treibt, das ist wissenschaſtlich un- strittig, ist besser vor Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall ge- schützt. Das tri auch auf die Verhütung vieler anderer Erkran- kungen wie Krebs, Osteoporose, Arthrose oder Demenz zu. Durch Bewegung sinkt der Blutdruck, steigt das gute Cholesterin HDL, werden unsere Knochen stabiler. SRH Wald-Klinikum und „GTI“ unter einem Dach „Je öſter und länger wir in Be- wegung sind, desto eher holen sich die Muskeln ihre Energie aus den Fettdepots, d.h., wir werden fitter, nehmen ab. Das geht zum Beispiel mit Ausdauertraining wie Joggen, Radfahren oder Nordic Walking“, erläutert Sporttherapeut Klaus-Jürgen Stöckel, Geschäſts- führer des Geraer Gesundheits- Treffs „Impuls“ (GTI). Dass die moderne Medizin dieser Tatsa- che zunehmend Rechnung trägt, davon zeugt, dass GTI und SRH Wald-Klinikum Gera seit 2013 gemeinsam unter einem Dach agieren. „Wir begleiten viele Pati- enten des Geraer Krankenhauses auf dem Weg zu einer besseren Gesundheit“, freut sich Klaus-Jür- gen Stöckel. „Dazu gehören täglich rund 50 Patienten, die bei uns ihre ambulanten Reha- Maßnahmen absolvieren. Nach maßgeschnei- derten erapieplänen, die wir gemeinsam mit den Ärzten auf- stellen, erhalten sie je nach Ge- sundheitszustand das ganze An- gebot, das zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit und zum Erhalt ihrer Erwerbsfähigkeit notwendig ist. Es reicht von physikalischen Anwendungen, Massagen und ge- rätegestützter Krankengymnastik bis zur Wassergymnastik.“ Aber auch verschiedene Selbsthilfegrup- pen wie „Frauen nach Krebs“, die Rheuma-Liga und die Osteoporo- segruppe haben den GTI als eine gute Adresse für sich entdeckt. „Überhaupt“, davon ist Klaus-Jür- gen Stöckel überzeugt, „es findet sich kaum ein Grund, nicht sport- lich aktiv zu werden, in Bewegung zu bleiben. Selbst bei einer vorlie- genden Behinderung helfen wir, eine geeignete körperliche Aktivi- tät zu finden.“ Wer sich aber noch fit fühlt und aktive Gesundheitsprophylaxe betreiben möchte, der ist im GTI genau richtig. Etwa 1000 Sport- begeisterte, von 14–84 Jahren, legen dort regelmäßig ihren ganz persönlichen Wohlfühlgang ein. Dazu gehört auch die 69jährige Petra Martin, der man ihr Alter wahrlich nicht ansieht. „Ich trei- be Sport bereits mein ganzes Le- ben lang“, strahlt die ehemalige Chemikerin, „früher Handball, Volleyball und Gymnastik. Wegen meiner stark abgenutzten Band- scheiben bin ich dann mit 62 ins GTI gekommen. Bis zu 4 Mal wö- chentlich bin ich hier anzutreffen, absolviere mein ganz persönliches Fitnesspensum, manchmal so- gar mit meinem Enkel. Darüber hinaus mache ich Pilates, belege Tanz- und Spinningkurse. Die Rü- ckenschmerzen sind schon lange kein ema mehr. Geblieben ist die Freude am Sport, der Spaß in der Truppe und an meinem wirk- lich bewegten Leben.“ Klaus-Peter Kirsten Wer rastet, der rostet: Für die Mitglieder der Spinniggruppe des GTI kein Thema. Selbst Klaus Belling (r.) lässt sich mit seinen 83 Jahren kaum einen Sprint entgehen. Foto: Christoph Beer www.waldklinikumgera.de Meldungen Top-Klinik bei der Behandlung von Lungenkrebs Die Klinik für orax- und Gefäßchirurgie am SRH Wald- Klinikum Gera gehört im Bereich Lungenkrebs zu den Top-Kliniken Deutschlands. Im jüngsten Ran- king der Zeitschriſt „Focus“ steht sie bundesweit an 16. Stelle. Schlüssel zum Erfolg ist die er- folgreiche Kooperation aller an der Diagnostik und erapie des Lungenkrebses beteiligten Klini- ken in dem seit 2012 zertifizierten Lungenkrebszentrum. Hier wird mit geballter Kompetenz gegen die gefährliche Krebserkrankung gekämpſt. In Tumorkonferen- zen vor, aber auch während der Behandlung besprechen orax- chirurgen, Pneumologen, Onko- logen und Strahlentherapeuten gemeinsam die Strategie für jeden einzelnen Patienten, erklärt Chef- arzt Priv.-Doz. Dr. omas Lesser. Fast 90 Prozent der Betroffenen wünschen und erhalten zudem eine Betreuung durch speziell aus- gebildete Psychoonkologen. 2013 wurden im Lungenkrebszentrum Gera 259 Krebs-Neuerkrankun- gen behandelt. In 110 Fällen wur- den erkrankte Lungenabschnitte operativ entfernt. Viele Eingriffe werden minimal-invasiv, also en- doskopisch vorgenommen, um Schmerzen zu vermeiden, die Atemfähigkeit nicht wesentlich einzuschränken und damit die Genesung zu beschleunigen. Aus dem Inhalt Das Kreuz mit dem Kreuz Seite 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Künstliches Gelenk mit 80? Seite 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wunderwerk Hand Seite 4/5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Gips kommt nicht aus der Mode Seite 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Radiologische Einblicke Seite 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gute Kost für unsere Knochen Seite 8

Jahrgang 2014 | Nr. 4 Fokus Gesundheit€¦ · Die Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie am SRH Wald-Klinikum Gera gehört im Bereich Lungenkrebs zu den Top-Kliniken Deutschlands

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1. Rollator über die Bordsteinkante hebenDer Rollator muss auf eine höhere Stufe angehoben werden. Dazu Bremse anziehen, Rollator auf die Hinterräder kippen, anschließend Bremse lösen, Rollator vorschieben, sodass die Vorderräder auf der Stufe stehen. Anschließend werden die Hinterräder hochgehoben. Zu Hause kann eine mit Altpapier gefüllte Kiste eine passende Stufe dar-stellen. Diese Übung 3–5x wiederholen. Voraussetzung ist, dass keine Probleme mit Schulter oder Ellbogen bestehen.

2. Mit dem Rollator auf schiefen Ebenen gehenAuf abschüssigen Wegen zu gehen ist im Alltag eine fordernde Situati-on, bei der der Rollator kontrolliert werden muss, damit er nicht weg-rollt, und zugleich das eigene Gleichgewicht gehalten werden muss. Das lässt sich gut trainieren, indem zum Beispiel mit einer auf einer Seite erhöht gelagerten Sportmatte eine schiefe Ebene erstellt wird.

Gesundheitstraining mit dem Rollator Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind auf einen Rollator angewiesen. Einfache Übungen mit dieser Gehhilfe können dazu beitragen, die Beweglichkeit und Fitness zu erhalten und sogar zu verbessern. Hier unsere Tipps:

3. Allgemeines Krafttraining mit dem RollatorMit festgestellter Bremse eignet sich der Rollator gut als „Ballettstange”, an der sich verschiedene Übungen zur Kräftigung der gesamten Kör-permuskulatur ausführen lassen. Besonders geeignet ist die Beinhebe: Bei festgestellter Bremse liegen beide Hände sicher auf den Griffen. Nun wird im Wechsel ein Bein angespannt und gerade nach hinten abgehoben. Das stärkt die Oberschenkelmuskulatur. Voraussetzung ist, dass keine Knie- oder Hüfterkrankungen vorliegen.

4. Ausdauertraining mit dem RollatorRollator-Walking – mit dem Rollator kann der tägliche Spaziergang zum Ausdauertraining werden. Dabei wird das Gehtempo leicht bis moderat beschleunigt, sodass man sich noch gut beim Gehen unterhal-ten kann. Dann ist das schnelle Gehen ein ausgezeichnetes Herz-Kreis-lauf-Training. Ideal sind 2–3 Mal wöchentlich Einheiten von 15–20 Minuten – wenn der persönliche Gesundheitszustand es erlaubt! Cartoon: Christian Habicht

Fokus GesundheitJahrgang 2014 | Nr. 4

MAGAZIN DES SRH WALD-KLINIKUMS GER A

Zum ThemaLiebe Leserinnen und Leser, Bewegung ist Leben und so beginnt mit dem ersten Klaps der Hebam-me ein schöner, langer und nicht selten beschwerlicher Weg für uns Menschen, der geprägt ist von allen Formen der Bewegung.

Heranwachsen in der Familie, Spielen in der Kindheit, Pubertät oder sportliche Aktivitäten in der Jugend bestimmen die Einstellung zur Bewegung bis ins hohe Alter. Wie wichtig sie für uns ist, wird uns erst bewusst, wenn man sie uns nimmt – die Freiheit sich bewegen zu dürfen. Ob Studium, Beruf oder Stress in der Familie, man nimmt sich keine Zeit für regelmäßige körperliche Betätigung. Schlimmer trifft es jene, die keine Wahl hatten und durch Unfälle oder Krankheit aus der körperlichen Aktivität ge-rissen wurden. Und zuletzt diejeni-gen die keine eigene Erfahrung mit der Bewegung und ihrem Körper machen konnten. Alle verbindet die Tatsache, dass fehlende Bewegung die körperliche und geistige

Gesundheit beeinträchtigt.Volks-krankheiten wie Rückenschmer-zen, Bluthochdruck, Übergewicht, viele Stoffwechselerkrankungen aber auch psychische Erkrankun-gen beeinträchtigen dann die Le-bensqualität und führen viel zu oft zu gesundheitlichen Schäden. Meist bringen Schlüsselerlebnisse diese späte Einsicht und so wird die körperliche Aktivität neu oder wie-der entdeckt. Dabei spielt es keine Rolle, wie intensiv und umfänglich man aktiv wird, die Bewegung an sich ist der Garant für körperliche und seelische Gesundung. Kein Zeitpunkt ist zu spät und kein Um-stand so schwierig um damit zu be-ginnen. „Stillstand ist Tod“ und mit den letzten Worten – Ruhe sanft – ist die Möglichkeit der Besinnung verspielt.

Klaus-Jürgen Stöckel GeschäftsführerGesundheits-Treff Impuls GmbH

Vom Standby in den Wohlfühlgang

Plädoyer für ein bewegtes Leben

Wir kennen sie alle, Sprü-che wie „wer rastet der rostet“, „Stillstand ist

der Tod“ oder „Bewegung ist unse-re Natur“. Galten diese Volksweis-heiten schon zu grauer Vorzeit, so haben sie seit der Veränderung unserer Lebensgewohnheiten im letzten Jahrhundert immens an Bedeutung gewonnen: Die wis-senschaftlich-technische Revolu-tion, Innovationen wie Auto und Flugzeug oder die IT-Branche haben Auswirkungen auf alle Le-bensbereiche, haben den Anteil körperlicher Arbeit aber auch drastisch reduziert. - Aus beweg-ten Menschen wurden Sitzenblei-ber. Die US-Zeitschrift  „Harvard Business Review“  bezeichnet das Sitzen gar als das  Rauchen der heutigen Generation. „Dabei ist unser Bewegungsapparat nicht für den Stillstand, sondern vielmehr für das Laufen, das- sich- Belasten konzipiert“, weiß Dr. Jörg Silber-mann, Wirbelsäulenspezialist am SRH Wald-Klinikum Gera. „Waren wir im 19. Jahrhundert noch täg-lich rund 18 Kilometer unterwegs, sind es heute gerade mal 800 Me-ter.“ Die Folge: die Bewegung als das Lebenselixier des Menschen kommt viel zu kurz. Wer sich aber regelmäßig belastet und Sport

treibt, das ist wissenschaftlich un-strittig, ist besser vor Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall ge-schützt. Das trifft auch auf die Verhütung vieler anderer Erkran-kungen wie Krebs, Osteoporose, Arthrose oder Demenz zu. Durch Bewegung sinkt der Blutdruck, steigt das gute Cholesterin HDL, werden unsere Knochen stabiler.

SRH Wald-Klinikum und „GTI“ unter einem Dach

„Je öfter und länger wir in Be-wegung sind, desto eher holen sich die Muskeln ihre Energie aus den Fettdepots, d.h., wir werden fitter, nehmen ab. Das geht zum Beispiel mit Ausdauertraining wie Joggen, Radfahren oder Nordic Walking“, erläutert Sporttherapeut Klaus-Jürgen Stöckel, Geschäfts-führer des Geraer Gesundheits- Treffs „Impuls“ (GTI). Dass die moderne Medizin dieser Tatsa-che zunehmend Rechnung trägt, davon zeugt, dass GTI und SRH

Wald-Klinikum Gera seit 2013 gemeinsam unter einem Dach agieren. „Wir begleiten viele Pati-enten des Geraer Krankenhauses auf dem Weg zu einer besseren Gesundheit“, freut sich Klaus-Jür-gen Stöckel. „Dazu gehören täglich rund 50 Patienten, die bei uns ihre ambulanten Reha- Maßnahmen absolvieren. Nach maßgeschnei-derten Therapieplänen, die wir gemeinsam mit den Ärzten auf-stellen, erhalten sie je nach Ge-sundheitszustand das ganze An-gebot, das zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit und zum Erhalt ihrer Erwerbsfähigkeit notwendig ist. Es reicht von physikalischen Anwendungen, Massagen und ge-rätegestützter Krankengymnastik bis zur Wassergymnastik.“ Aber auch verschiedene Selbsthilfegrup-pen wie „Frauen nach Krebs“, die Rheuma-Liga und die Osteoporo-segruppe haben den GTI als eine gute Adresse für sich entdeckt. „Überhaupt“, davon ist Klaus-Jür-gen Stöckel überzeugt, „es findet

sich kaum ein Grund, nicht sport-lich aktiv zu werden, in Bewegung zu bleiben. Selbst bei einer vorlie-genden Behinderung helfen wir, eine geeignete körperliche Aktivi-tät zu finden.“

Wer sich aber noch fit fühlt und aktive Gesundheitsprophylaxe betreiben möchte, der ist im GTI genau richtig. Etwa 1000 Sport-begeisterte, von 14–84 Jahren,  legen dort regelmäßig ihren ganz persönlichen Wohlfühlgang ein. Dazu gehört auch die 69jährige Petra Martin, der man ihr Alter wahrlich nicht ansieht. „Ich trei-be Sport bereits mein ganzes Le-ben lang“, strahlt die ehemalige Chemikerin, „früher Handball, Volleyball und Gymnastik. Wegen meiner stark abgenutzten Band-scheiben bin ich dann mit 62 ins GTI gekommen. Bis zu 4 Mal wö-chentlich bin ich hier anzutreffen, absolviere mein ganz persönliches Fitnesspensum, manchmal so-gar mit meinem Enkel. Darüber hinaus mache ich Pilates, belege Tanz- und Spinningkurse. Die Rü-ckenschmerzen sind schon lange kein Thema mehr. Geblieben ist die Freude am Sport, der Spaß in der Truppe und an meinem wirk-lich bewegten Leben.“ Klaus-Peter Kirsten

Wer rastet, der rostet: Für die Mitglieder der Spinniggruppe des GTI kein Thema. Selbst Klaus Belling (r.) lässt sich mit seinen 83 Jahren kaum einen Sprint entgehen. Foto: Christoph Beer

www.waldklinikumgera.de

Meldungen

Top-Klinik bei der Behandlung

von Lungenkrebs

Die Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie am SRH Wald-Klinikum Gera gehört im Bereich Lungenkrebs zu den Top-Kliniken Deutschlands. Im jüngsten Ran-king der Zeitschrift „Focus“ steht sie bundesweit an 16. Stelle.

Schlüssel zum Erfolg ist die er-folgreiche Kooperation aller an der Diagnostik und Therapie des Lungenkrebses beteiligten Klini-ken in dem seit 2012 zertifizierten Lungenkrebszentrum. Hier wird mit geballter Kompetenz gegen die gefährliche Krebserkrankung gekämpft. In Tumorkonferen-zen vor, aber auch während der Behandlung besprechen Thorax-chirurgen, Pneumologen, Onko-logen und Strahlentherapeuten gemeinsam die Strategie für jeden einzelnen Patienten, erklärt Chef-arzt Priv.-Doz. Dr. Thomas Lesser. Fast 90 Prozent der Betroffenen wünschen und erhalten zudem eine Betreuung durch speziell aus-gebildete Psychoonkologen. 2013 wurden im Lungenkrebszentrum Gera 259 Krebs-Neuerkrankun-gen behandelt. In 110 Fällen wur-den erkrankte Lungenabschnitte operativ entfernt. Viele Eingriffe werden minimal-invasiv, also en-doskopisch vorgenommen, um Schmerzen zu vermeiden, die Atemfähigkeit nicht wesentlich einzuschränken und damit die Genesung zu beschleunigen.

Aus dem Inhalt

Das Kreuz mit dem Kreuz Seite 2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Künstliches Gelenk mit 80? Seite 3. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wunderwerk Hand Seite 4/5. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Der Gips kommt nicht aus der Mode Seite 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Radiologische Einblicke Seite 7. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Gute Kost für unsere KnochenSeite 8

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Nachrichten

Lebensende ohne Schmerzen

Sterben muss jeder, doch wie, da-vor haben viele Angst. Die Deut-schen führen die Statistik derje-nigen an, die in den vergangenen Jahren wegen assistiertem Suizid in die Schweiz gereist sind. Das haben Wissenschaftler am Institut für Rechtsmedizin der Universi-tät Zürich ermittelt. Britt Rinke, Palliativärztin am SRH Wald-Kli-nikum Gera, spricht über ihre Erfahrungen im Umgang mit tod-kranken Patienten. „Es gibt natür-lich gerade auf der Palliativstation Menschen, die nach Sterbehilfe fragen. Allerdings wissen sie oft nicht, dass eine Reihe anderer Maßnahmen möglich sind, um einem Patienten die Zeit, bis er stirbt, würdig zu gestalten und Lebensqualität zu erhalten“, sagt Britt Rinke. Viele hätten Angst ih-ren Mitmenschen zur Last zu fal-len, abhängig zu sein oder unter starken Schmerzen leiden zu müs-sen. Vielleicht läge es aber auch an der heutigen Zeit, dass wir sowohl unser Leben als auch unser Ster-ben organisieren wollten.

Am SRH Wald-Klinikum in Gera werden Patienten auf der Palli-ativstation interdisziplinär be-handelt. Medikamente, um die Schmerzen zu lindern, sind dabei nur eine Komponente. Physio-therapeuten, Seelsorger, Kunst-therapeuten, Psycho-Onkologen und Sozialarbeiter stehen in en-gem Kontakt mit Ärzten, Pflege-personal und Angehörigen. Eine psychologische Beratung für Ver-wandte und Bekannte ist ebenso möglich.

Heilende Strahlen beim Fersensporn

Es ist ein stechender Schmerz am Fuß, den Betroffene spüren – beim Gehen, beim Stehen und, besonders typisch, auch noch nach längeren Ruhephasen. Der Fersen-sporn ist eine Knochenneubildung im Bereich des Fersenbeins. Über-gewicht, Überbelastung, Fußfehl-stellungen können zu kleinsten Verletzungen im Gewebe führen, als Reaktion lagert sich Knochen-material am Sehnenansatz ein. Patienten erhalten in der Regel or-thopädische Einlagen und Kran-kengymnastik. Hilft das allein nicht, bespricht der Arzt weitere Möglichkeiten.

Eine sichere und sehr wirksame Methode, die Schmerzen zu lin-dern, ist dabei die Entzündungs-bestrahlung. „Strahlen wirken nicht nur gegen Krebserkran-kungen“, erklärt Oberärztin Dipl. med. Grit Wiechmann von der Klinik für Strahlentherapie am SRH Wald-Klinikum Gera, „son-dern auch bei der Behandlung gutartiger Erkrankungen.“ Hierzu gehören neben dem Fersensporn entzündliche, durch Verschleiß bedingte Gelenk- und Sehnen-veränderungen wie Tennisarm, Schultergelenkentzündung, die Arthrose des Knie- oder Hüftge-lenks. Und auch bei gutartigen Bindegewebserkrankungen hat man gute Erfahrungen mit den heilenden Strahlen gemacht.

Strahlendosen, die nur ein Bruchteil der Dosierungen von Tumorerkrankungen betragen, reichen aus, um die entzündlichen Reaktionen einzudämmen. Beim Fersensporn ist der Erfolg beson-ders groß, in 90 Prozent der Fälle kann eine deutliche Schmerzver-ringerung oder sogar Beschwerde-freiheit über einen längeren Zeit-raum erreicht werden.

Knochenfunde

Wussten Sie schon, dass

… Ein Team vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthro-pologie in Leipzig das bislang älteste menschliche Erbgut ent-schlüsselt hat. Dabei handelt es sich um einen rund 400.000 Jahre alten Knochenfund aus Atapuerca im Norden Spaniens.

… der längste Knochen des Menschen der Oberschenkelkno-chen ist? Er kann über 55 cm groß werden. Er ist nicht nur der läng-ste, sondern auch der kräftigste Knochen.

… sich die Hälfte aller Kno-chen in den Füßen und Händen befinden? Allein ein Fuß besitzt 26 Knochen, eine Hand 27. Insge-samt besitzt der Mensch im Nor-malfall über 100 Knochen verteilt auf Füße und Hände.

… das manche Knochen bis zum 20-fachen des Körpergewichts auf-fangen können, ohne dabei zu zer-brechen? Knochen sind leicht, im Verhältnis zum Gewicht enorm belastbar und trotz ihrer hohen Festigkeit sehr elastisch.

… es sich beim Musikanten-knochen eigentlich um gar keinen Knochen, sondern um einen Nerv handelt? Wer sich ordentlich den Ellenbogen stößt, aktiviert so-mit lediglich einen Nerv, der für Schmerzen unempfindlich ist und im Gehirn falschen Alarm auslöst.

... die bekannte Begründung: „Ich habe schwere Knochen” als Erklärung für Übergewicht leider so nicht stimmt? Beim Normal-gewicht eines Menschen liegt der Anteil der Knochen am Gesamtge-wicht zwischen 10 und 15 Prozent. Ein höheres Gewicht durch even-tuell etwas dickere und dichtere Knochen macht höchstens zwei Ki-logramm mehr auf der Waage aus.

… die Länge des Unterarmkno-chens bei den meisten Menschen der Länge ihres Fußes entspricht? Messen Sie es doch einmal aus.

... wenn man einen einzigen Schritt macht, 63 Knochen in Bek-ken, Beinen und Füßen in Bewe-gung gesetzt werden?

Unser Bewegungs-Tipp

Alle 20 Minuten aufstehen und ein paar Kniebeugen (die am besten in Sprünge münden) machen. Regel-mäßiges Aufstehen ist viel nützli-cher als 1x am Tag 30 Kniebeugen hintereinander zu machen. Mer-ke: Es kommt nicht darauf an, wie viele Stunden man am Tag sitzt; es kommt darauf an, wie oft das Sit-zen unterbrochen wird.

Andere Ideen für mehr Aktivi-tät im Alltag: Im Stehen fernsehen oder im Gehen oder in der Hocke lesen. Natürlich immer die Treppe statt den Aufzug nehmen, mög-lichst am hinteren Ende des Park-platzes parken, usw.

Barbara Bille (66)Ich bin ein Bewegungsmensch. Sport war immer Lebensbestand-teil. Hier im GTI mache ich das ganze Programm: Spinning, Kraft-training, Sauna und Rückenschu-le. Ich fühle mich sehr wohl dabei: Tolle Leute, gelacht wird viel. Au-ßerdem gehen mein Mann und ich viel spazieren, achten auf unsere Ernährung. Unser Motto: Bewe-gung, Bewegung, Bewegung.

Wie BEWEGT ist Ihr Leben?Senioren der GTI-Spinninggruppe über ihre Fitness-Geheimnisse

Geschätzte 12 Millionen Deutsche leiden an chronischen Schmerzen, viele darunter an quälenden Rüc-censchmerzen. Tendenz steigend. Worauf ist das zurücczuführen?

Ich kann da nur für meine Fach-disziplin sprechen. Aber nehmen Sie die Tatsache, dass wir heute täglich im Durchschnitt lediglich 800 Meter laufen, am Ende des 19. Jahrhunderts waren es noch sage und schreibe 18 Kilometer. Wir setzen uns ins Auto, fahren zur Ar-beit, sitzen gewollt oder ungewollt stundenlang am PC, und abends liegen wir dann geschafft vom Tag meist auf der Couch und schau-en fern. Dabei ist der menschliche Körper, unser Bewegungsapparat, sind unsere Knochen, Gelenke und Sehnen nicht für den Still-stand, sondern vielmehr für die ungehemmte, ungebremste ganz-tägige Bewegung designt. Nur in diesem Zustand werden die Band-scheiben gut durchsaftet und mit Nährstoffen versorgt. Das ist auch unbedingt notwendig, da es eine Bandscheibendurchblutung nicht gibt, der Blutdruck allein reicht auf Grund des hohen Bandschei-benbinnendrucks für eine Durch-blutung nicht aus.

Unsere Wirbelsäule gleicht ver-einfacht dabei einer Ziehharmoni-ka. Die Durchsaftung und Nähr-stoffversorgung der Bandscheibe erfolgt durch ein Wechselspiel mit Aufquellen infolge Wasseranzie-hung durch den Kern und Aus-pressen der Bandscheibe durch den äußeren Druck, eben durch Bewegung und Belastung. Durch dieses Auseinander- und Zusam-menziehen werden die Bandschei-ben quasi massiert. Findet dieser Ziehharmonika-Effekt nicht mehr statt, gibt es keine Sauerstoff- und Nährstoffversorgung mehr, die Bandscheibe leidet. Die Folge ist vorzeitiger ein Verschleiß. Im Rahmen der Abnutzung verliert die Bandscheibe an Höhe und Sub-stanz, lockert teilweise aus. Oft-mals verhaken sich dann auch die Wirbelgelenke ineinander, kommt es zu Schmerzen. Bewegung hilft, diesen Abnutzungsprozess auf – und gleichzeitig die Wirbelsäule geschmeidig zu halten. Deshalb ist Bewegung ausnahmslos die beste Wirbelsäulen- und Schmerz-therapie. Viele Menschen sagen ja

auch, solange ich mich bewege tut nichts weh.Es commen aber noch weitere Ri-sicofactoren hinzu.

Ja. Dazu zählen Übergewicht, das Rauchen, Bindegewebsschwä-che, Vitamin D-Mangel und eine calciumarme Ernährung. Ein ge-sunder Knochen ist für die Wirbel-säulengesundheit ebenso wichtig. Nehmen Sie z. B. ein Modegetränk wie Cola. Sie schwemmt das Cal-cium regelrecht aus den Knochen. Zusammen mit einer ungünstigen genetischen Disposition, also bei erblicher Vorbelastung, erhöht sich natürlich das Risiko einer degenerativen Erkrankung an der Wirbelsäule.Wie werden diese Ercrancungen in Ihrer Klinic behandelt?

Wir geben, wann immer sie möglich ist, der konservativen The-rapie den Vorzug, also mit physio-therapeutischen Maßnahmen, Me-dikamenten oder Schmerzspritzen. Dazu arbeiten wir sehr eng mit nie-dergelassenen Ärzten, Physio- und Schmerztherapeuten zusammen. Erst wenn das alles keine befrie-

digenden Erfolge mehr bringt, greifen wir zum Skalpell. Band-scheibenvorfälle müssen schät-zungsweise heutzutage nur noch in etwa in 10 - 20 Prozent aller Fälle operativ behandelt werden.Welche anderen Ercrancungen be-handeln Sie?

Zu uns kommen Patienten mit Wirbelsäuleninstabilitäten, Tumo-ren, Nerven- und Rückenmarks-ausfällen, mit Kyphosen und Sko-liosen, also mit Verkrümmungen der Wirbelsäule, Unfallopfer, aber auch ältere Menschen, die an ei-ner schweren Osteoporose leiden. Dabei will ich hier unbedingt beto-nen: eine Operation an der Wirbel-säule ist das Ende der therapeuti-schen Fahnenstange, also auch für uns Chirurgen die Ultima Ratio.Das widerspricht aber allen Aus-sagen über den enormen Anstieg bei Wirbelsäulenoperationen, die in den letzten Jahren bei 30 Pro-zent lagen.

Traf das für das letzte Jahrzehnt vielleicht noch zu, so ist dieser Trend bei uns eher rückläufig. Wa-ren es in unserer Klinik 2012 um

die 1000 derartige Eingriffe, so lag die Operationszahl 2013 bei 738. Wir gehen äußerst verantwor-tungsbewusst mit unseren Wirbel-säulenpatienten um und überlegen sehr gründlich und lange, ob eine Operation wirklich angezeigt ist. Zuvor schöpfen wir alle Optionen einer konservativen Behandlung aus. Es muss aber auch gesagt wer-den, dass sich unsere Gesundheits-politiker-, Kassenverantwortlichen und in der Gesundheitspolitik tätigen Ärzte noch zu wenig für die konservative Wirbelsäulenbe-handlung im ökonomischen Ver-gütungssystem einsetzen. Durch die Medizinischen Versorgungs-zentren (MVZ), die in den letzten Jahren von uns auch hier in der Re-gion gegründet wurden, verfügen wir indes über sehr gute Möglich-keiten, unsere Patienten optimal konservativ- medizinisch zu ver-sorgen, ggf. zu den entsprechenden weiterbehandelnden Institutionen zu leiten und ihnen einen opera-tiven Eingriff , wenn möglich, zu ersparen. Gespräch: Klaus-Peter Kirsten

Das Kreuz mit dem Kreuz– Wenn die Wirbelsäule nicht mehr mitspielt –

Im Gespräch mit Dr. Jörg Silbermann, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie am SRH Wald-Klinikum Gera

Anhand eines Skelettes erläutert Dr. Jörg Silbermann die Funktionsweise der Wirbelsäule. Foto: Christoph Beer

Jahrgang 2014 | Nr. 4DAS THEMA2

Klaus Belling (83)In Zahlen ausgedrückt: 24.000 km bin ich allein bis zu meinem 80. gelaufen. Bei über 30 Marathons und Langläufen war ich dabei, von Rennsteig- bis GuthsMuths. Ich habe 350 Urkunden darüber. 39 Jahre war ich untertage bei der WISMUT. Jetzt pflege ich meine kranke Frau, koche, besorge den Haushalt. – Allein deshalb muss ich fit bleiben.

Hans-Jürgen Voigt (70)Ich bin seit 15 Jahren im Geraer GTI, bis zu drei Mal in der Woche. Auch nach dem Schicksalsschlag Krebs im Jahr 2004 habe ich mit dem Sport nicht aufgehört. Dafür lebe ich noch bewusster, fahre Ski, mache Nordic Walking und gehe in die Sauna. Ganz wichtig ist auch der hohe Spaßfaktor. Das hilft, ist gut für mein Immunsystem.

Waltraud Müller (74)Mein Sohn hat mir das GTI emp-fohlen. Jetzt bin ich schon seit 1997 hier. Früher war ich Verkäu-ferin, musste viel laufen und wollte auch als Rentnerin nicht einros-ten. Dabei hatte ich vorher mit Sport nichts am Hut. In der Schule reichte es gerade mal für eine „4“. Die Bewegung hält mich gesund und lebensfroh. Deshalb mein Rat: Leute, tut was!

BücherTIPPS

Sobotta – Spielend durch die Anatomie mit Student-Consult-Zugang: Knochen,

Bänder, GelenkeUrban & Fischer Verlag/

Elsevier GmbH, 2007

Die Geschichte der Skelette: oder warum alle mit allen

verwandt sindJean-Baptiste de Panafieu, 2012

Verlag Knesebeck

Skoliose – Hilfe durch Bewe-gung: Die besten Übungen der Spiraldynamik für ein

neues KörpergefühlChristian Larsen, 

Karin Rosmann-Reif, 2010Verlag TRIAS

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„Ostthüringen ist eine Region mit viel Potenzial, das sollte man den Ostthüringern immer mal wieder sagen.“ Man hört es, Prof. Dr. Christopher Altgassen ist an-gekommen in seiner neuen Wahl-heimat. Der 52-jährige, gebürtige Heidelberger ist designierter Che-farzt der Klinik für Frauenheil-kunde und Geburtsmedizin am SRH Wald-Klinikum Gera und folgt damit PD Dr. Walter Groß, der im November in den Ruhe-stand verabschiedet wurde.

Altgassen gilt als Spezialist für Krebschirurgie in der Frauenheil-kunde. Er verfügt über 15-jährige Erfahrungen in minimalinvasiven Operationstechniken. Bei frü-herkannten Krebsstadien, etwa beim Gebärmutterkrebs, muss es keine große OP sein, häufig kann das bösartige Gewebe auch mit kleinen Schnitten entfernt wer-den. „Wann immer es möglich ist, raten wir Patientinnen zu ei-ner Behandlung über eine wenig belastende Bauchspiegelung“, er-klärt Prof. Altgassen. Die Vortei-le des kleinen Eingriffs liegen auf der Hand: Er ist schonender, mit weniger Schmerzen und einem geringeren Blutverlust verbunden. Patientinnen können schneller wieder in den Alltag zurückkeh-ren und die Nebenwirkungen des Eingriffes sind weitaus geringer. „Nicht zuletzt“, sagt Prof. Altgas-sen, „ist es für das Selbstbild vieler Frauen wichtig, nicht jeden Tag durch eine große Bauchnarbe an den Eingriff erinnert zu werden.“

Die letzten beruflichen Statio-nen des dreifachen Familienvaters waren die DRK-Kliniken Berlin und das Helios Klinikum Krefeld.

TÜV für das Schlaflabor

2008 mit einem einzelnen Mess-platz gestartet, hat sich das Schlaf-labor am SRH Wald-Klinikum Gera seit 2010 unter Leitung von OA Dr. med. Sven Rostig erfolg-reich entwickelt. Jetzt wurde es erneut von der Deutschen Gesell-schaft für Schlafforschung und Schlafmedizin zertifiziert.

Das modern ausgestattete Schlaflabor, übrigens eines von 12 im Freistaat, ist ständig ausgelastet. An inzwischen vier Messplätzen diagnostizierte und therapierte das zehnköpfige Team seit 2010 rund 1500 Patienten mit Schlafstörun-gen, insbesondere mit schlafbezo-genen Atmungsstörungen. Dazu zählen z. B. Ein- und Durchschlaf-störungen, sogenannte „restless legs“, also ruhelose Beine, Sympto-me wie Tagesmüdigkeit und nächt-liche Atempausen.

Neues Ärztehaus im ehemaligen Gummi-Strick-

werk Zeulenroda

Gut zehn Jahre ist es her, da bekam das kleine Zeulenroda die Land-flucht der Ärzte zu spüren. „Von vier Kinderärzten hatten wir plötz-lich nur noch einen, da schrillten die Alarmglocken“, erinnert sich der damalige Bürgermeister Stein-wachs. Als er das erste Mal etwas von Medizinischen Versorgungs-zentren hörte, klopfte er bei mögli-chen Trägern an, Gehör fand er im SRH Wald-Klinikum Gera und der Tochtergesellschaft SRH Poliklini-ken GmbH. Seit Oktober arbeiten 3 Arztpraxen unter einem Dach - auf 600 Quadratmetern im ehemali-gen Gummi-Strickwerk eröffnete ein neues Ärztehaus mit einer chir-urgischen Praxis, einer Dermatolo-gie, einer HNO-Heilkunde und ab Frühjahr mit einer Praxis für Allge-meinmedizin.

Nachrichten

Neuer Spezialist für Tumorchirurgie in der

Frauenheilkunde

Zum Thema Bewegung im Zu-sammenhang mit dem Kranken-haus fallen mir gleich mehrere Aspekte ein. Natürlich zualler-erst, dass mein Beruf ein No-Go für Bewegungsmuffel ist. Okay, wir sind nicht alles Leichtathle-ten (und die meisten sehen ehr-lich gesagt auch nicht so aus...), aber eine stabile Konstitution des Bewegungsapparates sollte man schon aufweisen. Das heißt je-doch nicht, dass man als Schwes-ter permanent über die Flure rennen sollte. Im Gegenteil.

Das habe ich als erstes auf meiner Prüfungsstation gelernt, bzw. zu hören bekommen, als ich mal wieder über die Station eilte, um möglichst alles ganz schnell zu schaffen (schließlich will man ja einen guten Eindruck ma-chen, dachte ich), und zu mei-ner Überraschung plötzlich alle Kollegen aus ihren Zimmern kamen und nachsahen, was los ist. Die Auflösung kam mit der strengen Ansage der dienstältes-ten Schwester: „Eine Schwester geht immer gemäßigten Schrit-tes, es sei denn, es ist ein Notfall im Haus!“ Und ich kann Ihnen mittlerweile aus mehreren ei-genen Erfahrungen bestätigen,

dass dem wirklich so ist. Höre ich jemanden rennen auf dem Gang, werde ich unruhig und geh nach-sehen, ob ein Ernstfall vorliegt. Oft ist es so und ein paar Mal kam ich dadurch einer Kollegin z.B. beim Reanimieren zur Hilfe. Also: auch wenn es von manchen anders gesehen wird, es ist nie ein gutes Zeichen, wenn auf einer Station gerannt wird!

Wir sind also auf Deutsch ge-sagt gut unterwegs auf unseren Ebenen. Auch wenn wir mittler-weile Dank neuer Berufsgruppen wie dem Patientenbegleitdienst nicht mehr so viel im ganzen Haus unterwegs sind, so haben wir doch aus Spaß mal den Kilometerzähler umgeschnallt und unsere zurück-gelegten Strecken in acht Stun-den gemessen. Es waren sage und schreibe zwischen acht und zehn Kilometer! Was natürlich im Um-kehrschluss heißt, dass es in unse-rem Beruf enorm schwierig wird, wenn man aus verschiedenen Gründen nicht mehr so gut zu Fuß ist. Wenn Du da bist, musst Du fit sein. Und dafür tun die meisten dann auch was in ihrer Freizeit. Ich war ja auch nie der große Fit-nesstyp, aber seit ich die 40 über-schritten habe, merke ich, dass re-

Bloß nicht rennen auf dem FlurEine Krankenschwester berichtet aus ihrem Alltag

gelmäßiges Laufen AUSSERHALB der Station meiner beruflichen Kondition enorm gut tut.

Tja und der andere Aspekt ist die Bedeutung von Bewegung für den Patienten. Dass man sich wohl und gesund fühlt hängt ganz ele-mentar davon ab, ob man sich be-wegen kann. Eben selbständig ist. Abhängigkeit ist für die meisten Menschen ja immer schlecht zu er-tragen, aber besonders beeinträch-tigt fühlt man sich, wenn man sich nicht fortbewegen kann und die persönliche Umgebung plötzlich aus einem Bett und einem Nacht-schrank besteht sowie der Wand gegenüber. Das motiviert die meis-ten nach Operationen, sehr schnell wieder mobil zu sein.

Okay, ein so genannter „Erstauf-stand“ nach OP ist kein Zucker-schlecken, weder nach einer Wir-belsäulen-OP noch nach einem Kaiserschnitt, aber es wird von Mal zu Mal besser. Und die Lau-ne (sowie eine gute Verdauung) des Patienten hängen abgesehen davon nicht unwesentlich von sei-nem Bewegungsradius ab …

Dabei ist es für mich immer wieder erstaunlich, wie viel Ener-

„Ich habe immer gedacht, dass es von allein wieder besser wird. Aber ich kann jedem sagen: Das wird es nicht.“

Zehn Jahr lang hat Klaus Woll-mann immer wieder die Zähne zusammengebissen, als ihm, dem aktiven Seniorensportler, der es im Hammerwerfen bis zur Welt-meisterschaft gebracht hatte, jede Bewegung in den Hüftgelenken schmerzte. Als es dann soweit war, dass er beim Wandern mit Frau, Kindern und Enkeln nicht mehr mithalten konnte und kaum noch aufstehen wollte, wenn er einmal saß – da ging er zum Arzt. Diagno-se: schwere Arthrose. „Ich hatte mich geschleppt, bis es nicht mehr ging“, erzählt der heute 78-Jähri-ge. Im SRH Wald-Klinikum Gera hat sich der Jenenser vor einem Jahr erst die eine, vor zwei Monate die andere Hüfte operieren lassen. Mit sportlichem Ehrgeiz trainiert er heute schon wieder mehrmals täglich das Treppensteigen bis in den fünften Stock. Denn er will wieder fit werden: Mit dem Ham-merwerfen wird es zwar nichts mehr, aber er will mit seiner Frau wieder Schwimmen gehen und Kegeln, Wandern und Radfahren. „Für mich war die OP der richtige Entschluss, die Schmerzen sind vollkommen weg. Ich brauche auch keine Tabletten. Das ist wie ein Fünfer im Lotto.“

Ein künstliches Gelenk mit 80– ist das zu empfehlen? Wer diese Frage stellt, gerät in eine Gemen-gelage verschiedener Interessen. Da ist die öffentliche Debatte um steigende OP-Zahlen. Da sind die hohen Erwartungen agiler Rent-ner wie Herrn Wollmann, die sich mit Einschränkungen nicht abfin-den wollen. Da ist nicht zuletzt die ärztliche Abwägung von Risiken und Nutzen einer OP für den al-ten Patienten.

Deswegen kann Dr. Rando Winter, Chefarzt der Orthopädie am SRH Wald-Klinikum Gera, auch nicht d i e Antwort geben. „Ein 80-Jähriger ist nicht gleich ein 80-Jähriger, gerade im hohen Alter gibt es große Unterschiede“, sagt der Orthopäde. Wichtig ist, wie hoch der Beweglichkeitsan-spruch des Betroffenen ist: Ge-staltet er den Alltag eigenstän-

Künstliches Gelenk mit 80?Eine pauschale Antwort zum Für und Wider gibt es nicht. Die Entscheidung hängt

von vielen Faktoren und vor allem auch den Ansprüchen der Patienten ab.

Jahrgang 2014 | Nr. 4 REPORTAGE 3

Impressum

Herausgeber: SRH Wald-Klinikum Gera GmbH Straße des Friedens 12207548 Gera

V.i.S.d.P.: PD Dr.med. Uwe Leder, MBA (Geschäftsführer)

Redaktion: Katrin Wiesner, Klaus-Peter Kirsten

Kontakt: Tel. 0365 828-8108 E-Mail: [email protected]

Erscheinungsweise: vierteljährlichAuflage: 300.019

Gestaltung: Christoph Beer

Druck und Verteilung: Verlag Dr. Frank GmbH

dig, unternimmt er viel, treibt er vielleicht Sport, halten ihn die Enkel auf Trab? Nicht weniger wichtig ist: Wie kommt der Pati-ent mit den Schmerzen zu recht? Helfen Physiotherapie oder ein bei Bedarf eingenommenes Me-dikament aus, dann braucht es keine OP. Was aber, wenn sich das Schmerzmittel mit anderen Medikamenten, etwa gegen Herz-

gie ein Mensch für den Gewinn von Bewegungsfreiheit aufbrin-gen kann, ob auf zwei Beinen oder im Rollstuhl, beispielsweise nach einem schweren Unfall. Be-wundernswert, was eine ehrgei-zige Einstellung zustande bringt, wenn man beispielsweise einen bestimmten Sport wieder aus-üben will, Auto fahren möchte oder gar tanzen! Und daran ar-beiten dann in einem Kranken-haus viele Berufsgruppen, nicht nur die Ärzte und die Pflege. Ein gutes OP-Ergebnis hängt oft auch von einer guten physiothe-rapeutischen Vor- und Nachbe-treuung ab. Und damit meine ich nicht, einmal den Gang auf und ab zu laufen, sondern wirkliche Anleitung nach komplizierten orthopädischen OP’s oder auch einem Schlaganfall.

Man kann also sagen, Bewe-gung mit all seinen Facetten ist ein durchaus zentrales und wich-tiges Thema im Krankenhaus und ich könnte noch viele Dinge dazu schreiben. Doch für heute mach ich Schluss, ich muss noch zum Zumba. In diesem Sinne – bleiben Sie gesund und mobil!

Herzlichst, Ihre Catrina

Der 78-jährige Klaus Wollmann wenige Wochen nach seiner zweiten Hüft-OP: „Für mich war die OP der richtige Entschluss.“ Foto: Katrin Wiesner

Nachrichten

Chefarzt, Ärztlicher Direk-tor, väterlicher Freund

Abschied von PD Dr. Walter GroßChefarzt, Ärztlicher Direktor, fordernder Mentor, väterlicher Freund – Priv.-Doz. Dr. med. Wal-ter Groß wurde Ende November von Mitarbeitern, Fach-Kollegen und Mitstreitern verabschiedet. Und es ging ein wahrlich Großer.

Geras Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn würdigte seine Ver-dienste für die Patienten, für das Klinikum und damit auch für die Stadt. Prof. Dr. Andreas Müller, sein Stellvertreter im Amt des Ärztlichen Direktors, gedachte augenzwinkernd der Gemeinde-schwester, die in den 70er Jahren das Talent des jungen Schmiedes Walter Groß erkannt und ihn auf die ärztliche Laufbahn gebracht hatte. Bereits dieser ungewöhn-liche Wendepunkt in der Biogra-phie, der unbequeme, heraus-fordernde Neustart lasse ahnen, wofür der Name Dr. Walter Groß heute steht, so Prof. Müller: Für Standfestigkeit, Ausdauer und Disziplin. Die Arbeitsfähigkeit der Klinik und die Betreuung der Pa-tienten seien ihm immer wichtiger gewesen als das offizielle Ende ei-nes Arbeitstages, der eigene Urlaub oder gar Dienstreisen. Und man kenne wenige, auf die die Redens-art „ein Mann, ein Wort“ so passe wie auf den scheidenden Chefarzt.

Der Aufbau des Brustzentrum gemeinsam mit Chefarzt Dr. Zahm, die fachübergreifende Zu-sammenarbeit bei der Etablierung des Perinatalzentrums (Frühge-borenenabteilung) und später des Mutter-Kind-Zentrums, die För-derung neuer OP-Methoden in der Tumorchirurgie - all das gehört ebenso zu den Leistungen des heu-te 65-Jährigen wie eine kritische Distanz zur Ökonomisierung des Gesundheitswesens. Mit einem Dank für die außerordentliche Kollegialität, wie sie nicht an allen Häusern üblich sei, und einem Ap-pell, nie die Demut und Achtung vor einer OP zu verlieren, verab-schiedete sich Dr. Walter Groß mit der Gewissheit, dass das, was er in 17 Jahren am Geraer Klinikum aufbaute, von einem guten Team fortgeführt werden würde.

schwäche, nicht verträgt? Oder die Mittel inzwischen so stark sind, dass die Risiken der OP geringer erscheinen? Genauso entscheidend, erklärt Dr. Winter, ist der Gesamtzustand des Pati-enten. Wieder ist abzuwägen, wie hoch zum Beispiel das Narkoseri-siko bei bestehenden Herz- oder Atemwegserkrankungen, nach Schlaganfällen ist. „Wir müssen jeden Fall differenziert betrach-ten und das tun wir auch“, sagt der Arzt.

Wenn es zu einer OP kommt, gelten bei der Wahl der Prothe-se besondere Kriterien. Weil im hohen Alter die Knochen häu-fig nicht mehr so stabil und vi-tal sind, wird oft eine Prothese mit Knochenzement empfohlen. Diese ist so stabiler im Kno-chen verankert und muss dank des Zementes nicht einwachsen. „Das ist dann kein schlechteres Implantat als das zementfreie bei jüngeren Patienten, sondern das passendere“, erklärt der Or-thopäde. Im Anschluss erfolgt für 80plus meist ein Aufenthalt in einer speziellen geriatrischen Reha-Einrichtung.

Ist es aber nicht doch irgend-wann zu spät für ein künstliches Gelenk? Das kann durchaus sein, denn die Risiken einer OP wer-den ja nicht geringer, erklärt Dr. Winter. Deswegen empfiehlt er, wenn die Gelenke einen schmerz-haften Verschleiß melden, sich zwar nicht gleich unters Messer zu legen, aber frühzeitig an den Facharzt zu wenden. Erst nach exakter Untersuchung und einge-hendem Gespräch könne d i e in-dividuell abgestimmte und somit richtige Behandlung gefunden werden. Katrin Wiesner

Kontakt: (0365) 828-3730

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Auch Fingergelenke können verschleißenDer Gelenkverschleiß kann – wie Hüfte oder Knie – die Hand- und Fingergelenke betreffen. Die Ar-throse der Fingergelenke beginnt meist schleichend, häufig geht sie mit Knötchenbildung an den Fingerendgelenken einher, später auch mit Verdickungen und mehr oder weniger starken Schmerzen. Behandlungsbedürftig sind diese Veränderungen in der Regel nur, wenn Probleme wie Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auftreten.

Weit verbreitet ist die Sattel-gelenksarthrose (Ritzarthrose). Betroffen ist hier das hochbeweg-liche Wurzelgelenk des Daumens. 90 Prozent der Patienten sind Frauen ab 40. Die Therapie hängt vom Grad der Schmerzen und dem Anspruch ab, den die Pati-enten an die Funktionsfähigkeit des für das Greifen so wichtigen Gelenkes haben. Die Behandlung beginnt in der Regel mit Ergothe-rapie, in der nächsten Stufe mit schmerzlindernden und entzün-dungshemmenden Medikamen-ten. Im Anfangsstadium kann eine Gelenkspiegelung helfen, bei der Entzündungsgewebe entnommen und Gelenkflächen geglättet wer-den. Letzter Schritt bei starken und dauerhaften Schmerzen ist eine Operation bei der entweder der schmerzverursachende Kno-chenteil entfernt oder das Sattel-gelenk durch eine Gelenkprothese ersetzt wird.

Sind die anderen Finger betrof-fen, so stehen andere operative Verfahren zu Verfügung. Auch hier ist oftmals der Ersatz durch ein Kunstgelenk möglich. Alter-nativ können auch die alleinige Ausschaltung der Schmerzner-ven ohne Operation am Knochen oder eine Stilllegung des Gelenkes überlegt werden.

Wie wichtig ist Ihnen eigentlich Ihre Hand? Wägen Sie nicht ab,

ob der Verlust eines anderen Kör-perteiles irgendwie schlimmer wäre, sondern spulen Sie einfach ab, was Sie heute gemacht haben. Vom Ausstellen des Weckers am Morgen bis zum Zähneputzen am Abend – was haben Sie nicht alles geöffnet oder geschlossen, gedreht oder gewendet, geschoben oder gezogen, gepackt oder aufgerissen, geschnitten, geschmiert, getoastet, getippt, geschrieben, gekratzt, aufgehoben oder abgestellt, ge-schüttelt oder gerührt. Die Hand ist immer im Spiel - und das mit perfekt aufeinander abgestimm-ten Bewegungen, einem virtuosen Feintuning, das Ihnen erlaubt, einen Faden in ein Nadelöhr zu schieben oder die eigene Unter-schrift immer wieder gleich ausse-hen zu lassen.

„Tatsächlich ist die Hand etwas Besonderes, sie garantiert uns ein hohes Maß an Freiheit und Selbst-ständigkeit“, sagt Chefarzt Prof. Reiner Oberbeck, Handchirurg am SRH-Waldklinikum Gera. Im Alltag freilich macht man sich darüber wenig Gedanken, aber im Krankheitsfall ändert sich schnell der Blick. Die Amputation nur ei-nes einzigen Fingers kann Patien-ten in größte Nöte bringen. „Ha-ben Patienten die Wahl, nehmen sie lieber eine Beeinträchtigung der Lebensqualität in Kauf, als dass sie einen Finger opfern.“

Oberbeck ist Facharzt für Handchirurgie und gehört damit zu einer eher seltenen Spezies unter den Chirurgen. Die Ausbil-dung hierzu erfolgt an spezialisier-ten Zentren, dauert 3 Jahre und setzt eine Prüfung und Zulassung durch die Ärztekammer voraus. Handchirurgen arbeiten eng mit

Unfallchirurgen und Orthopäden zusammen. Das ist schon Anato-miebedingt: Schließlich kann man sich fragen, wo die Hand beginnt und wo sie aufhört. Reicht sie von den Fingerspitzen bis hinters Handgelenk? Was aber ist mit den Nerven, Sehnen, Muskeln, die in den Arm münden? „Die Hand muss man immer ganzheitlich be-trachten“, sagt Oberbeck, bei dem die Zusammenarbeit in Personal-union geschieht, da er zusätzlich auch Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie ist und darüber hinaus als Chefarzt die Klinik für Unfallchirurgie leitet.

Zu den häufigsten Erkran-kungen der Hand zählen Ar-throsen, also Abnutzungser-scheinungen in Hand- und Fingergelenken; das Nerveneng-pass-Syndrom; Knochenbrüche und andere Verletzungen; Seh-nenscheidenentzündungen oder auch die Bindegewebserkrankung Morbus Dupuytren (siehe „Die kranke Hand“).

Operationen sind Präzisionsarbeit

Entschließt sich der Arzt auf-grund des Krankheitsbildes und den Ansprüchen, die der Pati-enten an die Funktionsfähigkeit seiner Hand hat, zu einer Opera-tion, sind solche Eingriffe oft nur als sogenannte Mikrochirurgie mit Hilfe von Lupenbrille oder Mikroskop möglich, die eine Ver-größerung auf das Zehnfache oder mehr erlauben. Denn Nerven, Sehnen, Gefäße sind nicht häufig

nicht dicker als ein Millimeter, der Durchmesser des OP-Fadens misst ein Zehntel eines menschli-chen Haares und wäre mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Hand ist durchwirkt von einem Netz aus Gefäßen, Nerven, Muskeln, Seh-nen, die in Richtung der Finger verlaufen. Besonderen Schutz bie-tet ein in Längs- und Querstreifen gelegtes Bindegewebe, das sich straff über die Handinnenfläche spannt.

Eine Operation ist in der Regel sehr aufwändig. Zum Beispiel, wenn es um Replantationen nach Unfällen geht, Finger wieder an-genäht werden müssen. „Um den für das Greifen so wichtigen Dau-men und die daumennahen Fin-ger werden wir immer kämpfen“, sagt Prof. Oberbeck. Natürlich hängt der Erfolg davon ab, wie schnell der Patient samt abge-trenntem Finger ins Krankenhaus kommt und ob Gefäße auf langen Abschnitten gerissen, gequetscht, geschädigt oder glatt durchtrennt sind (siehe „Bitte nicht auf Eis!“). Nicht mehr als sechs Stunden darf der Finger von der Blutversorgung getrennt sein, um wieder funkti-onsfähig anzuwachsen.

Beim Nähen gehen die Ärzte von innen nach außen vor: Kno-chen fixieren, „Kurzschließen“ der Blutgefäße, der Nerven und Seh-nen zwischen Finger und Hand-stumpf, zuletzt das Nähen der Weichteile. Ein solcher Eingriff kann bis zu 12 Stunden dauern - und bedarf natürlich einer sehr ruhigen, sehr präzise arbeitenden Hand. Katrin Wiesner

Und immer ist die Hand im SpielWie wichtig die Hand ist, merkt man oft erst im Krankheitsfall,

weiß der versierte Handchirurg Prof. Dr. Reiner Oberbeck

Jahrgang 2014 | Nr. 4DAS THEMA4

Morbus Dupuytren

Die Ursache für diese gutartige Erkrankung, die vorrangig Män-ner trifft, ist unbekannt. Im Binde-gewebe der Handinnenfläche bil-den sich Knötchen und verhärtete, sich verkrümmende Stränge, die einzelne Finger in Richtung Han-dinnenfläche ziehen. Betroffen sind meist der Ring- und der kleine Finger. Manchmal sind aber auch alle Finger und in seltenen Fällen sogar der Daumen betroffen. Die Erkrankung ist meist schmerzfrei, entsteht zunächst unbemerkt und kann sich über Jahre hinziehen. In einigen Fällen hört die Verkrüm-mung der Finger irgendwann von alleine auf, in anderen Fällen nimmt die Verkrümmung stetig zu. Die Erkrankung muss nicht unbedingt operiert werden. Soll-te der Patienten jedoch unter den Einschränkungen der gekrümm-ten Finger leiden, oder es kommt zu einer stetig zunehmenden Ver-krümmung, so sollte man die OP empfehlen. Hier empfiehlt es sich dann auch, nicht zu lange zu war-ten, da die Risiken einer Operati-on mit zunehmender Verkrüm-mung ebenfalls zunehmen. In einfachen Stadien kann der Strang durch die Haut zerstochen werden oder durch das Einspritzen von Medikamenten aufgelöst werden. In anderen Fällen wird die Opera-tion mit vollständiger Entfernung der verdickten Stränge empfohlen. Diese Operation findet in Blutlee-re statt, d.h. im Operationsgebiet

befindet sich kein Blut, dass die Sicht behindert. Außerdem kom-men hier regelmäßig Lupenbrille oder Mikroskop zu Einsatz. Die Frage ob und wenn ja, durch wel-ches operative Verfahren diese Er-krankung behandelt werden sollte, kann nur im direkten Gespräch mit dem Patienten und Abwägung von persönlichem Nutzen und Risiken besprochen werden. Eine pauschale Antwort auf die Frage nach der Behandlung gibt es hier nicht. Interessant ist noch, dass es ein Pendant an der Fußsohle gibt: Morbus Ledderhose.

Nervenengpass-Syndrom (Karpaltunnelsyndrom)

An der Innenseite des Handge-lenks wird der Medianusnerv, der Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger versorgt, beim Durchtritt durch den Handwurzelkanal eingeengt. Die Ursache ist nicht immer ein-deutig. Ein Karpaltunnelsyndrom kann bei Brüchen, Verrenkungen, Sehnenscheidenentzündungen, Tumoren und gutartigen Verän-derungen auftreten, aber auch bei systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Gicht, bzw. bei hormonellen Veränderungen durch Schilddrüsenüberfunktion und Schwangerschaft. Manchmal ist auch gar keine Ursache erkenn-bar. Immer ist der Nerv zwischen dem knöchernen Boden und dem bindegewebigen Dach des Hand-wurzelkanals eingeengt.

Typische Symptome beim Kar-

paltunnelsyndrom sind Schmer-zen in der Hand, die besonders nachts auftreten. Dazu kommen Taubheitsgefühl und Kribbeln. Wird nicht behandelt, baut sich die Daumen-Muskulatur ab. The-rapie ist die Spaltung des Daches des Handwurzelkanals, um den Nerven aus der drückenden Enge zu befreien. Die Spaltung stellt einen vergleichsweise kleinen Ein-griff dar, der sowohl offen über einen kleinen Schnitt, als auch in der Schlüsselloch-Technik durch-geführt werden kann. Neben den Vorteilen der Schlüsselloch-Tech-nik existieren aber auch gravie-rende Nachteile dieser Vorgehens-weisen, so dass die Technik der Operation mit den verschiedenen Vor- und Nachteilen im Vorfeld ausführlich mit dem Patienten be-sprochen werden muss.

Sehnenscheidenentzün-dung und Schnippfinger

Ist eine akute oder chronische Entzündung des die Sehne um-hüllenden Gewebes nach Über-beanspruchung oder Fehlhaltung. Bandagen oder Schienen helfen, das Gelenk ruhig zu stellen. Bei starken Schmerzen empfiehlt der Arzt Schmerzmittel, die zugleich die Entzündung eindämmen. Wenn diese Entzündungen trotz Behandlung nicht abklingen oder wie bei der Rheumakrankheit sogar das Gewebe rundherum schädigen, so kann auch hier im

Rahmen einer Operation eine Entfernung der Sehnenscheide notwendig werden. Bei Patienten mit Rheuma ist dies oft der Fall, bei Patienten mit einer „norma-len“ Sehnenscheidenentzündung ist dies die Ausnahme.

Ein weiteres häufiges Problem der Sehnenscheiden sind die sogenannten Schnippfinger, bei denen eine Verengung der Seh-nenscheide zu einem Hängen-bleiben, bzw. einer Blockade der Sehne führt. Bemerken tut dies der Patient daran, dass der Finger zwar ge-beugt werden kann, möchte man ihn dann aber wieder strecken, bleibt er entwe-der gleich in der Beuge-stellung hängen oder er lässt sich nur mit Kraft-aufwand und sichtba-rem Rucken wieder gerade machen. Dieses führt dann oft auch noch zu Schmerzen.

Bei einem fortge-schrittenen Schnipp-finger hilft in der Regel nur eine Ope-ration, bei der über einen sehr kleinen Schnitt die Veren-gung gelöst wird.

Krankheitsbilder der HandVerwachsungen, Einengungen und Entzündungen gehören zum Alltag des Handchirurgen

Wenn gar nichts mehr geht: künstliches DaumensattelgelenkFoto: Katrin Wiesner

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Eine leichte Handbewegung, die Prof. Dr. Reiner Oberbeck

hier demonstriert. Aber das können nur die Menschen:

Den Daumen zu allen anderen Fingern der Hand bewegen.

Damit begann das Be-Greifen in der Evolution des Menschen.

Bitte nicht auf Eis!Was tun, wenn bei einem Unfall ein Finger abgeschnitten wird? Sechs Stunden bleiben Zeit für eine Operation, dann sind die Chancen gut, dass Gefäße, Ner-ven und Sehnen so zusammen-wachsen, dass der Finger funk-tionstüchtig bleibt. Also ist Eile geboten, um ins Krankenhaus zu kommen. Den durchtrennten Fin-ger sollte man für den Transport in kaltes Wasser legen, aber bitte nicht in Eis, wie fälschlicherweise immer wieder dargestellt. Dann nämlich erfriert das Gewebe.

HandprothesenDer Verlust einer Hand ist selten, sagt Handchirurg Prof. Oberbeck. Aber er kommt immer wieder vor. Welche Prothese verwendet wird, hängt von Ansprüchen, aber auch Möglichkeiten des Patienten ab, sich auf die Technik einzulas-sen. Kosmetische Prothesen aus Silikon sind funktionsfrei, sehen aber sehr lebensnah aus. Robuste aktive Greifarme sind für gröbere Arbeiten gedacht und bedienen sich der Technik des Bowdenzu-ges. Myoelektrische Prothesen sind die neueste Entwicklung: Auf dem verbliebenen Armstumpf angebrachte Elektroden messen die vom Gehirn signalisierten Muskelaktivitäten und lösen dann entsprechende Bewegungen in der von Motoren gesteuerten Hand aus. Das erfordert viel Training, ermöglicht aber wieder Greif- und Umwendbewegungen. Im Idealfall können Patienten nach Handam-putation mit Hilfe eines solchen muskelgesteuerten Roboterarms sogar anspruchsvolle Handwerks-berufe ausüben.

Kann der Fuß die Hand ersetzen?

Nein, die Antwort des Handchir-urgen ist da eindeutig. Ein Fuß kann nicht greifen, nur klemmen. Für die vielen Greifmöglichkeiten der Hand ist die Opponierbarkeit des Daumens notwendig, d.h. die Möglichkeit, dass der Daumen den anderen Fingern beim Greifen gegenübergestellt werden kann. Diese Möglichkeit der menschli-chen Hand ist übrigens auch eines der wichtigsten Entwicklungs-merkmale verglichen mit unseren Vorfahren, den Affen. Beim Fuß hat der Mensch die Möglichkeit dieser Gegenüberstellung nicht und somit sind hier viele wichti-ge Bewegungen ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz können einzelne Betroffene mit viel Training so-wohl der Greiffunktion des Fu-ßes, als auch der Beweglichkeit von Knie und Hüfte, verschiedene Bewegungen ausführen, die Gabel zum Mund führen, den Pinsel auf die Leinwand. Diese Bewegungen sind zwar begrenzt, aber faszinie-rend, sagt Prof. Oberbeck.

Feiner TastsinnIn keinem anderen Bereich der Haut ist der Tastsinn so fein ausge-prägt wie im Bereich der Hand und hier speziell in den Fingerkuppen. Im Hinblick auf das Gefühl beim Greifen sind vor allen Dingen der Zeigefinger und der Daumen von besonderer Wichtigkeit, weil die feinen Griffe und das Arbeiten mit feinen Gegenständen wie z.B. Na-deln vor allem unter Einsatz dieser beiden Finger abläuft. Auf eine andere Art und Weise ist das Ge-fühl an der Außenseite der Hand, d.h. im Bereich des kleinen Fingers und des Kleinfingerballens wich-tig. Diese Fläche spielt vor allem bei der Gefahrenerkennung eine Rolle, weil die Hand oftmals auf dieser Fläche abgelegt wird und dieser Bereich besonders gefährdet ist, z.B. wenn die Hand auf einer heißen Fläche zu liegen kommt.

Nachrichten

Jahrgang 2014 | Nr. 4 REPORTAGE 5

Die Welt begreifenDer große Unterschied sind winzige Veränderungen der Handwurzelknochen –

sie machten in der Evolution die Hand des Menschen zu einem einzigartigen Instrument

Babys begreifen ihre Welt: Noch vor dem ersten Wort tasten sie nach Spielzeug,

Händen und Gesichtern. Und steht der kleine Mensch erst ein-mal auf den eigenen Beinen, sind die Hände frei, um die ganze Welt zu erfassen. Begreifen, erfassen, befühlen – was mit der Hand beginnt, beeinflusst unsere Ent-wicklung, unser Sprechen und Denken. Wie aber hängen solche Alltagsbeobachtungen zusammen und sind sie die Wiederholung ei-nes alten Prinzips?

Es ist die Hand, die den Mensch zum Menschen macht - das ist die These des amerikanischen Neu-rologen Frank R. Wilson, der mit „Die Hand - Geniestreich der Evo-lution“ ein viel beachtetes Buch veröffentlichte. Er schildert den langen evolutionären Weg, der die Primatenhand unserer Vorfahren in das wichtigste Instrument des kreativen Menschen verwandel-te. Denn es dauerte Millionen

von Jahren bis die einstige Pfote von der neuen Freiheit Gebrauch machen konnte, die sie durch den aufrechten Gang erhielt.

Es sind winzige Veränderungen vor allem der Handwurzelkno-chen, die unsere Hände von de-nen der Affen unterscheiden. Die sogenannte „ulnare Opposition“, die Daumenbewegung in Rich-tung des kleinen Fingers und um-gekehrt, ist ein Alleinstellungs-merkmal des Menschen. Kein Tier, kein Menschenaffe kann die Finger so bewegen. Damit kön-nen wir einen Stock fest in der Hand halten und als kraftvolle und schlagkräftige Armverlänge-rung im Überlebenskampf einset-zen. Und wir können kleine Ge-genstände mit fünf Fingern fassen und exakt positionieren.

Das war aber nur der letzte Schritt, dem strukturelle Verbes-serungen der oberen Gliedmaßen wie beweglichere Schultern und

Arme vorausgingen. Für Wilson ist klar: Diese biomechanischen Veränderungen - die Hand konnte sich jetzt an jedem Ort innerhalb der Arm-Reichweite befinden und ganz neuen Aufgaben nachgehen – konnten nicht ohne Folgen blei-ben und müssen sich im Gehirn widergespiegelt haben. „Das Ge-hirn hat sicher erst dann Mecha-nismen entwickelt, bestimmte Bewegungen zu kontrollieren, als sie physisch möglich waren“, sagt er in einem Interview.

Doch Wilson geht noch weiter. Ihn interessiert auch die Verflech-tung von Hand, Denken und Spra-che. Unsere einzigartige Stellung im Tierreich verdanken wir zwei raffinierten Problemlösungsstra-tegien, so Wilson: Die eine um-fasst das Arsenal spezialisierter Werkzeuge - vom Stein und Stock bis zur Software für Computer; „wir haben die Technik zum Herz-stück unserer Überlebensstrategie gemacht“. Die andere ist unsere

Sprache. Wer gemeinsam Werk-zeuge herstellt, muss kommuni-zieren. Und der Gebrauch muss sich „herumsprechen“. Sprache, so sieht es Wilson, werde durch die kooperative Werkzeugherstellung und den mitzuteilenden Werk-zeuggebrauch, also durch unsere Hände initiiert.

So habe die neue Hand dem Homo sapiens nicht nur die me-chanischen Voraussetzungen für exaktere Handgriffe gegeben, sondern auch den Anstoß zur Umgestaltung und Neuordnung der Schaltkreise im Gehirn. Das exakt nachzuvollziehen ist gar nicht so einfach: Das Zusammen-wirken von Fingerfertigkeit und Intelligenz sei derart eng gewor-den, so Wilson, dass im Grunde keine einzelne Wissenschaft allein menschliche Fertigkeiten oder Verhaltensweisen erklären könne.

Katrin Wiesner

Wie wir zugreifenWird die Hand einge-

setzt, muss sie in der Regel gleichzeitig prä-

zise und kraftvoll wirken. Dies wird durch unterschiedliche Vor-aussetzungen gewährleistet: Einer-seits viele verschiedene Muskeln, die entweder in der Hand selbst liegen oder die am Unterarm loka-lisiert sind und über lange Sehnen auf die Finger wirken. Mit diesen Muskeln können die Finger in al-len Ebenen präzise und genau ge-steuert werden. Andererseits sor-gen viele feine Nerven dafür, dass die von der Haut aufgenommenen Informationen wie z.B. Gefühl und Schmerz an das Gehirn wei-tergeleitet werden. Auch dieses ist wichtig, um präzise mit der Hand arbeiten zu können.

Beim Zugreifen lassen sich zwei verschieden Formen unterschei-den, eine grobe Form des Zugrei-fens, bei der etwas fest angepackt wird (z.B. Kraftgriff) und die so-genannten feinen Griffformen, die auch kraftvoll sein können, aber nicht sein müssen, da es hier vor allem um Präzision und das Ar-beiten mit feinen Gegenständen geht (z.B. Stickarbeiten mit einer Nadel).

Beim Kraftgriff greift im Allge-meinen die gesamte Handinnen-fläche einschließlich aller Finger und des Daumens zu. Hierbei befindet sich der Daumen in Op-position mit der Handfläche, d.h. er steht ihr gegenüber. So kann man größere Gegenstände (z. B. einen Stein, eine schwere Flasche oder einen Hammer) halten und führen, dabei können sehr große Kräfte übertragen werden.

Bei den präzisen Griffformen erfolgt die Haltung und Führung der Gegenstände (z. B. Bleistift, feine Instrumente) im Wesentli-chen durch die Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger und ggf. des Mittelfingers. Dabei wird nach den beteiligten Fingern und den jeweiligen Kontakt-flächen weiter unterschieden zwischen dem Pinzettengriff (Fingerkuppen von Daumen

We i t e r e Funktionen

der Hand sind das Krümmen

der Handinnen-fläche zu einer

Hohlform unter Einbeziehung von

Daumen und angeleg-ten Fingern, z. B. zum

Wasserschöpfen (noch ef-fektiver bei Verwendung bei-

der Hände), und das Stützen – sei es mit dem Handballen, der Faust, der flachen Handflä-che samt Fingern oder nur mit den vorderen Fingergliedern bei abgespreiztem Daumen.

Im Regelfall wird die Hand einer Seite für kompliziertere Bewegungsabfolgen bevorzugt („Händigkeit“), man spricht von Rechts- und Linkshändern. Dies Festlegung resultiert aber nicht daraus, dass diese Hand besser funktioniert, sondern daraus, dass das Gehirn diese Hand bevorzugt. Katrin Wiesner

Präzisionsgriff

und Zeigefinger), dem Zangen-griff (Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger), dem Dreipunkt-griff (Fingerspitzen von Daumen, Zeige- und Ringfinger) und dem Schlüsselgriff (Fingerkuppe des Daumens und Seitenfläche des vorderen oder mittleren Zeigefin-gergliedes).

Wichtig als Stabilisator beim Greifen ist neben den Fingern die Handfläche, weil z.B. ein leichter Hammer rein von der Kraft her auch mit den feinen Griffformen gehalten werden könnte, da hier aber nur die Fingerkuppen zum Einsatz kommen, kann der Stiel nicht sicher fixiert werden und der Hammer wackelt hin und her, erst durch festes Greifen und Stabilisierung des Hammer-stiels in der Handfläche kann die-ser sicher eingesetzt werden.

Ferner kann die menschliche Hand, anders als bei allen anderen Primaten, zur Faust geballt wer-den. Durch einen kürzeren und beweglicheren Daumen verbes-sert sich die Statik der Hand und die Schlagwirkung wird größer.

Kraftgriff(Zeichnungen: Sven Schmidt)

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3

6

7

5

1

4

Zahn-arzt-werk-zeug

franz.Stadtan derRhone

zwingenunechtwirken-des Ver-halten

Busch-werk,Dickicht

einFahrzeuglenken

ein-kaufen,erledigen

franz.Schau-spieler(Gérard)

Furche,Kerbe

früher:persön-licheDienerin

Stock-werk

netz-artigesVerband-material

Anwen-dung beiKneipp-kuren

Rand-beet

deutscheFilm-fest-spiele

nachetwasfassen

griechi-scheGöttin

Vorge-setzter

schwed.Königs-ge-schlecht

sagenhaf-te Inselim hohenNorden

heilenderPflanzen-aufguss

Heil-,Rausch-mittel

Vulkanin deröstlichenTürkei

Schmerzim Mund-bereich(ugs.)

Brat-raumim Herd

vermin-dert be-weglich(Gelenke)

ohneEmpfin-dung(Glieder)

duftendeimmergrü-ne Heil-pflanze

Grün-flächeim Dorf

eineBaltin

Geliebtedes Zeus

Kzw.: un-bekann-tes Flug-objekt

Raum fürVollver-samm-lungen

unsin-nigesGerede

Musik:Übungs-stück(franz.)

wirklichunbe-stimmt,ungewiss

Besucherpersönl.Fürwort(zweitePerson)

Kultbildder Ost-kirche

Sinnes-organ

Abwasser-leitung;Deich-schleuse

OpervonMozart

Fisch-atmungs-organ

Polizei-dienst-stelle

aus-sichts-reich,positiv

Vor-silbe:Nerven(griech.)

zeitlos;immerzu Edelgas

kleinerRhodo-dendron

Blut-gefäß

unauf-hörlich

Zacke anGabeln,Kämmen

Faltein derHaut

Neigung,Lust;Appetit

eine derMusen

Wett-kampf-stätte;Manege

kurze,grelleFunken-entladung

Staat inOstafrika

zer-knirscht,schuld-bewusst

Kreuzes-inschrift

einer AxtähnlichesSpalt-werkzeug

scherz-haft fürDresden

Wind-röschen

oberhalbvonetwas

Fremd-wort-teil: fern

Wasch-becken beinahe

nord-deutschfür Ried,Schilf

um-formen,abwan-deln

chine-sischerPalast-hund

Husten-still-mittel

Gaststät-te mitzu hohenPreisen

Speisen-folge

italie-nischeWein-stadt

unpäss-lich,unwohl(ugs.)

uner-träglich;höllisch

spitzerPflanzen-teil

FrauJakobsim A. T.

hügel-frei,flach

DramavonGoethe

FlussdurchMünchen

StückvomGanzen

Abk. fürEuerEhren

Fisch-eier

TV-,Radio-sender(Abk.)

vonsolcherArt

Sache,Gegen-stand

Hallen-,Kugel-sportler

elektro-nischesSchalt-modul

Regen-wasser-auffang-behälter

offenerLauben-gang

Heil-maß-nahme

Wildrindbestän-dig,gleich-bleibend

Kirchen-lied

Schiffs-eigner

Binde-wort

WerkvonHomer

kaufmän-nisch:heute

letti-scheHaupt-stadt

Horn-platteauf Fingerund Zehe

Zeitalteran-nähernd,ungefähr

Sperr-klinke

chem.Element,Selten-erdmetall

Gewalt-herrscher

nordi-scherHirsch,Elen

Kochsalzenthal-tendesWasser

Schmer-zen ver-ringern

NamezweierFlüssez. Rhein

Ketzerei

von drin-nen nachdraußen(ugs.)

US-Box-legende(Muham-mad)

Stachel-tier

höchsteSpiel-karte

weib-lichesHaustier

Körper-glied

eng-lisch:eins

Spann-muskel(Med.)

Kurz-hals-giraffe

Kfz-ZeichenRem-scheid

fett-freieSalbe,Creme

ital.Barock-maler(Guido)

zumVerzehrgeeignet

franzö-sischesAdels-prädikat

schweiz.Ferienortin Grau-bünden

briti-scherSagen-könig

Ältesten-rat

Acker-unkraut,Nelken-gewächs

klug,gewitzt

ostfran-zösischesGrenz-land

Delfinart

Nachrichten

Nicht mehr Stress für Eltern

Erhebung der DAK unter 30- bis 40-Jährigen

Sind Eltern mehr geschlaucht als Kinderlose? Es mag erstaunen, aber eine Befragung im Rahmen des DAK-Gesundheitsreportes 2014, der am SRH Wald-Klinikum Gera vorgestellt wurde, ergab: Be-rufstätige Eltern leiden genauso viel oder wenig unter chronischem Stress wie Kinderlose. Und das, obwohl sie häufiger angeben, nicht genug Zeit für sich zu haben, die Partnerschaft zu vernachlässigen oder dass die Balance zwischen Arbeit und Privat nicht stimmt. Den Psychologen wundert das nicht. Stress ist eben nicht gleich Stress. Neben dem negativen, dem so genannten Disstress, kann der positive Eu-Stress eher noch be-flügeln. Das Wichtigste: Eltern verbinden mit ihrem Einsatz eine Sinnhaftigkeit, sie wissen wofür sie sich ins Zeug legen. Chefarzt Dr. Thomas Jochum: „So empfinden viele die Herausforderungen als normal.“ Problematisch wird es, wenn das Gefühl des Ausgeliefert-seins überwiegt, man meint, am Druck nichts ändern zu können.

Aber Vorsicht: Arbeitende El-tern vernachlässigen sich auch ein Stück weit, achten weniger auf aus-reichend Erholung, ernähren sich nicht so gesund und treiben we-niger Sport. Hier könnte durchaus der Grundstein für spätere chroni-sche Erkrankungen gelegt werden. Wichtig ist deswegen, den Über-gang zwischen Lebensphasen zu finden, wenn die Kleinen aus dem Gröbsten raus sind.

Den kinderlosen Erwerbstätigen geht es übrigens nicht zwingend besser. Sie hasten genauso durch die Rushhour des Leben – jene Jahre zwischen 30 und 40, in denen alles geschafft sein muss: Karriere machen, den perfekten Partner finden, naja und eben auch noch Kinder bekommen.

Nachrichten

Mehr Licht an trüben Tagen

Warum Lichtduschen gegen den Winterblues helfen

Wenn es draußen grau und die-sig wird, wenn die Tage kürzer werden und die Sonne nur selten scheint, dann macht Rosemarie Liebe, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, drinnen die Sonne an: Die 10000 Lux aus der Tageslichtlampe strahlen in den Stationen der Klinik für Psychia-trie und Psychotherapie des SRH Wald-Klinikums Gera. Die Licht-therapie ist ein probates Mittel gegen den Winterblues, jene sai-sonabhängige Despression, deren Symptome regelmäßig im Herbst/Winter einsetzen. Um den Zu-sammenhang zu verstehen, erklärt Oberärztin Liebe, was sich bei feh-lendem Sonnenlicht in unserem Körper abspielt: „Der Lichtman-gel löst eine höhere Produktion des Hormons Melatonin aus, das den Tag-Nacht-Rhythmus und den Schlafbedarf steuert. Deswegen werden wir müde, wenn es dunkel wird.“ Der erhöhte Melantonin-spiegel ist auch verantwortlich für SAD (Seasonal Affective Disorder), die Herbst- und Winterdepression.

Die Lichttherapie unterbreche die Produktion von Melatonin und bewirke eine Erhöhung des Neu-rotransmitters Serotonin, der zu Gelassenheit und Zufriedenheit führt und hilft, uns wach zu ma-chen. In der Folge tritt ein positiver Stimmungsumschwung ein.

Lichtduschen sind auch im Han-del erhältlich. Mindestens zwei Wochen lang sollte man sich mor-gens etwa 40 Minuten 10000 Lux gönnen: Man kann dabei lesen, schreiben, frühstücken – gelegent-lich sollte man in die Lichtquelle schauen. Zu Vorsicht rät Rosemarie Liebe bei Augenerkrankungen wie Makuladegeneration oder erhöhter Lichtempfindlichkeit z.B bei Ein-nahme von stimmungsaufhellen-den Johanniskrautpräparaten.

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Im Altertum wurden Kno-chenbrüche mit Lehm und Ton ruhiggestellt. Mitte des

19. Jahrhunderts entwickelte ein niederländischer Militärarzt den ersten Gipsverband. Vor 80 Jah-ren hat die Gipsbinde, wie wir sie kennen, das Fixieren eines Bru-ches schneller und einfacher ge-macht. Gipsen heißt, auf den na-türlichen Reparaturprozess des Knochengewebes zu setzen. Eine bewährte Methode. Daran hat sich auch in der HighTech-Medi-zin, im Zeitalter früher operati-ver Versorgung nichts geändert.

„Gipsbehandlung heißt aber nicht ‚keine Behandlung‘, dahinter muss ein durchdachtes Konzept stehen“, sagt Chirurg Dr. Jörg Hak-kenberger vom SRH Wald-Klini-kum Gera, der Medizinstudenten zu Gipskursen einlädt. Denn Gip-sen ist keineswegs einfacher als eine Operation.

Vor jeder Behandlung steht die korrekte Ausrichtung der Kno-chen, die fixiert vom starren Gips zusammenwachsen sollen. Ärz-te unterscheiden zwischen dem Anlegen einer einseitigen Gips-schiene sowie dem zirkulären, also einem Rundum-Gips und der Kombination aus beidem, dem Spaltgips, der ausreichend Platz für die mit einem Bruch einherge-hende Schwellung lässt. Und das deutet schon an, worauf bei einem Gips zu achten ist. Ein zu enger Verband oder eine nachträgliche, unbemerkte Schwellung führen zu Durchblutungsstörungen, feh-lende Polsterung zu Druckschädi-gungen von Nerven und Bindege-webe, mangelnde Bewegung baut Muskelmasse ab, fördert Gelenk-

versteifungen und kann gefähr-liche Thrombosen zum Beispiel in den Beinen heraufbeschwö-ren. Deswegen sollte man den Gips nicht unterschätzen. „Die Behandlung kann unter Umstän-den sehr aufwändig sein“, erklärt der Oberarzt, „weil Gipsverbände auch stetig kontrolliert und ange-passt werden müssen“.

Nix gegen Gips

Gipsverbände werden angelegt, wenn eine Operation nicht mög-lich oder auch nicht notwendig ist, weil sie keine Vorteile brächte. Etwa bei unkomplizierten unver-schobenen Knochenbrüchen in Armen und Beinen oder auch bei gelenknahen und Gelenkbrüchen (außer Hüftgelenk). Aber auch vor einer Operation werden Gips-

schienen zur Ruhigstellung ein-gesetzt, um die manchmal starke Schwellungen der Weichteile um einen Bruch abklingen zu lassen. Und auch bei schweren Prellun-gen und Zerrungen sowie nach Operationen von Bänder- oder Sehnenrissen kann ein Gipsver-band helfen.

Der Geschichte gehören zum Glück die Gipsverbände bei Brü-chen des Beckens oder der Wirbel-säule an, mit denen sich Patienten wie Käfer auf dem Rücken fühlten. Statt Kranke wochenlang im Gips-korsett zu quälen, wird heute ope-riert oder es werden so genannte Orthesen eingesetzt.

Moderne Varianten

Auch wenn das Prinzip dasselbe ist, Weiterentwicklungen gibt es

beim verwendeten Material. Der bekannte, preisgünstige Weißgips zeichnet sich durch Hautfreund-lichkeit, gute Modellierbarkeit, schnelles Anlegen aus und ist des-wegen auch in der Rettungsstelle nicht wegzudenken. Wesentlich leichter und manchmal auch Was-serabweisend, aber auch teurer ist der moderne Kunststoff-Verband. Seit den 90er Jahren gibt es ther-moplastisches Material, das unter Wärme vor Ort durch den Unfall-chirurgen oder Orthopäden direkt für den Patienten geformt wird. Sogar eine Biovariante ist auf dem Markt, erzählt Dr. Hackenberger: eine Mischung aus Holzfasern und Milchsäure.

Wie lange muss man aus-halten?

Das ist die häufigste Frage: Wie lange dauert es, bis der Bruch ver-heilt ist? Einfach zu beantworten ist das nicht, viel hängt vom Bruch und von der Verfassung des Pati-enten ab, aber auch dessen Willen, sich an ärztliche Vorgabe zu hal-ten. Fest steht: Ein Röhrenkno-chen verwächst im Schaftbereich schlechter als nah am Gelenk. Für einen Bruch der handgelenknahen Speiche – die häufigste Fraktur überhaupt – werden sechs bis sie-ben Wochen veranschlagt.

Bei Kindern funktioniert das Wachstum noch wesentlich besser, die dürfen in der Regel nach drei bis vier Wochen den Gips abneh-men und haben – anders als zö-gernde Erwachsene – nach kurzer Zeit wieder alles bestens im Griff.

Katrin Wiesner

Gips das noch?Das Gipsen ist alles andere als neu, aber noch immer eine der wichtigsten Standard-

behandlungen bei Knochenbrüchen. Nur unterschätzen sollte man sie nicht.

Dr. Jörg Hackenberger überprüft, ob der Gips richtig sitzt. Foto: Katrin Wiesner

Jahrgang 2014 | Nr. 4DAS THEMA6

Page 7: Jahrgang 2014 | Nr. 4 Fokus Gesundheit€¦ · Die Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie am SRH Wald-Klinikum Gera gehört im Bereich Lungenkrebs zu den Top-Kliniken Deutschlands

Leitung übernimmt Chefarzt Kämpf

Dipl.-Med. Ronald Kämpf ist Chefarzt des neu gegründeten Interdisziplinären Zentrums für Notfallmedizin am SRH Wald-Kli-nikum Gera. Das Zentrum geht aus der Zentralen Notaufnahme hervor, die nun erstmals als eigen-ständige Abteilung geführt wird. Damit trägt das Krankenhaus den steigenden Patientenzahlen und der wachsenden Bedeutung dieser Anlaufstelle Rechnung. Jährlich werden dort 34 000 stationäre und ambulante Patienten versorgt.

Vor dem neuen Chefarzt steht zuerst einmal Aufbau-Arbeit: Ronald Kämpf wird die räumliche und personelle Erweiterung des Zentrums leiten. Bereits im kom-menden Jahr soll durch bauliche Veränderung die Fläche verdop-pelt werden. Ziel ist, die Versor-gung der Patienten zu verbessern und Wartezeiten zu senken.

Dipl.-Med. Ronald Kämpf ab-solvierte an der Friedrich-Schil-ler-Universität Jena seine Facharztausbildungen für Chir-urgie und Anästhesiologie. Seit 13 Jahren ist der gebürtige Rudol-städter leitender Oberarzt in der Notaufnahme des Krankenhauses Gera. Unter seiner Führung ge-lang es, dass die Klinik beim Ma-nagement des Herzinfarktes bei der so genannten „Door to Needle Time“ (Zeit vom Eintreffen des Patienten in der Notaufnahme bis zur Herzkatheteruntersuchung) zu den besten Kliniken Deutschlands gehört. Der 58-Jährige ist darüber hinaus als Leitender Notarzt im Rettungsdienstzweckverband Saa-le-Holzland-Kreis und als Prüfer für Notfallmedizin an der Landes-ärztekammer Thüringen tätig.

SRH Wald-Klinikum erhält Qualitätszertifikat

Krancenhaus lässt Qualität von externen Experten überprüfen.

Mit jedem Schritt ein bisschen besser, das ist die Maxime des SRH Wald-Klinikums, um Qualität zu verbessern und weiter zu entwik-keln. Aufbau und ständige Weiter-entwicklung eines internen Qua-litätsmanagementsystems ist für jedes Unternehmen eine Heraus-forderung. Der regelmäßige Blick von außen auf Strukturen und Ab-läufe ist hierbei immer wertvoll und hilfreich. Deshalb stellte sich das SRH Wald-Klinikum nun bereits zum vierten Mal dem speziell für Gesundheitseinrichtungen konzi-pierten Zertifizierungsverfahren „Kooperation für Transparenz im Gesundheitswesen“ (KTQ).

Insgesamt sieben Tage führten vier Fachexperten aus Medizin, Pflege und Verwaltung mit knapp 200 Mitarbeitern aller Berufsgrup-pen intensive Gespräche und prüf-ten eine Vielzahl von Dokumen-ten. Allerdings werden nicht nur die Prozesse der Patientenorien-tierung praxisorientiert überprüft, sondern auch die Kategorien Mit-arbeiterorientierung, Sicherheit, Informations- und Kommunikati-onswesen, Unternehmensführung und Qualitätsmanagement der ge-samten Einrichtung fließen in die Bewertung ein.

Nachrichten

Rettungsstelle wird eigenständige Klinik

Der menschliche Bewe-gungs- und Halteappa-rat besteht aus über 200

Knochen, 640 Muskeln, 68 Ge-lenken sowie zahlreichen Sehnen und Bändern. Spezialisierte Kon-struktionen, die jedem Ingenieur zu höchster Ehre gereichen wür-den, verbinden die Knochen und machen unser Skelett beweglich. Stabile Gelenke und Knochen brauchen starke Muskeln, die sie vor Verletzungen und Fehlbela-stungen schützen. Wer einmal einen Beinbruch, eine Arthrose oder einen Bandscheibenvor-fall durchlitten hat, wird wissen, wie es sich anfühlt, wenn dieser komplizierte Mechanismus nicht mehr funktioniert: Wir können z. B. schlecht oder gar nicht mehr laufen, keinen Stift mehr halten, leiden mitunter an unerträgli-chen Schmerzen.

Dann tritt zumeist der Radio-loge auf den Plan. „Umso präziser wir sagen können, welches Krank-heitsbild bei Verdacht auf eine Kno-chen- oder Gelenkerkrankung vor-liegt, umso genauer kann später der behandelnde Arzt oder Operateur agieren“, erläutert PD Dr. Joachim Böttcher, Chefarzt des Institutes für Diagnostische und Interven-tionelle Radiologie am SRH Wald-Klinikum Gera. „Wir sind sozusa-gen die Weichensteller für die sich anschließende Behandlung.“

Zu diesem Zwecke verfügt das Institut über eine hoch speziali-sierte Radiologische Diagnostik. Dazu gehören drei Röntgenanlagen neuester Bauart, zwei 64-Zeilen- Computertomographen (CT), ein Magnetresonanztomograph (MRT) sowie jeweils ein Angiographie- und Durchleuchtungsarbeitsplatz zur Behandlung gefäß- und tumor-kranker Patienten. Für die Zukunft ist zudem an die Anschaffung eines DXA-Gerätes zur Knochendichte-messung gedacht. „Für die vielen Osteoporosepatienten wäre das eine echte Ergänzung des Behand-lungsangebotes vor Ort.“

Schwerpunkt Wirbelsäule und Gelenke

Als häufigste Knochen- und Ge-lenkserkrankungen nennt Dr. Böttcher die degenerativen Verän-derungen an der Wirbelsäule und den Gelenken, die etwa ein Drittel aller Untersuchungen ausmachen. Es folgen Knochenbrüche und Entzündungen. Auf Platz 3 der radiologischen Hitliste rangieren Stoffwechselerkrankungen wie die Osteoporose. Schließlich haben es die Geraer Radiologen auch mit gut- und bösartigen Knochentu-moren und –entzündungen zu tun.

Das wichtigste Verfahren zur Dia-gnosefindung stellt nach wie vor das traditionelle Röntgen dar. Es ist besonders bei einfachen Fraktu-ren an Armen, Beinen und Rippen angezeigt. CT und MRT kommen vor allem dann zur Anwendung, wenn z. B. Tumore oder Stoffwech-selerkrankungen nicht genau ve-rifiziert werden können. Auch bei gelenknahen und komplexen Kno-chenbrüchen, Frakturen an der Wirbelsäule, insbesondere nach schweren Unfällen, sind diese Un-

Durchleuchtet und durchschaut

Über die Radiologische Diagnostik von Knochen- und Gelenkerkrankungen

Jahrgang 2014 | Nr. 4 REPORTAGE 7

tersuchungsmethoden dringend angezeigt. „Gerade in diesen Fällen spielen die Erfahrung des untersu-chenden Arztes und die dabei zum Einsatz kommende Technik, also unsere Geräte, eine große Rolle. Gottseidank sind wird dafür sehr gut aufgestellt.“

Eine besondere Stellung neh-men die degenerativen Verände-rungen an der Wirbelsäule ein, die häufig schon vor dem 40. Le-bensjahr auftreten können. Die Diagnostik dieser Erkrankungen macht fast sechzig Prozent aller im Geraer Klinikum durchge-führten radiologischen Untersu-chungen des muskuloskelettalen Systems aus. Trotzdem rät Dr. Joachim Böttcher, auch in diesen Fällen die Übersicht zu bewahren. „Bei einem kurzzeitigen Rücken-schmerz sollte man nicht gleich hektisch werden. Erst wenn die Schmerzen auch nach zwei Wo-chen nicht aufhören, an Intensi-tät gewinnen und neurologische Defizite auftreten, sollte der Arzt aufgesucht werden.“

Und auch bei den Röntgen-strahlen kann er beruhigen. In

Chefarzt Dr. Böttcher (r.) bespricht radiologische Befunde. Foto: Simanowski

Personalien

Orthopädie erhält eigenen Chefarzt

Dr. Winter ist Experte für künst-liche Gelenke

Dr. Rando Karl Winter ist neuer Chefarzt der Klinik für Orthopä-die am SRH Wald-Klinikum Gera. Damit erhält die bislang zur Kli-nik für Unfallchirurgie gehörende Abteilung Eigenverantwortlichkeit in allen medizinischen und struk-turellen Abläufen. Chefarzt Dr. Rando Karl Winter gilt als ausge-wiesener Experte im Bereich der Endoprothetik. Unter seiner Lei-tung erfuhr die Abteilung eine bei-spielhafte Fortentwicklung, heißt es zur Begründung.

Dr. Winter wurde 1969 in Gera geboren, ist verheiratet und Va-ter zweier Söhne. Von 1990 bis 1996 studierte er Medizin in Jena. Es schloss sich die Facharztaus-bildung an der Orthopädischen Universitätsklinik am Rudolf-Elle-Waldkrankenhaus Eisenberg an. 2005 erfolgte dort seine Ernen-nung zum Oberarzt mit dem Tä-tigkeitsschwerpunkt Endoprothe-tik. 2010 wurde der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie darüber hinaus Leiter der Ortho-pädischen Ambulanz. Er verfügt über umfassende Zusatzqualifi-kationen: Spezielle Orthopädische Chirurgie, Chirotherapie, Sport-medizin, Physikalische Therapie und Osteologe der DVO.

2013 wechselte Dr. Winter an das SRH Wald-Klinikum Gera. Neben dem allumfassenden Spek-trum der Primärendoprothetik galt die weitere Fokussierung den komplexen Revisionseingriffen (Folge-, Wechsel- oder Korrektur-operationen) und der Tumorchir-urgie. Seinem ständigen Anliegen des kollegialen fachlichen Umgan-ges folgend – gelang ihm hier die überaus dynamische Entwicklung der Orthopädischen Klinik.

Kontakt: (0365) 8283730

Viel Diskussionsstofffür Hautärzte

Die Dermatologie ist eine Fach-richtung mit einer erstaunlichen Vielfalt an Behandlungsfeldern. So gab es viel Diskussionsstoff für die 130 Hautärzte aus Bayern, Sachsen und Thüringen bei einer Verbands-tagung Ende November in Zeulen-roda. Den Berufsdermatologen ist zu verdanken, dass UV-bedingte Hauttumoren als Berufserkran-kung anerkannt werden. Patienten mit komplexen Wundheilungsstö-rungen werden interdisziplinär in Wundnetzen behandelt, so dass die Rate an offenen Wunden sinkt und sich chronische Wunden rascher wieder verschließen, berichtet Dr. Martin Kaatz, Chefarzt der Haut-klinik am SRH Wald-Klinikum Gera, der die Tagung ausrichtete.

Zudem ergeben sich in der Dermato-Onkologie neue Behand-lungsoptionen. Unheilbare fort-geschrittene Tumoren mit einer einstmals sehr schlechten Progno-se könnten über einen Zeitraum von Jahren aufgehalten werden, eine Heilung erscheint zumindest perspektivisch möglich. Grundla-ge sind neuentwickelte immunolo-gische Therapien, aber auch zielge-richtete Behandlungskonzepte.

Deutschland sind es laut Statistik im Durchschnitt 2,1 Millisievert (mSv) im Jahr an zivilisatorisch bedingter Strahlenexposition (inklusive aller medizinischer Anwendungen), mit denen wir konfrontiert werden. Bei einer normalen Röntgenuntersuchung fallen durchschnittlich 0,03–1,0 mSv (effektive Dosis) an, wobei neuste Techniken in der Bildge-bung mit Flachdetektoren und Innovationen in der Computer-tomographie (CT) eine weitere Reduktion der Strahlenexposi-tion erwarten lassen. Zukünf-tig werden hochleistungsfähige Bildwiedergabesysteme im Rönt-gen und CT, die derzeit am SRH Wald-Klinikum Gera GmbH in-stalliert werden, eine erhebliche Einsparung an Strahlenbelastung gewährleisten.

Abschließend plädiert Dr. Joachim Böttcher für eine gesunde Ernährung und ausreichend Be-wegung an der frischen Luft, will man seine Knochen und Gelenke möglichst lange schmerzfrei in Bewegung halten. In diesem Sin-ne: Möglichst keinen Hals- und Beinbruch. Klaus-Peter Kirsten

Radiologische Diagnostikverfahren im Überblick

RöntgenHäufigstes und ältestes Ra-

diologisches Verfahren, bei dem Bereiche des Körpers aus einer Richtung mit Röntgenstrahlung durchstrahlt werden. Auf der Ge-genseite wird die Strahlung mit geeigneten Medien (Film, Spei-cherfolie oder Detektor) regi-striert und in ein Bild umgewan-delt. Die sogenannten X-Strahlen wurden 1895 von dem deutschen Physiker Wilhelm Conrad Rönt-gen entdeckt.

Computertomographie (CT)Bildgebendes Verfahren in der

Radiologie, wobei im Gegensatz zur Röntgendiagnostik als Projek-tionsverfahren die Nutzung eines Computers zwingend nötig ist, um aus den Rohdaten Schnittbil-der (Schichtaufnahmen) erzeu-gen zu können. Die Bilder bieten im Gegensatz zu einer normalen Röntgenaufnahme eine überla-gerungsfreie und sehr detaillierte Darstellung aller Körperstruktu-ren. Außerdem konnten erstmals Gewebearten mit sich unterschei-dender Schwächung der Rönt-genstrahlung unterschieden und

zudem als Messwert verfügbar ge-halten werden, was bis dahin nur sehr eingeschränkt möglich war.

Mehrzeilen-CTBildgebendes Verfahren, bei

dem bis zu 320 Schnitte oder Zei-len gleichzeitig aufgenommen werden können. Die entschei-denden Vorteile der Mehrzeilen-Systeme liegen in der reduzierten Scanzeit, der Verringerung der Schichtdicke und der Erhöhung der Scanlänge verbunden mit der Darstellung kleinster Details und einer Visualisierung großer Kör-pervolumina.

Magnetresonanztomographie (MRT)Bildgebendes Verfahren, das vor allem in der medizinischen

Diagnostik zur hochauflösenden Darstellung von kleinsten Struk-turen und deren Integrität für die unterschiedlichsten Organsysteme (ohne Strahlenexposition) ein-gesetzt wird. Mit der MRT kann man Schnittbilder des mensch-lichen Körpers dreidimensional erzeugen, die eine Beurteilung der Organe und vieler krank-hafter Organveränderungen mit hoher Sensitivität und Spezifität erlauben.

SonographieMedizinische Bezeichnung für

eine Untersuchung mit Ultra-schall. Die Sonographie ist eine schmerzlose und risikoarme Me-thode. Mithilfe von Ultraschall-wellen kann der Arzt zum Beispiel Organe wie die Nieren oder die

Leber untersuchen – zudem lässt sich mit Ultraschall während der Schwangerschaft das Kind in der Gebärmutter darstellen und so Screening-Diagnostik betreiben. Auch in der Darstellung der Brust, von Schilddrüse, Weichteilstruk-turen und Lymphknoten ergeben sich umfassende Einsatzgebiete (Indikationen). Das Verfahren ist ubiquitär und schnell anwendbar, in vielen Fällen aussagekräftig und zudem kostengünstig.

Knochendichtemessung (Osteo-densitometrie)

Medizinisch-technisches Ver-fahren zur Bestimmung der Knochenmineraldichte bzw. des Kalksalzgehaltes des Knochens, dient vor allem zur Osteoporo-se-Diagnostik. Menschen mit vermindertem Kalksalzgehalt tragen ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Betroffen sind vor allem Frauen in der Postme-nopause, Männer über 50 Jahre, Raucher, Alkoholiker und Men-schen mit Mangelernährung bzw. Vitaminmangel. Auch bestimmte Erkrankungen (z. B. Rheumato-ide Arthritis) oder Medikamente (z.B. Kortikoide) begünstigen den Substanzverlust der Knochen und führen zu einem erhöhten Frak-turrisiko. Klaus-Peter Kirsten

Computertomograph

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Veranstaltungen

Mit Hundert hat man noch Träume

„Mit Hundert hat man noch Träu-me“ heißt die neue Fotoausstel-lung im Hauptgebäude des SRH Wald-Klinikums Gera. Fotograf Karsten Thormaehlen hat Frauen und Männer porträtiert, die das 20. Jahrhundert mit zwei Weltkrie-gen, Zerstörung, Aufbau, Teilung und Wiedervereinigung erlebt und überlebt haben. Die Porträtierten sind 100 Jahre und älter. Die Foto-serie, die zwischen 2006 und 2011 entstand, ist eine Hommage an das Alter, die mit großem Respekt die Würde und Schönheit des Alters sichtbar macht.

Für den Künstler ist das Projekt übrigens keineswegs abgeschlos-sen: Er hat auch in anderen Län-dern Kontakt zu „Jahrhundert-menschen“ aufgenommen. Mit seinem Projekt „Silver Heroes“ widmete sich Karsten Thormaeh-len fitten Sportlern, die im Alter längst noch nicht ans Aufhören denken, egal ob Bungee-Springer, Abfahrtsläufer- oder Rennfahrerin.

„Alte Menschen wollen ge-braucht werden“, sagt Thormaeh-len und ist sich sicher, dass eine positive Lebenseinstellung letzt-endlich auch ein glückliches Altern möglich macht. Und das ist seinen Porträtierten anzusehen.

Zu sehen ist die Ausstellung täg-lich bis zum 20. Januar. Infos unter (0365) 828-8107

Schülerpreis belohntGesundheitserziehung

Zum dritten Mal schreibt das SRH Wald-Klinikum Gera in diesem Schuljahr den Schülerpreis Ge-sundheit aus. Der mit 5000 Euro dotierte Preis will gute Ideen beloh-nen, mit denen Schulen das Thema Gesundheit in und außerhalb des Unterrichtes thematisieren. Ob es um gesunde Ernährung geht, um ein besonderes Sportangebot, um den Umgang mit Schulstress oder die erste Liebe.

2014 ging der Preis an zwei Grundschulen, die auf gesunde Ernährung ein besonders Auge haben. „Aus dem Garten in den Topf “ heißt das Konzept der Astrid Lindgren Grundschule Gera-Lan-genberg, das gesunde Ernährung mit heimischem Obst und Gemüse in den Mittelpunkt rückt.

Ebenfalls überzeugt hat die Erich Kästner Grundschule aus Gera-Lusan, die für ihre Kinder ein Rundum-Paket schnürt vom gesunden Schulfrühstück über Yo-ga-Angebote bis zum Fördersport.Infos unter Tel. (0365) 828-8108

Jahrgang 2014 | Nr. 4KULTURKRANKENHAUS8

Der heiße Draht

Zentrale Notaufnahme (Rettungsstelle) Tel. 0365 828-2910

Anästhesiologie und IntensivmedizinChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Gerhard KuhnleTel. 0365 828-2801AugenheilkundeChefarzt Dr. med. Jörg Seewald Tel. 0365 828-4801Allgemein-, Viszeral- und Kin-derchirurgieChefarzt Prof. Dr. med. Thomas Manger, Tel. 0365 828-3101Brustzentrum OstthüringenChefarzt Dr. med. Dirk-Michael Zahm, Tel. 0365 828-4151Frauenheilkunde und Geburts-medizinChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Walter Groß, Tel. 0365 828-4101Gastroenterologie, Hepatologie und Allgemeine Innere MedizinChefarzt Prof. Dr. med. Uwe WillTel. 0365 828-2401Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/Plastische OperationenChefarzt Prof. Dr. med. Andreas Müller, Tel. 0365 828-2651Hautkrankheiten/AllergologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7701Kardiologie und internistische IntensivmedizinChefarzt Dr. med. Martin Winter-halter, Tel. 0365 828-2101Kinder- und JugendmedizinChefarzt Dr. med. Lutz Hempel Tel. 0365 828-5151NeurologieChefarzt Dr. med. Roger SchubertTel. 0365 828-4501OrthopädieChefarzt Dr. med. Karl Rando Winter, Tel. 0365 828-3701PalliativmedizinChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Michael KretzschmarTel. 0365 828-7951PathologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Boltze, Tel. 0365 828-6601Physikalische und rehabilitative MedizinChefärztin Dr. med. Dörthe Mei-erhof, Tel. 0365 828-6501Pneumologie/Infektiologie, Hämatologie/Onkologie, DiabetologieChefärztin Prof. Dr. med. Susanne Lang, Tel. 0365 828-2151Psychiatrie und PsychotherapieChefarzt Dr. med. Thomas Jochum Tel. 0365 828-4601Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und AngehörigeLeiterin Diplom-Psychologin Franziska JahrTel. 0365 828-2175RadiologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Joachim BöttcherTel. 0365 828-6101SchmerztherapieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Michael KretzschmarTel. 0365 828-2941Strahlentherapie/RadioonkologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen FüllerTel. 0365 828-7551Thorax- und Gefäßchirurgie/AngiologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Lesser, Tel. 0365 828-3151Unfallchirurgie/HandchirurgieChefarzt Prof. Dr. med. Reiner Oberbeck, Tel. 0365 828-3601Urologie und KinderurologieChefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Andreas SchlichterTel. 0365 828-7151Wirbelsäulenchirurgie und Neu-rotraumatologieChefarzt Dr. med. Jörg SilbermannTel. 0365 828-3701Zentrum für klinische StudienLeiter Priv.-Doz. Dr.med. Martin Kaatz, Tel. 0365 828-7758

Welche Nahrungsinhalts-stoffe stärken unseren Knochen?Hauptbestandteil des Knochens ist das Kalzium, eine ausreichende Versorgung mit diesem Mineral-stoff ist daher von großer Bedeu-tung für die Stabilität und die Ge-sundheit unseres Stützsystems. So benötigen Jugendliche aufgrund von Wachstum und Entwicklung im Alter von 13 bis 19 Jahren mit täglich 1200 mg reichlich davon, Erwachsene mit 1000 mg täglich etwas weniger. Vitamin D sorgt für die Regulation des Kalziumstoff-wechsels im Körper und fördert unter anderem die Kalziumauf-nahme im Darm, was es zu einem ebenso bedeutsamen Faktor für den Knochen macht.

In welchen Lebensmitteln findet man viel Kalzium?Milch und Milchprodukte sind unschlagbar, was zum einen den Kalziumgehalt angeht und zum anderen die Bioverfügbarkeit von Kalzium betrifft. Das heißt der menschliche Körper nimmt beson-ders viel des in der Milch enthalte-nen Kalziums auf (ca. 30 Prozent des in Kuhmilch enthaltenen Kalzi-ums). Aber auch bestimmte Gemü-sesorten sowie Nüsse, Samen und Kräuter enthalten reichlich davon, wenngleich der Körper hier nur etwa 15 bis 20 Prozent aufnimmt.

Mineralwasser – eine häufig vergessene Kalziumquelle!Jeder Mensch benötigt täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit. Es eignet sich daher perfekt als Mineralstoffliefe-

Für ein stabiles und gesundes Knochensystem

Ernährungsberaterin Sindy Zimmermann verrät, welche Nahrungsmittel gut tun

Tilman Riemenschneider (um 1460 –1531) zählt zu den Hauptmeis-tern der spätgotischen Skulptur in Deutschland. Über 80 Werke aus Holz und Stein sind bekannt. Dazu zählen große Altäre aus Dettwang oder Rothenburg ob der Tauber. Mit kaum einem anderen Bildschnitzer hat sich die For-schung nachhaltiger beschäftigt. Dennoch gerieten seine Werke in Vergessenheit – ein zu Lebzeiten berühmter Name war im Zeitalter des Barocks bis zur Romantik ver-klungen. Erst ein Zufallsfund 1822 auf dem ehemaligen Friedhof am Dom zu Würzburg rief den Meis-ter erneut ins Gedächtnis …

Um 1460 in Heiligenstadt (Thü-ringen) als Sohn eines Münz-

meisters geboren, wuchs Tilman Riemenschneider in Osterode im Harz auf. 1474 begann er eine Lehre als Holzschnitzer und Steinbildhauer. Danach begab er sich 1478/79 als Geselle auf Wan-derschaft. Inspiriert von Martin Schongauers Kupferstichen sowie dem niederländischen Realismus wurde er 1483 schließlich als „Ma-lerknecht“ in die Lukas-Brüder-schaft aufgenommen.

Durch die Heirat einer Gold-schmiedewitwe erhielt er Bürger-recht in Würzburg sowie die Meis-terwürde. Öffentliche Ämter nebst Privilegien sollten sein gesell-schaftliches Ansehen mehren und ihm lukrative Aufträge bescheren. Von 1520–1524 bekleidete er das

Amt des Bürgermeisters. 1525 engagierte sich Riemenschnei-der politisch für die Reformati-onsbewegung. Dies brachte ihn in Misskredit, anschließend in Haft. Nach seiner Freilassung er-hielt er keinen größeren Auftrag mehr. Die nachtragende Obrig-keit sorgte dafür, dass Tilman Riemenschneider bald in Verges-senheit geriet. Bis zu seinem Tod 1531 führte er ein zurückgezoge-nes Leben und starb 63-jährig als begüterter Mann in Würzburg.

Die ungebrochene Wertschät-zung Riemenschneiders beruht vor allem auf der Ausdruckskraft und der eigentümlichen Innig-keit seiner Kunst.

In unserem Kulturkrankenhaus tragen die Ebenen Namen von Persönlichkeiten, die Geschichte schrieben.

Wir stellen heute vor: Tilman Riemenschneider

Milchprodukte sind durch ihren hohen Kalziumgehalt unschlagbar, erklärt Sindy Zimmermann. Foto: Katrin Wiesner

rant, auch für Kalzium. Ein Blick auf das Etikett genügt oft: Weist dieses mehr als 150 mg/l Kalzium aus, so eignet es sich als gute Kalzi-umquelle. Immerhin können so bei einer Flüssigkeitszufuhr von 2 Liter am Tag mindestens 30 Prozent des Kalziumbedarfs gedeckt werden. Nicht zuletzt weil das Kalzium aus dem Mineralwasser ähnlich gut, einigen Studien zufolge sogar bes-ser als das der Kuhmilch im Darm aufgenommen wird. Wichtig wäre noch, ein Mineralwasser auszu-wählen, das zudem einen niedrigen Natriumgehalt aufweist (im Ideal-fall unter 50 mg/l), da ein Zuviel an Natrium die Kalziumausscheidung über die Nieren begünstigt.

In welchen Lebensmitteln findet man Vitamin D?Vitamin D wird in der Haut bei Sonneneinstrahlung im menschli-chen Körper selbst gebildet. Des-halb müssen wir es nicht essenziell über die Nahrung aufnehmen. Pro-blematisch wird es hier nur in den dunklen Herbst-/Wintermonaten. Hier reicht in den europäischen Breiten die Sonneneinstrahlung für eine ausreichende Vitamin D Bildung nicht aus, daher wird eine zusätzliche Zufuhr von 20 µg (Mi-krogramm) pro Tag empfohlen. Zudem sind Personen wie ältere Menschen, die aufgrund körper-licher Einschränkungen kaum ins Freie gehen können, häufig mit Vitamin D unterversorgt. Auf-grund seiner Fettlöslichkeit findet sich das Vitamin insbesondere in etwas fetterem Seefisch. Aber auch Fleisch und Innereien enthalten es.

In pflanzlichen Lebensmitteln fin-det man eher kein Vitamin D, eine Ausnahme stellen nur Pilze dar.

Welche Nahrungsbestand-teile wirken sich ungünstig auf unseren Knochen aus? Hier gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die dem Knochen die zugeführten Mineralstoffe und da-mit seine Festigkeit und Stabilität rauben:

Posphat Das v. a. in Fleisch und Wurstwaren sowie Cola und Käse enthaltene Phosphat bindet im Darm Kalzium, das dadurch nicht mehr aufgenommen werden kann. Eine phosphatreiche Ernährung läuft demnach zu Lasten der Kno-chendichte. Meiden Sie Fleisch- und Wurstwaren mit dem Lebens-mittelzusatz E 450, sowie E 338-E 341. Meiden Sie Schmelzkäse und Cola-Getränke sowie Alkohol.

Oxalsäure Oxalsäure findet man in Rhabarber, Schokolade, Kakao, Mangold, Spinat und Roten Rü-ben. Sie hemmt ebenfalls die Kal-ziumaufnahme im Darm. Kombi-

nieren Sie diese Lebensmittel nicht mit kalziumreichen Lebensmitteln (insbesondere Milchprodukten).

Gerbsäuren Grüner Tee, Schwar- zer Tee und Kaffee enthalten Gerb-säuren. Auch diese sorgen für eine verschlechterte Aufnahme des Kalziums im Darm. Kombinieren Sie diese Getränke nicht mit kal-ziumreichen Lebensmitteln. TIPP: Verzehren Sie bevorzugt Espresso, dieser enthält weniger Gerbsäuren. Für alle Teeliebhaber gilt: Lassen Sie Grün- bzw. Schwarztee nur kurz ziehen, dann enthält dieser ebenfalls weniger Gerbsäuren.

Alkohol fördert die Kalzium- ausscheidung. Setzen Sie alkoho-lische Getränke sehr maßvoll ein.

Kochsalz Eine hohe Salzaufnah-me steigert die Kalziumausschei-dung in der Niere. Würzen Sie statt mit Salz ihre Speisen mit frischen oder getrockneten Kräutern. Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn Sie zudem kalzium-reiche Küchenkräuter, wie Basili-kum, Petersilie, Thymian, Salbei und Kresse verwenden.

In welchen Lebensmitteln findet man reichlich Kalzium?

Lebensmittel (Portion) Portion (g) % der empf. Tagesration

Parmesan, 37 % Fett i. T. 30 35 %

Emmentaler, 45 % Fett i. Tr. 30 31 %

Kuhmilch, 1,5 % Fett 200 25 %

Gouda, 40 % Fett i. Tr. 30 24 %

Buttermilch 200 22 %

Joghurt, 1,5 % Fett 150 19 %

Magerquark 150 14 %

Grünkohl 200 42 %

Spinat 200 24 %

Rucola 200 32 %

Brokkoli 200 12 %

Mohn 20 29 %

Sesam 20 16 %

Das ist das Maskottchen des SRH Gesundheitspreises

In welchen Lebensmitteln findet man Vitamin D?

Lebensmittel (Portion) Portion (g) % der empf. Tagesration

Aal, geräuchert 45 205 %

Hering 125 155 %

Lachs 125 100 %

Kalbfleisch 150 26 %

Steinpilze 200 31 %