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Gesamtschule Pulheim Schulzentrum Brauweiler Beitrag der Gesamtschule Pulheim zur Auftaktveranstaltung des Jahresthemas „Vielfalt“ des Landesprogramms Bildung und Gesundheit am 10. und 11. Mai 2016 in Duisburg Jedes Kind ist begabt – Vielfalt leben Kastanienallee 2 50259 Pulheim-Brauweiler Tel 02234-982 02 - 55 Fax 02234-982 02 - 24 E-Mail: [email protected] [email protected] Homepage: www.gesamtschule-pulheim.de

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Gesamtschule Pulheim Schulzentrum Brauweiler

Beitrag der Gesamtschule Pulheim

zur Auftaktveranstaltung des Jahresthemas „Vielfalt“

des Landesprogramms Bildung und Gesundheit

am 10. und 11. Mai 2016 in Duisburg

Jedes Kind ist begabt – Vielfalt leben

Kastanienallee 2 50259 Pulheim-Brauweiler

Tel 02234-982 02 - 55 Fax 02234-982 02 - 24 E-Mail: [email protected] [email protected] Homepage: www.gesamtschule-pulheim.de

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Gesamtschule Pulheim NAU 30.06.2016

1. Das pädagogische Konzept der Gesamtschule Pulheim im

ganzheitlichen Gesundheitsgedanken

Wir verstehen Schule nicht einfach nur als Arbeitsstätte, sondern als Lebensraum, in dem

Menschen Tag täglich zusammen leben, lernen und arbeiten. Gesundheit fängt beim

Wohlbefinden jedes einzelnen an. Nur wer gerne zur Schule kommt, weil er geschätzt,

gefördert und gefordert wird, kann gut lernen und gut unterrichten.

Der Vielfalt unserer Schülerschaft begegnen wir mit einem offenen Lernkonzept, das die

individuellen Stärken des einzelnen in den Vordergrund stellt. Jedes Kind soll bei uns lernen,

seine Bedürfnisse und Stärken zu erkennen und entsprechend selbstständig zu lernen. So

lernen die Kinder Verantwortung für sich und ihr Lernen zu übernehmen und jeder hat

individuelle Erfolge. Selbstständigkeit macht unabhängig, Erfolg macht stolz, beides macht

Kinder stark und gesund. Die Lehrer*innen werden zu Lernbegleitern und Beratern.

1.1 Selbstgesteuertes Lernen im Lernbüro,

in Werkstätten und Projekten

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch

selbstständig zwei Stunden die Woche in jahrgangsstufenübergreifenden Lernbüros an

Bausteinen. Dokumentiert wird der Lernweg im Logbuch.

Am fächerübergreifenden Thementag (dienstags) arbeiten die Schülerinnen und Schüler

epochal an Oberthemen. Zunächst vier Dienstage in gebunden Werkstätten, dann zwei

Dienstage an offenen, selbstgesteuerten Projekten. Am 7. Dienstag werden die Projekte

präsentiert und der 8. Dienstag steht als „klasseKlasse“ Tag den Klassen und Tutor*innen für

Sozialtraining, Ausflüge und andere Klassenbelange zur Verfügung.

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Gesamtschule Pulheim NAU 30.06.2016

Abb. 1 Logbuch GEP 2016/17, Cover

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Gesamtschule Pulheim NAU 30.06.2016

Ich bin pünktlich und starte sofort.

Ich halte mich an den Ablauf der Lernzeit.

Ich konzentriere mich auf meine Aufgaben.

Ich verlasse das Lernbüro nur mit Erlaubnis der Lehrer*in.

Trinken ist wichtig und gesund, im Unterricht darfst du Wasser trinken.

Ich stelle die Flasche wieder zurück in die Schultasche.

Ich habe alle nötigen Materialien dabei.

Ich gehe sorgsam mit dem Material um.

Ich räume alles Material wieder ordentlich an seinen Platz.

Nach Absprache kann ich Material mit nach Hause nehmen

(Reisebaustein).

Ich hole mir bei meinen Mitschüler*innen oder Lehrer*innen

Hilfe, wenn ich alleine nicht weiterkomme.

Ich kontrolliere meine Aufgaben mit den Lösungen und ergänze mit

einem grünen Fineliner.

Ich hake mit grün ab.

Ich trage am Ende der Lernzeit in den Lernplan und mein Logbuch

ein.

Ich lasse mir einen Feedbackstempel von der Lehrer*in geben.

Am Ende eines Lernplans fülle ich den Feedbackbogen aus.

Abb. 2 Lernbüroregeln, Logbuch GEP, 2016/17, S. 19

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Abb. 3 Wie funktioniert die Lernzeit, Logbuch GEP, 2016/17, S. 18

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Ablauf Lernbüro Organisation

Ich lege meine Arbeitsmaterialien auf den Tisch.

Ich schlage meinen Lernplan auf.

Ich überlege, woran ich weiterarbeiten muss.

Arbeitsphase

Ich bearbeite die Aufgabe.

Ich hole mir Hilfe, wenn ich nicht weiterkomme.

Ich kontrolliere meine Aufgabe.

Ich verbessere meine Aufgabe mit einem grünen Stift.

Ich trage das Datum in den Lernplan ein.

Ich hole mir einen Lehrerstempel.

Abschluss

Ich trage in das Logbuch ein.

Ich zeige das Logbuch vor.

Ich räume meinen Platz auf.

Ich überlege, wie gut ich heute gearbeitet und was ich gelernt habe.

Abb. 4 Ablauf Lernzeit, Logbuch GEP, 2016/17, S. 23

?!

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1.2 Lernberatung und Lernwegdokumentation im Logbuch

Offenes und selbstgesteuertes Lernen braucht viel individuelle Beratung und Begleitung

durch die Lehrkräfte. Daher befasst sich eine Kollegin in ihrer ECHA1-Diplomarbeit mit dem

Konzept der Lernberatung. Auch das Lernberatungskonzept will durch Reflexionen und

Diagnostik Potentiale bei Schüler*innen erkennen, fördern und stärken. Schüler*innen sollen

die Gelegenheit erhalten, ihre Lernprozesse selbst mitgestalten zu können und eine

Begleitung im selbstverantwortlichen Lernen zu erhalten. Die Schülerinnen und Schüler

verabreden sich einmal in zwei Wochen mit einer Tutorin/einem Tutor zu einem

Lernberatungsgespräch.

Abb. 5 Mein Beratungsleitfaden, Logbuch GEP, 2016/17, S. 30

1 ECHA bedeutet „European Council for High Ability“ = Europäischer Rat für Hochbegabung. Entwickelt wurde es

an der Uni Nijmegen und dann vom ICBF an der Uni Münster weiterentwickelt. Ziel ist es, erforderliches Fachwissen und Handlungskompetenzen für Förderung von Schüler*innen mit besonderen Begabungen zu erwerben.

Wie geht es mir?

Woran habe ich gearbeitet?

Worauf bin ich stolz?

Was kann ich schon gut?

Woran liegt es? Was hat nicht so gut

geklappt?

Woran liegt es?

Wo brauche ich

Hilfe?

Was ist mein Ziel für die nächste Woche?

Was werde ich tun, um mein Ziel zu erreichen?

Habe ich noch weitere Fragen?

Mein Beratungsleitfaden

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Abb. 6, Wochenübersicht zur Lern- und Arbeitsdokumentation, Logbuch GEP, 2016/17

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2. Inklusion – Vielfalt leben

Um den Herausforderungen des individuellen Lernens und dem damit verbundenen

Anspruch gerecht zu werden, arbeiten wir seit der Gründung der Schule vor zwei Jahren mit

dem LiF (Landeszentrum für individuelle Förderung) bzw. dem ICBF (Internationales

Centrum für Begabungsförderung) der Uni Münster unter Leitung von Prof. Fischer

zusammen. Das ICBF arbeitet nach dem Grundsatz „Jedes Kind ist begabt.“ Begabungen

fördern heißt also, jeden fordern.

Inklusion bedeutet daher nicht nur die Schwachen mitzunehmen, sondern alle zu fördern und

zu fordern. Oft wird von heterogenen Lerngruppen gesprochen. Heterogenität klingt immer

anstrengend und eine Schülerschaft wird meistens auf starke und schwache Schülerinnen

und Schüler reduziert. Inklusion bedeutet aber nicht nur heterogene Lerngruppen möglichst

effektiv binnendifferenziert zu unterrichten oder jeden einzelnen individuell zu fordern und zu

fördern, sondern Inklusion bedeutet, jedem die Möglichkeit zu geben seinen eigenen

Lernweg zu erkennen und zu beschreiten, denn Schülerinnen und Schüler haben in der

ganzheitlichen Sichtweise mehr Eigenschaften als nur Stärken und Schwächen. So macht

sich jeder nach dem konstruktivistischen Grundgedanken seine eigene Lebens- und Lernwelt

und jeder beschreitet seinen ganz persönlichen Lernweg. Vielfalt (ein schöneres Wort als

Heterogenität) muss als Chance und Bereicherung gesehen werden. Weil jeder etwas kann,

trägt jeder auch seinen Teil zum großen bunten Stern der Vielfalt bei. So kommt jeder

einzelne an sein persönliches Ziel und die Gruppe/Klasse gemeinsam an gemeinsam

gesteckte Ziele.

Unter den gegeben Bedingungen (z. B. knappe personelle Ressourcen) ist Inklusion eine

sehr große, manchmal fast schon eine zu große Aufgabe. Wir maßen uns nicht an zu sagen,

„Wir machen Inklusion.“ oder „Wir schaffen Inklusion.“, sondern wir wollen lieber sagen: „Wir

stellen uns der Vielfalt!“ Wenn Inklusion sich also nicht nur auf das Mitnehmen der

Schwachen reduziert, machen wir alle Inklusion. Inklusion kann nicht an einer

Sonderpädagogin hängenbleiben, sondern muss von allen gelebt werden. Inklusion macht

man nicht, sondern man muss sie leben. Inklusion und gute gesunde Schule sind also eine

Frage von Haltung.

Diese Haltung braucht Kompetenzen, die Lehrkräfte aus ihrem Lebens- und

Berufsbiographien nicht unbedingt mitbringen. Deshalb lassen wir uns vom ICBF

wissenschaftlich begleiten und zwei unserer Kolleginnen machen das ECHA-Diplom. Hiermit

werden wir als inklusive Gesamtschule unserem Auftrag gerecht, dass inklusive Bildung als

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Förderung heterogener Schülergruppen auch die Bedürfnisse Begabter berücksichtigen

muss. Im Kontext der individuellen Begabungsförderung lassen sich Schul- und

Unterrichtsentwicklungsprozesse initiieren, von denen alle Schüler profitieren sollen.

2.1 Das Talentportfolio – Talente entdecken, Begabungen fordern

Eine weitere ECHA-Diplomarbeit befasst sich mit dem Konzept des Talentportfolios.

Wir versprechen allen Schüler*innen und Eltern, dass ihre Kinder bei uns individuell

gefördert werden. Dieses Versprechen versuchen wir u.a. mit dem Talentportfolio

einzulösen. Lernen mit dem Talentportfolio nimmt die Stärken und Fähigkeiten der

Schülerinnen und Schüler als Ausgangspunkt für Zielvereinbarungen zu selbstgesteuerten

und selbstwirksamen Lernen. Für alle Schülerinnen und Schüler ist es wichtig ihre Talente

und Interessen zu kennen und dieses Potential soll mit Vertiefungs- und

Erweiterungsangeboten gefördert werden. Das Talentportfolio vermittelt ein umfassenderes

Bild eines Schülers als nur seine messbaren Schulleistungen. Die Informationen aus dem

Talentportfolio bezwecken die Planung sinnvoller und passender individueller

Lernerfahrungen. Die dort ermittelten Stärken umfassen Fähigkeiten, Interessen und

Stilvorlieben jedes einzelnen. Das sind die "Schätze" die einem den Weg zu seinem

persönlichen Erfolg weisen und ermöglichen. Diese Schätze müssen entdeckt, erfasst und

entwickelt werden.

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Abb. 7 Lobkarten zur gegenseitigen Talentermittlung der Klasse 5d

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3. Zusammenfassung

Das Kind mit seinen ganz persönlichen Potentialen, Eigenschaften, Vorlieben und

Neigungen steht im Mittelpunkt. Das Kind ist ein Mensch mit vielen Eigenschaften und nicht

nur ein Schüler mit Leistungsvermögen und Schwächen. Wir leiten Kinder mit geeigneten

Instrumenten (Talentportfolio, Diagnostik, Beratung) dazu an, sich selber kennen zu lernen

und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Wir geben also auch eine Menge

Verantwortung an Kinder ab. Wir trauen ihnen zu, dass sie mit unserer Unterstützung, erst

mehr, dann immer weniger, ihr Lernen und Leben selbst in die Hand nehmen. Auch das ist

eine Frage von Haltung: Wir trauen Kindern zu, dass sie das können und wir vertrauen

ihnen, dass sie diese Verantwortung für sich selber übernehmen.

Diese ressourcenorientierte Sichtweise macht Schule lebensnah, alltagstauglich und echt.

Das wertschätzende Miteinander/Partizipation macht Kinder stark und gesund. Diese

Grundhaltung ist Voraussetzung für offenes Lernen. Nur Lernende, die sich selber gut

kennen, einschätzen können und von sich und ihren Talenten überzeugt sind, können auch

sinnvolle und verantwortungsvolle Entscheidungen in ihrem Lernprozess fällen.

Abgerundet wird dieses Klima der Wertschätzung durch ein Konzept des sozialen

Miteinanders bei Partner- und Gruppenarbeit, Tischgruppentraining, Streitschlichtung,

Morgenkreis und dem Klassenrat.

Das Ziel der Gesamtschule Pulheim ist es, durch diesen ganzheitlichen und

wertschätzenden Blick auf und mit den Kindern, ein gesundes Lern- und Arbeitsklima für

Kinder und Kolleg*innen zu schaffen, in dem alle gesund, stark und zufrieden sind.

Abbildungen 8 und 9 Morgenkreis in der Klasse 5b

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Abb. 10 Vielfalt leben, Klasse 6c mit Schulhündin Frida