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Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beniner, Gesdiältslflhrer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Elsen- und Stahl- Industrieller. S T A H L U l E I S E N ZEITSCHRIFT Leiter des technischen Teiles Pr.-J tig. 0. Petersen, stellvertr. Geschältslöhrer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. F Ü R DAS DEU TSCH E EISENH Ü TTENWESEN.  Nr. 9. 29. Februar 1912. 32. Jahrgang. Die technische Entwicklung der Herstellung gußeiserner Ofenplatten.* Von Dr. phil . O tto Joh a n n se n in Hal bergertte. (Hierzu Tafel 5.) M anchem Gießereifach mann wird es überflüssig  erscheinen, über di e Gesch ichte der Herstellung  eines einfachen Gußstückes, wie es eine Ofonplatte  ist, einen Vortrag zu halten, gehört doch zum Ofen guß, so sollte man glauben, nur der Abguß eines  Ilolzmodells im Herd. Aber hier, wie so oft in der  Geschichte der Technik, war nicht das der erste  Schritt, was unserer.Zeit als das Einfachste erscheint. Die mittelalterliche Gußtechnik pflegte nicht, wie  heute üblich, mit einem bleibenden Modell zu ar beiten, denn Massenguß wurde damals nicht verlangt.  Der kunstfertige Mönch formte die Glocke seines  Klosters mit der Schablone in Lehm, und ebenso  stellte der Bilclisenmeister seine Geschütze her.  Bei komplizierteren Gußstücken und Gußteilen, bei  der Herstellung der Glockenkrone, der Traube am  Geschütz oder beim Kunstguß arbeitete man nicht  . mit gete ilten Modellen und Ke rns tück en, sondern  verwendete, wie schon im Altertum üblich, 'Wachs modelle, die ausgeschmolzen wurden. Zur Anfertigung einer Herdplatte u. dgl. ist nun  . ein Model l unn ötig. Blau st ellt ein wag ereohtes Sand bett her und führt dann mit Lineal und Winkel  ringsherum einen Sandwall auf, so daß ein Raum  von den Umrissen der gewünschten viereckigen oder  mehrwi nkli gen Platte entsteht. An einer Stelle  .erniedrigt man den.Damm'so weit, daß seine Höhe  dort der beabsichtigten Dicke der Platte entspricht.  Man läßt dann in den Raum so viel Eisen fließen, bis  . es überl äuft . So goß man gla tte Ofen platten , und so  wer den janoc h heute Belag platten aller Art h*rgestcllt. Eine.solche kahle Fläche ist don.Menschen ein  willkommenes Feld für künstlerische . Betätig ung.  Herr Geh.-Rat R. Böcking in Halbergerhütte, dem  ich reiche Belehrung über die, ältere Eisentechnik  verdanke, hat mir erzählt, daß die Arbeiter auf den  Hunsrückhütten die Frischfeucr?aeken und die. Vor hän ge platten der Reckfeuer dadurch verzierten, da ß sie * Vortrag, gehalten auf der 16. Versammlung deut- scher Gießereifaohlcute am 9. Dez. 1911 zu Düsseldorf. IX.32 ihre Tonpfeifen und Tabakrollen in die Gußformen  eindrückten. Eine mit derartigem Kunstscl i.muck  versehene Saarbrücker Ofenplatto zeigt Abb. 1  (Tafel 5). Aelmlicho W erke finden sich in Susscx.  Auf einem derselben* (Abb. 2) hat der Former  einen Zirkel und  daneben seine  nicht gerade vor nehm gestaltete  Hand abge-  . drück t. .— Die  Arbeit mit dem  natürlichen  Modell ist be sonders in einer  eigenartigen Ge stalt bekannt,  nämlich in der  Verwendung  eines Tauendes  . als M odell. In  Lothringen sind ’solche Platt en ** erhalten, aber besonders beliebt  war dieses Motiv in den Seeländem .f .Sussex birgt  prachtvoll e T au pla tten .ff Ein Beispiel dieser Technik  glaube ich auf einer von Herrn 0. Michaelsen in  Altona dem Verein deutscher Eisenhüttenleute ge *  N a c h G ardner und Dawson. Sussex Iron Work . and Pottor y. Vol. XL VI of the Sussex Archaeol ogical . Society’s Collections. ** L. Ge r m a in : Don de sopt plaqücs de foyer, [au musée lorrain]. (Jou rnal de la sociét é d’archéologi e lorraine et du musée historique lorrain. 33e année 1884. Nancy ’1884. S. 194.) Es hand elt sieh um die fünfeckigen Kam in  p la t t en / de re n D ar st el lu ng en m an fr ü h e r ls ch lich als W appen Renés I. g ede utet hat. f Man denke an die tauförmigen, aus Ziegelsteinen .aufgemauerten Fenstcrumrahmungen in alten Häusern ’der Hansestädte, an die beliebt en netzartigen Schmicd . eisengitt er,, an die geschmiedeten u nentw irrbaren Schiffer- knoten um die Kanzel im Lübecker Dom und um die : Flinte in ,dor Wismaraner Marienkirche. ff Abbildungen bei Gardner und Dawson. 43 Abbildung 2. Na türlich es Modell. Hand und Zirkel . (Sussex.)

Johannsen O. 1912a

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Die technische Entwicklung der Herstellung gusseiserner Ofenplatten. Stahl und Eisen 32 (9):337–342.

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  • Leiter des

    wirtschaftlichen Teiles

    Generalsekretr

    Dr. W. B en ine r,

    Gesdiltslflhrer der

    Nordwestlichen Gruppe

    des Vereins deutscher

    Elsen- und Stahl- Industrieller.

    S T A H L U l E I S E N

    ZEITSCHRIFT

    Leiter des

    technischen Teiles

    P r . - J t ig . 0. P e te r se n ,

    stellvertr. Geschltslhrer

    des Vereins deutscher

    Eisenhttenleute.

    F R D A S D E U T S C H E E IS E N H T T E N W E S E N .

    Nr. 9. 29. Februar 1912. 32. Jahrgang.

    Die technische Entw ick lung d e r H erste llung gueiserner O fenplatten.*

    Von Dr. phil. O t t o J o h a n n s e n in Halbergerhtte.

    (H ierzu Tafel 5.)

    M anchem Gieereifach mann wird es berflssig erscheinen, ber die Geschichte der Herstellung eines einfachen Gustckes, wie es eine Ofonplatte ist, einen Vortrag zu halten, gehrt doch zum Ofengu, so sollte man glauben, nur der Abgu eines Ilolzmodells im Herd. Aber hier, wie so oft in der Geschichte der Technik, war nicht das der erste Schritt, was unserer.Zeit als das Einfachste erscheint.

    Die mittelalterliche Gutechnik pflegte nicht, wie heute blich, m it einem bleibenden Modell zu arbeiten, denn Massengu wurde damals nicht verlangt. Der kunstfertige Mnch formte die Glocke seines Klosters m it der Schablone in Lehm, und ebenso stellte der Bilclisenmeister seine Geschtze her. Bei komplizierteren Gustcken und Guteilen, bei der Herstellung der Glockenkrone, der Traube am Geschtz oder beim Kunstgu arbeitete man nicht

    . mit geteilten Modellen und Kernstcken, sondern verwendete, wie schon im Altertum blich, 'Wachsmodelle, die ausgeschmolzen wurden.

    Zur Anfertigung einer Herdplatte u. dgl. ist nun . ein Modell unntig. Blau stellt ein wagereohtes Sandbett her und fhrt dann m it Lineal und Winkel ringsherum einen Sandwall auf, so da ein Raum von den Umrissen der gewnschten viereckigen oder

    mehrwinkligen P latte entsteht. An einer Stelle .erniedrigt man den.D am m 'so weit, da seine Hhe dort der beabsichtigten Dicke der P latte entspricht. Man lt dann in den Raum so viel Eisen flieen, bis

    . es berluft. So go man glatte Ofenplatten, und so werden janoch heute Belagplatten aller Art h*rgestcllt.

    Eine.solche kahle Flche ist don.M enschen ein willkommenes Feld fr knstlerische . Bettigung. Herr Geh.-Rat R. B c k i n g in Halbergerhtte, dem ich reiche Belehrung ber die, ltere Eisentechnik verdanke, hat mir erzhlt, da die Arbeiter auf den Hunsrckhtten die Frischfeucr?aeken und die. Vorhnge platten der Reckfeuer dadurch verzierten, da sie

    * Vortrag, gehalten au f der 16. Versammlung d eu tscher Gieereifaohlcute am 9. Dez. 1911 zu Dsseldorf.

    I X . 32

    ihre Tonpfeifen und Tabakrollen in die Guformen eindrckten. Eine mit derartigem Kunstscli.muck versehene Saarbrcker Ofenplatto zeigt Abb. 1 (Tafel 5). Aelmlicho Werke finden sich in Susscx. Auf einem derselben* (Abb. 2) hat der Former einen Zirkel und daneben seine nicht gerade vornehm gestaltete

    Hand abge- . drckt. . Die

    Arbeit m it dem n a t r l ic h e n

    Mo d e l l ist besonders in einer eigenartigen Gestalt bekannt, nmlich in der

    Verwendung eines Tauendes

    . als Modell. In Lothringen sind

    solche P latten** erhalten, aber besonders beliebt war dieses Motiv in den Seelndem .f .Sussex birgt prachtvolle T auplatten .ff Ein Beispiel dieser Technik glaube ich auf einer von Herrn 0 . Mi c h a e l s e n in Altona dem Verein deutscher Eisenhttenleute ge

    * N a c h G a r d n e r u n d D a w s o n . Sussex Iron W ork . and Pottory . Vol. X LV I of th e Sussex Archaeological . Societys Collections.

    ** L. G e r m a i n : Don de sopt-plaqcs de foyer, [au muse lorrain]. (Journal de la socit d archologie lorraine e t du muse historique lorrain. 33e anne 1884. Nancy

    1884. S. 194.) Es handelt sieh um die fnfeckigen Kam in- p la t te n / deren D arstellungen m an frher flschlich als W appen Rens I. gedeutet ha t.

    f Man denke an die taufrm igen, aus Ziegelsteinen .aufgemauerten Fenstcrum rahm ungen in a lten H usern

    der H ansestdte, an die beliebten netzartigen Schmicd- . eisengitter,, an d ie geschmiedeten unentw irrbaren Schifferknoten um die K anzel im Lbecker Dom und um die

    : F lin te in ,dor W ism araner Marienkirche.ff Abbildungen bei Gardner und Dawson.

    43

    Abbildung 2. Natrliches Modell.

    H and und Zirkel. (Sussex.)

  • 338 Stahl und Eisen. Die. technische Entwicklung der Herstellung gueiserner Ofenplatten. 32. Jahrg . Nr. 9.

    schenkten Platte gefunden zu haben (Abb. 3). Der Former hat das zur Querleiste verwendete Tauende anscheinend m it den Enden tiefer in den Sand gedrckt als in der Mitte. Es ist deshalb hier scheinbar dnner. Auerdem liegt es auf der P latte zu weit nach rechts. Knstlerisch gehrt es berhaupt nicht in die Darstellung hinein, in der es nur strend wirkt.*

    Der nchste Schritt in der Entwicklung des Ofen- gusscs bestand darin, da man von Knstlerhand hergestellte Reliefs im Sande der Guform abdrckte. Diese Technik war schon im Altertum bekannt, denn auf rmischen Bleisarkophagen findet man hufig Abdrcke von Reliefs und auch von anderen Schnitzwerken, die durch die Unsymmetrie ihrer Anordnung und durch die Mngel der Ausfhrung sofort an die nun zu besprechenden Ofenplatten erinnern. Die ltesten gotischen Platten sind meist m it solchen beweglichen Stempeln hergestellt. Da die Vereins- sammlung leider noch keine Beispiele dieser ltesten Platten besitzt, so sei ein Stck aus der Sammlung Halbergerhtte besprochen (Abb. 4). Das Blawerk ist durch zweimaliges Abfoimen einer Schnitzerei nebeneinander entstanden. Wie das sehr hoch liegende Gest beweist, war das Blodell keine Darstellung in Relief, sondern eine Arbeit in natrlichen Formen, und zwar wahrscheinlich eine durchbrochene Schnitzerei. Die P latte steht also noch den Arbeiten nach dem natrlichen Bfodell nahe.

    Die schon erwhnte Saarbrcker Platte zeigt Abdrcke beweglicher Stem pel (Abb. 1). Ein Prachtwerk dieser Technik ist eine P latte der Vcreins- sammlung vom Jahre 1592, welche Kommerzienrat G. J u n g in Neuhiitto bei Straebersbach geschenkt hat (Abb. 5). Die Auferstehung, die Jahreszahl, die allegorischen Figuren, der Landsknecht, die Schlange im Baum der Erkenntnis, die BIcdaillons sind einzeln fr sich abgeformt worden. Es ist dies eine Hufung von Stempelabdrcken, die wohl einzig dasteht. Die Anfertigung der Umrahmung auf den Platten bedarf noch einiger W orte: Blan arbeitete hier mit einem zusammengefgten Rahmen nach Art unserer Bilderrahmen oder mit einzelnen Rahmenleisten, oder nur m it dem Bruchteil einer solchen, mit dem die Umrahmung Schritt fr Schritt geformt wurde.**

    Die Holzschnitzkunst stand damals in voller Blte. Der Eisengieer fand in der 'Werkstatt des

    * Nach Heinrich O t t e : Glockenkunde (Leipzig 1858, S. 69) wurden auf den Glocken frher Hohlkehlen und Ringe n ich t durch entsprechende E inschnitte in der Schablone hergestellt, sondern durch Umlegen von B indfden. Auf a lten Glocken sind dieselben an den Knoten der B indfden kenntlich. N un m chte m an vielleicht auch die zwei Reihen von K no ten hierher rechnen, welche nach L uthers B ibelbersetzung um das groo Erzbecken des salomonischen Tempels gegossen waren, aber m it U nrecht: das hcbrischo W ort Pekaim bedeutet allgemein Verzierungen oder aber K oloquinten, was mir H err R abbiner L i a s n o r i n Saarbrcken g tigst m itteilte. Eino M ahnung zur Vorsicht drfte am P latze sein: Auf vielen Guwerken is t das Taum otiv verw endet, zu wenigen h a t ein natrliches T au als Modell gedient.

    ** D er V. d. E. erw arb krzlich eine P la tte , bei de r die Anwendung des zu le tzt genannten Verfahrens zu erkennen ist.

    Knstlers gengend Material, das zum Abgieen tauglich war. Pate die Gre der Reliefs nicht zu derjenigen der Ofenplatten, dann half er sich eben, wie wir hier sehen, durch Verwendung verschiedener Biodelle zu einer Platte oder durch mehrmaliges Ab- fonnon desselben Blodells. So ist auch auf der berhmten Kaiser-Blax-Platte aus der Sammlung von Geh. R at Bcking, Halbergerhtte, dasselbe Blodell zweimal benutzt worden (Abb. 6). Ein hnliches Beispiel solcher sparsamen Verwendung von Bfodellen bietet eine kleine P latte der Vereinssammlung (Abb. 7): Unter dem einzeln abgeformten Kruzifix stehen symmetrisch zwei Blnner, wohl Petrus und Paulus oder Petrus und Johannes. Aber der Gieer hatte nur ein Blodell. D a formte er dieses zweimal ab, und das Problem war gelst. Oft ist es nicht mglich, zu erkennen, ob eine P latte wirklich mit losen Bfodellteilen hergestellt ist, wie z. B. bei einer Eligiusplatte der Halbergerhtte (Abb. 8). Die knstlerisch jngere Martinusplatte derselben Sammlung (Abb. 9) ist aber sicher so entstanden, denn die Ebene des Bfodellhintergrundes fllt nicht mit dem der Olcnplatte zusammen.

    Die Arbeit m it beweglichen Stempeln, welche den Werken entschieden den Reiz der persnlichen Wirkung verleiht, ist in spterer Zeit bisweilen noch bei Platten benutzt worden, die man nur in einem Exemplar herstellte, wie z. B. bei den Hochzeitsplatten, welche in Sdwestdeutschland dem jungen Paare geschenkt wurden. So sind auf einer sonst neuzeitlichen P latte der Vereinssammlung (Abb. 10) die Initialen des Ehepaares durch Stempel hergestellt worden, wie aus der ungleichmigen Stellung der Buchstaben erhellt. Nicht anders stem pelt ja auch heute noch der Former seine Guformen mit Firmeninschrift und Nummer.

    Spter nagelte man die Stempel auf Holzbretter oder befestigte sie mit leicht lsbaren Fliigelschraubcn, so da ein ganzer Satz Stempel fr dieselbe Platte benutzt werden konnte. Eine solche Platte des 18. Jahrhunderts aus der Sammlung Halbergerhtte zeigt im Giebelfeld mehrere Abgsse von Stempeln.Die Arbeit ist recht exakt. Nur hat sich ein Stempel um seinen Befestigungspunkt gedreht i (Abb. 11).

    Der letzte Schritt brachte das einheitliche Holzmodell, das eigens fr die Platten angefertigt wurde.So wurde aus den P latten m it Kunstschmuek ein Kunstwerk. Um auch jetzt bei wechselnder Gre ! der Platten dasselbe Blodell verwenden zu knnen, benutzte man verschiedene Mittel. Das roheste bestand darin, Stcke vom Blodell abzusgen. Auf der schon oben genannten P latte der Halbergerhtte (Abb. 4) sieht man z. B. von der bekannten Darstellung der Belagerung Bctlmlicns nur das Zelt des Holofernes.* Einfacher war es, die Hhe der

    * Die P la tte g ib t ein Beispiel der Verwendung lterer Modellteilo neben neueren: Oben eine in technischer und knstlerischer H insieht altertm liche Verzierung, in der M itto eine derbgrobianische D arstellung in Geschmack und Stil des 16. Jahrhunderts, wie die genrehaften Zugaben beweisen.

  • 29. Februar 1912. Die technische Entwicklung der Herstellung gueiserner O/enplatten. S tahl und Eisen. 339

    Platten zu verndern: Es wurde blich, unter dem Hauptbild Nebenfiguren oder Zuschriften anzubringen, bis die Hbe ausgefllt war. Die Trennungs- linie beider Modcllteile wurde durch einen aufgenagelten Fries verdeckt, deren schnsten eine brigens schon bei Wedding abgebildete Harzer P latte zeigt (Abb. 12). Wenn das Blodell kleiner war, als die Plattengre erforderte, fllte man bisweilen den kahlen Rand m it Stempelabdrcken an (A b b .l) , oder man flickte rechts und links an das Blodell eine Omamentleiste an (Beispiele in der Sammlung des V. d. E.).

    Nach L. B e c k * tauchen im Siegerland Koichin, d. h. wahrscheinlich glatte Herdplatten** zuerst im Jahre 1468 auf. 1474 wird der erste Eisenofen erwhnt. Schwerlich haben wir es hier m it der frhesten Anwendung des Ofengusses zu tun, denn aus den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts liegen schon mehrere Nachrichten vor. Die Blte der Technik beginnt aber erst nach 1500. Zuerst wurden die Schlsser der Landesherren von den herrschaftlichen Htten m it Ocfen ausgestattet, dann kamen solche als Geschenke an befreundete und verwandte Frsten. Die Klster kaufen sich einen Ofen oder erhalten ihn als milde Stiftung. Die reichen Stdte mssen einen Ofen in ihr Prunkschlo, in das R athaus, stellen. Bald steht der Eisenofen auch im Brgerhaus, und 50 Jahre spter folgt der Bauer dem Beispiel nach. Kurz und modern gesagt: Absatz und Produktion steigen enorm an. Und damit entwickelt sich, wie oben gezeigt, die Technik vom mittelalterlichen Form verfahren zur Blassenf abrika- tion nach einem festen, bleibenden Blodell. Blassen- erzeugung pflegt von der Herstellung minderwertiger Ware begleitet zu sein. So auch hier: die alten, guten Modelle wurden abgenutzt und dann roh ausgeflickt oder stmperhaft nachgebildet.f

    Im letzten Jahrhundert ging man deshalb zu den haltbareren Bletallmodellen ber. Es waren dies meist fein ziselierte Abgsse in Eisen. Der Verein besitzt zwei solcher Gueisenmodclle aus der ersten Hlfte des vorigen Jahrhunderts m it der Darstellung

    * H andbuch der Eisen- und Stahlgieerei, heraus- gegehen von C. Geiger. 1. Bd. Verlag Springer, Berlin 1911, S. 4.

    ** Die H erstellung der G rabplatten und der Kochherde gehrt eigentlich in den Kreis dieser Betrachtungen. Heute sind in Sddeutsehland vollstndig eiserne Herde in Gebrauch. W ie noch je tz t in Norddeutschland h a tte man aber frher auch im Sden nur gem auerte H erde m it eisernen D eckplatten. In den alten preuischen Zollstzen von 1817 spielen die eisernen Kochherde noch keine Rolle. Die H erdp latten waren in spterer Zeit, als die sogenannten offenen H erde verlassen wurden, m it Lchern fr die Tpfe, B rillen , versehen. Groe P la tten mssen aus einzelnen schmalen Streifen, Schienen , zusammengesetzt werden, dam it die P la tten n icht durch die Hitze Risse bekommen.

    t Es wurde dies dadurch gefrdert, da bestim m te Darstellungen im m er wieder verlangt wurden, z. B. der Oelkrug der W itwe (2. Buch d. Kn. 4) als typische Armeleuteplatte, oder in den W eingegenden, an Saar und Mosel die H ochzeit zu K ana, letzteres ein Beweis dafr, da m an d o rt schon frher der Umwandlung von Wasser in Wein Interesse schenkte.

    Christi am Kreuz (Abb. 13). D ie losen oder auf den Blodellplatten befestigten Stempel wurden auch aus Metall, m eist Blessing, gegossen. Whrend frher, wie oben gesagt, mehrfach auf den Ofcnplatten vorkommende Verzierungen und Darstellungen durch Abformen m it einem einzigen Stempel hergestellt wurden, konnte man jetzt gleich mehrere Reproduktionen des Originalmodells gieen und diese dann auf den Blodellplatten befestigen.*

    Oefen wurden auf den meisten deutschen H tten gegossen. So besitzt die Vercinssammlung Platten vom Harz, aus dem Elsa, Nassau, Saarbrcken, W rttemberg. Hoffentlich werden braunschweigische, schsische, schlesische, Siegencr, Eifeier und H unsrckplatten noch dazukommen. Der Verein besitzt ferner Lothringer Platten, wie auch in Frankreich zahlreiche Platten erhalten sind. Von den inter-

    Abbiklung 15. Verzierung. M odellplatte aus Holz.(H albergerhtte; moderner Abgu V. d. E.)

    essanten Stempelplatten aus Sussex ist schon die Rede gewesen. Endlich sind in der Vereinssammlung nordische Platten.

    Die Herstellung der Abgsse nach den Blodellen bedurfte grndlicher Erfahrung;. Ilolzmodelle des 18. Jahrhunderts sind in verschiedenen Gegenden noch erhalten. Eine schne Sammlung Saarbrcker Blodelle aus der Barockzeit** hat seinerzeit Geh. Rat Bcking auf dem Speicher der alten Bergschulc zu Geislautern bei Saarbrcken gefunden und vor dem Untergang gerettet. Sie befindet sich jetzt auf der Halbergerhtte. Die Blodelle sind aus verschiedenen Hlzern geschnitten. Abb. 14 zeigt ein eichenes, Abb. 15 ein aus Birnbaumholz hergestelltes Blodell.

    Die Hauptsache bei der Herstellung der Platten ist ein genau wagerechtes Sandbett. Dieses befindet sich zwischen zwei abgehobelten Gueisen- oder Schmiedeisenschicnen von 10 bis 15 cm Hhe, die

    * Geh. R a t B e k i n g besitz t ein Modell, bestehend aus einer 4 mm starken Gueisonplatto m it aufgenieteten Verzierungen aus Gueisen, die sich vierm al wiederholen.

    ** H eute, nachdem der groe Meister der B arockk unst in Saarbrcken, Fr. Joachim S te n g e l , in K arl L o h m e y e r einen B iographen und Erwecker gefunden h a t, auch in kunsthistorischer H insicht wichtig.

  • 340 Stahl und Eisen. Die technische Entwicht urig der Herstellung gueiserner Olcnplalten. 32. Jalirg. E r. 9.

    auf einem kleinen Fundament aufgebaut sind. Der Raum zwischen den Schienen, dessen Breite sich nach der Gre der zu gieenden Platten richtet, wird m it Holzkohlenlsehe oder Kokslsche ausgeftillt. Darauf kommt je nach der Plattengre 1 bis 2 cm gesiebter Formsand. Dieser wird m it einer geraden Holzlatte gleichmig verteilt. D ie Schicht wird nun m it auf den Schienen laufenden Walzen, welche je nach der gewnschten Dichte des Sandes verschieden schwer sind, zusammengedickt. Dann werden die Holzoder Eisenmodelle auf den Saud gelegt und m it der Wasserwage unbedingt wagerecht gestellt. An

    Abbildung IG.

    Ofen im R athaus zu Rapperswil.

    das Modell wird von Hand eine Sandschicht allseitig angedrckt und an einer Stelle des Walles ein Ueber- lau f angebracht. Die Form wird nach dem Abheben des Modells m it Holzkohlen- oder Koksstaub gepudert. Da das Eisen in so dnner Schicht oft schlecht ausluft, so schiebt man das flssige Metall m it einer K itsche (Stange m it einem Querholz, das in Wasser angefeuchtet ist) in die Ecken der Form. Wasserdampf und Gase entweichen beim Gieen aus Lchern, die in die Schienen gebohrt sind. Um Explosionen in dem sehr porsen B ett zu vermeiden, werden die Gase angezndet. Wenn die P latte erstarrt ist, stellt der Gieer Gewichte von 10 bis 20 kg darauf, um ein Krumm ziehen zu vermeiden. Nach dem Gu werden sorgfltig alle Eisengranalieu aus dem Formsand herausgelesen, denn diese werden als

    Hauptursache des Milingens gefrchtet. Arbeitet man m it abschraubbaren Verzierungen, so schraubt man diese nach dem Abheben des Modells los und drckt sie noch einmal in der gepuderten Form ab, um mglichst scharfe Konturen zu erhalten. Metallstem pel werden vorher etwas angewrmt, damit der Formsand nicht anklebt. Dies geschieht blicherweise auf einem Stck glhender Schlacke.

    Die Platten werden dann durch Eckstcke, Leisten, in der Weise zusammengefgt, wie der Tischler Schrnke aufbaut.* Das lteste Beispiel eines vollstndig erhaltenen Ofens befindet sich bekanntlich auf der Veste Koburg, angeblich aus dem Jahre 1485 stammend, wahrscheinlich aber nicht lter als 1500. Der schne Ofen im Rathaus zu Wolfach (Baden), ein Werk Philipp Soldans, ist leider im Jahre 1892 beim Brande des Rathauses zum Teil zerstrt worden.** Als Beispiel eines dieser Prnkfen sei hier derjenige im Rathaus zu Rapperswil am Zricher See abgebildet (Abb. 16 u. 17). Er trgt die Jahreszahl 1572.f ln ihrer ueren Gestalt gleichen diese Ofenriesen den Kachelfen,- von denen ja derjenige im Danziger Artushof 12 m Hhe erreicht. Ebenso entsprach die innere Einrichtung den Kachelfen. Sie wurden von der Diele aus geheizt, wodurch Verschmutzung des Zimmers durch Brennmaterial, Rauch und Asche vermieden wurde, allerdings auf Kosten der Luftzirkulation, wie bei modernen Zentralheizungen. In Norddeutschland gehen Kachelofen und Eisenofen noch heute insofern ineinander ber, als man nur den Unterbau als Eisenkasten, den Oberbau aber aus Kacheln auffhrt.ff

    Dagegen dienten die Kaminplatten zum Belegen der Kaminrckwand oder standen, wie in Sdwestdeutschland und in den angrenzenden Lndern blich war, hinter dem Kochherd auf der Diele und heizten m it ihrer Rckseite durch Strahlung und Leitung die dahinter liegende Stube.

    * Die Leisten sind bisher noch n ich t als Sammlungs- gegenstand gebhrend gew rdigt worden und deshalb sehr selten. Schne Renaissanceleisten findet m an unter den Trm m ern des sptgotischen Ofens auf der Madenburg (Rheinpfalz).

    ** Die P la tten befinden sich je tz t im Groherzogi. Landesm useum in K arlsruhe (vgl.: Die Kunstdenkm ler des Groherzogtums Baden. Bd. V II K reis Offenburg. Tbingen 190S. S. 691).

    f Genaue Besehreihung bei L . B e c k : Geschichte des Eisens, I I . Bd., S. 313. E in solches P ru nkstck stellte sich sehr teuer, zum al wenn hoho T ransportkosten dazukamen. Um 1570 forderten die L becker als E n tschdigung f r den Isern kachelaven t auf dem Schlo H am m ershus (Bornholm) 100 da le r , d. h ., dem heu tigen Geldwerte nach, 1200.fi.

    f f Man findet solche aus der Barock- und_Empirezeit noch zahlreich in hansischen Patrizierhusern , z. B. im Scliabbelhaus zu Lbeck (Stem pelplatten).

    K am inplatten und O fenplatten werden o ft m iteinander verwechselt. O fenplatten sind viereckig. Sie haben entweder keine U m rahm ung oder eine solche, welche ungefhr 1 cm innerhalb des R andes liegt, so da die Eckleisten die P la tte umfassen knnen. K am inplatten haben gewhnlich eine Um rahm ung, die dann unm ittelbar am R ande s itz t; sie sind oben o ft spitz oder abgerundet. Gegenber den O fenplatten erreichen sie w eit grere Abmessungen und W andstrken bis zu 4 cm.

  • STAHL U ND E ISE N 1912, Nr. 9. T a fe l 5.

    Dr. O. J o h a n n s e n : Di e technische Entwicklung der Herstellung gueiserner Ofenplatten.

    Die wiedergegebenen Platten gehren zu folgenden Sam m lungen: Sussex Archaeological Society (Sussex), Geh. R at R. B c k i n g in Halbergerhtte (H albergerhtte), Verein deutscher Eiscn-

    httenleute (V. d. E.).

    Abbildung 1. W appen.

    Natrliches Modell. Pfeife und Messer. (H albergerhtte.)

    Abbildung 3. Abbildung 4.

    Knig David. Verwendung Ju d ith und Holofernes. Verwendungdes Tauendes. (V. d. E .) beweglicher Stempel. (H albergerhtte.)

  • Abbildung 5.

    M itte: Auferstehung. Verwendung beweglicher Stempel. (V. d. E.)

    Abbildung 7.

    Kreuzigung. Mehrmaliges Abformen desselben Modells. (V. d. E.)

    Abbildung 6. Abbildung 8.

    Kaiser-M ax-Platte. Mehrmaliges Abformen desselben S t. Eligius. Verwendung loserModells. (H albergerhtte.) Modellteile ? (Halbergerhtte.)

  • Abbildung !). St. Martin.

    Dgl. (H albergerhtte.)

    Abbildung 10. Kreuzigung.

    Dgl. (V. d. E.)

    Abbildung 11.

    Wappen : Deutsches Reich und Saarbrcken.Aufgeschraubte Stempel. (Halbergerhtte.)

    Abbildung 12.

    Jesus und die Sam ariterin. Aufgenagelte Trennungsleiste. (V. d. E.)

  • Abbildung 13. -Kreuzigung. M odellplatto aus Gueisen.

    (V. d. E.)

    Abbildung 14.W appen. M odcllplatte aus Holz.

    (H albergerhtte; moderner Abgu V. d. E .)

    Abbildung 17.

    P la tten des Ofens in Abbildung 10.

    Abbildung 18. Riickseito einer Eeistenplatte.

    (V. d. E.)

  • 29. Februar 1912. b ie technische bntuncU ung der Herstellung gueiserner Ojenplatten. S tahl und Eisen.

    Zahlentafel 1. A n a l y s e n g u e i s e r n e r O f e n - u n d K a m i n p l a t t e n a u s d e r S a m m l u n gH a i b e r g o r h t t e .

    Jahreszahl Gegossen zu Darstellung Si

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    %

    1(1508-19) ? R eichsad ler m it N am enK aiser M ax 1,14 0,09 0,05 1,50 3,70 3,16 0,54

    1547 ? D er erste Sndenfall 0,80 0,61 0,05 0,51 3,67 2,45 1,221598 ? 2 M edaillonportr ts 0,90 0,98 0,05 0,34 3,70 2,82 0,881055 1 M onogram m m it K u rh u t 0,80 1,03 0,06 0,51 3,66 3,45 0,211098 ? W appen von Lothringen 0,88 0,48 0,07 0,08 4,00 3,57 0,431720 Saarb rcken W appen von N assau-

    (G eislau tern ?) S aarb rcken 1,68 0,67 0,06 0,62 3,44 3,05 0,391725 W appen von F ran k re ich m it

    In sch rift N A SSA V 1,30 0,26 0,05 0,31 3,72 3,60 0,121733 G eislautern D er erste Sndenfall 1,14 0,43 0,08 0,28 3,69 3,30 0,391734 S t. In g b e rt F lu ch t nach A egypten 0,90 0,53 0,07 0,34 3,79 3,55 0,241730 F ischback D er erste Sndenfall 1,07 0,39 0,08 0,59 3,69 3,44 0,251738 Saar- oder Mose! bezirk Fam ilienw appen v. Z an d t

    zu M inigweiller 0,65 0,50 0,12 0,26 3,84 3,14 0,70? (18. Jhd .) N E IN K IR C H E N F o rtu n a 1,07 0,00 0,10 0,31 3,49 3,11 0,38

    1704 ? H ochzeit zu K an a 1,10 1,40 0,05 0,56 3,77 3,58 0,191803 ? Jo sephs T rau m d eu tu n g 1,28 1,34 0,07 0,42 3,68 3,11 0,571811 ? H ochzeit zu K an a 1,17 1,53 0,07 0,44 3,80 3,36 0,44

    Der Ofenbau wurde vereinfacht, als man, wohl am Ende des 17. Jahrhunderts, begann, die Eckleisten sozusagen an die P latten anzugieen. Man schuf an den Lngswnden auf der Rckseite der Platten Hohlkehlen, indem man ber die Guformen lclimbestrichene Eisenstangen, Leisteisen, legte, unter denen das Eisen hindurchflieen mute. Abb. 18 zeigt die Rckseite einer solchen Leistenplatte der Vereinssammlung vom Jahre 1704.

    Da man die Platten spter im bedeckten Herd gegossen hat und jetzt im Kasten giet, da man heutigestages auf, den Rckseiten der Platten den Reliefs entsprechende Aussparungen anbringt, zwecks Gewichtsverminderung, ist gengend bekannt.

    Die m e t a l l u r g i s c h e S e i t e des Ofengusses bedarf noch einiger Worte: Bis in das 19. Jahrhundert sind die Oefen wie alle anderen Handelsguwaren ausschlielich auf H tten hergestellt w oiden, whrend die Gieereien in den Stdten nur Akzidenzgu lieferten.* Zum Ofengu war gutes, graues Eisen Holzkohleneisen natrlich erforderlich, wie man es am leichtesten m it langer, zhflssiger Schaffsehlacke aus armen, tonigen Erzen erblasen konnte. Obenstehende Analysentafel von Ofenplatten der Sammlung ILalbergerhtte zeigt, da die meisten

    * Es ist ein Irrtu m , die m ittelalterlichen Apengeter in den S td ten m it unserer Technik in Verbindung zu bringen. Apengeter gab es lango vor dem Ofengu. E in H an s A p o n g e te r v a n S a s s e n la n d go schon in der ersten H lfte des 14. Jah rh u n d erts Taufkessel und Leuchter in verschiedenen H ansestd ten u n d Anfang des 15. Jah rh u n d erts h a tten d ie Apengeter schon Z unftordnungen. Die Apengeter waren K unstgieer in Bronze und verfertigten als solche Taufbecken, Leuchter u. dgl. Ihr Karne h a t, wie dem Niederdeutschen wohl ohne weiteres k lar ist, m it dem Ofen keine Verw andtschaft, sondern r h rt wahrscheinlich von den Fabeltieren auf ihren Kunstwerken her, die das Volk Apen, d. h. Affen, nannte. Die Sachlage n d ert sich n ich t durch dio T atsache, da gelegentlich auf O fenplatten ein Apengeter als H ersteller genannt wird. Im Gegenteil, der Ofengu als K unstgu gehrt eigentlich zum Arbeitsfeld des Apengeters.

    Platten ziemlich phosphorhaltig und verhltnismig gut siliziert sind (vgl. Zahlentafel 1).*

    Auf das Erblasen des zum Gu verwendeten Eisens kann hier nicht nher eingegangen werden. Leider ist man ja auch heute noch ber die ltere Hochofentechnik wenig unterrichtet, und Fragen, wie die nach der ersten Einfhrung der offenen Ofcn-

    Abb. 19. Selbstbildnis eines Eisengieers. (Sussex.)

    brust oder nach der lteren Entwicklung der Ofenprofile, harren noch der Lsung.

    Einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Guteclmik bildet die Kaminplatte vom Jahre 1G36 (Abb. 19),** auf welcher sich der Ironmaster Richard Lennard atBrcdeFournes (Sussex) dargestellt hat. D a steht unser englischer Kollege m it dem schweren Schmelzerhammer in der Hand. Zu seinen Fen liegt eine beschwerte Guform und eine Giekelle. Links flammt der stark bandagierte Hochofen, der einen modernen Schrgaufzug besitzt. Erz und Kohlen werden zur Gichtgefahren und hineingeschttet. Dar

    * Es wre erwnscht, da auch die P la tten anderer Sammlungen un tersuch t wrden, denn dadurch knnte m an lehrreiche Einblicke in die ltere Eisengutechnik erhalten.

    ** Abbildung nach G a r d n e r und D i w s o n .

  • 342 Stahl und Eisen. Die Rohr/rage au f der Internationalen I I tjgiencaus Stellung. 32. Jahrg . Nr. 9.

    ber hngt das Wappen: Hammer, Stampfer (?), Gew icht und Zange. Kechts unten steht eine fertige K aminplatte m it dem Monogramm E. L., ber dieser ein rtselhaftes weibliches Tier, ein Jagdhund, wie erin die einsame W aldhtte gehrt, oder vielleicht eine Personifizierung des pig oder der saw , d. h. des Roheisens. Ei der Ecke rechts oben endlich stehen auf einem W andbrett Bowle, Krug und ein nicht zu kleines Weinglas, denn der Gieerberuf erzeugt Durst. Das macht der Staub und die groe Hitze.

    Ei vorstehendem sind noch einmal die lteren zur Technik des Ofengusses wichtigsten Punkte erlutert und es ist gezeigt worden, wie sich diese Technik vom mittelalterlichen Form verfahren zur modernen Massenfabrikation nach festen, bleibenden, metallenen Modellen entwickelt hat. Die Bcdeutimg des Ofengusses beruht nun nicht allein darauf, da die Oefcn ein wichtiger Absatzartikel der Hochofengicercien waren, sondern auf dom Einflu, den derselbe auf die Entwicklung der Formtechnik ausbte. Wurde doch hier zuerst die Modellplatte benutzt, die jetzt die Grundlage der Technik ist.

    Reiches Material an Ofenplatten ist 1873 in der Hochkonjunktur eingeschmolzen worden, aber noch ist viel bei Privaten verborgen, und die groen Sammlungen in Ilsenburg, in Eich (Luxemburg), auf der Hal- bergerlhitte, wo Geh. R at Bcking in 40 Jahren iibei 150 Platten erworben hat, in den Altertumsmuseen zu Metz, Nancy, Lbeck, Brighton, Hastings und an anderen Orten enthalten Schtze zur Geschichte der Eisengutechnik. Whrend alle diese Sammlungen meist nur einheimisches Material bieten, ist die gegen 100 Platten zhlende Sammlung des V e r e i n s d e u t s c h e r E i s e n h t t e n l e u t e aus verschiedenen Lndern zusammengestcllt und deshalb fr vergleichende Studien besonders wichtig.* Dank gebhrt allen den Besitzern wertvoller Platten, die sich entschlossen haben, zugunsten des Vereins auf ihre Schtze zu verzichten und sie dadurch der Allgemeinheit zugnglich zu machen. Mgen sie noch recht viel gleichgesinnte Nachfolger finden.

    Der Laie mag bei der Betrachtung dieser Sammlungen Freude am knstlerischen Schmuck der

    * Die Sam mlung is t in der Zwischenzeit vornehmlich dank der wertvollen Bem hungen von D irektor C. Z i x in D illingen-Saar auf annhernd 200 Stck angewachsen.

    D ie Redaktion.

    Platten haben, der Kunstgelehrte, der Heraldiker mge ie zu seinen wissenschaftlichen Arbeiten benutzen, uns Eisengieern sind sie mehr, uns sind sie die piettvoll zu htenden Werke unserer Vorgnger und Ahnen, uns singen sie hrbar nicht, doch fhlbar das Hohelied von dem glnzenden Werdegang unserer Technik, die ex humili potens aus niederem Stande mchtig geworden ist.*

    L i t e r a t u r .L. B e c k : Die Geschichte des Eisens. Bd. I IV. Braun

    schweig 1891 1899.Marc A ntony L o w e r : C ontributions to littra tu re . Lon

    don 1854.L. B i c k e 11 : Die E isenhtten des K losters H aina und der

    dafr thtige Form schneider Philipp Soldan. Marburg 1889.

    H. W e d d i n g : Eiserne O fenplatten (Festschrift zur 25 jhrigen Gedenkfeier des H arzvereins f. G. u. A. Wernigerode 1893).

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    aarhundredc. (Vestlandsko Kunstindustrim useum s Aarbog for aare t 1906, Bergen 1907.)

    L. B e c k : Geschichte der Eisen- und Stahlgieerei (in H andbuch der Eisen- und Stahlgieerei, herausgegeben von C. Geiger, Bd. I , Berlin 1911).

    0 . J o h a n n s e n : Die Quellen zur Geschichte des Eisengusses im M ittelaltcr und in der neuern Zeit bis zum Jah re 1530. (Archiv f r die Geschichte der N aturwissenschaften und der Technik, Bd. 3. Leipzig 1911.)

    * Zweck obigen V ortrages ist es, auch nach der technischen R ichtung hin das Interesse fr die Ofenplatten wachzuhalten. Eine allgemeinere B earbeitung des Themas, als bisher geschehen, wre sehr erwnscht. Hierzu aber reichen die K rfto eines einzelnen n icht aus. Es mte durch Zusam m enarbeiten von Technikern, Kunstgelehrtcn, H eraldikern ein m onum entales W erk ber Ofenplatten geschaffen werden, das wirklich ein Inventarisations- werk der deutschen Ofenplatton vor 1850 wre.

    Die Rohrfrage auf der Internationalen Hygieneausstellung in Dresden und in der Praxis.*

    Von Ingenieur G. B l a n e h a r t in Kln.

    I n Nummer 37 Jahrgang 1911 dieser Zeitschrift** ^ berichtet ein Besucher der Internationalen H ygieneausstellung in Dresden, Dr. 0 . K r h n k e , Berlin, ber die Ergebnisse dieser Ausstellung bezglich der Rohrmateiialfrage.

    AVer dem Wettbewerbskampf zwischen Gu- und Schmiederohr fernsteht, kann beim Lesen dieses Berichtes auf den Gedanken kommen, da in Dresden

    das Gurohr schlecht abgeschnitten hat. Um derartigen irrigen Auffassungen von vornherein zu be-

    * Die nachstehenden Ausfhrungen charakterisieren sich m ehr als eine Zuschrift an die R edak tion ; da sie aber tatschliche Feststellungen und Ergnzungen zu dem frheren B erichte ber denselben Gegenstand enthalten , so verffentlichen wir sie an dieser Stelle der Zeitschrift. D ie Redaktion.

    * * S t. u. E. 1911, 14. Sept., S. 1485.

  • 29. Februar 1912. Die Rohr frage auf der Internationalen Hygieneausstettung. Stahl und Eisen. 343

    Abbildung 2. Stablm uffenrohr, Belecke i. W .; vor etw a 7 Jah ren in tonigem

    Boden verlegt.

    Abbildung 3. S tab lmuffenrohr, N ordenham ; 6 Jah re langin sohlickhalti

    gern Boden gelegen.

    Abbildung 1. Stahlrobrleitung,Hallo a n d e r Saale; grere Anzahl von Zerstrungen auf oine

    Lnge von 500 ro.

    richtigkeiten erkennen wrden. Erfahrungsgem werden jedoch solche Abhandlungen in Gestalt von Sonderdrucken Laienkreisen zugngig gemacht, wo sie geeignet sind, Verwirrung anzurichten. Dieser Umstand veranlat mich, in folgendem in aller Krze den Bericht und die Folgerungen desselben, soweit Gu- und Schmiedeisen in Frage kommen, richtigzustellen und das in Dresden nur unvollstndig gebrachte Material durch eine Anzahl bekannter Flle aus der Praxis zu ergnzen.

    Bevor ich zu dem Bericht Stellung nehme, mchte ich darauf hinweisen, da dem Berichterstatter einige bemerkenswerte Ausstellungsstcke entgangen sind, die ich zur Vervollstndigung des Berichtes anfhre. Leider ist es mir nicht mglich,

    Zerstrung dieses Rohres wird auf das Vorhandensein von Sauerstoff und freier Kohlensure im Wasser zurckgefhrt. Dieser letzte Fall erscheint mir besonders deswegen bemerkenswert, weil er die vom Wasserwerk der Stadt Frankfurt a. M. durch umfangreiche Versuche festgestellte Tatsache besttigt, da freie Kohlensure enthaltendes Wasser Schmiedeisen ganz besonders stark angreift. Ich werde weiter unten Gelegenheit haben, auf diese Frage noch einmal zurckzukommen.

    Ich komme nunmehr zu dem Bericht selbst. So unangenehm es auch fr die Erzeuger von Stahl- und Schmiederhren sein mag, die Tatsache, da Rhren aus Gueisen nachweislich ber 200 Jahre in Wasserleitungen im Betriebe sind, lt sich nicht aus der W elt schaffen. Die Behauptung von

    gegnen, mu nachdrcklich darauf hingewiesen werden, da in Dresden die Stdte, Gemeinden, Behrden usw. fast durchweg von der Bekanntgabe ihrer Erfahrungen in der Rohrmaterialfrage Abstand genommen haben, wohl in der richtigen Erkenntnis, da eine Ausstellung nicht der geeignete Ort fr die Lsung dieser Frage ist. Die Ausstellung in Dresden hat somit, was die Rohrmaterialfrage betrifft, keinen Anspruch auf Vollstndigkeit und lt verallgemeinernde Schlufolgerungen fr die Praxis nicht zu. Es wrde sich erbrigen, auf den angezogenen Bericht nher 'einzugehen, wenn dieser nur in die Hnde von Fachleuten gelangen wrde, die diesen Mangel und die untergelaufenen sachlichen Un-

    Abbildungen dieser Stcke zu bringen, da ich nach dem Bckanntweiden der Abhandlung von Krlinke keine Gelegenheit mehr hatte, nach Dresden zu kommen. Es waren ausgestellt und in der Krhnkc- schen Abhandlung nicht erwhnt:

    Von den stdtischen Wasserwerken in Berlin ein Stck eines umjuteten, durch Suren zerstrten, nahtlosen Stahlmuffcnrohres; vom Magistrat der Stadt Tilsit ein patentgeschweites Schmiederohr von 200 mm 1. W., das nach der beigegebenen Erluterung durch das Erdreich angegriffen und zerstrt worden ist. In der Ausstellung des Hygienischen Institutes zu Jena war weiter unter anderen ein stark verrostetes Schmiederohr ausgelegt. Die

  • 344 Stahl und Eisen. Die Rohr/rage auf der Internationalen Hygieneausstettung. 32. Jahrg . Nr. 9.

    Abbildung 5.Stahlm uffenrohr, W ittgendorf, Kreis[Zeitz; nach einem Ja h r ausgewechselt, schnelle Zerstrung, auf Beschdigung der J u te

    um hllung zurckzufhren.

    Abbildung 0:

    Schmiedeisernes R ohr, Aul

    hausen; beginnendcZerstrung.

    Abbildung 4.U m jutete S tahlrohrleitung,Neckaroda; 1903 verlegt, im d ritten Betriebsjahre tra ten

    Zerstrungen auf.

    gleichen Material hergestollte Rhren sich durch 50 bis 75 Jahre bewhrt haben.

    Fr die mit dem groen Preis ausgezeichnete, nach Ansicht aller Fachleute ganz hervorragende Ausstellung der deutschen Gurhrenwerke mit den gewaltigen Zahlen ber verlegte Rohrmengen in Stadt und Land und seinen hervorragenden Zeugnissen von Behrden, Mnnern der Praxis usw. hat Dr. Krhnke kein Wort der Anerkennung brig. Er erwhnt nur ein altes Gurohr aus Homburg v. d. H., das nach seinen Feststellungen Durchfressungen aufweist, und dies veranlat ihn zu einem Ausfall gegen das Gurhren-Syndikat. Demgegenber stelle ich fest, da das betreffende Rohr

    den deutschen Gurhrenwerken ausgestellte Sammlung alter Gu rhren aufgenommen worden, um damit zu zeigen, da selbst ein mit Fabrikationsfehlern behaftetes Gurohr 100 und mehr Jahre halten kann. Wenn Herr Dr. Krhnke Gblasen fr Durchfressungen hlt, so soll bei ihm1 als-Nichttechnologen und Nichtrohrfachmann darber hinweggesehen werden. Der Vorwurf kann ihm aber nicht erspart bleiben, da er es unterlassen hat, sich in gengender Weise zu unterrichten.

    Was die Frage der Rostknollenbildung betrifft, so ist hier nicht der Platz, zu errtern, ob diese Knollenbildungen auf Ablagerungen von Eisenoxyd oder auf zerstrende Einflsse irgendwelcher Agenzien

    Dr. Krhnke, da die grere Widerstandsfhigkeit der alten Gurhren auf die zweckentsprechendere Zusammensetzung des damals erzeugten Roheisens zurckzufhren sei, mu als irrig zurckgewiesen werden. Aus den Untersuchungen von Heyn und Bauer ist zu schlieen, da die chemische Zusammensetzung des Gueisens im allgemeinen das Rosten nicht beeinflut. Auch metallographische Untersuchungen geben hierfr keinen Anhalt. Die Widerstandsflligkeit des Gurohres gegen zerstrende Einwirkungen beruht vielmehr auf dem natrlichen Schutz, den dem Gurohr die sogenannte Guhaut gibt. Im brigen'ist auch eine groe Anzahl von Leitungen bekannt, in denen aus Koks

    roheisen also einem dem mod ernen Roheisen

    eine Reihe von Gu - blasen aufweist, die nicht durch die Wandung des Rohres hindurchgehen.

    Das betreffende Rohr ist ber 100 Jahre alt, also zu einer Zeit gegossen, wo man den stehenden Gu noch nicht kannte, und wo infolgedessen derartige Gufehler mglich waren. Das Rohr ist in die von

  • 29. Februar 1912. Die Rohr/rage auf der Internationalen Hygieneausstellung. S tahl und Eisen. 345

    handon war. Aber selbst wenn dieser Standpunkt nicht zutreffend sein sollte, steht doch fest, da dieselben Agenzien, die beim Gurohr die Knollenbildung verursachen, auch auf das schmiedeiserne Rohr angreifend wirken. Fr die Praxis ist diese Erscheinung der Rostknollenbildung, wenigstens was Gurhren betrifft, ohne Bedeutung, da sich diese Rhren ohne besonderen Kostenaufwand und ohne nennenswerte Betriebsstrungen reinigen lassen und dann wieder auf Jahrzehnte brauchbar sind.

    Die bereits erwhnten' Versuche des Wasserwerks in Frankfurt a. M. ber die Angriffsfhigkeit des freie Kohlensure enthaltenden Frankfurter Stadtwaldwassers auf gu- und schmiedeiserne Rhren sind nach Ansicht von Dr. Krhnke in keiner Hinsicht beweisend fr den Grad der Widerstandsfhigkeit der verschiedenen Rohrmaterialien. Ich behaupte das Gegenteil mul fhre zum Beweise dessen hier das Ergebnis dieser Versuche an.

    Abbdung 7.Stahlmuffenrohr, Jena-L bnitz; 1904 verlegt.

    zurckzufhren sind. Spezialfirmen fr Rhrenreinigung vertreten den ersteren Standpunkt und fhren als Beweis hierfr an, da in fast allen Fllen bei Reinigung von Rohrnetzen nach Beseitigung der Rostknollen der unverletzte Asphaltanstrich vor-

    Abbildung 9.

    Schmiodeiserncs R ohr, W asserwerk R stringen bei W ilhelm shaven; 4%

    Jah re Betriebszeit.

    Abbildung 8. Stahlm uffcnrhren, F rankenhausen am Kyffhuser. Gasleitung 9 Jah re im Boden gelegen. Anscheinend liegt ungengende Ausbesserung der beim Verlegen besch

    digten Ju tcum hllung vor.

    IX .35

    Durch eine in der blichen Weise asphaltierte Gu- und Stahlmuffenrohrleitung wurde whrend 16 Monaten nicht entsuertes, also kohlcnsurchaltiges Wasser geleitet. Nach Verlauf dieser Zeit wurden die Rhren ausgegraben und der Lnge nach aufgeschnitten. Hierbei wurde in Gegenwart der Interessenten festgestellt, da die durch Rost angefressene Flche bei Gurohr und nahtlosem Stahlmuffenrohr sich wie 7,19 (Gurohr) zu 36,90 (Stahlmuffenrohr) verhielt.* Fr die Verbraucher von Rhren drfte diese Feststellung einen greren Wert haben, als Dr. Krhnke vermutet.

    Der Berichterstatter kommt dann auf die sogenannte graphitische Umwandlung des Gueisens und deren Ursachen zu sprechen. Ich vermisse an dieser Stelle einen nachdrcklichen Hinweis darauf, da in allen den Fllen, in welchen bei Gurhren diese Zer-

    * Jo u rn a l f r Gasbeleuchtung, Jah rg . 1909,18. Sept., S. 822.

    Abbildung 10.

    Stahlm uffenrohr, E risdorf (W rttem berg); 4 Jah re in einer W idderanlage m it Triebgeflle im B etrieb gewesen. Auswechslung no twendig, da wegen der Zerstrungen der N utzeffekt der Anlagen sich verrin

    gerte.

    44

  • 34G Stahl und Eisen. Seigerungserscheinungen in Gustcken. 32. Jahrg . E r. 9.

    Strung stattfindet, auch Schmiederhren angegriffen werden, und da Gurhren infolge der greren Wandstrke der Zerstrung naturgem lnger widerstehen als Schmiederhren. Wenn bei Gu rhren eine grere Anzahl Erscheinungen dieser Art beobachtet worden sein sollte, so drfte die Ursache einmal darin zu suchen sein, da Gurhren in unvergleichlich

    Abbildung 11. Patentgeschweites Schmiederohr, Beuel bei B onn; innerhalb 4 Jah ren durch vagabundierende Strm e zer

    st rt, keine Juteum hllung.

    Abbildung 12.U m jutetes Stahlm uffenrohr, Ober- schlesische Gaszentrale; % J&kr im Betrieb, durch vagabundierende

    Strm e angefressen.

    greren Mengen im Boden liegen als Schmiederhren, und dann in der Tatsache, da zu der Zeit, wo die mit mangelhafter Bckleitung ausgestatteten elektrischen Straenbahnen, deren abirrende Strme die Ursache der meisten derartigen Zerstrungen sind, gebaut wurden, schmiedeiserne Rhren nur selten verlegt wurden. Die Erscheinung der Graphitierung selbst drfte als eine Art Auslaugung des Eisens durch Salze oder Suren des Bodens zu betrachten sein. Beim Gurohr bleibt

    als Gerippe das mit Graphit angereicherte Eisen bestehen und gibt dem Rohre noch gewissen Halt, whrend das graphitlose Schmiederohr bei sol

    chen Angriffen ganz verschwindet. Dr. Krhnke kommt am Schlu seiner Ausfhrungen zu dem auch an anderer Stelle* schon von ihm niedergelegten Ergebnis, da die Rostfrage im Grunde nur eine Rostschutzfrage ist. Ich kann mich dieser Ansicht voll und ganz anschlieen, soweit das Schmiederohr in Frage kommt; denn dieses Rohrmatcrial trgt die Rostsicherheit nicht in sich und bedarf daher eines Schutzmittels. Fr das G u r o kr dagegen ist die Rostschutzfrage schon seit Jahrhunderten gelst. Das Schutzmittel des Gurohres ist die Guhaut, die das Rohr von innen und auen gegen den Angriff zerstrender Agenzien schtzt. Dieses Schutzmittel hat gegenber den knstlichen den Vorzug, da es durch lange Zeiten erprobt ist und Beschdigungen beim Transport, Verlegen, Verstemmen usw. nicht ausgesetzt ist. Ich berlasse cs dem Leser, sich an Hand der diesen kurzen Ausfhrungen beigefgten, in den Abb. 1 bis 12 wiedergegebenen, der Praxis entnommenen

    Flle ein Urteil zu bilden, ob durch das heute fr Schmiederhren gebrauchte Rostschutzmittel die Juteumhllung fr diese Rohrart die Rostschutzfrage gelst ist.**

    * 0 . K r h n k e : Ueber das V erhalten von Gu- und Schm iederhren in W asser, Salzlsungen und Suren.

    ** W ir haben H rn. Dr. K r h n k e die obigen Ausfhrungen vorgelcgt und eine ausfhrliche Erwiderung darauf von ihm erhalten. Leider war es n icht mehr mglich, die Entgegnung hier zu verffentlichen, sio wird in einer der nchsten N um m ern folgen. D ie Redaktion.

    Seigerungserscheinungen in G u s tcken .Von Professor Bernhard Osann.

    (M itteilungen aus dem E isenhttenm nnischen In s t i tu t der Bergakadem ie in Clausthal.)

    (Schlu von Seite 146.)

    I

  • 29. Februar 1912. SeigerungserscJieinungen in Gustcken. Stahl und Eisen. 347

    gnstigen will, einen knstlichen Arsenzusatz erhlt. Die Rolle des Arsens bernimmt hier Schwefel. Riemer gelang es, solche Spritzkugeln und die mit ihnen verbundenen Hohlrume zu erzeugen, indem er den Schwefelgehalt knstlich anreichertc und den Strahl auf eine Kernsttze fallen lie.* Erfand, da Schwefel und Kupfer, namentlich ersterer, die Kgelchenbildung begnstigen, ebenfalls kaltes Eisen. Phosphor dagegen wirkt entgegengesetzt.

    Das Roheisen braucht an sich nicht sehr schwefelreich zu sein; es gengt, da sich schwefelreicho Eisen- und Manganlegierungen ausschcidcn und ihrem spezifischen Gewichte entsprechend nach der Oberflche der Giepfanne gelangen.

    Die Mischervorgnge sind in dieser Beziehung vorbildlich, auch die Schwefelausscheidung in jeder Giepfanne, besonders aber in den Roheisentransportpfannen der Stahlwerke. Ist der zur'ckgclegte Weg lang und das flssige Roheisen starken Erschtterungen beim Transport ausgesetzt, so wird oft der Schwefel bis auf einen geringen Rest in der Roheisenpfanne lediglich durch Ausseigerung entfernt. Dabei ist keine Schlacke vorhanden. Das flssige Eisen wird ohne Decke oder nur mit Koksgrs bedeckt in der Pfanne befrdert.

    Man kann sich nun vorstellen, da dieses dickflssige, schwefclreiche Eisen, das auf der Oberflche schwimmt und zur vorzeitigen Erstarrung und Kugelbildung neigt, solche Spritzkugeln erzeugt, welche sich zum Teil an der Formwand anhngen, zum Teil auch, von dem flssigen Eisen emporgetragen, in dem oberen Teil der Guform festsetzen. Da diese schwefelreichen Legierungen stark oxydiert sind, so bringen sie eine Menge Sauerstoff mit und geben Anla zu starker Gashhlenbildung.

    Man wird dies noch besser verstehen, wenn man erfhrt, da in der Schlacke von Roheisenmischern groe Mengen von Eisenkgelchen Vorkommen (40 bis 60% des Gewichts der Mischerschlacke), die sehr reich an Schwefel sind. Die Zusammensetzung der Mischerschlackc, der Eisenkgelchen und des Roheisens soll hier folgen (nach Angaben der Gu tehof fnungsh il tte).

    M i s c h e r s c h l a c k c : 19,38% S i0 2 18,25 E o 20,13 Mn 0 34,15 Mn S \ 13,20 %

    Ca S / Schwefel MgO P * 0 5

    2,830,250,042,09 A h 0 ,

    E i s c n k g e 1 c h e n : 1,77 % Kohlenstoff,

    11,98 Mangan 4,12 Schwefel 1,42 Phosphor, 9,52 H ockstand

    0,06

    Das schwefelreiche Eisen schichtet sich ber dem schwefclarmen, ebenso wie sich im Bleihttenvor- gange ein schwefelrcicher Stein absondert und sich zwischen Blei und Schlacke einschiebt. Ein solcher Stein mag im Mischer nur eine sehr geringe Strke besitzen, vielleicht Bruchteile von einem Millimeter, aber er ist vorhanden.

    Der Phosphor scheint bei diesen Vorgngen unbeteiligt zu sein. Die Eisenkgelchen knnen nicht anders entstanden sein, als dadurch, da die schwefelreiche oberste Schicht des Roheisens beim Einfallen in den Mischer, oder auch die oberste Schicht des Mischereisens umherspritzte und sich dabei zu Kgelchen formte. Auch ein Beweis fr die Neigung zur vorzeitigen Erstarrung und Kgelchenbildung schwefelreichen Eisens. Die Abb. 1 (vgl. S. 144), welche West liefert/findet in dieser Weise ihre Erklrung, besonders da ohne Schaumfnger gegossen wurde. Der Verfasser wei aus eigener Erfahrung, da ein Schwefeleisenzusatz beim: Gat- ticren fr Hartguwalzen wieder eingestellt werden

    R o h e i s e n :a b

    Mangan . . . . 1,16 % 0,83 %Schwefel . . . 0,19 0,11 Kohlenstoff e t w a ......................................3Phosphor ...................................... 2,2 Silizium . . . . . . . . . . 0,5 ,,K upfer n ich t b e r .................................0,0S

    a = am H ochofen; b = am Mischer angelangt; = am K onverter angelangt.

    * Vergl. R iem ers Versuche. St. u. St. 1886, Mai,S. 311 u. f.

    Abbildung 7.

    Gukpfe von dnnw andigen Rhren.

    mute, weil lcherige Fehlstellen in der Ballenflche infolge von Spritzkugelbildung auftraten.

    Riemer* hat seinerzeit die Gukpfe von Rhren, in denen fast immer Kgelchen gefunden werden, im Schnitte abgebildet (vgl. Abb. 7). Leider hat sein Chemiker nicht auf Schwefel gefahndet, sondern nur auf Phosphor, der allerdings in den Kugeln angereichert war.

    i i iM utterciscn 1,13 % Phosphor; 1,08 % Phosphor Kugeln . . 3,04 ,, 1,23

    Eine Erklrung fr diese Anreicherung lt sich nicht in derselben Weise finden wie beim Schwefel. Sic mu auf Schwitzkugelbildung zurckgefhrt werden.

    Schwitzkugeln. Der Name Schwitzkugeln ist gut gewhlt. Gerade wie ein Schweitropfen durch das Gewebe der Haut liindurchgepret wird, so wird hier das flssige Innere durch die bereits erstarrte Kruste hindurchgepret. Es hngt sich ein Tropfen an die Wand der Hhle an, lst sich auch bisweilen ab und bildet eine regelrechte Kugel,

    * St. u. E . 1887, Novem ber, S. 793.

  • 34S S tah l und Eisen. SeigerungserscJieinungen in Gustcken. 32. Jahrg. Nr. 9.

    die sich innerhalb der Hhle frei bewegen und W alnugroe erreichen kann. Der Hohlraum mu also vorhanden sein, ehe es zur Kugelbildung kommt. Diese kann auch in beschrnkter Weise an der Auenhaut von Gustcken stattfinden, aber Hohlrume, mgen es Lunker oder auch Gashhlen sein, sind besonders gnstig fr ihre Entstehung. M u n n o ch hat oben auf eine eutektische Legierung hingewiesen und dam it das Itichtige getroffen. Es handelt sich um folgenden Vorgang: Lt man eine flssige Legierung langsam abkhlen, so hrt die einheitliche Zusammensetzung auf, es scheiden sich Kristalle innerhalb der flssigen Schmelze nach besonderen Gesetzen aus, die immer mehr wachsen. Wrde man unmittelbar vor der vollstndigen Erstarrung diese Kristalle abfiltrieren und dio flssige Schmelze untersuchen, so wrde rrian immer dieselbe Zusammensetzung bei smtlichen Legierungen finden, gleichgltig ob man 90 % A und 10 % B oder 10 % A und 90 % B hat. Diese Legierung, deren Zusammensetzung man durch besondere Verfahren nachweist, nennt man' eine e u t e k t i s c h e L e g i e r u n g . Es ist die Legierung, welche den tiefsten Schmelzpunkt hat und am lngsten flssig bleibt.

    Lt man eine flssige Legierung also erstarren, so bildet sich ein festes Gerippe von Kristallen, das im Inneren, einem Schwamme vergleichbar, eine flssige Legierung enthlt. Das Gerippe wird immer fester und dichter, schlielich ist nur noch wenig flssige Schmelze vorhanden. Diese hat die Zusammensetzung der e u t e k t i s c h e n L e g i e r u n g oder kurz gesagt des E u t e k t i k u m s.

    Durch Konstruktion von Erstarrungsschaubildern legt man die Zusammensetzung des Eutekti- kums fest. Stellt man Krper im Sinne einer eutektischen Legierung zusammen, so hat man Legierungen, die besonders gute Gieeigenschaften zeigen, weil sie nicht zur Entmischung neigen und aus dem flssigen Zustand unmittelbar, ohne Zwischenzustand, in den festen bergehen. Pret man die oben gekennzeichnete schwammartige Legierung aus, so fliet die noch flssige eutektische Legierung heraus. Ein Versuch von S t e a d aus dem Jahre 1870* ist sehr anschaulich. Stead brachte ein Stck Cleve- land-Rohcisen, unmittelbar nachdem es erstarrt war, unter eine hydraulische Presse. Es flo eine kleine Menge Metall aus. Die Analysenergebnisse sind nachstehend zusammengestellt.

    S t e a d s V e r s u c h .

    . . . 0

    %

    Mn

    %

    Si

    %

    s

    %

    p

    %Das M utterm etall en t

    h ie lt ............................... 3,00 0,35 1,03 0,12 1,53Das ausgeflossene M etall

    e n t h i e l t ...................... 1,75 0,29 0,79 0,00 0,84

    Eine Legierung von Eisen, Kohlenstoff und Phosphor bildet eine eutektische Legierung von 6,7 %

    * St. u. E . 1901, 1. Jan ., S. 9.

    Phosphor, 2,0% Kohlenstoff, 91,3% Eisen (Wst). Es besteht also hier eine Uebereinstimmung im Phosphor- und Kohlenstoffgehalt. D ie von Munnoch in Zahlcntafel 1 und 2 (vgl. S. 145) gegebenen Werte lassen in Uebereinstimmung hiermit eine Abnahme des Kohlenstoffs und eine Zunahme des Phosphors erkennen. In Nr. 1 und 2 hat man eine sehr gute Annherung an das Eutektikum.

    Leider sind unsere Kenntnisse der Eutektika, wenn es sich um mehr als zwei Komponenten handelt, noch so lckenhaft, da der Nachweis meist nicht so gut gefhrt werden kann wie hier. Nebenbei bemerkt, ist der Schwefelgehalt des ausgepreten Metalls niedrig. Das ist natrlich; denn schwefelreiche Eisen- und Manganlegierungcn scheiden sich an der Oberflche ab und lassen schwefclannes flssiges Eisen zurck.

    In der gleichen Richtung ist die Erklrung fr die von P l a t z in dieser Zeitschrift* mitgeteilten Zahlen zu suchen, der eine starke Phosphoranreicherung der Kugeln festgestellt hatte.

    Kgelchen Mutterciscn1,446 % Phosphor 0,334 % Phosphor1,021 0,520

    Auch L e y d e * * erwhnt einen solchen Fall. Beide Arten von Kugeln, Spritzkugeln und Schwitzkugcln, sind auch nebeneinander denkbar. Erst hat also eine Spritzkugel einen Hohlraum m it Hilfe ihrer Gasentwicklung erzeugt, und in diese Hhlung sind Schwitzkugeln hineingepret. D ie Analyse der gesammelten Kugeln stellt dann einen angereicherten, aber nicht so hohen Phosphorgchalt fest, wie er dem Eutektikum entspricht.

    D ie Zusammensetzung der von A d m m erf beschriebenen Schwitzkugel ist nach seiner Mitteilung die folgende:

    C Sl Mn P s% % % % %

    G u s t c k ........................ 3,55 1,32 0,80 0,58 0,029K u g e l ............................. 3,84 1,19 0,72 0,48 0,085

    Hier besteht keine Phosphoranreicherung. Nach H a n e m a n n ff soll aber die Zusammensetzung mit ihrem Kohlenstoff- und Siliziumgehalt eine eutektische Legierung darstellen.

    Mu n n o ch weist auch darauf hin, da verschiedene Erstarrungszeit auch verschiedene Zusammensetzung der Schwitzkugeln bedingt. H tte Stead die Roheisenmasse noch zeitiger unter die Presse gebracht oder eine strkere gewhlt, so htte er eine andere Zusammensetzung des ausgeflossenen Eisens gefunden. H e r d g u p l a t t e n zeigen eine mit einer Gnsehaut vergleichbare Oberflche. L edebu r hat schon die Vermutung ausgesprochen, da die erhabenen Stellen nichts weiter als Seigertropfen

    * St. u. E. 1887, Sept., S. 045.** S t. n . E . 1910, 1. Jun i, S. 903.

    f S t. u . E . 1910, 1. Ju n i, S. 899. Vgl. auch die anschlieende Besprechung.

    t t St. u. E . 1910, 1. Ju n i, S. 900.

  • 29. Februar 1912. Scigerungscrsclicinungen in Gustcken. Stahl und Eisen. 349

    sind, also aus dem Inneren der Platte durch die erstarrte Kruste hindurchgeprete Tropfen. Er hat auch die tropfenfrmigen Ausseigerungen analysiert und folgende IVerte* gefunden:

    M utter- Ausgeseigcrtoeisen Tropfen

    Gesam tkohlenstoff . . .%

    3,41%

    3,07S i l iz iu m ........................... 2,04 1,03M a n g ,a n ........................... 0,43 0,42P h o sp h o r ........................... 0,44 1,98S c h w e fe l .......................... 0,08 0,05K u p fe r ................................ 0,03 0,01

    Also in Uebcrcinstimmung mit den obigen Ausfhrungen eine Verminderung des Kohlenstoffgehalts, ein starkes Wachsen des Phosphorgehalts und eine Abnahme des Selnvefelgehalts.

    Abb. 8 stellt ein frher von K e e p beschriebenes Schwitzkugelvorkommen** unter Beifgung von Analysen dar, die einen erheblich niedrigeren Gehalt an Kohlenstoff, ebenso an Phosphor und Schwefel, bei

    A bbildung 8.Schwitzkugelbildung an gueisernen P la tten .

    den Tropfen, sonst ziemliche Uebereinstimmung von Tropfen und Muttereisen erkennen lieen.

    M u n n o e h erwhnt noch eine interessante Erscheinung, nmlich die Graphitausseheidung auf der Oberflche von Giekugeln. Die Erklrung findet keinen sicheren Angriffspunkt, da die Angaben zu drftig sind. Vielleicht handelt es sich um schwefel- reiche Legierungen, welche den Kohlenstoff in Gestalt von Graphit hinausdrngen knnen.

    In Pcrcys Laboratoriumf m ir de im Tiegel graues Roheisen m it Schwefeleisen zusammengeschmolzen. Es ergab sich eine graphithnliche Kolilenstoff- ausschcidung zwischen Metallknig und Schlacke. Der Schwefelgehalt hatte das Lsungsvermgen des Eisens fr Kohlenstoff heruntergedrckt und letzteren zum Ausscheiden gezwungen. Es waren im Metallknig nur noch 3 ,17% Kohlenstoff anstatt 3 ,84% des eingesetzten Roheisens. Der Schwefelgehalt war 2,12 %, das Bruchaussehen des Eisens war vTei.

    Mit einer gewissen W ahrscheinlichkeit, wenn auch nicht m it Sicherheit, kann man den Satz aufstellen: S p r i t z k u g e l n zeigen m it Vorliebe einen erhhten Schwefelgehalt, S c h w itz k u g e ln einen erhhten Phosphor- und erniedrigten Kohlenstoffgehalt.

    * Vgl. L e d e b u r : H andbuch der E isen -u n d S tah lgieerei, S. 30.

    ** S t. u. E . 1894, 15. Sept., S. 801.t Vgl. W e d d i n g : Ausf. H andbuch der E isen

    httenkunde, B and I, S. 277 f.

    U m g e k e h r t e r H a r t g u . Au einer anderen Stelle schrieb ich krzlich folgendes darber, unter Beifgung der Abb. 9, die ich einem Teilnehmer des vorletzten Ferienkursus fr Gieereifachleute der Clausthaler Bergakademie verdanke:

    Eine auffallende, bisher aber noch nicht gengend aufgeklrte Erscheinung ist die, da ohne jede sichtbare Veranlassung und in ganz unregelmiger Zeitfolge h a r t e S t e l l e n i n G uw 'aren auftreten. So geschah cs in einer Gieerei, da gueiserne Kochkessel unbrauchbar wurden, indem sich an gewissen Stellen wTeics Eisen in die Wand eingefgt hatte (Abb. 9). Die Erscheinung trat unverm ittelt im regelmigen Betriebe auf und verschwand auch wieder ohne Zutun. Es verging dann mitunter ein halbes Jahr bis zur Wiederkehr der Erscheinung. Die chemische Analyse ergab bei den bisherigen Untersuchungen nichts Auffallendes. Solche Gu-

    Abbildung 9. Gueiserne Kochkessel m it E in schlssen weien E isens innerhalb des grauen

    norm alen Gefges.

    stiieke sind von dem ersten Eisen gegossen, das wahrscheinlich die Ergebnisse eines Seigervorganges enthielt. Warum sich dieses Eisen aber nicht m it dem folgenden Eisen vermischte, bleibt aufzuklren.

    Inzwischen wurde auch auf einem deutschen H o c h o f e n w e r k die Beobachtung gemacht, da sich graues und weies Eisen bereinandergeschichtet hatte, und zwar in der Abstichrinnc, ohne da die chemische Analyse Aufschlu gab. Dasselbe ist in der Abstichrinne eines G i c e r c i k u p o l o f e n s mehrfach beobachtet worden. Es ist gewissermaen u m g e k e h r t e r H a r t g u entstanden, d. h. das weie: Eisen liegt im Innern, nicht auen an der Abkhlungsflche wie bei Hartgu (vgl. Abb. 5 und 6 S. 146). Auch in den Vereinigten Staaten ist diese Beobachtung sowohl bei Roheisenmasseln, wie bei Gustcken gem acht worden.

    Zwei Analysen sollen hier folgen, die leider keinen Anhalt geben, aber immerhin auf Seigerung schlieen lassen. *

    IloUeiscn

    iKolilou-

    stoff%

    Graphit

    %

    Kohlenstoff, gebunden

    %

    Silizium

    %

    Mangen

    /o

    Grauer T e i l . . W eier K ern .

    t 3,028 j 3,801

    1,8741,307

    1,7542,554

    2,8402,742

    o .so i:

    * S t. u. E . 1894, 15. Sept., S. 802.

  • 350 Stahl und Eisen. V as Eisengieereiwesen in den letzten zehn Jahren. .32. Jahrg . Nr. 9.

    Eine befriedigende Erklrung hat noch niemand geben knnen. Es mu ein flssiges Eisen sein, das eine eigentmliche Oberflchenbeschaffenheit, viel

    leicht infolge starken Gasgehaltes, hat, die eine Vermischung mit anderem Eisen ver hindert. Dieses Eisen erstarrt m it weier Bruchflche, obwohl die chemische Zusammensetzung dies nicht befrwortet.

    Der Gewhrsmann, der die Skizze des Kochkessels lieferte, teilte dem Verfasser m it, da auf eine Rundfrage hin sich eine Wiener Gieerei gemeldet habe. Diese hatte sehr viel stark verrosteten Formkastenbruch verschmolzen und im Zusammenhang damit

    Abbildung 10.W eie Stellon inm itten grauen

    Bruchgefiiges.

    Querschnitt der P la tte

    Abbildung 11. A nsichten dnner gueiserner P la tten , welche die V erteilung des weien und

    grauen Gefges zeigen.

    dieselbe Erscheinung beobachtet. Dies deutet vielleicht auf Eisenoxydul im flssigen Eisen und Gasentwicklung.

    In einem Bericht von Ma r t e n s * ber die Ausstellung in Chicago (1893) ist auch von einem ari ieri -

    * St. u. E . 1894, 15. Sept., S. 801 f.

    Irani schen R o h e i s e n die Rede, das zur Bildung geschichteten Gefges neigte, wenn es m it anderen Eisensorten gemischt wurde, an sich aber kein Zeichen dieser Neigung verriet. Es ergab sich das in Abb. 10 gezeigte Bruchaussehen, an den Ecken eines kreisfrmigen Gustckes drei weie runde Kerne inm itten grauer Masse.

    Eine andere Abbildung (Abb. 11) ist in demselben Aufsatz wiedergegeben, um anzudeuten, wie von den Eingssen E aus, bei einem dnnen recht-

    normales Bruch

    aussehen

    anormales

    Bruchaussehen (weier Kern

    in der Mitte

    oder oben)

    A bbildung 12. Schwedisches Roheisen.

    eckigen Guquerschnitt, sich das graue Gefge erstreckt, um mehr oder minder von weiem Gefge eingerahmt zu werden. Diese Abbildung ist von K e e p geliefert, der zahlreiche Probestbe von T-frmigem Querschnitt ausgestellt hatte, um diese Erscheinung zu zeigen. Abb. 12 stellt in S c h w e de n erzeugte R o l i e i s c n m a s s e l n dar, die, in eiseinen Formen gegossen, eine anormale weie Zone im Inneren oder auf der Oberflche erkennen lassen.

    Gerade durch das Hinzutreten dieser Hochofenerscheinungen wird das Phnomen noch rtselhafter, zieht aber dadurch noch weitere Kreise. Es ist da etwas, was wir noch nicht wissen. Jede Mitarbeit an dieser Frage von Fachgenossen, die in ihrem Betriebe auf die Erscheinung stoen, wird willkommen sein.

    Das Eisengieereiwesen in den letzten zehn Jahren.Von r.=Sng. E. L e b e r in Freiberg.

    (Fortsetzung von Seite 135. H ierzu Tafel G u n d 7.)

    V . D i e K u p o l o f e n k o n s t r u k t i o n e n .

    j \ | iclit versumen mchte ich, den Herren die ' neuesten Ofentypen vorzufhren. Es bedarf

    nur weniger Hinweise, da die Abbildungen selbst alles Wissenswerte hergeben. Das Wesentliche bei dem ersten Ofen* (Abb. 1, Tafel 6) ist der als einfacher Schacht ausgcbildete Innenraum und die schrg in den Ofen mndenden, fcherfrmig angeordneten Schlitzdsen, m it denen man die toten Ecken zu

    vermeiden sucht. Die Oefen werden gewhnlich mitAbzugschacht und Schornsteinaufsatz ausgefhrt.Abb. 2 gibt denselben Ofen ohne Vorherd in Verbindung m it einer Funkenkammer wieder, von der spter noch die Rede ist. Der in Abb. 3 dargestellte Ofen* ist durch den tiefliegenden und zusammengezogenen Schmelzraum ausgezeiclmet. Bemerkenswert ist, da der Konstrukteur eine Anordnung eingefhrt hat, bei der mehrere Oefen, meist wohl

    * B au art der Badischen M aschinenfabrik in D urlach. * B au art R ein in Hannover.

  • 29. Februar 1912. Das Eisengieereiwesen in den letzten zehn Jahren. Stahl und Eisen. 351

    zwei, auf einen gemeinsamen Vorherd arbeiten. Der Vorteil dabei ist', da man die in bezug auf Koks- und Kraftverbrauch wirtschaftlicheren Oefen m it kleineren Abmessungen fr groe Schmelzungen benutzen kann, indem man beispielsweise, wie Abb. 4 zeigt, drei Oefen m it zwei Vorherden zusammenstellt.

    Zweifellos spielt, wie auch die neueren Arbeiten ber den Schmelzproze betonen, eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle, die von vornherein nicht

    y o m

    Abbildung 4. Drei Kupolfen m it zwei Vorherden. P a te n t Rein.

    abzusehen sind und sich nicht allgemeingltig regeln lassen. Immer aber stellen diese Umstnde besondere Bedingungen an die Windmenge, d. h. die Pressung und Art der Windzufhrung. Es ist daher auf alle Flle vorteilhaft und folgerichtig, wenn man die Dsenquerschnitte durch Schieber verstellbar bzw. legulierbar einrichtet, so da man sich ganz nach den besonderen Betriebsverhltnissen richten kann. Dieser Anforderung gengt der Ofen* nach Abb. 5,

    * B auart K rigar & Ihssen in H annover.

    der das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung ist. Insbesondere sei auch auf die m it den neueren Theorien durchaus im Einklang stehenden schrg und tangential zur Ofenmitte angelegten Dsenffnungen hingewiesen, durch welche den bei gegenberliegenden Dsen eintretenden Nachteilen vorgebeugt wird. Bei Verschlackung der Dse reinigt sich diese, nachdem sie durch den Schieber geschlossen ist, von selbst. Man beachte auch hier die tiefe Lage des Schmclzraumcs.

    Die durch Abb. 6* veranschaulichte Bauart entspricht ebenfalls diesen Anforderungen durch ihre verstellbar eingerichteten, in zwei Ebenen liegenden Dsen, die gleichfalls whrend des Betriebes verschliebar sind und sich leicht von Schlackenanstzen selbstttig befreien. Auf die unterhalb der Dsen gelegenen, wind- sicheren Schaukanle sei besonders hingewiesen. Der Schmclzkoksverbrauch soll 6 bis 8 % ausschlielich Satzkoks betragen bei 550 bis 700 mm Wassersule. Alle Geblsearten sind zulssig, und der Wind kann abgedrosselt werden zur Vermeidung von Flammenbildung beim Herabgehen des Ofens.

    Abbildung 7** bringt einen Ofen m it einem nach unten hin mig zusammengezogenen Schacht, der mit zwei Dsenreihen arbeitet, die ihren eigenen Windring haben. Beide sind durch Bogenstcke verbunden, in der Mitte liegt ein Schieber, mit dem man die obere Windkammer nach Bedarf absperren kann. D ie oberen Dsen sind als Ililfs- dsen aufzufassen, die schrg zu der Windrichtung der unteren Dsen stehen, um den unteren W indstrom zu drcken, gleichmig zu verteilen und nach dem Inneren zu drngen. Zwischen Ofenmantel und Ausmauerung ist eine Isolierschicht gelassen. Der Koksverbrauch soll nur G% betragen, ja sogar oft nur zwischen 5 und 6% liegen. Offenbar stellt sich dieser Typ als ein Abkmmling des Irelandofens dar. D ie Schnittskizze (Abb. 7a) stellt denselben Typ dar und lt Einzelheiten besser erkennen.' Der Ofen ist meiner Schtzung nach fiir eine Stundenleistung von 4000 bis 5000 kg konstruiert.

    Bei dem Ofen nach Abb. 8 f liegt der Schwerpunkt in der Umstellbarkeit der Dsen. Der Windring ist in zwei Kammern geteilt, und an jeder Kammer hngen je drei Dsen; beide Dsengruppen liegen

    * B a u a rt V ulkan in Kln.** B au art H am m elrath & Co. in Kln-M ngersdorf,

    f B au art B estenbostel & Sohn in Bremen.

  • 352 Stahl und Eisen. Das Eisengieereiwesen in den letzten zehn Jahren. 32. Jahrg . Nr. 9.

    in verschiedenen Ebenen. Die in der Schnittzeich- nung ersichtliche Schaltklappe wird alle zwanzig Minuten bis halbe Stunde umgestellt, wodurch ein Kaltblasen der Schlacke und die hierdurch gefrderte Bildung von Schlackenanstzen ber den Dsen vermieden wird. Jedenfalls sinkt auf diese Weise auch der Abbrand etwas. An diesen Oefen hat N e u f a n g seine selbstttige Umschaltung angebracht.* Der Koksverbrauch wird bei kleineren Oefen auf 6 bis 7, bei mittleren Oefen auf 7 bis 8, bei groen 10-t-Oefen auf .8 bis 9% angegeben.

    Auch die von Greiner und Erpf eingefhrten Oefen m it einem Hauptwindring und darberliegenden Oberwinddsen werden noch heute in abgenderter Form gebaut.** Die Oberdsen sind in

    Abbildung 11. Kupolofcnanlage m it B ekuperation.

    ziemlich weiten Abstnden angeordnet und regulierbar. Ein solcher Ofen ist in Abb. 9 dargestellt. Bei greren Oefen werden zwei Windverteilungsringe angebracht. Die Innenausmauerung ist von oben bis unten zylindrisch durchgefhrt.

    Auch der zur Wiedergewinnung des Kohlenoxydes konstruierte O fenf (Abb. 10) bedient sich der Hilfsdsen, um das direkt oder durch Reduktion der Kohlensure gebildete Kohlenoxyd zu verbrennen. Der Ofen arbeitet m it zwei bereinanderliegenden und von einer Windkammer gespeisten H auptdsenreihen. Die Hilfsdsen sind bei c und c,' sichtbar. Die Einrichtung zur Wiedergewinnung des Kohlenoxydes ist sehr einfach. In dem oberen Teil des Ofens ist ein aus mehreren Formstcken zusammengesetzter eiserner Kasten eingesetzt, in dem sich die durch die Oeffnungen h abgezogenen Gase

    * Vgl. S t. u . E. 1911, 25. Mal, S. 841.** B au art der Bernburger M aschinenfabrik in Bornurn

    a. Harz.f B au art Baillot.

    mit der durch die Schlitze d eingesaugten Luft mischen. Bei dem Ventilator V (Abb. 11) wird noch einmal neue L uft hinzugefgt und das auf diese Weise zweimal m it Luft gemischte kohlcnoxydhaltige Gas in den Ofen gepret. In Abb. 11 sehen wir die schematische Anordnung der ganzen Anlage. Die in den Abb. 12 und 13 veranschaulichten Oefen sind fr groe Schmelzleistungcn von 10000 bis 15 000 kg in der Stunde bestimmt. Abb. 12 stellt eine franzsische Konstruktion dar, Abb. 13 die einer schweizerischen Firma.* Beide Oefen zeichnen sich aus durch ihre hohe Dsenzahl. Beim Ofen nach Abb. 12 beachte man die Form der Dsen; der Wind ring ist nicht geteilt. D er Ofen nach Abb. 13 hat die Austrittsffnung seiner in der unteren Reihe liegenden Dsen kreisfrmig, die der oberen Reihe quadratisch ausgcbildet. Der in Abb. 14 m it Funkenkammer dargestellte Ofen* ist fr eine mittlere Schmelzleistung von G000 kg bestimmt. In seinen Formen deckt er sich bis auf den rechteckigen Vorherd mit dem Ofen nach Abb. 13. Der Eibauer zieht es vor, mit Vorherd zu arbeiten.

    VI. D ie K leinkupolfen .

    In einem Gesamtberblick ber das Schmelzwesen in der Eisengieerei darf eine Wrdigung des Kleinkupolofenbetriebes nicht fehlen, vor allem deshalb nicht, weil sich eine weit grero Anzahl von Gieereien des Kleinofens bedient, als man anzunehmen scheint. Der Zweck seiner Verwendung kann verschieden sein. Der Fall, da eine Gieerei wegen zu geringer Produktion m it Kleinkupolfen arbeitet, wird nur in seltenen und ganz bestimmt gelagerten Fllen Vorkommen, da im allgemeinen ein Unternehmen unterhalb einer bestimmten Jahresleistung berhaupt nicht lebensfhig ist und aus Grnden, die noch dargelegt werden, insbesondere der Kleinofenbetrieb im ganzen nicht wirtschaftlich ist; dann bedienen sich Betriebe, die nur gelegentlich einmal Eisengu hersteilen und aus bestimmten Grnden nicht anderwrts gieen lassen knnen, des Kleinkupolofens; m eist handelt es sich um kleinere, abseits gelegene Maschinenfabriken, Reparaturanstalten oder Metallgieereien m it angegliederter kleiner Eisengieerei. Grere Gieereien benutzen den Kleinofen' d. h. der allgemeineren Auffassung nach Oefen unter 500 kg Stundenleistung gern fr Versuchszwecke und zur Herstellung von Qualittsgu, besonders dann, wenn es sich um geringe Mengen handelt. Auch Tempergu wird bisweilen darin hergestellt, um die Beschaffung von Tiegelfen zu umgehen. Jedenfalls kann das so erzeugte Material nicht mit dem Tiegelerzeugnis in Wettbewerb treten. Im brigen verwendet man sie zu Demonstrationszwecken in Fachschulen, ferner in Lehrlingsgieereien, in Laboratorien usw. Am wenigsten kann ich mich m it der Verwendung des Kleinkupolofens zu Versuchszwecken befreunden,

    * B au art Gebr. Sulzer, W in terthu r.

  • 29. Februar 1912. Das Eiscngiecreivxscn in den letzten zehn-Jahren. Stahl und Eisen. 353

    wenn die Versuche ber das Verhalten des Roheisens im Kupolofen Aufschlu geben sollen, aus dem einfachen Grunde, weil sich die Schmelzcrgebnisse der Oefen von denjenigen normaler Oefen um so mehr entfernen, je kleiner die Abmessungen werden. Das gilt zunchst vom Koksverbrauch, der sich, von den grten Dimensionen angefangen, m it dem Kleinerwerden des Ofens gnstiger stellt, von einem gewissen Punkte an aber, den man etwa bei einer Stundenleistung von 750 kg ansetzen kann, immer ungnstiger wird. Dasselbe gilt vom Abbrand, der sich naturgem durch die enge Schmelzzone und direkte Oxydation durch den Luftsauerstoff stark vergrert. Hinzu kommt noch, da die Ofenmauerung strker angegriffen wird, nicht selten bei ganz kleinen Oefen auch durch Bildung von Stichflammen, die das gegenberliegende Mauerwerk aushhlen. Auf diese Weise wird die Schlackenmenge stark vermehrt; der ganze Proze verluft anormal und wird unwirtschaftlich. Selbst das Eisen nim m t manchmal einen ungewhnlichen, fast schmierigen Charakter an. Hinzu kommt noch die meistens notwendige hhere Pressung, da die Reibungsverhltnisse im Klcin- ofen ungnstiger sind und die Dsen stark zu Schlackenanstzen neigen. Auch sind die An- schaffungs- und Reparaturkosten verhltnismig hoch, und das Zustellen des Ofens mu sehr sorgfltig und m it bestem Material geschehen. Ist ein Vorherd vorhanden, so mu dieser gut vorgewrmt werden, vielleicht ist eine einfache besondere Heizvorrichtung empfehlenswert. Immer ist es gut, schnell zu schmelzen, und es ist doppelt angebracht, mglichst schwefelarmen Koks zu verwenden.

    Man sollte daher nie ohne gewisse Garantien und den R at sachverstndiger Firmen Kleinkupolofenbetrieb einrichten. Mir ist eine ganze Reihe von Fllen zu Gesicht gekommen, in denen die Oefen unbenutzt neben den anderen stehen, weil man zu viel Anstnde damit hat. Auch von den Kleinkupolfen sollen hier einige vorgefhrt werden, die sich Eingang verschafft haben. Abb. 15 (Tafel 7) gibt einen Typ* wieder, der fr eine stndliche Leistung von 350 kg bestimm t und m it Rauchglocke ausgerstet ist. In der Glocke befindet sich eine verschliebare Tre zur Aufgabe von Eisen und Koks. Der Ofenmantel ist aus gueisernen Ringen zusammengesetzt, die zum bequemeren Ausmauern auseinandergenommen werden. Der W indmantel ist m it dem untersten Ring in einem Stck gegossen und hat eine ringfrmige Winddse. Der Ofen nach Abb. 16* ist zur bequemen Aufgabe der Schmelzmaterialien mit einer verschiebbaren Rauchglocke versehen, der Ofen hat einen schmiedeisernen Mantel, nur der obere Teil besteht aus Gueisen. Die Funkenkammer ist gemauert.

    Der nchste Ofen Abb. 17** ist fr eine Schmelzleistung von 500 bis 750 kg bestimm t, also kein ausgesprochener Kkrinkupolofen. Hier ist die Schmelz-

    * B au art der Badischen M aschinenfabrik in Durlach.** B auart Kein in H annover.

    zone trotz des ohnehin schon engen Schachtes zusammengezogen. Der Ofen hat nur eine durch einen Steg geteilte Dse. Die Pressung mu 400 bis 500 mm W S betragen. Mit der Bodenklappe ffnet sich der hintere Teil des Ofens, so da der Ofen leicht gereinigt und ausgebessert werden kann. Der Ab-- brand soll nur 1% des Eiseneinsatzes ausmachen.

    Der in Abb. 18* veranschaulichte Ofen ist, wie man aus der Ansicht erkennt, zerlegbar, sonst aber im groen und ganzen bis auf die vereinfachte Diisen- form und Anordnung so gebaut, wie sein grerer Bruder, der in Abb. 5 (Tafel 6) zu sehen ist; der Vorherd fat 250 kg. Dieselbe Firma baut auch einen kippbar eingerichteten Kleinofen, wie er in der Abb. 19 in der Ansicht zu sehen ist. Die erwhnten Oefen werden gebaut fr Stundenleistungen von 400 bis 450 kg und 500 bis 550 kg, der Vorherd fat 250 bzw. 300 kg.

    Die Abb. 20 und 20a** bringt in Schnitt und Ansicht noch einen kippbaren Kleinofen, der in seiner sonstigen Gestaltung ebenfalls eine Verkleinerung des unter Abb. 7 gebrachten Typs Vorsicht. Der Ofen ist fr eine Schmelzlcistung von 300 bis 400 kg in der Stunde eingerichtet und wird beim Ausmauern und Reparieren in wagerechte Stellung gekippt, nachdem die Verbindung m it der W indleitung beseitigt ist.

    In den Abb. 21 und 22 sind zwei Bauarten derselben F irm af vorgefhrt. Der Ofen nach Abb. 21 zeichnet sich durch einen anormal groen Vorherd aus, der zur Herstellung grerer Stcke dient. Normal fat er 300 kg flssiges Eisen. Im brigen gleicht er dem Ofen nach Abb. 8. Die Trger, auf denen der Oberteil seitwrts gerollt wird, knnen entweder unmittelbar unter der Gichtbhne liegen oder, wie in der Ansicht (Abb. 22) zu sehen ist, in halber Hhe der Gichtbhne. Nachdem der Oberteil mittels Hebcldrucks gehoben und dann seitwrts gerollt, ist das Innere leicht zugnglich. D ie Oefen werden in zwei Gren fr 300 und 500 kg stndliche Leistung, m it und ohne Vorherd, ausgefhrt. Der Oberteil des letzten Ofens f f (Abb. 23) lt sich m ittels der im Bild ersichtlichen Schraubenvorrichtung abheben und dann seitlich rollen in gleicher Weise, wie Abb. 22 zeigt. D ie Leistung wird im M ittel 500 kg in der Stunde betragen.

    V II. E in rich tu n g en zur R a u ch - u n d F unkenb ek m p fu n g .

    Diese Einrichtungen kann man in zwei Gruppen teilen, nmlich die einfachen gemauerten Funkenkam m ein ohne besondere Niederschlagvorrichtung und die m it Wassereinspritzung versehenen Konstruktionen. Die Meinungen ber die Wirkung der beiden Vorrichtungsarten gehen auseinander. W hrend die einen die letzteren ablehnen, da sie in der Anschaffung und Reparatur zu teuer sind, zu starkem

    * B au art K rigar & Ihssen in Hannover.** B au art von H am m elrath & Co. in K ln-Lindenthal.

    f Bestenbostel & Sohn in Bremen.f-f B au art Vulkan in Kln.

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  • 354 S tahl und Eisen. Das Eisengieereiwesen in den letzten zehn Jahren. 32. Jalirg. Nr. 9.

    Verschlei unterworfen sind, sich leicht verstopfen und Anla geben zum Eindringen von Wasser in den Ofen, erhebt man gegen die Funkenkammern, besonders gegen die seitlich angeordneten, den E inwand, da sie nicht explosionssicher seien, ein Urteil, zu dem vereinzelt vorgekommene Explosionen Anla gaben. Eidessen wird man wohl auch hier den richtigen Standpunkt vertreten, wenn man der Frage keine allzugroe Bedeutung beimit und keiner der genannten Einrichtungen den absoluten Vorrang lt; manche Gicereileiter stehen sogar auf dem Standpunkt, da es auch ohne jede derartige E inrichtung geht, sofern man den Schacht einigermaen hoch macht, und sofern keine besonderen polizeilichen Vorschriften bestehen. Immerhin hat die Wassereinspritzung den Vorzug, da das Wasser aus den

    zwei uere Oefen auf die ueren Abzge, die beiden inneren auf den mittleren Abzugschacht.

    Im Gegensatz zu den frher und auch jetzt noch unmittelbar auf der Gichtbhne ber den Oefen an-

    4 ? 4 Abbildung 27.

    E inspritz Vorrichtung,

    System Rein.

    Gasen einen Teil der schwefligen Sure aufnimmt und unschdlich macht. Einer sachlichen Berichterstattung entspricht es aber, der verschiedenen Konstruktionen Erwhnung zu tun, um sc mehr, als sich in der Literatur meines Wissens nur wenig ber den Gegenstnd findet.

    Zunchst die F u n k e n k a m m e r n . In G-egcnden, die auerhalb des Stadtbereiches liegen, in Gieereien, die zu greren Httenwerken gehren, findet man als Sicherheitsvorrichtung nicht selten einen einfachen rechteckigen Mauerschacht, der unmittelbar ber den Ofenmndungen ansetzt und so hoch gefhrt i s t , da er die von smtlichen Oefen in den Schacht hineinschlagenden Flammen noch um mehrere Meter berragt. Zuweilen befinden sich in diesem Mauerwerk dio Ocffnungen fr den Eisen- einwurf. In diesen Fllen ist darauf zu achten, da man den Einwurftrichter niemals m it dem Mauerwerk irgendwie fest verbindet, da die Erschtterungen durch die hcrabstrzenden Masseln Bisse hervorrufen und manchmal den ganzen Schacht gefhrden.

    In den Abb. 2, 9 und 16 sind seitlich angeordnete Kammern dargestellt; die Flammen bzw. die Gase werden gezwungen, in S-Form den Abzug zu durchstreichen, geben auf diesem Wege leichter die festen Teilchen ab, und die Funken verlschen. Wie Abb. 2 und 16 erkennen lassen, hat man unterhalb der Kammer einen Sammeltrichter aus Eisenblech angebracht, aus dem von Zeit zu Zeit der Flugstaub und die sonst niedergeschlagenen Teile durch eine Klappe nach unten entleert werden. Abb. 24* zeigt eine ganze Ofenanlage, die, im Innern einer Stadt liegend, nach polizeilicher Vorschrift und nach denselben Grundstzen gebaut ist. Zu beachten ist hier der zwischen dem eigentlichen Abzugschacht und Schornsteinaufsatz ersichtliche Zwischenraum, durch den kalte Luft cin- treten soll, um die Gase abzukhlen. Auch die Abb. 25** zeigt eine Gesamtanlage mit sechs Oefen, bei der je zwei Oefen auf eine Kammer arbeiten, je

    * B au art Badische M aschinenfabrik in Durlach.** Gebr. Sulzer in W in terthur.

    gelegten Kammern ist in Abb. 26* eine Doppelkammer dargestellt, die sich erst 2 m ber dein Band der Oefen auf einen zwischengeschobenen Schacht aufsetzt. Diese Anordnung soll den Vorteil gewhren, da die Arbeiter dicht an den Ofen herantreten knnen und vor den Gichtgasen geschtzt sind.

    Die in Abb. 3 (Tafel 6) nur angedeutete Einspritzvorrichtung ist in Abb. 27** noch einmal genauer wiedergegeben. Im Schornstein B ist ein Blechzylinder C eingebaut, an dessen Innenseite gueiserne Jalousien E sitzen. Aus der wassergekhlten Doppcl- streudse D wird Wasser gegen die Jalousien gespritzt, und zwar in einem bestimmten Winkel, so da die zurckgeworfenen Strahlen nebst dem mit- gerissenen Staub senkrecht nach unten in die Sammelrinne F fallen, von wo das schlammhaltige Wasser in den Beiniger B abfliet. D ie Dse wird an eine Pumpe oder an die Wasserleitung angeschlossen, im Notflle kann sie noch durch den Bescrvebehlter gespeist werden, der mittels Schiebeventil Z abgesperrt ist. Das von der Dsenkhlung und dem Bescrvebehlter berflieende Wasser ist warm und kann zu Waschzwecken benutzt werden. Abb. 28 lt die soeben beschriebene Vorrichtung in eine Doppelkammer eingebaut erkennen.

    Die Abb. 2 9 f und 3 0 f zeigen Vorrichtungen, die am Ende des Ofenschachtes eingebaut w'erden, auf diese Weise also der starken Hitze entzogen und vor zu. schneller Abnutzung geschtzt werden sollen. Die Einrichtung nach Abb. 29 ist fr Oefen m it hoher Pressung, die nach Abb. 30 fr solche m it Winddruck

    * B au art K rigar & Ihssen in H annover. ** System Rein in Hannover.

    ( System K lo, B au art Vulkan in Kln.

  • 29. Februar 1912. Umschau. Stahl und Eisen. 355

    unter 600 111111 WS bestimmt. Die von der Gicht- ilamme berhrten Teile werden mit Wasser gekhlt und die dem Flammenangriff am strksten ausgesetzten mit feuerfestem Material verkleidet. Sollten diese Teile dennoch undicht werden, so ist Sorge getragen, da das Wasser nach auen abfliet. Das Wasser wird, wie die Abb. 29 zeigt, durch eine Doppelstrcudiiso verteilt, und zwar spritzt der uere Wasserkegel an die Wand des ueren Blecli- mantels, der innere auf die Blechhaube. Das ber mehrere Stufen, an denen sich der Gasstrom bricht, .abstrzende Wasser khlt die Gase, reit die festen Teilchen mit und fhlt sic zu einem Rcinigungs- bassin oder Abflukanal. Das abgeflossene und

    gereinigte Wasser kann ebenfalls zu Waschzwecken oder als Kesselspeisewasser Verwendung finden. Etwas einfacher, aber vielleicht ebenso wirksam ist die aus Abb. 7* (Tafel6)erkenntliche Einrichtung: die im Schornstein befestigte Spritzvorrichtung wird von einer Pumpe bedient; das hei abstrzende Wasser khlt die Gase, reit die festen Teile mit sich, fliet ber die darunter liegendo und so gleichzeitig gekhlte Haube in die Sammelrinne und von dort durch die Abfluleitung zum Kanal. Die Saminel- rinne kann durch einen besonderen Wasseranschlu gereinigt werden. (Forts, folgt.)

    * System H am m elrath & Co. in Kln.

    U m schau .Eine neue V erw endung des G ueisens bei Su len u n d

    B ogenbrcken.

    H ierber h a t der bekannte E isenbeton-Fachm ann St.^ltg. v o n E m p e r g e r eine um fangreiche Abhandlung* verffentlicht, in der er zu dem Schlu kom m t, von einer Renaissance in der Verwendung des Gueisens als B aukonstruktionsm aterial sprechen zu drfen. Inw iew eit diese sehr optim istische Hoffnung Em pergers in Erfllung gehen wird, m u die Z eit lehren.

    Em perger weist zunchst hinsichtlich der K onstruktion von Sulen auf den Unterschied zwischen Sulen aus Eisenbeton und Sulen aus B eton-Eisen hin. Bei ersteren b e trg t die Eisenbewehrung selten m ehr als 2 % . Die liierbei verw endeten Vertikaleisen sind n ich t selbsttragend, ihre H auptaufgabe besteh t vielm ehr in der Sicherung des Betons gegen Abschcren. D ie Sulen aus Beton-Eisen sind m it B eton um kleidete bzw. auch ausgefllte Eisensulcn aus W alzprofilen, bei denen m an mit Rcksicht auf die mangelnde K enntnis des Verbundes zwischen Eisen und B eton nur den E isenquerschnitt bei der Berechnung als sta tisch wirksam annim m t, die T ragfhigkeit des B etons also vllig auer ach t l t. Em perger tr itt nun fr ein M ittelding zwischen beiden Sulenarten, nm lich f r eine hohle (im K ern n ich t m it B eton auszufllende) Eiscnsulo ein, die eine Betonum hllung erhlt. Die Betonum hllung is t in einer solchen Weise mit Eisen zu bewehren, da bei der statischen Berechnung auer dem Eisen auch der B eton als m ittragend in R echnung gezogen werden darf. Von frheren hnlichen K onstruktionen dieser A rt unterscheidet sich dio Empergcr- scho Anordnung insbesondere dadurch, da die Dicke der Bctonumhiillung und nam entlich auch der A bstand der einzelnen W indungen der spiralfrm igen Rundeisenumschnrungen voneinander sowie der A bstand der Um schnrung von dem Seelenrohr theoretisch richtig und sachgem gew hlt wird. Inshosondero darf der A bstand der einzelnen W indungen der Um schnrung n icht zu gro sein. Em perger geh t ausfhrlich auf dio zu beachtenden Regeln bei der Berechnung derartiger Sulen ein, deren Wiedergabe hier zu w eit fhren wrde. E r s t tz t seine Ausfhrungen auf Versuche an vier Gueisensulen und zwanzig in gleicher W eise bew ehrten R ohrstu tzen . Dio Versuche wurden von dem Oestcrreichischen Eisenbeton- Ausschu** ausgefhrt.

    Die in der A rbeit Em pergers eingehend besehricbenen A ersuche an Sulen sind in Zahlentafel 1 zusam m engestellt. Von den vier gleichen Gueisenrohren wurden ein Rohr ohne Betonum hllung und die drei anderen R ohre mit verschiedenartiger B etonum hllung u n d Eisenbe-

    * Verlag von E rn st & Sohn, Berlin 1911.** B ericht jenes Ausschusses ber diese Versuche

    von J. A. Spitzer.

    Zahlentafel 1. V e r s u c h e a n S u l o n .

    Sule Nr. I I I I I I IV

    A rt der B etonum hllung . . keine

    A uendurchm esser der B etonum hllung 29 cm

    B ruch last t . . 137 315 307 342

    wehrung geprft. Bei der Prfung war der um hllende B eton 01 Tage alt. Der E isenquerschnitt der R ohre betru g 40,1 qcm, ihr Gewicht 33 kg/m , der Auendurck- messer 14,4 cm und die Lnge 3 m.

    Zahlentafel 1 zeigt, da durch dio Betonum kleidung und sachgem e Eisenbewclirung dio B ruclilast auf etwa das Zweieinlmlbfachc gesteigert worden ist. Es sei noch besonders darauf hingewiesen, da dio Betonum kleidung nach A rt dos Aufbringens von P u tz nur u n ter B enutzung von zwei halbkreisfrmigen Eisenblechsclialcn aufgebracht wurde, da also teuere Verschalungen und Gersto n icht in Anw endung kamen.

    W eitere Versuche, die zu hnlichen Ergebnissen fhrten , wurden an kurzen R ohrstu tzen von 0,5 m Lnge ausgefhrt, bei denen u. a. auch Flueisenrohrenden verwendet wurden.

    Hinsichtlich der Frage, ob als M aterial f r dio Seelen- rohro der Sulen Flueisen oder Gueisen in B etrach t kom m t, weist Em perger auf die F rage der W irtschaftlichkeit hin. Abgesehen davon h a t aber nach seiner Ansicht das Gueisen vor dom Flueisen insofern den Vorzug, als bei letzterem bei der Streckgrenze von im M ittel 2400 kg/qcm starkes Flieen c in tr itt, das eine gemeinschaftliche Aufnahm e der etw a noch weiter gesteigerten L ast durch das Flueisen und den B eton ausschliet. Die B elastung des Gueisens, das eine derartige Fliegrenze n ich t besitzt, kann jedoch im Notflle noch erheblich gesteigert werden, als jene spezifische B elastung von etw a 2400 kg/qcm des Flueisens.

    Zum Vergleich der K osten g ib t Em perger die in Zalilentafcl 2 wiedergegebene Aufstellung. Diese W erte gelten f r eine zentrische L ast von GS t bei einer Sulenhhe von 4 m und einer D ruckbertragung von 30 kg/qcm auf die Fup la tte .

    Als Vorteil de r. Beton-Eisensulo seiner B au art f h rt Emporgor insbesondere noch die schlanke Form an spwie den H ohlraum des Sulenrohres, der zur Aufnahm e von Leitungen aller A rt und fr Heizungs- und L ftungszwecke ben u tz t werden kann. N ach den Angaben Em pergers kom m t dio beschriebene Bauweise auch fr alle sonst auf D ruck beanspruchten K o