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259 www.doew.at – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Feindbilder, Wien 2015 (= Jahrbuch 2015) Josef Vogl Alexander Wienerberger – Fotograf des Holodomor Der Wiener Chemiker Alexander Wienerberger war eine schillernde Figur, die sich im Stän- destaat und in der NS-Zeit nicht unbedingt mit Ruhm bedeckte. Trotzdem lohnt es sich, sich mit seiner Person zu beschäftigen, weil seine Fotos der Hungertragödie in der Ukraine 1932–33 (uk- rainisch Holodomor, etwa: Vernichtung durch Hunger) zeitgeschichtlich bedeutsame Doku- mente darstellen und die Rekonstruktion der Umstände, unter denen diese Dokumente entstan- den sind, ein Beweis für die mitunter in Zweifel gezogene Echtheit der Fotos sind. Alexander Wienerberger wurde am 8. Dezember 1891 in Wien geboren. Sein Vater, der ebenfalls Alexander hieß, war jüdischer Herkunft und stamm- te aus Tótvárad (rumänisch Vărădia de Mureş) in Siebenbürgen. Alexander Wienerberger sen. war als Angestellter der Anker-Versicherung in Budapest und ab etwa 1881 in Wien bei der gleichen Firma tätig. Er konvertierte zum Katholizismus und ging um 1911 in Pension. Seine Frau war tschechischer Abstammung. Ob sie früh starb oder ob die Ehe geschieden wurde, ließ sich nicht feststellen. 1918 heiratete Alexander Wienerberger sen. in zweiter Ehe Anna Koller aus Heiligenblut (Bezirk Melk) und übersiedelte nach Winklarn im Bezirk Amstetten, wo er 1926 im Alter von 70 Jahren starb. Geschwister hatte Alexander Wienerberger jun. nur aus der zweiten Ehe seines Vaters. Als Alexander Wienerberger sen. in der Optionszeit seinen Anspruch auf die österreichische Staatsbürgerschaft anmelden wollte, wurde ihm diese ver- wehrt. Somit war nach damaliger Rechtslage auch sein Sohn staatenlos, was diesem jedoch nicht bewusst war, denn er lebte in Moskau, wo ihm die öster- reichische Gesandtschaft bereits 1921 einen Pass ausstellte, dessen Gültigkeits- dauer sie in der Folge auch verlängerte. Passfoto von Alexander Wienerberger, um 1927 Foto: Österreichisches Staatsarchiv

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Josef VoglAlexander Wienerberger – Fotografdes Holodomor

Der Wiener Chemiker Alexander Wienerberger war eine schillernde Figur, die sich im Stän-destaat und in der NS-Zeit nicht unbedingt mit Ruhm bedeckte. Trotzdem lohnt es sich, sich mit seiner Person zu beschäftigen, weil seine Fotos der Hungertragödie in der Ukraine 1932–33 (uk-rainisch Holodomor, etwa: Vernichtung durch Hunger) zeitgeschichtlich bedeutsame Doku-mente darstellen und die Rekonstruktion der Umstände, unter denen diese Dokumente entstan-den sind, ein Beweis für die mitunter in Zweifel gezogene Echtheit der Fotos sind.

Alexander Wienerberger wurde am 8. Dezember 1891 in Wien geboren. Sein Vater, der ebenfalls Alexander hieß, war jüdischer Herkunft und stamm-te aus Tótvárad (rumänisch Vărădia de Mureş) in Siebenbürgen. Alexander Wienerberger sen. war als Angestellter der Anker-Versicherung in Budapest und ab etwa 1881 in Wien bei der gleichen Firma tätig. Er konvertierte zum Katholizismus und ging um 1911 in Pension. Seine Frau war tschechischer Abstammung. Ob sie früh starb oder ob die Ehe geschieden wurde, ließ sich nicht feststellen. 1918 heiratete Alexander Wienerberger sen. in zweiter Ehe Anna Koller aus Heiligenblut (Bezirk Melk) und übersiedelte nach Winklarn im Bezirk Amstetten, wo er 1926 im Alter von 70 Jahren starb. Geschwister hatte Alexander Wienerberger jun. nur aus der zweiten Ehe seines Vaters.

Als Alexander Wienerberger sen. in der Optionszeit seinen Anspruch auf die österreichische Staatsbürgerschaft anmelden wollte, wurde ihm diese ver-wehrt. Somit war nach damaliger Rechtslage auch sein Sohn staatenlos, was diesem jedoch nicht bewusst war, denn er lebte in Moskau, wo ihm die öster-reichische Gesandtschaft bereits 1921 einen Pass ausstellte, dessen Gültigkeits-dauer sie in der Folge auch verlängerte.

Passfoto von Alexander Wienerberger, um 1927

Foto: Österreichisches Staatsarchiv

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Alexander Wienerberger jun. legte die Matura am K.K. Elisabeth-Gymna-sium Rainergasse 33 (Kriehubergasse 28) in Wien-Margareten ab. Vom Win-tersemester 1910/11 bis zum Sommersemester 1914 studierte er an der Phi-losophischen Fakultät der Universität Wien, wobei er in erster Linie Lehrver-anstaltungen aus Chemie belegte, davon viele bei dem bekannten Chemiker und Vorsitzenden des Vereins österreichischer Chemiker Rudolf Wegscheider. In den letzten beiden Semestern besuchte Wienerberger auch einige Vorlesun-gen aus Philosophie. Am 31. Juli 1914 erhielt er das Absolutorium, eine Art Abschlusszeugnis.1

Im Jahre 1912 war Alexander Wienerberger in ein Strafverfahren verwi-ckelt: Worum es sich bei „Handlungen und Unterlassung gegen die körperliche Sicherheit“ gehandelt hat, deretwegen er zu einer 48-stündigen Arreststrafe verurteilt wurde, wissen wir nicht.2 Als er am 8. Mai 1914 zur Musterung an-trat, wurde er trotz eines „mäßigen Blähhalses“ (Kropf) für tauglich befunden. Er sollte am 1. Oktober 1914 zu den Tiroler Kaiserjägern nach Innsbruck einrü-cken. Infolge der allgemeinen Mobilmachung begann seine militärische Lauf-bahn bereits am 29. August 1914. Anfang November wurde er von den Tiroler Kaiserjägern in das k.u.k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 in Wien überstellt. Ende 1914 wurde er zum Korporal befördert. Im Mai 1915 geriet er auf tschechischem Gebiet in russische Kriegsgefangenschaft.3

1917 konnte Wienerberger das Internierungslager in Ostsibirien verlassen. Er schlug sich nach Moskau durch, wo er zusammen mit anderen Kriegsge-fangenen, die sich ebenfalls bereits mehr oder weniger frei bewegen konnten, ein chemisches Laboratorium zur Herstellung von Saccharin und pharmazeu-tischen Produkten gründete. Offenbar verfügte er bereits damals über ausrei-chende Russischkenntnisse, wobei ihm sicher seine tschechische Mutterspra-che von Vorteil war. Auch in seinem Grundbuchblatt ist vermerkt, dass er neben Englisch und Französisch auch „Böhmisch“ in Wort und Schrift beherrschte.

Als Wienerberger im Herbst 1919 ohne Erlaubnis mit falschen Papieren über Estland nach Österreich zurückkehren wollte, wurde er in Pskov verhaf-tet und der Spionage für die Interventionsarmeen beschuldigt. Nach einigen Wochen gelang ihm jedoch die Flucht, er kehrte nach Moskau zurück und übernahm nun als Pächter die Farben-Fabrik, zu der das von ihm gegründete

1 Archiv der Universität Wien, Protokoll der Absolutorien und Abgangszeugnisse R 49.21, Nr. 7624.

2 Österreichisches Staatsarchiv, KA, GBBl. Wien 1891/Alexander Wienerberger, Karton 1348.

3 Ebenda.

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chemische Laboratorium inzwischen geworden war. Im Herbst 1923 wurde Wienerberger neuerlich mit der Begründung dubioser Vorgänge in der Fabrik verhaftet und zuerst in die Lubjanka (Gefängnis und Hauptquartier des NKVD in Moskau) eingeliefert, später in die Butyrka, ein anderes Gefängnis, verlegt. Nach etwa fünf Monaten wurde er am 14. April 1924 freigelassen.

Als nach dem Auslaufen der eher liberalen Wirtschaftspolitik der NÖP-Pe-riode4 um das Jahr 1927 eine selbständige unternehmerische Tätigkeit nicht mehr möglich war, übergab Wienerberger die Fabrik an den Staat. Er blieb aber als technischer Direktor im Unternehmen und stellte die Produktion auf Gala-lith um, einen auf Milch-Basis hergestellten Kunststoff.

Ab 1930 leitete Wienerberger im Auftrag des Unternehmens Sojuzplodo-ovošč’ die Errichtung einer Saccharinfabrik, im Jahr darauf für Mosširpotreb die Errichtung eines Laboratoriums. 1932 übernahm er die Position des tech-nischen Direktors einer Fabrik für plastische Massen in Ljubučany, einer Sied-lung im Süden des Moskauer Gebietes. Bald darauf zog er nach Char’kov, damals die Hauptstadt der Ukraine, wo er technischer Direktor eines Trusts für plastische Massen wurde. Schon 1933 übersiedelte er zurück nach Moskau, wo er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter im zentralen Laboratorium von Mostplastmass erhielt. Es ist nicht auszuschließen, dass Wienerberger sei-ne Karriere in der Sowjetunion gegenüber Legationsrat Alfred Schwinner von der österreichischen Gesandtschaft in Moskau nicht ganz vollständig darleg-te – hätte er sich als Experte für Sprengstoffe in sowjetischen Diensten prä-sentiert (worauf eine Bemerkung der Tochter Margot schließen lässt), wäre Schwinners spätere Empfehlung an den Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl vielleicht weniger enthusiastisch ausgefallen.5

Von seiner ersten Frau, der Ärztin Josefine Ronimois6, einer Baltendeut-schen aus Estland, ließ sich Wienerberger scheiden. Der Ehe entstammten zwei Kinder: Annemarie, die nach dem Abitur in Tallinn (Reval) 1937 nach Wien übersiedelte und Zahnärztin wurde, und Alexander, der bei einem Bergunfall ums Leben kam.

1927 unternahm Alexander Wienerberger eine Reise nach Österreich, von der er eine erheblich jüngere, jedoch nicht vollkommen gesunde Frau mitbrach-

4 NÖP (russisch NEP): Neue Ökonomische Politik. Wirtschaftspolitisches Konzept in der Sowjetunion der 1920er Jahre.

5 Österreichische Gesandtschaft Zl. 238/201 vom 18. 1. 1934. Salzburger Landesarchiv, Rehrl-Briefe 1934/1736, Karton 67. Für Hinweise auf das Salzburger Landesarchiv u. a. danke ich Dr.in Julia Köstenberger.

6 Für diesbezügliche Informationen (24. 2. 2014) danke ich Margaret Gabriel in München.

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te. Lilly Zimmermann war die Tochter des Schwechater Fabriksbesitzers Eugen Oskar Zimmermann. Im September 1928 besuchte Wienerberger Österreich abermals. Ohne ihren Mann reiste Lilly Wienerberger dann Anfang 1931 nach Wien, wo ihre Tochter Margot am 8. Februar 1931 geboren wurde; sie kehrte mit dem Kind nach wenigen Wochen nach Moskau zurück.

Nach Angaben seiner Tochter Margot wurde Ingenieur Wienerberger noch ein drittes Mal verhaftet und in der Folge gegen einen in Österreich inhaftierten Russen ausgetauscht.7 Aktenmäßigen Beleg gibt es dafür nicht, eher im Gegen-teil: Der österreichische Gesandte Heinrich Pacher teilte bereits am 14. Oktober 1933 seinem „lieben Freund und Vetter“ Theodor Hornbostel, damals Leiter der politischen Abteilung des Außenamtes, mit, Wienerberger werde im Dezember 1933 für 14 Tage nach Wien kommen, um dann nochmals für kurze Zeit nach Moskau zurückzukehren.8 Die Frau und die Tochter wurden angeblich des Lan-des verwiesen, sie reisten mit der Bahn aus und wurden an der Grenze von den sowjetischen Zöllnern total ausgeplündert. Die Darstellung Wienerbergers in seinen Memoiren weicht davon ab, demnach reiste er zusammen mit der Fami-lie mit der Bahn aus. Von einer Ausweisung seiner Person oder der gesamten Familie ist nicht die Rede.9

Die Familie traf Anfang 1934 in Österreich ein und ließ sich in Salzburg nieder, wo eine Schwester von Wienerbergers Frau lebte. In Wien konnte sie nicht auf Unterstützung von Verwandten rechnen, denn Wienerbergers Schwie-gervater Eugen Zimmermann war in der Weltwirtschaftskrise bankrottgegan-gen, sein Vater bereits 1926 verstorben. Wienerberger hatte in der Folge seine Stiefmutter Anna mit Geldsendungen aus Russland unterstützt und verspro-chen, die Schulden des Vaters zu übernehmen.10

In Salzburg bemühte sich Wienerberger um eine Anstellung im öffentlichen Dienst und sprach dazu zweimal beim Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl vor. Obwohl er sich, wie schon erwähnt, seine politische Unbedenklich-keit seitens der österreichischen Gesandtschaft in Moskau hatte bescheinigen lassen und Empfehlungen von Kardinal Innitzer, dem Salzburger Weihbischof Johannes Filzer und Kanonikus Leonhard Steinwender (der dann 1938–40 im

7 Alexander Wienerberger: His Daughter’s Memories, auf: http://samarajadepearce.files.wordpress.com/2013/05/plain-text-section1.pdf [abgerufen am 20. 10. 2013].

8 Österreichisches Staatsarchiv. AdR, NPA, Karton 399 (Mappe Personalia).9 Alexander Wienerberger, Hart auf hart. 15 Jahre Ingenieur in Sowjetrußland. Ein Tatsachen-

bericht, Salzburg 1939, S. 219.10 Heinz Trenczak stellte mir diesen Brief von Alexander Wienerberger an seine Stiefmutter

vom 31. Oktober 1926 zur Verfügung.

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KZ Buchenwald interniert war) vorweisen konnte, blieben seine Bemühungen ohne Erfolg.

Vorerst betätigte sich Wienerberger ohnehin auf einem anderen Gebiet. Er hielt zahlreiche Vorträge über seinen langjährigen Aufenthalt in der Sowjet-union, wobei ihm seine einzigartigen Fotos zupasskamen. Gesandter Pacher geriet im erwähnten vertraulichen Schreiben an Hornbostel geradezu ins Schwärmen: „[...] Schicke ich Dir einen Mann, der über einen Schatz von be-deutendem kulturgeschichtlichen Wert verfügt: 600 Leika-Aufnahmen aus den russischen Hungergebieten und von Dingen, die dem gewöhnlichen Russland-reisenden verschlossen bleiben. [...] Ein Material, das wohl noch nie in solcher Realistik photographisch erhascht und für die Mit- und Nachwelt festgehalten werden konnte. Einem anderen als Wienerberger, der seit der Kriegsgefangen-schaft in Russland gelebt hat und mit allen Schlichen vertraut ist, wäre ein solches Kunststück auch niemals gelungen.“11

Die Fotos ließ Pacher mittels diplomatischer Post im Oktober 1933 nach Österreich befördern, um sie nicht dem Risiko der Beschlagnahme durch „die gierigen Hände der GPU“ auszusetzen. Jedoch musste sich Wienerberger zuvor verpflichten,

1) die Verwertung der Bilder in erster Linie eventuellen österreichischen Interessen vorzubehalten;

2) sich bei der Verwertung an Weisungen der österreichischen Behörden zu halten;

3) bei der Verwertung im Ausland österreichische Interessen nicht zu schädigen (prinzipiell blieb Wienerbergers Verfügungsrecht gewahrt);

4) zu verschweigen, dass die Filme mittels Kurierpost über die Grenze gelangten.

Ganz im Sinne der politischen Ausrichtung der Vaterländischen Front schlug Pacher einen Weg vor, der zwar eine propagandistische Nutzung der Bilder erlaubte, jedoch „eine Distanzierung der amtlichen Stellen nach dem Worte ermöglicht: ‚Ich heiße Hase und weiß von gar nichts‘. Eine geeignete katholische oder heimwehrliche Stelle, die gerne nach so etwas greift, muss sich unschwer finden lassen“.12

Dem Leiter der politischen Abteilung im Außenamt, Hornbostel, war die Angelegenheit aber zu heikel, er befürchtete im Fall der Veröffentlichung der Bilder in Österreich „Unannehmlichkeiten mit Sowjet-Rußland“ wie Repres-

11 Österreichisches Staatsarchiv. AdR, NPA, GZ. 26053, 14. 10. 1933, Mappe Persona-lia/Wienerberger, Karton 399.

12 Ebenda.

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sionen gegen österreichische StaatsbürgerInnen in der UdSSR oder Handels-hemmnisse (obwohl der Umfang der bilateralen Handelsbeziehungen unbedeu-tend war). Er plädierte für eine Veröffentlichung im Ausland.13

Als nun Wienerberger im Frühjahr 1934 mit Sowjetunion-Vorträgen be-gann, wobei ihm die Fotos als Illustrationsmaterial dienten, erregte er das Interesse der Vaterländischen Front. Schon im August 1934 brachte die öster-reichische Einheitspartei eine 16-seitige Broschüre mit dem Titel „Rußland, wie es wirklich ist“14 auf den Markt. Texte und Bilder stammten von Alexander Wienerberger. Seine Urheberschaft wurde aber in der Publikation verschwie-gen – eigentlich eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme angesichts der öffent-lichen Vorträge Wienerbergers. Erwähnt wurde nur, dass der Verfasser fast 20 Jahre in Russland verbracht hat.

Damit hatte die Vaterländische Front die Absichten Hornbostels konterka-riert, der mit der erbosten Reaktion der sowjetischen Seite auf die Veröffentli-chung der Broschüre gerechnet hatte. Nach einem ersten Protest der Gesandt-schaft bei Hornbostel am 20. August 1934 richtete der sowjetische Gesandte Adol’f Markovič Petrovskij am 15. September eine Protestnote an Außenmi-nister Egon Berger-Waldenegg. Dass ausgerechnet die amtliche Nachrichten-stelle dem Wiener Büro der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS ein Exem-plar der Broschüre, „in der mittels lügenhafter und falscher Behauptungen Propaganda gegen die Sowjetunion getrieben“ werde, übermittelt hatte, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Petrovskij verlangte Maßnahmen gegen die „vom Standpunkt der internationalen Gepflogenheiten unzulässige Propaganda [...], die noch dazu auf offensichtlicher Lüge und Falsifikation“ beruhe.15

War die Broschüre der Vaterländischen Front vor allem dazu bestimmt, Sowjet-EnthusiastInnen in Arbeiterkreisen ein negatives Bild der sowjetischen Verhältnisse zu vermitteln, so wandte sich der Baltendeutsche Ewald Ammende mit seinem Buch „Muß Rußland hungern?“16 an eine formal eher gebildetere Leserschaft. Im Anhang enthielt das Buch 22 Fotos von Wienerberger. Sein Name wird auch in dieser Publikation verschwiegen. Ammende, der sich die Verwertungsrechte an den Wienerberger-Fotos rechtzeitig gesichert hatte, be-mühte sich im September 1935 in einem Brief an Hornbostel um die Zu-

13 Ebenda.14 Rußland, wie es wirklich ist!, hrsg. v. der Vaterländischen Front, für den Inhalt verantwort-

lich: Dr. Ferdinand Krawiec, Wien 1934, 16 S. 15 Österreichisches Staatsarchiv. AdR, NPA, GZ. 45433-13/1934 (22. 9. 1924), Karton 602.16 Dr. Ewald Ammende, Muß Rußland hungern? Menschen- und Völkerschicksale in der Sow-

jetunion, Wien 1935, XXIII, 355 Seiten. Mit 22 Abb.

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stimmung der österreichischen Regierung zur Veröffentlichung der Fotos.17 Ammende war der Gründer und Generalsekretär des „Europäischen Nationali-tätenkongresses“, der im Hintergrund vom Außenministerium in Berlin finan-ziert wurde. Bundeskanzler Schuschnigg wollte sich nicht vor den propagan-distischen Karren Berlins spannen lassen und drang auf eine Veröffentlichung des Buches im Ausland. Es war jedoch bereits zu spät, Ende November 1935 brachte der Braumüller-Verlag das Buch in Österreich heraus.18 Eine überaus positive Rezension des Buches in der christlich-sozialen Wiener Tageszeitung Reichspost19 sorgte für seine Verbreitung. Die sowjetische Gesandtschaft war um einen weiteren Protest nicht verlegen und bedauerte, dass Wien „zu einem Zentrum der antisowjetischen Propaganda geworden“ sei. Petrovskijs Nach-folger Ivan Leopol’dovič Lorenc forderte die „nötigen Maßnahmen“ gegen die Verbreitung des Buches und der Broschüre „Rußland, wie es wirklich ist“.20 Walter Adam, damals noch Generalsekretär der Vaterländischen Front, versi-cherte am 27. Jänner 1936 dem Bundeskanzleramt, dass die Broschüre nie im Buchhandel erschienen sei und keine Vorräte vorhanden seien, ja, dass er die weitere Verbreitung strikt verboten habe.21

Ewald Ammende war auch ehrenamtlicher Geschäftsführer des „Interkon-fessionellen und übernationalen Hilfswerkes seiner Eminenz des Kardinal Erzbischofs von Wien“, das von Kardinal Theodor Innitzer offiziell am 16. Ok-tober 1933 gegründet worden war. Wohl auf Ammendes Vermittlung gelangte Wienerberger zum Wiener Kardinal und durfte ihm ein Album mit 26 kommen-tierten Fotos („Die Hungertragödie in Südrussland. 1933“) überreichen, das im Wiener Diözesanmuseum – zusammen mit weiteren Fotos Wienerbergers zum gleichen Thema – aufbewahrt wird.22

In der Folge lebte Wienerberger mit seiner Familie in Salzburg und ar-beitete – da es trotz der prominenten Empfehlungen mit einer Anstellung im öffentlichen Dienst nicht klappte – als Versicherungsvertreter und Fotograf im Auftrag von Immobilienmaklern. Daneben versuchte er sich als Erfinder, er ex-

17 Österreichisches Staatsarchiv. AVA. Nachlässe Nl El 7222 (Hornbostel), Karton 5.18 Verena Moritz / Julia Köstenberger / Aleksandr Vatlin / Hannes Leidinger / Karin Moser,

Gegenwelten. Aspekte der österreichisch-sowjetischen Beziehungen 1918–1938, St. Pöl-ten [etc.] 2013, S. 353.

19 Muß Russland hungern?, in: Reichspost, Nr. 334, 3. 12. 1935, S. 2.20 Österreichisches Staatsarchiv. AdR, NPA, Mappe Russland I/1, GZ. 34455-13, Note der

Sowjetgesandtschaft Nr. 60, 15. 1. 1936, Karton 602.21 Ebenda.22 Dözesanarchiv Wien, Bischofsakten Innitzer, 11/6: Hilfsaktion für das hungernde Russland

(Ukraine) 1933–1937.

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perimentierte mit Methoden der Farbfotografie und versuchte löslichen Kaffee herzustellen, wozu ihm aber die Mittel fehlten.

1938 wollte Wienerberger der NSDAP beitreten. Da er kurz nach der Ehe-schließung seiner Eltern geboren war, behauptete er, sein in der Geburtsurkun-de genannter jüdischer Vater sei nicht sein biologischer Vater – ein häufig ver-suchtes Manöver, das von den NS-Behörden schnell durchschaut wurde.

Als er sich zum Dienst in der Vlasov-Armee (1944 mit Zustimmung Hitlers aufgestellte russische Freiwilligen-Armee, die gegen die Sowjetunion kämpfte) meldete, stellte die Herkunft kein Problem dar und Wienerberger wurde zum Verbindungsoffizier zur Deutschen Wehrmacht ernannt. Wie er nach Kriegs-ende dem Schicksal seiner an die Sowjetunion ausgelieferten Kameraden in der Russischen Befreiungsarmee (so lautete die Eigenbezeichnung dieser Trup-pe) entkam, ist unklar – jedenfalls kehrte Wienerberger einige Monate nach Kriegsende in Europa zu seiner Familie nach Salzburg zurück. Dort wurde er einige Wochen später vom amerikanischen Militär festgenommen und vorerst

Wienerbergers Fotoalbum, das er 1934 Kardinal Innitzer übergab

Foto: Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten Innitzer

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Fotos aus Wienerbergers Album, Char’kov 1933

Fotos: Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten Innitzer

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im Camp Marcus W. Orr (meist Internierungslager Glasenbach genannt; das Gebiet gehört heute zum Stadtgebiet Salzburg) interniert, später in ein amerika-nisches Gefängnis nach Deutschland verlegt. Nach Darstellung seiner Tochter Margot weigerte er sich, für amerikanische Geheimdienste tätig zu werden und wurde nur deshalb aus dem Gefängnis entlassen, weil es ihm gelang, religiösen Wahn vorzutäuschen.23 In der Folge gründete Wienerberger einen Gewerbe-betrieb zur Herstellung von Lacken und Möbelpolituren. Er starb am 5. Jänner 1955 in Salzburg.

Wienerbergers publizistische Tätigkeit (abgesehen von der erwähnten an-onym erschienenen Broschüre „Rußland, wie es wirklich ist“) begann, als er im November 1938 eine Artikelserie über seine „Abenteuer in Sowjetrussland“ im Salzburger Volksblatt begann.24 Es handelte sich dabei um einen auszugs-weisen Vorabdruck seiner Memoiren „Hart auf hart“. In der Vorbemerkung zu Beginn der Serie weist Wienerberger voller Stolz darauf hin, dass seine Sow-jetunion-Fotos die Antikomintern-Ausstellung und die Ausstellung „Der ewige Jude“ zieren.

Im darauf folgenden Jahr erschien (ebenfalls in Salzburg) Wienerbergers Erinnerungsbuch „Hart auf hart“ über seine in der Sowjetunion verbrachten Jahre. In der mit antisemitischen Ausfällen gespickten antikommunistischen Hetz- und Propagandaschrift kommen wesentliche Punkte von Wienerbergers Tätigkeit in der Sowjetunion nicht zur Sprache. Sein Privatleben wird komplett ausgeblendet. Das Buch enthält seine Fotos in größerer Anzahl.25 1942 er-schien dann in der populären Heftroman-Reihe „Spannende Geschichten“ des Bertelsmann-Verlages ein Auszug aus diesem Buch.26

Wienerbergers Bedeutung liegt in seiner Tätigkeit als Fotograf der Hunger-tragödie in der Ukraine. Seine mit einer Leica gemachten Fotos zum Holodo-mor der Jahre 1932–33 sind seit ihrer „Entdeckung“ um 2003 weit verbreitet und finden sich auf zahlreichen ukrainischen Webseiten. Etwa zwanzig Fotos im Kiever Holodomor-Museum27 stammen von Wienerberger. Wahrscheinlich war es der ukrainische Historiker Vasyl’ Ivanovič Maročko, der im erwähnten

23 Vgl. Wienerberger: His Daughter’s Memories.24 Salzburger Volksblatt, 25. 11. 1938 (Folge 222), S. 3. Fortsetzung am 26. 11. u. 28. 11.

1938.25 Vgl. Wienerberger, Hart auf hart.26 Alexander Wienerberger, Um eine Fuhre Salz im GPU-Keller. Erlebnisse eines deutschen

Ingenieurs in Sowjetrussland, mit Zeichnungen von Günther Büsemeyer, Gütersloh [1942], 32 S. [= Spannende Geschichten 123]

27 Національний музей „Меморіал пам’яті жертв голодоморів в Україні“ (http://memorialholodomors.org.ua).

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Buch von Ewald Ammende auf die einzigartigen Fotos stieß. Sie fanden Auf-nahme in den 2003 erschienenen umfangreichen Sammelband über die Hun-gersnot in der Ukraine der Jahre 1932–1933, der von der Ukrainischen Akade-mie der Wissenschaften herausgegeben wurde.28 Maročko verwendete die Bil-der dann auch in seiner im Jahr 2007 erschienenen Publikation über den Ho-lodomor.29 Wienerberger wird in den meisten Fällen korrekt als Urheber ge-nannt.

Von rund 100 Fotos zum Holodomor der Jahre 1932–33, die von Fachleu-ten als authentisch erachtet werden, stammt ein Drittel von Wienerberger. Die Rekonstruktion seiner Biografie könnte einen Beitrag zur Beweiskette für die Echtheit der Fotos leisten. Beispielsweise bezweifelt der Schriftsteller, Journa-list und ehemalige Abgeordnete zum ukrainischen Parlament Sergej Ivanovič Aksenenko die Echtheit von Wienerberger Fotos. Er gesteht ihm zu, dass er zufällig einen auf der Straße liegenden Toten fotografieren konnte, dass es ihm aber als Einzigem gelingen konnte, zahlreiche auf der Straße liegende Tote, an denen andere Leute teilnahmslos vorübergehen, zu fotografieren, erscheint ihm unmöglich. Wienerbergers Fotos sind daher seiner Ansicht nach „gefälscht, ge-stellt oder womöglich nicht alle in Char’kov, sondern im Ausland, aufgenom-men“.30

Wienerbergers Fotos werden heute nicht nur in der Ukraine, sondern auch in vielen anderen Ländern als Illustrationsmaterial zum Thema Holodomor ver-wendet – häufig ohne Namensnennung, fallweise mit verfälschtem Kommen-tar, fallweise aus durchsichtigen politischen Motiven retuschiert, wie das fol-gende Beispiel (S. 270) zeigt. Das retuschierte Foto stammt aus einer kanadi-schen Broschüre über den Holodomor, die eine Grußadresse des damaligen uk-rainischen Präsidenten Viktor Juščenko enthält. Als Fotograf ist „Winnerberger“ genannt.31

Auch das Online-Lexikon Wikipedia illustriert seine Beiträge zum Holo-domor in diversen Sprachen mit den Fotos Wienerbergers, ohne seinen Namen zu nennen.

Im März 2006 veranstaltete das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (eine Ab-teilung des Österreichischen Staatsarchivs) unter Verwendung der Fotos

28 Голод 1932–1933 років в Україні: причини та наслідки; відп. ред. В. М. Литвин; Нац. акад. наук України, Ін-т історії України, К.: Наукова думка, 2003, 888 S.

29 Василь Марочко: Голодомор 1932-33 рр., Kiev 2007, 64 S.30 Сергей Аксененко, Являются ли подлинными фотографии и кинохроника голодомора?,

auf: http://suzhdenia.ruspole.info/node/4788 [abgerufen am 17. 12. 2013].31 http://faminegenocide.com/Holodomor-Ukrainian%20Genocide.pdf [veröffentlicht um

2006; abgerufen am 7. 3. 2014].

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270 Josef Vogl

www.doew.at – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Feindbilder, Wien 2015(= Jahrbuch 2015)

271Alexander Wienerberger – Fotograf des Holodomor

www.doew.at – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Feindbilder, Wien 2015(= Jahrbuch 2015)

Foto aus Wienerbergers Album, Char’kov 1933, Originalaufnahme

Foto: Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten Innitzer

Retuschiertes Foto in einer kanadischen Broschüre (siehe Fußnote 31), das Tier im Hintergrund wurde entfernt

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270 Josef Vogl

www.doew.at – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Feindbilder, Wien 2015(= Jahrbuch 2015)

271Alexander Wienerberger – Fotograf des Holodomor

www.doew.at – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Feindbilder, Wien 2015(= Jahrbuch 2015)

Wienerbergers in Zusammenarbeit mit der Österreichisch-ukrainischen Gesell-schaft und der ukrainischen Botschaft eine Ausstellung unter dem Titel „Hun-gersnot in der Ukraine“. Die Wochenzeitung Die Furche brachte dazu einen mit einem Foto Wienerbergers illustrierten Beitrag – ohne den Fotografen zu erwähnen.32

In der Folge organisierte der Kulturmanager Franz Kirnbauer eine ähnli-che Ausstellung in Graz, für die er Wienerbergers Fotos von der Grazer Fo-tografin Sigrid Schönfelder restaurieren ließ. Auf der Basis von Schönfelders Material haben die österreichischen Filmemacher Heinz Trenczak und David Kranzelbinder einen Kurzfilm gedreht.

Im Canadian Museum for Human Rights (CMHR), das am 19. September 2014 in Winnipeg eröffnet wurde, sind ebenfalls Fotos von Wienerberger aus-gestellt.

Wienerbergers Fotos im Internet (Auswahl):

http://www.golodomor.kharkov.ua/33

Die der Publikation von Vasyl’ Maročko entnommenen Fotos sind korrekt Wienerberger zugeordnet; in anderen Fällen ist Wienerbergers Urheber-schaft nicht vermerkt.

http://www.archives.gov.ua/Sections/Famine/photos.php?1#photo34

23 Fotos von Wienerberger.

http://www.ua-today.com/modules/myarticles/article_storyid_5204.html35

Einige Fotos von Wienerberger, sein Name wird nicht genannt.

http://lit.govuadocs.com.ua/docs/14/index-10816.html36 2 Fotos von Wienerberger.

32 Sylvia M. Patsch, Völkermord verschwiegen. Eine Ausstellung in Wien erinnert an die ge-zielt herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine 1932/33, in: Die Furche, Nr. 9, 2. 3. 2006, S. 14.

33 Abgerufen am 28. 2. 2014.34 Abgerufen am 12. 12. 2013.35 Abgerufen am 17. 12. 2013.36 Abgerufen am 12. 12. 2013.

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272 Josef Vogl

www.doew.at – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Feindbilder, Wien 2015(= Jahrbuch 2015)

http://gazeta.ua/ru/articles/history-photo/_lyudi-umirali-pryamo-na-obochi-nah-uzhas-golodomora-glazami-avstrijskogo-inzhener/52700837

28 Fotos von Wienerberger.

http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article122152364/Stalins-brutalstes-Mordwerkzeug-war-der-Hunger.html38

Wienerberger-Fotos werden ohne Angabe des Fotografen genannt und fall-weise falschen Orten (Kiev) zugeordnet. Online-Ausgabe der Tageszeitung Die Welt (Hamburg/Berlin) vom 22. 11. 2013.

37 Abgerufen am 12. 12. 2013.38 Abgerufen am 11. 3. 2014.