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JAHRBUCH DAS KARRIEREHANDBUCH FÜR JURISTEN 2013/2014 ANDREAS CAHN (HRSG.)

JURAcon Jahrbuch 2013

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JURAcon Jahrbuch 2013

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  • JAHRBUCH D A s K A R R i e R e H A n D B U C H f R J U R i s t e n

    2013/2014

    An DR eA s CAH n ( H R sg.)

  • KEINE BEDENKENTRGER,SONDERN PROBLEMLSER

    KREATIVE STRATEGIEN GESUNDER PRAGMATISMUS

    UNTERNEHMERISCHER SPIRIT

    2012_12_11_Anzeige_juracon.indd 1 13.12.12 16:00

  • KEINE BEDENKENTRGER,SONDERN PROBLEMLSER

    KREATIVE STRATEGIEN GESUNDER PRAGMATISMUS

    UNTERNEHMERISCHER SPIRIT

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  • JAHRBUCH D A s K A R R i e R e H A n D B U C H f R J U R i s t e n

    2013/2014

    An DR eA s CAH n ( H R sg.)

  • in Kooperat ion mit :

    JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 Das Karr ierehandbuch fr Jur i s ten

  • Inhalt

    Gruwort 11Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Bundesministerin der Justiz

    Vorwort des Herausgebers 12Prof. Dr. Andreas Cahn Institute for Law and Finance Goethe-Universitt Frankfurt am Main

    Karrierethemen

    Echte (Berater-)Typen gesucht 14JUVE Verlag Kln

    Frh umworben, sehr begehrt 28Katrin Mingels Staufenbiel Institut

    Jurastudium zweite Wahl mit erstklassigen Chancen 32Ulla Kalbfleisch-Kottsieper Justizministerium Thringen

    Die Sache mit den groen Tieren 36Andrea J. Nienhaus Anwaltskanzlei Andrea J. Nienhaus

    Die Herausforderung, die richtige Entscheidung zu treffen 42Peter Neuberger und Simon Schmitt LL.M. hemmerconsulting

    Rechtliche Rahmen bedingungen der 1. juristischen Prfung 46Dr. Kristina Hillermann-Fischer Goethe-Universitt Frankfurt am Main

    Motivation fr ein Mammutprojekt 50Dr. Robert A. P. Glawe

    Moot Courts sind von gestern!? 52Steffen Hbner ELSA-Deutschland e. V.

    Alumni Botschafter, Brckenbauer, Begleiter 56Eberhard Kramer Prsident des Landgerichts Frankfurt am Main a. D. Vorsitzender der Alumni-Vereinigung des Fachbereichs Rechtswissenschaft Goethe-Universitt Frankfurt am Main

    Der Vielfalt auf die Sprnge helfen: Diversity-Programme in Wirtschaftskanzleien 60

    JUVE Verlag Kln

    Von Beruf Weltverbesserer 66Christina Petrick-Lhr Die Welt

    Europa ist fr die Menschen lngst ein selbstverstndlicher Teil ihres Lebens 72

    Nachgefragt Das JURAcon-Interview mit Matthias Petschke, Leiter der Vertretung der Europischen Kommission in der Bundesrepublik Deutschland

    inhaltsverzeichnis

    4 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

  • Inhalt

    Integriertes Talent-Management in einer globalen Unternehmens rechtsabteilung 76

    Niels Hartwig Siemens AG

    Der Bereich Anti-Korruption wchst 80Nachgefragt Das JURAcon-Interview mit Dr. Martin Wasmeier, Leiter des Referats Rechtsfragen im Office Europen de lutte anti-fraude

    BRF: Der erste offizielle Auftritt 86Constanze Gtz Bundesverband Rechtswissenschaftlicher Fachschaften e. V. (BRF)

    Personalarbeit 2.0 in einer Grokanzlei 90Nachgefragt Das JURAcon-Interview mit Dr. Thorsten Reinhard (Nrr) und Julian Zaich (Linklaters)

    Praxisbeitrge

    Foren, Blogs und Co. Pflichten bei Online-Publikationen 96Dr. Wolfgang Lent Verlag C.H. Beck

    Patentverletzungsverfahren in der Praxis 100Dr. Holger Gauss Grnecker Patent- und Rechtsanwlte

    Die Kraft unterschiedlicher Perspektiven 104Trinh Le The Boston Consulting Group

    Gesellschaftsrechtliche Aus einandersetzungen Vertretung und vorbeugende Beratung 106

    Dr. Holger Kierstein Menold Bezler Rechtsanwlte

    Das Steuerrecht in der sanierungsnahen Transaktionsberatung 110Dr. Gottfried E. Breuninger, Dr. Markus Ernst LL.M. und Benjamin Rapp Allen & Overy LLP

    Der Anwalt und die Technik 114Christian D. Esch LL.M. Graf von Westphalen

    Versicherungs- und Haftungsrecht: Graue Theorie? Bunte Praxis! 124Dr. Martin Alexander LL.M. und Ulrich Ruchatz LL.M. oec. BLD Bach Langheid Dallmayr

    Social Media stellen Unternehmen vor rechtliche Herausforderungen 127Dr. Jrgen Hartung, Georg Lecheler und Kathrin Vossen Oppenhoff & Partner

    5JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

  • Inhalt

    Der Rckkauf von Schuld verschreibungen einer brsennotierten Aktiengesellschaft 132

    Dr. Barnim von den Steinen SZA Schilling, Zutt & Anschtz Rechtsanwalts AG

    M&A Inside Out: Investments zwischen Europa und Asien 136Dr. Sebastian Daub und Chung-Hun Kim Linklaters LLP

    Arbeitsrecht in der inter nationalen Grokanzlei Best of both worlds 140

    Prof. Dr. Georg Annu und Matthew Devey Linklaters LLP

    erfahrungsberichte

    Das Einzige, was mich auf Dauer nicht langweilt, ist Anwalt 142Nachgefragt Das JURAcon-Interview mit Ralf Hcker

    Magister iuris in Helsinki Deutschland und Finnland im Recht verbinden 146

    Johannes Dannecker-Laurn

    NRW.BANK eine atypische Verwaltungsstation? 148Dr. Daniel Brzoza

    LL.M. in Nordengland: The Durham Difference 150Jan Kochta LL.M.

    Rechtsanwalt in einem der Big 4-Unternehmen 154Christoph Mohr

    Promotion und Teilzeitmodell in einer Grokanzlei 156Marco Mller

    Deutsch-chinesische Beziehungen: Praktikum in Peking 158Alexander Pyka LL.B.

    Stipendium mit Weitblick 162Sebastian Schnitzler LL.M.

    Jura studieren in Indien ein etwas anderer Auslands aufenthalt 164Andreas Schubert

    Study and Research im Herzen des Silicon Valley 166Peter R. Slowinski

    Von Projektfinanzierungen und Unternehmenssanierungen Anwaltsstation bei einer Grokanzlei 168

    Dr. Dirk H. Veldhoff

    6 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

  • Inhalt

    Ein Grenzgnger Erfahrungen eines polnischen Juristen in Deutschland 170

    Dr. Jacek Lehmann

    LL.M.-Studium an der Columbia Law School in New York 174Maria C. Schweinberger

    Postgraduale studiengnge und Lawschools

    Regulierung von Netzindustrien Aufgabe der Zukunft 176Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Jrgen Scker Freie Universitt Berlin

    LL.M. Finance in Frankfurt Institute for Law and Finance feiert zehn Jahre Exzellenz 178

    Shen-Dee Kobbelt Institute for Law and Finance

    LL.M.-Studiengang: Rechts gestaltung und Prozessfhrung 181Prof. Dr. Fritz Jost und Daniel Burchot Universitt Bielefeld

    LL.M. Wirtschaftsstrafrecht: Studiengang mit beruflicher Perspektive 184Dipl.-Jur. Michael Henke LL.M. Georg-August-Universitt Gttingen

    Masterstudiengang Steuer wissenschaften an der Universitt Osnabrck 186

    Dr. Oliver Rode LL.M. Freshfields Bruckhaus Deringer LLP

    Master of Business Law and Economic Law an der MLU 188Prof. Dr. Christian Tietje LL.M. Martin-Luther-Universitt Halle-Wittenberg

    ELPIS Programme Zwei Optionen fr Europa 190Prof. Dr. Bernd Oppermann Gottfried Wilhelm Leibniz Universitt Hannover

    Nottingham Law School 194Kay Wheat LL.M. Nottingham Law School

    LL.M. Studies at The Chinese University of Hong Kong 196Prof. Chao Xi The Chinese University of Hong Kong

    Register: Postgraduale studiengnge und Lawschools

    Postgraduale Studiengnge und Lawschools im berblick 198

    7JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

  • Inhalt

    Portrts potenzieller Arbeitgeber

    Allen & Overy 242

    ashurst 244

    Baker & McKenzie 246

    BCG 248

    BEITEN BURKHARDT 250

    Bird & Bird 252

    Buse Heberer Fromm 254

    Cleary Gottlieb 256

    CMS Hasche Sigle 258

    DLA PIPER 260

    Ernst & Young 262

    Flick Gocke Schaumburg 264

    Freshfields Bruckhaus Deringer 266

    FRIED FRANK 268

    Gleiss Lutz 270

    GRG 272

    Graf von Westphalen 274

    GSK STOCKMANN + KOLLEGEN 276

    HAVER & MAILNDER 278

    HEISSE KURSAWE EVERSHEDS 280

    HEUKING KHN LER WOJTEK 282

    Jones Day 284

    K&L GATES 286

    KIRKLAND & ELLIS INTERNATIONAL LLP 288

    LATHAM & WATKINS LLP 290

    Linklaters 292

    8 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

  • Inhalt

    Luther 294

    MAYER BROWN 296

    McDermott Will & Emery 298

    Menold Bezler 300

    Noerr 302

    NORTON ROSE 304

    OPPENHOFF & PARTNER 306

    PwC Legal 308

    RBS Legal 310

    RlfsPartner 312

    Shearman & Sterling LLP 314

    Simmons & Simmons 316

    Sullivan & Cromwell LLP 318

    SZA Schilling, Zutt & Anschtz 320

    TaylorWessing 322

    Weil 324

    WHITE & CASE 326

    Kanzleiregister: standorte nach PLZ

    Die aktuelle bersicht von knapp 500 Kanzleien 328Das Kanzleiregister sortiert nach Standorten untersttzt Sie bei Ihrer ersten Recherche nach mglichen Arbeitgebern.

    Impressum 348

    9JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

  • Willkommen beim Marktfhrer! Wir sind mit mehr als 100 Rechts-anwltinnen und Rechtsanwlten an fnf Standorten die fhrende deutsche Soziett fr Haftungs- und Versicherungsrecht.

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  • 11JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Gruwort

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    wenn ich sie hier als aktuelle oder ehemalige studentinnen und studenten der Rechtswissen-schaft anspreche, dann geht mein herzlicher gru an sie persnlich und an 99.133 Kom-militonen von ihnen. Das ist die Zahl derer, die im Wintersemester 2011/2012 an deutschen Hochschulen im fach Rechtswissenschaft eingeschrieben waren.

    fast 100.000 junge Akademiker und damit 4,2 Prozent aller studentinnen und studenten in Deutschland haben sich fr das studienfach Rechtswissenschaft entschieden Rang 3 aller studiengnge. nur BWL und Maschinenbau knnen noch mehr immatrikulierte vorweisen.

    Was bewirken diese Zahlen, wenn sie sie lesen?

    nun, sie sollten sie jedenfalls nicht verunsichern. Das studium der Rechtswissenschaft bietet eine breite akademische Ausbildung, die nicht zuletzt durch den universitren schwerpunkt genug Raum bietet, seinen ganz individuellen interessenbereich zu suchen und zu finden. nut-zen sie studium, Praktika, Auslandsaufenthalte oder Referendariat, um das Rechtsgebiet zu fin-den, an dem sie besonders viel spa haben dort werden sie mit ihren besonderen interessen und fhigkeiten dann auch einzigartig sein.

    Zur weiteren Beruhigung: im Jahr 2010 gab es in Deutschland 149.323 Anwlte sowie 25.657 Richter und staatsanwlte. eine groe Zahl an Kollegen nutzt die juristische Denk-schule darber hinaus in nicht-juristischen Bereichen, denn die rechtswissenschaftliche Ausbil-dung ist unverndert angesehen und Absolventen werden in vielen Berufen geschtzt. gerade als junge Juristin und junger Jurist sollten sie aber auch den Anspruch haben, sich in aktuelle Diskussionsprozesse einzubringen. Das ist es schlielich, was die ttigkeit als Jurist ausmacht: Antworten zu finden auf fragen, die sich, schon allein aufgrund der fortschreitenden gesell-schaftlichen und technischen entwicklung, immer neu stellen. Um das zu bewltigen, brau-chen wir viele gute Juristinnen und Juristen. Wir brauchen aber auch eine diskussionsfreudige, an den Problemen unserer Zeit interessierte Anwaltschaft und juristische Wissenschaft, an der sich nicht zuletzt auch die gesetzgebung orientieren kann.

    Ob wir das erreichen, ist keine frage von Zahlen, sondern von engagierten Persnlichkeiten. Daher mein Aufruf: Bringen sie sich ein, wo und wie immer sie mgen, aber bringen sie sich ein!

    ich wnsche ihnen, dass ihnen das mit freude an ihrer ttigkeit gelingt.

    sabine Leutheusser-schnarrenberger, MdB Bundesministerin der Justiz

    Wir brauchen eine an den Problemen unserer Zeit interessierte Anwaltschaft und juristische Wissenschaft

  • 12 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Vorwort

    sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

    das JURAcon-Jahrbuch geht in die 14. Ausgabe. Auch in diesem Jahr versorgt sie unser Karriere-handbuch fr Juristen wieder mit Karrierethemen ebenso wie mit Praxisbeitrgen sowie inter-views und erfahrungsberichten unterschiedlichster Art und aus unterschiedlichster feder.

    echte (Berater-)typen gesucht: trotz oder gerade wegen unerwnschter nebenwirkun-gen der bisherigen Ausbildung konstatiert der Branchenverlag JUVe dies gleich eingangs auf

    seite 14. Unterfttert wird der Beitrag von bersichten ber spin-offs ebenso wie mit informationen ber andere wichtige nderungen auf dem Kanzleimarkt. Daran anschlieend befasst sich Katrin Mingels vom staufenbiel-institut mit dem nach-wuchs als bestem Kapital von morgen: frh umworben, sehr begehrt, seite 28. Auf seite 80 wird nachgefragt: JURAcon interviewt Dr. Martin Wasmeier, den Leiter des Referats Rechts-fragen im eU-Betrugsbekmpfungsamt OLAf. seine these: Der Bereich Anti-Korruption wchst. Dass Karriere themen schon beim studentensprachrohr auftreten, davon zeugt BRf: Der erste offizielle Auftritt auf seite 86. Constanze gtz beschreibt darin den im Mai 2012 gegrndeten Bundesverband Rechts-

    wissenschaftlicher fach schaften e. V. gleichsam einen Bogen nach vorne markieren von dort aus Alumni Botschafter, Brckenbauer, Begleiter, deren Bedeutung eberhard Kramer als Vorsitzender des betreffenden Vereins des frankfurter fachbereichs Rechtswissenschaften ab seite 56 wrdigt.

    Wie ein stoseufzer aus der Praxis mutet dagegen Die sache mit den groen tieren an. tat-schlich beleuchtet Andrea nienhaus ab seite 36 einen Arbeitsalltag, der mit Kind und gegen die 70-stunden-Woche, mit minutengenauer Durchtaktung einerseits, aber Zeit zum segeln andererseits neugierig auf den realen Alltag einer selbststndigen Anwltin macht. Dass diese Praxis auch mit foren, Blogs und Co. Pflichten bei Online-Publikationen zu tun hat, ist klar. Aber auch hier liegt der teufel nach den Ausfhrungen von Rechtsanwalt und C.H. Beck-Buchlektor Dr. Wolfgang Lent ab seite 96 im Detail. Auf bestimmten Rechtsgebieten gehen Der Anwalt und die technik ohnehin eine besondere Verbindung ein, so im privaten Bau-recht. Lesen sie dazu mehr aus der feder des graf von Westphalen-fachanwalts Christian D. esch ab seite 114.

    Karrierewege im Recht

  • 13JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Die erfahrungsberichte in dieser Ausgabe starten mit einem interview (seite 142) mit dem Presserechtler Ralf Hcker, der unter anderem durch eine eigene fernsehshow bekannt wurde. sie reichen von finnland (von Johannes Dannecker- Laurn, ab seite 146) ber nord-england (von Jan Kochta, seite 150) bis ins indische Jodphur (von Andreas schubert, ab seite 164) und ins chinesische Peking (von Alexander Pyka, ab seite 158) und am ande-ren ende der Welt ins Us-amerikanische silicon Valley (von Peter R. slowinski, ab seite 166). thematisch decken sie die Anwaltsstation bei einer grokanzlei (von Dr. Dirk H. Veldhoff, ab seite 168) ebenso ab wie Promotion und teilzeitmodell daselbst (von Marco Mller, ab seite 156). thema Postgraduates: Hier kommt an mehreren stellen der schon in der letzten Ausgabe angesprochene Master of Laws oder LL.M zum tragen, so bei shen-Dee Kobbelt aus dem frankfurter iLf (ab seite 178), bei Prof. Dr. fritz Jost und Daniel Burchot aus der Universitt Bielefeld (ab seite 181) und bei Dipl.-Jur. Michael Henke, der ber die Universitt Osnabrck berichtet (ab seite 184). Zur Abrundung prsentieren Kay Wheat ab seite 194 die LL.M-Programme der nottingham Law school und Prof. Chao Xi die LL.M. studies at the Chinese University of Hong Kong ab seite 196 in englischer sprache.

    Auf all diesen literarischen Pfaden wnschen wir ihnen eine ebenso informative wie spannende Lektre!

    Prof. Dr. Andreas Cahn Herausgeber goethe-Universitt frankfurt am Main institute for Law and finance

    frankfurt am Main, im februar 2013

    Vorwort

    Karrierewege im Recht

  • 14 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    2012 war fr die deutschen Wirtschaftsanwlte und Juris-ten in den Konzernrechtsab-teilungen ein uerst ereignis-reiches Jahr. Es brachte ber-durchschnittlich viele Abspal-tungen etablierter Partner in eigene Kanzleien, Broerff-nungen, Neuanknfte interna-tionaler Kanzleien, aber auch erhebliche Wech-sel auf den Chefposten der Rechtsabteilungen. All diese Ereignisse werden sich schon bald posi-tiv fr die nchsten Juristengenerationen auswir-ken. Mehr Marktteilnehmer bringen mit hoher

    Wahrscheinlichkeit mehr Jobs fr junge Anwlte. Auerdem werden vor allem die Ausgrn-dungen aus den groen Wirt-schaftskanzleien ebenso wie internationale Kanzleien, die neu in den deutschen Bera-termarkt eintreten, weiter die

    hohen Gehlter zahlen, die sie aus ihren alten Sozietten oder aber Heimatlndern wie den USA oder Grobritannien gewhnt sind.

    DIe neUe AnwAltsGeneRAtIon Gravieren-de Marktvernderungen werfen allerdings fr die nachwachsende Juristengeneration immer auch erhebliche Fragen auf. Die Generation der heuti-gen Partner zwischen Mitte 40 und Mitte 50 etwa musste sich zur Zeit ihres Berufsanfangs mit einer massiven Liberalisierung und Internationalisierung des Anwaltsmarkts auseinandersetzen.

    Es ist kaum noch vorstellbar, aber noch vor 20 Jah-ren waren Sozietten mit Bros in mehreren Std-ten standesrechtlich umstritten. Bis vor etwas mehr als zehn Jahren durften Anwlte nur bei sol-chen Zivilgerichten auftreten, in deren Bezirk sie ihre Zulassung hatten. Die weitsichtigeren Anwl-te jener Generation trieben die Befreiung von sol-

    chen Fesseln voran. Viele von ihnen begrten ein moderneres Berufsverstndnis und die Chancen, die sich ihren Sozietten durch Fusionsangebote aus London oder den USA boten.

    Die jungen Juristen von heute sehen sich Struk-turen gegenber, die stark durch groe und sehr gut strukturierte Wirtschaftskanzleien geprgt sind. Viele Grokanzleien wollen sogar weiter wachsen. Sie haben die Rekrutierung der besten Nachwuchs-anwlte als wichtiges Ziel definiert und zahlen deshalb Gehlter im sechsstelligen Bereich (mehr unter: www.azur-online.de/geld). Sie bieten zudem ausgearbeitete Ausbildungsprogramme fr Associ-ates, Referendare und Praktikanten.

    DIlemmA DeR AUsbIlDUnG Aber die Konzen-tration auf eine mglichst strukturierte, fachliche Ausbildung kann unerwnschte Nebenwirkungen haben. Es ist nicht abwegig, dass Kanzleien ihre Associates manchmal zu sehr auf Stromlinienform trimmen und sie dadurch gedanklich und geschft-lich einengen. Denn gute Associates sollen team-orientiert arbeiten, sich international verzahnen, gleichzeitig gengsam sein, was die Mitbestim-mung angeht, und doch die Vision der Gesamt-kanzlei verinnerlichen.

    Genau an dieser Stelle zeigt sich ein Dilemma mit weitreichenden Folgen. Denn echte Anwaltsper-snlichkeiten unter vierzig tauchen nicht mehr so zahlreich auf wie noch vor einigen Jahren. Einer der Grnde: Viele Associates werden in ihren ersten

    Der deutsche Rechtsberatungsmarkt bietet Berufs anfngern wieder erstaunlich gute Chancen nicht fr 08/15-Berater, sondern fr echte Beraterpersnlichkeiten mit ecken und Kanten und vor allem mit Weitsicht ber ihre fachgrenzen hinaus. Aber solche bringen die Wirtschaftskanzleien und Rechtsabteilungen in den letzten Jahren immer seltener hervor.

    echte (Berater-)typen gesuchtJUVe Verlag Kln

  • 15JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    echte (berater-)typen gesucht

    Berufsjahren eng von einer sehr selbstbewussten Partnergeneration gefhrt. Diese Generation um die fnfzig fhlt sich zu Recht leistungsstark und hat gerade in den letzten Krisenjahren auch stets den Wert von erfahrenen Beratern des Grey-Hair-Typs betont. Dabei besteht aber das Risiko, dass die Kanzleien knftig weniger charismatische und leis-tungsstarke Beraterpersnlichkeiten hervorbringen, als die Branche sie braucht.

    FReIheIt UnD selbststnDIGKeIt

    Die Persnlichkeitsentwicklung setzt in einer bera-tenden und dienstleistenden Profession jedoch gerade voraus, dass die Juristen ber den Teller-rand blicken. Sie hngt zu einem guten Teil auer-dem von der gedanklichen und unternehmerischen Freiheit ab, sich Themen zu suchen und Nischen zu besetzen, die bisher keiner entdeckt hat ohne als Sonder-ling oder als bloer Produzent von Interessenkonflikten fr die Kanzlei zu gelten.

    Ein positives Beispiel aus dem Bereich Kartellbugeldverfahren verdeutlicht dies auf eindring-liche Weise: Htte Freshfields Bruckhaus Deringer es in den 1990er Jahren einem jungen Kartellrechtsspezialisten unter-sagt, sich gegen die Mainstream-Ausrichtung der Fusionskontrollberatung zu stellen und sich auf das Gebiet der Kartellbugeldverfahren auszurich-ten, htte die Kanzlei heute in dem inzwischen riesigen Thema wohl kaum einen so deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz.

    Auch bei den inzwischen zahlreichen Spin-offs finden sich positive Beispiele: 2013 etwa ent-schieden sich zwei leistungsstarke, junge Partner, denen bei Shearman & Sterling alle Wege offen-standen, fr den Wechsel in eine kleinere Kanzlei

    um auf einer neuen Plattform selbstbestimm-ter als bisher und auf eigenes Risiko zu arbeiten. Auch anderen Anwlten in zahlreichen Associate-Spin-offs drften ihre frheren Kanzleien ange-sichts der erfolgreichen Positionierung durchaus hinterhertrauern.

    lAnGFRIstIG eRFolGReIch Kanzleien mssen sich daher die Frage gefallen lassen, ob Associates in den engen Strukturen ihrer Ausbildung ein hin-reichendes Gefhl fr den Wert ihrer Arbeit fr den Mandanten bekommen. Meist sind die Lehrjahre der Junganwlte durch eher punktuellen Mandan-tenkontakt und die Gewissheit gekennzeichnet, dass sich fr die allermeisten keine langfristige Kar-riere in ihrer Ausbildungskanzlei ergibt. Kleinere Kanzleien berichten regelmig davon, dass Asso-

    ciate-Bewerber aus greren Kanzleien nur wenig Gespr dafr haben, was es heit, von Mandan-ten mehrere hundert Euro fr eine Stunde geleis-teter Arbeit zu erwarten. Sie htten zudem wenig Erfahrung damit, tragfhige Mandantenbeziehun-gen aufzubauen.

    Frei nach dem Motto Jeder ist seines Glckes Schmied werden Junganwlte trotz der hervor-ragenden Ausbildungsprogramme, die die meisten Wirtschaftskanzleien und Rechtsabteilungen heute anbieten, zuknftig darauf achten mssen, sich

    Kanzleien mssen sich die Frage gefallen lassen, ob Associates

    in den engen Strukturen ihrer Ausbildung ein hinreichendes Gefhl

    fr den Wert ihrer Arbeit fr den Mandanten bekommen.

  • 16 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    im Job, vor allem aber jenseits der Arbeitswirklich-keit zu vielseitigen Persnlichkeiten zu entwickeln. Nur so werden sie langfristig mit Erfolg als Anwlte bestehen knnen.

    Arbeitgeber fr den Berufseinstieg gibt es, gute oder befriedigende Noten vorausgesetzt, derzeit massenhaft. Und auch die spannenden Mandate scheinen den deutschen Wirtschaftsanwlten nicht auszugehen im Gegenteil.

    AUFseheneRReGenDeR PRozess Das vielleicht umstrittenste Mandat brachte 2011 und 2012 die Top-Kanzlei Gleiss Lutz in die Schlagzeilen. Der Auftritt ihrer transaktionsbeteiligten Partner vor dem EnBW-Untersuchungsausschuss des baden- wrttembergischen Landtags im Zuge der Aufar-beitung der Affre um den Rckkauf der EnBW-Anteile zhlte sicherlich zu den denkwrdigsten Ereignissen des vergangenen Jahres.

    Dass die Wirtschaftsanwlte hierzulande erleben wrden, wie eine der fhrenden Kanzleien der-art unter Druck gert, wie es im Zusammenhang mit der Aufar-beitung dieses Deals geschieht, htte zuvor niemand fr mg-lich gehalten. Doch nachdem der baden-wrttembergische Verfas-sungsgerichtshof Versumnis-se bei der Transaktion monierte, prft das Land Schadensersatz-ansprche gegen Gleiss Lutz. So schockiert waren zunchst selbst viele ihrer engsten Konkurrenten, dass die Landesregierung nur mit Mhe und Not Anwlte fand, um die Rolle der angesehenen Kanz-lei juristisch zu begutachten.

    Die Aussagen der Gleiss-Anwlte vor dem EnBW-Untersuchungsausschuss des Landtags im April 2012 brachten viele Details zutage und wurden

    von Beobachtern als hchst seris gelobt. Doch das zerstrittene politische Umfeld, heftige Schuldzuwei-sungen und ein heikles Schiedsverfahren um eine mgliche Rckabwicklung des Kaufs der EnBW-Anteile zeigen, dass der Streit noch lngst nicht beendet ist.

    neUe heRAUsFoRDeRUnGen Hier zeigt sich eine grundlegende Entwicklung: Seit der Finanzkri-se sind Mandanten eher bereit, Konflikte ffentlich auszutragen. Sie schonen dabei auch ihre Berater nicht mehr. Clifford Chance wurde in einem ffent-lich gewordenen Streit um einen mglichen Inter-essenkonflikt gezwungen, ein Prozessmandat der Hypovereinsbank niederzulegen. Ein weiteres Bei-spiel ist die Offensive der Deutschen Bahn gegen Unternehmen wie ThyssenKrupp bei der Geltend-machung von Kartellschadensersatz.

    Wie volatil die Marktstimmung im mittlerwei-le fnften Jahr nach der Lehman-Brothers-Insol-venz noch immer ist, zeigt auch ein ganz ande-res, aber ebenso einschneidendes Ereignis: Mit

    Dewey & LeBoeuf rutschte nach Howrey erneut eine angesehene US-stmmige Kanzlei in die Insolvenz. Der Untergang der Kanzlei zeigt, dass die Herausforderungen an das Management sol-cher Grokanzleien immens sind, die Folgen fr die einzelnen Anwlte bei einem Scheitern dramatisch. Und weil die Herausforderungen an

    Arbeitgeber fr den Berufseinstieg gibt es derzeit massenhaft. Und auch die

    spannenden Mandate scheinen den deutschen Wirtschaftsanwlten

    nicht auszugehen.

  • 17JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    echte (berater-)typen gesucht

    die Wirtschaftseinheit Anwaltskanzlei inzwischen gro sind, ist diese auch nicht mehr vor einem Scheitern sicher. Die Insolvenz einer Wirtschafts-kanzlei schien lange undenkbar.

    neUe schRFe An DeR mARKtsPItze Es ist besonders augenfllig, wie sehr die Gruppe der marktfhrenden Kanzleien aus Freshfields Bruck-haus Deringer, Hengeler Mueller und Linklaters hierzulande unterschiedliche Antworten auf die aktuellen Marktvernderungen finden. Die Markt-spitze entwickelte sich noch nie in so unterschied-liche Richtungen wie 2012. Auch daran zeigt sich der steigende Druck in einem stark vernderten wirtschaftlichen Umfeld. Wie sich die Krfteverhlt-nisse hier in der Zukunft entwickeln und welche Strategien aufgehen, wird groe Wirkung auf den Rest des Anwaltsmarkts haben.

    Freshfields Bruckhaus Deringer nutzt zuletzt ihre internationale Vernetzung als Motor fr die deut-sche Praxis. Anwlte aus Mergers & Acquisitions (M&A) und Private Equity bis hin zu Litigation und ffentlichem Recht wurden noch mehr als bisher fr namhafte Mandanten ber die deutschen Gren-zen hinaus aktiv etwa fr die griechische Regie-rung bei der Privatisierung der Hfen. Das neue Bro am immer bedeutsameren Schiedsstandort Singapur untersttzt die wachsende Rolle bei Inves-titionsstreitigkeiten. Neu ist die Selbstsicherheit, mit der in diesem Zusammenhang deutsche Part-ner bei mageblichen Mandaten im internationa-len Umfeld auftreten und immer fter als Koor-dinatoren wirken. Weil sich dieser Trend auch bei anderen Sozietten zeigt, knnen sich die nchs-ten Anwaltsgenerationen aus Deutschland in einem global wachsenden Rechtsberatungsgeschft guter Startpositionen sicher sein vorausgesetzt, sie sind international ausgebildet und vernetzt und bringen zustzlich exzellente interkulturelle und sprachliche Fertigkeiten mit.

    Hengeler Mueller konzentriert sich anders als Fresh-fields weiter auf ihre traditionelle gesellschafts-rechtliche Exzellenz, entwickelt aber darber hin-aus eine marktfhrende Prozesspraxis. Hengeler zeichnet sich gerade dadurch als fhrende Kanzlei aus, dass ihr Prozessteam Markttrends frhzeitig sprt und sofort wichtige Akzente setzt. Ein Frank-furter Partner initiierte eine strkere Abstimmung der Anwlte mit Prozesserfahrung und rckte das Thema Litigation in der gesamten Partnerschaft ins Rampenlicht. Inzwischen verwenden namhafte Dsseldorfer Corporate-Partner viel Zeit auf Organ-haftungsklagen. Das Ergebnis: Praktisch keines der marktprgenden Verfahren in Deutschland lief die-ses Jahr ohne Hengeler-Beteiligung ab.

    wAchstUmsthemA PRozesse Die Prozess-ttigkeit in groen wirtschaftlichen Komplexen ist nach wie vor das Wachstumsthema Nummer 1 fr deutsche Wirtschaftskanzleien. Es wird wenigstens mittelfristig, vermutlich sogar langfristig dem juris-tischen Nachwuchs hierzulande viel und vor allem spannende Arbeit bescheren.

    Mit der althergebrachten Vorstellung von der Pro-zessarbeit hat das aktuelle Litigation-Geschft aller-dings nur noch wenig gemein. Vielmehr bestim-men sehr groe Prozesskomplexe das Gesche-hen, in denen es neben der fachlichen Arbeit auch um eine koordinierte Argumentation gegenber Gerichten in verschiedenen Lndern oder einer gr-eren Gruppe von Klagegegnern geht.

    Zudem zeigt sich etwa bei der demnchst begin-nenden Musterklage gegen die Hypo Real Estate auch eine andere Qualitt von Klgern. Anleger-klagen sind nicht mehr blo Massenverfahren mit einer Vielzahl von Kleinanlegern. Zunehmend machen auch Pensions- und Staatsfonds Ansprche geltend was zudem die Klagevolumen hochtreibt. Solche Mandate erfordern eine Teamgre, die auch Grokanzleien nicht ohne Weiteres stemmen

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    echte (berater-)typen gesucht

    knnen. Latham & Watkins oder Clifford Chance beispielsweise arbeiten daher mit eigens fr solche Projekte eingestellten Juristen zusammen.

    neUe oPtIonen FR beweRbeR Das steigende Prozessgeschft in Deutschland zieht zudem neue internationale Kanzleien an. Auch hiervon profi-tieren Bewerber in den kommenden Jahren. Denn diese Kanzleien schaffen weitere Jobs und ver-schrfen zustzlich den Wettbewerb der Kanzleien um den Nachwuchs, zumal sie meist hohe Associa-te-Gehlter aus den USA gewohnt sind. Bekannt ist etwa, dass die britische Kanzlei Herbert Smith eine der europaweit anerkanntesten Litigation-Kanzlei-en und bisherige Gleiss-Lutz-Gefhrtin 2013 in Deutschland erffnen will. Die hchst anerkann-te US-Prozesskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan grndete jngst in Hamburg ihr zweites deutsches Bro und wuchs schnell von 9 auf 24 Anwlte.

    Die Kanzlei setzt ebenso wie Hengeler auf das steigende Geschft mit groen Patentprozes-sen. Denn wie die weltweiten Prozesskomple-xe von Apple, Samsung, Google und Microsoft um Mobilfunk- und andere wertvolle Patente zei-gen, setzen Unternehmen Prozesse auch als Mit-tel in Wettbewerbssituationen ein. Oft geht es um nicht weniger als das Geschftsmodell eines Unternehmens selbst. Patentprozessspezialisten zhlen wenig berraschend inzwischen zu den Top-Verdienern unter den Anwlten. Das Henge-ler-Patentteam kann daher lngst umsatzmig mit den Transaktionsanwlten der Kanzlei mithal-ten. Und wie das Hengeler-Team haben auch die meisten deutschen Patentteams Bedarf an weite-ren Anwlten.

    Linklaters, die den Markt mit der Energie ihrer nach vorne preschenden Corporate-Praxis noch immer berrascht, ringt wohl am strksten von allen drei Marktfhrern um ihre Rolle. Denn das Rezept,

    mit dem die Kanzlei sich als dritte Kraft in das lange Jahre whrende Duopol aus Freshfields und Hengeler eingehebelt hat, basiert auf einem konse-quenten Fokus auf die Beratung zu hochkartigem M&A und Gesellschaftsrecht. Auch Clifford Chance oder Gleiss Lutz haben ihre Aufstellung in den letz-ten Jahren massiv verbessert. Clifford Chance gilt als Pionierin der branchenfokussierten statt rein fachbezogenen Beratung. Gleiss Lutz etablierte in uerst beeindruckender Weise eine starke junge Partnerriege.

    Doch Linklaters gelang es als einziger Kanzlei unter den Angreifern, den beiden Konkurrentinnen Hen-geler und Freshfields in den letzten fnf Jahren signifikante Marktanteile streitig zu machen. Ihre Corporate-Praxis sucht wie viele andere auch wie-der eine grere Anzahl an jngeren Mitarbeitern. Allerdings hat das Corporate-Geschft noch immer nicht zu seiner vor der Wirtschaftskrise gewohn-ten Strke zurckgefunden und die Teams bleiben deutlich kleiner als noch 2007.

    DeUtschlAnDs neUe AttRAKtIVItt Deutschland ist attraktiv jedenfalls aus Sicht zahl-reicher internationaler Kanzleien, die einen Teil vom hiesigen Kuchen abhaben wollen. Es ist kein Zufall, dass etwa britische Sozietten wie Berwin Leighton und Pinsent Masons Bros in Deutsch-land erffnen oder Herbert Smith nach der gels-ten Verbindung mit Gleiss Lutz intensiv nach geeigneten und wechselwilligen Anwlten fr ihr deutsches Startteam sucht. Die krnkelnde briti-sche Wirtschaft zwingt die City-Kanzleien, sich strker als globale Player zu definieren, und anders als in der Vergangenheit spielt dabei Deutschland aufgrund seiner stabilen, exportorientierten Wirt-schaft eine wichtige Rolle.

    Und Deutschland weckt zustzliche Begehrlichkei-ten: Die sprunghaft gestiegene Investitionslust asi-atischer Unternehmen ist unbersehbar. Eine nie

  • 20 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    dagewesene Zahl insbesondere chinesischer Inves-toren haben sich bei deutschen Industrieunterneh-men eingekauft, wie etwa beim Erwerb von Putz-meister durch den Baumaschinenhersteller Sany Heavy Industry.

    neUeRFFnUnGen In DeUtschlAnD

    Die neue Attraktivitt des deutschen Beratungs-markts geht auch an den internationalen Kanzlei-en nicht vorbei, die schon lnger in Deutschland aktiv sind. Sie werden aufgrund der wirtschaft-lich guten Lage mutiger und investieren wie etwa McDermott Will & Emery in ihre deutschen Bros. Die US-Kanzlei ist seit zehn Jahren in Mnchen und Dsseldorf mit einer vorsichtigen Wachstums-politik aktiv. 2012 erffnete sie in Frankfurt ihr drittes deutsches Bro. Die Gelegenheit dazu war gnstig, als einige anerkannte Anwlte aufgrund der Dewey-Insolvenz auf dem Markt waren. Das Bekenntnis der US-Mutter zu Europa und vor allem zu Deutschland spielte aber eine ebenso wichtige Rolle.

    Am Jahresende war schlielich die Liste von Kanz-leien lang, die neue Bros in deutschen Grostd-ten erffneten. Wichtige Beispiele, die damit einen zunehmenden Einstellungsbedarf an jungen Mitar-beitern signalisieren, sind Jones Day, Quinn Emanu-el, Osborne Clark oder Ogletree. Mit solchen Bro-erffnungen und vielen weiteren Spin-offs steigt nicht nur das Angebot fr den Nachwuchs vor Ort, sondern inzwischen auch die Qual der Wahl. Das Angebot aus groen Sozietten und kleinen spezi-alisierten Kanzleien ist inzwischen so vielfltig, dass es dem Einzelnen schwerfallen kann, die bersicht zu behalten.

    mAssIVe PeRsonelle nDeRUnGen Erheb-liche Vernderungen im Kanzleimarkt sind die Anwlte hierzulande seit der Aufhebung der berufs stndischen Einschrnkungen Ende der 1990er Jahre gewhnt. Doch so massive perso-

    nelle Vernderungen in den Fhrungsetagen der deutschen Unternehmensjuristen wie 2012 haben selbst die erfahrensten unter ihnen noch nicht erlebt. Zuletzt gab es in Rechtsabteilungen deutscher Unternehmen eine wahre Wechselwel-le der Chefjuristen, darunter die der Chefjuris-ten bei Thyssen Krupp, Linde oder Axel Springer sowie die Rechtsvorstandsposition bei der Deut-schen Telekom, die alle mit Kandidaten besetzt wurden, die auch vorher schon General Counsel in anderen Unternehmen waren. Besonderes Aufse-hen erlangte jedoch eine Personalie bei der Deut-schen Bank: Den Chefsessel ihrer Rechtsabteilung bernahm ein etablierter Bank- und Kapitalmarkt-rechtler von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton und damit ein Externer. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ehemalige Ashurst- beziehungsweise Clif-ford-Partner bei der Deutschen Telekom, General Electric oder Metro an die Spitze von Rechtsabtei-lungen rckten.

    neUe mAnAGementQUAlItten Ganz offen-bar ist bei vielen Unternehmen in Bezug auf ihre Rechtsabteilungen eine neue ra angebrochen: Viel mehr als die rein juristischen Fhigkeiten spie-len nun auch Managementqualitten eine zentrale Rolle. General Counsels mssen neuerdings Ent-scheider sein, die wie Unternehmer und damit fr das Unternehmen denken. Es ist kein Zufall, dass hufiger als frher General Counsels in den Vor-stand berufen wurden. Nach Fresenius, der Deut-schen Telekom und Sky war das im letzten Jahr bei-spielsweise bei ProSiebenSat.1 der Fall. Die fhren-den Kpfe in Rechtsabteilungen haben dadurch ein ganz neues Selbstbewusstsein entwickelt zu Recht und mit Folgen. Die neuen Chefs wer-den Vernderungen vornehmen. Die Bedeutung ihrer Abteilungen in den Unternehmen wird stei-gen. Sie werden weiter wachsen und mssen dazu ihre Angebote an die jungen Juristen verbessern, um gegenber den groen Wirtschaftskanzleien im Wettbewerb um den Nachwuchs konkurrenzfhig

  • 21JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    echte (berater-)typen gesucht

    zu bleiben. Zuknftige Generationen von Inhouse-Juristen werden aber auch mit anspruchsvolleren Aufgaben als bisher betraut werden. Sie mssen mehr leisten auch in Bezug auf die Arbeitszeit. Ihnen stehen in den Unternehmen dafr bessere Karrieren offen, immer hufiger bis in die obers-ten Entscheidungsetagen. In diese berufen die Vor-standsvorsitzenden der Konzerne aber niemals juris-tische Mainstream-Berater, sondern stets charisma-tische Persnlichkeiten.

    DIe wIchtIGsten eReIGnIsse Im DeUtschen KAnzleImARKt 2012

    Broerffnungen

    pp 01/12 Die US-Kanzlei Dechert grndet ein Bro in Frankfurt mit Quereinsteigern von WTS Legal bzw. Mayer Brown. In Kln erffnet PwC Legal ein weiteres Bro mit einem Corporate-Anwalt von DLA Piper.

    pp 02/12 Jones Day erffnet in Dsseldorf ihr drittes Deutschland-Bro mit eigenen Anwlten aus Mnchen und Frankfurt.

    pp 04/12 Ebenfalls in Dsseldorf erffnet Graf von Westphalen ein Bro mit einem Associate von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton.

    pp 05/12 Die US-Litigation-Kanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan startet mit einem zehnkpfigen Allen & Overy-Team ihr zweites Deutschland-Bro in Hamburg.

    pp 06/12 Pinsent Masons erffnet ihren ersten deutschen Standort in Mnchen mit Querein-steigern aus den Kanzleien v. Boetticher Hasse Lohmann, Luther und MLawGroup. Und in Frankfurt ist die bayerische Kanzlei Sonntag & Partner durch den Zugang eines Steuer- und Sportrechtsexperten von Arnecke Siebold knf-tig auch am Main vertreten.

    pp 07/12 Die Klner Kanzlei Khler & Klett startet mit einem Ex-Partner von Noerr in Mnchen.

    pp 10/12 Die US-Boutique fr Arbeitsrecht Ogletree Deakins startet mit Salans-Team in Berlin. Die Klner Kanzlei Oppenhoff erff-net mit Sidley Austin-Partner ihr zweites Bro in Frankfurt. In Hamburg geht Osborne Clarke mit einem sechskpfigen Team an den Start.

    Spin-offs

    pp 01/12 Zum Jahreswechsel geht in Mnchen die Intellectual Property (IP)-Boutique Ampersand an den Start. Ihre Grndungspartner kommen von Heisse Kursawe, THK Krger. Ebenfalls in der Isarmetropole wird die Kanzlei KSLex von einem Gesellschaftsrechts-Partner von Heisse Kursawe Eversheds und einem IP-Anwalt gegrndet. Anfang Januar machen sich zudem zwei SJ-Berwin-Partner zusammen mit einem Associate als Steuerboutique Taxess selbststndig.

    pp 03/12 Berlin: Zwei renommierte Partner von Grg bzw. Lindenpartners grnden in der Hauptstadt die Kanzlei Giesen Heidbrink im Gesellschafts- und Schiedsrecht. In der NRW-Landeshauptstadt Dsseldorf grndet der langjhrige Taylor-Wessing-Partner Alexander Haudan seine eigene IP-Kanzlei.

    pp 04/12 Drei Corporate-Anwlte von Milbank Tweed Hadley & McCloy sowie ein Steuerrecht-ler von Dissmann starten in Mnchen als GLNS.

    pp 05/12 Das komplette sechskpfige Frankfurter Arbeitsrechtsteam verlsst Freshfields Bruckhaus Deringer und macht sich als Schweibert Lemann & Partner selbststndig. Zwei Principal Associates von Freshfields Bruckhaus Deringer gehen in Dsseldorf unter der Firmie-rung Kind & Drews eigene Wege im Kapital-anlage- und Steuerrecht.

  • 22 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    pp 06/12 Vom Hauptstadtbro von Hecker Werner Himmelreich spaltet sich ein groes Team ab und grndet die Spezialkanzlei fr Bau- und Immobilienrecht Stassen. In Hamburg geht die Strafrechts-Boutique Langrock Vo & Soyka an den Start. Ihr gehren zwei Gleiss-Lutz- Associates sowie die Partner der Kanz-lei Samson & Langrock an, darunter auch der bekannte Prof. Dr. Erich Samson.

    pp 11/12 Der bekannte Dsseldorfer Corporate- Partner Thomas Austmann verlsst Allen & Overy zusammen mit fnf weiteren Anwlten und grndet seine eigene Kanzlei. In Bonn macht sich der erfahrene Kartellrechtler von Latham & Watkins, Prof. Dr. Andreas Weitbrecht, unter eigenem Namen selbststndig.

    Fusionen und Trennungen

    pp 01/12 Die multidisziplinre Kanzlei SNP gewinnt neue Bros in Frankfurt und Dresden durch Fusion mit Kanzleien vor Ort hinzu.

    pp 02/12 Die norddeutsche Kanzlei Koch Staats Kickler Schramm & Partner und die Medizin-rechtsboutique Bonvie Hennings & Partner treten knftig in Hamburg und Kiel gemeinsam als CausaConsilio auf.

    pp 03/12 Zusammenschluss auf Raten: Ashurst und die australische Kanzlei Blake Dawson fhren ihre Geschfte in Asien unter der Marke Ashurst zusammen ein erster Schritt hin zur voraussichtlichen Fusion 2014. In Stuttgart schliet sich Heussen mit Wahlert zusammen und vergrert damit ihre Prsenz vor Ort auf mehr als 20 Berufstrger.

    pp 07/12 Aus der Medizinrechtskanzlei Dr. Rehborn gehen insgesamt sechs neue Sozietten hervor.

    pp 08/12 Die fnftgrte deutsche Wirtschaftspr-fungsgesellschaft BDO ruft den eigenen Rechts-

    beratungsarm BDO Legal ins Leben. Den Kern der Einheit stellt der bisherige Kooperations-partner Dres. Lauter Otte & Knorr.

    pp 11/12 Als letzte groe WP-Gesellschaft grndet Deloitte einen eigenen Rechtsberatungsarm durch den Zusammenschluss mit ihrem bisheri-gen Kooperationspartner Raupach. In die Liste der nach Berufstrgern weltweit zehn gr-ten Kanzleien rckt 2013 ein neuer Name auf: Unter der Marke Dentons Salans FMC SNR Denton wollen sich Salans, Fraser Milner Cas-grain sowie SNR Denton zusammenschlieen, wenn ihre Partner dem Vorhaben zustimmen. Die zweite Megafusion des Monats beschlieen Norton Rose und Fulbright & Jaworski. Zum Juni 2013 wird Norton Rose Fulbright mit 3.800 Anwlten weltweit ebenfalls zu den zehn grten Sozietten gehren.

    Chronik einer Kanzlei-Insolvenz

    pp 04/12 berlebenskampf: Dewey & LeBoeuf verliert seit Jahresbeginn weltweit rund 70 ihrer 300 Partner. Hohe Schulden belasten die US-Kanzlei zustzlich. Sie setzt sich intensiv mit einer Insolvenz auseinander. Am Dewey-Sitz in New York prft die Staatsanwaltschaft ein mgliches Fehlverhalten der Kanzleifhrung um Steven Davis.

    pp 05/12 Beschleunigter Zerfall. Nach US-Medi-enberichten fordert das Dewey-Management alle Partner in einem internen Memo dazu auf, nach neuen Jobs zu suchen. Das Londoner Bro soll demnach kurz vor der Liquidierung stehen. Auch im einzigen Bro in Deutschland konkre-tisieren sich die Auflsungserscheinungen. Das New Yorker Stammbro von Dewey entlsst wenige Tage spter kurzfristig rund 450 Ange-stellte. In Deutschland wechselt eine vierkpfi-ge Gruppe zum US-Wettbewerber McDermott

  • 23JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    echte (berater-)typen gesucht

    Will & Emery. Drei weitere Teams des deutschen Dewey-Bros flchten in neue Kanzleien wie Simmons & Simmons, SJ Berwin und DLA Piper. Ende Mai beantragt Dewey in den USA Insol-venz nach Chapter 11.

    pp 06/12 Aus und vorbei: Die beiden verbliebe-nen Frankfurter Corporate-Partner schlieen sich Ashurst an. Die US-Kanzlei hat nun keinen Equity-Partner mehr in Deutschland.

    Inhouse-Abteilungen

    pp 02/12 Der Ex-Metro-General-Counsel Dr. Rolf Giebeler erffnet eine Kanzlei und ein Compli-ance-Beratungsunternehmen.

    pp 03/12 Der ThyssenKrupp-General-Counsel Dr. Thomas Kremer wird Rechtsvorstand bei der Deutschen Telekom.

    pp 04/12 Dr. Konrad Wartenberg, Leiter Recht bei Porsche, bernimmt den neu geschaffenen General-Counsel-Posten beim Axel Springer Verlag. Die Deutsche Bank baut den Bereich Recht um: Stephan Leithner wird neuer Rechts-vorstand und General Counsel Richard Walker rckt ins Group Executive Committee.

    pp 05/12 Solms Wittig, ehemaliger General Coun-sel bei Siemens, wird General Counsel bei der Linde Group.

    pp 08/12 ThyssenKrupp holt den Deutsche-Bank-Chefjuristen Arne Wittig als neuen General Counsel.

    pp 09/12 Der Ferrostaal-Chefjurist Dr. Thomas Sonnenberg wechselt als Leiter Corporate Governance und Chief Compliance Officer zu Hochtief. Der Cleary-Gottlieb-Partner Christof von Dryander wird zum Jahresbeginn 2013 Chefjurist der Deutschen Bank.

    pp 11/12 Der Handelskonzern Metro holt seinen Ex-Chefsyndikus Dr. Dieter Haag Molkenteller als Leiter Recht und Compliance zurck. Das bri-tische l- und Energieunternehmen BP ernennt die Freshfields-Corporate-Partnerin Dr. Hildegard Bison zur neuen Chefjuristin fr Europa.

    Die zehn grten Kanzleien in Deutschland

    Anwlte

    1. CMS Hasche Sigle 588

    2. Freshfields Bruckhaus Deringer 499

    3. Clifford Chance 346

    4. Hogan Lovells 331

    5. Taylor Wessing 324

    6. Gleiss Lutz 291

    7. Noerr 284

    8. Luther 279

    9. Linklaters 270

    10. Heuking Khn Ler Wojtek 248

    Quelle: JUVE Handbuch Wirtschaftskanzleien 2012/2013

    Die fnf grten Kanzleien in sterreich

    Berufstrger

    1. Wolf Theiss 127

    2. Schnherr 104

    3. Dorda Brugger Jordis 82

    4. Binder Grsswang 74

    5. SCWP Schindhelm 66

    CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati 66

    Quelle: JUVE Handbuch Wirtschaftskanzleien 2012/2013

  • 24 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    mARKtRePUtAtIon KAnzleIen 2012/2013

    Die 50 renommiertesten Kanzleien Deutschlands aus dem JUVE Handbuch Wirtschaftskanzleien:

    Rang Kanzleiname wichtige deutsche standorte

    1 Freshfields Bruckhaus Deringer Frankfurt, Dsseldorf, Berlin, Hamburg, Kln, Mnchen

    Hengeler Mueller Frankfurt, Dsseldorf, Berlin, Mnchen

    Linklaters Frankfurt, Dsseldorf, Berlin, Mnchen

    2 Clifford Chance Frankfurt, Dsseldorf, Mnchen Gleiss Lutz Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Mnchen, Hamburg

    3 Allen & Overy Frankfurt, Dsseldorf, Hamburg, Mnchen, Mannheim

    CMS Hasche Sigle Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Dsseldorf, Hamburg, Kln, Mnchen, Leipzig

    Hogan Lovells Frankfurt, Hamburg, Mnchen, Berlin

    Latham & Watkins Frankfurt, Dsseldorf, Hamburg, Mnchen

    White & Case Frankfurt, Dsseldorf, Hamburg, Mnchen, Berlin

    4 Cleary Gottlieb Steen & Hamilton Frankfurt, Kln Noerr Mnchen, Berlin, Frankfurt, Dsseldorf

    Shearman & Sterling Frankfurt, Dsseldorf, Mnchen

    5 Baker & McKenzie Frankfurt, Dsseldorf, Berlin, Mnchen Milbank Tweed Hadley & McCloy Mnchen, Frankfurt

    Taylor Wessing Mnchen, Hamburg, Dsseldorf, Frankfurt, Berlin, Neuss

    6 Ashurst Frankfurt, Mnchen Bird & Bird Dsseldorf, Frankfurt, Mnchen, Hamburg

    DLA Piper Kln, Hamburg, Frankfurt, Mnchen

    Flick Gocke Schaumburg Bonn, Berlin, Frankfurt

    Grg Berlin, Kln, Frankfurt, Mnchen, Dsseldorf u.a.

    Heuking Khn Ler Wojtek Dsseldorf, Kln, Hamburg, Berlin, Mnchen, Frankfurt, Chemnitz

    Jones Day Mnchen, Frankfurt

  • 25JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    echte (berater-)typen gesucht

    Rang Kanzleiname wichtige deutsche standorte

    6 Norton Rose Frankfurt, Mnchen, Hamburg (Forts.) Skadden Arps Slate Meagher & Flom Frankfurt, Mnchen

    SZA Schilling Zutt & Anschtz Mannheim, Frankfurt

    Weil Gotshal & Manges Frankfurt, Mnchen

    7 Beiten Burkhardt Mnchen, Frankfurt, Dsseldorf, Berlin, Nrnberg GSK Stockmann + Kollegen Berlin, Frankfurt, Hamburg, Mnchen, Dsseldorf,

    Stuttgart, Heidelberg

    Luther Kln, Frankfurt, Dsseldorf, Stuttgart, Mnchen, Berlin, Hamburg u.a.

    Mayer Brown Frankfurt, Dsseldorf, Berlin

    McDermott Will & Emery Mnchen, Dsseldorf

    Oppenhoff & Partner Kln

    Oppenlnder Stuttgart, Mnchen

    P+P Pllath + Partners Mnchen, Berlin, Frankfurt

    SJ Berwin Mnchen, Frankfurt, Berlin

    WilmerHale Berlin, Frankfurt

    8 CBH Rechtsanwlte Kln, Cottbus Dentons Berlin, Frankfurt

    Esche Schmann Commichau Hamburg

    Friedrich Graf von Westphalen & Partner Freiburg, Kln

    Graf von Westphalen Hamburg, Frankfurt, Berlin, Mnchen

    Heisse Kursawe Eversheds Mnchen, Hamburg

    K&L Gates Berlin, Frankfurt

    Kmmerlein Essen

    Menold Bezler Stuttgart

    Orrick Dsseldorf, Frankfurt, Berlin

    Osborne Clarke Kln, Mnchen

    Redeker Sellner Dahs Bonn, Berlin, Frankfurt

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  • 27JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    echte (berater-)typen gesucht

    ntzlIche websItes:

    www.azur-online.de

    pp Die Internetseite zum JUVE-Karrieremagazin fr junge Juristen azur berichtet ber Personen und Karrierethemen aus Hochschulen, Kanzlei-en und Wirtschaft. Mit vielen Tipps zu LL.M.- und MBA-Studiengngen im In- und Ausland. Auerdem gibt es detaillierte Einblicke und Informationen zu den 100 attraktivsten Arbeit-gebern fr Juristen in Deutschland aus azur100 Top-Arbeitgeber 2013 mit aktuellen Einstel-lungszahlen, Referendars- und Praktikumsplt-zen sowie den aktuellen Gehltern fr Juristen.

    www.juve.de

    pp Tglich aktualisiert: Nachrichten aus deutschen Wirtschaftskanzleien. Kostenlos zugngliches Archiv. Mehr als 16.000 Nachrichten seit dem Jahr 2000. Auerdem online abrufbar und mit Suchfunktion versehen: Das JUVE Handbuch Wirtschaftskanzleien 2012/2013 mit Bespre-chungen zu ber 800 deutschen Kanzleien aus vielen Rechtsgebieten und Regionen.

    www.daad.de

    pp Der Deutsche Akademische Austauschdienst informiert nicht nur ber die eigenen Frder-programme fr Auslandssemester, sondern hat auch zahlreiche Stipendien anderer Institutionen in einer Datenbank bersichtlich erfasst.

    www.thelawyer.com

    pp Frisch aus London: wchentlich aktualisierte Nachrichten und Fakten ber den Rechtsmarkt in Grobritannien. Ebenfalls mit kostenlosem Nachrichtenarchiv.

    www.americanlawyer.com

    pp Amerikas fhrendes Anwaltsmagazin prsentiert Nachrichten und Hintergrundartikel mit The-men aus der Welt der US-Kanzleien. Zusatzef-fekt: wie bei The Lawyer kostenloses Training im Wirtschaftsenglisch.

  • 28 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    Referendare von heute sind Associates von morgen. Gute Mitarbeiter sind das beste Kapi-tal eines jeden Unternehmens, und schon seit Jahren suchen Top-Wirtschaftskanzleien hn-deringend nach qualifizier-ten Junganwlten und wer-ben um die Besten der Besten. Da lassen sich die international ttigen Anwaltskanzleien schon mal

    einen spielerischen Re cruit ing-Wett-bewerb einfallen, bei dem Jurastu-

    denten mit Bestnoten gegeneinander antreten. Als Belohnung winkt dem Gewinner ein Preisgeld von 10.000 Euro.

    Im Fokus ihrer Bemhungen stehen bei den Top-Kanzleien vermehrt auch die Refe-rendare. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Grokanzleien sie fr ihre Bedrfnisse und als Mdchen fr alles eingesetzt haben. Der Blick richtet sich heute strker auf die Belange der Nachwuchsjuris-ten, und dazu gehrt auch eine effektive Examensvorbereitung. Denn was am Ende fr fast alle Arbeitgeber zhlt, ist die Note im 2. Staatsexamen.

    weIchenstellUnG Referendarstellen bei den Top-Kanzleien sind begehrt und hufig der Tr-ffner fr den ersten Job als Wirtschaftsanwalt. Anders als die Ttigkeit bei einem Wald-und-Wie-sen-Anwalt eilt ihnen nicht nur der Ruf einer sehr guten Zusatzvergtung voraus. Sie bieten auer-dem die Chance einer Ausbildung in einem interna-tionalen Umfeld mit spannenden, groen Manda-ten und einer abwechslungsreichen Ttigkeit.

    UnteRnehmen VeRsUs GRossKAnzleI Kon-kurrenz bekommen die Grokanzleien von den Wirt-schaftsunternehmen. Auch sie kmpfen um die Top-Juristen. Siemens bietet etwa 50 Referendaren eine Ausbildungschance fr 2013. Das sind hn-lich viele Stellen, wie Allen & Overy oder Graf von Westphalen 2013 den Referendaren bieten. Wirt-schaftsprfungsgesellschaften wie Ernst & Young oder PWC suchen 20 bis 50 Referendare pro Jahr. Die Commerzbank oder das Energieversorgungs-unternehmen EnBW mit zehn beziehungsweise sechs

    Stellen liegen mit der Einstellungszahl fast gleich-auf mit Anwalts- Boutiquen wie Kliemt & Vollstdt oder starken mittelstndischen Kanzleien wie SKW Schwarz Rechtsanwlte.

    Auch bei den Konzernen kann das Referendari-at Trffner fr den ersten Job sein. Im Zentralen Rechtsservice bei Audi gibt es jedes Jahr zwei bis drei Neueinstellungen. Dabei haben solche Kandi-daten besonders gute Chancen, die bereits wh-rend ihres Referendariats beim Autobauer ttig gewesen sind. Diese Chance sollen 2013 brigens

    frh umworben, sehr begehrtvon Katrin Mingels

    Ob 10.000 euro Preisgeld beim spielerischen Recruiting-Wettbewerb, ein Wochenende in new York City, bis zu 50 tage Urlaub im Jahr oder die richtige Vorbereitung frs 2. staatsexamen Kanzleien buhlen mit kreativen ideen um den nachwuchs. Die Ausbildung der Referendare steht dabei besonders im fokus.

    Im Fokus ihrer Bemhungen stehen bei den Top-Kanzleien vermehrt auch die

    Referendare. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Grokanzleien sie fr ihre

    Bedrfnisse und als Mdchen fr alles eingesetzt haben.

  • 29JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Kanzleien werben um die besten

    deutlich mehr Nachwuchsjuristen erhalten. Des-halb stockt Audi sein Angebot an Referendarplt-zen auf. Gab es in den beiden vergangenen Jahren bis zu vier Pltze, sollen es 2013 insgesamt 22 sein.

    VoRteIl InteRnAtIonAlItt Grokanzlei-en und Konzerne knnen besonders mit ihrer Inter-nationalitt punkten. Viele von ihnen bieten schon Referendaren allgemeine und fachspezifische Eng-lischkurse an. Und: Sie knnen ihren potenziellen Nachwuchs ins Ausland schicken. Entweder zu den eigenen Dependancen oder zu Kanzleien, mit denen sie im engen Kontakt stehen. Was zuvor oft nur den Associates vorbehalten war, knnen jetzt auch schon Referendare in Anspruch nehmen. Sie profitie-ren von den globalen Netzwerken, internationalen Verbnden und Best-Friends-Beziehungen. Neben der Sprache lernen sie eine andere Arbeitskultur und -mentalitt und andere Rechtssysteme kennen.

    Den nAchwUchs bIlDen Grokanzleien nut-zen das Referendariat, um den Nachwuchs auf den knftigen Job vorzubereiten. Training on the Job ist daher hufig Kern der Ausbil-dung. Die jungen Juristen wer-den in die praktische Mandats-arbeit eingebunden, oft in dem von ihnen gewnschten Fachge-biet eingesetzt, und meist steht ihnen ein erfahrener Mentor zur Seite. Die Teilnahme an Gerichts-verhandlungen gehrt mittler-weile hufiger zu den Ausbil-dungskonzepten der Sozietten. Nicht selten haben die Kanzlei-en ein strukturiertes internes Aus- und Weiterbil-dungsprogramm fr Associates, das Referendare grtenteils mitnutzen knnen. Hier stehen auch die Soft Skills im Vordergrund, die an den Univer-sitten hufig vernachlssigt werden, fr einen erfolgreichen Berufseinstieg in der Wirtschaftskanz-lei aber unerlsslich sind.

    wAs ReFeRenDARe wollen Es ist wichtig, die Referendare an den Beruf des Wirtschaftsan-walts heranzufhren. Wichtig ist aber auch, dass die Referendare von der Ausbildung frs Examen profitieren. Denn eine perfekt durchgefhrte Due-Diligence-Prfung oder das Know-how ber einen Dax-Unternehmenskauf im Bereich Mergers & Acquisitions (M&A) helfen im Examen wenig.

    Auf diese Bedrfnisse haben die Kanzleien reagiert. Strker als zuvor paaren sie die Ausbildung mit exa-mensnahen und -relevanten Inhalten. Damit bieten sie dem Nachwuchs beste Chancen auf ein ber-durchschnittliches Examen. Sie schaffen so die Vor-aussetzungen fr eine erfolgreiche Zukunft even-tuell in ihrem Haus.

    FIt FRs exAmen Die effektive Examensvorbe-reitung gehrt immer mehr zum Programm der Wirtschaftskanzleien. Fnf Wochen trainieren Refe-rendare bei Noerr, einer der grten deutschen Wirtschaftskanzleien mit bayerischen Wurzeln, den Gutachtenstil, ben das Formulieren von Schriftst-

    zen oder lernen, welche Anforderungen an einen Anwalt gestellt werden alles Themen, die fr das 2. Staatsexamen wichtig sind.

    Vermehrt fhren Wirtschaftskanzleien entwe-der eigens ein Examens-Repetitorium durch oder kooperieren mit Repetitoriumsanbietern. Die US-

    Grokanzleien und Konzerne knnen besonders mit ihrer Internationalitt

    punkten. Viele von ihnen bieten schon Referendaren allgemeine

    und fachspezifische Englischkurse an. Und: Sie knnen ihren potenziellen

    Nachwuchs ins Ausland schicken.

  • 30 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    Kanzlei Shearman & Sterling hat selbst die rmel hochgekrempelt und bietet ihren Referendaren ein kanzleiinternes Repetitorium an. Ein ehemali-ger Anwalt, jetzt als Richter ttig, schult die jun-gen Juristen praxisnah. Die Kanzlei Clifford Chance bereitet ihre Referendare mit einem Intensivkurs auf das Assessorexamen vor. Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit der Bucerius Law School und den Repetitorien von Kaiserseminare veranstaltet.

    CMS und Latham & Watkins kooperieren ebenfalls in Sachen Ausbildung mit dem Lbecker Repetitor. Die Referenten veranstalten Inhouse-Seminare fr die Referendare der Sozietten und bereiten sie auf die Examensklausuren vor, Lernskripte und Klausu-renkurse inklusive. Eine hnliche Zusammenarbeit bieten die Kanzleien Linklaters, Ashurst und Taylor Wessing mit dem Repetitorium Jura Intensiv.

    ReFeRenDARe GesUcht eInstellUnGsPRoGnose 2013 DeR toP-KAnzleIen

    Anzahl der geplanten Kanzlei Referendar-einstellungen 2013 Vergtung

    Freshfields Bruckhaus Deringer etwa 150 k.A. (inkl. wissenschaftl. Mitarbeiter)

    Hengeler Mueller etwa 250 700 Euro pro (inkl. wissenschaftl. Mitarbeiter) Wochenarbeitstag

    CMS Hasche Sigle etwa 320 100 Euro pro Anwesenheitstag

    Gleiss Lutz 140 700 Euro pro Wochenarbeitstag, maximal 3.500 Euro pro Monat

    Clifford Chance 140 150 Euro pro Tag

    Linklaters etwa 180 750 Euro pro Wochenarbeitstag

    Noerr etwa 120 k.A. (inkl. wissenschaftl. Mitarbeiter)

    Hogan Lovells 170 700 Euro pro Wochenarbeitstag (Zahlung hngt auch vom jeweiligen Standort ab)

    Allen & Overy etwa 55 700 Euro pro Wochenarbeitstag, maximal 3.500 Euro im Monat bei Anwalts- und Wahlstation, sonst 175 Euro pro geleistetem Arbeitstag

    White & Case 160 200 150 Euro pro Tag

    Quelle: Eigene Recherche Staufenbiel Institut/Angaben der Kanzleien

  • 31JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Kanzleien werben um die besten

    Das Besondere dieser Angebote: Besprochen wer-den nicht nur die fr eine Wirtschaftskanzlei wich-tigen zivilrechtlichen Themen, sondern es gibt auch bungen zur Zivilgerichtsklausur, Zwangsvollstre-ckungsklausur oder zum ffentlichen Recht und Strafrecht.

    zUm leben zU wenIG Die Bezahlung im Referendariat variiert je nach Bundesland: In Berlin erhalten Referendare als Unterhaltsbeihilfe 959,69 Euro brutto im Monat. Zu den Spitzenreitern zh-len Sachsen mit 1.040 Euro und Brandenburg mit 1.088 Euro. Mit dem, was von der Unterhalts-beihilfe nach Abzug der Steuern und Sozialabga-ben noch brig bleibt, kommt kaum ein Referen-dar ber die Runden. Da ist die Zusatzvergtung, die einige Grokanzleien bieten, sehr verlockend.

    Kanzleien, die schon die Associates mit hohen Gehltern locken, zahlen oft generell gut. Meist verdienen Referendare an die 500 bis 700 Euro pro Wochenarbeitstag. So knnen sich Referendare, die jeden Monat eine Viertagewoche haben und 700 Euro pro Wochenarbeitstag erhalten, 2.800 Euro

    hinzuverdienen. Viele Kanzleien haben allerdings eine Vergtungsbegrenzung nach oben, die meist bei 3.000 bis 3.800 Euro pro Monat liegt. Hlt sich die Vergtung der Referendare bei den Wirtschafts-kanzleien in hnlich hohen Gefilden, gibt es bei den kleinen und mittelstndischen Kanzleien, Bou-tiquen und Unternehmen einige Unterschiede. Die Deutsche Lufthansa zahlt 250 Euro pro Monat als Aufwendungsuntersttzung, der Medienkonzern ProSiebenSat1 vergtet seine Referendare mit 500 Euro extra pro Monat. Punkten kann Siemens mit einer zustzlichen Vergtung von 1.000 Euro pro Monat.

    GeKommen, Um zU bleIben So attraktiv eine Zusatzvergtung auch ist, oberstes Kriterium fr die Wahl einer Referendarstelle sollte sie nicht sein.

    Schon lnger umwerben Gro-kanzleien, Unternehmen, Vereine und Institutionen die jungen Juris-ten mit attraktiven Angeboten. Sie tun das heute jedoch strker und frhzeitiger, als das bisher der Fall war. Referendare mit entsprechen-den Noten knnen aus dem Vollen schpfen und das fr sie passen-de Angebot whlen. Dass einige Grokanzleien vermehrt auf seine Bedrfnisse Rcksicht nehmen,

    drfte den Nachwuchs freuen. Und die Kanzleien? Fr sie ist ihr Engagement auch nicht ganz unei-genntzig. Sie steigern mit den Programmen ihre Attraktivitt und schaffen eine engere Bindung der jungen Juristen an ihre Kanzlei. Davon knnen sie spter profitieren.

    Katrin Mingels

    staufenbiel institut Kln

    Dass einige Grokanzleien vermehrt auf ihre Bedrfnisse Rcksicht

    nehmen, drfte den Nachwuchs freuen. Und die Kanzleien? Sie steigern

    mit den Programmen ihre Attraktivitt und schaffen eine engere Bindung

    der jungen Juristen an ihre Kanzlei.

  • 32 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    Juristen waren fr mich bis zum Abitur kein Begriff. Als Sch-ler hatten wir das Landgericht Fulda besucht, und whrend der Abschiedsfeiern nach dem Abitur diente die Anwaltskanz-lei des Vaters eines Klassenka-meraden als unser nchtliches Asyl. Das war bis dahin alles, was ich mit Juristen zu tun gehabt hatte.

    AUF Den sPURen DeR sozIoloGIe Zunchst studierte ich nach dem Abitur Soziologie. Der Stu-dienort Frankfurt war im Wintersemester 1967/68 ein in jeder Hinsicht heies Pflaster fr eine damals eher noch unbewusst linksliberal orientier-te junge Frau aus der Provinz. Trotz des groen Glcks, im ersten Semester die Professoren Jr-gen Habermas, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in einer gemeinsamen bung zu erle-

    ben, und obwohl ich bei Prof. Carl Mayer aus New York gleich einen ersten Schein mit einem Referat ber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, die Rachfahl-Weber-Kontroverse, bekam, merkte ich: Soziologie ist auch wegen des hohen Anteils an Statistik nichts fr mich.

    Durch die Demonstrationen gegen die Notstands-gesetze konnte ich am Beispiel einiger Kommi-litonen erstmals erleben, wie schnell man vor

    Gericht stehen kann. Stichwort: Landfriedens-bruch. Aber auch, wie gelhmt man sich selbst verhlt, zum Beispiel als Prof. Carlo Schmid, einer der Vter des Grundgesetzes und Minister in der ersten Groen Koalition der Bundesrepublik, wh-rend der Vorlesung von Mitstudenten angepbelt oder als Prof. Adorno von barbusigen Studentin-nen angemacht wurde.

    beR heInemAnn zU JURA Einen groen Anteil an meiner Entscheidung pro Jura hatte Bundes-

    prsident Gustav Heinemann, seine Rede nach dem Attentat auf Rudi Dutschke erreichte mich ebenso wie seine nchterne Einstellung zu Fra-gen der Reprsentation des Staates, aber auch seine Kritik an der feh-lenden Aufarbeitung der Verstri-ckung der deutschen Justiz im Drit-ten Reich. Dem Frankfurter Landge-richtsprsident Rudolf Wassermann verdanke ich meinen Beitritt zur damals sehr aktiven Arbeitsgemein-

    schaft sozialdemokratischer Juristen.

    Letztlich war es ein sehr spontaner Entschluss, mich auf Nachfrage meiner Eltern fr ein Jurastudium zu entscheiden. Schon nach sieben Semestern konn-te ich es abschlieen: Obwohl das Ergebnis des heute Freischuss genannten Schnellexamens nur ausreichend war, war es ausreichend genug, um die sich unmittelbar anschlieende Referendarzeit 1976 mit befriedigend abzuschlieen.

    Jurastudium zweite Wahl mit erstklassigen Chancenvon Ulla Kalbfleisch-Kottsieper

    Am ende eines mehr als fnfunddreiigjhrigen Arbeits-lebens, aktuell als Leiterin der stabsstelle europische inte-gration und internationale Rechtspolitik, blicke ich relativ zufrieden auf ein spannendes Leben zurck, das ich meiner neugier, einigen Zufllen und dem Jurastudium zu verdanken habe.

    Mir wurde immer klarer, dass ich eher im Bereich der Rechtsetzung

    als der Anwendung bzw. in der Politikberatung arbeiten wollte.

  • 33JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Jurastudium zweite wahl mit erstklassigen chancen

    InteResse An DeR RechtsetzUnG Sowohl im Studium als auch in der Referendarzeit versuch-te ich, den Schwerpunkt auf das ffentliche Recht zu legen. Seminare und Referate zum damals wie heute aktuellen Stabilitts- und Wachstumsgesetz, dem Parlamentsrecht sowie Stationen im Hessi-schen Landtag und an der Verwaltungshochschu-le Speyer waren gute Grundlagen fr meine spteren Aufgaben. Mir wurde auch immer klarer, dass ich eher im Bereich der Rechtsetzung als der Anwendung bzw. in der Poli-tikberatung arbeiten wollte.

    Erste Erfahrungen im Wahlkampf 1976 als Leiterin der Whlerinitiative in Rheinland-Pfalz zeigten mir, wie schwierig es ist, die rtliche Presse selbst fr gute Themen zu interes-sieren, obwohl wir als Whlerinitiative damals fr Helmut Schmidt, zuvor fr Willy Brandt etwas berparteilicher agierten und die zur Verfgung stehenden Granden wie Gnter Grass, Siegfried Lenz, Peter Hrtling, Wibke Bruns fr die Presse zumindest in der Provinz noch interessant waren.

    PeR zUFAll Ins bUnDesKAnzleRAmt Wh-rend des Wahlkampfs erfuhr ich von der Mglich-keit, im Bundeskanzleramt auf Honorarbasis fr ein Jahr arbeiten zu knnen. Ich fand das spannend, bewarb mich, war beim Vorstellungsgesprch hoch-schwanger und bekam den ersten Honorarvertrag am gleichen Tag, an dem auch meine Tochter gebo-ren wurde. Da wir im Ruhrgebiet wohnten, bedeu-tete dies einen tglichen Arbeitsweg von insgesamt sechs Stunden. Und da Handy und Laptop noch nicht erfunden waren, war diese Fahrzeit meine Freizeit.

    Die Aufgabenstellung in der Abteilung fr politi-sche Planung war vielfltig: Vom Redenschreiben ber strategische Jahresplanung bis hin zur Beant-wortung von Einzelbriefen an den Bundeskanzler

    kam alles vor. Juristerei war eher weniger gefragt, als Rstzeug fr Lageanalysen und differenzier-te Argumentationen konnte ich allerdings meine juristische Erfahrung nutzen. Beim Redenschreiben kam mir meine frhere Lust am Aufsatzschreiben zugute. Menschen mit dem gesprochenen oder geschriebenen Wort zu erreichen, sei es in der Poli-

    tik, im Privaten oder auch im Ehrenamt, ist eine schne, anspruchsvolle und durchaus nachhaltige Aufgabe. Nach dem Bundeskanzleramt arbeitete ich rund sechzehn Jahre in der Staatskanzlei Nord-rhein-Westfalen, die meiste Zeit davon im Bro des Ministerprsidenten als Redenschreiberin.

    DeR zweIte zUFAll eURoPA Der Chef der Staatskanzlei NRW bot mir eines Tages ganz unver-mittelt an, ihm zu sagen, was ich gerne machen wrde, wenn ich es mir aussuchen knnte. Ich ent-schied mich fr Europa. Es war die Zeit nach dem Inkrafttreten der Einheitlichen Europischen Akte und vor dem Maastrichter Vertrag. 1989/90 kam dann nach der friedlichen Revolution die Doppel-Integration der frheren DDR in die Bundesrepu-blik und in die EU dazu.

    Beim Maastrichter Vertrag wurde ich auf Arbeits-ebene Verhandlungsfhrerin der deutschen Ln-der, die seinerzeit erstmals direkt an den Ver-handlungen beteiligt waren. Jetzt bewhrte sich auch die juristische Ausbildung, in der ich zwar

    Beim Maastrichter Vertrag wurde ich auf Arbeitsebene Verhandlungsfhrerin

    der deutschen Lnder, die seinerzeit erstmals direkt an den Verhandlungen

    beteiligt waren. Jetzt bewhrte sich auch die juristische Ausbildung.

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  • 35JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Jurastudium zweite wahl mit erstklassigen chancen

    absolut nichts mit europischen Themen zu tun gehabt hatte trotz damals schon ber dreiig-jhriger Mitgliedschaft Deutschlands in der Euro-pischen Wirtschaftsgemeinschaft bzw. der Euro-pischen Gemeinschaft. Aber ich wusste die fde-ralen Strukturen und ihre Institutionen fr Europa nutzbar zu machen. Das Verhandlungsergebnis war dann durchaus respektabel. Die Lnder setz-ten unter anderem eine neue regionale Instituti-on in Brssel durch, den Ausschuss der Regionen

    (AdR). Ich wechselte fr zwei Jahre dorthin, um als Leiterin der Institutionellen Kommission des AdR dessen Verhandlungsbeitrag fr den Vertrag von Amsterdam mit zu formulieren.

    JUstIzmInIsteRIUm UnD UnIVeRsItt Nach einem weiteren Wechsel als Abteilungsleiterin in das Thringer Justizministerium konnte ich von hier aus dann auch die Positionen der Justizminister-konferenz fr den Amsterdamer Vertrag mit auf den Weg bringen. Da ich nebenamtlich immer auch Lehrauftrge an Universitten ausgebt hatte, bernahm ich 1999 nach der Thringer Land-tagswahl an der Friedrich-Schiller-Universitt in Jena einen vollen Lehrauftrag an der politikwissen-schaftlichen Fakultt. Aus Rckmeldungen wei ich, dass dies vor allem wegen meines Praxisbezugs fr meine Studenten ein groer Gewinn war.

    Anschlieend arbeitete ich in Berlin am Institut fr Europische Politik und konnte von dort aus im Rahmen des Stabilittspaktes fr die Balkanlnder an der Europisierung der dortigen Verwaltungen mitwirken.

    eURoPIsIeRUnG DeR lAnDesJUstIz Meine letzte berufliche Runde findet nochmals im Th-ringer Justizministerium statt und ist vor allem der Umsetzung des Stockholmer Programms gewid-

    met, einem ambitionierten Projekt zur lngst berflligen Europisie-rung, nicht nur der Landesjustiz.

    Gemeinsam mit einigen anderen deutschen Lndern und der ein-stimmigen Untersttzung des AdR in Brssel wo der Thringer Justiz-minister Leiter der deutschen Dele-gation ist versuchen wir in Vor-bereitung des Europischen Jahrs der Brgerinnen und Brger fr die

    ber zwei Millionen in Deutschland lebenden Br-ger aus anderen EU-Mitgliedstaaten ein Wahlrecht auf Landesebene durchzusetzen. Dazu mssen Lan-desverfassungen, das Grundgesetz und eventuell der Vertrag ber die Arbeitsweise der Europischen Union (AEUV) gendert werden.

    lohnenDes zIel Fr diese Aufgabe, im Spiel mit dem Mehrebenensystem Europas mehr Demokratie fr jeden Einzelnen von uns durchzusetzen, dafr haben sich das Jurastudium, die Referendarzeit und das jahrelange Engagement auch auerhalb der regulren Arbeitszeit gelohnt.

    Ulla Kalbfleisch-Kottsieper

    Ministerialdirigentin Leiterin stab eU thringer Justizministerium

    Meine letzte berufliche Runde im Thringer Justizministerium ist vor

    allem der Umsetzung des Stockholmer Programms gewidmet, einem ambitionierten Projekt zur

    lngst berflligen Europisierung, nicht nur der Landesjustiz.

  • 36 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    Die sache mit den groen tierenvon Andrea J. nienhaus

    Aber der Reihe nach: Schwer getroffen von der Erkenntnis, dass mir fr den angestreb-ten Wunschberuf die krperli-che Konstitution fehlte, woll-te ich etwas vllig anderes machen, am besten mit saube-ren Hnden an einem gewrm-ten Schreibtisch sitzend. Diese Kriterien schien der juristische Beruf, egal in welcher Sparte frau ihn letztlich ausben wollte, zu gewhr-leisten. Um mir einen Eindruck vom Studium zu verschaffen, fuhr ich an die Universitt nach Kon-stanz, setzte mich in eine strafrechtliche Vorlesung des zweiten Semesters schlielich wollte ich nicht ganz unten anfangen und mischte zum Leidwe-sen der brigen Studierenden und zur offensichtli-chen Freude des Professors heftig mit. Da ich von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte und mein Blick fr das Wesentlich somit nicht verstellt war, waren meine Antworten nahezu alle richtig.

    AKzente setzen beIm JURAstUDIUm Vor-weg: Diesen offenen Blick konnte ich mir ber all die Jahre fr meine Anwaltsttigkeit bewahren und zum Vorteil der Mandanten einsetzen. Meine juristi-schen Kenntnisse habe ich allerdings in all den Jah-ren auf dem einen oder anderen Rechtsgebiet deut-lich vertieft. Nachdem Jura also offensichtlich recht einfach war, beschloss ich dieses Studium aufzu-nehmen. Ich lie mich von der damals noch zustn-digen Zentralstelle fr die Vergabe von Studienplt-zen (ZVS) nach Frankfurt am Main verschiffen und schrieb mich an der Goethe-Universitt ein. Mich erwartete eine unglaublich spannende Zeit des Stu-diums, die ich dennoch auf acht Semester begrenz-te, um endlich im Schutzraum Referendariat auf die Menschheit losgelassen zu werden.

    eRFAhRUnG GRossKAnzleI Whrend des Stu-diums hatte ich halbtags im Telefonmarketing eines

    groen, heute nicht mehr existenten Versandhan-dels gearbeitet. Nun wollte ich mich endlich ganz und gar auf die Juristerei konzentrieren knnen, was mit Hilfe des zu erwartenden Referendariatsge-halts auch mglich war. Der Start bei der Kammer fr Handelssachen (KfH) ermglichte mir im wei-teren Verlauf, die Anwaltsstation bei einer damals noch bestehenden Grokanzlei im Bereich Wett-bewerbsrecht zu absolvieren. In dieser Zeit wurden mir zwei wesentliche Dinge bewusst, die mein wei-teres berufliches Dasein prgen sollten: Ich konnte keine Flle vertreten, wenn ich von der Schuld oder dem Verschulden meiner Mandanten berzeugt war. Mein Gerechtigkeitsempfinden bumte sich meterhoch auf. Und ich mochte nicht wirklich in einer Grokanzlei arbeiten.

    Sicher, alle liefen in feinem Zwirn herum, und gezahlt wurde wirklich grozgig. Aber im Aufzug wusste ich oft nicht, ob ein Mandant oder ein Kol-lege mit mir fuhr. Bei den obligaten Weihnachtsfei-ern kannte ich den berwiegenden Teil der anwe-senden Kollegen des gleichen Arbeitgebers nicht. Ferner hatte ich das Gefhl, dass wegen des auch in Grokanzleien herrschenden Kostendrucks eine individuelle Beratung im Sinne eines Abratens von der Durchfhrung einer Klage etc. nicht gerne gesehen war. Dies widersprach meinem Berufs-ethos. Inzwischen machte sich auch meine biolo-gische Uhr bemerkbar und ich beschloss, erst ein-mal schwanger zu werden. Meine heute erwach-

    nach dem Abitur wollte ich unbedingt grotierrztin auf gar keinen fall Kleintierrztin! werden. im folgenden Jahr sollte ich feststellen, dass ich fr diesen Berufswunsch zu klein und nicht krftig genug war. in den weiteren Jahren sollte ich erkennen, dass es ein kapitaler fehler gewesen wre, diesen Wunsch umzusetzen. Viele andere Dinge im Leben htte ich wohl nicht kennengelernt so die wundersame Welt des juristischen Denkens.

  • 37JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Die sache mit den groen tieren

    zepten spontan anzupassen, Mandanten gegen-ber sicher aufzutreten, um sie angesichts des Umstands, dass ihr angestammter Anwalt nicht da war, nicht zu verunsichern. Letztlich gewann ich immer mehr Klarheit, wie ich es nicht machen woll-te. Ich wollte nicht bis zu 70 Stunden pro Woche arbeiten, um dann mit einem Herzinfarkt vorzei-tig aus dem Berufsleben auszuscheiden. Dass die 70-Stunden-Woche der falsche Weg war, belegten zudem die jhrlichen Zahlen der Rentenempfnger im Versorgungswerk, deren Umfang nicht wirk-lich zunahm und die gemessen an der Bundes-versicherungsanstalt fr Angestellte (BfA) ohne-hin schon recht niedrig waren. Ich hatte Kollegen erlebt, die den beruflichen Druck, permanent Ent-

    scheidungen treffen zu mssen, mit einem erhh-ten Hang zum Alkohol kompensierten, weil sie mangels Freizeit keine Mglichkeit mehr zur Rege-neration hatten.

    wARUm DIe JURIsteReI? Inzwischen war ich alleinerziehend, sodass einmal mehr dringlich ein vernnftiges Lebens- und Arbeitskonzept her musste, in dem die Juristerei zwar ein wesentli-cher und die Kleinfamilie finanzierender Bestand-teil sein sollte aber eben nicht der allein und alles bestimmende. Ich versuchte mir in Erinnerung zu rufen, warum Jura und speziell der Anwaltsberuf fr mich so faszinierend waren. Ich finde auch heute noch das logische Denken groartig, das einem abverlangt wird, hnlich einem spannenden Schachspiel. Die Flexibilitt, die man jeden Tag aufs

    sene Tochter begleitete mich als Embryo durch das 2. Staatsexamen. Sie machte so die sechswchi-ge Hausarbeit mit und sorgte durch den vernder-ten Hormonhaushalt fr eine gewisse Gelassenheit whrend der Prfungen. Und dann hatte ich es geschafft: zwei befriedigende Examina, ein gesun-des Kind und beides, bevor ich 30 war.

    ARbeIten mIt KInD Allerdings vereinfach-te gerade ein Kind nicht unbedingt den Einstieg ins Berufsleben. In Bewerbungsgesprchen war leider immer wieder die Frage zu hren: und wer kmmert sich um das Kind, wenn Sie hier arbeiten? Das wollte ich schon selber tun, und so beschloss ich, mich mit einer Wohnzimmer-kanzlei selbststndig zu machen. So war sicher-gestellt, dass ich meine Rentenansprche im Ver-sorgungswerk ansammeln konnte, privat kranken-versichert war und gerade im ersten halben Jahr des Stillens gengend Zeit fr den Nachwuchs hatte. Die Kanzlei selbst wollte jedoch nicht so recht in Gang kommen. Im eigenen Wohnzimmer zu starten, mag es auch noch so gut eingerichtet sein, bewhrt sich nicht wirklich. Die Atmosphre ist einfach zu privat, und die Mandanten wollen doch lieber eine richti-ge Broanschrift haben. Also mietete ich ein Zim-mer in einer Brogemeinschaft und versuchte, mich als Springerin fr meistens kleinere Kanzleien zu etablieren, um deren Berufstrgern den verdienten Jahresurlaub zu ermglichen. Zudem lie ich mich als Notarvertreterin vereidigen.

    GeGen DIe 70-stUnDen-woche Auf diese Art und Weise bekam ich Einblick in die unterschied-lichsten Kanzleien, deren Fhrungsstile und ich konnte Berufserfahrung sammeln! Ich wurde darin geschult, mich den eigenwilligsten Kanzleikon-

    In dieser Zeit wurden mir zwei Dinge bewusst, die mein berufliches Dasein prgen

    sollten: Ich konnte keine Flle vertreten, wenn ich von der Schuld meiner Mandanten

    berzeugt war. Und ich mochte nicht in einer Grokanzlei arbeiten.

  • 38 JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Karrierethemen

    Neue zeigen muss, macht den Beruf der Anwltin immer wieder prickelnd. Morgens nicht zu wissen, was einen mittags im Bro erwartet, sorgt dafr, dass die Anwalts ttigkeit nicht langweilig wird. Der persnliche Kontakt zu Menschen lsst den Beruf menschlich sein. Diese Menschen untersttzen und begleiten zu knnen, ihnen in einer schwieri-gen Situation ein bisschen Sicherheit geben zu kn-nen, lst bei mir ein sehr zufriedenes Gefhl aus. Dieses Gefhl ist warm und lsst einen gut schla-fen. Und guter Schlaf lsst sich auch mit einem hohen Gehalt aus einer Grokanzlei nicht erkaufen.

    selbststnDIGKeIt VeRsUs AnstellUnG

    Andererseits will aber auch der Lebensunterhalt fr die Kleinfamilie finanziert werden, was zunchst einmal fr die Ausbung der Anwaltsttigkeit in einer Festanstellung spricht. Aber gerade die auch in zeitlicher Hinsicht groe Flexibilitt der Selbst-stndigkeit kommt der Kleinfamilie zugute und ist mit Geld kaum aufzuwiegen. Dies merkt man sp-testens dann, wenn das eigene Kind einmal wieder mit 40 Grad Fieber im Bett liegt und nicht in den Kindergarten gehen kann oder die Schule an drei Tagen der Woche schon um 12 Uhr den Unterricht beendet oder die Kindertagessttte in den Schulfe-rien einfach ber mehrere Wochen schliet.

    FAchAnwltIn, KolleGIn UnDwAsseRFRAU Dennoch ist es nicht klug, sich ein-fach darauf zu verlassen, dass es reicht, ein Schild an die Hauswand zu hngen und darauf zu ver-trauen, dass sich schon ein geeigneter Mandant zu einem verirren wird. Qualifikation ist hier das Zauberwort. Ich machte daher die Ausbildung zur Fachanwltin fr Steuerrecht und darf diese Bezeichnung seit Juli 2002 fhren. Nicht vorher-

    sehbar war der Umstand, dass dieser Fachanwalt fr mich eher die Tren fr das Feld des Arbeits-rechts ffnen wrde. So schloss ich auch noch den Fachanwaltslehrgang fr das Arbeitsrecht erfolg-reich ab und konnte mich durch ein paar glckli-

    che Umstnde auf diesem Gebiet als selbststndige Rechtsanwltin recht erfolgreich bettigen.

    Durch meine starke Affinitt zum Wasser in mei-ner Freizeit be ich den wunderbar entspannenden Segelsport aktiv aus hatte ich das groe Glck, fr ein Jahr in der Rechtsabteilung der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mainz zu arbeiten. Diese befristete Festanstellung nahm ich wegen der inte-ressanten Problematik der Bundeswasserstraen und ehrlicherweise auch wegen der Verlockung eines regelmigen Einkommens an, ohne dabei jedoch meinen Kanzleibetrieb zu vernachlssigen oder gar aufzugeben. Damit allerdings wurde ich meinem Streben nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance untreu und war von Stund an von 7 bis circa 22 Uhr an mindestens fnf Tagen der Woche in meinem Jobs unterwegs. Fr mich war die Zeit ziemlich aufregend.

    GeschenK DeR woRK-lIFe-bAlAnce Nur bekam ich irgendwie nicht mit, wie ich mich zuneh-mend negativ vernderte: Ich wurde in meiner Argumentation und im Umgang mit meinen Mit-menschen immer hrter, da ja alles minutenge-nau durchgetaktet war und funktionieren musste. Auch bekam ich nicht mit, dass meine pubertie-

    Im eigenen Wohnzimmer zu starten, bewhrt sich nicht wirklich. Die

    Atmosphre ist einfach zu privat, und die Mandanten wollen lieber

    eine richtige Broanschrift haben.

  • 39JURAcon-Jahrbuch 2013/2014 iQB Career services Ag

    Die sache mit den groen tieren

    rende Tochter sich stark vernachlssigt fhlte, die Schule schwnzte und dabei war, auf die schiefe Bahn zu geraten. Der Alptraum einer jeden allein-erziehenden Mutter erst recht einer volljuristisch ausgebildeten, in deren Kopf sofort ein ganzer Film bezglich der fr das Kind zu erwartenden Kon-sequenzen abluft. Das ging irgendwie gar nicht, und so zog ich die Notbremse. Ich beendete des-wegen schweren Herzens die Ttigkeit in der Rechtsabteilung der Wasser- und Schifffahrtsdirek-tion Mainz vorzeitig und widmete mich wieder aus-schlielich meinem Anwaltsdasein. Die familire Situation beruhigte sich wieder und das Geschenk einer ausgewogenen Work-Life-Balance wurde mir einmal mehr bewusst.

    FReI UnD selbststnDIG Ich arbeite heute immer noch als selbststndige Rechtsanwltin mit eigener Kanzlei im Frankfurter Westend und in Brogemeinschaft mit einem gleichaltrigen Kolle-gen, was die Kommunikation und das gegenseiti-ge Verstndnis deutlich vereinfacht. Ich bin vorwie-gend auf den Gebieten des Arbeits- und Vertrags-rechts und bisweilen auch Miet- und Verkehrsrechts sowie des allgemeinen Zivilrechts ttig. Mein Kol-lege ist Fachanwalt fr Verkehrsrecht und Fach-anwalt fr Versicherungsrecht. Wir vertreten uns gegenseitig bei Urlaub, Krankheit oder Terminber-schneidungen und wir tauschen bisweilen unsere Bauchgefhle bei verschiedenen Fallkonstellati-onen aus, in denen wir gedanklich feststecken. Ich kann mir so viel Zeit nehmen, wie ich sie im Gesprch mit den Mandanten brauche, um deren wirkliche Ziele herauszubekommen. Ich kann mir den Luxus erlauben, fr alle mglichen Konstella-tionen den Blick offen zu behalten. Gerade in der auergerichtlichen Beratung kann und muss man oft Wege beschreiten, die fr den Mandanten so vorher gar nicht ersichtlich waren. Ich habe die Frei-heit, dem Mandanten auch einmal von einem Vor-gehen abzuraten, wenn ich es fr vllig aussichts-los oder unwirtschaftlich halte.

    eInzelKmPFeRIn mIt netzweRK Sicher, die Hhe meines Einkommens ist Lichtjahre von dem entfernt, was ich in einer Grokanzlei verdienen knnte. Es unterlag in all den Jahren und unter-liegt auch jetzt noch ganz erheblichen Schwankun-gen. Aber wenn man dieses unsgliche Rennen um mein Haus, mein Auto, mein Flugzeug nicht mit-machen mchte, lsst sich das aushalten. Und ja, viele Firmen gehen leider immer noch lieber zu gr-eren Kanzleien, auch wenn sie dafr einen deut-lich hheren Stundenlohn bezahlen mssen, ohne zwingend eine proportional bessere juristische Dienstleistung zu erhalten. Meine Klientel besteht berwiegend aus Privatleuten und einigen wenigen Firmen, die den Mut hatten, eine Einzelkmpferin auszuprobieren und dann geblieben sind, weil sie sich gut aufgehoben und persnlich betreut fhl-ten. Um meiner Klientel dennoch jeweils speziali-siertes Fachwissen ber die von mir abgedeckten Rechtsgebiete hinaus anbieten zu knnen, habe ich mir im Laufe der Jahre ein bestndiges Netz-werk anders spezialisierter Anwlte aufgebaut, auf deren Know-how ich im Einzelfall zurckgreifen kann. Im Zeitalter des Smartphones, der Anrufwei-terleitung und der Push-E-Mail wird meine gute Erreich barkeit durchaus auch auerhalb der klas-sischen Brozeiten geschtzt.

    Die so gewonnene (Lebens-)Zeit nutze ich inzwi-schen auch als Redakteurin des bei Nomos verlegten Anwalts-Handbuchs Kanzleien in Deutschland, fr das Verfassen juristischer Artikel in Zeitschriften, zum Beispiel fr Unternehmensjuristen oder Tageszeitun-gen wie die FAZ, oder schlicht zum Segeln. Auch konnte ich mir im vergangenen Jahr einen Traum erfllen: Ich habe mir mit meinen eigenen Schreib-tischhnden ein Boat Office gebaut, ein kleines Holzsegelboot mit Gaffelrigg, Schlupfkabine und Internet. Die Geduld, die ich durch diese vllig ande-re Ttigkeit gelernt habe, und die erlangte Zufrieden-heit konnte ich wiederum sehr zum Vorteil meiner Mandanten in meiner juristischen Ttigkeit einsetzen.

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