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Kardiopulmonale Reanimation in der Klinik für Notfall- und Internistischen Intensivmedizin Nürnberg Klinikum Nürnberg Süd aus dem Hubschrauber heraus fotografiert Foto: Peter Meier Erarbeitet von Peter Meier Gesundheits- und Krankenpfleger Notaufnahme Klinikum Nürnberg-Süd Stand: Oktober 2011

Kardiopulmonale Reanimation in der Klinik für Notfall- und ... · Kardiopulmonale Reanimation in der Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin Nürnberg - 3 - Information

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Kardiopulmonale Reanimation

in der

Klinik für Notfall- und Internistischen

Intensivmedizin Nürnberg

Klinikum Nürnberg Süd aus dem Hubschrauber heraus fotografiert

Foto: Peter Meier

Erarbeitet von

Peter Meier

Gesundheits- und Krankenpfleger

Notaufnahme

Klinikum Nürnberg-Süd

Stand: Oktober 2011

Kardiopulmonale Reanimation in der

Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin Nürnberg

- 2 -

Inhalt

Information Seite 3

Geschichte der Reanimation Seite 4

Die wichtigsten Änderungen auf einem Blick Seite 6

Formen des Kreislaufstillstandes Seite 7

Indikation zur Kardiopulmonalen Reanimation Seite 8

Basismaßnahmen bei einem Kreislaufstillstand Seite 9

Herzdruckmassage Seite 9

Medikamente Seite 10

Komplikation einer Reanimation Seite 11

Atemwege freimachen Seite 11

Beatmen Seite 12

Warum werden die Komprimierungsphasen immer länger? Seite 13

Ambu CardioPump Seite 14

Algorithmus Seite 15

Frühdefibrillation Seite 16

Besonderheiten der Reanimation bei Schwangeren Seite 17

Besonderheiten der Reanimation bei Säuglingen und Neugeborenen Seite 18

Rhythmus der Kardiopulmonalen Reanimation bei Säuglinge und Kleinkinder Seite 19

Literaturnachweis Seite 20

Kardiopulmonale Reanimation in der

Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin Nürnberg

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Information

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

dies ist bereits die dritte Auflage des Reanimationsmanuskriptes, da sich seit dem 18. Oktober 2010

die Reanimationsmaßnahmen nach den American Hearth Association (AHA) und der European

Resusitation Council (ERC) leicht geändert haben.

Ein Atem-, beziehungsweise Herz-Kreislaufstillstand bedeutet höchste Lebensgefahr für unsere

Patienten. Nur wenn es uns gelingt, innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten durch die

Kardiopulmonale Reanimation den Kreislauf zu stabilisieren, beziehungsweise aufrecht zu erhalten,

besteht eine Überlebenschance für unseren Patienten ohne irreversible neurologische Schädigungen.

In dieser Beschreibung gehen wir davon aus, dass der Patient in einem Bett, beziehungsweise auf

einer unseren Schockliegen liegt. Das bedeutet für uns, wir brauchen kein Herzbrett im Bett, da wir

keinen nachgebenden Lattenrost haben, sondern ein starres Gitter. Die Matratze auf dem Bett ist bei

einem Erwachsenen schon ziemlich durchgedrückt, somit haben wir keine große nachfedernde

Wirkung. Bei Patienten die untergewichtig sind und eine zu starke Nachfederung der Matratze zu

erwarten ist (größerer Kraftaufwand beim Reanimieren), kann man das Brett vom Kopfteil unter den

Patienten auf die Matratze legen.

Natürlich werden wir auch außerhalb unserer Notaufnahme bzw. Intensivstationen zu einem Notfall

gerufen (Klinikgelände, Parkplatz, Bushaltestelle, u.s.w.), dann immer an eine harte Unterlage bei

Herz - Kreislaufstillstand denken (z. B. im Auto, Bus). Um einen Zeitverlust bei einem Herzstillstand

zu vermeiden, nie ohne Notfallkoffer oder –rucksack, Defibrillator und Dect Handy losgehen. Man

sollte auch immer zu zweit (1 Pflegekraft und 1 Arzt evtl. noch zur Unterstützung ein Schüler(in)

oder Praktikant(in)) zur Notfallsituationen gehen.

Bei einer Reanimation bei uns in der Notaufnahme sollten maximal 2 bis 3 Pflegekräfte mit einem

Arzt bei dem Notfall bleiben, um sich nach 2-5 Minuten beim Reanimieren gegenseitig ablösen und

Geräte (Monitor, Oxylog, Sauerstofflasche, Defibrillator) und Medikamente anreichen zu können.

Ich möchte mich noch ausdrücklich bei den Kollegen und Ärzten bedanken, die mich beim Erstellen

dieser Reanimationsgrundlagen hilfreich unterstützt haben.

Peter Meier

Kardiopulmonale Reanimation in der

Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin Nürnberg

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Geschichte der Kardiopulmonalen Reanimation

Die erste Geschichtliche Erwähnung einer Reanimation erfolgte in der Bibel.

Aus der Bibel: 2.Buch der Könige 4,35

Und da Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot auf seinem Bett. Und stieg hinauf und legte

sich auf das Kind, und legte seinen Mund auf des Kindes Mund, und seine Augen auf seine Augen

und seine Hände auf seine Hände und breitete sich so über ihn, dass des Kindes Leib warm ward. Da

schnaubte der Knabe siebenmal; darnach tat der Knabe die Augen auf.

Nach Genesis II, 7 gilt der Odem als Teil der Seele und darf nur von Gott gegeben oder genommen

werden. Deshalb wurde die Behandlung des Scheintodes lange vernachlässigt. Es käme einer

Auflehnung gegen die Autorität Gottes gleich.

Peru 8. bis 15. Jahrhundert:

Man erwartete von den Ärzten die Wiederherstellung der Gesundheit. Falls der Patient starb,

peitschte oder steinigte man den Arzt zu Tode.

1543:

1543 beschrieb Vesal, ein berühmter Anatom und Leibarzt Karl V., eine entscheidende Beobachtung.

Er sah am geöffneten Thorax eines Hundes, wie dessen Herz sich erholte und weiterschlug, wenn er

kurz nach dem Lungenkollaps mit einem Blasebalg durch ein in die Luftröhre geschobenes Schilfrohr

den Lungen wiederholt Luft einblies und sie dadurch ausdehnte.

Die erste endotracheale Intubation war vollzogen.

Von Vesal stammt auch die erste dokumentierte Beobachtung des Herzkammerflimmers.

1744:

1744 führte der Chirurg Tossach eine erste erfolgreiche Mund- zu Mundbeatmung an einem

Bergmann durch.

1798:

Von Christoph Wilhelm Hufeland (Arzt 1762-1836), stammt die 1798 veröffentlichte Überlegung das

stillstehende Herz durch elektrische Schläge zu reizen. Er führte eine Sonde in den Pharynx ein, die

Gegenelektrode befestigte er außen über dem Herzen.

Kardiopulmonale Reanimation in der

Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin Nürnberg

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England 1940:

1940 war es in England üblich, dass bei einem Herzstillstand im OP der Operateur den Saal verließ,

um die Feuerwehr zu rufen. Das OP-Team wartete dann so lange, bis die Beamten eintrafen, um sich

weiter um den Patienten zu kümmern.

Verschiedene Empfehlungen aus der Geschichte

- Warme Luft mit einem Blasebalg oder einer Klistierspritze in die Gedärme blasen.

- Tabakrauch in den Mund oder Anus einblasen (siehe Abb. 1) das die Gefäße verengend und

den Kreislauf anregen soll.

- Ertrunkene sollen auf dem Bauch über ein Fass gerollt werden.

- Über der Brust hin und her streichen, vornehmlich von der Herzgrube nach der Brust hinauf

reiben und drücken.

Abbildung 1: Einblasen von Tabakrauch in den Anus, um die Kreislauffunktion zu stimulieren

1960:

Ab 1960 begann erst die Ausbildung von paramedizinischem Personal und Laien in der

Kardiopulmonalen Reanimation durch die Ärzte Kouwenhoven, Knickerbocker und Jude.

Heute gelten die Empfehlungen der American Heart Association (AHA) und der European

Resuscitation Council (ERC), die alle fünf Jahre überarbeitet werden. Am 18. Oktober 2010

wurden neue Richtlinien zur Kardiopulmonalen Reanimation ausgegeben. Es hat sich nicht viel

geändert, aber die neuen – alten Richtlinien sollten wieder in Fleisch und Blut übergehen.

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Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick

Amerikanische und europäische Fachgesellschaften haben am 18. Oktober 2010 neue Leitlinien

veröffentlicht.

Auch wenn sich nicht allzu viel verändert hat, müssen die neuen – alten Richtlinien in Fleisch und

Blut übergehen. Die Wichtigkeit der Thoraxkompressionen werden weiterhin sehr betont. Der

Beginn einer Reanimationsmaßnahme erfolgt wie gehabt, sofern keine normale Atmung vorliegt.

Die kontinuierliche Herzdruckmassage 30:2 hat weiterhin höchste Priorität.

Drucktiefe jetzt 5-6 cm (vorher 4-5 cm)

Medikamentengabe sollte ausschließlich intravenös oder intraosär erfolgen, von einer

endobronchialen Gabe sollte abgesehen werden.

Sauerstoffgabe nur noch bei Hypoxämie oder respiratorischer Insuffizienz; unkritische

Sauerstoffgabe kann bei eine Myocardinfarkt schädlich sein.

Endotracheale Intubation nur durch geübtes Fachpersonal und minimaler CPR Unterbrechung

(ggf. alternative Atemwegssicherung).

Unterbrechung der CRP zur Defibrillation nicht mehr als 5 Sekunden.

Keine routinemäßige Anwendung von Atropin während Asystolie oder Pulsloser Elektrischer

Aktivität.

Bei Defibrillierbarem Rhythmus Adrenalin 1mg auch erst nach dem 3 Schock, dann alle 3 –

5 Minuten; Amiodaron 300mg nach dem 3 Schock wie gehabt.

Der präkardiale Faustschlag wird als weniger bedeutend eingestuft.

Therapeutische Hypothermie bei schockbaren und nicht – schockbaren Rhythmen, bei nicht-

schockbaren Rhythmen (Asystolie,PEA) jedoch geringe Evidenz.

Medikamentenänderung:

Atropin hat keinen Platz mehr in den Reanimationsrichtlinien und wird weder bei Asystolie

noch bei Pulsloser Elektrischer Aktivität empfohlen. Verschiedene Studien konnten keinen

Nutzen für Atropin nachweisen.

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Formen des Kreislaufstillstandes

Wir unterscheiden folgende Formen eines Kreislaufstillstandes auf den Boden von

Rhythmusstörungen:

Herzstillstand (Asystolie)

Kammerflimmern / Kammerflattern

Pulslose Kammertachykardie

Pulslose elektrische Aktivität (Elektromechanische Entkopplung)

Herzstillstand (Asystolie)

Am Monitor auch die so genannte „Null-Linie“ (siehe Abb. 2), da die Reizleitung des Herzens keine

Impulse mehr aussendet und der Herzmuskel (Myokard) bewegungslos ist.

Abb. 2: Herzstillstand (Asystolie)

Kammerflimmern / Kammerflattern

Das Herz wird von feinen oder groben Erregungswellen bewegt. Jedoch bewirken die

unkoordinierten Kontraktionen der einzelnen Herzmuskelfasern keine wirksame Pumpfunktion am

Herzen (siehe Abb. 3 und 4)

Abb. 3: Kammerflimmern

Abb. 4: Kammerflattern

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Pulslose Kammertachykardie

Diese Tachykardie ist eine Aneinanderreihung von ventrikulären Extrasystolen aus einem oder

mehreren Zentren. Das Herz schlägt so schnell das es keine vernünftige Auswurfleistung mehr hat

und somit einen Kreislaufstillstand bewirkt (siehe Abb. 5).

Abb. 5: Pulslose Kammertachykardie

Pulslose elektrische Aktivität (Elektromechanische Entkopplung)

Diese Art des Kreislaufstillstandes ist eine Form die sehr selten und bei Patienten mit

vorgeschädigtem Herz- Kreislaufsystem auftritt. Das Reizleitungsystem sendet zwar weiterhin

Impulse aus, aber die Herzmuskelfasern kontrahieren nur noch schwach oder gar nicht mehr (siehe

Abb. 6).

Abb. 6: Pulslose elektrische Aktivität

Indikation zur Kardiopulmonalen Reanimation

Die Indikation zu einer Kardiopulmonalen Reanimation ist gegeben, wenn folgende Symptome

vorliegen:

Bewusstlosigkeit

Atemstillstand oder Schnappatmung

Pulslosigkeit (Halsschlagader, Leistenarterie)

Fehlender Herzschlag bzw. zu schneller Herzschlag (Kammerflimmern / -flattern)

Keine Reflexe mehr vorhanden (beispielsweise kein Zucken bei Berührung oder Zwicken)

Weite lichtstarre Pupillen (unsicheres Zeichen)

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Basismaßnahmen bei einem Kreislaufstillstand

Die man heute nach den neuen Reanimationsrichtlinien nicht mehr durchführen sollte.

„Verschwendung der Zeit“ man soll so früh als möglich mit der Reanimation beginnen.

Bewusstseinskontrolle: Ansprechen und Anfassen, evtl. Schmerzreiz setzen.

Bei Monitorüberwachung: Kabel und Klebeelektroden überprüfen.

Atemkontrolle: Mundhöhle inspizieren - ggf. freimachen, Kopf überstrecken. Ist innerhalb 5

sec. keine Atmung hörbar, fühlbar oder sichtbar, ist somit ein Atemstillstand festgestellt.

Kreislaufkontrolle: Rechte oder linke Halsschlagader (Arteria carotis) für 5 sec. tasten (nicht

rechts und links gleichzeitig). Wenn kein Puls fühlbar so ist ein Kreislaufstillstand

festgestellt.

Die früher angewandte ABC (Atmung, Beatmung und Circulation) Regel der Reanimation ist

mit den Leitlinien seit 2005 nicht mehr gültig. Es wird sofort mit der Herzdruckmassage

(Circulation) bzw. Frühdefibrillation begonnen. Während dieser Tätigkeit kann ein anderer

Helfer (bzw. der Arzt) die Atemwege freimachen, einen venösen Zugang legen und intubieren

(ggf. alternative Atemwegssicherungen).

Herzdruckmassage

Präkordialer Faustschlag (Faustschlag auf das Sternum von

20 bis 30 cm Abstand) ist nur sinnvoll bei einem beobachteten

Kreislaufstillstand innerhalb der ersten 10 Sekunden. Man

müsste daneben stehen, wenn der Kreislaufstillstand einsetzt

(siehe Abb. 8).

Lt. ERC ist er als weniger bedeutend eingestuft.

Abb. 8 :

Präkordial

er

Faustschla

g

Abb. 9 : Herzdruckmassage im Querschnitt

Bei einer Herzdruckmassage (siehe Abb. 9) sollte folgendes beachtet werden:

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Flache Lagerung auf harter Unterlage

Druckpunkt: Sternummitte, Handballen direkt auf Sternum aufsetzen.

Sternum ca. 5-6 cm bei der Druckmassage eindrücken

Druckfrequenz sollte bei minimal100 pro Minute , nicht über 120 pro Minute betragen.

Keine Unterbrechung der Herzdruckmassage zur Erfolgskontrolle, man drückt 5 (5x30:2)

Zyklen durch.

Palpation der Arteria femoralis als Kontrolle

Man sollte immer fest und kontinuierlich Drücken

Druckmassage und Beatmung im Wechsel 30:2

(außer Neugeborene, Säuglinge und Kinder bis zur Pubertät.

Siehe Tabelle 1 auf Seite 19)

Medikamente

Die wichtigsten bzw. meistgebrauchten Medikamente, die bei einer Reanimation benötigt werden.

Immer an eine Infusion zum offenhalten des peripheren Zugangs denken (welche die applizierten

Medikamente schneller im Körper einschwemmt).

Suprarenin (Adrenalin)

Bei i.v. oder i.o (intraosär) Aplikation: 1 ml Suprarenin und 9 ml NaCl 0,9%

Hauptmechanismus ist die Alpha-Sympathomimetisch bedingte periphere Vasokonstriktion

(Gefäßverengung) mit Steigerung des arteriellen Druckes. Wirkt auch Beta-

Sympathomimetisch mit positiv inotroper (die Schlagstärke oder Kontraktionskraft des

Herzmuskels verbessert) und chronotroper (Einfluss auf die Schlagfrequenz des Herzens –

Frequenzsteigernd) Wirkung am Herzen. Von der früheren Endobronchialen Verabreichung,

sollte man absehen.

Cordarex (Amiodaron)

ist ein Antiarhythmikum der Wahl bei therapieresistentem Kammerflimmern.

Natriumbicarbonat 8,4%

Zur Pufferung saurer Valenzen. Keine Initiale Gabe. Nur applizieren wenn der

Herzkreislaufstillstand über 20 Minuten anhält (orientieren an der Blutgasanalyse).

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Xylocain (Lidocain) 100 mg i.v.

Ist bei einer Kardiopulmonalen Reanimation nicht so gut wie Cordarex (Amiodaron).

Gleichzeitig wird diskutiert, ob es die Defibrillationsschwelle erhöht, also die erfolgreiche

Therapie des Kammerflimmerns erschwert. Es gibt derzeit keine Empfehlung für den Einsatz

von Lidocain bei der Reanimation. Jedoch ist eine Gabe von Lidocain vom Arzt abzuwägen,

wenn kein Cordarex (Amiodaron) vorhanden bzw. sich kein Erfolg auf Cordarex

(Amiodaron) einstellt.

Über den Abbruch der Reanimationsmaßnahmen entscheidet nur der

Arzt!!

Komplikationen einer Reanimation

Aspiration des durch Herzdruckmassage hoch gedrückten Mageninhaltes bei nicht intubierten

Patienten.

Frakturen der Rippen oder des Sternums

Lungenverletzungen durch Durchspießung einer Rippe

Zwerchfellruptur

Hämatothorax

Pneumothorax

Hämatopericard

Leber-, Milzruptur

Atemwege freimachen

Mund öffnen. Lässt er sich nicht leicht öffnen, Esmarchschen Handgriff

anwenden:

Unterkiefer rechts und links fassen (Daumen am Kinn; Zeigefinger unter

dem Kieferwinkel) und nach oben vorne ziehen, so dass die untere Zahnreihe

vor der oberen kommt (siehe Abb. 7).

Abb. 7: Esmarchscher Handgriff

Kopf des Patienten zur Seite drehen, Mundhöhle digital ausräumen (Kompressen benutzen),

Zahnprothese entfernen, Mundhöhle ggf. absaugen, zur Entfernung von Fremdkörper evtl.

Magillzange benutzen.

Nach vollständiger Ausräumung der Mundhöhle Kopf wieder in gerader Position bringen.

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Beatmen

Beatmen des Notfallpatienten immer mit dem Ambu-Beutel unter Einsatz des Reservoirsystem,

PEEP- Ventil (positiver endexpiratorischer Druck) und ggf. Sauerstoff. Beim manuellen Beatmen mit

dem Ambu-Beutel sollte folgendes beachtet werden:

Kopf überstreckt halten

Die Beatmungsmaske sollte, wenn möglich, durchsichtig sein, um Erbrechen des Patienten

sofort zu erkennen (Aspirationsgefahr).

Beatmungsmaske mit C – Handgriff an Patienten fixieren. ( bzw. 2 Helfer Methode)

Thorax und Bauch beobachten, um nicht versehentlich den Magen zu überblähen.

Atemfrequenz von 10-12 Atemzüge / Minute

Eine maschinelle Beatmung eines Patienten mit Kreislaufstillstand sollte, wenn möglich, nicht

während einer laufenden Reanimation erfolgen. Sollte die Thoraxkompression gleichzeitig mit der

Inspirationsphase des Beatmungsgerätes erfolgen, können sehr hohe Drücke auftreten. Diese hohen

Drücke sind bei älteren Menschen und Patienten mit vorbestehenden Lungenemphysem

problematisch und können auch zu Verletzungen (Lungenruptur) führen.

Sauerstoffgabe bei der Reanimation sollte jetzt auch abgewägt werden, da eine unkritische

Sauerstoffgabe schädlich sein kann. Deswegen Sauerstoffgabe nur bei Hypoxämie oder

respiratorische Insuffizienz.

Nach Etablierung der spontanen Zirkulation sollte die Sauerstoffsättigung zwischen 94 % -

98 % angestrebt werden.

PEEP-Ventil (positiver endexpiratorischer Druck) mit einer Einstellung von 5 cm H2O kann nach

einer endotrachealen Intubation den Gasaustausch günstig beeinflussen.

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Warum werden die Komprimierungsphasen immer länger?

Am besten verdeutlicht wird es anhand einer Computergrafik, die der Anästhesist Bernd W. Böttiger

aus den Universitätsklinikum Heidelberg erstellte.

Wie man an der nebenstehende Grafik erkennt, sind die Pausen bei der Herzdruckmassage im

Rhythmus 5:1 sehr häufig, dadurch fällt der Blutdruck bei jeder Beatmungsphase schnell ab (Bild

oben). Im Rhythmus 15:2 werden die Blutdruckabfälle schon wesentlich weniger (Bild Mitte). Seit

November 2005 mit den neuen Richtlinien der Herzdruckmassage im Rhythmus 30:2 führen diese

innerhalb der ersten Minuten zum besseren Sauerstoffangebot durch gleichbleibenden Blutdruck

(Bild unten).

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Die Ambu CardioPump

Mutter und Sohn aus San Francisco, die eine

Toilettensaugglocke benutzten, um das Familienoberhaupt

wiederzubeleben, dessen Herz aufgehört hat zu schlagen,

haben eine neue Ära in der manuellen Herz – Lungen -

Wiederbelebung eingeleitet.

Die heute gebräuchliche Herzdruckmassage geht auf einer

Untersuchung von Kouwenhoven, Knickerbocker und

Jude im Jahre 1960 zurück.

Die Wissenschaftler der kalifornischen Universität in San

Francisco haben die Saugglocken-Reanimation

weiterentwickelt und mit der Firma Ambu-International

die Ambu CardioPump herausgebracht. Verglichen mit der

traditionellen Herz – Lungen – Wiederbelebung, die zum Ziel hat, während der Kompression Blut

durch das Herzen zu fördern, hat dieses Gerät die Möglichkeit, neben der Kompression eine aktive

Dekompression des Thorax zu erreichen.

Die Ambu CardioPump besteht aus einer weichen Silikon – Saugglocke an einem runden Griff. Beim

Einsatz der Ambu CardioPump nimmt der Helfer die gleiche Position ein und wendet die gleiche

Drucktechnik an, wie bei der standardmäßigen Herz – Lungen - Wiederbelebung.

Die Ambu CardioPump ist allerdings auch in Fachkreisen sehr umstritten.

Besten Dank an den Hilfsbereiten Kollegen Dieter Hirschmann.

Foto: Peter Meier

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Reanimationsalgorithmus

Reanimationszyklus (5 mal 30:2), sollte nicht unterbrochen werden zur Erfolgskontrolle. Die

Erfolgskontrolle erfolgt nach dem Reanimationszyklus.

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Frühdefibrillation

Der Erfolg einer Behandlung bei Kammerflimmern / -flattern oder pulslosen Kammer-tachykardie

mittels Defibrillation hängt entscheidend davon ab, sie so zeitnah wie möglich einzusetzen. Ohne

diese sofortige Behandlung, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um etwa zehn

Prozent mit jeder verstrichenen Minute. Daher ist eine frühzeitige Defibrillation von sehr großer

Bedeutung. Sollte der Kreislaufstillstand durch pulslose Kammertachykardie oder Kammerflimmern

/ -flattern direkt vor unseren Augen geschehen wird nur solange reanimiert bis der Defibrillator bereit

ist, den ersten Schock abzugeben. Ist jedoch eine längere Liegedauer des Patienten anzunehmen

(Klinikgelände, Parkplatz u.s.w.) sollte zuerst ein Zyklus (2 Minuten) Herzdruckmassage mit

Beatmung verabreicht werden, um das Myokard durch die Reanimation zu Oxygenieren

(Sauerstoffanreicherung). Diese Maßnahme soll zu einem besseren Defibrillationsergebnis führen.

Foto: Peter Meier

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Besonderheiten der Kardiopulmonalen Reanimation bei

Schwangeren.

Vor der 24. Schwangerschaftswoche gelten die Regeln der Reanimation unverändert, lediglich zur

Vermeidung eines Vena–cava–Kompressionssyndrom (durch den vergrößerten Uterus wird der

venöse Rückfluss behindert, dadurch senkt die Herzauswurfleistung um bis zu 25 %) sollte das

Becken der Schwangeren in einer leichten Linksseitenlage, zum Beispiel durch Unterlegen einer

Decke, gebracht werden (siehe Abb. 9). Nach der 24. Schwangerschaftswoche ist auch das Kind

lebensfähig. Dies hat zur Konsequenz, dass vasokonstriktorische (Gefäßverengend) Medikamente

wie Suprarenin (Adrenalin) zusätzlich zu einer plazentaren Minderversorgung des Fötus führen und

sein Leben bedrohen können.

Abb. 9 und 10: leichte Linksseitenlage bei Schwangeren

Besten Dank an den Hilfsbereiten Kollegen Gloria Wolf und Dieter Hirschmann

Foto: Peter Meier

Nach fünfminütiger erfolglosen Reanimationsbemühungen muss überlegt werden, ob nicht zugunsten

des Kindes die Reanimation der Mutter abgebrochen und das Kind per Kaiserschnitt zur Welt

gebracht wird. Diese Maßnahme erhöht die Überlebenschancen von Kind und Mutter! In Einzelfällen

überlebten Kinder bis 20 Minuten nach Eintritt des Kreislaufstillstandes bei der Mutter. Ursache

dafür ist die höhere Sauerstoffaffinität (Verbesserung der Sauerstoffaufnahme) des fetalen

Hämoglobins.

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Besonderheiten der Kardiopulmonalen Reanimation bei

Säuglingen und Neugeborenen.

Ursache für eine Reduzierung der Herztätigkeit beim Neugeborenen, Säuglinge und Kinder sind

meist Störungen der Atmung, beziehungsweise der Sauerstoffversorgung. Die kardiopulmonale

Reanimation wird deshalb bei Kinder initial mit 5 Beatmungszügen beatmet und dann reanimiert.

(siehe Abb. 12 und 13, sowie Tabelle 1).

Freimachen der Atemwege bei Säuglingen und Kleinkindern

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist besonders darauf zu achten,

dass der Kopf nicht zu weit nach hinten gebeugt wird (so

genannte „Schnüffelstellung“ siehe Abb. 10). Das Kind sollte

dazu am besten auf einen Tisch gelegt werden und der Nacken

beispielsweise mit einer Windel unterlegt werden.

Abb. 10: Schnüffelstellung beim Säugling

Pulskontrolle

Bei Säuglingen wird die Pulskontrolle an der

Innenseite der Oberarme (Arteria brachialis)

durchgeführt (siehe Abb. 11).

Abb. 11: Tasten der Arteria brachialis beim Säugling

Abb. 12: Reanimation eines Säuglings mit 2 Fingern

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Abb. 13: Reanimation eines Kindes mit dem Handballen einer Hand

Rhythmus der Kardiopulmonalen Reanimation bei Säuglingen und

Kindern

Bei einer Kardiopulmonalen Reanimation von Neugeborenen, sollte der Takt zwischen Kompression

und Beatmung bei 3:1 liegen, da bei der Reanimation von Kindern die Gabe von Sauerstoff Priorität

hat.

Tabelle 1

Neugeborene Säugling Kind bis zur

Pubertät Erwachsener

Initialbeatmung 5 5 5 keine

Druckpunkt

1 cm unter

der Mamillen knapp 1 Finger oberhalb

des Schwertfortsatzes Sternummitte Sternummitte

Drucktiefe 2 cm 2 - 3 cm 2 - 4 cm 5 - 6 cm

Druckfrequenz 100-120 100-120 100-120 100-120

Druck ausüben mit 2 Finger

Mit den Fingerspitzen oder besser mit beiden Daumen

Handballen einer Hand

Mit beiden Händen (Handballen)

1 Helfer 30:2 Druckmassage zu Beatmung 3:1 15:2 2 Helfer 15:2 30:2

Kardiopulmonale Reanimation in der

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Literaturnachweis

American Heart Association (AHA) Internet

European Resuscitation Council (ERC) Internet

Bundesärztekammer Internet

Klinikleitfaden Krankenpflege Jungjohann

Klinikleitfaden Schwerpunkt Innere Medizin Jungjohann

Klinikleitfaden Intensivmedizin Jungjohann

Reanimation ´06 kompakt Naseweis Verlag

Reanimation, Empfehlungen für die Wiederbelebung Bundesärztekammer

Reanimation, Praxishandbuch für Pflegeberufe Hans Huber Verlag

Strategien gegen den plötzlichen Herztod SK Verlag

Taschenatlas Rettungsdienst Naseweis Verlag

Arzneimittel pocket plus Börm Bruckmeier Verlag

EKG pocket Börm Bruckmeier Verlag

Das Deutsche Ärzteblatt Internet