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Karl V. (HRR) Karl V. (Gemälde von Tizian, wird heute Lambert Sustris zuge- schrieben) Karl V. (* 24. Februar 1500 in Gent;† 21. September 1558 im Kloster San Jerónimo de Yuste, Extremadura) aus dem Hause Habsburg war von 1516 an König Karl I. von Spanien (spanisch offiziell Carlos I, wobei er im Volksmund normalerweise ebenfalls als Carlos V be- zeichnet wird). Er wurde im Jahre 1519 zum römisch- deutschen König gewählt; nach seiner Krönung im Jah- re 1520 nannte er sich „erwählter“ Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (HRR). Im Jahre 1530 wurde er offiziell, als letzter römisch-deutscher Herrscher, durch Papst Clemens VII. in Bologna zum Kaiser gekrönt. Am 23. August 1556 verzichtete er zugunsten seines Sohnes Philipp II. auf den spanischen Thron und zugunsten sei- nes Bruders Ferdinand I. auf die Kaiserwürde. Karl V. verfolgte das Konzept der Universalmonarchie. Dem Kaiser kam danach Vorrang vor allen übrigen Kö- nigen zu. Er verstand sich als Friedenswahrer in Europa, Schützer des Abendlandes vor den Osmanen und sah sich zuständig für den Schutz und die Reform der Kirche. Um dieses Konzept durchsetzen zu können, kämpfte Karl mit Franz I. von Frankreich, der ähnlich dachte, um die Vor- herrschaft in Europa. Er konnte sich dabei finanziell auch auf die neuen Kolonien in Übersee stützen. Er war zwar der mächtigste Herrscher in Europa, aber sein Ziel einer dauerhaften Schwächung des zeitweise mit den Osmanen verbündeten Frankreichs konnte er nicht erreichen. Im Heiligen Römischen Reich ging es ihm darum, das monarchische gegenüber dem ständischen Prinzip zur Vorherrschaft zu bringen. Zu seiner Zeit wurden für die kommenden Jahrhunderte wichtige Reichsgeset- ze erlassen. Darunter war etwa die nach ihm benann- te Constitutio Criminalis Carolina. Er scheiterte aber mit dem Versuch, die kaiserliche Macht gegenüber den Reichsständen nachhaltig zu stärken. Dies hing auch damit zusammen, dass in seiner Zeit mit der Reformation ein neuer Großkonflikt im Reich entstand, der sich teilweise mit den ständischen Kräf- ten verband. Karl V., oft durch Kriege abwesend, konn- te die Ausbreitung der Reformation nicht verhindern. Zeitweise zielte er auf eine Überwindung der Spaltung ab. Er setzte gegenüber dem Papst die Einberufung des Konzils von Trient durch, das aber nicht zur Versöh- nung der Religionsparteien, sondern nach Karls Tod mit der Reform des Katholizismus zum Ausgangspunkt der Gegenreformation wurde. Nachdem seine Bemühungen um einen Ausgleich mit den Protestanten gescheitert wa- ren, versuchte er nach dem Sieg im Schmalkaldischen Krieg mit dem Augsburger Interim den Reichsständen ei- ne Lösung des Religionskonflikts aufzuzwingen. In dem daraufhin ausbrechenden Fürstenaufstand wurde er ge- zwungen, mit dem Augsburger Religionsfrieden ein Ne- beneinander der Konfessionen zu akzeptieren. Karl trat resigniert von seinen Herrscherämtern zurück und zog sich völlig zurück. Zuvor hatte er noch die Nach- folge dergestalt geregelt, dass es zur Aufteilung seines Reiches zwischen der spanischen und der österreichi- schen Linie der Habsburger kam. 1 Familie und Kindheit Karl wurde als ältester Sohn Philipps I. des Schönen und Johannas von Kastilien am 24. Februar 1500 in Gent ge- boren. Benannt wurde er nach Karl dem Kühnen von 1

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  • Karl V. (HRR)

    Karl V. (Gemlde von Tizian, wird heute Lambert Sustris zuge-schrieben)

    Karl V. (* 24. Februar 1500 in Gent; 21. September1558 im Kloster San Jernimo de Yuste, Extremadura)aus dem Hause Habsburg war von 1516 an Knig KarlI. von Spanien (spanisch oziell Carlos I, wobei er imVolksmund normalerweise ebenfalls als Carlos V be-zeichnet wird). Er wurde im Jahre 1519 zum rmisch-deutschen Knig gewhlt; nach seiner Krnung im Jah-re 1520 nannte er sich erwhlter Kaiser des HeiligenRmischen Reiches (HRR). Im Jahre 1530 wurde eroziell, als letzter rmisch-deutscher Herrscher, durchPapst Clemens VII. in Bologna zum Kaiser gekrnt. Am23. August 1556 verzichtete er zugunsten seines SohnesPhilipp II. auf den spanischen Thron und zugunsten sei-nes Bruders Ferdinand I. auf die Kaiserwrde.Karl V. verfolgte das Konzept der Universalmonarchie.Dem Kaiser kam danach Vorrang vor allen brigen K-

    nigen zu. Er verstand sich als Friedenswahrer in Europa,Schtzer des Abendlandes vor den Osmanen und sah sichzustndig fr den Schutz und die Reform der Kirche. Umdieses Konzept durchsetzen zu knnen, kmpfte Karl mitFranz I. von Frankreich, der hnlich dachte, um die Vor-herrschaft in Europa. Er konnte sich dabei nanziell auchauf die neuen Kolonien in bersee sttzen. Er war zwarder mchtigste Herrscher in Europa, aber sein Ziel einerdauerhaften Schwchung des zeitweise mit den Osmanenverbndeten Frankreichs konnte er nicht erreichen.Im Heiligen Rmischen Reich ging es ihm darum,das monarchische gegenber dem stndischen Prinzipzur Vorherrschaft zu bringen. Zu seiner Zeit wurdenfr die kommenden Jahrhunderte wichtige Reichsgeset-ze erlassen. Darunter war etwa die nach ihm benann-te Constitutio Criminalis Carolina. Er scheiterte abermit dem Versuch, die kaiserliche Macht gegenber denReichsstnden nachhaltig zu strken.Dies hing auch damit zusammen, dass in seiner Zeitmit der Reformation ein neuer Grokonikt im Reichentstand, der sich teilweise mit den stndischen Krf-ten verband. Karl V., oft durch Kriege abwesend, konn-te die Ausbreitung der Reformation nicht verhindern.Zeitweise zielte er auf eine berwindung der Spaltungab. Er setzte gegenber dem Papst die Einberufung desKonzils von Trient durch, das aber nicht zur Versh-nung der Religionsparteien, sondern nach Karls Tod mitder Reform des Katholizismus zum Ausgangspunkt derGegenreformation wurde. Nachdem seine Bemhungenum einen Ausgleich mit den Protestanten gescheitert wa-ren, versuchte er nach dem Sieg im SchmalkaldischenKrieg mit dem Augsburger Interim den Reichsstnden ei-ne Lsung des Religionskonikts aufzuzwingen. In demdaraufhin ausbrechenden Frstenaufstand wurde er ge-zwungen, mit dem Augsburger Religionsfrieden ein Ne-beneinander der Konfessionen zu akzeptieren.Karl trat resigniert von seinen Herrschermtern zurckund zog sich vllig zurck. Zuvor hatte er noch die Nach-folge dergestalt geregelt, dass es zur Aufteilung seinesReiches zwischen der spanischen und der sterreichi-schen Linie der Habsburger kam.

    1 Familie und Kindheit

    Karl wurde als ltester Sohn Philipps I. des Schnen undJohannas von Kastilien am 24. Februar 1500 in Gent ge-boren. Benannt wurde er nach Karl dem Khnen von

    1

  • 2 2 HERRSCHAFTSBEGINN UND MACHTGRUNDLAGEN

    Kaiser Maximilian mit Familie (der Sohn Philipp der Schne, dieGattin Maria von Burgund, die Enkel Ferdinand I., Karl V. undsein Schwiegerenkel Ludwig II.; Gemlde auf Lindenholz vonBernhard Strigel, nach 1515, vor 1520)

    Burgund. Nach seiner Geburt bekam er den Titel einesGrafen von Luxemburg verliehen.[1]

    Karl war ein Enkel Ferdinands II. von Aragn undIsabellas I. von Kastilien sowie Maximilians I., rmisch-deutscher Knig und seit 1508 Kaiser des Heiligen Rmi-schen Reiches, und Marias von Burgund. Eine Tante wardie Statthalterin der Niederlande Erzherzogin Margarete.Ein Bruder war Ferdinand, der sptere Kaiser. Die l-tere Schwester war Eleonore, die in erster Ehe mit K-nig Manuel I. von Portugal und in zweiter Ehe mit K-nig Franz I. von Frankreich verheiratet war. Isabella warmit Knig Christian II. von Dnemark undMaria war mitKnig Ludwig II. von Ungarn vermhlt. Die SchwesterKatharina wurde mit Knig Johann III. von Portugal ver-heiratet.Die Eltern begaben sich 1502 zur Anerkennung des Er-bes der Mutter Johanna nach Spanien. Karls Vater kehrteeinige Zeit darauf in die Niederlande zurck. Die Mut-ter verkraftete die Trennung nicht und folgte ihm nach.In dieser Zeit zeigten sich erste Anzeichen einer psychi-schen Erkrankung Johannas; sptestens nach dem Tod ih-res Mannes war sie auf Dauer geistig umnachtet. Sie littwahrscheinlich unter einer chronischen Schizophrenie.Ihr Vater Ferdinand lie sie in ein Schloss bei Valladolidbringen, wo sie bis zu ihrem Tod 1555 blieb.[2]

    Seine Eltern sah Karl nur selten, seine Mutter erst 1517,als er nach Spanien kam. Er wuchs zusammen mit sei-nen Schwestern Eleonore und Isabella faktisch elternlosin Mechelen und Brssel in den Niederlanden am Hof

    der Tante Margarete auf, die sein Vormund war. Erzogenwurde er im Geist der Kultur Burgunds in franzsischerSprache. Adrian von Utrecht, der sptere Papst HadrianVI., bernahm die religise Erziehung in der Traditionder Devotio moderna. Sein Patenonkel und erster Mentorwar Charles I. de Cro. Dessen Nachfolger Guillaume II.de Cro fhrte ihn in das hsche Leben und in die Poli-tik ein.[3] Karl hatte nur bescheidene Sprachkenntnisse inLatein, Spanisch und Deutsch und beherrschte auch dasFlmische nicht gut. Obwohl er krperlich schwach undkrnklich war, konnte er wegen seines starkenWillens diewichtigsten militrischen Fhigkeiten erlernen, um sp-ter bei Jagden und Turnieren groe Geschicklichkeit undAusdauer zu zeigen. Bereits in seiner Jugend trat er mithoheitlicher Wrde auf, wurde aber im Laufe seines Le-bens immer unnahbarer.[4]

    2 Herrschaftsbeginn und Macht-grundlagen

    2.1 Burgundisches und spanisches Erbe

    Herrschaftsbereich Karls V. 1547

    Durch den Tod ihrer Geschwister Juan und Isabella so-wie Isabellas Sohn Miguel hatte Karls Mutter Aussichtauf die Throne vonKastilien undAragon. Sie wurde 1502von den Cortes in Toledo und Salamanca 1502 zusammenmit ihrem Mann als Erbin anerkannt.[5] Nachdem Kni-gin Isabella 1504 gestorben war, wurde Johanna von Kas-tilien Knigin von Kastilien. Als 1506 sein Vater starb,erbte Karl mit sechs Jahren die nrdlichen Teile des ehe-maligen Herzogtums Burgund, d. h. die heutige Picardie,Belgien und die Niederlande. Die Regentschaft in Kastili-en bernahm sein Grovater Knig Ferdinand. Auf Drn-gen des burgundischen Hochadels wurde Karl frhzeitigim Jahr 1515 fr volljhrig und damit fr regierungsf-hig erklrt. Damit bernahm er die Herrschaft im Her-zogtum Burgund. Als Knig Ferdinand 1516 starb, kamdas Erbe in Spanien hinzu, obwohl der alte Knig lie-ber den in Spanien aufgewachsenen Ferdinand als Nach-folger gesehen htte, wurde Karl als Nachfolger seinesGrovaters Knig von Aragon. Da seine Mutter als Er-bin von Kastilien regierungsunfhig war, hatte Karl bis

  • 2.2 Knigswahl im Reich 3

    zu ihrem Tod im Jahr 1555 die Regentschaft inne undlie sich auch als Knig titulieren. In Spanien wurde derErbanspruch zwar anerkannt, aber Karl wurde gedrngt,zur Besttigung nach Spanien zu kommen. Die Reise ver-zgerte sich. Um das spanische Erbe zu sichern, schlossKarl 1516 den Vertrag von Noyon zur Verstndigung mitFrankreich. Dieser Kurs entsprach der profranzsischenHaltung eines Teils der burgundischen Hocharistokratie,zu der auch wichtige Berater Karls zhlten.[6]

    Karl reiste erst 1517 nach Spanien, um von den Cortesvon Kastilien und Aragon besttigt zu werden. Zum ers-ten Mal traf er seinen Bruder Ferdinand. Um Ferdinandals mglichen Rivalen auszuschalten, schickte er diesenkurze Zeit spter in die Niederlande. Problematisch war,dass Karl zunchst kein Spanisch sprach und mit der Be-setzung der wichtigsten Posten mit burgundischen Ver-trauten Unmut erregte. Die Huldigung der kastilischenStnde erfolgte 1518 und die der von Aragon 1519. Da-bei musste Karl den Stnden verschiedene Zugestndnis-semachen. Darunter waren die Bestimmungen, kein Goldins Ausland bringen zu lassen und mter nur an Einhei-mische zu vergeben. Er wurde gebeten, Spanisch zu ler-nen und bald zu heiraten.Zu seinem Herrschaftsbereich gehrten damit auch dieKnigreiche Navarra, Neapel, Sizilien, Sardinien unddie spanischen Kolonien in Amerika und auf denPhilippinen. Da er erstmals in einer Person die Kronenvon Kastilien und Aragon vereinte, gilt er als erster K-nig von Spanien.[3][7][8]

    2.2 Knigswahl im ReichAls 1519 sein Grovater Maximilian I. starb, erbte Karlauch die Habsburgischen Lande im Heiligen RmischenReich (mit dem Kernland sterreich).Vor seinem Tod war es Maximilian nicht mehr gelungen,die Nachfolge im Reich zu klren. Ganz unumstritten warKarls Bewerbung nicht. Spanische Kreise befrchteten,dass dadurch die iberische Halbinsel an den Rand vonKarls Interesse geraten knnte. Vorangetrieben wurde dieWahl vor allem von dem seit 1518 amtierenden Gro-kanzler Mercurino Arborio di Gattinara.[6] Um Maximi-lians Nachfolge als rmisch-deutscher Knig und Kaiserbewarben sich zudem noch Franz I. von Frankreich undHeinrich VIII. von England. Am Ende des Wahlkampfsbrachte die Kurie berdies Kurfrst Friedrich von Sach-sen ins Spiel. Auch Karls Bruder Ferdinand war zeitweiseals Kandidat im Gesprch.Die eigentliche Wahlauseinandersetzung fand zwischenKarl und Franz I. statt. Diese bertraf in ihrer Intensittalle frheren und folgendenWahlen dieser Art. Beide ver-traten ein universalmonarchisches Konzept und wolltendie Trennung Europas in Einzelstaaten berwinden. Eindominanter Herrscher sollte den innereuropischen Frie-den sichern und das Abendland vor den Osmanen scht-zen. Kritik daran etwa von Erasmus von Rotterdam blieb

    Der junge Karl (Gemlde von Bernard van Orley)

    nicht aus, aber die Idee eines einheitlichen Europas wardurchaus wirkmchtig.[7] Fr Karl sprach die Traditionder habsburgischen Kaiser und die Bedeutung der Fami-lie im Reich. Auf der anderen Seite war er durch seineauerdeutschen Besitzungen deutlich mchtiger als sei-ne Vorfahren und seine bisherigen Schwerpunkte lagenauerhalb des Reiches. Dies lie bei den Reichsfrstendie Furcht vor einer bermacht des Monarchen ber dieReichsstnde entstehen. Der franzsische Knig war da-gegen keine Bedrohung fr den Einuss der Reichsstn-de. Auch Papst Leo X. wollte eine habsburgische Do-minanz verhindern. Beide Seiten wandten erhebliche Fi-nanzmittel auf, um die Wahl fr sich zu entscheiden.Erhebliche Bedeutung fr den Erfolg Karls hatte einegeschickte Propaganda zu seinen Gunsten, die ihn zumdeutschen Kandidaten stilisierte. Dies war keineswegseinfach, reichte doch nur eine Ahnenreihe nach Deutsch-land zurck. Auch konnte Karl noch kein Deutsch. Mili-trische Untersttzung fand Franz I. in Herzog Karl vonGeldern, der gerade in die Hildesheimer Stiftsfehde invol-viert war. Zu Gunsten Karls wirkte sich auch die Ausein-andersetzung um Herzog Ulrich von Wrttemberg aus.Nach dessen Vorgehen gegen die Reichsstadt Reutlingenhatte ihn der Schwbische Bund abgesetzt. Die Habs-burger warben die nun freien Truppen des Bundes anund verfgten so whrend der Wahlauseinandersetzun-gen ber militrische Krfte in Oberdeutschland. EinigeZeit spter kam Wrttemberg unter die Verwaltung der

  • 4 2 HERRSCHAFTSBEGINN UND MACHTGRUNDLAGEN

    Habsburger. Den Ausschlag aber gab die nanzielle Un-tersttzung durch die Fugger. Diese erklrten sich bereit,im Fall einer Wahl den Groteil der Wahlforderungender Kurfrsten zu begleichen. Im Gegenzug erhielten dieFugger weitgehende wirtschaftliche Privilegien im Reich.Die Gesamtkosten der Wahl lagen bei 852.000 Gulden,davon brachten die Fugger mehr als eine halbe Millionauf.Zwischen den Kurfrsten und Karls Gesandten wur-de eine Wahlkapitulation ausgehandelt eine neue Er-scheinung bei einer Knigswahl. Der Inhalt hatte fastden Charakter eines Reichsgrundgesetzes, wie sie et-wa die Goldene Bulle darstellte. Darin kam Karl denReichsstnden in verschiedenen Punkten bis hin zurRegierung des Reiches und der ueren Politik ent-gegen. Zugesagt wurde etwa die Einrichtung einesReichsregiments. Ebenso wurden alle Regalien, Privilegi-en und Reichspfandschaften der Reichsfrsten besttigt.Die Furcht vor einer Fremdherrschaft kam in Bestim-mungen zumAusdruck, dass in wichtige Reichsmter nurDeutsche eingesetzt werden sollten und fremdes Kriegs-volk nicht auf Boden des Reiches stationiert werden durf-te. Auch sollten die Geldforderungen der Kurie begrenztund die groen Handelsgesellschaften abgeschat wer-den. Letztere Forderung scheiterte an den Gegenkrftender oberdeutschen Handelshuser. Auf ihre Interventionhin unterzeichnete Karl 1525 ein neues Handelsgesetz,das ihren wirtschaftlichen Interessen entgegenkam.[3][9]

    Am 28. Juni 1519 whlten die Kurfrsten Karl inFrankfurt am Main in Abwesenheit zum rmisch-deutschen Knig. Seine Krnung fand am 23. Oktober1520 in Aachen statt. Anschlieend nannte sich Karl er-whlter rmischer Kaiser wie sein Grovater Maximili-an I. Papst Leo X. willigte am 26. Oktober 1520 in dasFhren dieses Titels ein.[10]

    Karl trug die oziellen Titel:

    Wir, Karl der Fnfte, von Gottes Gnaden er-whlter Rmischer Kaiser, zu allen Zeiten Meh-rer des Reiches, in Germanien, zu Kastilien,Aragon, Len, beider Sizilien, Jerusalem, Un-garn, Dalmatien, Kroatien, Navarra, Grana-da, Toledo, Valencia, Galizien, Mallorca, Sevil-la, Sardinien, Crdoba, Korsika, Murcia, Jan,Algerien, Algeciras, Gibraltar, der Kanarischenund Indianischen Inseln und des Festlandes, desOzeanischenMeers &c. Knig, Erzherzog zu s-terreich, Herzog zu Burgund, zu Lothringen, zuBrabant, zu Steyr, zu Krnten, zu Krain, zu Lim-burg, zu Luxemburg, zu Geldern, zu Kalabri-en, zu Athen, zu Neopatria und zu Wrttemberg&c. Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tirol, zuGrz, zu Barcelona, zu Artois und zu Burgund&c. Pfalzgraf zu Hennegau, zu Holland, zu See-land, zu Prt, zu Kyburg, zu Namur, zu Roussil-lon, zu Cerdagne und zu Zutphen &c. Landgrafim Elsass, Markgraf zu Burgau, zu Oristan, zu

    Goziani und des Heiligen Rmischen Reiches,Frst zu Schwaben, zu Katalonien, zu Asturi-en &c. Herr zu Friesland und der WindischenMark, zu Pordenone, zu Biscaya, zu Monia, zuSalins, zu Tripolis und zu Mecheln &c.

    SeinWahlspruch lautete: Plus Ultra (lat. immer weiter).

    2.3 berseeische Besitzungen

    Allegorie auf Kaiser Karl V. als Weltenherrscher (Gemlde vonPeter Paul Rubens, um 1604). Der Spruch: In meinem Reich gehtdie Sonne niemals unter wird Karl V. zugesprochen.

    Die Kosten fr Armee und Flotte stiegen vor allem inden 1530er Jahren stark an. Finanziert wurde die weit-gespannte Machtpolitik des Kaisers nicht zuletzt durchdie spanischen Einknfte. Aber diese reichten bald nichtmehr aus. Immer wichtiger wurden die Gold- und Sil-berlieferungen der Konquistadoren aus den neu erober-ten Lndern auf dem amerikanischen Kontinent.[11] EinFnftel der Einnahmen stand der Krone zu. Wenn auchdie Eroberungen nicht zentral gelenkt wurden, frderteKarl doch die Expansionspolitik. So beteiligte er sich ander Finanzierung der Weltumsegelung des Magellan. Oh-ne die reichen Goldsendungen von Hernn Corts ausNeu-Spanien und Francisco Pizarro aus Peru wren dieKriege des Kaisers so nicht durchfhrbar gewesen.[12]

    Durch die neuen Besitzungen in Amerika und auf dennach seinem Sohn und Thronfolger Philipp benanntenPhilippinen im Pazik regierte Karl V. ber ein Reich,von dem er selber gesagt haben soll, dass in ihm die Son-ne niemals unterging.In der mittleren Phase seiner Herrschaftszeit bezog Karl

  • 2.4 Herrschaftsorganisation und Selbstverstndnis 5

    aus den spanischen Besitzungen pro Jahr immerhin ei-ne Million Dukaten. Der Leiter der spanischen An-gelegenheiten Francisco de los Cobos y Molina bau-te eine wirkungsvolle Brokratie auf, um die Geldereinzutreiben.[13]

    Gerechtfertigt waren die Eroberungen in bersee nachMeinung des Kaisers durch die Bekehrung der Heidenzum Christentum. Auch unter Einuss von Bartolome delas Casas versuchte Karl durch verschiedene Verordnun-gen und Gesetze der Versklavung der Indianer entgegen-zuwirken. In den 1540er Jahren wurde sogar eine Befrei-ung aller Indios befohlen. Letztlich scheiterten diese Ver-suche jedoch an den Gegebenheiten in den Kolonien undan dem Goldbedrfnis Karls.In Spanien wurde damit begonnen, die Verwaltung undAusbeutung der neuen Kolonien zu organisieren. Sevillawurde 1525 zum Monopolhafen fr den Verkehr mitAmerika. Dort war mit dem Indienrat auch die zentraleBehrde der Kolonien angesiedelt. Im Jahr 1535 wurdedas Vizeknigreich Neuspanien (Mexiko) und 1542 dasVizeknigreich Peru gegrndet. Nach der Erschlieungder Silberminen von Potos seit 1541 erreichten in denJahren zwischen 1541 und 1560 480 Tonnen Silber und67 Tonnen Gold Spanien.Das Edelmetall diente als Basis fr Anleihen. Trotz derhohen Einnahmen reichten die Einknfte aber nicht, umdie Ausgaben fr Karls Machtpolitik zu decken. Zeitwei-se wurden die amerikanischen Besitzungen an die Glubi-ger verpfndet. So kam etwa 1527 das heutige Venezuelaan die Welser, die dieses Gebiet bis 1547 ausbeuteten.Insgesamt hat die Politik der Anleihen die Verschuldunginsbesondere Spaniens stark beschleunigt.[14][11]

    2.4 Herrschaftsorganisation und Selbst-verstndnis

    Die Nachricht von seiner Wahl zum Knig erreichte Karlan seinem Hof in Barcelona. Er reiste 1520 von Spanienber England und die Niederlande ins Reich. Die Kr-nung zum rmisch-deutschen Knig erfolgte am 23. Ok-tober 1520 im Kaiserdom zu Aachen durch den KlnerErzbischof Hermann V. von Wied. Mit Karls Herr-schaftsantritt verbanden sich groe Honungen. MartinLuther schrieb. Gott hat uns ein junges, edles Blut zumHaupt gegeben und damit viel Herzen zu groer guterHonung erweckt.[15]

    Zum Aufbau von Institutionen, die den gesamten Herr-schaftskomplex umfassten, ist es nie gekommen. Die ein-zelnen Teile wurden allein durch die Person des Kaiserszusammengehalten. Der Hof Karls gehrte zu den kom-plexesten seiner Zeit. Eine Aufgabe war es, die verschie-denen Bestandteile (Casas) in irgendeiner Form zusam-menzufhren. Neben dem burgundischen Haus hatten dieKronen von Aragon und Kastilien besonderes Gewicht.Karl bte seine Herrschaft weniger durch den Versucheiner Zentralisation als durch Koordination aus. Wich-

    Krnung in Aachen (Holzschnitt, 1520)

    tig waren persnliche und Klientelbeziehungen, der Hofund das Knigshaus. Insbesondere die anfngliche Vor-herrschaft der Burgunder lste bei den spanischen ElitenUnmut aus. Die Prachtentfaltung war unter Karl deutlichschwcher ausgeprgt als bei frheren Herrschern berBurgund. Zu bestimmten Anlssen entfaltete allerdingsauch der Hof unter Karl noch seine Pracht. Der Kaiserbertrug das burgundische Hofzeremoniell nach Spani-en dieses wurde daher spter spanisches Hofzeremo-niell genannt. Es wurde zu Karls Zeit kirchlich-sakralaufgeladen.[16]

    Zur Sicherung der Macht in seinem weit gespanntenHerrschaftsbereich setzte Karl Familienangehrige alsRegenten und Statthalter in den spanischen Lndern,in den Niederlanden, in den Erblanden und auch imReich ein. So erhielt sein Bruder Ferdinand im WormserVertrag von 1521 und im Brsseler Vertrag von 1522nach und nach die sterreichischen Erblande sowieWrttemberg. Die letzten Reste landesherrlicher Rech-te in Deutschland trat Karl 1525 an Ferdinand ab. Die-ser vertrat den Kaiser bei Bedarf im Reich. Der Kontaktzwischen den Reichsteilen wurde schriftlich aufrechter-halten. Zehntausende von Briefen zeugen von der Inten-sitt dieser Kommunikation. So blieb der Kaiser auchbei Abwesenheit ber die Geschehnisse informiert undkonnte entsprechende Anweisungen geben. Allerdingserschwerte die Entfernung etwa zwischen Spanien unddem Reich die Entscheidungen sehr, zumal Ferdinandzunchst kaum eigenen Handlungsspielraum zugebilligtbekam.[17]

  • 6 2 HERRSCHAFTSBEGINN UND MACHTGRUNDLAGEN

    Es gab auf Reichsebene zeitweise fhrende Berater oderMinister. Besonders mchtig waren Guillaume II. deCro und Mercurino Arborio di Gattinara. In militri-schen Dingen vertraute Karl in den ersten Jahren Charlesde Lannoy. Welche Rolle Karl selbst in der Frhzeit sei-ner Herrschaft spielte, ist nicht ganz klar. Sicher ist, dassdie Rolle seiner Vertrauten betrchtlich war. Nicolas Per-renot de Granvelle und sein Sohn Antoine Perrenot deGranvelle hatten spter deutlich weniger Einuss. Um1530 kam es zu einer Zweiteilung der Spitzenpositio-nen. Das spanische Staatssekretariat unter Francisco delos Cobos war zustndig fr die spanischen Gebiete un-ter Einschluss der berseeischen Besitzungen und Italien.Daneben bestand ein burgundisches Staatssekretariat frdie burgundischen Besitzungen unter Granvella. De factowar diesem auch das Amt des Reichsvizekanzlers unter-geordnet. Der Mainzer Erzbischof als Reichserzkanzlergab seine Kompetenzen weitgehend an Gattinara ab. Inden letzten Jahren der Herrschaft Karls wurde so etwaswie ein fr das gesamte Reich zustndiges Kabinett ge-schaen, das sich aber als wenig eektiv erwies.Karl war der letzte Kaiser ohne eine feste Residenz. DerHof mit 1000 bis 2000 Personen zog daher hug um-her. Insbesondere die Reichsstdte hatten unter den da-mit verbundenen Belastungen stark zu leiden. Der Hof-staat war multinational; hnliches galt fr die Truppen.Insbesondere die Spanier waren im Reich ausgesprochenunbeliebt.[18][19]

    Karl sah im Kaisertum die universale Ordnungsmacht inEuropa oberhalb der Einzelstaaten. Zu seinen Aufgabengehrten die Abwehr der Unglubigen und die Sicherungdes Friedens innerhalb des Abendlandes. Hinzu kamender Schutz, aber auch die Reform der Kirche. Der Gro-kanzler Mercurino Gattinara mit seiner Vorstellung desKaisers als dominum mundi d.h. als Weltmonarch hatKarls Selbstverstndnis stark geprgt.[20]

    2.5 Reichstag von Worms 1521

    Luther auf dem Reichstag in Worms (kolorierter Holzschnitt,1557)

    Hauptartikel: Reichstag zu Worms (1521)

    Die Situation im Reich war bei Karls Machtantrittschwierig. Unter den Bauern und rmeren Stadt-bewohnern machte sich Unruhe breit. Auch dieReichsritterschaft war unruhig. Insbesondere begann dieReformationsbewegung um Martin Luther an Bedeutungzu gewinnen. Karl V. folgte in der Sache Luther zunchstseinen Beratern aus dem Umfeld des Humanismus undsagte Ende November 1520 ein Schiedsgerichtsverfah-ren zu. Luther wurde 1521 vom Papst exkommuniziert.Zu der in solchen Fllen blichen Vollstreckung derReichsacht kam es nicht, da Luther unter dem Schutz desKurfrsten Friedrich des Weisen stand. Dieser forderteohne Bercksichtigung des rmischen Ketzerprozesseseine Klrung des Falles auf reichsrechtlicher Basis.Damit wurde das bisherige Verhltnis von Reich undKirche in Frage gestellt. Zur Klrung der Frage war derReichstag das geeignete Forum. Karl lie sich auf einenKompromiss ein und lud Luther nach Worms ein, damitdieser dort seine Lehren widerrufen sollte. Wrde Lutherstandhaft bleiben, drohte Karl mit der Vollstreckungder Acht. Zwischen Kaiser und Papst Leo X. wurde dieCausa Luther fr politische Zwecke genutzt. Sie dienteals Druckmittel des Kaisers, um eine Annherung an dieKurie zu erreichen.[21]

    Der erste Reichstag zur Zeit Karl V. fand in Worms imJahr 1521 statt. Dabei standen Fragen der Reichsreformund der Umgang mit der von Martin Luther ausgehen-den reformatorischen Bewegung imMittelpunkt. Was dieFragen der Reichsverfassung anging, ging es zunchstim Konikt zwischen Kaiser und Reichsstnden um dieRegierungsgewalt. Diese Frage war unter Maximilian I.nicht eindeutig geklrt worden und die Stnde verlang-ten erneut durch Einsetzung eines Reichsregiments an derRegierung beteiligt zu werden. Dies hatte Karl auch inseiner Wahlkapitulation zugesichert. Karl bestand aberdarauf, dass das Reichsregiment nur bei Abwesenheit desKaisers wirksam werden sollte. In der am 26. Mai 1521beschlossenen Regimentsordnung konnte er sich damitweitgehend durchsetzen. Auerdem wurde mit seinemBruder Ferdinand als Statthalter und Leiter des Reichs-regiments der kaiserliche Einuss auch bei dessen Ab-wesenheit weitgehend gesichert. Aber letztlich handeltees sich bei der Entscheidung nur um einen Kompromisszwischen dem stndischen und dem monarchischen Prin-zip. Ein Konikt zwischen Kaiser und Reichsstnden wardaher nicht auszuschlieen. Weitere Fragen, die es zuklren galt, betrafen das Reichskammergericht und dieOrdnung des Landfriedens. Im Hinblick auf das in eineKrise geratene Reichskammergericht konnte ein tragfhi-ger Kompromiss zwischen dem Kaiser und den Reichs-stnden erzielt werden, der dazu beitrug, dass das Ge-richt an Ansehen und Bedeutung gewann. Auch mit Blickauf den Landfrieden wurde die Exekution der Urteiledes Gerichts den Reichskreisen bertragen. Damit wur-de den Reichskreisen eine den einzelnen Reichsstndenbergeordnete Kompetenz bertragen. Ebenso geregelt

  • 7wurden die Reichsnanzen, die auf eine tragfhige Ba-sis gestellt wurden. Als Finanzierungsmittel einigte mansich schlielich auf das System von Matrikularbeitrgen.Im Grundzug galt diese Regelung bis zum Ende desReiches.[22][23]

    Bekannt geworden ist der Reichstag zu Worms durch dieLutherfrage. Welche Haltung der Kaiser zu Luthers Posi-tionen vor dem Reichstag hatte, ist nicht ganz eindeutig.Persnlich scheint er ein durchaus dierenziertes Ver-hltnis zu den reformatorischen Thesen gehabt zu ha-ben. Allerdings hielt er Luther nach dem Urteil des rmi-schen Ketzerprozesses fr berfhrt. Auerhalb des Rei-ches lie er die Schriften verbieten und gegen LuthersAnhnger vorgehen.Im Vorfeld des Reichstages hatte es von Seiten des Kai-serhofs Verhandlungen sowohl mit Kursachsen wie auchmit der Kurie in Rom gegeben. Eine feste Linie schei-nen Karl V. und seine Berater zunchst nicht gehabtzu haben. Allerdings wollte der Kaiser eine Mitbestim-mung der Reichsstnde in der Frage der Verhngung derReichsacht verhindern. Dies gelang ihm nicht. Karl V. sahsich gezwungen, Luther freies Geleit nach Worms zuzu-sichern. Am 17. Mrz fand in Anwesenheit des Kaisersein erstes Verhr Luthers statt. In einem weiteren Ver-hr am nchsten Tag verweigerte Luther den Widerrufseiner Schriften, solange niemand sie auf Basis der Bi-bel widerlegt htte. Nach der Abreise Luthers gab KarlV. am 19. April eine Erklrung ab, in der er sich zur tau-sendjhrigen christlichen Tradition, zur Treue gegenberRom und zum Schutz der rmischen Kirche bekannte.Auf den Inhalt der Lehre Luthers ging er nicht ein. Nacheiniger Vorbereitungszeit erlie Karl V. am 8. Mai dasWormser Edikt, das die Reichsacht ber Luther verhng-te und seine Schriften verbot. Allerdings konnte er damitdie reformatorische Bewegung nicht mehr aufhalten, zu-mal Luther von Friedrich dem Weisen auf der Wartburgin Sicherheit gebracht wurde. In Geheimverhandlungenzwischen Friedrich und dem kaiserlichen Hof kam es zuder Einigung, dass Sachsen das Edikt nicht oziell zu-gestellt wurde. Der Hintergrund fr die kaiserliche Zu-rckhaltung waren die Auseinandersetzungen mit Frank-reich. Insgesamt spielte das Reich zu dieser Zeit fr Karlnur eine Nebenrolle. Ein wirkliches Verstndnis fr dasReich und seine Probleme fand Karl auf dem Reichstagnicht.[24][25]

    2.6 Herrschaftssicherung in SpanienWhrend Karls Abwesenheit war Adrian von Utrecht Re-gent in Spanien. Gegen seine Regentschaft erhob sichschon 1519 die Aufstandsbewegung der Comuneros.Diese wurde vor allem vom Brgertum der Stdte Kasti-liens, insbesondere von den Einwohnern von Toledo, ge-tragen. Untersttzung fand sie bei Teilen der Geistlichkeitund des Adels. Ihr Ziel war es, die knigliche Macht zuGunsten des Cortes zu beschrnken. Im Knigreich Va-lencia kam er zu einer sozialrevolutionren Bewegung,

    Hinrichtung der Comuneros (lgemlde von Antonio Gisbert,1880)

    die unter dem Namen Germana bekannt wurde. EineZusammenarbeit der Bewegungen in den verschiedenenspanischen Territorien erfolgte nicht. Besorgt durch dieantifeudale Haltung der Aufstndischen in Valencia stell-te sich ein Groteil des Adels auf die Seite Karls. DieAufstndischen unter Juan de Padilla wurden 1521 beiVillalar besiegt. Karl reiste selbst zur Klrung der Ver-hltnisse im Winter 1521/22 nach Spanien. Er betontezwar, Milde walten zu lassen, aber er sah in demAufstandein Vergehen gegen die gttliche Ordnung. Es kam zumehreren Todesurteilen und dem Einziehen von Verm-gen. Unter den Hingerichteten war auch ein Bischof, wasKarl die Exkommunikation frchten lie. Auch wenn ei-nige Zeit spter die ppstliche Absolution eintraf, habendie Hinrichtungen Karl bis zu seinem Tod stark beschf-tigt. Im Laufe seiner Herrschaft gelang es Karl den poli-tischen Einuss des Hochadels zu begrenzen, ohne seinesonstigen Privilegien anzutasten. Damit sicherte er sichdessen Gefolgschaft. Die spanische Inquisition, die gegenJuden und Moslems vorging, blieb auch unter Karl V. inFunktion. In Hinblick auf die Notwendigkeit des Kamp-fes gegen Ketzer und der Verteidigung des Katholizismuswaren sich Karl und die fhrenden Krfte in den spa-nischen Gebieten einig. Nach der Sicherung der Machtzu Gunsten der Krone wurde Spanien zu einer zentralenMachtbasis des Kaisers.[18][26]

    Karl war seit langem mit Maria Tudor, der Tochter Hein-richs VIII., verlobt. Auch wegen nanzieller Vorteile ent-schloss er sich aber zur Heirat mit Isabella, der Tochterdes portugiesischen Knigs. Damit verbunden war eineMitgift von einer Million Dukaten. Die Hochzeit fand am10. Mrz 1526 in Sevilla statt.[27]

    3 Europische Machtpolitik

    Hauptartikel: Italienische Kriege

  • 8 3 EUROPISCHE MACHTPOLITIK

    3.1 Krieg bis zum Frieden von MadridUm seinen Anspruch als berragende europische Ord-nungskraft Realitt werden zu lassen, bedurfte es einerden anderen Staaten berlegenen Macht. Dabei spiel-te Italien eine wichtige Rolle. Das Land war reich undwenn es dort gelang, mageblichen Einuss zu gewin-nen, war die europische Hegemonie mglich. Danebenwollte Karl das 1477 an Frankreich gefallene HerzogtumBurgund zurckgewinnen. Damit wollte er auch Dijongewinnen, wo seine burgundischen Vorfahren begrabenlagen. Wie wichtig ihm das war, machte sein Testamentvon 1522 deutlich. Sollte er sterben und das HerzogtumBurgund in kaiserlicher Hand sein, wollte er neben sei-nen Vorfahren in der Kartuserkirche in Dijon bestattetwerden. Damit stellte er den Kompromiss der Aufteilungdes burgundischen Erbes von 1477 in Frage. Auch woll-te Karl die franzsischen Lehnsrechte in Flandern undim Artois loswerden. Auch die Provence beanspruchteer als Reichslehen fr sich. Das Languedoc forderte erals frheres Lehen des Knigreichs Aragon ebenfalls vonFrankreich zurck.Franz I. war keineswegs bereit, diesen Ansprchen nach-zugeben. Umgekehrt dachte er selbst daran, seine Machtauszuweiten. Auch fr ihn spielte Italien eine wichtigeRolle. Nach seinem Sieg ber die Schweizer 1515 wa-ren groe Teile Oberitaliens und insbesondere Mailandin seiner Hand. Auch erhob er Ansprche auf das Knig-reich Neapel und die 1512 an Spanien gefallenen Teiledes Knigreichs Navarra.[28]

    Schlacht bei Pavia 1525 (lgemlde von Ruprecht Heller, 1529)

    Schon 1520 hatte Karl die Duldung Heinrichs VIII.fr seinen geplanten Krieg gegen Frankreich erreicht.Ein Jahr spter konnte er den Papst sogar fr ein an-tifranzsisches Bndnis gewinnen. Vor diesem Hinter-grund begann der Krieg. Zunchst marschierte der imfranzsischen Exil lebende Knig von Navarra HenridAlbret ins spanische Navarra ein, musste sich abernach ein paar Wochen wieder zurckziehen. Auch an derniederlndisch-franzsischen Grenze kam es zu Kmp-

    fen. In der zweiten Hlfte des Jahres begann der direk-te Krieg zwischen Karl V. und Franz I. Kriegsschauplt-ze waren die Champagne und Oberitalien. Im Novemberdes Jahres trat auch Heinrich VIII. auf Seiten des Kai-sers in den Krieg ein. Anfangs waren die Kaiserlichen er-folgreich. Bis Mai 1522 war Oberitalien in kaiserlicherHand. Die Sforza erhielten Mailand als Reichslehen zu-rck. Herzog Charles III. de Bourbon-Montpensier elvom franzsischen Knig ab, aber die Plne, ein eigenesTerritorium zu Lasten der franzsischen Krone zu erwer-ben, scheiterten und er musste ins Exil an den kaiserli-chen Hof iehen. Fr den Kaiser problematisch wurdees, dass der Papst und Venedig immer strker zur Sei-te Frankreichs tendierten. Auerdem entwickelte sich inItalien eine antikaiserliche Stimmung.Die Franzosen begannen nun auch militrische Erfolgezu erringen. Eine englische Invasion in Frankreich schei-terte ebenso wie 1524 der Vormarsch der Kaiserlichen indie Provence. Im Gegenzug gelang es den Franzosen, fastganz Oberitalien zu kontrollieren. Sie eroberten Mailandzurck und belagerten Pavia. Aber am 24. Februar 1525nahmen Karls Truppen Franz I. in der Schlacht bei Paviagefangen.[29]

    Franz I. wurde nach Spanien gebracht und dort gefangengehalten. Wie man mit dem gefangenen Knig umgehensollte, war zwischen Karl und seinen Beratern umstrit-ten. Gattinara htte ihn am liebsten tten lassen, auch einefaktische Zerschlagung Frankreichs war in seinem Sinn.Karl aber schloss sich den Vorschlgen zu einem mavol-len Frieden an.[30][31] Dies fhrte 1526 zur Unterzeich-nung des Vertrags von Madrid, in dem Frankreich aufseine Ansprche in Norditalien verzichtete. Auerdemwurde das Herzogtum Burgund wiederhergestellt. Frank-reich musste auch auf die Lehnsrechte in Flandern undArtois verzichten. Von Seiten des Kaisers waren die Frie-densbedingungen als milde und Geste der Vershnunggedacht. Auch das Versprechen, seine Schwester Eleo-nore dem franzsischen Knig zur Frau zu geben, zieltein diese Richtung. Karl hote, Franz I. zum gemeinsa-men Kampf gegen die Osmanen und gegen die Luthera-ner bewegen zu knnen. Auf franzsischer Seite wurdeder Friede jedoch nicht als mig, sondern als Unterwer-fungsfriede angesehen.[32][33]

    3.2 Krieg gegen die Heilige Liga von Co-gnac

    Nachdem Franz wieder frei war, widerrief er den Ver-trag, da er ihm in Gefangenschaft aufgezwungen wordenwar. Ihm gelang es seinerseits, mit der Heiligen Liga vonCognac ein breites antikaiserliches Bndnis zustande zubringen, dem der Papst, Venedig, Florenz und schlielichsogar auch Mailand angehrten. Auch das HerzogtumBayern gehrte der antihabsburgischen Opposition an.Schon zuvor kam es zur Verstndigungmit Heinrich VIII.Der Krieg setzte erneut ein und die Situation wurde fr

  • 3.3 Kmpfe gegen Osmanen und Franzosen 9

    Die Plnderung RomsGemlde von Johann Lingelbach aus dem 17. Jh.

    Karl V. noch bedrohlicher, als die Osmanen 1526 die s-terreichischen Erblande bedrohten.[33]

    Eine langfristig wirkende Verschiebung der europischenMachtverhltnisse war die Expansion des OsmanischenReiches. Die Eroberungen und Expeditionen der os-manischen Streitkrfte entlang der Mittelmeerkste undden Balkan hinauf Richtung Wien bedrohten die LnderHabsburgs und den Frieden in Westeuropa. 1521 erober-ten die Trken Belgrad. 1526 siegten sie in der Schlachtvon Mohacs ber Ludwig II. von Ungarn, der in derSchlacht el. Damit hatte Ferdinand Anspruch auf dasErbe Bhmen und Ungarn. Um den Besitz Ungarns kames zum Krieg mit den Osmanen und diese standen 1529mit einer Armee von 120.000 Mann vor Wien. Karl V.konnte seinem Bruder Ferdinand I. jedoch auf Grund sei-ner Aktivitten in Italien nicht zu Hilfe kommen. Ferdi-nand konnte nur einen kleinen Teil Ungarns beherrschen.Der Krieg gegen Frankreich berforderte zunehmend diekaiserlichen Finanzen. Die Landsknechte in Oberitali-en wurden unzufrieden und ihr Kommandant Georg vonFrundsberg erlitt einen Schlaganfall, als er versuchte, ihreMeuterei zu verhindern. Die Armee zog gegen Rom, vonden Landsknechten als Hure Babylon angesehen. Karlvon Bourbon, der die Truppen fhrte, starb bei der Str-mung der Stadt am 5. Mai 1527. Ohne Fhrer plndertendie kaiserlichen Truppen beim sogenannten Sacco di Ro-ma die Stadt. Fr die Stadt Rom war dies ein Schlag, vondem sie sich nur langsam erholte. Papst Clemens VII. warin die Engelsburg gechtet und musste sich Anfang Juni1527 ergeben. Wieder war ein Gegner in der Hand derKaiserlichen und wieder setzte sich Karl mit einer mil-den Behandlung des Gegners durch. Obwohl Karl nichtverantwortlich war, wurde der Vorgang als Beleg fr dieBedrohung des Papsttums durch den Kaiser und fr diegewaltttige Politik des Kaisers in Italien angesehen. Da-durch wurde die antikaiserliche Koalition in Italien ge-strkt und die Kaiserlichen gerieten immer strker in Be-drngnis. Zugute kam Karl, dass Andrea Doria mit dergenuesischen Flotte auf die Seite des Kaisers wechselte,nachdem dieser die Unabhngigkeit der Republik Genuagarantiert hatte. Damit brach der Nachschub der Franzo-sen und ihrer Verbndeten in Italien zusammen und dieantikaiserlichen Krfte erlitten militrische Niederlagen.Franz I. musste erneut Frieden schlieen.[34][35]

    Der 1529 mit Frankreich unterzeichnete Damenfriedevon Cambrai schrieb den Verzicht Frankreichs auf italie-nische Gebiete fest. Der Verzicht auf die franzsischenLehnsansprche in Flandern und Artois wurde besttigt.Der Kaiser verzichtete seinerseits auf den Anspruch aufdas Herzogtum Burgund. Mit dem Frieden war die Vor-herrschaft Karls und seiner Nachfolger ber Italien biszum Ende des 16. Jahrhunderts gesichert. Im Frieden vonBarcelona gewhrte Karl dem Papst gnstige Friedens-bedingungen und schloss mit ihm eine Defensivallianzab. Die Abhaltung eines Konzils zu einer Kirchenreformkonnte Karl aber nicht durchsetzen. Die Ausshnung mitdem Papst fhrte dazu, dass Karl am 22. Februar 1530aus den Hnden des Papstes Clemens VII. die EiserneKrone der Langobarden erhielt [36] und ihn dieser am 24.Februar 1530 in Bologna in der Basilika San Petronio[37]zum Rmischen Kaiser krnte. Karl V. war damit derletzte rmisch-deutsche Kaiser, dessen Herrschaft durchdie Krnung durch den Papst besttigt wurde.[38][35]

    3.3 Kmpfe gegen Osmanen und Franzo-sen

    Der Friede war indes nur von kurzer Dauer. Im Jahr 1532kam es zu einem neuen groen Feldzug gegen die Os-manen. Daran nahm Karl V. selbst teil, ohne dass die-ser Krieg eine Entscheidung gebracht htte. Karl kehrtenach Spanien zurck, um von dort einen Kreuzzug ge-gen die Osmanen zu starten. Den Kampf auf dem Konti-nent berlie er aber seinem Bruder.[39]

    Feierlicher Einzug von Karl V. und Franz I. im Jahr 1540 in Paris

    Das Verhltnis zu Papst Clemens VII., der sich immermehr Frankreich anschloss, verschlechterte sich. AuchHeinrich VIII. wandte sich eher gegen die Habsburger.[11]Es gelang Franz I. allerdings nicht, mit den deutschenProtestanten ein antikaiserliches Bndnis zu schlieen.Die Franzosen waren dagegen seit 1534 mit denBarbaresken und den Osmanen verbndet. Insgesamt warKarl nicht in der Lage, das osmanisch-franzsische Bnd-

  • 10 3 EUROPISCHE MACHTPOLITIK

    Karl V. verkndet dem Papst 1535 den Sieg in Tunis

    nis entscheidend zu schwchen. Aber auch den Franzosengelang es nicht, die Ergebnisse des Friedens von Cambraizu revidieren. Vielmehr gelang es Karl nach dem Aus-sterben der Sforza, Mailand als Reichslehen an sich zuziehen und es an seinen Sohn Philipp zu vergeben. Ei-nen wichtigen Sieg konnte Karl 1535 durch die Erobe-rung von Tunis im Tunisfeldzug erringen. Es war das ers-te Mal, dass der Kaiser persnlich an einer Schlacht teil-nahm. Der Sieg steigerte sein Ansehen in Europa. VonTunis aus besuchte er das Knigreich Neapel, unter an-deren die Kartause San Lorenzo di Padula, und zog vondort nach Rom. Sein Einzug dort glich einem Triumph-zug. Allerdings war die Macht der Barbaresken keines-wegs gebrochen.[11] Franz I. eroberte Turin. Karl V. hieltim Vatikan am Ostermontag eine lange Rede, klagte denfranzsischen Knig des Friedensbruchs an und appellier-te an den Papst als Schiedsrichter aufzutreten. Auch alsPropagandamanahme fr die italienische entlichkeitgedacht, fhrte dies beim Papst nicht zum Erfolg. Immer-hin kam ihm dieser in der Konzilsfrage entgegen. Auf Ra-ten von Andrea Doria entschloss sich Karl, eine Gegen-oensive in Richtung Marseille zu starten. Der Angriauf die Stadt scheiterte und die kaiserliche Armee muss-te in die Lombardei zurckkehren. Inzwischen frdertedie Zusammenarbeit der Franzosen mit den Osmanen dieAnnherung des Papstes an die Seite Karls. Im Jahr 1538wurde eine gegen die Trken gerichtete Liga zwischenKarl, seinem Bruder Ferdinand, Venedig und dem Papstabgeschlossen. Im selben Jahr vermittelte Papst Paul III.den auf zehn Jahre angelegtenWaenstillstand von Nizzazwischen Karl V. und Franz I. Dieser schrieb den Statusquo in Italien fest. Nach einem Treen Karls mit FranzI. schien zeitweise sogar eine Ausshnung mglich.[11]

    3.4 Krieg gegen Frankreich bis zum Frie-den von Crpy

    Bereits seit 1540 begannen sich Karl und Franz I. diplo-matisch auf den nchsten Waengang vorzubereiten. Die

    Belagerung von Nizza von 1543

    Situation verschrfte sich, als die nach Istanbul entsand-ten franzsischen Gesandten bei der Rckkehr von spa-nischen Soldaten ermordet wurden. Auch wenn der Kai-ser eine Beteiligung abstritt, hatte er eine gewisse Mit-wisserschaft. Anstatt seinem Bruder an der ungarischenFront zu helfen, befahl Karl 1541 eine Flottenexpeditionnach Algier, die durch den Untergang zahlreicher Schiein einem Sturm jedoch scheiterte. Franz I., der noch im-mer mit dem osmanischen Reich verbndet war, erklrte1543 Karl den Krieg. Dieser setzte diesmal auf ein de-fensives Konzept und war damit gegen die franzsischenVorste erfolgreich (siehe auch: Belagerung von Nizza(1543)). Kaum Bedeutung hatte das Bndnis Frankreichsmit Dnemark und Schweden. Karl ging 1543 ein Bnd-nis mit Heinrich VIII. ein. Anstatt die Entscheidung imMittelmeerraum zu suchen, verlagerte Karl den Schwer-punkt seiner Anstrengungen nach Mitteleuropa. Durchdie Niederlage des mit Frankreich verbndeten HerzogsWilhelm von Kleve verlor Franz I. seinen letzten Ver-bndeten im Reich. Im Jahr 1544 stimmten Kaiser undReichsstnde in der Politik gegen Frankreich berein.Karl drang daraufhin auf franzsisches Gebiet vor. Al-lerdings scheiterte der Vorsto an der hinhaltenden Tak-tik des Gegners und den Festungen des Landes. Hein-rich VIII. beschrnkte sich im Wesentlichen auf die Be-lagerung von Boulogne. Wegen ausbleibender Soldzah-lungen begann sich die Armee aufzulsen. Ein Vorstonach Paris konnte darum nicht stattnden. Dennoch ver-anlasste die Gefahr Franz I. zum Waenstillstand 1544im Frieden von Crpy. Franz I. verzichtete vertraglichauf zuknftige Bndnisversuche mit den protestantischenStnden im Reich und verpichtete sich, Teilnehmer zueinem Konzil auf Reichsboden zu entsenden.[40][41]

    3.5 Letzte auswrtige Kriege

    Der neue franzsische Knig Heinrich II. arbeitete seit1550 auf ein neues Oensivbndnis mit den Osmanenhin. Er beabsichtigte, den Sultan zum Bruch des 1547 mitFerdinand geschlossenen Waenstillstands zu bewegen.Karl verstimmte mit seinem Vorgehen gegen einen Pira-tenfhrer im Mittelmeer, der auch trkischer Vasall war,die Hohe Pforte. Damit scheiterten Verhandlungen Ferdi-

  • 4.2 Bis zum Nrnberger Anstand 11

    Belagerung von Metz

    nands mit den Trken und es drohte ein Zweifrontenkriegin Italien und Ungarn. Heinrich II. schloss zudem einBndnis mit der protestantischen Opposition im Reich.Im reichsrechtlich ungltigen Vertrag von Chambord ver-pichtete sich Heinrich II., die Verbindung Karls zu sei-nen Truppen in den Niederlanden abzuschneiden. Auer-dem sollte er erhebliche Subsidien an die Frstenopposi-tion zahlen. Dafr sollte er die Stdte Metz, Toul, Verdunund Cambrai als Reichsvikar erhalten. Heinrich besetztedaraufhin mit einer Armee von 35.000Mann die genann-ten Stdte im sogenannten Trois-vchs. Karl versuchtenach der Einigung mit der Opposition die Stdte zurck-zugewinnen. Er belagerte die Stadt Metz, die strategischgnstig an der Verbindungslinie zwischen den Niederlan-den und Italien lag. Die Festung war mit den damaligenMitteln kaum zu nehmen undwurde zudem gut verteidigt.Die Belagerung scheiterte daher auch mit hohen Verlus-ten. Der Kriegszug war mit zweieinhalb Millionen Du-katen ungemein kostspielig; dies entsprach dem Doppel-ten der jhrlichen Einnahmen Spaniens. So schdlich dieNiederlage vor Metz fr Karls Ansehen auch war, bedeu-tete dies nicht die Niederlage oder das Ende des Kriegesinsgesamt. Vielmehr nahmen die Kaiserlichen die Kmp-fe seit 1553 sowohl in Italien wie auch in den Niederlan-den wieder auf. Erst nach der Abdankung Karls wurdeFriede geschlossen.[42][43]

    4 Reichs- und Religionspolitik

    4.1 Bis zur Protestation von SpeyerAb dem Winter 1521/22 war der Kaiser durch Kriegeoder andere Verpichtungen neun Jahre lang vom Reichabwesend. Seinem Bruder Ferdinand bertrug er im Ver-trag von Brssel von 1522 mehr Kompetenzen und sagtezu, dessen Wahl zum rmisch-deutschen Kaiser und da-mit zum mglichen Nachfolger zu betreiben. Die Regie-rung des Reiches wurde dadurch erschwert, dass Karl aufden Reichstagen mit eigenen Gesandten vertreten war,deren Instruktionen oft nicht mit dem Statthalter oder

    dem Reichsregiment abgestimmt waren. Auch behieltsich der Kaiser persnlich die Besttigung der Reichs-tagsbeschlsse vor. Daneben erwies sich das Reichsregi-ment als wenig eektiv. Vor diesem Hintergrund bliebdas Wormser Edikt ohne grereWirkung. Vielmehr be-harrten die Stnde in der Religionsfrage auf einem all-gemeinen oder zumindest einem nationalen Konzil. DerKaiser untersagte 1524 die Vorbereitung zu einem natio-nalen Konzil. Eine nationalkirchliche Lsung der Religi-onsfrage war damit nicht mehr mglich.[44]

    Zwischen 1524 und 1526 wurde das Reich vomdeutschen Bauernkrieg erschttert. Dabei verbanden sichsoziale Unruhen und Einsse der reformatorischen Be-wegung. An der Niederschlagung dieser Bewegung warder abwesende Karl V. kaum beteiligt. Hauptkontrahen-ten der Bauern waren der schwbische Bund und ver-schiedene Reichsstnde.Auf dem Reichstag von Speyer 1526 kam erneut Be-wegung in die Lsung des Religionskoniktes. Wiederscheiterten Anstze zu einer Kirchenreform auf nationa-ler Grundlage am Widerspruch des in Spanien weilen-den Kaisers. Die Reichsstnde drngten weiter auf einKonzil und beschlossen, dass die Umsetzung des Worm-ser Edikts in die Verantwortung der einzelnen Stnde fal-len sollte. Der Reichsabschied legte die Grundlagen frdie Konfessionswahl der Reichsstnde wie auch fr denAufbau eines evangelischen Kirchenwesens. Die weite-re Expansion der Reformation wurde durch die Feind-schaft zwischen Kaiser und Papst whrend der Liga vonCognac weiter erleichtert. Landgraf Philipp von Hessenwurde zumMotor einer protestantischen und zugleich an-tihabsburgischen Politik. Auf einem weiteren Reichstagin Speyer im Jahr 1529 verschrfte Ferdinand gegen denWillen Karls die Gangart gegenber den Evangelischen.Diese legten dagegen die Protestation zu Speyer ein, waszur Bezeichnung Protestanten fhrte. Die evangelischenStnde versuchten vergeblich, Karl V. zu einer Ausset-zung des Wormser Edikts zu bewegen. Daraufhin began-nen die Protestanten mit den Vorbereitungen zu einemDefensivbndnis.[45]

    4.2 Bis zum Nrnberger AnstandNach seiner Krnung zum Kaiser kehrte Karl 1530 insReich zurck. Er kam mit einem Programm der kirch-lichen Einheit zurck. Er konnte dabei auf eine mittle-re Partei zwischen den entschiedenen Altglubigen undden Evangelischen bauen. Im selben Jahr hielt er einenReichstag in Augsburg ab. In der Ausschreibung deute-te er einen Verzicht auf das Wormser Edikt an. Dies trafauf den Widerstand der katholischen Reichsstnde unddes Papstes. Bereits in der Reichstagsproposition war Karlvor diesem Hintergrund von seiner angestrebten Schieds-richterrolle schon etwas abgerckt.[46] Durch die Anwe-senheit des Kaisers bekam die Versammlung eine weitgrere Verbindlichkeit als alle Reichsversammlungenseit 1521. Dabei ging es um die Klrung der Religions-

  • 12 4 REICHS- UND RELIGIONSPOLITIK

    Augsburger Reichstag von 1530

    frage. Neu war, dass Karl V. nicht einfach auf der Um-setzung des Wormser Edikts bestand. Von den Protes-tanten verlangte Karl eine Darlegung ihrer Auassungenals Diskussionsgrundlage fr die weiteren Verhandlun-gen. Die Protestanten nahmen die Verhandlungsbereit-schaft Karls nicht ganz ernst und kamen ohne die Darle-gung nach Augsburg. PhilippMelanchthon verfasste dannwhrend des Reichstages die Confessio Augustana. Zu-stzlich reichten Straburg, Konstanz, Memmingen undLindau die Confessio Tetrapolitana ein. Der Kaiser liedie Schriften durch eine katholische Expertenkommis-sion begutachten. Vor allem Johannes Eck verfasste ei-ne Gegenstellungnahme, die zur Basis der katholischenConfutatio wurde, mit der der Kaiser die Confessio Au-gustana fr widerlegt erklrte. Weil er auf die nanzielleHilfe des Reiches gegen die Osmanen angewiesen war,gingen die Verhandlungen letztlich ohne Erfolg weiter.Nach der Abreise der evangelischen Stnde lie Karl mitden Stimmen der katholischen Stnde dasWormser Ediktwieder in Kraft setzten.[47]

    Trotz des Gegensatzes der Konfessionen gelang es Karldie Kurfrsten zur Wahl seines Bruders Ferdinand zumrmischen-deutschen Knig zu bewegen. Allerdings hat-te sich Karl V. in einem Geheimvertrag weiterhin die ent-scheidenden Machtbefugnisse gesichert.[39] Weil die pro-testantischen Stnde befrchten mussten, dass Karl ge-waltsam gegen die Reformierten vorgehen wrde, schlos-sen sich einige im Februar 1531 im SchmalkaldischenBund zusammen. Dieser Zusammenschluss zielte auchauf den Schutz vor einem bermchtigen Habsburg ab.Daher stand zumindest zeitweise das katholische Bayerndem Bund nahe. Der Bund war auch fr uere Mch-te wie Frankreich ein mglicher Bndnispartner. Die-se Situation zwang den Kaiser zu Zurckhaltung in derReligionsfrage.[48]

    So wichtig auch die Religionsfrage war, so wurden dochdaneben in dieser Zeit auch wichtige reichsrechtlicheEntscheidungen getroen. Karl erlie mit der Constitutio

    Kaiser Karl V., Knig von Spanien (Portrt von Christoph Am-berger, um 1532)

    Criminalis Carolina ein einheitliches Straf- und Prozess-recht fr das gesamte Reich. Die Carolina wurde im Jahre1532 auf dem Reichstag in Regensburg ratiziert und giltals das erste allgemeine deutsche Strafgesetzbuch. Aufdem Augsburger Reichstag von 1530 wurde die Reichs-polizeiordnung erlassen. Diese wurde zur Basis weitererReichsgesetze und von Regelungen in den einzelnen Ter-ritorien. Waren die Regelungen insgesamt mavoll, galtdies fr die diskriminierenden Bestimmungen zu den Ju-den nicht. Ein weiterer Punkt whrend des Reichstageswar erneut die Diskussion ber die Monopole der groenHandelsgesellschaften. Ein sehr weitgehender Gesetzent-wurf wurde jedoch nicht verabschiedet.[49]

    Vor dem Hintergrund der Trkengefahr sah sich Karl,auch auf Drngen Ferdinands, gezwungen, mit den pro-testantischen Reichsstnden den Nrnberger Religions-frieden zu schlieen. Dieser bedeutete eine Art Waf-fenstillstand zwischen den Konfessionen bis zur Klrungder Religionsfrage durch ein allgemeines Konzil. Er warrechtlich gesehen ein Vertrag des Kaisers mit den evan-gelischen Reichsstnden und nicht Teil des Reichstagsab-schieds. Bei allen Vorbehalten bedeutete dies, dass Karlden seit 1521 beschrittenen antireformatorischen Wegerstmals verlassen hatte. Luther hat den Anstand als gtt-liche Besttigung der Reformation gesehen und war ber-zeugt, dass ber kurz oder lang eine Vershnung des Rei-ches mit der Reformation mglich sei.[50][39]

    Nach dem Feldzug gegen die Trken 1532 verlie Karlerneut fr fast zehn Jahre das Reich. In diesen Jahren

  • 4.4 Konzilspolitik 13

    bertrug Karl die Verantwortung fr Deutschland auf sei-nen Bruder Ferdinand.[51] Karls Abwesenheit wirkte sichauf die habsburgische Herrschaft im Reich nachteilig aus.Bereits seit 1531 hatten sich Kursachsen, Hessen undBayern unter dem Vorwand der Nichtanerkennung derKnigswahl Ferdinands ber konfessionelle Grenzen hin-weg zum Saalfelder Bund zusammengeschlossen und be-trieben eine mehr oder weniger oene Anti-Habsburg-Politik.[52]

    4.3 ReligionsgesprcheAuch die Wiederherstellung der Herrschaft von HerzogUlrich von Wrttemberg und dessen bergang zum Pro-testantismus waren 1538 ein Auslser fr die Grndungdes Nrnberger Bundes der Altglubigen, an dem auchKarl und Ferdinand beteiligt waren. Auf der anderenSeite hatte der Schmalkaldische Bund seine Bndnis-verhandlungen mit Dnemark und Frankreich verstrkt.Zeitweise drohte die Situation sogar in gewaltttige Aus-einandersetzungen zu mnden.[53][54]

    Im Jahr 1539 starb Karls Frau bei einer Fehlgeburt. Die-ser Verlust traf ihn tief. Am Ende des Jahres sah er sichveranlasst, Spanien zu verlassen, um gegen Unruhen inGent vorzugehen. Dort hatten sich die unteren Volks-schichten gegen die herrschenden Patrizier aufgelehnt.Dabei spielten auch religise Motive eine Rolle. Die Br-ger trumten von einer protestantischen Stadt unter fran-zsischem Schutz. Karl reiste dabei auf Drngen vonFranz I. auf dem Landweg durch Frankreich. Weil er ln-gere Strecken nicht mehr reiten konnte, benutzte er eineSnfte. Nachdem er vom Knig in Ehren aufgenommenwurde, reiste er in die Niederlande weiter. Mit militri-scher Gewalt unterdrckte er den Genter Aufstand undlie eine Reihe von Todesurteilen verknden. Ab 1541war er wieder im Reich.[55]

    Seit den 1540er Jahren nahm Karl verstrkt Anteil an derReichspolitik. Er fuhr dabei in der Glaubensfrage auchmit Blick auf auenpolitische Gefahren zunchst einenvershnlichen Kurs. Auf protestantischer Seite kamenentsprechende Initiativen von Kurfrst Joachim II. vonBrandenburg. Auch der Papst signalisierte zunchst Zu-stimmung. Ein erster Schritt in diese Richtung war derFrankfurter Anstand von 1539. Dieser sicherte den Pro-testanten einen zeitlich zunchst begrenzten Religions-frieden zu. Er erwies sich jedoch als wenig wirksam, dasich beide Seiten nicht an die festgelegten Bedingungenhielten. Der Kaiser versuchte den Weg des Ausgleichsfortzusetzen. Er lie ein Religionsgesprch organisieren,das im Juni 1540 in Hagenau unter Vorsitz Knig Ferdi-nands stattfand. Allerdings kam es zu keinem greifbarenErgebnis. Ein weiteres Gesprch sollte in Worms stattn-den. Auch bat man um die Anwesenheit des Kaisers beieinem der nchsten Reichstage, um mit seiner Autorittdie Verhandlungen voranzubringen. Das Wormser Reli-gionsgesprch war erfolgreich und beide Seiten einigtensich in wichtigen theologischen Streitfragen auf Kompro-

    missformeln. Die Weiterfhrung der Gesprche solltenauf dem Reichstag erfolgen.[56]

    Auf dem Regensburger Reichstag von 1541 war er denntatschlich erneut persnlich anwesend. Dort kam esauf Basis der Wormser Beschlsse zu einem weiterenReligionsgesprch zwischen hochrangigen und angesehe-nen Vertretern beider Glaubensrichtungen. Es kam zu ge-wissen Kompromissen in Einzelfragen und es deutetensich eine Teileinheit und die reichsrechtliche Anerken-nung des Protestantismus an. Dagegen erhoben die Kurieund die entschiedenen Altglubigen, vor allem das Her-zogtum Bayern und Kurmainz, Einspruch. Auch die pro-testantischen Stnde, aber auch Luther undMelanchthon,waren damit nicht einverstanden. Nach dem Scheiterndieses Ausgleichsversuchs trat wieder die Konzilsfrage inden Vordergrund.[53] Der kaiserliche Ausgleichsversuchwar somit weitgehend gescheitert. In anderen Fragen kamder Kaiser den Protestanten entgegen. So wurde etwa derNrnberger Anstand verlngert. Einen gewissen Erfolgkonnte Karl verbuchen, als er Philipp von Hessen, ei-nen der Fhrer der Protestanten, auf seine Seite bringenkonnte.[57]

    4.4 Konzilspolitik

    Sitzung des Konzils in der Kathedrale von Trient

    Karl begann bereits seit 1529/30 verstrkt auf ein allge-meines Konzil zur Reform der Kirche zu drngen. Gleich-zeitig war es fr ihn ein Mittel, um das Religionsproblemin Deutschland zu lsen. Bei Clemens VII. stie Karl da-mit auf wenig Entgegenkommen. Paul III. sah zwar dieNotwendigkeit einer Kirchenversammlung ein, frchteteaber den Einuss Karls auf die Mitglieder des Konzils.Franz I. war nicht bereit, in Sachen eines Konzils Zu-gestndnisse zu machen. Vielmehr war er ja gerade amKonikt des Kaisers mit den Protestanten im Reich inter-essiert. Auf Druck des Kaisers berief Paul III. das Kon-zil zum 23. Mai 1537 nach Mantua ein. Die deutschenProtestanten beschlossen allerdings, nicht am Konzil teil-zunehmen, verzichteten aber auf ein Gegenkonzil. DasKonzil selber wurde als Folge der franzsischen Politik

  • 14 4 REICHS- UND RELIGIONSPOLITIK

    verschiedentlich verschoben. Zusammen mit dem Kaisererneuerten die katholischen Reichsstnde die Forderungnach einem Konzil. Auf dem Reichstag von Regensburgvon 1541 wurde beschlossen, notfalls ein Nationalkonzileinzuberufen. Die Einberufung eines allgemeinen Kon-zils scheiterte erneut an Franz I. Erst mit dem Frieden vonCrepy war derWeg frei. Auf Betreiben des Kaisers wurde1545 das Konzil von Trient ernet. Der Papst war zwarder Forderung der Protestanten gefolgt, das Konzil aufReichsboden abzuhalten, aber die wesentlichen Entschei-dungen elen ohne Beteiligung der Protestanten. Der Ab-schluss des Konzils etwa zwanzig Jahre spter markiertden eigentlichen Beginn der Gegenreformation.[58]

    4.5 Schmalkaldischer Krieg

    Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mhlberg (Gemlde vonTizian, 1548, Madrid Prado)

    In Abwesenheit des Kaisers kamen die Reichstage inden folgenden Jahren insbesondere in der Religionsfragenicht weiter voran. Nach oft langer Abwesenheit war derKaiser zwischen 1543 und 1551 dann aber fr lange Zeitim Reich anwesend. Von Deutschland aus wollte er sei-nen Plan der Universalmonarchie verwirklichen. Frank-reich sollte geschlagen, das Religionsproblem im Reichgelst und die Reichsverfassung im monarchischen Sinnumgestaltet werden. Dabei setzte Karl vor allem auf mi-litrische Mittel. Er lie seinen sechzehnjhrigen SohnPhilipp als Regent in Spanien zurck. Dieser wurde auchmit der Infantin Maria von Portugal verheiratet. Er ber-gab dem Sohn ein privates und ein politisches Testament.Das letztere machte deutlich, dass er seine Plne fr dasgrte Wagnis seiner Herrschaft hielt. Auf den Krieg mitFrankreich bis zum Frieden von Crpy wurde schon hin-

    gewiesen. Aber auch im Reich ging Karl nunmehr in dieOensive.Im Jahr 1543 gri Karl die Herzogtmer Jlich-Kleve-Berg im Dritten Geldrischen Erbfolgekrieg an. EinHintergrund war das Interesse aus den Niederlandenam Herzogtum Geldern, das durch Erbe an Wilhelmvon Jlich-Kleve-Berg gefallen war. Der Herzog suchteSchutz bei Frankreich, beim Schmalkaldischen Bund so-wie bei Erzbischof Hermann von Wied. Eine nennens-werte Untersttzung blieb aus. Dren wurde zerstrt.Geldern el an Karl, der es mit den Niederlanden verein-te. Der Herzog musste im Vertrag von Venlo aber auchzusagen, sich nicht der Reformation anzuschlieen. Ins-gesamt hemmte der Erfolg Karls das Vordringen der Re-formation in Teilen Nordwestdeutschlands und machtedie Schwche des Schmalkaldischen Bundes deutlich.[59]

    Auf dem Reichstag von Speyer von 1544 trat Karl miteiner gestrkten Position gegenber den Reichsstndenauf. Diese bewilligten ihm nicht nur Untersttzung frden Krieg gegen Frankreich, sondern zum ersten und ein-zigen Mal nanzielle Hilfe fr einen neuen Krieg gegenFrankreich. Damit war es gelungen, die beiden gefhr-lichsten Gegner seiner Politik voneinander zu trennen.Die protestantischen Stnde forderten aber einen hohenPreis. Die Religionsprozesse vor dem Reichskammerge-richt sollten endgltig eingestellt werden und die Augs-burger Konfession sollte reichsrechtlich anerkannt wer-den. Sein Selbstverstndnis als Schirmherr der Kirchestellte Karl zu Gunsten des Kampfes gegen Frankreichzurck und stimmte den Forderungen bis zu einer Kon-zilsentscheidung oder der eines Reichstages zu. Der Papstantwortete auf diesen Kompromiss mit scharfer Kritik,auf die ihrerseits Luther und Calvin Karl V. in Schutznahmen.[60]

    Der Vertrag von Crepy vom September 1544 gab demKaiser Spielraum fr eine Lsung der Religionsfrage.Karl hatte sich nach dem Scheitern seiner Vermitt-lungspolitik entschlossen, gewaltsam gegen den Protes-tantismus vorzugehen. Dazu wurden noch einmal er-hebliche nanzielle Anstrengungen unternommen. DerPapst versprach dem Kaiser eine Armee von 12.500Mann sowie hohe Geldsummen. Auch durfte Karl spa-nische Kirchengter zur Finanzierung des Krieges ver-kaufen. Der Kriegsbeginn verzgerte sich aus verschie-denen Grnden. Nicht zuletzt spielte dabei der bergangder Kurpfalz zur Reformation eine wichtige Rolle. DasReligionsgesprch von Regensburg von 1546 brachte kei-nerlei Fortschritte. Die Entscheidung zum Krieg el aufdem Reichstag von Regensburg von 1546, der erneut vomKaiser geleitet wurde. Es gelang dem Kaiser, den Papst,Bayern und Herzog Moritz von Sachsen und weitere Ver-bndete zu gewinnen.[61]

    Gegen die protestantischen Stdte Frankfurt am Main,Straburg, Augsburg und Ulm wurde ein Wirtschafts-krieg gefhrt. Handelswaren wurden beschlagnahmt unddadurch die Wirtschaft der Stdte getroen. Im Jahr

  • 4.6 Geharnischter Reichstag 15

    1546 ernete der Kaiser den Krieg gegen den Schmal-kaldischen Bund. Die Armee der Protestanten war mit57.000 Mann den Armeen des Kaisers und seiner Ver-bndeten berlegen. Der Bund konnte seine berlegen-heit allerdings nicht ausspielen, da man sich nicht aufein koordiniertes Vorgehen einigen konnte. Die nume-rischen Vorteile wurden durch die ppstlichen Truppenund Einheiten aus den Niederlanden weitgehend ausge-glichen. Nach ersten Erfolgen der Kaiserlichen beganndie Front der Gegner zu brckeln. Der Kaiser beherrschteschlielich Oberdeutschland weitgehend. Danach konn-te er gegen Mittel- und Norddeutschland vorstoen. ImMrz 1547 marschierte der Kaiser in Richtung Sachsen,um dort die Entscheidung zu suchen. In dieser Zeit pro-blematisch war, dass das Konzil in Trient die protestanti-sche Rechtfertigungslehre als ketzerisch verdammte. Da-mit war die Honung der Anerkennung des Konzils durchdie Protestanten endgltig beendet. Politisch begann sichder Papst aus Sorge vor einer kaiserlichen Vorherrschaftwieder in Richtung Frankreich zu orientieren. Das Bnd-nis mit dem Kaiser wurde gekndigt. Durch die Verle-gung des Konzils nach Bologna, wurde es dem kaiserli-chen Einuss weitgehend entzogen. Im Krieg selbst drangder Kaiser in Kursachsen ein. Karl V. besiegte JohannFriedrich von Sachsen in der Schlacht bei Mhlberg (24.April 1547). Dieser und spter auch Philipp von Hessenwurden gefangen genommen. Der Kurfrst von Sachsenwurde spter sogar zum Tode verurteilt. Das Urteil wurdezwar nicht vollstreckt, aber die Kurwrde vergab Karl anMoritz von Sachsen. Beide Gefangene hat der Kaiser berJahre inhaftiert. Der Kaiser lie sich von Tizian 1549als Triumphator portrtieren.[62] Auch im Zusammen-hang mit der Beteiligung am Schmalkaldischen Krieg hatKarl V. an die Stelle der Znfte eine patrizische Verfas-sung (Hasenrat) in den Reichsstdten in Oberdeutschlanderzwungen.[63]

    4.6 Geharnischter Reichstag

    Karl gedachte den Sieg fr seine Ziele zu nutzen. Zwi-schen September 1547 und Mai 1548 tagte in Augsburgder sogenannte geharnischte Reichstag. Dieser wurde sobezeichnet, weil die Stadt als Mitglied des Schmalkaldi-schen Bundes besetzt war und zahlreiche Regimenter vorallem aus Spanien als Demonstration kaiserlicher Machtum die Stadt zusammengezogen wurden. Der Reichstagbehandelte sowohl Fragen der Reichsreform wie auchdas Religionsproblem. Der Kaiser setzte sich mit seinenVorstellungen zu Wiederherstellung des Reichskammer-gerichts durch. Die Kosten hatten die Reichsstnde zutragen, whrend der Kaiser das Recht der Stellenbeset-zung bekam. Auch wurde eine Kammergerichtsordnungbeschlossen, die im Wesentlichen bis zum Ende des Rei-ches Bestand hatte. Besonders zentral fr Karl war dieBildung eines Bundes aus Reichsstnden fr die Kriegs-fhrung nach auen und die Sicherung des Landfriedensnach innen. Gegen den kaiserlichen Entwurf leisteten vor

    allem die Kurfrsten Widerstand. Als Karl merkte, dasser sich nicht durchsetzen konnte, gab er das Projekt auf.Mit dem Burgundischen Vertrag vom 26. Juni 1548 wur-de die Stellung der Habsburgischen Niederlande neu ge-regelt: Karl lste einige Territorien, die bislang zumNiederrheinisch-Westflischen Reichskreis gehrt hat-ten, aus diesem heraus und schlug sie dem BurgundischenReichskreis zu; damit wurden die 17 niederlndischenProvinzen, die unter Karls direkter Herrschaft standen, zueiner staatsrechtlichen Einheit erhoben. Gegen die Ver-pichtung eines fortwhrenden Schutzes durch das Reichwurde der Burgundische Reichskreis der Jurisdiktion desReichskammergerichts entzogen. Im Gegenzug sollte derKreis deutlich hhere Reichsumlagen an die Staatskassezahlen als die Kurfrsten, etwa zur nanziellen Unterstt-zung im Kampf gegen die Trken; in der Realitt elendie Hilfsgelder aber deutlich geringer aus.[64]

    Das zentrale Thema war jedoch die Religionsfrage. Da-bei ging es zunchst um die Anerkennung des Konzilsauch durch die evangelischen Stnde. Der Kaiser ver-sprach unter anderem sicheres Geleit fr die Protestan-ten zum Konzil. Der Kaiser schate es, die Mehrheit derStnde von seiner Konzilsresolution zu berzeugen. Da-mit hatte er ein zentrales Ziel auch des SchmalkaldischenKrieges erreicht. Die Realisierung hing indes vom Ent-gegenkommen des Papstes ab. Durch Konikte in Italienhatte sich das Verhltnis von Kaiser und Papst allerdingsstark verschlechtert, so dass von dieser Seite keine Un-tersttzung fr Karls Konzilsplne zu erwarten war.[65]

    Vor diesem Hintergrund gewann die Suche nach ei-ner provisorischen Lsung des Religionsproblems inDeutschland an Bedeutung. Der Kaiser hatte schon zuvoreine Gruppe von katholischen Theologen mit der Aus-arbeitung von Reformvorschlgen und fr Bedingungeneiner Duldung der Protestanten gebeten. Diese Entwrfeelen aber so antiprotestantisch aus, dass sie keine Ba-sis fr eine Lsung darstellen konnten und der Kaiserkein tragfhiges Konzept hatte. Daher sah er sich gezwun-gen, einen Ausschuss aus Vertretern beider Lager einzu-setzen, der nach Kompromissen suchen sollte. Der Aus-schuss erwies aber als nicht arbeitsfhig. Inzwischen hatteeine Kommission, an der neben kompromissbereiten Ka-tholiken auch der protestantische Theologe Johann Agri-cola beteiligt war, einen neuen Vorschlag ausgearbeitet.Dieser Kompromiss sah einerseits das Zugestndnis desLaienkelches und die Anerkennung bereits verheirateterPriester vor und gri auch andere Aspekte der reformato-rischen Lehre auf, forderte aber ansonsten die Rckkehrder Protestanten zur alten Kirche.Das von Karl durchgesetzte Augsburger Interim scheiter-te in der Praxis. Die katholischen Stnde weigerten sichdie Bestimmungen umzusetzen. In den protestantischenGebieten gab es kaum noch katholische Priester und woes sie gab, wurden ihre Gottesdienste gemieden. Als derKaiser versuchte, die Beschlsse durch spanische Solda-ten gewaltsam umsetzen zu lassen, lste dies heftigen Un-

  • 16 4 REICHS- UND RELIGIONSPOLITIK

    mut aus. Die viehische spanische Servitut wurde zu ei-nem bekannten Schlagwort. Die antikaiserliche Opposi-tion behauptete fr die Erhaltung der deutschen Liber-tt zu streiten. Die Reichsstnde fanden Untersttzungim neuen franzsischen Knig Heinrich II.[66]

    4.7 Frstenaufstand

    Moritz von Sachsen untersttzte Karl whrend des Schmalkal-dischen Krieges und war whrend des Frstenaufstandes dasHaupt der antikaiserlichen Opposition (Gemlde von Lucas Cra-nach d. J., (1578))

    Die kaiserliche bermacht nach dem SchmalkaldischenKrieg und der Unmut ber den Versuch der Lsungder Religionsfrage von oben lste unter den Reichsstn-den oppositionelle Bewegungen aus. Deren Motor warzunchst Hans von Kstrin. Er plante den Aufbau ei-nes groen antikaiserlichen und proevangelischen Bun-des. Dem schlossen sich verschiedene Reichsstnde an.Die Fhrung der Bewegung ging auf Moritz von Sach-sen ber, der in das Lager der Gegner Karls gewechseltwar. Der wachsende Bund wollte die evangelische Sa-che verteidigen und den Landgrafen Philipp von Hes-sen befreien. Spter wurde auch die Freiheit der Stn-de als Kriegsgrund genannt. Der Bund verband sich mitHeinrich II. von Frankreich. Im Reich kam es zum soge-nannten Frstenaufstand. Karl blieben die Vorbereitun-gen zwar nicht vllig verborgen, aber er reagierte erstals die Bewegung schon auf dem Weg war. Im Febru-ar 1552 marschierte Heinrich II. mit einer Armee von35.000 Mann in Lothringen ein und besetzte die dorti-gen zum Reich gehrenden Hochstifte. Kurz darauf mar-schierte die Frstenarmee in die sterreichischen Erblan-

    de ein und kam Karl, der sich in Innsbruck aufhielt, na-he. Auerdem fhrte daneben Albrecht Alkibiades aufeigene Faust Krieg gegen die frnkischen Hochstifte undgegen Nrnberg. Die Armee der Gegner drang bis nachTirol vor. Die Lage Karls war zeitweise verzweifelt. Ihmfehlten Geld und Truppen, die Verbindung in die Nie-derlande war unterbrochen, er hatte keine Verbndetenim Reich und selbst der Bruder Ferdinand bekannte sichnicht klar zu ihm. Damit war Karls Politik der hartenHand gegenber den Protestanten gescheitert. Er musstesich auf Verhandlungen mit den Gegnern einlassen. Fer-dinand verhandelte mit den Frsten in Linz. Neben ver-schiedenen anderen Bedingungen gehrte zu den frstli-chen Forderungen auch ein dauernder Religionsfrieden.Ferdinand war bereit, auf die meisten Forderungen ein-zugehen. Karl spielte auf Zeit. Bald aber marschiertendie Gegner in Innsbruck ein und der Kaiser musste nachVillach iehen. In Passau wurden die Verhandlungen wie-der aufgenommen. Noch immer versuchte der KaiserWi-derstand zu leisten. Aber auch katholische Reichsfrstenund selbst geistliche Frsten drangen auf einen dauern-den Religionsfrieden, der auch ihre Existenz sichern wr-de. Auch Ferdinand drngte mit Blick auf die osmanischeGefahr den Kaiser zum Nachgeben. Karl brachte gesttztauf inzwischen gesammelte Truppen noch verschiedenenderungen ein, die die gesamten Verhandlungen gefhr-deten. Auch wenn die Frsten nicht alle Kriegsziele er-reicht hatten, waren die Vorteile fr sie doch betrcht-lich. Der Passauer Vertrag lief im Kern auf die Rckkehrzum Nrnberger Anstand hinaus. Das Interim war da-mit faktisch schon beseitigt. ber die Religionsfrage soll-te dann der nchste Reichstag entscheiden. Damit warendie Erfolge Karls aus dem Schmalkaldischen Krieg ver-spielt. Karl fhrte nun verstrkt den Krieg gegen Frank-reich zur Befreiung der lothringischen Hochstifte weiter.(s.o.) Er verbndete sich dabei mit Albrecht Alkibiades.Diese Zusammenarbeit mit einem Landfriedensbrecherhat Karls Ansehen stark beschdigt. Nach dem ruhmlo-sen Ende des Feldzuges nach Lothringen begann Alkibia-des erneut gegen die frnkischen Hochstifte vorzugehen.Dies lste denMarkgrerkrieg aus. Vor allem Ferdinandund Moritz von Sachsen gingen gegen Alkibiades vor.[67]

    4.8 Augsburger Religionsfrieden

    Der Kaiser hatte nach dem Scheitern des Feldzuges ge-gen Metz und dem Passauer Vertrag in der Reichspolitikweitgehend resigniert und zog sich nach Brssel zurck.Allerdings boten sich mit der Heirat seines Sohnes Phil-ipp mit Maria, der Erbin von England, neue dynastischePerspektiven und die Aussicht Frankreich weiter einzu-kreisen. Die Geschfte im Reich fhrte erneut im We-sentlichen der Bruder Ferdinand.[68]

    Der Kaiser zgerte lange den im Passauer Vertrag ver-einbarten Reichstag einzuberufen. Als er sich dazu ent-schloss, machte er sofort klar, dass nicht er, sondern Fer-dinand die Leitung bernehmen sollte. Er wollte nicht

  • 17

    Reichstagsabschied von Augsburg. Erste Seite des von Franz Be-hem in Mainz gedruckten Dokuments

    fr wahrscheinliche Zugestndnisse an die Protestantenverantwortlich sein. Allerdings wurde der Reichstag vonAugsburg von 1555 im Namen des Kaisers ernet. Bisauf die Fertigung der Proposition hat sich Karl an denVerhandlungen insbesondere in der Religionsfrage nichtbeteiligt. Gegen die Bedenken Karls wurde am 25. Sep-tember 1555 der Augsburger Religionsfrieden geschlos-sen. Er erkannte die lutherische Variante des Protestan-tismus an. Den Reichsstnden, mit Ausnahmen der geist-lichen Territorien, wurde das Recht der freien Religi-onswahl (cuis regio, eius religio) zugestanden. Es wur-den daneben auch eine Reform der Kammergerichtsord-nung und eine Exekutionsordnung fr den Landfriedenbeschlossen.Kurz vor dem Ende des Reichstages erschien einer derkaiserlichen Rte bei Ferdinand und kndigte die Ab-dankung des Kaisers zu Gunsten Ferdinands noch wh-rend des Reichstages an, so dass der Reichsabschied mitdem Religionsfrieden nicht in Karls Namen verent-licht wrde. Dies bedeutete das Eingestndnis des Schei-terns seiner Politik. Die Sendung des Gesandten kamallerdings zu spt, so dass der Reichsabschied doch imNamen Karls erlassen wurde. Ferdinand sandte den Bo-ten nach Brssel mit der Bitte an seinen Bruder zu-

    rck, die Entscheidung noch einmal zu berprfen. Tat-schlich verging bis zur Abdankung noch einige Zeit,aber der Kaiser hatte sich schon entschlossen, sein Amtaufzugeben.[69]

    Die Klrung der Nachfolge hatte Karl schon lnger be-schftigt. Das spanische Erbe sollte an seinen Sohn Phil-ipp fallen. Komplizierter war die Nachfolge im Reich.Karl wollte, dass auf Ferdinand auch im Reich Philippfolgen sollte. In Augsburg kam es darber zu Verhand-lungen zwischen Karl, Philipp und Ferdinand. Letzte-rer hat diesen Plnen widersprochen. Auch FerdinandsSohn Maximilian war damit nicht einverstanden. Mariavon Ungarn versuchte zu vermitteln. Es wurde schlie-lich vereinbart, dass Ferdinand Philipp helfen sollte,zum rmisch-deutschen Knig gewhlt zu werden. Phil-ipp wiederum sollte Maximilian folgen. Auerdem solltePhilipp eine Tochter Ferdinands heiraten. Dieser Plan derspanischen Sukzession scheiterte. Im September 1555 eldann die Entscheidung, die Besitzungen zu teilen. Diespanische Linie bekam auch die Niederlande und die ita-lienischen Besitzungen. Die sterreichische Linie erhieltdie Erblande, Bhmen, Ungarn und den Anspruch auf dieKaiserkrone.[70]

    5 Abdankung

    bertragung der Herrschaft ber die Niederlande am 25. Okto-ber 1555 durch Karl V. an Philipp II. (Gemlde von Louis Gal-lait, 1841)

    Bereits 1554 war das Knigreich Neapel anlsslich derHochzeit Philipps mit Maria von England an seinen Sohnbergegangen. Staatsrechtlich war Karl erst nach demTod der Mutter am 13. April 1555, der ihn tief bewegte,alleiniger Knig von Spanien geworden. Er verfgte dieunbedingte Primogenitur, so dass nach seinem Sohn Phil-ipp dessen Sohn Don Carlos die Nachfolge antreten wr-de. Am 2. Oktober 1555 legte er das Amt des Gromeis-ters des Ordens vom Goldenen Vlies nieder. Am 25. Ok-tober bergab er in Brssel die Herrschaft ber die Nie-derlande an Philipp. Karl erschien zu diesem feierlichenStaatsakt in Trauerkleidung und gesttzt aufWilhelm von

  • 18 6 LETZTE JAHRE

    Oranien. In einer Ansprache hielt er Rckblick auf seinLeben.Auszug aus der Abdankungserklrung Kaiser KarlsV. Brssel, 25. Oktober 1555[71]

    Vor vierzig Jahren, am selben Ort, am Vor-abend des Dreiknigstages, hat mich der Kaiser,mein Grovater, fr volljhrig erklrt. Dannwurde ich Knig von Spanien, dann selbst Kai-ser Ich habe die Kaiserkrone gesucht, nichtum ber noch mehr Reiche zu gebieten, son-dern um fr das Wohl Deutschlands und deranderen Reiche zu sorgen, der gesamten Chris-tenheit Frieden und Eintracht zu erhalten undzu schaen und ihre Krfte gegen die Trkenzu wenden. Ich habe darum viel beschwerlicheReisen machen, viele beschwerliche Kriege fh-ren mssen aber niemals mutwillig, sondernstets sehr gegen meinen Willen als Angegrie-ner

    Groe Honung hatte ich nur wenige ha-ben sich erfllt, und nur wenige bleiben mir:und um den Preis welcherMhen! Das hat michschlielich mde und krank gemacht. Ihr wisstalle, wie sehr Ich habe alle Wirrnisse nachMenschenmglichkeit bis heute ertragen, damitniemand sagen knnte, ich sei fahnenchtiggeworden. Aber jetzt wre es unverantwortlich,die Niederlegung noch lnger hinauszuzgern.Glaubt nicht, dass ich mich irgend Mhen undGefahren entziehen will: Meine Krfte reicheneinfach nicht mehr hin. Vertraut meinem Sohn,wie er euch vertraut, seid einig, bt stets Gerech-tigkeit und lasset den Unglauben nicht in eureReihen.

    Was mich betrit: ich wei, da ich vieleFehler begangen habe, groe Fehler, erst we-gen meiner Jugend, dann wegen des menschli-chen Irrens und wegen meiner Leidenschaften,und schlielich ausMdigkeit. Aber bewusst ha-be ich niemandem Unrecht getan, wer es auchsei. Sollte dennoch Unrecht entstanden sein, ge-schah es ohne mein Wissen und nur aus Unver-mgen: ich bedaure es entlich und bitte jeden,den ich gekrnkt haben knnte, um sein Verzei-hen.

    Am 16. Januar 1556 gingen dann auch Kastilien, Aragon,Sizilien und die amerikanischen Kolonien an seinen SohnPhilipp ber.[72]

    Wegen der ungeklrten Nachfolge im Reiche wurde dieAbdankung dort zunchst zurckgestellt. Einerseits be-durfte es hierfr der Zustimmung der Kurfrsten, ande-rerseits wollte Ferdinand alle Eventualitten insbesonde-re durch franzsische Einsse ausgeschlossen wissen.

    Da kam der auf fnf Jahre angelegte Waenstillstand1556 gelegen. Allerdings begannen die Osmanen eineneue Oensive, was die Machtbergabe weiter verzger-te. Karl reiste nach Spanien ab und berlie Ferdinandam 8. August 1556 die Regierung des Reiches. Am 12.September 1556 stellte er den Kurfrsten seine frm-liche Abdankungsurkunde zu, was ein einmaliger Vor-gang in der Geschichte des Heiligen Rmischen Reicheswar.[73] Ferdinand I. wurde jedoch erst am 26. Februar1558 durch die Kurfrsten als erwhlter Kaiser im Hei-ligen Rmischen Reich anerkannt.

    6 Letzte Jahre

    Grab Kaiser Karls V. im Escorial

    Karl V. zog sich in eine Villa im Renaissancestil bei SanJernimo de Yuste (Extremadura) zurck. Sein dortigerHofstaat war mit etwa 50 Personen relativ klein. Weildie Staatsnanzen katastrophal waren, musste auch derkleine Hof mit nur 20.000 Dukaten pro Jahr auskom-men. An die Villa war das Kloster San Jernimo de Yus-te angeschlossen. Von einem Raum der Villa hatte derKaiser einen direkten Blick auf den Hochaltar und Zu-gang zur Klosterkirche. Nur selten hat er noch mit Rat-schlgen versucht, Einuss auszuben. Seine umfangrei-che Uhrensammlung hatte er nach Yuste mitgenommen,darunter vier von dem berhmten italienischen Uhrma-cher Juanelo Turriano. Im Schloss stand ihm nur einekleine Bibliothek zur Verfgung. Er hat in Yuste viel Zeitmit seinem Beichtvater verbracht.[16]

    Karl verstarb am 21. September 1558 im Kloster San Je-ronimo de Yuste an Malaria, die in der Gegend ende-misch war. Die Verdachtsdiagnose einer Malaria tropi-ca konnte 2007 durch ein Pathologenteam der Univer-sitt Barcelona anhand mikroskopischer Untersuchungenan einemmumizierten Fingerglied des Kaisers zweifels-frei bewiesen werden.[74]

    Der Leichnam des Kaisers wurde unter dem Altarraumdes Klosters beigesetzt, seine Leiche wurde spter vonseinem Sohn Philipp II. in das Kloster El Escorial beiMadrid berfhrt, wobei bereits bei der berfhrung

  • 19

    festgestellt wurde, dass der Leichnam eine Spontanmu-mikation durchgemacht hatte.

    7 KunstfrderungDie Kunst setzte Karl bewusst zu Propagandazweckenein. Besonders deutlich wird dies bei den Bildpro-grammen anlsslich verschiedener triumphaler Einzgein italienische oder niederlndische Stdte. In Mantuaschuf Giulio Romano eine Sule nach dem Vorbild derTrajanssule. Nach dem Sieg im Tunisfeldzug wurden1535 bei seinem Einzug in Neapel Verbindungen zuScipio Africanus, Hannibal, Alexander dem Groen undGaius Iulius Caesar gezogen. Auf der Alhambra vonGranada lie Karl 1533 einen neuen Palast im Stil derRenaissance erbauen, der bei seinem Tod allerdings nochunvollendet war. Vergleichsweise selten trat Karl als M-zen auf. Eine besondere Rolle auch zur Verbreitung desvon Karl gewnschten Kaiserbildes spielte Tizian, dervon ihm 1532/33 ein erstes Ganzkrperbildnis malte. Ti-zian lsst sich zeitweise dem kaiserlichen Hof zurechnen.Zu einer lngeren Begegnung zwischen Karl und Tiziankam es anlsslich der Reichstage in Augsburg in den Jah-ren 1547/48 und 1550/51. Zu dieser Zeit entstand auchdas Reiterbild, das Karl nach der Schlacht bei Mhl-hausen zeigte. Der niederlndische Maler Jan CorneliszVermeyen schuf in Karls Auftrag Bilder vom Tunisfeld-zug, bei dem er selbst anwesend gewesen war. Willemde Pannemaker, der damals fhrende Gobelinweber inBrssel verherrlichte den Sieg in Tunis in einer Serievon Tapisserien. Karl unterhielt eine Hofkapelle aus nie-derlndischen Sngern. Leiter war Nicolas Gombert, derauch verschiedene anlassbezogene Kompositionen frKarl schuf.[16]

    8 Persnlichkeit und CharakterKarl war von hoch gewachsener, krftiger Gestalt mitblassem Teint und feinen rotblonden Haaren. Auf Ju-gendportrts ist zu erkennen, dass er hervorquellendeAugen hatte und einen schweren nach vorn gestrecktenUnterkiefer. Weiter hatte er auch jene lngliche Kopf-form, die spter ein Charakteristikum der sterreichi-schen Habsburgerlinie wurde.In seiner Jugend gab er viel Geld fr Kleidung aus, sptertrug er meist ernstes Schwarz.[75] Er schwankte zwischenLethargie und Ausdauer sowie Starrsinn. In seinem Hangzur Nachdenklichkeit zgerte er groe Entscheidungenzeit seines Lebens hinaus. Gelobt wurde seine Selbst-beherrschung. Im Krieg konnte er auch grausam sein.Auerdem neigte er, wie bereits seine Mutter, zu Depres-sionen. Er war schweigsam und wirkte unnahbar.[76]

    Mit seiner Frau lebte er nur wenige Jahre zusammen, zu-mal Isabella stets in Spanien blieb. Nachdem sie 1539

    Johanna von Spanien, Gemlde von Alonso Snchez Coello

    gestorben war, hrte er tglich eine Messe fr ihre See-le. Seine Kinder, vor allem sein Sohn Philipp, waren ihmwichtig und der Sohn hat ihn sehr geschtzt. Neben derFamilie hatte er durchaus auereheliche Aren. Bereitsam Hof seiner Tante Margarete hatte er mit der MagdJohanna van Gheest erste sexuelle Erfahrungen gemachtund eine Tochter gezeugt. Margarete von Parma erkann-te er als seine natrliche (das heit auereheliche) Toch-ter an. Spter hatte er eine Beziehung zu einer Regens-burger Brgertochter mit Namen Barbara Blomberg. Ausder Beziehung stammte der Sohn Juan de Austria, den ernach Spanien holte und dort versorgte. Er war ausgespro-chen fromm, hat aber nicht wie seine Vorgnger Klstererrichtet oder andere Stiftungen gemacht.[77]

    Nach 1536 hatte er sein Interesse fr die Astronomie unddie Naturphilosophie, in die er sich von Alonso de San-ta Cruz, einem gelehrten Kosmographen, einfhren lie,entdeckt. Ihn faszinierten die damals schon sehr przisenLand- und Seekarten. Unter den Werken, mit denen ersich beschftigte, war auch die von Kopernikus verfassteSchrift De revolutionibus orbium coelestium.[78]

    Seine ungesund wirkende Gesichtsfarbe kam mglicher-weise von seinen schon frh chronischen Verdauungsst-rungen. Bereits als er noch am Hof in Gent lebte, hiees, er sei gefrig und auch schlecht kauend und der

  • 20 12 QUELLEN

    bergroe Appetit blieb ihm bis ins hohe Alter. Aufgrundseiner Vllerei litt er allerdings dreiig Jahre lang an derGicht. Auch diese Diagnose konnte im Jahre 2006 durchUntersuchungen an dem auerhalb des Sarkophags in derSakristei der Klosterkirche von San Lorenzo de El Es-corial aufbewahrten, mumizierten Fingerglied des Kai-sers medizinisch erhrtet werden.[79] Die Untersuchungdes terminalen Fingerglieds ergab eine massive An-sammlung charakteristisch geformter Harnsurekristallemit weit fortgeschrittener Zerstrung der Knochenmasse.Die hchstgradige Gichterkrankung muss Karl V. groeSchmerzen verursacht haben undmacht seine Lebensleis-tung um so bewundernswerter. Darber hinaus litt er anHmorrhoiden, was ihm das Reisen zu Pferde mehr undmehr unertrglich machte, sodass der auch von AsthmaGequlte in seinen letzten Jahren der Regierung nur nochin Kutschen und Snften unterwegs war. Nachdem erauch den Weisungen der rzte hinsichtlich Dithaltensnicht Folge leistete und weiterhin Unmengen von Bier(bereits zum Frhstck) trank, verschlimmerte dies Gichtund Hmorrhoiden, und in Yuste wurden auch noch An-zeichen der Zuckerkrankheit bemerkbar.

    9 NachkommenAm 10. Mrz 1526 heiratete Karl V. in Sevilla Isabella,Schwester von Johann III. von Portugal, der kurz vorhererst Karls Schwester Katharina geehelicht hatte. Karl undIsabella hatten folgende Kinder:

    Philipp II. (15271598), Knig von Spanien

    1. 1543 Infantin Maria von Portugal, Toch-ter des portugiesischen Knigs Johann III. undseiner Gattin Infantin Katharina von Kastilien

    2. 1554 Knigin Maria I. die Katholischevon England, Tochter des englischen KnigsHeinrich VIII. und seiner ersten Gattin Infan-tin Katharina von Aragonien

    3. 1560 Prinzessin Elisabeth vonValois, Toch-ter des franzsischen Knigs Heinrich II. unddessen Gattin Prinzessin Katharina von Medi-ci

    4. 1570 Erzherzogin Anna von sterreich,Tochter des rmisch-deutschen KaisersMaximilian II. und dessen Gattin InfantinMaria von Spanien.

    Maria (15281603), Infantin von Spanien 1548 mit dem spteren rmisch-deutschen KaiserMaximilian II., Sohn des rmisch-deutschenKaisersFerdinand I. und seiner Gattin Prinzessin Anna vonBhmen und Ungarn

    Ferdinand (*/ 1530), Infant von Spanien

    Johanna (15351573), Infantin von Spanien 1552Infant Johann Manuel von Portugal, Sohn des por-tugiesischen Knigs Johann III. und dessen GattinInfantin Katharina von Kastilien

    Johann (*/ 1539), Infant von Spanien

    Karl V. hatte zwei uneheliche Kinder, beide hat er als na-trliche, legitime Nachkommen anerkannt:mit Johanna von Gheenst aus Oudenaarde (Flandern)

    Margarethe von Parma (15221586), Statthalterinder habsburgischen Niederlande

    1. Herzog Alessandro von Florenz a. d. Hausede Medici, illegitimer Sohn von Lorenzo II. deMedici

    2. Herzog Ottavio von Parma und Piacenza a.d. Hause Farnese, Sohn von Pier Luigi II. Far-nese

    mit Barbara Blomberg aus Regensburg

    Don Juan de Austria (Johann von sterreich)(15471578), Fhrer der kaiserlichen Flotte in dersiegreichen Seeschlacht von Lepanto

    10 Ahnentafel

    11 RezeptionDurch die kaiserliche Entschlieung von Franz Joseph I.vom 28. Februar 1863 wurde Karl V. in die Liste der be-rhmtesten, zur immerwhrenden Nacheiferung wrdigerKriegsfrsten und Feldherren sterreichs aufgenommen,zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroeStatue in der Feldherrenhalle des damals neu errichtetenk.k. Hofwaenmuseums (heute: HeeresgeschichtlichesMuseum Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1867vom bhmischen Bildhauer Emanuel Max Ritter vonWachstein (1810-1901) aus Carrara-Marmor geschaen,gewidmet wurde sie von Kaiser Ferdinand I.[80]

    1933 komponierte Ernst Krenek imAuftrag von ClemensKrauss seine Oper Karl V.[81] Hans Rehberg verent-lichte 1942 das Schauspiel Karl V.

    12 Quellen Alfred Kohler: Quellen zur Geschichte Karls V.Wis-senschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990,ISBN 3-534-04820-2.

  • 21

    13 LiteraturMonograen

    Manuel Fernndez lvarez: Imperator mundi: KarlV. Kaiser des Heiligen Rmischen Reiches Deut-scher Nation. Stuttgart 1977, ISBN 3-7630-1178-1.

    Manuel Fernndez lvarez: Carlos V El Csar y elhombre. Barcelona 1999.

    Karl Brandi: Kaiser Karl V. Werden und Schick-sal einer Persnlichkeit und eines Weltreiches. 5.Au., Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darm-stadt 1959. [lteres Standardwerk]

    Sigrid-Maria Gring: Karl V. Herrscher zwischenden Zeiten und seine europische Familie. Amalthea.Wien 1999, ISBN 3-85002-430-X.

    Alfred Kohler:Karl V. 15001558. Eine Biographie.C. H. Beck, Mnchen 1999 (mehrere Neuauagen),ISBN 3-406-45359-7. [aktuelle wissenschaftlich re-levante Biographie]

    Ernst Schulin: Kaiser Karl V. Geschichte eines ber-groen Wirkungsbereichs. Kohlhammer, Stuttgart1999, ISBN 3-17-015695-0.

    Ferdinand Seibt: Karl V. Goldmann, Mnchen1999, ISBN 3-442-75511-5

    Luise Schorn-Schtte: Karl V. Kaiser zwischen Mit-telalter und Neuzeit. Beck, Mnchen 2000, ISBN 3-406-44730-9. (Rezension)

    Aufsatzsammlungen

    Alfred Kohler, Barbara Haider. Christine Ortner(Hrsg): Karl V. 15001558. Neue Perspektiven sei-ner Herrschaft in Europa und bersee. Verlag dersterreichischen Akademie der Wissenschaften,Wien 2002, ISBN 3-7001-3054-6. [mit zahlreichenBeitrgen zu zentralen Themen (wie Herrschaft,Wirtschaft, auswrtige Beziehungen und Nachwir-kung)]

    Kataloge

    Stephan Diller, Joachim Andraschke, MartinBrecht: Kaiser Karl V. und seine Zeit. Ausstellungs-katalog. Universitts-Verlag, Bamberg 2000, ISBN3-933463-06-8.

    Hugo Soly (Hrsg.): Karl V. und seine Zeit. DuMont,Kln 2000. [wichtige, reich bebilderte Darstellungmit umfangreichen Fachbeitrgen]

    Kaiser Karl V. 15001558 Macht und Ohn-macht Europas.Mailand 2000, ISBN 88-8118-699-3. (Rezension)

    Lexikonartikel

    Alfred Kohler:Karl V. In:Neue Deutsche Biographie(NDB). Band 11, Duncker &Humblot, Berlin 1977,ISBN 3-428-00192-3, S. 191211 (Digitalisat).

    Urs Leu: Karl V., Kaiser. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3,Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp.11401151.

    14 WeblinksCommons: Karl V. Album mit Bildern, Videos

    und AudiodateienWikisource: Karl V. Quellen und Volltexte

    Literatur von und ber Karl V. im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek

    Forum Karl V. (Universitt Wien) Literatur von und ber Karl V. imKatalog des Ibero-Amerikanisches Institut in Berlin

    Eintrag zu Karl V. in: Austria-Forum, dem s-terreichischen Wissensnetz online (in AEIOUsterreich-Lexikon)

    Datenbank Politische Korrespondenz Kaiser Karl V.

    15 Anmerkungen[1] Herbert Nette: Karl V. Reinbek 1979, S. 12.

    [2] Herbert Nette: Karl V. Reinbek 1979, S. 14.

    [3] Alfred Kohler: Karl V., Kaiser. In: Neue Deutsche Biogra-phie 11 (1977), S. 193; Onlinefassung.

    [4] Herbert Nette: Karl V. Reinbek. 1979, S. 15.

    [5] Herbert Nette: Karl V. Reinbek 1979, S. 1213.

    [6] Alfred Kohler: Karl V. (15191556). In: Die Kaiser derNeuzeit.Mnchen 1990, S. 35.

    [7] Alfred Kohler: Karl V. (15191556). In: Die Kaiser derNeuzeit. Mnchen 1990, S. 33.

    [8] Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europi-sche Familiengeschichte. Wien 1992, S. 111112; Her-bert Nette: Karl V. Reinbek 1979, S. 22.

    [9] Horst Rabe: Reich und Glaubensspal