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Kinder und Krieg

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Herausgeber: UNICEF-Luxemburg Fotos: UNICEF-International Referenzen: UNICEF-Deutschland

Mit finanzieller Unterstützung des luxemburgischen Außenministeriums Ausgabe 2013

Kriege und bewaffnete Konflikte treffen heute mehr denn je unschuldige Kinder. Klare Fronten zwischen kämpfenden Armeen sind kaum noch erkennbar. Überfälle auf Dörfer und gezielter Terror gegen Frauen und Kinder gehören immer öfter zur Taktik der Kriegsherren.

Die Menschen in den Kriegsgebieten zahlen einen schrecklichen Preis, bis zu 90 Prozent der Opfer sind Zivilisten. Rund 20 Millionen Kinder sind aktuell auf der Flucht, meist vor kriegerischen Auseinandersetzungen.

Die Kriegsparteien machen Kinder auch zu Tätern: Rund 250.000 Kinder weltweit werden als Kindersoldaten missbraucht. Viele von ihnen sind gerade mal zehn Jahre alt.

Einige Beispiele, wie Kinder unter Kriegen und

ihren Auswirkungen leiden:

• Im größten Krieg auf dem afrikanischen Kontinent in der Demokratischen Republik Kongo kamen seit 1998 rund 5,4 Millionen Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und alte Menschen.

• Vergewaltigungen dienen immer öfter als Kriegswaffe, dabei haben die Täter kaum Strafen zu befürchten.

• In Syrien wurden 2012 fast 2.500 Schulen von Regierungstruppen und Rebellen zerstört oder beschädigt.

• In Mali wurden 2012 hunderte Jungen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren als Kindersoldaten rekrutiert. Mindestens 211 Mädchen wurden Opfer sexueller Gewalt.

• In Somalia gehörten 2012 über 2.000 Kinder bewaffneten Gruppen an.• In chronischen Krisenländern wie Somalia, dem Irak oder dem

Jemen leiden Millionen Kinder unter den Folgen von kriegerischen Auseinandersetzungen. Viele Kinder sind mangelernährt und haben keine medizinische Grundversorgung.

• In der sudanesischen Krisenprovinz Darfur wächst eine ganze Generation von Kindern in Flüchtlingslagern auf.

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Kriege sind heute selten Konflikte zwischen Staaten. Meistens geht es um innerstaatliche Konflikte und Bürgerkriege in Ländern, in denen die staatliche Ordnung und damit auch die soziale Grundversorgung der Bevölkerung oft völlig zusammengebrochen sind. Die Fronten sind äußerst unübersichtlich: In Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo kämpfen nicht klar definierte, uniformierte und schwer bewaffnete Truppenverbände, sondern Regierungsarmee, Rebellen und Banden gegeneinander.

Oft geht es um die Kontrolle über Gebiete mit Bodenschätzen wie Erdöl, Diamanten, Gold oder Tropenhölzern. Doch auch ethnische Motive führen immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen.

Die Kriegsherren der „neuen“ Konflikte tragen die Gewalt rücksichtslos und systematisch in die Zivilbevölkerung: Während im 1. Weltkrieg der Anteil ziviler Opfer noch bei 5 Prozent lag, stieg er in den vergangenen Jahrzehnten auf heute bis auf 90 Prozent.

Länder, in denen 2012 Kriege stattfanden

Die neuen Kriege - die meisten Opfer sind Zivilisten

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Weltweit fanden im Jahr 2012 34 Kriege und sogenannte bewaffnete Konflikte statt. Es handelt sich dabei vor allem um Bürgerkriege, sie finden also innerhalb eines Landes statt. Die meisten Kriege, nämlich 13, fanden in Afrika statt. In Mali beispielsweise wurde der Präsident aus dem Amt vertrieben. Seitdem kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Der Krieg in Syrien konnte auch im Jahr 2012 nicht beendet werden.

(Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung in Hamburg)

Wie wird „Krieg“ hier verstanden?

Von Krieg wird in dieser Aufzählung gesprochen, wenn die Gruppen, die gegeneinander kämpfen, organisiert sind und konkrete Kriegspläne verfolgen, mindestens auf einer Seite Streitkräfte der Regierung beteiligt sind und die Kriegshandlungen über einen längeren Zeitraum andauern.

Afrika: 13 Kriege

1. Äthiopien2. Burundi3. Mali4. Demokratische Republik Kongo 5. Libyen6. Nigeria 7. Senegal8. Somalia9. Sudan (2 Kriege)10. Südsudan11. Uganda12. Zentralafrikanische Republik

Vorderer und Mittlerer Orient: 10 Kriege

13. Afghanistan14. Algerien15. Irak16. Iran (Kurdistan)17. Israel / Palästina18. Syrien19. Russland (Nordkaukasus)20. Tadschikistan21. Türkei (Kurdistan)22. Jemen

Amerika: 1 Krieg

23. Kolumbien

Asien: 9 Kriege

24. Indien (4 Kriege)25. Myanmar26. Pakistan 27. Philippinen (2 Kriege)28. Thailand

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Kleinwaffen prägen die Konflikte der Gegenwart

Die weltweit für wenig Geld verfügbaren Kleinwaffen prägen die Kämpfe der heutigen Kriege und machen diese Konflikte für die Zivilbevölkerung so gefährlich. Weltweit gibt es etwa 875 Millionen Kleinwaffen. Ihre geringe Größe, der niedrige Preis und die massenhafte Verfügbarkeit sorgen dafür, dass Kleinwaffen in allen Kriegsgebieten der Welt zirkulieren und der Nachschub nie abreißt. Kleinwaffen tragen auch entsprechend dazu bei, dass Kinder als Soldaten eingesetzt werden können.

Für das milliardenschwere Geschäft mit Kriegswaffen soll es künftig rund um die Welt einheitliche moralische Mindeststandards geben. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde der neue Waffenhandelsvertrag in New York von den ersten UN-Mitgliedsländern unterschrieben, (Anmerkung: darunter auch Luxemburg).

In Kraft tritt der Vertrag allerdings erst, wenn er von 50 UN-Staaten ratifiziert wurde. Vermutlich wird das noch zwei bis drei Jahre dauern. Mit dem „Arms Trade Treaty“ (ATT) gibt es künftig erstmals ein allgemein gültiges Regelwerk für den Handel mit konventionellen Waffen, von der Pistole bis zum Panzer. Verboten sind dann alle Exporte, die zu Völkermord, Kriegsverbrechen oder schweren Menschenrechtsverletzungen beitragen können.

Über das Abkommen wurde rund sieben Jahre lang verhandelt. Allerdings streiten sich die Experten über die konkreten Auswirkungen. Kritisiert wird vor allem, dass es keine Strafmaßnahmen gegen Länder gibt, die den Vertrag missachten. Ungewiss ist aber auch, wer alles mitmachen wird. In den USA - weltweit größter Rüstungsexporteur - macht die Waffenlobby Druck auf den Senat, damit dort keine parlamentarische Mehrheit zustande kommt. US-Außenminister John Kerry kündigte jedoch an, dass sein Land das Abkommen bald unterzeichnen werde. In Russland und China lassen die Regierungen offen, ob sie dem Abkommen überhaupt beitreten werden.

(Quelle: Artikel Tagesschau: 03/06/2013)

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Angriff auf Leben und GesundheitViele Kriegsparteien schrecken nicht davor zurück, Kinder gezielt anzugreifen. In Afghanistan kommt es immer wieder zu brutalen Angriffen auf Schüler und Lehrer in Schulgebäuden.

In Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo dienen Vergewaltigungen als „Kriegswaffe“. Missbrauchte Mädchen können an den Folgen sterben oder sie leiden ein Leben lang unter Scham und Ausgrenzung.

Trennung von den ElternIm Krieg werden immer wieder Familien auseinandergerissen. Während des 27 Jahre andauernden Bürgerkrieges in Angola wurden mindestens 100.000 Kinder von ihren Familien getrennt, viele wurden zu Waisen. Ohne Schutz durch erwachsene Angehörige sind sie Gewalt und Missbrauch oft hilflos ausgeliefert. Viele Kriegswaisen, vor allem Mädchen, müssen Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen und haben keine Chance auf eine Schulausbildung.

Mangel an Nahrung, Wasser und medizinischer VersorgungIm Krieg sind Nahrungsmittel oft nicht mehr zu bekommen, weil die Felder nicht bearbeitet werden können oder wichtige Versorgungsstraßen unpassierbar werden. Gerade für arme Familien werden Lebensmittel unerschwinglich.

Im Krieg ist auch die Wasserversorgung oft nicht mehr gewährleistet: In Flüchtlingslagern fehlt es an sauberem Trinkwasser, die hygienischen Verhältnisse sind oft katastrophal. Auf dem Land können Brunnen und Pumpen nicht mehr repariert werden, weil Ersatzteile oder geschulte Arbeitskräfte fehlen. Verschmutztes Wasser, unzureichende Hygiene und der Kollaps der medizinischen Infrastruktur bringen vor allem Kinder in Gefahr. Sie leiden häufig unter Durchfall oder infizieren sich mit Cholera oder Masern – Krankheiten, die für geschwächte Mädchen und Jungen schnell tödlich enden.

Seelische Wunden

Krieg und Gewalt hinterlassen in den Seelen der Kinder tiefe Spuren. Viele müssen mit ansehen, wie Eltern, Verwandte und Freunde misshandelt oder sogar getötet werden. Die Erlebnisse können die gesamte Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen. Sie äußern sich unter anderem in extremer Angst, Apathie, Depressionen oder Schlafstörungen. Die existentielle Bedrohung ihres Lebens und die anhaltende Furcht vor neuer Vertreibung machen vor allem Flüchtlingskindern schwer zu schaffen.

Zerstörte SchulenSchulgebäude werden im Krieg oft als Unterkunft für Soldaten zweckentfremdet. Die anhaltende Gewalt führt aber auch dazu, dass Schulen monatelang geschlossen bleiben oder Eltern ihre Kinder aus Angst zu Hause behalten. In Afghanistan kam es 2012 zu 167 Angriffen auf Schulen.

In Kriegsgebieten fehlt es zudem an Lehrern und Unterrichtsmaterial. Kinder besuchen dehalb oft jahrelang keine Schule. Auch wichtige Informationen für den Alltag, zum Beispiel zum Schutz vor einer HIV-Infektion und anderen Krankheiten, erreichen diese Kinder ohne einen geregelten Unterricht nicht. Nach einem Friedensschluss dauert es häufig Jahre, bis ein normaler Schulbetrieb wieder möglich ist.

Die Kriegsfolgen für Kinder

„Krieg verletzt jedes einzelne Recht eines Kindes.“Graça Machel, frühere mosambikanische Bildungsministerin und Autorin der UN-Berichte zu den Auswirkungen von Kriegen auf Kinder

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Rund 250.000 Kinder werden weltweit als Soldaten missbraucht. Für die Kommandeure sind diese Kinder eine ideale Verstärkung, manchmal auch die letzte Reserve. Sie bekommen meistens keinen Sold, sind gehorsam und begreifen oft die Gefahr, in die sie sich begeben, noch nicht. Deshalb werden sie auch oft an vorderster Front eingesetzt und bspw. gezwungen, Dörfer zu überfallen, um Lebensmittel zu beschaffen. Sie müssen sich an Straßensperren als erste verdächtigen Autos nähern oder werden als Vorhut über vermintes Gelände geschickt. Auch als Leibwache sind Kinder beliebt. Die Kommandanten drillen die Minderjährigen so, dass sie oft bis zum Letzten kämpfen. Kinder werden aber auch als Träger, Boten oder Köche eingesetzt. Mädchen in den Truppen müssen ständig sexuelle Übergriffe fürchten. Vergewaltigungen oder Zwangsehen mit einem der Anführer sind in den Truppen die Regel.

Rekrutierung durch Zwang oder aus Not

Viele Kindersoldaten werden zwangsrekrutiert oder oft mit brutaler Gewalt zum Kämpfen gebracht. Rekrutierungstrupps kommen in die Dörfer und nehmen Kinder mit in ihre Camps - oder sie greifen Straßenkinder auf. Um sie gefügig zu machen, werden die Kinder systematisch unter Drogen gesetzt. Manche Milizenchefs zwingen sie dazu, Angehörige und Nachbarn umzubringen, um ihre Hemmschwelle zu zerstören und die Kinder an die Truppe zu fesseln. Doch nicht immer ist Zwang nötig: Für manche Kinder aus armen Familien oder Kriegswaisen reicht schon die Aussicht auf regelmäßiges Essen und einen gewissen Schutz, um sich den Truppen anzuschließen. Die wenigsten haben die Chance auf eine Schulbildung, auf Arbeit und ein gesichertes Auskommen.

Missbrauch von Kindern als Soldaten

Länder, in denen Kinder als Soldaten missbraucht werden

1. Afghanistan2. Sudan3. Zentralafrikanische Republik4. Südsudan5. Tschad6. Demokratische Republik Kongo7. Kolumbien

8. Irak9. Philippinen10. Myanmar11. Mali12. Syrien13. Somalia14. Jemen

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Rückkehr ins zivile Leben ist schwer

Ein Neuanfang nach der Entlassung oder einer Flucht ist für ehemalige Kindersoldaten schwer. Sie leiden unter ihren seelischen Wunden - und unter denen, die sie anderen zugefügt haben.

Wie belastend die Erfahrungen dieser Heranwachsenden sind, zeigen Interviews, die Hamburger Forscher mit Unterstützung von UNICEF im Jahr 2007 mit 169 ehemaligen Kindersoldaten in Goma und Bukavu (Demokratische Republik Kongo) und in Gulu (Nord-Uganda) durchgeführt haben:

• Die Kinder im Alter von 15 Jahren hatten im Durchschnitt bereits über drei Jahre als Soldaten gedient.

• 54 Prozent sagten aus, dass sie selbst jemanden getötet hatten; 73 Prozent mussten kämpfen.

• 68 Prozent sahen, wie ein Kind getötet oder verwundet wurde.• 57 Prozent der Mädchen sagten aus, dass sie zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden.• 84 Prozent wurden selbst schwer misshandelt.

Oft haben die Mädchen und Jungen jede Bindung an ein normales Familienleben verloren. Ohne Hilfe finden sie sich in einem normalen Alltag nicht mehr zurecht. So fällt es ihnen schwer, die relative Sicherheit der Truppe gegen eine ungewisse Zukunft ohne eine wirkliche Aufgabe und ohne Hoffnung auf ein regelmäßiges Einkommen zu tauschen.

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Der ehemalige Kindersoldat und heutige UNICEF-Botschafter Ishmael Beah erzählt:

"In meinen schlimmsten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, Kindersoldat zu werden. Mit zwölf Jahren war ich ein ganz normaler Junge aus Sierra Leone. Ich spielte gern Fußball, ging im Fluss schwimmen und träumte davon, später in der Wirtschaft zu arbeiten. Doch als der Bürgerkrieg in Sierra Leone bis in mein Dorf kam, geschah genau dieser Alptraum. Ich war mit Freunden

unterwegs zu einem Hip-Hop-Wettbewerb im Nachbarort, als bewaffnete Männer uns überfielen. Sie rekrutierten mich gewaltsam für ihre Kampftruppe.

Ich hatte keine Wahl als das zu tun, was die Kämpfer von mir verlangten. Sie gaben uns Kalaschnikow-Gewehre und zwangen uns, zum „Üben“ zunächst Gefangene zu erschießen. Sie pumpten uns voll mit Drogen. Ich lernte zu töten, um selbst zu überleben – ein paar Stunden lang, einen weiteren Tag, vielleicht einige Wochen. Ich war permanent Gewalt ausgesetzt und gezwungen, ein Teil davon zu sein. Die Waffe wird das, was dich

Ishmael Beah (33), ehemaliger Kindersoldat, ist heute als UNICEF-Botschafter aktiv.

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Hauptstadt Freetown unter. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, wer oder was UNICEF war. Meine Rückkehr ins Leben hat lange gedauert. Allein acht Monate habe ich im Rehabilitationszentrum verbracht. Ich musste wieder schlafen lernen, anfangen, anderen Menschen zu vertrauen. Bis heute träume ich oft schlecht und kann nichts dagegen tun. Wenn man aus dem Krieg kommt, muss man sich selbst vergeben. Nicht nur du musst an deine eigene Menschlichkeit glauben, auch andere müssen glauben, dass du nicht gewalttätig bist. Aber es bleibt eine Art von Schuld. Warum habe gerade ich überlebt? Wenn ich es mir erlauben würde, dass mich all das niederdrückt, könnte ich nicht weiterleben. Stattdessen möchte ich alles dafür tun, damit Kindern ein Schicksal wie meines erspart bleibt. Deshalb engagiere ich mich als UNICEF-Botschafter.

In der Zentralafrikanischen Republik habe ich vor kurzem ein Auffangzentrum für ehemalige Kindersoldaten besucht. Einige der Kinder waren gerade einmal elf Jahre alt. Sie zeigten mir ihre Zeichnungen: Links hingen Darstellungen von brennenden Häusern, angreifenden Hubschrauber, sterbenden Menschen – Bilder von Kindern, die gerade erst ins Zentrum gekommen waren. Auf der anderen Seite des Raumes sah ich Schulen, Kinder mit Büchern und das Wappen des FC Barcelona – gemalt von Jungen und Mädchen, die schon länger dort waren. Ein Zeichen, dass auch sie langsam zurück ins Leben kamen.

Ich spreche viel über meine Erfahrungen und trete für mein Anliegen ein – auf internationalen und regionalen Konferenzen, auf Lesungen, bei Besuchen. Ich mache mich gemeinsam mit UNICEF für den Schutz von Kindern stark, für den Stopp der Rekrutierung Unter-18-Jähriger und für eine bessere Rüstungskontrolle. Im Bürgerkrieg in Sierra Leone zum Beispiel waren es skrupellose Waffenhändler, die die vielen Schlupflöcher nutzten, um Gewehre und Munition ins Land zu bringen und ihre eigenen Taschen zu füllen. Ich bin dabei voller Leidenschaft: Wir müssen alles tun, um Mädchen und Jungen vor Kriegen und ihren Folgen zu schützen, damit sie zur Schule gehen können, nicht in Armut und Schutzlosigkeit aufwachsen. Was mir passiert ist, soll keinem anderen Kind passieren. Damit Kinder weltweit nicht mehr unter Krieg, Gewalt und Ausbeutung leiden – dafür gibt es UNICEF."

schützt und rettet, was dir Nahrung gibt, was dich am Leben hält. Du hörst auf, ein Kind zu sein. Du hörst auf, Gefühle zu haben. Du hörst mit allem auf, außer damit, überleben zu wollen. All das hält dich im Krieg, bindet dich an diese Truppe, die zur Familie wird.

Meine Eltern und meine beiden Brüder lebten nicht mehr. Ich hatte nichts und niemanden, zu dem ich hätte gehen können. Nach zweieinhalb Jahren erhielt ich endlich Hilfe – von UNICEF. Mitarbeiter sprachen mit den Kommandanten und überzeugten sie, uns Kinder freizulassen. Sie brachten mich in einem Rehabilitationszentrum in der

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In den vergangenen Jahren haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Schutz von Kindern im Krieg deutlich verbessert. Doch die Situation in den betroffenen Ländern zeigt, dass besonders auf nationaler und lokaler Ebene viel zu tun bleibt. Hier eine Übersicht wichtiger rechtlicher Instrumente:

ILO-Konvention 182Die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation zur Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit trat im November 1999 in Kraft. Sie verbietet sowohl die freiwillige als auch die zwangsweise Rekrutierung von Kindern unter 18 Jahren.

Zusatzprotokoll zum Schutz von Kindersoldaten

Am 12. Februar 2002 trat ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention über Kindersoldaten in Kraft, das den Kampfeinsatz und die Zwangsrekrutierung von Jugendlichen unter 18 Jahren verbietet. Das Mindestalter für eine freiwillige Aufnahme in Regierungstruppen (ohne die Teilnahme an Kampfeinsätzen) wurde von 15 auf 16 Jahre erhöht.

Das Zusatzprotokoll hat weltweit Diskussionen angestoßen, Gesetzesänderungen nach sich gezogen und entscheidend dazu beigetragen, dass der Missbrauch von Kindern als Soldaten als Kriegsverbrechen geächtet wird. Allerdings erlaubt das Zusatzprotokoll Streitkräften weiter, Jugendliche für den freiwilligen Militärdienst außerhalb bewaffneter Kämpfe aufzunehmen, wenn sie älter als 15 Jahre sind. Mit der UN-Kampagne „Zero Under 18“ setzt sich UNICEF zusammen mit verschiedenen Partnern dafür ein, alle Staaten zur Unterzeichnung des Zusatzprotokolls zu bewegen und sich dazu zu verpflichten, das Mindestalter für Jugendliche für den Militärdienst grundsätzlich auf 18 Jahre festzulegen.

Bis August 2013 hatten 152 Staaten das Zusatzprotokoll unterschrieben. Alle Unterzeichnerstaaten müssen dem UN-Kinderrechtskomitee regelmäßig über die Situation in ihrem Land und über Fortschritte berichten.

UN-Resolution 1379

Ende 2002 legte der damalige Generalsekretär Kofi Annan nach Aufforderung des Sicherheitsrats (Resolution 1379) erstmals eine „schwarze Liste“ oder „Liste der Schande“ von Konfliktparteien vor, die Kinder als Soldaten missbrauchten. Die regelmäßigen „1379“-Berichte gelten als wesentlicher Schritt zur internationalen Ächtung des Missbrauchs von Kindern als Soldaten.

UN-Resolutionen 1612,1882,1998

Mit diesen Resolutionen hat der UN-Sicherheitsrat den Generalsekretär verpflichtet, regelmäßige weltweite Berichte zu 6 Kinderrechtsverletzungen im Krieg erstellen zu lassen: Dazu gehört das Töten oder Verletzen von Kindern, die Rekrutierung oder der Einsatz von Kindersoldaten, Angriffe auf Schulen oder Krankenhäuser, Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt und die Entführung, sowie die Verweigerung humanitären Zugangs.

Mit dem "naming and shaming"-Verfahren werden die Täter öffentlich angeprangert und geächtet. Im Mai 2013 umfasst die Liste 55 Konfliktparteien. Sie enthält mehrheitlich nicht-staatliche bewaffnete Gruppierungen aus 14 Ländern: Afghanistan, Demokratische Republik Kongo, Irak, Jemen, Kolumbien, Mali, Myanmar, Philippinen, Somalia, Sudan, Südsudan, Syrien, Tschad und die Zentralafrikanische Republik.

Seit dem 1. Januar 2013 ist Luxemburg für 2 Jahre nichtständiges Mitglied des UN-Weltsicherheitsrats. Während seiner Mandatsperiode hat Luxemburg den Vorsitz der Arbeitsgruppe „Kinder in bewaffneten Konflikten“. Gemeinsam mit den gelisteten Konfliktparteien werden Aktionsprogramme entwickelt, bei deren erfolgreicher Umsetzung die jeweiligen Konfliktparteien von der „Liste der Schande“ entfernt werden. Dieses Instrument hat sich bisher in vielen Fällen als wirksam erwiesen und zur Demobilisierung tausender Kindersoldaten geführt.

Internationale Aktivitäten zum Schutz von Kindern im Krieg

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Sondergerichtshöfe

In den letzten Jahren sind in ehemaligen Kriegsgebieten eine Reihe von Sonder-gerichtshöfen und –tribunalen entstanden, bspw. für das ehemalige Jugoslawien, für Ruanda, Kambodscha, Sierra Leone, den Kosovo oder Timor-Leste. Sie sind ein wichtiger Schritt, um den Opfern Gerechtigkeit zu verschaffen und der Nachkriegsgeneration die Bewältigung ihrer Vergangenheit zu erleichtern. Der Sondergerichtshof in Sierra Leone verurteilte 2007 erstmalig ehemalige Kommandanten wegen des Einsatzes von Kindern als Soldaten.

Internationaler Strafgerichtshof

Das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs trat am 1. Juli 2002 in Kraft. Es definiert bspw. die „Zwangsverpflichtung oder Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren in die nationalen Streitkräfte oder ihre Verwendung zur aktiven Teilnahme an Feindseligkeiten“ als Kriegsverbrechen. Darüber hinaus erklärt das Statut die systematische Vergewaltigung von Frauen und Mädchen sowohl als Verbrechen gegen die Menschlichkeit, als auch als Kriegsverbrechen. Damit existiert erstmals ein international wirksames Instrument, um den Missbrauch von Kindern im Krieg strafrechtlich zu verfolgen. Es hat in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo und Uganda bereits zu Verurteilungen geführt.

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UNICEF hilft Kindern und Frauen in Kriegs- und Krisengebieten, zu überleben und ein Minimum an Schutz und Versorgung zu finden. Nach Ende eines akuten Konfliktes hilft UNICEF beim Wiederaufbau, etwa der Wasserversorgung, der Gesundheitsdienste und des Schulsystems. Soforthilfe und langfristige Hilfe zur Entwicklung sind dabei stets eng miteinander verknüpft.

ErnährungIn Notsituationen versorgt UNICEF mangelernährte Kinder mit hoch protein-haltigen Spezialkeksen und Vitamin-A-Kapseln. Häufig eingesetzt wird auch UNIMIX, eine mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Soja-Mais-Mischung zur Zubereitung von nahrhaftem Brei.

Wasserversorgung und Hygiene

Mit Hilfe von Tankwagen und Kanistern hält UNICEF in Krisenregionen die Trinkwasser-versorgung aufrecht. In Flüchtlingslagern stellt UNICEF Material zum Bau einfacher Latrinen zur Verfügung und informiert Eltern und Kinder über Hygiene. So lassen sich gefährliche Durchfallerkrankungen oder der Ausbruch von Cholera verhindern.

GesundheitUNICEF stellt für die Kinder Impfstoffe zur Verfügung und hält die notwendige Kühlkette bis in entlegene Dörfer aufrecht. Schon oft gelang es UNICEF, für Impfkampagnen mit Konfliktparteien Waffenruhen auszuhandeln, bspw. in Angola, Burundi und Somalia.

BildungUNICEF richtet in Flüchtlingslagern provisorische Zeltschulen ein, stellt Schulmaterial zur Verfügung und bildet Lehrer im Umgang mit kriegstraumatisierten Kindern fort. Grundlage für den Unterricht ist häufig die von UNICEF mit entwickelte „Schule in der Kiste“. Sie wird in Flüchtlingslagern und kriegszerstörten Gebieten eingesetzt. UNICEF hilft zudem, zerstörte Schulen wieder aufzubauen und sie mit Tafeln, Bänken und Stühlen auszustatten. So erleben die Kinder wieder ein Stück Alltag und Normalität, selbst wenn die Bedingungen noch so improvisiert sein sollten.

Schutz und Hilfe für unbegleitete KinderUNICEF hilft unbegleiteten Kindern, ihre Familie wieder zu finden oder sie bei Bedarf in Pflegefamilien unterzubringen. Dazu richtet UNICEF bspw. in Flüchtlingslagern spezielle Anlaufstellen für unbegleitete Kinder ein. Zur Registrierung der Kinder setzt UNICEF Fotos, Videoaufnahmen, Plakate und Datenbanken ein.

Psychosoziale BetreuungEinige Kinder mit traumatischen Kriegserfahrungen brauchen intensive Betreuung. Für die meisten ist es jedoch das Wichtigste, schnell wieder einen möglichst geregelten Alltag zu haben. UNICEF richtet Kinderschutzzonen in Flüchtlingslagern ein. Hier haben die Kinder in geschützter Umgebung Platz zum Spielen und Lernen. Zeichnen, Sport und Gespräche helfen den Kindern, die Erfahrungen von Krieg und Gewalt zu verarbeiten und den Lageralltag für ein paar Stunden hinter sich zu lassen.

Demobilisierung und Reintegration von KindersoldatenUm Kinder aus den kämpfenden Truppen zu holen, verhandelt UNICEF häufig intensiv mit den Kriegsparteien. Die Kinder finden dann zunächst in Übergangszentren Aufnahme. Hier werden sie betreut, können etwas lernen oder eine Berufsausbildung beginnen. Um die Mädchen und Jungen wieder zu integrieren, arbeitet UNICEF eng mit den Dorfgemeinschaften zusammen. Besonders wichtig ist es UNICEF, dass ehemalige Kindersoldaten möglichst rasch wieder mit anderen Kindern und Jugendlichen in ihrer Gemeinde zusammenkommen. UNICEF unterstützt deshalb bspw. Dorfzentren und verbessert durch zusätzliches Unterrichts- und Sportmaterial die Lebensbedingungen aller Kinder. Kinderschutz-Netzwerke aus engagierten Freiwilligen unterstützen die Wiedereingliederung der Mädchen und Jungen. Sie kümmern sich auch um Kinder, die von einer erneuten Rekrutierung bedroht sind.

So hilft UNICEF Kindern im Krieg

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Verbot durchsetzenUNICEF fordert alle Regierungen auf, das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechts-konvention zu ratifizieren und sich an diese Vereinbarung zu halten. Darüber hinaus soll grundsätzlich Jugendlichen unter 18 Jahren der Dienst an der Waffe verboten werden.

Kindersoldaten demobilisieren

UNICEF fordert alle Staaten und Rebellengruppen auf, Kindersoldaten zu demobilisieren und ihre Waffen zu vernichten. Aufgrund des öffentlichen Drucks der internationalen Kampagne „Stop the Use of Child Soldiers“, zu der UNICEF gehört, haben bereits einige Kriegsparteien zugestimmt, Kindersoldaten zu demobilisieren.

Sanktionen gegen Menschenrechtsverletzer entschieden umsetzenUNICEF fordert, Menschenrechtsverletzungen entschiedener zu sanktionieren, um so Kinder vor der Rekrutierung zu schützen. Der UN-Sicherheitsrat berät zwar regelmäßig zum Thema Menschenrechtsverletzungen in Krisengebieten, allerdings wurden bisher selten konkrete Sanktionen wie Waffenembargos, Kontensperrungen oder Reisebeschränkungen für Politiker verhängt. Immerhin wurden zum Beispiel die Konten von Politikern aus der Demokratischen Republik Kongo und aus der Elfenbeinküste eingefroren.

Täter zur Verantwortung ziehen

UNICEF fordert, die Strafverfolgung der politisch Verantwortlichen weiter voranzutreiben. Dazu gehört vor allem, den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag finanziell und personell in die Lage zu versetzen, solche Verfahren durchzuführen. Lange Zeit gingen Militärs und Milizenchefs, die Kinder als Soldaten missbrauchten, straffrei aus. Die Prozesse gegen Charles Taylor, den ehemaligen Präsidenten Liberias, oder den Milizenführer Thomas Lubunga aus dem Ost-Kongo sind wichtige Signale, dass politisch Verantwortliche zunehmend zur Rechenschaft gezogen werden.

Handel mit Kleinwaffen stoppen

Der Einsatz von Kindersoldaten wird durch den weltweiten Handel mit Kleinwaffen geschürt. Deshalb brauchen wir ein verbindliches Abkommen zum Waffenhandel, das Kriterien wie Menschenrechte und Konfliktsituationen streng berücksichtigt und die massenhafte Verbreitung von Kleinwaffen erheblich erschwert.

Was muss politisch geschehen?

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Comité luxembourgeois pour l’UNICEF99, route d'Arlon

L-1140 LuxembourgTél. (352) 44 87 15Fax (352) 45 53 14

[email protected]

Das bürgerkriegsgeplagte Zentralafrika zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Viele Kinder haben keinen Zugang zur Grundversorgung. Andere haben im Bürgerkrieg ihre Eltern verloren und/oder wurden von bewaffneten Gruppen als Kindersoldaten eingesetzt. Ihre Zahl wird auf ca. 3.500 geschätzt. Während der Aktion KANNERLIICHT setzt sich UNICEF dafür ein, ehemalige Kindersoldaten in Zentralafrika zurück nach Hause zu bringen und ihnen durch Bildung und Betreuung einen neuen Anfang zu ermöglichen. Auch Du kannst mitmachen: Entwickle eine Aktion, um auf das Thema Kindersoldaten aufmerksam zu machen. Die besten Ideen werden von UNICEF ausgezeichnet. Schicke uns anschließend einen kurzen schriftlichen Bericht mit Fotos von Deiner Aktion. Ob allein, in der Gruppe oder als ganze Schulklasse, mach mit!

www.kannerliicht.lu

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