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Februar 2017 Heft 1 25. Jahrgang Herausgeberin: Aktuelles für Multiplikatoren im Bereich Ernährung Verbraucherzentrale NRW für die Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ Knack• Punkt Schwerpunkt NN – NN Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Klartext bei Nahrungsergänzungsmitteln Die Maus wirbt nur noch für Gesundes Marktcheck zu Magnesium-Produkten Fragen aus der Beratung Was sind eigentlich FODMAPs? Neues aus Wissenschaft und Praxis Permakultur Palmöl – ein ambivalenter Rohstoff Bücher und Medien GrünZeit – App für Saisonales Foto: Verbraucherzentrale NRW Schwerpunkt Studie – Wege zu einer abfallarmen Schulverpflegung

KnackPunkt Februar 2017 / Heft 1 / 25. Jahrgang · Was sind eigentlich FODMAPs? Neues aus Wissenschaft und Praxis Permakultur Palmöl – ein ambivalenter Rohstoff Bücher und Medien

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  • Februar 2017 Heft 1 25. Jahrgang

    Herausgeberin:

    A k t u e l l e s f r M u l t i p l i k a t o r e n i m B e r e i c h E r n h r u n g

    Verbraucherzentrale NRW fr die Arbeitsgemeinschaft Kooperat ion Verbraucherinformation im Ernhrungsbereich in Nordrhein-Westfalen

    Knack PunktSchwerpunkt

    NN NN

    Aktuelles aus Nordrhein-WestfalenKlartext bei NahrungsergnzungsmittelnDie Maus wirbt nur noch fr GesundesMarktcheck zu Magnesium-Produkten

    Fragen aus der BeratungWas sind eigentlich FODMAPs?

    Neues aus Wissenschaft und PraxisPermakulturPalml ein ambivalenter Rohstoff

    Bcher und MedienGrnZeit App fr Saisonales

    Foto

    : Ver

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    NRW

    Schwerpunkt

    Studie Wege zu einer abfallarmen Schulverpflegung

    http://www.verbraucherzentrale.nrw

  • I n h a l t s v e r z e i c h n i s I m p r e s s u m

    2 Knack Punkt Februar 2017

    ISSN 1866-6590

    Achtung!

    Namen, Adressen, Telefonnummern, Mailadressen vieles ndert sich im Laufe der Zeit. Hat sich bei Ihnen auch etwas gendert? Dann teilen Sie es uns doch bitte mit, damit Sie auch weiterhin regelmig den KnackPunkt bekommen und die Newsletter nicht in der unendlichen Weite des Internet verloren gehen.Kurze Mail (t [email protected]) oder Anruf (0211 / 3809 - 121) gengt, damit wir und Sie auf der Hhe der Zeit sind.Danke!

    Herausgeberin:Verbraucherzentrale NRW e. V.Mintropstrae 27 40215 Dsseldorf

    Federfhrend fr die Arbeitsgemeinschaft Kooperation Verbraucherinformation im Ernhrungs-bereich in Nordrhein-Westfalen, gefrdert durch das Ministerium fr Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

    Kooperationspartner: AOK Nordwest AOK Rheinland/Hamburg Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. Landwirtschaftskammer NRW Rheinischer LandFrauenverband e. V. Westflisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. STADT UND LAND e. V. Universitt Paderborn,

    Ernhrung und Verbraucherbildung Verbraucherzentrale NRW e. V.

    Fachliche Betreuung und Koordination:Verbraucherzentrale NRW e. V.Bereich Ernhrung und Umwelt

    Redaktion:Verbraucherzentrale NRW e. V.Bernhard Burdick (verantwortlich)Angela Clausen (AC)Telefon: 02 11 / 38 09 121, Fax: 02 11 / 38 09 238E-Mail: [email protected]

    Texte:Ulrike Becker (ul)1, Antonia Blumenthal (AnB)2, Angela Clausen (AC)2, Mechthild Freier (mf)3, Danijela Milosevic (mil)4, Frank Waskow (WF)2

    1 Fachjournalistin fr Ernhrung, Gieen2 Verbraucherzentrale NRW e. V.3 Fachjournalistin fr Ernhrung, Korschenbroich4 Fachjournalistin fr Umwelt und Ernhrung, Gieen

    Vertrieb und Abonnentenbetreuung:Verbraucherzentrale NRW e. V.Andrea SandvoTelefon: 02 11 / 38 09 121, Fax: 02 11 / 38 09 238E-Mail: [email protected]

    Bezugsbedingungen:Jahresabonnement (6 Hefte) Inland 18,00 , Ausland 26,00 inklusive Versand, gegen Rechnung. Der Be-zugszeitraum des Abonnements betrgt zwlf Monate und verlngert sich um weitere zwlf Monate, wenn der Abonnementvertrag nicht sptestens zwei Monate vor Ende des Bezugszeitraums gekndigt wird. Die Kndigung des Abonnementvertrags hat schriftlich zu erfolgen. Die vollstndigen Bezugsbedingungen sind nachzulesen unter t www.verbraucherzentrale.nrw/knackpunkt oder knnen bei uns angefordert werden.

    Nchste Ausgabe:April 2017, Redaktionsschluss 15. Mrz 2017

    Die Verbreitung unserer Informationen liegt uns sehr am Herzen. Trotzdem mssen wir uns vor Missbrauch schtzen. Kein Text darf ohne schriftliche Genehmi-gung der Herausgeberin abgedruckt werden.

    Namentlich gekennzeichnete Beitrge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeberin wieder.

    Gestaltung, Satz, Druck:Verbraucherzentrale NRW e. V.Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier ausgezeichnet mit dem Blauen Engel.

    Seite

    3 Editorial

    3 Kurzmeldungen3 Werbebeschrnkungen fr Junkfood3 Stars verfhren zu wenig Gesundem3 Lebensmittel digital

    4 Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen4 Europaweites Ohne-Gentechnik-Siegel ntig4 Die Maus wirbt nur noch fr Gesundes4 Bewerbungsrunde 2017/18 startet: EU-Schulprogramm NRW fr

    Obst, Gemse und Milch5 Klartext bei Nahrungsergnzungsmitteln6 Marktcheck zu Magnesium-Produkten7 Permakultur

    8 Aktionen und Veranstaltungen8 Landerlebnisse beliebt wie nie zuvor8 Wettbewerb Well done: Fleisch und Nachhaltigkeit

    9 Fragen aus der Beratung9 Was sind eigentlich FODMAPs?9 Drfen eigentlich falsch etikettierte Lebensmittel an Tafeln

    abgegeben werden?

    10 Schwerpunkt10 WegezueinerabfallarmenSchulverpflegung12 HandlungsempfehlungenfreineabfallarmeSchulverpflegung13 Lebensmittelabflle in der Schule

    16 Neues aus Wissenschaft und Praxis16 Palml ein ambivalenter Rohstoff17 Nachhaltigkeitsstudie der FH Mnster

    18 Bcher und Medien18 Hunger, Rauchen, Ungeziefer18 ModernesVerpflegungsmanagement19 100 Ernhrungs-Mythen19 GrnZeit App fr Saisonales

    19 Quellenverzeichnis

    20 Termine

    20 Internet20 Interessantes im Netz

    mailto:knackpunkt%40verbraucherzentrale.nrw?subject=R%C3%BCckmeldung%20KnackPunkt%20Heft%201%20/%202017http://www.verbraucherzentrale.nrwhttp://www.aok.de/nordwesthttp://www.aok.de/rheinland-hamburghttp://www.milch-nrw.dehttp://www.landwirtschaftskammer.dehttp://www.rheinische-landfrauen.dehttp://www.wllv.dehttp://www.stadtundland-nrw.dehttp://dsg.uni-paderborn.dehttp://dsg.uni-paderborn.dehttp://www.verbraucherzentrale.nrwmailto:knackpunkt%40verbraucherzentrale.nrw?subject=Feedback%20zum%20KnackPunktmailto:knackpunkt%40verbraucherzentrale.nrw?subject=Feedback%20zum%20KnackPunkthttp://www.verbraucherzentrale.nrw/knackpunkt

  • 3Februar 2017 Knack Punkt

    K u r z m e l d u n g e n

    E d i t o r i a l

    Liebe Leserinnen und Leser,

    wie der Anfang des Jahres von Bun-desernhrungsminister Christian Schmidt verffentlichte Ernhrungs-report 2017 (mit Zahlen aus 2016) zeigt, hlt ein Essenstrend weiterhin an: In Deutschland wird am liebsten fix und fertig gegessen. Fr 55 % ist die einfache und schnelle Zuberei-tung ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung fr Lebensmittel. 2015 galt das nur fr 45 % der Befrag-ten. Bei den oft doppelt belasteten Frauen stieg der Anteil von 46 auf 63 %, bei den 9- bis 29-Jhrigen sind es sogar 72 %, die mglichst wenig Zeit mit der Essenszubereitung ver-lieren wollen. Entsprechend deutlich ist der Anteil derjenigen gestiegen, die gerne Tiefkhlpizza und andere Fertigprodukte essen, nmlich von 32 % in 2015 auf 41 % Ende 2016. Und natrlich wird noch weniger gekocht, nur noch 39 % (Vorjahr 41 %) kochen jeden Tag selbst, 12 % berhaupt nicht.Whrend bei uns zumindest noch Gekochtes gegessen, wenn es auch nicht unbedingt selber zubereitet wird, kommt aus den USA ein neuer

    (Snack-)Trend. Aus Kinderzeiten wissen wir alle, wie begeistert wir die Rhrschssel mit Kuchenteig ausge-kratzt haben (und es unseren Kindern aus Angst vor Salmonellen usw. verboten haben). In New York kann man jetzt ungebackenen Keksteig ku-gelweise im Becher oder in der Waffel kaufen, auch gefroren als Eiscreme. 15 verschiedene Teigsorten hat t www.cookiedonyc.com im Ange-bot. Sorgen wegen Bauchschmerzen oder lebensmittelbedingten Infektio-nen mssten die Kunden jedoch nicht haben, da die Eier pasteurisiert und das Mehl hitzebehandelt wren.Im Ernhrungsreport wurde auch berichtet, dass die Qualitt des Essens in Kitas und Schulen weiterhin als Schwachpunkt angesehen wird und 90 % der Deutschen verbindliche Qualittsstandards fr notwendig erachten.Diese wren brigens auch eine Manahme, um Lebensmittelver-schwendung zu reduzieren. Immerhin wird in der Mittagsverpflegung von Ganztagsschulen durchschnittlich ein Viertel der produzierten Speisen als Lebensmittelabfall entsorgt. Im

    Schwerpunkt (S. 10ff) stellen wir eine Studie vor, die Ursachen und mgli-che Manahmen dagegen aufzeigt. Zu einer besseren Ernhrungsqualitt in den Schulen in NRW trgt natrlich auch das EU-Schulprogramm NRW fr Obst, Gemse und Milch (S. 4) bei. Im Mrz startet die neue Bewerbungs-phase fr das nchste Schuljahr.

    Eine spannende Lektre wnscht Ihnen

    Ihre Redaktion

    Werbebeschrnkungen fr Junkfood

    Ab Juli 2017 gibt es in Grobritannien Werbebeschrnkungen fr Junkfood in den sozialen Netzwerken. Das teilte das als Kontrollorgan wirkende Com-mittee on Advertising Practice mit. Bereits existierende Beschrnkungen im bisherigen Hauptmedium Fernse-hen werden damit auf das Internet und auf Druckerzeugnisse ausgewei-tet. Die Regelungen zielen auf an Kin-der gerichtete Reklame fr Lebensmit-tel und Getrnke mit einem besonders hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt. Wie aktuelle Studien gezeigt haben, verbringen englische Kinder zwischen fnf und 15 Jahren inzwischen mehr Zeit online als vor dem Fernseher. Das WHO-Regionalbro fr Europa hatte bereits 2015 ein Nhrwertpro-fil-Modell vorlegt, das als Basis freine Werbebeschrnkung fr Kinder-lebensmittelwerbung dienen knnte (s. KnackPunkt 3/2015, S. 15). (AC)Quellen: Committee on Advertising Practice: New rules ban the advertising of high fat, salt and sugar food and drink products in childrens media. Mitteilung vom 08.12.16, www.cap.org.

    uk/News-reports/Media-Centre/2016/Insight-New-rules-ban-advertising-of-HFSS-food-and-drink-products-in-childrens-media.aspx#.WINTALGX9GO WHO (2015): WHO Regional Office for Europe nutrient profile model. http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdf

    Stars verfhren zu wenig Gesundem

    Popstars der US-Musikbranche wer-ben vor allem fr zuckerhaltige Ge-trnke, Fast Food, Sigkeiten und kalorienreiche Lebensmittel so eine Studie von Prof. Marie Bragg und Kollegen vom Department of Popula-tion Health am NYU Langone Medi-cal Center in New York. Von den 26 beworbenen Lebensmitteln stuften sie 21 als nhrstoffarm (nicht kalori-enarm) ein. 49 von 69 Getrnken wa-ren mit Zucker gest. Dass beliebte Popstars fr ungesunde Produkte wer-ben statt ihre Popularitt fr eine ge-sunde Ernhrung einzusetzen, sehen die Studienautoren kritisch. So eine Studie wre auch fr Deutschland spannend. (AC)Quelle: Bragg MA et al. (2016): Popular Music Celebrity Endorsements in Food and

    Nonalcoholic Beverage Marketing. Pediatrics 138 (1), DOI: 10.1542/peds.2015-3977. http://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/138/1/e20153977.full.pdf

    Lebensmittel digital

    Es herrscht digitale Aufbruchsstim-mung im Lebensmittelmarkt. Die Art und Weise, wie Essen produziert, ver-trieben und konsumiert wird, ndert sich: Lebensmittel werden immer f-ter online eingekauft, neue Vermark-tungsformen entwickeln sich, in der Landwirtschaft und der Verarbeitung von Lebensmitteln kommen immer hufiger digitalisierte Anwendun-gen zum Einsatz. Im Mittelpunkt des Verbraucherpolitischen Forums zur Internationalen Grnen Woche 2017 stand daher die Frage, was das fr Verbraucher/-innen bedeutet (mit Er-gebnissen einer forsa-Umfrage) und vor welchen Herausforderungen die Lebensmittelberwachung steht. (AC)

    t www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2017/01/25/17-01-25_

    vzbv_positionspapier_digitalisierung_lebensmittel.pdf

    Februar 2017 Heft 1 25. Jahrgang

    Herausgeberin:

    A k t u e l l e s f r M u l t i p l i k a t o r e n i m B e r e i c h E r n h r u n g

    Verbraucherzentrale NRW fr die Arbeitsgemeinschaft Kooperat ion Verbraucherinformation im Ernhrungsbereich in Nordrhein-Westfalen

    Knack kSchwerpunkt

    NN NN

    Aktuelles aus Nordrhein-WestfalenKlartext bei NahrungsergnzungsmittelnDie Maus wirbt nur noch fr GesundesMarktcheck zu Magnesium-Produkten

    Fragen aus der BeratungWas sind eigentlich FODMAPs?

    Neues aus Wissenschaft und PraxisPermakulturPalml ein ambivalenter Rohstoff

    Bcher und MedienGrnZeit App fr Saisonales

    Foto

    : Ver

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    NRW

    Schwerpunkt

    Studie Wege zu einer abfallarmen Schulverpfl egung

    http://www.cookiedonyc.comhttp:/www.cap.org.uk/News-reports/Media-Centre/2016/Insight-New-rules-ban-advertising-of-HFSS-food-and-drink-products-in-childrens-media.aspx#http:/www.cap.org.uk/News-reports/Media-Centre/2016/Insight-New-rules-ban-advertising-of-HFSS-food-and-drink-products-in-childrens-media.aspx#http:/www.cap.org.uk/News-reports/Media-Centre/2016/Insight-New-rules-ban-advertising-of-HFSS-food-and-drink-products-in-childrens-media.aspx#http:/www.cap.org.uk/News-reports/Media-Centre/2016/Insight-New-rules-ban-advertising-of-HFSS-food-and-drink-products-in-childrens-media.aspx#http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdfhttp://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdfhttp://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdfhttp://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/138/1/e20153977.full.pdfhttp://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/138/1/e20153977.full.pdfhttp://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/138/1/e20153977.full.pdfhttp://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2017/01/25/17-01-25_vzbv_positionspapier_digitalisierung_lebensmittel.pdfhttp://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2017/01/25/17-01-25_vzbv_positionspapier_digitalisierung_lebensmittel.pdfhttp://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2017/01/25/17-01-25_vzbv_positionspapier_digitalisierung_lebensmittel.pdfhttp://www.vzbv.de/sites/default/files/downloads/2017/01/25/17-01-25_vzbv_positionspapier_digitalisierung_lebensmittel.pdf

  • Knack Punkt Februar 20174

    Europaweites Ohne-Gentechnik-Siegel ntigDas Europische Netzwerk der Gentechnikfreien Regi-onen hat sich zum Ende der zweijhrigen Prsidentschaft Nordrhein-Westfalens fr einen europaweiten Stan-dard fr die Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung von Lebensmitteln ausgesprochen. Ein sol-ches Siegel gibt es bereits in einer Reihe eu-ropischer Lnder. Das Netzwerk sieht eine klare Notwendigkeit fr ein gemeinsames eu-ropisches Konzept. Ein harmonisiertes System wrde das Vertrauen der Verbraucher und gleichzeitig die gentechnik-freie Lebensmittelherstellung in der EU frdern.Nur so knne letztendlich wirkliche Wahlfreiheit beim Ein-kauf von Lebensmitteln garantiert werden. Mit den derzeit geltenden (gesetzlichen) europischen Kennzeichnungsre-gelungen fr gentechnisch vernderte Lebensmittel ist das nicht mglich. Danach muss auf Lebensmitteln nur dann darauf hingewiesen werden, wenn sie aus gentechnisch vernderten Organismen bestehen oder daraus hergestellt wurden, nicht aber, wenn die Lebensmittel von Tieren stam-men, diemit gentechnisch vernderten Pflanzen gefttertwurden. Auch die Verwendung von Zusatzstoffen, die mit Hilfe der Gentechnik hergestellt worden sind, muss nicht be-sonders gekennzeichnet werden.Quelle: Staatssekretr Horst Becker: Lebensmittel europaweit mit dem Ohne-Gentechnik-Siegel kennzeichnen. Pressemitteilung MKULNV vom 05.12.16

    Die Maus wirbt nur noch fr GesundesAb 2017 vergibt die WDR mediagroup (WDRmg) neue Maus-Lizenzen fr Lebensmittel nur noch an solche Hersteller, deren Produkte die WHO-Empfehlungen (Nhrwertprofilefr Werbung) erfllen. So wird es zuknftig Obst, Gemse und Nsse mit dem entsprechenden WHO-Siegel geben. Bereits bestehende Lizenzen fr Brot und Brotwaren wer-den reformuliert. Laufende Lizenzen fr Produkte, welche die WHO-Empfehlungen nicht erfllen (z. B. Kaubonbons), werden nicht verlngert. Lizenzprodukte wie Tee, welche die Empfehlungen schon immer erfllt haben, werden mit dem neuen Siegel gekennzeichnet und fortgefhrt.Einzige Ausnahme: Bei anlassbezogenen Produkten wie bei-spielsweise Backmischungen fr Geburtstagskuchen oder Adventskalender mit Schokolade drfen auch die Kleinsten mal ein wenig sndigen.Damit will der WDR beim sensiblen Thema Kindermarketing vorangehen und sich fr eine gesunde Ernhrung von Kin-dern einsetzen. Andrea Zuska, Geschftsleitung P r o g ra m m - verwertung bei der WDRmg: Und viel- l e i c h t k n n e n wir mit dieser Selbstver-p f l i c h - t u n g in der B r a n c h e ein po-s i -

    tives Signal setzen und fr Bewegung bei der Vergabe von entsprechenden Lizenzen sorgen.Quelle: http://wdr-mediagroup.com/download/spezialmodule/Pressemitteilungen/dokumente/Pressemitteilung_Maus_WHO.pdf vom 30.11.16

    t http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdf

    Bewerbungsrunde 2017/18 startet: EU-Schulprogramm NRW fr Obst, Gemse und MilchDas zum nchsten Schuljahr 2017/2018 neu geltende EU-Schulprogramm NRW ersetzt die bisher getrennt laufenden EU-Frderprogramme an Schulen fr Obst, Gemse und Milch.Die Frderprogramme kommen seit vielen Jahren bei Eltern, Lehrern und vor allem den Schler/-innen sehr gut an, so dass die Landesregierung NRW auch das neue, zusammen-gefhrte Schulprogramm anbieten wird. Die sechswchige Bewerbungsphase startet am 13. Mrz 2017. Fr Schulen, die daran gerne neu oder wiederholt teilnehmen mchten, gilt:

    Zur Teilnahme am Programm-teil Schulobst und -gemse knnen sich alle nordrhein-westflischen Grundschulen und Frderschulen, die eine Primarstufe haben, beim Ver-braucherschutzministerium ber die untenstehend aufge-fhrte Website bewerben.Hat sich eine Schule fr den

    Programmteil Schulobst und -gemse beworben und quali-fiziert,sonimmtdiegesamteGrundschulebzw.Primarstufean dem Programm teil. Es wird dann eine kostenfreie Versor-gung mit 100 Gramm frischem Obst und Gemse pro Portion fr alle teilnehmenden Schulkinder an drei Tagen die Woche ermglicht.Fr das Schuljahr 2017/2018 knnen sich alle interessier-ten Grund- und Frderschulen ab dem 13. Mrz 2017 fr die Teilnahme am Programm bewerben. Bewerbungsschluss ist der 28. April 2017. Sowohl die Bewerbung neuer Schulen als auch die Rckmeldung bereits teilnehmender Schulen sind ausschlielich online auf t www.schulobst.nrw.de im ge-nannten Zeitraum mglich.Im Programmteil Schul-milch erfolgt die Bestel-lung wie bisher ber die Schulmilchlieferanten. Auch an den derzeit geltenden Preisen fr die Portion Milch ndert sich im nchsten Schul-jahr nichts. Bei Fragen zum Bezug von Schulmilch knnen sich Schulen und Eltern bei den Milchlieferanten oder der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. (t www.milch-nrw.de) melden. Nhere Informationen gibt es im Internet.Quelle: pers. Mitteilung MKULNV

    t www.schulobst.nrw.de

    t www.schulmilch.nrw.de

    A k t u e l l e s a u s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

    ... kurz gefasst

    (AC)Abbildung: WDR

    http://wdr-mediagroup.com/download/spezialmodule/Pressemitteilungen/dokumente/Pressemitteilung_Maus_WHO.pdfhttp://wdr-mediagroup.com/download/spezialmodule/Pressemitteilungen/dokumente/Pressemitteilung_Maus_WHO.pdfhttp://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdfhttp://apps.who.int/iris/bitstream/10665/152779/1/Nutrient%20Profile%20Model.pdfhttp://www.schulobst.nrw.dehttp://www.milch-nrw.dehttp://www.schulobst.nrw.dehttp://www.schulmilch.nrw.de

  • Knack PunktFebruar 2017 5

    A k t u e l l e s a u s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

    Neues Informationsangebot

    Klartext bei Nahrungsergnzungsmitteln

    Obwohl der Groteil der Bevlke-rung Deutschlands heute ausrei-chend mit Nhrstoffen versorgt ist, werden in Deutschland jhrlich mehr als eine Milliarde Euro fr Nahrungs-ergnzungsmittel (ohne Versandhan-del, Direktvertrieb und Internethandel) ausgegeben. Eine aktuelle reprsen-tative forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen zeigt, dass jeder dritte Befragte (35 %) Nahrungs-ergnzungsmittel (NEM) einnimmt. Verbraucher/-innen erfahren aber zu wenig ber diese Produkte und un-terschtzen daher die Risiken wie bereits 2013 das Bundesinstitut fr Risikobewertung (BfR) im Ab-schlussbericht seines Forschungspro-jektes zur Risikokommunikation bei Nahrungsergnzungsmitteln feststell-te und Verbesserungen einforderte.

    Mit dem auf der Internationa-len Grnen Woche in Berlin vor-gestellten neuen Internetangebot t klartext-nahrungsergaenzung.de informieren die Verbraucherzentra-len ber Produkte, die fr breite An-wendungsgebiete und Zielgruppen angeboten werden. Verbraucher kn-nen sich per Mausklick informieren, Fragen an Ernhrungsexperten stellen und Produktbeschwerden einreichen.

    Nutzermotive entsprechen nicht der ZweckbestimmungDie forsa-Umfrage zeigte auch, dass 51 % aller Befragten von NEM eine fr die Gesundheit frderliche Wirkung er-warten, bei den Nutzern sind es sogar 83 %. NEM werden also nicht gem ihrer eigentlichen Zweckbestimmung verwendet, nmlich die Nahrung mit ggf. fehlenden Nhrstoffen zu ergn-zen, sondern weil man sich davon einen gesundheitlichen Nutzen wie Vorbeugung, Linderung oder Heilung von Krankheiten verspricht. Die EU-Richtlinie 2002/46/EG geht dagegen davon aus: Nahrungsergnzungs-mittel werden von den Verbrauchern zur Ergnzung der Zufuhr aus der Er-nhrung gekauft.

    Behrdliche Zulassung fehltKnapp die Hlfte der Verbraucher/-innen (47 %) vertraut laut forsa-Umfrage darauf, dass NEM, die in

    Deutschland (oder ber deutsche In-ternetseiten) verkauft werden, vorher amtlich auf Wirksamkeit und Sicher-heit geprft wurden. Das ist jedoch nicht der Fall: Hersteller mssen neue Produkte lediglich beim Bundesamt fr Verbraucherschutz und Le-bensmittelsicherheit (BVL) anmel-den. Und das sind viele Produkte: In 2016 waren es mehr als 8.500 NEM. Das BVL informiert dann lediglich die jeweiligen Bundeslnder, welcher In-verkehrbringer welche Produkte ge-meldet hat. Und es ist nicht einmal sichergestellt, dass wirklich alle Pro-dukte angemeldet werden. Behrden-seits zieht man sich darauf zurck, dass fr die Sicherheit der Produkte und die Richtigkeit der Werbung der Hersteller bzw. Inverkehrbringer ver-antwortlich ist. Und wenn dieser im Ausland sitzt, kann man nicht einmal einen Lebensmittelkontrolleur hin-schicken... Tatschlich sind NEM die Lebensmittel mit der hchsten Bean-standungsquote in Deutschland, im Schnitt werden 30 % der untersuchten NEM beanstandet. Die Zahlen differie-ren allerdings stark je nach Bundes-land, in Bayern waren es 2013 13 %, in Schleswig-Holstein 2014 71 %, in Sachsen-Anhalt 2013 43,3 % bei NEM allgemein und 63 % bei NEM aus dem Versandhandel, in NRW waren es 2015 22,4 %.

    Die Verbraucherzentralen fordern:

    t Hchstmengenregelung fr Vitamine und Mineralstoffe: Die vorhandene Positivliste fr diese Stoffe ist unzureichend, da es bis heute keine Hchstmengenrege-lungen gibt, obwohl diese 2002 von der EU per Gesetz angekn-digt wurden. Sie ist aus Sicht des vorbeugenden Gesundheitsschut-zes dringend erforderlich, notfalls auch im nationalen Alleingang.

    t Positivliste fr sonstige Stoffe: NEM sind aufgrund der Konzentra-tion isolierter Nhrstoffe anders

    als herkmmliche Lebensmittel zu bewerten und bergen Risiken. Daher mssen die Zutaten ber Positivlisten zugelassen werden. Bisher sind lediglich Vitamine und Mineralstoffe entsprechend geregelt. Die Verwendung sons-tiger Stoffe, wie beispielsweise sogenannter Botanicals(Pflan-zenzubereitungen), ist in Deutsch-land im Gegensatz zu einigen EU-Mitgliedstaaten (wie Belgien, Frankreich und Italien, siehe BELFRIT-Liste) noch ungeregelt. Fr die sonstigen Stoffe mssen deshalbDefinitionen,Reinheits-anforderungen, Qualittsstan-dards und zulssige Mengen festgelegt werden. Wird diese Regelungslcke nicht zgig auf EU-Ebene geschlossen, muss es eine nationale Regelung geben.

    t Zulassungsverfahren fr NEM: Bis dahin ist eine behrdliche Prfung/Zulassung aller in Deutschland (gem 5 NEM-V) angemeldeten NEM hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit sowie Richtigkeit der Werbeaussagen vor dem ersten Inverkehrbringen anstelle des bisherigen Meldever-fahrens dringend erforderlich.

    t ffentlich zugngliches Ver-zeichnis/DatenbanknotifizierterNEM: Ein solches Verzeichnis im Internet wrde es Verbrauchern erleichtern, behrdlich geprfte undzugelasseneNEMausfin-dig zu machen. Damit knnte insbesondere den Gefahren des Internet- und Versandhandels mit nicht verkehrsfhigen NEM begeg-net werden.

    t Einrichtung einer Meldestelle fr unerwartete (Neben-)Wirkungen von NEM (Nutrivigilanzsystem), die auch fr Verbraucher erreich-bar ist. Vorbild knnte das Safety Reporting Portal der amerikani-schen Food and Drug Administ-ration (FDA) sein, aber auch die Meldestelle fr Arzneimittelne-benwirkungen beim deutschen Bundesinstitut fr Arzneimit-tel und Medizinprodukte. (AC)

    t www.klartext-nahrungsergaenzung.de

    t www.vzbv.de/pressemitteilung/verbraucherzentralen-fuer-klartext-

    bei-nahrungsergaenzungsmitteln

    http://klartext-nahrungsergaenzung.dehttp://www.klartext-nahrungsergaenzung.dehttp://www.klartext-nahrungsergaenzung.dehttp://www.vzbv.de/pressemitteilung/verbraucherzentralen-fuer-klartext-bei-nahrungsergaenzungsmittelnhttp://www.vzbv.de/pressemitteilung/verbraucherzentralen-fuer-klartext-bei-nahrungsergaenzungsmittelnhttp://www.vzbv.de/pressemitteilung/verbraucherzentralen-fuer-klartext-bei-nahrungsergaenzungsmitteln

  • Knack Punkt Februar 20176

    A k t u e l l e s a u s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

    Zu hoch dosiert

    Marktcheck zu Magnesium-Produkten

    Magnesiumprodukte sind laut IMS Health die beliebtesten Nahrungsergnzungsmittel (NEM) in Deutschland mit einem Umsatz von ber 209 Mio. Euro in 2015 alleine im Lebensmitteleinzelhandel, in Drogerie-mrkten und Apotheken (ohne Versand-handel, Direktvertrieb und Internet).

    Der im August/September 2016 durchgefhrte Marktcheck beleuch-tete das Marktsegment der magne-siumhaltigen NEM. 42 Produkte wur-den hinsichtlich ihrer Dosierung und ihrer Kombinationen mit Vitaminen, Mineralstoffen und weiteren Zustzen begutachtet. Gleichzeitig wurden die Werbeaussagen berprft. 27 Produk-te stammten aus dem stationren Ein-zelhandel (Apotheke, Discounter, Dro-geriemarkt, Fitness-Shop, Reformhaus und Supermarkt), 15 aus dem Internet.

    Wie sind die Produkte dosiert?Legt man die vom Bundesinstitut fr Risikobewertung (BfR) und der Europischen Behrde fr Lebens-mittelsicherheit (EFSA) aus Grnden des vorbeugenden Gesundheitsschut-zes wissenschaftlich abgeleitete emp-fohlene Tageshchstdosis fr Magne-sium in NEM von 250 mg zugrunde, waren 64 % der Produkte (27 von 42) berdosiert. Im Durchschnitt enthiel-ten diese berdosierten NEM 423 mg Magnesium pro Tagesdosis. Das ist schon kritisch, denn bereits bei einer zustzlichen Magnesiumzufuhr von 300mgproTagkannesbeiempfind-lichen Menschen zu Durchfllen und Magen-Darm-Beschwerden kommen.

    Die hchste gefundene Tagesdosis in einem NEM aus der Apotheke lag bei stolzen 1.163 mg. Der No Adverse Ef-fects Level (NOAEL) betrgt 700 mg.

    Gerade bei den im Internet ge-kauften Produkten fielen ungnsti-ge Kombinationen von Magnesium mit anderen, gemessen an den BfR-Empfehlungen oft stark berdosierten Zustzen auf. Dazu zhlten beispiels-weise Zink, Vitamin C, Vitamin D und Vitamin B6. Diese Stoffe waren teils in so hoher Dosierung enthalten, dass eine lngerfristige Einnahme des je-weiligen Produkts zu gesundheitli-chen Strungen fhren kann.

    Werbeaussagen und Kennzeichnung unter der LupeAnbieter bewerben ihre magnesium-haltigen NEM fr die verschiedensten Zielgruppen und Anwendungsgebie-te.ObwohlSportlerderamhufigstengenannte Personenkreis ist, erwecken Angaben wie Entspannungssuchen-de, Personen mit einem erhhten Magnesiumbedarf oder gleich Men-schen in jeder Lebensphase den Eindruck von Beliebigkeit.

    Negativ aufgefallen sind insbe-sondere die gesundheitsbezogenen Angaben (Health Claims) auf den im Internet gekauften Produkten. 40 % dieser Angaben auf bzw. fr Internet-ware entsprechen nicht den Vorgaben der Health Claims-Verordnung (VO (EG) 1924/2006, HCVO) und waren eindeutig unzulssig wie zum Beispiel senkt das Risiko fr Herz-Kreislauf-Probleme, entgiftet den Krper

    oder hilfreich ge-gen Kopfschmerz-attacken. Weitere 23 % der verwen-deten Claims be-drfen aus Sicht der Verbrau-c h e r z e n t r a l e n einer rechtlichen Klrung. So ist es nicht zulssig, wenn der in der HCVO festgelegte Wortlaut verall-gemeinert oder verstrkt wird. Bei-spielsweise ent-

    spricht die Formulierung Magnesium trgt zu einer normalen Muskelfunkti-on bei den Vorgaben. Wirbt ein Pro-dukt dagegen mit Magnesium ist von elementarer Bedeutung fr die Mus-kelfunktion, ndert sich die Aussage.

    Wichtiger Kritikpunkt bei den Internetprodukten war die teilweise fehlenden Warn- und Anwendungs-hinweise. Diese mssen laut Nah-rungsergnzungsmittel-Verordnung bzw. EU-Richtlinie 2002/46/EG ver-pflichtend auf NEM angebracht sein.Sie warnen unter anderem davor, die angegebene empfohlene Verzehr-menge nicht zu berschreiten sowie NEM nicht als Ersatz fr eine ausge-wogene Ernhrung einzunehmen. Auch der vorgeschriebene Hinweis, das Produkt auerhalb der Reichwei-te von Kindern aufzubewahren, fehlte mehrfach bei den Internetprodukten und das, obwohl magnesiumhalti-ge NEM grundstzlich nicht fr Kinder unter vier Jahren geeignet sind. Der vollstndige Bericht steht im Internet.

    Fazit der VerbraucherzentralenDie Ergebnisse des Marktchecks zei-gen, dass viele Hersteller sich nicht an die aus Grnden des gesund-heitlichen Verbraucherschutzes vom BfR empfohlenen Hchstmengen fr Vitamine und Mineralstoffe in NEM halten.DieProduktesindhufigber-dosiert. Um einen wirksamen Schutz der Gesundheit zu gewhrleisten, mssen daher dringend die seit 2002 angekndigten EU-weit verbindli-chen Hchstmengen fr Vitamine und Mineralstoffe eingefhrt werden. Bis dahin sind nationale Regelungen er-forderlich.

    Darber hinaus sind nicht erlaub-te gesundheitsbezogene Aussagen oder solche mit Irrefhrungspotential bei NEM nicht selten. Auffllig waren insbesondere Internetangebote. Die amtliche Lebensmittelberwachung ist hier aufgefordert, das Marktgesche-hen auf unzulssige Gesundheitsver-sprechen strker zu berwachen und Verste angemessen zu ahnden.

    Nicht zuletzt mssen Ver- braucher/-innen umfassend ber mg-liche Risiken und ungnstige Nhrstoff-kombinationen bei der Verwendung von NEM informiert werden. (AC)

    t www.klartext-nahrungsergaenzung.de/

    marktcheck-magnesiumhaltige-nahrungsergaenzungsmittel

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  • Knack PunktFebruar 2017 7

    A k t u e l l e s a u s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

    Nachhaltige Landwirtschaft in Reinform?

    Permakultur

    E in Garten, der sich selber pflegt so heit ein Bericht im Green Radio des Umweltbundesamtes (UBA). Da mchte man doch sofort wissen, wie das gehen kann. Verschwiegen wird in der Headline, dass es ein recht langer und auch arbeitsreicher Weg ist, bis derGartensichselbstpflegtunddassauch dann noch ein gewisser Grad an Pflegentigist.Ziel istdennoch:DerMensch soll so wenig wie mglich eingreifen mssen, denn der Garten Nutz- und Ziergarten in einem wird so ausgewogen mit Pflanzen ange-legt, evtl. auch mit Nutztieren, dass sich ein stabiles, sich selbst erhal-tendes kosystem entwickelt, in dem sich Samenpflanzen selbst wiederaussen, keine Schdlinge oder uner-wnschten Kruter berhand nehmen und die Nutzpflanzen einen fr denMenschen ausreichenden Ertrag er-bringen. Wenn dies erreicht ist, passt der Begriff Permakultur ausgezeich-net, der dauerhafte Landwirtschaft/Kultur bedeutet.

    Wie kommt man zu solch einem Garten? Durch Beobachten und Aus-probieren und dies immer wieder aufs Neue! Gestaltungsprinzipien (s. u.) helfen bei der Anlage eines Perma-kultur-Gartens. So werden standort-gerechtePflanzenausgewhltund inMischkultur angelegt, der Boden wird nur gemulcht, nicht umgegraben, er wird durchgehend bedeckt und liegt daher nie brach. Pflanzen werdenhorizontal und vertikal miteinander kombiniert gepflanzt: Bume, Stru-cher, hohe und niedrige Stauden und Bodendecker. So knnen sie sich im Wachstum gegenseitig, je nach ihren Bedrfnissen an Wind, Sonne, Wr-me, Klte und Regen schtzen und frdern. Wildkruter und Ntzlinge ergnzendenPflanzenschutz.Selbst-verstndlich schliet diese Bewirt-schaftung Pestizide und knstliche Dnger aus. Natrliche organische Kreislufe sorgen fr die Stabilitt des kosystems. Jede Funktion wird von mehreren Elementen erzeugt und je-des Element hat mehrere Funktionen, z. B.: Bewsserung durch Regenwas-ser, Teiche, Grundwasser und/oder f-fentlichen Wasseranschluss, und das Wasser dient neben der Bewsserung

    auch dem Waschen und Trinken. Und schlielich ganz praktisch fr Grt-ner oder Landwirt: Alles was intensi-ver durch Menschenhand bearbeitet werden muss, etwa der Gemsegar-ten, liegt nah am Zentrum des Gartens unddas,waswenigerPflegebentigt,in weiterem Abstand zum Zentrum, z. B. Obstbume und -strucher. Am weitesten entfernt ist eine Flche, die gar nicht bewirtschaftet wird.

    Permakulturgrten in NRWGut veranschaulicht findet sich dieDenkweise der Permakultur im Per-

    makultur-Garten des UmweltKultur-parks Dortmund, der im Jahr 1986 angelegt wurde und von einem Fr-derverein bewirtschaftet wird. Eine auf der Homepage [URL 1] prsen-tierte Skizze zeigt die Gestaltung des Gartens.

    Ein weiterer Permakultur-Garten ist auf dem Gelnde des Schlosses Trnich bei Kerpen im Rhein-Erft-Kreis in Planung im Rahmen des Projektes Essbare Energielandschaft Erftaue in der Innovationsregion Rheinisches Revier [URL 2]. Auf Schloss Trnich besteht bereits ein Demeter-Betrieb. Diese biologisch-dynamische Wirt-schaftsweise soll in Zusammenarbeit mit dem Permakultur-Institut e. V. als Modellraum fr Permakultur mit den permakulturellen Prinzipien in der Landwirtschaft zusammengefhrt werden. Severin von Hoensbroech, Schlossherr und mageblicher Initia-tor, spricht von einem Permakultur Erlebnispark als Lehr-, Erfahrungs- und Erholungsort. Die Umsetzung des Permakultur-Designs soll ab Mit-te 2017 erfolgen. Von Hoensbroech mchte eine hnliche Ausstrahlungs-kraft erreichen wie die der Permakul-tur-Anlagen in Frankreich, bekannt

    Ein Schweizer Beispiel fr die Entstehung eines Permakultur-Gartens ist der Birchhof. Auf der Homepage stehen informative Er-luterungen, ein Entwurfskonzept sowie ein anschaulicher Film ber die Anlage des Permakultur-Gar-tens zur Verfgung.

    t www.visionbirchhof.ch/index.php/nachhaltigkeit/permakultur

    Fortsetzung auf Seite 14

    Quelle: D. Holmgren, 2002: Permaculture Principles & Pathways beyond Sustainability. bersetzt von H. Paulenz

    http://www.visionbirchhof.ch/index.php/nachhaltigkeit/permakulturhttp://www.visionbirchhof.ch/index.php/nachhaltigkeit/permakultur

  • Knack Punkt Februar 20178

    A k t i o n e n u n d V e r a n s t a l t u n g e n

    Landwirtschaftskammer NRW

    Landerlebnisse beliebt wie nie zuvor

    Regionalitt und Nachhaltigkeit sind die groen Trends, wenn es um Lebensmittel geht. Genau das bieten zahlreiche Bauernhfe in NRW. Neue Broschren informieren ber Angebote im Kreis Lippe und rund um Dsseldorf.

    Regional, nachhaltig, lecker echte Landerlebnisse im LipperLandInteressierte Verbraucher knnen in den Brger- und Tourismusbros im Kreis Lippe zwischen Teutoburger Wald, dem Hermanns-Denkmal und dem Eggegebirge das neu aufgeleg-te Taschenbuch Die echten Lander-lebnisse im LipperLand kostenlos erhalten. Hierin erfahren sie alles

    ber Hoflden, Ausflugsziele, Bau-ernhof-Cafs und Freizeitaktivitten auf Reiter- oder Ferienhfen. In den Bauernhof-Erlebnissen stecken tradi-tionelle Erfahrungen, neue Ideen und vor allem viel Regionales. Dazu zhlt der Anbau von saisonalem Obst und Gemse sowie Kartoffeln, die direkt vor Ort vermarktet werden. Selbst-gebackene Kuchen nach hauseige-nen Rezepturen oder der Pickert sind Spezialitten, die bei den Hof-Cafs zu entdecken sind. Darber hinaus ermglichen viele Bauern- und Reiter-hfe Kindern den direkten Kontakt zu Tieren. Kurze Wege vom Feld zum Ver-braucherbietenalleBauernhoflden.Auerdem berichten die Landwirte in dieser neuen Regionalbroschre ber ihr Handeln im Sinne der Nachhaltig-keit. Dazu zhlen energiesparende und umweltschonende Manahmen, die ein gutes soziales Miteinander ermglichen. Nicht nur die Frderung regionaler Wirtschaftskreislufe oder der Erhalt alter Tierrassen gehrt auf vielen Betrieben dazu, auch die Reduzierung von Mll oder die Wei-tergabe von Wissen ber regionale Produkte kann Teil eines Nachhaltig-keitskonzeptes sein. Der Einsatz von Ntzlingen, Weiterverarbeitung der

    Produkte auf dem Hof nach traditio-nellen Rezepten zu Kse, Wurst oder Marmelade, die Konzentration auf sai-sonale Produkte oder auch besonders tierfreundliche Haltungsverfahren sind weitere Beispiele fr nachhalti-ge Landwirtschaft in der Region. Den Betriebsleitern ist es ebenso wichtig, Einblicke in die aktive Landwirtschaft zugeben.DazufindenzahlreicheHof-veranstaltungen und Fhrungen statt, die im Wegweiser extra ausgewiesen sind. Sie laden dazu ein, das aktive Leben der Landwirtschaft in der Regi-on kennenzulernen. Dabei zeigt sich, dass die Landwirte untereinander ein wirtschaftliches Netzwerk pflegen,das fr den regionalen Wirtschafts-kreislauf bedeutsam ist.

    Wegweiser fr die Region Dsseldorf / Mittlerer NiederrheinEbenfalls kostenlos erhltlich ist die neue Verbraucherbroschre Lander-lebnisse fr die Region Dsseldorf und Mittlerer Niederrhein der Land-wirtschaftskammer NRW. Sie fhrt zu den echten Landerlebnissen zwi-schen Rommerskirchen und Krefeld sowie zwischen Schwalmtal und Haan. In dieser Region prsentieren sich 117 Bauernhfe mit ihren vielfltigen Akti-onen und Einblicken in das nachhalti-ge Handeln der Landwirte. Neben den gedruckten Ausgaben sind die Brosch-ren auch im Internet erhltlich. (AC)

    t www.landservice.de

    Verbraucherzentrale NRW und ecosign

    Wettbewerb Well done: Fleisch und Nachhaltigkeit

    Der groe Ernhrungstrend ist die Hinwendung zu vegetarischer und veganer Kche. Diese Entwicklung ist berall zu beobachten, in Restau-rants, Mensen, Supermrkten und Discountern. Fakt ist aber: Die Mehr-heit der Bevlkerung isst regelmig Fleisch und versteht es als Teil ihrer Esskultur. Hier setzte der Wettbewerb Well done: Fleisch und Nachhaltig-keit an. Fr diese Zielgruppe haben sich die Verbraucherzentrale NRW und die Studierenden der ecosign Akademie fr Gestaltung in Kln auf die Suche nach kreativen Ideen ge-macht: Wie kann fr einen bewusste-

    ren Umgang mit tierischen Nahrungs-mitteln und fr mehr Wertschtzung fr Fleisch und Fleischprodukte moti-viert werden?

    Im Internet werden jetzt elf gelun-gene Beispiele aus dem Wettbewerb gezeigt. Sie anzuschauen lohnt sich.

    Den ersten Preis gewonnen hat die Ausstellung Natura Morta von Ina Sistig. Sie zeigt die sthetik und Komposition barocker Stillleben, die lustvolles Genieen, berfluss,Pracht, aber auch Vergnglichkeit be-inhalten. Die ppigkeit wird auf ihren groformatigen Fotografien gebro-chen, indem anstelle der bekannten

    lustvoll drapierten Fleischstcke irri-tierendeeingeschweiteBilligfleisch-Verpackungen platziert sind.

    Der zweite Preis ging an Lilly El-bertzhagen fr einen Videoclip, in dem sie am Beispiel des Hhnchens darstellt, wie es um die Nutzung von Schlachttieren heute bestellt ist. Der detaillierte Zerlegeprozess eines Hhnchens lst erst am Ende auf, dass in der Regel nur ein kleiner Teil des Tieres, die Hhnchenbrustfilets,verzehrt wird.

    Den dritten Platz belegte Laura Vogel mit einer Website fr Kinder (und ihre Eltern bzw. Lehrer), die mit den sehr beliebten Wimmelbildern arbeitet, um ein Bewusstsein fr den Fleischkonsum zu vermitteln. (AC)

    t www.verbraucherzentrale.nrw/fleisch-und-nachhaltigkeit

    http://www.landservice.dehttp://www.verbraucherzentrale.nrw/fleisch-und-nachhaltigkeithttp://www.verbraucherzentrale.nrw/fleisch-und-nachhaltigkeit

  • Knack PunktFebruar 2017 9

    F r a g e n a u s d e r B e r a t u n g

    Was sind eigentlich FODMAPs?

    Frag

    e

    Die Abkrzung FODMAP steht fr fer-mentable Oligo, Di- and Monosac-charides and Polyols, also fermentier-bare Ein-, Zwei- und Mehrfachzucker sowie Zuckeralkohole. Diesen Kohlen-hydraten ist gemeinsam, dass sie von manchen Menschen nur unvollstndig aufgeschlossen und im Dickdarm von Darmbakterien fermentiert werden. Dabei entstehen unter anderem Gase, diebeieinemempfindlichenDarmBe-schwerden hervorrufen knnen. Auf-grund der osmotischen Wirkung der kurzkettigen Kohlenhydrate kann es auerdem zu einem vermehrten Was-sereinstrom in den Darm und damit zu Durchfllen kommen.

    FODMAPS kommen in zahlreichen Lebensmitteln vor: Oligosaccharide stecken unter anderem in Hlsenfrch-ten, Lauch und Zwiebeln sowie in Wei-zen, Roggen oder Gerste; Disaccharide wie Laktose in Milch und Milchpro-dukten; der Einfachzucker Fruktose findetsichingestenGetrnkenundLebensmitteln sowie in zahlreichen Frchten. Zu den Polyolen zhlen Sor-bit, Mannit, Maltit, Xylit und Isomalt, die hufig als Zuckerersatzstoffe inzuckerfreien Kaugummis oder Light-Produkten eingesetzt werden. Austra-lische Wissenschaftler beobachteten bereits Ende der 1990er Jahre, dass FODMAPs bei Reizdarmpatienten Be-

    schwerden auslsen und eine Dit mit wenigen FODMAPs die Symptome verringern kann. Inzwischen berichten verschiedene Autoren von positiven Erfolgen, neben Reizdarm auch bei Pa-tienten mit chronisch-entzndlichen Darmerkrankungen.

    Die Lebensmittelauswahl ist bei einer FODMAP-armen Dit stark einge-schrnkt. Experten empfehlen daher, sie maximal sechs bis acht Wochen durchzufhren und dann unter ge-nauer Beobachtung der individuel-len Befindlichkeit die ausgelassenenNahrungsmittel schrittweise wieder einzufhren. Auf Dauer ist diese Dit keinesfalls geeignet, da viele nhrstoffreiche Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden. Wh-rend verschiedene Wissenschaftler das FODMAP-Konzept unter fachlicher BegleitungfrPatientenmitunspezifi-schen Magen-Darm-Beschwerden als Therapieversuch empfehlen, kritisiert der Arbeitskreis Ditetik in der Al-lergologie (ak-dida) eine pauschale Anwendung. So sei der Vorteil eines weitgehenden Verzichts auf FODMAPs nicht schlssig belegt. Auch die Aus-wirkungen der Dit auf das Mikrobiom seien noch unzureichend erforscht, nachteilige Effekte aber zu befrchten.

    Menschen mit unklaren Darm-beschwerden sollten keinesfalls auf

    eigene Faust alle FODMAPs aus ihrem Essen verbannen. Eine solche Dit sollte nur nach einer ausfhrlichen Anamnese und Abklrung weiterer medizinischer Befunde unter ande-rem der Vertrglichkeit von Laktose und Fruktose und begleitet von ei-ner Ernhrungsfachkraft durchgefhrt werden. (ul)Quellen: Auer A et al (2016): FODMAP-arme Dit bei Reizdarmsyndrom: Literaturbersicht und Pilotstudie ber sterreich-adaptierte Dit. Gastroenterol Hepatol Erkr 14 (1), 1721, www.kup.at/kup/pdf/13375.pdf [abgerufen am 04.11.16] Hebestreit K, Bischoff SC (2015): Das FODMAP-Konzept: Konkrete Empfehlungen fr die Ernhrungsberatung. Aktuel Ernahrungsmed 40, 54-57 www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/14-12-2015-leserbriefe-low-fodmap-diaet-ein-hype-um-nichts/ [abgerufen am 04.11.16] www.mri.tum.de/system/files/medizinische_einrichtungen/FODMAP-Konzept%20April%202016.pdf http://shepherdworks.com.au/disease-information/low-fodmap-diet/ [abgerufen am 04.11.16] Ockenga J (2015): Die CED-Dit gibt es nicht: Diten in der Behandlung einer CED. Bauchredner 3, 48-57, www.dccv.de Reese I, Schfer C (2015): Low-FODMAP-Dit Ein Hype um nichts? Ernhrungs Umschau 15 (9), 541-5, DOI: 10.4455/eu.2015.028 Schfer C (2015): FODMAP-Kostformen beim Reizdarmsyndrom. Ernhrung im Fokus 15 (3): 172-7

    Seminar in Bonn, 24./25. Oktober 2017

    FODMAPs-arme Ernhrung ein erfolg-versprechender Therapieansatz bei Reiz-darmsyndrom und Nahrungsmittelunver-trglichkeiten?

    t www.dge.de/fileadmin/public/doc/fb/2017/F-FO-17.pdf

    Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Lebensmittelunternehmen falsch etikettierte Produkte an die Tafeln abgeben bzw. ob die Tafeln diese an Endverbraucher weitergeben drfen. Tatsache ist, dass falsch etikettierte Lebensmittel nicht an Verbraucher ausgehndigt werden drfen. Aller-dings knnen die Lebensmittelunter-nehmen derartige Lebensmittel an die Tafeln abgeben, wenn sie auf die Kennzeichnungsmngel hinweisen. Damit sind dann die Tafeln in der Pflicht, vor der Abgabe der Lebens-mittel an Endverbraucher die notwen-

    digen Korrekturen vorzu-nehmen. Wie das genau auszusehen hat ob ein mndlicher Hinweis reicht oder ein entsprechendes Schild direkt am Produkt aufgestellt werden muss sollte vor Ort im Ge-sprch mit der rtlichen Lebensmittelberwachung geklrt werden. (AC)Quelle: www.lgl.bayern.de/lebensmittel/kennzeichnung/lmiv_faq.htm [abgerufen am 20.01.17]

    Drfen eigentlich falsch etikettierte Lebensmittel an Tafeln abgegeben werden?

    Frag

    e

    Foto: Bundesverband Deutsche Tafel e. V. / Dagmar Schwelle

    http://www.kup.at/kup/pdf/13375.pdfhttp://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/14-12-2015-leserbriefe-low-fodmap-diaet-ein-hype-um-nichts/http://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/14-12-2015-leserbriefe-low-fodmap-diaet-ein-hype-um-nichts/http://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/14-12-2015-leserbriefe-low-fodmap-diaet-ein-hype-um-nichts/http://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/14-12-2015-leserbriefe-low-fodmap-diaet-ein-hype-um-nichts/http://www.mri.tum.de/system/files/medizinische_einrichtungen/FODMAP-Konzept%20April%202016.pdfhttp://www.mri.tum.de/system/files/medizinische_einrichtungen/FODMAP-Konzept%20April%202016.pdfhttp://www.mri.tum.de/system/files/medizinische_einrichtungen/FODMAP-Konzept%20April%202016.pdfhttp://www.mri.tum.de/system/files/medizinische_einrichtungen/FODMAP-Konzept%20April%202016.pdfhttp://shepherdworks.com.au/disease-information/low-fodmap-diet/http://shepherdworks.com.au/disease-information/low-fodmap-diet/http://www.dccv.dehttp://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fb/2017/F-FO-17.pdfhttp://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fb/2017/F-FO-17.pdfhttp://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/kennzeichnung/lmiv_faq.htmhttp://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/kennzeichnung/lmiv_faq.htmhttp://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/kennzeichnung/lmiv_faq.htm

  • Knack Punkt Februar 201710

    S c h w e r p u n k t

    Studie

    Wege zu einer abfallarmen SchulverpflegungIn der Mittagsverpflegung von Ganztagsschulen wird ein Viertel der produzier-ten Speisen nicht gegessen sondern als Lebensmittelabfall entsorgt. Die Studie der Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Forschungsvorhabens ReFoWas (Pathways to Reduce Food Waste), gefrdert vom Bundesforschungsministeri-um, zeigt Ursachen und mgliche Manahmen gegen Lebensmittelabflle in der Schulverpflegung.

    Schulkchen und Verpflegungs-dienstleister stehen tglich vor der Herausforderung ein gesundes und schmackhaftes Mittagessen in ausrei-chender Menge anzubieten. Die tg-lich anfallenden Lebensmittelabflle werden an den Ganztagsschulen eher selten in den Blick genommen. Die Vermeidung von Lebensmittelabfl-len schont wertvolle Ressourcen und kann zu betrchtlichen Kosteneinspa-rungen fhren. Die Verbraucherzen-trale NRW hat in Kooperation mit elf Ganztagsschulen systematisch Daten zu Lebensmittelabfllen erhoben, Ur-sachen analysiert und Manahmen zur Vermeidung entwickelt. Ziel ist es, Lebensmittelabflle zu verringern und eine Wertschtzung von Lebensmit-teln im Schulalltag zu etablieren, um eine nachhaltige Schulverpflegungauf den Weg zu bringen.

    Ursachen fr Lebensmittelabflle

    Insgesamt sind fr die elf Schulen an 110 Erhebungstagen rund 7.700 kg Speisen produziert worden, davon wurden rund 1.900 kg als Reste ent-sorgt. Das sind im Durchschnitt 25 % Lebensmittelabflle in Form von Aus-gabe- und Tellerresten bezogen auf die gesamte Produktionsmenge.

    Lagerverluste und entstehende Abflle whrend des Herstellungs-prozesses (Putz- und Zubereitungs-verluste) wurden nicht erfasst. Zum einen, weil die meisten Schulen nicht selber vor Ort die Speisen zuberei-ten, sondern rund 80 % der Ganz-tagsschulen die Speisen geliefert bekommen. Bei Lieferung sind die Abflle whrend des Herstellungs-prozesses von den Schulen nicht zu beeinflussen. Zum anderen sind einGroteil der Produktionsverluste un-vermeidbare Abflle bzw. nicht ver-

    zehrfhige, wie Schalen oder Strunk. Hinzu kommt, dass in vielen Fllen mit Convenience-Produkten gekocht wird und die Putz- und Zubereitungs-verluste bereits in den vorgelagerten Stufen der Wertschpfungskette (in-dustrielle Verarbeitung) anfallen. Wird eine Schule beispielsweise mit tiefge-khlten Speisen versorgt oder werden durch einen externen Caterer fertig zu-bereitete Speisen geliefert, entstehen in der Ausgabekche keine Putz- und Zubereitungsverluste.

    Eine tgliche Herausforderung fr die meisten Schulkchen und Caterer ist die Frage, wie viel Gerichte fr den Verpflegungstag produziert werdenmssen. Trotz vorhandener (teilwei-se professioneller) Bestellsysteme ist die genaue Zahl der Schler, die tat-schlich mittags essen, meist nicht bekannt. Dies ist einerseits auf eine mangelnde Kommunikation zwischen Schule und Schulkche bzw. Caterer zurckzufhren. Eine rechtzeitige In-formation an die Produktionskche ber Krankmeldungen, Projekttage oderAusflgeistbeivielenGanztags-schulen ein offenkundiges Defizit.Andererseits kommen Akzeptanzpro-bleme bei bestimmten Mittagsgerich-ten hinzu, wenn Schler in weiterfh-renden Schulen das Mittagessen zwar bestellen, aber dann nicht erschei-nen. Teilweise muss das Mittagessen im Voraus bestellt werden bzw. die Eltern bestellen ohne Absprache, so-

    dass Schler nicht wissen, welches Gericht gewhlt wurde oder an dem Tag keinen Appetit auf die gewhlte Speise haben.

    Und schlussendlich geben Schul-kchen und Caterer auch Mittagessen aus, wenn Schler ihre Bestellung versumt haben. Schulkchen produ-zieren und Caterer liefern daher hu-figaufSicherheitum in jedemFallden Speisenbedarf in der Ausgabe bedienen zu knnen. In der Summe erschweren diese Umstnde eine be-

    darfsgerechte Kalkulation der Zube-reitungsmenge.

    Teilweise werden in den Schulk-chen Speisen eher aus dem Bauch heraus gekocht, ohne genaue Rezep-turen zu verwenden, was eine bedarfs-gerechte Mengenplanung schwierig macht. Wenn dann beispielsweise ein Renner- und ein Penner-Gericht gleichzeitig auf dem Speiseplan ste-hen, gilt es eine Balance der Speisen-anzahl zu finden, was ohne genaueKalkulation und Dokumentation kaum gelingen kann.

    Sollen individuelle Portionsgr-en ausgegeben werden, erfordert dies Kommunikation mit jedem ein-zelnen Schler. Hierzu sind Nachfra-gen ntig, die jedoch zeitaufwndig sind und bei hohem Zeitdruck aus-bleiben. An anderen Schulen werden zwar genaue Portionsgren geplant, jedoch ohne Kellenplan und Kontrol-le ausgegeben. Und am Ende des

    Abfallmessungen

    Messzeitraum 10Verpflegungstageinjeweils11Schulen

    Verpflegung MittagessendreiverschiedenerVerpflegungs-undAus-gabesysteme

    Parameter Produktionsmengen und Ausgabereste nach Komponen-ten, Tellerreste gemischt

    Foto

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    rale

    NRW

  • Knack PunktFebruar 2017 11

    S c h w e r p u n k t

    Verpflegungstages fehlt hufig einFeedback aus der Splkche ber den Umfang und die Art der Tellerreste. Ohne diese Information kann die K-chenleitung den Speiseplan oder die Produktionsmengen jedoch nicht an den tatschlichen Bedarf anpassen.

    Auch die Rahmenbedingungen indenSchulenhabenEinfluss:Wennbeispielsweise die Mittagspause zu kurz ist und Schler an der Ausgabe anstehen mssen oder die Mensa keine gemtliche Atmosphre besitzt und nicht Treffpunkt der Peergroup ist. Aber auch ein niedriger Essenspreis kann mit den Ansprchen der Eltern und Schler im Zielkonflikt stehen.Oder wenn es an Akzeptanz fehlt, weil nicht alle Mensaangebote stndig zur Verfgung stehen, um Abflle zu ver-meiden.

    Motivation und Engagement ist entscheidend fr die Abfallquote

    Insgesamt zeigt die Studie deutliche Unterschiede in den Abfallquoten der untersuchten Schulen. Selbst Schu-len mit gleichen Verpflegungs- undAusgabesystemen haben stark vari-ierende Abfallquoten. Aus den Da-ten lsst sich nicht ableiten, welches Verpflegungssystem oder welche Ausgabeform im Hinblick auf eine abfallarme Schulverpflegung besserabschneidet.

    Die Begleitung der Kchen und Verpflegungsanbieter sowie die Er-gebnisse aus Fachgesprchen zeigen, dass der Umfang der Lebensmittel-abflle stark von den spezifischenGegebenheiten der Schulen, Schul-kchen und Caterer abhngig ist. Das heit, die Abfallquote geht stark auf die Einstellung, Motivation und das Engagement der Akteure (Schullei-tung, Trger, Lehrer, Eltern, Schler, Verpflegungsanbieter) in den Ganz-

    tagsschulen zurck, aber auch auf die Vorlieben der Schler. In vielen Schulen wird die Schulkche bzw. der Caterer nur als Dienstleistung und Versorgungsauftrag, aber nicht als Teil des Schullebens wahrgenommen. In Schulen, die eng mit der Schulkche oder dem Caterer kooperieren und diese fr ihre Leistungen wertscht-zen, sind die Abfallquoten tendenziell niedriger.

    Sicherlich gibt es abfallrele-vante Unterschiede je nach Verpfle-gungs- und Ausgabesystem. Diese Unterschiede knnen in einer Unter-suchung mit deutlich mehr Schulen identifiziert werden und sind vor al-lem wichtig, bevor Schulkchen und Mensen geplant und gebaut werden. Eine Aussage darber, welches Ver-pflegungs- und Ausgabesystem bes-ser abschneidet, hilft jedoch dem Groteil der Ganztagsschulen nicht weiter,umihreVerpflegungssituationzu verbessern. Denn viele Schulen sind durch die bauliche Situation und Ausstattung auf bestimmte Verpfle-

    gungs- oder Ausgabesysteme mehr oder weniger festgelegt oder knnen derzeit keine Investitionen ttigen. Zumal es neben den Abfallquoten, andere wichtige Entscheidungskriteri-en (Qualitt der Speisen, Energiever-brauch, Kosten bzw. Mahlzeitenpreis) frodergegeneinVerpflegungs-undAusgabesystem gibt.

    Die Ergebnisse der Abfallmessun-gen zeigen, dass viele Schulkchen und Caterer die Lebensmittelabflle nicht einschtzen knnen und kaum einen berblick ber Art, Menge und Wert haben. Abfallmessungen sind aber die grundlegende Voraussetzung zur Orientierung, wie viele Speise-reste und welche Komponenten am EndedesVerpflegungstagesentsorgtwerden und legen erste Ursachen of-fen. Abfallanalysen und Manahmen gegen Lebensmittelabflle erfordern zunchst Aufwand und zustzliche Kommunikation sowie eine Anpas-sung des Kchen- und Ausgabema-nagements. Schlielich sollten diese Aufgaben jedoch als alltgliche und

  • Knack Punkt Februar 201712

    S c h w e r p u n k t

    selbstverstndliche Routinen in den Arbeitsprozessen und Strukturen der Schulkchen und Caterer integriert werden. Viele Manahmen gegen Le-bensmittelabflle erfordern geringe oder keine Investitionen und knnen unmittelbar umgesetzt werden. Des-halb knnen bei einer wirksamen und dauerhaften Umsetzung der Abfallver-meidung die eingesparten Kosten in die Qualitt der Speisen und Angebo-te investiert werden, denn eine nach-haltige Schulverpflegung entspre-chend den Qualittsstandards hat ihren Preis. Am Ende profitieren da-von sowohl die Schulen durch Image-gewinn und die Caterer durch mehr Akzeptanz und damit hheren Teil-nehmerzahlen sowie die Kinder und Jugendlichen durch ein verbessertes

    Speisenangebot. Und das Thema Le-bensmittelabflle ist ein wirksamer Trffner fr viele Probleme in der Schulverpflegung, sei es Akzeptanzdes Speisenangebotes, die Gestal-tung der Schulmensa oder die Mahl-zeitenpreise.

    Ernhrungsverantwortung bernehmen

    InderSchulverpflegungsindvieleAk-teure mit unterschiedlichen Anspr-chen, Interessen und teilweise diver-gierenden Zielen vertreten. Deshalb lassen sich Entscheidungen und Ver-nderungen nicht einfach umsetzen, sondern erfordern Aushandlungspro-zesse. Durch die Verlagerung der Er-nhrung aus den privaten Haushalten

    in Ganztagsschulen ergibt sich eine staatliche Mit-Verantwortung fr die Ernhrung junger Menschen. Mit den Vernetzungsstellen Schulverpfle-gung in den Bundeslndern wurde inzwischen eine erfolgreiche Unter-sttzung und Beratung rund um die wichtigsten Fragen der Schulverpfle-gung geschaffen. Dennoch zeigt sich, dass professionelle und dauerhafte AnsprechpartnerfrdieSchulverpfle-gung an den Ganztagsschulen fehlen. Mit einem Verpflegungsbeauftragtenoder einem Ernhrungsausschuss, der zustndig ist fr alle Themen und Probleme rund um die Schulver-pflegung, kann auch die Einbindungder Schulkche bzw. des Caterers in die Schulgemeinde gestrkt werden. Heute lastet diese Verantwortung auf den Schulgemeinden und Trgern. Teilweise entwickelt sich privates En-gagement von Eltern oder Lehrkrften fr die Schulverpflegung, die jedochals unbezahlte Arbeit und zustzliche Belastung nicht dauerhaft zu leisten ist. Schulen und Trger sind mit der schulischen Mittagsverpflegung hu-figorganisatorischund fachlichstarkgefordert (Leistungsverzeichnisse,

    Handlungsempfehlungen fr eine abfallarme Schulverpflegung

    t Lebensmittelabflle messen und bewertenSchulkchenundCatererknnenhufigihreLebensmittelabfllenichteinschtzenundhabenkaumberblickberderen Art, Menge und Wert. Abfallmessungen sind daher die grundlegende Voraussetzung zur eigenen Orientierung, wievieleSpeiseresteundwelcheSpeisenkomponentenamEndedesVerpflegungstagesentsorgtwerden.

    t Bestellsysteme und Kommunikation verbessernNach Auswertung der Abfallmessungen sollte ein kritischer Blick auf die geplanten und tatschlichen Teilnehmerzah-leninderMittagsverpflegunggelegtwerden.BeihohenDifferenzensolltedasBestellsystemflexiblergehandhabtwerden und die Kommunikation zwischen Schule und Kche bzw. Caterer ber abwesende Schler verbessert werden.

    t Ablufe reorganisieren und Feedback einrichtenFr eine bedarfsgerechte Kalkulation der Produktion ist ein durchdachtes Kchenmanagement Voraussetzung. Basis dafr kann u. a. ein stndiges Feedback ber Umfang und Art der Ausgabe- und Tellerreste sein. Tellerreste knnen z. B. mit der Handykamera festgehalten werden, so dass in der Kchenteam-Besprechung die Tellerreste bewertet und nderungen am Speiseplan vorgenommen werden knnen. In der Speisenausgabe sollten Schler zu ihren individu-ellen Portionen angesprochen werden.

    t Kosteneinsparungen in die Qualitt der Mittagsverpflegung investierenDie meisten Manahmen gegen Lebensmittelabflle erfordern keine Investitionen und knnen unmittelbar umgesetzt werden. Deshalb sollten die eingesparten Kosten in die Qualitt der Speisen und Angebote investiert werden, denn einenachhaltigeSchulverpflegungnachQualittsstandardhatihrenPreis.AmEndeprofitierensowohldieSchulendurch Imagegewinn und die Caterer durch mehr Akzeptanz und hheren Teilnehmerzahlen sowie die Kinder und Ju-gendlichen durch ein verbessertes Speisenangebot.

    t Schulverpflegung im Schulprogramm verankernSchulverpflegungsolltealsgroeChanceimSettingSchulewahrgenommenwerden.Dennsieisteinwichtigerprakti-scherLebens-undLernortjungerMenschen,daErnhrungimmerseltenerzuHausestattfindet.MitderSchulverpfle-gung sollte Anschlussfhigkeit und Synergie zwischen Umwelt- und Ernhrungsbildung im Unterricht und der alltgli-chen Esspraxis in der Mensa sowie der Partizipation bei der Gestaltung von Speiseplan und Mensa herstellt werden.

  • Knack PunktFebruar 2017 13

    S c h w e r p u n k t

    KnackPunkt im Gesprch mit Antonia Blumenthal

    Lebensmittelabflle in der Schule

    Antonia Blumenthal, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale NRW im Forschungsprojekt ReFoWas, skizziert ihre Erfahrungen aus der Begleitung und Beratung der Ganztagsschulen und zeigt, wie Le-bensmittelabflle in der Schule reduziert werden knnen.

    KnackPunkt: Warum lohnt es sich fr die produzierende Kche die Speiseabflle zu erfassen?Blumenthal: Fr die produzierende Kche ist dies bares Geld. Durch die Erfassung der Speiseabflle, differen-ziert nach Ausgabereste und Tellerreste, verschafft man sich einen berblick. Nur so ist zu erkennen, wo die Ursachen liegen. Zeigt die Messung zum Beispiel, dass tglich Soen brigbleiben, kann die Produktionsmenge an den Bedarf angepasst werden. Verbleiben viele Teller-reste, ist zu hinterfragen, ob und warum es den Schlern nicht geschmeckt hat oder ob mglicherweise die Por-tionsgre reduziert werden muss. Durch die Erfassung der Speiseabflle knnen gezielt Manahmen gegen Lebensmittelabflle erprobt und implementiert werden. In der produzierenden Kche knnten die Kosteneinspa-rungen in qualitativ hochwertigere Ware, z. B. in Bio-Qua-litt, investiert werden.

    KnackPunkt: Hat das Bestellsystem einen Einfluss auf die Entstehung von Speiseresten?Blumenthal: Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Eine groe Herausforderung fr die meisten Schulkchen und Cate-reristdieFrage,wievielGerichtefrdenVerpflegungstagproduziert werden mssen. Trotz vorhandener Bestell-systeme ist die genaue Zahl der Schler, die tatschlich Mittag essen, meist nicht bekannt. Dies ist einerseits auf Akzeptanzprobleme bei einzelnen Mittagsgerichten zu-rckzufhren, andererseits kommen Krankmeldungen, ProjekttageoderAusflgehinzu,dievonderSchulenichtan die Kche bzw. den Caterer kommuniziert werden.

    KnackPunkt: Wie sollen denn Ausgabekrfte reagieren, wenn gut gefllte Teller weggestellt werden?Blumenthal: Wichtig ist die direkte Kommunikation zwi-schen den Ausgabekrften und den Schler/-innen; z. B. die Nachfrage bei der Rckgabe noch gefllter Teller:

    Hat es euch heute nicht geschmeckt? oder Nimm

    doch beim nchsten Mal et-was weniger, du kannst dir ja noch einen Nachschlag holen. Die Kinder ms-sen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie bei der Essensausgabe ihre Wnsche uern knnen, bezogen auf die Portions-gre und auf nicht gewnschte Speisen.

    KnackPunkt: Welche mglichen Lsungsanstze gibt es?Blumenthal: Beispielsweise ist die Kommunikation zwi-schen produzierender Kche und Splkche sehr wich-tig. In der Splkche kommen jeden Tag die Speisen- und Lebensmittelreste zusammen und werden entsorgt. Hat der Koch den berblick ber Menge und Art der Abflle, kann er Speisenplanung und Produktion daraufhin an-passen. Bei der Regeneration der Speisen direkt vor Ort knnte chargenweise produziert werden, um die Mengen dem Appetit der Schler/-innen anzupassen. So kann auch die Qualitt der Speisen erhht werden, indem lan-ge Standzeiten vermieden werden. Die Ausgabemengen knnen kleiner ausfallen, wenn sich die Schler/-innen einen Nachschlag holen drfen.

    KnackPunkt: Schulen haben viele Aufgaben zu bewlti-gen, wie kann sich eine Schule praxisnah auf den Weg machen?Blumenthal: Ein Ansatzpunkt ist die Wertschtzung von Lebensmitteln und die Abfallvermeidung zur Chefsa-che der Schulleitung zu machen. Die Schule kann mit ei-ner nachhaltigen Schulkultur und ihrem Schulprogramm Akzente setzen. Dies funktioniert am besten, wenn es einen Verpflegungsausschuss oder -beauftragten gibt,sodassdieseThemeneineZustndigkeitfinden.Auchwre es hilfreich z.B. den Verpflegungsanbieter in dieSchulkonferenz einzuladen. So besteht die Chance, ei-nen greren Kreis der Schulgemeinde fr dieses Thema zu sensibilisieren und auch entsprechende Beschlsse zu verabschieden.

    KnackPunkt: Vielen Dank fr das Interview!

    Ausschreibung). Hohe Abfallquo-ten und meist geringe Teilnehmer-zahlen in weiterfhrenden Schulen sind ein Ausdruck dieses Defizits.Ein modernes Verpflegungsmanage-ment an Schulen erfordert nicht nur ernhrungswissenschaftliches und pdagogisches Know-how, sondern organisatorische und betriebswirt-schaftliche Fhigkeiten. Eine solche Aufgabe kann nicht nebenbei be-

    wltigt werden. Vielmehr ist es ein eigenstndiges Aufgabenfeld. Um eine nachhaltige Schulverpflegungmit Qualittsstandards, strkerer re-gionaler Ausrichtung und der Vermei-dung von Lebensmittelabfllen auf den Weg zu bringen sind dauerhafte Strukturen notwendig. Dafr ist es er-forderlich, diese Themen konsequent in Aus- und Fortbildung von Kchen-leitern und Personal sowie in die Wei-

    terbildung von Trgern, Schulleitun-gen und zustndigen Lehrkrften zu integrieren. Erst die Etablierung von Strukturen fr ein professionelles Ver-pflegungsmanagement bringt Ganz-tagsschulen auf den Weg zu einer nachhaltigenSchulverpflegung.

    Der Forschungsbericht steht im Internet. (WF/AnB)

    t http://refowas.de/images/WP1VZ.pdf

    http://refowas.de/images/WP1VZ.pdfhttp://refowas.de/images/WP1VZ.pdf

  • Knack Punkt Februar 201714

    A k t u e l l e s a u s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

    gewordendurchdenDokumentarfilmTomorrow [URL 3] oder wie in ster-reich [URL 4] und Schweden [URL 5].

    Seit 2008 entsteht die Lebens-welt Landwirtschaft nach den Prin-zipien der Permakultur der essba-ren Stadt Andernach (s. KnackPunkt 5/2012, S. 4f). Weitere Permakultur-

    Projekte in NRW, zum Teil privat und alsVereingegrndet,findensichun-ter [URL 6].

    Geschichte und Philosphie der PermakulturDas System der Permakultur wurden Mitte der 1970er Jahre durch die Aust-ralier Bill Mollison und David Holm-gren (2013) entwickelt. Ursprnglich bezogen sie den Begriff auf ein in-tegriertes, sich entwickelndes Sys-tem aus fr den Menschen ntzlichen mehrjhrigen und sich selbst erhal-tenden Pflanzen- und Tierarten. In-zwischen wird die Permakultur jedoch als ein konzeptioneller Rahmen fr nachhaltige Entwicklung angesehen, die nicht nur eine dauerhafte Land-wirtschaft, sondern eine umfassende dauerhafte oder nachhaltige Kultur umschreibt. Mensch und Natur leben in der Permakultur im Einklang mitein-ander. Die Permakultur-Blume (siehe S. 7) spiegelt dies wider. Sie zeigt die unterschiedlichen Elemente der Per-

    makultur, die in die verschiedenen Lebensbereiche des Menschen hin-einreichen. Die dargestellten Elemen-te knnen fr unsere persnliche, wirtschaftliche, soziale und politische Neuordnung angewandt werden. Ebenso geht aus der eingezeichneten Spirale hervor, dass dieses System

    sich stndig weiterentwickelt. Die Per-makultur folgt drei Ethikprinzipien:

    t Sorge um die Erde (Bewirtschafte Boden, Wlder und Wasser)

    t Sorge fr den Menschen (Kmme-re dich um dich selbst, Verwandte und Gemeinschaft)

    t Faires Teilen (setze Grenzen fr KonsumundFortpflanzungundverteile berschsse)

    Es geht also um ein Wegbewegen vom steten Wirtschaftswachstum mit allen seinen negativen Auswirkungen auf Ressourcen, Umwelt, Klima und den Menschen.

    Hobby, Gemeinschaftsaktion oder (Land-)Wirtschaftsbetrieb?Ist Permakultur nur etwas fr Weltver-besserer, Aussteiger, Liebhaber und Hobbygrtner, Urban Gardening, So-lidarische Landwirtschaft usw. oder lsst sich damit auch professionelle Landwirtschaft als Erwerb betreiben? Und wie unterscheidet sich diese vom ko-Landbau?

    Schaut man sich die Aspekte der Permakultur an, so findet sich vie-les wieder, was auch Grundlage des ko-Landbaus ist. berschneidungen sind also vorhanden, die bergnge flieend. Aber die Permakultur geht

    in ihrer Reinform dann doch noch ein ganzes Stck weiter, indem sie Mensch und Natur ganzheitlich be-trachtet und andere Lebensbereiche als die Ernhrungsversorgung mit einbezieht, wie aus der Permakultur-Blume (s. S. 7) sowie den Ethik- und Gestaltungsprinzipien hervorgeht.

    Ein groer Unterschied zwischen Bio und Permakultur: Bio ist nach EG-ko-Basisverordnung definiert,und, sofern der Betrieb einem der Bio-Anbauverbnde angehrt, zustzlich ber die Verbandsrichtlinien. Jedem ko-Bauern steht es aber frei, Prinzipi-en der Permakultur nach den eigenen Vorstellungen anzuwenden, sofern sie nicht der EG-ko-Verordnung und den Verbands-Richtlinien entgegen-stehen. Wie sieht es in der Praxis aus? Eine Nachfrage bei den Verbnden De-meter und Bioland ergab, dass dort keine Mitgliedsbetriebe bekannt sind, welche die Prinzipien der Permakultur anwenden. Bei der Recherche fanden sich dann doch hier und da Betriebe und auch Erzeugergemeinschaften unterschiedlicher Organisation und Struktur, auch in Deutschland, vor-wiegend in Bayern, die fr sich in Anspruch nehmen, nach Permakultur zu arbeiten und sich selbst und/oder andere mit den Erzeugnissen zu ver-sorgen (z. B. [URL 6]).

    In relativ grerem Umfang handelt das Import- und Grohan-delsunternehmens lehmann na-tur mit Produkten aus Permakultur [URL 7]. Diese werden u. a. vom Unter-nehmensinhaber Friedrich Lehmann auf seiner eigenen Finca in Spanien

    Fortsetzung von Seite 7

    Holmgren (2013) veranschaulicht die Denkweise der Permakultur in den hier zitierten zwlf Gestaltungsprinzipien, die als eine Art Checkliste fr die Umsetzung der Permakultur dienen knnen:

    t Beobachte und handle Schnheit liegt im Auge des Betrachters.

    t Sammle und speichere Energie Schmiede das Eisen, solange es hei ist.

    t Erwirtschafte einen Ertrag Mit leerem Magen kann man nicht arbeiten.

    t Wende Selbstregulierung an und lerne aus den Ergebnissen Die Snden der Vter suchen die Kinder heim.

    t Nutze erneuerbare Ressourcen und Leistungen Geh mit dem Lauf der Natur.

    t Produziere keinen Abfall Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

    t Gestalte erst Muster, dann Details Den Wald vor lauter Bumen nicht sehen.

    t Integriere statt abzugrenzen Viele Hnde machen bald ein Ende.

    t Setze auf kleine, langsame Lsungen Je grer sie sind, desto tiefer fallen sie. Eile mit Weile.

    t Nutze und schtze die Vielfalt Lege nicht alle Eier in einen Korb

    t Nutze Randzonen und schtze das Marginale Auch ausgetretene Pfade knnen Holzwege sein.

    t Reagiere kreativ auf Vernderung Die Kraft der Vision ist, die Dinge nicht zu sehen, wie sie sind, sondern so, wie sie einmal sein werden.

    Auf Schloss Trnich werden im Frhjahr 2017 diverse Workshops zur Permakultur veranstaltet:

    t www.schloss-tuernich.de/veranstaltungen/startseite.html

    http://www.schloss-tuernich.de/veranstaltungen/startseite.htmlhttp://www.schloss-tuernich.de/veranstaltungen/startseite.html

  • Knack PunktFebruar 2017 15

    A k t u e l l e s a u s N o r d r h e i n - W e s t f a l e n

    produziert. Die Permakultur dient dabei als Analyse- und Planungs-instrument fr landwirtschaftliche und gartenbauliche Flchen, so Ma-rion Buley, Permakultur-Expertin bei lehmann natur. Auf der Finca wachsen Avocados, Granatpfel, Ka-kis, Kumquats und Orangen u. a. in Mischkultur. Entscheidend sind die Bodenfruchtbarkeit sowie ein sparsa-mer Wasser- und Energieverbrauch. Der Anbau der Obstbume teilwei-se in Konturlinien der Gelndeto-pographie folgend bewirkt, dass die Kulturen dem Wind nicht so sehr ausgesetzt sind. Eine Untersaat sorgt fr Bodenabdeckung und sptere Mulchschicht. Dies verhindert Boden-erosion und verbessert die Bodenbe-schaffenheit. Die Bewsserung erfolgt wassereffizientberTrpfchenbews-serung unter Mulch. Ein Heckensaum beherbergt Wildtiere und Insekten.

    Permakultur in Wissenschaft und ForschungZwar finden auf internationaler undauch europischer Ebene Permakul-tur-Konferenzen statt. Auf der 12. In-ternationalen Permakultur-Konferenz stellte der Agrarkologe Rafter Sass-Ferguson, Universitt Illinois, jedoch fest, dass die bisherige Lite-

    ratur nicht-wis-senschaftlicher Art sei. Einzelne Methoden der P e r m a k u l t u r seien dennoch wissenschaf t -lich belegt. Insgesamt be-schftigen sich W i s s e n s ch a f t und Forschung (noch?) nicht mit der Perma-kultur in ihrem ganzheitlichen Ansatz. Fr

    Deutschland lieen sich bei der Re-cherche keine ffentlich gefrderten Forschungsvorhaben ermitteln, die sich ausdrcklich der Permakultur widmen. Sowohl die Bundesanstalt fr Landwirtschaft und Ernhrung (BLE), als auch das Johann Heinrich von Thnen-Institut und das For-schungsinstitut fr biologischen Landbau (FiBL) teilten mit, dass Per-makultur dort keine Rolle spielt bzw. allenfalls eine Randerscheinung sei.

    Bisher werden an drei deutschen Universitten Braunschweig, Gttin-gen und Tbingen sowie der Hoch-schule Eberswalde die Prinzipien der Permakultur in Studiengngen wie Agrar-, Geokologie, Geographie und kosystemmanagement vermittelt. An der Georg-August-Universitt Gttingen ist z. B. ein Permakultur-Garten [URL 8] angelegt worden, in dem einige Studenten sogar sich selbst versorgend leben. Haus- und Abschlussarbeiten knnen zu dem Themenkomplex Permakultur ge-schrieben werden.

    Die Dozenten haben sich ihr Wissen an einer der Permakultur-Akademien angeeignet, z. B. der Permakultur-Akademie in Hoffnungsthal bei Rs-rath [URL 9], einem Zweckbetrieb des gemeinntzigen Vereins Permakul-tur Institut e. V. Dort wird seit 15 Jah-ren nach einem weltweit angewandten Curriculum eine Weiterbildung zum Permakultur-Designer angeboten, einem staatlich nicht-anerkannten Beruf. Die Permakultur-Akademie in Hoffnungsthal ist als Lernort mit Auszeichnung 2016 im Rahmen des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bil-dung fr nachhaltige Entwicklung (BNE) geehrt worden.

    FazitMit dem Bio-Landbau werden schon lange und mit Initiativen wie Urban Gardening seit einigen Jahren einzel-ne Prinzipien der Permakultur ange-wandt, meist ohne, dass dies explizit so benannt wird oder auch den An-wendern die Permakultur bekannt ist. Im Fairen Handel kommen ebenfalls einige Aspekte zum Tragen, wie z. B. das Ethikprizip Sorge fr den Men-schen.Permakultur mag in Deutschland in der Landwirtschaft aus drei Grnden einen noch geringen Stellenwert ein-nehmen. Es ist bisher eher nur im Garten- und Landschaftsbau wahr-genommen worden, die Ethikprinzi-pien lassen die naturwissenschaft-lichen Aspekte in den Hintergrund treten und schlielich erschwert die ganzheitliche Philosophie eine Ver-ortung in einer der klassischen Wis-senschaften.

    Sollte die Permakultur fr die Le-bensmittelversorgung in Deutschland grere Bedeutung erlangen, so wer-den Erzeuger und Hndler ihre jewei-ligen Definitionen von Permakulturund deren Umsetzungen detailliert kommunizieren mssen, damit Ver-braucher die Produkte beim Einkauf beurteilen knnen. Denn Permakultur ist anders als der Bio-Landbau nicht zertifizierbar,daessichnichtumeineAnbau-Methode handelt, sondern um Gestaltungsprinzipien, die der Wahl von zielgerichteten Anbaumethoden dienen.

    Immer mehr Menschen machen sich Gedanken, wie wir in Zukunft leben knnen und wollen. Die Philo-sophie der Permakultur bietet ber die Lebensmittelerzeugung hinaus eine ganzheitliche Sichtweise auf unsere Aktivitten als Bewohner und Nutznieer unseres Planeten. Doch hat sie Chancen, aus ihrem derzeiti-gen Nischendasein herauszutreten? Private Grtner brauchen sehr viel Spezialwissen, um sich einen Perma-kultur-Garten anzulegen und fr Wirt-schaftsbetriebe muss die Permakultur Gewinne erzielen knnen. Trotzdem ist es zu wnschen, dass diese ganz-heitliche Sicht von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft aufge-griffen und diskutiert wird. (mf)Quellen und Internet-Links: S. 19

    Die Permakultur hat in Australien, Neu-seeland und den USA eine sehr viel gr-ere Bedeutung als in Europa. Hier sind es vor allem England, Frankreich, Italien, die Schweiz und sterreich. In Deutschland gibt es relativ viele Aktivitten in Bayern.Obst und Gemse aus Permakultur gibt es u. a. bei der SB-Warenhauskette real (t www.real.de/permakultur.html ) zu kaufen.

    Foto: lehmann natur, Meerbusch

    http://www.real.de/permakultur.html

  • Knack Punkt Februar 201716

    N e u e s a u s W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

    Nicht ohne weiteres ersetzbar

    Palml ein ambivalenter Rohstoff

    Bereits 2012 fragten wir im KnackPunkt (Heft 4, S. 9), warum Palml eigentlich so in der Kritik steht. Die Kritik ist geblieben, gendert hat sich seitdem nicht viel, denn Palml wird nach wie vor in groen Mengen bentigt.

    Der hohe l-Ertrag pro Flche, die niedrigen Produktionskosten und die besonderen Eigenschaften des Palmls es ist geschmacksneutral und bei Raumtemperatur fest ma-chen die lpalme so beliebt. Aller-dings nicht nur im Lebensmittelsek-tor. Palml wird zunehmend auch als Agrarkraftstoff eingesetzt. Die ersten Groplantagen etablierten sich Mit-te der 1970er Jahre, seitdem ist die Palmlproduktion rasant angestie-gen. Wurden 1990 weltweit etwas mehr als 10 Mio. Tonnen hergestellt, so waren es im Jahr 2015 bereits 61,2 Mio. Hauptanbaulnder sind Indo-nesien und Malaysia. 2015 landeten weltweit 72 % des Palmls in Lebens-mitteln, 16 % in Kraftstoffen, 8 % in der chemischen Industrie und 4 % in Tierfutter. Das Verhltnis sieht hierzu-lande deutlich anders aus: Deutsch-land verbrauchte 2015 1,04 Mio. Ton-nen Palml. 48 % davon entfallen auf Agrarkraftstoffe, 24 % auf die Lebens-mittelbranche (davon ein guter Teil in der Swarenindustrie), 14 % auf den Futtermittelsektor und 14 % auf die chemische Industrie.

    Palml wird von der deutschen Lebensmittelindustrie aufgrund sei-ner technologischen Eigenschaften und seines gnstigen Preises gerne verwendet trotz des wenig gnstigen ernhrungsphysiologischen Werts (40-47,5 % Palmitinsure, 36-44 %

    lsure) und der toxikolo-gischen Risiken z. B. durch 2-MCPD-, 3-MCPD- sowie Gly-cidyl-Fettsureester. Betrof-fen davon sind vor allem Margarinen, Backwaren, frittierte Produkte und ver-schiedene Snackartikel so-wie Suglingsmilchnahrung (s. KnackPunkt 5/2016, S. 17). Palml muss in der Zutatenliste eines Lebensmittels genannt wer-den (LMIV, Art. 18 bzw. Anhang VII, Teil A zur botanischen Herkunft von len).

    Daneben wurden in den letzten Jahren zunehmend kologische und soziale Folgen der Palmlproduk-tion (s. Kasten) diskutiert. oekom research untersuchte beispielhaft zwlf Unternehmen bzw. Zulieferer und stellte bei der Hlfte von ihnen schwere Verste in den Bereichen Umwelt oder Menschenrechte fest. Sowohl NGOs als auch die Ernh-rungsindustrie gehen weiterhin von einer steigenden Palmlnachfrage aus. Wie kann es also gelingen, den Anbau von lpalmen nachhaltiger zu gestalten?

    Nachhaltig anbauen oder durch heimische le ersetzen?Keine weitere Frucht kann mit den lertrgen der lpalme mithalten: 3,7 Tonnen Palml pro Hektar stehen 0,7 Tonnen bei Kokos- und Rapsl, 0,6 Tonnen bei Sonnenblumenl und 0,4 Tonnen bei Sojal gegenber. Um die gleichen Mengen l durch andere Pflanzen herzustellen, msste alsonoch viel mehr Flche in Anspruch genommen werden. Sowohl Lebens-mittelindustrie als auch WWF und

    G r e e n p e a c e sind sich einig, dass der Ersatz von Palml keine Lsung ist. Zudem kann Palml bei der Herstellung bestimm-ter Lebensmittel aufgrund seiner funktionellen Eigenschaften (z. B. Hit-

    zestabilitt und geringe Verderblich-keit) nicht durch andere Fette ersetzt werden. Hinzu kommt, dass Palml durch seine Fettsurezusammenset-zung relativ fest ist, also weniger ge-hrtet werden muss und so weniger Trans-Fettsuren entstehen als bei der Hrtung anderer le. Wenn denn nichtbeiderindustriellenRaffinationbesonders hohe Gehalte an wahr-scheinlich krebserregendem Glycidol entstehen knnten...

    Die Idee von Dr. Thomas Hilger, Universitt Hohenheim, ist es in-des, den Anbau der lpalme durch

    Folgen der Palmlproduktion

    Die kologischen Folgen der Palmlproduktion in groem Mastab reichen von der Brandrodung tropischer Regenwlder und dem damit einhergehenden Verlust an Biodiversitt, der Luftverschmutzung und der Verstrkung des Kli-mawandels ber den monokulturellen Anbau samt Einsatz von Kunstdnger und Pestiziden bis hin zur daraus resultierenden Verschlechterung der Bo-denfruchtbarkeit. Insbesondere wenn tropische Torfmoorwlder und andere kohlenstoffreiche Bden abgeholzt werden, gelangen enorme Mengen an CO2 in die Atmosphre. Unzumutbare Arbeitsbedingungen in den Anbaulndern sowie die Vertreibung der ansssigen Bevlkerung durch die Ausweitung von Plantagen kommen als soziale Folgen hinzu. Amnesty International und an-dereNGOsstelltensolcheMenschenrechtsverletzungenauchaufzertifizier-ten Plantagen fest.

    Angesichts der Mengenanteile er-scheint vor allem in Deutschland und der EU die Beimischung von Palml zu Bio-Kraftstoffen eine wichtige Stellschraube zu sein, um den Palmlverbrauch zu redu-zieren. Die Beimischungsquoten lieen den Palml-Anteil explo-dieren: Bestand das Bio-Diesel-Angebot 2010 nur aus 6 % Palml, waren es 2014 bereits 34 %. Das erscheint umso unsinniger, be-trachtet man dessen CO2-Fussab-druck. Die Organisation Transport & Environment zeigte auf, dass Palml im Vergleich zu fossilem Diesel-Kraftstoff dreimal so viel CO2 emittiert und fordert daher bis 2025 in der EU einen phasenwei-sen Ausstieg aus agrarbasierten Kraftstoffen.

  • Knack PunktFebruar 2017 17

    N e u e s a u s W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

    die Agrocomia-Palme zu ergnzen. Er hofft, dass diese durch zchteri-sche Weiterentwicklung in der Zukunft mglicherweise hnliche Ertrge und Eigenschaften aufweisen knnte. Im Gegensatz zur lpalme wchst die Ag-rocomia-Palme auch in subtropischen Regionen, wodurch der Druck auf den Regenwald abnehmen soll.

    Bleibt also aufgrund mangelnder Al-ternativen der Verzicht oder aber die Mglichkeit eines nachhaltigeren An-baus. Bestrebungen hierzu reichen bis 2004 zurck, als Palml-Produ-zenten, die Palml verarbeitende In-dustrie, Hersteller von Konsumgtern, Einzelhndler sowie Banken und In-vestoren und auch NGOs den Run-den Tisch fr nachhaltiges Palml (RSPO Roundtable on Sustainable Palm Oil) grndeten. Die inzwischen rund 3.000 Mitglieder mssen sich zu acht Prinzipien bekennen, um sich fr nachhaltige Palmlgewinnung zertifizieren zu lassen, darunter bei-

    spielsweise die verantwortungsvolle Erschlieung von neuen Anbaugebie-ten. 2016 waren weltweit 11,87 Mio. Tonnen Palml nach RSPO-Kriterien zertifiziert,was17%derGesamtmen-ge entspricht. Doch die RSPO-Zertifi-zierung steht unter Kritik. Nicht nur, dass die (rechtlich unverbindlichen) Kriterien oftmals nicht eingehalten

    werden, sie gelten auch als zu schwach. So drfen gesund-heitsschdliche Pestizide ver-sprht und kohlenstoffreiche

    Torfbden zu Palmlplantagen um-gewandelt werden.Reaktionen auf die Kritik sind beispielsweise der RSPO Next-Standard, der als freiwilliges add-on zustzliche Kriterien vorsieht. Eine weitere Initiative ist die 2013 gegrndete POIG (Palm Oil Innovation Group),

    die sich aus derzeit neun NGOs und sieben Unternehmen (da-

    runter Danone und Ferrero als bekannte Lebensmittelkonzerne)

    zusammensetzt, die sich ebenfalls zu weitergehenden Standards verpflich-ten. Allerdings bleibt das Spannungs-feld zwischen hohen Standards und deren Einhaltung einerseits und an-dererseits dem Bestreben, mglichst viele Unternehmen ins Boot zu holen, bestehen.

    Bezogen auf Lebensmittel kann fr den Verbraucher der Griff zu Bio-Pro-dukten eine Alternative sein, denn das Bio-Siegel garantiert immerhin kologische Anbaumethoden und den Verzicht auf Pflanzenschutzmit-tel und Kunstdnger, auch wenn die Bio-Verordnung den Verzicht auf Re-genwaldrodung nicht beinhaltet. An-sonsten bleibt nur der kritische Blick auf die Zutatenliste. (mil)

    Quellen: WWF (Hg.): Auf der lspur. Berechnungen zu einer palmlfreien Welt. WWF Deutschland, Berlin (2016) BVE Bundesvereinigung der Deutschen Ernhrungsindustrie (Hg.): FAKT: ist | Teil 5 Nachhaltiges Palml. Berlin (2016) Meo Carbon Solutions: Der Palmlmarkt in Deutschland im Jahr 2015. www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/20160927_Palmoel-in-Deutschland_Endbericht.pdf [abgerufen am 3.1.17] BDSI Bundesverband der Deutschen Swarenindustrie: Einsatz von nachhaltig erzeugtem Palml in Swaren. Die Position des BDSI kurz gefasst. www.bdsi.de/positionen-themen/nachhaltigkeit/palmoel/ [abgerufen am 03.01.2017] oekom research (Hg.): Corporate Responsibility Review 2016 Nachhaltigkeit in der Unternehmensfhrung Eine Bestandsaufnahme unter Bercksichtigung der UN Sustainable Development Goals. Mnchen (2016) Groe Zukunft fr die Agrocomia-Palme? Thomas Hilger im Gesprch mit Liane von Billerbeck am 09.09.2016. www.deutschlandradiokultur.de/klimawandel-grosse-zukunft-fuer-agrocomia-palme.1008.de.html?dram:article_id=365391 Transport & Environment: Cars and trucks burn almost half of palm oil used in Europe. www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_05_TE_EU_vegetable_oil_biodiesel_market_FINAL_0.pdf [abgerufen am 03.01.17] Transport & Environment (2016): Globiom: the basis for biofuel policy post-2020. www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_04_TE_Globiom_paper_FINAL_0.pdf [abgerufen am 03.01.17] Sekretariat fr das Forum Nachhaltiges Palml: Factsheet RSPO. www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/RSPO_factsheet.pdf [abgerufen am 03.01.17] Greenpeace (Hg.): Certifying Destruction Why consumer companies need to go beyond the RSPO to stop forest destruction. Amsterdam (2013) RSPO launches RSPO NEXT. www.rspo.org/news-and-events/news/rspo-introduces-advanced-addon-criteria-for-sustainable-palm-oil [abgerufen am 03.01.17] POIG Palm Oil Innovation Group http://poig.org/ [abgerufen am 03.01.17]

    Palml in deutschen Lebensmitteln und die Zertifizierungsvarianten

    Laut Bundesvereinigung der Deutschen Lebensmittelindustrie (BVE) waren 2015 in Deutschland bereits 79% des in Lebensmitteln eingesetz-ten Palmls als nachhaltig zertifiziert. EineRSPO-Zertifizierung bedeutetallerdingsnicht,dassdasverwendetePalmltatschlichauszertifiziertemAnbau stammt, da die meisten Unternehmen lediglich RSPO-Zertifikatekaufen. Irgendwo auf der Welt muss dann der Anteil an Palml, fr den Zer-tifikateerworbenwurden,RSPOzertifiziertangebautwerden,dieserlandetaber nicht im Produkt selbst. Solche Produkte drfen trotzdem das Green Palm-Siegel tragen. Das RSPO-Siegel Certified Sustainable Palm Oil RSPOhingegenmussgewhrleisten,dassdasPalmlvonderRaffineriebis zur Endverarbeitung nicht mit konventionellem Palml vermischt wor-den ist (sog. segregiertes System). Diese Variante der RSPO-ZertifizierungistfrdieHerstelleramaufwendigstenunddaheramseltenstenzufinden.

    Nachhaltigkeitsstudie der FH Mnster

    Derzeit untersuchen Studierende der Fachhochschule Mnster, Fachbereich Oe-cotrophologie Facility Management, wie umweltvertrglich die Produktion u. a. von Palml ist und unter welchen Bedingungen Menschen es verarbeiten. Sie nut-zen die vom Wuppertal Institut fr Klima, Umwelt, Energie entwickelte Metho-de der Hotspot-Analyse, die es ermglicht, kologische und soziale Problembereiche indergesamtenWertschpfungskettezuidentifizieren.DieErgebnissewerdenvor-aussichtlich im Sommer 2017 verffentlicht. KnackPunkt wird davon berichten. (AC)Quelle: Der Beigeschmack von len und Fetten. Pressemeldung der FH Mnster vom 03.02.17

    http://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/20160927_Palmoel-in-Deutschland_Endbericht.pdfhttp://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/20160927_Palmoel-in-Deutschland_Endbericht.pdfhttp://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/20160927_Palmoel-in-Deutschland_Endbericht.pdfhttp://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/20160927_Palmoel-in-Deutschland_Endbericht.pdfhttp://www.bdsi.de/positionen-themen/nachhaltigkeit/palmoel/http://www.bdsi.de/positionen-themen/nachhaltigkeit/palmoel/http://www.deutschlandradiokultur.de/klimawandel-grosse-zukunft-fuer-agrocomia-palme.1008.de.html?dram:article_id=365391http://www.deutschlandradiokultur.de/klimawandel-grosse-zukunft-fuer-agrocomia-palme.1008.de.html?dram:article_id=365391http://www.deutschlandradiokultur.de/klimawandel-grosse-zukunft-fuer-agrocomia-palme.1008.de.html?dram:article_id=365391http://www.deutschlandradiokultur.de/klimawandel-grosse-zukunft-fuer-agrocomia-palme.1008.de.html?dram:article_id=365391http://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_05_TE_EU_vegetable_oil_biodiesel_market_FINAL_0.pdfhttp://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_05_TE_EU_vegetable_oil_biodiesel_market_FINAL_0.pdfhttp://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_05_TE_EU_vegetable_oil_biodiesel_market_FINAL_0.pdfhttp://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_05_TE_EU_vegetable_oil_biodiesel_market_FINAL_0.pdfhttp://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_04_TE_Globiom_paper_FINAL_0.pdfhttp://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_04_TE_Globiom_paper_FINAL_0.pdfhttp://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2016_04_TE_Globiom_paper_FINAL_0.pdfhttp://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/RSPO_factsheet.pdfhttp://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/RSPO_factsheet.pdfhttp://www.forumpalmoel.org/fileadmin/user_uploads/Factsheets/RSPO_factsheet.pdfhttp://www.rspo.org/news-and-events/news/rspo-introduces-advanced-addon-criteria-for-sustainable-palm-oilhttp://www.rspo.org/news-and-events/news/rspo-introduces-advanced-addon-criteria-for-sustainable-palm-oilhttp://www.rspo.org/news-and-events/news/rspo-introduces-advanced-addon-criteria-for-sustainable-palm-oil

  • Knack Punkt Februar 201718

    B c h e r u n d M e d i e n

    M. Vasold

    Hunger, Rauchen, Ungeziefer

    Wie der Untertitel des Buches ver-rt, befasst sich der Autor mit verschiedenen sozialgeschichtlichen Aspekten des tglichen Lebens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert.

    Dabei widmet sich das Buch in drei von elf Kapiteln explizit dem Er-nhrungsstatus der Bevlkerung, in den brigen Kapiteln stehen andere Aspekte im Fokus, die jedoch teilwei-se direkt oder indirekt auch Bezug zur Ernhrung haben.

    So betrachtet der Autor die Ein-flussfaktoren auf Krpergre und-gewicht, Lebenserwartung, Sug-lingssterblichkeit, Fruchtbarkeit und Geburtenrate. Immer wieder stellt er die Frage nach Ursache und F