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YTIovprEIO llOAITI1:MOY KE ' E<I»OPEIA llPOI1:TOPIKQN KAI KAA1:IKQN APXAIOTHTQN E' EIIII:THMONIKH I:YNANTHI:H rIA THN EAAHNII:TIKH KEPAMIKH XPONOAOrlKA npOBAHMATA KAEII:TA I:YNOAA - EPrAI:THPIA nPAKTIKA EKL\01:H TOY TAMEIOY APXAIOAOrIKQN llOPQN KAI AI1AAAOTPIQ1:EQN A0HNA 2000

Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

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reliefbecher

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Page 1: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

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A0HNA 2000

Hellenistische Reliefkeramik aus Knidos1

Patricia Kogler

Wiihrend der amerikanischen Ausgrabungen in Knidos 1967 wurde im sudlichen Bereich der Nekro-pole eine umfangreiche Keramik-Schuttung entdeckt die den Berichten der damaligen Grabungsleiterin Iris C Love zufolge Massen von Scherben Megarischer Becher und einige Formschiisselfragmente ent-hielt- Aufgrund der Verbindung soleh groBer Mengen hellenistischer Reliefbecher mit der Nekropole wurde der Befund zunachst als Zeugnis fur Bankette und Libationen im Totenkult interpretiert In der Kampagne des folgenden Jahres wurde ein Schnitt durch diese Keramik-Schiittung gelegt wobei weitere Mengen hellenistischer Reliefkeramik zurn Vorschein kamen Darunter befanden sich wiederum Form-schusseln aber auch Fehlbrande die den Ausgrabern Grund zur Annahme eines in der Nahe befindli-chen Topferofens gaben Die zahlreichen Fragmente von Forrnschusseln die nach den Angaben von Love auch an anderen Stellen der Grabung aufgetaucht sein sollen wurden ohne eine nahrere Analyse als ein bedeutsamer Hinweis darauf gewertet daB Knidos eines der Zentren fur die Produktion Megari-scher Becher in Kleinasien gewesen sein musse

Die in den kurzen Vorberichten geiiuJ3erten Behauptungen blieben bis zum heutigen Tag ohne Beleg Das aus der siidlichen Nekropole stammende Material wurde bislang - abgesehen von den fliichtigen Zeichnungen einiger Gefafsprofile-- nicht publiziert gleiches trifft auf die angeblich in anderen Gebie-ten der Grabung entdeckten Relikte der Reliefkeramikherstellung zu

Obwohl Knidos durch diese und vergleichbare Andeutungen der Ausgraber als Produktionszentrurn nicht nur von Formschusselware sondern auch von anderen Keramikgattungen zum Gegenstand wissen-

I Die hier erstmals vorgelegte und besprochene hellenistische Relielkeramik aus Knidos ist ein Teil des Materials das ich im Rahmen meiner Dissertation laquoKnidische Feinkeramik yom spaten Hellenismus bis zur fruhen Kaiserzeitraquo behandJe Die zu die-serUntersuchungherangezogenenFundestammen ausschlieJ3lichaus den alteren amerik anischen Ausgrabungenvon Knidos die in den Jahren 1967 bis 1977von der Long Island University durchgefuhrtWillden

Dem jetzigen Leiter der Ausgrabungen R Ozgan (Universitat Konya) danke ich fur die freundliche Erlaubnis zur Bearbei-

tung dieser Funde und fur seine gro13ziigige Unterstiitzung meiner Arbeiten in Knidos und Bodrum O Alpozen dem Direktor des Museums fur Unterwasserarchaologie in 8odrum bin ich fur die Moglichkeit zu Studium und Dokumentation der dort auf-bewahrtenKeramikfundeaus Knidosebenfallssehrzu DankverpflichtetDie fur die Taf 95-98verwendetenFotografienwurden von M Sahin (Universitat Konya) angefertigt dem ich fur seine stete Hilfsbereitschaft sehr verbunden bin H Schulze (Univer-sitat Frankfurt) danke ich fur das Lesen des Manuskripts und seine Verbesserungsvorschlage Mein ganz besonderer Dank

gebuhrtG Hiibner die durch ihr unermiidliches Engagement meine TeiJnahme an diesem Kongress iiberhaupt erst errnoglicht hat Abbildungsnachweis Taf 95-97a Neg895126-13(Foto M Sabin) Taf 97b-98b Neg895811-14(Foto M Sabin) Taf

98c Neg K96216-17 (Foto U Mandel) Taf 98d Neg 896135 (Foto A Ribbeck) K96225 (Foto U Mandel)aile Aufnah-men Archiv des Knidos-Projektes Archaologisches Institut der J W Goethe-Universitat Frankfurt

Die im folgenden verwendeten Abkiirzungen entsprechen den Richtlinien fur Publikationen des Deutschen Archaologischen InstitutesAA1992743 ff sowie den in derArchaologischenJahresbibliographieaufgelistetenZeitschriflensigeln

2 IC Love TiirkAD 162 (1967) 139 157 Abb 44 45 dies TiirkAD 212 (1974) 86 Anm 7 diesAJA 72 (1968) 138 3 Dies TiirkAD 172 (1968) 127 f diesAJA 73 (1969) 218 4 Dies TiirkAD 162 (1967) 139 dies TiirkAD 212 (1974) 86 Anm 7 5 Dies TiirkAD 162 (1967) 157 Abb 44 45

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PATRICIA KOGLER

schaftlicher Diskussion wurde ist die Rolle die die Stadt tatsachlich fur die Keramikproduktion Kleinasiens

spielte aufgrund der Publikationslage noch weitestgehend unbekannt geblieben Das Material aus der Sud-nekropole das sich diesbezuglich als sehr aufschlul3reich erwiesen hat kann wesentlich dam beitragen die Bedeutung der knidischen Keramikherstellung im spaten Hellenismus zu beleuchten

Da zur Beurteilung des Fundkomplexes keine Aufzeichnungen etwa in Form von Grabungstagebu-chern zur Verfiigungstehen mul3die Untersuchungallein aufdennochvorhandenenKeramikfundenba-sieren die heute im Museum fur Unterwasserarchaologie in Bodrum aufbewahrt werden Neben einer grofreren Menge von Scherben Megarischer Becher befinden sich unter dem Fundmaterial insgesamt 23 Fragmentevon Formschusseln(Taf 95-97a) -eineAnzahl die nichtganzdenVorstellungenvon derMasse entspricht die man aufgrund der Schilderungen der Ausgraber erwarten wurde Ihre unerwartet geringe ZahlvermindertjedochkeineswegsihrenAussagewertin Bezugauf die lokalenProduktionsverhaltnisse

Das Material aus welchem die erhaltenen Fragmente hergestellt sind entspricht dem auch fur die lokale scheibengedrehte Feinkeramik typischen fe inen und aufserst hart gebrannten Ton dessen Ober-flache gewohnlich eine blasse rosabraune oder graue Farbe besitzt die in ebenso blasse Umbrabraun-oder Beigetone iibergehen kann Irn Bruch zeigt der Ton zumeist einen hellgrauen Kern bei rosabraunen

Randzonen Winzige schwarze Partikel und zahlreiche kleine weil3e Einschliisse sowie das Fehlen von Glimmerteilchen im Ton sind die Regel

Die 23 Formschiisselfragmente werden durch das Material zu einer homogenen Gruppe knidischer Produktion zusammengeschlossen Die aul3erdem zu beobachtende Wiederholung von Stempelabdriik-ken auf Fragmenten unterschiedlicher Formschiisseln als auch Megarischer Becher sowie die aufgrund der vielfaltigen Stempelkombinationen mogliche Verkettung der einzelnen Exemplare miteinander wei-

sen das vorliegende Material eindeutig als Produkt einer einzigen Werkstatt aus AIlein anhand der erhaltenen Formschiisselexemplare lassen sich iiber 40 verschiedene Einzelstempel nachweisen die die-

sem Atelier zur Produktion der Reliefkeramik zur Verfugung standen Aufgrund der Ubereinstimmung von Stempeln ist die Zuweisung eines beachtlichen Teils der bisher in Knidos gefundenen Scherben Megarischer Becher lokaler Produktion zu dieser Werkstattgruppe moglich Die Eros-Psyche-Gruppe eines der auffallendsten und prachtigsten Stempelmotive die den Boden eines der erhaltenen Form-

schiisselfragmente (Taf 96b) ziert begegnet auf der Unterseite eines Reliefbechers (Taf 97c) wieder Die schlankenAmphorendie aufderselbenFormschiisselwie auch aufeinemweiterenModel (Taf 95c) vorkommen finden sich als eines der beliebtesten Motive aufeiner ganzen Reihe von Becherfragmenten (Taf 9Th) Der Ful3 der hohen Rankengebilde mit denen zahlreiche Becher (Taf 9Th) und der Unter-korper einer Amphora (Taf 97d) dekoriert wurden ist auf einem der Formschiisselfragmente (Taf 96b)

erkennbarAuch das Akanthusblattdas aufzahlreichenFragmenten (Taf 9Th98a) auftaucht ist bereits durch eines der Modelfragmente (Taf 95c) bekannt Die Weinranke die ebenfalls auf einer Reihe von Bechern beobachtet werden kann (Taf 97c 98a) wird gleichfalls auf einer Formschiisselscherbe (Taf 95d) iiberliefert

Wie zahlreiche Gefafsscherben aber auch die Formschiisselfragmente (Taf 95b-c) belegen waren

aul3erdem Becher in Gestalt von Pinienzapfen und ahnlichen Gebilden Produkte der Siidnekropolen-Werkstatt Auch Megarische Becher mit Netzdekor sog Ful3ballbecher wurden in Knidos herge-

6 Die Formschiissel-und Reliefbecherfragmente aus der siidlichen Nekropole kamen wahrend der Grabungskampagne 1995

bei Aufraurnarbeiten in den Museumsdepotswiederzum Vorschein nachdem ihr Verbleiblange Zeit ungeklart war (M-HGates

AlA 101(1997) 282) 7 Aufser diesen Exemplaren sind lediglich eine weitere Gruppe von elf kJeinen stark verwitterten Formschiisselfragmenten

aus der nordlichenNekropoleund eine geringeAnz ahl einzelner Fundstucke bekannt

8 Vgl zBExemplare aus Delos Delos XXXI Nr 4054 Taf 39 Nr 4056 ua Taf 44 Nr 9312 Taf 51 Nr 4052 9682 Taf 73

Nr 4070 4125 9103 Taf 80

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HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNIDOS

stellt Fragmente solcher Becher befinden sich iiberwiegend unter den Funden aus dem Stadtgebiet Das Formenrepertoire der knidischen Reliefkeramikproduktion beschrankt sich jedoch nicht allein auf Becher sondern umfaBt aufserdem geschlossene Gefafse wie Kruge und Amphoren beidenen zumin-dest die Unterseite aus einer oft fur die Herstellung von Megarischen Bechern vorgesehenen Form-schiisselgenommenund miteinemgedrehtenStand ringversehenwurde(Taf 97d)9 DieZahl dererhal-tenen Unterseitenfragmente bezeugt daB die Produktion dieser Gefaflforrnen in Knidos von nicht gerin-gem Umfang gewesen sein wird

Die Reliefkeramik die auf diese Weise dem Topferatelier in der siidlichen Nekropole zugewiesen werden kann stammt in der Hauptsache aus dem gleichen Fundkomplex der auch die Forrnschiis-

I selfragmente enthielt Jedoch laBt sich auch ein grofser Teil der im Stadtgebiet gefundenen Megarischen I Becher aufgrund der Ubereinstirnmung von Stempelabdriicken eindeutig dieser Werkstatt anschlieBen Die zugeordneten Reliefbecherfragmente weisen etwa 40 weitere Einzelstempel auf die nicht auf den Formschiisseln vertreten sind und verdoppeln dadurch das Repertoire der Werkstatt Es bleibt diesbe-zuglich jedoch zu bemerken daf weder die Megarischen Becher aus der KeramikshySchiittung noch die Scherben von anderen Fundstellen im Gebiet der antiken Stadt bisher systematisch dokumentiert wer-den konnten und daher eine weit grofsere Menge Reliefbecher diesem Atelier angehort als die derzeit erfafite und ausgewertete Es ist anzunehmen daBdie SiidnekropolenshyWerkstatt uber eine wesentlich umfangreichere Serie an Stempeln zur Herstellung von Formschiisseln verfugte

Nicht nur die identischen Stempelabdriicke sondern auch gemeinsame Stilshy und Kompositionsmerk-male kennzeichnen die Pradukte dieser Werkstattgruppe und schliefsen sie zusammen Die Dekoration der Reliefbecher besteht grofstenteils aus ornamentalen und vegetabilen Elementen am haufigsten tre-ten Palmetten und palmettenartige Gebilde in zahlreichen Varianten auf Sie konnen als Einzelorna-mentzwischenandereMotive eingeschobensein (Taf 95c9Th 98a) aberauch mehroderwenigerdicht nebeneinandergesetztwerden so daB sie den Gefafskorpertapetenartig bedecken(Taf 96c 97c 98ashyb) Dieser ist in der Regel streng in friesartige Zonen unterteilt wobei als gliederndes Element gerne der Astragal verwendet wird (Tat 95ashybd 97a 98a) Die Randzone der Becher ist iiberwiegend durch Orna-mentbander dekoriert die gelegentlich auch mehrfach iibereinander gestaffelt werden konnen (Tat 95a-c 97ac 98a) darunter bleibt eine mehr oder weniger breite Zone die als Bildfeld dient Hier sind pflanzlicheund figiirliche Motive inlockeremWechselnebeneinandergereiht wobei versuchtwird eine gewisse Symmetrie im Bildaufbau einzuhalten (Taf 96ashyb 9Th 98b) Auffallend ist die Neigung zu grofsen Freiraurnen zwischen den einzelnen Figuren und Gegenstanden die in bezugloser Reihung nebeneinander gesetzt werden (Taf 96ashyb 97ashyb 98b) Die floralen Motive lassen einen organischen Aufbau bzw Zusammenhaltvermissen Sie sind wie alleiibrigen Einzelmotivestarkstilisiert und ver-einfacht teils abstrahiert dargesteJlt (Taf 95ac 96bshyc9Thshy98b) Sie unterscheidensich im Wesentlichen durch diese starke Vereinfachung der Einzelformen von den bekannten Reliefbechern aus den sog Ate-liers laquoIoniensshyan die sich dieSiidnekropolengruppesonstin vielerlei Hinsicht auffallend starkanlehnt sowohl einzelne Dekorelemente als auch die Gefafsgliederung betreffendshy Zitate attischer und perga-menischer Reliefkeramik lassen sich dagegen nur in wenigen Details und einzelnen Motiven erkennen So ist etwa das Motiv des springendenBockes deraufeinemderFormschiisselfragmenteauftaucht(Taf 97a) hinlanglich von Bechern attischer Werkstatten bekannt wo die Darstellung dieser Tiere die sich auf den Hinterlaufen stehend meist an einem Krateriskos und gelegentlich auch an einem anderen Objekt hinaufrecken sehr haufig anzutreffen ist Wahrend sich jedoch dort das Bewegungsmotiv der

9 Zur Form vgJein Exemplar aus Pergam on bei G HiibnerJd1 08 (1993) 337 Abb 10 10 Vgl das durch DezosXXXI vorgelegte Material Reliefbecher dieser Gruppc sind auch in Knidos haufig anzutreffen 11 Agora XXII Taf 18shy232730 3475shy79

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PATRICIA KOGLER

antithetisch angeordneten Boeke aus dem Kontext der sie einschliefsenden Darstellung sinnvoll erklart besitzt das im gleichen Bewegungsschema wiedergegebene Tier auf dem knidischen Gefaf shy urn beinahe 90 Grad vornuber gekippt alternierend mit uberdimensionalen Bienen in einem schmalen Figurenfries

untergebracht shyIediglich einen ornamentalshydekorativen Charakter Die beschriebenen Eigenheiten von Stil und Komposition kennzeichnen nicht nur die knidische Werk-

statt sondern sind ebenso von Bedeutung fur deren chronologische Einordnung Sie weisen der Sudne-kropolengruppe eine zeitliche Stellung im letzten Abschnitt der Entwicklungsgeschichte der Megari-schen Becher zu12

Wie das in Bodrum aufbewahrte Material zeigt enthielt die Kerarnik-Schuttung in der sudlichen Nekro-

pole aber keineswegs ausschliel3lich Fragmente von Formschusselware sondern aul3erdem eine grol3e

Menge der gewohnlichen scheibengedrehten Feinkeramik von einheitlich spathellenistischern Charak-ter die in den Grabungsberichten keine Erwahnung fand Zu den vertretenen Gefiil3formen gehoren Teller und Napfe der gangigen Typen sog KoanKnidian cups kleine Pyxiden Schalen und Schusseln diverser Formen zahlreiche Becher mit Kerbdekor (rouletting) k1eine Olpen Schopfbecher und -kellen einige Fischteller Skyphoi und Unguentarien sowie eine Anzahl Larnpenl Viele dieser Typen sind

unter den Fehlbranden vertreten Sollte es sich bei dieser Kerarnik-Schuttung tatsachlich urn den Abfall eines nahegelegenen Topferofens handeln worauf einiges hindeutet dann bedeuten diese Funde dal3 in dieser Werkstatt neben der scheibengedrehten Feinkeramik auch die Forrnschusselkeramik hergestellt wurde Eine Spezialisierung der Werkstatten aufbestimmte Waren oder Keramikgattungen wie es eine Massenproduktion Megarischer Becher moglicherweise erforderlich gemacht hatte fand demnach im

spathellenistischen Knidos nicht statt Dal3 die Produktion beider Keramikgattungen in Knidos eng zusammenhing deutet sich auch auf

andere Weise an Ein Teil der hellenistischen Teller und Trinkschalen ist wie vielerorts ublich im In-nern mit Sternpelabdrucken dekoriert Grolster Beliebtheit erfreute sich auch hierbei die Palmette die in zahlreichen Spielarten auftritt (Taf 98d) Ein speziell fur Knidos typisches Stempelmotiv ist die Lotus-blute die hier ebenfalls haufig anzutreffen ist Ungewohnlich sind dagegen die Abdrucke von Roset-

ten-Sternpeln vorallem jedoch von kleinen Krateriskos-Stempeln auf den Innenseiten scheibengedreh-ter Gefalse (Taf 98c)15 Diese Motive gehoren eigentlich zu den ublichen Verzierungselementen von Form-schusselkerarnik wo sie auch hinlanglich bekannt sind

Die uberzeugendsten Beispiele fur die Herkunft beider Keramikgattungen aus den gleichen Werk-

statten liefert allerdings das Material aus der Sudnekropole Einige der auf die Innenseite von Tellern

bzw Trinkschalen dieser Fundgruppe gestempelten Palmetten (Taf 98d) lassen sich sowohl aufden Form-

12 Untermauert wird diese Datierung durch das Auftreten yon Reliefbechern aus der Sudnekropolen-Werkstatt in einer

Reihe yon Fundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk der Stadt auf die im Folgenden noch naher eingegangen werden solI Sie ent-

halten einheitliches Material aus dem Zeitraum vorn letzten Viertel des 2Jhs vChr bis ins 2Viertel des lJhs YChrDaneben

legen auch die ebenfalls in der Keramik-Schuttung vertretenen scheibengedrehten Gefalse (s Text) deren Profile die nachsten Parallelen bei Gefafien dieser Fundgruppen finden eine Datierung des gesamten Sudnekropolen-Kornplexes in eben diesen Zeitraum nah

13 Vgl zu diesen Formen M Herfort-Koch - U Mandel-U Schadler (Hrsg) Hellenistische und kaiserzeitliche Keramik des

ostlichen Miuelmeergebietes 1996 Taf 20 1 2 5 211 3 4 22

14 Beispiele bei HS RobinsonAgora V Nr F31 Taf 1 Nr P6915 Taf 39 RTolle-KastenbeinDasKastroTigani Samos

XIV 1974 Abb 270 PM Kenrick Excavations at Sidi Khrebish Benghazi (Berenice) III 1 The Fine Pottery LibyoAnt Suppl V 198560 Nr 82 3-4 Abb 10 65 Nr X24-25 Abb 11 u Taf 2

J5 BeispieJe furRosetten aufden InnenseitenYonE3- oderTrinkgefaflensind unterden FundenausTarsusbekannts FF

Jones Tarsus I Nr 41 Taf 120 Nr 42 Taf 121 Nr 138 Taf 127 Nr C D Taf 128 ein weiteres Exemplar stammt aus Delos s

Delos XXVII 248 D54 Taf 43

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L

HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNlDOS

schusselfragmenten (Taf 95a) als auch auf den Scherben der Megarischen Becher (Taf 98b) vom glei-

chen Fundplatz belegen Eine Stempelung die im Dekorationsrepertoire spathellenistischer Teller bzw Trinkschalen ganz

besonders auffallt stellt eine aufwendig gestaltete rebenbehangene Weinranke dar (Taf 98d) Auch die-ses Motiv wiirde man eher auf Reliefgefafsen suchen Unter den Rankengebilden der knidischen helleni-stischen Forrnschusselware die wesentlich schlichter gestaltet sind (Taf 95d 97c 98a) findet sich aller-dings keine Entsprechung Die gleiche Weinranke taucht jedoch auf einer Forrnschussel wieder auf die zur Herstellung fruhkaiserzeitlicher Reliefskyphoi diente und aus einer geschlossenen Befundgruppe mit Material hauptsachlich der ersten Halfte des 1Jhs nChr starnrnt Auch weitere Forrnschusseln aus dem gleichen Fundkomplex und gleichzeitige Reliefgefabe lokaler Herstellung weisen noch von der spathellenistischen Forrnschusselkeramik bekannte Stempelmotive auf Dies belegt eine kontinuierliche und teilweise in hellenistischer Tradition stehende Tatigkeit der knidischen Werkstatten vom spaten Hel-len ismus bis in die fruhe Kaiserzeit

Kehren wir abschliel3end wieder zu der zentralen Fragestellung nach der Bedeutung der knidischen Reliefkeramikproduktion des spaten Hellenismus zuriick Durch den beschriebenen Fundkomplex aus der sudlichen Nekropole wird der Eindruck einer lebendigen und umfangreichen Produktion Megarischer Becher durch lokale Werkstatten vermittelt Der Befund bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach urn den Abfall aus einer Topferwerkstatt handelt ist aber in seiner Zusammensetzung aus Gefafsen die ausnahmslos lokaler Produktion entstammen fur knidische Keramikbefunde keineswegs reprasentativ Ein genaueres Bild von den Ausmal3en der knidischen Reliefkeramikherstellung kann nur durch eine Gegenuberstellung mit exportiertem Material und durch die Auswertung der Zusammensetzung von Befundgruppen gewonnen werden welche die fur Knidos typische Warenkombination aufweisen Dazu bietet sich besonders eine Anzahl sehr keramikreicher Befundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk im Zen-trum des Stadtgebietes an die wahrend der amerikanischen Grabungen der Jahre 1976 und 1977 entdeckt wurderi Das Material das auch zeitlich in den gleichen Rahmen einzuordnen ist wie das des Sudnekro-polenkomplexes setzt sich zum einen Teil aus feinem EI3- und Trinkgeschirr darunter auch importierten Gefalsen zusammen zum anderen Teil aus grober Kilchenkeramik wie etwa Kochtopfen Pfannen Kohlebecken und grofsen Vorratsamphoren Es scheint sich dabei urn die Reste von Kultrnahlern bzw nachtlichen Symposien zu handeln wie aus der grol3en Zahl der mitgefundenen knidischen Lampen und Stocklampen zu schliel3en ist Unter den Massen von Scherben befindet sich allerdings nur eine relativ geringe Menge von Fragmenten Megarischer Becher Urn eine Vorstellung von den Verhaltnisse zu ver-mitteln seien an dieser Stelle ein paar Zahlen genannt Die Schicht 2 von Grabungsschnitt 202 beinhaltete insgesamt 1391Stuck Keramik bei 811 davon handelt es sich urn Fragmente lokal hergestellter Feinkera-mik In derBefundgruppetraten 16ScherbenMegarischerBecherauf In den etwa gleich umfangreichen Schichten 3 und 4 von Schnitt 219 waren sieben bzw sechs Fragmente von Formschilsselkeramik enthal-

16 LC Love TiirkAD 212 (1974) 100 Abb 14 Love die diese Formschussel zusammen mil einem weiteren Exemplar (Love

aO 100 Abb 15) aus dem gleichen Fundkomplex in ihren Grabungsberichten veroffentlichte hielt die Stucke fur Model zur Her-stellung Megarischer Becher Die in die Forrnschusseln eingearbeiteten Vertiefungen fur Standringe sprechen jedoch eindeutig gegen diese Deutung Bei dem Fundkomplex aus dem dieses Stucke starnmen handelt es sich urn die Fullung einer Zisterne der sog Blocked Stoa dieFeinkeramikder friihen Kaiserzeit enthalt Love aO 85 L 100 Abb 14 15 dies AJA 77 (1973) 413 dies E Akurgal (Hrsg) The Proceedingsofthe Xth IntemationalCongress ofClassicalArchaeology 1978 1118 diesAlA 77 (1973) 183

17 Ahnliche Ruckgriffe auf hellenistische Forrnschusselware lassen sich auch bei der bleiglasierten Reliefkeramik Kleinasiens beobachten A Hochuli-Gysel Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 vChr bis 50 nChr) und ihre oberitalischen Nachah-mungenActa Bemensia VIr (1977) 143 f

18Ie Love AlA 81 (1977) 303 diesAlA 82 (1978) 324 ausfuhrlicher U Mandel in Herfort-Koch - Mandel-Schadler aO (Anm 13) 61 f S auch den Beitrag von U Mandel im vorliegenden Band 179ff

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PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

die Grenzen der Stadt und die nahere Umgebung hinaus gehabt zu haben Unter dem bekannten Material anderer Fundplatze sind knidische Reliefbecher bisher kaum anzutreffen Dies und die festzustellende starkeAnlehnungderknidischenReIiefkeramikan die Becher derAtelierslaquoIoniensshy scheintvielmehrzu bedeuten daB die Produktion Megarischer Becher durch knidische Werkstatten vorrangig zur Sicherung des lokalen Marktes betrieben wurde wie es ahnlich auch schon fur Milet beobachtet werden konnte

Aufgrund der geringen Menge Megarischer Becher in den knidischen Befundgruppen bleibt die Frage

welcher Stellenwert den Reliefbechern iiberhaupt innerhalb der knidischen Keramikproduktion zuzuspre-chen ist In Knidos taucht parallel zur Laufzeit der Megarischen Becher ein formgleicher GefaBtyp aufEr wird jedoch nicht aus der Formschiissel genommen sondern auf der Topferscheibe hergestellt Die Aufsen-seite dieser Becher die im iibrigen auch im Fundkomplex von der Sudnekropole in groBer Zahl auftreten

ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

der Unterschied in Schicht 3 und 4 von Schnitt 219 aus denen 63 bzw 50 Scherben von Bechern mit Kerb-dekor hervorkamen Sie stehen den Reliefbechern in einem Verhaltnis von 91 bzw 81 gegenuber- Mit

groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

beeinfluBte lokale Produktion den einheimischen ostlichen Traditionen verhaftet blieb

Patricia KoglerMA Archiiologisches Institut

der JW Goethe-Universitiit

D-60054 Frankfurt aMain

Deutschland

19Unterderbisher vonanderenFundplatzenpubliziertenhellenistischen Reliefkeramikkann lediglich einFragmentvon der

Athener Agora aufgrund seiner Stempelung unzweifelhaft einer knidischen Werkstatt zugewiesen werdenAgora XXII 88 Nr

373 Taf 66 87 Einige weitere Fragmente Megarischer Becher die aus der Produktion der Sudnekropolen-Werkstatt hervor-gingenwurdenmir durch den Kongrel3beitrag von V Pappa tiber einenFundkomplexvon Amorgosbekannt

W Milet V 1 139 f Auch dieImitation anderer auswart iger Gefiil3typen durch knidischeTopfer im spatenHellenismus weist auf diese Absicht hin

21 Exemplare aus Knidosabgebildet bei Herfort-Koch - Mand el -Schadler aOTaf 20 2 5 S aul3erde m Agora XXIX Nr

1583 a b Taf 124 zum Profil sPaphos III Abb 5 126 3-4

22 Bei Schnitt 219 wurden aufgrund der gewaltigen Scherbenmassen nur diejenigen Stucke gezahlt die zur weiteren Bearbei-tungaufbewahrtwurden DieserAnteil der Befundgruppenbetragt durchschnittlichzweiDrittel bisdrei Viertel des nochvorgefun -denen Materials Die Reliefkeramikfragmente wurden in der Regel aufgrund ihrer geringen Zahl und der Verzierungen vollzahlig

aufbewahrt wahrendbei den kerbdekoriertenBechemurspriinglich eine noch grolsere Menge vorhanden war Dadurchverschie-ben sich die Mengenverhaltnissenoch einmalzuungunstender Formschusselware Es ist auBerdem nicht bekannt ob und wieviele

von den Fundenbereitsdurch dieamerikanischenFundbearbeiteraussortiertwurden

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YTIoyprEIO nOAITIIMOY KE eセopeia npOIITOPIKQN KAI KAAIIKQN APXAIOTHTQN

E EIIIlTHMONIKH lYNANTHlH rIA THN EAAHNIlTIKH KEPAMIKH

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A0HNA 2000

m NAKAL 95 PATRICIA KOGLER

Fo rmschtisse lfragmente aus de r stid liche n Nckropole Mu seumBodrum

ITINAKAL9 6 PATRICIA KOGLER

Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

PATRICIA KOGLER nINAKAL 97

a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

IlINAKA2 98 PATRICIA KOGLER

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ashyb) Megari sche Becher aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum c) Gestempelte Scha lenfiiBe aus demStadtgeb iet Grabungsdepo t Knid os d) Gestempelte SchalenfiiBe aus St adtgeb iet und sudlicher

Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 2: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

Hellenistische Reliefkeramik aus Knidos1

Patricia Kogler

Wiihrend der amerikanischen Ausgrabungen in Knidos 1967 wurde im sudlichen Bereich der Nekro-pole eine umfangreiche Keramik-Schuttung entdeckt die den Berichten der damaligen Grabungsleiterin Iris C Love zufolge Massen von Scherben Megarischer Becher und einige Formschiisselfragmente ent-hielt- Aufgrund der Verbindung soleh groBer Mengen hellenistischer Reliefbecher mit der Nekropole wurde der Befund zunachst als Zeugnis fur Bankette und Libationen im Totenkult interpretiert In der Kampagne des folgenden Jahres wurde ein Schnitt durch diese Keramik-Schiittung gelegt wobei weitere Mengen hellenistischer Reliefkeramik zurn Vorschein kamen Darunter befanden sich wiederum Form-schusseln aber auch Fehlbrande die den Ausgrabern Grund zur Annahme eines in der Nahe befindli-chen Topferofens gaben Die zahlreichen Fragmente von Forrnschusseln die nach den Angaben von Love auch an anderen Stellen der Grabung aufgetaucht sein sollen wurden ohne eine nahrere Analyse als ein bedeutsamer Hinweis darauf gewertet daB Knidos eines der Zentren fur die Produktion Megari-scher Becher in Kleinasien gewesen sein musse

Die in den kurzen Vorberichten geiiuJ3erten Behauptungen blieben bis zum heutigen Tag ohne Beleg Das aus der siidlichen Nekropole stammende Material wurde bislang - abgesehen von den fliichtigen Zeichnungen einiger Gefafsprofile-- nicht publiziert gleiches trifft auf die angeblich in anderen Gebie-ten der Grabung entdeckten Relikte der Reliefkeramikherstellung zu

Obwohl Knidos durch diese und vergleichbare Andeutungen der Ausgraber als Produktionszentrurn nicht nur von Formschusselware sondern auch von anderen Keramikgattungen zum Gegenstand wissen-

I Die hier erstmals vorgelegte und besprochene hellenistische Relielkeramik aus Knidos ist ein Teil des Materials das ich im Rahmen meiner Dissertation laquoKnidische Feinkeramik yom spaten Hellenismus bis zur fruhen Kaiserzeitraquo behandJe Die zu die-serUntersuchungherangezogenenFundestammen ausschlieJ3lichaus den alteren amerik anischen Ausgrabungenvon Knidos die in den Jahren 1967 bis 1977von der Long Island University durchgefuhrtWillden

Dem jetzigen Leiter der Ausgrabungen R Ozgan (Universitat Konya) danke ich fur die freundliche Erlaubnis zur Bearbei-

tung dieser Funde und fur seine gro13ziigige Unterstiitzung meiner Arbeiten in Knidos und Bodrum O Alpozen dem Direktor des Museums fur Unterwasserarchaologie in 8odrum bin ich fur die Moglichkeit zu Studium und Dokumentation der dort auf-bewahrtenKeramikfundeaus Knidosebenfallssehrzu DankverpflichtetDie fur die Taf 95-98verwendetenFotografienwurden von M Sahin (Universitat Konya) angefertigt dem ich fur seine stete Hilfsbereitschaft sehr verbunden bin H Schulze (Univer-sitat Frankfurt) danke ich fur das Lesen des Manuskripts und seine Verbesserungsvorschlage Mein ganz besonderer Dank

gebuhrtG Hiibner die durch ihr unermiidliches Engagement meine TeiJnahme an diesem Kongress iiberhaupt erst errnoglicht hat Abbildungsnachweis Taf 95-97a Neg895126-13(Foto M Sabin) Taf 97b-98b Neg895811-14(Foto M Sabin) Taf

98c Neg K96216-17 (Foto U Mandel) Taf 98d Neg 896135 (Foto A Ribbeck) K96225 (Foto U Mandel)aile Aufnah-men Archiv des Knidos-Projektes Archaologisches Institut der J W Goethe-Universitat Frankfurt

Die im folgenden verwendeten Abkiirzungen entsprechen den Richtlinien fur Publikationen des Deutschen Archaologischen InstitutesAA1992743 ff sowie den in derArchaologischenJahresbibliographieaufgelistetenZeitschriflensigeln

2 IC Love TiirkAD 162 (1967) 139 157 Abb 44 45 dies TiirkAD 212 (1974) 86 Anm 7 diesAJA 72 (1968) 138 3 Dies TiirkAD 172 (1968) 127 f diesAJA 73 (1969) 218 4 Dies TiirkAD 162 (1967) 139 dies TiirkAD 212 (1974) 86 Anm 7 5 Dies TiirkAD 162 (1967) 157 Abb 44 45

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PATRICIA KOGLER

schaftlicher Diskussion wurde ist die Rolle die die Stadt tatsachlich fur die Keramikproduktion Kleinasiens

spielte aufgrund der Publikationslage noch weitestgehend unbekannt geblieben Das Material aus der Sud-nekropole das sich diesbezuglich als sehr aufschlul3reich erwiesen hat kann wesentlich dam beitragen die Bedeutung der knidischen Keramikherstellung im spaten Hellenismus zu beleuchten

Da zur Beurteilung des Fundkomplexes keine Aufzeichnungen etwa in Form von Grabungstagebu-chern zur Verfiigungstehen mul3die Untersuchungallein aufdennochvorhandenenKeramikfundenba-sieren die heute im Museum fur Unterwasserarchaologie in Bodrum aufbewahrt werden Neben einer grofreren Menge von Scherben Megarischer Becher befinden sich unter dem Fundmaterial insgesamt 23 Fragmentevon Formschusseln(Taf 95-97a) -eineAnzahl die nichtganzdenVorstellungenvon derMasse entspricht die man aufgrund der Schilderungen der Ausgraber erwarten wurde Ihre unerwartet geringe ZahlvermindertjedochkeineswegsihrenAussagewertin Bezugauf die lokalenProduktionsverhaltnisse

Das Material aus welchem die erhaltenen Fragmente hergestellt sind entspricht dem auch fur die lokale scheibengedrehte Feinkeramik typischen fe inen und aufserst hart gebrannten Ton dessen Ober-flache gewohnlich eine blasse rosabraune oder graue Farbe besitzt die in ebenso blasse Umbrabraun-oder Beigetone iibergehen kann Irn Bruch zeigt der Ton zumeist einen hellgrauen Kern bei rosabraunen

Randzonen Winzige schwarze Partikel und zahlreiche kleine weil3e Einschliisse sowie das Fehlen von Glimmerteilchen im Ton sind die Regel

Die 23 Formschiisselfragmente werden durch das Material zu einer homogenen Gruppe knidischer Produktion zusammengeschlossen Die aul3erdem zu beobachtende Wiederholung von Stempelabdriik-ken auf Fragmenten unterschiedlicher Formschiisseln als auch Megarischer Becher sowie die aufgrund der vielfaltigen Stempelkombinationen mogliche Verkettung der einzelnen Exemplare miteinander wei-

sen das vorliegende Material eindeutig als Produkt einer einzigen Werkstatt aus AIlein anhand der erhaltenen Formschiisselexemplare lassen sich iiber 40 verschiedene Einzelstempel nachweisen die die-

sem Atelier zur Produktion der Reliefkeramik zur Verfugung standen Aufgrund der Ubereinstimmung von Stempeln ist die Zuweisung eines beachtlichen Teils der bisher in Knidos gefundenen Scherben Megarischer Becher lokaler Produktion zu dieser Werkstattgruppe moglich Die Eros-Psyche-Gruppe eines der auffallendsten und prachtigsten Stempelmotive die den Boden eines der erhaltenen Form-

schiisselfragmente (Taf 96b) ziert begegnet auf der Unterseite eines Reliefbechers (Taf 97c) wieder Die schlankenAmphorendie aufderselbenFormschiisselwie auch aufeinemweiterenModel (Taf 95c) vorkommen finden sich als eines der beliebtesten Motive aufeiner ganzen Reihe von Becherfragmenten (Taf 9Th) Der Ful3 der hohen Rankengebilde mit denen zahlreiche Becher (Taf 9Th) und der Unter-korper einer Amphora (Taf 97d) dekoriert wurden ist auf einem der Formschiisselfragmente (Taf 96b)

erkennbarAuch das Akanthusblattdas aufzahlreichenFragmenten (Taf 9Th98a) auftaucht ist bereits durch eines der Modelfragmente (Taf 95c) bekannt Die Weinranke die ebenfalls auf einer Reihe von Bechern beobachtet werden kann (Taf 97c 98a) wird gleichfalls auf einer Formschiisselscherbe (Taf 95d) iiberliefert

Wie zahlreiche Gefafsscherben aber auch die Formschiisselfragmente (Taf 95b-c) belegen waren

aul3erdem Becher in Gestalt von Pinienzapfen und ahnlichen Gebilden Produkte der Siidnekropolen-Werkstatt Auch Megarische Becher mit Netzdekor sog Ful3ballbecher wurden in Knidos herge-

6 Die Formschiissel-und Reliefbecherfragmente aus der siidlichen Nekropole kamen wahrend der Grabungskampagne 1995

bei Aufraurnarbeiten in den Museumsdepotswiederzum Vorschein nachdem ihr Verbleiblange Zeit ungeklart war (M-HGates

AlA 101(1997) 282) 7 Aufser diesen Exemplaren sind lediglich eine weitere Gruppe von elf kJeinen stark verwitterten Formschiisselfragmenten

aus der nordlichenNekropoleund eine geringeAnz ahl einzelner Fundstucke bekannt

8 Vgl zBExemplare aus Delos Delos XXXI Nr 4054 Taf 39 Nr 4056 ua Taf 44 Nr 9312 Taf 51 Nr 4052 9682 Taf 73

Nr 4070 4125 9103 Taf 80

190

HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNIDOS

stellt Fragmente solcher Becher befinden sich iiberwiegend unter den Funden aus dem Stadtgebiet Das Formenrepertoire der knidischen Reliefkeramikproduktion beschrankt sich jedoch nicht allein auf Becher sondern umfaBt aufserdem geschlossene Gefafse wie Kruge und Amphoren beidenen zumin-dest die Unterseite aus einer oft fur die Herstellung von Megarischen Bechern vorgesehenen Form-schiisselgenommenund miteinemgedrehtenStand ringversehenwurde(Taf 97d)9 DieZahl dererhal-tenen Unterseitenfragmente bezeugt daB die Produktion dieser Gefaflforrnen in Knidos von nicht gerin-gem Umfang gewesen sein wird

Die Reliefkeramik die auf diese Weise dem Topferatelier in der siidlichen Nekropole zugewiesen werden kann stammt in der Hauptsache aus dem gleichen Fundkomplex der auch die Forrnschiis-

I selfragmente enthielt Jedoch laBt sich auch ein grofser Teil der im Stadtgebiet gefundenen Megarischen I Becher aufgrund der Ubereinstirnmung von Stempelabdriicken eindeutig dieser Werkstatt anschlieBen Die zugeordneten Reliefbecherfragmente weisen etwa 40 weitere Einzelstempel auf die nicht auf den Formschiisseln vertreten sind und verdoppeln dadurch das Repertoire der Werkstatt Es bleibt diesbe-zuglich jedoch zu bemerken daf weder die Megarischen Becher aus der KeramikshySchiittung noch die Scherben von anderen Fundstellen im Gebiet der antiken Stadt bisher systematisch dokumentiert wer-den konnten und daher eine weit grofsere Menge Reliefbecher diesem Atelier angehort als die derzeit erfafite und ausgewertete Es ist anzunehmen daBdie SiidnekropolenshyWerkstatt uber eine wesentlich umfangreichere Serie an Stempeln zur Herstellung von Formschiisseln verfugte

Nicht nur die identischen Stempelabdriicke sondern auch gemeinsame Stilshy und Kompositionsmerk-male kennzeichnen die Pradukte dieser Werkstattgruppe und schliefsen sie zusammen Die Dekoration der Reliefbecher besteht grofstenteils aus ornamentalen und vegetabilen Elementen am haufigsten tre-ten Palmetten und palmettenartige Gebilde in zahlreichen Varianten auf Sie konnen als Einzelorna-mentzwischenandereMotive eingeschobensein (Taf 95c9Th 98a) aberauch mehroderwenigerdicht nebeneinandergesetztwerden so daB sie den Gefafskorpertapetenartig bedecken(Taf 96c 97c 98ashyb) Dieser ist in der Regel streng in friesartige Zonen unterteilt wobei als gliederndes Element gerne der Astragal verwendet wird (Tat 95ashybd 97a 98a) Die Randzone der Becher ist iiberwiegend durch Orna-mentbander dekoriert die gelegentlich auch mehrfach iibereinander gestaffelt werden konnen (Tat 95a-c 97ac 98a) darunter bleibt eine mehr oder weniger breite Zone die als Bildfeld dient Hier sind pflanzlicheund figiirliche Motive inlockeremWechselnebeneinandergereiht wobei versuchtwird eine gewisse Symmetrie im Bildaufbau einzuhalten (Taf 96ashyb 9Th 98b) Auffallend ist die Neigung zu grofsen Freiraurnen zwischen den einzelnen Figuren und Gegenstanden die in bezugloser Reihung nebeneinander gesetzt werden (Taf 96ashyb 97ashyb 98b) Die floralen Motive lassen einen organischen Aufbau bzw Zusammenhaltvermissen Sie sind wie alleiibrigen Einzelmotivestarkstilisiert und ver-einfacht teils abstrahiert dargesteJlt (Taf 95ac 96bshyc9Thshy98b) Sie unterscheidensich im Wesentlichen durch diese starke Vereinfachung der Einzelformen von den bekannten Reliefbechern aus den sog Ate-liers laquoIoniensshyan die sich dieSiidnekropolengruppesonstin vielerlei Hinsicht auffallend starkanlehnt sowohl einzelne Dekorelemente als auch die Gefafsgliederung betreffendshy Zitate attischer und perga-menischer Reliefkeramik lassen sich dagegen nur in wenigen Details und einzelnen Motiven erkennen So ist etwa das Motiv des springendenBockes deraufeinemderFormschiisselfragmenteauftaucht(Taf 97a) hinlanglich von Bechern attischer Werkstatten bekannt wo die Darstellung dieser Tiere die sich auf den Hinterlaufen stehend meist an einem Krateriskos und gelegentlich auch an einem anderen Objekt hinaufrecken sehr haufig anzutreffen ist Wahrend sich jedoch dort das Bewegungsmotiv der

9 Zur Form vgJein Exemplar aus Pergam on bei G HiibnerJd1 08 (1993) 337 Abb 10 10 Vgl das durch DezosXXXI vorgelegte Material Reliefbecher dieser Gruppc sind auch in Knidos haufig anzutreffen 11 Agora XXII Taf 18shy232730 3475shy79

191

PATRICIA KOGLER

antithetisch angeordneten Boeke aus dem Kontext der sie einschliefsenden Darstellung sinnvoll erklart besitzt das im gleichen Bewegungsschema wiedergegebene Tier auf dem knidischen Gefaf shy urn beinahe 90 Grad vornuber gekippt alternierend mit uberdimensionalen Bienen in einem schmalen Figurenfries

untergebracht shyIediglich einen ornamentalshydekorativen Charakter Die beschriebenen Eigenheiten von Stil und Komposition kennzeichnen nicht nur die knidische Werk-

statt sondern sind ebenso von Bedeutung fur deren chronologische Einordnung Sie weisen der Sudne-kropolengruppe eine zeitliche Stellung im letzten Abschnitt der Entwicklungsgeschichte der Megari-schen Becher zu12

Wie das in Bodrum aufbewahrte Material zeigt enthielt die Kerarnik-Schuttung in der sudlichen Nekro-

pole aber keineswegs ausschliel3lich Fragmente von Formschusselware sondern aul3erdem eine grol3e

Menge der gewohnlichen scheibengedrehten Feinkeramik von einheitlich spathellenistischern Charak-ter die in den Grabungsberichten keine Erwahnung fand Zu den vertretenen Gefiil3formen gehoren Teller und Napfe der gangigen Typen sog KoanKnidian cups kleine Pyxiden Schalen und Schusseln diverser Formen zahlreiche Becher mit Kerbdekor (rouletting) k1eine Olpen Schopfbecher und -kellen einige Fischteller Skyphoi und Unguentarien sowie eine Anzahl Larnpenl Viele dieser Typen sind

unter den Fehlbranden vertreten Sollte es sich bei dieser Kerarnik-Schuttung tatsachlich urn den Abfall eines nahegelegenen Topferofens handeln worauf einiges hindeutet dann bedeuten diese Funde dal3 in dieser Werkstatt neben der scheibengedrehten Feinkeramik auch die Forrnschusselkeramik hergestellt wurde Eine Spezialisierung der Werkstatten aufbestimmte Waren oder Keramikgattungen wie es eine Massenproduktion Megarischer Becher moglicherweise erforderlich gemacht hatte fand demnach im

spathellenistischen Knidos nicht statt Dal3 die Produktion beider Keramikgattungen in Knidos eng zusammenhing deutet sich auch auf

andere Weise an Ein Teil der hellenistischen Teller und Trinkschalen ist wie vielerorts ublich im In-nern mit Sternpelabdrucken dekoriert Grolster Beliebtheit erfreute sich auch hierbei die Palmette die in zahlreichen Spielarten auftritt (Taf 98d) Ein speziell fur Knidos typisches Stempelmotiv ist die Lotus-blute die hier ebenfalls haufig anzutreffen ist Ungewohnlich sind dagegen die Abdrucke von Roset-

ten-Sternpeln vorallem jedoch von kleinen Krateriskos-Stempeln auf den Innenseiten scheibengedreh-ter Gefalse (Taf 98c)15 Diese Motive gehoren eigentlich zu den ublichen Verzierungselementen von Form-schusselkerarnik wo sie auch hinlanglich bekannt sind

Die uberzeugendsten Beispiele fur die Herkunft beider Keramikgattungen aus den gleichen Werk-

statten liefert allerdings das Material aus der Sudnekropole Einige der auf die Innenseite von Tellern

bzw Trinkschalen dieser Fundgruppe gestempelten Palmetten (Taf 98d) lassen sich sowohl aufden Form-

12 Untermauert wird diese Datierung durch das Auftreten yon Reliefbechern aus der Sudnekropolen-Werkstatt in einer

Reihe yon Fundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk der Stadt auf die im Folgenden noch naher eingegangen werden solI Sie ent-

halten einheitliches Material aus dem Zeitraum vorn letzten Viertel des 2Jhs vChr bis ins 2Viertel des lJhs YChrDaneben

legen auch die ebenfalls in der Keramik-Schuttung vertretenen scheibengedrehten Gefalse (s Text) deren Profile die nachsten Parallelen bei Gefafien dieser Fundgruppen finden eine Datierung des gesamten Sudnekropolen-Kornplexes in eben diesen Zeitraum nah

13 Vgl zu diesen Formen M Herfort-Koch - U Mandel-U Schadler (Hrsg) Hellenistische und kaiserzeitliche Keramik des

ostlichen Miuelmeergebietes 1996 Taf 20 1 2 5 211 3 4 22

14 Beispiele bei HS RobinsonAgora V Nr F31 Taf 1 Nr P6915 Taf 39 RTolle-KastenbeinDasKastroTigani Samos

XIV 1974 Abb 270 PM Kenrick Excavations at Sidi Khrebish Benghazi (Berenice) III 1 The Fine Pottery LibyoAnt Suppl V 198560 Nr 82 3-4 Abb 10 65 Nr X24-25 Abb 11 u Taf 2

J5 BeispieJe furRosetten aufden InnenseitenYonE3- oderTrinkgefaflensind unterden FundenausTarsusbekannts FF

Jones Tarsus I Nr 41 Taf 120 Nr 42 Taf 121 Nr 138 Taf 127 Nr C D Taf 128 ein weiteres Exemplar stammt aus Delos s

Delos XXVII 248 D54 Taf 43

192

L

HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNlDOS

schusselfragmenten (Taf 95a) als auch auf den Scherben der Megarischen Becher (Taf 98b) vom glei-

chen Fundplatz belegen Eine Stempelung die im Dekorationsrepertoire spathellenistischer Teller bzw Trinkschalen ganz

besonders auffallt stellt eine aufwendig gestaltete rebenbehangene Weinranke dar (Taf 98d) Auch die-ses Motiv wiirde man eher auf Reliefgefafsen suchen Unter den Rankengebilden der knidischen helleni-stischen Forrnschusselware die wesentlich schlichter gestaltet sind (Taf 95d 97c 98a) findet sich aller-dings keine Entsprechung Die gleiche Weinranke taucht jedoch auf einer Forrnschussel wieder auf die zur Herstellung fruhkaiserzeitlicher Reliefskyphoi diente und aus einer geschlossenen Befundgruppe mit Material hauptsachlich der ersten Halfte des 1Jhs nChr starnrnt Auch weitere Forrnschusseln aus dem gleichen Fundkomplex und gleichzeitige Reliefgefabe lokaler Herstellung weisen noch von der spathellenistischen Forrnschusselkeramik bekannte Stempelmotive auf Dies belegt eine kontinuierliche und teilweise in hellenistischer Tradition stehende Tatigkeit der knidischen Werkstatten vom spaten Hel-len ismus bis in die fruhe Kaiserzeit

Kehren wir abschliel3end wieder zu der zentralen Fragestellung nach der Bedeutung der knidischen Reliefkeramikproduktion des spaten Hellenismus zuriick Durch den beschriebenen Fundkomplex aus der sudlichen Nekropole wird der Eindruck einer lebendigen und umfangreichen Produktion Megarischer Becher durch lokale Werkstatten vermittelt Der Befund bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach urn den Abfall aus einer Topferwerkstatt handelt ist aber in seiner Zusammensetzung aus Gefafsen die ausnahmslos lokaler Produktion entstammen fur knidische Keramikbefunde keineswegs reprasentativ Ein genaueres Bild von den Ausmal3en der knidischen Reliefkeramikherstellung kann nur durch eine Gegenuberstellung mit exportiertem Material und durch die Auswertung der Zusammensetzung von Befundgruppen gewonnen werden welche die fur Knidos typische Warenkombination aufweisen Dazu bietet sich besonders eine Anzahl sehr keramikreicher Befundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk im Zen-trum des Stadtgebietes an die wahrend der amerikanischen Grabungen der Jahre 1976 und 1977 entdeckt wurderi Das Material das auch zeitlich in den gleichen Rahmen einzuordnen ist wie das des Sudnekro-polenkomplexes setzt sich zum einen Teil aus feinem EI3- und Trinkgeschirr darunter auch importierten Gefalsen zusammen zum anderen Teil aus grober Kilchenkeramik wie etwa Kochtopfen Pfannen Kohlebecken und grofsen Vorratsamphoren Es scheint sich dabei urn die Reste von Kultrnahlern bzw nachtlichen Symposien zu handeln wie aus der grol3en Zahl der mitgefundenen knidischen Lampen und Stocklampen zu schliel3en ist Unter den Massen von Scherben befindet sich allerdings nur eine relativ geringe Menge von Fragmenten Megarischer Becher Urn eine Vorstellung von den Verhaltnisse zu ver-mitteln seien an dieser Stelle ein paar Zahlen genannt Die Schicht 2 von Grabungsschnitt 202 beinhaltete insgesamt 1391Stuck Keramik bei 811 davon handelt es sich urn Fragmente lokal hergestellter Feinkera-mik In derBefundgruppetraten 16ScherbenMegarischerBecherauf In den etwa gleich umfangreichen Schichten 3 und 4 von Schnitt 219 waren sieben bzw sechs Fragmente von Formschilsselkeramik enthal-

16 LC Love TiirkAD 212 (1974) 100 Abb 14 Love die diese Formschussel zusammen mil einem weiteren Exemplar (Love

aO 100 Abb 15) aus dem gleichen Fundkomplex in ihren Grabungsberichten veroffentlichte hielt die Stucke fur Model zur Her-stellung Megarischer Becher Die in die Forrnschusseln eingearbeiteten Vertiefungen fur Standringe sprechen jedoch eindeutig gegen diese Deutung Bei dem Fundkomplex aus dem dieses Stucke starnmen handelt es sich urn die Fullung einer Zisterne der sog Blocked Stoa dieFeinkeramikder friihen Kaiserzeit enthalt Love aO 85 L 100 Abb 14 15 dies AJA 77 (1973) 413 dies E Akurgal (Hrsg) The Proceedingsofthe Xth IntemationalCongress ofClassicalArchaeology 1978 1118 diesAlA 77 (1973) 183

17 Ahnliche Ruckgriffe auf hellenistische Forrnschusselware lassen sich auch bei der bleiglasierten Reliefkeramik Kleinasiens beobachten A Hochuli-Gysel Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 vChr bis 50 nChr) und ihre oberitalischen Nachah-mungenActa Bemensia VIr (1977) 143 f

18Ie Love AlA 81 (1977) 303 diesAlA 82 (1978) 324 ausfuhrlicher U Mandel in Herfort-Koch - Mandel-Schadler aO (Anm 13) 61 f S auch den Beitrag von U Mandel im vorliegenden Band 179ff

193

PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

die Grenzen der Stadt und die nahere Umgebung hinaus gehabt zu haben Unter dem bekannten Material anderer Fundplatze sind knidische Reliefbecher bisher kaum anzutreffen Dies und die festzustellende starkeAnlehnungderknidischenReIiefkeramikan die Becher derAtelierslaquoIoniensshy scheintvielmehrzu bedeuten daB die Produktion Megarischer Becher durch knidische Werkstatten vorrangig zur Sicherung des lokalen Marktes betrieben wurde wie es ahnlich auch schon fur Milet beobachtet werden konnte

Aufgrund der geringen Menge Megarischer Becher in den knidischen Befundgruppen bleibt die Frage

welcher Stellenwert den Reliefbechern iiberhaupt innerhalb der knidischen Keramikproduktion zuzuspre-chen ist In Knidos taucht parallel zur Laufzeit der Megarischen Becher ein formgleicher GefaBtyp aufEr wird jedoch nicht aus der Formschiissel genommen sondern auf der Topferscheibe hergestellt Die Aufsen-seite dieser Becher die im iibrigen auch im Fundkomplex von der Sudnekropole in groBer Zahl auftreten

ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

der Unterschied in Schicht 3 und 4 von Schnitt 219 aus denen 63 bzw 50 Scherben von Bechern mit Kerb-dekor hervorkamen Sie stehen den Reliefbechern in einem Verhaltnis von 91 bzw 81 gegenuber- Mit

groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

beeinfluBte lokale Produktion den einheimischen ostlichen Traditionen verhaftet blieb

Patricia KoglerMA Archiiologisches Institut

der JW Goethe-Universitiit

D-60054 Frankfurt aMain

Deutschland

19Unterderbisher vonanderenFundplatzenpubliziertenhellenistischen Reliefkeramikkann lediglich einFragmentvon der

Athener Agora aufgrund seiner Stempelung unzweifelhaft einer knidischen Werkstatt zugewiesen werdenAgora XXII 88 Nr

373 Taf 66 87 Einige weitere Fragmente Megarischer Becher die aus der Produktion der Sudnekropolen-Werkstatt hervor-gingenwurdenmir durch den Kongrel3beitrag von V Pappa tiber einenFundkomplexvon Amorgosbekannt

W Milet V 1 139 f Auch dieImitation anderer auswart iger Gefiil3typen durch knidischeTopfer im spatenHellenismus weist auf diese Absicht hin

21 Exemplare aus Knidosabgebildet bei Herfort-Koch - Mand el -Schadler aOTaf 20 2 5 S aul3erde m Agora XXIX Nr

1583 a b Taf 124 zum Profil sPaphos III Abb 5 126 3-4

22 Bei Schnitt 219 wurden aufgrund der gewaltigen Scherbenmassen nur diejenigen Stucke gezahlt die zur weiteren Bearbei-tungaufbewahrtwurden DieserAnteil der Befundgruppenbetragt durchschnittlichzweiDrittel bisdrei Viertel des nochvorgefun -denen Materials Die Reliefkeramikfragmente wurden in der Regel aufgrund ihrer geringen Zahl und der Verzierungen vollzahlig

aufbewahrt wahrendbei den kerbdekoriertenBechemurspriinglich eine noch grolsere Menge vorhanden war Dadurchverschie-ben sich die Mengenverhaltnissenoch einmalzuungunstender Formschusselware Es ist auBerdem nicht bekannt ob und wieviele

von den Fundenbereitsdurch dieamerikanischenFundbearbeiteraussortiertwurden

194

YTIoyprEIO nOAITIIMOY KE eセopeia npOIITOPIKQN KAI KAAIIKQN APXAIOTHTQN

E EIIIlTHMONIKH lYNANTHlH rIA THN EAAHNIlTIKH KEPAMIKH

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EKAOIH TOY TAMEIOY APXAIOAOrIKQN nOPQN KAI AIlAAAOTPIQIEQN

A0HNA 2000

m NAKAL 95 PATRICIA KOGLER

Fo rmschtisse lfragmente aus de r stid liche n Nckropole Mu seumBodrum

ITINAKAL9 6 PATRICIA KOGLER

Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

PATRICIA KOGLER nINAKAL 97

a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

IlINAKA2 98 PATRICIA KOGLER

bull セ j _ J Jbullbullbullセ Z fgtt ja セ G[G Gl セ N

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ashyb) Megari sche Becher aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum c) Gestempelte Scha lenfiiBe aus demStadtgeb iet Grabungsdepo t Knid os d) Gestempelte SchalenfiiBe aus St adtgeb iet und sudlicher

Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 3: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

PATRICIA KOGLER

schaftlicher Diskussion wurde ist die Rolle die die Stadt tatsachlich fur die Keramikproduktion Kleinasiens

spielte aufgrund der Publikationslage noch weitestgehend unbekannt geblieben Das Material aus der Sud-nekropole das sich diesbezuglich als sehr aufschlul3reich erwiesen hat kann wesentlich dam beitragen die Bedeutung der knidischen Keramikherstellung im spaten Hellenismus zu beleuchten

Da zur Beurteilung des Fundkomplexes keine Aufzeichnungen etwa in Form von Grabungstagebu-chern zur Verfiigungstehen mul3die Untersuchungallein aufdennochvorhandenenKeramikfundenba-sieren die heute im Museum fur Unterwasserarchaologie in Bodrum aufbewahrt werden Neben einer grofreren Menge von Scherben Megarischer Becher befinden sich unter dem Fundmaterial insgesamt 23 Fragmentevon Formschusseln(Taf 95-97a) -eineAnzahl die nichtganzdenVorstellungenvon derMasse entspricht die man aufgrund der Schilderungen der Ausgraber erwarten wurde Ihre unerwartet geringe ZahlvermindertjedochkeineswegsihrenAussagewertin Bezugauf die lokalenProduktionsverhaltnisse

Das Material aus welchem die erhaltenen Fragmente hergestellt sind entspricht dem auch fur die lokale scheibengedrehte Feinkeramik typischen fe inen und aufserst hart gebrannten Ton dessen Ober-flache gewohnlich eine blasse rosabraune oder graue Farbe besitzt die in ebenso blasse Umbrabraun-oder Beigetone iibergehen kann Irn Bruch zeigt der Ton zumeist einen hellgrauen Kern bei rosabraunen

Randzonen Winzige schwarze Partikel und zahlreiche kleine weil3e Einschliisse sowie das Fehlen von Glimmerteilchen im Ton sind die Regel

Die 23 Formschiisselfragmente werden durch das Material zu einer homogenen Gruppe knidischer Produktion zusammengeschlossen Die aul3erdem zu beobachtende Wiederholung von Stempelabdriik-ken auf Fragmenten unterschiedlicher Formschiisseln als auch Megarischer Becher sowie die aufgrund der vielfaltigen Stempelkombinationen mogliche Verkettung der einzelnen Exemplare miteinander wei-

sen das vorliegende Material eindeutig als Produkt einer einzigen Werkstatt aus AIlein anhand der erhaltenen Formschiisselexemplare lassen sich iiber 40 verschiedene Einzelstempel nachweisen die die-

sem Atelier zur Produktion der Reliefkeramik zur Verfugung standen Aufgrund der Ubereinstimmung von Stempeln ist die Zuweisung eines beachtlichen Teils der bisher in Knidos gefundenen Scherben Megarischer Becher lokaler Produktion zu dieser Werkstattgruppe moglich Die Eros-Psyche-Gruppe eines der auffallendsten und prachtigsten Stempelmotive die den Boden eines der erhaltenen Form-

schiisselfragmente (Taf 96b) ziert begegnet auf der Unterseite eines Reliefbechers (Taf 97c) wieder Die schlankenAmphorendie aufderselbenFormschiisselwie auch aufeinemweiterenModel (Taf 95c) vorkommen finden sich als eines der beliebtesten Motive aufeiner ganzen Reihe von Becherfragmenten (Taf 9Th) Der Ful3 der hohen Rankengebilde mit denen zahlreiche Becher (Taf 9Th) und der Unter-korper einer Amphora (Taf 97d) dekoriert wurden ist auf einem der Formschiisselfragmente (Taf 96b)

erkennbarAuch das Akanthusblattdas aufzahlreichenFragmenten (Taf 9Th98a) auftaucht ist bereits durch eines der Modelfragmente (Taf 95c) bekannt Die Weinranke die ebenfalls auf einer Reihe von Bechern beobachtet werden kann (Taf 97c 98a) wird gleichfalls auf einer Formschiisselscherbe (Taf 95d) iiberliefert

Wie zahlreiche Gefafsscherben aber auch die Formschiisselfragmente (Taf 95b-c) belegen waren

aul3erdem Becher in Gestalt von Pinienzapfen und ahnlichen Gebilden Produkte der Siidnekropolen-Werkstatt Auch Megarische Becher mit Netzdekor sog Ful3ballbecher wurden in Knidos herge-

6 Die Formschiissel-und Reliefbecherfragmente aus der siidlichen Nekropole kamen wahrend der Grabungskampagne 1995

bei Aufraurnarbeiten in den Museumsdepotswiederzum Vorschein nachdem ihr Verbleiblange Zeit ungeklart war (M-HGates

AlA 101(1997) 282) 7 Aufser diesen Exemplaren sind lediglich eine weitere Gruppe von elf kJeinen stark verwitterten Formschiisselfragmenten

aus der nordlichenNekropoleund eine geringeAnz ahl einzelner Fundstucke bekannt

8 Vgl zBExemplare aus Delos Delos XXXI Nr 4054 Taf 39 Nr 4056 ua Taf 44 Nr 9312 Taf 51 Nr 4052 9682 Taf 73

Nr 4070 4125 9103 Taf 80

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HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNIDOS

stellt Fragmente solcher Becher befinden sich iiberwiegend unter den Funden aus dem Stadtgebiet Das Formenrepertoire der knidischen Reliefkeramikproduktion beschrankt sich jedoch nicht allein auf Becher sondern umfaBt aufserdem geschlossene Gefafse wie Kruge und Amphoren beidenen zumin-dest die Unterseite aus einer oft fur die Herstellung von Megarischen Bechern vorgesehenen Form-schiisselgenommenund miteinemgedrehtenStand ringversehenwurde(Taf 97d)9 DieZahl dererhal-tenen Unterseitenfragmente bezeugt daB die Produktion dieser Gefaflforrnen in Knidos von nicht gerin-gem Umfang gewesen sein wird

Die Reliefkeramik die auf diese Weise dem Topferatelier in der siidlichen Nekropole zugewiesen werden kann stammt in der Hauptsache aus dem gleichen Fundkomplex der auch die Forrnschiis-

I selfragmente enthielt Jedoch laBt sich auch ein grofser Teil der im Stadtgebiet gefundenen Megarischen I Becher aufgrund der Ubereinstirnmung von Stempelabdriicken eindeutig dieser Werkstatt anschlieBen Die zugeordneten Reliefbecherfragmente weisen etwa 40 weitere Einzelstempel auf die nicht auf den Formschiisseln vertreten sind und verdoppeln dadurch das Repertoire der Werkstatt Es bleibt diesbe-zuglich jedoch zu bemerken daf weder die Megarischen Becher aus der KeramikshySchiittung noch die Scherben von anderen Fundstellen im Gebiet der antiken Stadt bisher systematisch dokumentiert wer-den konnten und daher eine weit grofsere Menge Reliefbecher diesem Atelier angehort als die derzeit erfafite und ausgewertete Es ist anzunehmen daBdie SiidnekropolenshyWerkstatt uber eine wesentlich umfangreichere Serie an Stempeln zur Herstellung von Formschiisseln verfugte

Nicht nur die identischen Stempelabdriicke sondern auch gemeinsame Stilshy und Kompositionsmerk-male kennzeichnen die Pradukte dieser Werkstattgruppe und schliefsen sie zusammen Die Dekoration der Reliefbecher besteht grofstenteils aus ornamentalen und vegetabilen Elementen am haufigsten tre-ten Palmetten und palmettenartige Gebilde in zahlreichen Varianten auf Sie konnen als Einzelorna-mentzwischenandereMotive eingeschobensein (Taf 95c9Th 98a) aberauch mehroderwenigerdicht nebeneinandergesetztwerden so daB sie den Gefafskorpertapetenartig bedecken(Taf 96c 97c 98ashyb) Dieser ist in der Regel streng in friesartige Zonen unterteilt wobei als gliederndes Element gerne der Astragal verwendet wird (Tat 95ashybd 97a 98a) Die Randzone der Becher ist iiberwiegend durch Orna-mentbander dekoriert die gelegentlich auch mehrfach iibereinander gestaffelt werden konnen (Tat 95a-c 97ac 98a) darunter bleibt eine mehr oder weniger breite Zone die als Bildfeld dient Hier sind pflanzlicheund figiirliche Motive inlockeremWechselnebeneinandergereiht wobei versuchtwird eine gewisse Symmetrie im Bildaufbau einzuhalten (Taf 96ashyb 9Th 98b) Auffallend ist die Neigung zu grofsen Freiraurnen zwischen den einzelnen Figuren und Gegenstanden die in bezugloser Reihung nebeneinander gesetzt werden (Taf 96ashyb 97ashyb 98b) Die floralen Motive lassen einen organischen Aufbau bzw Zusammenhaltvermissen Sie sind wie alleiibrigen Einzelmotivestarkstilisiert und ver-einfacht teils abstrahiert dargesteJlt (Taf 95ac 96bshyc9Thshy98b) Sie unterscheidensich im Wesentlichen durch diese starke Vereinfachung der Einzelformen von den bekannten Reliefbechern aus den sog Ate-liers laquoIoniensshyan die sich dieSiidnekropolengruppesonstin vielerlei Hinsicht auffallend starkanlehnt sowohl einzelne Dekorelemente als auch die Gefafsgliederung betreffendshy Zitate attischer und perga-menischer Reliefkeramik lassen sich dagegen nur in wenigen Details und einzelnen Motiven erkennen So ist etwa das Motiv des springendenBockes deraufeinemderFormschiisselfragmenteauftaucht(Taf 97a) hinlanglich von Bechern attischer Werkstatten bekannt wo die Darstellung dieser Tiere die sich auf den Hinterlaufen stehend meist an einem Krateriskos und gelegentlich auch an einem anderen Objekt hinaufrecken sehr haufig anzutreffen ist Wahrend sich jedoch dort das Bewegungsmotiv der

9 Zur Form vgJein Exemplar aus Pergam on bei G HiibnerJd1 08 (1993) 337 Abb 10 10 Vgl das durch DezosXXXI vorgelegte Material Reliefbecher dieser Gruppc sind auch in Knidos haufig anzutreffen 11 Agora XXII Taf 18shy232730 3475shy79

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PATRICIA KOGLER

antithetisch angeordneten Boeke aus dem Kontext der sie einschliefsenden Darstellung sinnvoll erklart besitzt das im gleichen Bewegungsschema wiedergegebene Tier auf dem knidischen Gefaf shy urn beinahe 90 Grad vornuber gekippt alternierend mit uberdimensionalen Bienen in einem schmalen Figurenfries

untergebracht shyIediglich einen ornamentalshydekorativen Charakter Die beschriebenen Eigenheiten von Stil und Komposition kennzeichnen nicht nur die knidische Werk-

statt sondern sind ebenso von Bedeutung fur deren chronologische Einordnung Sie weisen der Sudne-kropolengruppe eine zeitliche Stellung im letzten Abschnitt der Entwicklungsgeschichte der Megari-schen Becher zu12

Wie das in Bodrum aufbewahrte Material zeigt enthielt die Kerarnik-Schuttung in der sudlichen Nekro-

pole aber keineswegs ausschliel3lich Fragmente von Formschusselware sondern aul3erdem eine grol3e

Menge der gewohnlichen scheibengedrehten Feinkeramik von einheitlich spathellenistischern Charak-ter die in den Grabungsberichten keine Erwahnung fand Zu den vertretenen Gefiil3formen gehoren Teller und Napfe der gangigen Typen sog KoanKnidian cups kleine Pyxiden Schalen und Schusseln diverser Formen zahlreiche Becher mit Kerbdekor (rouletting) k1eine Olpen Schopfbecher und -kellen einige Fischteller Skyphoi und Unguentarien sowie eine Anzahl Larnpenl Viele dieser Typen sind

unter den Fehlbranden vertreten Sollte es sich bei dieser Kerarnik-Schuttung tatsachlich urn den Abfall eines nahegelegenen Topferofens handeln worauf einiges hindeutet dann bedeuten diese Funde dal3 in dieser Werkstatt neben der scheibengedrehten Feinkeramik auch die Forrnschusselkeramik hergestellt wurde Eine Spezialisierung der Werkstatten aufbestimmte Waren oder Keramikgattungen wie es eine Massenproduktion Megarischer Becher moglicherweise erforderlich gemacht hatte fand demnach im

spathellenistischen Knidos nicht statt Dal3 die Produktion beider Keramikgattungen in Knidos eng zusammenhing deutet sich auch auf

andere Weise an Ein Teil der hellenistischen Teller und Trinkschalen ist wie vielerorts ublich im In-nern mit Sternpelabdrucken dekoriert Grolster Beliebtheit erfreute sich auch hierbei die Palmette die in zahlreichen Spielarten auftritt (Taf 98d) Ein speziell fur Knidos typisches Stempelmotiv ist die Lotus-blute die hier ebenfalls haufig anzutreffen ist Ungewohnlich sind dagegen die Abdrucke von Roset-

ten-Sternpeln vorallem jedoch von kleinen Krateriskos-Stempeln auf den Innenseiten scheibengedreh-ter Gefalse (Taf 98c)15 Diese Motive gehoren eigentlich zu den ublichen Verzierungselementen von Form-schusselkerarnik wo sie auch hinlanglich bekannt sind

Die uberzeugendsten Beispiele fur die Herkunft beider Keramikgattungen aus den gleichen Werk-

statten liefert allerdings das Material aus der Sudnekropole Einige der auf die Innenseite von Tellern

bzw Trinkschalen dieser Fundgruppe gestempelten Palmetten (Taf 98d) lassen sich sowohl aufden Form-

12 Untermauert wird diese Datierung durch das Auftreten yon Reliefbechern aus der Sudnekropolen-Werkstatt in einer

Reihe yon Fundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk der Stadt auf die im Folgenden noch naher eingegangen werden solI Sie ent-

halten einheitliches Material aus dem Zeitraum vorn letzten Viertel des 2Jhs vChr bis ins 2Viertel des lJhs YChrDaneben

legen auch die ebenfalls in der Keramik-Schuttung vertretenen scheibengedrehten Gefalse (s Text) deren Profile die nachsten Parallelen bei Gefafien dieser Fundgruppen finden eine Datierung des gesamten Sudnekropolen-Kornplexes in eben diesen Zeitraum nah

13 Vgl zu diesen Formen M Herfort-Koch - U Mandel-U Schadler (Hrsg) Hellenistische und kaiserzeitliche Keramik des

ostlichen Miuelmeergebietes 1996 Taf 20 1 2 5 211 3 4 22

14 Beispiele bei HS RobinsonAgora V Nr F31 Taf 1 Nr P6915 Taf 39 RTolle-KastenbeinDasKastroTigani Samos

XIV 1974 Abb 270 PM Kenrick Excavations at Sidi Khrebish Benghazi (Berenice) III 1 The Fine Pottery LibyoAnt Suppl V 198560 Nr 82 3-4 Abb 10 65 Nr X24-25 Abb 11 u Taf 2

J5 BeispieJe furRosetten aufden InnenseitenYonE3- oderTrinkgefaflensind unterden FundenausTarsusbekannts FF

Jones Tarsus I Nr 41 Taf 120 Nr 42 Taf 121 Nr 138 Taf 127 Nr C D Taf 128 ein weiteres Exemplar stammt aus Delos s

Delos XXVII 248 D54 Taf 43

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L

HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNlDOS

schusselfragmenten (Taf 95a) als auch auf den Scherben der Megarischen Becher (Taf 98b) vom glei-

chen Fundplatz belegen Eine Stempelung die im Dekorationsrepertoire spathellenistischer Teller bzw Trinkschalen ganz

besonders auffallt stellt eine aufwendig gestaltete rebenbehangene Weinranke dar (Taf 98d) Auch die-ses Motiv wiirde man eher auf Reliefgefafsen suchen Unter den Rankengebilden der knidischen helleni-stischen Forrnschusselware die wesentlich schlichter gestaltet sind (Taf 95d 97c 98a) findet sich aller-dings keine Entsprechung Die gleiche Weinranke taucht jedoch auf einer Forrnschussel wieder auf die zur Herstellung fruhkaiserzeitlicher Reliefskyphoi diente und aus einer geschlossenen Befundgruppe mit Material hauptsachlich der ersten Halfte des 1Jhs nChr starnrnt Auch weitere Forrnschusseln aus dem gleichen Fundkomplex und gleichzeitige Reliefgefabe lokaler Herstellung weisen noch von der spathellenistischen Forrnschusselkeramik bekannte Stempelmotive auf Dies belegt eine kontinuierliche und teilweise in hellenistischer Tradition stehende Tatigkeit der knidischen Werkstatten vom spaten Hel-len ismus bis in die fruhe Kaiserzeit

Kehren wir abschliel3end wieder zu der zentralen Fragestellung nach der Bedeutung der knidischen Reliefkeramikproduktion des spaten Hellenismus zuriick Durch den beschriebenen Fundkomplex aus der sudlichen Nekropole wird der Eindruck einer lebendigen und umfangreichen Produktion Megarischer Becher durch lokale Werkstatten vermittelt Der Befund bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach urn den Abfall aus einer Topferwerkstatt handelt ist aber in seiner Zusammensetzung aus Gefafsen die ausnahmslos lokaler Produktion entstammen fur knidische Keramikbefunde keineswegs reprasentativ Ein genaueres Bild von den Ausmal3en der knidischen Reliefkeramikherstellung kann nur durch eine Gegenuberstellung mit exportiertem Material und durch die Auswertung der Zusammensetzung von Befundgruppen gewonnen werden welche die fur Knidos typische Warenkombination aufweisen Dazu bietet sich besonders eine Anzahl sehr keramikreicher Befundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk im Zen-trum des Stadtgebietes an die wahrend der amerikanischen Grabungen der Jahre 1976 und 1977 entdeckt wurderi Das Material das auch zeitlich in den gleichen Rahmen einzuordnen ist wie das des Sudnekro-polenkomplexes setzt sich zum einen Teil aus feinem EI3- und Trinkgeschirr darunter auch importierten Gefalsen zusammen zum anderen Teil aus grober Kilchenkeramik wie etwa Kochtopfen Pfannen Kohlebecken und grofsen Vorratsamphoren Es scheint sich dabei urn die Reste von Kultrnahlern bzw nachtlichen Symposien zu handeln wie aus der grol3en Zahl der mitgefundenen knidischen Lampen und Stocklampen zu schliel3en ist Unter den Massen von Scherben befindet sich allerdings nur eine relativ geringe Menge von Fragmenten Megarischer Becher Urn eine Vorstellung von den Verhaltnisse zu ver-mitteln seien an dieser Stelle ein paar Zahlen genannt Die Schicht 2 von Grabungsschnitt 202 beinhaltete insgesamt 1391Stuck Keramik bei 811 davon handelt es sich urn Fragmente lokal hergestellter Feinkera-mik In derBefundgruppetraten 16ScherbenMegarischerBecherauf In den etwa gleich umfangreichen Schichten 3 und 4 von Schnitt 219 waren sieben bzw sechs Fragmente von Formschilsselkeramik enthal-

16 LC Love TiirkAD 212 (1974) 100 Abb 14 Love die diese Formschussel zusammen mil einem weiteren Exemplar (Love

aO 100 Abb 15) aus dem gleichen Fundkomplex in ihren Grabungsberichten veroffentlichte hielt die Stucke fur Model zur Her-stellung Megarischer Becher Die in die Forrnschusseln eingearbeiteten Vertiefungen fur Standringe sprechen jedoch eindeutig gegen diese Deutung Bei dem Fundkomplex aus dem dieses Stucke starnmen handelt es sich urn die Fullung einer Zisterne der sog Blocked Stoa dieFeinkeramikder friihen Kaiserzeit enthalt Love aO 85 L 100 Abb 14 15 dies AJA 77 (1973) 413 dies E Akurgal (Hrsg) The Proceedingsofthe Xth IntemationalCongress ofClassicalArchaeology 1978 1118 diesAlA 77 (1973) 183

17 Ahnliche Ruckgriffe auf hellenistische Forrnschusselware lassen sich auch bei der bleiglasierten Reliefkeramik Kleinasiens beobachten A Hochuli-Gysel Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 vChr bis 50 nChr) und ihre oberitalischen Nachah-mungenActa Bemensia VIr (1977) 143 f

18Ie Love AlA 81 (1977) 303 diesAlA 82 (1978) 324 ausfuhrlicher U Mandel in Herfort-Koch - Mandel-Schadler aO (Anm 13) 61 f S auch den Beitrag von U Mandel im vorliegenden Band 179ff

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PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

die Grenzen der Stadt und die nahere Umgebung hinaus gehabt zu haben Unter dem bekannten Material anderer Fundplatze sind knidische Reliefbecher bisher kaum anzutreffen Dies und die festzustellende starkeAnlehnungderknidischenReIiefkeramikan die Becher derAtelierslaquoIoniensshy scheintvielmehrzu bedeuten daB die Produktion Megarischer Becher durch knidische Werkstatten vorrangig zur Sicherung des lokalen Marktes betrieben wurde wie es ahnlich auch schon fur Milet beobachtet werden konnte

Aufgrund der geringen Menge Megarischer Becher in den knidischen Befundgruppen bleibt die Frage

welcher Stellenwert den Reliefbechern iiberhaupt innerhalb der knidischen Keramikproduktion zuzuspre-chen ist In Knidos taucht parallel zur Laufzeit der Megarischen Becher ein formgleicher GefaBtyp aufEr wird jedoch nicht aus der Formschiissel genommen sondern auf der Topferscheibe hergestellt Die Aufsen-seite dieser Becher die im iibrigen auch im Fundkomplex von der Sudnekropole in groBer Zahl auftreten

ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

der Unterschied in Schicht 3 und 4 von Schnitt 219 aus denen 63 bzw 50 Scherben von Bechern mit Kerb-dekor hervorkamen Sie stehen den Reliefbechern in einem Verhaltnis von 91 bzw 81 gegenuber- Mit

groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

beeinfluBte lokale Produktion den einheimischen ostlichen Traditionen verhaftet blieb

Patricia KoglerMA Archiiologisches Institut

der JW Goethe-Universitiit

D-60054 Frankfurt aMain

Deutschland

19Unterderbisher vonanderenFundplatzenpubliziertenhellenistischen Reliefkeramikkann lediglich einFragmentvon der

Athener Agora aufgrund seiner Stempelung unzweifelhaft einer knidischen Werkstatt zugewiesen werdenAgora XXII 88 Nr

373 Taf 66 87 Einige weitere Fragmente Megarischer Becher die aus der Produktion der Sudnekropolen-Werkstatt hervor-gingenwurdenmir durch den Kongrel3beitrag von V Pappa tiber einenFundkomplexvon Amorgosbekannt

W Milet V 1 139 f Auch dieImitation anderer auswart iger Gefiil3typen durch knidischeTopfer im spatenHellenismus weist auf diese Absicht hin

21 Exemplare aus Knidosabgebildet bei Herfort-Koch - Mand el -Schadler aOTaf 20 2 5 S aul3erde m Agora XXIX Nr

1583 a b Taf 124 zum Profil sPaphos III Abb 5 126 3-4

22 Bei Schnitt 219 wurden aufgrund der gewaltigen Scherbenmassen nur diejenigen Stucke gezahlt die zur weiteren Bearbei-tungaufbewahrtwurden DieserAnteil der Befundgruppenbetragt durchschnittlichzweiDrittel bisdrei Viertel des nochvorgefun -denen Materials Die Reliefkeramikfragmente wurden in der Regel aufgrund ihrer geringen Zahl und der Verzierungen vollzahlig

aufbewahrt wahrendbei den kerbdekoriertenBechemurspriinglich eine noch grolsere Menge vorhanden war Dadurchverschie-ben sich die Mengenverhaltnissenoch einmalzuungunstender Formschusselware Es ist auBerdem nicht bekannt ob und wieviele

von den Fundenbereitsdurch dieamerikanischenFundbearbeiteraussortiertwurden

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YTIoyprEIO nOAITIIMOY KE eセopeia npOIITOPIKQN KAI KAAIIKQN APXAIOTHTQN

E EIIIlTHMONIKH lYNANTHlH rIA THN EAAHNIlTIKH KEPAMIKH

IIPAKTIKA

EKAOIH TOY TAMEIOY APXAIOAOrIKQN nOPQN KAI AIlAAAOTPIQIEQN

A0HNA 2000

m NAKAL 95 PATRICIA KOGLER

Fo rmschtisse lfragmente aus de r stid liche n Nckropole Mu seumBodrum

ITINAKAL9 6 PATRICIA KOGLER

Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

PATRICIA KOGLER nINAKAL 97

a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

IlINAKA2 98 PATRICIA KOGLER

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ashyb) Megari sche Becher aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum c) Gestempelte Scha lenfiiBe aus demStadtgeb iet Grabungsdepo t Knid os d) Gestempelte SchalenfiiBe aus St adtgeb iet und sudlicher

Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 4: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNIDOS

stellt Fragmente solcher Becher befinden sich iiberwiegend unter den Funden aus dem Stadtgebiet Das Formenrepertoire der knidischen Reliefkeramikproduktion beschrankt sich jedoch nicht allein auf Becher sondern umfaBt aufserdem geschlossene Gefafse wie Kruge und Amphoren beidenen zumin-dest die Unterseite aus einer oft fur die Herstellung von Megarischen Bechern vorgesehenen Form-schiisselgenommenund miteinemgedrehtenStand ringversehenwurde(Taf 97d)9 DieZahl dererhal-tenen Unterseitenfragmente bezeugt daB die Produktion dieser Gefaflforrnen in Knidos von nicht gerin-gem Umfang gewesen sein wird

Die Reliefkeramik die auf diese Weise dem Topferatelier in der siidlichen Nekropole zugewiesen werden kann stammt in der Hauptsache aus dem gleichen Fundkomplex der auch die Forrnschiis-

I selfragmente enthielt Jedoch laBt sich auch ein grofser Teil der im Stadtgebiet gefundenen Megarischen I Becher aufgrund der Ubereinstirnmung von Stempelabdriicken eindeutig dieser Werkstatt anschlieBen Die zugeordneten Reliefbecherfragmente weisen etwa 40 weitere Einzelstempel auf die nicht auf den Formschiisseln vertreten sind und verdoppeln dadurch das Repertoire der Werkstatt Es bleibt diesbe-zuglich jedoch zu bemerken daf weder die Megarischen Becher aus der KeramikshySchiittung noch die Scherben von anderen Fundstellen im Gebiet der antiken Stadt bisher systematisch dokumentiert wer-den konnten und daher eine weit grofsere Menge Reliefbecher diesem Atelier angehort als die derzeit erfafite und ausgewertete Es ist anzunehmen daBdie SiidnekropolenshyWerkstatt uber eine wesentlich umfangreichere Serie an Stempeln zur Herstellung von Formschiisseln verfugte

Nicht nur die identischen Stempelabdriicke sondern auch gemeinsame Stilshy und Kompositionsmerk-male kennzeichnen die Pradukte dieser Werkstattgruppe und schliefsen sie zusammen Die Dekoration der Reliefbecher besteht grofstenteils aus ornamentalen und vegetabilen Elementen am haufigsten tre-ten Palmetten und palmettenartige Gebilde in zahlreichen Varianten auf Sie konnen als Einzelorna-mentzwischenandereMotive eingeschobensein (Taf 95c9Th 98a) aberauch mehroderwenigerdicht nebeneinandergesetztwerden so daB sie den Gefafskorpertapetenartig bedecken(Taf 96c 97c 98ashyb) Dieser ist in der Regel streng in friesartige Zonen unterteilt wobei als gliederndes Element gerne der Astragal verwendet wird (Tat 95ashybd 97a 98a) Die Randzone der Becher ist iiberwiegend durch Orna-mentbander dekoriert die gelegentlich auch mehrfach iibereinander gestaffelt werden konnen (Tat 95a-c 97ac 98a) darunter bleibt eine mehr oder weniger breite Zone die als Bildfeld dient Hier sind pflanzlicheund figiirliche Motive inlockeremWechselnebeneinandergereiht wobei versuchtwird eine gewisse Symmetrie im Bildaufbau einzuhalten (Taf 96ashyb 9Th 98b) Auffallend ist die Neigung zu grofsen Freiraurnen zwischen den einzelnen Figuren und Gegenstanden die in bezugloser Reihung nebeneinander gesetzt werden (Taf 96ashyb 97ashyb 98b) Die floralen Motive lassen einen organischen Aufbau bzw Zusammenhaltvermissen Sie sind wie alleiibrigen Einzelmotivestarkstilisiert und ver-einfacht teils abstrahiert dargesteJlt (Taf 95ac 96bshyc9Thshy98b) Sie unterscheidensich im Wesentlichen durch diese starke Vereinfachung der Einzelformen von den bekannten Reliefbechern aus den sog Ate-liers laquoIoniensshyan die sich dieSiidnekropolengruppesonstin vielerlei Hinsicht auffallend starkanlehnt sowohl einzelne Dekorelemente als auch die Gefafsgliederung betreffendshy Zitate attischer und perga-menischer Reliefkeramik lassen sich dagegen nur in wenigen Details und einzelnen Motiven erkennen So ist etwa das Motiv des springendenBockes deraufeinemderFormschiisselfragmenteauftaucht(Taf 97a) hinlanglich von Bechern attischer Werkstatten bekannt wo die Darstellung dieser Tiere die sich auf den Hinterlaufen stehend meist an einem Krateriskos und gelegentlich auch an einem anderen Objekt hinaufrecken sehr haufig anzutreffen ist Wahrend sich jedoch dort das Bewegungsmotiv der

9 Zur Form vgJein Exemplar aus Pergam on bei G HiibnerJd1 08 (1993) 337 Abb 10 10 Vgl das durch DezosXXXI vorgelegte Material Reliefbecher dieser Gruppc sind auch in Knidos haufig anzutreffen 11 Agora XXII Taf 18shy232730 3475shy79

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antithetisch angeordneten Boeke aus dem Kontext der sie einschliefsenden Darstellung sinnvoll erklart besitzt das im gleichen Bewegungsschema wiedergegebene Tier auf dem knidischen Gefaf shy urn beinahe 90 Grad vornuber gekippt alternierend mit uberdimensionalen Bienen in einem schmalen Figurenfries

untergebracht shyIediglich einen ornamentalshydekorativen Charakter Die beschriebenen Eigenheiten von Stil und Komposition kennzeichnen nicht nur die knidische Werk-

statt sondern sind ebenso von Bedeutung fur deren chronologische Einordnung Sie weisen der Sudne-kropolengruppe eine zeitliche Stellung im letzten Abschnitt der Entwicklungsgeschichte der Megari-schen Becher zu12

Wie das in Bodrum aufbewahrte Material zeigt enthielt die Kerarnik-Schuttung in der sudlichen Nekro-

pole aber keineswegs ausschliel3lich Fragmente von Formschusselware sondern aul3erdem eine grol3e

Menge der gewohnlichen scheibengedrehten Feinkeramik von einheitlich spathellenistischern Charak-ter die in den Grabungsberichten keine Erwahnung fand Zu den vertretenen Gefiil3formen gehoren Teller und Napfe der gangigen Typen sog KoanKnidian cups kleine Pyxiden Schalen und Schusseln diverser Formen zahlreiche Becher mit Kerbdekor (rouletting) k1eine Olpen Schopfbecher und -kellen einige Fischteller Skyphoi und Unguentarien sowie eine Anzahl Larnpenl Viele dieser Typen sind

unter den Fehlbranden vertreten Sollte es sich bei dieser Kerarnik-Schuttung tatsachlich urn den Abfall eines nahegelegenen Topferofens handeln worauf einiges hindeutet dann bedeuten diese Funde dal3 in dieser Werkstatt neben der scheibengedrehten Feinkeramik auch die Forrnschusselkeramik hergestellt wurde Eine Spezialisierung der Werkstatten aufbestimmte Waren oder Keramikgattungen wie es eine Massenproduktion Megarischer Becher moglicherweise erforderlich gemacht hatte fand demnach im

spathellenistischen Knidos nicht statt Dal3 die Produktion beider Keramikgattungen in Knidos eng zusammenhing deutet sich auch auf

andere Weise an Ein Teil der hellenistischen Teller und Trinkschalen ist wie vielerorts ublich im In-nern mit Sternpelabdrucken dekoriert Grolster Beliebtheit erfreute sich auch hierbei die Palmette die in zahlreichen Spielarten auftritt (Taf 98d) Ein speziell fur Knidos typisches Stempelmotiv ist die Lotus-blute die hier ebenfalls haufig anzutreffen ist Ungewohnlich sind dagegen die Abdrucke von Roset-

ten-Sternpeln vorallem jedoch von kleinen Krateriskos-Stempeln auf den Innenseiten scheibengedreh-ter Gefalse (Taf 98c)15 Diese Motive gehoren eigentlich zu den ublichen Verzierungselementen von Form-schusselkerarnik wo sie auch hinlanglich bekannt sind

Die uberzeugendsten Beispiele fur die Herkunft beider Keramikgattungen aus den gleichen Werk-

statten liefert allerdings das Material aus der Sudnekropole Einige der auf die Innenseite von Tellern

bzw Trinkschalen dieser Fundgruppe gestempelten Palmetten (Taf 98d) lassen sich sowohl aufden Form-

12 Untermauert wird diese Datierung durch das Auftreten yon Reliefbechern aus der Sudnekropolen-Werkstatt in einer

Reihe yon Fundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk der Stadt auf die im Folgenden noch naher eingegangen werden solI Sie ent-

halten einheitliches Material aus dem Zeitraum vorn letzten Viertel des 2Jhs vChr bis ins 2Viertel des lJhs YChrDaneben

legen auch die ebenfalls in der Keramik-Schuttung vertretenen scheibengedrehten Gefalse (s Text) deren Profile die nachsten Parallelen bei Gefafien dieser Fundgruppen finden eine Datierung des gesamten Sudnekropolen-Kornplexes in eben diesen Zeitraum nah

13 Vgl zu diesen Formen M Herfort-Koch - U Mandel-U Schadler (Hrsg) Hellenistische und kaiserzeitliche Keramik des

ostlichen Miuelmeergebietes 1996 Taf 20 1 2 5 211 3 4 22

14 Beispiele bei HS RobinsonAgora V Nr F31 Taf 1 Nr P6915 Taf 39 RTolle-KastenbeinDasKastroTigani Samos

XIV 1974 Abb 270 PM Kenrick Excavations at Sidi Khrebish Benghazi (Berenice) III 1 The Fine Pottery LibyoAnt Suppl V 198560 Nr 82 3-4 Abb 10 65 Nr X24-25 Abb 11 u Taf 2

J5 BeispieJe furRosetten aufden InnenseitenYonE3- oderTrinkgefaflensind unterden FundenausTarsusbekannts FF

Jones Tarsus I Nr 41 Taf 120 Nr 42 Taf 121 Nr 138 Taf 127 Nr C D Taf 128 ein weiteres Exemplar stammt aus Delos s

Delos XXVII 248 D54 Taf 43

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HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNlDOS

schusselfragmenten (Taf 95a) als auch auf den Scherben der Megarischen Becher (Taf 98b) vom glei-

chen Fundplatz belegen Eine Stempelung die im Dekorationsrepertoire spathellenistischer Teller bzw Trinkschalen ganz

besonders auffallt stellt eine aufwendig gestaltete rebenbehangene Weinranke dar (Taf 98d) Auch die-ses Motiv wiirde man eher auf Reliefgefafsen suchen Unter den Rankengebilden der knidischen helleni-stischen Forrnschusselware die wesentlich schlichter gestaltet sind (Taf 95d 97c 98a) findet sich aller-dings keine Entsprechung Die gleiche Weinranke taucht jedoch auf einer Forrnschussel wieder auf die zur Herstellung fruhkaiserzeitlicher Reliefskyphoi diente und aus einer geschlossenen Befundgruppe mit Material hauptsachlich der ersten Halfte des 1Jhs nChr starnrnt Auch weitere Forrnschusseln aus dem gleichen Fundkomplex und gleichzeitige Reliefgefabe lokaler Herstellung weisen noch von der spathellenistischen Forrnschusselkeramik bekannte Stempelmotive auf Dies belegt eine kontinuierliche und teilweise in hellenistischer Tradition stehende Tatigkeit der knidischen Werkstatten vom spaten Hel-len ismus bis in die fruhe Kaiserzeit

Kehren wir abschliel3end wieder zu der zentralen Fragestellung nach der Bedeutung der knidischen Reliefkeramikproduktion des spaten Hellenismus zuriick Durch den beschriebenen Fundkomplex aus der sudlichen Nekropole wird der Eindruck einer lebendigen und umfangreichen Produktion Megarischer Becher durch lokale Werkstatten vermittelt Der Befund bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach urn den Abfall aus einer Topferwerkstatt handelt ist aber in seiner Zusammensetzung aus Gefafsen die ausnahmslos lokaler Produktion entstammen fur knidische Keramikbefunde keineswegs reprasentativ Ein genaueres Bild von den Ausmal3en der knidischen Reliefkeramikherstellung kann nur durch eine Gegenuberstellung mit exportiertem Material und durch die Auswertung der Zusammensetzung von Befundgruppen gewonnen werden welche die fur Knidos typische Warenkombination aufweisen Dazu bietet sich besonders eine Anzahl sehr keramikreicher Befundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk im Zen-trum des Stadtgebietes an die wahrend der amerikanischen Grabungen der Jahre 1976 und 1977 entdeckt wurderi Das Material das auch zeitlich in den gleichen Rahmen einzuordnen ist wie das des Sudnekro-polenkomplexes setzt sich zum einen Teil aus feinem EI3- und Trinkgeschirr darunter auch importierten Gefalsen zusammen zum anderen Teil aus grober Kilchenkeramik wie etwa Kochtopfen Pfannen Kohlebecken und grofsen Vorratsamphoren Es scheint sich dabei urn die Reste von Kultrnahlern bzw nachtlichen Symposien zu handeln wie aus der grol3en Zahl der mitgefundenen knidischen Lampen und Stocklampen zu schliel3en ist Unter den Massen von Scherben befindet sich allerdings nur eine relativ geringe Menge von Fragmenten Megarischer Becher Urn eine Vorstellung von den Verhaltnisse zu ver-mitteln seien an dieser Stelle ein paar Zahlen genannt Die Schicht 2 von Grabungsschnitt 202 beinhaltete insgesamt 1391Stuck Keramik bei 811 davon handelt es sich urn Fragmente lokal hergestellter Feinkera-mik In derBefundgruppetraten 16ScherbenMegarischerBecherauf In den etwa gleich umfangreichen Schichten 3 und 4 von Schnitt 219 waren sieben bzw sechs Fragmente von Formschilsselkeramik enthal-

16 LC Love TiirkAD 212 (1974) 100 Abb 14 Love die diese Formschussel zusammen mil einem weiteren Exemplar (Love

aO 100 Abb 15) aus dem gleichen Fundkomplex in ihren Grabungsberichten veroffentlichte hielt die Stucke fur Model zur Her-stellung Megarischer Becher Die in die Forrnschusseln eingearbeiteten Vertiefungen fur Standringe sprechen jedoch eindeutig gegen diese Deutung Bei dem Fundkomplex aus dem dieses Stucke starnmen handelt es sich urn die Fullung einer Zisterne der sog Blocked Stoa dieFeinkeramikder friihen Kaiserzeit enthalt Love aO 85 L 100 Abb 14 15 dies AJA 77 (1973) 413 dies E Akurgal (Hrsg) The Proceedingsofthe Xth IntemationalCongress ofClassicalArchaeology 1978 1118 diesAlA 77 (1973) 183

17 Ahnliche Ruckgriffe auf hellenistische Forrnschusselware lassen sich auch bei der bleiglasierten Reliefkeramik Kleinasiens beobachten A Hochuli-Gysel Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 vChr bis 50 nChr) und ihre oberitalischen Nachah-mungenActa Bemensia VIr (1977) 143 f

18Ie Love AlA 81 (1977) 303 diesAlA 82 (1978) 324 ausfuhrlicher U Mandel in Herfort-Koch - Mandel-Schadler aO (Anm 13) 61 f S auch den Beitrag von U Mandel im vorliegenden Band 179ff

193

PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

die Grenzen der Stadt und die nahere Umgebung hinaus gehabt zu haben Unter dem bekannten Material anderer Fundplatze sind knidische Reliefbecher bisher kaum anzutreffen Dies und die festzustellende starkeAnlehnungderknidischenReIiefkeramikan die Becher derAtelierslaquoIoniensshy scheintvielmehrzu bedeuten daB die Produktion Megarischer Becher durch knidische Werkstatten vorrangig zur Sicherung des lokalen Marktes betrieben wurde wie es ahnlich auch schon fur Milet beobachtet werden konnte

Aufgrund der geringen Menge Megarischer Becher in den knidischen Befundgruppen bleibt die Frage

welcher Stellenwert den Reliefbechern iiberhaupt innerhalb der knidischen Keramikproduktion zuzuspre-chen ist In Knidos taucht parallel zur Laufzeit der Megarischen Becher ein formgleicher GefaBtyp aufEr wird jedoch nicht aus der Formschiissel genommen sondern auf der Topferscheibe hergestellt Die Aufsen-seite dieser Becher die im iibrigen auch im Fundkomplex von der Sudnekropole in groBer Zahl auftreten

ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

der Unterschied in Schicht 3 und 4 von Schnitt 219 aus denen 63 bzw 50 Scherben von Bechern mit Kerb-dekor hervorkamen Sie stehen den Reliefbechern in einem Verhaltnis von 91 bzw 81 gegenuber- Mit

groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

beeinfluBte lokale Produktion den einheimischen ostlichen Traditionen verhaftet blieb

Patricia KoglerMA Archiiologisches Institut

der JW Goethe-Universitiit

D-60054 Frankfurt aMain

Deutschland

19Unterderbisher vonanderenFundplatzenpubliziertenhellenistischen Reliefkeramikkann lediglich einFragmentvon der

Athener Agora aufgrund seiner Stempelung unzweifelhaft einer knidischen Werkstatt zugewiesen werdenAgora XXII 88 Nr

373 Taf 66 87 Einige weitere Fragmente Megarischer Becher die aus der Produktion der Sudnekropolen-Werkstatt hervor-gingenwurdenmir durch den Kongrel3beitrag von V Pappa tiber einenFundkomplexvon Amorgosbekannt

W Milet V 1 139 f Auch dieImitation anderer auswart iger Gefiil3typen durch knidischeTopfer im spatenHellenismus weist auf diese Absicht hin

21 Exemplare aus Knidosabgebildet bei Herfort-Koch - Mand el -Schadler aOTaf 20 2 5 S aul3erde m Agora XXIX Nr

1583 a b Taf 124 zum Profil sPaphos III Abb 5 126 3-4

22 Bei Schnitt 219 wurden aufgrund der gewaltigen Scherbenmassen nur diejenigen Stucke gezahlt die zur weiteren Bearbei-tungaufbewahrtwurden DieserAnteil der Befundgruppenbetragt durchschnittlichzweiDrittel bisdrei Viertel des nochvorgefun -denen Materials Die Reliefkeramikfragmente wurden in der Regel aufgrund ihrer geringen Zahl und der Verzierungen vollzahlig

aufbewahrt wahrendbei den kerbdekoriertenBechemurspriinglich eine noch grolsere Menge vorhanden war Dadurchverschie-ben sich die Mengenverhaltnissenoch einmalzuungunstender Formschusselware Es ist auBerdem nicht bekannt ob und wieviele

von den Fundenbereitsdurch dieamerikanischenFundbearbeiteraussortiertwurden

194

YTIoyprEIO nOAITIIMOY KE eセopeia npOIITOPIKQN KAI KAAIIKQN APXAIOTHTQN

E EIIIlTHMONIKH lYNANTHlH rIA THN EAAHNIlTIKH KEPAMIKH

IIPAKTIKA

EKAOIH TOY TAMEIOY APXAIOAOrIKQN nOPQN KAI AIlAAAOTPIQIEQN

A0HNA 2000

m NAKAL 95 PATRICIA KOGLER

Fo rmschtisse lfragmente aus de r stid liche n Nckropole Mu seumBodrum

ITINAKAL9 6 PATRICIA KOGLER

Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

PATRICIA KOGLER nINAKAL 97

a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

IlINAKA2 98 PATRICIA KOGLER

bull セ j _ J Jbullbullbullセ Z fgtt ja セ G[G Gl セ N

B セ B Z [ セ Z G Z G -G Z ゥ B セ B( G L セ ZNG[ Z ᄋN B iセ Gセ ( セ G Zエ - V

G セ セ セ j セ エ Z G セ G セ エ セ セ セ Z セ _ セ セZ セ セ セ } N H U L^ [WZ Zセ ᄋ セセセ Z ᄋセ ᄋ M _ j セ セ Z ZIャ ii- -k- shy i shyセ G セ セ セN Nセセ

Z セ BN shyshy1 1shy G[ ャB MZL ZM セ I セセ BZ セ Z セ ML N セ セ セ G

セ Zセ BイZNエN セ L セ セN LセN セ セ M

ashyb) Megari sche Becher aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum c) Gestempelte Scha lenfiiBe aus demStadtgeb iet Grabungsdepo t Knid os d) Gestempelte SchalenfiiBe aus St adtgeb iet und sudlicher

Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 5: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

PATRICIA KOGLER

antithetisch angeordneten Boeke aus dem Kontext der sie einschliefsenden Darstellung sinnvoll erklart besitzt das im gleichen Bewegungsschema wiedergegebene Tier auf dem knidischen Gefaf shy urn beinahe 90 Grad vornuber gekippt alternierend mit uberdimensionalen Bienen in einem schmalen Figurenfries

untergebracht shyIediglich einen ornamentalshydekorativen Charakter Die beschriebenen Eigenheiten von Stil und Komposition kennzeichnen nicht nur die knidische Werk-

statt sondern sind ebenso von Bedeutung fur deren chronologische Einordnung Sie weisen der Sudne-kropolengruppe eine zeitliche Stellung im letzten Abschnitt der Entwicklungsgeschichte der Megari-schen Becher zu12

Wie das in Bodrum aufbewahrte Material zeigt enthielt die Kerarnik-Schuttung in der sudlichen Nekro-

pole aber keineswegs ausschliel3lich Fragmente von Formschusselware sondern aul3erdem eine grol3e

Menge der gewohnlichen scheibengedrehten Feinkeramik von einheitlich spathellenistischern Charak-ter die in den Grabungsberichten keine Erwahnung fand Zu den vertretenen Gefiil3formen gehoren Teller und Napfe der gangigen Typen sog KoanKnidian cups kleine Pyxiden Schalen und Schusseln diverser Formen zahlreiche Becher mit Kerbdekor (rouletting) k1eine Olpen Schopfbecher und -kellen einige Fischteller Skyphoi und Unguentarien sowie eine Anzahl Larnpenl Viele dieser Typen sind

unter den Fehlbranden vertreten Sollte es sich bei dieser Kerarnik-Schuttung tatsachlich urn den Abfall eines nahegelegenen Topferofens handeln worauf einiges hindeutet dann bedeuten diese Funde dal3 in dieser Werkstatt neben der scheibengedrehten Feinkeramik auch die Forrnschusselkeramik hergestellt wurde Eine Spezialisierung der Werkstatten aufbestimmte Waren oder Keramikgattungen wie es eine Massenproduktion Megarischer Becher moglicherweise erforderlich gemacht hatte fand demnach im

spathellenistischen Knidos nicht statt Dal3 die Produktion beider Keramikgattungen in Knidos eng zusammenhing deutet sich auch auf

andere Weise an Ein Teil der hellenistischen Teller und Trinkschalen ist wie vielerorts ublich im In-nern mit Sternpelabdrucken dekoriert Grolster Beliebtheit erfreute sich auch hierbei die Palmette die in zahlreichen Spielarten auftritt (Taf 98d) Ein speziell fur Knidos typisches Stempelmotiv ist die Lotus-blute die hier ebenfalls haufig anzutreffen ist Ungewohnlich sind dagegen die Abdrucke von Roset-

ten-Sternpeln vorallem jedoch von kleinen Krateriskos-Stempeln auf den Innenseiten scheibengedreh-ter Gefalse (Taf 98c)15 Diese Motive gehoren eigentlich zu den ublichen Verzierungselementen von Form-schusselkerarnik wo sie auch hinlanglich bekannt sind

Die uberzeugendsten Beispiele fur die Herkunft beider Keramikgattungen aus den gleichen Werk-

statten liefert allerdings das Material aus der Sudnekropole Einige der auf die Innenseite von Tellern

bzw Trinkschalen dieser Fundgruppe gestempelten Palmetten (Taf 98d) lassen sich sowohl aufden Form-

12 Untermauert wird diese Datierung durch das Auftreten yon Reliefbechern aus der Sudnekropolen-Werkstatt in einer

Reihe yon Fundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk der Stadt auf die im Folgenden noch naher eingegangen werden solI Sie ent-

halten einheitliches Material aus dem Zeitraum vorn letzten Viertel des 2Jhs vChr bis ins 2Viertel des lJhs YChrDaneben

legen auch die ebenfalls in der Keramik-Schuttung vertretenen scheibengedrehten Gefalse (s Text) deren Profile die nachsten Parallelen bei Gefafien dieser Fundgruppen finden eine Datierung des gesamten Sudnekropolen-Kornplexes in eben diesen Zeitraum nah

13 Vgl zu diesen Formen M Herfort-Koch - U Mandel-U Schadler (Hrsg) Hellenistische und kaiserzeitliche Keramik des

ostlichen Miuelmeergebietes 1996 Taf 20 1 2 5 211 3 4 22

14 Beispiele bei HS RobinsonAgora V Nr F31 Taf 1 Nr P6915 Taf 39 RTolle-KastenbeinDasKastroTigani Samos

XIV 1974 Abb 270 PM Kenrick Excavations at Sidi Khrebish Benghazi (Berenice) III 1 The Fine Pottery LibyoAnt Suppl V 198560 Nr 82 3-4 Abb 10 65 Nr X24-25 Abb 11 u Taf 2

J5 BeispieJe furRosetten aufden InnenseitenYonE3- oderTrinkgefaflensind unterden FundenausTarsusbekannts FF

Jones Tarsus I Nr 41 Taf 120 Nr 42 Taf 121 Nr 138 Taf 127 Nr C D Taf 128 ein weiteres Exemplar stammt aus Delos s

Delos XXVII 248 D54 Taf 43

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HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNlDOS

schusselfragmenten (Taf 95a) als auch auf den Scherben der Megarischen Becher (Taf 98b) vom glei-

chen Fundplatz belegen Eine Stempelung die im Dekorationsrepertoire spathellenistischer Teller bzw Trinkschalen ganz

besonders auffallt stellt eine aufwendig gestaltete rebenbehangene Weinranke dar (Taf 98d) Auch die-ses Motiv wiirde man eher auf Reliefgefafsen suchen Unter den Rankengebilden der knidischen helleni-stischen Forrnschusselware die wesentlich schlichter gestaltet sind (Taf 95d 97c 98a) findet sich aller-dings keine Entsprechung Die gleiche Weinranke taucht jedoch auf einer Forrnschussel wieder auf die zur Herstellung fruhkaiserzeitlicher Reliefskyphoi diente und aus einer geschlossenen Befundgruppe mit Material hauptsachlich der ersten Halfte des 1Jhs nChr starnrnt Auch weitere Forrnschusseln aus dem gleichen Fundkomplex und gleichzeitige Reliefgefabe lokaler Herstellung weisen noch von der spathellenistischen Forrnschusselkeramik bekannte Stempelmotive auf Dies belegt eine kontinuierliche und teilweise in hellenistischer Tradition stehende Tatigkeit der knidischen Werkstatten vom spaten Hel-len ismus bis in die fruhe Kaiserzeit

Kehren wir abschliel3end wieder zu der zentralen Fragestellung nach der Bedeutung der knidischen Reliefkeramikproduktion des spaten Hellenismus zuriick Durch den beschriebenen Fundkomplex aus der sudlichen Nekropole wird der Eindruck einer lebendigen und umfangreichen Produktion Megarischer Becher durch lokale Werkstatten vermittelt Der Befund bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach urn den Abfall aus einer Topferwerkstatt handelt ist aber in seiner Zusammensetzung aus Gefafsen die ausnahmslos lokaler Produktion entstammen fur knidische Keramikbefunde keineswegs reprasentativ Ein genaueres Bild von den Ausmal3en der knidischen Reliefkeramikherstellung kann nur durch eine Gegenuberstellung mit exportiertem Material und durch die Auswertung der Zusammensetzung von Befundgruppen gewonnen werden welche die fur Knidos typische Warenkombination aufweisen Dazu bietet sich besonders eine Anzahl sehr keramikreicher Befundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk im Zen-trum des Stadtgebietes an die wahrend der amerikanischen Grabungen der Jahre 1976 und 1977 entdeckt wurderi Das Material das auch zeitlich in den gleichen Rahmen einzuordnen ist wie das des Sudnekro-polenkomplexes setzt sich zum einen Teil aus feinem EI3- und Trinkgeschirr darunter auch importierten Gefalsen zusammen zum anderen Teil aus grober Kilchenkeramik wie etwa Kochtopfen Pfannen Kohlebecken und grofsen Vorratsamphoren Es scheint sich dabei urn die Reste von Kultrnahlern bzw nachtlichen Symposien zu handeln wie aus der grol3en Zahl der mitgefundenen knidischen Lampen und Stocklampen zu schliel3en ist Unter den Massen von Scherben befindet sich allerdings nur eine relativ geringe Menge von Fragmenten Megarischer Becher Urn eine Vorstellung von den Verhaltnisse zu ver-mitteln seien an dieser Stelle ein paar Zahlen genannt Die Schicht 2 von Grabungsschnitt 202 beinhaltete insgesamt 1391Stuck Keramik bei 811 davon handelt es sich urn Fragmente lokal hergestellter Feinkera-mik In derBefundgruppetraten 16ScherbenMegarischerBecherauf In den etwa gleich umfangreichen Schichten 3 und 4 von Schnitt 219 waren sieben bzw sechs Fragmente von Formschilsselkeramik enthal-

16 LC Love TiirkAD 212 (1974) 100 Abb 14 Love die diese Formschussel zusammen mil einem weiteren Exemplar (Love

aO 100 Abb 15) aus dem gleichen Fundkomplex in ihren Grabungsberichten veroffentlichte hielt die Stucke fur Model zur Her-stellung Megarischer Becher Die in die Forrnschusseln eingearbeiteten Vertiefungen fur Standringe sprechen jedoch eindeutig gegen diese Deutung Bei dem Fundkomplex aus dem dieses Stucke starnmen handelt es sich urn die Fullung einer Zisterne der sog Blocked Stoa dieFeinkeramikder friihen Kaiserzeit enthalt Love aO 85 L 100 Abb 14 15 dies AJA 77 (1973) 413 dies E Akurgal (Hrsg) The Proceedingsofthe Xth IntemationalCongress ofClassicalArchaeology 1978 1118 diesAlA 77 (1973) 183

17 Ahnliche Ruckgriffe auf hellenistische Forrnschusselware lassen sich auch bei der bleiglasierten Reliefkeramik Kleinasiens beobachten A Hochuli-Gysel Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 vChr bis 50 nChr) und ihre oberitalischen Nachah-mungenActa Bemensia VIr (1977) 143 f

18Ie Love AlA 81 (1977) 303 diesAlA 82 (1978) 324 ausfuhrlicher U Mandel in Herfort-Koch - Mandel-Schadler aO (Anm 13) 61 f S auch den Beitrag von U Mandel im vorliegenden Band 179ff

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PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

die Grenzen der Stadt und die nahere Umgebung hinaus gehabt zu haben Unter dem bekannten Material anderer Fundplatze sind knidische Reliefbecher bisher kaum anzutreffen Dies und die festzustellende starkeAnlehnungderknidischenReIiefkeramikan die Becher derAtelierslaquoIoniensshy scheintvielmehrzu bedeuten daB die Produktion Megarischer Becher durch knidische Werkstatten vorrangig zur Sicherung des lokalen Marktes betrieben wurde wie es ahnlich auch schon fur Milet beobachtet werden konnte

Aufgrund der geringen Menge Megarischer Becher in den knidischen Befundgruppen bleibt die Frage

welcher Stellenwert den Reliefbechern iiberhaupt innerhalb der knidischen Keramikproduktion zuzuspre-chen ist In Knidos taucht parallel zur Laufzeit der Megarischen Becher ein formgleicher GefaBtyp aufEr wird jedoch nicht aus der Formschiissel genommen sondern auf der Topferscheibe hergestellt Die Aufsen-seite dieser Becher die im iibrigen auch im Fundkomplex von der Sudnekropole in groBer Zahl auftreten

ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

der Unterschied in Schicht 3 und 4 von Schnitt 219 aus denen 63 bzw 50 Scherben von Bechern mit Kerb-dekor hervorkamen Sie stehen den Reliefbechern in einem Verhaltnis von 91 bzw 81 gegenuber- Mit

groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

beeinfluBte lokale Produktion den einheimischen ostlichen Traditionen verhaftet blieb

Patricia KoglerMA Archiiologisches Institut

der JW Goethe-Universitiit

D-60054 Frankfurt aMain

Deutschland

19Unterderbisher vonanderenFundplatzenpubliziertenhellenistischen Reliefkeramikkann lediglich einFragmentvon der

Athener Agora aufgrund seiner Stempelung unzweifelhaft einer knidischen Werkstatt zugewiesen werdenAgora XXII 88 Nr

373 Taf 66 87 Einige weitere Fragmente Megarischer Becher die aus der Produktion der Sudnekropolen-Werkstatt hervor-gingenwurdenmir durch den Kongrel3beitrag von V Pappa tiber einenFundkomplexvon Amorgosbekannt

W Milet V 1 139 f Auch dieImitation anderer auswart iger Gefiil3typen durch knidischeTopfer im spatenHellenismus weist auf diese Absicht hin

21 Exemplare aus Knidosabgebildet bei Herfort-Koch - Mand el -Schadler aOTaf 20 2 5 S aul3erde m Agora XXIX Nr

1583 a b Taf 124 zum Profil sPaphos III Abb 5 126 3-4

22 Bei Schnitt 219 wurden aufgrund der gewaltigen Scherbenmassen nur diejenigen Stucke gezahlt die zur weiteren Bearbei-tungaufbewahrtwurden DieserAnteil der Befundgruppenbetragt durchschnittlichzweiDrittel bisdrei Viertel des nochvorgefun -denen Materials Die Reliefkeramikfragmente wurden in der Regel aufgrund ihrer geringen Zahl und der Verzierungen vollzahlig

aufbewahrt wahrendbei den kerbdekoriertenBechemurspriinglich eine noch grolsere Menge vorhanden war Dadurchverschie-ben sich die Mengenverhaltnissenoch einmalzuungunstender Formschusselware Es ist auBerdem nicht bekannt ob und wieviele

von den Fundenbereitsdurch dieamerikanischenFundbearbeiteraussortiertwurden

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YTIoyprEIO nOAITIIMOY KE eセopeia npOIITOPIKQN KAI KAAIIKQN APXAIOTHTQN

E EIIIlTHMONIKH lYNANTHlH rIA THN EAAHNIlTIKH KEPAMIKH

IIPAKTIKA

EKAOIH TOY TAMEIOY APXAIOAOrIKQN nOPQN KAI AIlAAAOTPIQIEQN

A0HNA 2000

m NAKAL 95 PATRICIA KOGLER

Fo rmschtisse lfragmente aus de r stid liche n Nckropole Mu seumBodrum

ITINAKAL9 6 PATRICIA KOGLER

Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

PATRICIA KOGLER nINAKAL 97

a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

IlINAKA2 98 PATRICIA KOGLER

bull セ j _ J Jbullbullbullセ Z fgtt ja セ G[G Gl セ N

B セ B Z [ セ Z G Z G -G Z ゥ B セ B( G L セ ZNG[ Z ᄋN B iセ Gセ ( セ G Zエ - V

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ashyb) Megari sche Becher aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum c) Gestempelte Scha lenfiiBe aus demStadtgeb iet Grabungsdepo t Knid os d) Gestempelte SchalenfiiBe aus St adtgeb iet und sudlicher

Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 6: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

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HELLENISTISCHE RELIEFKERAMIK AUS KNlDOS

schusselfragmenten (Taf 95a) als auch auf den Scherben der Megarischen Becher (Taf 98b) vom glei-

chen Fundplatz belegen Eine Stempelung die im Dekorationsrepertoire spathellenistischer Teller bzw Trinkschalen ganz

besonders auffallt stellt eine aufwendig gestaltete rebenbehangene Weinranke dar (Taf 98d) Auch die-ses Motiv wiirde man eher auf Reliefgefafsen suchen Unter den Rankengebilden der knidischen helleni-stischen Forrnschusselware die wesentlich schlichter gestaltet sind (Taf 95d 97c 98a) findet sich aller-dings keine Entsprechung Die gleiche Weinranke taucht jedoch auf einer Forrnschussel wieder auf die zur Herstellung fruhkaiserzeitlicher Reliefskyphoi diente und aus einer geschlossenen Befundgruppe mit Material hauptsachlich der ersten Halfte des 1Jhs nChr starnrnt Auch weitere Forrnschusseln aus dem gleichen Fundkomplex und gleichzeitige Reliefgefabe lokaler Herstellung weisen noch von der spathellenistischen Forrnschusselkeramik bekannte Stempelmotive auf Dies belegt eine kontinuierliche und teilweise in hellenistischer Tradition stehende Tatigkeit der knidischen Werkstatten vom spaten Hel-len ismus bis in die fruhe Kaiserzeit

Kehren wir abschliel3end wieder zu der zentralen Fragestellung nach der Bedeutung der knidischen Reliefkeramikproduktion des spaten Hellenismus zuriick Durch den beschriebenen Fundkomplex aus der sudlichen Nekropole wird der Eindruck einer lebendigen und umfangreichen Produktion Megarischer Becher durch lokale Werkstatten vermittelt Der Befund bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach urn den Abfall aus einer Topferwerkstatt handelt ist aber in seiner Zusammensetzung aus Gefafsen die ausnahmslos lokaler Produktion entstammen fur knidische Keramikbefunde keineswegs reprasentativ Ein genaueres Bild von den Ausmal3en der knidischen Reliefkeramikherstellung kann nur durch eine Gegenuberstellung mit exportiertem Material und durch die Auswertung der Zusammensetzung von Befundgruppen gewonnen werden welche die fur Knidos typische Warenkombination aufweisen Dazu bietet sich besonders eine Anzahl sehr keramikreicher Befundgruppen aus dem Heiligtumsbezirk im Zen-trum des Stadtgebietes an die wahrend der amerikanischen Grabungen der Jahre 1976 und 1977 entdeckt wurderi Das Material das auch zeitlich in den gleichen Rahmen einzuordnen ist wie das des Sudnekro-polenkomplexes setzt sich zum einen Teil aus feinem EI3- und Trinkgeschirr darunter auch importierten Gefalsen zusammen zum anderen Teil aus grober Kilchenkeramik wie etwa Kochtopfen Pfannen Kohlebecken und grofsen Vorratsamphoren Es scheint sich dabei urn die Reste von Kultrnahlern bzw nachtlichen Symposien zu handeln wie aus der grol3en Zahl der mitgefundenen knidischen Lampen und Stocklampen zu schliel3en ist Unter den Massen von Scherben befindet sich allerdings nur eine relativ geringe Menge von Fragmenten Megarischer Becher Urn eine Vorstellung von den Verhaltnisse zu ver-mitteln seien an dieser Stelle ein paar Zahlen genannt Die Schicht 2 von Grabungsschnitt 202 beinhaltete insgesamt 1391Stuck Keramik bei 811 davon handelt es sich urn Fragmente lokal hergestellter Feinkera-mik In derBefundgruppetraten 16ScherbenMegarischerBecherauf In den etwa gleich umfangreichen Schichten 3 und 4 von Schnitt 219 waren sieben bzw sechs Fragmente von Formschilsselkeramik enthal-

16 LC Love TiirkAD 212 (1974) 100 Abb 14 Love die diese Formschussel zusammen mil einem weiteren Exemplar (Love

aO 100 Abb 15) aus dem gleichen Fundkomplex in ihren Grabungsberichten veroffentlichte hielt die Stucke fur Model zur Her-stellung Megarischer Becher Die in die Forrnschusseln eingearbeiteten Vertiefungen fur Standringe sprechen jedoch eindeutig gegen diese Deutung Bei dem Fundkomplex aus dem dieses Stucke starnmen handelt es sich urn die Fullung einer Zisterne der sog Blocked Stoa dieFeinkeramikder friihen Kaiserzeit enthalt Love aO 85 L 100 Abb 14 15 dies AJA 77 (1973) 413 dies E Akurgal (Hrsg) The Proceedingsofthe Xth IntemationalCongress ofClassicalArchaeology 1978 1118 diesAlA 77 (1973) 183

17 Ahnliche Ruckgriffe auf hellenistische Forrnschusselware lassen sich auch bei der bleiglasierten Reliefkeramik Kleinasiens beobachten A Hochuli-Gysel Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 vChr bis 50 nChr) und ihre oberitalischen Nachah-mungenActa Bemensia VIr (1977) 143 f

18Ie Love AlA 81 (1977) 303 diesAlA 82 (1978) 324 ausfuhrlicher U Mandel in Herfort-Koch - Mandel-Schadler aO (Anm 13) 61 f S auch den Beitrag von U Mandel im vorliegenden Band 179ff

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PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

die Grenzen der Stadt und die nahere Umgebung hinaus gehabt zu haben Unter dem bekannten Material anderer Fundplatze sind knidische Reliefbecher bisher kaum anzutreffen Dies und die festzustellende starkeAnlehnungderknidischenReIiefkeramikan die Becher derAtelierslaquoIoniensshy scheintvielmehrzu bedeuten daB die Produktion Megarischer Becher durch knidische Werkstatten vorrangig zur Sicherung des lokalen Marktes betrieben wurde wie es ahnlich auch schon fur Milet beobachtet werden konnte

Aufgrund der geringen Menge Megarischer Becher in den knidischen Befundgruppen bleibt die Frage

welcher Stellenwert den Reliefbechern iiberhaupt innerhalb der knidischen Keramikproduktion zuzuspre-chen ist In Knidos taucht parallel zur Laufzeit der Megarischen Becher ein formgleicher GefaBtyp aufEr wird jedoch nicht aus der Formschiissel genommen sondern auf der Topferscheibe hergestellt Die Aufsen-seite dieser Becher die im iibrigen auch im Fundkomplex von der Sudnekropole in groBer Zahl auftreten

ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

der Unterschied in Schicht 3 und 4 von Schnitt 219 aus denen 63 bzw 50 Scherben von Bechern mit Kerb-dekor hervorkamen Sie stehen den Reliefbechern in einem Verhaltnis von 91 bzw 81 gegenuber- Mit

groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

beeinfluBte lokale Produktion den einheimischen ostlichen Traditionen verhaftet blieb

Patricia KoglerMA Archiiologisches Institut

der JW Goethe-Universitiit

D-60054 Frankfurt aMain

Deutschland

19Unterderbisher vonanderenFundplatzenpubliziertenhellenistischen Reliefkeramikkann lediglich einFragmentvon der

Athener Agora aufgrund seiner Stempelung unzweifelhaft einer knidischen Werkstatt zugewiesen werdenAgora XXII 88 Nr

373 Taf 66 87 Einige weitere Fragmente Megarischer Becher die aus der Produktion der Sudnekropolen-Werkstatt hervor-gingenwurdenmir durch den Kongrel3beitrag von V Pappa tiber einenFundkomplexvon Amorgosbekannt

W Milet V 1 139 f Auch dieImitation anderer auswart iger Gefiil3typen durch knidischeTopfer im spatenHellenismus weist auf diese Absicht hin

21 Exemplare aus Knidosabgebildet bei Herfort-Koch - Mand el -Schadler aOTaf 20 2 5 S aul3erde m Agora XXIX Nr

1583 a b Taf 124 zum Profil sPaphos III Abb 5 126 3-4

22 Bei Schnitt 219 wurden aufgrund der gewaltigen Scherbenmassen nur diejenigen Stucke gezahlt die zur weiteren Bearbei-tungaufbewahrtwurden DieserAnteil der Befundgruppenbetragt durchschnittlichzweiDrittel bisdrei Viertel des nochvorgefun -denen Materials Die Reliefkeramikfragmente wurden in der Regel aufgrund ihrer geringen Zahl und der Verzierungen vollzahlig

aufbewahrt wahrendbei den kerbdekoriertenBechemurspriinglich eine noch grolsere Menge vorhanden war Dadurchverschie-ben sich die Mengenverhaltnissenoch einmalzuungunstender Formschusselware Es ist auBerdem nicht bekannt ob und wieviele

von den Fundenbereitsdurch dieamerikanischenFundbearbeiteraussortiertwurden

194

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A0HNA 2000

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Fo rmschtisse lfragmente aus de r stid liche n Nckropole Mu seumBodrum

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Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

PATRICIA KOGLER nINAKAL 97

a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

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ashyb) Megari sche Becher aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum c) Gestempelte Scha lenfiiBe aus demStadtgeb iet Grabungsdepo t Knid os d) Gestempelte SchalenfiiBe aus St adtgeb iet und sudlicher

Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 7: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

PATRICIA KOGLER

ten Weiterhin ist festzustellen daB ein ansehnlicher Teil dieser Reliefbecher nicht lokalen Werkstatten entstammt sondern den sog Ateliers laquoIoniensraquo deren Produkte sich ab der Mitte des 2Jhs vChr im gesamten Mittelmeerbereich groBer Beliebtheit erfreuten offenbar auch in Knidos

Umgekehrt scheint die knidische Reliefkeramikproduktion kaum eine bedeutende Ausstrahlung tiber

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ist zur Dekoration reich mit Kerben (rouletting) ubersat und durch umlaufende Horizontalrillen gegliedert

In den eben genannten Fundkomplexen ubersteigt sein Vorkommen bei weitem die Zahl der Fragmente

Megarischer Becher Er gehort mit den sog KoanlKnidian bowls und den einfachen Tellern und Napfen des gangigen Typs zu den vier am haufigsten vertretenen GefaBformen in Knidos Schicht 2 von Schnitt 202 enthielt 82 Fragmente kerbdekorierter Becher womit sich gegenuber den Reliefkeramikfragmenten des gleichen Komplexes (inklusive der importierten Stucke) ein Verhaltnis von 51 ergibt Noch drastischer ist

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groBer Wahrscheinlichkeit haben wir in den kerbdekorierten Bechern die knidisch-kleinasiatische Alterna-tive zu den von griechischen Werkstatten entwickelten hellenistischen Reliefbechern vor Augen Die vor-gefuhrten Verhaltnisse in Knidos spiegeln einerseits die Neigung der Topfer zur Aufnahme westlicher Im -pulse wider zeigen aber andererseits deutlich wie sehr die stark von marktwirtschaftlichen Aspekten

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Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

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a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

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Nekropole G rabungsdepot Knid os und Mus eum Bod rum

Page 8: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

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Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

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Forrnschusselfragmente aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

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a) Forrnschusselfragment aus der siidlichen Nekropole Museum Bodrum bshyd) Megarische Becher und Reliefamphoren aus der sudlichen Nekropole Museum Bodrum

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Page 12: Kogler Hellenistische Reliefkeramik Aus Knidos-libre

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