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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Autozulieferer Magna plant den Kahlschlag – die IG BCE kämpft für 700 Arbeitsplätze in Markgröningen TENDENZEN Revolutionen in Nordafrika – kommt nach der Diktatur wirklich die Demokratie? TIPPS Schnüffelei durch den Arbeitgeber – was Betriebsräte und Beschäftigte dagegen tun können Nr. 04 I APRIL 2011 www.igbce.de Das Desaster Der nukleare Schrecken von Fukushima – und was bedeutet das für uns?

kompakt April 2011

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kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE. In diesem Monat hat sich auch bei uns in der Redaktion alles um die furchtbaren Ereignisse in Japan gedreht. Fotos und Texte aus Japan finden sich im "Aktuelles"-Ressort, außerdem stellen wir in unserer Titelgeschichte die Forderung: "In Zukunft ohne Restrisiko". Und auch Michael Vassiliadis kommentiert die Energiepolitik. Dazu gibt es einen Einblick in die Fertigung von Fotobüchern bei CeWe Color in Oldenburg. Einen spannenden Text von Afrika-Korrespondent Marc Engelhardt darüber, wie es in Nordafrika nach den Revolutionen eigentlich weitergeht. Ein Interview mit Wacker-Betriebsrats-Chef Anton Eisenacker über faire Bezahlung für Leiharbeiter. Und einen Ratgebertext für alle, die von ihren Mails terrorisiert werden. Und das sind ja wohl die meisten - oder? ;-)

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Page 1: kompakt April 2011

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Autozulieferer Magna plant den Kahlschlag – die IG BCE kämpft für 700 Arbeitsplätze in Markgröningen

TENDENZEN Revolutionen in Nordafrika – kommt nach der Diktatur wirklich die Demokratie?

TIPPS Schnüffelei durch den Arbeitgeber – was Betriebsräte und Beschäftigte dagegen tun können

Nr. 04 I APRIL 2011 www.igbce.de

Das Desaster

Der nukleare Schrecken von Fukushima – und was bedeutet das für uns?

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3kompakt | April 2011 |

>unter uns

Von Japan bis Libyen

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Christian hüLsmEiEr Chefredakteur

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alles verloren: Ein Libyer in einem Flüchtlingslager in tunesien.

s sind dramatische Entwicklungen außerhalb unseres Landes, die uns in diesen Wochen in Atem halten. Mir nichts, dir nichts purzeln rund um das Mittelmeer arabische Despoten aus ihren

Ämtern. Überall erhebt sich das Volk, in Algerien und Ägypten, im Jemen, in Bahrain und in Syrien, um nur einige der Staaten zu nennen, in denen die Menschen die skrupellose Ausplünderung durch die jeweilige Herrschafts-clique satt haben. Die arabische Welt, die wir im Westen lange allzu einseitig als Ursprung des muslimischen Terrorismus wahrgenommen haben, zeigt sich von einer uns unbekannten Seite. Verzweifelt mutige Bürgerinnen und Bürger begehren auf gegen eine Machtmaschinerie, der sie kaum mehr entgegenzu- setzen haben als die Bereitschaft, das höchste persönliche Risiko im Befrei-ungskampf einzugehen.

Das bEEinDruCkt unD wECkt hoFFnung. Auch weil man kaum damit gerechnet hat, dass sich in der arabischen Welt fortschrittliche Kräfte formie-ren könnten, die in Zukunft hoffentlich auch die Kraft aufbringen, dem funda-mentalistischen Islam zu widerstehen. Allerdings ist nicht absehbar, wohin die Entwicklung tatsächlich führt. Dass der Westen in Libyen militärisch eingreift, könnte am Ende kontraproduktiv sein. Natürlich wünscht man sich Schutz und Hilfe für die Menschen, denen der gnadenlos brutale Diktator Gaddafi zusetzt. Aber ist militärische Aggression von außen tatsächlich der richtige Weg? Ab Seite 32 versuchen wir die Chancen der Volksbewegung in den arabischen Staaten abzuschätzen. wiE sEhr uns sELbst FErnEs angEht, zeigt nicht nur die Debatte um die Nicht-Beteiligung Deutschlands am Libyen-Einsatz. Die Welt ist einander nah, und deshalb steht diese kompakt-Ausgabe natürlich ganz im Zeichen der japanischen Tragödie. Sie erschüttert Deutschland – emotional und politisch wie kaum jemals zuvor. Mehr dazu auf vielen Seiten in diesem Heft.

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Kahlschlag ohne VorwarnungDer Automobilzulieferer Magna will in Markgröningen

bei Stuttgart völlig überraschend bis Ende 2013 von

830 Arbeitsplätzen 700 streichen.

Rote Karten gegen RassismusMit bunten Aktionen hat die IG BCE bundesweit die

Internationalen Wochen gegen den Rassismus unterstützt.

In Hannover war Altin Lala, Mittelfeldspieler beim

Bundesligisten Hannover 96, mit von der Partie.

Neugierig auf NaturwissenschaftWie in Merseburg und Dortmund Projekte in Kinder-

gärten und Schulen Lust machen, sich mit Chemie,

Biologie und Physik zu beschäftigen.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Eine von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite über

Jubilarehrungen.

Titelbild: Andreas Beichler/BWH

12 Nichts ist wie zuvorDie Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk

Fukushima hat die Energiewelt verändert.

Doch was bedeutet das für uns?

16 Das ist unser Aufschwung Der Tariftruck war im ganzen Lande unterwegs.

18 Eine Frage des Anstands Betriebsratsvorsitzender Anton Eisenacker über

Leiharbeit bei Wacker Chemie.

31 Vorhang aufHeike Makatsch gibt bei den Ruhrfestspielen ihr

Theaterdebüt. kompakt verlost 2 x 2 Karten.

32 Und jetzt?Nach den Revolutionen in Tunesien und Ägypten hat der

Aufbau demokratischer Strukturen begonnen. Doch

werden die Träume der Demonstranten wirklich wahr?

34 Mut tankenBetriebsräte – für viele Arbeitnehmer ein fester Bestand-

teil, für die Beschäftigten der Esso-Tochter ROC eine neue

Welt. Ein Tankstellenbesuch.

36 Immer erreichbarAbgelenkt und gestresst durch ständige E-Mails – so geht

es vielen Arbeitnehmern. kompakt gibt Tipps, wie Sie

Ihre E-Mails in den Griff bekommen.

38 Kein AusspähenErmittlungen wie bei der Kripo, Schnüffeln im Facebook-

Profil – mancher Arbeitgeber agiert wie ein Staatsanwalt.

Doch was ist wirklich erlaubt?

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über eine neue Energiepolitik.

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>INHALT APRIL 2011

16 Sture Arbeitgeber Wie lange hält die Freiheit? 32

31 Bühne frei für Heike Makatsch Die Feuerspuckerin 30

Das Atom-Desaster 12

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BILDer DeS MONATSFo

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>AKTUeLLeS

Riesige NotDie Menschen im Nordosten Japans haben alles verloren. Ihre Häuser wurden von den Fluten des Tsunami wie Spielzeug davon getragen. Die Infrastruktur ist völlig zusammengebrochen. Die vielen Tausend Hilfskräfte versuchen fieberhaft der schrecklichen Lage Herr zu werden. Doch sie sind auf Unterstützung angewiesen. Denn den Überlebenden fehlt es an allem: Nahrung, Wasser, Medikamente und Decken.

Die Menschen in Japan brauchen jetzt dringend Hilfe. Deshalb hat die IG BCe beschlossen, 50 000 euro zu spenden. Doch dies kann angesichts der unfassbaren Situation nur ein Anfang sein. Daher fordert die IG BCe ihre Mitglieder auf, zu helfen und an das Deutsche rote Kreuz zu spenden. Jeder euro zählt!

Deutsches Rotes KReuz spenDenKonto: 41 41 41BanK füR sozialwiRtschaftBlz: 370 205 00stichwoRt: iGBce Japanhilfe

in tiefer sorgenuR äusseRst selten wendet sich der japanische Kaiser direkt an sein Volk. Doch das furchtbare Erdbeben, der Tsu-nami und die atomare Katastrophe sind für Akihito Anlass

für eine Fernsehansprache. »Die Zahl der Toten steigt von Tag zu Tag, und wir wissen nicht, wie viele Men-schen gestorben sind«, sag-te der 77-Jährige. Er könne nur beten, dass »das Leben der Menschen besser wird, wenigstens ein bisschen«. Der erste Auftritt des Tenno im Fernsehen in der Geschichte japanischer Kaiser ist ein weiteres In-diz, wie groß das Leid und die Not in Japan tatsäch-lich sind. Normalerweise zeigt sich der Kaiser nur an

seinem Geburtstag und zu Neujahr dem Volk. In der Verfas-sung wird er als Staatssymbol definiert, das für die Einheit des Volkes stehe. Im politischen System Japans kommt ihm nicht einmal die Rolle eines Staatsoberhauptes zu. Japanische Kaiser haben eher eine religiöse Funktion. Der Tenno gilt als Nach-fahre der Sonnengöttin Amaterasu – der Urmutter Japans. Bei der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg hörten die Japa-ner zum ersten Mal die Stimme ihres Kaisers im Radio.

9,0aM 11. MäRz erschütterte ein schweres Erdbeben Japans Küste und löste einen gewaltigen Tsunami aus. Er spülte Menschen, Häuser und Autos fort, ganze Dörfer liegen in Schutt und Asche. Mit einer Stärke von 9,0 war es das schwerste je- mals gemessene Beben in Japan. Mehrere Tausend Men- schen wurden in den Tod gerissen. Zehntausend werden ver- misst. Die Zahl der Toten steigt täglich an. Doch auch die Situation der Überlebenden spitzt sich immer mehr zu: Mehr als 500 000 Japaner sind obdachlos, die Notunterkünfte völlig überfüllt. Ihre Versorgung läuft nur schleppend an. Zu all dem Leid kommt die Angst vor Verstrahlung und einer weiteren Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima.

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spricht nicht oft direkt zu seinem Volk: Japans Kaiser akihito.

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> Heims Homepage

FrüHlings- picknick

FrüHlings- gärten

FrüHlings- gedichte

FrüHlings- gefühle

Alle Jahre wieder kommt auch der Osterhase. Für Anhänger eines gepflegten Osterpicknicks hat die in Bio-Läden erhältliche Zeitschrift Schrot & Korn tolle Rezeptideen zusammengestellt. Wir sehen uns dann draußen, bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Wobei – ich sollte meinen Grill nicht vergessen.http://bit.ly/g8kOVj

Das ist ja mal eine liebevoll gestaltete Website. »Eine andere Welt ist pflanz-bar«, finden die Macher dieser Seite, weil es eben nicht nur ums Gärtnern geht, sondern darum, »in alternativen Projek-ten weltweit jenseits des globalen Neo- liberalismus selbstständig und kollek- tiv die Umwelt und die Gesellschaft zu gestalten«. http://bit.ly/gMlTLG bietet auch mehr über interkulturelle Gärten und – Guerilla Gardening. Oho!

www.deutschstunden.de – Der Name der Webseite klingt ja erst einmal nicht so richtig sexy. Wenn man aber die Texte der Frühlingsgedichte in das kleine Werkzeug wordle.net kopiert, wird daraus ein kleines Kunstwerk. Dabei werden häufig vorkommende Wörter groß, weniger verwendete klein dar-gestellt. Das funktioniert natürlich auch mit allen anderen Texten.http://bit.ly/epFdu8

Ich kann nicht mehr aufhören zu klicken. Diese Seite bringt mich per Mausklick an irgendeinen Ort auf dieser Welt. Dazu läuft im Hintergrund Musik von Guns N’ Roses . . . take me down to the paradise city . . . Frühling, wo immer du auch bist, du entkommst mir nicht. http://bit.ly/d9383q

RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem WebE-Mail: [email protected]

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Bis zum 1. Juni 2011 wird wieder gewählt: Alle sechsJahre entscheiden Sie als Versicherte der Sozialversiche-rungen, wer Ihre Interessen in der Selbstverwaltung dergesetzlichen Kranken-, Pflege-, Unfall- und Renten-

Die Selbstverwaltungsgremien, die wichtigsten Entschei-dungsorgane der Versicherungsträger, werden von Ihnengewählt. Deren Entscheidungen betreffen Sie als Ver-

ckder Demokratie in der Sozialversicherung.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund wirbt bei der Sozial-wahl 2011 um Ihre Stimme, um für eine solidarischeWeiterentwicklung der Sozialsysteme zu arbeiten.

Dabei steht vor allem die Frage der sozialen Gerechtigkeitim Vordergrund: Kopfpauschalen, Zusatzbeiträge und das„Einfrieren“ von Arbeitgeberbeiträgen lehnen wir ent-schieden ab. Eine Sparpolitik auf Kosten der Versichertenmuss verhindert werden. Dafür stehen die Kandidatinnenund Kandidaten des DGB.

Gerechte Verteilung der Kosten, persönliche Beratung undNähe zu den Versicherten, qualitativ hochwertige und be-zahlbare Gesundheitsversorgung, gute und sichere Alters-renten, umfassender Arbeitsschutz und bedarfsgerechteReha-Maßnahmen. Bei allem, was wir in den Versicherten-parlamenten für Sie durchsetzen – für uns stehen immerdie Interessen aller Versicherten im Mittelpunkt.

Deshalb: DGB wählen!

Bequem per Post. Um die Versichertenparlamente zuwählen, muss man kein Wahllokal aufsuchen. Nachdemdie Wahlunterlagen per Post gekommen sind, machen dieWählerinnen und Wähler einfach ein Kreuz auf demStimmzettel und stecken ihn in den frankierten Rück-

Alle Versicherten dürfen wählen. An der Sozialwahl kön-nen alle Versicherten über 16 Jahre teilnehmen – ganzegal, welche Staatsangehörigkeit sie besitzen, ob sie

Wie funktioniert die Sozialwahl?

Mehr Infos über die Listen des DGB und die Sozialwahl 2011 fi nden Sie unterwww.sozialwahlen2011.de

versicherung vertritt.

sicherte direkt. Die Sozialwahlen bilden das Kernstu

umschlag, der in den Wahlunterlagen dabei ist. Bezieher von ausschließlich Hinterbliebenenrenten.versicherte Familienmitglieder und Bezieherinnen und Arbeit haben oder nicht. Ausgenommen sind nur mit-

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> AKTUELLES>

1. Mai: Dabei sein!

Blick hinter den Firmenzaun

Die Krise scheint überwunden, doch der Arbeitsmarkt ist in Schieflage. Leiharbeiter werden immer noch schlechter bezahlt als Stammbelegschaften und auch der psychi-sche Druck vieler Beschäftigter nimmt zu. Die Angst vor dem sozialen Abstieg bei Arbeitslosigkeit wächst. Doch die Gewerkschaften stemmen sich gegen diese Entwicklungen. Der 1. Mai 2011 steht deshalb unter dem Motto: »Das ist das Mindeste! Faire Löhne – Gute Arbeit – Soziale Sicherheit.« Die IG BCE ruft ihre Mitglieder auf, sich zahlreich an den Kundge-bungen und Aktionen zu beteiligen! www.igbce.de

Nur weNige MeNscheN haben einen Einblick, wie der Arbeitsalltag hinter Firmenzäunen und Produktionshallen wirklich aussieht. Der Bild- und Textband »Arbeitswelten. Einblicke in einen nichtöffentlichen Raum« (Klartext-Verlag) von Werner Bachmeier und Udo Achten bietet zumindest einen Ausschnitt der vielseiti-gen Arbeitsplätze in Deutschland, die sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewandelt haben. Werner Bachmeier ist seit vielen Jahren kompakt-Fotograf und hat beispielsweise in dieser Ausgabe das Interview mit Anton Eisenacker auf den Seiten 18/19 fotografiert. Seine Bilder sind ab 1. April auch in einer Ausstellung im ver.di-Bundesvorstand in Berlin zu sehen. www.wernerbachmeier.de

er hat einen der heißesten Arbeitsplätze Deutschlands: ein schweißer in der werkstatt.

> im Zweifel für die sicherheitAls sich am 26. April 1986 in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der atomare Super-GAU ereignete, glaubten nur wenige Deutsche daran, dass auch für sie Gefahr bestünde. Doch mit der Nachricht, eine ato- mare Wolke sei auf dem Weg nach Deutschland, änderte sich die Situa- tion. Radioaktiv belasteter Boden und Lebensmittel verunsicherten die Menschen. Anlass für die »Gewerk-schaftspost« der IG Chemie-Papier-Keramik in einer Reportage zu zeigen, wie Mitarbeiter des hessi-schen Sozialministeriums versuch-ten, der Lage Herr zu werden. So zählten die Hessen zu den wenigen in der Bundesrepublik, die in den ersten Tagen nach der Katastrophe, als die Belastung an radioaktivem Jod in der Luft und am Boden am größten war, eine Warnung für das Spielen auf Spielplätzen herausgaben. Die damalige Bundesregierung warf dem Sozialminister Panikmache vor. Doch Armin Clauss (SPD) folgte einer simplen Regel: Im Zweifel für die Sicherheit. Das Ministerium veran-lasste landesweite Messungen und nahm beinah rund um die Uhr mehr als 50 000 Anrufe von besorgten Bürgern entgegen. »Wir wissen, dass wir unser Möglichstes getan haben, um die Bevölkerung zu schützen«, sagte Armin Clauss der Redaktion. »Und trotzdem bleibt das Gefühl, so verdammt hilflos zu sein.«

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> Michael Vassilliadis spricht in Recklinghausen

> ulrich Freese spricht in Leipzig

> edeltraud glänzer spricht in Lübeck

> egbert Biermann spricht in Hamm-Herringen

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Ein Energiekonzept zum Umsteuern

Erst das schreckliche Erdbeben, dann der fürchterliche Tsunami, nun auch noch die nukleare Bedrohung in

Fukushima – es ist bestürzend, wie viel un-fassbares Leid den Menschen in Japan wider-fährt. Tag für Tag verfolgen wir gebannt, wie das Land versucht, dem Schrecken Herr zu

werden und das Schlimmste von der Bevöl-kerung abzuwenden. Wohl niemanden

lässt diese Tragödie unberührt. Un-ser Mitgefühl und unsere Soli-

darität gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Die Menschen brauchen jetzt schnelle Hilfe und wir wollen dazu gerne einen Beitrag leisten. Unsere IG BCE ruft zu Spenden auf (Seite 7) und ich bitte alle Mitglieder: Unterstützt diese Aktion nach Kräften.

Es gibt EinE nEUE lagE in der Energiepolitik. Von heute auf mor-

gen hat die Bundesregierung sieben ältere Meiler stillgelegt, in einem dreimonatigen Mo-ratorium soll nun überprüft werden, ob sie je-mals wieder ans Netz gehen und ob die gerade erst verlängerten Laufzeiten für alle deutschen Kernkraftwerke wieder zurückgenommen wer-

den müssen. Ein erster, allerdings zu kleiner Schritt in die richtige Richtung. Nun muss ein verantwortliches, realistisches Energiekonzept her, das Sicherheit, Umwelt und Energiepreise im Blick hat.

dEr atomaUsstiEg rückt nähEr, so viel steht fest. Aber was das bedeutet, das bleibt noch im Unklaren. Sicher ist: Wir können nicht von jetzt auf gleich Kernkraft durch erneuerbare Energien ersetzen, sondern wir müssen schrittweise umsteuern, begleitet von einer Investitionsoffensive in eine neue, also leistungsfähige und klimaschonende Energie-Infrastruktur. In das Zeitalter der erneuerba-ren Energien führt kein politischer Alleingang, deshalb ist die Bundesregierung gut beraten, mit allen politischen, wirtschaftlichen und ge-sellschaftlichen Kräften einen neuen Konsens zu schaffen. Die IG BCE ist nun eingeladen, an einer tragfähige Brücke in die Energie- zukunft mitzubauen. Dazu sind wir bereit – und auch unsere Kohle wird natürlich in den Gesprächen mit der Politik eine wichtige Rolle spielen.

>STANDPUNKT

»In das Zeitalter erneuerbarer Energien führt kein Alleingang, sondern gemeinsames Wollen.«

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michaEl Vassiliadis Vorsitzender der IG [email protected]

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> TITEL KErnEnErgIE

In Zukunft ohne Restrisiko

12. März 2011, 15:36 Uhr Ortszeit: Im Atomkraftwerk Fukushima 1 kommt es zu einer Wasserstoffexplosion. Das Dach und die Wände eines Gebäudes werden zerstört.

Tag 12 einer Zeitenwende. Rund um Fukushima bebt erneut die Erde. Und macht Zuversicht zu-

nichte. »Wieder alle Arbeiter raus.« Der Live-Ticker auf Bild.de braucht nicht vie-le Worte, jeder versteht: Der »schier end-lose Kampf im Horror-AKW« geht weiter, aber wie an den Tagen zuvor von immer neuen Rückschlägen begleitet.

Es ist der 23. März, seit fast zwei Wo-chen begleiten Hoffen und Bangen die Meldungsflut aus Japan. »Stromzufuhr steht«, »Schwarzer Rauch über Reaktor 3«, »Radioaktive Strahlung erreicht Euro-pa«, »Experte: Keine Gefahr!«. So tickert es unentwegt im Netz. Seit Stunden, seit Tagen, seit die »Angst vor dem Super-GAU in Japan« die Menschen erfasst hat. Was wird noch passieren, ehe diese Aus-

gabe von kompakt die Leserinnen und Leser erreicht hat?

Gewiss ist in diesen Stunden, dass den Menschen in Japan Leid in dreifacher Dosis widerfährt. Erdbeben, Tsunami, dazu ein Kernkraftwerk außer Kontrolle. Wer hätte sich zuvor eine solche Konstel-lation vorstellen können? Wäre sie dann vermeidbar gewesen? Und was mag noch an Schrecklichem geschehen, wo-ran niemand zu denken wagt?

Man habe lernen müssen, »dass auch für extrem unwahrscheinlich gehaltene Ereignisse eintreten können«. So spricht die Kanzlerin. Vor weniger als einem Jahr hat Angela Merkel die Laufzeit der deutschen Kernkraftwerke verlängert, im Durchschnitt um zwölf Jahre – ein poli-tischer Kraftakt, der den gesellschaft-

EIn ERDbEbEn, DAs nIchT nUR jApAn ERschüTTERT. Auch in Deutschland, tausende Kilometer entfernt, sind plötzlich die alten gewissheiten dahin. Das Unwahrscheinliche, es passiert, und das nukleare restrisiko mutiert zum gAU. Aber wie kommen wir nun zu einer Energieversorgung ohne Atom?

Foto: Asahi Shimbun/picture alliance/dpa

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13kompakt | April 2011 |

lichen Konflikt um die Kernenergie neu entfachte. Heute klingt die CDU-Vorsit-zende selbst wenig überzeugt, wenn sie mit kraftraubendem Trotz sagt, die hiesi-gen Meiler seien »sicher«. Bis auf das ver-maledeite Restrisiko.

sIchERhEITshAlbER ist denn auch die Laufzeitverlängerung erst einmal ausgesetzt, von derselben Regierungs-chefin. Einen Aufschub von drei Mona-ten braucht Angela Merkel – zum Über-prüfen, zum Nachdenken, vielleicht auch zum Umsteuern in der Energiepoli-tik? Sicherheitshalber nimmt Schwarz-Gelb sieben ältere Kernkraftwerke vom Netz, von jetzt auf gleich – obgleich das rechtlich so umstritten ist wie das Mora-torium in Gänze. Ein kleiner Blitzaus-

stieg aus dem Atom – purer stimmungs-taktischer Aktionismus oder bereits eine echte Vorentscheidung, wie es in der deutschen Energieversorgung künftig weitergehen soll?

Der SPD und ihrem Vorsitzenden Sig-mar Gabriel genügt nicht, was Merkel macht. Das »Ende des Atomzeitalters« sei gekommen, meint Gabriel und for-dert für alle Kernkraftwerke den unmit-telbaren Verzicht auf längere Laufzeiten. Das Zurück zum rot-grünen Atom-Kon-sens (Seite 14), das fordert einhellig die gesamte Opposition – als ersten Schritt auf dem Weg zum vollständigen Atom-ausstieg.

Kein Zweifel, nach der Katastrophe von Fukushima ist in der Energiepolitik nichts mehr wie zuvor. Von der Bevöl-

Medizinisches personal untersucht Menschen im Ort Kawamata in der präfektur Fukushima nach dem GAU im Atomkraft-werk auf schädliche strahlenwerte.

RAT DER WEIsEn

Eine »Ethik-Kommission« soll nun Ratschläge für eine verantwortliche Energiepolitik erarbeiten – unter Vorsitz von Klaus Töpfer, ehemals Umweltchef der Un. Mit dabei: IG-bcE-chef Michael Vassiliadis, Forschungspräsident Matthias Kleiner, Risikoforscher Ulrich beck, bischof Ulrich Fischer, bAsF-chef jürgen hambrecht, UnEscO-präsident Walter hirche, Technikpräsident Reinhard hüttl, Kardinal Reinhard Marx, philosophin Weyma lübbe, lucia Reisch (Rat für nachhaltige Entwicklung), Miranda schreurs (FU berlin), Alois Glück (ZK der Katholiken) und hamburgs Ex-bürgermeister Klaus von Dohnanyi.

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> TITEL KErnEnErgIE

kerung bis tief in die Politik hinein reicht der gefühlte Konsens: Wir

müssen raus aus dem Atom, so schnell wie möglich. Nur: Was ist überhaupt wie schnell möglich? Und zu welchem Preis?

KERnKRAFTWERKE decken heute gut ein Fünftel des Strombedarfs in Deutsch-land. Allerdings in der sogenannten Grundlast, das heißt Atomstrom steht rund um die Uhr zur Verfügung – anders als etwa Windstrom, der einfach ausfällt, wenn kein Lüftchen weht. Schon allein deshalb ist Atomstrom nicht ohne Wei-teres ersetzbar – selbst wenn das schnelle Abschalten der ersten sieben Meiler ohne unmittelbare Folgen für Versor-gungssicherheit geblieben sind. Denn die bisherigen Erzeugungskapazitäten waren größer als der nationale Be-darf.

Das Abschalten zusätzlicher Kern-kraftwerke geht al-lerdings nur schritt-weise und wenn zeitgleich Gas- und Kohlekraftwerke zugeschaltet wer-den. »Die Brücke in die Energiezu-kunft«, erklärt der IG-BCE-Vorsitzen-de Michael Vassilia-dis, »braucht eine Klima schonende Verstromung von Kohle als stabilisie-renden Pfeiler.«

Tatsächlich bleibt bislang zu viel im Unklaren. So sieht das Energieprogramm der Bundesregierung beispielsweise vor, bis 2020 auf See Windparks mit einer Leistung von 10 000 Megawatt zu errich-ten. Bislang gibt es aber nur ein einziges Testfeld mit zwölf Anlagen zu je fünf Me-gawatt Leistung. Um die beabsichtigten 10 000 Megawatt schnell zu erreichen, müssten nun jedes Jahr 200 solcher An-

lagen in Betrieb gehen. Doch dafür rei-chen bislang weder die Fertigungskapa-zitäten noch die vorhandenen Fachkräfte aus. Und dann fehlt es auch noch an den Leitungen, um den Windstrom aus dem Norden zu den Verbrauchern im Süden zu bringen.

Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Energiepolitik ist nur mit einer massiven Investitionsoffensive zu schließen – in das Leitungsnetz, in neue Kraftwerke, in Energieeffizienz, also zur besseren Wärmeisolierung von Wohnungen. Genauso notwendig bleibt die Forschung, um erneuerbare Energien leistungsfähiger zu machen.

Ganz offenbar wirft der Ausstieg aus der Atomenergie Fragen auf, die weder ausgesessen noch im Hauruckverfah-

ren beantwortet werden können. Und schon gar nicht im gewohn-ten Gegeneinander der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaft- lichen Kräfte. »Wir brauchen offene Gespräche, um zu einem neuen, be-lastbaren Energie-konsens zu kom-mens«, sagt Mi- chael Vassiliadis.

Die Mahnung hat auch Angela Merkel erreicht. An diesem 23. März berichten die Me-

dien, dass die Kanzlerin eine »Ethik-Kommission« beruft. Deren Mitglieder sollen nicht nur das gesellschaftliche Restrisiko der Kernkraft beraten, son-dern auch ein sicheres, verantwortliches und nachhaltiges Energiekonzept disku-tieren (Seite 11). Mit dem Vorsitzenden der IG BCE. Christian Hülsmeier

AKW mit 3-monatigem Moratorium

Emsland19882020+ 14

› 120

Unterweser19782012+ 8

› 330

Grohnde19842018+ 14

› 200

Biblis A19742010+ 8

› 420

Biblis B19762010+ 8

› 410

Grafenrheinfeld19812014+ 14

› 210

Isar 119772011+ 8

› 270

Isar 219882020+ 14

› 70

Philipsburg 119792012+ 8

› 330

Philipsburg 219842018+ 14

› 180Neckar- westheim 119762010+ 8

› 420Neckar- westheim 219882011+ 14

› 70

Gundremmingen C19842016+ 14

› 90

Gundremmingen B19842015+ 14

› 110

Brokdorf19862019+ 14

› 200

Krümmel19842019+ 14

› 300

Brunsbüttel19762013+ 8

› 450

1988 Jahr der Inbetriebnahme

2020 Geplante Laufzeit

+14 Verlängerte Laufzeit in Jahren

Störfälle seit Inbetriebnahme

»nur mit Investitionen ist die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Energiepolitik zu schließen.«

DER ROT-GRünE AUssTIEG

Der Atomkonsens war eines der zentralenpolitischen Anliegen der ersten rot-grünen bundesregierung: Am 14. juni 2000 traf sie gemeinsam mit den Energieunterneh-men eine Vereinbarung über den schritt-weisen Ausstieg aus der Atomenergie, die im jahr 2002 gesetzlich abgesichert wurde. leitgedanke von Rot-Grün war, einen Kompromiss über den Verzicht auf die gesellschaftlich höchst umstrittene nutzung der Atomenergie in Abstimmung mit politik und Wirtschaft zu erreichen. Der Konsens sah vor, die im jahr 2002 noch 19 Kernkraftwerke bis 2021 abzuschalten. Ausgehend von einer Regellaufzeit von etwa 32 jahren wurde festgehalten, wel- che Reststrommengen ein Kraftwerk noch produzieren darf. Zwei Kernkraftwerke (stade und Obrigheim) wurden bereits stillgelegt, drei weitere – neckarwestheim 1 und biblis A und b – sollten in Kürze folgen.

DER schWARZ-GElbE RücKschRITT

FDp und Union erklärten bereits im Wahlkampf 2009, im Falle des Wahlsiegs die laufzeiten der deutschen Kernkraft-werke zu verlängern. Trotz heftiger proteste und zahlreicher Kritik – zum beispiel vom sachverständigenrat der bundesregierung – vereinbarte schwarz- Gelb mit den Energieunternehmen die laufzeitverlängerung um durchschnittlich 12 jahre. Am 14. Dezember 2010 trat sie in Kraft. Da das Gesetz ohne beteiligung des bundesrates beschlossen wurde, haben einige bundesländer Verfassungs-klage und die bundestagsabgeordneten von spD und Grünen eine normenkontroll-klage eingereicht.

Stromerzeugung in Deutschland

Kernenergie aus Kraftwerken, die nun vorübergehend oder endgültig stillgelegt werden 6,8 %

Sonstige5,0 %

Erdgas14,0 %

Kernenergie aus Kraftwerken, die auch künftig Strom produzieren sollen15,2 %

Erneuerbare Energien16,0 %

Steinkohle19,0 %

Braunkohle24,0 %

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castor zeigt: Atom spaltet die Gesellschaft.

Mehr unter www.igbce.de

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15kompakt | April 2011 |

AKW mit 3-monatigem Moratorium

Emsland19882020+ 14

› 120

Unterweser19782012+ 8

› 330

Grohnde19842018+ 14

› 200

Biblis A19742010+ 8

› 420

Biblis B19762010+ 8

› 410

Grafenrheinfeld19812014+ 14

› 210

Isar 119772011+ 8

› 270

Isar 219882020+ 14

› 70

Philipsburg 119792012+ 8

› 330

Philipsburg 219842018+ 14

› 180Neckar- westheim 119762010+ 8

› 420Neckar- westheim 219882011+ 14

› 70

Gundremmingen C19842016+ 14

› 90

Gundremmingen B19842015+ 14

› 110

Brokdorf19862019+ 14

› 200

Krümmel19842019+ 14

› 300

Brunsbüttel19762013+ 8

› 450

1988 Jahr der Inbetriebnahme

2020 Geplante Laufzeit

+14 Verlängerte Laufzeit in Jahren

meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

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16 | kompakt | April 2011

> themen Chemie-tarifrunde

Das ist unser Aufschwungfür eine faire und gerechte entgelterhöhung – unter dieses motto stellte die iG BCe die Chemie-tarifrunde 2011. doch die arbeitgeber schalteten auf stur, verfolgten einen bein-harten Kurs. in neun Verhandlungen in den regionen und in der ersten Bundesrunde gab es keinen millimeter fortschritt. nun zeigte die iG BCe flagge, forderte ihren anteil am aufschwung. ende märz wurde erneut verhandelt. kompakt berichtet im mai.

Bestens gekleidet: Mitglieder der Tarifkommission Nordost. Achten auf Details: Mitarbeiter von BASF Schwarzheide.

Laut und bunt: Kundgebung vor der Staatsoper Hannover.

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Brummt wie die Wirtschaft: der Chemietarif-Truck der IG BCE.

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17kompakt | April 2011 |

Das ist unser Aufschwung

Adressat Arbeitgeber: 12 000 Unterschriften für mehr Entgelt.

Gut informiert: im Industriepark Kalle/Albert in Wiesbaden. Ein Mann deutlicher Worte: Verhandlungsführer Peter Hausmann.

Auf Achse: IG-BCE-Mitglieder in Berlin. Ganz früh aufgestanden: YARA-Mitarbeiter in Rostock.

Machen mobil: DOW-Beschäftigte in Böhlen. Lassen sich nicht blenden: IG-BCE-Mitglieder in Marl.

DIE TARIFRUNDE IM NETz

Infos rund um die Tarifrunde gibt’s im Blog:http://j.mp/tarifblog

Auch bei Facebook ist die IG BCE aktiv:http://j.mp/igbcefb

Und die ganz schnellen Infos stellen wir beim Kurznachrichtendienst Twitter ein:http://twitter.com/igbce

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> INTERVIEW ANToN EIsENAckER

Um Leiharbeit stritten Betriebsrat und Vorstand von Wacker chemie vor dem Arbeitsgericht. Es ging um die Frage: Wie viel Geld sollen Leiharbeiter verdienen?

Die Krise hat viele Firmen hart getroffen, manche haben sich gerade erst wieder erholt. Wie sieht es denn bei Wacker Chemie aus?Klar, 2009 hatten wir auch für ein paar Monate starke Umsatz-einbrüche und Kurzarbeit. Vor allem bei unserer Tochter Sil-tronic, die Chips für den Konsumgüterbereich herstellt. Aber nach ein paar Monaten ging es wieder bergauf. 2010 war dann in jeder Hinsicht ein Rekordjahr für uns. Und für 2011 ist unsere Produktion von Polysilizium, dem Grundstoff für die Fotovoltaik-Wafer, praktisch ausverkauft. Es brummt also ganz gewaltig.

Umso erstaunlicher, dass wir uns heute über Leih- arbeit unterhalten. Seit wann ist das ein Thema im Unternehmen?Sobald es gesetzlich möglich war, Leiharbeit relativ einfach einzusetzen. Wir haben das als Betriebsrat zunächst lange ab-geblockt. 2005 haben wir formuliert, welche Grundsätze wir dabei fordern. Leiharbeit soll vor allem helfen, kurzfristige Produktionsspitzen abzufedern – obwohl wir auch das lieber über Arbeitszeitkonten regeln würden. Die ersten Leiharbeiter verdienten dann deutlich weniger als die regulär Beschäftigten. Daraufhin haben wir gefordert, dass sie anständig bezahlt werden sollen.

Was hieße »anständige Bezahlung« konkret?Auf jeden Fall müssten Leiharbeiter so viel bekommen wie reguläre Wacker-Mitarbeiter. Eigentlich sogar mehr, weil sie viel flexibler eingesetzt werden. So paradox das klingt: Bezah-lung ist keine rein finanzielle Frage, sondern hat mit Gerech-tigkeit zu tun. Und sie ist eine Frage von Moral und Anstand. Leiharbeiter müssen anständig bezahlt werden. Sie sind schon gestraft genug, kriegen nicht mal einen Kleinkredit auf der Bank.

Im Sommer 2010 wurde der Betriebsrat vom Unter-nehmen vor das Arbeitsgericht gezerrt. Da ging es auch um die Bezahlung der Leiharbeiter.Dazu muss man wissen: Vor ein paar Jahren war der Polysili-zium-Bereich noch lange nicht so gut ausgelastet. Die Solar-Branche boomte noch nicht, dafür schwankte die Auftragslage ziemlich. Also wurden Leiharbeiter eingestellt. Das bietet Flexi-bilität, diese Logik kann ich nachvollziehen. Wir hätten uns auch sicher einigen können, wenn es klar begrenzt worden wäre und sie gut bezahlt worden wären. Das Unternehmen wollte aber knapp 100 Leiharbeiter für wenig Geld dauerhaft einsetzen, obwohl die Konjunktur längst wieder rund lief. Da-raufhin eskalierte der Konflikt. Leiharbeit ohne Not fest einzu-planen, das wollten wir auf keinen Fall.

»Das ist für uns eine Frage des Anstands«

Der Vorsitzende des Wacker-betriebsrats, anton eisenacker, im Gespräch mit den kompakt-redakteuren alexander Nortrup und Sarah heidel.

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19kompakt | April 2011|

Was genau ist dann passiert?Wir hatten die Leiharbeit bis Ende März 2010 genehmigt, aber nur unter der Bedingung, dass die Bezahlung ver- bessert wird. Darüber wollte das Unternehmen aber nicht ver- handeln. Und wir wollten keine weiteren Leiharbeiter geneh- migen. Es gab also ein Patt. Nach einigem Hin und Her ist der Vorstand dann vor das Arbeitsgericht gezogen. Am Ende haben wir uns außergerichtlich geeinigt.

Wie sah der Kompromiss aus? Wir haben dem Einsatz von Leiharbeitern in klaren Grenzen zugestimmt, dafür hat das Unternehmen die Bezahlung deutlich aufgebessert: Vorher wurden 7,30 Euro gezahlt, wo ein regulärer Arbeiter am selben Ort 13,00 Euro pro Stunde, plus Zulagen, plus Sozialleistungen, plus Erfolgsbeteiligungen verdient. Nun verdienen die Leiharbeiter 11,56 Euro, dazu echte Schichtzulagen und andere Extras. Außerdem wurden viele der Leiharbeiter seitdem fest übernommen.

Welchen Umfang hat Leiharbeit inzwischen bei Wacker Chemie?Die meisten unserer Mitarbeiter sind hoch qualifiziert. Leih-arbeiter werden vor allem für Hilfsarbeiten eingesetzt, ihre Zahl ist von daher begrenzt. Wir haben aktuell etwa 60 Leih-arbeiter, und das bei insgesamt knapp 7800 Mitarbeitern. Zwischenzeitlich waren aber 350 Leiharbeiter geplant. Als Betriebsrat haben wir immer gesagt: Wenn wir nicht frühzeitig dagegenhalten, wird es sich ausweiten. Und das wollen wir auf gar keinen Fall.

Wo hat denn Leiharbeit überhaupt eine Berechtigung?Da gibt es durchaus Beispiele. Wir bauen gerade ein neues Werk in den USA auf. Wenn Mitarbeiter für ein paar Monate rüberfliegen, werden deren Stellen durch hoch qualifizierte Leiharbeiter vertreten. Das ist völlig in Ordnung.

ZUr PerSoN

anton eisenacker (57) ist Industriemeister chemie und hat sieben Jahre lang bei Wacker chemie schicht gearbeitet. seit 1985 ist er freigestellter Betriebsrat in dem Burghausener Unter-nehmen, seit 1990 steht er dem 33-köpfigen Gremium vor. Eisenacker ist verheiratet und hat drei kinder.

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>

20 | kompakt | April 2011

LESERFORUM

> In der Offensivevon Edeltraud Glänzer (3/2011)

Vorbildlich voran?Spontan hatte ich

mich gefreut über

die Behandlung des Themas

Frauen, zumal Michael als

unser Vorsitzender sich die-

ses Themas persönlich ange-

nommen hatte. Der erste Teil

des Artikels ließ auch hoffen,

konkrete Antworten der IG

BCE auf dieses Thema, wel-

ches wir uns 2008 (Offensive

Frauen) schon vorgenom-

men hatten, zu finden. Was

ich dann im zweiten Teil des

Artikels lesen musste, erin-

nerte mich nur allzu sehr

an die unverbindlichen Aus-

sagen der Politik in Berlin:

Jahrelange Versäumnisse las-

sen sich nicht von jetzt auf

gleich wettmachen. Das ist der

stärkste Einwand gegen eine

verpflichtende Frauenquote,

wie sie die Politik diskutiert.

Die IG BCE scheint auf Ziel-

vereinbarung und Berichts-

pflicht zu setzen, was ohne

Verbindlichkeit und damit, wie

all die Jahre zuvor, nicht

zielführend ist.

Ich hoffe sehr, dass wir uns

nicht später von Firmen wie

der Telekom nachsagen las-

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Helau und allez hopp – was die Gewerkschaftsjugend im Saarland zum Karneval plant

TENDENZEN Warum Frauen arbeiten – ein Essay zum 100. Internationalen Frauentag

TIPPS Wer Angehörige pfl egt und deshalb eine Auszeit beim Job nimmt, sollte kein Geld verschenken

Nr. 03 I MÄRZ 2011 www.igbce.de

Schüler gegen SchülerEin Doppeljahrgang verlässt die Schulen, dazu fallen Wehr- und Zivildienst weg. Droht jetzt das Chaos auf dem Ausbildungsmarkt?

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der IG Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,

Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger

FotoredaktionUlrike Neufeld

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen Oberschilp

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:23. 03. 2011

Druckaufl age: 676 061 (IV/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

sen müssen, dass sie die Din-

ge vorbildlich vorangebracht

haben, die wir als Arbeit-

nehmerorganisation aktiv for-

dern und auf den Weg hätten

bringen müssen.

Angelika Enderichs, Aachen

> 3 Fragen an Jan Hinrik Schmidt (3/2011)

Favoritenfähnchen

@ Organisationen und

Parteien nutzen Face-

book in der Regel als eine Art

»Favoritenfähnchen«. Sie ma-

chen über kurze Nachrichten

mit hinterlegten Links und

interessanten Minifotos auf

ihre Internetseiten oder Blog-

beiträge aufmerksam. Dafür

und natürlich für außerdienst-

liche Kommunikation ist Face-

book aus meiner Sicht nahezu

ideal, ergänzt mit Twitter.

Das entspricht auch meiner

Erfahrung und spiegelt sich

deutlich in den Zugriffsstatis-

tiken bei Homepage und Blog

wider. Einen interessanten

Blogbeitrag über Facebook ge-

teilt und in kurzer Zeit siehst

du die Bewegung in der

Statistik. Und es macht Spaß,

wenn du dich nicht zu sehr

fangen lässt. Reiner Eckel, auf dem kompakt-Blog

> Heims Homepagevon Rudolf Heim (3/2011)

Recht auf Nahrung

@ Ich finde es sehr be-

grüßenswert, dass bei

den vorgestellten Homepages

das Thema Menschenrechte

angesprochen wird. Auf eine

weitere Menschenrechtsorga-

nisation, die bisher in der

breiten Öffentlichkeit noch

nicht so bekannt ist, möchte

ich gern aufmerksam machen:

Die FIAN (Foot First Informa-

tion and Aktions-Netzwerk)

setzt sich für den WSKR-Pakt

(Wirtschaftliche, Soziale und

Kulturellen Menschenrechte)

ein, der das Recht, sich selbst

zu ernähren, enthält. Durch

diese Kontakte habe ich auch

zur Gewerkschaftsbewegung

in Deutschland gefunden und

bin seit meiner kaufmänni-

schen Ausbildung, die sich

an mein Geografiestudium

anschließt, Mitglied in der

IG BCE.

Markus Felbecker, per E-Mail

> Ohne Moos nix losvon Michael Denecke (3/2011)

Typisches Gebaren

@ Fünf bis sechs Prozent

sollten bei den Tarifver-

handlungen drin sein. Wenn

man sich die Gewinne der

Branche im letzten Jahr an-

schaut, sehe ich keinen Grund,

warum unsere Arbeitgeber zu

hohe Forderungen beklagen.

Hauptsache die Dividenden

werden großzügig angepasst.

Typisches Geschäftsgebaren

der Arbeitgeber.

Frank Albers, auf Facebook

Frechheit

@ Ich denke, es ist sehr

wichtig, solche Forde-

rungen zu stellen.

Zieht man die Teuerungs-

rate in Deutschland für alle

ab, bleibt sowieso nur knapp

die Hälfte übrig.

Es ist schon manchmal eine

Frechheit, was einem von Ar-

beitgeberseite als gutes Ange-

bot vorgeschlagen wird.

Kay Jöskowiak, auf Facebook

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Page 21: kompakt April 2011

VOR ORTJetzt wird’s bunt

Kahlschlag bei MagnaDie IG BCE kämpft für 700 Arbeitsplätze.

Rote KarteMit bunten Aktionen hat die IG BCE die Inter- nationalen Wochen gegen Rassismus unterstützt.

Vulkanausbruch und OrchideenWie Kita- und Schulprojekte bei Kindern Neugier an Naturwissenschaften wecken.

21kompakt | April 2011 |

Wie bei CeWe Color Fotobücher entstehen

Foto: Dennis Börsch

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Page 22: kompakt April 2011

> vor ort Cewe Color

Es ist ein wenig wie im Supermarkt. An jedem Produkt ein Strichcode.

Nur so sind die vielen Bilder-bögen, die sich überall in Halle 6 stapeln, auseinander-zuhalten – und am Ende zu einem Album zusammenzu-bringen. Die kleinen schwar-zen Linien stehen für den Kunden, der es in Auftrag ge- geben hat. Denn hier beim Oldenburger Fotofinisher CeWe Color entstehen die

gleichnamigen CeWe-Foto-bücher, liebevoll am hei- mischen Computer gestaltete Urlaubs-, Hochzeits- und Kindheitserinnerungen.

So persönliche Einblicke wie die CeWe-Mitarbeiter haben wohl nur die wenigs- ten in das Leben ihrer Mit-menschen. Sollte man mei- nen. Konzernbetriebsratsvor- sitzender Thorsten Sommer winkt ab. Niemand müsse sich um seine Privatsphäre

sorgen. »Das ist wie bei je-mandem, der in einer Scho-koladenfabrik am Band steht. Das Interesse nimmt ziemlich schnell ab«, sagt er und lacht. Ohnehin habe sich die Arbeit im Fotolabor stark verändert. »Als ich vor 18 Jahren bei CeWe angefangen habe, hat man die Bilder noch verstärkt kontrolliert und per Hand aussortiert. Das ist wegen der digitalen Technologie heute nicht mehr nötig.«

IM SEKundEnTaKT werfen 20 hochmoderne Digitaldru-cker die einzelnen Seiten aus. Bis zu 1800 schaffen sie in einer Stunde. Zu hören ist von der Höchstleistung kaum etwas. Überhaupt ist es sehr still. Nur hier und da ein leises Rattern. Auch Farb- oder Papiergeruch ist in der Halle nicht wahrzunehmen, obwohl an allen Arbeitssta- tionen Rollwagen mit den frisch bedruckten Seiten ste-

Bitte recht freundlichFüR SChönE uRlaubSERInnERungEn muss heute niemand mehr mit verklebten Fingern vor einem Album sitzen. ein oldenburger Unternehmen stellt sie als Fotobuch her.

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22 | kompakt | April 2011

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Page 23: kompakt April 2011

Buchblocks ein. So kann der Leim besser einlaufen und sorgt zusammen mit dem Fälzelpapier dafür, dass spä-ter die Seiten nicht aus dem Buch fallen. Dann wird das Deckblatt aus festem Papier,

das später auf der Innenseite des Umschlags zu sehen ist, um den Block geklebt. Bevor die überstehenden Buchrän-der und damit der Strichcode abgeschnitten werden, liest ihn ein Scanner aus und er wird aufs Deckblatt ge-

sprüht. Als Nächstes kommen die Buchdeckel auf die Hefte, anschließend fixiert eine Maschine Pappstreifen an Rücken und Deckel. In der Buchfertigungsstraße findet dank des Codes zusammen, was zusammengehört. Dort werden Cover und Innenteil einander automatisch wieder zugeordnet und verklebt. Um sicherzugehen, dass in all den Arbeitsschritten kein Fehler gemacht wurde, kommt das fertige Fotobuch noch in die Endkontrolle zu Alexander Unnerstall. »Ich prüfe, ob eine Seite schief bedruckt, falsch geschnitten oder ver-knickt ist.« Hat alles seine Richtigkeit, schweißt er das Buch ein und schickt es wei-ter in den Versand. Dort muss nur noch der Barcode auf dem Rücken ausgelesen werden und der Computer druckt Rechnung und Kun-denadresse aus.

3,6 MIllIOnEn Alben kom-men so jährlich an den Kun-den. CeWe ist europaweit Marktführer in diesem Be-reich. »Mit dem CeWe-Foto-buch wollen wir uns ein Stück weit vom Fotomarkt unab-hängig machen«, sagt Thors-ten Sommer. Denn der hat sich grundlegend verändert. »Zwar wird mehr fotografiert als früher, dafür aber immer weniger gedruckt.« Wie sehr die digitale die analoge Foto-grafie verdrängt hat, sieht man bereits am Platz, der ihr bei CeWe eingeräumt wird. Die Entwicklung der Filmrollen nahm früher drei große Hal-len in Beschlag, heute sind es nur noch wenige Quadrat- meter. Vier Dunkelkammern gibt es noch für die Entwick-lung, bis vor einigen Jahren füllten sie einen halben Pro-duktionsraum. Die Rückgänge konnten bis heute nicht

aufgefangen werden. Für die meisten Konkurrenten bedeu-tete das den Konkurs. »Der eigentliche Wettbewerber ist heute der Homeprinter und der Fotoautomat«, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Som-mer. CeWe schaffte den Ab-sprung, aber nicht ohne harte Einschnitte. »Von 28 Laboren mussten 16 geschlossen wer-den«, sagt Sommer, »einfach, weil es nichts mehr zu tun gab.« Mehr als 1000 Arbeits-plätze gingen so verloren. Dank neuer Technologien, Vertriebswege und Produkte wie dem Fotobuch ist die Mit-arbeiterzahl in den vergange-nen Jahren sogar wieder ein wenig gestiegen – auf aktuell rund 2750 Beschäftigte.

Yasmin Karg

1 | FaRbE STIMMTanhand eines Musterbogensprüfen die CeWe-Mitarbeiterdie druckqualität.

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Silke Fiedler sortiert vor dem Versand die fertigen Fotobücher, Poster und Kalender.

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Reiner leffers schneidet Einzelfotos aus meterlangen bilderrollen.

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der name CeWe Color hat in Oldenburg Tradition. als heinz neumüller das unternehmen 1961 gründet, benennt er es in Erinnerungen an seinen Schwiegervater Carl Wöltje nach dessen Initialen C und W. In den folgenden Jahrzehnten expandieren die CeWe Color betriebe bis ins europäische ausland. 1992 wird die Firma als holding ag neu strukturiert und geht ein Jahr später an die börse. CeWe beschäftigt an euro- paweit zwölf Standorten 2750 Mitarbeiter, die Zentrale sitzt weiterhin in Oldenburg. In den großlaboren werden neben digitalbildern und Fotobüchern Poster, gerahmte bilder und geschenkartikel wie Puzzle und Kalender hergestellt. auch Filmrollen werden noch entwickelt. darüber hinaus können alte Super-8-Filme, dias und negative digitalisiert werden.

www.cewecolor.de

DAs Unternehmen

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hen. Buchumschläge und In-nenteil – beide mit demsel-ben Strichcode markiert – gehen erst einmal getrenn- te Wege. Während auf der einen Seite des Raumes der Einband vorgeschnitten, bei

100 Grad mit einer durch-sichtigen Folie laminiert und mit Karton verstärkt wird, entsteht auf der anderen das eigentliche Buch.

aM KlEbETISCh fräst eine Maschine den Rücken des

kompakt | April 2011 |

»Die neugierde, was auf Fotos zu sehen ist, nimmt schnell ab. Das ist wie bei der Arbeit in einer schokoladenfabrik.«

Thorsten SommerKonzernbetriebsratsvorsitzender

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Page 24: kompakt April 2011

| kompakt | April 201124

> vor ort Aktuelles

Ohne Warnstreik ging es nicht, er brachte den Durchbruch.

Der entscheidende Mo-ment war der öffentliche

Schulterschluss zwischen Be-triebsrat und Gewerkschaft«, sagt Dirk Lehnert, Gewerk-schaftssekretär in Halle-Mag-deburg. Hatte doch die Ge-schäftsführung des Zellstoff-werks Stendal zuvor schriftlich jegliche Tarifgespräche mit der IG BCE abgelehnt und wollte sich allein auf betrieb-liche Bündnisse einlassen.

Das modernste Zellstoff-werk in Mitteleuropa, 2004 in Sachsen-Anhalt fertiggestellt und mit einer Milliarde Euro die zweitgrößte Industriein-vestition in den neuen Bun-desländern, sollte nach An-sicht der Arbeitgeber auch weiterhin das einzige in Deutschland ohne Tarifver-

Tariferfolg im ZellstoffwerksTenDal | Nach Warnstreik Anbindung an den Flächentarifvertrag Papier durchgesetzt

trag bleiben. 78 Prozent vom Flächentarifvertrag Papier Ost betrug hier das Lohnniveau.

Der Betriebsrat reagierte ent-schlossen: Allein die Gewerk-schaft sei Verhandlungspart-ner für Fragen, die üblicher-weise tarifvertraglich geregelt sind. Ihre Stellungnahme hängten sie im Betrieb aus. Das wirkte und sicherte die Unterstützung der 600-köpfi-ge Belegschaft.

Mit einer ersten Kundgebung Anfang Dezember erreichten Betriebsrat, Beschäftigte und Gewerkschaft die Aufnahme von Tarifgesprächen. Sie hol-ten Holger Nieden aus der IG-BCE-Tarifabteilung als versier-ten Verhandlungsführer mit ins Boot. Schließlich sorgte ein Warnstreik, von vielen Medien

begleitet, für den Durchbruch: am 8. März wurde die stufen-weise Anbindung der Zellstoff-werk Stendal GmbH an den Flächentarifvertrag der ost-deutschen Papierindustrie be-siegelt.

Jan Melzer, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender: »Wir

haben gezeigt, dass wir mit genug Konsequenz und star-kem Zusammenhalt von Be-legschaft und Gewerkschaft viel erreichen. Uns war klar: Wenn der Arbeitgeber sich nicht bewegt, dann müssen wir Druck aufbauen.«

Susanne Kettelför

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ner

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ffenW er hat schon etwas gegen

einen Schokokuss? Also greifen Berufstätige, Schüler, ganze Familien zu, lassen es sich schmecken und hören sich die Argumente der Scho-kokussverteiler an. »Süß statt Hass« – unter dieser Devise ging die IG BCE in Freiburg gegen Rassismus auf die Stra-ße. Mit dabei war Trinitario Jesus Hernandez. Der Spanier lebt seit 50 Jahren in Deutsch-land, war früher bei der Schuhfabrik Ganter tätig und engagiert sich jetzt im Arbeits-kreis »Ausländische Arbeit-nehmer« des Bezirks Freiburg.

In Hannover war Altin Lala, Mittelfeldspieler beim Bundesligisten Hannover 96, Gast einer Talkrunde in der

süßes und rote Karten gegen RassismusHannOveR | Mit bunten Aktionen hat die IG BCe bundesweit die Internationalen Wochen gegen rassismus unterstützt

IG-BCE-Hauptverwaltung. IG-BCE-Jugendreferent Mustafa Erkan und der Vorsitzende des »Kumpelvereins«, Giovan-ni Pollice warben für mehr Akzeptanz von Andersartig-keit in Sport und Gesellschaft. Altin Lala, gebürtiger Albaner,

spielt seit 1991 in Deutsch-land Fußball.

So wie Hernandez und Lala waren in den letzten Wochen viele IG-BCEler gegen Rassis-mus aktiv: In Hamburg warn-te die »multinationale« Orts-gruppe Bergedorf vor rechtem

Stammtischgerede, und im rheinischen Alsdorf waren sich Gewerkschafter mit dem Fußballer Juvhel Tsoumou von Alemannia Aachen bei ei-ner Diskussionsveranstaltung einig: »Wir zeigen dem Rassis-mus die rote Karte.« wst/west

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In Freiburg gab es »süß statt Hass« und in Hannover konnte der achtjährige Robin sein Glück kaum fassen: ein gemeinsames Foto mit »seinem superstar« altin lala auf Tuchfühlung.

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Page 25: kompakt April 2011

kompakt | April 2011 | 25

Kahlschlag ohne vorwarnungmaRKGRönInGen | Der Autozulieferer Magna will bis ende 2013 von 830 Arbeitsplätzen 700 streichen

Die Fallhöhe war enorm: Noch vor wenigen Wo-chen hatten die Be-

schäftigten des kanadisch-ös-terreichischen Autozulieferers Magna in Markgröningen bei Stuttgart geglaubt, ihr Unter-nehmen würde bald mit der kompletten Belegschaft in ein neues, effizienter organisiertes Werk umziehen, vielleicht so-gar in einen Neubau auf der grünen Wiese. Doch dann folgte, bei einer Betriebsver-sammlung am 10. März, der Nackenschlag, als die Ge-schäftsführung verklausuliert ankündigte, bis Ende 2013 700 Stellen abbauen zu wol-len – 700 von 830.

»Es war ein Schock«, sagt die Betriebsratsvorsitzende Danie-

la Lange, die auch die Form der Bekanntgabe für stillos hält: »Wir hatten die Ge-schäftsleitung aufgefordert, Klartext zu reden. Aber dann wanden sich die Herren vor den Mitarbeitern und sagten nur, der Umsatz würde auf 20 Prozent sinken. Viele unse-rer ausländischen Kollegen be-griffen gar nicht, was das für die Personalstärke bedeutet.«

ans mIKROFOn trat dann Frank Heßler, der IG-BCE-Be-triebsbetreuer, und machte den überrumpelten Mitarbei-tern die Bedrohung ihrer Exis-tenz unmissverständlich klar.Zum Unmut der Geschäfts-leitung erklärte Daniela Lange die Versammlung nach ihrer

Rede für beendet – »nach so einer Nachricht führt man kei-ne Diskussion mehr mit be-schönigenden Worten«.

Schon zuvor hatte sich der Betriebsrat in Markgröningen, wo vor allem Kofferraum- und Bodenverkleidungen für Mer-

cedes, Porsche & Co. herge-stellt werden, miserabel infor-miert gefühlt. »Uns wurde im-mer erzählt, dass es für die Nachfolger auslaufender Mo-delle Folgeaufträge gebe. Aber das stimmte nicht, wir haben in jüngster Zeit alle Ausschrei-bungen verloren«, berichtet Betriebsratsvize Klaus Stoll.

2010 hat Magna nach eige-nen Angaben ein Minus von 30 Millionen Euro eingefah-ren, bis 2014 sollen gar 70 Mil-lionen fehlen. »Es droht uns ein Tod auf Raten«, sagt Stoll – und das, nachdem die Beleg-schaft in der Krise durch Kurz-arbeit und Lohnverzicht einen großen Beitrag geleistet hat.

Besonders enttäuscht sind die Mitarbeiter angesichts der

Klaus stoll, Daniela lange und andreas Klose (von links) sind entschlossen: »Wir werden nicht kuscheln, sondern Zähne zeigen.«

»Magna Mitarbeiter Charta«, in der sich der Konzern der Fairness und des Verantwor-tungsbewusstseins rühmt, und deren erster Absatz der »Siche-rung des Arbeitsplatzes« gilt. In Markgröningen hängt die vollmundige Selbstverpflich-

tung neben dem Personal-büro.

DIe CHaRTa steht jetzt vor ih-rer Nagelprobe: Ist das nur ein blumiges Lippenbekenntnis oder übernimmt das Unter-nehmen tatsächlich Verant-wortung für Hunderte von Fa-milien«, sagt IG-BCE-Bezirks-leiter Andreas Klose. Noch gibt es keinerlei Verhandlungen, der nächste Termin für die Be-triebsräte ist eine Klausur mit IG-BCE-Beratern Ende März. »Es muss Alternativen zum Kahlschlag geben«, fordert Be-triebsratschefin Lange. Und Klose kündigt an: »Wir werden nicht kuscheln, sondern Zäh-ne zeigen.«

Stefan Scheytt

»es muss Alternativen zu Massenentlassungen in Markgröningen geben.«

Daniela langeBetriebsratsvorsitzende bei Magna

maGna – eIn RIese unTeR Den auTOZulIeFeReRn

mit 24 milliarden Dollar umsatz im vergangenen Jahr zählt magna mit sitz bei Toronto zu den fünf größten autozulieferern der Welt. Das unternehmen wurde 1957 von dem nach Kanada ausgewanderten österrei-chischen Werkzeugmacher Frank stronach als ein-mann-Betrieb gegründet. Das unternehmen verfügt weltweit über 256 Produk-tionsstätten (36 in Deutsch-

land). In den schlagzeilen war das unternehmen vor allem während der Krise bei Opel, als magna – unterstützt von Betriebsräten und der IG metall – beim autobauer einsteigen sollte. Gut ein Drittel der 97 000 Beschäf-tigten arbeiten in europa, davon 11 000 in Deutschland. 1997 übernahm magna das Werk in markgröningen, das heute als Intier automotive näher GmbH firmiert.

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| kompakt | April 201126

> vor ort Aktuelles

85 leere Stühle vor dem Firmengelände symbolisieren die geplanten Stellenstreichungen.

Die Papiermacher bei Lang in Ettringen sind mit ihrer

Geduld am Ende. Nachdem der Myllykoski-Standort an UPM veräußert worden ist, will die Geschäftsführung 85 Stellen streichen. Für den Be-triebsratsvorsitzenden Bernd Ulbrich ist das nicht nachvoll-ziehbar. Mit dem Stellenab-

bau könnten gerade einmal 1,2 Prozent der Personalkos-ten einspart werden. Um ak-tuell zu informieren, riefen IG BCE und Betriebsrat zu einer Kundgebung auf. Die wurde auf dem Betriebsgelände un-tersagt, die Vorgesetzten an-gewiesen, teilnahmewillige Be-schäftigte aufzulisten. Die

Belegschaft reagierte: 85 Stüh-le für 85 Existenzen standen am 14. März entlang der Stra-ße vor dem Firmengelände. Der Protest wirkte. Augsburgs Bezirksleiter Torsten Falke: »Mit Geschäftsführung und Arbeitgeberverband wurde ein Gesprächstermin festge-legt.« Wolfgang Strähler

Rund 160 der bisher am Standort Hannover tätigen Mitarbeiter des US-Pharma-konzerns Abbott erwartet die Entlassung. Direkt nach der Übernahme der Arzneimittel-sparte von Solvay vor einem Jahr kündigte der amerikani-sche Konzern einen massiven Stellenabbau an. Ein Drittel der ehemaligen Solvay-Beleg-schaft sollte gefeuert werden.

Abbott-Betriebsratschefin Gabriele Zielke und ihre Stell-vertreterin Manuela Martin erarbeiteten mit Unterstüt-zung eines Unternehmensbe-raters ein Gegenkonzept, das den Managern im fernen Chicago die Qualitäten und Potenziale der hoch qualifi-

Abbott bleibt stur – und feuertHAnnover | us-konzern schließt gesamte Forschungsabteilung am standort

zierten Mitarbeiter vor Augen führen sollte. Doch die Ent-scheidungsträger des US-Un-ternehmens zeigten sich un-einsichtig und strichen die Forschungsabteilung.

»Unser Konzept wurde lei-der weitgehend abgelehnt«,

sagte Zielke. Sie sei enttäuscht, dass »sich niemand in der Firmenzentra-le ernsthafte Ge-danken darüber gemacht hat, wie man so gut ausge-bildete Mitarbeiter weiterhin sinnvoll einsetzen kann«. Viele jüngere Mit-arbeiter hätten

sich bereits selbst nach Al-ternativen umgesehen. An-dere Mitarbeiter träten in die Altersteilzeit ein. Die übrigen Mitarbeiter sollen durch ei-ne Transferagentur vermittelt werden.

Dirk Kirchberg

Stritten für den erhalt der Arbeitsplätze in Hannover: Die Abbott-Betriebsrätinnen Ma-nuela Martin und Gabriele Zielke (von links).

85 leere Stühle entlang der Straße ettrinGen | Belegschaft demonstriert gegen stellenabbau bei der Papierfabrik lang

tarifmeldungen

FeinkerAMik oSt | in der Feinkeramischen industrie ost gibt es einen tarifabschluss. Ab April erhöhen sich die Löhne, Gehälter und Ausbil-dungsvergütungen um 3 Pro- zent und ab April 2012 um weitere 1,2 Prozent mit einer Laufzeit bis zum 30. Sep- tember 2012. Das Gesamt-volumen beträgt 4,2 Prozent. Weitere vereinbarungen be- treffen die themen »Demo-grafischer Wandel« und »eingruppierung«.

GiPSinDuStrie oSt | Für die Gipsindustrie ost fordert die iG BCe eine erhöhung der Löhne und Gehälter um 6 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie weitere Schritte zur Angleichung ost-West. Dies haben die Ar-beitgeber als unangemessen bezeichnet. Sie boten in der ersten verhandlungsrunde 2,5 Prozent für ein Jahr und 1,1 Prozent für weitere 9 Monate. Die verhandlungen werden voraussichtlich am 11. April fortgesetzt.

Ausführliche Informationen unter: http://u.nu/2vw7a

kALi unD SteinSALZ | Mit einem Bericht zum Projekt »neuhof« wurde die erste verhandlungsrunde für einen entgelttarif am 15. März er- öffnet. Die Arbeitgeberseite nahm dies zum Anlass, Änderungswünsche bei den eigentlich schon abschließend verhandelten tätigkeits-beschreibungen der entgelt-gruppen anzukündigen. Die iG BCe forderte die Arbeit-geber auf, dazu konkrete vorschläge auf den tisch zu legen. Die verhandlungen wer-den am 6. April fortgesetzt.

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kompakt | April 2011 | 27

neugierig auf naturwissenschaft MerSeBurG/DortMunD | Projekte in kindergärten und schulen sollen die Fachkräfte von morgen sichern

e in Mini-Vulkan bricht in einem Merseburger Kindergarten aus; und

in einem Dortmunder Gym-nasium züchten Schülerinnen und Schüler Orchideen und beschäftigen sich mit deren Molekular-Biologie. Zwei Bei-spiele für von der IG BCE un-terstützte Projekte, mit denen Kinder und Jugendliche Spaß, Neugierde und Interesse an Naturwissenschaften entwi-ckeln sollen.

Das ist auch der Kern der aktuellen gemeinsamen »Bil-dungspolitischen Positionen und Forderungen« der IG BCE, des Bundesarbeitgeber-verbandes Chemie, der Ge-sellschaft Deutscher Chemi-ker und des Verbandes der Chemischen Industrie: »Die Chemie braucht hervorra-gend ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit fundierten Kenntnissen und Fähigkeiten.« Die Basis dafür müsse noch stärker in Kinder-gärten und Schulen gelegt werden.

Wie das geht, zeigen die bei-den Projekte beispielhaft. So startete Erhard Koppitz, IG-BCE-Bezirksleiter in Halle-Magdeburg, mit »Solina« eine ehrenamtliche Initiative, um

Fachkräftemangel und Ab-wanderung in Sachsen-An-halt entgegenzuwirken.

AuF 15 JAHre angelegt, be-ginnt »Solina« im Kindergar-ten und begleitet über die Schulzeit bis in die Ausbil-dung und den Berufsstart. Den Anfang machte Koppitz selber in der Kindertagesstätte »Am Weinberg« in Merseburg: Ein Jahr lang erforschte er mit den Kleinen in spielerischen Experimenten die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft.

»Wir können hier im Mo-LAB sehr selbstständig arbei-ten und gewinnen Einblicke in die Molekularbiologie, die wir sonst nie bekommen wür-den. Das ist eine große Chan-

ce.« So formuliert Abiturien-tin Julia Minich den Nutzen, den sie und ihre Mitschüler aus dem Molekularbiologi-schen Labor am Heisenberg-Gymnasium in Dortmund ziehen. Mitschülerin Nicole Lewandowski ergänzt: »Hier können wir Chemie, Physik und Biologie fächerübergrei-fend lernen und erleben. Das hat auch den Studien- und Berufswunsch von einigen von uns geprägt.«

Entwickelt von Fachlehrer Toralf Müller und wesentlich finanziert von der Rütgers-Stiftung, die 1999 aus einem Mitarbeiter-Unterstützungs-fonds entstand, bietet das MoLAB auch Schülern ande-rer Schulen wissenschaftliche

Der vulkanausbruch hat geklappt! Das Minigebilde aus knetmasse spuckt Zitronensaft. ebenso spiele-risch erproben die kita-knirpse in Merseburg, was es mit der Wasserverdrängung auf sich hat (rechts).

Praxis, Experimente und Er-kenntnisse. Dazu zählt etwa ein Projekt, bei dem die Schü-ler Orchideen züchen und da-bei Einblicke in die Moleku-larbiologie gewinnen.

Die rütGerS-StiFtunG, im Verwaltungsrat paritätisch mit zwei Mitbestimmungsver-tretern besetzt, fördert bundes-weit zahlreiche naturwissen-schaftliche Projekte an allge-mein- und berufsbildenden Schulen. Mit Erfolg: Von den Heisenberg-Abiturienten, die in der Oberstufe Chemie, Phy-sik, Biologie oder Informa- tik als Leistungskurs gewählt hatten, studieren inzwischen 60 bis 70 Prozent genau diese Fächer. Axel Schappei

Das »orchideenprojekt« am Heisenberg-Gymnasium in Dortmund macht Lust auf naturwissenschaft

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Page 28: kompakt April 2011

> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

28 | kompakt | April 2011

Jugend trifft sich am BodenseeSTUTTGART | Zu

einem gemeinsamen

Landesjugendtreffen

laden die IG-BCE-

Landesbezirke Baden-

Württemberg, Hessen-

Thüringen und Bayern

vom 17. bis 19. Juni

2011 nach Markelfin-

gen ein.

Unter dem Motto »Do it yourself« soll auf dem Bodensee-

Camp die Jugendkampagne »Übernahme« thematisiert

werden. Landesjugendsekretär Fabian Goenen: »Es geht um

uns!« Deshalb: »Mehr Übernahme« und »No go für Befris-

tung und Leiharbeit!«

Platz wird für rund 200 Jugendliche sein. Sie können ge-

spannt sein auf Live-Bands, Kickerturnier, Grill-Barbecue,

Baseball, Parcour-Workshop, Slackline, Volleyballturnier,

Diskussion mit Fachpolitikern und vieles andere mehr.

Wer Interesse hat, wende sich an seine JAV, den Betriebs-

rat oder den zuständigen IG-BCE-Bezirk in der Nähe. Azu-

bis zahlen 20, Ausgelernte 40 Euro.

Frauen wollen Netzwerk bilden

STUTTGART | Anlässlich einer Klausur der Gewerkschafts-

frauen im Landesbezirk hat der stellvertretende Landes-

bezirksleiter Uwe Bruchmüller auch neu geworbene Kol-

leginnen begrüßen können. Eine erfreuliche Tatsache, so

Bruchmüller, doch sie spiegele nicht den Alltag wider. In

der IG-BCE-Mitgliederstatistik könnte der Anteil der Frauen

größer sein.

Gemeinsam mit Cornelia Leunig von der IG-BCE-Haupt-

verwaltung in Hannover und dort zuständig für Frauen-

arbeit haben die Teilnehmerinnen über Themen wie Chan-

cen- und Entgeltgleichheit gesprochen. Ein weiteres Thema

in der Diskussion war das 100-jährige Jubiläum des Frauen-

tages.

»Sich untereinander besser vernetzen«, dies wird eine

anspruchsvolle Aufgabe für 2011 sein, so das Fazit von

Ursula Karius, der Vorsitzenden des Landesbezirksfrauen-

ausschusses.

Aktion »Gute Arbeit«MANNHEIM | Bei SCA startet die IG-BCE-Kampagne

Eine gut besuchte Betriebs-

versammlung bei der SCA

Hygiene Products GmbH in

Mannheim wurde zur Auf-

taktveranstaltung der IG-

BCE-Kampagne »Gute Ar-

beit«. Während draußen ein

»Infomarktplatz« mit Hin-

tergrundmaterial aufwartete

und eine Aktions-Tischten-

nisplatte in der Pause zu ei-

nem kleinen Match einlud,

informierte die stellvertre-

tende Mannheimer Bezirks-

leiterin Uscha Mankiewicz im

Saal die Belegschaft.

Ihr Vortrag und der beglei-

tende Kurzfilm »Ich will ei-

nen sicheren Job und faire

Entlohnung« fanden Zustim-

mung, selbst bei den anwe-

senden Vertretern des Ma-

nagements.

Vertrauensleute und Be-

triebsrat werden jetzt in die

verschiedenen Abteilungen

gehen, mit den Kollegen dis-

kutieren und eine Wandzei-

tungsbefragung durchführen.

Im Anschluss sind weitere Ak-

tionen und Projekte geplant.

Auf der nächsten Betriebs-

versammlung wollen die Ver-

trauensleute und der Be-

triebsrat dann die Ergebnisse

der Befragung vorstellen.

»Voneinander lernen«MANNHEIM | Infoaustausch beim Werberfest

Das diesjährige

Werberfest im

Mannheimer Ge-

werkschaftshaus

geriet zu einem re-

gen Informations-

austausch, kamen

doch die aktiven

Werber aus den

unterschiedlichs-

ten Betrieben und

Branchen. Es wur-

de zu einem Wis-

senstransfer von Betriebs-

räten, Vertrauensleuten und

der werbenden Jugend. Uscha

Mankiewicz, die stellvertre-

tende Bezirksleiterin, traf es

auf den Punkt: »Voneinander

lernen ist die beste Vorberei-

tung für erfolgreiche Werbe-

gespräche.«

Als Höhepunkt der Veran-

staltung ehrte der Bezirk Man-

fred Braun, der nach langen

Jahren als Betriebsrat und als

Vorsitzender des Gremiums

bei der Firma Mauser in

Bammental sowie als aktives

Mitglied der Kunststoff-Tarif-

kommission in den wohl-

verdienten Ruhestand geht.

Gewerkschaftssekretär Frank

Heßler dankte Manfred Braun

für sein gewerkschaftliches

Lebenswerk: »Selbst als sein

damaliger Vorstandsvorsit-

zender ihn wegen seiner ge-

werkschaftlichen Betätigung

kündigen wollte, bewies Man-

fred Rückgrat.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Ein Leben lang aktiv: Frank Heßler (links) und Uscha Mankiewicz ehren Manfred Braun.

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Page 29: kompakt April 2011

29kompakt | April 2011 |

Gut gerüstet nach dem SeminarBIBERACH | Eine klei-

ne, aber hoch mo-

tivierte Gruppe von

13 neu gewählten Be-

triebsräten hat sich

in Biberach-Prinzbach

bei einem fünftägigen

Grundlagenseminar fit gemacht, damit sie die Interessen

der Kollegen wirkungsvoller umsetzen können. Das Treffen

machte trotz manch trockener Paragrafen viel Spaß,

die Mehrzahl der Teilnehmer hat sich schon für das nächste

BR-2-Seminar verabredet.

Kontakte zur Politik geknüpftMANNHEIM | Am

15. Februar fand im

Mannheimer »Rosen-

garten« eine Betriebs-

räte- und Gewerk-

schafterkonferenz der

SPD statt. An histori-

schem Ort rückten Partei und Gewerkschaften zusammen.

Diskutiert wurde über Mindestlöhne und mehr Mitbestim-

mung. Die Gelegenheit zu einem intensiven Austausch mit

der Politik nutzten auch Karl-Heinz Wellmann von der

Papierfabrik Scheuffelen (auf dem Foto links) und Wende-

lin Schmidt, Bezirkssekretär in Kornwestheim – auf dem

Foto mit dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel.

Trauer um Uwe TreffertKORNWESTHEIM | Bei einem tragischen

Verkehrsunfall ist unser langjähriger Kol-

lege Uwe Treffert tödlich verunglückt.

Uwe Treffert, der bei der Südwestdeut-

schen Salzwerke AG beschäftigt war, hat

sich lange Jahre in der IG-BCE-Ortsgruppe

engagiert und wurde nur 51 Jahre alt. Un-

ser Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen Kindern.

Zur Ausbildung in KornwestheimKORNWESTHEIM | Sabrina Emrich, vor-

her ehrenamtlich in der Jugendarbeit

im Bezirk Mainfranken tätig, ist seit An-

fang Februar IG-BCE-Sekretärin zur Aus-

bildung in Kornwestheim. Sie hat in

Würzburg ein Studium der Sozialen Ar-

beit mit dem Schwerpunkt Sozialmanage-

ment absolviert.

AusbildertagungRHEINFELDEN | Demografi scher Wandel im Blick

Ausbilder, Betriebs-

räte und Jugend-

vertreter hatte die

IG BCE zusammen

mit dem Arbeitge-

berverband Chemie

zu einer regionalen

Ausbildungstagung geladen.

Einen Einblick in die Ausbil-

dungssituation der gastgeben-

den Evonik Degussa gab Bru-

no Rüttnauer, der Leiter der

Aus- und Weiterbildung.

Mit beängstigenden Zahlen

wartete Dr. Joachim Gerd Ul-

rich vom Bundesinstitut für

Berufsbildung in Bonn auf.

2020 würde jeder Jahrgang

der 15- bis 22-Jährigen im

Schnitt um 22 Prozent nied-

riger als 2005 ausfallen.

Vor dem Hintergrund rück-

gängiger Bewerberzahlen bei

steigendem Bedarf erläuterte

Dr. Lars Renner, Leiter Per-

sonal und Kaufmännisches

Management im Werk Rhein-

felden, die Maßnahmen von

Evonik und die Ausbildungs-

kampagne des Konzerns. Ale-

xander Oyen von der Abtei-

lung Berufliche Bildung in der

IG-BCE-Hauptverwaltung er-

läuterte im Hinblick auf Azu-

bis die Shell-Jugendstudie.

Betriebliche Kinderbetreuung bei Heel

BADEN-BADEN | Die Vereinbarkeit

von Beruf und Fami-

lienleben spielt bei

Heel, einem Herstel-

ler biologischer Heil-

mittel, eine wichtige

Rolle. Neben fle-

xiblen Arbeitszeiten

und individuellen Teilzeitlö-

sungen unterstützt das Un-

ternehmen seine Mitarbeiter

bei der Betreuung hilfe- und

pflegebedürftiger Angehöriger.

Nun kommt ein weiteres Ange-

bot hinzu: »Heel Kids« ist als

betriebliche Kinderbetreuung

ein ganztägiges Betreuungsan-

gebot in Form der Kindertages-

pflege.

Für die Betriebsratsvorsit-

zende Ursula Karius (Foto,

Zweite von links) ist dies ein

Meilenstein, um familien-

freundliche Personalpolitik

Wirklichkeit werden zu las-

sen: »Als Betriebsrätin ist es

mir wichtig, dass wir Eltern

ein attraktives Angebot zur

Vereinbarkeit von Beruf und

Familie im Unternehmen

unterbreiten können.«

Auch Bezirksleiterin Gab-

riele Katzmarek (Foto, rechts)

ist froh, dass es bei Heel dem

Betriebsrat gelungen ist, fami-

lienfreundliche Personalpoli-

tik umzusetzen: »Erfreulich

ist, dass die Geschäftsführung

absolut dahintersteht. Wir

hoffen, dass dieses Beispiel

bei möglichst vielen Unter-

nehmen Schule macht.«

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Page 30: kompakt April 2011

Jugend trifft sich am BodenseeMÜNCHEN | Zu einem

gemeinsamen Landes-

jugendtreffen laden die

Landesbezirke Bayern,

Baden-Württemberg

und Hessen-Thüringen

vom 17. bis 19. Juni

2011 nach Markelfin-

gen ein. Unter dem

Motto »Do it yourself«

soll auf dem Bodensee-Camp die Jugendkampagne Ȇber-

nahme« thematisiert werden. Platz wird für rund 200 Ju-

gendliche sein. Sie können gespannt sein auf Live-Bands,

Kickerturnier, Grill-Barbecue, Baseball, Parcour-Workshop,

Slackline, Volleyballturnier, Diskussion mit Fachpolitikern

und vieles andere mehr. Wer Interesse hat, wende sich an

seine JAV, den Betriebsrat oder den zuständigen IG-BCE-

Bezirk. Azubis zahlen 20, Ausgelernte 40 Euro.

Ein Licht für deine Übernahme

NEUMARKT | Dunkelheit und Kälte boten das passende

Umfeld für eine leuchtende Aktion der bayerischen IG-BCE-

Jugend. Mehrere Hundert Knicklichter schrieben in Neu-

markt in der Oberpfalz »Übernahme« in den Nachthimmel

(Foto). Hintergrund ist, dass nach der Ausbildung eine feste

Weiterbeschäftigung eher eine Seltenheit ist. Wer nicht über-

nommen wird oder in prekärer Beschäftigung landet, sucht

erst mal verzweifelt nach »Licht am Horizont«. Susanne

Drobny, Vorsitzende der bayerischen IG-BCE-Jugend und

Betriebsrätin, findet deutliche Worte: »Wie soll ein junger

Mensch Familie planen, wenn er nicht weiß, ob und wo er

nächstes Jahr arbeitet?« Die Jugendlichen hatten bereits

2010 mit Flashmob-Aktionen die Themen Ausbildung und

Übernahme in Betriebe und auf Plätze getragen.

Werberhitparade25 Aufnahmen: Klaus Moik (Knauf Gips, Iphofen); 12 Auf-nahmen: Roland Berninger (Industriecenter Obernburg);

9 Aufnahmen: Rainer Staufer (Pilkington, Weiherhammer);

8 Aufnahmen: Frank Sehr (Sappi Fine Papier, Stockstadt);

7 Aufnahmen: John Bode (Erich Rothe, Kitzingen); 6 Aufnah-men: Peter Rieger (Rhein Papier, Plattling); 5 Aufnahmen: Pia

Beister (Industriecenter Obernburg), Angelika Neppl (Pegu-

form, Neustadt), Roswitha Vitale (Peguform, Neustadt).

Bürger gegen rechtsAUGSBURG | Erfolgreich den Neonazis entgegengestellt

Mehrere Hundert

Menschen haben

Ende Februar in

Augsburg beim

»Aktionstag gegen

rechts« mitge-

macht. Darunter

waren unter dem

Motto »Gewerk-

schaften für De-

mokratie und

Menschenwürde«

auch viele Mitglie-

der der IG BCE.

Am Stand des Bezirks Augs-

burg machten sie deutlich,

dass viele ausländische Kolle-

gen auch in ihren Betrieben

beschäftigt sind und dass ih-

nen »Vielfalt in der Friedens-

stadt« willkommen ist.

Dass Neonazis in diesem

Jahr den 65. Jahrestag der Augs-

burger Bombennacht, vom

25. auf den 26. Februar 1944,

nicht für einen ihrer »Ge-

denkmärsche« missbrauch-

ten, ist ein Erfolg dieses ge-

sellschaftlichen Engagements

der Bürger. Sie wehren sich

seit Jahren mit Gegenveran-

staltungen.

Streik bei Wiesauplast?WIESAU | Einhellige Zustimmung bei Urabstimmung

Ihre Forderung

nach Übernahme

des bayerischen

Kunststoff-Flächen-

tarifvertrags wollen

die Beschäftigten

bei Wiesauplast

jetzt mit einem

Streik durchsetzen.

Rund 75 Prozent

der IG-BCE-Mit-

glieder haben sich

an der Urabstim-

mung am 13. und 14. März

beteiligt und alle haben sich

für den Arbeitskampf ausge-

sprochen. Inzwischen gibt es

ein verbessertes Angebot des

Arbeitgebers. Darüber soll

nun erneut (nach Redaktions-

schluss dieser Ausgabe) ab-

gestimmt werden. Hartmuth

Baumann, Bezirksleiter Nord-

ostbayern: »Das ist keine ge-

wöhnliche Situation für Be-

schäftigte in Branchen der IG

BCE – deshalb ist jede Solidari-

tätsbekundung willkommen.«

> VOR ORT BAYERN

| kompakt | April 201128

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Reger Zulauf, Diskussionen und Kinderschmin-ken am IG-BCE-Stand.

Wir unterstützen euch – die Teilnehmer der Nachlese zum politischen Aschermittwoch bekunden ihre Solidarität mit den Beschäf-tigten bei Wiesauplast.

Infos und Solidaritäts-schreiben im Internet:www.nordostbayern.igbce.de

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Page 31: kompakt April 2011

Mit Nachdruck in die nächste RundeMÜNCHEN | Am 22. Februar fand die erste Chemie-Tarif-

verhandlung in Bayern statt. Die Forderung von 7 %

war im Verhandlungslokal deutlich »sichtbar« für die Ar-

beitgeberseite. Auch sonst machten »Tarifgeister« und

»normale« Beschäftigte nicht nur in den Betrieben auf ihre

Forderungen aufmerksam.

Kein RundumschlagMÜNCHEN | Altbundeskanzler Schröder bei der »Nachlese«

Rund 1100 IG-BCEler im

Münchener Löwenbräukeller

warten gespannt auf den Auf-

tritt des Altkanzlers. Doch

Gerhard Schröder holt bei der

»6. Nachlese zum politischen

Aschermittwoch« nicht zum

großen Rundumschlag aus.

Es sind eher besinnliche,

auch selbstkritische Töne. Er

spricht über die Wirtschafts-

krise, über die Teilhabe von

Belegschaften und Betriebs-

räten am Wiederaufschwung.

Schröder lobt den Pragmatis-

mus der IG BCE, ihre tarifpo-

litischen Erfolge und unter-

stützt die aktuelle Chemie-For-

derung. Dann kommt er auf

den Sozialstaat. Um ihn zu er-

halten, seien die Sozialsyste-

me umgebaut worden, Agen-

da 2010 und Hartz-IV-Refor-

men notwendig gewesen.

Verstärkten Beifall gibt es

erst, als Schröder über

Mindestlöhne und Zeitarbeit

spricht und fordert, dass da

gegengesteuert werden müsse.

Der Altkanzler blickt auch

über die Grenzen. Er erklärt,

ein Beitritt der Türkei zur EU

wäre auch ein Zeichen für die

anderen Nahoststaaten. Und

wichtig – für die Wirtschaft al-

lemal – sei auch sein Engage-

ment für die russische Gaz-

prom. Das sehen nicht alle

Anwesenden so. Aber freund-

lichen Beifall gibt es dann

doch. Und am Ende wird

auch noch herzlich über die

»Altneihauser Feierwehrka-

pell’n« gelacht.

29kompakt | April 2011 |

TA R I F R U N D E C H E M I E

Die Forderung schrieb der IG-BCE-Landesbezirksjugendausschuss am Rande einer Sitzung in den Nachthimmel.

Was die IG BCE will, konnten die Arbeit-

geber am 22. Februar im Verhandlungslokal

nicht übersehen.

Tarifgeister »geis-terten« am Indus-triepark Gersthofen durch die Bilanzen der dort ansässigen Chemie-Firmen.

Vertrauensleute in Gersthofen:

»Uns stehen mehr € zu!!!« – und

zwar 7 %!

Ehrengäste waren unter anderem Markus Rinderspacher, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion (links), und Hubertus Schmoldt.

Selbstkritisch und besinnlich: Gerhard Schröder.

Weitere Berichte und eine Fotogalerie sind im Internet:www.bayern.igbce.de

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Die Tisch-Aufsteller formulierten eine klare Botschaft: Dieser Auf-schwung ist unser Aufschwung!

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Page 32: kompakt April 2011

> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

| kompakt | April 201128

Aus Überzeugung gutBAD SODEN-SALMÜNSTER | Die

unglaubliche Zahl von 573 Mitglie-

dern hat Roland Schalk (Foto),

Betriebsratsvorsitzender bei Woco,

in den vergangenen 20 Jahren per-

sönlich für die IG BCE geworben.

Sein Erfolgsrezept: »Man muss selbst

von der Gewerkschaftsarbeit über-

zeugt sein, dann geht alles wie von

selbst.« Roland Schalk hält bis heu-

te jedes Werbegespräch in einem Notizbuch fest. Dies hilft

ihm dabei, seine Argumentations- und Werbetechnik im-

mer weiter zu verfeinern: »Die Neuanfängeranwerbung von

Azubis muss zum Beispiel in den Sommerferien durchge-

führt werden, noch vor Ausbildungsbeginn. Wir laden die

Azubis für ein bis zwei Stunden zu mir in das Betriebsrats-

büro ein, wo wir uns kennenlernen.« Bei vielen der Gesprä-

che ist auch ein Elternteil anwesend. »Das wirkt sich bei der

Werbung sehr positiv aus«, so Roland Schalk. Er hat dazu

eigens eine Infomappe für Azubis und deren Eltern erarbei-

tet. Wenn Roland Schalk in sieben Jahren in Rente geht, will

er seine 750. Werbung unter Dach und Fach haben. Er wird

es schaffen.

Hochgesteckte ZieleBAD SODEN | Bei der diesjährigen Klausur des Mittelhessen-

Teams der IG BCE zog Bezirksleiter Wolfgang Werner eine

positive Bilanz: Kein einziger Betrieb war während der Krise

durch Insolvenz verloren gegangen. Zudem konnte der Be-

zirk – vor allem mithilfe der vielen engagierten Funktio-

näre in den Betrieben – im vergangenen Jahr 715 neue Mit-

glieder gewinnen. Seit Jahresbeginn arbeitet das Bezirksteam

nun komplett von Gießen aus. Es hat seine Ziele auch für

2011 hochgesteckt, will vor allem weitere Mitglieder gewin-

nen, die Interessenvertretung in den Betrieben verbessern

und die Ehrenamtlichen verstärkt unterstützen.

»Kräftig zugelegt«SCHENKENLENGSFELD | Mehr als 1000 neue Mitglieder

Der Neujahrsempfang des Be-

zirks Kassel verteidigte seinen

Ruf als größte regelmäßige Ver-

anstaltung einer Einzelgewerk-

schaft in Hessen. 1000 Teil-

nehmer aus Nord- und Ost-

hessen kamen: Mitglieder und

Funktionsträger der Gewerk-

schaft sowie zahlreiche Eh-

rengäste aus Politik und

Wirtschaft. Die Festrede hielt

Edeltraud Glänzer vom ge-

schäftsführenden Hauptvor-

stand. Sie schilderte, was die

IG BCE tat, um die Beschäftig-

ten vor den Folgen der Krise zu

schützen. »Dafür erfahren wir

in Gesellschaft und Betrieben

neue Anerkennung«, sagte sie.

Auch Bezirksleiter Friedrich

Nothhelfer zog eine positive

Bilanz. Bei den Betriebsrats-

wahlen seien 412 von 466 Be-

triebsratsmandaten an Kandi-

datinnen und Kandidaten der

IG BCE gegangen – deutlich

mehr als vor vier Jahren. Ge-

stiegen sei auch das Enga-

gement der Ehrenamtlichen.

Vor allem ihnen sei zu ver-

danken, dass 1108 Mitglieder

neu gewonnen wurden und

der Mitgliedersaldo um über

100 stieg. »Jetzt vertreten wir

21 500 Menschen«, sagte Noth-

helfer.

Tarifpolitik im Mittelpunkt

WÖLFERSHEIM | Wolfgang

Werner, Leiter des Bezirks

Mittelhessen, begrüßte zahl-

reiche Gäste zu einem tarif-

politischen Jahresempfang.

Landesbezirksleiter Volker We-

ber erläuterte die wirtschaft-

liche Lage in den von der IG

BCE betreuten Branchen. Sie

biete, so Volker Weber, gute

Voraussetzungen für satte ta-

bellarische Tariferhöhungen.

Er wies dabei besonders auf

die Verantwortung der Be-

triebsräte bezüglich der Leih-

arbeit hin. Das sei ein poli-

tisches Thema, das nicht durch

Tarifverträge zementiert wer-

den dürfe. Nach einer ausführ-

lichen Diskussion dankte

Frank Moravec, Sekretär im Be-

zirk Mittelhessen, den besten

betrieblichen Werberteams für

ihre hervorragende Arbeit. Er-

folgreiche Werber aus unter-

schiedlichen Unternehmen

stellten im Anschluss ihre

besten Strategien vor.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Das Team um Bezirksleiter Wolfgang Werner (Zweiter von rechts) hat Grund zur Freude.

Volles Haus bei der IG BCE in Schenkenlengsfeld.

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29kompakt | April 2011 |

»Missbrauch des Sozialsystems«DARMSTADT | »Das ist nichts anderes als ein flächende-

ckender Missbrauch unseres Sozialsystems«, kommentierte

Landesbezirksleiter Volker Weber den immer umfassende-

ren Einsatz von Leiharbeit. Über dieses Thema diskutierte

der Landesbezirksvorstand Anfang März in Darmstadt

(Foto). Egbert Biermann, Mitglied des geschäftsführenden

Hauptvorstandes, berichtete über die Arbeitsbedingungen

und die Strukturen, unter denen Leiharbeit stattfindet. Die

Arbeitgeber kalkulieren ganz bewusst ein, dass die Betroffe-

nen mit dem Lohn gar nicht leben können – und noch auf

Zusatzleistungen wie Hartz IV angewiesen sind. Die aber

finanzieren die Steuerzahler. Am Ende bezahlen so die nor-

malen Arbeitnehmer das Lohndumping durch Leiharbeit.

Es gibt aber gerade in Hessen auch einige positive Bei-

spiele. Bei Continental in Korbach konnte der Betriebsrat

erreichen, dass in Leiharbeit Beschäftigte zumindest auf

Basis der untersten Tarifgruppe bezahlt werden. Ist die

Tätigkeit qualifizierter, stockt das Unternehmen das Entgelt

entsprechend auf. Nach spätestens zwei Jahren müssen die

Betroffenen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernom-

men werden. Kein Wunder, dass dort 100 Prozent der Leih-

arbeiter in der IG BCE organisiert sind.

Der Landesbezirksvorstand beschloss, dieses Thema und

die Positionen der IG BCE stärker in die Öffentlichkeit zu

tragen. Wichtigste Forderung ist dabei neben einer Begren-

zung der Einsatzzeit im Unternehmen das Prinzip, für glei-

che Arbeit auch gleichen Lohn zu erhalten.

Für GenerationengerechtigkeitFRANKFURT | Eberhard Beck vom DGB-Bildungswerk kam

als Referent zum Landesbezirksjugendausschuss der IG BCE

in die Frankfurter Jugendherberge. Er analysierte die Hinter-

gründe des öffentlichen Schuldenbergs und wies nach, dass

der Staat aufgrund umfassender Steuergeschenke an die

Reichen kein »Ausgaben-, sondern ein Einnahmenproblem«

habe. Die Kolleginnen und Kollegen waren sich am Ende der

Diskussion, an der auch Landesbezirksleiter Volker Weber

teilnahm, einig: Ob mit oder ohne Schuldenbremse – es darf

nicht auf den Rücken der jungen Menschen gespart werden,

um Steuergeschenke für Reiche zu finanzieren.

EnglischschichtFRANKFURT | Sprachkurs im Arbeitsrhythmus

Seit letztem No-

vember nehmen

gut 50 Beschäf-

tigte unterschied-

licher Unterneh-

men im Indus-

triepark Höchst

jeweils vor Beginn

der Nachtschicht

an einem Sprach-

kursus »Englisch«

teil. Zu diesem

nützlichen und

abwechslungsreichen Ange-

bot kam es nach einer ent-

sprechenden Umfrage bei

Bayer CropScience (BCS), be-

richtet das beteiligte Betriebs-

ratsmitglied Marianne Maehl.

Über das positive Umfrage-

ergebnis berichtete dann die

Zeitschrift »IG BCE Kurier« –

was einen aufgeschlossenen

Manager der Solvay Fluor

GmbH zu einer Kontaktauf-

nahme veranlasste. Das im

Park ansässige Bildungsunter-

nehmen Provadis bietet

Schichtbeschäftigten mehre-

rer Unternehmen jetzt fünf

parallele Kurse an.

BCS-Personalleiter Peter

Braun anerkennend: »Wir

freuen uns über die gute Re-

sonanz bei den Mitarbeitern.«

WREXEN | Die

Zielgruppe »Pa-

pier« wurde be-

reits im Novem-

ber 2008 ins

Leben gerufen.

Seitdem treffen

sich die Mitglieder

der Betriebsräte

der Firmen Smur-

fit Kappa, Sprick, SCA Hygie-

ne und SCA Packaging rotie-

rend an den Standorten und

werden dabei vom Bezirk

Kassel der IG BCE und der

Hauptverwaltung in Hanno-

ver tatkräftig unterstützt.

Auf der letzten Sitzung bei

der Firma Sprick in Wrexen

(Foto) konnte Wolfgang

Steidl von der Firma SCA Pa-

ckaging Witzenhausen, Vor-

sitzender der Zielgruppe Pa-

pier, feststellen: »Unser Ziel,

ein effizientes Netzwerk un-

ter den Betriebsräten der in

Nordhessen ansässigen Pa-

pierfabriken herzustellen, ist

hervorragend gelungen.«

Jetzt soll dieses Netzwerk

erste Früchte tragen. Wich-

tigstes Thema für die kom-

menden Monate ist die Alters-

struktur in den Betrieben

und die Entwicklung gemein-

samer Ideen hierzu.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Betriebsräte sind gut vernetzt

Nutzen ihre Chance: Schichtler im Englisch-kursus bei Provadis.

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Page 34: kompakt April 2011

> VOR ORT NORD

28 | kompakt | April 2011

Roter GrünkohlGOSLAR | Dass das

traditionelle Grün-

kohlessen der Orts-

gruppe Goslar ein

besonderes poli-

tisches Highlight

ist, erlebte jetzt

die SPD-Bundesge-

schäftsführerin As-

trid Klug (auf dem Foto mit Kai Rückbrodt, links, und

Werner Schwerthelm vom Ortsgruppenvorstand) – nach

Olaf Scholz, Sigmar Gabriel und Christian Wulff, der kurz

darauf Bundespräsident wurde. Beim Traditionsessen mit

120 Kilo Grünkohl, 335 Bregenwürsten und 55 Kilo Kassler

informierte sie die über 300 Teilnehmer aus Wirtschaft,

Politik und IG BCE über die gescheiterten Hartz-IV-Ver-

handlungen und zum Thema »Gleicher Lohn für gleiche

Arbeit«. Goslars Oberbürgermeister Henning Binnewies er-

innerte daran, dass Forschung und industrielle Produktion

die Basis für unseren Wohlstand bilden.

Neuer Jugendausschuss

GOSLAR | 30 Delegierte aus allen Regionen des Bezirks Wol-

fenbüttel wählten Anfang März auf einer Jugendkonferenz

die elf Mitglieder des neuen Bezirksjugendausschusses.

BewerbungstrainingWOLFENBÜTTEL | Über die Themen Bewerbungsschreiben,

Lebenslauf, Eignungstest und Vorstellungsgespräch infor-

mieren erfahrene Ausbilder beim kostenlosen Training

für Schulabgänger aus dem Bezirk Wolfenbüttel. Voraus-

setzung: Ein Elternteil muss IG-BCE-Mitglied sein. Anmel-

dung bis 21. April unter 05331 955618 oder per E-Mail an:

[email protected]

Computer für ÄltereBOMLITZ | Die Tücken von Betriebssystemen und Datenver-

waltung erkundeten zwölf ältere Mitglieder der Ortsgruppe

Hohe Heide beim jüngsten Computerkurs für »Oma und

Opa«. Weitere Kurse starten im September.

Energiegipfel in KielKIEL | Heftige Diskussionen beim ersten »Kieler Dialog«

Eine spannende De-

batte erlebten rund

100 Teilnehmer beim

ersten Energiegipfel

im Kieler Gewerk-

schaftshaus im März.

Am Ende stand ein

Aufruf, »den heute

begonnenen Dialog

als Weg zu einem

energiepolitischen

Konsens ernsthaft fortzuset-

zen«.

Dass bisweilen heftig über

die besten »Brückentechno-

logien« zwischen Atomkraft,

Windenergie und Kohlekraft-

werken gestritten wurde, war

kein Zufall: Zu den Diskutan-

ten und Erstunterzeichnern

gehörten neben dem

Vorsitzenden des DGB

Nord, Uwe Polkaehn,

und IG-BCE-Bezirks-

leiter Ralf Erkens der

energiepolitische

Sprecher der CDU-

Fraktion im Kieler

Landtag, Jens Mag-

nussen, sein SPD-

Kollege Olaf Schulze,

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt

(Vorstandsvorsitzender RWE

Innogy), Dr. Ralf Bartels, Res-

sortleiter Energiepolitik in der

Hauptverwaltung der IG BCE,

die Fraktionsvorsitzende der

Linken im Kieler Landtag,

Ranka Prante, der Betriebs-

ratsvorsitzende Bayer Material

Science Brunsbüttel, Marc

Stothfang, und Gerd Cornse-

len von der Bürgerinitiative

»Keine Kohle Kiel«.

»Falsche politische und wirt-

schaftliche Stellschrauben ha-

ben unmittelbare Konsequen-

zen auf Arbeitsplätze, Umwelt

und Unternehmen«, so Er-

kens. Ziel müsse sein, »Ener-

gie so umweltverträglich und

preiswert wie möglich dann

zu produzieren, wenn sie ge-

braucht wird«.

Uwe Polkaehn kündigte an,

der DGB Nord werde in den

kommenden zwei Jahren ein

Konzept für eine »grüne In-

dustriepolitik im Nor-

den« erarbeiten. Auch

Ralf Bartels sprach

sich dafür aus »In-

dustrie-, Umwelt- und

Energiepolitik zusam-

menzuführen«, wäh-

rend Prof. Dr. Vahren-

holt vor den Gefahren

einer »De-Industria-

lisierung« Deutsch-

lands warnte.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Der Vorsitzende des DGB Nord beim Un-terzeichnen des Aufrufs.

Als es in Japan noch keinen atomaren GAU gab: die prominenten Diskutanten.

Ein aufmerksames und fachkundiges Pu-blikum mit Dr. Ralf Bartels (rechts).

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Page 35: kompakt April 2011

29kompakt | April 2011 |

Frieren für den Chemie-TarifGLINDE | Auch

klirrende Kälte

konnte die Ver-

trauensleute der

Honeywell Brems-

belag GmbH in

Glinde nicht da-

von abbringen,

beim Wechsel der

Frühschicht heißen Kaffee und aktuelle Informationen

zur Chemie-Tarifrunde zu verteilen. Die gewerkschaftlich

gut organisierten Beschäftigten waren begeistert.

Bürgerschaftswahl 2011BREMEN | Am Donnerstag, 7. April, hat die Ortsgruppe Bre-

men den Landesvorsitzenden der SPD, Andreas Boven-

schulte, zu Gast im Casino der Deutschen Rentenversiche-

rung, Schwachhauser Heerstraße 32. Thema: Die Wahl am

22. Mai. Beginn ist um 17:30 Uhr.

»ticker«-Abo ist gratisHANNOVER | Der »ticker«-Newsletter in-

formiert jeden zweiten Dienstag über

alle wichtigen Themen des Bezirks Han-

nover. Mit dem Betreff: Abo »ticker«

kann ein Gratisabonnement per Mail

angefordert werden:

[email protected]

»Air«-lebnisreiche StundenHANNOVER | Einen spannen-

den Familiennach-

mittag »air«-lebten

rund 50 Mitglie-

der der Ortsgrup-

pe Hannover-Süd

auf dem Flughafen

Hannover-Langen-

hagen. Bevor es auf das Flughafenvorfeld zum Luft-

frachtzentrum, zur Polizeihubschrauberstaffel und zur

Flughafenfeuerwehr (Foto) ging, tourte die muntere Be-

sucherschar durch das Labyrinth der Gepäckabfertigung.

Schlusspunkt war die interaktive Erlebnisausstellung »Welt

der Luftfahrt«.

»7 Prozent – jetzt!«HANNOVER | Der Norden machte auf dem Opernplatz mobil

»Ein verdammt gutes Gefühl«

hatte Betriebsrat Assaminew

Mulalet, als er im eigens ge-

charterten Bus mit 48 ande-

ren Beschäftigten des Glinder

Bremsbelagherstellers Honey-

well in Hannover ankam, um

auf dem Opernplatz die For-

derung nach einer Tarifer-

höhung von 7 Prozent

lautstark zu unterstüt-

zen. »Aber als wir dort

hörten, dass der Ver-

handlungsführer der

Chemie-Arbeitgeber

etwas von ›Wohlfühl-

prämie‹ gefaselt hat,

die man nicht zahlen

wolle, da war uns klar:

Jetzt ist Schluss mit

lustig. Das war frech

und unverschämt. Wir

wollen 7 Prozent mehr und

keinen Cent weniger!«

Begeistert war auch Birol

Demir, Betriebsrat bei Conti

Stöcken, der mit rund 70 Be-

schäftigten aus dem Werk zur

Protestkundgebung gekom-

men war. »Es tut gut, so viele

kämpferische Gewerkschafter

zu sehen. Wenn die Arbeitge-

ber stur bleiben, werden wir

weiter auf die Straße gehen,

nicht nur in Hannover. Und

wir starten sehr fantasievolle

Aktionen. Wir wollen unse-

ren Anteil am Aufschwung.

Das gute Ergebnis, das Conti

jetzt vorlegt, das ha-

ben wir erwirtschaf-

tet. So einfach ist das.

Die Arbeitgeber soll-

ten sich beeilen. Wir

von Conti Stöcken ha-

ben gelernt zu kämp-

fen!«

Weitere Berichte

von der Tarifrunde

auf den Seiten 16/17.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Bisherige »ticker«-Ausgaben im Internet:www.hannover.igbce.de/portal/site/hannover/medien

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Klare Ansage von gut Tausend Demonstranten auf dem hannover-schen Opernplatz: »7 Prozent und keinen Cent weniger!«

Gerechter Lohn für alle – und mindestens 7 Prozent mehr.

Mitarbeiter von Honeywell Glinde: Sie charterten gleich einen ganzen Bus.

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Page 36: kompakt April 2011

> VOR ORT NORDOST

| kompakt | April 201128

Termine – kurz notiertMAGDEBURG | 9. April: Aktionstag Chemie.

LEIPZIG | 1. Mai: Veranstaltung mit dem stellvertretenden

IG-BCE-Vorsitzenden Ulrich Freese auf dem Augustusplatz.

100. GeburtstagPOTSDAM | Am 14. Februar feierte

Luise Schulz ihren 100. Geburtstag

und zugleich 60-jährige Gewerk-

schaftsmitgliedschaft. Antje Babetz-

ki (Foto, links) und Anke Heller

überbrachten persönlich die herz-

lichsten Glückwünsche der Orts-

gruppe Havelland.

Nahtstelle zur PolitikROSTOCK | Hilmar

Höhn (Foto, links),

Leiter der parlamenta-

rischen Verbindungs-

stelle der IG BCE in

Berlin, vermittelte dem

Regionalforum Meck-

lenburg-Vorpommern

spannende Einblicke in seine Arbeit: »Nahtstelle zur Politik

bedeutet Lobbyarbeit für die IG BCE zu gestalten und für die

Mitglieder durchzusetzen.« Er veranschaulichte das mit The-

men wie Leiharbeit, Energiepolitik oder Tarifarbeit. Die an-

schließende Podiumsdiskussion unter anderem mit Bezirks-

leiter Oliver Heinrich (Foto, rechts) war informativ.

TOTAL vernetztBERLIN | Die Betriebs-

räte aller deutschen

Standorte des franzö-

sischen Mineralölkon-

zerns TOTAL wollen

die Kommunikation

untereinander verbes-

sern und im Interesse

der Belegschaft mehr Informationen über das gesamte Ge-

schäft der TOTAL erhalten. Beim ersten gemeinsamen Tref-

fen am zentralen Firmensitz in Berlin ging es um die Ver-

kaufspläne bei Cray Valley Kunstharze in Zwickau. Dieter

Keller (Foto, Dritter von links), stellvertretender Vorsitzender

des europäischen Betriebsrats, informierte über die Arbeit

auf Europaebene und IG-BCE-Landesbezirksleiterin Petra

Reinbold-Knape (Foto, Fünfte von rechts) sprach über die

Chemie-Tarifrunde.

FrauenoffensiveBERLIN | 100 Jahre Internationaler Frauentag

»Die Gleichstellung von Frauen

und Männern ist immer noch

die Herausforderung der Zu-

kunft«, so Edeltraut Glänzer

(Foto rechts), Mitglied des

geschäftsführenden IG-BCE-

Hauptvorstandes, auf der zent-

ralen Frauentagsveranstaltung

des Bezirks Leipzig in Mark-

kleeberg. Für die Gewerk-

schaftsfrauen gehe es darum,

ihre Kolleginnen in den Be-

trieben zu erreichen und für

die IG BCE zu gewinnen.

Zum Flanieren durch

100 Jahre Zeitgeschichte lud

der Bezirk Dresden-Chemnitz

(Foto unten links) ein: mit

Musik starker Frauen, histori-

schen und aktuellen Themen

und der passenden Garde-

robe. Frauen in Führung war

Schwerpunkt in Halle-Magde-

burg. In Schwarze Pumpe

(Foto unten rechts) machte

eine politische Kochshow die

Vorteile einer IG-BCE-Mit-

gliedschaft unterhaltsam klar.

Weichen für die Zukunft stellenPEISSEN | Die Initiative

Gute Arbeit, der Industriestand-

ort Sachsen-Anhalt und die

Tarifauseinandersetzungen in

der Papierindustrie waren

Themen der Bezirks-

delegiertenkonferenz

Halle-Magdeburg mit

Jens Bullerjahn, Fi-

nanzminister und

SPD-Spitzenkandidat

für die Landtags-

wahlen in Sachsen-

Anhalt, dem stellver-

tretenden IG-BCE-

Vorsitzenden Ulrich

Freese und Landes-

bezirksleiterin Petra

Reinbold-Knape. Be-

zirksleiter Erhard Koppitz:

»Wir wollen nicht nur die Ab-

wanderung verhindern, son-

dern auch die Menschen

wieder zurückgewinnen.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Dieter Kuhn (Mitte), Betriebsratsvorsit-zender von esco, wurde mit der Ver-dienstmedaille der IG BCE für seine herausragenden Leistungen in der Gewerk-schaftsarbeit ausgezeichnet.

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Page 37: kompakt April 2011

29kompakt | April 2011 |

Aktionstag LeiharbeitHOPPEGARTEN/AMSDORF/FREIBERG | IG BCE und Be-

triebsräte beteiligten sich Ende Februar am DGB-Aktionstag

»Gegen Lohndumping – für sichere und faire Arbeit«.

Konfrontationen mit der Unternehmensleitung blieben

nicht aus, wie zum

Beispiel bei der Conti-

Tech Techno-Chemie

GmbH (Foto), wo der

angemeldete Informa-

tionsstand zunächst

des Geländes verwie-

sen werden sollte, was

letztlich allerdings der Aktion noch größere Aufmerksam-

keit in der Belegschaft verschaffte. Beim Rohmontanwachs-

erzeuger Romonta ließ es sich der private Hauptanteilseig-

ner nicht nehmen, persönlich in eine Gesprächsrunde der

IG BCE mit den Leiharbeitern im Betrieb einzugreifen. Im

Bezirk Dresden-Chemnitz waren Aktionen in der Solarbran-

che rund um Freiberg der Auftakt für den Schwerpunkt

»Leiharbeit« in der Zielgruppenarbeit 2011.

Gaskonzessionsvertrag

SCHÖNEBECK | Seit 18 Jahren ist die Erdgas Mittelsachsen

GmbH (EMS) in Schönebeck als Konzessionsnehmer für

das Schönebecker Gasnetz tätig. Bei der Neuvergabe der Gas-

konzessionsverträge hat sich die EMS neben den Stadtwer-

ken Schönebeck um den Vertrag bemüht. Mit Aktionen ap-

pellierten Beschäftigte, Betriebsrat und IG BCE an die Stadt-

räte und den Oberbürgermeister, damit die EMS eine faire

Chance erhält, wenn es um die Vergabe der Verträge geht

(Foto). Nach der Entscheidung des Stadtrats am 17. Februar

zugunsten der Stadtwerke Schönebeck ringt der Betriebsrat

nun mithilfe der IG BCE um die Sicherung der Arbeitsplätze.

Senioren in der IG BCEDRESDEN | Ende Februar waren Bezirksrevisoren und

Seniorenbetreuer zu Gast in der Bezirksleitung und berich-

teten von ihrer Tätigkeit. In den Regionen Dresden – Mei-

ßen – Ottendorf – Okrilla – Neustadt werden rund 800 Se-

niorinnen und Senioren ehrenamtlich betreut. Regelmäßig

laden die Seniorenbetreuer zu Informations- und Jahres-

abschlussveranstaltungen ein.

Jetzt gehts um uns!BERLIN | Aktionen zur Chemie-Tarifrunde 2011

Ohne Ergebnis wurde die

regionale Tarifverhandlung

Chemie für die 43 000 Be-

schäftigten im Tarifbezirk

Nordost am 1. März vertagt.

Petra Reinbold-Knape, re-

gionale Verhandlungsführe-

rin und Landesbezirksleiterin,

hatte die Forderung von sie-

ben Prozent bekräftigt: »In

der Krise haben die Beschäf-

tigten tarifpolitisch mit dafür

gesorgt, dass sich die

Chemie-Industrie so

außerordentlich

schnell erholt hat. An-

gesichts der jetzigen

Umsatzzahlen sagen

wir: Das ist unser Auf-

schwung!« In den

Betrieben starteten Aktionen.

Bei der BASF Schwarzheide

etwa bildete die IG-BCE-Jugend

eine große 7. Die Beschäftig-

ten erhöhten den Druck, nach-

dem auch in der ersten bun-

desweiten Tarifverhandlung

am 15. März kein Ergebnis

erzielt wurde (siehe Seiten

16/17). So machte in Berlin

der IG-BCE-Truck (Foto) vor

dem Bayer Standort Station.

Jugendkonferenz im BezirkSCHKOPAU | Um die Frage

»Wie willst du in Zukunft

leben und arbeiten?«

ging es bei der Ju-

gendkonferenz des

Bezirks Halle-Magde-

burg im Kraftwerk

Schkopau. Die Dis-

kussionen in den

Gruppen zur Energie-

politik, zum DGB-In-

dex Gute Arbeit und

zum Ausbildungs-

markt werden in die

künftige Arbeit des Bezirks-

jugendausschusses einfließen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

29 Jugendliche aus 19 Betrieben trafen sich mit Vertretern von Bezirk und Lan-desbezirk.

Die Tarifkommissionsmitglieder erinnerten mit »Zukunftsinvesti-tion« vor der regionalen Verhandlung daran, dass sie nicht Kostenfak-tor sind, sondern mit ihrer Arbeit die Unternehmenswerte schaffen.

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Page 38: kompakt April 2011

VOR ORT NORDRHEIN>

| kompakt | April 201128

Tablet-Computer für WerberNEUSS | Ein Tablet-Computer

für Stephan Molzahn: Der stell-

vertretende Betriebsratsvorsit-

zende bei SCA Hygiene Pro-

ducts in Neuss ist glücklicher

Gewinner der Werberaktion

im IG-BCE-Landesbezirk. Mol-

zahn hat sich gemeinsam mit

seinen Kollegen in den vergan-

genen Jahren für die IG BCE

starkgemacht und kräftig neue

Mitglieder geworben. Im Jahr

2007 trat das Unternehmen

zum Arbeitgeberverband der

Papierindustrie über. Da galt es, die tariflichen Bedingun-

gen anzupassen und keine Schlechterstellung zu akzep-

tieren.

Werberhitparade im FebruarJosef Langohr (22, Continental Aachen, Alsdorf), Angelika

Enderichs (7, Grünenthal, Alsdorf), Hans Ritterbex

(5, Saint Gobain Sekurit Herzogenrath, Alsdorf), Nazife

Ilgin (5, West Pharmaceutical, Alsdorf), Thomas Ziegler

(5, Moers), Hubert Eßer (4, FS-Karton, Düsseldorf), Klaus

Lieberenz (4, Toho Tenax, Alsdorf), Sonja Ende (3, Akzo

Nobel Deco, Köln-Bonn), Gerhard Billmann (3, Elten,

Moers), Wolfgang Benstöm (3, IVT Weiner und Reimann,

Duisburg), Frank Eschenauer (3, M-Real Zanders Bergisch

Gladbach, Köln-Bonn), Stefan Molzahn (3, SCA Hygiene

Products Neuss, Düsseldorf).

Suche nach KonsensDÜSSELDORF | Industriepolitischer Dialog

Über die zukünftige Energie-

politik Nordrhein-Westfalens

diskutierten Betriebsräte, Un-

ternehmer, Wissenschaftler

und Politiker in Düsseldorf.

Der Landesbezirk Nordrhein

hatte unterschiedliche Posi-

tionen bei seinem »Industrie-

politischen Dialog« zusam-

mengebracht.

In der Diskussion verstän-

digten sich die Teilnehmer auf

erste Anforderungen an Poli-

tik, Unternehmen und Gesell-

schaft für eine nachhaltige

und zukunftsfähige Industrie-

und Energiepolitik in NRW,

die die wirtschaftlichen, öko-

logischen und sozialen Ziele

miteinander verbinden muss.

»Auch in Zukunft wird

industrielle Entwicklung nur

mit ausreichender Energiever-

sorgung möglich sein«, be-

tonte Ralf Bartels, Ressortlei-

ter Bergbau/Energie beim IG-

BCE-Hauptvorstand in Han-

nover. Nach gegenwärtigem

Wissensstand sei eine sichere

Energieversorgung zu vertret-

baren Preisen auch in Zukunft

ohne fossile Energieträger

nicht möglich. Der Ausbau er-

neuerbarer Energien erfordere

immer flexiblere Regelener-

gie, die bei Ausfall von Wind

und Sonne sofort zur Verfü-

gung stehe. »Dies können nur

moderne Kohle- oder Gas-

kraftwerke leisten.«

Manfred Fischedick, Vize-

präsident des Wuppertal Ins-

tituts, forderte zu vernetztem

Denken und Handeln auf: »Es

gibt nicht die eine Wahrheit

oder Lösung für die verschie-

denen Probleme.« Durch

Kombination von Energie-

einsparung, erneuerbaren

Energien, Innovationen und

einem sinkenden Anteil

herkömmlicher Energieerzeu-

gung könnten die CO2-Re-

duktionsziele erreicht werden.

Staatssekretär Günter Hor-

zetzky vom NRW-Wirtschafts-

ministerium bekräftigte die

Position der Landesregierung,

dass NRW Industrie- und

Energieland bleiben solle. Er

betonte, dass es der Landes-

regierung um einen Ausgleich

der Interessen gehe und dass

man insbesondere bei Groß-

projekten die Prozesse trans-

parenter und nachvollzieh-

barer gestalten wolle.

Josef Tumbrinck, NRW-

Landesvorsitzender des Na-

turschutzbund Deutschland

(NABU), verwies auf ein ge-

meinsames Positionspapier

mit dem DGB NRW zur öko-

logischen Umgestaltung der

Industrie. Er widersprach da-

mit der Auffassung, dass die

Umweltverbände die Indus-

trie abschaffen wollten und

plädierte für einen offenen

gesellschaftlichen Diskurs. In

dem Prozess sollten gemein-

same Positionen für die in-

dustrielle und energiepoliti-

sche Zukunft von NRW erar-

beitet und vereinbart werden.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:www.nordrhein.igbce.de

Über zukünftige Energiepolitik diskutierten Betriebsräte, Unter-nehmer, Wissenschaftler und Politiker beim »Industriepolitischen Dialog« des Landesbezirks Nordrhein.

Staatssekretär Günter Horzetz-ky: Nordrhein-Westfalen soll In-dustrie- und Energieland bleiben.

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Page 39: kompakt April 2011

29kompakt | April 2011 |

Tarifrunde Thema bei Klausurtagung

AACHEN | Vertrauensleute des Continental-Werks in Aa-

chen besprachen bei einer Klausurtagung ihre zukünftige

Arbeit. Bei der Veranstaltung ging es unter anderem um die

aktuelle Tarifrunde und zukünftige Aktionen.

Ausbildung gesichertTROISDORF | Die Hürther Rhein-Erft-Akademie hat auf

IG-BCE-Initiative die Ausbildungswerkstatt des Troisdorfer

Fensterprofilherstellers Profine übernommen. So können

dort bis zu 60 Auszubildende weiter in verschiedenen

Kunststoff- und Handwerksberufen ausgebildet werden.

Seitdem Profine im vergangenen Jahr seine Produktion

und Logistik in Troisdorf geschlossen hatte, setzten sich

Betriebsrat und IG BCE für die Ausbildungswerkstatt ein.

Gerd Laskowski, stellvertretender Leiter des IG-BCE-Bezirks

Köln-Bonn, nahm deswegen mit der Rhein-Erft-Akademie

Kontakt auf.

Sehr schnell einigten sich Ausbilder und Betriebsrat,

dass dadurch die Profine-Ausbildung langfristig gesichert

werden kann.

NRW-Innenminister zu BesuchDUISBURG | Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger

besuchte ein Treffen der Duisburger IG-BCE-Senioren-

gruppe. Er stellte sich dort vielen Fragen zur aktuellen

Politik der NRW-Landesregierung.

Fußballtickets für WerberDUISBURG | Fußballtickets für das DFB-Pokalfinale am

21. Mai und für Spiele der Frauenfußball-Weltmeisterschaft

verlost der IG-BCE-Bezirk Duisburg unter seinen Mitglieds-

werbern. Weitere Informationen und Aufnahmescheine zur

Werbeaktion gibt es beim IG-BCE-Bezirk Duisburg oder im

Internet.

Demo für ProzenteLEVERKUSEN | Demonstra-

tion für einen guten Tarif-

abschluss in der chemischen

Industrie: Vor Beginn der

tarifpolitischen Konferenz in

Leverkusen zogen Bezirkslei-

ter Rolf Erler und Verhand-

lungsführer Peter Hausmann

gemeinsam mit vielen IG-

BCE-Mitgliedern durch die

Stadt zum Veranstaltungsort

(siehe auch Seiten 16/17).

ZukunftsstrategienBAD MÜNDER | Celanese-Konzernseminar

Gemeinsame Zukunftsstrate-

gien diskutierten Betriebsräte

der Celanese-Gruppe bei ei-

nem Konzernseminar in Bad

Münder. Mit dabei war auch

der komplette Betriebsrat des

Ticona-Werks in Oberhausen.

Die Betriebsräte konnten

hochkarätige Gäste begrüßen.

Reinhard Reibsch, Generalse-

kretär der Europäischen Föde-

ration der Bergbau-, Chemie-

und Energiegewerkschaften

(EMCEF), referierte dort über

Entwicklungstrends in der

chemischen Industrie Euro-

pas. Katja Kuhr, Europa-Per-

sonalleiterin der Celanese-

Gruppe, erläuterte die aktu-

elle Personalsituation.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:www.duisburg.igbce.de

GrenzüberschreitendDÜSSELDORF | Treffen europäischer Betriebsräte am 27. Mai

Der Landesbezirk Nordrhein

intensiviert die Zusammen-

arbeit europäischer Betriebs-

räte. Auf einem Treffen am

27. Mai in Düsseldorf sollen

Erfahrungen und Praxisbei-

spiele ausgetauscht werden.

Eingeladen sind auch Arbeit-

nehmervertreter aus den Nie-

derlanden und Belgien.

Etwa 50 Unternehmen im

Organisationsbereich des IG-

BCE-Landesbezirks Nord-

rhein haben – direkt oder in-

direkt – europäische Betriebs-

räte. Deren Rechte müssen

aufgrund einer novellierten

Richtlinie der Europäischen

Kommission bis kommenden

Juni gesetzlich gestärkt wer-

den. Auch vor dem Hin-

tergrund, dass viele Unter-

nehmen mit europäischem

Betriebsrat ihre Zentrale im

Ausland haben, wird Er-

fahrungsaustausch und en-

gere Kooperation der europäi-

schen Arbeitnehmervertreter

immer wichtiger.

Weitere Informationen zur

Veranstaltung können ange-

fordert werden bei Claudia

Bischoff:

[email protected]

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Page 40: kompakt April 2011

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

| kompakt | April 201128

Frauen in die IG BCEMAINZ | Die Zahlen sprechen für sich. Um 22 Prozent klafft

die Schere zwischen Männer- und Frauenentgelten in

Deutschland auseinander. 70 Prozent der Beschäftigten im

Niedriglohnsektor sind Frauen. Um ein Drittel übersteigt das

lebenslange Erwerbseinkommen von Männern mit Kindern

das von Frauen mit Kindern – auch bei gleicher Bildung.

Und immer noch verdienen Frauen in Führungspositionen

weniger als Männer. Das darf nicht so bleiben. Deshalb

muss sich auch dies ändern: Ein gutes Viertel aller Beschäf-

tigten in den Betrieben der IG BCE ist weiblich – aber nur

jedes fünfte Gewerkschaftsmitglied. Seit dem 8. März und

noch bis zum 15. Mai läuft deshalb eine spezielle Frauen-

Werbeaktion des Landesbezirksfrauenausschusses.

Zur Unterstützung gibt es einen Flyer, der auch junge, gut

ausgebildete Frauen mit guten Jobs anspricht. Viele von

ihnen glauben zunächst, auf die Gewerkschaft verzichten zu

können. Erst nach Brüchen im Arbeitsleben – etwa der El-

ternzeit – erleben sie, dass andere mit geringeren familiären

Verpflichtungen an ihnen vorbeiziehen. Und dass sich viele

Personalentscheidungen, auch im Führungsbereich, nicht

nachvollziehen lassen. Für geworbene Frauen, für Werberin-

nen und auch Werber gibt es eine hübsche Belohnung: ein

Los für Eintrittskarten zur Frauenfußballweltmeisterschaft

Ende Juni bis Mitte Juli in Deutschland.

Auf die Sieben kommt es anMAINZ | Die neue Chemie-

tarifrunde steht unter dem

Motto »Diesmal sind wir dran!

Verzichten war gestern!« und

eignet sich bestens zur Mit-

gliederwerbung. Der Landesbe-

zirk lobt diesmal eine beson-

dere Belohnung für die aus, die

sich um Neuaufnahmen küm-

mern. Dazu können sich Wer-

berinnen und Werber auch zu

Gruppen zusammenschließen.

Für jeweils sieben neue Mit-

glieder gibt es Tankgutscheine

im Wert von 200 Euro. Die

können sich die Werberinnen

und Werber dann teilen. Des-

halb rät der Landesbezirk: »Tut

euch zusammen.« Eine einzige

Neuaufnahme kann im Zweifel

200 Euro wert sein.

Zukunft sichernGERMERSHEIM | Infostand bei Gumasol

Gumasol Rubber-

Tec, Hersteller von

Reifen und elas-

tischen Kunststoff-

produkten, hat die

Insolvenz über-

standen und wur-

de im vergange-

nen Sommer von

der Ruia-Gruppe

im indischen Kalkutta ge-

kauft. Ruia übernahm die

gesamte Belegschaft – eine

außerordentlich positive Ent-

wicklung.

Dieser Erfolg beruhte ganz

wesentlich auch auf dem

Zusammenhalt zwischen Be-

legschaft, Betriebsrat und IG

BCE. Natürlich stellt die neue

Situation Betriebsrat und Be-

schäftigte nun auch vor neue

Fragen. Wie steht es mit der

Tarifbindung? Wie stellt sich

das indisch geführte Unter-

nehmen auf dem Markt auf?

Ende Februar sammelten

IG BCE und Betriebsrat diese

Fragestellungen und disku-

tierten sie an einem Infostand

(Foto). Thema waren auch

die Flächentarifrunde für die

Kautschukindustrie und die

Vertrauensleutewahlen.

Die IG BCE steht mit den

Mitgliedern im Gespräch

und will diesen Austausch

weiterpflegen. Sie plant, ein

Frühwarnsystem für neu

entstehende Probleme auf-

zubauen. Die Zukunft soll

sicherer werden.

Feiern im PiratenlookLORELEY | Einladung zum Jugendtreffen

»Es wird Zeit, dass sich was

dreht«, heißt es auf der Ein-

ladung zum Treffen auf der

Loreley vom 17. bis 19. Juni.

Der Startschuss fällt am Frei-

tagnachmittag, erst am über-

nächsten Morgen werden

dann Laken und Schlafsäcke

verstaut und die Zelte ab-

gebaut. Eingeladen haben

die Landesbezirke Rheinland-

Pfalz/Saarland, Westfalen und

Nordrhein. Kostümempfeh-

lung: Badelatschen und Pira-

tenlook. Azubis zahlen für die

Teilnahme 14,87 Euro, Ausge-

lernte 5,00 Euro mehr.

Geboten wird viel: nach der

Eröffnung im Großzelt erst

einmal ein Comedy-Abend,

dann Disko; am Samstag

ein pralles Programm mit

Sport-Events, Aktionen, Band-

Abend und erneut Disko. Am

Sonntag gibt es vor der Ab-

reise noch ein Frühstück.

Dass sich die Gewerk-

schaftsjugend aber nicht als

bloßer Feierklub versteht, dass

es auch um Perspektiven geht

– privat, beruflich, politisch –,

bringt die Einladung ebenfalls

zum Ausdruck: »Gemeinsam

wollen wir zeigen, die Jugend

ist auf Kurs«, heißt es dort.

Anmeldungen ab sofort bei

den JAVen, beim Bezirk oder

beim Landesbezirk.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos zu den Werbeaktionen, zum Landesjugendtreffen und die Möglichkeit, die Flyer herunterzuladen, im Internet unter:www.rps.igbce.de

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Page 41: kompakt April 2011

29kompakt | April 2011 |

SozialpartnerschaftFRANKENTHAL | Die IG BCE veranstaltet am 28 Juni

gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Chemie Rhein-

land-Pfalz in Frankenthal eine Grundsatztagung zum so-

zialpartnerschaftlichen Umgang. Beide Organisationen be-

obachten mit Sorge, dass die gesellschaftliche Zustimmung

zur sozialen Marktwirtschaft seit Jahren sinkt. Beide verbin-

det jedoch das Interesse an einer stabilen und breit akzep-

tierten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der sich

wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Ausgleich gegenseitig

bedingen. Vor drei Jahren hatte die IG BCE in der Luther-

stadt Wittenberg mit den Chemiearbeitgebern vereinbart,

hier gegenzusteuern. Gemeinsam stellten sie für die Che-

miebranche den Ethikkodex »Verantwortliches Handeln in

der sozialen Marktwirtschaft« auf und vereinbarten, auch in

schwierigen Situationen am sozialpartnerschaftlichen Um-

gang festzuhalten. Beim Frankenthaler Sozialpartnerforum

wird es Ende Juni um die Erfahrungen mit und die prak-

tischen Ansatzpunkte für diesen Wittenberg-Prozess gehen.

Als Vertreter der IG BCE spricht Landesbezirksleiter Ralf Si-

korski. Anmeldungen nach Paragraf 37/6 BetrVG sind ab

sofort beim Landesbezirk möglich.

Jubilarehrung bei Zeller PlastikZELL (MOSEL) | Fünf Be-

schäftigte der Firma Zeller

Plastik blicken auf 25 Jahre

als IG-BCE-Mitglied zurück.

Vier davon zeigen sich hier,

nachdem ihnen der stellver-

tretende Betriebsratsvorsit-

zende Hans Döpgen (links)

und Holger Zimmermann

(rechts), Bezirksleiter Neu-

wied-Wirges, Dank und Anerkennung ausgesprochen hatten.

Neu im LandesbezirkMAINZ | Beate Rohrig (Foto), bisher

Gewerkschaftssekretärin im Bezirk

Rhein-Main, verstärkt seit Anfang

März das Team des Landesbezirks.

Die verheiratete Mutter von zwei

Kindern hatte ursprünglich Maschi-

nenschlosserin bei Merck in Darm-

stadt gelernt und ist bereits seit

20 Jahren in der IG BCE tätig. Zu-

nächst war sie Hauptamtliche in

Baden-Württemberg, unter anderem auch als Jugendsekre-

tärin. Danach wechselte sie nach Hessen, wo sie im Team

mehrerer Bezirke weitere Erfahrungen sammelte.

Thema MitbestimmungFRANKENTHAL | TBS veranstaltet Betriebsrätemesse

Zum zweiten Mal

veranstaltete die

Technologiebera-

tungsstelle »TBS

Rheinland-Pfalz

mbH« Mitte Feb-

ruar eine Betriebs-

und Personalräte-

messe. Thema der

Veranstaltung: »Mitbestim-

mung – ein Erfolgsmodell«.

Betriebs- und Personalräte,

Mitarbeiter-, Jugendvertretun-

gen und Schwerbehinderten-

vertretungen zeigten an rund

100 Ständen ihre eigenen

praktischen Erfolge und dis-

kutierten über »Gute Arbeit«.

Das Hauptreferat hielt der Ol-

denburger Universitätsprofes-

sor für Betriebswirtschaftsleh-

re Thomas Breisig. Er lieferte

den theoretischen Unterbau

für die Erfahrung, dass Unter-

nehmen mit Mitbestimmung

meist auch wirtschaftlich bes-

ser dastehen.

Ministerpräsident Kurt

Beck, die rheinland-pfälzi-

sche Sozialministerin Malu

Dreyer und der DGB-Vorsit-

zende Michael Sommer zeig-

ten sich von der Messe und

ihrem regen Informations-

austausch beeindruckt.

Infos und FeiernLUDWIGSHAFEN | Senioren bleiben aktiv

Die Info-Veranstal-

tungen, die der

Seniorenarbeits-

kreis des Bezirks

anbietet, stoßen

stets auf reges Inte-

resse. Im März un-

terrichtete der Ar-

beitskreis über das

Thema Vorsorge-

vollmacht, im Feb-

ruar über das Ehe-

gattentestament.

Allein zu diesem

vergleichsweise komplizierten

Thema kamen 130 Teilneh-

mer.

Rechtsanwältin Sibylle Splie-

torp nahm sich als Referen-

tin viel Zeit, die Risiken und

Chancen der unterschied-

lichen Testamentstypen zu er-

klären. Und geduldig antwor-

tete sie auf die vielen Nach-

fragen zur Testamentsgestal-

tung, zur Erbfolge und zu den

steuerlichen Konsequenzen.

Im Moment aber befasst sich

der Arbeitskreis mit etwas an-

derem: der Vorbereitung des

Sommerfests – natürlich wie-

der mit vielen Gästen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Ungeteilte Aufmerksamkeit für ein juris-tisches Thema: Rechtsanwältin Sibylle Splie-torp informierte im Seniorenarbeitskreis.

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Page 42: kompakt April 2011

| kompakt | April 201128

www.unternehmendesmonats.de

vor ort Westfalen>

IG-BCe-seminaregelsenkirchen | 16. bis 20. Mai 2011: Kulturhauptstadt 2010 – Was ist geblieben? (LBZ300.03.01.11)hattingen | 6. bis 10. Juni 2011: Arbeitersport – Pölen und Boxen als Teil der Arbeitergeschichte. (LBZ300.05.04.01.11)Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt beim Landesbezirk.

spaß und engagementhaltern am see | Das IG-BCE-Bil-dungszentrum in Haltern am See wurde einen Tag lang komplett von der Jugend des IG-BCE-Bezirks Dort-mund-Hagen belegt. Parallel fand sowohl die Bezirksju-gendkonferenz als auch eine JAV-Konferenz statt.

Bezirksleiter Adi Siethoff betonte in seinem Impulsreferat: »Die Jugendarbeit vor Ort steht und fällt durch das Engage-ment aller Beteiligten. Der Bezirk wird dieses bestmöglich unterstützen.« Er wies in diesem Zusammenhang besonders auf die Kampagne »Unser Einsatz für deine Übernahme« hin. Klaus Terheyden vom Landesbezirk Westfalen unter-strich in seinem Referat, dass Jugendarbeit in der IG BCE auch viel Spaß bedeute. Das nächste Landesbezirksjugend-treffen werde das wieder beweisen. Es findet gemeinsam mit den Landesbezirken Nordrhein und Rheinland-Pfalz/Saar-land vom 17. bis 19. Juni auf der Loreley statt.

Die erste JAV-Konferenz nach den Jugendvertreterwahlen 2010 bot ein breites Themenspektrum. Nach vielen Fach-vorträgen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, im »World Café«-Rahmen viele weitere Themen zu bearbeiten. Auf dem Programm standen unter anderem »Tipps und Tricks für Neugewählte«, »Jugend- und Auszubildendenversammlung leicht gemacht?!« und »Zusammenarbeit JAV/BR«.

Die ergebnisorientierten Diskussionen wurden von Va- nessa Kurze, Svenja Kaatz, Mark Schroller, Andreas Haase, Henry Fox und Rene Korsch moderiert und begleitet. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und sollen Grundlage einer weiteren JAV-Konferenz sein.

IG-BCe-osterfeuermarl | Ein großes IG-BCE-Osterfeuer brennt Karsamstag, 23. April, in Marl. Um 18:00 Uhr beginnt das Fest an der Gaststätte »Mutter Vogel« im Ortsteil Sickingmühle, Marler Straße 321.

Volle UnterstützungrecklinghaUsen | Bezirk sammelt 15 000 Unterschriften

Eindrucksvolle 15 000 Unterschriften hat der Bezirk Recklinghau-sen im Rahmen seiner Energiekampagne in Betrieben und Orts-gruppen gesammelt. Bezirksleiter Karlheinz Auerhahn überreichte die Unterschriften auf der Betriebsrätekon-ferenz von Evonik In- dustries NRW-Arbeits-minister Guntram Schneider.

Zusammen mit dem IG-BCE-Vorsit-zenden Michael Vas-siliadis, der auf der Betriebskonferenz an einer Podiumsdiskussion zur In-dustrie- und Energiepolitik teilnahm, betonte Auerhahn: »Wir erwarten von der Lan-desregierung, dass sie Rah-menbedingungen schafft, die Investitionen in neue Indus-trieprojekte und Kohlekraft-werke möglich machen.«

Im vergangenen Jahr hatte der Bezirk die Kampagne

»Unsere Industrie braucht si-chere Energie« gestartet. Dass die Industrie gerade im nörd-lichen Ruhrgebiet das wirt-schaftliche Rückgrat der Re-gion bildet, zeigen schon die Beschäftigungszahlen: Mehr als 20 000 Menschen arbeiten allein im IG-BCE-Bezirk Reck-linghausen im Bergbau, in der chemischen Industrie und in der Energiewirtschaft.

letzte schicht bei everts-Ballon

datteln | Fast alle Everts-Beschäftigten zogen zur letzten Schicht in einem Trauermarsch zum Werktor des Dattelner Ballonherstellers. Die Betriebsratsvorsitzen-de Birgit Goldstein brachte dort die Stim-mung auf den Punkt: »Wir verabschieden uns nicht still und heimlich, sondern zeigen noch mal, dass wir von der Riethmüller-Gruppe be-logen, betrogen und verkauft

wurden.« Auch Bezirksleiter Karlheinz Auerhahn verurteil-te »aufs Äußerste, dass in Datteln mehr als 100 Arbeits-plätze vernichtet wurden«.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

Weitere Informationen im Internet unter: www.westfalen.igbce.de

arbeitsminister guntram schneider (Zwei-ter von links) mit einer schubkarre voller Unterschriften. mit auf dem Foto (von links): ig-Bce-Vorsitzender michael Vassi-liadis, Bezirksleiter karlheinz auerhahn und konzernbetriebsratsvorsitzender ralf hermann.

Page 43: kompakt April 2011

29kompakt | April 2011 |

www.unternehmendesmonats.de

erstmals tarifvertrag bei traxitschwelm | Erstmals konnte die IG BCE für die 71 Beschäftigten beim Schmierstoffher-steller Traxit einen Mantel-, Vergütungs-gruppen- und Vergü-tungstarifvertrag aus-handeln, der sich an die Chemie-Branche anlehnt. Das Foto zeigt die Verhandlungspartner (von links): Christian Munk, Firmenchef Hubertus Damm, Rudi Fickert vom IG-BCE-Be-zirk Dortmund-Hagen, Udo Fritz, Betriebsratsvorsitzender Marco Wirths, Dirk Bechen und Udo Schmidt.

frauen werben frauenBochUm | Fußball-Weltmeiste-rin Steffi Jones fiebert der FIFA-Frauen-WM entgegen, die am 26. Juni beginnt: »Ich freue mich auf ein großes Fußball- fest in Deutschland. Als Titel-verteidiger hat Deutschland eine Menge vor und wir wollen min-destens das Finale erreichen.« Drei Austragungsorte sind in Nordrhein-Westfalen. Neben Leverkusen und Mönchen-gladbach ist Bochum Gastgeber für insgesamt vier Vorrun-denspiele. Jones, die Präsidentin des Organisationskomitees ist, ist mit den Vorbereitungen zufrieden: »Bochum wird mit Sicherheit einen tollen Beitrag zum Fußballfest leisten.«

Der IG-BCE-Landesbezirk nutzt die Frauen-WM für eine attraktive Werbeaktion. Unter dem Motto »Frauen werben Frauen« werden zehn Endspielkarten inklusive Hotelüber-nachtung am Finaltag 17. Juli in Frankfurt am Main verlost. »Macht mit und wir sehen uns im Finale«, sagt Landesbe-zirksleiter Kurt Hay. Jede erfolgreiche Werberin, die im Zeit-raum vom 8. März bis 17. Juni eine Kollegin geworben hat, kann gewinnen.

Preis für farbenherstellercoesFeld | Der Coesfelder Farbenhersteller Ostendorf ist Preisträger im Wettbewerb »365 Orte im Land der Ideen 2011«. Eine Expertenjury wählte das Gesundheitsmanage-ment des Unternehmens aus rund 2600 Ideen als »heraus-ragendes Beispiel für Zukunftsfähigkeit, Mut, Engagement und Kreativität der Menschen im Land«. Ostendorf bietet in einem eigenen »Gesundheitshaus« seinen Beschäftigten die Möglichkeit, fit und aktiv zu bleiben. Der Preis wird offiziell am 11. Mai im Ostendorf-Hauptwerk verliehen.

Piraten und limonadeherten/marl | aktionen zur Chemie-tarifrunde

Zur Chemie-Tarif-runde gab es im Landesbezirk viele Aktionen. So wur-de unter anderem Hertens Bürger-meister Uli Paetzel (Foto, Dritter von rechts) von den Tarifpiraten »über-fallen«.

Das IG-BCE-Ta-rifteam aus der Nachbarstadt Marl unterstützt mit »Frei-beuter-Aktionen« eine an- gemessene Beteiligung der Arbeitnehmer an den er- wirtschafteten Gewinnen der chemischen Industrie. Evonik-Betriebsrat Christian Bahn gründete die Tarifpiraten zu-sammen mit Westfalens Lan-desbezirksleiter Kurt Hay und Recklinghausens Bezirksleiter Karlheinz Auerhahn.

Bürgermeister Paetzel zeigte Verständnis: »Ohne den Ein-satz der Beschäftigten hätte es

keinen so guten und stabi- len Aufschwung gegeben.« Er stellte den Tarifpiraten einen »Kaperbrief« aus und unter-stützte so die Bemühungen der IG BCE um eine sieben-prozentige Tariferhöhung.

Nachdem die regionale Tarifverhandlung im IG-BCE-Landesbezirk Westfalen ergeb-nislos vertagt wurde, startete der IG-BCE-Bezirk Reckling-hausen eine »7-up-Aktion« (Foto links): Symbolisch wur-den Limonadeflaschen der Marke »7-up« mit Aktions-Aufklebern und druckwarmen Flugblättern zum aktuellen Stand der Verhandlung in Chemie-Betrieben verteilt.

Weitere Berichte über die Chemie-Tarifrunde auf den Seiten 16/17.

aktive vestolit-Jugendvertreter

BochUm | Yannik Mühlenbauer, Anna Windbergs, Kevin Fiegler und Florian Franzen (von links) von der Vestolit-JAV trafen sich zu einer Klausurtagung in Bochum. Dort legten sie die Arbeits-

schwerpunkte für ihre neue Amtsperiode fest.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

Weitere Infos zu den aktio- nen im landesbezirk unter:www.tarif-piraten.de

Page 44: kompakt April 2011

Günter Kern, Helmut Meier, Willi Schade und Heinz Schnei-

dersmann wurden von ihrer Ortsgruppe Essen-Süd für

75 Mitgliedsjahre ausgezeichnet. Ewald Ciorga und Heinz

Pohl feierten dort 70-Jahre-Jubiläum. Vor 60 Jahren traten

Katharina Berger, Günter Blank, Hans Brueggemann, Alfred

Friedrichs, Günter Fridrich, Konrad Götz, Anton Herden, Wil-

li Jansen, Franz Jostes, Franz Kiesfelder, Ernst Kreissl, Oskar

Langhans, Werner Lohkamp, Rolf Markgraf, Ernst Midden-

dorf, Friedhelm Madschuck, Horst Steffan, Richard Voigt,

Heinz Weinert, Fritz Wemmers und Laurentius Wozeschek in

die Gewerkschaft ein. Ihr »goldenes« Jubiläum konnten Peter

Henkel, Heinz Henkenherm, Alfred Lange, Horst Lojewski,

Peter Menk, Otto Sander, Horst Spaete, Franz Stachowiak,

Heinrich Wienhoefer und Rudolf Schmotz feiern. Ihr »40-jäh-

riges« begingen Gerhard Affeldt, Arif Aycicek, Wilfried Badelt,

Klaus-Peter Hillbrandt, Theodor Wimmers, Erwin Kamieth,

Hans-Leo Karminski, Manfred Rettig, Hans Meurs, Heinz-

Rüdiger Schattke und Marga Schilling.

Die Ortsgruppe

Castrop 12

ehrte Hans Am-

bree für 75-jäh-

rige Mitglied-

schaft. Hein-

rich Schach

wurde für 60

Jahre, Horst

Schröder für ein halbes Jahrhundert in der Gewerkschaft

ausgezeichnet. Seit 40 Jahren sind Udo Liedigk, Franz Kuh-

lemann, Willi Kreutz, Rolf Hartmann, Gotthard Gunia und

Rosi Boziak dabei.

Egbert Biermann vom geschäftsführenden IG-BCE-Haupt-

vorstand ehrte die Jubilare der Ortsgruppe Hochlarmark.

Josef Karkosch ist dort seit 75 Jahren Mitglied, Herbert

Koschorrek seit 70 Jahren. Helmut Grieger, Heinz Dieter Le-

wer, Heinz Neumann, Horst Niewalda und Heinz Wehler fei-

erten 60-Jahre-Jubiläum, Guiseppe Deiako, Peter Rähse und

Heinz Jürgen Wagner ihr »Goldenes«. Vor 40 Jahren sind

Fikret Akyuez, Detlef Arlt, Memet Koban, Willi Cremer, Me-

met Kayhan, Dieter Neumann, Siyami Oezdemir, Harald

Ostojski, Peter Rack, Saltilmis Saridas, Rolf Peter Schäfer, Me-

met Türkmen, Hüsnü Ünlüntürk, Tadeus Wojtkowski, Werner

Wunderlich und Hasan Yesilirmak Mitglied geworden.

Die Ortsgruppe

Oberaden zeich-

nete Bernhard

Grüner (Zweiter

von links) für

60 Jahre ehren-

amtliche Arbeit

und Heinz Döll

(links) sowie

Karl Heinz Leidecker (Mitte) für 30-jährige Funktionärsarbeit

aus. Ortsgruppenvorsitzender Wilhelm Null und sein Stellver-

treter Michael Jürgens (von rechts) bedankten sich für das

langjährige Engagement.

E s s e n - S ü d C a s t o r p 1 2

H o c h l a r m a r k

O b e r a d e n

VOR ORT WESTFALEN>

30 | kompakt | April 2011

Kurt Andre wurde von der Ortsgruppe Ickern-Nord für

75 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. Seit 70 Jahren sind

Heinz Schmidt und Heinz Wieczek dabei. Günter Engel,

Ewald Frielinghaus. Kurt Gross, Walter Reichelt und Albert

Zendrowski begingen ihr 60-Jahre-Jubiläum. Franz Josef

Kerbl kam vor einem halben Jahrhundert zur Gewerkschaft.

Ihr »40-jähriges« feierten Uwe Hass, Alfons Nowatzki und

Werner Waldert.

I c k e r n - N o r d

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Page 46: kompakt April 2011

30 | kompakt | April 2011

> EINE VON UNS

Angst kennt Ariane Stöwer nicht.

Die 22-Jährige nimmt einen

Schluck aus dem braun lasierten

Tonkrug, in der anderen Hand hält sie

eine brennende Fackel. Kurz konzent-

riert sie sich, dann spuckt sie kräftig

in das Feuer. Ein orangeroter Schwall

durchbricht das Dämmerlicht.

»Ich wollte ein Hobby, das nicht jeder

hat«, erklärt die Lausitzerin knapp.

Überhaupt ist sie kein Mensch der

großen Worte, sondern der Taten. Das

merkt man nicht nur an ihrer außerge-

wöhnlichen Freizeitbeschäftigung. Die

junge Frau ist gerade im zweiten Ausbil-

dungsjahr zur Aufbereitungsmechanike-

rin bei Vattenfall Europe Mining. Etwas

Handfestes sollte es sein. Und so traten

sie und der gesamte Ausbildungsjahr-

gang gleich in die IG BCE ein, als sie

von der Arbeit der Gewerkschaft hörten.

Zu den Cottbuser Altstadthexen – und

dem Feuerspucken – kam Ariane Stöwer

durch ihren Freund Jörg, der ein

Gründungsmitglied des Narrenvereins

ist. Das Feuer hat

es ihr schnell an-

getan: »Ich habe

es gleich am ers-

ten Tag probiert.«

Zunächst habe sie die Technik mit Was-

ser geübt, dann mit gefiltertem Lampen-

öl. »Es darf kein Strahl entstehen, es

muss ganz feiner Nebel sein«, erklärt sie.

Nur so entwickele sich der beeindrucken-

de Feuerball. Worauf sie sonst noch ach-

ten muss, weiß sie nach drei Jahren ganz

genau. Wie man zum Wind steht etwa.

»Wenn er die Flamme ins Gesicht treibt,

kann man schon mal die Augenbrauen

verlieren.« Ernsthaft verletzt habe sie

sich aber nie. »Man darf kein Risiko ein-

gehen«, sagt Stöwer. Schließlich würde

sie durch Unachtsamkeit nicht nur

sich, sondern auch ihre Vereinskollegen

und das Publikum gefährden.

Die Hexen und ihre Wächter aus dem

Spreewald treten auf Stadtfesten, Karne-

valsumzügen und Geburtstagen auf. Mit

dem Frühjahr beginnt für sie wieder

die Saison. Denn die feurige Show ist

ein Freiluftspektakel. Und wenn Ariane

Stöwer doch mal etwas Ruhe braucht,

dann findet sie die bei ihrem anderen

Hobby – als Trainerin im städtischen

Ruderverein. Yasmin Karg

»Manchmal treibt der Wind die

Flamme auch ins Gesicht.«

Sie kennen ein IG BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben Sie uns: [email protected]

Fotos (2): Dennis Börsch

Feuerfest

ARIANE STÖWER ist eine Spreewaldhexe. Fürchten muss man Zaubersprüche aus ihrem Mund aber nicht –höchstens das Feuer, das sie daraus versprüht.

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Sie iSt eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Bei den Ruhrfestspielen zeigt Heike Makatsch mit »Paris, Texas« nun ihr Theaterdebüt.

Das Stück beginnt dort, wo der Film eigentlich endet: Ein schlich-ter Holzstuhl vor einem golde-

nen Vorhang. Auf ihm sitzt Heike Makatsch und flirtet mit dem Publikum. »Paris, Texas« ist Wim Wenders’ bester und bedeutendster Film. Er verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. Regis-seur Sebastian Hartmann hat den Klassi-ker auf die Bühne geholt. Mit Heike Ma-katsch in der Rolle der Jane, die nach traumatischer Trennung und jahrelanger Funkstille von ihrem Ex-Lover Travis in einer Peepshow aufgespürt wird, ist das Stück mit einem deutschen Superstar be-setzt. Erste Erfolge feierte »Paris, Texas« bereits im Centraltheater in Leipzig, wo es im Mai 2010 uraufgeführt wurde, nun wird es auch auf den Bühnen der Ruhr-festspiele zu sehen sein. Für Heike Makatsch ist das ein besonderer Erfolg.

Die RuhRfeStSpiele, das älteste The-aterfestival Europas, verwandeln Reck-linghausen jedes Jahr in eine Metropole der Theater- und Musikfreunde. Und zei-gen: Kultur und Kohle – das kann man nicht trennen. Auch Heike Makatasch hat eine besondere Verbindung zum Bergbau. 2003 spielte sie in dem Sat1-Fernsehfilm »Das Wunder von Lengede«. Der Zweitei-ler erzählt die dramatische Rettungsak- tion von elf Bergleuten, die nach einem schweren Grubenunglück und 14 Tagen völliger Dunkelheit wieder das Tageslicht erblickten. Sarah Heidel

Foto

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<Tendenzen RuHRFeSTSPiele

Vorhang auf für heike

1 | DeR VoRhang fällt. . . und heike Makatsch flirtet mit dem publikum.

2 | alle laufen weg. . . denn heike spielt Jane, die Verlassene.

3 | Singen kann Sie auch. . . fast dreißig Minuten dauert die gesangseinlage.

3

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> TENDENZEN ArAbischE rEvoluTioNEN

und jetzt?Nach deN RevolutioNeN in Tunesien und Ägypten hat der Aufbau demokratischer struk-turen begonnen. ob die Träume der Demonstranten indes wahr werden, bleibt abzuwarten.

d ie sichtbaren Spuren der ägyp-tischen Revolution sind verblasst. Auf dem Tahrir-Platz im Zentrum

Kairos herrscht der übliche Betrieb, von Demonstranten keine Spur. Wenige Wochen nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak findet die Demokra- tisierung Ägyptens nicht mehr auf der Straße, sondern in Sitzungssälen und Verhandlungszimmern statt.

Dem Enthusiasmus tut das offenbar kei-nen Abbruch. So melden sich dem Inter-nationalen Gewerkschaftsbund zufolge täglich Hunderte Ägypter bei der »Real

Estate Tax Authority Union« (RETA), bis zu Mubaraks Sturz die einzige geduldete unabhängige Gewerkschaft. Sie alle wol-len sich organisieren, egal ob Banker oder Staatsangestellte, Bauern oder Jour-nalisten. »Unsere größte Herausforde-rung ist es jetzt, der Flut von Anfragen Herr zu werden und beim schnellen Aufbau von freien Gewerkschaften zu helfen«, sagt Kamal Abou Aita, der RETA-Vorsitzende. Im Kampf um Ar- beiterrechte wurde Abou Aita 21-mal verhaftet. Mit der Revolution ist für ihn ein Lebenstraum wahr geworden: »Es ist

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unmöglich, die Freude zu beschreiben, die mich durchflutet hat.«

viele ÄgypteR fühlen wie Abou Aita. Die Nation ist im Aufbruch. Erstmals seit Jahrzehnten hatten die Ägypter am 19. März auch an den Urnen die freie Wahl: Eine große Mehrheit stimmte da-bei für die vom herrschenden Militärrat vorgelegten Verfassungsänderungen, die den Weg für schnelle Neuwahlen frei machen. Doch während Essam al-Ary-an, Sprecher der unter Mubarak verbote-nen »Muslim-Bruderschaft«, die Abstim-

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mung als »Sieg des ägyptischen Volkes« feierte, sind andere Ägypter wütend – etwa Shadi al-Ghazali, der als Teil des »Revolutionären Jugendrats« die Proteste auf dem Tahrir-Platz mit organisiert hat. »Die alte Verfassung muss durch eine neue ersetzt werden, ein paar Änderun-gen reichen nicht«, so al-Ghazali. Dass in Ägypten schon bald gewählt werden soll, hält er zudem für einen Trick des Militärs, um revolutionäre Kräfte aus dem Parlament herauszuhalten. »Wir bräuchten mindestens ein Jahr, um uns zu organisieren und einen echten Wahlkampf zu führen – jetzt werden die Muslim-Brüderschaft und Mubaraks alte Partei das Rennen unter sich aus-machen.«

Dafür, dass das derzeit herrschende Militär eine eigene Agenda verfolgt, spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass es sich hinter den politischen Kulissen gut eingerichtet hat. Ein Großteil der ägyptischen Wirtschaft wird von Militärs und Ex-Militärs gesteuert, wie viel genau, weiß niemand. Ein Großteil des lukra- tiven Ferienortes Sharm al-Scheich soll Militärs gehören und Luftwaffenoffi- ziere sollen beispielsweise die staatliche Fluggesellschaft Egypt Air kontrollieren. Ehemalige Generäle gehören zu den reichsten Männern des Landes. Nach und nach veröffentlichte Geheimdoku-mente des staatlichen Sicherheitsdiens-tes haben noch kein Licht ins Dunkel der militärischen Seilschaften gebracht. Al-leine damit das so bleibt, dürfte Ägyp-tens Militärrat an einer echten Umver-teilung der Macht kein Interesse haben. Zupass kommt dem Gremium der wach-sende Wunsch nach Normalität im Land, den vor allem die wohlhabendere Mittelschicht formuliert.

Nicht wenige verweisen dabei auf die Lage in Tunesien, dem Land, das mit sei-ner Jasminrevolution die Demokratiebe-wegung in der arabischen Welt beflügelt hat. Dort ist die Stimmung nach wie vor angespannt. Die einstigen Demonstran-

gangsrat« war sich bislang nur in der Forderung nach einer Flugverbotszone einig. Nachdem diese eingerichtet ist, bleibt abzuwarten, ob die Opposition sich erst auf eine militärische und schließlich auf eine politische Strategie für Libyen einigen kann.

das bRutale NiedeRschlageN der Proteste in Bahrain zeigt nicht zuletzt, dass es noch lange nicht überall in der arabischen Welt nach Jasmin duftet. Die zunächst erfolgreichen Revolutionen in Tunesien und Ägypten hätten sicherlich inspirierend gewirkt, warnt der Nord- afrika-Analyst der »International Crisis Group«, Robert Malley. »Aber auch die Entzauberung einer Revolution kann ansteckend wirken.« Was in Tunesien, Ägypten und Libyen derzeit geschieht, dürfte mithin entscheidend für die Zu-kunft der arabischen Welt sein.

Marc Engelhardt (39) ist langjähriger Afrika-Korrespondent und verfolgt die

Entwicklungen in Nordafrika von Genf aus.

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ten verlangen von der mittlerweile drit-ten Übergangsregierung seit dem Ende der Diktatur Ben Alis staatliche Hilfen, eine Art Revolutionsdividende. Doch die bleibt bislang aus. Viele Tunesier kommt die Revolution teuer zu stehen: Schät-zungen gehen davon aus, dass seit Jah-resanfang alleine im wichtigen Touris-mussektor Verluste zwischen dreieinhalb und fünfeinhalb Milliarden Euro zu ver-zeichnen sind. Das entspricht bis zu ei-nem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts. Zehntausende sind arbeitslos.

Dass Libyens Volksaufstand sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet hat, gilt als weiterer Rückschlag. Noch mehr als in Ägypten ist zudem unklar, wer nach einem etwaigen Sieg über Machthaber Muammar al-Gaddafi die Macht über-nehmen würde. Weil in Gaddafis Libyen jegliche Form von Opposition brutal unterdrückt wurde, verkehren europäi-sche Regierungen vor allem mit abtrün-nigen Ministern und Diplomaten, die bis vor Kurzem noch Gaddafi stützten. Der in sich zerstrittene »Nationale Über-

1 | veRzweifelteR Kampfmit einfachsten waffen versuchen Rebellen, muammar al-gaddafis Kampf-jets vom himmel zu holen. ob die von den usa, frankreich und großbritannien angeführten luftangriffe den libyschen präsidenten davon abhalten, die Revolution niederzuschlagen, war zu druckbeginn noch nicht entschieden.

2 | uNKlaRe lage

auch in bahrains hauptstadt manama, syrien und anderen arabischen ländern demonstrieren seit wochen tausende menschen für demokratie und freiheit.

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in Ägypten haben die massen mubarak gestürzt. Nun regiert die armee – ob sie die demokratie einführen wird?

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> TENDENZEN MiTbEsTiMMuNg

Mut tankenBetrieBsräte – für viele beschäftigte ein fester bestandteil des unternehmens, für die mehr als 2600 beschäftigten der Esso-Tochter ROC eine neue Welt. Ein Tankstellenbesuch.

An der Zapfsäule betankt ein Lkw-Fahrer seinen 40-Tonner. Ein paar Meter davor schieben drei Män-

ner einen Geländewagen samt Besitzerin auf das gepflasterte Grundstück. Die be-dankt sich für die Hilfe und winkt freundlich zum Abschied. Tankstellenall-tag. Nur wer genau hinschaut, sieht den kleinen Unterschied. Auf den Warn- westen einiger Mitarbeiter der Ratinger Esso-Station prangen groß fünf Buch- staben: IG BCE.

Die Tankstelle vor den Toren Düssel-dorfs unterscheidet sich zwar rein äußer-

lich nicht von einer Esso-Station, wird aber von einer Tochtergesellschaft be-trieben. Die Retail Operating Company, kurz ROC, führt mit eigenem Personal seit sechs Jahren 208 Tankstellen in West- und Süddeutschland als Dienst-leister für die Esso GmbH. 2500 Beschäf-tigte arbeiten für ROC. Doch während Betriebsräte und Gewerkschaften an-dernorts zum Arbeitsleben schon lange dazugehören, starten sie hier gerade erst durch. »Die geben richtig Gas, in kurzer Zeit hat sich hier eine Identität ent- wickelt. Die Beschäftigten spüren, dass

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wir uns kümmern«, sagt IG-BCE-Vor-standssekretär Bernd Westphal. »Eine Arbeitnehmervertretung gab es in der Pächterwelt nicht«, sagt der Ratinger Filialleiter und Gesamtbetriebsratsvorsit-zende Dennis van Hees.

Als die iG BCe im Dezember 2009 mit ROC den Tarifvertrag zur Gründung von Betriebsräten unterzeichnete, war der 32-Jährige ganz vorne mit dabei. Nachdem im März 2010 der erste Be-triebsrat in München gegründet worden war, folgte Ratingen nur einige Wochen

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später. Bernd Westphal und IG-BCE-Bundesjugendsekretärin Katy Hübner, die beide im ROC-Aufsichtsrat sitzen, unterstützten die Betriebsräte dabei mit Rat und Tat. »Wir haben immer gesagt: Ihr seid nicht die Radautruppe. Eure Aufgabe ist es, Missstände zu erkennen und gemeinsam mit dem Arbeitgeber daran zu arbeiten, sie zu beheben«, erinnert sich Westphal.

Mittlerweile sind 17 von 19 mög-lichen Betriebsräten und ein Gesamtbe-triebsrat gegründet, die jeweils für zehn bis 15 Stationen zuständig sind. Die An-fänge waren nicht leicht. »Ich hatte zwar während meiner Arbeit als Restaurant-leiter bei Nordsee Betriebsratserfahrung gesammelt«, sagt van Hees, »aber das waren gewachsene Strukturen.« Er und seine Kollegen besuchten Seminare der IG BCE und holten sich immer wieder Unterstützung bei ihrer Gewerkschaft. Zunächst mussten sie aber ganz simple Probleme lösen.

»Es ging schon damit los, ein Betriebs-ratszimmer zu finden«, sagt Westphal. Schließlich sind Tankstellen keine Fa-briken, in denen dem Betriebsrat häufig ein Raum zur Verfügung steht. Filial- leiter van Hees und seine 14 Mitarbeiter arbeiten in Ratingen auf gerade einmal 135 Quadratmetern, den meisten Platz nimmt der Verkaufsraum ein. »Die IG BCE hat uns für unsere Sitzungen einen Raum im Gewerkschaftshaus in Düssel-dorf zur Verfügung gestellt.« Andere suchten sich Alternativen vor Ort. »Im Frankfurter Raum hat sich der Betriebs-rat in einer stillgelegten Waschanlage ge-troffen«, weiß Bernd Westphal, »mittler-weile haben sie das Problem mit einem Bürocontainer gelöst.«

Trotzdem müssen die Arbeitnehmer-vertreter manchmal lange Wege auf sich nehmen. »In einem normalen Unter-nehmen hat der Betriebsrat sein Büro eine Etage höher«, veranschaulicht van Hees, »das ist bei uns nicht möglich.«

Einige Tankstellen liegen 50 oder mehr Kilometer voneinander entfernt. Betriebs-ratsvorsitzender van Hees und sein Stellvertreter Klaus Müller-Süllwold aus dem westlich gelegenen Meerbusch gin-gen pragmatisch vor. »Wir sind erst ein-mal an allen Stationen vorbeigefahren und haben uns vorgestellt.« Anfangs sei-en die Beschäftigten noch verunsichert gewesen. »Seitdem sie gemerkt haben, dass wir uns um ihre Anliegen küm-mern, melden sie sich von selbst«, sagt Müller-Süllwold.

GleiCh Als erstes kümmerten sich die ROC-Betriebsräte um die Rechte für geringfügig Beschäftigte. »Damals beka-men die 400-Euro-Jobber keine Lohn-fortzahlung im Krankheitsfall und auch keinen Urlaub«, sagt Bernd Westphal. Sie stellen 900 der 2500 Mitarbeiter; die Fluktuation ist mit 50 Prozent im Jahr extrem hoch. »Das wollen wir ändern«, sagt Westphal. »Personal ist die wichtigs-te Ressource für den wirtschaftlichen Erfolg. Langfristig wirtschaftlich erfolg-reich sind nur Unternehmen mit einer guten Sozialpartnerschaft. Das ist zig-fach belegt und täglich den Medien zu entnehmen.«

Bei den Tarifverhandlungen habe es bereits geholfen, dass mittlerweile mehr als zehn Prozent Gewerkschaftsmitglie-der seien, sagt Bernd Westphal. »Unser Ziel ist es, noch mehr ROC-Beschäf- tigte von einer IG-BCE-Mitgliedschaft zu überzeugen und überall im Unterneh-men Betriebsräte zu haben.« Auch van Hees und seine Kollegen arbeiten daran, rühren kräftig die Werbetrommel. »In jeder Station hängt ein Infobrett über unsere Arbeit und die der IG BCE, einen Newsletter haben wir auch schon einge-richtet.« YasminKarg

die vier von der tankstelle:rOC-Mitarbeiter erkut Celik, dennis van hees, ebru terzioglu und Klaus Müller-süllwold in ratingen.

wie findet man ein Büro für den Betriebsrat? Klaus Müller-süllwold (oben) und dennis van hees haben die Anfangsprobleme überwunden – und werben inzwischen erfolgreich für die Gewerkschaft.

Ein interview mit Dennis van Hees zum Thema E10 gibt es unter kompakt.igbce.de

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> TIPPS E-MAILS

Immer erreichbarAbgelenkt, im Arbeitsablauf gestört und gestresst durch ständig eintreffende E-Mails – so geht es vielen Arbeit-nehmern mit Büroarbeitsplatz. Mittlerweile ist das virtuelle Postfach zu einem ernsthaften Problem geworden.

Manchmal hat Claudia Vitiello-

Spirgath das Gefühl, nie fertig

zu werden. Und das liegt nicht

nur daran, dass sie einen anspruchsvol-

len Job als Team Administrator in der

Abteilung Global Pricing am Bayer-

Standort Berlin hat. Vor allem die rund

um die Uhr eintreffenden E-Mails ha-

ben das Arbeiten verändert. »Ich be-

komme 50 bis 60 E-Mails am Tag, die

ich eigentlich alle durchsehen müsste,

um keine wichtigen Informationen zu

übersehen«, sagt sie. Doch das ist un-

möglich. Um den Überblick zu behal-

ten, hat sie ein Filtersystem eingerichtet

und E-Mails ihres Chefs mit einem roten

Balken gekennzeichnet. Das Grundpro-

blem jedoch bleibt: »Die Phasen zum

eigentlichen Arbeiten sind zu kurz.«

Früher habe es immer wieder Zeiten

gegeben, in denen Sachen abgearbeitet

werden konnten – wenn der Vorgesetzte

auf Dienstreise oder im Meeting war.

»Heute sind die Leute durch ihre Black-

Berrys ständig erreichbar und in der

Lage, neue E-Mails zu verschicken, sogar,

wenn sie im Urlaub sind.« Selbst IT-Fir-

men, nicht ganz unbeteiligt an der Ent-

stehung des Problems, greifen mittler-

weile zu drastischen Maßnahmen. So

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So bekommen Sie Ihre E-Mails in den Griff:

Halten Sie Ihren Posteingang frei: Gelesene Mails entweder zügig

beantworten und anschließend löschen oder wegsortieren.

Geben Sie Ihrem elektronischen Postkasten eine Struktur:

Richten Sie mehrere Ordner ein, in denen Sie wichtige E-Mails

ablegen und archivieren können.

Überlegen Sie vor dem Schreiben einer Mail, ob sie wirklich

notwendig ist. Wichtige Absprachen sollten Sie lieber persönlich

vornehmen.

Schreiben Sie Ihre E-Mails kurz und präzise, auch eine

aussagekräftige Betreff-Zeile ist hilfreich.

Überprüfen Sie Ihr elektronisches Postfach nur zwei- bis dreimal

pro Tag.

Schalten Sie die Benachrichtigungsfunktion Ihres E-Mail-

Programms sowie Ihres Handys oder Smartphones aus, um

nicht ständig von der Arbeit abgelenkt zu werden.

Sinnvoll ist zudem eine automatische E-Mail-Sortierung. Regel-

mäßig eintreffende Mails werden so direkt in entsprechend

eingerichtete Unterordner befördert und belasten gar nicht erst

Ihren Posteingang.

Richten Sie einen Spam-Filter ein.

Vermeiden Sie Newsletter von Dienstleistungs-

oder Shopping-Websites.

Verzichten Sie darauf, Witz-E-Mails oder Kettenbriefe zu

verschicken und leiten Sie derartige Post auch nicht weiter.

Informieren Sie Kollegen und Bekannte, dass Sie diese Art

Mails nicht wünschen.28 E-MAILS AM TAG

44 Millionen deutsche Internet-nutzer über 18 Jahre erhalten rund 28 E-Mails pro Tag: das sind täglich 1,22 Milliarden Nachrichten, die online verschickt werden. 64 Pro-zent der Nutzer mit einem geschäft-lichen Postfach erhalten neben geschäftlicher Post auch E-Mails von Verwandten, Freunden und Bekannten. 67 Prozent erhalten Newsletter oder andere Mittei-lungen, im Schnitt sechs bis sieben pro Tag. (Quelle: E-Mail-Marketing Consumer Report 2009/2010)

ZUNEHMEND ABHÄNGIG

Der Online-Dienst AOL hat 2008 herausgefunden, dass sich fast die Hälfte seiner Nutzer als abhängig von E-Mails bezeichnet: 60 Prozent kontrollieren ihre Postfächer im Urlaub, gut 50 Prozent verzichten nicht einmal im Badezimmer darauf, E-Mails zu checken.

STÄNDIG GESTÖRT

Untersuchungen haben gezeigt, dass Büroangestellte lediglich elf Minuten mit einem Projekt beschäftigt sind, bevor sie unterbrochen werden. Durchschnittlich dauert es dann acht Minuten, bis der Einzelne wieder bei der Sache ist. Bleiben noch drei Minuten bis zur nächsten Störung. (Quelle: www.zeit.de/2006/46/Unterbrechungen)

IMMER ERREICHBAR

33 Prozent sind außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten immer per E-Mail, Handy oder Smartphone zu erreichen, 34 Prozent zu bestimmten Zeiten. Nur 14 Prozent der Befragten schaltet nach Dienstschluss alle Geräte aus. (Quelle: www.bitkom.org/de)

will der französische IT-Dienstleister Atos

Origin seine Mitarbeiter innerhalb von

drei Jahren dazu bringen, keine E-Mails

mehr an Kollegen zu schreiben.

Durchschnittlich erhält jeder der

78 000 Atos-Mitarbeiter rund 200 Mails

am Tag, gab das Unternehmen kürzlich

bekannt. Die Manager seien in der Wo-

che zwischen fünf und 20 Stunden aus-

schließlich damit beschäftigt, E-Mails zu

lesen und zu schreiben. Arbeitszeit, die

an anderen Stellen fehlt. Anette Schröder

E-Mails prägen ihren Tagesablauf: Claudia Vitiello-Spirgath am Computer.

Wahnsinn in Zahlen

Ein Interview mit einem Arbeitswissen-schaftler gibt es unter kompakt.igbce.de

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> TIPPS ARBEITNEHMER-DATENSCHUTZ

Kein AusspähenErmittlungen wie bei der Kripo, Schnüffeln im Facebook-Profi l – mancher Arbeitgeber agiert wie ein Staatsanwalt. Dabei sind der Überprüfung von Beschäftigten enge Grenzen gesetzt.

L idl, Telekom und Bahn – die Auf-

zählung dieser drei Unternehmen

ist zum Synonym geworden: »Big

Brother is watching you«, George Or-

wells 1949 erschienener Roman »1984«

über die totale Überwachung. Der Skan-

dal um die weitgehende und umfassen-

de Bespitzelung und Ausspionierung

durch die drei genannten Konzerne hat

zwar zu einer lange überfälligen Prä-

zisierung des Arbeitnehmer-Daten-

schutzes im Bundesdatenschutzgesetz

(BDSG) geführt. Gegenwärtig läuft das

Gesetzgebungsverfahren zur Überarbei-

tung des Paragrafen 32 BDSG, mit dem

die Große Koalition aus CDU und SPD

der Überwachung von Arbeitnehmern

durch ihren Arbeitgeber enge gesetz-

liche Grenzen gezogen hat. Vor allem

die Gewerkschaften, aber auch viele Juris-

ten befürchten angesichts des vorliegen-

den Regierungsentwurfs nun eine Ver-

wässerung der Datenschutzrechte von

Beschäftigten am Arbeitsplatz.

Auswertung von E-Mails und Internet-

Nutzung, Kamera-Überwachung von

Beschäftigten im Einzelhandel, umfas-

sende Sammlung persönlicher Daten,

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Analyse persönlicher Profile von Bewer-

bern oder Mitarbeitern in »Social Net-

works« wie Facebook – das sind nur ein

paar Beispiele dafür, wie intensiv Arbeit-

nehmer von ihren Unternehmen und

Arbeitgebern durchleuchtet werden

(können). Und immer häufiger und of-

fener bieten Detekteien dafür ihre Diens-

te an – bei »lückenloser Observation und

umfassender Sammlung personenbezo-

gener Daten«, wie es in vielen Anzeigen

unverhohlen heißt.

Genau das – die Sammlung und Zu-

sammenführung personenbezogener

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Daten von Mitarbeitern und das Erstel-

len von Persönlichkeitsprofilen – sieht

einer der führenden deutschen Arbeits-

rechtler als eine der größten Gefahren

für den Arbeitnehmer-Datenschutz an.

»Das Zusammenführen von personen-

bezogenen Daten und Ermittlungen des

Arbeitgebers nach Art der Kripo müsste

generell verboten sein«, betont Wolfgang

Däubler, Professor für Deutsches und

Europäisches Arbeitsrecht an der Uni-

versität Bremen. »Der Arbeitgeber ist

kein Staatsanwalt. Er darf auf keinen Fall

Mittel anwenden, die im Strafprozess

nur den Ermittlungsbehörden, und auch

dies nur unter ganz bestimmten Bedin-

gungen erlaubt sind. Dem Arbeitgeber

muss nicht mehr, sondern weniger er-

laubt sein als dem Staat.«

Eine Faustformel für einen akzeptab-

len Rechtsrahmen formuliert er so: »Es

darf immer nur um die punktuelle

Sammlung von Arbeitnehmerdaten in

Einzelfällen gehen, bei denen sich der

Arbeitgeber auf ein legitimes und vorher

klar dokumentiertes überwiegendes In-

teresse berufen kann.« Im vorliegenden

Regierungsentwurf sieht Däubler be-

denkliche Tendenzen zur Verwässerung

bereits bestehender Arbeitnehmerrechte.

Ein Beispiel: das Mithören von Kun-

dengesprächen in Call-Centern. Nach

bisheriger Rechtsprechung des Bundes-

arbeitsgerichts wie des Bundesverfas-

sungsgerichts ist das Mithören durch

den Arbeitgeber nur dann zulässig, wenn

er sich auf ein »überwiegendes Interesse«

stützen kann – etwa nach Beschwerden

von Kunden oder in der Probezeit.

Der vorliegende Entwurf lässt ganz allge-

mein »Anlässe« genügen und gestattet

daneben noch »Stichproben«. Däubler:

»Das wäre eine eindeutige Verschlechte-

rung.«

DIE ÜBERWACHUNG durch den Arbeit-

geber ist generell an enge Vorgaben ge-

bunden. Das im Grundgesetz verankerte

allgemeine Persönlichkeitsrecht und das

Recht auf informationelle Selbstbestim-

mung werden durch Schutzvorschriften

sowohl im Betriebsverfassungsgesetz als

auch im Bundesdatenschutzgesetz kon-

kretisiert. Überprüfungen gleich welcher

Art dürfen deshalb nur punktuell und

anlassbezogen, aber niemals dauerhaft

und generell erfolgen.

Das musste ein Arbeitgeber lernen,

den seine Überwachungswut teuer zu

stehen kam. Gegenüber der Eingangstür

eines Büros hatte er eine Videokamera

angebracht, die auch den Arbeitsplatz ei-

ner Arbeitnehmerin erfasste. Diese er-

hob Klage und machte Schadenersatz-

ansprüche wegen Verletzung ihres

Persönlichkeitsrechts geltend. Das Hessi-

sche Landesarbeitsgericht gab ihr im Ok-

tober 2010 Recht. Der Arbeitgeber konn-

te sein Vorgehen nicht damit begründen,

dass die Kamera nicht ständig in Funk-

tion gewesen sei und dass sie der Siche-

rung gegen Übergriffe gedient habe. Der

Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der

Mitarbeiterin sei unverhältnismäßig ge-

wesen. Wegen »schwerwiegender und

hartnäckiger Verletzung des informatio-

nellen Selbstbestimmungsrechts« muss-

te er eine Entschädigung von 7000 Euro

zahlen. Axel Schappei

Was können Betriebsräte in Sachen Arbeitnehmer-Datenschutz tun?In vielen Betrieben und Unternehmen gibt es dazu bereits gute Betriebsver-einbarungen. Betriebsräte müssen darauf achten, dass sie an neue Entwicklungen angepasst und auch effektiv eingehalten werden. Hier könnte der Gesetzgeber helfen.

Was sollten vor allem die Betriebs-räte besonders im Auge behalten?Der Betrieb darf nicht zum Überwa-chungsstaat werden: Grundsätzlich keine Gesundheitstests, keine Bewegungsprofi le bei Außendienst-lern, kein Mithören von Telefonge-sprächen, keine Erstellung von Persönlichkeitsprofi len. Wir brauchen ein Gesetz, das solche Dinge verhin-dert.

Der Arbeitnehmer-Datenschutz wird gerade neu geregelt. Worauf kommt es bei dem laufenden Gesetz-gebungsverfahren an?Es darf keinesfalls zu einer Ver-schlechterung kommen. 2009 ist von der schwarz-roten Koalition erstmals ausdrücklich der Arbeitnehmer-Datenschutz geregelt worden – und zwar in durchaus erfreulicher Weise. Rasterfahndung im Betrieb, die man vornehm »Screening« nennt, wird unmöglich gemacht, alle Beschäf-tigten, nicht nur Arbeitnehmer sind geschützt. Im aktuellen Regierungs-entwurf sind dagegen viele »Klöpse« drin.

Der Bremer Professor ist einer der bekanntesten deutschen Arbeitsrecht-ler und ein engagierter Gewerkschafter.

Fragen an

Dr. Wolfgang Däubler

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WAS SOLLTEN BESCHÄFTIGTEUND BETRIEBSRÄTE TUN?

Nutzen Sie bestehende Mitbestimmungsrechte. So muss der Betriebsrat bei jeder Veränderung von Informationssystemen mitbestimmen, die den Datenschutz tangieren.

Forden Sie ein Einblicks- und Leserecht für alle IT-Funk-tionen und Dateien, die der Betriebsrat für die Ausübung seiner Befugnisse benötigt.

Sprechen Sie unsinnige oder übertriebene betriebliche Datensammlungen an.

Wenn’s doch so offensichtlich wäre: Schnüffeln am Bildschirm ist viel diskreter.

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> RÄTSEL>

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Bundes-haupt-stadt

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MusicalderHippie-Zeit

Weitergabedes Ballsun-verfälscht

Bein-gelenk

Leucht-diode (Abk.)

Unver-heiratete

RohpelzWurfseilmit Fang-schlinge

Wiesen-blumeVertrag,Bündnis

eh. Raum-stationWinter-sportart

Kegel-schnitt-linie

gutgläubig

Vorbild,HochzielHunde-rasse

blitz-schnellgroßeWelle

digitale Lei-tung (Abk.)südamerik.Münze

innererAntrieb

Europäer

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laute kurzeÄußerung

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Speise-würze

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Starthilfe(Abk.)

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zwei-teiligerBadeanzug

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Sing-vogel

Präpositionstarrköp-fig, hart-näckig

umgangs-sprachl.Fußball-begriff

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Garten-gerät

Gewürz

Möbel-holzart

Mittel-euro-päer

kostenlosIdee ohnerealeGrundlage

im Internetzwanglosdiskutieren(engl.)

Pferde-sport

schwach,kraftlosStadt inIndien

Kleinbau-ernhausHerren-dienst

engl. Her-renanrede

Pelzart

Anfängerinauf einemGebiet

süddt.: Stra-ßenbahnHauptstadtv. Norwegen

groß-räumig

Gestade

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Kloster-vorsteher

Lachs-forelle

MaterialzumNähen

Durch-einanderFrauen-stimme

erdfarbe-ner StoffMärchen-wesen

Autokz. v.Gießen

Papagei

TierparkschrägerDach-balken

HeizgerätAusrufdes Er-staunens

KeimgutAutoz. derNieder-lande

FarbedesFliedersDichter

Kult-bildderOstkirche

Geräusch-instrumentmit einemZahnrad

Staatder USA

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Tischlein deck dichDer Frühling naht, bald kann man bei schönem Wetter und gutem Essen wieder auf der Terrasse sitzen. Und da-mit die leckere Mahlzeit an der frischen Luft nicht nur gut schmeckt, sondern auch schön angerichtet ist, verlosen wir unter allen Einsen-dungen des richtigen Lösungswortes in diesem Monat zehn Porzellan-Sets von Villeroy & Boch. Schließlich

isst das Auge auch mit. Und für alle Pasta-Lieb-haber haben wir 40-mal ein tolles Geschenkset mit einer Parmesanreibe, Spa-ghetti, Sugo und Knob-lauch. Viel Glück!

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GLÜCK & GLOSSE

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Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der ein Drama von Frank Wedekind umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 18. April 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Haupt-gewinne – ein iPod Touch – an:Günter Bartsch, Fürstenwalde; Klaus Möller, Stade; Karl-Heinz Jördens, Grünenplan; Karin Wecht, Bie-besheim; Bernhard Bäuerle, Burladingen; Andreas Sprengling, Datteln; Alfred Lückenkemper, Bergka-men; Ingrid Wimmer, Burghausen; Jürgen Pertzsch, Eilenburg; Andreas Kramer, Siegenburg.

JE EINE ISOLIERKANNE von Alfi erhalten: Margarete Golla, Stuttgart; Andrea Langenhop, Bad Fallingbostel; Simone Giese, Issum; Eric Arnold, Fürth; Werner Weber, Burscheid; Karl Pelz, Crim-mitschau; Josef Heisterkamp, Marl; Oliver Wiegand, Neuhof-Giesel; Werner Häußer, Dirmstein; Werner Szymanski, Dorsten; Werner Schmieding, Bad Salz-detfurth; Peter Schmidt, Dieburg; Reimar Schorcht, Jena; R. Kranke, Ruhland; Gerda Kühnel, Beckum; Gerhard Glier, Weißwasser; Hildegard Kunz, Heus-weiler; Gudrun Bier, Marl; Hildegard Starke, Seelze;Hilde Küttner, Aue; Nicola Trimborn, Viersen; Ange-la Monteleone, Reichelsheim; Judith Ruster, Rees; Klara Kirsch, Deining; Yavuz Akyildiz, Köln; Klaus Wiedenbach, Sassnitz; Lothar Kleine, Coesfeld; Roman Goy, Jena; Roland Gütermann, Annweiler; Werner Gruntzel, Neustadt; Manfred Kaminski, Gel-senkirchen; Alfred Nussbaum, Frechen; Irene Wag-ner, Helsa; Rosa Thierbach, Kahla; Stefan Hetzel, Ansbach; Marianne Nickel, Hessisch Lichtenau; Jutta Nier, Winsen; Michael Wittig, Rüsselsheim; Dagmar Klimpel, Bernstadt; Rike Halbeck, Hahn-bach.

Cartoon

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Glü

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Manchmal, ganz selten, sagen so-

gar Politiker die Wahrheit. So

wie einst Winston Churchill,

dem eine Frau auf einer Party vorwarf:

»Sie sind ja betrunken!« Churchills Ant-

wort: »Und Sie sind hässlich. Aber ich

bin morgen wieder nüchtern.« Nein, die

Wahrheit ist nicht immer nett. Politiker

aber müssen zu ihren Wählern immer

nett und höflich sein. Sonst müssten sie

nämlich richtig arbeiten. Also sind sie

untereinander so unnett und unhöflich

wie zwei Soapzicken im Dschungel-

camp. Irgendwo muss der Ärger ja hin.

Wer Parteifreunde hat, braucht keine

Feinde. Es ist ein übles Geschäft. Alle

verachten sich gegenseitig: die Politiker

untereinander (offen), die Wähler die

Politiker (auch offen) und die Politiker

die Wähler (heimlich). Nur die Wähler

untereinander kommen in diesem Land

einigermaßen miteinander klar, denn

gemeinsame Feinde schweißen zusam-

men. Grundtenor des Wählers: »Die

können nix.« Grundtenor des Politikers:

»Die wissen nix.« Und dazwischen soll

die Tagesschau vermitteln. Was hilft:

Alkohol. Auf allen Seiten. Sogar bei

Queen Elizabeth II., zu der ihre Mutter

Queen Mum nach dem zweiten Glas

Wein einst sagte: »Vergiss bitte nicht, du

musst noch den ganzen Nachmittag

regieren.«

Der Grund, warum Politiker sich

nicht mögen, ist einfach: Sie wissen,

wie Politiker funktionieren. Artikel 1 des

Berliner (Ab-)Grundgesetzes: »Jeder hat

das Recht auf meine eigene Meinung.«

Ganz groß im Kollegenverachten war

Margaret Thatcher. Eines Abends ging

sie mit ihrem Kabinett im Restaurant

essen. »Ich nehme ein Steak«, sagte sie.

»Und das Gemüse?«, fragte der Kellner.

Thatcher: »Das nimmt auch ein Steak.«

Auf Pressekonferenzen mit Guido Wes-

terwelle sieht Angela Merkel gelegentlich

so aus, als würde sie dasselbe denken.

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

E P C E D P M U ID I A M E T E R R A P U N Z E L

O E C D R O G E N E R R O U T EL A L L E N H A L T E R F A XZ E I S P A L E X G A G

Z W I R N G A U B E T E L L E RD I S D R E C K N O R M A L O

C E N A L E W A K A U M F EK D U O K E R

S E H R M U L IE R A L D R I N A

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A K T E V E R B M U E L H E I M

Lösung März 2011: LANDTAGSWAHLEN

». . . und nicht mal Autofahren kann er!«

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Page 58: kompakt April 2011

42 | kompakt | April 2011

> Mein ArbeitsplAtz

Die Pillendreherin»Mein Arbeitsplatz ist sehr viel-

seitig, denn als Azubi im 2. Lehr-jahr durchlaufe ich viele Bereiche

im Unternehmen. Ich war schon in der Salben- und Zäpfchenherstellung, in der Tablettenproduktion und in der Liquida- herstellung, wo vor allem Nasentropfen produziert werden.

Zurzeit bin ich in der Mikrobiologie, wo es um Betriebshygiene geht. Um die strengen Richtlinien einzuhalten, müs-sen wir laufend die Keimzahl in der Luft kontrollieren und einen sogenannten Abklatsch von Böden, Wänden und der Arbeitskleidung der Mitarbeiter machen. Die Schale kommt dann in den Brut-schrank, wo sich die Mikroorganismen

vermehren und die Bakterienkolonien somit leichter identifiziert und ausge-zählt werden können. Am besten hat mir bisher die Tropfenherstellung ge- fallen. Als Hersteller homöopathischer Präparate stellen wir die flüssigen Arz-neimittel vor allem durch Potenzieren her. Das heißt, wir verdünnen den Wirk-

stoff in mehreren Stufen – zum Teil von Hand, zum Teil mit großen Maschi-nen. Das finde ich sehr spannend. Ho-möopathie begleitet mich, seit meiner Kindheit, weil meine Oma und meine Eltern schon immer homöopathische Arzneimittel verwenden. Interessant bei Heel ist, dass das Unternehmen Homöo-pathie und Schulmedizin kombiniert.

Biologie und Chemie haben mir schon in der Schule Spaß gemacht. Als ich nach der Realschule aufs Gymnasium ging, habe ich Biologie sogar als Leis-tungskurs gewählt. Nach der Ausbildung habe ich mehrere Möglichkeiten: ich kann eine Qualifizierung zum Meister oder Techniker machen, oder ein Studi-um der Chemie oder Pharmatechnik – das Abi habe ich ja. Konkret habe ich mich aber noch nicht entschieden. Jetzt möchte ich erst mal eine gute Zwischen-prüfung ablegen, denn das Ergeb-nis fließt zu 30 Prozent in die End-note ein. Dann sehe ich weiter.

Aufgezeichnet von Stefan Scheytt

Schneller Abklatsch: In Pharmaunternehmen wird ständig die Hygiene kontrolliert.

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Pharmakanten stellen in der industriellen Produktion Arzneimittel her und verpacken sie nach besonderen hygienischen Vor-schriften. Mehr unter: www.igbce-jugend.de

»Homöopathie ist einfach spannend. Sie begleitet mich seit meiner Kindheit.«

«

SHerIn KleInbub (21) ist pharmakantin bei Heel in baden-baden.

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Page 59: kompakt April 2011

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Page 60: kompakt April 2011

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