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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Colgate will die Elmex-Produktion verlagern — 140 Mitarbeiter sollen ihren Job verlieren TENDENZEN IG BCE und Mitarbeiter streiken bei Neupack unbefristet für einen Haustarifvertrag TIPPS Unisex für alle: Versicherungen kosten demnächst für Männer und Frauen gleich viel Nr. 12 I DEZEMBER 2012 www.igbce.de Schlappe Konjunktur Die Wirtschaft braucht mehr Schub, um wieder rund zu laufen.

kompakt Dezember 2012

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In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit der konjunkturellen Aussicht und analysieren, welche Faktoren diese beeinflussen. Außerdem erklären wir, was auf Weihnachtsfeiern die "Do's" und "Don't's" sind. Und wir haben einen Hafenmeister besucht. Viel Spaß beim Lesen!

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Colgate will die Elmex-Produktion verlagern — 140 Mitarbeiter sollen ihren Job verlieren

tendenzen IG BCE und Mitarbeiter streiken bei Neupack unbefristet für einen Haustarifvertrag

tipps Unisex für alle: Versicherungen kosten demnächst für Männer und Frauen gleich viel

Nr. 12 I DEzEMBEr 2012 www.igbce.de

schlappe Konjunktur

Die Wirtschaft braucht mehr Schub, um wieder rund zu laufen.

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Manny, 44 Jahre Altenpfl egerHIV-positiv

Manny ist seit mehr als 20 Jahren HIV-positiv. Nach der Diagnose beschloss er, noch so lange anderen Menschen zu helfen, bis er selbst einmal Hilfe benötigen würde. Er machte eine Ausbildung zum Altenpfl eger und arbeitet bis heute in diesem Job. Manny setzt sich dafür ein, dass Menschen mit HIV im Arbeitsalltag nicht benachteiligt werden und von Vorgesetzten und Kollegen Unterstützung erhalten.

Engagieren auch Sie sich gegen Ausgrenzung von HIV-Positiven: Tragen Sie die rote Schleife, informieren Sie sich, werden Sie aktiv!Mehr Infos unter www.welt-aids-tag.de

Hätte ich auch deinen?

UND DEN RESPEKT MEINER

KOLLEGEN.

ICHHABEHIV.

WELT-AIDS-TAG.DE1.12.Positiv zusammen leben.

Zeig Schleife · Informiere dich · Werde aktiv

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>unter uns

ie Online-Befragung der IG BCE zur Pendlerpauschale, gestartet Anfang November, läuft noch zwei Wochen. Schon jetzt zeichnet sich ein eindeutiges Ergebnis ab. 95 Prozent antworten mit »Ja«

auf die Frage: »Halten Sie vor dem Hintergrund steigender Energiepreise eine Erhöhung der Kilometerpauschale für sinnvoll?« Bereits heute ist die Zahl der Mitmachenden weit größer als jede übliche Stichprobe einer repräsentativen Umfrage. Klar ist aber auch, dass die politische Bedeutung dieser Abstimmung mit der Teilnehmerzahl wächst. Darum: Gehen Sie auf igbce.de und beteiligen Sie sich an der Befragung unserer Gewerkschaft! Nutzen Sie diese schnelle Möglichkeit, Ihre Meinung zu den auf breiter Front steigenden Energiepreisen zum Ausdruck zu bringen. Je mehr dabei sind, umso schwerer wird es, dieses Thema weiter zu ignorieren.

Die Menschen erwarten entlastung. Denn nicht nur die Benzin-preise klettern ständig nach oben, auch der Strom wird teurer. 125 Euro zahlt der durchschnittliche Vier-Personen-Haushalt im kommenden Jahr zusätzlich für Licht, Herd und Waschmaschine. Energie-wende schön und gut – aber die Preisentwicklung kann nur denen egal sein, die sowieso nicht aufs Geld gucken müssen. Und das sind nun einmal die wenigsten.

Die weihnachtslaune könnten auch die wirtschaftlichen Perspektiven im nächsten Jahr trüben. Es wird schwieriger, das zeigt die Titelgeschichte dieser Ausgabe. Aber noch ist es nicht zu spät, gegenzusteuern. Auch da ist die Bundesregierung gefragt. Vielleicht hilft die Zeit der Besinnung zwischen den Jahren.

kompakt jedenfalls bietet viel Lese-stoff für die Weihnachtspause. Und wünscht Ihnen allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch.

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christian hülsMeier Chefredakteur

[email protected]

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Foto: Janina Dierks/Fotolia.com

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IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Die Landesbezirke Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Nordrhein und Westfalen berichten auf dieser Seite über eigene Veranstaltungen und Jubilarehrungen.

Titelbild: Photodisc/Getty Images

12 Geht der Konjunktur die Puste aus?Die Branchen der IG BCE entwickeln sich höchst unter-schiedlich. kompakt analysiert, welche Faktoren die Entwicklung beeinflussen.

18 Ende mit Wehmut Das Bergwerk West stellt Ende 2012 die Förderung ein. Nach 100 Jahren gibt es dann am linken Niederrhein keinen Bergbau mehr.

31 Für Geld und Würde200 Beschäftigte kämpfen beim Verpackungshersteller Neupack um einen Haustarifvertrag – und ihre Würde. kompakt hat die Streikenden besucht.

34 Oh, du Feucht-FröhlicheBetriebliche Weihnachtsfeiern sollen die Stimmung lockern. Doch es gibt was kaum etwas Unentspannteres.

36 Tag für Tag auf AchseMehr als 30 Millionen Deutsche pendeln zur Arbeit, oft auf Kosten von Privatleben und Gesundheit.

37 Schöne BescherungNur jeder zweite Arbeitnehmer erhält Weihnachtsgeld. kompakt erklärt, welche Regelungen es gibt.

38 Unisex- statt Bisex-TarifeAb Ende Dezember gibt es bei privaten Versicherungen nur noch Unisex-Tarife. kompakt zeigt die Vor- und Nachteile auf.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über die konjunkturellen Aussichten.

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Wertvolles Wachs vom Elbufer

Bei Sasol Wax an den Hamburger Landungsbrücken produ-zieren 500 Mitarbeiter Kerzenwachs, mit dem in deutschen Haushalten das Weihnachtsfest erst richtig schön wird.

Tarifverhandlungen gescheitertHinhaltetaktik von Vattenfall führte in der vierten Verhand-lungsrunde zum Abbruch der Ge-spräche. Mit Demos erhöhen Beschäftig-te nun den Druck.

Gaba will Werk in Lörrach aufgeben Trotz satter Gewinne will Colgate die Elmex-Produktion nach Polen verlagern. Die Pläne würden 140 Menschen um ihre Arbeitsplätze in Südbaden bringen.

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VOR ORT 21–29

Einmal im Rampenlicht An Auszubildende richtet sich der Wettbewerb »Sicherheit ge-hört von Anfang an dazu« der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische In-dustrie. Die Azubis vom K+S-Standort Neuhof-Ellers ver-wiesen im Finale ihre Konkurrenz auf die Plätze. In Roten-burg (Fulda) wurden die Preise verliehen. Fo

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>INHALT DezeMBeR 2012

36 Tag für Tag auf Achse Unisex- statt Bisex-Tarife 38

34 Oh, du Feucht-Fröhliche Mein Arbeitsplatz: Hafenmeister 42

Geht der Konjunktur die Puste aus? 12

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Rechtsruck im Ostenfast jeder sechste Bürger in Ostdeutschland hat laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ein rechts-extremes Weltbild, berichtete die Süd-deutsche Zeitung. Bundesweit hätten neun Prozent der Bevölkerung rechts-radikale Ansichten. Die Kernaussage der Studie: Der Osten denkt immer rechtsradikaler, im Westen gehe der Trend dagegen leicht zurück. Die Zahlen sind laut der Untersuchung eindeutig: Waren es im Jahr 2010 im Osten noch zehn Prozent, die rechtsradikal dach- ten, seien es derzeit fast 16 Prozent. Der Westen komme auf etwa sieben Prozent.

BILD DES MONATS

Zu streiks und Protesten gegen die strikte Spar- politik hatte der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) Mitte November aufgerufen. Unter dem Motto »Für Arbeit und Solidarität. Nein zur sozialen Spaltung in Europa!« beteiligen sich auch der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften.

Millionen Beschäftigte legten in mehreren von der Wirt-schaftskrise betroffenen Ländern die Arbeit nieder. In Spanien und Portugal brachten 24-stündige Generalstreiks ganze Wirtschaftsbereiche zum Erliegen. In mehreren Städten kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

AUFREGER DES MONATS

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»Es kann nicht sein, dass Chefs dem jungen Vater immer noch zu verstehen geben: Teilzeit? Dann ist aber erst mal Schluss mit der Karriere!«

katrin göring-eckardt ist seit 2005 Vizepräsidentin des Deutschen Bundes-tages, seit 2009 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie eine von zwei Spitzen-kandidaten der Grünen für die Bundestagswahl 2013.

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>AKTUELLES

Belebende dosisPeer steinBrück, designierter SPD-Kanzlerkandidat und IG-BCE-Mitglied, hatte Mitte November vor dem Beirat, dem höchsten Gremium der Gewerkschaft, ein Heimspiel, als der Sozialdemokrat die Grundzüge seiner Finanzpolitik erläuterte. Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis erinnerte an die gemeinsamen, starken Wurzeln von SPD und Gewerkschaf-

ten. Daraus erwüchse bis heute eine große inhaltliche Verbun-denheit, auch wenn man sich in Einzel-fragen nicht immer einig sei.

Vassiliadis würdig-te als Steinbrücks großes Verdienst, dass dieser eine effektive Regulierung und Kon-trolle der Kapital-

märkte wieder auf die politische Agenda gebracht habe. Stein-brück widersprach vehement dem Eindruck, es gebe eine Eurokrise. Die Währung sei hart und stabil. Vielmehr habe man es mit einer Refinanzierungskrise einzelner Mitglied- staaten des Euroraums zu tun. Wer in Südeuropa nur auf Sparen setze, verstärke die Spirale nach unten. Konsolidierung sei notwendig, aber es komme auf den Umfang an. »Die Dosis«, sagte Steinbrück, »muss belebend sein – nicht tödlich.«

ZITAT DES MONATS

60kinder und karriere – das passt nicht zusammen. Zu die-sem Ergebnis kommt eine Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 60 Prozent der im Auftrag von Financial Times Deutsch-land und Gfk-Verein befragten 2655 Arbeitnehmer glauben nicht, dass Frauen mit Kindern in Deutschland Karriere machen kön-nen. Für einen Mann in der gleichen Situation sehen hingegen nur 23 Prozent von ihnen eingeschränkte Karrierechancen. »Kin-der sind in unserer Gesellschaft noch immer das Karrierehinder-nis schlechthin«, sagt Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK-Vereins. Die Studie belegt zudem, dass die Burn-out-Gefahr bei berufstätigen Frauen, die zusätzlich Haushalt und Familie allein managen müssen, genauso groß ist wie bei Topmanagern. Ihr Belastungsniveau ist vergleichbar.

ZAHL DES MONATS

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nah, wenn auch nicht immer einig: Peer steinbrück und Michael Vassiliadis.

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> Heims Homepage

siLVesTeR schamrot?

TRaDiTioN Bieder?

KÜCHeNKRise Vom Chefkoch

NeUJaHR 2013 Viel glück!

Knallfrösche, Feuerwerk und sekt, das scheint weltweit der standard zu sein. so kennt man es aus dem Fernsehen. Doch nahezu jedes Land besitzt seine eigenen sitten. italiener begehen den Jahreswech-sel in roter Unterwäsche, behauptet jedenfalls focus.de.

http://bit.ly/fR4iDF

Wir halten es da doch eher mit der Tradition: Bleigießen, Würstchen mit Kartoffelsalat, Konfetti. Was es hierzulande sonst noch gibt, beschreibt silvesterparty.in.

http://bit.ly/TMgGE8

Zu einer tollen silvesterparty ge- hört auch gutes essen. Natürlich gibt es viele Rezepte. Küchenstress gehört dazu. Leider. Wie wär es dann mal mit etwas ausgefallenem, was aber durchaus fix zubereitet ist? Das empfiehlt der chefkoch.de.

http://bit.ly/84WmRC

2013. Da ist ja eine 13 dabei. au Backe muss sich der geplagte Hahn im YouTube-Video denken, bei dem es in der Neujahrsnacht wahrlich auf und ab geht. Und irgendwie doch für alle gut endet. Das wünsch’ ich ihnen!

http://bit.ly/8H2WTt

RuDolF HEiMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem WebE-Mail: [email protected]

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>AKTUELLES

Weniger Zeit

Kurzsichtig gekürztDer BeitragssatZ der gesetzlichen Rentenversiche-rung sinkt ab 1. Januar 2013 um 0,7 Prozent. Er wird dann bei 18,9 Prozent liegen. Das hat der Bundestag mit den Stimmen der Union und FDP beschlossen. Die Opposi-tionsfraktionen stellten sich geschlossen dagegen und sprachen sich dafür aus, die Rücklage der Rentenkasse von derzeit etwa 28 Milliarden Euro weiter aufzustocken. Auch der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis kritisiert den Beschluss: »Schon heute ist abzusehen, dass die Beiträge bereits in wenigen Jahren wieder deutlicher steigen wer-den.« Von der derzeitigen Senkung würde ein durch-schnittlich verdienender Arbeitnehmer monatlich gerade mal acht Euro mehr im Portemonnaie haben. Sinnvoller wäre es, so Vassiliadis, die Renteneinnahmen kontinuier-lich zu nutzen, um eine Verbesserung des Rentenniveaus zu erreichen. www.igbce.de/themen/rente

Kaum angebote

auf ein Jahr will der Bundes-verband der Ar-beitgeberverbän-de (BDA) die Elternzeit kürzen. »Sobald der Aus-bau der Kinderbe-treuung gewähr-leistet ist, sollte die Elternzeit stu-fenweise abge-senkt werden«, sagt Bundesarbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Deutsch-land habe im europäischen Vergleich mit bis zu drei Jah-ren die längsten Elternzeiten. Auch das Elterngeld nimmt Hundt ins Visier: »Hier sind die Anreize zum Verbleib oder zur zügigen Rückkehr in Beschäftigung zu gering, um Wirkung zu entfalten.«

noch immer bieten zu wenige Hochschulen ein Stu- dium ohne Abitur an. Das ist das Ergebnis der aktuellen Auswertung der IG BCE zu Studienangeboten für Berufs-tätige ohne Hochschulzulassung. »Es fehlt noch immer an konkreten und finanzierbaren Angeboten«, sagt Edeltraud Glänzer, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE. Besonders im Bereich des Teilzeitstudiums habe sich kaum etwas getan. http://goo.gl/CAq1t

eltern sollen schneller wieder arbeiten, statt sich ums Kind zu kümmern.

Fragen an Montserrat Lopez3

Wie erleben Sie derzeit die Situation in Spanien?Eine Folge der europäischen Krise ist die wachsende Ungleichheit in der spanischen Bevölkerung. Die Regierung hat mit ihren Arbeitsmarktreformen den Arbeitgebern große Rechte übertragen und die Folgen der Krise den Arbeitnehmern aufgebürdet. Sie nutzt die Krise, um die Arbeitnehmer zu entrechten, den sozialen Dialog zu zerstören und die Gewerkschaften zu diskreditieren. In den nächsten Jahren werden Arbeiter sich Bildung und Sozial-leistungen nicht mehr leisten können. Die Spanier sorgen sich, weil ihre Kaufkrauft sinkt, immer mehr Menschen arbeitslos werden und es keinen Ausweg aus der Krise zu geben scheint.

Wie ist die Stimmung gegenüber Europa, der Idee Europa?Innerhalb von fünf Jahren ist die positive Haltung gegen-über Europa von 52 Prozent auf 31 gesunken und die negative von 15 auf 26 Prozent gestiegen. In Spanien haben die Entwicklung der Krise und der Umgang der EU-Verant-wortlichen mit ihr das Vertrauen in die EU untergraben. Spanien hat sich von einem historisch an Europa gebun-denen Land zu einem EU-skeptischen Land entwickelt. Heute glauben nur noch 54 Prozent der Spanier, dass es gut ist, Teil der Europäischen Union zu sein.

Wie haben Sie den Generalstreik am 14. November erlebt?Der Streik war einer der wichtigsten in der Geschichte unserer Demokratie. Wir haben unsere Ehre verteidigt. Alle spanischen Arbeitnehmer und Bürger, die sehen, dass die Arbeitsmarktreform der Regierung immer mehr Arbeits-losigkeit und prekäre Beschäftigung schafft, wie Bildungs- und Gesundheitsleistungen abgebaut werden, Renten eingeforen werden, die Kürzungen kein Ende nehmen und die Regierung basale Rechte wie das Streik- oder Demons-trationsrecht infrage stellt. Ich denke, dass dieser Streik eine klare Botschaft an unsere Regierung und die europä-ischen Institutionen gesandt hat.

Sekretärin bei der spanischen Industrie- und Landwirtschafts-gewerkschaft zur EURoKRISE.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

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> AKTUELLES>

Krankschreibung am ersten tag

recht auf teilzeit

Der arBeitgeBer hat das Recht, schon am ersten Krankheitstag eines Mitarbeiters ohne Angabe von Gründen eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu verlangen. Das hat das Bundesarbeits-gericht am 14. November 2012 entschie-den und damit die Bestimmungen des Entgeltfortzahlungsgesetzes (EZFG) vom 1. Juni 1994 bestätigt.

Voraussetzung ist, dass sich der Arbeit-geber nicht willkürlich oder offensicht-lich diskriminierend verhält, oder aus-drückliche tarifliche Regelungen seinem

Recht entgegenstehen. In Betrieben mit einem Betriebsrat kann dieser weiterhin mit-bestimmen bei der Frage, ob, wann und unter welchen Voraussetzungen die Arbeits-unfähigkeit vor dem vierten Tag nachzuweisen ist. In der Praxis fragt sich, ob die jetzige Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts den Arbeitgebern viel nützt. »Wenn Arbeitgeber ohne besondere Veranlassung bereits ab dem ersten Tag der Erkrankung eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen können, werden sich vermutlich die Arztbesuche häufen«, sagt Egbert Biermann, Mitglied im geschäftsführenden Haupt-vorstand der IG BCE. »Ärgerlich wäre es, wenn die Genesung deshalb länger dauert, weil der Mitarbeiter unnötig oder unnötig lange wegen eines Attestes beim Arzt sitzen muss. Im Zweifelsfall kann dies auch dazu führen, dass Mitarbeiter länger krankge-schrieben werden, weil ein Arzt die Genesungszeit anders als der Erkrankte beurteilt. Dann dürften den Arbeitgebern höhere Entgeltfortzahlungskosten entstehen.«

Ein Interview zum Urteil mit einem IG-BCE-Arbeitsrechtsexperten finden Sie auf: www.igbce.de

Das BunDesarBeitsgericht hat in einer Entscheidung die Rechte der Ar-beitnehmer gestärkt, die in Teilzeit arbei-ten möchten. Wünscht ein Mitarbeiter von Voll- auf Teilzeit umzusteigen, muss der Arbeitgeber künftig prüfen, ob das auch auf einer anderen vom Arbeitsver-trag gedeckten Position im Unterneh-men möglich ist. Es reiche nicht mehr aus, festzustellen, ob der aktuelle Ar-beitsplatz für ein Teilzeitmodell geeignet ist. Das Recht auf Teilzeit gilt grundsätz-lich, ist aber an bestimmte Vorausset-zungen gebunden: Das Unternehmen muss mehr als 15 Beschäftigte haben und der Mitarbeiter, der in die Teilzeit wechseln möchte, länger als sechs Mo-nate dort gearbeitet haben. Außerdem darf der Arbeitgeber dem Anliegen wi-dersprechen, wenn Teilzeit aus betrieblichen Gründen nicht möglich ist, beispiels-weise wenn dies unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen würde.

atteste sind jetzt schon früher erforderlich.

> simple handgriffeAls »Tischleindeckdich des techni-schen Zeitalters« feierte die Industrie die Einführung des Fließbandes Anfang des vergangenen Jahrhun-derts. Henry Ford, der 1923 den ersten beweglichen Montagetisch in Gang setzte, wird auch heute noch als Erfinder des wichtigsten Ins- truments zur Massenproduktion gewürdigt. Doch schnell stellte sich heraus, welche Nachteile die monotonen Handgriffe mit sich bringen: »Sie verlangen höchste Konzentration bei völliger Ausschal-tung des eigenen Denkens«, heißt es im Dezember 1972 in der Gewerk-schaftspost. Während die Arbeitgeber immer mehr Geld durch Arbeits-teilung einsparten, machten die Maschinen die Menschen krank.

»Umso erschreckter waren so manche Leute, als vor Monaten Arbeiter von Detroit bis Turin erstmals nicht für höhere Löhne streiken, sondern für eine Ver-menschlichung der Fließband- arbeit«, heißt es in der Zeitung der IG Chemie-Papier-Keramik.

Doch die Logik der Firmenbosse, Menschen als Dinge in den maschi-nellen Gesamtprozess einzuplanen, hatte schon 1972 bei einigen seine Grenze erreicht. So kündigte der schwedische Automobilkonzern Volvo an, Autos in absehbarer Zeit ganz ohne Fließband zu produzieren.

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Arbeit sichern, Arbeit schaffen

Noch ist unklar, welchen Verlauf die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr nehmen wird. Zunächst einmal sollte nicht so schnell beiseite geschoben werden, dass wir uns nach wie vor auf

einem sehr hohen Niveau bewegen. Sicher, es gibt sehr unterschiedliche Signale, es ist aber nicht so, dass jeder kleine Rückschlag zwingend als Vorbote einer nahenden Rezession zu werten ist. Sollte es jedoch 2013 tatsächlich zu einer deutlichen konjunkturellen Abschwächung kommen, dann müssen zuerst die Arbeitsplätze gesichert werden. Das ist das wich-tigste gewerkschaftliche Ziel.

Der Deutsche Weg ist: Keine Entlassungen, vielmehr müssen die Leute gehalten werden. Das sichert zugleich eine gute Ausgangsposition für den nächsten Aufschwung. Mit dieser Politik sind wir schon beim letzten Mal gut gefahren, es gibt keinen vernünftigen Grund, daran etwas zu ändern. Kurzzeitdenken und -handeln ist kontraproduktiv. Wir setzen auf Nach-haltigkeit und Fortschritt.

Die Arbeitgeber haben dabei ihren Teil der Verantwortung zu schul-tern. Wenn es denn sein muss, werden wir sie in die Pflicht nehmen. Selbstverständlich darf sich auch Berlin nicht vornehm zurückhalten, ganz im Gegenteil. Weiteres Zögern ist in der augenblicklichen Lage fehl am Platz. Wir fordern von der Bundesregierung eine Politik der Krisenvor-beugung und der Standortstärkung. Forschung muss stärker gefördert werden, zudem ist eine echte Bildungsoffensive überfällig. Nicht zuletzt braucht das Land moderne Strom- und Verkehrsnetze.

MichAel VAssiliADis Vorsitzender der IG [email protected]

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> TITEL KonjunKTur

Geht der Konjunk tur die Puste aus?

Die Branchen Der iG Bce entwickeln sich höchst unterschiedlich: Während die Stimmung bei den Automobilzulieferern mies ist, fährt die chemische Industrie weiter unter Volllast. Zwei Faktoren aber werden die Konjunkturentwicklung im neuen jahr für alle beeinflussen: Euro-Schuldenkrise und Energiekosten.

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Geht der Konjunk tur die Puste aus?

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> TITEL KonjunKTur

es ist ein bisschen wie das Stochern im Nebel: »Stimmung in der Wirt-schaft immer mieser«, titelt Spiegel

Online bei der Berichterstattung über den zum sechsten Mal in Folge gesunke-nen Ifo-Konjunkturindex. Nur zwei Tage später meldet das Nachrichtenportal: »Kauflaune der Deutschen auf Fünfjah-reshoch«. Während die fünf Wirtschafts-weisen einerseits die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit der Wieder-vereinigung sehen, kämpft die Industrie mit dem stärksten Auftragsrückgang seit einem Jahr. Klare Tendenzen sind beim Konjunkturausblick 2013 nicht zu be-kommen.

Fest steht aBer: Das Wachstum von 2010 und 2011 dürfte sich im neuen Jahr kaum wiederholen lassen. Das Ins-titut für Makroökonomie und Konjunk-turforschung (IMK) in der Hans-Böck-ler-Stiftung kennt die Ursache: »Der überzogene Sparkurs in vielen EU-Län-dern bremst allmählich auch die deut-sche Konjunktur aus«, sagt Prof. Dr. Gus-tav Horn, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Kein Wunder, die Bundesrepu-blik exportiert knapp 60 Prozent aller Güter in die EU-Mitgliedstaaten. Kraft-fahrzeuge und Maschinen führen die Liste der Exporte an. »In beide Bereiche investieren Industrie und Verbraucher aber nur dann, wenn die Konjunktur läuft«, so Horn. Weil sich seiner Mei-nung nach die Krise in Südeuropa so schnell nicht verbessere und gleichzeitig die wichtigen Auslandsmärkte USA und China abflachen, würden Prozente weg-brechen. »Das bekommt die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr noch

Die Krise in europa bremst auch Deutschland aus

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Frank hoffmann, iG-Bce-Vertrauensmann, BasF se.

»Ich arbeite seit 15 Jahren im Bereich Crop Protection (Pflanzenschutz). Die Produkte, die wir weltweit ausliefern, verkaufen sich

sehr gut. Wir gleichen damit sogar ein momentan niedrigeres Ergebnis im Chemiegeschäft deutlich aus. Die Kollegen und ich schauen sehr optimis-tisch ins Jahr 2013. Nicht zuletzt durch den in der ›Vereinbarung 2015‹ ausgesprochenen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist die Motivation hoch. «

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Wirtschaftsweisen für 2013Quelle:

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15kompakt | Dezember 2012 |

Die Krise in europa bremst auch Deutschland aus

Daniela Lange, Betriebsratsvorsitzende, Magna-näher.

»Ich bin seit 17 Jahren im Unternehmen. In dieser Zeit hat sich das Preisdumping-Diktat, welches die Automobilhersteller auf uns Zu-

lieferer ausüben, massiv verschärft. Renommierte Premiumklasse-Hersteller, denen es jahrzehnte- lang wichtig war, mit regionalen Zulieferern fair zusammenzuarbeiten, wenden sich Deutschland ab und ziehen Osteuropa vor. Für die gesamte deutsche Automobilzuliefererindustrie sehe ich viele Arbeitsplätze auf der Kippe.

Frank Meier, Vertrauensleutevorsitzender, Papierfabrik Koehler.

»1985 bin ich zur Papierfabrik Koehler gekom-men. An den Standorten Kehl und Oberkirch arbeiten rund 1500 Beschäftigte. Die Stim-

mung ist gut, wobei fast alle um das Glück wissen, in einer lukrativen Nische des Papiermarkts arbei-ten zu können. Wir produzieren vor allem Thermo-papiere, hier sind wir Marktführer. Unsere hoch-wertigen Dekor- und Büropapiere sind eben- so gefragt. 2012 wird für Koehler wieder ein sehr gutes Jahr werden. «

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> TITEL KonjunKTur

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Flexibilität, Innovation und Qualitätsbe-wusstsein der Belegschaft eine Rolle spielen«, so der 54-Jährige.

DeutLich Besser steht es um die Chemieindustrie. Der Verband VCI be-

Viele Zulieferer verlieren bei der rabattschlacht

Prognose Wirtschaftswachstum 2013 (vsl. entwicklung des Bruttoinlandsprodukts)

Deutschland +0,8 %euroraum

-0,1 %Österreich +1,2 %

Griechenland -2,3 %

Frankreich +0,3 %

Großbritannien +0,7 %

spanien -1,4 %

Portugal -1,6 %

italien -1,2 %

estland +4,0 %

»An drei unserer sechs produzierenden Standorte findet bereits Kurzarbeit statt – und zwar vorwiegend dort, wo die typischen

175/13er-Reifen vom Band laufen. Also die, die Otto Normalverbraucher fährt. Natürlich fragen sich hier die Beschäftigten, mit wie vielen Produk-tionstagen sie 2013 rechnen können. Andererseits läuft die Produktion höherwertiger Reifen noch sehr gut, vor allem derjenigen, die für die Oberklasse und den Export bestimmt sind. «liefererstandorten messen lassen. Mitte 2015 läuft am Standort die Produktion für ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse aus. »Wir hoffen natürlich, dass bei der Auftragsvergabe des Nachfolgemodells neben dem Preis auch Produktivität,

stärker zu spüren«, schätzt der Wissen-schaftler.

Die deutsche Automobilzuliefererin-dustrie kann schon jetzt ein Lied davon singen. Die Zahl der Neuzulassungen geht europaweit rapide zurück – vor allem im kaputtgesparten Süden. Die neuesten Zahlen: Im September 2012 wurden in Spanien 37 Prozent weniger Kraftfahrzeuge zugelassen als noch ein Jahr zuvor. Portugal: minus 31 Prozent. Italien: minus 26 Prozent. Und Grie-chenland: minus 49 Prozent. Selbst das deutsche Neuwagengeschäft geht zu-rück (11 Prozent weniger Neuzulassun-gen), es tobt eine Rabattschlacht: Mit 435 Preisaktionen versuchten die Her-steller im September, Neuwagenkäufer zu locken. Einstweiliger Höhepunkt: Bild.de berichtet über Nachlässe beim neuen Golf VII von bis zu 28 Prozent.

Was Diese entWicKLunGen für die Automobilzulieferer bedeuten, zeigt das Beispiel Magna in Markgröningen. Nach vielen verlustreichen Jahren will der Konzern sein Werk 2014 schließen und 700 von 800 Arbeitnehmern kündigen. »Für die Automobilhersteller zählt nur noch, welcher Zulieferer der billigste ist«, beschreibt die Betriebsratsvorsitzende Daniela Lange die für sie aussichtslose Lage. Betriebsrat und IG BCE seien schon viele Kompromisse eingegangen. Dennoch habe Magna die am Standort produzierten Fahrzeug-Innenraumver-kleidungen weit unter Herstellkosten an-geboten. Bei dem unerbittlichen Preis- und Rabattdiktat, das Audi, Daimler, Porsche & Co. vorgeben, habe mancher Zulieferer keine Chance.

Zumal mancher dazu übergeht, die Kosten einzelner Standorte bewusst ge-genüberzustellen. »Früher haben wir ausschließlich mit deutschen Werken konkurriert«, berichtet Eberhard Müller, Betriebsratsvorsitzender bei Johnson Controls in Böblingen. Die 240 Mitar-beiter, die ebenfalls Türinnenverklei-dungen herstellen, müssten sich inzwi-schen ebenso mit ausländischen Zu-

Werner staniewski Betriebsratsvorsitzen-der, Goodyear-Dunlop.

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Viele Zulieferer verlieren bei der rabattschlachtrichtet, dass die Produktion zwischen Juli und September 2012 zwar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahres-zeitraum gesunken ist. Aber: Bezogen auf das Gesamtjahr 2012 werde der Bran-chenumsatz erneut bei rund 184 Milliarden Euro liegen. Die Betriebe können den Rekordwert aus dem vergangenen Jahr also halten. Die BASF will sogar noch zu-legen. Bei der Pressekon-ferenz Ende Oktober teilte das Manage-ment mit, Umsatz und Ergebnis des Spitzenjahres 2011 noch übertreffen zu wollen. »Das gilt nach wie vor«, so Be-triebsratsvorsitzender Robert Oswald.

Gute stiMMunG ebenso bei Evonik: »Wir sehen nicht, dass sich unser Ge-schäft in wesentlichem Umfang ein-trübt«, so Betriebsratsvorsitzender Ralf Hermann. Beide – Oswald und Her-mann – warnen aber vor Unwägbar- keiten in Zusammenhang mit der Euro-Krise. Die Umsätze in Südeuropa gingen bereits zurück. »Natürlich merken wir es, wenn wie in Spanien Tausende Neubau-ruinen weiter leer stehen. Das Geschäft mit der dortigen Bauchemie liegt auf niedrigstem Niveau«, so Oswald.

Und: Mittel- bis langfristig sieht Os-wald in den stetig stei-genden Energiepreisen ein Konjunktur- und damit Arbeitsplatzrisiko. »Die Energiewende, wie sie die Regierung bislang betreibt, bedroht den Wohlstand der Bundes-republik. Die schon jetzt zweithöchsten Energie-preise Europas tragen nicht dazu bei, Deutschland als Innova-tions- und Technologiestandort weiter-zuentwickeln.« Die Konsequenzen sehe aber in der Politik offensichtlich nie-mand: »Man tut so, als gäbe es Zehntau-sende Alternativen zur Großindustrie.«

–9,6 %so stark sinken die auftrags-

eingänge, die die deutsche industrie aus dem euro-raum erhält. Vergleich september 2012 versus august 2012.

Quelle: BMWi

Kfz-Neuzulassungen in Europa gehen zurück, die Rabattschlacht ufert aus. Wie viel Unheil droht deutschen Automobilzulieferern?Zulieferer, die früh begonnen haben, ihre Aktivitäten zu globalisieren, können die aktuelle Schwäche in Europa weitgehend ausgleichen. Vor allem mittelständische Zulieferer, deren Abnehmer hauptsächlich in Europa sitzen, müssen jedoch mit Einbußen rechnen. Sie sind dem Preisdruck der Hersteller ausge-setzt. Allerdings läuft das Geschäft bei deutschen Herstellern noch ordentlich, wovon auch deren Zulieferer profitieren.

Wie können sich deutsche Auto-mobilzulieferer gegen mögliche Auftragseinbrüche wappnen? Kurzfristig bleibt bei konjunkturellen Einbrüchen immer nur, die Produk-tion an die gesunkene nachfrage anzupassen. Aus der Krise 2008/09 wissen wir, dass dies nicht zulasten der Beschäftigung gehen muss. In der Zulieferindustrie haben wir heute flexible Arbeitszeitmodelle, die sich in solchen Situationen bewähren. Langfristig müssen Zulieferer die weiterhin wachsenden Märkte in Übersee angehen, um zu überleben.

Hilft Deutschlands Ruf als High-techstandort den Zulieferern?unbedingt – sie müssen ihr Techno-logieportfolio aber auch in richtung wachstumsträchtiger Bereiche wie Elektrifizierung des Antriebsstran-ges, Vernetzung der Fahrzeuge und Leichtbau weiterentwickeln. jeder Zulieferer muss prüfen, ob und wie er hier zusätzliche Chancen hat.

Der Direktor des instituts für automobilwirtschaft an der hochschule für Wirtschaft und umwelt nürtingen-Geislingen sieht für automobilzulieferer durchaus Wachstumschancen – in bestimmten Bereichen.

Fragen an Prof. Dr. Willi Diez3

Beim Spezialchemikalienhersteller Akzo-Nobel im thüringischen Greiz machen sich die ausufernden Energie-kosten bereits bemerkbar. »Der Betrieb

muss etwa 200 000 Euro nur für die Erhöhung des EEG-Anteils im Strompreis aufbringen«, sagt Betriebsratsvorsit-zender Frank Seidel. Die Folge: Das Unter-nehmen hat die meisten Betriebsvereinbarungen, die übertarifliche So-

zialleistungen vorsehen, fristgerecht ge-kündigt. Für die rund 170 Beschäftigten heißt das: Sie erhalten im kommenden Jahr bis zu 1000 Euro weniger.

arBeitsPLatZaBBau wird zwar noch kaum diskutiert. Doch obwohl überall dringend Fachkräfte gesucht werden, ist die unkreativste Art der Krisenbewäl- tigung durchaus wieder im Gespräch: 28 Prozent der Firmen im Westen rech-nen für das nächste Jahr mit einer kleine-ren Belegschaft, in Ostdeutschland sind es 26 Prozent. Das ist ein Ergebnis der Herbstumfrage des Instituts der deut-schen Wirtschaft Köln (IW), an der rund 2300 Unternehmen teilnahmen. Die schwächeren Produktions- und Export-erwartungen wirken sich demnach auch auf die Arbeitsplätze aus. Damit es nicht

dazu kommt, fordert die IG BCE die Politik auf, die Regeln für Kurzar-beit auf die neue Situa-tion anzupassen. »In der nächsten Krise kommen wir mit den zuletzt ein-gesetzten Instrumenten nicht weiter«, sagt Mi-chael Vassialiadis, Vor-sitzender der IG BCE.

»Die staatlich geförderte Kurzarbeit müsste ein viel größeres Volumen ha-ben, um Entlassungen zu vermeiden.« Die Politik sei darauf allerdings nicht vorbereitet. Axel Stefan Sonntag

46 576angezeigte Kurzarbeiter

im september 2012 – rund doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.

Quelle: BA

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> Themen STeinkohle

ende mit WehmutE in lautes Dröhnen schlägt Uwe

Deutschländer entgegen, als er die Tür zur Aufbereitungsanlage öff-

net. Das monotone Geräusch vermischt sich mit dem Rauschen der Setzmaschi-ne, in der Kohle mithilfe von Wasser von Gestein getrennt wird. Hier, in die-ser dunklen Halle auf dem Bergwerk West in Kamp-Lintfort am unteren Nie-derrhein arbeitet Uwe Deutschländer seit vier Jahren als Schlosser.

Auf acht Ebenen erstreckt sich die rie-sige Anlage, die auch Kohlenwäsche ge-nannt wird. Täglich mehrere Tausend

Tonnen Steinkohle gelangen über För-derbänder in die Aufbereitung, Siebe und Wasser trennen die Kohle von un-brauchbarem Gestein bis sie fein zerklei-nert in Güterwagons verladen wird. Uwe Deutschländer kennt jeden Winkel der verzweigten Anlage. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie Ende des Monats still-steht«, sagt der 51-Jährige.

Das BErgWErk WEst stellt am 31. De-zember seine Förderung ein. So will es das Steinkohlefinanzierungsgesetz von 2007. Dieser Kompromiss wurde

Das BErgWErk WEst stellt ende 2012 die Förderung ein. Bergbau am linken nieder-rhein gibt es dann nach 100 Jahren nicht mehr. Für die Bergleute ist das hart. ein Abschiedsbesuch.

Foto: lll

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nach langem Ringen zwischen IG BCE, dem Steinkohlenunternehmen RAG, der Bundesregierung und den Kohlelän-dern Nordrhein-Westfalen und dem Saarland geschlossen – er legt das Ende des subventionierten Steinkohlenberg-baus schrittweise bis 2018 fest.

Für DiE BEschäFtigtEn auf dem Bergwerk West ist das ein schwerer Schritt. »Die meisten Bergleute denken nicht an Weihnachten«, sagt Betriebs-ratsvorsitzender Friedhelm Vogt. »Sie denken nur an die Schließung.«

Ob über Tage oder tief unter der Erde – für den Großteil der noch 1998 Berg-leute bedeutet das Ende des Bergwerks vor allem eines: Sie müssen ihren Arbeits-ort wechseln. 1300 Beschäftigte werden 2013 verlegt, das heißt sie wechseln auf die drei verbliebenen Bergwerke Auguste Victoria und Prosper-Haniel im Ruhrge-biet oder Ibbenbüren bei Osnabrück.

Uwe Deutschländer geht im Juni 2013 auf die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop. »Mir macht der Wechsel wenig aus«, sagt der Schlosser. Er hat das sogenannte Ze-chensterben mehrfach erlebt – und weiß, wie es sich anfühlt, ein Bergwerk zurück-zulassen. Nicht alle nehmen die Situa-tion so leicht hin. »Einige Kollegen haben Angst vor dem, was sie auf dem neuen Bergwerk erwartet«, sagt Deutschländer.

»Wir sind froh, dass die meisten Berg-leute einen neuen Job auf einer anderen Zeche gefunden haben«, sagt Friedhelm Vogt. Seit mehr als 30 Jahren kämpfen die Bergleute um ihre Arbeitsplätze. Von einst 500 000 Bergmännern 1957 arbei-ten heute gerade einmal rund 20 000 in der Branche. »Wichtig war immer, dass keiner arbeitslos wird«, sagt Vogt. Seit 1990 mussten vier Bergwerke in der Re-gion schließen, doch kein Bergmann er-hielt eine betriebsbedingte Kündigung. Möglich machen das Frührentenrege-lungen, Tarifverträge und die Flexibilität der Bergleute. »IG BCE und Betriebsrat haben das Beste für die Leute rausge-holt«, sagt Peter Woth, Vorsitzender der Vertrauensleute, stolz.

sEit JahrzEhntEn wechseln die Bergleute von einer Zeche auf die nächs-te. »Trotzdem ist bei jeder Schließung Wehmut dabei«, sagt Bernd Beckmann. Zum dritten Mal nun wird der Schlosser in seinem Berufsleben verlegt. Seit 1980 ist er im Bergbau beschäftigt – zuerst un-ter Tage, später wechselte er aus gesund-heitlichen Gründen nach über Tage. Zwei Jahre wird er auf Auguste Victoria in Marl noch arbeiten, dann kann er die Frührentenregelung beanspruchen.

»Das nächste Jahr wird ein hartes«, sagt Peter Woth. Neue Kollegen, eine neue Arbeitsstätte, vielleicht ein neuer Aufgabenbereich: Zahllose Bergleute müssen ihr gesamtes Leben umstellen. »Wer früher mit dem Fahrrad zur Arbeit radeln konnte, hat nun eine Strecke von 60 Kilometern vor sich«, berichtet Woth. Das bedeutet nicht nur eine finanzielle Belastung. Auch die Kinderbetreuung oder Pflege der Eltern muss neu organi-siert werden.

Unter der Schließung des Bergwerks leiden aber nicht nur die Bergleute, sie

ist eine Herausforderung für die gesamte Region. Das Bergwerk ist der größte Ar-beitgeber. »Allein 2010 haben wir an gut 145 Firmen Aufträge verteilt«, sagt Fried-helm Vogt. »Die fallen jetzt weg.«

»Die Jungs geben alles bis zum Schluss«, sagt Betriebsrat Michael Hart-wich, der viele Jahre selbst unter Tage gearbeitet hat. Einfach hinschmeißen oder nur mit halbem Herz bei der Sache sein – das komme für einen Bergmann nicht in Frage: »Wir gehen mit Stolz.«

100 JahrEn Steinkohlenbergbau am linken Niederrhein enden im Dezember. Es war ein harter Kampf – erst um Ar-beitsbedingungen, dann um Arbeitsplät-ze. »Die Bergleute haben in dieser Zeit viel auf sich genommen und niemals aufgegeben«, sagt Friedhelm Vogt. »Darauf können sie stolz sein.« Und so geht der Abschied vom Bergwerk auch dem Betriebsratsvorsitzenden nahe. »Ich habe immer häufiger einen Kloß im Hals«, sagt er. Und spricht dabei wohl auch für viele andere. Sarah Heidel

»Die Jungs geben alles bis zum schluss«: Uwe Deutschländer (großes Bild) und andere Bergleute auf dem Bergwerk West.

Warten auf den Förderkorb: Bis zur letzten schicht fördern die Bergleute kohle.

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> leserforum

> Teure Wegevon Michael Denecke (11/2012)

Schlechte Planung

@ Ihren Beitrag zur Erhö-hung der Pendlerpau-

schale habe ich mit Interesse gelesen. Nicht minder wichtig finde ich, dass die IG BCE sich auch für die Verbesserung der Verkehrsbedingungen ein-setzt. Hierunter verstehe ich eine bessere Baustellenpla-nung und eine optimierte Ver-kehrsplanung in den urbanen Regionen. Der daraus resultie-rende Minderverbrauch von Kraftstoffen würde ebenfalls zur Enlastung der Arbeitneh-mer beitragen. Ferner würde durch den verminderten Aus-stoß von Treibhausgasen ein positiver Beitrag zum Welt- klima geleistet werden.

Joachim fischer, per e-mail

Sozial ungerecht

@ Ich unterstütze viele vernünftige Forderun-

gen meiner Gewerkschaft, die Erhöhung der Pendlerpau-schale nicht. Sie ist sozial ungerecht. Wer sich bewusst für ein Haus im Grünen ent-scheidet, bezahlt dann bitte-schön den längeren Fahrtweg aus der eigenen Tasche und

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Vorbildlich: In einer Leipziger Firma nutzen immer mehr Männer die Elternzeit

tendenzen Wahnsinnig: Zahlen zu den Exzessen der weltweiten Finanzwirtschaft

tipps Sinnvoll: Bildungsurlaub kann Beschäftigten neue Horizonte eröffnen

Nr. 11 I NovEMBEr 2012 www.igbce.de

energie im BlickIn den Unternehmen wird mit Hochdruck an der

Energiewende gearbeitet. Was immer noch fehlt, sind die richtigen Entscheidungen der Politik.

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Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

lässt sich nicht mit Steuer- geldern subventionieren, die auch jene Bürger aufbringen, die sich kein eigenes Haus leisten können oder wollen.

ronny Hausdorf, per e-mail

Alles wird teurerDie Pendlerpauschale sollte definitiv steigen,

alles wird teurer, aber mehr Geld bekomme ich deswegen nicht. Irgendwie muss man ja zur Arbeit und zurück kom-men. Auf den ÖPNV kann man sich leider nicht mehr verlassen, wenn man pünkt-lich sein muss.

marian serr, auf facebook

Nicht akzeptabelDie Steuern auf den Sprit zu senken finde

ich noch die beste Lösung. Ich bin als Auto- und Bahn-pendler doppelt betroffen, da die Bahn auch jedes Jahr ihre Preise erhöht, meistens nur im Nahverkehr, und wen trifft’s? Die Pendler!

Dagmar Koehler, auf facebook

> Die Anpackervon Ann-Kathrin Seidel (11/2012)

Nur ein Vorwand?Euren Bericht haben wir mit etwas ge-

mischten Gefühlen gelesen. Ehrenamtliches Engagement sorgt natürlich dafür, dass ohne Bürokratie mit gerin-gen Kosten und hoher Sachkompetenz dringende gesellschaftliche Anliegen kurzfristig gelöst werden. Leider können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses Engagement nur

zu oft von der Politik unter dem Vorwand knapper Kas-sen genutzt wird, um sich aus der Verantwortung zu schleichen. Doreen & martin müller,

Harzgerode

> Zur Euro-Schuldenkrise

Unsichere Zukunft

@ Sehen viele Bürger die Bemühungen um die

Ausgabenbegrenzung der Eu-roländer nicht total falsch? Es geht doch nicht darum, vorhandene finanzielle Mittel nicht auszugeben, sondern von dem Geld, das man nicht hat, möglichst wenig auszu-geben! Mit neuen Schulden kann keine sichere Zukunft aufgebaut werden.

Wolfgang fraude, per e-mail

> Zur Situation bei Neupack (Seite 31 in dieser Ausgabe)

MenschenverachtendEs gibt immer noch Unternehmer, die mei-

nen, sie können wilde Sau spielen und ihre Belegschaft knechten. So was gehört ein-gesperrt, das ist menschen-verachtend.

Stephan Seiffert, auf Facebook

> Zu Grimms Märchenvon Imre Grimm

Immer witzigIch lese total gern die Rätselseite: Die Kolum-

ne »Grimms Märchen« ist im-mer wieder witzig.

Anett lahse, auf facebook

IMPRESSUM

Das mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, energie

Herausgebermichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender Chefredakteurmichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

Redaktionsarah Heidel, Dirk Kirchberg, Julia osterwald, rudolf Heim,

Dr. ulrike Börger

Redaktionsassistenzsimone michels, Tanja rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891e-mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 essen

AnzeigenverwaltungNetworkmedia GmbHstresemannstraße 30

10963 BerlinTelefon 030 25594-160 (fax: -190)

e-mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 11 vom 01. 01. 2012

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Claudia Härtig

Zusendungen: für unverlangte einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

für mitglieder der IG BCe ist der Bezugspreis im mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, rheinland-Pfalz/saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:20. 11. 2012

Druckauflage: 663 688 (II/2012)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

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VOR ORT

Wertvolles WachsSasol Wax in Hamburg kann nicht nur Kerzen

Tarifverhandlungen gescheitertHinhaltetaktik von Vattenfall führt in der vierten Verhandlungsrunde zum Abbruch der Gespräche. Gaba will Werk in Lörrach aufgebenVerlagerung der Elmex-Produktion nach Polen bringt 140 Menschen um ihre Arbeitsplätze.

»Erfolgreich für die Menschen«Betriebrätinnen und Betriebsräte der IG BCE fordern moderneres Betriebsverfassungsgesetz.

Foto: Michael Kottmeier

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> vor ort SaSol

An Winternachmitta-gen spiegelt sich das Sonnenlicht von der

Fassade der Elbphilharmonie in den Tanks am anderen Ufer der Elbe. Wer nach der Tagschicht bei Sasol Wax das Linienschiff zu den Lan-dungsbrücken nimmt, hat ei-nen romantischen Rückblick auf seinen Arbeitsplatz. In der dunklen Jahreszeit wird bei Sasol Wax besonders viel Kerzenwachs hergestellt. Bei-

nahe 500 Mitarbeiter haben damit zu tun.

In Schiffen oder Kessel- wagen kommt der Rohstoff Gatsch, ein bräunliches Ne-benprodukt der Schmieröl-herstellung, am Elbufer an. Er wird entölt, zur Hydrieran- lage gepumpt und dort unter Hochdruck gereinigt. Als wei-ßes Paraffin wird das Pro-dukt weiter zu den einzelnen Fabrikationshallen gepumpt, je nachdem, ob es heiß und

flüssig oder kalt in Form von Pastillen und Platten bestellt ist. 100 von insgesamt 700 Pa-raffinmischungen, die in Kos-metika, Kaugummi, Kunst-stoffen und neuerdings sogar Straßenbelägen verarbeitet werden, landen in Kerzen. »Das Wachs ist lebensmittel-tauglich und geeignet für jedes Verfahren der Kerzen-herstellung«, erläutert Pro-duktmanager Helmut Gut-berlet. »Man kann es gießen,

pressen oder tauchen. Kerzen aus diesem Stoff tragen das RAL-Gütezeichen, die trop-fen und rußen nicht.«

Gesteuert wird der Prozess von der Messwarte aus, dem »Herzstück der Fertigung«. Wenn er nicht gerade als Be-triebsrat an der Verbesserung des Schichtsystems mitarbei-tet, sitzt Thomas Beleveslis vor sieben Bildschirmen, Te-lefon und Funkgerät. »Hier werden Pumpaufträge bear-

Brennen ohne RußAn DEn HAMbuRGER LAnDunGSbRücKEn produzieren 500 Mitarbeiter Kerzenwachs, mit dem in vielen deutschen Haushalten das Weihnachtsfest erst richtig schön wird.

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»bei Sasol wird in fünf Schichten rund um die uhr gearbeitet, sieben Tage die Woche. Das ist mit dem Alter schwieriger zu bewältigen.«

Antonio Lago, betriebsratsvorsitzender

beitet, wenn Schiffe kommen, oder Wachs aus verschiede-nen Tanks nach dem Hydrie-ren vermischt wird. Auch alle Probleme der Fertigung lau-fen hier auf«, erzählt der gelernte Dreher und Chemi-kant. »Da kann es schon mal hektisch werden.«

Im Labor kommen Proben zur Kontrolle an. Gerrit Alt-rath, Chemikant im dritten Lehrjahr, lässt Paraffin aus der Bürette in eine Kalilauge

einer riesigen Kühlkammer Wachsplatten. Am einen Ende läuft das heiße Paraffin in aktendeckelgroße Wan-nen, immer sechs nebenein-ander. Dreizehn Lagen über-einander werden in der Kühlkammer langsam be-wegt, bis sie am anderen Ende gelb oder weiß als feste Wachsplatten herauskom-men. »Wir fassen sie an wie rohe Eier«, sagt der 40-Jäh- rige, der ursprünglich aus der Papierindustrie kommt, und legt Trennpapier zwischen jede einzelne Lage auf der Palette. »Das ist wertvolles Gut. Es wird in Kartons zu je 25 Kilogramm verpackt. Was im Gewicht abweicht, müssen wir wieder einschmelzen.«

»Eine der großen Heraus-forderungen für die Zukunft ist, die langfristige Versorgung unserer Kunden mit qualita-tiv hochwertigen Produkten sicherzustellen«, sagt Dr. Tho-mas Lüdemann, Geschäfts-führer der Sasol Wax Gruppe. »Der Konzern investiert dafür große Summen in den Aus-bau der FT-Wachsproduktion sowie die Forschung in die-sem Bereich. FT-Wachse wer-den nicht aus Gatsch, son-dern in einem speziellen Verfahren aus Erdgas gewon-nen. So machen wir uns und unsere Kunden unabhängig von Erdöl.«

Größere Mengen Paraffin verlassen das Werk in flüssi-ger Form, nicht nur für Ker-zenhersteller. Auf der Verlade- rampe im Tanklager Nord 6 prüft Niyasi Bitlis, ob der Tankzug auf der Waage unter ihm das richtige Gewicht hat. Es stimmt, 23 Tonnen; der Fahrer der Spedition kann sich die Papiere für seine Fracht im Versandbüro ho-len und den etwa 85 Grad heißen Stoff vom Hof fahren. Bitlis, ursprünglich Lehrer in

der Türkei, arbeitet seit fast 30 Jahren in der Wachsfabrik. Der 55-jährige Pumper be-dauert, dass das Sasol-Mo-dell für Altersteilzeit mit der Abschaffung der staatlichen Förderung ausgelaufen ist, er würde gern früher gehen. »Wir haben viele ältere Kolle-gen«, berichtet der Betriebs-ratsvorsitzende Antonio Lago. »Bei Sasol wird in fünf Schich-ten rund um die Uhr gearbei-tet, sieben Tage die Woche. Das ist mit dem Alter schwie-riger zu bewältigen.« Jetzt sucht der Betriebsrat für län-geres Arbeiten alternsgerechte Lösungen: Lago will mit Fra-gebögen selbst in die Schich-ten gehen und sich nach Gesundheit und Belastungen der Belegschaft erkundigen. Das Unternehmen unter-stützt ihn dabei.

Sigrid Thomsen

1 | übER SEEIn Schiffen kommt Gatsch, der Rohstoff für die Paraffinherstellung.

2 | unTER KOnTROLLE

Die Messwarte ist das Herzstück der Fertigung. Von hier aus wird die Produktion gesteuert.

3 | IM LAbOR

Gerrit Altrath und Silke bumann kontrollieren Proben, bestimmen Daten.

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Die South African Synthetic Oil Limited (Sasol) wurde 1950 in Südafrika gegründet und be-gann 1955 mit der Kohle- verflüssigung nach dem Fi-scher-Tropsch-Verfahren. 1995 erwarb das unternehmen An-teile beim Wachsproduzenten Hans-Otto Schümann in Ham-burg und wurde als Schümann Sasol International AG zum weltweit führenden Hersteller synthetischer Wachse. Seit 2003 gehört das Werk ganz Sasol Wax. Von Hamburg aus werden jährlich etwa 350 000 Tonnen Paraffin und verwandte Produkte in alle Welt verladen. Zwei weitere Sasol-Gesell-schaften (Sasol Olefins & Surf-actants sowie Sasol Solvents) produzieren Lösemittel, Ten-side, Fettalkohole und Ethylen-oxid.

www.sasolwax.com

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im Erlenmeyerkolben tropfen und achtet auf die Verfär-bung, um den Fettsäuregehalt zu bestimmen. »Wir machen Vergleichsmessungen, bear-beiten Reklamationen und prüfen jede Mischung an-hand bestimmter Kennda-ten«, erklärt Chemielaboran-

tin Silke Bumann. »Zum Bei- spiel auch die Tauchmasse für Kerzen.«

In der Abfüllanlage 4 sta-pelt Thorsten Hartnack vor

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| kompakt | Dezember 201224

> vor ort Aktuelles

Der Gaba-Betriebsrat wehrt sich, weil Colgate das Werk trotz Rekordumsätzen schließen will.

Für Martin Grässlin, Be-triebsratsvorsitzender von

Gaba, ist die Entscheidung ein »harter Schlag ins Gesicht und völlig unerwartet«: Der US-Konzern Colgate-Palmolive will die Herstellung von Aro-nal, Elmex, Meridol & Co. von seinem südbadischen Gaba-Werk nach Polen verlagern.

Grässlin kann das nicht ver-stehen: »Unsere Produktion ist hervorragend ausgelastet und

Colgate will Elmex-Produktion verlagernlöRRaCh | umsatz und Gewinne steigen – trotzdem sollen 140 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren

wir hatten 2011 das beste Ge-schäftsjahr unserer Geschich-te.« Über die Schweizer Gaba International habe Colgate alleine im vergangenen Jahr 30 Millionen Euro erhalten.

Für die Manager offensicht-lich nicht genug – sie wollen die Werke in Lörrach (rund 140 Mitarbeiter) und im schweizerischen Therwil (rund 100 Mitarbeiter) trotzdem schließen. Eine vom Konzern

in Auftrag ge-gebene Studie komme zu dem Schluss, dass der Gewinn bei einer Verlage-rung nach Po-len noch höher ausfalle. »Wir kennen die Stu-die nicht, des-halb können wir das nicht nach-

vollziehen«, so Grässlin.

»Das ist eine Riesensaue-rei«, kommen-tiert IG-BCE-Bezirksleiter Wilfried Pens-horn die Plä-ne. Das Unter-nehmen sei für Premium-Mundhygiene bekannt. So sei Elmex in der Schweiz eine absolute Traditionsmarke. Überhaupt verkaufe Gaba die überwiegende Mehrheit sei-ner Produkte im deutschspra-chigen Raum. »Ob man hier nicht das Kind mit dem Bad ausschüttet«, fragt sich Pens-horn. Auch sei unklar, ob die angeblich weiter in Lörrach verbleibenden rund 160 Be-schäftigten in Marketing und

a uch nachdem sich die Überwältigung des ersten

Moments gelegt hat, ist sich Julian Renz sicher: »Das war ein eindrucksvolles Erlebnis, das man so schnell nicht wie-der vergisst.« Mit zwölf weite-ren Auszubildenden von K+S in Neuhof-Ellers bei Fulda hat der 20-Jährige das Finale des Azubi-Wettbewerbs der Be-rufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) in Rotenburg vor etwa 500 Konkurrenten gewonnen.

»Am Schluss hat es uns kaum noch auf den Plätzen gehalten«, erinnert sich Jo-hannes Leinweber, der im

Einmal im RampenlichtNEuhoF-EllERs | k+s-Azubis gewinnen Wettbewerb

dritten Ausbildungsjahr zum Industriemechaniker ist. So überraschend war der Sieg. Dabei haben sich die Jugend-lichen ein halbes Jahr lang ins Finale vorgearbeitet, sich auf die Übungen und Themenfel-der wie Erste Hilfe, Absturz-gefahren, Heben und Bewe-gen von Lasten, gesunde Ernährung vorbereitet.

Auch Axel Hartmann ist stolz auf seine Schützlinge. Der Betriebsratsvorsitzende bei K+S Neuhof-Ellers hat die Jugendlichen mit weite-ren Ausbildern während des Wettbewerbs betreut und sie für die einzelnen Disziplinen

gewappnet. »Das Team hat sich im Wettbewerb immer weiterentwickelt«, sagt er. Aber nicht allein die Team-leistung sei ein Erfolg: »Die Jugendlichen sind für das Thema Arbeitssicherheit sen-sibilisiert, das kann man

Vertrieb tatsächlich eine lang-fristige Zukunft hätten.

Für Dezember planen IG BCE und Betriebsrat erste Protestkundgebungen – in Kooperation mit den Schwei-zer Gewerkschaftskollegen von Unia. »Wir werden für den Erhalt der Standorte ge-meinsam kämpfen«, kündigt Penshorn an.

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Gaba-Werk in lörrach: 2011 lagen die umsätze 8,5 Prozent im Plus.

nicht hoch genug schätzen.« K+S-Auszubildender Marcel Nüchter bestätigt das: »Ich nehme praktische Kenntnisse für das Arbeitsleben mit. Und die Erfahrung, einmal im Rampenlicht gestanden zu haben.« Julia Osterwald

Die Mannschaft von K+s ist Gewinner des azubi-Wettbewerbs.

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»Erfolgreich für die Menschen«Auf ihrer 5. Jahrestagung forderten Betriebsrätinnen und Betriebsräte der IG BCe eine Modernisierung des Betriebsverfassungsgesetzes.

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Interessante Diskussionen und ein lebendiger Gedankenaustausch prägten die Jahrestagung

am 7. und 8. November. 230 Interessenvertreter aus Chemie, Energie, Glasindustrie, Bergbau und anderen Branchen trafen sich in Hannover.

Auf einhellige Zustimmung stieß der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis mit seiner For-derung, das seit 60 Jahren erfolgreiche Betriebs-verfassungsgesetz müsse um neue Instrumente ergänzt werden. Ulrich Freese, stellvertretender IG-BCE-Vorsitzender, richtete das Augenmerk bereits auf die 2014 anstehenden Betriebsrats-wahlen: »Wir müssen mehr Jugendvertreter motivieren, zu kandidieren.« Und Edeltraud Glänzer vom geschäftsführenden Hauptvor-stand bekräftigte mit Blick auf Europa: »Sparen und Dumping allein können keine Antwort für die soziale Zukunft sein.« Alexander Nortrup

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> vor ort Aktuelles

Vattenfall-Beschäftigte demonstrieren in Cottbus.

Noch bis Ende Februar 2013 gilt für rund 15 000

Beschäftigte von Vattenfall in Deutschland der Ausschluss betriebsbedingter Kündigun-gen. Was danach kommt, ist im Augenblick ungewiss: Die gemeinsame Konzerntarif-kommission von IG BCE, ver.di und IG Metall zog in der vierten Verhandlungsrun-de am 25. Oktober die Reiß-leine und erklärte die Gesprä-che zur Verlängerung der Beschäftigungssicherung ein-stimmig für gescheitert.

»Das Unternehmen hat von Anfang an eine unerträgli- che Hinhaltetaktik gefahren«, kommentiert Uwe Teubner, Betriebsratsvorsitzender Tech-nischer Service Tagebaue und Mitglied der Verhandlungs-kommission das Scheitern: »Die Arbeitgeberseite wollte die Erhöhung der Flexibilität unserer Kolleginnen und Kol-legen zum Nulltarif.«

IG-BCE-Verhandlungsführer Holger Nieden bezeichnet die Angebote des Unternehmens als schlichtweg inakzeptabel. So sollte der Ausschluss be-triebsbedingter Kündigungen nur bis 2016 anstelle bis 2018, wie es die Tarifkommis-sion gefordert hatte, verlän-gert werden. Vattenfall wollte

Tarifverhandlungen gescheitert BerliN | Hinhaltetaktik von vattenfall führt zum Abbruch der Gespräche

von den Beschäftigten eine höhere Flexibilität beim Ein-satz in anderen Konzerntei-len und Tochterunternehmen verlangen, aber zugleich Ab-striche bei den Verdienst- garantien machen und bei Versetzungen innerhalb des Konzerns die betriebliche individuelle Altersvorsorge nicht absichern.

Unverantwortlich waren auch die Pläne des Unterneh-mens für die Ausbildung, so Holger Nieden: »Die tarifver-traglich garantierten Ausbil-dungsplätze sollten um ein Viertel gekürzt und die Über-nahme auf 70 Prozent be-schränkt werden.« Auszubil-dende machten auf diesen

brisanten Verhandlungspunkt den ganzen Tag mit einer Mahnwache vor der Berliner Vattenfall-Zentrale aufmerk-sam.

Verhandlungsführer Holger Nieden, IG BCE: »Mit dem Scheitern ist ein enormer Druck auf die nächste Ver- gütungstarifrunde program-miert. Die startet im Januar. Wir erwarten, dass die Arbeit-geberseite dann neue Vor-schläge für Beschäftigungssi-cherung und Ausbildung in der Tasche hat. Wenn‘s hart auf hart kommt, schließe ich einen Arbeitskampf bei Vat-tenfall nach Ablauf der Frie-denspflicht nicht aus.«

Susanne KettelförFo

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Tarifmeldungen

Ausführliche Informationen unter: www.igbce.de

Tarifgruppe rWe | Die Ta-rifkommission hat am 5. No-vember die forderungen für die kommende Tarifrunde be-schlossen. Dazu gehört die Ver-längerung der tariflichen Be-schäftigungssicherung und der tariflich geregelten Übernahme von ausgebildeten. gefordert wird zudem eine erhöhung der entgelte und ausbildungsver-gütungen um sechs prozent bei einer laufzeit von zwölf Mona-ten sowie ein feriengeld für auszubildende.

ZeMeNTiNDusTrie | Der Tarifabschluss für die Ze-mentindustrie in Nordwest-deutschland bringt zum 1. No-vember 2012 eine erhöhung der entgelte um 2,2 prozent, zum 1. august 2013 eine wei-tere erhöhung um 2 prozent. im Dezember 2012 gibt es zu-dem eine einmahlzahlung von 260 euro. Die ausbildungs-vergütungen erhöhen sich ab 1. Dezember 2012 um 2,5 pro-zent, ab 1. august 2013 um weitere 2,5 prozent. Die aus-zubildenden erhalten eine ein-malzahlung von 70 euro.

sChuhiNDusTrie | Die Ta-rifkommission hat am 30. Ok- tober die forderungen für die kommende Tarifrunde be-schlossen. sie umfassen eine erhöhung der löhne und ge-hälter um sechs prozent ein-schließlich eines Konjunktur-bonus, eine überproportionale erhöhung der ausbildungs-vergütungen, eine laufzeit von zwölf Monaten sowie den abschluss eines Demografie- Tarifvertrages für die schuh-industrie.

WÜrZBurg | Eine neues Bil-dungsangebot soll Vertrauens-leute und Betriebsräte vor Ort intensiver mit der aktiven Ta-rifarbeit und -politik vertraut machen. Im IG-BCE-Bezirk Mainfranken hatte das Projekt »Tarif-Führerschein« jetzt seine erfolgreiche Premiere.

Rolf Benz, Betriebsratsvorsit-zender von Takeda, machte die Teilnehmer aus unterschiedli- chen Branchen während zweier Wochenendseminare mit dem Tarifgeschehen vertraut. In Ar-beitsgruppen wurden etwa Ta-rifmarketing und betriebliche Aktionen erarbeitet.

erfolgreiche premiere für den »Tarif-führerschein«

Am Ende stand ein schrift- licher und mündlicher Test. Mit einer Urkunde, dem IG-BCE-Zertifikat »Tarif-Führerschein«, wird die erfolgreiche Teilnah-me dokumentiert. 2013 soll der Tarif-Führerschein Teil des IG-BCE-Bildungsangebotes werden. Heinrich Kronlage

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seit Anfang November werden in der chemi-schen Industrie die

Entgelte für Leiharbeitnehmer stufenweise an die Entgelte der Stammbelegschaften herange-führt. Sie erhalten damit je nach Lohngruppe und Ein-satzzeit bis zu 665 Euro mehr im Monat. Darauf hatten sich IG BCE, der Bundesarbeit- geberverband der Personal-

dienstleister (BAP) und der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) geeinigt.

Peter Hausmann, im ge-schäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstand zuständig für Tarife: »Das enorme Entgelt-gefälle zwischen Stammbeleg-schaften und Leiharbeitern wird ein kräftiges Stück abge-tragen. ›Gleicher Lohn für glei-

che Arbeit‹ ist ein Gebot der Fairness und der sozialen Ge-

rechtigkeit. Daran halten wir fest.«

gruNDlage des Tarifver-trags ist ein zwischen der DGB-Tarifge-meinschaft Zeitarbeit und

dem Bundesver-band Zeitarbeit (BZA) im

Juli 2010 geschlossenes Ab-kommen. Dieses Abkommen haben IG BCE, BAP und IGZ für die chemische Industrie mit einer Zuschlagsregelung weiterentwickelt.

Der Vertrag sieht – je nach zeitlicher Einsatzdauer – in den Lohngruppen 1 und 2 Zuschläge von 15 bis 50 Pro-zent, in den Lohngruppen 3 bis 5 von 10 bis 35 Prozent vor. In der Endstufe erreichen Leiharbeiter zwischen 85 und 90 Prozent der Chemieent-gelte.

ein wichtiger schritt in richtung »gleicher lohn für gleiche arbeit«: Der Tarifvertrag für leiharbeitnehmer in der chemischen industrie.

eiN Beispiel: Ein Leiharbei-ter, der in BAP-Lohnstufe 1 eingestuft ist, erhält 8,13 Euro pro Stunde. Ein Facharbeiter einer hessischen Chemiefirma bekommt einen Tariflohn von 13,39 Euro. Der Leiharbeiter bekommt nun nach sechs Wochen einen Zuschlag von 15 Prozent. In den Folgemo-naten erhöhen sich die Zu-schläge auf bis zu 50 Prozent nach neun Monaten.Das ent-spricht einem Stundenlohn von 12,20 Euro. Leiharbeit-nehmer erhalten damit je nach Lohngruppe und Ein-satzzeit bis zu 665 Euro mehr im Monat. Axel Schappei

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Der »Tarifvertrag über Branchen-zuschläge für arbeitnehmerüber-lassung in der chemischen indus-trie« steht für ig-BCe-Mitglieder über die Online-Tarifdatenbank im Wortlaut zur Verfügung.

Zugang zur Datenbank: www.igbce.de/tarife/tarifdatenbank

»Die politik ist unverändert gefordert«

peter hausmann, Tarifexperte im geschäftsführenden ig-BCe-hauptvorstand, sieht nach wie vor die politik in der pflicht: »Wir haben tarifpoli-tisch gehandelt, jetzt ist Berlin gefordert.« Zunächst hatte Bundesarbeitsministerin ur-sula von der leyen (CDu) ein gesetz nicht ausgeschlossen. Doch nach dem Nein von fDp und arbeitgeberverbänden

rückte sie davon ab. auf ein gesetz werde verzichtet, wenn sich gewerkschaften und ar-beitgeber eigenständig einigen.Die großen Zeitarbeitsverbän-de Bap und igZ setzen alles daran, die nun vereinbarten Branchenzuschläge auf andere Branchen auszuweiten. sie wollen verhindern, dass die Bundesregierung die leiharbeit stärker reguliert.

Wann haben leiharbeiter in der Chemie anspruch auf Zuschläge?

Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit leiharbeit-nehmer anspruch auf die Zu-schläge haben:

l Der Verleihbetrieb ist Mitglied in einem der Zeitarbeitsver-bände Bap oder igZ.

l Der leiharbeitnehmer muss in einem Chemiebetrieb ein-gesetzt sein.

haben Betriebsräte bereits Be-triebsvereinbarungen getroffen, die die Bezahlung von leih- arbeitern besser regeln als im Tarifvertrag, gelten diese Ver-einbarungen weiter.

leiharbeitnehmer, die in der chemischen industrie einge-setzt sind und deren arbeit- geber Mitglied im Bap oder igZ ist, haben ein recht auf die Zuschläge.

Mehr geld für leiharbeiter haNNOVer | tarifvertrag für die chemische Industrie gilt seit 1. November / »Gleicher lohn für gleiche Arbeit« rückt näher

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> vor ort Baden-WürttemBerg

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SmP-vertrauensleute in Klausurbötzingen | Die neu gewählten SMP-Ver-trauensleute (Foto) haben ihr Arbeitspro-gramm für die kom-menden Jahre fest- gelegt. So sollen sich Entgelte und Arbeitsbe-dingungen sowie ins-besondere das betriebliche Miteinander verbessern. Weiterer Ansatzpunkt: Der Ende des Jahres auslaufende, unterneh-mensbezogene Firmentarifvertrag. Mit ihm hat sich der Ab-stand zum Flächentarif auf mehr als zwölf Prozent vergrö-ßert. Bisher gibt es keine Annäherung in der Frage, wie dieser schrittweise verkleinert werden soll.

BBI erhält Betriebsratbaden-baden | Die Beschäftigten von Beauty Brands Inter-national (BBI) wählen am 14. Dezember erstmals einen Betriebsrat. Die IG BCE hat die Wahlen eingeleitet, weil die Belegschaft entsprechende Signale an den Bezirk herangetra-gen hatte. Das Unternehmen handelt mit Kosmetikproduk-ten und beschäftigt knapp 60 Menschen – hauptsächlich Kauffrauen.

Start in die Jav-WahlenKarlsruhe | Mit regionalen JAV-Kandidatentreffen ist die IG-BCE-Jugend erfolgreich in die JAV-Wahlperiode gestartet. In Karlsruhe und Baden-Baden trafen sich jeweils knapp 20 Kandidaten und diskutierten über Wahlkampf-Ideen und die genauen Rechte und Pflichten als gewählte Jugend- und Auszubildendenvertreter. Das Bezirksteam informierte bei Pizza, Pasta und guten Gesprächen über die Jugendarbeit vor Ort und die anstehende Bezirksjugendkonferenz.

Igr-tagung 2012FranKreich, saint-louis | Nahe Basel haben die Dele-gierten des Bezirks Freiburg (Foto) den diesjährigen Kongress des Interregionalen Gewerkschaftsrats (IGR) besucht. Die 60

Mitglieder zählende Orga-nisation haben die Gewerk-schaftsbünde im Dreilän-dereck Frankreich, Schweiz und Deutschland einge-richtet. Der IGR vertritt die Grenzgänger, die in den je-weiligen Nachbarländern als Arbeitnehmer tätig sind.

tarifkommission tagtdurbach | neuer entgelttarifvertrag gefordert

Die baden-würt-tembergische Ta-rifkommission der Papierindustrie hat die Weichen für die Tarifrunde 2013 gestellt. Im Rahmen einer zweitägigen Klau-sur analysierte das Gremium die der-zeitige wirtschaftliche Situa- tion der Papierbranche. Da-raus abgeleitet wurden die Ziel-stellungen für 2013 und die Folgejahre. Bundesverhand-lungsführer Holger Nieden in-formierte über den Stand der Vorbereitungen. Einigkeit be-steht darin, die Frage nach einem neuen Entgelttarifver-trag mit den Arbeitgebern zu besprechen. »Fachkräfte wird man in Zukunft nur gewinnen

und halten, wenn gute Arbeit mit einem modernen Ent- geltsystem verknüpft wird«, so der stellvertretende Landesbe-zirksleiter Uwe Bruchmüller.

Am 5. März wird der Landesbezirk die regionale Tarifrunde eröffnen. Vorher, Anfang Januar, steigen die Einkommen in der Papierin-dustrie nochmals um 1,6 Pro-zent. Für 2012 gab es 3 Pro-zent mehr Geld.

n a M e n & n a c h r i c h t e n

Anfang Juni trat ein neues Kreislaufwirt-schaftsgesetz in Kraft. Wie sich diese Geset-zesnovelle auf die che-mische Industrie aus-wirkt, war Thema der diesjährigen Gibuci-Veranstaltung. Wich- tige Eckpunkte nannte Dr. Winfried Golla, Ge-schäftsführer des VCI Baden-Württembergs. Über konkre- te Praxisbeispiele berichteten Dr. Rüdiger Herpich (Rhein Chemie Rheinau) und Georg Holzbächer (Brüggemann Services). Mit der Besichtigung des Salzbergwerkes in Heil-bronn sowie der Sonderabfall-deponie in Billigheim erlebten

die Teilnehmer ganz unmittel-bar, wie Unternehmen mit Rest- und Abfallstoffen jedwe-der Art korrekt umgehen.

Die »Gesellschaft zur Infor-mation von Betriebsräten über Umweltschutz in der chemi-schen Industrie« (Gibuci) ist eine gemeinsame Einrichtung der Chemie-Sozialpartner.

abfallrecht hautnahbad WiMpFen | Praxisbeispiele für Betriebsräte

die tarifkommission der papierindustrie berei-tete die tarifrunde 2013 vor.

»abfallrecht als standortfaktor« lautete das thema der gibuci-Veranstaltung.

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»nachhaltigkeitsevent« bei SCaMannheiM | Im Rah-men einer außeror-dentlichen Betriebsver-sammlung hat der Betriebsrat der SCA Hygiene Products (das Foto zeigt die Arbeits-gruppe) die Befra-gungsergebnisse des DGB-Index Gute Arbeit vorgestellt: Während am Standort Mannheim vier von fünf Beschäftig-ten den Sinngehalt ihrer Arbeit und die Kollegialität schätzen, gibt es noch großes Potenzial hinsichtlich eines leistungsge-rechten Einkommens, Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsplatz-sicherheit und Arbeitsintensität. Diese Schwachpunkte will der Betriebsrat nun angehen und im Sinne der Arbeitnehmer gestalten. Die Präsentation der Umfrage war Teil eines »SCA-Nachhaltigkeitsevents« mit einem prominenten Gast: Dr. Auma Obama, die Schwester von Barack Obama, stellte ihre Stiftung »Sauti Kuu« vor. Deren Ziel: Die Lebensbedin-gungen von Kindern in der Dritten Welt zu verbessern.

Pharmanetzwerk-treffenFinningen | Rund 20 Betriebsräte haben sich bei der vom Bezirk Ulm organisierten Pharmanetzwerk-Runde getroffen. Kollegen von Ratiopharm, Pfizer, Weleda, Boehringer und anderen Unternehmen haben gemeinsam mit dem Bezirks-team, Landesbezirksleiterin Catharina Clay und Oliver He-cker (IG-BCE-Hauptverwaltung) die Situation am Arzneimit-telmarkt ausführlich analysiert. Weitere Themen: Branchen-zuschläge und Demografiefonds II. »Wir wollen das Pharma-netzwerk zu einer Austausch- und Informationsplattform für die Betriebsräte der Branche entwickeln«, so Bezirksleiter Rainer Holland-Moritz. Das nächste Treffen ist Anfang 2013 am Biberacher Standort von Boehringer Ingelheim geplant.

Herbstfest der og Ladenburgladenburg | Unter dem Motto »Viva Espa-ña« feierte die Orts-gruppe Ladenburg ihr Herbstfest. Die Macher wollten damit Lebens-freude und Lebensstil der Südeuropäer ver-mitteln, aber auch solidarische Verbundenheit mit dem von der Finanzkrise schwer gebeutelten Land. Ein Ausdruck des-sen waren die gehissten Fahnen der spanischen Gewerk-schaften UGT Catalunya und der CCOO. Der Erlös der Tom-bola (725 Euro) ging an ein Kinderheim.

politik ins bild gesetztstuttgart | Ig-BCe-delegation im Wirtschaftministerium

Bezahlbare Ener- gie, die Fol- gen des »Wasser-Cents« und ei-nes möglichen Naturparks: Themen wie die-se haben Mit-glieder des Lan-desbezirksvor-stands und des Beirates Mitte Oktober in das Wirtschaftsmi-nisterium getra-gen. »Wir nutzen jede Gelegen-heit, um die Herausforderun- gen, die uns umtreiben, der Po-litik zu vermitteln«, so Landes-bezirksleiterin Catharina Clay.

Thema Nummer eins war eine verlässliche Versorgung mit bezahlbarer Energie. Den »Wasser-Cent« sehen die Ar-beitnehmervertreter als regio-nale Zusatzbelastung, die den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg gegenüber an-

deren Bundesländern zusätz-lich belastet. Hier schlagen die Betriebsräte vor, die Zu-satzabgabe mit der ohnehin erhobenen Abwasserabgabe zu verrechnen.

»Wir dürfen Wettbewerbs-fähigkeit und damit Standort-sicherheit der Betriebe im Land nicht gefährden«, stellte Clay fest. Dies gelte auch für einen Naturpark im Land, der zahlreiche Arbeitsplätze in der Papier erzeugenden In-dustrie riskiere. Ministerial-

direktor Rolf Schumacher, Ministerialdirigent Günther Leßnerkraus, Regierungsdi-rektorin Gabriele Maschke und Ministerialrat Dr. Joa-chim Wekerle sahen sich jedoch ebenso konfrontiert mit Sorgen um die Arbeits-plätze in der Automobilzulie-fererindustrie wie um die Aus- und Weiterbildung in Zeiten des demografischen Wandels.

»Wir be-danken uns bei den Ver-tretern des Ministeri-ums, dass sie mit uns die Sachpunkte aus erster

Hand diskutiert haben«, so Clay. Ihr Dank gilt auch den Kollegen Frank Gottselig und Horst Gönnheimer von SCA, Irmtraud Schneele-Schult-heiß von BASF Pigment, Hu-bert Pflumm von Gambro, Freddy Speth von Boehringer sowie den Bezirksleitern An-dreas Klose und Rainer Hol-land-Moritz.

n a M e n & n a c h r i c h t e n

Weitere Infos im Internet: www.bawue.igbce.de

bei einem gesprächstermin im Wirtschaftsminis-terium (Foto) hat eine delegation der ig bce die für sie wichtigsten punkte thematisiert.

»die Politik muss entscheidungen auf Industrie-verträglichkeit hin überprüfen.«

catharina clay Landesbezirksleiterin

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> vor ort Bayern

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Wechsel in nürnbergnürnberg | Sabrina Emrich verstärkt seit Oktober das Bezirksteam in Nürnberg. Bereits während des Studiums »Soziales Manage-ment« in Würzburg war die 25-Jährige in der politischen Jugendarbeit tätig. Nach der Aus-bildung zur Gewerkschaftssekretärin arbei-tete Emrich vier Monate im Bezirk Mainfran-ken, bevor sie nach Nürnberg wechselte. Gewerkschaftssekre-tär Herbert Krüger ging in die passive Phase der Altersteilzeit.

einer im »Club 2005«leinburg | »Ich versuche den neuen Kolle-gen zu vermitteln, dass sie bei mir stets an der richtigen Adresse sind«, sagt Erwin Neidiger. Das ist dem 54-jährigen Betriebsrat der Bolta Werke GmbH, einem der führenden Kunst-stoffgalvaniseure in Europa, immer wieder erfolgreich gelungen. Allein im vergangenen Jahr konnte der Industriekaufmann 50 Mitarbeiter zum Ein-tritt in die Gewerkschaft bewegen. Denn ein hoher Organisa-tionsgrad, weiß er, ist ausschlaggebend im Kampf um mehr Gerechtigkeit. Als der Familienvater 1994 in dem mittelfränki-schen Betrieb anfing, waren nur knappe 16 Prozent der Beleg-schaft Mitglieder. Bis heute konnte er den Anteil mehr als ver-doppeln. Dabei sind Geduld und ein langer Atem unerlässlich. »Vor Kurzem erst kam eine Kollegin zu mir, der ich vor zwei Jahren einen Flyer von uns in die Hand gedrückt habe«, er-zählt der engagierte Gewerk-schafter. Dem Franken sind aber auch die Leiharbeiter wichtig. »Die möchte ich ge-nauso im Boot haben, nicht nur das Stammpersonal«, betont er. Demnächst stehen Verhandlungen zum Haustarifvertrag an. »Da heißt es wieder anpacken und kämpfen, um das Beste für die Belegschaft herauszuschlagen«, weiß Erwin Neidiger.

Werberhitparade18 Aufnahmen: Betriebsrat der Firma Industriecenter Obern-burg; 12 Aufnahmen: Erich Klein (Sappi Fine Papier, Stock-stadt); 9 Aufnahmen: Norbert Schmehle (Hermann Koch, Coburg); 8 Aufnahmen: Claudia Conger (Scherer und Trier, Michelau); 7 Aufnahmen: Sebastian Barnickel (Heinz Glas, Tettau); 6 Aufnahmen: Manfred Höfler (Transfertex, Kleinost-heim), Hans-Jürgen Miedler (Zwiesel Kristallglas, Zwiesel), Klaus Moik (Knauf Gips, Iphofen), Elisabeth Williams (Reb-han Kunststoffverpackungen, Stockheim); 5 Aufnahmen: An-gelika Neppl (SMP, Neustadt), Waldemar Müller (IAC, Platt-ling), Ernst Zenk (BHS tabletop Bauscher, Weiden).

Abschluss Kunststoffmünchen | tarifergebnis bringt mehr Geld und entlastung

Mehr Geld in zwei Stu-fen und der Einstieg in altersgerechte Arbeits-zeiten, das ist das Tarif-ergebnis für die Be-schäftigten der baye-rischen Kunststoff ver-arbeitenden Industrie.

Löhne und Gehälter steigen ab 1. Dezem-ber um 3,2 Prozent; ab 1. Oktober 2013 werden sie um weitere 2,1 Prozent erhöht. Zusätzlich gab es im Novem-ber bereits eine Einmalzahlung von 70 Euro. Die Azubi-Vergü-tungen steigen ab Dezember um 25 Euro und ab Oktober 2013 um weitere 25 Euro. Au-ßerdem gibt es eine Einmal-zahlung von 30 Euro.

Weiterentwickelt wird der Demografietarifvertrag: Die Unternehmen stellen bis 2015 einen zusätzlichen Demogra-fiefonds zur Verfügung, dessen Höhe sich aus der Gesamtsum-me 500 Euro mal Anzahl der Vollzeitmitarbeiter errechnet. Der Fonds kann zum Beispiel

für Langzeitkonten, Altersteil-zeit oder lebensphasenorien-tierte Arbeitszeitgestaltung ver-wendet werden. Auch zeitliche Entlastungen, etwa für Schicht-arbeiter, können finanziert werden.

»Wir haben eine der wirt-schaftlichen Situation ange-messene Entgelterhöhung er-reicht«, so IG-BCE-Landesbe-zirksleiter Seppel Kraus. »Ich bin froh, dass wir mit diesen Regelungen etwas für unsere älteren Kollegen tun können.« Denn der neue Demografie- tarifvertrag eröffne jetzt in der Kunststoffindustrie neue tarif-politische Spielräume.

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erfolgreiche Kunstnacht

weiden | »Kunstge-nuss bis Mitternacht« heißt es bei der alljähr-lichen Kunstnacht in Weiden. Zum ersten Mal beteiligte sich auch der IG-BCE-Be-zirk Nordostbayern da- ran. Die Idee, die IG BCE dadurch mehr mit der Kunststoffin-dustrie in Verbindung zu bringen und gleichzeitig den Wiedererkennungsgrad mit dem Thema Kunst zu ver-binden, gelang bestens. Meh-rere 100 Besucher nutzten

die Gelegenheit im frisch re-novierten Gewerkschaftshaus, dem nächtlichen Kulturgenuss kombiniert mit kulinarischen Köstlichkeiten zu frönen.

erwin neidiger ist Mitglied im »Club 2005«, dem Forum für jahrelang erfolgreiche Werber im Landesbezirk.

Aktion zur Tarifverhandlung vor den werk-toren von Oechsler in Ansbach.

Auch betriebsrätin margit Forster (links)präsentiert ihre bilder bei der Kunstnacht.

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Frauenseminar mit StilpAlling | Kompetenz zeigen und sie auch ausstrahlen

Bei den IG-BCE-Frauenkonfe-renzen in den Bezirken dreht sich derzeit alles um das The-ma Chancengleichheit. »Mit Stil zum Ziel – Kompetenzen sichtbar machen«, unter die-sem Motto lud deshalb im Vorfeld das Bezirksfrauen- forum Altötting zu einem gut besuchten Seminar ein.

Denn Kompetenz allein ge-nügt nicht. Diese Erfahrung hatten viele der begeisterten 16 Teilnehmerinnen bereits ge-

macht. Es ist auch wichtig, sei-ne Kompetenz auszustrahlen. In praxisnahen Übungen zeig-te Referentin Ursula Wagner die Bedeutung der Körperspra-che, des ersten Eindrucks so-wie von Selbst- und Fremd-wahrnehmung.

Ergänzt wurde das Seminar mit einem Business-Knigge bei einem moderierten Abendes-sen. Dabei konnte in angeneh-mer Atmosphäre aufgefrischt oder vertieft werden, was im Geschäftsalltag gefordert wird.

»Es war ein anstrengendes, intensives und spannendes Se-minar«, so das Fazit von Be-zirkssekretärin Nathalie Müh-lenfeld und der Vorsitzenden des Frauenforums, Sylvia Stro-bel. Ein weiterer Erfolg: Einige Teilnehmerinnen signalisier-ten Interesse, sich bei der Be- zirksfrauenkonferenz zur Wahl zu stellen und ihre Kompeten-zen auch in das Frauenforum des Bezirks Altötting einzu-bringen.

europäische betriebsräte

münchen | Zur ersten Arbeitsta-gung haben sich Mitglieder in Euro- päischen Betriebs-räten (EBR) aus dem IG-BCE-Lan-desbezirk Bayern getroffen. Doris

Meißner aus der Hauptverwal-tung in Hannover informierte unter anderem über europa-rechtliche Änderungen und ihre möglichen Auswirkungen auf bestehende Gremien. Brei-ten Raum nahm auch der Erfahrungsaustausch unter- einander ein.

Ihr habt bereits gewählt. Warum hast du dich erneut aufstellen lassen?Mir ist es wichtig, bei Problemen helfen zu können und falls nötig zwischen azubis und ausbildern zu vermitteln. Ich möchte mich in allen Fragen für die azubis einsetzen. außerdem macht es mir Spaß, veranstaltungen wie den alljährlichen Soccer-Cup für azubis zu organisieren oder zum Kennenlernen für die neuen die beliebten Grillfeste und jetzt demnächst auch unsere Weihnachtsfeier.

Was konntest du in den vergangenen Jahren in deiner Funktion als JAV-Vorsitzende bereits erreichen?Das ist jetzt meine dritte amtszeit. anfangs war ich noch etwas unsicher. vor allem bei den Gesprächen mit Personal-chefs und Unternehmensleitung. aber inzwischen konnte ich genug erfahrung sammeln und mit der aufgabe wachsen. Zudem werden wir vom Betriebsrat total unter-stützt. Die Zusammenarbeit ist super. ein großer erfolg war, dass wir für unsere azubis die unbefristete Übernahme durchsetzen konnten. Lediglich während der Finanzkrise 2008/09 mussten wir eine Befristung hinnehmen.

Wie möchtest du dich weiter engagieren?Wir haben es noch nicht ganz geschafft, dass azubis aus allen Bereichen, vor allem auch aus der Logistik, in der Jav vertreten sind. Daran möchte ich weiterarbeiten. Momentan gilt es, Probleme mit der arbeitszeit zu regeln. Wir möchten das Zeitfenster zum aufbau der Gleitzeit bei den azubis einschränken. auch wenn manche das freiwillig machen, ist es nicht vernünftig, seine Kräfte zu überschätzen.

Die 22-jährige verfahrensmechani-kerin und erfolgreiche Kandidatin bei oechsler in ansbach zur Jav-Wahl.

Fragen an Julia Dorner3

die ig bce unterstütztauch nach der Wahl unterstützt die Gewerkschaft die arbeit der Javen – mit tarifverträgen, Kampagnen und Bildungsangeboten. Der tarifvertrag »Zukunft durch ausbildung« sichert beispielsweise in der chemischen Industrie von 2011 bis 2013 bundesweit 9000 ausbildungs-plätze pro Jahr. Mit der Kampagne »Unser einsatz für deine Übernahme« wird die IG-BCe-Jugend für das thema sensibilisiert. Damit die Javen in rechtsfragen gerüstet sind, werden Seminare angeboten. auch der erfahrungs-austausch mit »Javis« aus anderen Betrieben kommt nicht zu kurz: Sei es bei der jährlichen bayernweiten Jav-Konfe-renz oder in den Jugendausschüssen der IG-BCe-Bezirke.

Selbst ebr-mitglied, an ein- ladungen zu weiteren Treffen und informationen interessiert, aber noch nicht im Verteiler? dann bitte melden bei der ebr-Koordinatorin für bayern: [email protected]

erste Arbeitstagung der eu-betriebsräte.

Klare Sache: die ig-bce-Frauen sind »erfolgreich unterwegs«.

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> vor ort Hessen-tHüringen

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senioren auf reisendarmstadt | Mit drei Reisebussen fuh-ren 150 Seniorinnen und Senioren aus dem Bezirk Darmstadt auf Einladung der IG BCE in den Spessart. Erster Halt war das mittelal-terliche Städtchen Lohr am Main. Der Stadtrundgang machte hungrig, so ging die Fahrt weiter zum Mittagessen in einen Landgasthof. Gut ge-stärkt fuhren die Teilnehmer weiter durch den zum Teil schon bunt gefärbten Hochspessart ins historische Wertheim. Nach einer faszinierenden Stadtführung und einem gemütlichen Ausgang bei Kaffee und Kuchen folgte am späten Nachmittag die gut gelaunte Rückreise nach Darmstadt.

neuer vertrauenskörper bei K+swerra | Bei K+S Werra gibt es über 200 gewählte Vertrau-ensleute. Sie haben vor allem die Aufgabe, die Mitglieder der IG BCE vor Ort zu informieren und zu betreuen. Im Oktober wurden sie neu gewählt. Vorsitzender des 19-köpfigen Vor-standes wurde erneut der bisherige Vorsitzende Thomas Zierdt. Seine Stellvertreter sind André Bahn und Herbert Hildebrand.

Wege aus der staatsschuldenkrisewiesbaden | Fried-rich von Heusinger, Leiter der Vertretung des Landes Hessen bei der EU, berichtete vor dem Europakomitee Hessen, wo die EU im dritten Jahr der Staatsschuldenkrise steht. Wichtig sei, dass die Bankenaufsicht weiterentwickelt werde, hier gäbe es bereits konkrete Vorhaben. Zur Bankenaufsicht stellte der Europarat unter anderem fest: »Es bedarf einer klaren Tren-nung zwischen den geldpolitischen Aufgaben und den Auf-sichtsaufgaben der EZB.«

IG-BCE-Landesbezirksleiter Volker Weber, stellvertretender Vorsitzender des Europakomitees, teilt mit seinen Kollegen die Ansicht, dass die Demokratie in der EU weiterentwickelt werden müsse: »Es gibt in der EU zu viele Strukturen, die kei-ner demokratischen Kontrolle unterliegen. Demokratische Kontrolle und Rechenschaftspflicht sollten stets auf der Ebe-ne angesiedelt werden, auf der die Beschlüsse gefasst und umgesetzt werden.« Für Volker Weber ist die Krise auch eine Chance: »Alle Beteiligten haben gelernt, dass wir Europa rasch und konsequent stärken müssen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.«

Zukunftsrat für Hessenwiesbaden | Die ig BCe ist dabei

Volker Weber, Landesbe-zirksleiter der IG BCE Hes-sen-Thürin-gen, ist Mit-glied im neu gegründeten Wirtschafts- und Zukunfts-rat Hessen.

Dieses vom hessischen Wirtschafts-minister Flo-rian Rentsch berufene Exper-tengremium versteht sich als Impulsgeber. Ziel ist es, mög-lichst Trends und Entwicklun-gen in Hessen so frühzeitig zu erkennen, dass die Politik optimale Rahmenbedingungen setzen kann. Deshalb arbeitet auch Volker Weber in diesem Gremium mit.

»Wenn wir auch künftig noch auf den Weltmärkten mitspielen wollen«, so Vol-ker Weber, »brauchen wir in

Hessen eine leistungsfähige Infrastruktur und erstklas- sig ausgebildete Fachkräfte, die an gesunden Arbeits- plätzen zu fairen Entgelten beschäftigt werden. Unser Ziel ist es, die wirtschaft- lichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Hessen harmonisch zusammenzu-bringen.«

Das Gremium wird 2013 einen ersten Wirtschafts- und Zukunftsbericht vorlegen.

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Am 22. Oktober sprach der Landesbezirksfrauenausschuss intensiv über sozialpolitische Themen. Im Zentrum der von der Vorsitzenden Margot Diehl moderierten Diskussion stand die Frage: »Ist Altersarmut weib-lich?«

Da in Zukunft immer mehr Rentner von immer weniger Beitragszahlern finanziert wer-den müssen, wird das Niveau der klassischen Rente weiter absinken – trotz steigender Bei-träge. Vor allem Menschen, die nicht durchgehend beschäftigt

waren, werden im Alter von ih-rer Rente kaum leben können. Das betrifft in erster Linie Frauen. Die IG BCE hat gute Vorschläge erarbeitet, um diese Entwicklung aufzuhalten. Sie fordert eine Stärkung der Versi-cherungsverläufe durch Regu-lierung von Leiharbeit, Befris-tung, Teilzeit und Minijobs.

Die IG BCE wird das Prob-lem der Altersarmut offensiv angehen. Denn wir müssen heute dafür sorgen, dass wir im Alter ein menschenwürdiges Leben führen können.

rentendiskussionfrankfurt | ist Altersarmut weiblich?

der neu berufene wirtschafts- und Zukunftsrat Hessen hat seine arbeit aufgenommen.

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Pirelli sieht rotbreuberg | Aktionstag der ig BCe

»Gewerkschaft zum Erleben, Anfassen und Mitgestalten« war das Motto des Aktions- tages bei Pirel-li. An drei Stän-den im Betrieb konnten sich die Beschäftig-ten über die IG BCE informie-ren und dabei auch das Team des Bezirkes Darmstadt persönlich kennen-lernen.

Dabei kam es auch zu ganz konkreten Beratungen im Ar- beits- und Sozialrecht. Die Kol- legen beantworteten Fragen zu Arbeitszeugnissen, Tarif-verträgen, Arbeitsverträgen und Rentenansprüchen.

Mit vor Ort war die Grup- pe REDMAN aus Hannover. Sie begleitete den Rundgang durch die Büros der Verwal-tung und die einzelnen Pro-duktionshallen. Die rätselhaf-ten roten Gestalten sorgten für

kurzweilige Unterhaltung und manches Lächeln.

Zuvor hatten die Vertrauens-leute im Betrieb Fragebögen zu einer anonymen Umfrage über die IG BCE verteilt. Diese konnte man gegen ein kleines Geschenk an den Ständen der IG BCE abgeben. Ein Preis-ausschreiben rundete die Ver- anstaltung ab. Die Gewinner wurden zum Schluss im Be-triebsratsbüro gezogen, sodass die Betriebsräte in den folgen-den Tagen den glücklichen Gewinnern persönlich ihre Preise überreichen konnten.

Das haben wir verdientDie Weihnachtszeit ist die Zeit der Ruhe und der Rückbe-

sinnung. Man lehnt sich entspannt zurück und genießt die

Früchte eines arbeitsreichen Jahres. Und das ist auch gut so.

Denn schließlich haben wir bei uns in Deutschland trotz

regelmäßiger Krisenmeldungen ein stabiles Entgeltniveau.

Wenn wir den weihnachtlichen Gabentisch betrachten,

dann werden einige Geschenke ein unmittelbares Ergebnis

gewerkschaftlichen Engagements sein: Denn der Lohnzettel

Ende November enthält für viele Beschäftigte ein beson-

deres Bonbon – das Weihnachtsgeld. Rund die Hälfte der

Beschäftigten in Deutschland erhält eine Sonderzahlung

zum Fest.

Arbeitnehmer profitieren dabei eindeutig von einer Tarif-

bindung ihres Arbeitgebers. 71 Prozent der Beschäftigten,

die nach Tarifvertrag bezahlt werden, können sich auf

Weihnachtsgeld freuen. In der chemischen Industrie sind

das zum Beispiel laut Tarifvertrag 95 Prozent eines Mo-

natsentgelts.

»Ohne Gewerkschaft gäbe es kein Weihnachtsgeld.«

Das Weihnachtsgeld ist also kein Geschenk eines groß-

mütigen Arbeitgebers, sondern Ergebnis vieler Jahre ge-

werkschaftlichen Engagements. Ohne die IG BCE und ihre

Mitglieder, ohne harte Tarifverhandlungen, ohne Sozial-

partnerschaft auf Augenhöhe gäbe es heute weder Weih-

nachtsgeld noch andere Leistungen.

Übrigens steht das Weihnachtsgeld laut Tarifvertrag erst

einmal nur Gewerkschaftsmitgliedern zu. Die tarifgebun-

denen Arbeitgeber zahlen es jedoch allen Beschäftigten

aus. Es ist ihnen viel Geld wert, eine Mitgliedschaft in der

IG BCE nicht zu attraktiv erscheinen zu lassen.

Geld ist also offensichtlich genug da. Ein Grund für uns,

in Zukunft mehr Leistungen für die zu fordern, die den Tarif

erst möglich machen: unsere Mitglieder.

Z w i s C H e n r u f

Volker weberLandesbezirksleiter Hessen-Thü[email protected]

Die IG BCE Hessen-Thürin-gen bedankt sich bei allen Mitgliedern ganz herzlich für das Vertrauen und die Un-terstützung im vergangenen Jahr. Gemeinsam haben wir in Betrieben und Gesellschaft einiges bewegt.

Allen unseren Mitgliedern und Funktionären wünschen wir auf diesem Wege ein fröh-liches Fest und ein glück- liches und vor allem gesun-des neues Jahr 2013. Im Inte-

resse unserer Umwelt verzich-ten wir auch in diesem Jahr auf den Versand von Weih-nachtskarten. Den so einge-sparten Betrag haben wir an das Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden gespendet.

Das einzige Kinderhospiz in Hessen ist eine Herberge, die Schutz, Geborgenheit und Sicherheit gibt für Fami- lien, deren Kind lebensver-kürzend und unheilbar er-krankt ist.

die ig bCe hilftfrankfurt | Dank für ein gutes Jahr

beratung direkt vor ort im betrieb bietet das team der ig bCe darmstadt.

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Zu viel Verwaltunghamburg | Pharmaindustrie kämpft gegen regelungsflut

Niemand hat über Gesetze, Verordnun-gen und Reformen im Gesundheitswesen mehr einen Überblick. Selbst Dr. Oliver Scheel von der Frankfurter Unternehmensbera-tung A. T. Kearney sagt das von sich. Dabei hat sein Institut dazu 2011 eine Studie vorgelegt. Das Ergebnis empörte: 23 Prozent der Beiträge in der gesetzlichen Krankversiche-rung gingen in die Verwaltung, das sind gut 40 Milliarden Euro. 13 Milliarden davon seien überflüssig. Scheels Vor-trag über die »Kostenfalle Kom-plexität« leitete am 29. Oktober den Versuch von Pharmaun-ternehmern und Gewerkschaf-tern aus Norddeutschland ein, sich einen Überblick über Bü-rokratieabbau und Rechtsset-zung im Gesundheitswesen zu verschaffen.

Die Auflagen und Richtli- nien verursachen Verwaltungs-kosten, die der wirtschaft- lichen Entwicklung im Weg stehen, hatte eine Umfrage des Arbeitgeberverbands Chemie Nord unter mittelständischen Unternehmen im Oktober er-geben. Als Folge der Therapie-allergene-Verordnung habe

zum Beispiel Allergopharma in Reinbek seine Belegschaft um 40 auf 470 Stellen redu-ziert und die Entwicklung zweier neuer Produkte einge-stellt, berichtete Marketinglei-ter Dr. Lutz Lauenstein. Ge-meinsam mit dem Landesbe-zirk Nord der IG BCE forderte der Arbeitgeberverband die Bundesregierung auf, den Bü-rokratieabbau auf das Gesund-heitssystem auszudehnen.

Wolf-Michael Catenhusen, stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Normenkon-trollrats, nahm den Vorschlag der Sozialpartner auf. Sein Gremium prüfe den »Erfül-lungsaufwand« von Gesetzen und suche kostengünstigere Alternativen. Seit seiner Ein-richtung 2006 habe es 1450 Re-gelungsvorhaben der Bundes-regierung geprüft, darunter auch Vorschriften im Gesund-heitsbereich.

Das nächste Projekt des Rats bis zum Sommer 2013 sei die Vereinfachung von Prozessen in Arztpraxen, damit mehr Zeit für Behandlung bleibt. Wenn es gelingt, lasse sich »ein abgrenzbarer Sektor« bei den Arzneimittelherstellern identifizieren. Dafür kündigte der Hauptgeschäftsführer von ChemieNord Dr. Jochen Wil-kens einen Vorschlag an.

Gerechtigkeit durch SteuernsalZgitter | Über sozia-le Sicherheit und Gerech-tigkeit hat die Ortsgruppe Salzgitter-Gebhardshagen am 26. Oktober diskutiert. Das Gefühl der Gerechtig-keit sei Voraussetzung für demokratische Mitgestaltung, sagte der Ortsgruppenvorsit-zende Heinrich Hartwig. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hubertus Heil (Foto, links), hob die Vermögenssteuer als Instrument dazu hervor.

verdienstmedaille zum Abschiedwolfenbüttel | Mit der IG-BCE-Verdienstmedaille zeichnete Bezirkssekretär Thomas Bulang den ehe-maligen Vorsitzenden der Ortsgruppe Wolfenbüttel, Heinz-Dieter König (Foto, links), aus. Er habe »getan, was getan werden musste«, sagte König, der sich im Oktober aus dem Vorstand verabschiedete.

treue Jubilare ausgezeichnetkönigslutter | Für jahr-zehntelange Treue zur Ge-werkschaft ehrte Jörg Lie-bermann, Bezirksleiter der IG BCE Wolfenbüttel (Foto, links), 148 Mitglieder im Oktober bei einem Festakt in Königslutter. Einer der ältesten Jubilare gehört bereits seit 75 Jahren dazu.

rechte stehen nicht am randhannoVer | »Neonazis versuchen, von Strömun-gen aus der Mitte der Ge-sellschaft zu profitieren. Das müssen wir energisch bekämpfen.« Klare Worte von Sigrid Leuschner (Foto, Mitte), SPD-Abge-ordnete im niedersächsischen Landtag. Leuschner berich-tete bei dem traditionellen Grünkohlessen der Ortsgruppe Hannover-Süd vor rund 40 Mitgliedern vom Kampf gegen die mittlerweile verbotene Neonazi-Gruppierung »Besseres Hannover«.

n a m e n & n a C h r i C h t e n

Dr. lutz lauenstein

Diskutierten bürokratieabbau im gesund-heitssystem: Pharmabetriebsräte.

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teamgeist weht auf der ostseeneumünster | Bei einem Segel-törn von Kappeln nach Däne-mark haben neue Auszubildende in Schleswig-Holstein das Leben an Bord inklusive Navigation und Steuer (Foto) kennengelernt. Bei dem Wochenende unter dem Motto »Segel hissen und Team-geist entdecken!« lernten sie auch, dass Teamwork die Grundlage von Gewerkschaftsarbeit ist.

dank für lange Wegstreckeneumünster | Für bis zu 60 Jahre Gewerkschafts-engagement dankte der Vorsitzende der IG-BCE-Ortsgruppe Neumünster, Rolf Faust, am 8. Novem-ber 40 Mitgliedern, dar-unter die Jubilarin Hildegard Schulz (Foto). Die Landtags-abgeordnete Kirsten Eickhoff-Weber erinnerte an die historische Wegstrecke, die sie zurückgelegt haben.

vorträge für BeschäftigtealfelD | Das Duftstoff-unternehmen Symrise will künftig gemeinsam mit der IG BCE Veranstaltungen für die Beschäftigten an-bieten. Das wurde im Rah-men einer Sozialpartner-vereinbarung festgelegt. Den Auftakt machte Professor Ralph Bruder, Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft an der TU Darmstadt, mit einem Vortrag über gesunde Arbeitsgestal-tung. Er ging besonders auf psychische Belastungen ein.

dank für »goldenen« vorsitzendenbremen | Für 50 Jahre Gewerkschaftsarbeit dank-te der stellvertretende Lan-desbezirksleiter Dieter Schmidt im Oktober dem Vorsitzenden der Orts-gruppe Bremen, Manfred Siebert (Foto, rechts). Siebert, der die Ortsgruppe seit 1999 führt, zeichnete zahlreiche weitere Jubilare für langjährige Mitgliedschaft aus.

Zu wenig freizeitglinDe | Unmut über Schichtmodell bei Honeywell

Gleich zweimal haben mehr als 100 Schicht-arbeiter bei Honey-well in Glinde Ende Oktober vor dem Werktor (Foto) de-monstriert. Ihren Zorn hatte ein Vorschlag für ein »flexibles« Vier-schichtmodell des Ar-beitgebers erregt: Danach soll je nach Auftragslage kurz- fristig mal mehr, mal weniger gearbeitet werden; bei Voll-auslastung sogar sieben Tage hintereinander und nach zwei Tagen Freizeit bereits wieder.

»Die im Durchschnitt 50 Jah- re alten Schichtarbeiter wollen

nicht zum Spielball einer un-kontrollierbaren Auftragspla-nung gemacht werden«, er-klärt Betriebsrat Necmettin Pamuk. Außerdem wolle die Geschäftsführung bezahlte Freischichten und Pausen ab-schaffen. Sie habe die Ver-handlungen für gescheitert erklärt.

n a m e n & n a C h r i C h t e n

Mit Informationen und Ge-schenken haben die Gewerk-schaftssekretäre des Bezirks Schleswig-Holstein Anfang November ausgewählte Betrie-be besucht und Beschäftigte an ihren Arbeitsplätzen bera-ten. »Viele wollten wissen, wel-che Weiterbildungsmöglich-keiten die IG BCE ihnen bie-tet«, erzählt Marion Klapper (Foto, rechts), Vorsitzende des Betriebsrats beim Kunststoff-konzentrathersteller Clariant in Ahrensburg. »Außerdem ging es um den neuen Tarif-vertrag für Leiharbeiter. Das betrifft etwa 20 von den insge-samt 221 Beschäftigten hier.«

Die IG BCE wolle mit ihrer »Kompetenzoffensive« betriebliche Belange aufneh-men, erklärte Bezirksleiter Ralf Erkens. Marion Klapper hat sich über die zweitägigen

Gespräche gefreut: »Die Zu-sammenarbeit mit der Ge-werkschaft ist wichtig, Be-triebsräte können nicht alles allein machen.«

offensiv in betriebesChleswig-holstein | Gewerkschaft zeigt Kompetenz

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Geschenke fallen nicht vom Himmelberlin | Diese Plakate hängen ab sofort überall in den Betrie-ben der chemischen Industrie im Landesbezirk. 4,5 Prozent mehr pro Monat hatte die IG BCE beim Tarifabschluss Che-mie im Mai vereinbart. Das sind auch 4,5 Prozent mehr Jahresleistung! Mit diesem Hinweis macht die IG BCE klar: Mitgliedschaft lohnt sich!

Zusagen für Bayer Berlinberlin | Der Betriebsrat am Bayer-Standort Berlin und die IG BCE hatten eine Zukunftsvereinbarung gefordert. Nun wurde eine Gesamtbetriebsvereinbarung unterzeichnet, in der das Unternehmen Zusagen für Investitionen von weit mehr als 100 Millionen Euro am Standort Berlin macht und betriebsbedingte Kündigungen für die Beschäftigten der pharmazeutischen Entwicklung ausschließt.

Die Unternehmensleitung hatte Mitte September verkün-det, fast die gesamte pharmazeutische Entwicklung von Ber-lin weg verlagern zu wollen. Betriebsratsvorsitzender Yüksel Karaaslan: »Wir sind für die Gespräche dazu gut vorbereitet. Nach wie vor stellen wir den wirtschaftlichen Nutzen der ge-planten Verlagerung infrage.«

tarifergebnis bei e.dialogpotsdam | Der Ein-satz der Gewerk-schaftsmitglieder hat sich gelohnt: Die Be-schäftigten des E.ON-Dienstleisters e.dialog erhalten für ihre Ar-beit in Callcentern und im Service ab Januar 2,5 Prozent mehr Geld. Hinzu kommt eine Einmal-zahlung von 250 Euro im Dezember. Den Tarifabschluss mit einer Laufzeit von zwölf Monaten hat die Tarifkommission in einer zähen Verhandlungsrunde vereinbart. IG-BCE-Verhand-lungsführer Olaf Wernitz: »Die beiden letzten Tarifrunden haben gezeigt: Zukünftige Verhandlungen werden nicht leich-ter. Wer sein Einkommensniveau erhalten und entwickeln will, muss die IG BCE stärken.«

Zukunft gestalten berlin | Frauen- und Jugendkonferenzen in Nordost

Ist Führung eine Frage des Geschlechts? Wie kann die Gleichstellung von Frauen und Männern gelingen? Wel-che Perspektiven haben Aus-zubildende und Jugendliche und was brauchen sie für eine gute Zukunft?

Überall im Landesbezirk stellten sich von Ende Ok- tober an die Bezirksfrauen- und -jugendkonferenzen den für sie wichtigen gesellschaft- lichen und politischen Fragen.

Sie berichteten über ihre Ar-beit und wählten die neuen Bezirksfrauen- und Bezirks-jugendausschüsse, die in den nächsten vier Jahren die Ge-schicke ihrer Gruppen in den Bezirken leiten werden.

Den Anfang machte der Be-zirk Cottbus. Hier diskutierte die Jugend die Bedingungen für eine Zukunftsperspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Lausitz. Die Frauen beschäftigten sich mit der Vereinbarkeit von Be-ruf und Familie. Alle unter-schrieben sie die Charta der Gleichstellung der IG BCE.

Der »Brennpunkt Beruf und Pflege« stand in Leipzig im Mittelpunkt. In Berlin-Mark Brandenburg diskutierte unter anderem die DGB-Vorsitzen-de von Berlin-Brandenburg, Doro Zinke, über bessere Be-dingungen für den Aufstieg von Frauen in Führungsposi-tionen.

Das Landesbezirksprojekt »PFiFv« – Frauen in Führungs-verantwortung – spielte bei der Frauenkonferenz in Halle-Magdeburg eine zentrale Rol-le. Die Bezirksjugend widmete sich dem Thema Gute Ausbil-dung und machte eine Werk-

rundfahrt durch den Chemie-park Leuna.

In Dresden-Chemnitz ging es um Entwicklungen und Prognosen für Jugendliche und Frauen in der Region. Bei der Jugend in Berlin-Mark Brandenburg hieß es: »Jobs von morgen für Leute von heute! Attraktive Arbeitsbe-dingungen für Berufseinstei-ger nur mit uns.«

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Cottbus: Frauen und Jugend set-zen zur la-ola-Welle an.

leipzig: Wahl des neuen bezirks-frauenausschusses.

die bezirksfrauenkonferenz in berlin-mark brandenburg.

der neue bezirksjugendaus-schuss in dresden-Chemnitz.

Weitere Infos im Internet: www.mitgliedwerden.igbce.de

die ehrenamtlichen mitglieder der e.dia-log-tarifkommission.

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Erfolgreiche JAv-Wahlenberlin/sCHWarZHeide | »Es macht ein-fach Spaß – und es ist eben auch der Ehrgeiz da, was erreichen zu wollen«, sagt André Lorenczyk (Foto). Der gelernte Indus-triemechaniker wurde soeben bei der BASF Schwarzheide als Jugend- und Auszubilden-denvertreter wiedergewählt. Seit zwei Jahren ist er Vorsitzender und kümmert sich auch zukünftig gemein-sam mit vier weiteren Jugendvertretern um die knapp 150 Aus-zubildenden am Standort. Einer der Höhepunkte ihrer Arbeit sind die Jugendversammlungen zweimal im Jahr. »Einfach nur ein trockenes Thema bringen – das geht nicht«, sagte André, »wir bauen dann auch schon mal eine große Halle um und machen ein Spiel des Lebens.«

So wie in der BASF Schwarzheide wurden im Oktober und November mehr als 100 JAVs in Nordost neu gewählt. Der Landesbezirk gratuliert den neuen und wiedergewählten Jugend- und Auszubildendenvertretern und -vertreterinnen und wünscht ihnen viel Erfolg – und viel Spaß!

Aktiv im Betrieb und vor ortkagel-möllenHorst | Vertrauensleute und Ortsgruppen-vorstände gestalten unsere gewerkschaftliche Arbeit ganz ent-scheidend mit. Sie sind wich-tige Ansprech-partner vor Ort in den Betrieben und Regionen. Zum Auftakt der Amtszeit der neuen Vertrauens-leutekörper und Ortsgruppenvorstände lud der Landesbe-zirk Anfang November die Vorsitzenden zu einer Tagung ein, bei der es auch um die gewerkschaftliche Einflussnahme in Kommunalpolitik und Landesentwicklung ging.

Erstmals vertrauensleute gewähltkagel-möllenHorst | Beim Halbleiterhersteller Globalfoundries in Dres-den wurden im August und September erstmals Vertrauensleute gewählt. Etwa die Hälfte der 44 neuen Vertrauensleute nahmen Mitte Oktober an einem Seminar teil. Im Mittelpunkt standen ihre künftige Arbeit im Betrieb, die Zusammenarbeit von Vertrauensleuten, Betriebs-rat und Bezirk und die weitere Mitgliedergewinnung. Aktuell haben die Vertrauensleute ihren Vertrauenskörpervorstand gewählt. Mitte Dezember gibt es ein weiteres Seminar.

aktionstag gute arbeitteutsCHentHal | IG BCE mobilisiert Beschäftigte

Am europa-weiten indus-triAll-ETU-Ak-tionstag An-fang Oktober mobilisierte die IG BCE Halle-Magde- burg die knapp 100 Beschäf- tigten des Ver-satzbergwerks GTS Grube Teutschenthal. Die IG BCE will die Angleichung der Löhne und Gehälter zu einem ver-gleichbaren Unternehmen er-reichen, der Glückauf Sonders-hausen Entwicklungs- und Sa-nierungsgesellschaft mit Sitz in Thüringen.

»Uns trennen heute noch 15 Prozent Lohnunterschied – vor drei Jahren waren es bis zu 30 Prozent. In der aktuellen

Tarifrunde werden wir den Weg der weiteren Angleichung einfordern«, so Betriebsrats-vorsitzender Christian Bar-schel: »Wir haben mittlerweile einen Organisationsgrad von fast 70 Prozent – das hilft, un-sere Forderung durchzusetzen. Es ist gut, dass wir nicht alleine stehen, sondern auch in Brüs-sel zum Aktionstag um gute Arbeit gerungen wird.«

n a m e n & n a C H r i C H t e n

Ende Oktober haben die Mitglieder der Ta-rifkommission Papier Nordost in einer Klau-sur den Grundstein für die kommende Tarif-runde gelegt (Foto). Holger Nieden und Pe-ter Schuld aus der IG-BCE-Hauptverwaltung sorg-ten für die tarifpolitische und branchenspezifische Beglei-tung. Die Tarifrunde startet mit der ersten bundesweiten Tarifkommissionssitzung im Februar 2013.

Vom Ergebnis der Verhand-lungen werden zukünftig auch die Beschäftigten der Glatfel-ter Falkenhagen GmbH pro-

fitieren. Hier hat die IG BCE im Oktober die schrittweise Anbindung an die Flächen- tarifverträge der Papierindus-trie Ost ab dem 1. Juli 2013 vereinbart. Bis zum Jahr 2017 werden die wesentlichen Tarif- inhalte wie Vergütung, Ur-laubsdauer, Urlaub für Schicht-arbeiter und Arbeitszeit ange-passt.

papiertarifrunde 2013stendal | die Weichen sind gestellt

Vor dem Werkstor der gts grube teuschenthal.

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Natur, Kultur und Genusswalsum | Beim Fotowettbewerb der Sommeraktion »Gute Arbeit – Guter Urlaub« hat Torsten Nowicki von der Norske Skog GmbH einen der Hauptpreise gewonnen. Anlässlich der Konstituierung des Vertrauensleutekörpers bei Norske Skog überreichte Hans Reitzig vom Bezirk Duisburg einen der drei Hotelgutscheine »Natur, Kultur & Genuss« an Nowicki. Mit der Aktion wurde für die Kampagne »Gute Arbeit« geworben.

Gut integriertduisburg | Mit ei-nem Präsent be-dankte sich der Ar-beitskreis Migration beim Duisburger SPD-Oberbürger-meister Sören Link (Dritter von links), nach seinen ersten 100 Tagen im Amt. »Er legt«, so Arbeitskreis-Sprecher Seyit Cakir, »viel Wert auf Inte-gration, und das merken wir auch.«

Solidarität für Bombardieralsdorf | In einer Solidaritätsbotschaft an die Belegschaft von Bombardier Aachen hat die IG BCE ihre »Bestürzung und Entrüstung« darüber erklärt, dass der Standort geschlos-sen werden soll. »Als Belegschaft habt ihr in der Vergangen-heit mit finanziellen Opfern, aber auch mit Fleiß, Herzblut und Leidenschaft dazu beigetragen, den Standort zu stabili-sieren und zum Erfolg des Konzerns beigetragen. Das alles scheint nichts mehr wert zu sein!«, heißt es in dem Schrei-ben. »Wir hoffen, dass es zu einem Umdenken kommt: Faire, ergebnisoffene Gespräche statt einseitigen Kahlschlägen!«

top ten der Werber im oktoberPlatz 1: Joline Macek (56 geworbene Neumitglieder, Currenta Dormagen, Bezirk Köln-Bonn); Platz 2: Nicole Neubauer (48, Bayer AG, Chemiepark Dormagen, Köln-Bonn); Platz 3: Horst Ruoff (24, Continental Aachen, Alsdorf); Platz 4: André Bruckhaus (23, Bayer AG Uerdingen, Moers); Platz 5/6: Klaus Pilger (23, Bayer AG Uerdingen, Moers), Thomas Fritz (23, TMD Friction EsCo GmbH, Leverkusen); Platz 7: Matthias Dürbaum (16, RWE Power Hambach, Als-dorf); Platz 8: Ann-Christin Wolberg (14, Evonik Krefeld, Moers); Platz 9/10: Michele Agusta (13, Evonik Lülsdorf, Köln-Bonn), Jens Scheumer (13, Lanxess, Leverkusen).

innovative branchedüsseldorf | industriepolitischer dialog der iG BCe

Die Industrie ist Grundlage der wirt-schaftlichen Pros-perität in Deutsch-land. Das gilt auch für die Zukunft. Die IG BCE Nordrhein zog auf ihrem »In-dustriepolitischen Dialog« Ende Okto-ber das Fazit: Wir brauchen den kontinuierlichen Austausch mit der Landesregie-rung, um den Standort zu er-halten und zu sichern.

Gast war Landeswirtschafts-minister Garrelt Duin (SPD). Übereinstimmend stellten IG BCE und der Politiker fest, dass die Energiewende eines der Schwerpunktthemen für den Industriestandort Nord-rhein-Westfalen ist. Wie die Gewerkschaft hält auch Duin einen Masterplan für zwin-gend, der einen Energiemix aus erneuerbaren Energien und fossilen Brennstoffen be-rücksichtigt. Einigkeit herrsch-te ebenfalls darüber, dass die CO-Pipeline zwischen Dor-magen und Uerdingen gebaut werden muss.

Garrelt Duin will die Akzep-tanz der Industrie in NRW stär-ken und setzt deshalb auf den Dialog mit wichtigen ge- sellschaftspolitischen Akteuren und auf neue Beteiligungsfor-men der Bevölkerung. Dieser Ansatz des Ministers trifft bei der IG BCE auf große Zustimmung – zumal Duin auch unter-strich, dass die Förde-rung der Sozialpart-nerschaft und der sozialen Verantwor-tung der Unterneh-men unverzichtbar für die Stärkung der Realwirtschaft ist.

Für Gisela Seidel, Betriebs-ratsvorsitzende von Lanxess Dormagen, gehört dazu, dass die innovative Rolle der Che-mieindustrie bei der Entwick-lung neuer Werkstoffe und Verfahren und damit ihre tra-gende Rolle bei der Realisie-rung der Klimaschutzziele ge-stärkt und anerkannt werden muss. Für Klaus-Dieter Frese, Betriebsratsvorsitzender Oxea Oberhausen, stellt die hohe In-novationskraft der Branche si-cher, dass faire Einkommen erwirtschaftet werden, die zur Sicherung von Wohlstand und sozialer Sicherungssysteme unverzichtbar sind.

IG-BCE-Landesbezirksleiter Reiner Hoffmann setzt darauf, dass der Dialog fortgeführt wird: »Wir müssen gemeinsam weiter über den richtigen Weg diskutieren.« Dazu gehöre, miteinander abzuklären, was Politik einerseits und Gewerk-schaften andererseits unter »Fortschritt und Innovation verstehen«.

N a m e N & N a C H r i C H T e N

Weitere infos im internet: www.nordrhein.igbce.de

Weitere infos im internet: www.gutearbeit.igbce.de die ig bCe führt mit Politik und wirtschaft den dialog über die gestaltung der energiewende.

interessiert verfolgen Teilnehmer die ge-sprächsbeiträge.

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Party zum Berufsstartduisburg | Spaß und Spiel für Berufsan-fänger organi-sierte der Be-zirksjugend-ausschuss Duisburg der IG BCE im IG-BCE-Jugendtreff Walsum. Rund 60 Gäste aus unterschied- lichen Betrieben und Branchen konnte IG-BCE-Bezirksleiter Bodo Wilms im Jugendtreff Walsum begrüßen. Jugend- und Auszubildendenreferent Bulut Surat ist sich sicher, dass die Partygäste eine »lebendige, moderne und spannende Organi-sation« erlebt haben. Dies sei gerade im Vorfeld der Bezirks-jugenddelegiertenkonferenz wichtig, um die jungen Men-schen »für unsere Jugendarbeit zu gewinnen«.

Landtag besichtigtdüsseldorf | Rund 50 Mitglie-der der IG BCE Merkstein besuch-ten ihre Abgeord-nete im Düssel-dorfer Landtag. Eva-Maria Voigt-Küppers (SPD) diskutierte im Anschluss an die Führung durch den Landtag mit ihren Gästen. Sie freue sich über je-den Besuch, betonte die Abgeordnete, so werde die Arbeit der Politiker transparenter für die Bürgerinnen und Bürger.

Neuer vorsitzenderesseN | Bei der Tagung des Industriegrup-penausschus-ses Glas beim Behälterglas-hersteller Saint Gobain Oberland Mitte Oktober in Essen wurde ein neuer Vorsitzender für das Gremium gewählt. Die Arbeit von Gerd Schlossarek, der in den Ruhestand gegangen ist, wird künftig Norbert Mikulski (IG BCE Hannover, Industriegruppe Glas/Keramik) übernehmen. Im Rahmen der zweitägigen Sitzung informierte sich der Ausschuss nicht nur über die aktuelle Tarifsituation; diskutiert wurde auch über das geplante neue Ausbildungsprofil »Verfahrenstechniker Glas«. Eine Werk-besichtigung gehörte ebenfalls zum Programm (Foto).

frauen sind die ZukunftleverkuseN | iG BCe debattiert über Gleichstellung

»Was gut ist für die Frauen in einer Gesell-schaft, ist auch gut für die Gesellschaft insge-samt, sir wird mensch-licher«, so das Fazit von Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grü-nen), NRW-Ministerin für Schule und Weiter-bildung, auf der IG-BCE-Bezirksfrauen-konferenz in Leverkusen Ende Oktober. Löhrmann, stellver-tretende NRW-Ministerpräsi-dentin, berichtete im Dialog mit rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern über den Stand der Frauengleichstel-lung in Land und Bund.

Zu den drei Stellschrauben, die sie sieht, um die Situation der Frauen zu verbessern, ge-hören die individuelle Förde-rung und ein frühzeitiges An-gebot eines breiten Berufs-spektrums, eine bessere Ver-einbarkeit von Familie und Beruf und die aktive Förde-rung von Frauen in Führungs-positionen. Es gibt Erfolge, so die Ministerin: »Immerhin ha-ben wir in NRW zwei Frauen an der Regierungsspitze.« Ihre Kabinettschefin Hannelo-

re Kraft zitierte Löhrmann mit den Worten: »Wir werden nur dann zukunftsfähig sein, wenn wir endlich für die volle beruf-liche Gleichberechtigung von Frauen sorgen. Das heißt vor allem auch: In den Führungs- und Entscheidungsgremien brauchen wir künftig mehr Frauen.«

Für die Zukunft fordert sie mehr systematische Förderung von Mädchen. Der Girls’ Day ist ein schöner Ansatz, er reicht aber allein nicht aus, darin war sich die Ministerin mit den Ge-werkschaftsfrauen einig. Die IG BCE begrüßt das Schul- projekt von Bildungs- und Arbeitsministerium, das die geschlechtsspezifische Berufs-wahlorientierung systemati-scher als bisher thematisiert.

N a m e N & N a C H r i C H T e N

Am europaweiten Aktions- und Solidaritätstag des Euro-päischen Gewerkschaftsbun-des am 14. November unter dem Motto »Für Arbeit und Solidarität. Nein zur sozialen Spaltung in Europa!« haben sich der IG-BCE-Landesbe-zirksvorstand sowie die Euro-Betriebsräte von Evonik und

Bayer mit Solidaritätsadressen beteiligt. »Die Krise macht nicht an nationalen Grenzen halt. Wenn Arbeitnehmer-rechte europaweit geschwächt werden und die Nachfrage weiter einbricht, dann kommt sie früher oder später auch bei uns an«, heißt es in den Soli-daritätsbotschaften.

das gebot der stundedüsseldorf | Solidarität in europa

eine lebendige diskussion mit Nrw-bil-dungsministerin sylvia löhrmann.

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vor ort rheinland-Pfalz/Saarland>

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die letzte ÜbungEnsdorf | Ein letztes Mal nach dem Ende der Steinkohlenförde-rung führte die Betriebsfeuerwehr des Bergwerks Saar gemeinsam mit der freiwilligen Feuer-wehr eine Jahres-abschlussübung auf der Anlage Duhamel durch. Die Aufgabe: Ein Brand am Energiegebäude musste gelöscht, Verletzte mussten geborgen und bis zum Eintreffen des Rettungsdiens-tes versorgt werden. Die abschließende Manöverkritik ergab: Die Übung war erfolgreich.

AT-GehaltsstrukturLudwiGshAfEn | außertarifliche bei der iG BCe

Bis Mitte November führte die IG BCE bei der BASF eine Reihe ausgezeichnet besuchter Infoveranstaltungen für außer-tarifliche (»AT«-)Angestellte durch. Es ging um ein neues Gehaltssystem, das der Be-triebsrat und der Sprecher- ausschuss der leitenden An-gestellten mit der Unter- nehmensleitung ausgehandelt hatten.

Der Grund: Die Bezahlung der AT-Angestellten – darunter Chemiker, Ingenieure oder Marketingspezialisten – ist im Tarifvertrag nicht geregelt. Für sie ist der Betriebsrat zustän-dig, soweit es nicht um die viel kleinere Untergruppe der echten leitenden Angestellten geht. Alle 7000 AT-Angestell-

ten erhalten nun Anfang De-zember einen Brief, der den persönlichen Arbeitsplatz in das System der sieben neuen »Gehaltsbänder« einordnet.

Genau darum war es auch bei den IG-BCE-Veranstaltun-gen in den diversen Teilbe- trieben gegangen. Vor allem Thomas Peters, Verhandlungs-führer des Betriebsrats, hatte dort persönliche Detailfragen beantwortet und erläutert, welche Verbesserungen der Betriebsrat aufgrund seines Mitbestimmungsrechts durch-gesetzt hatte.

Die Betroffenen können sich weiterhin auch an die In-teressenvertretung der AT-Be-schäftigten in der IG BCE im Bezirk Ludwigshafen wenden.

n A M E n & n A C h r i C h T E n

LudwiGshAfEn | Viele Handwerker aus Industriebe-trieben müssen oft weit ent-fernte Standorte aufsuchen, nicht selten auch im Ausland. Solche Einsätze führen zu diversen kniffligen Rechtsfra-gen. Diese beantwortete der Bezirk Ludwigshafen jetzt auf

einer Veranstaltung für die Zielgruppe »technisch-hand-werkliche Berufe« (THB) mit-hilfe kompetenter Referenten. Einige praxisgerechte Ver- besserungsvorschläge stießen bei den anwesenden Unter- nehmensvertretern auf offene Ohren.

MAinz | Sie war erst 37 Jahre alt. Sie hatte vor vier Wochen ihre Tochter Clara Elisa zur Welt gebracht und befand sich im Mutterschutz. Doch in der Nacht vom 1. zum 2. November schied Angela Deußer, Gewerkschaftssekretärin beim Bezirk Mainz, völlig unerwartet aus dem Leben. Die Nachricht von ihrem Tod erschütterte ihre bisherigen Arbeitskolle-ginnen und -kollegen ebenso wie eine Vielzahl von IG-BCE-Mitgliedern und ihre Ansprechpartner in Unter- nehmen und Gewerkschaftsgremien. Der IG-BCE-Haupt-vorstand würdigte sie ebenso wie der Landesbezirk und der Bezirk als »eine engagierte Gewerkschafterin, die sich durch ihren Einsatz und ihr Engagement für die Belange unserer Mitglieder große Wertschätzung und Anerkennung erworben hat«.

LudwiGshAfEn | Ende Oktober, im Alter von 72 Jahren, verstarb Carmine Ferrara. Nach einem Abschluss an der tech-nischen Hochschule Neapel hatte er in Deutschland noch einmal ganz von vorne als Produktionsarbeiter bei der BASF angefangen, bildete sich fort zum Chemikanten, zum Opera-teur und schließlich zum Industriemeister. Sein Berufsweg, seine Integrationsarbeit und seine 30-jährige vollberufliche Tätigkeit als Betriebsrat verschafften ihm Anerkennung weit über die BASF hinaus. Rund zwei Jahrzehnte war er Bundes-vorsitzender der Berufsgruppe Meister in der IG BCE, Mit-glied im Bezirksvorstand und in der Tarifkommission sowie ehrenamtlicher Arbeitsrichter. Als ihn die Ludwigshafener 1999 in den Stadtrat wählten, machte ihn die SPD-Fraktion zu ihrem integrationspolitischen Sprecher.

n A C h r u f E

BAd KrEuznACh | Die Ge-werkschaftsmitglieder bei den Michelin Reifenwerken (rund 1500 Beschäftigte) haben ihre Vertrauensleute neu gewählt. Es kamen viele neue Gesichter hinzu. Jetzt sprachen die altgedienten und die neuen Vertrauens-leute bei einem gemeinsamen Wochenendseminar über ihre

Aufgaben und über geeignete Bildungsveranstaltungen der IG BCE.

wechselnde Einsatzorte

Michelin: Vertrauensleuteseminar

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der besondere dankMAinz/LAndAu/EisEnsTAdT | Gewerkschaftsmitglied zu sein, ist eine Haltung, die das Arbeitsleben vieler Menschen geprägt hat. Sie rückten zusammen und tausch-ten sich aus, wenn das Un- ternehmen Krisen erlebte, wenn Eigen-tümer, Ge- schäftsleitung oder Produktionsverfahren wechselten, wenn es bei Betriebs-ratswahlen um echte gewerkschaftliche Interessenvertretung ging, wenn über Tarifempfehlungen diskutiert und die Tarif-kommission gewählt wurde. Und vor allem hatten sie zusam-mengestanden und für tarifliche und betriebliche Verbesserun-gen gekämpft.

Für jemanden, der auf 25, 40, vielleicht 50 Jahre oder mehr Jahre als Gewerkschaftsmitglied zurückblickt, sind

Jubilareh-rungen emotional oft tief be-wegend, manch-mal auf-wühlend. Das ging den zwei

seit 60 Jahren zur Gewerkschaft gehörigen Jubilaren im Be-zirk Mainz (Foto ganz oben) nicht anders, als ihnen der Be-zirksvorsitzende Axel Baumann (Zweiter von links), der stellvertretende Landesbezirksleiter Michael Päckert (links) und der Bezirksleiter Walter Dörrich (rechts) Dank und An-erkennung aussprachen.

Genauso empfanden es die Jubilare der Ortsgruppen Landau (Bild Mitte) mit Bezirksleiter Dietmar Geuskens und in Eisenstadt (Foto unten). Sie nahmen ihre Urkunden und Würdigungen vom Vorsitzenden der Ortsgruppe und seinem Stellvertreter entgegen. Viele Jubilarehrungen betreffen noch aktiv tätige Beschäf-tigte. Sie finden des-halb häufig auch in den Betrieben statt, wo Vertrauensleute und aktive Mitge-werkschafter zu den ersten Gratulanten zählen.

Mit einem schmunzelnMAinz | Postkartenaktion im landesbezirk

Ob eine Arbeit- nehmerin oder ein Arbeitnehmer Ge-werkschaftsmitglied wird, entscheidet sich manchmal bin-nen Sekunden. Aber solchen Augenbli-cken geht bei dem Neumitglied fast immer eine Phase längerer Überlegungen oder Gespräche voraus. Wichtig für solche Gespräche ist, dass der Werber oder die Werberin einen Anknüpfungspunkt fin-det.

Eine große Hilfe ist da eine neue Serie von Image-Postkar-ten des Landesbezirks. Jede

Karte enthält eine Comic- Karikatur, die Anlass zum Schmunzeln gibt. Zum Bei-spiel so: Vater und Sohn strei-ten über ein höheres Taschen-geld. Sagt der Zwerg zum Al-ten: »Waaaaas? Nur 3,50 Euro? Wenn ich wie Du einen Tarif-vertrag hätte, sähe das aber an-ders aus!« (Foto ganz oben.) Jedes Motiv enthält unten neben dem IG-BCE-Emblem den Satz »Das hast Du davon.«

Zu der Serie gibt es insgesamt neun Motive. Seit An-fang November kann man sie auf der Homepage des

Landesbezirks unter www.rheinland-pfalz-saarland.igbce.de ansehen.

Zu den Themen gehört auch eine Karte für die jetzt abge-schlossenen Wahlen der Ju-gend- und Auszubildenden-vertreter (Foto links). Auf ei-nem anderen Motiv befasst

sich der Weih-nachtsmann mit dem Weihnachts-geld. Doch sein Knecht sagt ihm: »Das kann die IG BCE viel besser.« (Foto unten.)

Alle Karten ent-halten als weitere interessante Inno-

vation auf der Adressfeldseite einen sogenannten »QR-Code«. Wer die Kamera eines modernen Mobiltelefons auf das quadratische Feld richtet, erhält automatisch die Inter-netanschrift des Landesver-bands überspielt und kann sich hier weitere Informa- tionen holen.

n A M E n & n A C h r i C h T E n

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Eurobetriebsrätebochum | austausch über arbeitnehmerfragen

Mit der Arbeitstagung der Eurobetriebsräte hat der Lan-desbezirk Westfalen den Auf-takt für seine künftige Arbeit gelegt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich mit Doris Meißner (Zweite von links), Gewerkschafts- sekretärin im IG-BCE-Vor-standsbereich Betriebsverfas-sung/Mitbestimmung/Sozial-politik, über Neuerungen in den EU-Richtlinien informiert. Zugleich haben sie auch Er-fahrungen ausgetauscht. Heike Arndt (Mitte), stellvertretende Landesbezirksleiterin Westfa-len: »Wir müssen uns in den europäischen Betriebs- räten mehr vernetzen, vonei-nander lernen und uns über

wichtige Arbeitnehmerfragen austauschen. Um eine Daten-bank aufbauen zu können, bit-te ich die Betriebsratskollegin-nen und -kollegen mit einem Eurobetriebsratsmandat, sich bei uns zu melden ([email protected]). So können wir sie bei unserem nächsten Treffen mit berücksichtigen und einladen. Es hilft uns allen bei der zukünftigen Arbeit.«

Teamarbeit ist gefragt

schöppingEn | Unter dem Motto »Ortsgruppenarbeit = Teamarbeit« stand das Wo-chenendseminar der IG-BCE-Ortsgruppe Gelsenkirchen-Hassel-Süd in Schöppingen. Die Mitglieder der Ortsgrup-

pe bewiesen Teamgeist und erarbeiteten gemeinsam ein Konzept für die Aktivitäten im Jahr 2013. So ist unter ande-rem ein Besuch des Trainings-bergwerks in Recklinghausen geplant.

Mit welchen Problemen kommen Kolleginnen und Kollegen?es handelt sich um rechtsberatungen bis zu Klageverfah-ren. Darin erstreiten wir die rücknahmen von Kündigungen. streitfälle sind auch Zeugnisse, entgelte, Betriebsrenten, schwerbehinderungen, erwerbsminderungsrenten, Pflege-stufen, Berufserkrankungen und vieles mehr.

Was hat sich 2012 gegenüber den Vorjahren verändert?auffällig ist, dass die fälle der krankheitsbedingten Kün-digung und aufhebungsverträge zugenommen haben. Im Bereich der erwerbsminderungsrenten steigen die fälle mit psychischen erkrankungen. Zudem ist oft ist ein orthopädisches Gutachten allein nicht mehr ausreichend. Hintergrund ist hier mit sicherheit auch die Doppelbe-lastung vieler im Bereich Beruf und familie.

Was ist daran das juristisch Besondere?Die fälle liegen oft nicht allein im arbeitsrecht oder im sozialrecht, sondern in einer Kopplung aus beiden. so kann die erkrankung durch die arbeit verursacht sein. In solchen fällen kommt es immer wieder zu rechtsstreitigkeiten mit den Berufsgenossenschaften, damit solche erkrankungen als Berufskrankheiten anerkannt und entschädigt werden.

Kannst du uns ein Beispiel nennen?In diesem Jahr wurde ein Klageverfahren nach fast fünf-jähriger verfahrensdauer vor dem sozialgericht abge-schlossen. es hatte die anerkennung einer Berufskrank- heit von Bergleuten unter tage – eine sogenannte BK 4111 – zum Inhalt. Der Kollege bezieht nunmehr rückwirkend seit anfang 2004 eine Berufskrankheitenrente von über 1000 euro monatlich.

Dein Rat an unsere Mitglieder für das Jahr 2013?Die erfolge zeigen, dass sich das Kämpfen für sein recht lohnt. Hierbei stehen wir im rechtsschutz-regionalbüro Westfalen den Mitgliedern der IG BCe immer gerne zur seite!

auch 2012 haben viele Kolleginnen und Kollegen den Weg zum rechtsschutz-regionalbüro des landesbezirks Westfalen gefunden, um hier den kostenlosen rechts-schutz im Bereich arbeits- und sozialrecht in anspruch zu nehmen. allein etwa 2000 neue fälle wurden bis ende oktober aufgenommen und bearbeitet. fragen an recht-schutzsekretärin Birgit Biermann.

Fragen an Birgit Biermann5

marl | Im Rahmen seiner Zielgruppenarbeit »Blick in andere Betriebe« besuchte der IG-BCE-Tagschichtarbeitskreis die Anlage von Linde Gas im Chemiepark Marl. Bei dort rund 100 Produktionsbetrie-ben können die Teilnehmer beim Blick über den Zaun Informationen gewinnen, die für die eigene Arbeit gewinn-bringend eingesetzt werden können, so die Arbeitskreis-sprecher Adriane Fährmeister

und Peter Korte. Diesmal wurde unter der Führung von Wechselschichtmeister Walde-mar Brosch erst der Betrieb des Luftzerlegers erklärt, bevor es in die Anlage ging. Zum Ab-schluss konnten die Teilneh-mer eine praktische Anwen-dung mit einem Erzeugnis der Linde-Anlage hautnah miter-leben: Heiko Kenkmann vom Ausbildungsteam stellte für alle selbst gemachtes Speiseeis mit flüssigem Stickstoff her.

speiseeis mit stickstoff

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arbeit muss lohnengladbEck | aktion auf dem europaplatz

Der Europaplatz in Gladbeck stand unter dem Motto »Ar-beit muss sich lohnen«. Das IG-BCE-Regionalforum Glad-beck machte mit dem Kom-petenztag auf das Thema Leiharbeit aufmerksam. Das Problem: Viele Leiharbeit-nehmer arbeiten für einen Hungerlohn; zugleich neh-

men prekäre Beschäftigungen zu. Heike Arndt (Bildmitte), stellvertretende Landesbe-zirksleiterin Westfalen: »Alle wissen darum und diskutie-ren. Jetzt muss gehandelt werden. Wir diskutieren in Deutschland die wachsende Altersarmut, müssen aber da-für sorgen, dass im Erwerbs-leben keine Armut entsteht. Heute benötigen Hunderttau-sende während ihrer Erwerbs-biografie Unterstützung vom Staat oder der Familie. ›Arbeit muss sich lohnen‹ steht des-halb auch für die Würde des Menschen.«

Es war ein erfolgreiches Jahr 2012Wir im Landesbezirk Westfalen blicken auf eine Reihe wich-

tiger Meilensteine zurück, die uns 2012 beschäftigt haben.

Die Tarifrunde Chemie war gewiss eine der Wichtigsten. Es

ging nicht nur um eine deutliche Entgelterhöhung, sondern

auch um die Erweiterung des Tarifvertrages Demografie.

Ohne die starke Unterstützung unserer fünf Bezirke wären

wir sicherlich nicht so erfolgreich gewesen. Mit zahlreichen

Aktionen und der großen Demo vor dem Werkgelände des

Chemieparks Marl haben die Kolleginnen und Kollegen ihre

Entschlossenheit buchstäblich demonstriert.

Am 13. Mai haben die Wähler/-innen in NRW »Kraftvoll«

entschieden: Für eine weitere Legislaturperiode übernimmt

Rot/Grün die Regierungsverantwortung. Wir werden auch

diesmal die Arbeit der Landesregierung sehr aufmerksam

verfolgen und wenn nötig kritisch begleiten.

Ein Großprojekt, das unseren Landesbezirk intensiv be-

schäftigt, ist die Energiewende in Deutschland. Wir haben

als IG BCE stets betont, dass wir die Energiewende unterstüt-

zen. Die jedoch immer deutlicher werdende Konzeptions-

losigkeit der Bundesregierung darf aber nicht dazu führen,

dass Energie unbezahlbar wird und gleichzeitig Arbeitsplätze

unsicher werden. Deshalb fordern wir die Bundesregierung

auf, für sichere und bezahlbare Energie zu sorgen.

Zurzeit sind wir dabei, den 5. ordentlichen Gewerkschafts-

kongress vorzubreiten. Die Ortsgruppen- und Vertrauens-

leutewahlen sind weitestgehend abgeschlossen und die Vor-

bereitungen für die Bezirksdelegiertenkonferenzen laufen

auf Hochtouren. Das heißt: Der Landesbezirk und seine

Funktionäre machen ihre IG BCE fit für die Zukunft.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein erfolgreiches Jahr

liegt bald hinter uns. Vieles haben wir nur mit eurer Hilfe

erreichen können. Dafür meinen herzlichen Dank. Ich wün-

sche euch ein gutes Jahr 2013, schöne Feiertage und ein

herzliches Glückauf!

Z W i s c h E n r u F

kurT hayLandesbezirksleiter Westfalen

WEsTErFildE | Durch die Strukturveränderungen bei der Deutschen Steinkohle ver-ändern sich auch Strukturen in vielen Ortsgruppen. Des-halb schlossen sich die Orts-gruppe Westerfilde/Bodel-schwingh und die Ortsgruppe Jungferntal in einer Mitglie-derversammlung mit Vor-standswahlen zur Ortsgruppe

ortsgruppen haben fusioniert

Westerfilde/Bodelschwingh/Jungferntal mit 386 Mitglie-dern zusammen. Zum Vorsit-zenden gewählt wurde Walde-mar Luziga, zu seinem Stell-vertreter Harry Finkel, zum Kassierer Lothar Dörmann, zum Bildungsobmann Her-bert Bauch und Edwin Joubert und zur Schriftführerin Mar-tina Bauch.

marl | Nach sieben Jahren endet am 31. Dezember 2012 das Notprogramm im Ge-schäftsbereich Technik bei der Infracor GmbH. Ab nächsten Jahr arbeiten fast 850 Beschäf-tigte wieder in der 37,5-Stun-den-Woche. Darauf einigten sich Kurt Hay (Landesbezirks-leiter Westfalen), Karlheinz Auerhahn (Bezirksleiter Reck-linghausen), Dieter Peters (Betriebsratsvorsitzender) und

notprogramm bei infracor beendet

sein Stellvertreter Christian Bahn mit Unternehmensver-tretern des 100-prozentigen Tochterunternehmens von Evonik Industries in Marl. Bevor der Betriebsrat 2005 das »Notprogramm Technik« ge-meinsam mit der IG BCE, dem Arbeitgeberverband der Chemischen Industrie (BAVC) und der Infracor Geschäfts-leitung verabschiedete, stand der Bereich vor dem Aus.

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Aus allen Himmelsrichtungen folgten mehr als 120 langjäh-rige IG-BCE-Mitglieder der Einladung zur zentralen Jubi-larehrung des Bezirks Ulm. Bezirksleiter Rainer Holland-Moritz nutzte die Gelegen-heit, sich im festlichen Rah-men als neuer Bezirksleiter persönlich vorzustellen. Lan-desbezirksleiterin Catharina Clay schlug in ihrer Rede den Bogen über die Erfolge der vergangenen 60 Jahre Ge-werkschaftsarbeit bis hin zu den Problemen unserer Zeit wie Globalisierung, Energie-wende und prekäre Beschäf-tigung.

In ehrenvollem Rahmen, im Hotel Nestor in Ludwigsburg, fand die zentrale Jubilareh-rung des Bezirks Kornwest-heim statt. Bezirksleiter An-dreas Klose zeichnete 58 Jubi- lare für deren 25-, 40-, 50- und

60-jährige Mitgliedschaft in der IG BCE aus – und blickte dabei auf historische Errungenschaften wie die 37,5- beziehungsweise die 40-Stunden-Woche und das Bundesurlaubsgesetz (1962

mit noch 15 Tagen Mindest-urlaub) zurück. In seinem Grußwort ging der stellver-tretende Landesbezirksleiter Uwe Bruchmüller auf aktuelle politische Herausforderungen wie Standortsicherheit, Bil-

dung und Renteneintrittsalter ein. Doch auch Geselligkeit und Jux kamen nicht zu kurz: Spaßkellner Peter Jagusch amüsierte die Gäste mit Schabernack, Plauderei und viel Humor.

B e z i r k U l m : E h r u n g v o n 1 2 0 M i t g l i e d e r n

B e z i r k K o r n w e s t h e i m : 5 8 J u b i l a r e a u s g e z e i c h n e t

vor ort Baden-WürttemBerg>

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Anerkennung für jahrzehntelange Mitgliedschaft: Die Jubilare des Bezirks Kornwestheim mit Spaßkellner Peter Jagusch.

Es war ein festlicher, aber dennoch geselliger Abend in Ludwigsburg für knapp 120 Gäste.

Seit 25, 40, 50 und 60 Jahren (im Uhrzeigersinn von oben links) Gewerkschaftsmitglieder: die Jubilare im Bezirk Ulm.

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Ein besonderer Dank der IG-BCE-Ortsgruppe gilt für mehr als 50 Jahre aktive Mitarbeit in der Gewerkschaft Heinz Röhrich (Foto links), heute 82 Jahre alt. Seit 70 Jahren ist Leo Kocyan (Foto rechts) Mitglied der IG BCE beziehungs-weise ihrer Vorläuferorganisationen. Für 50 Jahre Gewerk-schaftsmitgliedschaft wurden Rudi Burbaum und Ernst Ge-rads geehrt, für 40 Jahre Erwin Frensch und Herbert Plum.

Im feierlichen Rahmen hat die Ortsgruppe Eschweiler-Mitte Ende September ihre Jubilare für langjährige Mit-gliedschaft in der IG BCE ge-ehrt. Seit 70 Jahren ist Eber-hart Eule Gewerkschaftsmit-glied, Josef Plum und Anton Collip seit 60 Jahren, Walter Moulen und Hans Rittmann seit 50 Jahren, Dietmar Fusari, Georg Hetmanczyk und Bernd-Josef Pütz seit 40 Jahren so-wie Heinz-Willi Christoph, Hans Federau und Adam Micygala seit 25 Jahren.

Bei der 60-Jahr-Feier der Ortsgruppe Voerde Ende September wurden auch die Jubilare für 25-, 40-, 50- und 60-jährige Mit-gliedschaft in der IG BCE und ihren Vorläuferorganisationen geehrt. Die Glückwünsche für 70 Jahre Mitgliedschaft nahm Willi Bluhm zu Hause entgegen (Foto rechts).

Leo Braun (auf dem Foto Sechster von links), viele Jahre Gesamtbe-triebsratsvorsitzen-der der Rheinbraun AG und Hauptvorstandsmitglied der IG Bergbau und Energie, wurde für 60 Jahre Gewerkschaftsmitgliedschaft geehrt.

O r t s g r u p p e Ü b a c h - P a l e n b e r g O r t s g r u p p e E s c h w e i l e r - M i t t e

O r t s g r u p p e Vo e r d e

O r t s g r u p p e I n d e n - L u c h e r b e r g

vor ort NordrheiN>

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Die Ortsgruppe ehrte ihre langjäh-rigen Mitglieder für 25-, 40-, 50- und 60-jährige Mit-gliedschaft. Hans Reitzig, Gewerk-schaftssekretär des Bezirks Duisburg, und der Vorsitzende der Ortsgruppe, Franz Eckl, dankten

den Jubilaren für ihre jahrzehnte-lange Treue zur Gewerkschafts-bewegung. Die Glückwünsche zu 75 Jahren Gewerkschafts- mitgliedschaft nahm Bernhard Paassen zu Hause entgegen. Am 12. September feierte der Jubilar seinen 90. Geburtstag.

O r t s g r u p p e O b e r h a u s e n - N o r d

Die IG-BCE-Ortsgruppenvor-sitzende Helga Grimmer hat Ende Oktober Heinz Emondts, Otto Maus und Friedrich Pieh-ler für 40 Jahre und Thomas Erdbrink für 25 Jahre Mitglied-schaft geehrt.

O r t s g r u p p e E s c h w e i l e r - S ü d

Insgesamt 22 Jubi-lare hat die Orts-gruppe für langjäh-rige Mitgliedschaft in einer Feierstun-de gewürdigt. Der Ortsgruppenvorsit-zende Reiner Bleck-mann hob in seiner Laudatio die Verdienste von Franz Schmid und Kurt Golland hervor, die beide schon seit 60 Jahren in der Gewerkschaft aktiv mitarbeiten. Seit 40 Jahren sind Gerhard Rademacher, Dieter Roll, Bernd Markus, Alfred Gutt und Ralf Gunther aktive Gewerkschafter, seit 25 Jahren ist Helmut Pahne dabei.

O r t s g r u p p e S t e r k r a d e - S ü d

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vor ort rheinland-Pfalz/Saarland>

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Lernen, Arbeiten, Feiern, ReisenmAinz | zwei typische Monate bei der iG-BCe-Jugend

Viele ernste Gründe sprechen dafür, bei der Gewerkschaft mitzumachen. Junge Men-schen aber profitieren ganz besonders von der IG-BCE- Jugend. Welche Vielfalt an An-geboten die IG BCE für junge Mitglieder bereithält, zeigt der Rückblick allein auf die beiden abgelaufenen Monate Oktober und November.

In den Betrieben waren sie geprägt von den Wahlen der Jugend- und Auszubildenden-vertreter (JAVen). Die ganz jungen Auszubildenden be-fanden sich dabei noch in der betrieblichen Orientierungs-phase und die älteren Azubis waren voll mit ihren Prüfungs-vorbereitungen beschäftigt.

Auch im Landesbezirk und den vier Bezirken Ludwigs- hafen, Mainz, Mittelrhein und Saarbrücken ging in den ver-gangenen zwei Monaten sehr viel ab, das die Jugend betraf.

Beispiel Ausbildung: Die IG-BCE-Jugend weiß, dass für vie-le Azubis die Prüfung im Be-reich Wirtschaft und Soziales (WiSo) eine besondere Hürde darstellt. »Für sie haben die Be-zirke im November zahlreiche Prüfungstrainings durchge-führt, und zwar exklusiv nur für IG-BCE-Mitglieder«, be-richtet der für Jugend zustän-dige Sekretär Malte Lückert.

Solche Trainings – gerade durch die Gewerkschaft – haben sich für die Abschluss-prüfungen seit Jahren be-währt. Sie vermitteln Know-how, Wissen und Selbstver-trauen. »Und sie bauen Prü-fungsstress ab«, weiß Malte Lückert. Was hier stressfrei ge-übt wurde ist, wie das Gelern-te »länger in der Birne« bleibt.

Sehr nützlich für junge Ar-beitnehmerinnen und Arbeit-nehmer waren im Oktober und November auch die Wo-chenendschulungen der Be-zirke Saarbrücken, Ludwigs-hafen und Mainz zu den JAV-Wahlen. Sie standen nicht nur offen für Kandidatinnen und Kandidaten, für Gewählte und Nachrücker oder für Jugend-vertrauensleute. Generell wa-ren interessierte junge Mitglie-der willkommen. Denn die prall gefüllte Tagesordnung war für alle von Nutzen, der

Stoff umfasste zum Beispiel auch das Erlernen von Team-fähigkeit und das Präsentieren einer Sache vor Zuhörern.

Blanke Lebensfreude und der Spaß am Verkleiden stan-den im Mittelpunkt mehrerer herrlicher Feten in Form von Oktoberfesten (so in Saar- brücken und Ludwigshafen) oder einer Halloween-Party bei Boehringer Ingelheim.

Einen Höhepunkt für Ju-gendliche bilden die gewerk-schaftlichen Bildungsfahrten, speziell die nach Berlin. Von ihnen wird meist noch lange erzählt. Das erfuhren 31 Azu-bis auf einer viertägigen Reise, die der Bezirk Mittelrhein gemeinsam mit »Arbeit & Leben« im Oktober angeboten hatte. Die jungen Gewerkschaf-terinnen und Gewerkschafter verlebten vier hoch spannende Tage. Sie durchstreiften Mi- nisteriums- und Bundestags-

gebäude inklusive Reichstag, zudem die SPD-Parteizentrale und sprachen mit politischen Praktikern.

Sie kamen hautnah mit der deutschen Geschichte in Be-rührung, inklusive ihrer dunk-len Seite, etwa bei der Besich-tigung des Holocaust-Mahn-mals und der Dokumentation des Naziterrors. Bei der Besich-tigung einer Moschee in Neu-kölln erlebten sie muslimisch- deutsche Minderheitenkultur. Und sie durchkämmten inte-ressante Stadtteile wie den »Prenzlauer Berg«. Das ein- zige, was ihnen bei Antritt der Rückreise fehlte, war Schlaf. Aber wer daraus folgert, dass die Jugendarbeit der IG BCE ermüdend ist, liegt schief.

mit Tricks gegen das Vergessen sinkt der Stress beim Lernen. Die iG BCE zeigt, wie’s funktioniert.

Das Foto aus der SPD-zentrale erinnert an vier quicklebendige Tage.

nur kurz verschnaufen bei der Schulung; dann aber viel zeit für Feten und Verkleidung.

iG-BCe-Jugend auf facebook: www.facebook.com/

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Zahlreiche Mitglieder der Ortsgruppe Kamen ehrte Lothar Wobedo, Bezirksleiter Hamm. Be- sonders ausgezeichnet wurden für 75 Jahre Mitgliedschaft: Bruno Achtabowski, Alfred Brandt, Heinz Schmidt und Paul Beher; für 70 Jahre Karl-Heinz Andres, Friedhelm Gebhardt, Karl Gretenkort, Bruno Paturay und Alfred Schmidt. Seit 65 Jahren dabei sind Helmut Jäger, Peter Beuse, Harry Neumann, Heinrich Lieder, Karl-Heinz Hartleif, Heinz-Günter Jung, Wolfgang Trost, Heinz Glatzer, Wilhelm Beuse, Heinrich Ferkau, Friedrich Budde, Ernst Knappert, Wilhelm Maidorn und Helmut Ehlert.

60-jährige Mitglieder sind Willi Bernhard, Herbert Daems, Hans-Dieter Denninghoff, Heinz Ehresmann, Friedhelm Evers, Friedhelm Florian, Ernst Gedaschke, Heinz Glaser, Ger-hard Gottwald, Hans Herwig, Hans Jäger, Bernhard Klosse, Alfred Krüger, Herbert Mann, Wilhelm Perrey, Werner Schön-feld, Karl-Heinz Schulze-Bramey, Fritz Schwarz, Adolf Spaen-hoff, Friedhelm Ullrich und Ernst Willutzki.

50 Mitgliedsjahre haben Günter Belau, Reinhard Breskewitz, Winfried Conradi, Werner Evers, Hans-Dieter Friedrich, Udo Hebgen, Karl-Heinz Heuser, Hans-Dieter Hunger, Gustav Klaas, Wolfgang Lachmann, Herbert Niederdellmann, Herbert Schilling, Heinrich Schoppohl, Manfred Simmel, Hans-Dieter Stark, Helmut Steinsiek, Vassilios Tsikouras, Lothar Weber, Werner Weitz, Günter Wiedemann und Ralf Zierke. Seit 40 Jahren Mitglied sind Muhammet Altuntas, Gerhard Aschhoff, Zeynel Baykan, Gerd Behrend, Dietmar Berendes, Klaus Berg-bauer, Ali Bilen, Hasan Birol, Peter Buchmeier, Hayrullah Coroz, Guenter Paul Dembski, Hans-Dieter Freitag, Werner Fröhlich, Klaus Grön, Gottfried Wolfgang Hanisch, Dietmar Hanke, Rainer Heinrich, Hans-Ulrich Huettemann, Udo Jung-blut, Bernd Kaupe, Hartmut Klieber, Necmi Koese, Rüdiger Lenz, Musa Okumus, Edeltraud Pech, Jutta Peter, Norbert Plunger, Max Sichert, Manfred Strohof, Mario Tiblas, Wolf-gang von der Heide, Günter Wiedemann und Norbert Zimehl.

Die Ortsgruppe Minden ehrte unter Leitung ihres Vorsitzen-den Rainer Strauch folgende Mitglieder für ihre 40-jährige Treue zur IG BCE: Friederich Barth, Willi Kiessling, Siegfried Schnurpfeil und Rainer Strauch.

A n g e s t e l l t e n - O r t s g r u p p e B W L i p p e O r t s g r u p p e K a m e n

Die Ortsgruppe Karnap ehrte ihre Jubilare im Beisein zahl-reicher Gäste, unter ihnen NRW-Justizminiser Thomas Kut-schaty. Festredner war IG-BCE-Landesbezirksleiter Kurt Hay. Arnold Walter wurde für seine 75-jährige Gewerkschaftstreue besonders geehrt; Willi Kuhn und Ewald Grewe für ihre 70-jährige Mitgliedschaft. Seit 60 Jahren dabei sind Hermann Broers und Günter Schneider. Auf ein halbes Jahrhundert in der Gewerkschaft blicken zurück: Eberhard Liso, Dieter Dombrowski, Egon Schlink und Werner Steeger. 40 Jahre da-bei ist Paul Wierbietzki.

O r t s g r u p p e K a r n a p

O r t s g r u p p e M i n d e n

vor ort Westfalen>

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51 Jubilare ehrte die Angestellten-Ortsgruppe BW Lippe (Fürst Leopold/Westerholt) auf ihrer Jubilarfeier in Dülmen. Ehrengast war Norbert Römer, der Vorsitzende der SPD-Frak-tion im Landtag NRW und frühere IG-BCE-Landesbezirks-leiter. Der frühere stellvertretende IG-BCE-Landesbezirks- leiter Jürgen Grunwald und der Ortsgruppenvorsitzende Siegfried Karthaus dankten Walter Kaminski, Helmut Rose und Heinrich Wiemhoff für ihre 70-jährige Mitgliedschaft. Den Kollegen Helmut Mlyned konnten sie sogar für 75-jäh-rige Gewerkschaftstreue auszeichnen und ihm und den an-deren die Urkunden persönlich überreichen.

Für ihre 60-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet wurden Siegfried Baumeister, Günter Bergemann, Wilhelm Diek, Egon Griller, Heinz Kiy, Ernst Krause, Werner Kunze, Josef Meer, Alfons Noll, Gerhard Rehberg, Hans-Josef Rosentreter, Josef Schild, Peter Wachtarz, Bernhard Watta und Georg Will. Seit 50 Jahren dabei sind Dietrich-Wilhelm Eichler, Otto Giera, Hans Herholz, Werner Köhler, Günter Mastalski, Hans-Jürgen Roslan und Alfred Siebert. 40 Jahre in der Gewerk-schaft sind Udo Bösekomm, Arno Eichholz, Rainer Franzen, Detlef Grzana, Klaus Hartwig, Fred Hoffmann, Thomas Klas-mann, Klaus Kobelt, Kurt Petersen, Angelika Schlüter, Marion Schmidt, Joachim Seifert, Adolf Telaar, Herbert Turski, Egon Verhülsdonk, Rainer Vering und Wilhelm Welker.

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> EinEr von uns

Blockflöten in der Mittagspause

ThoMas Kröber ist ein gefragter Mann. Er spielt Fagott – ein instrument, das nur wenige beherrschen.

er musste erst einmal Pause ma-chen, um seine große Leiden-schaft zu entdecken. Als Thomas

Kröber 2005 an einem anderen Standort seines Unternehmens envia TEL in der Nähe von Leipzig arbeitete, tat er sich mit drei Kollegen zusammen; sie trugen

in der Mittagspause für die anderen Mitarbeiter Weihnachtslieder vor. Krö-ber spielte damals Blockflöte – ein Ins-trument, das er schon in Kindertagen erlernte. Einer der Kollegen aber hatte ein Fagott. Und das gefiel Kröber sofort. »Ich wollte immer gerne ein großes Ins-trument spielen«, erzählt er. Als der Kol-lege einige Zeit später sein Fagott zur Reparatur brachte, fuhr Kröber mit, be-sichtigte die Manufaktur des Herstellers

in Markneukirchen. Und kaufte wenig später selbst so ein Instrument.

Fagott – nur wenige beherrschen es. Das Holzblasinstrument verfügt über 19 Tonlöcher und bis zu neun zusätzliche Löcher zur Verbesserung des Tons und der Spielbarkeit. Der Daumen der rech-

ten Hand ist dabei allein für vier Klap-pen, der Daumen der linken Hand sogar für bis zu neun Klappen zuständig.

Für Kröber ist Musizieren Entspan-nung. Der studierte Nachrichtentech- niker kümmert sich im Beruf um Stö-rungen im Netz des mehrheitlich zu RWE gehörenden Telekommunikations-anbieters envia TEL und ist dort Gesamt-betriebsratsvorsitzender. Thomas Kröber will nicht nur für sich spielen – er tritt mit

verschiedenen Ensembles auf. Und geht mit dem Instrument in die Grundschulen seiner Heimat, dem Erzgebirge. Sein Ar-beitgeber unterstützt diese ehrenamtliche Tätigkeit über das Programm »RWE Com-panius – Mitarbeiter vor Ort«: Die Firma übernahm den Druck von Unterrichts-materialien und stellte Kröber für den Be-such in den Schulen von der Arbeit frei. »Die Kinder hatten ein Fagott vorher bes-tenfalls auf einem Bild gesehen«, sagt er. Kröber zeigte ihnen das zerlegte Instru-ment und ließ sie raten, was das sein kön-ne. Dann baute er das Fagott vor ihren Augen zusammen und spielte etwas vor. Zum Schluss ließ er einige Schüler selbst auf dem Instrument blasen. »Es sollte viel mehr Fagottspieler geben«, findet er.

Wolfgang Lenders

»Ich wollte immer gerne ein großes Instrument spielen.«

Ein video mit einem Weihnachtslied, gespielt von Thomas Kröber, finden sie auf unserem Magazinblog: kompakt.igbce.de

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Wir streiken!<Tendenzen ArbeiTskAmpf

Leiharbeit und ausbeutung: das ist das Geschäftsmodell des Verpackungsherstellers neupack. knapp 200 beschäftigte kämpfen um einen Haustarifvertrag – und ihre Würde.

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> Tendenzen ArbeiTskAmpf

für Geld und WürdeMorgens ist es ungemütlich kalt

vor den Werktoren des Verpa-ckungsherstellers Neupack. Es

ist November, die Streikposten vor den vier Zufahrten im Hamburger Stadtteil Stellingen reiben sich die Hände und wärmen einander mit dem Gerücht, dass die Streikbrecher heute nicht kom-men sollen, vielleicht ist es ein erster Sieg. Aber dann fährt der Kleinbus mit 14 schon bekannten Gesichtern von ei-ner Leiharbeitsfirma doch an ihnen vor-bei auf den Hof. Er wird von Trillerpfei-

fen begleitet; aufhalten dürfen die Streikenden ihn zurzeit nicht, dafür hat ihr Arbeitgeber mit einer einstweiligen Verfügung gesorgt. Ein wenig Enttäu-schung steht in den Gesichtern, ver-mischt mit der Müdigkeit derer, die von der Nachtschicht noch da sind. Später erfahren sie, dass Neupack die Streikbre-cher übernommen hat.

Fast alle der knapp 200 Beschäftigten von Neupack in Hamburg und Roten-burg an der Wümme sind seit dem 1. November im Streik um einen Haus-

tarifvertrag. Ein ganzes Jahr lang haben die Betriebsräte gemeinsam mit der IG BCE versucht, die Geschäftsführung an den Verhandlungstisch zu bringen. Vor einem halben Jahr schien es schon ein-mal so weit zu sein. Doch jedes geplante Treffen wurde verschoben, die Beschäf-tigten vertröstet – mit der Gewerkschaft wollten die Eigentümer des Unterneh-mens gar nicht reden.

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nachtwache: Vor dem Werk in hamburg haben sich die streikenden auf einen langen arbeitskampf eingestellt.

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einen unbefristeten Erzwingungsstreik. Jetzt stehen Zelte und Generatoren vor den Werktoren, mittags wird Suppe ge-liefert und der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes hat in Stellingen die ersten zehn Nächte im Wohnwagen bei seinen Leuten verbracht, »falls was passiert«.

Seine Frau Sanyine streikt mit, sie ist seit 14 Jahren Packerin hier. Seit 10 Jah-ren arbeitet sie für 8,40 Euro in der Stunde, Lohnerhöhungen gab es nicht. »Wegen der Kinder arbeite ich jetzt nur noch 80 Stunden im Monat«, erzählt sie. Die Tochter ist sieben, der Sohn vier Jah-re alt: »Das bringt im Monat netto etwa 430 Euro, zusammen mit Murats Lohn kommen wir auf ungefähr 1700 Euro.« Das reicht nicht für Miete und Kinder-kleidung. »Meine Tochter fragt schon, warum wir nie Geld haben«, sagt die 37-Jährige. Sie streikt jetzt zwölf Stunden am Tag, um die Kinder kümmert sich zurzeit ihre Mutter. Am Wochenende bringt sie sie mit, damit sie den Vater mal sehen.

die niedrigen Löhne sind der Haupt-grund des Ausstands. »Beinahe die Hälf-te der Beschäftigten bekommt weniger als zwei Drittel des Tariflohns in der che-mischen Industrie«, erklärt Gewerk-schaftssekretär Rajko Pientka, der die Verhandlungen führt. Doch es geht nicht nur um Geld; es geht auch um die Be-handlung der Menschen. Für die gleiche Arbeit bekommen die einen 8,40 Euro pro Stunde und andere weniger als acht Euro – das spaltet die Belegschaft. Die Neuen bekommen zum Teil mehr Geld, aber weniger Urlaub. Wer krank ist, muss Abzüge vom Weihnachtsgeld hinneh-men. »Lohnerhöhungen bekommen im-mer nur einzelne«, berichtet Raimund Hartwig aus Rotenburg, »es ist ein Wür-felspiel.« Sein Betriebsratsvorsitzender Claus-Dieter Thiele spricht von unzu-mutbaren Arbeitsbedingungen in den Produktionshallen. Jetzt sollen auch noch die kurzen Pausen gestrichen werden, die es bisher nach zwei Stunden

Arbeit gab. »Dann müssen wir uns mel-den, wenn wir zur Toilette wollen«, sagt eine Kollegin mit Verbitterung in der Stimme.

MenschenVerachtend findet Hen-rike Rauber diesen Umgang. Die Ge-werkschaftssekretärin war dabei, als am ersten Streiktag in Rotenburg ein Ange-stellter einen Streikenden anfuhr. »Wir wollten mit ihm reden, aber er fuhr ein-fach weiter. Ich hatte das Gefühl, es war ihm egal.«

Inwieweit sich ein Verhandlungser-gebnis einst von den niedrigen Löhnen abheben wird, steht noch in den Ster-nen. Die Gewerkschaft fordert als Ein-stieg 82 Prozent des tariflichen Lohns und eine Struktur. Doch gegen die Er-niedrigung hat der Streik jetzt schon ge-holfen. »Die Leute wachsen daran«, sagt Rajko Pientka. »Es ist ihr Streik. Sie ent-scheiden selbst, welcher Schritt auf den Arbeitgeber zu gemacht wird, und sie or-ganisieren auch immer mehr selbst die Schichten und Aktionen.« An den Nach-mittagen kommt oft Besuch, da steigt auch die Stimmung: Betriebsräte aus an-deren Unternehmen, Ortsgruppenvor-stände unterbrechen ihre Sitzungen und sprechen den Streikenden Mut zu. Politi-ker aus Landtagen, Bundestag und sogar dem Europaparlament erklären ihre So-lidarität. Kulturelle Gruppen aus der Nachbarschaft texten Lieder und lesen Geschichten vor. Wenn es zu kalt wird, dreht jemand die Musik auf und fängt an zu tanzen – nur nicht zu laut, denn auch gegen die Musik läuft eine einstweilige Verfügung. »Wir brauchen breite Unter-stützung«, sagt Murat Günes, »es ist nicht mehr nur unser Kampf.« Wenn sie zu Weihnachten noch da sind, wollen sie vielleicht einen Tannenbaum kaufen.

Sigrid Thomsen

Aktuelle informationen im Web: facebook.com/tarif.neupack twitter.com/tarifigbcehh igbce.de

Vor dem Werk, im streikzelt, vor dem arbeitsgericht, in der hamburger innenstadt:

die beschäftigten halten fest zusammen.

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> TENDENZEN WEihNachTEN

Oh, du Feucht-Fröhl iche

KaraOKebar, Bowlingbahn oder Schnitzelparadies – die Weihnachtsfeier gehört in den meisten Betrieben zur Folklore. Zeit, um in lockerer atmosphäre mal ein bisschen Spaß zu haben. Oder sich unsterblich zu blamieren.

es ist zwei Uhr morgens, die be-schwipste Kollegin kichert wie ein Schulmädchen auf dem Abi-

Ball, in der Garderobe drehen sich drei schwankende Buchhalter einen Joint von der Größe eines mittleren Torpe-dos. Der Zimtpunsch ist seit Stunden alle, inzwischen ist man bei Doppel-korn und Wodka Lemon. Im Wechsel. Thorsten aus der Poststelle hat sich sei-ner Hose entledigt. Er tanzt eine Art Lambada zu »Griechischer Wein« von Udo Jürgens. Willkommen auf der Weihnachtsfeier.

70 Prozent aller Firmen in Deutsch-land richten Weihnachtsfeiern aus. Das heißt: 30 Millionen deutsche Arbeitneh-mer lassen im Advent im Kollegenkreis in »ungezwungener Atmosphäre« mehr oder weniger die Sau raus. Die Weih-nachtsfeier gehört in den meisten Unter-nehmen zur Betriebsfolklore. Kaum droht im Land der erste Schnee, tagt das Partykomitee. Bowling oder Karaoke? Schnitzelparadies oder Fusion-Cuisine? Längst wird nicht mehr nur in plüschi-gen Landgasthäusern gewichtelt. Firmen schicken ihre Leute in Indoor-Kletter-

gärten, auf einen Rhein-Raddampfer oder ins Stadion zum 1. FC Köln (»Se-hen Sie Fußball mit hohem Emotions-faktor, inklusive Überraschungsbesuch eines FC-Prominenten, ab 99 Euro«), um die Truppe zusammenzuschweißen.

In Firmen mit strengem Umgangscode soll die Party einen geschützten Raum schaffen, um sich mal locker zu machen. In Wahrheit gibt es nichts Zwanghafteres als »ungezwungene Atmosphäre«.

Zwischen adventsgestecK und Schlachteplatte droht ein Parcours der Peinlichkeiten. Darf ich mich zu den Alphatierchen stellen? Ist ein Minirock okay? Worüber reden wir? Darf ich die Meyer aus dem Controlling duzen? »Es ist ein Balanceakt«, sagt der Berliner Kar-riereberater Thomas Rübel. »Wie vermit-tele ich Nähe, ohne zu viel von mir zu verraten?« Für viele Firmenweihnachts-feiern gilt deshalb: Bis der Chef nach

1. vOrsicht vOr verbrüderung

duzen sie nicht wild herum. allzu schnell wird aus »Frau

schnorzenkötter-bindermann« unter dem einfluss von Mojito, weißwein und Jäger-meister die »bibi«. denken sie daran, dass sie dem drachen aus dem chefsekretariat am Montag wieder nüchtern begegnen müssen.

2. Kleiden sie sich geschMacKssicher

nicht jeder findet tigerenten-schlipse lustig. und das durch-

sichtige Minikleid ist auch keine gute idee. »bauchfrei-hirnfrei geht nicht«, sagt hans-Michael Klein, leiter der deutschen Knigge-akademie. »im Prinzip sollten sie so aussehen wie im büro.« bleiben sie also kleidungstechnisch im konsensfähigen bereich. es sei denn, die weihnachtsfeier ist eine beachparty. aber dann sind sie vielleicht in der falschen Firma.

3. Keine details, sie Plaudertasche!

die verlockung mag groß sein, der Praktikantin vor-

zujammern, dass sie in einer unglücklichen ehe feststecken, komischen hautausschlag haben oder eigentlich Jongleur werden wollten. lassen sie’s. reden sie über’s wetter.

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Oh, du Feucht-Fröhl iche

Hause geht, herrscht eine Stimmung wie auf einem nordkoreanischen Parteitag. Dann übernimmt Freund Alkohol und die kritische Phase beginnt. Immer dran denken: Fünf Caipirinhas und sechs Glühwein sind keine gute Basis für Gehaltsgespräche oder Kollegenschelte. Und niemand will sehen, was Sie im Bauchtanzkurs auf Fuerteventura gelernt haben. Großes Fettnäpfchen: der Kolle-genflirt. In Umfragen für T-Mobile oder

das Jobportal Monster.de wurden Tau-sende Arbeitnehmer zu ihren peinlichs-ten Weihnachtsfeierpannen befragt. Er-gebnis: 25 Prozent küssten jemanden, den sie tags drauf lieber nicht geküsst hätten. Und 10 Prozent schickten auf dem Nachhauseweg schwülstige Liebes-SMS an eine Kollegin. Nach der Ursache muss man nicht lange suchen: 50 Pro-zent gaben an, zu viel getrunken zu haben.

in Kleineren betrieben sind es nicht selten wehrlose Auszubildende, die mit der Organisation der Feier beauf-tragt werden. Andernorts nervt eine bas-telwütige Kollegin schon das ganze Jahr über mit infantilen Organisationsvor-schlägen für die Sause, die dann eher ei-nem Kindergeburtstag gleicht. Das Netz ist voll von angeblich »gemeinschafts-fördernden« Spielchen wie »Stille Post« oder »Ich packe meinen Koffer«. Da heißt es ernsthaft, man könne im Kolle-genkreis zum Beispiel »pantomimisch ein Weihnachtslied darstellen«. Das sei lustig. Der Verlierer müsse dann »laut wie ein Hahn krähen« oder »zwei Run-den durch den Saal hopsen«. Das wird ein Spaß.

Legendäre Adventsanekdoten liefert vor allem der Sport: Unvergessen die Weihnachtsfeier des FC Bayern Mün-chen 1999, bei der Franz Beckenbauer seiner Sekretärin ein Andenken mitgab, das neun Monate später auf den Namen Joel Maximilian hörte. Im Jahr darauf raunzte Beckenbauer dann Stefan Effen-berg an, weil der in Cowboystiefeln und Lederhose zur Bayern-Party er-schien. »Wenn ich zu einer Weihnachts-

feier gehe, trage ich Sakko, Hemd und Krawatte!« Effenberg reagierte patzig: »Das ist mir scheißegal.« Also denken Sie immer dran: Sie wollen auch in drei Stunden noch einen Job haben. Und eine Ehefrau. Und Kollegen, die Sie zu-mindest nicht hassen.

Weihnachtsfeiern sind kein Karriere-markt, keine Knutschparty und keine Gruppentherapie. Also fallen Sie nicht blöd auf wie Torwart Georg Koch, der vor Jahren auf der Adventssause des Ver-eins Titania Erkenschwick seine Zigarre mit einem 200-Mark-Schein anzündete und fremde Spielerfrauen anpöbelte. Oder wie Fußballer Marco Köller, der 1990 auf der Weihnachtsfeier des MSV Duisburg Geschäftsführer Dirk Keiper niederstreckte. Sein Vertrag wurde dann aufgelöst.

Die gute Nachricht: Weihnachtsfeiern sind betriebliche Veranstaltungen. Das heißt: Selbst wenn Sie sich bei der »Polo-naise Blankenese« die Haxen brechen, zahlt die Versicherung. Erst wenn der Chef nach Hause geht, endet der Unfall-schutz. Dann wird’s privat. Die meisten Chefs jedoch quatschen ja gern auch mal etwas länger.

der MOrgen danach. Die Nacht war kurz. Die drei aus der Buchhaltung ha-ben Augenringe. Das »Schulmädchen« hat sich krankgemeldet. Man spricht nur das Nötigste. Die Kaffeemaschine wird stumm umlagert. Mindestens drei Teil-zeitpärchen gehen sich auffällig aus dem Weg. Und seit acht Uhr heißt »der Kalle« aus der Personalabteilung auch wieder »Dr. Karlheinz Rehmeyer«. Bis zum nächsten Jahr. Imre Grimm

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4. werden sie nicht KörPerlich

wer bei google nach »weihnachtsfeier« sucht,

bekommt als treffer unter anderem »abschleppdienst«. das zeigt, wie groß die neigung ist, die Party als Flirtarena misszuverstehen. Finger weg von Kolle-ginnen oder Kollegen. sie sind dienstlich hier. Punkt.

5. bleiben sie angeZOgen

wir sind nicht am ballermann. außer Mantel, schal und

Mütze bleibt alles, wo es ist. sonst sehen sie sich morgen mit nichts als einer Micky-Maus-Kawatte und boxershorts bekleidet auf einem tisch tanzend bei Youtube wieder. das wollen sie nicht. das will auch ihr boss nicht.

6. halten sie sich ZurücK

Pflügen sie nicht durchs büffet, erzählen sie keine

dreckigen witze und machen sie keinen striptease. nicht alle finden es lustig, einem abgefüllten Kollegen mit edding »bier macht schön« auf die stirn zu schreiben. und behaupten sie auch im suff nicht, dass ihr chef ein arschloch ist. selbst, wenn‘s die wahrheit ist. gerichte haben eine Kündigung in solchen Fällen auch schon mal bestätigt.

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> TIPPS Pendler

Tag für Tag auf Achse

Der Morgen ist minutiös durchge-plant: Um 05:50 Uhr klingelt bei Karin Stöver in Hameln der We-

cker. Ein schneller Kaffee – viel Zeit zum Frühstücken hat sie nicht. Um 06:25 Uhr fährt sie mit dem Auto zum Bahnhof. Um 06:50 Uhr geht ihr Zug nach Han-nover, ein kurzer Fußmarsch und um 07:45 Uhr ist sie auf der Arbeit.

Karin Stöver macht diese Tour an fünf Tagen die Woche. Die 27-Jährige genießt es, in ihrem Heimatdorf zu wohnen, und trotzdem nicht auf einen guten Job in der Großstadt verzichten zu müssen. Trotzdem sagt sie: »An manchen Tagen

bin ich schon ganz schön kaputt.« Und damit ist sie nicht die Einzige. Ihre Prob-leme kennen viele, die täglich zur Arbeit pendeln.

Viele Arbeitgeber erwarten heutzu- tage ein hohes Maß an Mobilität. Um-ziehen oder Pendeln lauten oft die Al-ternativen für die Beschäftigten – wer Karriere machen will, muss das tägliche Hin und Her in Kauf nehmen. Aber nicht nur, wer eine Führungsposition hat, muss sich flexibel zeigen. Auch fehlende Arbeitsplätze oder hohe Im-mobilienpreise machen immer mehr Menschen zu Pendlern.

über 30 Millionen deutsche pendeln zur Arbeit. Oft auf Kosten von Privatleben und Gesundheit. das muss nicht sein.

So fAhren Sie AM

StreSS vorbei

Pendler hetzen von ort zu ort. Sie sind angespannt, haben Angst vor dem verschlafen, dem Stau, kurz: dem Zuspätkommen. Die innere Spannung äußert sich in Unruhe oder Zerschlagenheit. AUSDAUerSPort ist dann ein gutes ventil, um sich abzureagieren. Am besten eignen sich Joggen, radfahren oder Schwimmen.

Die sanfte tour: ProgreSSive MUSkelentSPAnnUng hilft, mental dem Stress zu entkommen. Dabei wird von den händen über den kopf bis zu den füßen eine körperregion nach der anderen ange- und wieder entspannt. (übungen unter http://bit.ly/tt5oXM)

vielleicht müssen Sie gar nicht selbst fahren? Auf www.pendlernetz.de finden Sie fAhrgeMeinSchAften.

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Das geht nicht spurlos an den Betrof-fenen vorüber. Zum Bahnhof hetzen, sich über verspätete Züge ärgern oder auf der Autobahn im Stau stehen – das stresst. »Viele Pendler klagen über Ma- gen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen und Schlafstörungen«, sagt Pendler- forscher Dr. Steffen Häfner. Auch psy-chische Erkrankungen träten häufig auf.

Um die gesundheitlichen Folgen täg-lichen Fahrens in den Griff zu bekom-men, rät der Experte, in der Freizeit zu Sport und Entspannung (siehe Kasten). Doch sollten die Wochenenden nicht zu voll gepackt werden. Denn Pendler müs-sen sich in der Freizeit noch stärker als andere Arbeitnehmer von den Strapazen der Woche erholen. Katrin Schreiter

für Pendler beginnt der Start in den tag oft unentspannt.

Pendler leiden besonders unter den hohen Spritkosten. Die ig bce fordert deshalb eine erhöhung der Pendlerpauschale auf 40 cent. Was halten Sie davon?

Stimmen Sie ab auf: www.igbce.de

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>TIPPS WeIhnachTSgeld

Schöne Bescherung

Nur jeder Zweite erhält Weihnachtsgeld. die jährliche Sonderzahlung ist beileibe keine Selbstverständlichkeit.

der Blick in die November-Ge-haltsabrechnung ist für viele Arbeitnehmer ein besonderer

Grund zur Freude. Mit ihrem Gehalt wird auch das Weihnachtsgeld über-wiesen – für die meisten längst lieb ge-wonnene Selbstverständlichkeit. Dabei ist das Weihnachtsgeld alles andere als selbstverständlich: Es gibt keine gesetz-liche Grundlage dafür. Einer aktuellen Studie zufolge kann tatsächlich nur je-der zweite Arbeitnehmer in Deutsch-land mit Weihnachtsgeld rechnen.

es ist alleiN das ergeBNis von Verhandlungen zwischen Gewerkschaf-ten und Arbeitgebern und wird von ihnen dann in entsprechenden Verein-barungen festgeschrieben. Mit anderen Worten: Ohne Gewerkschaften kein Weihnachtsgeld. »In Betrieben und Branchen mit niedrigem Organisations-grad fällt es dann auch entsprechend niedrig aus – wenn es überhaupt welches gibt«, betont Ansgar Claes, Jurist in der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht der IG BCE. Der Anspruch auf Weihnachts-geld beruhe ausschließlich auf Tarif- verträgen, Betriebsvereinbarungen, dem Arbeitsvertrag oder wiederholter freiwil-liger Leistung des Arbeitgebers – der so-genannten »betrieblichen Übung«, es sei denn, er behalte sich bei der Auszahlung die Freiwilligkeit und Widerruflichkeit ausdrücklich vor.

In diesem Jahr können mehr als sieben Millionen Arbeitnehmer mit ei-nem höheren Weihnachtsgeld rechnen – auch die der chemischen Industrie. »Wir haben in zahlreichen Branchen höhere Lohnabschlüsse. Das Weihnachtsgeld steigt, wenn es mit einem festen Prozent-satz an das Monatsentgelt gekoppelt ist«, sagt Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung. »Bislang wurden für das Jahr 2012 Tariferhöhungen von durchschnittlich 2,7 Prozent vereinbart«, so Bispinck. »Bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent bleibt im Schnitt ein kleines reales Plus von

0,7 Prozent beim Weihnachtsgeld.« Die Spanne der Weihnachtsgeld-Erhöhung reicht von plus 1,6 Prozent für die Kraftfahrer im privaten Verkehrsgewerbe in Nordrhein-Westfalen, 2,9 Prozent im Bankgewerbe und 3,5 Prozent im öf-fentlichen Dienst (Gemeinden) bis zu 4,3 Prozent in der Metallindustrie und an der Spitze 4,5 Prozent in der chemischen Industrie (West). In Unternehmen mit Tarifvertrag bekommen 70 Prozent der Mitarbeiter Weihnachtsgeld, in Firmen ohne Tarifvertrag sind es 42 Prozent.

iN vieleN BraNcheN ist das Weih-nachtsgeld vertraglich als fester Prozent-satz eines Monatseinkommens definiert. Die höchsten Werte gelten für die Be-schäftigten im Bankgewerbe, der Süß-

warenindustrie, der Druck- und der westdeutschen Chemieindustrie: 85 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens. Und: Hat das Unternehmen seit mindes-tens drei Jahren freiwillig ohne Bedin-gungen Weihnachtsgeld gezahlt, darf sich die Belegschaft freuen – das Ge-wohnheitsrecht bindet den Chef.

Wie viele Beschäftigte in Deutschland Weihnachtsgeld erhalten, lasse sich nicht genau beziffern, sagte Bispinck. Eine On-line-Umfrage unter 17 000 Beschäftigten ergab: 55 Prozent der Beschäftigten be-kommen Weihnachtsgeld. Gemessen an der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wären das laut Bispinck etwa 14 Millionen Arbeitnehmer. Anders betrachtet: Fast die Hälfte der Beschäftig-ten geht leer aus. Axel Schappei

Mit tarifvertrag fällt das Fest üppiger aus.

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Rente in Höhe von 115 Euro. Das gilt allerdings nur bei einem Versicherungs-einstieg vor dem 21. Dezember 2012. Danach gelten auch beim ChemiePen-sionsfonds für Neuverträge die Unisex-Regeln, die nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs eingeführt werden müssen. Wie hoch die Leistun-gen dann ausfallen, will der Fonds der-zeit »aus geschäftspolitischen Gründen« noch nicht bekanntgeben.

Klar ist aber: Für Männer werden die Leistungen bei neuen Verträgen künftig geringer ausfallen – für Frauen dagegen vermutlich etwas höher. Fazit: Männer, die bislang noch nicht beim Chemie-Pensionsfonds zugeschlagen haben, sollten sich also beeilen und noch vor dem 21. Dezember einen Vertrag ab-schließen. Denn für Altverträge ändere sich nichts, erklärt der Fondssprecher Karsten Eichner.

> TIPPS VerSIcherungen

Unisex- statt Bisex -Tarife

Frauen leben länger als Männer – im Durchschnitt jedenfalls. Das sagt die Statistik. Für Frauen ist

das erfreulich, für private Rentenver- sicherungen dagegen ein Risiko. In der Versicherungssprache nennt sich das »Langlebigkeitsrisiko«. Weil Frauen spä-ter sterben, müssen die Versicherer an sie länger Rente zahlen. Um dies auszu-gleichen, fallen die privaten Renten von Frauen bislang bei gleichen Beiträgen niedriger aus als die von Männern. Für Männer ist damit bisher der private oder betriebliche Rentenschutz billiger zu haben als für Frauen.

Beispiel chemiePensionsfonds

Der ChemiePensionsfonds steht allen Be-schäftigten offen, deren Arbeitgeber diese Förderung anbietet. Der Abschluss lohnt sich. Dafür sorgt ein sogenannter »Ent-

geltumwandlungsbetrag« von 478,57 Eu-ro pro Jahr, den die IG BCE vereinbart hat. Hinzu kommt noch eine Zulage vom Arbeitgeber über 134,98 Euro. Wer sich dieses Angebot entgehen lässt, ver-zichtet also jedes Jahr auf 613,55 Euro – und hat keinen Cent mehr in der Tasche.

Dieses Angebot rentiert sich deshalb für alle – bislang aber für Männer noch mehr als für Frauen. Wenn eine 40-jäh-rige Chemiebeschäftigte mit der Ver- sicherung am 1. Dezember 2012 be-ginnt und jährlich 613,55 Euro in den Fonds eingezahlt werden, ist für sie im Jahr 2037 – wenn sie 65 ist – eine mo-natliche Rente von 100 Euro möglich. Vorausgesetzt ist dabei eine durch-schnittliche Rendite des Fonds in Höhe von drei Prozent. Für einen Mann kommt der Beispielrechner des Che-miePensionsfonds unter den gleichen Voraussetzungen auf eine mögliche

Der 21. Dezember 2012 ist ein wichtiger Tag für Versicherungskunden. Von da ab gibt es bei privaten Versicherungen nur noch unisex-Tarife. Frauen und Männer zahlen dann bei neuen Versicherungsverträgen das gleiche – und bekommen die gleichen Leistungen.

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Unisex- statt Bisex -TarifeBeispiel risikolebensversicherungen

Anderes Beispiel: Risikolebensversiche-rung. Eine solche braucht zwar längst nicht jeder. Sollte in einer Familie aber der Hauptverdiener sterben – ganz gleich, ob Vater oder Mutter –, ist es für die Hinterbliebenen wichtig, über eine finanzielle Absicherung zu verfügen. Dies gilt besonders, wenn sich die Fami-lie per Kredit ein Haus oder eine Woh-nung gekauft hat.

Bislang sind Risikolebensversicherun-gen für Männer weit teurer als für Frauen, denn sie sterben im Schnitt früher. Hier schlägt deshalb das soge-nannte Risiko »Kurzlebigkeit« durch. Ab dem 21. Dezember kommen Männer deshalb durch die neue Mischkalkula- tion für Männer und Frauen bei fast allen Versicherern günstiger an eine Risikolebensversicherung.

Männer, die eine solche Versicherung benötigen, sollten diese deshalb erst nach dem 21. Dezember abschließen. Für Frauen kann es sich dagegen lohnen, vorher zuzugreifen.

Altverträge nicht kündigen

Für bereits bestehende Versicherungs-verträge ändert sich zunächst einmal gar nichts. Es bleibt bei den bisherigen Konditionen und Leistungen – jedenfalls so lange die Verträge nicht gravierend geändert werden. Einen bestehenden Vertrag zu kündigen und sogleich einen neuen abzuschließen, dürfte sich nur in Ausnahmefällen lohnen. Bei einer Risikolebensversicherung beispielsweise bezahlt man schon wegen des höheren Eintrittsalters mehr. Auch fallen bei ei-nem Neuvertrag erneut Abschlusskos-ten an. In jedem Fall sollte man sich vor einer Kündigung beraten lassen – etwa von einer Verbraucherberatungsstelle. Rolf Winkel

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risikolebensversicherung teurer billigerPrivate krankenversicherung etwas billiger deutlich teurerPrivate rentenversicherung billiger teurerBerufsunfähigkeitsversicherung etwas billiger etwas teurerkapitallebensversicherung etwas teurer etwas billigerkfz-Versicherung etwas teurer etwas billiger

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> Rätsel>

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schriftl. An-kündigung,Voranzeige(frz.)

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StockwerkLichtspiel-hausRoute überdas Meer

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Dichtung,Dicht-kunst

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Anzahlung

Telefonzu-behör (Abk.)

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Konfe-renz,Sitzung

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König (frz.)

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RufnameBrechts

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Autokz. v.AnsbachUrkunds-kanzlei

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Rhein-zufluss

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Durchgangim RennenobersteDachkante

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Geschäfts-leitung (Abk.)Kundgebung(Kurzwort)

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Geltung,Bedeutung

geziertesGehabe

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mittellos,bedürftig

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Hauptstadtd. Maledivenält. Bibel-teil (Abk.)

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Gut gesprungenWer auch nach Silvester »Din-ner for One«, den Fernseh-klassiker mit der allein dinnie-renden Miss Sophie und ihrem Butler James sehen will, sollte in diesem Monat besonders gut rätseln. Denn 40 kom-pakt-Leser, die uns die rich-tige Lösung schicken, können ein »Dinner-for-One«-Set mit DVD und einer Flasche Weißwein gewinnen. Wir emp-

fehlen, nach Genuss derselbigen nicht mehr über Tigerköpfe zu springen. Als Hauptgewinn kön-nen sich zehn Leser außerdem über einen Cheruskerkorb mit allerlei Leckereien freuen.

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Glück & Glosse

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Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der sich mit dem drohenden Weltunter-gang beschäftigt. Bitte die lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. einsendeschluss ist der 14. Dezember 2012 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

Bei DeR VeRlosunG DeR PReise unter den ein-sendern richtiger lösungen fielen die zehn Haupt-gewinne – ein smartphone i9070 Galaxy s Advance von samsung – an:Dietmar Weber, Wittgert; uwe schlierkämper, Bot-trop; Heide Winterkorn, ludwigshafen; Bernd kühn, Hoyerswerda; selim Aktas, Bietigheim-Bissingen; Mario Franke, Roßdorf; Dagmar nordenholt, els-fleth; ulrich leineweber, Helmstedt; Petra Putz, Altötting; Gabriele Borgs, Berlin.

Je ein BucH »Verachtung« von Jussi Adler olsen erhalten: karl-Heinz Jördens, Grünenplan; Matthias schulze, Bad Dürrenberg; Brunhilde Fischer, Wald-heim; Jürgen Wendt, Haldensleben; Franz Bieser, lautenbach; Monika Bubat, Bad Münder; Rudi Ditt-mar, laatzen; Michael lesniakowski, Weiden; Gerd Wippel, lambsheim; Helmut limp, köln; Peter nolte, Altenburg; Horst labetzsch, torgau; kurt Bourquin, Fußgönheim; Herbert Wasserzier, Weißenfels; Heinz Zimmermann, Gladbeck; Heidelore napp, Bremen; Arnold Peter Marx, titz-Rödlingen; susanne suchoruk, Aschaffenburg; siegfried kandt, cottbus; ludger Bergmann, Waltrop; Florian Götz, Memmels-dorf; Gerhard Hawrannek, Memmingen; kerstin Markwardt, linkenheim-Hochstetten; sigrid letten-bichler, Baienfurt; Wolfram Mertens, Wuppertal; Rita Bernhardt, cottbus; irmgard keppeler, Bergisch Gladbach; Ralf konz, illingen; christian Gessinger, klausen; sandra Armbruster, Waldkirch; Hendrik schmidt, niederfüllbach; Michael storch, Forst; Rainer sedlacek, Aalen; ignaz Wimmer, Winhöring; klaus Meißner, kamen; norbert spielmann, Wein-heim; Werner schmitt, lebach; John Gilson, Berlin; stephan klein, Dormagen; siegfried koch, erfurt.

Ach, Weihnachten. Du Absatzbe-schleuniger jämmerlichen Glühweins, du Rettungsschirm darbender Studen-ten, du Schutz und Schild unverschul-det in Not geratener Badezusatzfabri-ken und Teedosenweltkonzerne.

Dank dir haben studentische Neben-erwerbsweihnachtsmänner an einem Tag mehr Auftritte als Peer Steinbrück in sechs Monaten (»Er kommt, bekifft, bela-ha-ha-den . . .«).

Dank dir darf ein überschätztes Wolfsmilchgewächs namens Weih-nachtsstern sich vier Wochen lang auf-führen, als sei es mehr als der David Garrett unter den Topfpflanzen.

Dank dir sind die seligen Tage im Kreise der Liebsten Jahr für Jahr zum Keifen nah.

Dich feiert man alle Jahre wieder in Dessousgeschäften (»alle Ware Mie-der«), in Swingerklubs (»alle Paare

bieder«), in Friseursalons (»alle Haare nieder«) und in Seniorenresidenzen (»alle starren Glieder«).

Dank dir glaubt die globale Speku-latiusmafia, »Aufpreiset die Tage« sei eine kirchlich sanktionierte Aufforde-rung zur Süßwarenverteuerung (daher auch der Ausdruck: »Weihnachten – das Fest der Diebe«).

Dank dir singt Onkel Horst nach dem Raclette auf dem Balkon selig schwankend: »Maria durch ein Dorn-kaat ging . . .«

Du lässt Kinderaugen und Onkel-nasen leuchten, du lässt Fünfjährige und Martinshörner heulen.

Und nur dank dir gelingt Männern Übermenschliches: mit nur sechs Rol-len Geschenkpapier und neun Rollen Tesafilm eine DVD einzupacken.

Schöne Adventszeit!Imre Grimm

GRiMMs MäRCHen

V M E S B R A AA U G E N A R Z T U M B I L D E N

L A R T O B E R E I A L I B IS T R O L C H G E G E N D C E S

R N A H K U E F A A H NR A D A U R I V E L D E U T E RS M S F R U E H N A E S S E O

A L O E M W S T K L A R R HR Z N I S A R

E I L E S T A UK N A L L S T U P S

B O E R E EB O T E B A I R

C A R S L E V IB L A S E P A R E O

A N T I S R EU N T A T S O S O K U R S

C U E B U N G T O S K A N AF E L D I D E E A M O R A T P

O E R E C A R E U H U AT E D I N S E K T G A G E B N

G E L A E U T O V A L R E E SG R O S M A G M A L O U V R E

C E N T N O T A R U E H M A N N

Lösung: PRAESIDENTSCHAFTSWAHLEN

Lösung November 2012: PraesideNtschaftswahLeN

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Hätten sie's gewusst? Hansi Fleischer war 1954 im krippenspiel von st. stephan in kleinheubach das christkind!

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Page 60: kompakt Dezember 2012

42 | kompakt | Dezember 2012

> Mein ArbeitsplAtz

Die nase im Wind» Man denkt immer, Hafenmeister

haben einen angenehmen Ar-beitsplatz: Sie sind viel draußen

an der frischen Luft. Aber ein Großteil meiner Arbeit besteht aus Statistik und Planung: Welches Schiff wann entladen wird und welches wann beladen wird. Ich telefoniere mit Reedereien, Schif-

fern, Betrieben und Gesellschaften, um zu klären, wann die Schiffe bei uns einlaufen und wann sie wieder aus- laufen können.

Ich sorge dafür, dass die ADN, die Ver-ordnung über die Beförderung gefähr- licher Güter auf Binnenwasserstraßen, eingehalten wird, achte darauf, dass die Schiffe keine undichten Stellen haben

und überprüfe mithilfe der Liefer- papiere, ob das Gewicht der Schiffe stimmt. So lässt sich klären, dass sie auf dem Weg nichts verloren haben.

Die Schiffe, die hier im Chemiepark anlegen, transportieren Flüssiggase und Chemikalien, da ist natürlich besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit gefragt.

Wir Mitarbeiter passen auf, außerdem kontrolliert eine besondere Kamera für die Dauer des Umschlags, dass alles nach Plan verläuft. Wenn doch mal eine Chemikalie austreten sollte, können wir das Hafenbecken sperren. Das war bis-her aber noch nicht nötig.

Hafenmeister bin ich seit 2008. Ange-fangen habe ich 2004 als Chemikant im

Hafenbetrieb. Parallel dazu bin ich auf die Abendschule gegangen und habe mich zum Chemietechniker ausbilden lassen. Zusätzlich zu zwölf Stunden Wechselschicht war das hart. 2008 habe ich mich dann auf die Hafenmeister- stelle beworben: wegen des Geldes und weil mir die Wechselschicht schwer fiel.

Ich mag an meinem Beruf, dass kein Tag wie der andere ist. Ich treffe viele Leute, die Besatzungsmitglieder der Schiffe kommen aus aller Welt. Das macht meinen Job interes-sant und vielseitig.

Aufgezeichnet von Julia Osterwald

Herr der Schiffe: An Hafenmeister Philipp Kopke kommt keines vorbei.

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Hafenmeister sind für die Schiffsbewegung, die Sicherheit, insbesondere beim Umschlag gefährlicher Güter, sowie die nautische Verwaltung von Häfen zuständig. Mehr Berufsporträts auf: www.igbce.de

»Mein Job ist vielseitig. Ich treffe Leute, die aus der ganzen Welt kommen.« «

PHiliPP KoPKe (31) ist Hafenmeister im Chemiepark Marl.

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Wir wünschen frohe Weihnachtenund ein gutes neues Jahr 2013.

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