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Marion Küstenmacher / Hildegard Louis MYSTIK FÜR KINDER

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Marion Küstenmacher / Hildegard Louis

MYSTIK F Ü R

KINDER

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Mar ion Küs t enmache r / H i l d ega rd Lou i s

MYSTIK FÜR

KINDERKreative Anregungen und Übungen◆ für Kindergarten ◆ Schule ◆ Gottesdienst

◆ Freizeit und Familie ◆

Mit einem Vorwort von Franz Kett

Kösel

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FÜR FELIX, JONA, JANINA,FLORIAN, SIMON, LUKAS UND SOPHIA

2. Auflage 2005© 2004 by Kösel-Verlag GmbH & Co., MünchenPrinted in Germany. Alle Rechte vorbehaltenDruck und Bindung: Kösel, KrugzellZeichnungen: Werner Tiki Küstenmacher, GröbenzellUmschlag: Elisabeth Petersen, MünchenUmschlagmotiv: Ursula Markus, ZürichISBN 3-466-36664-X

Gedruckt auf umweltfreundlich hergestelltem Werkdruckpapier(säurefrei und chlorfrei gebleicht)

4D:\36664-K STENM\K STENMACHER.VPMontag, 17. Oktober 2005 10:22:26

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INHALT

VORWORT (von Franz Kett) 9

EINLEITUNG

DAS OFFENE HERZ –KINDER IN DER WELT DER MYSTIK 13

TEIL 1

DER OFFENEAUGENBLICK 23

Einen Ort der Geborgenheit finden – Der stille Platz(Thomas Merton) 26

Die Gedanken zur Ruhe kommen lassen – Die Bienen(Teresa von Avila) 29

Zu sich stehen können – Der Spargel(Francisco de Osuna) 32

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Gespannte Aufmerksamkeit entwickeln – Das Hündchen(Francisco de Osuna) 36

Sich von Gottes Wärme durchströmen lassen –Der Lichtstrahl (Gertrud die Große von Helfta) 41

Im Atmen Gottes Nähe spüren – Die Luft(Gerhard Tersteegen) 45

TEIL 2

DAS OFFENEGEHEIMNIS 49

Die Seele ist zu ihrer eigenen Freude hier – DieKisten ohne Aufschrift (Dschelaleddin Rumi) 51

In jedem steckt ein Kunstwerk Gottes – Der Bildhauer(Meister Eckhart) 58

Alle Dinge sind in Gott verbunden – Die Umarmung(Hildegard von Bingen) 67

Nach innen geht der geheimnisvolle Weg –Die Schildkröte (Teresa von Avila) 75

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Mit mehr als allen Sinnen die Mitte finden –Die Orange (Bernardino de Laredo) 82

Gott ist eine großzügige Gastgeberin – Der gedeckte Tisch(Matthew Fox) 91

TEIL 3

DER OFFENEWEG 99

Der Sehnsucht seiner Seele folgen – Die Fische im Aquarium(Ernesto Cardenal) 101

Sich selbst umgraben und die Liebe aufdecken –Der Garten (Juliana von Norwich) 108

Mit Worten und ohne Worte beten – Das fünfteABC(Jakob Böhme) 121

Loslassen schafft Raum für Gott – Die leere Tafel(Meister Eckhart) 129

Gottes Glanz und unseren Reichtum feiern – Der Diamant(Teresa von Avila) 139

Eine Pilgerreise zu sich selbst und Gott –Wege für alle (Marie Noël) 151

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Anhang 165

Kurzbiografien der Mystikerinnen und Mystiker 165Literaturhinweise 172Liederbücher 173Quellenverzeichnis 174

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VORWORT

»Mystik für Kinder« – ein mutiger Titel für ein ermutigendes und richtungs-weisendes Buch; richtungsweisend, wenn wir den Worten des TheologenKarl Rahner Gehör schenken wollen: »Der Glaubende der Zukunft wird einMystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.«

Kann man einen letzten und tiefsten Sinn- und Seinsgrund, sprich Gott,erfahren? In welchem inneren Zusammenhang stehen das Wissen um religiö-se Systeme, um theologische Begriffe und Lehrsätze und religiöse Erfahrun-gen?

Eine Fabel aus dem Nahen Osten, dem Entstehungsort dreier Weltreli-gionen, vermag schlicht und einfach Antwort zu geben:

Auf den Fluren von Bethlehem weidete das Schaf Gimel

zusammen mit vielen seiner Schwestern und Brüder.

Während es den anderen Schafen genügte,

Gras und würzige Kräuter zum Fressen zu finden,

sehnte sich Gimel danach,

den Geheimnissen des Lebens auf die Spur zu kommen.

So erfuhr Gimel auch,

dass Gott am Anfang Himmel und Erde erschaffen hatte.

Gerade hier in Bethlehem wussten alle Geschöpfe viel von Gott zu erzählen.

Die einen nannten ihn König, andere Herr,

viele auch Vater oder Hirte.

Manchmal erklangen auch fremde Namen wie Adonai und Elohim.

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Gimel lernte mit der Zeit immer mehr Namen Gottes kennen,

bis es 99 waren.

Einen hundertsten Namen konnte ihm aber niemand sagen.

Da wurde Gimel ganz traurig,

denn er hätte gern hundert Namen von Gott gekannt.

Eines Tages begegnete ihm der Esel Bileam. Esel gelten gewöhnlich als dumm.

Aber als Gimel den Bileam nach dem hundertsten Namen Gottes fragte,

antwortete der Esel:

»Wenn du den hundertsten Namen Gottes erfahren willst,

musst du in die Wüste gehen.

In einer Oase wohnt das weise Kamel Sulamith.

Das kennt den hundertsten Namen Gottes.«

Sogleich machte sich Gimel auf den Weg.

Doch der Weg in die Wüste war sehr beschwerlich.

Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel,

und es gab keinen Baum, der ihm Schatten spendete.

An einen Brunnen mit frischem Wasser

war überhaupt nicht zu denken.

Und nirgends war auch nur ein Grashalm zu entdecken.

Überall waren nur Sand und Steine.

Schon wollte Gimel umkehren,

als er in der Ferne einige Palmen entdeckte.

Und als er näher kam,

hörte er auch eine Quelle rauschen.

Gimel war überglücklich, als ihn plötzlich ein großes Kamel ansprach.

Es war die weise Sulamith.

Sie sagte mit freundlicher Stimme:

»Ich weiß, warum du gekommen bist.

Du möchtest den hundertsten Namen Gottes erfahren.

Ich will ihn dir verraten.«

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Und Sulamith kniete langsam nieder, machte sich ganz klein

und flüstere Gimel den hundertsten Namen Gottes ins Ohr.

Da ging ein Leuchten über Gimels Gesicht.

Nun hatte sich seine Sehnsucht erfüllt.

Glücklich und zufrieden kehrte er

zu seinen Schwestern und Brüdern

auf den Fluren von Bethlehem zurück.

Und wenn auch du den hundertsten Namen Gottes erfahren möchtest,

mache dich auf den Weg,

geh in die Wüste,

und irgendwo wirst du in einer Oase Sulamith treffen,

die auch dir den hundertsten Namen Gottes

ins Ohr flüstern wird.

Die entscheidende Antwort auf unser Suchen nach einem letzten Sinn- undSeinsgrund, sagt uns die Geschichte, kommt nicht aus dem religiösen Disput,sondern aus der Erfahrung von Wüste und Oase, von Leere und Fülle. Siewird geboren aus der Sehnsucht unseres Herzens. Damit ist wohl auch imWesentlichen beschrieben, was Mystik ist.

Diese Art von Gotteserfahrung ist weder an bestimmte Religionen ge-bunden – sie sind nicht das Licht selbst, sondern haben die Funktion, dasLicht auf bestimmte Weise durchscheinen zu lassen – noch an ein bestimm-tes Alter.

Das vorliegende Buch versucht, bereits Kindern im Schulalter und wenigdarunter, den Zugang zur Mystik zu eröffnen. Nun lässt sich eine Gotteser-fahrung nicht machen. Sie ist ein Geschenk. Sie geschieht. Was sich ma-chen lässt, ist Wege zu bahnen, dass sich eine Begegnung mit dem Letzten er-eignen kann. Da gilt es, den Raum der Stille zu bereiten, im Hier und Jetzt, ineinem gesammelten Dasein anzukommen, nach innen zu schauen, offen zuwerden für das, was einem geschieht. Es gilt, mit der Sprache der Zeichen undSymbole, den »Bedeutungsträgern für das Unaussprechliche« (C.G. Jung)vertraut zu werden. Und wenn der jüdische Philosoph und Theologe MartinBuber davon spricht, dass kein Symbol im Geiste ist, das nicht zuvor im Leibe

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war, ist Verleiblichung angesagt, Identifikation mit allem, worin sich dasLetzte offenbart.

Die beiden Autorinnen haben sich der nicht einfachen Aufgabe gestellt,entsprechende Wege anzubahnen – und dies nicht nur für Kinder. Es ist eineFreude, in ihrem Werk zu lesen. Es weist eine Fülle praktischer Anregungenauf und macht mit den Texten großer Mystiker und ihren Bildern auf ver-ständliche Weise vertraut. Es zeigt Wege für einen Religionsunterricht auf,in dem Wissen und Erfahrung zusammenkommen und dies konfessionsüber-greifend. Ich wünsche mir, dass Kindern in Zukunft so das Herz für das geöff-net wird, was als Letztes fasziniert und zugleich erschüttert und was wir als dasSein schlechthin oder auch als absolute und bedingungslose Liebe fassen.

Franz Kett

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E I N L E I T U N G

DAS OFFENE HERZ –KINDER IN DER WELT

DER MYSTIK

Welch Geheimnis ist ein Kind!

Gott ist auch ein Kind gewesen;

weil wir Kinder Gottes sind,

kam ein Kind uns zu erlösen.

Welch Geheimnis ist ein Kind!

Wer dies einmal je empfunden,

ist den Kindern durch das Jesuskind

verbunden.

Clemens Brentano

Offene Kinder erleben seltsame Dinge

Das kleine Mädchen war fünf Jahre alt und machte mit ihrem Kindermäd-chen einen Spaziergang. Dabei kamen sie zu einer Wiese, auf der eine träch-tige Kuh stand. Das Mädchen betrachtete die Kuh und erzählte dann ihremKindermädchen, wie das ungeborene Kälbchen im Bauch der Kuh aussah. Esschilderte, dass das Kälbchen nur an der Stirn, am Rücken und an den Bei-nen Flecken habe, ansonsten sei es ganz weiß. Wieder zu Hause erzählte das

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Kindermädchen den Eltern davon. Man lächelte ein bisschen über »so vielkindliche Phantasie«, wobei keiner so recht wusste, wie man mit dieser »Ge-schichte« umgehen sollte. Als das Kälbchen wenig später geboren wurde, sahes genau so aus, wie die Fünfjährige es beschrieben hatte. Das Mädchen hießHildegard von Bingen, lebte vor gut 800 Jahren und wurde Deutschlandsgrößte Mystikerin, die ihre universellen Gaben als Seherin, Komponistinund Ärztin in den Dienst an ihren Mitmenschen stellte.

Ein zwölfjähriges Mädchen hatte eines Tages, »als sie allein war«, dasGefühl, dass sie »vom Heiligen Geist angeredet wurde. Diese überaus innigeAnrede, der Gruß Gottes, kam alle Tage ... und verstärkte sich alle Tage«.Zeit ihres Lebens wird sie als Erwachsene betonen, dass Gott selbst von die-sem Zeitpunkt an ihr spiritueller Lehrmeister war und dass sie all ihr geistli-ches Wissen aus der direkten Begegnung mit ihm empfing. Das Mädchenwurde Nonne und eine berühmte Mystikerin und Poetin. Ihr Name: Mecht-hild von Magdeburg, geboren 1207.

Manchmal spüren Eltern etwas von der besonderen »Aura«, die ihre Kin-der umgibt. Eine französische Mutter notierte diskret in ihren Erinnerungenüber ihren Sohn: »Wäre ich nicht seine Mutter, könnte ich allerhand Wun-dersames über seine Kindheit offenbaren. Aber dies kann ich, ohne zu lügen,behaupten, dass mein Sohn von klein auf sein eigener Seelenführer und seineigener Lehrer in spirituellen Dingen war, ganz in Gottes Liebe geborgen.«Der Junge war Franz von Sales, einer der liebenswürdigsten Mystiker undSeelsorger des 16. Jahrhunderts.

Der Einbruch der Gottesliebe

Nun sind nicht alle Kinder Seher. Nicht alle Kinder werden große Visionäre,Dichter, Propheten oder Heilige. Aber alle Kinder sind Mystiker – wennman sie lässt. Die Mystik ist vielleicht sogar der kindgerechteste Weg zur um-fassenden Wirklichkeit, die wir Gott nennen. Die Mystik rückt die unmittel-bare Begegnung mit Gott in ihr Zentrum, noch vor Bibel, Kirche, Tradition,Konfession und religiösen Vorstellungen. Man braucht, wie Franz von Assisi,weder lesen noch schreiben können, um eine mystische Erfahrung zu ma-chen. Man braucht nicht einmal, wie der Apostel Paulus, an den Gott zu

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glauben, der sich einem direkt offenbart. Man braucht kein Mann, kein Wei-ßer, kein Christ, kein Theologe, kein Mönch, kein Erwachsener zu sein, umeine mystische Erfahrung zu machen. Man kann ein Kind sein wie Hildegard,Mechthild und Franz oder all die vielen unbekannten Kinder, die dank ihrerOffenheit für Gott solche Augenblicke der Gnade erlebt haben, diese Erfah-rung aber für sich behalten haben.

Vielleicht waren Sie, liebe Leserin, lieber Leser, selbst so ein Kind.Vielleicht hat Ihre Seele einen dieser »magischen Momente« gespeichert,weil er kostbar war, ein Stück verdichtete Wirklichkeit, ein Lichtstrahl auseiner anderen Dimension, eine Erfahrung von Größe, von Schrecken, vonHingabe oder von Einheit, die aus der Landschaft Ihrer Kindheitserinne-rungen herausragt wie ein hoher Berg. Vielleicht musste Ihre Seele aberauch eine solche Erfahrung »vergessen«, weil es keinen Ort gab, keinenRaum und kein Gegenüber, wo Sie als Kind mit diesen »komischen« Erfah-rungen hätten hingehen können. Der mystische Moment blieb exklusiv imdoppelten Sinn des Wortes.

Nun ist die Geschichte der Mystik durchaus eine Geschichte der Exklusi-vität, weil sie jeder Seele einzigartige und persönlich maßgeschneiderte Zu-gänge zu Gott ermöglicht. Sie ist aber keineswegs eine Geschichte elitärerQualifikationen. Mystik ist, wie Dorothee Sölle sagt, die »Geschichte derGottesliebe«, die sich erlaubt, in ein Menschenleben »einzubrechen«, wannimmer es ihr gefällt. Und sie ist die Geschichte der Menschen, die auf dieseOffenheit Gottes antworten, indem sie ihr Herz für Gott öffnen. Auch wennSie, liebe Leser und Leserinnen, noch nie eine mystische Erfahrung gemachtzu haben meinen: Wenn Sie an dieser Stelle eine Sehnsucht in sich verspü-ren, einmal Gott so unmittelbar nahe zu sein, dann haben Sie ein Mystiker-herz in ihrer Brust. In diesem Sinne ist Mystik unser universales menschli-ches Erstgeburtsrecht. Mystik will Gott unmittelbar begegnen. Was immerder Einzelne dann dabei erlebt, es ist in ein Innewerden seiner selbst und inein Innesein der Allgegenwart des Heiligen eingebettet. Jesus nannte diesesgeheimnisvolle Innesein »das Reich Gottes« und sah darin unser aller Zu-hause.

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Das Gottesreich steht allen offen

Unser Buch »Mystik für Kinder« setzt voraus, dass Kinder von dieser Ebenenicht ausgeschlossen sind. Im Gegenteil. Gerade die Kinder sind die von Je-sus selbst ermächtigten Erbauer und Bewohner des Gottesreiches und sogarVorbilder in der Hinwendung zu Gott: »Wenn ihr nicht werdet wie die Kin-der, werdet ihr es schwer haben, das Reich Gottes zu finden!« Das Gottes-reich findet der, der die Ewigkeit im Augenblick erfasst, wie ein Kind, dassich ganz dem gegenwärtigen Augenblick hingibt. Loslassen können, ab-sichtslose Aufmerksamkeit und ungeteiltes Daseinkönnen im Hier und Jetzt,das sind die Morgengaben einer Kinderseele und zugleich Kennzeichen mys-tischen Erlebens.

Die Mystik lädt Menschen jeden Alters dazu ein, ureigene Erfahrungenmit dem göttlichen Geheimnis zu machen. Sie nimmt diese Erfahrungen an,wann und wie auch immer sie sich einstellen. Die Mystik würdigt die innereBilderwelt eines Menschen, die ganz einmalig das Geheimnis Gottes wider-spiegeln kann. Mystik bleibt den natürlichen Instinkten treu – und stiftetden Zugang zu unseren übernatürlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten.Kreativität, Spiel, farbige Bilder, Begeisterung, tiefe Freude, Stille, Versun-kensein, Lauschen, Teilen, Zusammengehören, Alleinseinwollen – diese all-gemein menschlichen Ebenen werden mit tiefstem Sinn gefüllt und transfor-miert.

Natürlich weiß man in der Mystik auch, dass Intellekt, Wissen und Bil-dung oft einer direkten Gotteserfahrung im Weg stehen. Trotzdem ist siekein Fürsprecher religiöser Naivität. Mystik unterstützt die Bewusstwerdungund Selbstwerdung in hohem Maße. Sie nimmt die geistigen Kräfte als guteHilfsmittel in Anspruch, damit wir eine solche Erfahrung hinterher bessereinordnen und verstehen können. Wir meinen, dass Kinder ein Recht daraufhaben, in dieser doppelten Dimension ihres religiösen Erlebens und Begrei-fens unterstützt und begleitet zu werden.

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Offen werden für viele Dimensionen

Das setzt voraus, dass Sie als Erwachsene, die Kinder in diesem Sinne fördernwollen, selbst offen für den Weg der Mystik sind. Offenheit für Gott ist einerder Leitgedanken dieses Buches. Sie finden ihn wieder als offenes Herz, offe-nen Augenblick, offenes Geheimnis und offenen Weg. Weil die Mystik nurals ganz persönlicher Weg erfahrbar ist, begegnet sie jedem anders oder im-mer wieder in neuen Dimensionen. Sie werden also auch bei der Arbeit mitden ausgewählten Texten in diesem Buch und bei der Begleitung von Kin-dern auftauchen. Einige davon möchten wir hier ansprechen.

Mystik für Kinder ist Mystik für alle. Mystik ist unter anderem ...

◆ ... konkret, nicht vage oder nebulös. Weil Mystik auf konkreten Erfah-rungen fußt, kann sie klare Aussagen machen. Sie kennt Gott nicht nur vomHörensagen, sondern aus eigener Schau. Mystik führt konsequent zu dem,was wirklich ist. Darum ist sie auch für Kinder gut greifbar, denn sie ist allesandere als theoretisch. Edith Stein prägte dafür den Begriff der »heiligenSachlichkeit«, die auf die Wirklichkeit »in entsprechender Tiefe, mit unge-schwächter Kraft, Lebendigkeit und hemmungsfreier Unbefangenheit« rea-gieren kann.

◆ . . . maßgeschneidert und wachstumsorientiert. Mystikertexte führenuns aus dem Gefängnis unserer festen Vorstellungen und Selbst-Sicherhei-ten hinaus. Wir lernen neu zu sehen, anders hinzuhören, innere Bilder zuverrücken, nach Verborgenem zu suchen. Das tut manchmal sehr weh, führtaber wieder zu kindlicher Offenheit zurück. Gregor von Nyssa betont denseelischen Reifungsprozess, mit dem uns die Mystik beschenkt: »Jesus, dasKind in uns, nimmt bei denen, die es aufnehmen, in ihrer Weise zu an Weis-heit, Alter und Gnade. Das geschieht bei jedem anders, immer seinen Fähig-keiten entsprechend. So zeigt sich Christus in uns als Kind, als Fortschreiten-der oder als schon Vollendeter.«

◆ ... nicht weltfremd, sondern alltagstauglich. Mystik verbindet Aktionmit Kontemplation und ist fest im Alltag mit seinen Aufgaben verankert(Bernhard von Clairvaux, Teresa von Avila, Charles de Foucauld, AlbertSchweitzer). Bei Kindern heißt das, sie können spielend in der Gnade sein

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und in ihrem Alltag Gottes Dasein spüren. Auch wenn sie noch keine Begrif-fe dafür haben, begreifen sie spirituelle Dinge auf ihre Weise sehr schnell,wenn sie in ihren Alltag eingebettet sind und ihnen gut tun.

◆ ... mitfühlend und liebevoll (Franz von Assisi, Juliana von Norwich,Franz von Sales). Aus der lebenslangen Freundschaft, ja Liebesgeschichtemit Gott wachsen Mitgefühl, Barmherzigkeit und Liebe zu allen Geschöpfen.Kinder lieben es, spontan Gefühle auszudrücken und ihre Zuneigung zu zei-gen. Die gleiche Hemmungslosigkeit begegnet uns bei zahllosen Mystikern.Auch sie stellen andere Geschöpfe unter ihren Schutz und fördern so die Ge-meinschaft mit anderen Menschen, Tieren und Pflanzen. Weil allen Weseneine eigene Würde zuerkannt wird, ist Mystik auch ein Weg in die Gewalt-freiheit.

◆ ... poetisch, bildreich und musikalisch (Dschelaleddin Rumi, Johannesvom Kreuz, Gerhard Tersteegen, Thomas Merton). Kinder teilen mit denMystikern die Lust am schöpferischen Ausdruck in Wort, Ton und Bild. Siehaben Freude am unkonventionellen Gebrauch von Sprache sowie eineVorliebe für Bilder und farbige Metaphern. Bekenntnishafte, aber blutleereFormeln prallen an Kindern ab. Echte Mystik erzeugt kraftvolle, authenti-sche Bilder – sie bilden die Grundlage dieses Buches.

◆ ... politisch und sozial aktiv (Katharina von Siena, Bernhard von Clair-vaux, Dag Hammarskjöld, Ernesto Cardenal). Weil sich Mystik aus Wahr-haftigkeit speist, leistet sie auch Widerstand gegen Ungerechtigkeiten. Kin-der drücken dieses Wissen durch ihr Gerechtigkeitsgefühl und spontaneHilfsbereitschaft gegenüber Benachteiligten aus. Auch das Rebellische ge-hört zur Welt der Mystik.

◆ ... leiderfahren und tröstlich (Franz von Assisi, Johannes vom Kreuz, Ma-rie Noël). Mystiker suchen Gott nicht nur, wenn es ihnen schlecht geht. Siehalten aber an ihrer Gottessuche fest auch in Kummer, Schmerz und Leid.Sie reisen durch das Leiden wie durch ein schlimmes Land, das zwischen ih-nen und Gott liegt. Sie wissen sich auch in Gebrochenheit und Leid Gottverwandt – wie Meister Eckhart: »All das, woran du wirklich leidest, das hatGott zuvor erlitten.« Kinder brauchen in ihrer spirituellen Entwicklung diesewissende Nähe von Menschen, die Schmerz und Leid zulassen können, ohne

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sie zu glorifizieren oder sich darin zu suhlen. Solche nüchterne Klarheit stärktKinderseelen und hilft ihnen, mit Leid, aber auch mit negativen Gefühlenwie Angst, Scham, Ohnmacht, Verzweiflung usw. umgehen zu lernen undLeidenmüssen in Mitleidenkönnen zu verwandeln.

◆ ... integrierend und versöhnend (Ramon Llull, Henri le Saux, ThichNhât Hanh). Kontemplation und Mystik sind das gemeinsame Band, das dieverschiedenen Religionen verbindet. Es geht dabei immer um Innewerdenund Innesein der Allgegenwart des Heiligen. Die Selbstverständlichkeit ei-nes verbindenden einheitlichen Bewusstseins überbrückt bestehende Unter-schiede und Differenzen. So wirkt Mystik als transkonfessionelle Tiefenöku-mene. Mystik ist ein weltumspannendes Phänomen, der »Strom, der die Re-ligionen trägt« (Annemarie Schimmel). Kinder sind in dieser Hinsicht be-gnadete Versöhner, die weder nach Konfessionen noch nach theologischenSpitzfindigkeiten fragen, sondern zur Begegnung drängen.

◆ ... kosmisch orientiert (Hildegard von Bingen, Jakob Böhme, Teilhard deChardin). Mystik geht immer aufs Ganze. Sie umfasst die ganze Schöpfung,feiert den kosmischen Christus und findet Gott in allen Dingen im Himmelund auf Erden. Dieses universale Bewusstsein drückt sich bei Kindern aufreichhaltigste Weise aus, in ihrem Forscherdrang, ihrer Neugier, ihremWunsch nach Erkenntnis, ihrer Fähigkeit zu staunen und in der Gabe, sichnach ganz Großem auszustrecken. Es sind ihre kosmischen Mystikerseelen,die in ihnen den Wunsch wecken, »die ganze Welt zu umarmen«.

Einladung zur »offenen Arbeit«mit diesem Buch

Zur Autonomie des mystischen Weges gehört unserer Meinung nach auchein entsprechend »offenes Arbeiten«, wenn man Kinder mit der Mystik ver-traut machen möchte. Einige Punkte sind uns dabei wichtig. Wir wollen siekurz ansprechen, ohne Sie damit bevormunden zu wollen. Manchem mögensie die Scheu nehmen und den Einstieg erleichtern. Falls sie Ihnen selbstver-ständlich sind, umso besser.

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1. Bieten Sie Kindern nur Texte und Themen an, die Sie selbst zuvor eine Wei-le für sich meditiert haben. Mystikerworte wollen in die Tiefe unseres Be-wusstseins dringen und von dort aus ihre Wirkung entfalten. Wenn Sie ausder eigenen Mitte heraus authentische Bilder Ihrer Seele wahrnehmen kön-nen, die Ihnen gut tun, sind Sie auf dem richtigen Weg.

2. Rechnen Sie mit völlig anderen Bildern bei den Kindern. Auch ihre Seelenwollen sich authentisch ausdrücken können. Sowohl der Heilige Geist alsauch das Unbewusste greifen gern zu unorthodoxen Methoden, um uns et-was Wesentliches zu zeigen. Dogmatisch korrekte Lehraussagen sind seltendabei, originelle, schöpferische Bilder umso mehr.

3. Vertrauen Sie Ihrer Intuition und Erfahrung bei der Umsetzung der von unsvorgeschlagenen Übungen. Selbstverständlich können Sie diese mit eige-nen Geschichten oder Erfahrungen anreichern. Lassen Sie sich immer wie-der leiten von den Bedürfnissen und Fähigkeiten, die Sie in Ihren Kinder-gruppen oder Klassen vorfinden. Entsprechend verstehen Sie bitte unsereZielangaben (Alter, Gruppengröße, Rahmen) als didaktisch erprobte Vor-schläge, die Sie gegebenenfalls für sich abwandeln können.

4. Wagen Sie etwas! Mystik lebt von Grenzüberschreitungen um Gottes und desMenschen willen. Auch Texte, die auf den ersten Blick »zu hoch« für Kindersind, treffen bei ihnen manchmal genau ins Schwarze. Und weil Mystik nie-manden ausschließt, können ihre Bilder auch die Seelen von sehr kleinen,entwicklungsverzögerten oder geistig behinderten Kindern erreichen.

5. Die Mystikertexte in diesem Buch sind überwiegend Originalzitate. Einenkleineren Teil haben wir vorsichtig dem heutigen Sprachgebrauch und demVerständnisniveau von Kindern angepasst. Manche Texte wurden aus weit-läufig formulierten Textpassagen zusammengezogen und so in Kurzform»nacherzählt« und elementarisiert. Andere sind sehr »steil« geblieben. Ent-scheiden Sie bitte selbst, wann den Ihnen anvertrauten Kindern die Zumu-tung eines solchen Textes gut tun kann.

6. Verstehen Sie bitte alle unsere Vorschläge als Bausteine, mit denen Sie ex-perimentieren können. Jede Einheit kann für sich selbst stehen oder in einengrößeren Zusammenhang eingebettet werden. Viele der Einzelübungen undGestaltungselemente lassen sich als Programm für größere Veranstaltungen

O:\Herstellung\K stenmacher\K stenmacher.vpMittwoch, 16. Juni 2004 15:08:44

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Page 21: Komposit Standardbildschirm Marion Küstenmacher ... · INHALT VORWORT (von Franz Kett) 9 EINLEITUNG DAS OFFENE HERZ – KINDER IN DER WELT DER MYSTIK 13 TEIL 1 DER OFFENE AUGENBLICK

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wie Familien- oder Schulgottesdienste, Einkehrtage oder Kinder-freizeiten zusammenstellen. Für die regelmäßige Arbeit mit Mysti-kertexten haben sich kindgemäße Liturgien bewährt, die man ausunseren sechs Grundübungen entwickeln kann. Mit der Zeit kannso ein heiliger Raum im Alltag entstehen, in den auch die »schwie-rigen« Kinder eintauchen können.

7. Viele der angebotenen Texte, Geschichten und Übungen passenauch in einen anderen Rahmen. Wenn Sie das Material entspre-chend kreativ umwidmen, können Sie es auch in Haus- oder Ge-sprächskreisen für Erwachsene einsetzen, in Exerzitienprozesse ein-bauen, damit einen Gottesdienstakzent setzen oder zur persönli-chen Meditation anregen.

8. In die Hand von Eltern gelegt, möchte unser Buch zweierlei: Einmaldie Wahrnehmung dafür schulen, dass die eigenen Kinder authenti-sche spirituelle Erfahrungen machen können, einfach so, im Alltag,in unserer unmittelbaren Nähe. Was könnte sie dabei besser schüt-zen, ermutigen und begleiten als eine wissende Achtsamkeit der El-tern? Zum zweiten hoffen wir, dass die Einführungstexte, Geschich-ten, Gebete und Weisheitstexte auch die Eltern »mitversorgen«und ihnen Anstöße geben, sich selbst für die Mystik zu öffnen.

9. Zur leichteren Orientierung haben wir alle Kapitel nach dem glei-chen Prinzip aufgebaut:

Nach dem Mystikertext beginnen wir mit einer Einführung(Motiv Tür),

an die sich Geschichten anschließen (Motiv Buch).

Es folgen diverse praktische Übungen und Vorschläge, etwaskonkret auszuprobieren (Motiv Hand).

Den eher meditativen Abschluss bilden Lieder, Gebete undWeisheitstexte aus verschiedenen religiösen Traditionen(Motiv Kerze).

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Page 22: Komposit Standardbildschirm Marion Küstenmacher ... · INHALT VORWORT (von Franz Kett) 9 EINLEITUNG DAS OFFENE HERZ – KINDER IN DER WELT DER MYSTIK 13 TEIL 1 DER OFFENE AUGENBLICK

Der Reichtum eines offenen Lebens

Während der Arbeit an diesem Buch wurde uns beiden immer bewusster,welchen Reichtum die Mystik für uns bereithält. Wir wollten ein Buch fürKinder schreiben und wurden selbst wie staunende Kinder »mit Güte über-schüttet«. Eine Schatztruhe tat sich uns auf, prall gefüllt mit kostbaren Bil-dern, Einsichten und Gedanken. Wir haben immer wieder gespürt, welcheEnergie und Kraft in ihnen steckt. Wir haben uns von ihrer Begeisterunganstecken lassen und versucht, ihren Herausforderungen zu folgen. Wir fühl-ten uns aufs Großartigste beschenkt und waren hingerissen von der schöpfe-rischen Freude und Liebe, die in mystischen Texten pulsiert. Wir vertrauendarauf, dass Sie wie wir diesem Strom der Liebe und Güte in den von uns aus-gewählten Texten begegnen werden. Und wir hoffen, dass dieses Buch Ihnenhilft, wie die Mystiker den Reichtum eines offenen Lebens in Gott anzuneh-men und an Kinder weiterzuschenken.

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O:\Herstellung\K stenmacher\K stenmacher.vpDienstag, 8. Juni 2004 13:28:14

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