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Konkurrenz und Planwirtschaft. Beiträge zur theoretischen Nationalökonomie Studiengruppe für theoretische Nationalökonomie der Schweizerischen Gesellschaft für Statistik und Volkswirtschaft Review by: A. v. Mühlenfels FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 11, H. 1 (1949), pp. 195-199 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40908557 . Accessed: 17/06/2014 22:17 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.2.32.152 on Tue, 17 Jun 2014 22:17:17 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Konkurrenz und Planwirtschaft. Beiträge zur theoretischen Nationalökonomie Studiengruppefür theoretische Nationalökonomie der Schweizerischen Gesellschaft für Statistik undVolkswirtschaftReview by: A. v. MühlenfelsFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 11, H. 1 (1949), pp. 195-199Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40908557 .

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LITERATUR Konkurrenz und Planwirtschaft. Beiträge zur theore- tischen Nationalökonomie. Herausgegeben von der Studiengruppe für theoretische Nationalökonomie der Schweizerischen Gesellschaft für Statistik und Volkswirtschaft. Verlag A. Francke AG., Bern 1946. S.VII + 240. Der Streit um die Wirtschaftsordnung der Zukunft wird auf zwei ver-

schiedenen Feldern ausgetragen: auf dem politischen und auf dem theoreti- schen. Zwischen diesen beiden ,, Schlachtfeldern" bestehen bisher nur wenige Verbindungen, so daß es dem politischen Kampf oft an gedanklicher Fundie- rung, dem theoretischen Meinungsstreit an praktischen Auswirkungsmöglich- keiten fehlt.

Die theoretische Auseinandersetzung über die Probleme der Wirtschafts- ordnungen erfolgt heute auf einer breiteren Grundlage als noch vor zwanzig Jahren: sie kann sich auf den seither erfolgten Ausbau der Marktformenlehre und auf die fortschreitende Untersuchung der Möglichkeiten und Abarten zen- tralgeleiteter Wirtschaft stützen. Leider sind die im vergangenen Jahrzehnt über diese Probleme im Auslande erschienenen Abhandlungen in Deutschland nur wenig bekannt geworden.

Die kurz vor Ende des letzten Krieges im Rahmen der Schweizerischen Gesellschaft für Statistik und Volkswirtschaft begründete „Studiengruppe für theoretische Nationalökonomie" hat sich als erstes Thema ihrer Aussprachen die Aufgabe gestellt, der wirtschaftspolitischen Diskussion über Konkurrenz und Planwirtschaft, die auch in der Schweiz aktives Interesse findet, die theo- retischen Grundlagen zu liefern, von denen aus dann die praktischen Lösungen entwickelt werden können. Offenbar handelt es sich nicht um eine Gemein- schaftsarbeit der Art, daß ein Gasamtplan mit verteilten Rollen bearbeitet worden wäre. Die Wahl der Themen scheint vielmehr den einzelnen Bearbei- tern überlassen worden zu sein. Das hat bekanntlich seine Vor- und Nachteile. Der Nachteil liegt vor allem darin, daß kein geschlossenes und lückenloses Gan- zes goboten wird. Dar Vorteil liegt darin, daß jeder Verfasser das bringen kann, was ihm am besten liegt. So stehen denn die Baiträge dieses Sammelwerkes zum Teil auf einem beachtlichen Niveau und sie haben außerdem den Vorzug, daß den Verfassern auch die neuere ausländische Literatur zur Verfügung stand.

Man kann die acht B3iträge in drei Gruppen aufgliedern: die ersten drei behandeln vorzugsweise Fragan der stationären Wirtschaft, der vierte und fünfte Baitrag untersuchen den Einfluß dynamischer Faktoren auf die Pro- bleme des volkswirtschaftlichen Gleichgewichts, während zwei weitere Auf- sätze den Frag an der Planwirtschaft und ein letzter der Kombination von ge- lenkter Wirtschaft und Konsumfreiheit gewidmet sind.

Alfred Amonn bringt in seinem Beitrag ,,Wert- und Preistheorie und Preispolitik" zunächst eine Klärung der für die Diskussion wesentlichen Grundbegriffe Wert und Preis und untersucht auf dieser Grundlage die Pro- bleme der „direkten Preispolitik", d. h. einer unmittelbaren Festsetzung von

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Preisen, die vom „Gleichgewichtspreis nach unten oder oben abweichen". Das Ergebnis seiner Untersuchungen faßt er in dem Satz zusammen: die Preis- politik soll - normalerweise - „gerichtet sein auf die Aufrechterhaltung oder Herbeiführung dauernder Gleichgewichtspreise, wie sie sich auf einem regulier- ten Markt bei freier Konkurrenz herausbilden würden". „Normalerweise soll heißen: wenn allgemeiner Wohlstand als letztes Ziel betrachtet wird und die konkreten Verhältnisse keine damit in Widerspruch stehenden Zielsetzungen veranlassen." Es bliebe noch zu erörtern, wann in Zeiten wie den heutigen die Verhältnisse „normal" sind, d. h. außer der Wohlstandsmehrung keine Sonder- ziele angestrebt werden, und: inwieweit unter solchen „normalen" Verhält- nissen eine direkte Preisfestsetzung überhaupt erforderlich ist.

W. A. J ò h r schickt in seinem aufschlußreichen Artikel über „Das Modell der vollkommenen Konkurrenz" der Erörterung des eigentlichen Themas einige einleitende Abschnitte über Erkenntnisprobleme voraus, in denen er u. a. auch nach der zentralen Fragestellung der Nationalökonomie fragt. Im Gegensatz zu E u e k e n und Stackeiberg sieht J ö h r das Kernproblem unserer Wis- senschaft nicht in der Erkenntnis der Regeln des Wirtschaftsablaufs, sondern in seinen Auswirkungen. „Die Problemstellung der Volkswirtschafts- lehre ist ... nicht nur von der Zielsetzung der Wohlstandsmehrung bestimmt, sondern im Grunde von der Gesamtheit der für das gesellschaftliche Leben bedeutsamen „ethischen Zielsetzunge n". Die Ausgangsprobleme der Nationalökonomie „lassen sich alle zusammenfassen in die Frage: inwieweit ist die bestehende Gestaltung der ökonomischen Verhältnisse gerechtfertigt?". „Der Nationalökonom muß somit die Wirtschaft als ein zu Verantwortendes erforschen." Es ist klar, daß ein solches Forschungsziel mit dem Objektivitäts- ideal der Wissenschaft in Konflikt geraten muß. J ö h r meint allerdings, daß der diesem Ideal zugrunde liegende „Wissenschaftsbegriff, der allein das be- weisbare und damit allen aufzwingbare Wissen einbezieht" für den Bereich der Gesellschaftswissenschaft zu eng sei. Denn auf diesem Gebiet sei eine Wesens- erkenntnis nur auf der Grundlage von bestimmten Wertschätzungen möglich. „Vor allem aber erscheinen. . . die für die Gesellschaftswissenschaften grund- legenden Probleme nur, wenn man von bestimmten sozialen Zielsetzungen aus- geht."

„Auch die geschichtliche Betrachtung" - so meint J ö h r weiter - „ver- dankt ihre Existenz dem Umstände, daß sie uns bei der Beantwortung der Grundfrage der Nationalökonomie, ob die gegenwärtige Wirtschaft vor dem Forum unserer ethischen Zielsetzungen gerechtfertigt sei, unentbehrliche Dienste leistet."

J ö h r glaubt, zur Beantwortung der Frage der Verantwortbarkeit neben den Politikern noch eine Instanz einsetzen zu sollen, die „frei von interessen- und parteipolitischen Bindungen ist" und über die erforderliche Kenntnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge verfügt. Man wird sich darüber streiten kön- nen, ob die einzelnen nationalökonomischen Forscher in der Lage und geeignet sein würden, gewissermaßen die Funktion eines ethischen Gerichtshofes zu über- nehmen. Jöhrs Antwort auf die Frage, woher der Forscher die Wertgrund- lage für seinen Urteilsspruch nehmen soll, lautet: „er kann sie von einem Sozial- philosophen übernehmen, er kann versuchen, sie aus der herrschenden Zeit- strömung herauszukristallisieren, er kann sich aber auch auf das offene Meer der Sozialphilosophie hinauswagen und versuchen, eine solche Grundlage selbst zu entwickeln". Das scheint mir jedoch nicht wesentlich über die Antwort hinauszuführen, die bereits Schmoller gegeben hat.

Allerdings - so interpretiert er diese Ausführungen einschränkend - „muß 3ich der Autor eines wissenschaftlichen Werkes hüten, seine Leser mit Wert- urteilen zu überrumpeln", sondern er muß vorher seine Wertgrundlage klar- legen.

Es wäre für einen Anhänger unbedingten Objektivitätsstrebens in der Wis- senschaft gewiß etwas mühsam, sich mit den nun folgenden theoretischen Lehren dieses Autors auseinanderzusetzen, nähme der Autor für diese nicht eine ent- scheidende Beschränkung des Geltungsbereichs seiner ethischen Forderungen

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vor: die Analyse des marktwirtschaftlichen Mechanismus hat gewissermaßen technischen Charakter und muß daher notwendig wertfrei vorgehen.

Wenn der Leser sich nach diesen Erörterungen fragt, welche Funktionen diese Erörterungen in einem Aufsatz über das Modell der vollkommenen Kon- kurrenz haben, so findet er im folgenden Abschnitt die Erklärung. J ö h r geht - wie übrigens die ganze Studiengruppe - von dem Gesichtspunkt aus, daß die theoretische Forschung nicht nur der Erkenntnis, sondern in erster Linie der Meisterung der konkreten Probleme der Wirtschaftspolitik dient. Der wirtschaftspolitische Gesichtspunkt leitet ihn auch bei der Untersuchung des Marktmechanismus (der Katallaktik). Sie hat festzustellen, wo die freie Marktwirtschaft der Korrekturen bedarf und dazu muß er einen festen Stand- punkt haben. Im Hinblick auf ihre wirtschaftspolitische Verwendung sollte der Theoretiker - so meint Jöhr - , seine Lehren so gestalten, daß der Wirt- schaftspolitiker sich ihrer bedienen kann. Zu diesem Zwecke muß die Katal- laktik kausal und nicht nur funktional oder in anderer Weise a-kausal (etwa teleologisch) sein. Allerdings kann sie nicht nach den letzten Ursachen forschen, sondern muß z. B. von den Bedürfnisskalen als Daten ausgehen. Das Verfahren der Katallaktik ist die Konstruktion von Modellen und sie bedient sich dabei der Methode, die man bisher mit „abnehmender Abstrak- tion" bezeichnete. In der Stufenleiter der Abstraktion an höchster Stelle steht das Modell der vollkommenen Konkurrenz, dessen mannigfache Vorausset- zungen und vielseitigen Ergebnisse in gestrafften Übersichten sehr klar und einleuchtend dargestellt werden.

Zur Annähsrung des Modells an die Wirklichkeit muß auch die für den Wirtschaftspolitiker so wichtige Kreislauf betrachtung eingeführt werden. Erst aus einem möglichst weitgehend der Wirklichkeit angenähertem Modell lassen sich die für die Wirtschaftspolitik wesentlichen Folgerungen ziehen.

Die Katallaktik bedarf der Ergänzung durch die morphologische Betrach- tung. In der Synthese von Morphologie und Katallaktik, die für sich erst wenige Ansätze finden, sieht Jöhr mit Recht die wichtigste Zukunftsaufgabe der Nationalökonomie.

Die Abhandlung von Jöhr wird in glücklicher Weise ergänzt durch den Aufsatz von E. K ü n g ,,Zur Lehre von den Marktformen und Marktbezie- hungen. Die Annäherung des Konkurrenzmodells an die Wirklichkeit". Er weist auf die aus der neueren Literatur über die Formen der unvollkommenen Kon- kurrenz bekannte Tatsache hin, daß die vollkommene Konkurrenz ein bloßer gedanklicher Grenzfall ist, daß jedoch in Wirklichkeit ,,die wirtschaftliche Welt von Monopolen erfüllt ist". Aber die meisten dieser Monopole sind in ihren Aus- wirkungsn begrenzt durch die Konkurrenz anderer Waren. Der Begriff der ,, Substitutionskonkurrenz" erweitert die Reichweite des Wettbewerbs - ins- besondere auf dem Wege über die Wahlfreiheit der Konsumenten - weit über das Gebiet eines Marktes hinaus und läßt die volkswirtschaftlichen Interdepen- denzbeziehungen ans Licht treten.

Auch die auf ,, Suggestionskonkurrenz" beruhenden Meinungsmonopole be- einflussen das Bild wesentlich, obwohl sie nur begrenzt wirksam sind. Insbe- sondere erschweren sie die - heute auch in Deutschland immer wieder emp- fohlene - „Politik der volkswirtschaftlichen Strukturreform, welche darauf abzielt, die monopolistischen Entartungen der Marktwirtschaft zu beseitigen und die Voraussetzungen für ein einwandfreies Funktionieren der Konkurrenz wieder herzustellen".

In einem mit „Einzelfragen" betitelten zweiten Abschnitt des Aufsatzes werden erörtert: „der Begriff des unvollkommenen Marktes, die verschiedenen Begriffe der reinen, vollkommenen, freien, atomistischen und homogenen Kon- kurrenz und - besonders ausführlich - die Marktformen der Konkurrenz zwischen homogenen Gütern, die in einigen schematischen Übersichten zusam- mengefaßt werden.

Die Einführung des dynamischen Gesichtspunktes in die Marktwirtschafts- lehre hat bekanntlich die abstrakte Natur der Ergebnisse der stationären Theorie

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unterstrichen: ihre Distanz von der Wirklichkeit erscheint heute größer als früher. Das zeigt an Hand der neuen Literatur über diesen Gegenstand in auf- schlußreicher Weise Hans Böhi in seinem Beitrag ,,Die Konkurrenz im Modell der dynamischen Wirtschaft". Nach einleitenden Erörterungen über den Begriff der dynamischen Wirtschaft und über die Entwicklung der Fragestel- lung der dynamischen Theorie (in der hsute den zeitlichen Differenzen in der Reaktion der verschiedenen Wirtschaftselemente [den lags] eine grundlegende Rolle zukommt), entwickelt er in ausführlicher Analyse Schemata des zeit- lichen Reaktionsprozesses für einen Teilmarkt und für die Gesamtwirtschaft. Der dynamischen Analyse eines Teilmarktes (und damit der Erklärung grund- sätzlich so wichtiger Erscheinungen wie des Schweinezyklus) dient die Cobweb- ( Spinn web-) Theorie, die Böhi in Anlehnung an Lundberg und Mar- d o c h a i in ihren Auswirkungen und Voraussetzungen zur Darstellung bringt. Sie zeigt, daß und wie die zeitlichen Differenzen der Reaktion dazu führen, daß unter gewissen Voraussetzungen der Marktautomatismus nicht zu einem Gleichgewichtspunkt hin, sondern von ihm weg, zum mindesten aber zu mehr oder minder starken Oszillationen führt. Die Reaktionsbewegungen auf ein- zelnen Märkten können zu Schwankungen der Gesamtgrößen der Wirtschaft führen und werden dann zur Ursache der Konjunkturschwankungen. Die ge- samtwirtschaftliche Analyse zeigt, daß Gleichgewichtsstörungen keine sichere Tendenz zu einem neuen Gleichgewicht auslösen.

Der nun folgende Beitrag von Hermann Dütschler, „Ansatz zu einer allgemeinen Dynamik der Volkswirtschaft", macht es sich zur Aufgabe, in kr.iislaufthcoretischer Betrachtungsweise einige dynamische Gesamtzusam- menhänge zu klären und die Überlegungen in mathematische Form zu kleiden. Obwohl die Darstellung* weise relativ anschaulich ist, erscheint es doch schwer möglich, den Inhalt dieseâ interessanten Beitrages kurz zu resümieren.

Der Aufsatz von Emil J. Walter, der den Titel „Das Wirtschafts- system der Planwirtschaft" trägt, befaßt sich im wesentlichen mit Erörterungen über den Begriff des Wirtschaftssystems im allgemeinen und dem der Plan- wirtschaft im besonderen. Die Volkswirtschaf t ist dem Verfasser - im Anschluß an Marx - in erster Linie eine Arbeits- und Produktionsgemeinschaft. Von den verschiedenen Begriffsbestimmungen des Wirtschaftssystems übernimmt er die von Karl Marx und gelangt damit zu der Stufenfolge: 1. Antike Sklaven- wirtschaft, 2. Mittelalterlicher Feudalismus, 3. Handwerkerproduktion oder einfacli3 Warenproduktion, 4. Kapitalistische Warenproduktion mit den Unter- stufen des Frühkapitalismus, des Industriekapitalismus und des Monopolkapi- talismus. Einigs Betrachtungen über die Produktionsverhältnisse des Industrie- kapitalismus, übor die sozialistische und über die Planwirtschaft führen zu der Unt3r.sc h 3idung von Typen der sozialistischen Planwirtschaft: 1. Reiner Ver- waltungs Sozialismus, 2. Verwaltungssozialismus mit Arbeitsgeld, 3. Reiner Marktsozialismus und 4. M3difizierter Marktsozialismus.

Während der letztgenannte Aufsatz von der in den vorhergehenden be- folgten exakten Methode abweicht, nimmt der Beitrag von H. G. B i e r i über ,.Dis Wirtschaftsrechnung in der Planwirtschaft" dieses Verfahren wieder auf. Er untersucht das Problem der Wirtschaftsrechnung in einer zentralgeplanten Wirtschaft ohne Privateigentum an Produktionsmitteln, jedoch mit freier Wahl des Konsums und des Arbeitsplatzes. Die Lösungsmöglichkeit des Problems der Wirtschaftsrechnung hängt davon ab, „die Produktionsmittel, für die kein Markt bssteht (in unserem Fall Boden und Kapitalgüter), so zu bewerten, als ob ein Markt bestehen würde".

Die mathematischen Beweise für die Möglichkeit einer Wirtschaftsrech- nung in einer Planwirtschaft, die im Anschluß an den bekannten Aufsatz von Barone über „Das Produktionsministerium in einem kollektivistischen Staat" versucht worden sind, sind dem Einwand ausgesetzt, daß es praktisch unmög- lich sei, unter ständiger Berücksichtigung einer so großen Zahl sich stetig ändern- den Gleichungen, die Leitung einer Planwirtschaft durchzuführen. Läßt man jedoch die Betriebe in einer Planwirtschaft unter den Bedingungen vollkom-

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mener Konkurrenz arbeiten und legt man ihnen auf, zu den niedrigsten Durch- schnittskosten und so viel zu produzieren, daß die Grenzkosten dem - zunächst provisorisch - gesetzten - Preis gleich sind, so erscheint es nach B i e r i mög- lich, auch ohne einen umfangreichen Gleichungs-Apparat, durch Herantasten zu einer rationalen Verwendung der Produktionsfaktoren zu gelangen, für die keine Märkte bestehen. Erforderlich ist zu diesem Zweck allerdings ein Ausbau des betrieblichen Rechnungswesens, der eine einigermaßen genaue Berechnung der Durchschnitts und Grenzkosten und den zwischenbetrieblichen Vergleich der Kosten ermöglicht. Der Aufsatz von B i c r i enthält beachtenswerte Ge- danken, die jedoch noch weiter ausgeführt und vertieft weiden sollten. Dabei wäre auch der Frage nachzugehen, inwieweit sich in einer Planwirtschaft moder- ner Prägung vollkommene Konkurrenz voraussetzen läßt und was sich ergeben würde, wenn das nicht der Fall sein sollte.

Der letzte Beitrag von EugèneBongras, ,,Le système de l'économie dirigée" bringt einen interessanten Versuch zur Synthese von gelenkter Wirt- schaft und Freinait des Konsums. B o n g r a s glaubt, die Konsumfreiheit auch bei gelenkter Wirtschaft - die er sowohl von der interventionistischen wie auch von dar Plan- Wirtschaft unterscheidet - erhalten zu können, indem er den Konsum in zwei Sektoren zerlegt: den Existenzbedarf (les besoins usuels) und die übrigen Konsumgüter. Da der Existenzbedarf 75 - 80% der „normalen Ausgaben'4 ausmacht und da er eins sehr geringe, Preis- und Einkommenselasti- zität der Nachfrage aufweist, kann er ohne weiteres als Richtpunkt für die Produktionslenkung dienen. Der Sektor der Nicht- Existenzgüter kann frei ge- lassen werden und ist geeignet, die Investitionsschwankungen aufzunehmen und auszugleichen. Natürlich wäre zu diesem Vorschlag und zu manchen anregen- den Ideen dieses Beitrages manches zu sagen: es würde jedoch über den Rahmen dieser Anzeige hinausgehen.

Überblicken wir den vielseitigen Inhalt dieses Sammelwerkes, so können wir feststellen, daß es einen guten Einblick in den Stand der modernen theo- retischen Forschung übsr Konkurrenz und Planwirtschaft vermittelt. Es wäre erfreulich, wenn es auch in Deutschland bald wieder zu Gemeinschaftsarbeiten dieser Art käme. A. v. Munleniels,

Gerhard Weißer, Form und Wesen der Einzelwirtschaften. Theorie und Politik ihrer Stile. Erster Band. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1947.

Wer sich bei diesem Titel nur an das erinnert, was nach den bisherigen Gepflogenheiten unter diesen Begriffen abgehandelt worden ist, wird in diesem Buche kaum mehr erwarten als eine Erörterung - juristischer - Organisations- formen der Unternehmungen und allenfalls die Unterscheidung der Prinzipien Bedarfsdeckung und Erwerbsstreben. Er wird auf das höchste erstaunt sein, sich an einen Punkt gestellt zu sehen, von dorn aus das Fold dor Gesellschafts- wirtschaft in mehrfacher Richtung in einer Weite erscheint, die die Begrenzt- heit des bisher bearbeiteten Gebietes recht deutlich erkennen läßt.

War bisher die Morphologie dir Wirtschaft wenig mehr als ein Anhängsel an die Lehren vom Wirtschaftsabiauf, in doren Mittelpunkt die Katal aktik steht, so tritt sie hier als ebenbürtiger Partner neben die ,, reine Theorie". Und sie enthält selbst reine Theorie, Theorie von der gleichen Strenge und Abstrak- tionsschärfe wie nur irgendein Lehrgebäude der Katall iklik. Wie die letztere bildet sie eine Grundlage d:r Politik, die aus den Forschungsergebnissen beider Zweigs dar reinen Wirtschaftswissenschaften ihre Schlüsse zu ziehen hat.

Von d?m W¿rk, d3ssen ersten, eben erschienenen Teil ich hier besprechen will, war schan seit einigen Jahren ein Manuskript vervielfältigt, dessen Kenntnis einige Worte über das G^samtwerk gestatten mag. Dct erste Teil enthält nur das erste der drei Kapitel des theoretischen Teiles: die organisatorischen For- men der Einzelwirtschaften. Der zweite Band wird das Kapitel über die inneren

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