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Willy-B
randt-Ring
Oppener Straße
Haupts
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Neuhauser Straße
Friedrich
straße
Willy-Brandt-Ring
A4
AusfahrtAachen-Zentrum
Kompostierungs- und Vergärungsanlage WürselenAm Weiweg 4052146 Würselen
B 57
B 57
STROM UND WÄRME AUS DER BIOTONNE
Von der A4 kommend nehmen Sie die Ausfahrt Aachen-Zentrum (3) in Richtung B57/Aachen-Zentrum.Folgen Sie der Straße für 425 m. Biegen Sie nach links ab auf die Krefelder Straße (B57).Folgen Sie der Straße etwa 3,5 km.
Biegen Sie nach rechts ab auf den Willy-Brandt-Ring (L23). Folgen Sie der Straße etwa 200 m.Biegen Sie nach links ab auf Am Weiweg. Folgen Sie der Straße für 350 m.
Telefon: 01802/607070
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Kontakt & Anfahrt
SO GEHT‘S: KOMPOST UND NEBENPRODUKTE SO GEHT‘S: PERKOLAT, STROM UND WÄRME
DIE BIOVERGÄRUNGSANLAGE WÜRSELENBioabfälle werden
… und in die
Perkolat
Kompost-Aufbereitung
Fermentertunnel gegeben.
zerkleinert und vorgewärmt …
… u
nd 1
8 Tage
im Rottetunnel
durch
Aerobe zersetzt.
Anschließend geht es zur Konfektionierung.
Innerhalb von 21 Tagen zersetzen Anaerobe
den Biomüll in Gas und Restmasse.
Das aufgefangene Biogas wird gereinigt und in einem
Bockheizkraftwerk zu Strom und Wärme umgesetzt.
Aus den Rottetunneln wird sie im Schwefelsäurewäscher und durch die Biofilter gereinigt, bevor sie in die Umwelt entlassen wird.
Die Luft aus der Anlieferung und der Vorhalle wird in die Rottetunnel geleitet.
Die Biomasse aus den Fermentern wird mit Luft und frischem Biomüll gemischt …
Danach wird der Kompost zur Reifung für 14 Tage nach draußen in die Nachrottehalle befördert.
In der Konfektionierung wird der Kompost gesiebt, sortiert und seiner endgültigen Bestimmung (Landwirtschaft, Blumenbeet, Gräber) zugeführt.
Übrig gebliebenes Perkolat wird als Flüssigdünger verwendet.
Kompostaufbereitung
WIR GEBEN
GAS!
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Willy-Brandt-Ring
A4
AusfahrtAachen-Zentrum
Kompostierungs- und Vergärungsanlage WürselenAm Weiweg 4052146 Würselen
B 57
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STROM UND WÄRME AUS DER BIOTONNE
Von der A4 kommend nehmen Sie die Ausfahrt Aachen-Zentrum (3) in Richtung B57/Aachen-Zentrum.Folgen Sie der Straße für 425 m. Biegen Sie nach links ab auf die Krefelder Straße (B57).Folgen Sie der Straße etwa 3,5 km.
Biegen Sie nach rechts ab auf den Willy-Brandt-Ring (L23). Folgen Sie der Straße etwa 200 m.Biegen Sie nach links ab auf Am Weiweg. Folgen Sie der Straße für 350 m.
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SO GEHT‘S: KOMPOST UND NEBENPRODUKTE SO GEHT‘S: PERKOLAT, STROM UND WÄRME
DIE BIOVERGÄRUNGSANLAGE WÜRSELENBioabfälle werden
… und in die
Perkolat
Kompost-Aufbereitung
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Aerobe zersetzt.
Anschließend geht es zur Konfektionierung.
Innerhalb von 21 Tagen zersetzen Anaerobe
den Biomüll in Gas und Restmasse.
Das aufgefangene Biogas wird gereinigt und in einem
Bockheizkraftwerk zu Strom und Wärme umgesetzt.
Aus den Rottetunneln wird sie im Schwefelsäurewäscher und durch die Biofilter gereinigt, bevor sie in die Umwelt entlassen wird.
Die Luft aus der Anlieferung und der Vorhalle wird in die Rottetunnel geleitet.
Die Biomasse aus den Fermentern wird mit Luft und frischem Biomüll gemischt …
Danach wird der Kompost zur Reifung für 14 Tage nach draußen in die Nachrottehalle befördert.
In der Konfektionierung wird der Kompost gesiebt, sortiert und seiner endgültigen Bestimmung (Landwirtschaft, Blumenbeet, Gräber) zugeführt.
Übrig gebliebenes Perkolat wird als Flüssigdünger verwendet.
Kompostaufbereitung
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Kompostierungs- und Vergärungsanlage WürselenAm Weiweg 4052146 Würselen
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B 57
STROM UND WÄRME AUS DER BIOTONNE
Von der A4 kommend nehmen Sie die Ausfahrt Aachen-Zentrum (3) in Richtung B57/Aachen-Zentrum.Folgen Sie der Straße für 425 m. Biegen Sie nach links ab auf die Krefelder Straße (B57).Folgen Sie der Straße etwa 3,5 km.
Biegen Sie nach rechts ab auf den Willy-Brandt-Ring (L23). Folgen Sie der Straße etwa 200 m.Biegen Sie nach links ab auf Am Weiweg. Folgen Sie der Straße für 350 m.
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Kontakt & Anfahrt
SO GEHT‘S: KOMPOST UND NEBENPRODUKTE SO GEHT‘S: PERKOLAT, STROM UND WÄRME
DIE BIOVERGÄRUNGSANLAGE WÜRSELENBioabfälle werden
… und in die
Perkolat
Kompost-Aufbereitung
Fermentertunnel gegeben.
zerkleinert und vorgewärmt …
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8 Tage
im Rottetunnel
durch
Aerobe zersetzt.
Anschließend geht es zur Konfektionierung.
Innerhalb von 21 Tagen zersetzen Anaerobe
den Biomüll in Gas und Restmasse.
Das aufgefangene Biogas wird gereinigt und in einem
Bockheizkraftwerk zu Strom und Wärme umgesetzt.
Aus den Rottetunneln wird sie im Schwefelsäurewäscher und durch die Biofilter gereinigt, bevor sie in die Umwelt entlassen wird.
Die Luft aus der Anlieferung und der Vorhalle wird in die Rottetunnel geleitet.
Die Biomasse aus den Fermentern wird mit Luft und frischem Biomüll gemischt …
Danach wird der Kompost zur Reifung für 14 Tage nach draußen in die Nachrottehalle befördert.
In der Konfektionierung wird der Kompost gesiebt, sortiert und seiner endgültigen Bestimmung (Landwirtschaft, Blumenbeet, Gräber) zugeführt.
Übrig gebliebenes Perkolat wird als Flüssigdünger verwendet.
Kompostaufbereitung
WIR GEBEN
GAS!
TRADITION UND NEUE WEGE
In der AWA-Kompostierungsanlage landet seit 1995 vieles aus der Biotonne der StädteRegion und jede Menge Grünschnitt. Platz für alle Bioabfälle war nie. Im großen LKW mussten so manche über die Straße die Region ver-lassen, damit aus ihnen etwas wurde. „Hiergeblieben!“ sagte die Politik und gab grünes Licht für die Erweiterung der Anlage, damit mehr Bioabfall da bleiben kann, dank neuer technischer Ideen.
Wo damals nur die Aerobe Crew, ein heißer Sauerstoff-Fanclub aus Bakteri-en und Pilzen, schlicht „in Miete“ wohnte, wird jetzt ein weiteres Wohnfeld erschlossen. Etwas luxuriöser muss die Neuerschließung sein, für die anspruchsvolleren Anaeroben, einer verschworenen Gemeinschaft aus Bakterien, die allesamt Sauerstoff wie die Pest hassen. „Knack den Bio-Müll auf!“ ist nicht nur für die Alteingesessenen, sondern
auch für die Zugezogenen die Devise. Und Hand in Hand soll alles gehen, wobei die Anaeroben mit 18.250 Tonnen Bioabfällen
Gas geben sollen, und die Aeroben sich mit einer Mischung der ausgegorenen Reste und 12.000 Tonnen untergemischtem Bioabfall zufrieden geben müssen.
ESSEN AUF RÄDER
Das Essen kommt auf Rädern und zwar ca. 115 Tonnen täglich. Ökolo-gisch pflichtbewusst wird sich um eine regionale Beschaffung aus den Bio-tonnen bemüht, mit jahreszeitlich variierendem Essensangebot, im Herbst mehr Laub, im Winter mehr Küchenabfall.
AM LIEBSTEN WARM
Die Anaeroben sind die „Warmduscher“ unter den Bakterien und zeigen nur guten Appetit, wenn ihre Nahrung mundgerecht und vorge-wärmt ankommt. Im Klartext heißt das: Das Biotonnenmenü muss zer-kleinert und im Winter auf dem „Heißen Stein“ vorgewärmt werden. (2)
PLAN T – DIE 21-TAGE-WG
In 7 Fermentertunneln mit einer Wohnfläche von je 130 m² geben sich die Anaeroben dann die Ehre und machen sich über je 200 Tonnen Biotonnenmenü her, um Gas (eine Gasmischung mit 50 - 60 % Methan) zu geben. Dabei arbeitet die verschworene Bakteriengemeinschaft strikt nach Plan T – wie Trockenfermentation. (3)
Feucht fröhlich ist es und bleibt es, denn immer wie-der wird berieselt, mit dem was man unter sich lässt, dem Perkolat. Und damit man nicht im eigenen Saft
schwimmt, führen Abläufe das Perkolat zunächst in Kanalsysteme unter die Fermenter, bevor es auf 40 °C Wohlfühltemperatur aufge-wärmt (4), wieder als Duschwasser eingesetzt wird. Das Gas wird nach oben ins nächste Stockwerk in einen großen Sack abgeführt. (5)
21 Tage bleiben die Anaeroben dann zusammen, quasi in einer 6-Sterne-WG. Hinter mit fahrradschlauchähnlichen Gummilippen dicht verschlossenen Türen gären sie vor sich hin, um 90 m³ Biogas pro Tonne Biotonnenmenü zu hinterlassen.
KÜNDIGUNG NACH 3 WOCHEN
Nach 21 Tagen wird der Tunnel nach oben und unten hin ver-schlossen, so dass kein Gas mehr entweichen kann. Damit die anaeroben Warmduscher verschwinden, wird kräftig mit Frischluft gelüftet – Stoßlüftung mit System, damit‘s nicht knallt! – und alles vor die Tür gesetzt.
RESTEVERWERTUNG
Die feuchte, ausgegorene Masse (ca. 14.000 Tonnen pro Jahr) muss jetzt erst mal aufbereitet werden, um sie wieder für die Nach-barn attraktiv zu machen. Die Masse wird mit dem Dekompaktor gelöchert, damit auch überall Luft dran kommt (und es nach mehr aussieht). Dann wird ein aufbereiteter Biotonnensnack (ca. 12.000 Tonnen pro Jahr) daruntergemischt. Das gibt ver-brauchte Energie zurück und vermittelt den Aeroben ein wenig das Gefühl von Frische!
INTENSIVSTATION ROTTETUNNEL
Den Aeroben serviert man nun dieses Menü. „Macht was draus!“ heißt die Devise. „Knapp 3 Wochen habt ihr Zeit.“ So sind die 5 Rottetunnel mit einer Grund-
fläche von je 143 m² quasi Intensivstationen. Es wird Fieber gemessen, umgebettet und durch Fußbodenheizung (bis 60 °C) für eine
angenehme Wärme gesorgt. Und in der Zeit haben die Aeroben Boden gemacht – 16.450 Tonnen Kompost pro Jahr. (6)
JETZT „IN MIETE“
Alles muss raus: Gemeinsam geht‘s dann über die Förderbahn nach draußen
in die Nachrottehalle, wo der Kompost zwei weitere Wochen „in Miete“ ruht und gedeiht.
VORBEREITUNG AUF DAS OUTDOOR-LEBEN
Draußen in der Konfektionierung wird der Kom-post dann gesiebt und entschieden, was wohin kommen soll. Der wenig gesiebte geht in die Landwirtschaft (die breite Masse), der ganz grobe lässt das Unkraut nicht durch, der feinere nimmt im Blumenbeet Platz, der ganz feine bringt Gräber zum Blühen.
WOHNUNGSWECHSEL AM LAUFENDEN BAND
Anaerobe und Aerobe arbeiten Hand in Hand, obwohl sie nie aufeinan-der treffen, die Vorlieben sind zu unterschiedlich. Alle 3 Tage wird eine der 7 Gärkammern beschickt, nach 21 Tagen werden die Anaeroben an die Luft gesetzt, dann fangen die Aeroben an und arbeiten nochmal ca. 18 Tage auf Intensivstation (Intensivrotte) (6) bevor es ca. 2 Wochen in die Nachrotte geht. Nach insgesamt ca. 8 Wochen gibt‘s dann Methan und Kompost. Das klappt aber alles nur, wenn alle pünktlich ihren Platz räumen, sonst gibt‘s Stau. Bis zur Outdoorvorbereitung, d. h. von der Anliefererhalle bis zur Intensivrotte, findet alles unter Druck, genauer gesagt, unter Unterdruck statt, um die Nachbarn nicht mit Gerüchen zu stören. Für Nachmieter ist immer gesorgt: Die Anaeroben kommen über das Perkolat der Vormieter und die Aeroben
lagern schon auf dem neuen Biotonnenmenü.
DIE WG-IDEOLOGIE: „PRODUKTIV & EFFIZIENT“
Energieeffiziensklasse A* wird der Arbeitsgemeinschaft Anaerob & Aerob be-scheinigt, weil natürlich was bei rumkommt, vieles sich aber auch im Kreis dreht.
Das Duschwasser der Anaeroben, das Perkolat, wird in den Keller ab-geführt und im Sandfang (8) vom Balast, genauer gesagt dem Sand,
befreit. In Schlangenlinien schiebt es sich dann dauerfaulend und gasbildend durch die gefluteten Katakomben, dem Perkolatspeicher (4), bevor es rausgesaugt und aufgewärmt wieder in die Gärkam-mern (3) gerieselt wird, um die Anaeroben bei Laune zu halten. Und was zu viel ist an Perkolat, wird entkeimt und kannspäter als Flüssigdünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Mit der Luft, die aus der Anliefererhalle und der Tunnelvorhalle gesaugt wird, werden die Aeroben in den Rotte-tunneln (6) glücklich gemacht.
Im Schwefelsäurewäscher (9) erfrischt eine saure Brause die Abluft aus den Rottetunneln, bevor sie durch den Biofilter 10 ab nach draußen geht.
Und last but not least, das Wichtigste, wofür eigentlich alle am Tisch sitzen: Das Gas, das entsteht, wenn den Anaeroben die Köpfe rauchen, ist quasi Gold wert. Hierzu muss es aus den Gärkammern und Katakomben einge-fangen werden. Wenn man es einmal im Sack (5) hat, ist das schon die halbe Miete. Gerei-nigt 11 wird es dann abgeführt zum Blockheiz-kraftwerk 12 und verstromt. Und weil es dabei heiß wird, kann auch noch die Wärme genutzt werden, damit zum einen die Bakterien war-me Füße haben aber auch die zweibeinigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Und wenn‘s mal zu viel wird mit dem Gas, gibt die Vergärungsanlage ein „Rauchzeichen“ mit der Notfackel.
DER HAUSHALTSPLAN
Aus insgesamt 30.000 Jahrestonnen Bioabfällen entstehen mit Hilfe von Vergärung und angeschlossener Kompostierung ca. 3.400.000 kWh/a Strom, ca. 3.700.000 kWh/a Wärme, ca. 16.000 t Kompost des Rottegrades III und ca. 2.700 m³ Flüssigdünger. Mit dem gewonnen Strom können 1000 Haushalte mit Strom versorgt werden, mit dem Kompost ca. 550 Hektar (10.000 m²) Ackerland und mit dem Flüssigdünger je nach Fruchtfolge weitere 70 - 90 Hektar gedüngt werden. Und damit leisten zig-Milliarden Organismen ihren Beitrag zum Klimaschutz durch die Erhöhung des regenerativen Stro-manteils und der Verwertung von Bioabfällen in der Region!
AnaerobAerob
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TRADITION UND NEUE WEGE
In der AWA-Kompostierungsanlage landet seit 1995 vieles aus der Biotonne der StädteRegion und jede Menge Grünschnitt. Platz für alle Bioabfälle war nie. Im großen LKW mussten so manche über die Straße die Region ver-lassen, damit aus ihnen etwas wurde. „Hiergeblieben!“ sagte die Politik und gab grünes Licht für die Erweiterung der Anlage, damit mehr Bioabfall da bleiben kann, dank neuer technischer Ideen.
Wo damals nur die Aerobe Crew, ein heißer Sauerstoff-Fanclub aus Bakteri-en und Pilzen, schlicht „in Miete“ wohnte, wird jetzt ein weiteres Wohnfeld erschlossen. Etwas luxuriöser muss die Neuerschließung sein, für die anspruchsvolleren Anaeroben, einer verschworenen Gemeinschaft aus Bakterien, die allesamt Sauerstoff wie die Pest hassen. „Knack den Bio-Müll auf!“ ist nicht nur für die Alteingesessenen, sondern
auch für die Zugezogenen die Devise. Und Hand in Hand soll alles gehen, wobei die Anaeroben mit 18.250 Tonnen Bioabfällen
Gas geben sollen, und die Aeroben sich mit einer Mischung der ausgegorenen Reste und 12.000 Tonnen untergemischtem Bioabfall zufrieden geben müssen.
ESSEN AUF RÄDER
Das Essen kommt auf Rädern und zwar ca. 115 Tonnen täglich. Ökolo-gisch pflichtbewusst wird sich um eine regionale Beschaffung aus den Bio-tonnen bemüht, mit jahreszeitlich variierendem Essensangebot, im Herbst mehr Laub, im Winter mehr Küchenabfall.
AM LIEBSTEN WARM
Die Anaeroben sind die „Warmduscher“ unter den Bakterien und zeigen nur guten Appetit, wenn ihre Nahrung mundgerecht und vorge-wärmt ankommt. Im Klartext heißt das: Das Biotonnenmenü muss zer-kleinert und im Winter auf dem „Heißen Stein“ vorgewärmt werden. (2)
PLAN T – DIE 21-TAGE-WG
In 7 Fermentertunneln mit einer Wohnfläche von je 130 m² geben sich die Anaeroben dann die Ehre und machen sich über je 200 Tonnen Biotonnenmenü her, um Gas (eine Gasmischung mit 50 - 60 % Methan) zu geben. Dabei arbeitet die verschworene Bakteriengemeinschaft strikt nach Plan T – wie Trockenfermentation. (3)
Feucht fröhlich ist es und bleibt es, denn immer wie-der wird berieselt, mit dem was man unter sich lässt, dem Perkolat. Und damit man nicht im eigenen Saft
schwimmt, führen Abläufe das Perkolat zunächst in Kanalsysteme unter die Fermenter, bevor es auf 40 °C Wohlfühltemperatur aufge-wärmt (4), wieder als Duschwasser eingesetzt wird. Das Gas wird nach oben ins nächste Stockwerk in einen großen Sack abgeführt. (5)
21 Tage bleiben die Anaeroben dann zusammen, quasi in einer 6-Sterne-WG. Hinter mit fahrradschlauchähnlichen Gummilippen dicht verschlossenen Türen gären sie vor sich hin, um 90 m³ Biogas pro Tonne Biotonnenmenü zu hinterlassen.
KÜNDIGUNG NACH 3 WOCHEN
Nach 21 Tagen wird der Tunnel nach oben und unten hin ver-schlossen, so dass kein Gas mehr entweichen kann. Damit die anaeroben Warmduscher verschwinden, wird kräftig mit Frischluft gelüftet – Stoßlüftung mit System, damit‘s nicht knallt! – und alles vor die Tür gesetzt.
RESTEVERWERTUNG
Die feuchte, ausgegorene Masse (ca. 14.000 Tonnen pro Jahr) muss jetzt erst mal aufbereitet werden, um sie wieder für die Nach-barn attraktiv zu machen. Die Masse wird mit dem Dekompaktor gelöchert, damit auch überall Luft dran kommt (und es nach mehr aussieht). Dann wird ein aufbereiteter Biotonnensnack (ca. 12.000 Tonnen pro Jahr) daruntergemischt. Das gibt ver-brauchte Energie zurück und vermittelt den Aeroben ein wenig das Gefühl von Frische!
INTENSIVSTATION ROTTETUNNEL
Den Aeroben serviert man nun dieses Menü. „Macht was draus!“ heißt die Devise. „Knapp 3 Wochen habt ihr Zeit.“ So sind die 5 Rottetunnel mit einer Grund-
fläche von je 143 m² quasi Intensivstationen. Es wird Fieber gemessen, umgebettet und durch Fußbodenheizung (bis 60 °C) für eine
angenehme Wärme gesorgt. Und in der Zeit haben die Aeroben Boden gemacht – 16.450 Tonnen Kompost pro Jahr. (6)
JETZT „IN MIETE“
Alles muss raus: Gemeinsam geht‘s dann über die Förderbahn nach draußen
in die Nachrottehalle, wo der Kompost zwei weitere Wochen „in Miete“ ruht und gedeiht.
VORBEREITUNG AUF DAS OUTDOOR-LEBEN
Draußen in der Konfektionierung wird der Kom-post dann gesiebt und entschieden, was wohin kommen soll. Der wenig gesiebte geht in die Landwirtschaft (die breite Masse), der ganz grobe lässt das Unkraut nicht durch, der feinere nimmt im Blumenbeet Platz, der ganz feine bringt Gräber zum Blühen.
WOHNUNGSWECHSEL AM LAUFENDEN BAND
Anaerobe und Aerobe arbeiten Hand in Hand, obwohl sie nie aufeinan-der treffen, die Vorlieben sind zu unterschiedlich. Alle 3 Tage wird eine der 7 Gärkammern beschickt, nach 21 Tagen werden die Anaeroben an die Luft gesetzt, dann fangen die Aeroben an und arbeiten nochmal ca. 18 Tage auf Intensivstation (Intensivrotte) (6) bevor es ca. 2 Wochen in die Nachrotte geht. Nach insgesamt ca. 8 Wochen gibt‘s dann Methan und Kompost. Das klappt aber alles nur, wenn alle pünktlich ihren Platz räumen, sonst gibt‘s Stau. Bis zur Outdoorvorbereitung, d. h. von der Anliefererhalle bis zur Intensivrotte, findet alles unter Druck, genauer gesagt, unter Unterdruck statt, um die Nachbarn nicht mit Gerüchen zu stören. Für Nachmieter ist immer gesorgt: Die Anaeroben kommen über das Perkolat der Vormieter und die Aeroben
lagern schon auf dem neuen Biotonnenmenü.
DIE WG-IDEOLOGIE: „PRODUKTIV & EFFIZIENT“
Energieeffiziensklasse A* wird der Arbeitsgemeinschaft Anaerob & Aerob be-scheinigt, weil natürlich was bei rumkommt, vieles sich aber auch im Kreis dreht.
Das Duschwasser der Anaeroben, das Perkolat, wird in den Keller ab-geführt und im Sandfang (8) vom Balast, genauer gesagt dem Sand,
befreit. In Schlangenlinien schiebt es sich dann dauerfaulend und gasbildend durch die gefluteten Katakomben, dem Perkolatspeicher (4), bevor es rausgesaugt und aufgewärmt wieder in die Gärkam-mern (3) gerieselt wird, um die Anaeroben bei Laune zu halten. Und was zu viel ist an Perkolat, wird entkeimt und kannspäter als Flüssigdünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Mit der Luft, die aus der Anliefererhalle und der Tunnelvorhalle gesaugt wird, werden die Aeroben in den Rotte-tunneln (6) glücklich gemacht.
Im Schwefelsäurewäscher (9) erfrischt eine saure Brause die Abluft aus den Rottetunneln, bevor sie durch den Biofilter 10 ab nach draußen geht.
Und last but not least, das Wichtigste, wofür eigentlich alle am Tisch sitzen: Das Gas, das entsteht, wenn den Anaeroben die Köpfe rauchen, ist quasi Gold wert. Hierzu muss es aus den Gärkammern und Katakomben einge-fangen werden. Wenn man es einmal im Sack (5) hat, ist das schon die halbe Miete. Gerei-nigt 11 wird es dann abgeführt zum Blockheiz-kraftwerk 12 und verstromt. Und weil es dabei heiß wird, kann auch noch die Wärme genutzt werden, damit zum einen die Bakterien war-me Füße haben aber auch die zweibeinigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Und wenn‘s mal zu viel wird mit dem Gas, gibt die Vergärungsanlage ein „Rauchzeichen“ mit der Notfackel.
DER HAUSHALTSPLAN
Aus insgesamt 30.000 Jahrestonnen Bioabfällen entstehen mit Hilfe von Vergärung und angeschlossener Kompostierung ca. 3.400.000 kWh/a Strom, ca. 3.700.000 kWh/a Wärme, ca. 16.000 t Kompost des Rottegrades III und ca. 2.700 m³ Flüssigdünger. Mit dem gewonnen Strom können 1000 Haushalte mit Strom versorgt werden, mit dem Kompost ca. 550 Hektar (10.000 m²) Ackerland und mit dem Flüssigdünger je nach Fruchtfolge weitere 70 - 90 Hektar gedüngt werden. Und damit leisten zig-Milliarden Organismen ihren Beitrag zum Klimaschutz durch die Erhöhung des regenerativen Stro-manteils und der Verwertung von Bioabfällen in der Region!
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In der AWA-Kompostierungsanlage landet seit 1995 vieles aus der Biotonne der StädteRegion und jede Menge Grünschnitt. Platz für alle Bioabfälle war nie. Im großen LKW mussten so manche über die Straße die Region ver-lassen, damit aus ihnen etwas wurde. „Hiergeblieben!“ sagte die Politik und gab grünes Licht für die Erweiterung der Anlage, damit mehr Bioabfall da bleiben kann, dank neuer technischer Ideen.
Wo damals nur die Aerobe Crew, ein heißer Sauerstoff-Fanclub aus Bakteri-en und Pilzen, schlicht „in Miete“ wohnte, wird jetzt ein weiteres Wohnfeld erschlossen. Etwas luxuriöser muss die Neuerschließung sein, für die anspruchsvolleren Anaeroben, einer verschworenen Gemeinschaft aus Bakterien, die allesamt Sauerstoff wie die Pest hassen. „Knack den Bio-Müll auf!“ ist nicht nur für die Alteingesessenen, sondern
auch für die Zugezogenen die Devise. Und Hand in Hand soll alles gehen, wobei die Anaeroben mit 18.250 Tonnen Bioabfällen
Gas geben sollen, und die Aeroben sich mit einer Mischung der ausgegorenen Reste und 12.000 Tonnen untergemischtem Bioabfall zufrieden geben müssen.
ESSEN AUF RÄDER
Das Essen kommt auf Rädern und zwar ca. 115 Tonnen täglich. Ökolo-gisch pflichtbewusst wird sich um eine regionale Beschaffung aus den Bio-tonnen bemüht, mit jahreszeitlich variierendem Essensangebot, im Herbst mehr Laub, im Winter mehr Küchenabfall.
AM LIEBSTEN WARM
Die Anaeroben sind die „Warmduscher“ unter den Bakterien und zeigen nur guten Appetit, wenn ihre Nahrung mundgerecht und vorge-wärmt ankommt. Im Klartext heißt das: Das Biotonnenmenü muss zer-kleinert und im Winter auf dem „Heißen Stein“ vorgewärmt werden. (2)
PLAN T – DIE 21-TAGE-WG
In 7 Fermentertunneln mit einer Wohnfläche von je 130 m² geben sich die Anaeroben dann die Ehre und machen sich über je 200 Tonnen Biotonnenmenü her, um Gas (eine Gasmischung mit 50 - 60 % Methan) zu geben. Dabei arbeitet die verschworene Bakteriengemeinschaft strikt nach Plan T – wie Trockenfermentation. (3)
Feucht fröhlich ist es und bleibt es, denn immer wie-der wird berieselt, mit dem was man unter sich lässt, dem Perkolat. Und damit man nicht im eigenen Saft
schwimmt, führen Abläufe das Perkolat zunächst in Kanalsysteme unter die Fermenter, bevor es auf 40 °C Wohlfühltemperatur aufge-wärmt (4), wieder als Duschwasser eingesetzt wird. Das Gas wird nach oben ins nächste Stockwerk in einen großen Sack abgeführt. (5)
21 Tage bleiben die Anaeroben dann zusammen, quasi in einer 6-Sterne-WG. Hinter mit fahrradschlauchähnlichen Gummilippen dicht verschlossenen Türen gären sie vor sich hin, um 90 m³ Biogas pro Tonne Biotonnenmenü zu hinterlassen.
KÜNDIGUNG NACH 3 WOCHEN
Nach 21 Tagen wird der Tunnel nach oben und unten hin ver-schlossen, so dass kein Gas mehr entweichen kann. Damit die anaeroben Warmduscher verschwinden, wird kräftig mit Frischluft gelüftet – Stoßlüftung mit System, damit‘s nicht knallt! – und alles vor die Tür gesetzt.
RESTEVERWERTUNG
Die feuchte, ausgegorene Masse (ca. 14.000 Tonnen pro Jahr) muss jetzt erst mal aufbereitet werden, um sie wieder für die Nach-barn attraktiv zu machen. Die Masse wird mit dem Dekompaktor gelöchert, damit auch überall Luft dran kommt (und es nach mehr aussieht). Dann wird ein aufbereiteter Biotonnensnack (ca. 12.000 Tonnen pro Jahr) daruntergemischt. Das gibt ver-brauchte Energie zurück und vermittelt den Aeroben ein wenig das Gefühl von Frische!
INTENSIVSTATION ROTTETUNNEL
Den Aeroben serviert man nun dieses Menü. „Macht was draus!“ heißt die Devise. „Knapp 3 Wochen habt ihr Zeit.“ So sind die 5 Rottetunnel mit einer Grund-
fläche von je 143 m² quasi Intensivstationen. Es wird Fieber gemessen, umgebettet und durch Fußbodenheizung (bis 60 °C) für eine
angenehme Wärme gesorgt. Und in der Zeit haben die Aeroben Boden gemacht – 16.450 Tonnen Kompost pro Jahr. (6)
JETZT „IN MIETE“
Alles muss raus: Gemeinsam geht‘s dann über die Förderbahn nach draußen
in die Nachrottehalle, wo der Kompost zwei weitere Wochen „in Miete“ ruht und gedeiht.
VORBEREITUNG AUF DAS OUTDOOR-LEBEN
Draußen in der Konfektionierung wird der Kom-post dann gesiebt und entschieden, was wohin kommen soll. Der wenig gesiebte geht in die Landwirtschaft (die breite Masse), der ganz grobe lässt das Unkraut nicht durch, der feinere nimmt im Blumenbeet Platz, der ganz feine bringt Gräber zum Blühen.
WOHNUNGSWECHSEL AM LAUFENDEN BAND
Anaerobe und Aerobe arbeiten Hand in Hand, obwohl sie nie aufeinan-der treffen, die Vorlieben sind zu unterschiedlich. Alle 3 Tage wird eine der 7 Gärkammern beschickt, nach 21 Tagen werden die Anaeroben an die Luft gesetzt, dann fangen die Aeroben an und arbeiten nochmal ca. 18 Tage auf Intensivstation (Intensivrotte) (6) bevor es ca. 2 Wochen in die Nachrotte geht. Nach insgesamt ca. 8 Wochen gibt‘s dann Methan und Kompost. Das klappt aber alles nur, wenn alle pünktlich ihren Platz räumen, sonst gibt‘s Stau. Bis zur Outdoorvorbereitung, d. h. von der Anliefererhalle bis zur Intensivrotte, findet alles unter Druck, genauer gesagt, unter Unterdruck statt, um die Nachbarn nicht mit Gerüchen zu stören. Für Nachmieter ist immer gesorgt: Die Anaeroben kommen über das Perkolat der Vormieter und die Aeroben
lagern schon auf dem neuen Biotonnenmenü.
DIE WG-IDEOLOGIE: „PRODUKTIV & EFFIZIENT“
Energieeffiziensklasse A* wird der Arbeitsgemeinschaft Anaerob & Aerob be-scheinigt, weil natürlich was bei rumkommt, vieles sich aber auch im Kreis dreht.
Das Duschwasser der Anaeroben, das Perkolat, wird in den Keller ab-geführt und im Sandfang (8) vom Balast, genauer gesagt dem Sand,
befreit. In Schlangenlinien schiebt es sich dann dauerfaulend und gasbildend durch die gefluteten Katakomben, dem Perkolatspeicher (4), bevor es rausgesaugt und aufgewärmt wieder in die Gärkam-mern (3) gerieselt wird, um die Anaeroben bei Laune zu halten. Und was zu viel ist an Perkolat, wird entkeimt und kannspäter als Flüssigdünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Mit der Luft, die aus der Anliefererhalle und der Tunnelvorhalle gesaugt wird, werden die Aeroben in den Rotte-tunneln (6) glücklich gemacht.
Im Schwefelsäurewäscher (9) erfrischt eine saure Brause die Abluft aus den Rottetunneln, bevor sie durch den Biofilter 10 ab nach draußen geht.
Und last but not least, das Wichtigste, wofür eigentlich alle am Tisch sitzen: Das Gas, das entsteht, wenn den Anaeroben die Köpfe rauchen, ist quasi Gold wert. Hierzu muss es aus den Gärkammern und Katakomben einge-fangen werden. Wenn man es einmal im Sack (5) hat, ist das schon die halbe Miete. Gerei-nigt 11 wird es dann abgeführt zum Blockheiz-kraftwerk 12 und verstromt. Und weil es dabei heiß wird, kann auch noch die Wärme genutzt werden, damit zum einen die Bakterien war-me Füße haben aber auch die zweibeinigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Und wenn‘s mal zu viel wird mit dem Gas, gibt die Vergärungsanlage ein „Rauchzeichen“ mit der Notfackel.
DER HAUSHALTSPLAN
Aus insgesamt 30.000 Jahrestonnen Bioabfällen entstehen mit Hilfe von Vergärung und angeschlossener Kompostierung ca. 3.400.000 kWh/a Strom, ca. 3.700.000 kWh/a Wärme, ca. 16.000 t Kompost des Rottegrades III und ca. 2.700 m³ Flüssigdünger. Mit dem gewonnen Strom können 1000 Haushalte mit Strom versorgt werden, mit dem Kompost ca. 550 Hektar (10.000 m²) Ackerland und mit dem Flüssigdünger je nach Fruchtfolge weitere 70 - 90 Hektar gedüngt werden. Und damit leisten zig-Milliarden Organismen ihren Beitrag zum Klimaschutz durch die Erhöhung des regenerativen Stro-manteils und der Verwertung von Bioabfällen in der Region!
AnaerobAerob
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Fußnoten - siehe Einlegeblatt.
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TRADITION UND NEUE WEGE
In der AWA-Kompostierungsanlage landet seit 1995 vieles aus der Biotonne der StädteRegion und jede Menge Grünschnitt. Platz für alle Bioabfälle war nie. Im großen LKW mussten so manche über die Straße die Region ver-lassen, damit aus ihnen etwas wurde. „Hiergeblieben!“ sagte die Politik und gab grünes Licht für die Erweiterung der Anlage, damit mehr Bioabfall da bleiben kann, dank neuer technischer Ideen.
Wo damals nur die Aerobe Crew, ein heißer Sauerstoff-Fanclub aus Bakteri-en und Pilzen, schlicht „in Miete“ wohnte, wird jetzt ein weiteres Wohnfeld erschlossen. Etwas luxuriöser muss die Neuerschließung sein, für die anspruchsvolleren Anaeroben, einer verschworenen Gemeinschaft aus Bakterien, die allesamt Sauerstoff wie die Pest hassen. „Knack den Bio-Müll auf!“ ist nicht nur für die Alteingesessenen, sondern
auch für die Zugezogenen die Devise. Und Hand in Hand soll alles gehen, wobei die Anaeroben mit 18.250 Tonnen Bioabfällen
Gas geben sollen, und die Aeroben sich mit einer Mischung der ausgegorenen Reste und 12.000 Tonnen untergemischtem Bioabfall zufrieden geben müssen.
ESSEN AUF RÄDER
Das Essen kommt auf Rädern und zwar ca. 115 Tonnen täglich. Ökolo-gisch pflichtbewusst wird sich um eine regionale Beschaffung aus den Bio-tonnen bemüht, mit jahreszeitlich variierendem Essensangebot, im Herbst mehr Laub, im Winter mehr Küchenabfall.
AM LIEBSTEN WARM
Die Anaeroben sind die „Warmduscher“ unter den Bakterien und zeigen nur guten Appetit, wenn ihre Nahrung mundgerecht und vorge-wärmt ankommt. Im Klartext heißt das: Das Biotonnenmenü muss zer-kleinert und im Winter auf dem „Heißen Stein“ vorgewärmt werden. (2)
PLAN T – DIE 21-TAGE-WG
In 7 Fermentertunneln mit einer Wohnfläche von je 130 m² geben sich die Anaeroben dann die Ehre und machen sich über je 200 Tonnen Biotonnenmenü her, um Gas (eine Gasmischung mit 50 - 60 % Methan) zu geben. Dabei arbeitet die verschworene Bakteriengemeinschaft strikt nach Plan T – wie Trockenfermentation. (3)
Feucht fröhlich ist es und bleibt es, denn immer wie-der wird berieselt, mit dem was man unter sich lässt, dem Perkolat. Und damit man nicht im eigenen Saft
schwimmt, führen Abläufe das Perkolat zunächst in Kanalsysteme unter die Fermenter, bevor es auf 40 °C Wohlfühltemperatur aufge-wärmt (4), wieder als Duschwasser eingesetzt wird. Das Gas wird nach oben ins nächste Stockwerk in einen großen Sack abgeführt. (5)
21 Tage bleiben die Anaeroben dann zusammen, quasi in einer 6-Sterne-WG. Hinter mit fahrradschlauchähnlichen Gummilippen dicht verschlossenen Türen gären sie vor sich hin, um 90 m³ Biogas pro Tonne Biotonnenmenü zu hinterlassen.
KÜNDIGUNG NACH 3 WOCHEN
Nach 21 Tagen wird der Tunnel nach oben und unten hin ver-schlossen, so dass kein Gas mehr entweichen kann. Damit die anaeroben Warmduscher verschwinden, wird kräftig mit Frischluft gelüftet – Stoßlüftung mit System, damit‘s nicht knallt! – und alles vor die Tür gesetzt.
RESTEVERWERTUNG
Die feuchte, ausgegorene Masse (ca. 14.000 Tonnen pro Jahr) muss jetzt erst mal aufbereitet werden, um sie wieder für die Nach-barn attraktiv zu machen. Die Masse wird mit dem Dekompaktor gelöchert, damit auch überall Luft dran kommt (und es nach mehr aussieht). Dann wird ein aufbereiteter Biotonnensnack (ca. 12.000 Tonnen pro Jahr) daruntergemischt. Das gibt ver-brauchte Energie zurück und vermittelt den Aeroben ein wenig das Gefühl von Frische!
INTENSIVSTATION ROTTETUNNEL
Den Aeroben serviert man nun dieses Menü. „Macht was draus!“ heißt die Devise. „Knapp 3 Wochen habt ihr Zeit.“ So sind die 5 Rottetunnel mit einer Grund-
fläche von je 143 m² quasi Intensivstationen. Es wird Fieber gemessen, umgebettet und durch Fußbodenheizung (bis 60 °C) für eine
angenehme Wärme gesorgt. Und in der Zeit haben die Aeroben Boden gemacht – 16.450 Tonnen Kompost pro Jahr. (6)
JETZT „IN MIETE“
Alles muss raus: Gemeinsam geht‘s dann über die Förderbahn nach draußen
in die Nachrottehalle, wo der Kompost zwei weitere Wochen „in Miete“ ruht und gedeiht.
VORBEREITUNG AUF DAS OUTDOOR-LEBEN
Draußen in der Konfektionierung wird der Kom-post dann gesiebt und entschieden, was wohin kommen soll. Der wenig gesiebte geht in die Landwirtschaft (die breite Masse), der ganz grobe lässt das Unkraut nicht durch, der feinere nimmt im Blumenbeet Platz, der ganz feine bringt Gräber zum Blühen.
WOHNUNGSWECHSEL AM LAUFENDEN BAND
Anaerobe und Aerobe arbeiten Hand in Hand, obwohl sie nie aufeinan-der treffen, die Vorlieben sind zu unterschiedlich. Alle 3 Tage wird eine der 7 Gärkammern beschickt, nach 21 Tagen werden die Anaeroben an die Luft gesetzt, dann fangen die Aeroben an und arbeiten nochmal ca. 18 Tage auf Intensivstation (Intensivrotte) (6) bevor es ca. 2 Wochen in die Nachrotte geht. Nach insgesamt ca. 8 Wochen gibt‘s dann Methan und Kompost. Das klappt aber alles nur, wenn alle pünktlich ihren Platz räumen, sonst gibt‘s Stau. Bis zur Outdoorvorbereitung, d. h. von der Anliefererhalle bis zur Intensivrotte, findet alles unter Druck, genauer gesagt, unter Unterdruck statt, um die Nachbarn nicht mit Gerüchen zu stören. Für Nachmieter ist immer gesorgt: Die Anaeroben kommen über das Perkolat der Vormieter und die Aeroben
lagern schon auf dem neuen Biotonnenmenü.
DIE WG-IDEOLOGIE: „PRODUKTIV & EFFIZIENT“
Energieeffiziensklasse A* wird der Arbeitsgemeinschaft Anaerob & Aerob be-scheinigt, weil natürlich was bei rumkommt, vieles sich aber auch im Kreis dreht.
Das Duschwasser der Anaeroben, das Perkolat, wird in den Keller ab-geführt und im Sandfang (8) vom Balast, genauer gesagt dem Sand,
befreit. In Schlangenlinien schiebt es sich dann dauerfaulend und gasbildend durch die gefluteten Katakomben, dem Perkolatspeicher (4), bevor es rausgesaugt und aufgewärmt wieder in die Gärkam-mern (3) gerieselt wird, um die Anaeroben bei Laune zu halten. Und was zu viel ist an Perkolat, wird entkeimt und kannspäter als Flüssigdünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Mit der Luft, die aus der Anliefererhalle und der Tunnelvorhalle gesaugt wird, werden die Aeroben in den Rotte-tunneln (6) glücklich gemacht.
Im Schwefelsäurewäscher (9) erfrischt eine saure Brause die Abluft aus den Rottetunneln, bevor sie durch den Biofilter 10 ab nach draußen geht.
Und last but not least, das Wichtigste, wofür eigentlich alle am Tisch sitzen: Das Gas, das entsteht, wenn den Anaeroben die Köpfe rauchen, ist quasi Gold wert. Hierzu muss es aus den Gärkammern und Katakomben einge-fangen werden. Wenn man es einmal im Sack (5) hat, ist das schon die halbe Miete. Gerei-nigt 11 wird es dann abgeführt zum Blockheiz-kraftwerk 12 und verstromt. Und weil es dabei heiß wird, kann auch noch die Wärme genutzt werden, damit zum einen die Bakterien war-me Füße haben aber auch die zweibeinigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Und wenn‘s mal zu viel wird mit dem Gas, gibt die Vergärungsanlage ein „Rauchzeichen“ mit der Notfackel.
DER HAUSHALTSPLAN
Aus insgesamt 30.000 Jahrestonnen Bioabfällen entstehen mit Hilfe von Vergärung und angeschlossener Kompostierung ca. 3.400.000 kWh/a Strom, ca. 3.700.000 kWh/a Wärme, ca. 16.000 t Kompost des Rottegrades III und ca. 2.700 m³ Flüssigdünger. Mit dem gewonnen Strom können 1000 Haushalte mit Strom versorgt werden, mit dem Kompost ca. 550 Hektar (10.000 m²) Ackerland und mit dem Flüssigdünger je nach Fruchtfolge weitere 70 - 90 Hektar gedüngt werden. Und damit leisten zig-Milliarden Organismen ihren Beitrag zum Klimaschutz durch die Erhöhung des regenerativen Stro-manteils und der Verwertung von Bioabfällen in der Region!
AnaerobAerob
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Fußnoten - siehe Einlegeblatt.
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AachenerKreuz
Würselen
Aac
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aße
Kre
feld
er S
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e
Willy-B
randt-Ring
Oppener Straße
Haupts
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Neuhauser Straße
Friedrich
straße
Willy-Brandt-Ring
A4
AusfahrtAachen-Zentrum
Kompostierungs- und Vergärungsanlage WürselenAm Weiweg 4052146 Würselen
B 57
B 57
STROM UND WÄRME AUS DER BIOTONNE
Von der A4 kommend nehmen Sie die Ausfahrt Aachen-Zentrum (3) in Richtung B57/Aachen-Zentrum.Folgen Sie der Straße für 425 m. Biegen Sie nach links ab auf die Krefelder Straße (B57).Folgen Sie der Straße etwa 3,5 km.
Biegen Sie nach rechts ab auf den Willy-Brandt-Ring (L23). Folgen Sie der Straße etwa 200 m.Biegen Sie nach links ab auf Am Weiweg. Folgen Sie der Straße für 350 m.
Telefon: 01802/607070
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12
Kontakt & Anfahrt
SO GEHT‘S: KOMPOST UND NEBENPRODUKTE SO GEHT‘S: PERKOLAT, STROM UND WÄRME
DIE BIOVERGÄRUNGSANLAGE WÜRSELENBioabfälle werden
… und in die
Perkolat
Kompost-Aufbereitung
Fermentertunnel gegeben.
zerkleinert und vorgewärmt …
… u
nd 1
8 Tage
im Rottetunnel
durch
Aerobe zersetzt.
Anschließend geht es zur Konfektionierung.
Innerhalb von 21 Tagen zersetzen Anaerobe
den Biomüll in Gas und Restmasse.
Das aufgefangene Biogas wird gereinigt und in einem
Bockheizkraftwerk zu Strom und Wärme umgesetzt.
Aus den Rottetunneln wird sie im Schwefelsäurewäscher und durch die Biofilter gereinigt, bevor sie in die Umwelt entlassen wird.
Die Luft aus der Anlieferung und der Vorhalle wird in die Rottetunnel geleitet.
Die Biomasse aus den Fermentern wird mit Luft und frischem Biomüll gemischt …
Danach wird der Kompost zur Reifung für 14 Tage nach draußen in die Nachrottehalle befördert.
In der Konfektionierung wird der Kompost gesiebt, sortiert und seiner endgültigen Bestimmung (Landwirtschaft, Blumenbeet, Gräber) zugeführt.
Übrig gebliebenes Perkolat wird als Flüssigdünger verwendet.
Kompostaufbereitung
WIR GEBEN
GAS!