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KORRESPONDENZBLATT DES CANISIANUMS Heft 1, Jahrgang 143 – Sommersemester 2010

Korrespondenzblatt 1/143

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Sommersemester 2010

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KORRESPONDENZBLATTDES CANISIANUMSHeft 1, Jahrgang 143 – Sommersemester 2010

umschlag_heft 143_1:00-Cover_Farbe 24.06.2010 9:06 Uhr Seite 1

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II

InhaltsverzeIchnIs

Geleitwort des rektors ........................................................................................................................ ...1

1. Beiträge

. Prof..Dr..John.Fernandes,.Interreligiöser.Dialog.in.Indien.heute.–. ErfahrungenundReflexionen..................................................................................................... ...2. P..Paul.Oberholzer.SJ,.Die.Jesuiten.im.Reich.der.Mitte.............................................................. .10. Rev..Basil.Mzena,.Wir.danken.dir,.dass.du.uns.berufen.hast,.. vor.dir.zu.stehen.und.dir.zu.dienen............................................................................................. .20. Prof..DDr..Walter.Schaupp,.Der.evangelische.Rat.der.Keuschheit............................................. .27

2. NeoiNgressi2009/10. Antonysamy.Morris,.Dindigul,.Indien........................................................................................... .35. Ehrman.Terry.CSC,.U.S.A............................................................................................................ .36. Gerbut.Yaroslav,.rit.ucr.,.Ivanov.Frankivsk,.Ukraine.................................................................... .37. Kallarakkal.Rappakutty.Antony,.Kottapuram,.Indien................................................................... .38. Mahamboro.Bismoko.Dionius,.Semarang,.Indonesien............................................................... .39. Parathattel.Thomas.CST,.Indien.................................................................................................. .41. Tan.Atta.Kobenan.Nestor,.Bondoukou,.Côte.d’Ivoire................................................................. .42. Wang.Zhanbo.Joseph,.Beijing,.China......................................................................................... .44

3. ChroNikuNdAktuelles. Dr..Reinhold.Stecher,.Altbischof.von.Innsbruck,.Predigt.zum.150..Stiftungsfest.der.. AV.Helvetia.Oenipontana............................................................................................................. .46. US-Konveniat.2009..................................................................................................................... .48.. Donald.W..Trautman,.STD,.SSL,.Bishop.of.Erie,.Homily............................................................. .49.. Sebastian.Ortner:.Chronik,.November.bis.Mai.2010................................................................... .51..4. dissertAtioNeN(ABstrACts). Rev..Mario.Bernardic´................................................................................................................... .63. Rev..Dr..Anthony.Samy.Munian.................................................................................................... 68

5. WirgrAtuliereN........................................................................................................................... 70

6. BriefeuNdgrüsseAusAllerWelt................................................................................................ 72

7. WirdANkeNfürdieüBerseNduNgfolgeNderBüCheruNddVds.................................................... 77

8. MeMeNtoMori............................................................................................................................. 79

terMiNkAleNder.................................................................................................................................... 86

WirdANkeNuNsereNspeNderNuNdfördererN...................................................................................... 88

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AlssommerlichenGrußausdemCanisianumerreichtSiedasKorrespondenzblattunseresKollegs.EswilldenKontaktuntereinandergreifbarundmöglichst lebendigwerdenlassenundIhnenerneutAnteilgebenanunseremLeben.AndenVorstellungender„Neoingressi“wirddeutlich,wieweitsichauchimabgelaufenenStudienjahrderBogendes„corunumetanimauna“spanntundwelcheGnadeundHerausforderungunsmitgegebenist,diesauchimAlltagimmerwiederzuerstrebenundzuleben.Zum Abschluss des von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Priesterjahres haben wir dendiesjährigenKollegsausflugalsWallfahrtnachOiesgestaltetvonwoIhnenimunterenBildunsereKollegsgemeinschaftentgegenlacht.AndiesemwunderschöngelegenenGeburtsortdes2003vonPapstJohannesPaulII.heiliggesprochenenP.JosefFreinademetzSVDhabenwirfürunserepriesterlicheBerufunggedanktunddemHerrnmitunsereneigenenAnliegen,dievonKircheundWeltanvertraut.P.MatteoRicciSJwarvor400Jahreneinheutewie-der als beispielgebend anerkannter Brückenbauer zwischen Kultur und Religion in Chinatätig.EingebundenundbewegtvomGeistderErneuerungderkatholischenKirchedes16.Jahrhundertshaterseine„Akkomodationsmethode“entwickeltunddemChristusglaubensoeineneueStimmegegeben.P.Freinademetzwurde1879indasReichderMittegesandt.Aucher lernte,dengeduldigenWegder„UmwandlungdesinnerenMenschen“selbstzu-erstzugehen.Erlernte,sichselbstzubekehren,umsowohlinChina,wieauchimHimmel,„nichtsanderesalsChinesezusein“.Müssennichtauchwirimmerwiederallesverlassen,umschließlichallesgeschenktzuerhalten!?Heuteistesunsaufgegeben,dieeingefahrenenErfahrungs-undDenkhorizonteaufzubrechenundunsfreizumachenfürdieeinstellungs-undlebensveränderndeDynamik,dieeinerlebendigenGottesbeziehungangstfreiinundfürunsereKirche,fürdieMenschenunsererZeitentspringt.BeimHerz-Jesu-Fest,daswirmitBischofDr.KarlGolserausBozen-Brixeneucharistischgefeierthaben,hatunsAltCanisianerFranzGmainer-PranzldasThema„Theologieinterkultu-rell–diediskursiveFormderKatholizität“inseinemVortragerschlossen.Siedürfensichaufseinelesens-undnachdenkenswertenAusführungenimnächstenHeftfreuen!P.FriedrichPrasslSJwurdevonP.GeneralzudenletztenGelübdenzugelassenundvonP.ProvinzialzumneuenRektordesCanisianumsernannt.IchdankeihmfürdiebisherigesehrerfreulicheZusammenarbeitundbinfroh,dasKollegingutenHändenzuwissen.MirwurdeinderDiözeseBozen-BrixendieAufgabedesSpiritualsundderPriesterseelsorgeanvertraut.BegleitenSieunsbittebeidemitIhremGebet.MitherzlichenGrüßenundbestemDankfürallIhreUnterstützung,dieSieunseremApostolatimmerwiederschenken,imHerrnverbunden

P.GerwinKommaSJ

GeleItwort des reGens

LiebeAltCanisianer,FreundeundWohltäter,liebeCanisianer!

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Rev.Dr.JohnFernandes,Professor&Head,ChairinChristianity,MangaloreUniversityInterreligiöserDialoginIndienheute–ErfahrungenundReflexionen

Rev. Dr. John Fernandes

Einführung

“Interreligiöser Dialog“ ist heutzutage zurMode geworden. Wenn ein Begriff zu oftwiederholtwird, läufterGefahr,oberfläch-lichzuwerden.ZudemwurdeinterreligiöserDialogallzulangelediglichalsverbaleInter-aktion, als Austausch von Gedanken oderInformationen verstanden und auch nur indiesemSinnepraktiziert.DerDialogdurchGedankenaustausch(Dia-logue of Thought)istjedochnureinAspekteiner weit umfassenderen Aktion, die derBegriff “interreligiöser Dialog“ beinhaltet.Wenn sich Vertreter verschiedener Religi-onentreffen,solltensieaufKontakt,Kom-munikation und Kooperation hinarbeiten.Ein “umfassender Dialog“ (Comprehensive Dialogue)solltenichtnurimGedankenaus-tauschbestehen,sondernebensodenweit-ausbedeutenderenDialog der Aktion,den

Dialog des Teilens religiöser Erfahrungen,denDialogdesFeiernsunddenDialog der Kulturen einschließen – dies alles ist der“Gelebte Dialog“.

Anstelle von theoretischen Überlegungenzum“InterreligiösenDialogheute“möchtenwir in diesem Beitrag ein Beispiel aus der Praxis vorstellen - “Dharma Samanvaya Abhiyana“, eineBasisbewegung für religi-öseHarmonie. DabeifolgenwirderMetho-devon“Action–Reflection“:Zunächst stellen wir den aktuell von unspraktiziertenDialogvor (1.Situation,2.Vi-sion,3.Aktion),reflektierendannüberdieseFormderPraxiskritisch(4.),umdaraushilf-reiche Schlussfolgerungen für den “Dialogheute“ zu ziehen (5.). Zum Schluß wollenwirderFragenachgehen,weshalb imNa-menvonReligionen,diesichzumFriedenbekennen, Gewalttaten verübt und Kriegegeführtwerden(6.).

DerName “Dharma Samanvaya Abhiyana“:DharmaistdasSanskrit-Wortfür“Religion“.Samanvaya bedeutet “Integration“, “Har-monie“,Dharma Samanvayabedeutetalso:Gegenseitige Akzeptanz und Pro-ExistenzvonReligionen–ReligiöseHarmonie.Abhi-yanabedeutet“Bewegung“.

1. Situation

Dharma Samanvaya wirkt von Mangalore(Süd-Indien) indenDistriktDakshinaKan-nada hinein. Um die religiöse Situation inunserem Gebiet zu verstehen, wollen wirzunächsteinenBlickaufdieglobale,natio-naleundlokaleSituationwerfen:

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1. Beiträge

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Global:Wir leben in einer Welt, die charakterisiertistvon- wachsenderGewalt,TerrorundKriegei-

nerseitsundeinerglobalenFriedensbe-wegungandererseits;

- einem“ClashofCivilizations“ (Hunting-ton) einerseits und dem globalen Be-mühenum“ConfluenceofCivilizations“(ManmohanSingh)andererseits;

- wachsenderPolarisierungzwischenreli-giösen,ethnischenundkulturellenIden-titäteneinerseitsundweltweitenBemü-hungenumDialogundKooperationan-dererseits;

- enger Verbindung der Menschen undNationendurchITeinerseitsundwach-sender Entfremdung und GegensätzenzwischendenIdentitätenandererseits;

- wachsenderKonsumgüterproduktionei-nerseitsundderdaraus folgendenZer-störungderNaturandererseits.

In diesem Beitrag wollen wir uns auf dieSituationderReligionenkonzentrieren.

National:IndienistdasLand,indemdieWiegevie-lerWeltreligionenstand–Hinduismus(Sa-natana Dharma), Buddhismus, JainismusundSikhismus.IndienhießauchZoroastrer,Juden,ChristenundAngehörigedesIslamwillkommen.InIndienspieltReligionbisheuteeinegroßeRolleimsozialen,kulturellenundpolitischenLebenderMenschen.NahezujederbekenntsichzueinerReligion.ImöffentlichenLebenistderreligiöseEinflußnichtzuübersehen.Jahrhundertelang fanden die unterschied-lichstenreligiösenGruppeneinenWegdesfriedvollen Miteinanders. Die Hindu-Reli-gion war stets offen für neues Gedanken-gut.“LaßtedleGedankenvonallenSeitenzuunskommen“,heißtes imRigVeda. InihremtieferenSinne istdieHindu-Lebens-weisedaraufeingerichtet,verschiedenere-

ligiöse Bekenntnisse und Praktiken in dastäglicheLebenzuintegrieren.Dies ändert sich jedoch derzeit. Einer derGründe für diesen Wandel ist die globaleSituation,dienatürlichauchinIndienihrenWiderhallfand.ÜberallaufderWeltwächstreligiöserFundamentalismus.Konfliktezwi-schen Hindus und Muslimen brachen be-reits während des indischen Unabhängig-keitskampfes aus und führten zur TeilungdesLandes.SeithergabesinKashmirundimGrenzgebietzwischen IndienundPaki-stanvielebewaffneteKonflikte.Dasgloba-le Anwachsen von Terrorismus und KrieghatauchaufIndienseineWirkung.Terrori-stischeAnschlägefandenundfindenimmerwiederanvielenOrtenIndiensstatt.ÜbergriffeaufChristenundihreInstitutionenwaren in früheren Jahren hauptsächlich inBihar, Madhya Pradesh und Gujarath zuverzeichnen.NeuerdingsistganzIndienda-vonbetroffen.DiejüngstensolcherVorfällefandeninKandhamal(Orissa)indenJahren2007und2008stattsowie2008anvielenOrteninKarnataka.

Lokal:Unser Bezirk, Dakshina Kannada, ist “In-dien im Kleinformat“: Menschen aus ver-schiedenenethnischenGruppen,Kulturen,SprachenundReligionen–Hindus,Musli-me,Christen,Jainsu.a.lebtenbisherfried-lichmiteinander.Aberseitkurzemändertesichdas indemMaße, wie sich die nationale und die glo-bale Situation änderte. Auch unser Bezirkmußte Zusammenstöße zwischen Hindusund Muslimen nach der Zerstörung derBabriMasjidundwährendderUnruhen inanderenTeilen Indienserleben.AusbrüchevonGewaltzwischendiesenbeidenGrup-pen sind seit Ende der 90er Jahre im An-steigen.ImSeptember2008gabeserstmalsauchin Mangalore sowie in anderen Teilen von

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KarnatakaÜbergriffeaufchristlicheInstitu-tionenundGebetshäuser.

2. Vision

DieEntstehungvon“DharmaSamanvaya“ist in diesem Kontext zu sehen. Vor etwazwölfJahrenwandtesichein imBildungs-wesentätigerHinduanmichmitdemVor-schlag, gemeinsam etwas zu tun, um dieSituation der anwachsenden religiösenKonflikte zu verändern. In zahlreichen in-formellen Gesprächen und DiskussionenanalysiertenwirdieSituationderReligioneninunsererGesellschaftunddieGründe,diehinterdemwachsendenAntagonismusste-hen, und wir suchten nach Möglichkeiten,um dieses Problem zu lösen. An diesemGedankenaustausch waren zahlreiche Lei-ter/innenvonBildungseinrichtungenbetei-ligt, die zu Hindu-, Christen- und Muslim-Gemeinschaftengehören.WirkamenzudemSchluß,daßeszwischendenAngehörigenverschiedenerGlaubens-richtungen in unserem Distrikt im Grundewenig Kontakte gibt und auch kaum Ver-ständnis füreinander, obwohl wir kulturellmehrGemeinsamesalsTrennendeshaben.Diese Erfahrung ermutigte uns, etwas zutun: Wir beschlossen, uns zunächst anSchüler und Studenten zu wenden, umeineAtmosphärereligiöserHarmonieindenSchulenzuschaffen.DieskönnteauchdieElternderKinderbeeinflussenundAuswir-kungenaufdieGesellschafthaben.Kontakt,KommunikationundKooperationzwischenAngehörigenverschiedenerReligionenundauchWeltanschauungenführtzureligiöserHarmonie in der Gesellschaft – “DharmaSamanvaya“.DaswarunsereVision.Mit diesem Ziel vor Augen luden wir wei-tere Leiter von Bildungseinrichtungen ein,so daß etwa 35 Institutionen durch mehrals50Einzelpersonenvertretenwaren.Ent-sprechenddervorunsstehendenAufgabe

nanntenwirunsereGruppe“Education forReligious Harmony“. Später änderten wirdenNamenin“DharmaSamanvaya“.

Während unserer Treffen einigten wir unsaufdieBasisunsererinterreligiösenZusammenarbeit:DerGlaubeaneinegöttlicheWirklichkeitalsUrsprung und Ende des Universums; dasEngagement für die eine Menschheit, fürGleichheitundEinheitallerMenschen;Ak-zeptanzdermenschlichenGrundwertewieWahrheit,Liebe,GerechtigkeitundFrieden.

3. Aktion

“Dharma Samanvaya“ ist eine BewegungundkeineOrganisation.EsgibtkeineVer-waltungsstruktur. Wir tagen in verschie-denenHindu-,Muslim-undchristlichenBil-dungseinrichtungen.

3.1. In Schulen und Colleges- Lernen über die und von der jeweils an-

deren Religion Was ist unserem Glauben gemeinsam,

was unterscheidet unsere Religionenvoneinander, und wie können wir unsdadurchbereichernlassen?

- Gemeinsames Feiern von Festen In Schulen und Colleges werden religi-

öseundnationaleFestegemeinsamge-feiert.

- Um diese Programme in Schulen undColleges erfolgreich durchzuführen,bedarf es der Ausbildung von Lehrern,Sozialarbeitern und ehrenamtlich täti-gen Freiwilligen, die eine Atmosphäreder Harmonie in Schulen und Collegesschaffen und mit anderen InstitutionenundBewegungenzusammenarbeiten.

UnserZielistes,eineKerngruppezurinter-religiösenKooperationinjederBildungsein-richtungunseresGebieteszubilden.

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3.2. In der GesellschaftÜberdieBildungseinrichtungenwollenwirindieGesellschaftalsGanzehineinwirken.In den letzten Jahren ist durch zahlreichereligiöse Gemeinschaften, Gruppen undOrganisationen viel unternommen worden,umzureligiöserHarmoniezukommen.WirarbeitenalsNetzerkzusammen.Im Verlauf der letzten Jahre sind wir zuder Erkenntnis gelangt, daß InterreligiöserDialog die Gesamtheit des menschlichenLebens erreichen und deshalb ein umfas-sender(comprehensive)Dialogseinmuß.

Umfassender Dialog (Comprehensive Dialogue)Interreligiöser Dialog ist mehr als nur ein“DialogderGedanken“,mehralseinAus-tausch von Ansichten und Informationen.Er sollte im umfassenden Sinne geführtwerden,umKontakte,KommunikationundKooperation zwischen verschiedenen Ge-meinschaften durch unterschiedliche For-men des Dialogs herzustellen. Wir wollenhierdieseverschiedenenFormenaufzeigenundBeispieleanführen.

• Dialog der AktionVerschiedene religiöse Gruppen arbeitenmiteinanderfüreineintegraleBefreiungundEntwicklung der Menschen, vor allem derArmen.Beispiel “Mother Teresa’s Prerana“: AmTagederSeligsprechungvonMutterTere-sa organisierten wir ein öffentliches inter-religiösesTreffen.All jeneInstitutionenausMangaloreunddernäherenUmgebung,dievonHindus,MuslimenundChristengeleitetwerdenundeinenDienstamMenschenimSinne Mutter Teresas tun, kamen zusam-men. Es waren dies 27 Institutionen, dieverarmteKrankeundSterbende,Alte,armeKinder, geistig und körperlich Behinderte,Lepra- und HIV-Aids-Patienten betreuen.Sie kamen erstmals zusammen und wur-deneinzelnderÖffentlichkeitvorgestellt.Im

darauffolgendenJahrtrafensiesichwiederunterdemMotto“ImDienstamMenschenvereint“.

• Dialog der KulturenDie unterschiedlichen Kulturen müssenmiteinanderkommunizieren,umselbstbe-reichertzuwerden.UnterdenThemen“Aufdem Wege zu einer indischen christlichenKunst",“KunstundSpiritualität”u.ä.ludenwirmehrfachJyotiSahiundandereKünst-ler zu Ausstellungen, Seminaren und ArtCampsein.

• Dialog durch FeiernReligiöse,sozialeundnationaleFestesindguteGelegenheiten,Menschenzusammen-zubringenunddenjeweilsanderenGlaubenbesserzuverstehen.Beispiele: Deepavali, Weihnachten, Id-ul-AdahunddasHarvestFestival.DieseundandereFestegemeinsamundöffentlichzubegehen, ist in unserer Gegend vielerortsfastschonzurGewohnheitgeworden.

• Dialog durch GedankenaustauschFachleutesuchendanach,sowohldasVer-ständnisfürihrjeeigenesreligiösesErbezuvertiefenalsauch,diespirituellenWertederanderenschätzenzulernen.

AlledieseFormendesDialogs zusammensind

• der Gelebte DialogDieMenschenstrebendanach, imoffenenund gutnachbarschaftlichen Geiste zu le-ben und Freuden und Sorgen miteinanderzuteilen.Familien von Hindus, Muslimen, Christenund anderen Gemeinschaften treffen sichinloserFolgezubestimmtenAnlässen.AufdieseWeisebestärkt sichdiegutnachbar-schaftliche Zusammenarbeit im kleinen,aberauchimgrößerenRahmen;denndie-serDialogimAlltagslebenermutigt.

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Außerdem hatten wir ein “live-in-expe-rience“ über die christliche Ashrambewe-gung (Beede Griffiths), in der MenschenverschiedenerReligionenzusammenleben.

3.3. Ausbildung für den DialogDialog-Arbeit benötigt Leiter, die in InhaltundMethodegutausgebildetseinmüssen.“DharmaSamanvaya“führtentsprechendeProgrammefürDozenten,Lehrer,Sozialar-beiter,SeminaristenundOrdensschwesterndurch.

3.4. Theologie des DialogsDasWarumundWiedesinterreligiösenDi-alogs basiert auf einer “Theologie des Di-alogs“, inunseremFalle auf einer “Christ-lichen Theologie des religiösen Pluralis-mus“. Um einmal im größeren RahmenübereinesolcheTheologienachzudenken,organisierten wir Anfang 2005 gemeinsammitdemChair inChristianity unddemSt.Joseph’s Seminary ein internationales Se-minar: “Karl Rahner – Ein Theologe des Dialogs“. ExemplaredesKonferenzbandessindnochverfügbar.IndiesemZusammenhangführtenwirwei-tere Symposien durch zu BrahmabhandavUpadhyaya,PaulDevanandanundPanditaRamabai.

3.5. Netzwerk-Arbeit(Net-working)Wirarbeitenauf lokaler, nationalerund in-ternationalerEbenemitEinzelpersonenso-wieGruppenund Institutionenzusammen,diesichfürDialog,FriedenundGerechtikeiteinsetzen.

4. Reflektion

IndemwirderMethode“Action-Reflection“folgen,wollenwirnuneinigekritischeÜber-legungenzurPraxisdes interreligiösenDi-alogs der Dharma Samanvaya-Bewegunganstellen.

Interreligiöser Dialogist“not a luxury, but a necessity“ (kein Luxus, sondern Notwen-digkeit).Erist“not a fashion, but a mission“ (keineMode,sondernAuftrag).UnsereBe-wegungwardiespontaneAntwortaufun-sere Situation, auf unseren Kontext – undzwar lokal, national undglobal. Lange vordem “11. September“ hatten wir die Not-wendigkeit zum Kontakt, zur Kommunika-tion und Kooperation zwischen Menschenerkannt, die zu verschiedenen religiösenund weltanschaulichen Gemeinschaftengehören.FürdieMitgliedervonDharmaSamanvayawurdeunsereArbeitzueinerlohnendenundbereicherndenErfahrung:Aufvölligfreiwilli-gerBasisopfernsovieleMenschenvielvonihrer Zeit und Energie, bringen ihr WissenundihreFertigkeiteneinundauchihreige-nes Geld, um die Treffen und Programmezu ermöglichen. Wir arbeiten ohne “Full-timers“;alleBeteiligtenopfernausschließ-lichihreFreizeitfürdieseArbeit.Allerdings liegen genau hier auch unsereSchwierigkeiten. Wir haben auch unsereGrenzenerkannt.Unsereursprünglichweit-reichendenPlänekonntennichtimmervollerfüllt werden, zuweilen traten wir auf derStelle. Ein Grund dafür ist die vergleichs-weisekleineunddurchUmzügeu.a.GründewechselndeMitgliederzahl.Aberichdenke,abgesehendavongibtesauchGründe,dieinderNaturdesDialogsliegen,wieervonunsversuchtwird.WennwirdiesenGrün-dennachspüren,sosindwirvoreinigeHe-rausforderungengestellt.Eine weitere Frage ist die nach der Wirk-samkeit unserer Arbeit. Wir sehen einer-seits ein Anwachsen von kommunalenKonflikten, Gewalt und terroristischen Ak-tivitäten, sehen andererseits aber auch alldievielenInitiativen,die-wiewir-aufinter-religiöseHarmonieundFriedenhinarbeiten.Dieser Kontext bietet allen, die für Dialogund Frieden eintreten, Möglichkeiten undHerausforderungen.

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5. Herausforderungen

WennwirsoüberunsereErfahrungennach-denkenunddabeiversuchen,“dieZeichenunsererZeit"zuerkennen,kommeichdazu,diefolgendenHerausforderungen aufzuzei-gen,diegleichzeitigauchalsChancenzuminterreligiösen Dialog angesehen werdenkönnen.

1. Vom Dia-log zur Dia-praxisWirhabenvieleTheoretiker,ExperteninSa-chen Religion und bedeutende TheologendesDialogs.Aber,meinerunmaßgeblichenMeinungnach,gehenbeiweitemnichtge-nügendvonihnenhinunterbisandieBasis,auf die “Grass-root“-Ebene, um dort denDialogzupraktizieren.Die indischeKirchekann sich etlicher international renom-mierter Theologen des Dialogs rühmen,aber ihre Theologie hat das Alltagslebender Menschen nicht erreicht. Die Kirchenhabenesnichtgeschafft,dievondenEx-perten entwickelte Theologie in die Praxisumzusetzen.Mehrnoch:Waswiramhäufigstentun,istSprechen–Dia-log.Aber es fehlt,wiewirnocherläuternwerden,aneinereffektivenDia-Praxis,d.h.aneinemumfassendenDi-alog, der all die Bemühungen um Kontaktund Kooperation darin zusammenfließenläßt,gemeinsam an einer gerechten, fried-vollen und nachhaltigen Welt zu bauen.Die Kluft zwischen Theorie und Praxis,zwischen Theologie und Alltagsleben derMenschenistbishernichthinreichendüber-brücktworden.DeshalbbleibtdieseArtthe-oretischenDialogseinPrivilegderEliten.DieskanningleicherWeisevondenande-ren Religionen gesagt werden. Daraus er-gibtsichdiezweiteHerausforderung:

2. Vom Dialog der “Spezialisten“ zu dem des “Normalbürgers“

Wiegesagt,findetder interreligiöseDialoggewöhnlicherweise an der “Spitze“ statt.

UnddieMenschen“daunten“müssendenDialog lernen durch Zuhören oder etwasdarüber lesen.Es istanderZeit,daßeineBewegung des Dialogs “von unten nachoben“ stattfindet anstelle derjenigen “vonobennachunten“.Wir haben so viele interreligiöse Konfe-renzen (“Sarva Dharma Sammelana“): Aufdem Podium sitzen einige Spezialisten,die ihre Gedanken darlegen, jeweils vonihrem/seinem Standpunkt aus. Das Audi-torium hört zu oder stellt zuweilen einigeFragen. Die eigentliche Frage aber ist, obundinwelchemMaßedieseArtvonDialogdas Leben der Zuhörer selbst betrifft und–fastnochwichtiger–dasLebenderMen-scheninderGesellschaft.Wennmanvielesolcher Treffen und Konferenzen besuchthat und andererseits das Alltagsleben derMenschenbeobachtet,kommtmanzudemSchluß,daßdieseArtakademischerDialogdieFamilienundArbeitsplätze,diesozialenund politischen Aktivitäten der Menschennichterreichthat.DerDialogaufdemPo-diumsolltealsoentwedereinesymbolischeGeste am Ende eines Prozesses oder derBeginnvonetwasNeuemimLebenderein-fachenMenschensein.

3. Von einem “verbalen“ zu einem “umfas-senden“ Dialog

Dialog wird im allgemeinen als ein Dialogvon Gedanken verstanden und auch sopraktiziert - als Austausch von AnsichtenoderalsKonversation.Dochdiesistledig-lich eine Form des umfassenden Dialogs,deraufallenEbenendesmenschlichenLe-bensstattfindenmuß:ImHandeln,imTeilenreligiöser Erfahrung, im Gebet, im FeiernundimAlltagslebenderjeweiligenGemein-schaft.Ferner sollte interreligiöser Dialog Teil desmenschlichenDialogs mit jeglicher Realitätsein.DasmenschlicheLebenistBeziehung–zuanderenMenschen,zumKosmosundzumGöttlichen.DieseBeziehungistimmer

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dialogisch. Ein Dialog über den GlaubenkannnichtisoliertvonanderenFormendesDialogs geführt werden. Der Bereich desReligiösenkannnichtvomökonomischen,sozialenundpolitischengetrenntwerden.MitanderenWorten–wennwirfragen:WasistderletztendlicheZweckeinesDialogs?,dannmüssenwirsagen,daßesdabeinichtnur darum geht, den Standpunkt des an-derenbesserzuverstehenunddadurchzueinem besseren religiösen Leben zu kom-men, sondern letzten Endes dadurch einegerechte, friedvolle und nachhaltige Weltzuschaffen. In religiöserTerminologie ausge-drückt,derZweckdesDialogsistdie“Herr-schaftdesGöttlichen“.Dies implizierteineneue Beziehung zu jeglicher Realität, unddaserfordertdenDialogmitjeglicherRea-lität.Dazugehörtauch,dieRollederReligi-oneninderGesellschaftzuanalysieren.

6. Die Religionen – Friedensstifter oder Ur-sache von Konflikten?

GewöhnlichpräsentierenimVerlaufdesin-terreligiösenDialogsdieVertreterjederReli-gionihreGlaubensgrundsätzeundPraktikeninihrerIdealform.AufdieserEbenescheintdann rasch Harmonie und Verständnis zuherrschen. In Wirklichkeit aber ist die Ge-sellschaft voller Konflikte, Konfrontationenund Schwelbrände, die zwischen den An-gehörigen verschiedener Religionen aus-brechen.Warum?Wir sollten zunächst einmal die Mecha-nismen unserer Gesellschaft analysierenund versuchen, herauszufinden, welcheRolle dabei die Religionen spielen. Dennim Verlauf der Geschichte haben religiöseSystemeimmerverschiedeneRolleninderjeweiligenGesellschaftgespielt–unddiesistbisheuteso.

1. Religion als “spirituelle Bewegung“Spüren wir den Anfängen aller Religionennach, so sehen wir, daß die “Gründungs-Botschaft“ immer ein spiritueller “Lebens-weg“war.Dieanfänglichereligiöse“Bewe-gung“warimBlickaufdiejeweilsexistieren-deGesellschaftinzweifacherHinsichteine“befreiende“–vonindividuellenundgesell-schaftlichen Zwängen. In diesem StadiumgabeskeineOrganisation,keineLehrsätzeundkeineGesetze.Eineprophetische,cha-rismatische,spirituelleBewegungwirdge-tragenvonpersönlicherÜberzeugungundEngagement.In diesem Stadium ist die religiöse Bewe-gung “macht-los“ und kritisch gegenüberjeglicherunterdrückerischerMacht, sei siepolitisch oder ideologisch. Die Bewegungbetrachtet alle Menschen als gleich, als“SchwesternundBrüder“–Inklusivität.DieSchriftenderjeweiligenReligionversuchen,diesenGeistindemjevorfindlichenKontexteinzufangen. Dies ist der “ursprünglicheGeist“einerReligionbzw.allerReligionen.

2. Religion als “System“JedeReligiontendiertjedochimLaufederZeit dazu, zu einem System zu werden.Einerseits istdiesbeiwachsenderMitglie-derzahl eine soziologische Notwendigkeit,andererseitsaberistdiesderAnfangeinesNachlassens des ursprünglichen Geistes.JemehreineBewegungzumSystemwird,destowenigerbleibtsieeinespirituelleBe-wegung.

DieEntwicklunghinzueinemreligiösenSy-stembeinhalteta)ein Bekenntnis (Creed) des Glaubens:

Dogmen oder bindende Lehren, wasmanzuglaubenhatundwasnicht;

b)einen Verhaltenskodex (Code): Anord-nungen,GeboteundVerbote,wasmanzutunhatundwasnicht;

c)einen Kult (Cult) definierter Formen fürGebete, Gottesdienste und für Rituale,

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die verbindlich wurden und gesetzlichauferlegtsind;

d)eine Gemeinde/Kirche (Community/Church): eine hierarchisch strukturierteOrganisation,dieautorisiertist,Bekennt-nis,GesetzeswerkundKultzudefinierenundverbindlicheinzuführen.

WennauseinerBewegungeinSystemwird,dannkommtauchMachtinsSpiel–Autori-tät,Beherrschung.IndererstenPhaseeiner“spirituellenBewegung“gibteskeineMachtüberandere,ehereinekritischeHaltungge-genüber jeglicherMachtausübung.Aber inder zweiten Phase gibt es bereits Macht,und sei sie zunächst moralischer oder re-ligiöserArt–es istbereitsMacht.Hierhat“Religion“eineStruktur,diedahintendiert,sichselbstverewigenzuwollen.AußerdemhateinSystemfestdefinierteGrenzenzwi-schen “denen, die zu uns gehören“ und“denen,dieaußerhalbsind“.DasBestrebengehtdahin,dieeigene(“unsere“)AnzahlzuvergrößernundunsereGrenzenweiteraus-zudehnen-exklusive Tendenzen.

3. Religion als “Ideologie eines politischen Systems“

DiedrittePhasebzw.diedritteArtderRolle,dieReligionspielenkann,ist,zurIdeologieeines politischen Systems zu werden. IndiesemFallwirddasreligiöseSystemzumVerteidiger politischer Macht, rechtfertigtunterdrückerischeSysteme,motiviert,demSystemblindzufolgenundkannsogarzumInquisitor oder Richter derjenigen werden,diegegendasSystemauftreten.Beispiele für diese Phase finden sich inder Geschichte sämtlicher Religionen: DerchristlicheGlaubealsChristentum (“Thron&Altar“),derIslamalsdieReligioneinesKa-lifatsbzw.heuteeinesislamischenStaates.InIndienistesderaufkommendeRufnacheinem Hindu-Reich (Hindu Rashtra). DieBeispielekönnenfortgesetztwerden;esistdiesdieabsolute Exklusivität-“eineReligi-

on,einpolitischesSystem,eineNation“.Wenn wir die Geschichte einer jeden Re-ligion betrachten, so entdecken wir leichtdieverschiedenenRollen,diedie jeweiligeReligionzuverschiedenenZeitenoderUm-ständenspielte.ZumeistspieltensichdieseRolleninaufeinanderfolgendenStufenab,dochhistorischeEntwicklungverläuftnichtimmernurineinerRichtung.OftmalsisteseineZick-zack-oderspiralförmigeEntwick-lung. Alle Religionen spielen wohl heutzu-tage eine dieser Rollen - entsprechenddergegebenenSituation.EinunddieselbeReligion kann gleichzeitig auch mehr alseinedieserRolleninderGesellschaftspie-len -oder versucht es.ReligiöseKonflikteentstehen, wenn in einer bestimmten Ge-sellschaft Religion zur Ideologie eines po-litischenSystemswirdodersichalsrigidesReligionssystembehauptet.

Interreligiöser Dialog ist eine Pilgerreise -eine “Yatra“ - der Religionen, ein gemein-samesSuchen,dasZielzuerreichen.JedeReligionmußjedochweitervoranschreiten,ihrengegenwärtigenZustandund ihrege-genwärtigen Praktiken kritisch evaluierenund sich auf ihre Wurzeln zurückbesinnenaufjeneZeit,indersiealsspirituelleBewe-gungbegann.Zugleich muß sie die gegenwärtige Ge-sellschaft und ihre Situation in Betrachtziehen. Echter Dialog wird möglich, wennAngehörige aller religiösen Gruppierungenversuchen, von “Religion“ zur “Spirituali-tät“ zu kommen. Das geschieht, wenn sievollständig von der Rolle einer fundamen-talistischenIdeologieablassen,ständigihreRollealsreligiösesSystemüberprüfenundsich bemühen, immer mehr zu einer spiri-tuellen Bewegung zu werden. Wenn Re-ligionen sich auf ihre spirituellen Wurzelnbesinnen, werden sie sich alle auf dieser“Pilgerreise“ an einem bestimmten Punkttreffen. Und dann pilgern sie gemeinsam,umihrZielzuerreichen.

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P.PaulOberholzer,SJ,RomDieJesuitenimReichderMitteWie die ersten Europäer der FrühenNeuzeitinChinaFußfassten–unddieAnfänge einer einheimischen Kirchesetzten.

An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhun-derthatdiedamalsnochjungeGesellschaftJesudieBegegnungvonChinaundEuropa,zweier Hochkulturen, vermittelt, die überkeinen gemeinsamen Nenner verfügten.Es gab wohl im 14. Jahrhundert einen la-teinischen Erzbischof im mongolischenBeijingundfranziskanischeMissionare.DieVerbindungistaberwiederabgerissenundwar seit über zweihundert Jahren sistiert.Der einzige gemeinsame Nenner war viel-

leicht,dassbeide,EuropäerwieChinesen,davon überzeugt waren, die Hochkulturzu sein. Das garantierte wenigstens einenBerührungspunkt:JedeHochkulturverfügtübereinPotentialangeistigerOffenheit,dieaufbeidenSeitentatsächlichgegebenwar.Die Jesuiten nahmen die abenteuerlicheund beschwerliche Reise nach China mitdemeinzigenZielaufsich,diedortigeBe-völkerung zumChristentum zu führen.SieerkanntenaberbaldihreAufgabedarin,zwi-schendenbeidenHochkulturenzustehen,umdasVertrauenderChinesenzugewin-nen.DarinwirddenJesuitenundinsbeson-dereMatteoRicci,dessen400.TodestagindiesemJahrbegangenwird,gemeinhineinhohes Maß an Kreativität und Pioniergeistattestiert.

Kurzer Einblick in den Forschungsstand

WersichheutemitChinaunddenJesuitenin der Frühen Neuzeit beschäftigt, wirdmit drei unterschiedlichen Wissenschafts-zweigen konfrontiert: erstens mit der vonChinesen betriebenen Sinologie, die starkaufdemphilosophisch-literarischenHinter-grund Chinas arbeitet. Dieser ist unseremabendländischen Denken sehr fremd undsetzt profunde Chinesischkenntnisse vo-raus. Darum sind für diese DarstellungWerke dieser Disziplin nicht ausgewertetworden. Die europäisch-amerikanische Si-nologiefolgtanzweiterStelledenunsver-trautenundetabliertenhistoriographischenMethoden.IhreVertreterpublizierenfürdenabendländischenKulturkreis,verfügenaberzumeistüberausgewieseneKenntnissederchinesischenSpracheundKultur.AndritterStellestehendieMissionswissenschaftunddie Kirchengeschichte. Beide fassen The-men ins Auge, die für die Kirche relevantsind. Die Chinamission der Jesuiten spieltbeiihneneinesehrgroßeRolle.Denndiein-nerkirchlichenKontroversenumdivergieren-

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deMissionsmethodenprägtendamalsdaskirchlicheKlimasowohlinChinaalsauchinEuropa tiefundsindbisheute fürdieEnt-wicklungneuerWegezurGlaubensverkün-digungrelevantundumstrittengeblieben.AusgangspunktderhiervorgestelltenAusei-nandersetzungbildetdieeuropäischeSino-logie,dasheißt,dieFrage,wiesichChinaimausgehenden16.Jahrhundertpräsentierte.BezeichnenderweiselässtkeinedieserPu-blikationen die Jesuiten unerwähnt. DabeiwirdnichtderenEngagementaufdemGe-bietderGlaubensverkündigunggewürdigt.Entwederwirdsieganzverschwiegen,oderin einem Nebensatz als gescheitertes Un-ternehmen abqualifiziert. Als unbestrittenhingegen gelten die Verdienste der Jesui-tenalsBrückenbauerzwischendenbeidenKulturen, als Vermittler des Chinabildes inEuropaundaufdemGebietderNaturwis-senschaften.Dass die „säkulare“ Sinologie dabei nichtganz unrecht hat, belegen folgende, er-nüchterndeZahlen:Chinazähltezwischen1600und1700rund100bis120MillionenEinwohner.Um1700standdieChinamissi-onmit200000getauftenChinesenaufih-remHöhepunkt,waseinemAnteilvon0,16Prozent der Gesamtbevölkerung gleich-kommt. Im heutigen Österreich mit 8 300000 Einwohnern wäre das ein Grüppchen13280Personen.DieZahlensprechenfürsich:Chinastandniekurzdavor,christlichzuwerden.Undselbst inderReligionsge-schichteChinasfällteineGemeinschaftvonsolchenAusmaßennichtinsGewicht.

China in der ausgehenden Ming-Zeit

ZuBeginnderMing-Dynastie,dievon1368bis1644dauerte,hatderKaiserallelegis-lativeundexekutiveMacht inseinerHandvereint und im ganzen Reich eine durch-strukturierte Beamtenschaft aufgebaut.DemwarzuBeginnauchErfolgbeschieden,

wasdaskonkreteBeispieleinesreichsweitorganisierten Aufforstungsprojekts belegt,indessenRahmeninkurzerZeitrundeineMilliarde Bäume gepflanzt wurde. Ein Teildavon diente nicht der Intensivierung derLandwirtschaft,sonderndemAufbaueinerHochseeflotte,mitderderKaiserGesandt-schaftsreisen in ganz Südostasien bis andie Küste Ostafrikas unternahm. An sol-chenExpeditionenbeteiligtensichbiszu20000Menschen. ImGegenzugempfingderKaiserGesandtschaften,dieamweitestenentfernte aus dem ägyptischen Mamelu-ckenreich. Dies alles ereignete sich hun-dertJahre,bevorPortugalundSpaniendieWeltmeerezubereisenbegannen,waseinklares Indiz für die technische Überlegen-heitChinas ist.AuchwennderKaiserdie-seMissionenum1430einstellte,behieltenVolkundHofdasSelbstbewusstseineinermaritimenGroßmacht.Nochum1600waresdasamweitestenentwickelteReichderganzen Welt. Das Heilige Römische ReichDeutscherNationzählteetwa15MillionenEinwohnerundwaraufgeteilt inzahlreichekleineFürstentümermitgeringengegensei-tigen Verbindlichkeiten. Wohl wurden da-mals inEuropabeeindruckendeBauwerkeerrichtet,aberkeineskonnteesinAusma-ßenundanPrachtmitderPalastanlageder„VerbotenenStadt“inBeijingaufnehmen.DiemaritimenExpeditionenwurdenhaupt-sächlichauszweiGründeneingestellt,diedie Situation des Reiches bis 1644 be-stimmten:SeitderMittedes15.Jahrhundertsmach-ten Mongolenstämme die Nordgrenze desReiches in zunehmender Häufigkeit unsi-cher,woraufChinamitdemletztenAusbauder Grossen Chinesischen Mauer antwor-tete.GleichzeitigwurdedieOstküsteinbe-drohlichenAusmaßenvonPiratenunsichergemacht. Die meisten Seeräuber warenJapaner, konnten aber auch anderer Her-kunftsein.DiekaiserlicheAußenpolitikver-legtesichfortanweitgehendaufdieGrenz-

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sicherung,worausaber nichtgeschlossenwerdendarf,dassdasLandkeineAußen-beziehungen mehr unterhielt. So gab eszuallenZeiteneinenFernhandel,derabernichtvomKaisergetragenoderkontrolliertwurde,sondernindenHändenvonPrivatenlag.Der Kaiser versuchte im frühen 16. Jahr-hundertdenHandelmitJapanindenGriffzubekommenundaufeineHafenstadtzureduzieren,wasihmabernichtgelang.EinGrunddafür istdie,gemessenandenDi-mensionen des Reiches, personell unge-nügend bestückte Beamtenschaft, die le-diglich10000bis15000Mitgliederzählte.DemKaiserwaressomitgarnichtmöglich,seinen Anspruch auf eine totale KontrolledesLandes indieTatumzusetzen.DieSi-stierungdesoffiziellenJapanhandelshattedamitnurzurFolge,dassderganzeWaren-austausch indie Illegalität und indenPri-vathandelabglittunddasPiratentumstarkzunahm.IndessenkameszudieserganzenZeitzukeinemEinbruchdesFernhandels.Währenddes16.Jahrhunderts,genauerbis1570,hatsichdieSituationdurchschwacheKaiser zusätzlich verschärft, die ihre Re-gierungsgeschäfte weitgehend den Pala-steunuchen–ursprünglicheigentlichKam-merdiener–überließen.Dassesnunihnenbeschiedenwar,denKaisernachaußenzuvertreten, führte zu großen SpannungenzwischenderBeamtenschaftunddemkai-serlichenHof.Selbstbei intern konsolidiertenVerhältnis-senwäreesunmöglichgewesen,die2000bis3000KilometerlangeOstküstezukon-trollierenbeziehungsweisegegenEinflüssevonaußenabzuschirmen,erstrechtnichtinZeiteninnererErosion.DaderPrivathandeloffiziellillegalwar,warenseineGrenzenzurPiraterieundzumSchmuggelfließend.Wohlplünderten und verwüsteten viele Piratendie Küstensiedlungen. Zumeist waren siein ihremAuftretenabereherKaufleute,dieinderBevölkerung, jasogar inderkaiser-

lichenBeamtenschaftKomplizenhatten.SohabenÜbergriffevonPiratenderKüstenbe-völkerungdurchausgeschadet,gleichzeitigaberhatderSchwarzhandelzuWohlstandgeführtundwurdezumintegralenBestand-teilderVolkswirtschaft.WasauchimmeramHorizontvorderKüsteauftauchte,galtalsPiratenschiff.Dasheißtabernochlangenicht,dassdessenChan-cen, inChinavorAnkergehenzukönnen,nullwaren.DasgaltauchfürdieHandels-schiffederPortugiesen,indenendieJesu-iten reistenbeziehungsweise reisenmuss-ten, wenn sie aus Europa in den FernenOstengelangenwollten.

Die aufstrebende Seemacht Portugal

ImVertragvonTordesillas,vermitteltdurchPapstAlexanderVI.(1492-1503),wurdederportugiesischen Krone die Zuständigkeitfür Afrika, den ganzen Fernen Osten undBrasilien,SpanienhingegenAmerikaaußerBrasilien zugesprochen. Alle Aktionen deskatholischen Europas in diesen Gebietenund Erdteilen mussten über die jeweiligeKroneabgewickeltwerden.MitdieserKom-petenzübertragungwarauchdiePflichtzurVerkündigung des Evangeliums und zumAufbau einer kirchlichen Infrastruktur ver-bunden.SowaresauchderportugiesischeKönig,der1540IgnatiusumMissionarefürIndien erbeten hat – und nicht der Papst.DieGesellschaftJesuwarvorerstderein-zigeOrden,demPortugaldieHeidenmissi-on in seinem „Patronat“, das heißt in denihmvomPapstzugesprochenenErdteilen,anvertraute.WerausEuropanachOstasienreisen wollte, konnte nicht anders, als inLissaboneinzuschiffen.Portugal,ein imdamaligenEuropakleinesLand, war vor allem an Handelsbezie-hungen interessiert und wäre zum Aufbauvon Territorialherrschaften gar nicht fähiggewesen. Die Nation legte aber durchaus

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kommerziellenPioniergeistandenTag.Soknüpften portugiesische Kaufleute bereits1513vorderchinesischenKüstemitansäs-sigenHändlernersteKontakte.1517bracheine offizielleDelegation ausGoa auf, ummitdemKaiser vonChinaeinHandelsab-kommen abzuschließen. Sie konnte sogarinKantonanLandgehenundbiszumHofdesKaisers inBeijinggelangen,allerdingsohnevomKaiserpersönlichempfangenzuwerden.DasUnternehmenscheiterteauchkläglich.DenndieportugiesischeBotschaftwar nur vom Vizekönig in Goa abgefasstundsprachdenKaiseralsranggleicheundnichtalsranghöhereInstanzan.DaswurdealsklarerVerstoßgegendasHofzeremoni-ell gewertet, denn Portugal war für Chinanichts anderes als eine subalterne Tribut-gesellschaft.ZudemhieltsichamHofvonBeijingdervondenPortugiesenvertriebene,frühereHerrschervonMalakkaauf,derkei-neGelegenheitungenutztverstreichenließ,diePortugiesenalsBetrügermit undurch-sichtigenAnnexionsplänenanzuschwärzen,waserameigenenLeiberfahrenhatte.DieerstenEindrücke,diePortugiesen,undda-mitdieChristeninChinahinterließen,warenalsodenkbarschlecht.AbderMittedes16.Jahrhundertsbegan-nen die Chinesen ihre anfänglich rein ab-lehnendePortugiesenpolitikzukorrigieren.Denn Portugal hatte die damals größtensowie sichersten Schiffe und die stärksteArtillerie.Zudemschicktensiesichgeradean, einen Handel mit Japan aufzubauen,den China offiziell sistiert hatte. Portugalseinerseits war auf ein minimales chine-sisches Wohlwollen angewiesen, denn esbenötigteanderKüsteChinasdringendei-nenHafenalsWarenumschlagplatz,denes1557mitderHalbinselMacaoamPerlfluss-deltazugesprochenbekam.PortugalerhieltdortdieErlaubniszumBaueinerSiedlung,zahlte aber Miete. Macao gehörte offizi-ell zuChinaundwar keineportugiesischeKolonie. Dennoch erhielt Macao ein stark

europäisches Gepräge. China profitiertefortanvondeninMacaoeinfahrendenHan-delsschiffenundgenossdankderArtillerieeinengewissenSchutzvordenjapanischenPiraten.SonstverharrtendieChinesendenFremden aus dem Westen gegenüber inablehnendem Misstrauen und hätten dieHalbinselamliebstenmiteinerMauerher-metischvonFestlandchinaabgeriegelt.DasindessenließsichwegendesProtestesderinMacaoniedergelassenenChinesennichtverwirklichen.

Spanien

WährenddiePortugiesenAfrikaumsegeltenundimFernenOstenihrHandelsimperiumaufbauten,unterwarfendieSpanierLatein-amerikaundbautenStädtemiteigenerAd-ministrationundkirchlicherInfrastrukturauf.Von Mexiko aus segelten sie weiter nachWesten über den Pazifischen Ozean undannektierten1567diePhilippinen.VondortausknüpftensiewiediePortugiesen,nuringeringeremMaße,HandelsbeziehungenmitChina.Getauschtwurdenvorallemchine-sischeLuxusgüterwiePorzellanundSeidegegen in Lateinamerika gefördertes Silber.UnterdenSpaniernkonntensichlangever-wegene Geister halten, die überzeugt wa-ren,miteinergerissenenBündnispolitikdasReichderMittegenausoerobernzukön-nen,wieeseinstmitdemInkareichgesche-henwar.AuchwenneinsolchesAnsinnenvölligunrealistischwar,bliebesdenChine-sennicht verborgen.AufdemHintergrundeiner bereits erfolgten Besetzung der Phi-lippinenmusstensiediespanischePräsenzalsBedrohungwahrnehmen.Nur auf dem Hintergrund portugiesischerundspanischerHandelsabsichtenundun-klarer Annexionsplänen ist die ReaktionvonchinesischerSeiteaufdiechristlichenMissionsversuchezuverstehen.ErstePlä-ne dafür schmiedeten 1532 und 1545 der

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Erzbischof von Mexiko zusammen mitFranziskanern und Dominikanern. Sie ver-sandeten wegen der fehlenden Erlaubnisdes Papstes. Bis 1583 versuchten fünfzigOrdensleute, davon 25 Jesuiten, vergeb-lich, in China an Land zu gehen. Die Toll-kühnsten ließen sich von spanischen Sol-datenansUfer rudern.DassdieChinesenaufdiesemErfahrungshintergrundundan-gesichtssolchdilettantischerExpeditionen,die schwarz-, weiß- oder braunbekuttetenFremdlinge, die beanspruchten, die FroheBotschaft zu verkünden, nicht mit offenenArmenempfingen,darfweder alsZeichenvon Isolationismus noch von Xenophobiegewertetwerden.

Schritte der Jesuiten, um in China Tritt zu fas-sen

DieGesellschaftJesuwarimausgehenden16.JahrhunderteinneugegründeterOrdenmitstarkemMitgliederzuwachs.Ursprüng-lichesZielwardieVerkündigungderFrohenBotschaftbisandieGrenzenderErdebeieinergleichzeitigenOrientierunganStädtenund Menschen mit geistigen Ansprüchen.Die Jesuiten, die ihre missionarische Be-rufungimFernenOstenrealisierenwollten,waren gezwungen, von den Häfen Portu-gals mit portugiesischen Handelsschiffenauszulaufen.InChinahingegenmusstendieJesuitenallesdaransetzen,umsichvomlä-diertenchinesischenImagezulösen,wennsiedasVertrauenderchinesischenBeam-tenschaft gewinnen wollten. Denn ohnederenSympathiegabeskeineAussichtaufdieGründungeinerNiederlassung.Sokamessichernichtvonungefähr,dassderOrdensgeneralEverardMercurian(1572-1580) gegen den Rat des portugiesischenAssistenten den Italiener Alessandro Vali-gnano(1539-1606)zumVisitatorOstasiensbestellte,derwiederumdiebeidenItalienerMichele Ruggieri (1543-1607) und Matteo

Ricci (1552-1610) mit einer Mission aufFestlandchina betraute. Bis dahin gab eslediglich ein 1565 gegründetes Jesuiten-kolleginMacao.DortgingenRuggieri1579undMatteoRicci1582anLandundmuss-ten auf Valignanos Geheiß Chinesisch ler-nen,diegesellschaftlichenUmgangsformeneinüben und den Konfuzianismus studie-ren.RuggieriließsichvoneinemChinesen,der zuvor Portugiesisch gelernt hatte, dieSchriftzeichen vormalen sowie deren Aus-sprachevorsagenundBedeutungerklären.1588kehrteermitderAbsichtnachEuropazurück,einepäpstlicheGesandtschaftzumKaiservonChinazuorganisieren,diesichumdieErlangungeineroffiziellenErlaubniszurGlaubensverkündigungbemühensollte.DasProjekterübrigtesichaberwegendersolidenKontaktaufnahmenMatteoRiccis.Bezeichnenderweise war es ein Chinese,der sich zuerst PortugiesischkenntnisseaneigneteunddamitdieVerständigunger-möglichte.ErstdannlernteeinitalienischerJesuitalsersterEuropäerChinesisch.

China an der Wende vom 16. zum 17. Jahr-hundert

DieletztenJahrzehntedes16.JahrhundertswarenimReichderMittevonzweigegen-sätzlichenFaktorenbestimmt.SogelangesfähigenHofbeamten inderkurzenEpochevon1570bis1580eineausgewogeneVolks-wirtschaftherbeizuführen.SozialeStabilitätimLandesinnerenunddasHandelsvolumenanderKüstenahmenzu.Derdamitverbun-deneWohlstandführtezueinerbreitenHe-bungdesBildungsniveaus,wasnochweitins17.Jahrhundertnachwirkte.EinsolchesKlimadergeistigenOffenheitkamdenJe-suiten,dieindieserZeitihreMissionvorbe-reiteten,starkentgegen.Nach1582verfielKaiserWanli(1573-1620)einerzunehmendenParanoia,zogsichvonallen Hofgeschäften zurück und überließ

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dieseganzseinenEunuchen.DasführteinkurzerZeitzueinerWillkürherrschaftundzugroßen Spannungen zwischen der Beam-tenschaft in den einzelnen Provinzen unddemHof.MitdemprosperierendenStaats-haushalt war es bald vorbei. Folge warenverarmteBauern,die sich zuplünderndenHorden zusammenrotteten. Eine schlechtmotivierteArmee,dieanRuheundOrdnungnichtinteressiertwar,tatdasihrigedazu.Von dieser Situation beunruhigt, bildetenBeamte und Gelehrte reichsweit Zirkel,in denen sie über die Reorganisation undneue Wege der inneren Stabilisierung desReiches berieten. Einigkeit herrschte balddarin, dass die Ursache für den Verfall inder Vernachlässigung der alten konfuzia-nischenSchriftenzulokalisierensei.DieseErklärungfandihreBestätigungdarin,dassKaiser Wanli sein Konfuziusstudium ruhenließ,obwohleseigentlichzuseinenAmts-pflichtengehörthätte.ZudemmachtesichindergebildetenBevölkerungseitdem15.Jahrhundert ein spiritueller Eklektizismusvon verschiedenen Lehren breit, dessenZielineinerabsichtslosen,mystischenVer-senkunglag.Die suchenden Beamten und Gelehrtenschrieben inderFolgedieRückbesinnungaufdenKonfuzianismusaufihrProgramm.DenndiesergehörtenichtnurzumgeistigenEigentum der chinesischen Kultur; in ihmfandendieLiteratiaucheineEthik,diederReorganisation des Reiches dienlich war.VonInteressewarendaherauchpraktischeWissenschaften, Naturwissenschaften, mitdenen sich die Entwicklung der Gesell-schaftvorantreibenließ.DiesallesgeschahvölligunabhängigvondenJesuiten.Wich-tigster Repräsentant der Bewegung wardie1604gegründeteDonglin-Gesellschaft,derenMitgliederbisindiezwanzigerJahrebedeutendePostenamHofbesetzenkonn-ten,dannabereinerradikalenSäuberungs-aktiondurchmachthungrigeEunuchenzumOpferfielen.

Offizieller Beginn der frühneuzeitlichen China-mission

DieGesellschaftJesuprofitiertezuBeginnvon der kurzen Zeit innerer Stabilität undKonsolidierung Chinas. Michele RuggieriundMatteoRiccikamaberdiegründlicheVorbereitungstark zugute,denndurchdiesichere Beherrschung chinesischer Höf-lichkeitsformenstießensiebeiderdortigenBeamtenschaft auf positive Resonanz, sodasssie1583 indersüdlichenStadtZha-oqing eine erste Niederlassung einrichtenkonnten, womit die frühneuzeitliche Chi-namissionalsoffizielleröffnetgilt.Bis1631warendieJesuitendieeinzigenMissionareim ganzen Reich, was ihnen erlaubte, inUnabhängigkeit ihre eigene Missionsme-thodezuentfalten.Erst1631gingderersteDominikaner in Fuijan an Land. In diesenknappfünfzigJahrensindinsgesamt71Je-suitenalsChinamissionarebelegt.Bis1620schwankte die Zahl der sich gleichzeitigdort aufhaltenden Jesuiten zwischen fünfund15undstiegdanachaufetwazwanzigan–ineinem120MillionenEinwohnerzäh-lenden Reich! 25 von ihnen waren Portu-giesen,15ItalienerunddreistammtenausdemdeutschenSprachraum.Dazukamen16chinesischeLaienbrüder,fürdieAnfängederMissioneineerstaunlichhoheZahl.

Erste Integrationsversuche

DieerstenJesuiten,allenvoranMatteoRic-ci,machteninChinadieErfahrung,dasssieFremde waren. Das ist eigentlich evident.AberdieseErfahrungmachtensienichtnurwegendesvorherrschendennegativenPor-tugiesenbildes,sondernsieerkannten,dassChinaeinevölligandereKulturmitandererMentalität und anderem sozialen Lebenwar.UnddieseAndersartigkeitschlugihnenin ihrer Totalität erst entgegen, nachdemsie das europäisch geprägte Macao hin-

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tersichgelassenhatten.Siemusstennunerspüren, nach welchen ungeschriebenenGesetzensichdasgesellschaftlicheLebenabspielte,wozusieJahrederBeobachtungbrauchten.Dabeistelltensiefest,dassdasGesellschaftsgefügevoneinerspeziellenArtvon Netzwerkbildung bestimmt war, demsogenannten „guanxi“, einem integralenBestandteil der gesellschaftlichen Mentali-tät.DieNetzwerkehattenunterschiedlichegemeinsameNenner:Verwandtschaft,Her-kunft,Dialekt,Religion,aberauchdieZuge-hörigkeit zueinemSchülerkreisodereinerArbeitsgemeinschaft.JederChinesewurdeinsolcheNetzwerkehineingeboren,musstesieaberauchwährendseinesLebensauf-bauen.JemehrReferenzpunktejemandmitanderen teilte, desto mehr konnte er ver-bindlich am sozialen Leben partizipieren,desto mehr Türen der Integration öffnetensich.DieJesuitenmusstendiesenganzenMechanismus durchschauen und dannfeststellen,dasssiegeradeeinmalnullRe-ferenzpunktemitdenChinesenteilten.Zuerst beobachteten die Jesuiten, dasseine erste Aufmerksamkeit über die unterbesonderen Regeln mitgeteilte SympathieoderEmpathieundüberdenAustauschvonHöflichkeitsgeschenkenstattfand.Siestie-ßendurchausaufgeistigoffeneKreiseundmussten sich fragen, unter der Betonungwelcher Eigenschaften sie in diese Kreisehineinwachsenkonnten.InEuropaorientiertensichdieJesuitenvor-wiegendanStädtenvonadministrativerundpolitischer Bedeutung und machten denEinstiegübergebildeteVerantwortungsträ-ger.So istesevident,dasssich ihnenalsverheißungsvolles Netzwerk die gebildeteBeamtenschaftanbot,dieunterhohemgei-stigenAnsprucheineErneuerungvonReichundGesellschaftanstrebteunddamitauchin einer gewissen Opposition zum gesell-schaftlichen Status quo stand. In diesemZusammenhang nun begannen sich dieJesuitenwiediechinesischenGelehrtenzu

kleiden,ganzimGegensatzzudenMitbrü-dern inJapan,diesichdarinandenbud-dhistischen Mönchen orientierten. DieseTrachttrugendieJesuiteninChinabiszurpäpstlichenAufhebungdesOrdens,derenBescheidPeking1775erreichte.Die Wahl der Gelehrtentracht widerspie-gelt die Option für eine Christianisierungvonobennachunten,dergemäßzuerstdiepolitischen Verantwortungsträger gewon-nen werden sollten in der Überzeugung,dass das einfache Volk in einem weiterenSchritt nachziehen wird. Diese Methodewar damals in der Kirche keineswegs un-umstritten.DieBettelmönchewandtensichvorwiegend an die einfache Bevölkerung.Die Jesuiten hingegen verfolgten dieselbePolitikauchinEuropa.ZudemvollzogsichdieganzeChristianisierungNordeuropasimFrüh-undHochmittelalterüberdengrund-herrschaftlichen Adel – und garantierte ineinemspäterenSchritt inderBevölkerungeine tiefe Implementierung des Christen-tums,dieindenmeistenFällen,vonSach-sen einmal abgesehen, ohne AnwendungvonGewaltgeschah.

Matteo Riccis Weltkarte

Ein signifikantes Beispiel, wie die Missio-naredenEinstiegindiechinesischenNetz-werke betrieben, sind Weltkarten – eineerstefertigteMatteoRicci1593fürdieBe-amtenschaftvonZhaoqingan.DasExem-plaristnichtmehrerhalten.Überlieferthin-gegenisteinspäteresWerkvon1602,daszu einem der bedeutendsten Stücke derGeschichtederKartographiegewordenist.AllegeographischenNamensind inchine-sischenSchriftzeichenwiedergegeben,undstattEuropastehtChinaimMittelpunktderDarstellung. Matteo Ricci präsentierte da-mitseintechnischesKönnen,mitdemerinChinaSinguläreszubietenhatte.Gleichzei-tigdrückteerdamitaus,dassereinerder

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ihrenseinwollte:Erbeherrschtediechine-sische Sprache und anerkannte China alsdas„ReichderMitte“.VondieserPlattformausführtendieJesui-tenihrenIntegrationsprozesskreativweiter.DiechinesischenLiteratiinteressiertensichfür die jesuitischen „Produkte“ nicht ausNeugierde,dennihrAnliegenwarenReformundFortschrittvonStaatundGesellschaft.UnddarinfandendieJesuiteneinenneuenReferenzpunkt.DennihrGründungscharis-mawar,denSeelen zuhelfen –undnichtin der kontemplativen Versenkung zu ver-harren. Dies führten sie zum Plan weiter,dieKirchealsrealexistierendeGesellschaftaufzubauen.Die gelehrten Chinesen ihrerseits machtenfür die marode Lage die VernachlässigungdesKonfuzianismusverantwortlichundver-pflichteten sich auf eine verstärkte PflegediesesErbesmitdemZieldermoralischenund administrativen Erneuerung des Rei-ches.HierwiederumhaktendieJesuiteneinundbegannenihrStudiumdesKonfuzianis-muszuintensivieren,allerdingsindertrüge-rischenHoffnung,aufdiesemWegdieChi-nesenzumChristentum führenzukönnen.AuchwennsichhierdieGrenzendesjesu-itischen Missionskonzepts deutlich zeigen,gelang es der Gesellschaft Jesu dennoch,inChina inkleinenDimensioneneinevölligeigenekatholischeKircheaufzubauen.

Erste chinesische Christen

Matteo Ricci, aber auch anderen China-missionaren,gelanges,zuBeginndes17.Jahrhunderts, also nach zwanzig JahrenMissionstätigkeit, einige Angehörige dergebildetenOberschichtfürdasChristentumzu gewinnen. Diese Konvertiten begannennach dem Tod Matteo Riccis den Aufbauder einheimischen Kirche aktiv mitzube-stimmenundderganzenChinamissioneinevölligneueundeinzigartigeDynamikzuge-

ben.Daszeigtesicherstmals,alsLiZhizao(1565-1630) im Jahre 1611 aus Beijing inseine Heimat Hangzhou zurückkehrte – ineinfürihnaltesundbekanntesUmfeld,woer mit vielen Menschen verschiedene Re-ferenzpunkte teilte und das Christentumals neuen Referenzpunkt mitbrachte. DreiJesuitenfolgtenLiZhizaodaraufundgrün-deteneineNiederlassung.DerortskundigeLiZhizaohatdamitdieFunktioneinesBrü-ckenkopfsübernommenundnahmdieIni-tialzündungvor.DieJesuitenhingegenzo-gen nach und wirkten konsolidierend. DerBeitrag jesuitischer Vertiefungsarbeit warfürdenAufbauderchristlichenGemeindenunerlässlich.DieVerkündigungsarbeitüberchinesische bzw. einheimische Urheber-schafterwiessichabergegenüberdenvonJesuiten durchgeführten Missionsreisendurch Städte und Dörfer als nachhaltiger.Bezeichnend ist dabei, dass die einheimi-schenChristenschonsehrfrühkreativundverbindlich in die Missionsarbeit integriertwaren.AufähnlicheWeisebreitetesichdasChri-stentum in den dreißiger Jahren des 17.JahrhundertsinderProvinzFuijanaus,wozwei einflussreiche Familien zusammenmit dem italienischen Jesuiten Giulio Ale-ni (1582-1649)einNetzwerk intellektuellenAustausches aufbauten, in dem auch dasChristentumeinenPlatzhatte.Darausent-standen in sozial höhergestellten Kreisenviele christliche Gemeinden. Das ganzeNetzwerkumfassteaberauchNichtchristen,diemitderGruppe lediglichdieSorgeumdieReorganisationdesReichesteiltenunddenneuenGlaubennieübernahmen.FuijanentwickeltesichauchdurchdieDominika-nerundFranziskaner,die indiesenJahrenüberdiePhilippineneingetroffenwaren,zueiner Provinz mit prosperierendem Chri-stentum.DenndieBettelmönchewandtensich prioritär an die einfache BevölkerungundleistetendenJesuitendamitkeineKon-kurrenz, sondern ergänzten deren Arbeit

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und konnten beachtliche Missionserfolgeerzielen.

Aufnahme von Einheimischen in die Gesell-schaft Jesu

Eine notwendige Fortsetzung des Pro-zessesdesAufbauseinerchinesischenKir-cheistdieFragenachderAusbildungeineseinheimischenKlerusbeziehungsweisederAufnahmeEinheimischerindenJesuitenor-den.BezeichnenderweiseverpflichtetdasKonzilvonTrientim18.Dekretseiner23.SessionimJahre1563jedeDiözeseaufdieFührungeinesSeminarszurPriesterausbildung.Ob-wohl zu jener Zeit die Weltmission schonlänger existierte, fehlen imDekret jeglicheHinweisedarauf,dassfürdieDiözesenaufÜbersee andere Bedingungen gegoltenhätten. IndenKonzilsdokumenten ist keinHinweiszufinden,dassmitderWeihevonEinheimischenindenMissionskirchenvor-sichtigvorgegangenwerdenmüsste.DerspanischeJesuitJosédeAcosta(1540-1600)wirkte von1572bis1587 inLatein-amerikaundverfasste1588dasBuch„Deprocuranda Indorum salute“, das für dieJesuitenderAltenGesellschaft zum „mis-sionswissenschaftlichen“ Standardwerkwurde.DarinwerdenJapanundChinaalsHochkulturen bezeichnet, denen nur nochdas Evangelium verkündet werden müsseund Einheimische leicht zum Priestertumzugelassenwerdenkönnen.DennochwarendieChinamissionarelangeinzweiParteiengespalten.EineGruppewarderMeinung,dieChinesenhättendievonder Kirche eingeforderten Tugenden nochnicht,weshalbzuersteineflächendeckendeChristianisierungunddaraufaufbauendeinMentalitätswechsel durchgeführt werdenmüsse.Dannerstkönneaneineneinheimi-schenKlerusgedachtwerden.DieseRich-tungwurdevorallemimKollegvonMacao

vertreten. Matteo Ricci, Michele RuggieriundandereMitbrüderplädiertenhingegenfüreineChristianisierungdurchdieChine-sen,weswegenmöglichstbaldausGelehr-tenkreisenPriestergeweihtwerdensollten.Bereits1591,nachachtJahrenMissionsar-beit,hatMatteoRiccizweiChineseninsNo-viziat aufgenommen. Zu seinen Lebzeiten,alsobis1610, tatennochmalssiebendie-senSchritt.Weiteresiebentratenzwischen1620und1628ein.SieallesindentwederinMacao,KantonoderinunmittelbarerNäheaufgewachsen,alsoimSüdendesReiches,ineinerUmgebungmit starkeuropäischerPräsenz.DasNoviziathingegenhabensieim Landesinnern auf einer Missionsstationbei einem besonders bewährten Jesuitengemacht.DiebeidenerstenNovizenhabennach ih-ren Gelübden das Studium im Kolleg vonMacaoaufgenommen.Einerhat sogardieNiederen Weihen empfangen. Beide aberhaben diese Laufbahn aus unbekanntenGründenabgebrochenundverbrachtenihrOrdenslebenalsBrüder–wiealleandereneinheimischen Jesuiten dieser frühen Zeit.Interessant ist nur, dass alle diese Laien-brüder intensiv inderdirektenMissionsar-beitwirktenundwichtigeKontaktpersonenzu den einheimischen Taufbewerbern wa-ren. Dies entspricht überhaupt nicht demBrüderbild, das in der europäischen Ge-sellschaft Jesu zu jener Zeit etabliert wur-de. Was Matteo Ricci ursprünglich vor-schwebte,istalsovölligklar.DabeimusserabervonirgendwelchenAutoritätenzurückgebunden worden sein. Er hat aber seineVisionsogutweiterentwickelt,wieesihmindengegebenenUmständenmöglichwar.Interessanterweise sinddie Jesuiten in ih-rerPionierarbeitaufdiesemGebietimLau-fe des 17. Jahrhunderts gegenüber demWeltklerus ins Hintertreffen geraten. Erst1665 wurde ein erster chinesischer JesuitinCoimbrazumPriestergeweiht,nachdemerinjungenJahrennachRomgezogenund

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dortindenOrdeneingetretenwarundseineStudienabgeschlossenhatte. 1666schiff-teersichinLissaboneinundkam1671inBeijingan.Daraufsollteesnochmalszwan-zigJahredauern,bis1688 inChinaselbstdreiChinesenfürdieGesellschaftJesudiePriesterweiheempfingen.EswarendreiimAlter bereits vorgerückte Männer aus dergesellschaftlichen Oberschicht. Alle dreiwirkten nach der Weihe in der Glaubens-verkündigung. Einer sei abschließend be-sonderserwähnt:WuLi(1632-1718),SohneinesMandarinsderMingDynastie,wareinerfolgreicher Maler. Seine Werke verratenseine tiefen Wurzeln in der chinesischenKultur, denen er Zeit seines Lebens treublieb. Nach dem Tod seiner Frau im Jah-re1681 ließ er sich 49jährig taufen, nahmden portugiesischen Vor- und Familienna-menSimon-XaveraCunhaanundtrateinJahr später in die Gesellschaft Jesu ein.1688,alsonachsechsOrdensjahren,wur-deernacheinemstarkabgekürztenAusbil-dungsverfahren Priester. In der Zeit seinerTätigkeit wuchs das Christentum in Chinaamstärksten.Seinekünstlerisch-musischeBegabungstellteerfortanindenDienstderKirche und bereicherte sie mit den Kom-positioneneineschinesischen, liturgischenLiedgutes.Mankannsagen:WuLiwarganzrömisch-chinesisch-katholisch.

Literatur

Sabine Dabringhaus, Geschichte Chinas 1279-1949,2.Auflage.OldenbourgGrundrissderGeschichte Bd. 35, R. Oldenbourg Verlag,München2009.

Wolfram Eberhard, Geschichte Chinas. VondenAnfängenbis zurGegenwart, 3. erwei-terteAuflage,AlfredKrönerVerlag,Stuttgart1980.

JacquesGernet,DiechinesischeWelt.DieGe-schichte Chinas von den Anfängen bis zurJetztzeit, Insel Verlag, Frankfurt am Main1979.

Louis Pfister, Notices Biographiques et Bibli-ographiques sur les jésuites de l’anciennemissiondeChine1552-1773,Tome I.u. II.,Chang-Hai1932,1934.

RoderichPtak,PortugalinChina.KurzerAbrissderportugiesisch-chinesischenBeziehungenundderGeschichteMacausim16.undbe-ginnenden 17. Jahrhundert, 2. Auflage,Klemmerberg Verlag Bammental/Heidelberg1982.

JonathanD.Spence,ChinasWegindieModer-ne.AusdemAmerikanischenvonGerdaKurzundSiglindeSummerer,CarlHanserVerlag,Wien1995.

Nicolas Standaert (Hg.), Handbook of Christia-nity in China. Volume one: 635-1800, Brill,Leiden,Boston,Köln2001.

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Rev.BasilMzena,Iringa,Tansania„Wirdankendir,dassduunsberufenhast,vordirzustehenunddirzudie-nen.“ImpulsezumEinkehrwochenendeam5./6.Dezember2009

Rev. Basil Mzena

LiebeMitbrüder,

ich wende mich an euch nicht als groß-er Redner, sondern mit einfachen Wortenmöchte ich meine Gedanken zum Thema„Priesterjahr“miteuchteilen!Esisteinbe-sonderes Jahr! Frau Prof. Gerda Riedl hatunsgutorientiert,wiedasPriesterbildnachdem Beispiel des Hl. Jean-Maria Vianneysein sollte. Aufgrund der bewegenden Artihres Vortrags wurde mir deutlich: Es isteinGlück-eineGnade-,dassichPriesterbinunddassichzusovielenbewunderns-werten Priestern zähle. Deshalb habe ichdieses Thema gewählt: „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu ste-hen und dir zu dienen.“ Diese Worte sindaus dem zweiten Hochgebet, die sich anden Kanon des (Gegen-)Papstes Hippo-lyt aus dem 3. Jahrhundert anlehnen. Be-sonders zubeachten ist hier:DieseWortewerden unmittelbar nach der Wandlunggesprochen:Wennihrdiestut,tutihreszu

meinemGedächtnis(commemoratio).Dannwirdgesagt:„DeinesTodesundDeinerAuf-erstehungeingedenk(memores/anamnes)bringenwirdirdasBrotunddenKelchdar(offerimustibi/prosferomensoi).Wir sagen dir Dank, dass du uns für würdig erachtet hast, vor dir zu stehen und dir als Priester zu dienen(ministrare/sacerdotiumexhibe-re/hierateuein).“DieDarbringungvonBrotund Kelch ist gleichsam äußeres ZeichenfüreineinnereHaltung,nämlichfürdasGe-dächtnis (commemoratio) und das Einge-denksein (memores). Das heißt: Wenn wirdie Erinnerung an Jesus wach halten undunserLebenvonihmbestimmenlassen,istdas zugleich die Darbringung einer Gabe,anderGottWohlgefallenhat.

ImmerwennichdenzweitenKanonnehme,freueichmichaufdieseWorte.Essindrüh-rendeundergreifendeWorte:„vor dir zu ste-hen und dir zu dienen“.WieFrauProf.Riedlgesagthat:„DerUnterschiedzwischendemPriestertumimATundimNTbestehtdarin,dassderPriester,anstattOpferdarzubrin-gen,anderStelleChrististeht.AuchwennsichdieseWorte„vordirzustehenunddirzu dienen“ liturgisch auf das ganze Volkbeziehen, wird doch der Priester in ersterLinie angesprochen. Denn objektiv ist derPriester Stellvertreter, „alter Christus“ (lat.für„zweiterChristus“)undWerkzeugChri-sti.AuchsubjektivsollerwieChristussein,sowiePapstJohannesPaulII.sagte:„Mei-ne Lieben! Ihr seid ontologisch nach demPriesterChristusgestaltet,sodassmaninallerWahrheitundmitderganzenTraditionsagen kann, dass jeder Priester ein „alterChristus“ist.“

„Stehen“und „dienen“ sindnachalttesta-mentlichemSprachgebrauchAusdrückefürdenpriesterlichenDienstim„Heiligtum“.ImBuchDeuteronomiumheißtes: „ Die levitischen Priester - der ganze Stamm Levi - sollen nicht wie das übrige Israel

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Landanteil und Erbbesitz haben. Sie sollen sich von den Opferanteilen des Herrn, von seinem Erbbesitz, ernähren.2 Der Stamm Levi soll inmitten seiner Brüder leben, aber keinen Erbbesitz haben. Der Herr selbst ist sein Erbbesitz, wie er es ihm zugesagt hat.5 Denn der Herr, dein Gott, hat den Stamm Levi unter allen deinen Stämmen dazu aus-gewählt, daß er im Namen des Herrn dasteht und Dienst tut und wenn er dann wie alle seine levitischen Brüder, die dort vor dem Herrn stehen, im Namen des Herrn, seines Gottes, Dienst tut, sollen alle die gleiche Zu-teilung erhalten, …“.

Diese Verse beschreiben das Wesen desalttestamentlichenPriestertums.ZweiAuf-gabenkommenzumAusdruck:- Zuerstdas„StehenvordemHerrn“:Vor

demHerrnzustehen,dasistseinBeruf;aufihnhinzuschauen,fürihndazusein.Was könnte es bedeuten? Es bedeu-tet ein Leben in der Gegenwart Gottesund damit auch einen stellvertretendenDienst für die anderen. Wenn diesesWortnununmittelbarnachderVerwand-lungderGaben,nachdemHereintretendesHerrn indiebetendeVersammlungsteht, so ist damit für uns das StehenvordemgegenwärtigenHerrn,inderEu-charistiealsMittepriesterlichenLebensgemeint. Darauf weist Papst BenediktXVI.hin,wennersagt:IndersyrischenMönchstraditionheißendieMönche„dieStehenden“. Für sie war Stehen dabeiAusdruck für die Wachsamkeit. Weitersagt der Papst: Wie die Mönche, sindauch die Priester „die Stehenden“. Siesollen ebenso Wachende sein. Sie sol-lenWachehaltengegendiehereindrän-gendenMächtedesBösen.DerPriestersolleinStehendersein:aufrechtgegen-überdenStrömungenderZeit,aufrechtin der Wahrheit, aufrecht im Einstehenfür das Gute. Stehen vor dem HerrnmusszutiefstauchimmerEinstehenfür

dieMenschenvordemHerrn sein,derfürunsallebeimVatereinsteht.AufrechtmussderPriestersein,furchtlosundbe-reit, fürdenHerrnauchSchlägeeinzu-stecken,wiedieApostelgeschichteüberdieApostelsagt:„Siefreutensich,dasssiegewürdigtworden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden.“

- Die zweite Aufgabe ist das „Dienen“:ImalttestamentlichenTexthatdasWort„dienen“wesentlichkultischeBedeutung(alsodieDarbietungeinerGabeanGott,wodurch eine Gemeinschaft zwischenGott und Opfernden gestiftet wird):Den Priestern kamen all die kultischenHandlungenzu,diedasGesetzvorsah.DieseskultischeTunwirdnunalsDienst,alsAmtdesDienenseingestuft,undda-hingehendausgelegt,inwelchemGeistediese Aktivitäten geschehen müssen.Im NT ist der Kult, den Christus demVater dargebracht hat, das Sich-ge-benfürdieMenschenbiszumEnde.IndiesenKult, indiesesDienenmussderPriester eintreten. Das heißt: Was derPriester inderFeierderEucharistietut,ist das Dienen, er dient, indem er beider Eucharistiefeier Gott Leib und BlutChristi als Versöhnungsopfer darbringt.Wie Cyprian von Karthago betont:Jesus Christus ist der höchste Priester(Summus sacerdos) Gottes, der sichselbstdarbringt.DerPriester(sacerdos)vertritt in der Kirche diesen Summussacerdos (Christus). Er ahmt Christusnach(imitare),indemer„einwahresundvollkommenesOpfer (sacrificiumverumetplenum)GottdemVaterinderKirchedarbringt(offere).

Liebe Mitbrüder, Gott hat es ermöglicht,dasswirtun,wasseineinzigerSohngetanhatbzw.tut.Ichglaube,deswegenhatderPfarrervonArsgesagt:„Wenn wir recht be-greifen würden, was ein Priester auf Erden ist, würden wir sterben: nicht vor Schreck,

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sondern aus Liebe…“. Das Wort „die-nen“hatvieleDimensionen,esumfasstimGrundealles,wasJesusgetanhat,„denn auch der Menschensohn ist nicht gekom-men, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“. So bekommt diekultische Bedeutung des Wortes „dienen“imATeineandere,nochtiefereBedeutungimNT:Gottdienenheißtnuneinanderdie-nen. Indem wir einander dienen, einanderhelfen und Liebe schenken, dienen wirGott selber. Denken wir nur an das, wasJesus bei der Fußwaschung getan hat: Erstand vom Mahl auf… und begann, denJüngern die Füße zu waschen. Anderendie Füße zu waschen gehörte zum nied-rigstenDienstderUntergebenen. Jesuswä-schtdieschmutzigenFüßederJünger. ImAllgemeinenwerdendieFüßezuwenigge-schätztundgepflegt.JesusschenktgroßeAufmerksamkeitdem,wasweniggeschätztundgepflegtwird.Dasheißt,Jesusnimmtjedenvonunsernst.Erwuschdieschmut-zigenundstaubigenFüßederJünger.Dannsagte er: „Ich habe euch ein Beispiel ge-geben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ Diese PerikopewirdamGründonnerstaggelesen.AmTagdesDankesundderFreudeüberdasgroßeGeschenkJesuandieSeinen,denenersei-ne Liebe bis zur Vollendung erwiesen hat.Damitwirddeutlichhervorgehoben:DieserDienstisteinerseitsZusammenfassungsei-nes Wirkens als Selbsthingabe für andere(vgl. Mk 10,45), andererseits Aufforderungan die Jünger zum gegenseitigen demüti-genDienen.

Aberwasheißt„einanderdienen,einanderdieFüßewaschen“füruns?Ichdenke,dasSynonym von „Einander-Dienen“ ist „Ge-meinschaftsleben“. Es gibt kein Gemein-schaftslebenohnedieBereitschaft, einan-derzudienen,unddieGemeinschaftsetztdas Einander-Dienen voraus. Wie unsere

Gemeinschaft mit Gott zustande gekom-menistdurchdasDienenJesu,soentstehtkeineGemeinschaftunterMenschen,wenneskeinEinander-Dienengibt.DasGemein-schaftslebenistfürdenPriesterheutesehrwichtig. Vor kurzem habe ich ein schönesGebetfürdasPriesterjahrzugeschicktbe-kommen. Ichzitierees:„OJesusIpraytoyou for your faithful and fervent priests/for your unfaithful and tepid priests/ foryourpriests labouringathome/orabroadindistantmission fields/ for your temptedpriests/for your lonely and desolated priests/ for your aged priests/foryoursickpriests/foryourdyingpriests/forthesoulsofyourpriestsinpurgatory…“DiesesGebetdrücktaus,wasoftRealitätist:DieEinsamkeitdervielen Priester von heute. Mitten im Volk,mitten in der Gemeinde ist/kann der Prie-stereinsamsein,weilvielleichtdieChristendie Kirche verlassen, gleich nachdem derPriester den Schlusssegen erteilt hat. Ichglaube,dasistdiegrößteHerausforderungunserer Zeit: Wie ist Gemeinschaftslebenüberhauptmöglich?Undnichtnurdas,son-dernderPriester soll von seinerBerufungher Gemeinschaftsstifter sein, damit dieMenschen mit Gott und untereinander fürimmerverbundenbleiben.JohannesKauphatunsbeimVortrag„DieRollederMedienheute“gesagt:WirlebenineinerZeit,inderklassische Institutionen wie der Staat, dieFamilie, die Kirchen … an Überzeugungs-kraftverlorenhaben.So isteinVakuum indenMenschenentstanden.DiesesVakuumfüllenheuteunteranderemdieMedien,dasFernsehenaus.DasFernsehenistfürvieleimmernochallabendlicherVersammlungs-altar…“DasFernsehen ...gibtAntwortenaufdieFragen,werwirsind,woranwirunsorientierenkönnen,wiewirhandelnsollen,was wir konsumieren sollen, wie wir Leidbewältigen, Trost finden, worin Glück undLebenssinnbestehen.Soübernimmtesda-beidiereligiöseFunktion-dieFunktionderGemeinschaftsstiftung - sagteer.Wir sind

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berufen, Priester zu sein in diesem Jahr-hundert,inderZeit,woMedien/FernsehendieFunktionderReligionübernehmen,weilwir keine Überzeugungskraft mehr haben.Ichfragemich:woherhatJean-MariaVian-ney seine Überzeugungskraft bekommen?Sindwirwirklich„stehende“Priester?WersolleineSündenbockrolleübernehmen,derPapst, der Bischof oder ich als Priester?Dennochbin ichüberzeugt:unsereAufga-beWachezuhaltenund aufrecht zuste-hengegenüberdenStrömungenderZeitistunersetzbar.AufrechtinderWahrheit.Auf-rechtimEinstehenfürdasGute.

Gottzudienenbedeuteteinanderzudienen.Dadurch entsteht eine Gemeinschaft mitGottunduntereinander.ChiaraLubich„EinWeginGemeinschaft“sagt:„WichtigistnichtnurderGlaubedaran,dassChristusauchindenBrüdernundSchwesternzugegen ist,sondern wichtiger ist die Entdeckung derGemeinschaft,dieentsteht,wennChristusinmirliebt,Christusindirundumgekehrt.“EskommtzurGegenseitigkeitdesGebensundEmpfangens,Einander-Helfensodersowie Madonna sagt: I am because we are,thereforewearebecauseIam.Ichbinweilwirsind.

LiebeMitbrüder,einPunktnoch,bevorichzumSchlusskomme:DasgrößteMerkmal-sodenkeichmir-desGemeinschaftslebensist der Verzicht, das Opfer (sacrificium)bzw. „Sacrifice“; das Verzichten auf eige-nesInteressezugunstenderGemeinschaftmitGottundmiteinander.DaskleineWort„für“bringtdas zumAusdruck, undes istein wichtiger Schlüssel zum VerständnisJesuChristi selber.Ergibt seinLebenhin„für“dievielen.DieseskleineWort„für“istauchfürdasGemeinschaftslebennichtun-bedeutend.DerPfarrervonArssagte:DerPriesteristnichtPriesterfürsichselbst,eristesfüreuch.

LiebeMitbrüder,ichpersönlichgehörenichtzu den braven Canisianern, aber Gott seiDankhabeichnochkeinegelbeKarteda-fürbekommen,dass ichnicht immerbravbin. Ich möchte euch einfach dazu einla-den,dasswirunsbemühenmögen,diesesgroßes Geschenk „vor ihm zu stehen undihmzudienen“dankbarentgegenzuneh-men,indemwirmehr und mehr füreinander da sind,dasheißteinanderhelfenunddie-nen.Abervorallem,dasswir immermoti-viertwerden,unserLeben fürdieanderenzuschenken-entsprechenddem„vorihmStehen“und„ihmDienen“. DasPriesterjahrerweckt das Gefühl der Einheit unter denPriesterninderganzenWelt,indiesemJahrfühlensichdiePriesterwieeineFamilie.Ichwünsche mir und uns allen diese Wärmeder Familie, in der diese Einheit spürbarist: Herr, lass uns eins werden durch denHeiligenGeist.

Zweiter Tag:

LiebeMitbrüder,voretwazweiWochenwarichunterwegsmiteinemMitbruderhier imCanisianum. Ichweißnichtmehr,worüberwir genau gesprochen haben, aber er hatetwasgesagt,dasmirinErinnerunggeblie-benist.Ersagte:„WirPriestersindprivile-gierteMenschen.EsgibtsovieleMenschen,diesichumunskümmern: sei eswaswirzumAnziehenbrauchenundanderesmehr.Ein Priester kann nie verhungern, egal woer sich befindet usw.“ Diese waren seineWorte;siesindAusdruckderDankbarkeit,undichhabesiesehrgeschätzt.

UnsereWorte:„Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen“ zeugen davon, dass es eigentlichdasgrößtePrivilegist,Gottzudienen;dasgrößteGeschenk,dasunszugeteiltist.„Vor ihm zu stehen und ihm zu dienen” ist eingroßesPrivileg.WastunwirausDankbarkeit

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fürdiesesGeschenk?Wiekönnenwirun-sere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen?Ichmeine,dasPriesterjahristeinJahrdesDankes,aberzugleicheinJahrdesneuenAnfangs. Nein! Bleibe nicht stehen! Es isteinegöttlicheGnade,gutzubeginnen.EsisteinegrößereGnade,aufdemWegzublei-benunddenRhythmusnicht zu verlieren.AberdieGnadeallerGnaden istes,gera-deauszuschauen,ohnesichzurückzuwen-den – ob auch gebrochen und erschöpft,weiterzugehenbiszumZiel.Esisteinegött-licheGnade,neuundgutzubeginnen,soschreibtJörgZinkinseinemBuch„Dornenkönnen Rosen tragen“. Zu diesem ThemaerlaubenSiemiraufZachäusüberzuleiten.Zachäus,derauslauterDankbarkeitJesusgegenüber seinLeben total verändert hat,denktnichtmehr für sich, sondern fürdieanderen.Die Geschichte von Zachäus 19,1-10 isteine Geschichte, die in ihrer Struktur undFunktion der Berufung eines anderenZöllnersgleicht:derdesLevi (Lk5,27-32).Vorallemaber istsiesemantischmitdemMagnificat (Lk 1,46-55) verbunden: „DennderMächtigehatGroßesanmirgetan,undseinNameistheilig.“DieEmpfängnisJesuistRettungfürdieniedrigeMagdMaria,sowiedieSendungJesuRettungfürdenver-lorenenSünderZachäusist.ZachäusistderoberstederZöllnerundeinreicherMann.Eristreich,weilervielundgernenimmtundsichananderenbereichert.DeswegengehörterzudenmeistgehasstenLeutenseinerStadt.Aber tief inZachäusverändertsichetwas.Zachäus ist in seinem Innerstenangerührtund angesprochen. In der Begegnung mitJesuserkennter,dasserseinLebenändernwill.AusDankbarkeitJesusgegenüberlegter einGelübdeab,dasseineAbkehr vomschuldhaften Wandel zeigt. Er entschließtsich, die Hälfte seines Vermögens an dieArmenzuverteilenundvierfachzurückzuer-statten,waserzuUnrechtgenommenhat.Zachäusistnichtmehrderselbewievorher

-dieBegegnungmitJesusverändertseinLebengrundlegend.ErsiehtseineChanceauf einen Neuanfang und verändert seinLebenaufpositiveWeise.

Von Papst Leo dem Großen lesen wir ineiner seiner Weihnachtspredigten: „ZuWeihnachten bekommt unser Leben eineneue Qualität. … Gott selbst fängt neumitDiran,daersichalsKindeinlässtaufDeine Wirklichkeit. Wie immer auch DeineLebensgeschichte aussieht, was immerDichbelastet,Dukannsteslassenundneuanfangen,daGottselbstmitDirneubegin-nt.“LiebeMitbrüder,wiezutreffendsinddie-seWorteinunseremPriesterjahr.DenndasistdasgrößteAnliegendesPriesterjahres:essollbeitragenzueinemEngagementei-nerinnerenErneuerungallerPriester,sagtederjetzigePapst.SomögedasPriesterjahreinJahrdesDankes,aberaucheinJahrdesNeuanfangs sein. Ein Jahr, wo wir auffri-schenkönnen,waszukurzgekommenist,wiederaufstellen,was liegengeblieben istundwasmit unsererBerufungnicht über-einstimmt. Jeder aber kann für sich über-legen, wie dieser Neuanfang möglich seinkann.

Von Papst Johannes Paul II. schreibtKardinalStanislawDziwisz:„ErbeganndieFeier der Messe nie ohne vorhergehendeZeit der Stille; er vermied es immer, alleinzuzelebrieren.OberinseinerKapelleoderaußerHauswarusw.,erludandereein,mitihm zu feiern, sodass die Messe stets ei-nen gemeinschaftlichen Charakter hatte.Wasmichbesondersangesprochenhat,istderBericht,dasserjedeWochebeichtete.ErtatdasauchvordengroßenFestenundzumBeginnbesondererliturgischerZeiten.Er reihtesich indieSchlangederanderenein,dieindieFranziskanerkirchezurBeichtegingen, selbst als er bereits Bischof war.“Das Priesterjahr ist ein Jahr des Dankesund des Neuanfangs. Die Geschichte von

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Zachäus zeigt uns, es ist nie zu spät neuzubeginnen.Nein!Bleibenichtstehen!Esist einegöttlicheGnade,gut zubeginnen.Es ist eine größere Gnade, auf dem WegzubleibenunddenRhythmusnichtzuver-lieren.AberdieGnadeallerGnadenistes,geradeaus zu schauen, ohne sich zurück-zuwenden.

WennwirnochbeiZachäusverweilen,dannwerfenwirunserenBlickaufihnaufseinemBaum.ZachäusisteinePersonmitGegen-sätzen: Er ist sehr reich, aber sozial ver-achtet;er istalsOberzöllnereinmächtigerVorsteher,aber leidersoklein,dasseraufeinenBaumkletternmuss,umJesuszuse-hen.EristSohnAbrahams,aberrömischerKollaborateur. Sein Name „Zachäus“ be-deutet„derGerechte“,wasaberingroßemKontrastzuseinemCharaktersteht.Erwarnicht gerecht, sondern ein großer Sünderund skrupelloser Erpresser. Im Prozessseiner Rettung und Begegnung mit Jesuskreuzen sich zwei Suchbewegungen: diegeographischeSuchedesZachäus(v3)unddiesoteriologischeSucheJesu (v10).DieSuche des Zachäus gründet im Wunsch,Jesus kennen zu lernen, die Suche Jesuhingegen in der göttlichen Vorsehung:„Zachäus,kommschnellherunter!Dennichmussheute indeinemHauszuGastsein“(v5b).

Diesen zwei Suchbewegungen steht dieVolksmenge als Hindernis entgegen: geo-graphisch inv.3 undsoteriologisch inv.7.BeideMalesetztsichZachäusdarüberhin-weg,indemerinitiativwird.Umdasräum-liche Hindernis zu überwinden, klettert erauf einen Baum; um das soteriologischezu überwinden, gibt er Almosen und lei-stet Wiedergutmachung, so entsteht seinNeuanfang. Jeder von uns hat viel über-windenmüssen,bisersoseinkann,wieerist.Zurückschauendentdeckenwirsowohlgeographische als auch soteriologische

Hindernisse, die wir überwinden mussten.Abernichtallein,sondernmitGott,weilerunsbeimNamengerufenhat. JesusChri-stuswarmituns,damitwirvorihmstehenundihmdienenkonnten.VonZachäusler-nen wir: Es ist niemals einfach, zu Jesuszukommen.EsgibtimmerHindernisseundPrüfungen. Auch in unserem PriestertumgibtesgenugPrüfungen,geradedasPro-bleminIrlandistschockierend,wennmanliest,waspassiertist!AberwiederHl.Pau-lussagt:„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Doch all das überwinden wir – nur - durch den, der uns geliebt hat.“GottgibtunseinstarkesVerlangen,umaufdenBaum des Studiums und des Priesters zukletternundvorihmzustehenundihmzudienen.

Liebe Mitbrüder, unter uns gibt es eini-ge, die sich bemühen Kiswahili zu lernen.Esfreutmichimmer,wennichsieeinpaarWorteKiswahilisprechenhöre.IchmöchteeuchnuneinSprichwortaufKiswahilimit-geben,dasmichdrängt,euchmitzuteilen.Es lautet:„Ukimuona kobe juu ya miti basi kapandishwa!“ Wundere dich nicht, eineSchildkröte auf dem Baum zu sehen, sieist hochgetragenworden.Dasheißt, eineSchildkrötekannnichtalleinaufdenBaumklettern;wennmansieaufdemBaumsieht,danndeshalb,weilsiehochgetragenwor-den ist.Manchmalsehe ichmichwieeineSchildkröte;d.h.ichbinsowieichbin,weilsovieleMenschenmirgeholfenhaben.Da-bei denke ich an meine Familie, Kateche-ten,LehrerundLehrerinnen,alleBrüderundSchwestern, die mich alle Jahre begleitethaben und nicht zuletzt die Gemeinschaftdes Canisianums. „Wundere dich nicht,eineSchildkröteaufdemBaumzusehen,sie ist hoch getragen worden.“ Zachäusmusste auf den Baum klettern, weil ihmdie Menschenmenge leider ein Hinderniswar. Aber wir alle kennen Menschen, de-nen wirviel verdanken, inunsererFamilie,

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im Freundeskreis, aber auch aus anderenLebensbereichen;Menschen,dieunserLe-beneinezeitlangbegleitethaben,währendderSchulzeitoderwährendderAusbildung.Darum lasst uns an unsere Aufgabe den-ken, Ausschau zu halten nach denen, dieauf einen Baum gestiegen sind, nicht ge-sehenwerdenmöchtenunddochaufeinenwarten,aufJesusChristus.Dennunswur-degeholfen,umzuhelfen;wirwurdenhoch

getragen,umzu tragen.Maria,dieMuttervomGutenRat, istunserebleibendeMitt-lerinundFürsprecherinzuChristushin,derfürunsgestorbenundauferstandenist.SiewirdunsdieGnadeerflehen,damitwirauf-rechtbleibenimEinstehenfürdasGute,da-mitwirWachehaltenundimmermitFreudeund Dankbarkeit vor ihm stehen und ihmdienen.

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Univ.-Prof.DDr.WalterSchaupp,Karl-Franzens-UniversitätGraz,ArbeitsbereichMoraltheologieDerevangelischeRatderKeuschheitImpulsezumEinkehrwochenendeam6./7.März2010

Univ.-Prof. DDr. Walter Schaupp

1. Heutige Herausforderungen

Freiwillig gewählte Ehelosigkeit ist imVergleich zu früher in mancher Hinsichtzu einer anspruchsvollen Lebensformgeworden. Sie steht unter ganz neu-en Herausforderungen. Ein bewusstesLeben ohne Ehe und gelebte Sexualität- sei es nun als Priester oder sei es alsOrdensmann oder Ordensfrau - hat sei-ne frühere Selbstverständlichkeit verlorenund der Rechtfertigungsdruck gegenübereiner säkularen Gesellschaft ist entspre-chend gewachsen. Jenseits aller sexuel-len Freizügigkeiten und manchmal auchVerirrungen ist Sexualität für den heu-tigen Menschen ein so zentrales Momentseiner Identität, ein so zentraler Ort exi-stentieller Erfahrungen von Intimität undGeborgenheit, dass der freiwillige Verzicht

darauf kaum nachvollziehbar erscheint.1Dies hat zur Folge, dass an jene, die die-seLebensformwählen,höhereAnsprüchean Authentizität gestellt werden. Mankann sich nicht hinter einer „Rolle“ odereinem„Amt“verstecken,vielmehrwirder-wartet, dass diese Lebensform mensch-lich glaubwürdig und überzeugend gelebtwird. Dazu kommt das Problem, welcheseine „postmoderne“ Gesellschaft mit de-finitivenBindungenhat.Wir leben in einerZeit biographischer Experimente und fle-xibler Lebensverläufe. Viele können sichsehrguteinzeitlichbegrenzteszölibatäresExperiment vorstellen und werden einensolchen Versuch im Sinn einer interes-santenErfahrung,diemanmachtunddannwiederhintersich lässt,bewundern-abereine lebenslängliche Festlegung? Unsereheutige,säkularisierteZeitwirftaucheinennüchternenunddistanziertenBlickaufdie„Kosten“.Geradeangesichtsder jüngstenSkandale (Missbrauchsfälle in der Kirche)fragenviele,obzumindestderPflichtzölibatdesPriestersnichtzuhoheKostenimSinnvonVereinsamung,Entfremdungvomwirk-lichenLeben,Suchtgefahrusw.hat.IstnichtderPreis,derhierfüreinspirituell-religiösesIdealbezahltwird,beiunvoreingenommenerBetrachtungeinfachzuhoch?Nun wird der religiös motivierte Verzichtauf Ehe und Sexualität als Lebensformin der Kirche sicherlich weiter bestehen.Aus verschiedenen Gründen braucht mandiesbezüglich kein Pessimist zu sein!Schwieriger ist die Frage zu beantwor-ten,obderPflichtzölibatdesWeltpriestersüberleben wird. Ganz unabhängig davonbraucht es aber aufgrund der genann-ten Herausforderungen eine intensiveSorge um die Zeichenhaftigkeit dieserLebensforminderheutigenZeit,diefürallejene eine besondere Verantwortung dar-stellt, die indieserLebensform leben.DerzurWesensbestimmungderevangelischenRäte so häufig verwendete Begriff des

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„Zeichens“2isteinrelationaler,kommunika-tiver:EinZeichen isteinZeichen imvollenSinn nur dann, wenn es auch verstandenwird, wenn es in dem, was es sagen will,auch bei einem Gegenüber „ankommt“.DiesespontaneZeichenhaftigkeitdesprie-sterlichenZölibatsscheintheutegestörtzuseinundsomussdieser,wennerzukunfts-fähig sein soll, neu angeeignet werden.Ansonsten besteht die Gefahr, dass er zueinemAnti-ZeichenvonLebensverneinungund –verweigerung mutiert. Die folgendenÜberlegungenwollendiesemAnliegendie-nen.

2. Die spirituelle Dynamik der Ehelosigkeit

Verfügbarkeit VomGrundverständnishergehtesbeiderfreiwilliggewähltenEhelosigkeitumeinebe-stimmteLebensdynamik,umeinelebendigeStruktur,diemandemeigenenLebengibt,undnichtprimärumeineeinmalgetroffeneEntscheidung, die dann einen festen undselbstverständlichen„Stand“begründet.Ein erstes Moment dieser Dynamik lässtsichimAnschlussandenbiblischenBefunddes NT als restlose Verfügbarkeit für eineSachebeschreiben,diemichunbedingt inBeschlagnimmt,mirwichtiggeworden istundmeinemLebenSinnzugebenvermag.Indem sie meinem Leben intensiv Sinngibt, vermag ich auch immer wieder neueMotivationdarauszuschöpfen.NachdemZeugnis der Evangelien ist diese „Sache“das Reich Gottes, für das man in derNachfolgeJesuvollkommenverfügbarseinwill.IndieserVerfügbarkeitwirdmanJesusselbstähnlich,derfürdenVaterundfürdieWirklichkeitdesReichesGottesrestlosver-fügbarwar.DaringründetderGedankederNachfolge. Das spezifische „Gute“ einessolchenLebens liegen inderEindeutigkeitund Klarheit, in der Kompromisslosigkeitund Ungebrochenheit der Hingabe, die

hier möglich werden und die ihre eigeneSchönheit und Faszination haben. DieserZugangist füreinehelosesLebenimSinndesEvangeliumszentralundwirdeingan-zesLeben langeineHerausforderungdar-stellen.ImmerwiederprovozierternämlichaufsNeuedieFrage,obwirdiesen„Schatzim Acker“ nicht im Lauf der Zeit verlorenhabenoderobdiesernichtunmerklichsei-nenGlanzeingebüßthat.DieFreudeandie-serLebensformistnurbleibend,wenndieAnziehungskraftdessen,wofürmandaseinwill, nicht verloren geht. Diesem AnliegenmussdieersteSorgeeinessolchenLebensgelten.WersichaufdieseHerausforderungehrlich einlässt, wird unter anderem ent-decken, dass man immer wieder eine be-stimmte Naivität des Anfangs hinter sichlassenmuss.DieFaszinationdesAnfangshat vieleMomente, die später, notwendig,„entzaubert“ werden. Aber dies sollte nurumso mehr dazu herausfordern, den ei-gentlichen „Schatz im Acker“ je neu wie-derzufinden.

Ehelosigkeit und Keuschheit als „Selbsttechnik“ Das Konzept der „Selbsttechnik“ stammt,sowieeshierverwendetwird,vonMichelFoucaults Ästhetik der Existenz. ImAnschluss an die antike Philosophie derLebenskunst analysiert Foucault verschie-dene„Techniken“oder„Praktiken“,mittelsderer einMenschversucht, seinemLebeneine bestimmte Form oder Gestalt zu ge-ben,diesesLebenentsprechendeinerinne-renVorstellung-eines„Entwurfs“-zufor-men,genauso,wieeinKünstlereinePlastikformt,indemereinbestimmtesinneresBildmittels handwerklichen Tuns in der wider-ständigen Materialität eines bestimmtenStoffes,z.B.vonStein,verwirklicht.Wielässtsichdiesaufdiefreiwilliggewähl-teEhelosigkeitbeziehen?Dieseisttatsäch-lichnichtnurspontanerNebeneffekteinesbedingungslosen Dasein-Wollens für das

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Reich Gottes, sondern sie ist Ausdruckeines Selbstentwurfs. Im Rahmen diesesSelbstentwurfs tutmanetwasmitdemei-genenLeben.MantutdemeigenenKörperetwas an und mutet der eigenen „Seele“etwas zu.Der Verzicht auf intime sexuelleBefriedigungundErfüllunggreift indie ei-gene Bedürfnisstruktur ein und verändertunausweichlich den normalen „Haushalt“unserer Bedürfnisse, Sehnsüchte und er-lebter Befriedigungen. Genau darin liegtaber auch ein zentraler Teil der spiritu-ellen Dynamik. Der Eingriff provoziert eine„Leerstelle“, die zunächst Schmerz hinter-lässtundalssolchegefühltwerdenmuss.WennnichtamBeginn,wirddieserSchmerzdoch irgendwann im Verlauf des Lebensspürbar;odersollteeszumindestwerden.DieLeerstelleprovozierteinerseitsdiestän-digeFragenachdem„Wofür“,danachalso,obesdiesen„SchatzimAcker“auchwirk-lichnochimmergibt.InihrerNegativitätistsie aber zugleich ein positiver und frucht-barerMöglichkeitsraumfürandereFormenintensiven Engagements, sie wird zumOrt der Offenheit für die Präsenz Gottesund zum Ort einer neuen Sensibilität undBerührbarkeit für Menschen. Freiwillig ge-wählteEhelosigkeitistindieserAnnäherungvergleichbar der Entscheidung, sich derWüsteinderHoffnungauszusetzen,dassdi-esebewusstgewählteSituationeineräuße-ren„Reduktion“fürbestimmteErfahrungendisponiert und bestimmte Prozesse derTransformationauslöst.Schon hier wird deutlich, wie sehr dieseForm von Ehelosigkeit auf Beziehung ver-weistundinihremGelingendaranzumes-senist,objemandandereundneueFormenvonBeziehungundNäheinseinemLebenfindet.

Liebesfähigkeit Der Verzicht auf etwas an sich Gutes wieehelicheLiebeunddie ineinergeglücktenSexualitätmöglichenErfahrungenkannnie-

malseinSelbstzwecksein,sondernnurumeinesanderenGutenwillensinnvollsein.DieallgemeinsteAntwort,welchemanhieraufdem Hintergrund der christlichen Traditionzu geben hat, wofür und woraufhin derZölibateigentlich„befreien“soll,isteindeu-tig:EsgehtumdieLiebe!NachThomasvonAquinsinddieevangelischenRäte,weilsieim Kern einen Verzicht darstellen, niemals„Selbstzweck“,sonderneinanspruchsvollerWeg,jeneLiebezuerreichenundzuleben,die alle Christen zu leben haben. DarumgehtesletztlichauchimTiteldesDekretesüber die Erneuerung der Ordenslebensdes 2. Vatikanischen Konzils, PerfectaeCaritatis.3 In diesem Kriterium der Liebeliegt die entscheidende Herausforderungdes zölibatären Lebens und das zentraleKriteriumseinerÜberprüfung.Aus dieser Idee, dass die evangelischenRätesoetwaswieein Instrumentoderei-nenbesonderenWegzurLiebedarstellen,folgt zunächst die einfache aber folgen-schwere Tatsache, dass sie selber nochnichtdieLiebesind.Esgibthiereineblei-bende Differenz! Es ist prinzipiell möglich,dassdieRätegelebtwerden,abernichtzurgrößerenLiebeführen.Sowiemangehor-samseinkann,ohnewirklichzulieben,etwaaus reiner Pflichterfüllung oder aus reinerBequemlichkeit, kann man auch aus einerVielzahlanGründenehelosundenthaltsamleben,ohnedassdieszueinemWachstuminderLiebe führenwürde.Positivgespro-chen muss die Dynamik der Ehelosigkeit,die Verzicht und Rücknahme bedeutet, zueinerDynamikaktiverLiebewerden.Vielleicht sollte man in diesemZusammenhang nicht einfach von Liebe,sondern von einem Wachstum in derLiebesfähigkeitsprechen.DieserBegriffzieltmehraufdenCharaktereinesMenschen,aufdas Gesamt seiner psychischen Struktur,auf seine Emotionen und Dispositionen;er deutet an, dass es bei dieser Dynamikum eine Wandlung bzw. Entwicklung des

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ganzenMenschengeht.VonLiebesfähigkeitzusprechenvermeideteherdieGefahr,dieLiebe rein idealistisch oder spiritualistischmisszuverstehen,alsbloßeIdeeübermeineigenes Leben, als bloßes geistiges Ideal,das den realen Menschen nicht oder nurungenügend erfasst. Das Beharren aufechterundwahrerLiebesfähigkeit istnochinandererHinsichtvonBedeutung.NursowirdnämlichdasLebenderevangelischenRäte zu einem wirklich erfüllenden Lebenwerden,dasauchemotionalalseinsolcheserlebtwerdenkann: JedeechteErfahrungvonLiebebrichtdieeigeneEinsamkeitauf,führt in die Nähe von anderen MenschenoderindieNäheGottesundlässtdaseige-neLebenunendlichsinnvollerscheinen.Zu einer authentischen Liebe gehörenKörperlichkeit und Nähe.Beidehabennichtnotwendigmit Sexualität zu tun. Vielmehrgeht es um Berührung und Berührbarkeit,diemeistkörperlichvermitteltsind.Jemehres gelingt, direkt, unmittelbar, gleichsamphysischfürMenschendazuseinundum-gekehrtderenNähezuerleben,sichberühr-bar und verletzbar zu machen, desto be-friedigenderwirdeinsolchesLeben.4AuchJesus hat nicht abstrakt und distanziertdasEvangeliumverkündet,sondernimmerwiederdieBegegnungundBerührungkon-kreterMenschengesucht.EchteLiebehatzweitens,wasoftüberse-hen wird, ein egalitäres Moment und führtsomitunausweichlichindieGemeinschaft.„IchnenneeuchnichtmehrKnechte;dennder Knecht weiß nicht, was sein Herr tut.VielmehrhabeicheuchFreundegenannt…“(Joh15,15).DieLiebederFreundschaftoderGemeinschaft lebt von WechselseitigkeitderKommunikation,vonderGleichheitundEgalitätderBeteiligtenundvonwechselsei-tigerAchtung.Sieachtetdenanderen,sievereinnahmtihnnicht, liefertsichihmaberauch nicht bedingungslos aus. Man lernthier,eineEinheit inbleibenderDifferenzzuleben.EsistgenaudieseFormvon„Liebe“,

die imLebenvonzölibatärenPriesternoftfehlt,dasieihrLebensidealvonVerfügbarkeitundHingabeoftnurineinerhierarchischenStrukturleben,d.h.entwederalsGehorsamundVerfügbarkeitnachoben(BischöfeundPapst) oder als sich schenkendeundauf-opferndeLiebenachunten(„Gläubige“).Ineiner solchen Struktur fehlt die ErfahrungwechselseitigerKommunikation,Bejahung,AchtungundKritik.5

Riskiertheit Inalldemwirdsichtbar,dassdiefreiwilligge-lebteEhelosigkeiteineanspruchsvolleundin mehrerer Hinsicht riskierte Lebensformist. Es kann die ursprüngliche Faszinationverlorengehen;eskannsein,dasssichdieVerzichtsdynamiknichtineineDynamikneu-er Öffnung und neuer Liebesfähigkeit um-setzt;eskannauchsein,dassdieLeerstelle,vonderdieRedewar,anders,z.B.„narziss-tisch“, gefüllt wird, indem man sich eineReiheanderer„Befriedigungen“verschafft,diezukurzgreifen, inAbhängigkeit führenund letztlich die Zeichenhaftigkeit diesesLebens untergraben. Es kann aber auchsein,dassdieLeerstellegarnichtmehrge-fühltwird–ineinemnegativenSinn,imSinneinerAbstumpfung.

Ehelosigkeit im Kontext der evangelischen Räte Gerade im Hinblick auf den Zölibat desWeltpriestersmussderursprünglicheinnereZusammenhangzwischendendreievange-lischenRätenbetontwerden.Diesestehennichtjefürsich,sondernbildeneinGanzesundinterpretierensichwechselseitig.DasobengebrauchteBildder„Leerstelle“,in die der Verzicht auf Ehe undSexualitäteinenversetzt,kanndeutlichmachen,dassdieEhelosigkeitumdesHimmelreicheswil-lennurimKontext einer spirituellen Dynamik der Armut richtiggelebtwerdenkann,wiesie zum Beispiel in den Seligpreisungenzum Ausdruck gebracht wird. Die Armut

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jener,diehierseliggepriesenwerden,wirddurcheinumsogrößeresVertrauenaufdieMachtundGerechtigkeitGottesaufgefan-genundsiebedeutetzugleichdenVerzichtauf weltliche Machtmittel und Mittel derSelbstdurchsetzung („Selig, die keineGewaltanwenden“,Mt5,5).DieserZusammenhangzwischenEhelosig-keit, Armut und Gewaltlosigkeit bekommtunter heutigen Bedingungen eine ganzneueBedeutung,denneinerderschärfstenVorwürfe an den Pflichtzölibat von gesell-schaftlicherSeitebestehtgeradedarin,einMittel kirchenamtlicher Machtausübungzu sein. Immer wieder wird dieser Bezugzwischen Klerikerzölibat und kirchenamt-liche Machtausübung hergestellt – unddie Missbrauchsfälle in der Kirche habendieses Bild nur noch weiter gestützt. HiererhebtsichdieFrage,wiederpriesterlicheZölibatsogelebtwerdenkann,dasserzumZeicheneinermachtlosenKirchewird,dieihre Stärke in dieser Machtlosigkeit fin-det und dabei gleichzeitig zu einer neu-en solidarischen Nähe zu den Armen undMachtloseninunsererWelt.Welche Beziehung besteht zwischen Ehe-losigkeit und Gehorsam? In der Theologieund Spiritualität des 20. JahrhundertslässtsicheinRückgangaufeineursprüng-liche Form christlichen Gehorsams erken-nen, die als existentieller Gehorsam oderWesensgehorsam beschrieben werdenkann.6 Dieser ist Ausdruck einer kompro-misslosen Hörbereitschaft des Menschenauf Gott selbst und sein Wort in JesusChristus und in seinem Ursprung etwashöchst Individuelles und Persönliches.InstitutionalisierteFormenvonGehorsaminderKirchehabendemZielzudienen,dasssowohlderEinzelnealsIndividuumwieauchdieKirchealsGemeinschaft ineine immertiefereundradikalereVerfügbarkeitfürdenWillenGotteshineinwachsen,wasauchbe-deutet,dasssiefürdasWirkendesGeistesimmersensiblerwerden.Ehelosigkeitkann

alsderVersuchverstandenwerden,einun-geteilthörbereites„Herz“fürGottzuhaben,als Versuch, für die Präsenz des GeistesGottes,fürseineWahrnehmungundeinsichführenLassendurchihnimmermehrRaumzu schaffen. Diese Form von GehorsamkanninderKirchedurchausauchkritischeundprophetischeKraftentfalten.

Im Dienst des Lebens DerHinweisaufdieLiebealsletztesZielderevangelischen Räte muss nochmals auf-genommen werden. Gott ist nicht nur dieLiebe(1Joh4,16),sondernebensoLebenund Lebendigkeit in Fülle (Joh 10,10). Dieevangelischen Räte wollen alle, obwohloderinsofernsieAktedesVerzichtsdarstel-len, letztlicheineneueundandereArtvonLebenundLebendigkeit sichtbarmachen,dieausderGemeinschaftmitGottmöglichwird.DieSichtbarkeitdieserLebendigkeit,dieanalogwiebeimBegriffderLiebe,nichtfalsch idealisiert, spiritualisiert und ver-jenseitigt werden darf, hat durchaus mitVitalität zu tun, mit erfahrbarer und spür-barer Lebendigkeit. Die Wahrnehmbarkeitoder Nicht-Wahrnehmbarkeit einer sol-chen Lebendigkeit scheint heute daswichtigste Kriterium für eine gelungeneZeichenhaftigkeitderevangelischenRäteinderheutigenGesellschaftzusein.

3. Ehelosigkeit als Prozess – Aspekte des Reifens

Andersals früher istdasLeben,auchdasder Ehelosigkeit, heute ein Prozess desSuchens, Wachsens und Reifens gewor-den,derandauertundnichtmitderWeihe,den Gelübden oder dem Übertritt von derAusbildung in den pastoralen Einsatz en-det.GanzallgemeingibteskeinestatischenBiographien mehr, sondern Identität istheute immer Identität in einem kontinuier-lichenFluss.AuschristlicherSichtistdiese

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„Verflüssigung“ nicht bedrohlich, sondernnötigt lediglich zu einem heilsgeschicht-lichenDenken.Heilsgeschichteaberistganzallgemeindort,woderProzessdesLebenszueinerjegrößerenFreiheit,zujegrößererLebendigkeit und Authentizität, schließlichzujegrößererLiebesfähigkeitführt.7AlldieskannaberHandinHandgehenmitWegenundIrrwegen,FortschrittenundKrisen,diegerade darin sich nach und nach und im-mer klarer als Etappen einer individuellenHeilswerdungerweisen.ImHinblickdaraufsollen nun einige mögliche Aspekte desReifensangesprochenwerden.EinProblemdesweltpriesterlichenZölibatsist die oft „halbe“ Freiwilligkeit seinerÜbernahme.OftistesnichtdieEhelosigkeitals solche, die zur Entscheidung moti-viert, sondern die Berufung zum pasto-ralen Dienst - der Zölibat wird mehr oderweniger „in Kauf genommen“. Es ist eineerste Herausforderung des Reifens, hierin eine immer größere Freiheit bewussterIdentifikation hineinzuwachsen. Wie PeterBieri in seinem Buch Das Handwerk derFreiheit ausführt8, geschieht eine sol-che Identifikation, durch die wir in un-serer Freiheit wachsen in drei Schritten,durch Artikulation (Versprachlichungund dadurch Bewusstmachung), durchVerstehen (Erkennen bisher unbekannterZusammenhängeundGründe)undschließ-lich durch bewusste Identifikation (neuewertende Stellungnahme und Aneignung).Kommt es nicht dazu, dann droht dieEhelosigkeit immer mehr zu einem Anti-Zeichenzuwerden.Dies führt zu einem zweiten Punkt desReifens, nämlich sich unbewusster und indiesem Sinn sekundärer Motive bewusstzuwerden,diezurursprünglichenEntschei-dung geführt haben. Die Entscheidung füreinehelosesLebenkann insgeheimdurchdenWunschmotiviertsein,einemsonstun-entrinnbarenLebenskontextzuentkommen(MotivationvielerFrauenim19.Jahrhundert,

sichfüreinenOrdensberufzuentscheiden),siekanndurcheineverdeckteUnfähigkeit,sichdereigenenSexualitätzustellen,mo-tiviert sein bzw. durch Angst, sich einerBeziehungzuöffnen;auchdieSuchenacheinerfestenundstabilen„Ordnung“insei-ner sonst chaotischen Welt kann im Spielsein. Sind diese Motive stark, dann suchtsichmehreinebestehendepsycho-sozialeKonstellation die ihr gemäße Lebensform,als dass diese Lebensform das Resultateiner Begegnung mit der veränderndenKraftdesEvangeliumswäre.DiebewussteAuseinandersetzungmitsolchensekundär-en Motiven ist nicht zuletzt deshalb wich-tig, weil manche Therapeuten heute derMeinung sind, eine Entscheidung für einzölibatäresLebenseiohneunterschwelligeProbleme mit der eigenen Sexualität garnichtmöglich.Auch wenn solche Urteile übertrieben er-scheinen, wird man doch sehr oft unbe-wusste „Akteure“ entdecken, die zu einerLebensentscheidung geführt haben. IhrAuftauchenbedeutetnichtnotwendig,dassman keine „Berufung“ hat - obwohl eineRevisionderLebensentscheidung inman-chenFällendieKonsequenzseinkann.ZueinembestimmtenLebenberufenzusein,kannnämlichauchbedeuten,dassauseineranfänglichunüberschaubarenKonstellation,ausunerkanntenMotivenundDefizitennuntatsächlich Heil wird. Es gibt Heilwerdenund Glück - wie im Leben allgemein soauch im Leben der evangelischen Räte- trotz und in „Behinderung“. Schließlichmussmansichbewusstmachen,dassesbeiLebensentscheidungenganzallgemeinnie vollkommene Transparenz der Motivegibt. Das Problem solcher unbewussterMotivefindetsichingleicherWeisebeiderEntscheidungzuEheundPartnerschaftoderbei langfristigen Berufsentscheidungen.WiederumisthieranPeterBierizuerinnern,derfeststellt,dasswirunswirklicheFreiheitimLebenerarbeitenmüssen,dasswirmehr

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inderKategoriedesFrei-WerdensalsdesFrei-Seinsdenkensollten.Oft istheutedavondieRede,geradezöli-batär Lebende müssten sich mehr mit ih-rer - oft verdrängten - Sexualität ausein-andersetzen. Auch wenn dieser Hinweisrichtig und wichtig ist, gehört zum Reifendoch auch, die Sexualität als Lebenskraftund Lebensquelle in ihren geheimenVersprechungen zu entzaubern. SexualitäteröffnettatsächlicheinFeld intensiverundüberraschenderErfahrungen,siebrichtdieMauern der Ich-Verschlossenheit auf undkannradikalundsturmartigaufeinDUhinöffnen,siekannschließlicheinganzneuesGefühl bleibender Verantwortung für dengeliebtenMenschenzurFolgehaben.Abersie stumpft im Alltag auch ab und verliertmitderZeitihreKraft,wenndieemotionalenundpersonalenMomenteinihrnichtbeson-dersgepflegtwerden.-DasErfahrungsfeld,um das es hier geht, wird durch gelebteSexualitätnichtautomatischgarantiertundist auch nicht auf Sexualität beschränkt.Die Frage, ob ein Mensch sich in seinemtiefsten Inneren ansprechen und heraus-fordern lässt,ober fähigwird,Antwort zugeben und Verantwortung zu übernehmenund so letztlich sein „Herz“ zu verschen-ken, wird nicht nur und auch nicht primärim Bereich des Sexuellen entschieden.Ebensowenig,wiedieevangelischenRäte-konkretdieEhelosigkeit-automatischzueinemAusdruckderLiebewerden,istdiesbeigelebterSexualitätderFall.Abschließendsollennochmalsdie„Fallen“erwähnt werden, die sich aus einemfalschen Verständnis von Liebe erge-ben. Sie liegen darin, dass der Zölibatäretrotz alles äußeren Daseins für andere inWirklichkeit sich selbst verhaftet bleibt,d.h. nicht wirklich die entscheidende in-nere Öffnung und Zuwendung zum ande-ren vollzieht. Eine zweite Falle liegt in derfalschenSpiritualisierungderLiebe,woesum eine intellektuelle „Verliebtheit“ in ein

LebensidealgehtunddieInkarnationindieanstößige,oftchaotischeundunästhetischeRealitätfehlt.SchließlichbestehtdieGefahreinerreinabsteigendenLiebeodercaritas,diesichzwarzuwendetundaufopfert,aberkeinewirklicheNäheaufAugenhöhe,keinereziproke Kommunikation zulässt. SpürbarwerdendieseDefizitedarin,dassdasehe-lose Leben als wenig befriedigend erlebtwird – vor allem weil die Erfahrung desGeschenksechterBegegnungenmitande-renausfällt.

4. Zur„Vollendung“ des Zölibats

In einem bekannten und lesenswertenBuch beschreibt Richard Sipe „wesent-liche Elemente des vollendeten Zölibats“,die Aufmerksamkeit verdienen.9 Es gehtum Momente eines Charakters oder einerLebensform,dieSipeimRahmenseinerthe-rapeutischenTätigkeitmitPriesternüberalldortausgeprägtgefundenhat,woPriesterihren Zölibat „vollendet“ gelebt haben. ZuihnengehörenunteranderemBefriedigunginderArbeitfinden,gelebteGemeinschaft,ausgiebige Zeit für Gebet, Fähigkeit zumGenießenundFähigkeitdemeigenenLebeneineOrdnung,eineStrukturzugeben.Seine Analyse zeigt auf beeindruckendeWeise,wiesehreinehelosesLebenineineumfassendeLebenskultur eingebettet seinmuss, um zu gelingen. Sie bewahrt damitdavor, ein solches Gelingen einfach alsSache eines genügend starken Glaubensodereinesgenügend festenWillensanzu-sehen.VielmehrscheintdaseheloseLebenehereinemGesamtkunstwerkzugleichen,an dem derjenige, der es lebt, mit seinerKreativität und Verantwortung beteiligt ist.Schwierigererscheintdagegendiehierzu-grunde liegende klare Unterscheidbarkeitzwischen „unvollendeten“ und „vollende-ten“FormendesZölibats.10

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IndemindiesemBeitraggewähltenZugangwarvonderEhelosigkeitalseinerlebendigenDynamikdieRedeundvonderBedeutungbiographischerProzesse.Natürlichbrauchtgerade ein angemessenes VerständnisvonEhelosigkeiteineklareKonturundda-mit auch ein klares Verständnis möglicher„Verletzungen“.EhelosumdesEvangeliumswillen zu leben, kann nicht einfach etwasBeliebigesbedeuten.TrotzdemsindeszweiGedanken,diehierauchvorsichtigmachensollten. Das eine ist die Frage, wann derZölibatwirklich„vollendet“ist.Woransolltemandaserkennen?WennvollkommenaufSexualitätverzichtetwird (Verzichtsaspekt)odererst,wenndieDynamikdesVerzichtssichwiebeschrieben ineineDynamikpo-sitiver Liebesfähigkeit umsetzt? Und wo-ran sollte dann wiederum das Maß dieserLiebesfähigkeit gemessen werden? Wannistes„vollendet“?–Zweitenshabenwirindiesem Beitrag auf die innere Verbindungzu den anderen evangelischen Räten hin-gewiesen. Auch hier stellt sich die Frage,wann„Gehorsam“oderwann„Armut“dennwirklich „vollkommen“ geworden sind.WahrscheinlichgibteshierüberhauptkeinobjektivesMaß,sondernnureinenbiogra-phischen und einen kontext- bzw. situati-onsbezogenenZugang.EbensoistauchdiefreiwilliggelebteEhelosigkeit–jenseitsnot-wendigerGrenzen–etwasLebendigesundDynamisches, das in je neuen SituationenvorjeneueHerausforderungenstelltundjeneuangeeignetwerdenmuss.Abschließend ist noch zu sagen, dass je-mand tatsächlichzurGewissheitgelangenkann,zudieserLebensformnichtberufenzusein.EinemöglicheRevisionwirdzwarim-merinirgendeinerWeiseeinScheiterndar-stellen,mussabernicht „Untreue“bedeu-ten,dennesgibtebenauchdiePflichtderTreuesichselbstgegenüber,diewiederumeine Form eines existentiellen Gehorsamssein kann. Beide - Treue und Gehorsam -stehenwieschonerwähntunterdemletz-

tenVorzeichen,dasswiraneinenGottdesLebensglauben,derauchunszumLeben,ja zur Fülle des Lebens berufen hat unddazu, davon mit unserem Leben Zeugnisabzulegen.

1 Empirische Studien zeigen, dass auch die heu-

tigen Menschen sich primär diese Erfahrungen

von Intimität, emotionaler Geborgenheit und

AkzeptanzvoneinergeglücktenSexualitäterwar-

ten.

2 Vgl. im Hinblick auf die „Ehelosikgeit um des

Himmelreicheswillen“PerfectaeCaritatis,12.

3 Das erste Kapitel beginnt mit den Worten

„Perfectae Caritatis per consilia evangelica pro-

secutionem…“.

4 Dies wird von Jean Vanier im Hinblick auf

Spiritualität und Lebensform der Arche immer

wiederhervorgehoben.

5 Vgl. dazu Walter Schaupp: Christlicher Gehor-

sam – Entwicklungen im 20. Jahrhundert, in:

Charismen22(2010)1,2-7.

6 SieheAnm.5.

7 Vgl. dazu Walter Schaupp: Bindung auf Dauer.

EineKriseundihreHerausforderungen,in:Mirjam

Schambeck/Walter Schaupp (Hg.): Lebensent-

scheidungen–ProjektaufZeitoderBindungauf

Dauer?ZueinerFragedesOrdenslebensheute,

Würzburg2004,18-33.

8 PeterBieri:DasHandwerkderFreiheit.Überdie

EntdeckungdeseigenenWillens,München2001.

9 RichardSipe: Sexualität undZölibat, Paderborn

1992,312ff.

10 Sipedefiniert den „vollendeten“Zölibat als voll-

ständigesexuelleEnthaltsamkeit.

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Rev.MorrisAntonysamy,Dindigul,Indien

Am28.Juni1975wurdeichalsviertesKindmeinerElternAntonysamyundSammana-sumary in Dindigul, Tamilnadu, Indien ge-boren.IchhabedreiältereSchwestern,dieschonverheiratet sindundeinen jüngerenBruder, der im September 2010 heiratet.Mein Vater war von Beruf Lehrer und ist1999gestorben.MeineMutteristHausfrau.IchselbstbinDiözesanpriesterderDiözeseDindigul.MettuppattyheißtmeineHeimat-pfarrgemeindeinnerhalbderStadtDindigul.Siehat15000Katholikenundist299Jahrealt(1711gegründet).SeitmeinerKindheithatteichdenWunsch,Priesterzuwerden.MeindamaligerHeimat-pfarrer,namensPfr.Selvanathan,hatmichin dieser Richtung sehr begeistert. NachmeinerGrundschuleinDindigulbinichmit15 nach Trichy gefahren, um ins Priester-seminareinzutreten.Dorthabe ich inzweiJahrenmeinenSchulabschlussgemacht.IndenfolgendenzweiJahrenabsolvierteichinMaduraidieEinleitungskurseinchristlicherSpiritualität und Heilsgeschichte, lerntedazu Latein und verbesserte auch meineEnglischkenntnisse.

VonJuni1994bisNovember2001warichim Päpstlichen Nationalpriesterseminar inPune, Maharashtra, Indien. Dort habe ichmein Bakkalaureatstudium in Philosophieund Theologie gemacht. Nach dem Philo-sophiestudiumhabe icheinPraktikumge-macht, indem icheinJahralsBuchhalterin einer Firma gearbeitet habe. Nach demTheologiestudium habe ich am 10. April2001meineDiakonenweiheempfangen.AlsDiakonwarichsechsMonatelangfüreinePastoralarbeit ineinerPfarrei.Dannwurdeicham2.Mai2002inDindigulzumPriestergeweiht.In den folgenden zwei Jahren setzte michmein Bischof als Kooperator in zwei ver-schiedenen Pfarreien ein. Neben dem pa-storalenDiensthabeichaucheinMagister-studium in Soziologie über den Fernkursabgeschlossen. Danach wurde ich PfarrervonAthoor,einerPfarrgemeinde15kmweitentfernt von Dindigue, und habe dort fünfJahre gearbeitet. Gleichzeitig war ich vierJahre lang auch Diözesanseelsorger fürdie kleinen christlichen Gemeinschaften.Während dieser Jahre habe ich auch eineForschungüberdasThema„Die Gesundheit der Mädchen in der Adoleszenz“ gemachtundeineForschungsarbeitgeschrieben.NachsolchenErfahrungenundStudienbinicham1.Juli2009nachInnsbruckgekom-men.JetztmöchteichmichmiteinemDok-toratsstudium in Moraltheologie beschäfti-gen.DadieWeltpolitikmich immerwiederinteressiert, arbeite ichgerne imFachderSozialethik inderRichtungvonGlobalisie-rungundsozialerGerechtigkeit.Für Sprachen habe ich immer Interesse.VierJahrelanghabeichineinerHochschu-le in Dindigul Englische Grammatik undgesprochenesEnglischunterrichtet.Außer-dem habe ich ein paar Seminare über die

2. NeoiNgressi 2009/10

neoInGressI

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Themen Globalisierung, Ökologie, die Be-freiung der Frauen und das Kasten-System begleitet.IchspieleauchgerneTheater.Ichhabe oft einige Rollen im Passionsspiel inmeinerHeimatpfarrgemeindegespielt:z.B.JohannesdenTäufer,Maria ausMagdala,den Blinden, den Lahmen und Josef ausArimathäa. IchhabeeinegroßeFreudeanVolksmusik, zu der ich auch gerne singeundtanze.Momentan bin ich sehr froh im CollegiumCanisianumzusein,woichvieleLeuteundKulturen von verschiedenen Ländern undKontinentenkennenlerneundmitihnenge-meinsamlebe.DasCanisianumistwirklichein Zeichen der pluralistischen Weltkirche.Ich finde die Atmosphäre im CanisianumfreundlichunddieHausleitungunddieKol-legen immerhilfsbereit. Ichbinganzherz-lich dankbar für alle, die mein Studium inInnsbruckermöglichen.

Fr.TerryEhrmanCSCHolyCrossCongregation,U.S.A.

Vor mehr als 160 Jahren hat der vor dreiJahren seliggesprochene Hochwürden Ba-silMoreauinFrankreicheineGemeinschaftvon Brüdern und Priestern gegründet. InderFolgezeitderZerstörungswutderFran-

zösischen Revolution gab es viele Bedürf-nisse inderKirche. MoreauversuchteaufdiepastoralenBedürfnisseeinzugehen.ImJahre 1835 gründete Moreau eine Gruppevon Behelfspriestern, die auf dem LandeVolksmissionen und Exerzitien predigten.IndemselbenJahrübernahmerdieLeitungeinerGemeinschaftvonlehrendenBrüdern,die fünfzehn Jahre früher gegründet wor-denwar.1837schlossMoreaudieBehelfs-priesterunddieBrüdervomHeiligenJosefzusammen. Diese neue Gruppe wurde dieKongregation vom Heiligen Kreuz. MoreaubenanntedieGemeinschaftnachdemVor-ortvonLeMans,SainteCroix.DasZielderGemeinschaftwardieErziehungderJugendunddieEvangelisierungderLeutederum-liegendenLandpfarrgemeinden.Diese große Gruppe der Männer habendurch die Zeit eine verfolgbare Spur hin-terlassen. VonJugendanhabe ich indenUSAihreFußabdrückegefunden.MeinVa-terundmeinOnkelwurdenvondenHeiligenKreuz-PriesternaufderimJahre1842vomHeiligenKreuzgegründetenUniversitätvonNotre Dame ausgebildet. Drei Jahrzehntespäterhabe ich (wieauchzweiältereBrü-der, eine jüngere Schwester und fünf Vet-tern) ebenso an der Universität von NotreDamestudiert.ImJahre1994binichindieFußstapfen dieser Gemeinschaft getreten.1999 habe ich die Ewigen Gelübde abge-legtund2000wurdeichinderBasilikadesHeiligstenHerzensJesuanderUniversitätvonNotreDame,Indiana,USA,zumPriestergeweiht.InsgesamthabendieverschiedenenProvin-zendesHeiligenKreuzesindenUSAsechsUniversitäten.DasZielunsererPriester,dieihreDoktorarbeitmachen,istesanunsereneigenenUniversitätenzuunterrichten.Mei-neAufgabeisteseinDoktoratinSystema-tischer Theologie zu erwerben. Ich habeschonindenUSAanderKatholischenUni-versität von Amerika in Washington, D.C.,mit meinem Promotionsstudium begon-nen.DieAufgabenstellungist,dassesviele

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deutscheQuellenfürmeineForschunggibt.DeshalbbinichnachInnsbruckundindasCanisianum gekommen, um mein Deutschzu verbessern. Im Vergleich zu den her-kömmlichen Canisianern bin ich eine Aus-nahme, weil ich nur für ein Jahr hier seinwerde.SchondiesenJuli kehre ichwiedernachWashington,D.C.,zurück.DeshalbhabeichinwenigeralsvierMona-ten die auf Deutsch geschriebenen Ausei-nandersetzungenzueschatologischenFra-gen zwischen Gisbert Greshake und demehemaligenKardinalRatzingergelesen.OftkommtmeineAufgabeeinerDenksportauf-gabegleich,wennichversuche,ihrtheolo-gischesDeutschzuentschlüsseln.AberdiegelegentlichenSchwierigkeitensindmitderSpiritualität meiner Gemeinschaft verbun-den. Der Selige Moreau prägte seine Ge-meinschaftmitviergeistigenEigenschaften:dasVerlassenaufdiegöttlicheVorsehung,dieHoffnungaufdasKreuz,dieHingabeandieMutterderSchmerzenunddemEiferfürdieapostolischeArbeit.Der Wahlspruch der Gemeinschaft lautet:Crux Ave, Spes Unica,d.h.,GegrüßtseidasKreuz,unsereeinzigeHoffnung.DasWahr-zeichenderKongregation isteinKreuzmitzweiAnkern;derAnker isteinalteschrist-lichesSymbolderHoffnung.WirstehendenAnderenbei,wiedieMutterderSchmerzenihremSohnbeistand.Ich finde Hoffnung bezüglich meiner For-schungüberdasKreuz,aberfasthoffnungs-los ist das zweite Ziel meines Kommens:nämlich die Vorteile des amerikanischenFußballs zu „verkündigen“. Doch darin binichkläglichgescheitert.DieAthenerhabendem Hl. Paulus einen wärmeren Empfangbereitet.

GerbutYaroslavIvano-Frankivsk,Ukraine

Am19.05.1984wurdeichinderStadtIva-no-Frankivsk(Westukraine)geboren,woichmit 17 Jahren die Matura gemacht habe.MeinVateristIngenieur,meineMutterÖko-nomin, die 10 Jahre ältere Schwester, mitderichaufgewachsenbin,arbeitetnunalsJuristin.NochwährendderSchulzeithabeichunterdem Einfluss des Evangeliums, insbeson-derederBergpredigt,denAufruf verspürt,meine Kenntnisse in Religion und meineBeziehungenmitGottzuvertiefen.Dieshatmir geholfen ins Priesterseminar einzutre-ten.EinJahrhabeichanderGesangsschu-le,diesichbeimIvano-FrankivskerPriester-seminar befand, studiert und danach binich insPriesterseminareingetreten,woichmein Bakkalaureatstudium in PhilosophieunddasMagisterstudiuminTheologiege-machthabe.WährendmeinesStudiumsmachte ichdiezweijährige Katechese in Krankenhäusern,Altersheimen und einem Hospiz. ZudemwarichaucheineinhalbJahreineinerCha-rismatischenGemeinde in Ivano-FrankivskalsKatechettätig.NachdemAbschlussdesStudiumsimPriesterseminarimJahre2009arbeitete icheinhalbesJahr ineinemRei-sebüro.JetztbinichseitSeptember2009inInnsbruck,woichhoffe,meinDoktoratstu-diumin3Jahrenmachenzukönnen.

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Mein Hobby ist Bergsteigen, Reisen undneueStädteEuropaszubesuchen.Beson-ders hat mir die Reise nach Taize (2006)gefallen,woichmichmitdenanderenGe-betsformenvertrautgemachthabe.Manch-malschreibeichGedichte.IchgehörezurGriechisch-katholischenKir-chedesbyzantinischenRitus,diebis1990imUntergrundwarundbinBürgerdesLan-des,das300JahreunterRusslandund70JahreunterdemKommunismuslitt.DarumsindsowohlderStaatalsauchdieKirchenoch imEntwicklungsstadiumundbenöti-gengutausgebildeteundsittlicherzogeneMenschen,diedemukrainischenVolkzumFortschrittverhelfenkönnen.VonmeinemAufenthaltinInnsbruckerwar-te ich natürlich, meine Deutschkenntnissezu verbessern und meine Dissertation zumachen.Zusätzlichmöchte ichallevorge-schlagenenAngebotenützen,meineTheo-logischeAusbildung, insbesondere imBe-reichderMoraltheologie,zuentwickelnundpositiveErfahrungenfürweitereTätigkeitenzuerwerben.NachderRückkehrfreue ichmichdarauf,alsLehreramPriesterseminarzuunterrichtenundalsPriesteranderPfar-reitätigzusein.IchbedankemichbeiGottfürdieMöglich-keiten,dieermirimLebengegebenhatunddieichalsBereicherungerfahrenhabe.Be-sondersdankbarbinichfürdenAufenthaltin Innsbruck und im Canisianum, wo ichmeinStudiumweiter fortsetzenundalldienützlichenErfahrungenmachenundKennt-nisseerwerbenkann,diemirinmeinerAr-beithilfreichseinwerden.

Rev.AntonyRappakuttyKallarakkalKottapuram,Indien

IchbinAntonyKallarakkal.AntonyistmeinVorname und Kallarakkal ist mein Famili-enname. Rappakutty ist der Name meinesVaters.IchkommeausdemindischenBun-desstaat Kerala, der ganz im Süden Indi-ensliegt.Dortwurdeicham16.September1977vonmeinerMutterReethageboren.IchhabeeinenBruderunddreiSchwestern.IchbinderJüngsteinmeinerFamilie.MeinBru-derheißtKunjachanundmeineSchwesternheißenSherly,PhilominaundKochuthresia.AllemeineGeschwistersindverheiratet.IchhabesechsNeffenundzweiNichten.MeineElternundauchmeineganzeFami-lie sind sehrgläubig.Als ich einKindwar,bin ich jeden Tag mit meinen Eltern in dieKirchegegangen.FüreinigeJahrewar ichMinistrant in unserer Kirche. Damals habeichöftergedachtundgeträumt,Priesterzuwerden.NachmeinemAbiturinThuruthipu-ram,woichgeborenwurde,binich1992insPriesterseminar in Ernakulam eingetreten,um Diözesanpriester zu werden. Ich habemeineAusbildunginKeralaindreiverschie-denen Priesterseminarien gemacht. IchhabedreiJahrePhilosophieundvierJahreTheologiestudiert.Am1.Januar2003wur-deichvonunseremBischofFrancisKalla-rakal, nunmehr Erzbischof der Erzdiözese

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Verapoly, zum Priester geweiht. Ich selbstgehörezurDiözeseKottapuram.Meine ersten seelsorglichen Erfahrungenmachte ich als Kaplan in den PfarreienKoottukad,GothututhundMethala.Danachwar ich zwei Jahre lang Sekretär unseresBischofs.GleichzeitigwarichauchKanzlerderDiözeseundhabeinunseremDiözesen-gericht als Notar gearbeitet. Während derletztenzweiJahrewarichinPune,inIndien,umdenMagisterderTheologiezumachen.Nunfreueichmich,hierinEuropadasDok-toratsstudiuminMoraltheologieanderUni-versität Innsbruck machen zu können. EsgefälltmirsehrgutinÖsterreich.Ichbindankbar,dassdiePfarreNenzinginVoralberg mich beim Studium unterstützt.DiefreiwilligenSpendenderPfarrgemeindeNenzingermöglichenmeinStudiuminInns-bruck. IchdankeausmeinemtiefstenHer-zenfürdiesegroßeHilfe.IchdankeGott immer fürmeineBerufung.Ich war nicht würdig, aber aus Liebe undBarmherzigkeit hat Gott mich gerufen. IchdenkeoftandieWortevonPaulusimerstenBriefandieKorinther:„Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: Das, was nicht ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.“ (1 Kor. 1, 26-29).Der Allmächtige hat Großes an mir getanundseinNameistheilig.DankseiGott!

MahamboroBismokoDionius,Semarang,Indonesien

Als ich1994,15-jährig, insKnabenseminarSt. Petrus Canisius in Magelang-Mitteljavaeintrat,hatteichnichtdenWunsch,Priesterzuwerden.IchwolltenurimKnabenseminarlebenundlernen,ummeineSelbstständig-keitzuentwickeln.MirkamdieserWunschnacheinemBesuch,beidemicheinenbe-sonderen Eindruck von diesem ‚Gymna-sium-plus-Internat‘bekam:einregelmäßigesLeben, das Charakterbildung ermöglicht.Dabei musste ich bei der Eintrittsprüfungein bisschen lügen, dass ich Priester wer-denwollte,damitichaufgenommenwerdenkonnte.Esgingsehrgut,natürlich.In diesem Knabenseminar hatte ich einigeFächer,dieganzneufürmichwaren, z.B.LateinundKirchengeschichte.Weilichmichimmer für Geschichte interessierte, wurdedie Kirchengeschichte mein Lieblingsfach.Dabei lernte icheinwenigüberdieOrden,ihreGeschichteundWerke.Im2.Jahrgangbegannen die Seminaristen normalerweisedarüber nachzudenken, in welchen Ordensie später eintreten wollten. Es gab aucheinigeSeminaristen,diesichentschlossen,nichtPriesteroderOrdensmannzuwerden.AlsogingensienachdemAbiturandieUni-versität. Dies beschloss ich nicht, obwohlmirnochnichtklarwar, fürwelchenOrdenich mich interessierte und in welchem Be-

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reich in der Kirche ich mitarbeiten wollte.Die Jesuiten, die mein Knabenseminar lei-ten,warennatürlicheinVorbildfürmich.IhreRollewarwichtiginderGeschichtederkat-holischen Kirche in Indonesien, besondersauf der Insel Java. Damals dachte ich oft:„Eswäretoll,wennichanihrenWerkenAn-teilhabenkönnte.“Mein Onkel, der ein Steyler Missionar ist,spielteaucheinewichtigeRollebeimeinerBerufung.JedesJahrludermichein,meineSommerferienimPriesterseminarderStey-lerMissionarezuverbringen,woeralsStu-dienpräfektundSpiritualarbeitete.WährendmeinerBesucheerzählteermirvondenWer-ken seiner Gesellschaft in Indonesien undaufderganzenWelt.Daüberlegteichauch:„MissionarzuwerdenwäreeineinteressanteHerausforderung.“Abernieforderteermichauf,inseineGesellschafteinzutreten.NachdenExerzitienim3.Jahrgangsagteichmir:„Ichwärestolz,wennicheinMitgliedei-nerdieserOrdenwäre.Abereskönntesein,dassichmichnurhinterihrentollenWerkenoderReputationenverbergenwill.Damussich etwas anderes beschließen.“ Weltprie-ster zu werden war meine Entscheidung,dennichsah,dassesmichnichtüberheb-lichmachte (damalsdachte ich,dassWel-tpriesterkeine tollenWerkehatten). „WennichehrlichPriesterwerdenund fürdieKir-chearbeitenwill,dannmüsste ichaufdie-semWegglücklichsein“,dachte ich.1999begann ich im St. Paulus PriesterseminarinJogjakartameinPhilosophie-undTheo-logiestudium als Priesteramtskandidat fürmeineHeimatdiözeseSemarang.Im Rahmen der Priesterausbildung mussjeder Seminarist nach dem 3. Jahrgang ineinerPfarrgemeindeoderkirchlichenInstitu-tioneinPraktikumabsolvieren.Dasmachteichvon2002bis2004.Zuerstwurdeichindas Knabenseminar geschickt. Aus diesereinjährigenErfahrungentwickelteicheinIn-teresse an der Priesterausbildung, obwohlichnachherderMeinungwar,dassesbes-

serwäre,wennichauchPastoraltätigkeitineinerPfarrgemeindeausübenkönnte.Des-halbbatichdenRektormeinesPriesterse-minarsumeineinjährigesPraktikumineinerPfarrgemeinde.IndieserZeitlernteichviel,besondersüberdieZusammenarbeitzwis-chendenPriesternunddenLeuten.Lang-samentwickeltesichmeineAufmerksamke-itaufdieKirche(vorallem‚dielokaleKirche‘,meineDiözese).Am Ende meines Praktikums hatte ich einpersönlichesGesprächmitmeinemBischof.AufseineFrage„WieistdeinPraktikumge-gangen?“ erzählte ich ihm sehr begeistertalles von A bis Z. Als meine Erzählung zuEndewar,stellteermireineFrage:„Nagut,aber was steht hinter all deinen Erfahrun-gen?“Plötzlichwar ichsprachlos! Ichhat-teschonvieleDingegemachtundgelernt,trotzdemfehltenochdas,wasamwichtig-stenwar.Dasagteerlächelnd,„JesusChri-stus, oder nicht?“ Es war ja schade, dassmeineBerufungnochnichtwirklichinJesusverwurzeltwar. IchwarbishernurmeinemeigenenZielundTraumgefolgt,nichtJesus.DeshalbwählteichalsWahlspruchfürmeinePriesterweihe2007:„WenndasWeizenkornnicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt esallein;wennesaberstirbt,bringtesreicheFrucht.“(Jo12:24)‚Zusterben‘bedeutetfürmich,dassichmeinZielundmeinenTraumhintermirlasse,damitichfürdieBedürfnis-sederKircheverfügbarseinkann.Nach der Weihe erteilte mir mein BischofdieAufgabe,dasLizenzstudiumzumachen.WährenddiesesStudiumsbliebichimPrie-sterseminar.ImJanuar2009bekamichdieAufgabe, Moraltheologie in Innsbruck zustudieren.DasagteeinMitbruderzumSpaß:„Was hast du getan, dass du eine Strafebekommst:nichtineinerPfarrgemeindezuarbeiten,sondernwiederzustudieren,undwieder im Priesterseminar zu unterrichtennach dem Studium? Oh je… du Armer.“Ich selbstbetrachtedieseAufgabealsdiebesteWeisefürmich,derKirchezudienen

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undJesuszufolgen.Ichfinde,inEuropazulebenundzustudierenisteineGelegenheit,meinenHorizontaufdieweltweiteKirchehinzuerweitern.Ende Juni 2009 verabschiedete ich michvonmeinenMitbrüdernundmeinerFamilie(Vater,Mutter,unddreiSchwesternundde-renFamilien)mitderÜberzeugung,dassicheine‚neueFamilie‘bekommenwerde.Undso istdas:DasCollegiumCanisianumundmeinePatengemeinde,Frastanz,sindmei-neneuenFamilien.

Fr.ThomasParathattelCST,LittleFlowerCongregation,Indien

WirsindnichtZufall

Verlass dich auf den HERRN von ganzemHerzen und verlass dich nicht auf deinenVerstand;sonderngedenkeSeineraufallendeinenWegen,sowirdErdichrechtführen.(Sprü.3:5-6)

InmeinemganzenLebenhabeichgespürtdassGottmichgeführtundgepflegthat.InLiebehatermichgerufen,umseinPriesterzuwerden.UndinLiebehatermichgeführtbishierher.Jetztmöchteichmichkurzvor-stellenundeinbisschenvonmeinemOrdenerzählen.

Mein Familienname ist Parathattel. Ichkomme aus Kerala, Indien. Ich wurde am13.November1977geboren.MeineElternsindJohnundClara. IchhabefünfBrüder.IchbinderJüngsteinmeinerFamilie.Nachmeinem Gymnasium bin ich 1993 im Altervon15JahreninsSeminareingetreten,umOrdenspriesterzuwerden. IchhabemeineAusbildung in verschiedenen Bundeslän-dern Indiens, nämlich Punjab, Kerala, Kar-nataka, Maharashtra, Rajasthan und UttarPradeshgemacht.WasichwährenddieserAusbildungamwichtigstengefundenhabe,istmeinAufenthaltimNordostenvonIndien,der insgesamt zehn Jahre dauerte. Dieserhatmirgeholfen,dieSprache,dieKulturunddieLeute imNordosten Indienskennenzulernen.Von2001bis2003habeichinPunemeinen Magister in Philosophie gemacht.SeitdamalshabeichjedesJahreinenMo-natinunseremPriesterseminarPhilosophiegelehrt. Ich wurde am 27. April 2007 zumPriestergeweiht.NachmeinerPriesterweihehabe ichalsSekretär fürmeinenProvinzialimProvinzialhausgearbeitet.IchbinOrdenspriesterundmeinOrdenheißt:Kongregation der Hl. Thérèse von Lisieux,oderLittleFlowerCongregation (CST).WirsindalsLittleFloweritesbekannt.DieKon-gregationwurdeimJahr1931inMookkan-nur,Kerala,vonPaterThomasPanat,einemDiözesanpriesterausErnakulamgegründet.Pater Thomas Panat wird vom Leben undder Spiritualität der Heiligen St. ThérèseangezogenundhilftinderÜbersetzungderBiographie von Thérèse. Unser BegründererkenntihreAufzeichnungenüberdenWegder geistigen Kindschaft und der Barmhe-rzigkeitGottes.EsistzweifelsohnedieBo-tschaftGottesfürdieMenscheninderheuti-genZeit.ErgründeteunserenOrdenimJahr1931, um die Spiritualität von Thérèse zuleben.DieseMissionskongregationbestehtaus Priestern und Brüdern. Im Jahre 1972kamen die Little Flowerites in den Punjab,imNordenvonIndien.Zurzeitsindwir in4

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ben Geschwistern in einer ruhigen, famili-ären Atmosphäre auf. Vor allen Dingen bin ich Diözesanpriester aus der Diözese Bond-oukou im Nord-Osten meines Landes.Zurzeit leben meine Eltern im Dorf von der Landwirtschaft. Meine Mutter ist Christin und mein Vater Mitglied der traditionellen Religion. Trotz dieser Mitgliedschaft nimmt er manchmal an verschiedenen Veranstal-tungen der Christengemeinde meines Dor-fes teil. Die beiden leben noch und legen Gewicht auf meine Berufung, weil sie den Gottesdienst und den Menschendienst als edlen Dienst empfinden. Für sie bedeutet in dieser gegenwärtigen Wirtschaftslage meine Lebensaufgabe einen Verdienstausfall. Sie erscheint zwar fruchtlos, aber sie ist sinnvoll und wertvoll für Gott, der uns ohne Gegen-leistung das Leben geschenkt hat. Wenn ich mich recht besinne, hat meine Mutter genau-er gesagt: “In seiner Großzügigkeit hat Gott uns acht Kinder gegeben. Warum sollen wir ihm nicht eins für seinen Dienst geben?“ So hat sie meinen Vater überzeugt, denn er war am Anfang ein bisschen skeptisch.Hinsichtlich meiner Ausbildung und Berufung habe ich von 1981 bis 1988 die Grundschu-le in Kalom besucht und ging anschließend von 1989 bis 1995 ins Gymnasium in Bouna. In dieser unvergessenen Stadt, weit entfernt von meinem Dorf, spürte ich damals meine erste Sehnsucht nach dem Priestertum. Zu-erst habe ich als Gymnasiast von dem dama-ligen Jugendseelsorger P. Paul Brion S.M.A. meinen Religionsunterricht bekommen. Dazu habe ich mich im Chor der Pfarrei und in der christlichen Jugendbewegung (J.E.C) engagiert. In dieser Zeit habe ich von den Priestern viel gelernt. Z.B. wie man eine Ju-gendgruppe leiten kann. Regelmäßig bin ich mit dem Priester P. Anthony Gilbert S.M.A. in die Dörfer gefahren, um das Evangelium zu verkünden. Er war sehr aufmerksam und geduldig mit den Leuten. Trotz der Armut dieses Gebiets arbeitete er begeistert und hilfsbereit. Er hat meine Heimatpfarrei, St.

Diözesenin3Bundesländerntätig.Diebe-sonderenCharismenderKongregationsindDorferschließung, GemeindeerneuerungundJugendausbildung.JetztkommeichzumeinerProvinz.Ichge-höre zur nordwestindischen Provinz. Pun-jab,Rajasthan,Haryana,Jummu&Kashmir,Himachal Pradesh und Delhi, sie machendenNordwesternvonIndienaus.SieliegenanderGrenzezuPakistan,AfghanistanundChina. Hier herrschen harte und oft sehreinfache Lebensbedingungen. Es gibt hierStammesvölker und sie sind überwiegendarischer Abstammung. Seit 1972 arbeitendie Little Flowerites im Nordwesten vonIndien.Wirsind insgesamt53Priesterund80Priesteramtskandidaten.Wir arbeiten inüber38Missionszentren,dieaufvierDiöze-senverteiltsind.Ich bin dankbar, dass „Kirche in Not” unddasCollegiumCanisianummeinDoktorstu-dium in Innsbruck unterstützen. Ich dankeGottdemHerrnfüralles,wasErinmeinemLebengetanhat.„DenninIhmlebenwirundsindwir“(Apg17:28)

Rev. Tan Atta Kobenan Nestor,Bondoukou, Elfenbeinküste

Am 4. Juli 1975 wurde ich in Kalom an der Elfenbeinküste geboren und wuchs mit sie-

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unterschiedlichen Kulturen fördern? Nur in Jesus Christus, der sich mit jedem Men-schen, egal welche soziale Stellung er hat, identifiziert, können wir zusammen leben und hoffen. Nach dieser wertvollen Zeit wur-de ich im Juli 2003 zum Diakon geweiht und ein paar Monate später am 31.Januar 2004 habe ich meine Priesterweihe empfangen. In den folgenden zwei Jahren setzte mich mein Bischof als Kaplan in der angehenden Pfarrgemeinde Doropo ein. Dort habe ich die Leute wegen des Kriegs im Elend verkom-men sehen. Durch diese Armen habe ich gelernt, wie wichtig Friede und Gerechtigkeit für das Leben sind. Im August 2005 erlaubte mir mein Bischof, etwa zwei Monate lang an einem Seminar über Pastoralplanung im Kamerun teilzunehmen. Danach wurde ich gleichzeitig Pastoralleiter für die Diözese und Jugendseelsorger in Saint Augustin als Kaplan. Diese Tätigkeit hat mich um viele Er-fahrungen reicher gemacht. Ab Juli 2009 bekam ich von meinem Bischof die Erlaubnis, in Österreich, dem Land der Dome, genauer in Innsbruck, eine Weiter-bildung in Pastoraltheologie zu machen. So bin ich seit acht Monaten hier und bereite ich mich jetzt mit einem Deutschkurs darauf vor. Es freut mich, in dieser multikulturellen Lebensweise des Canisianums zu leben. Es ist selbstverständlich, dass ich mich in die-ser Gemeinschaft wie in einer wirklichen Familie fühle. Zuallerletzt hat meine Knie-operation diese Überzeugung bestärkt: Die gespannte Aufmerksamkeit aller Canisianer (Verwaltung, Studierende, Deutschkursleite-rinnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) hat mir Lebenslust gegeben. Vergelt’s Gott! Anschließend möchte ich mich herzlich bei der Leitung des Jesuitenordens in Innsbruck für diese Studiengelegenheit bedanken, vor alle bei meiner Patenpfarrei St. Michael in Mondsee (Diözese Linz). Möge die Gnade Gottes ihr Leben erfüllen!

Jean Marie Vianney de Tabagne, gegründet. Kurz gesagt: Er war für mich ein Vorbild. Da ist die tiefe und wirkliche Quelle meiner Berufung. Deshalb trat ich nach der Reife-prüfung ins Priesterseminar „Grand Semin-aire d’Abadjin-Kouté“ ein.In den folgenden zwei Jahren absolvierte ich das Philosophiestudium. Danach stu-dierte ich von 1999 bis 2003 vier Jahre lang Theologie im Nationalpriesterseminar „St. Coeur de Marie d’Anyama“ mit einem Jahr Pastoralpraktikum in der Pfarrgemeinde „Immaculée Conception de Nassian“. Die-se Ausbildungszeit im Priesterseminar war für mich im Besonderen entscheidend und sehr bildend. Dort habe ich wahrhaftig die Schönheit des Gemeinschaftslebens und den Sinn der Freundschaft erfahren. Ja! „Leben ohne Freund, bedeutet sterben ohne Zeugen“, habe ich gewöhnlich gesagt. Und diese Freundschaft muss grenzenlos sein, weil „es nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau gibt; denn wir alle sind “Einer“ in Chri-stus Jesus“ (Gal 3,28). Mit dieser Überzeu-gung habe ich 2003 mein Bakkalaureat über Nationalidentität im Rahmen der Identitäts-bestätigung an der Elfenbeinküste über den Begriff „Ivoirité“ geschrieben. In diesem Jahr gab es einen Bürgerkrieg, der das Land ge-teilt hat. Die Rebellen besetzten den Norden und die Regierungstruppen kontrollierten den Süden. In der Tat leben im Land etwa sechzig Ethnien zusammen. In Anbetracht dieser Gesellschaftskrise habe ich diese Ar-beit geschrieben, um das Zusammenleben zu fördern. Die einzige Frage, die ich mir gestellt habe, lautete: Wie kann ein Priester in dieser sozialen Situation das Evangeli-um von der Gemeinschaft verkünden? Das heißt, wie kann er die Menschen anleiten, damit sie im Alltag die Feindesliebe erfahren können? Anders ausgedrückt: Wie kann der Priester die Kirche, die laut der Afrika-Syn-ode von 1995 als wirkliche „Familie“ verstan-den wird, die verschiedenen Personen aus

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Rev.ZhanboWang,Beijing,China

Ich komme aus China, das heißt „ZhongGuo“dasbedeutet „undReichderMitte“.DerandereNamevonChina ist„dasLandGottes“, weil die Chinesen glauben, dasssie Kinder Gottes sind. Vor zweitausendJahrengabeseineDynastienamens„Qin“,darumhabenLeuteüberallaufderWeltdie-sesLand„China“genannt.Ich heiße Wang Zhanbo. Wang ist meinFamilienname und bedeutet auf Deutsch„König“.Zhanbobedeutet„stillesWasser.“Acht Tage nach meiner Geburt wurde ichvonmeinemGroßvatergetauftundJosephgenannt.WeilunsPriesternichtbesuchendurften, hat mein Großvater das heimlichgetan.MeineFamilieisteinegroßeSippeinunseremDorf.SeitachtGenerationensindwirkatholisch.DieLeutevonmeinerSippesind ehrlich, arbeitsam, freundlich, fromm.SiehabenmireineguteundfundierteAus-bildung gegeben. Und als die Regierungeinen Bauplatz zurückgegeben hatte, ha-benwirauchselbsteineKirchegebaut.DerPatronderKircheistderHeiligeJoseph.Soheiße ichJosephnachder„PfarreidesHl.Joseph.“ Außerdem ist der Heilige JosephauchderPatronvonChina.Als ich16Jahrealtwar,trat ichindasJu-nior-Priesterseminarein.EswareinPhiloso-phie-KollegderJesuiteninChinagewesen.

Da das Priesterseminar gerade gegründetwordenwarundwirarmwaren,warunserEssensehreinfach, fastohneFleisch.Eieraßenwirauchselten. Icherinneremichaneinen Jesuiten, der sich in unserem Prie-sterseminarumdenHaushaltkümmerte.Erwarsehrfreundlich,erzählteunsvieleWitze.Wennwir ihnumGeld fragten,umFleischzu kaufen, war es für ihn, als würden wirseinFleischessen.UndesgabvielArbeitdamals.Trotzdembekamenwir60JungeneineguteAusbildung.Wirwarendamalsge-sund,freudig,fleißig,arbeitsam,kreativundhatteneinSendungsbewusstsein.NachvierJahrenimJunior-Priesterseminarbegann ich, Theologie zu studieren. DasPriesterseminar, in dem ich studierte, liegtinShijiazhuang,dasist280kmsüdwestlichvonBeijing,derHauptstadtvonChina.Vor90JahrenbegannendaeinigeMöncheeinZisterzienserkloster zu bauen. Später gabes 60 Mönche; auch ein christliches Dorf,das „Benedict Dorf“ hieß, ist entstanden.Alle Leute von dem Dorf waren Gläubige.Leidermusstensie1947emigrieren.DanachwurdedergesamteBesitzkonfisziert.1984bautenwirdasPriesterseminar.Alsichdortstudierte,habenvieleProfessorenundPro-fessorinnenausHongkongundTaiwandortunterrichtet.EswareineZeitvollGnadeundeinelebenswichtigeZeitfürmich.NachvierJahrentheologischerAusbildunghatteichmichzueinemmündigenPriester-amtskandidaten entwickelt. Aber ich habeauchdienegativenSeitenderKirchegese-hen,besonderesdieProblememitdenjun-genPriestern.Ichdenke,dasseinebessereAusbildung und bessere Gemeinschaft dieProblemelösenkönnten.NachdemicheinJahrineinemPriesterse-minargearbeitethatte,fuhrichaufdiePhi-lippinen,umweiterTheologiezustudieren.Wirsagen,diePhilippinensindeingelobtesLandfürdieKircheinAsien.Esisteinbe-liebtes, schönes Land und reich an Kultu-ren.DieLeutedortsindsehrfromm,höflich,

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positiv, arbeitswillig, lebenslustig. Auf denPhilippinen studierte ichanderUniversitätSantoTomas,diedenDominikanerngehört.FünfJahrelebteichaufdenPhilippinen,dieich liebe und denen ich sehr dankbar bin.Trotzdemvergaß ichniedieKirche inmei-ner Heimat, besonders meine Mission inmeinemVaterland.Anfang2005fuhrichzu-rückindas„LandGottes“.Mitmeinembe-grenztenWissenarbeiteteichinverschiede-nenPriesterseminaren. Ichhabezuletzt im„Nationalen Priesterseminar“ gewohnt unddort unterrichtet. Ich freute mich, dass ichmeinerKirchedienenkonnte.AuchhabeichdortvieleFreundekennengelernt.NachfünfJahrenArbeit inChinafühlteichimEinver-nehmenmitdemRektorunddemDekanderFakultät,dassesnotwendigwar,weiterzustudieren. Besonders soll ich Deutsch be-herrschen,damitichauchDeutschsprachi-

gen inBeijingdienenundweiterTheologiedozierenkann.Am24.Mai2009wurdeichinderDiözeseBeijingzumPriestergeweiht.ZweiMonatenachmeinerPriesterweihelebeichschoninÖsterreich. Dieses christliche Land, ist einLandderDome.ChinaisteinLandGottes,isteinLandmitgottesfürchtigerLebensfüh-rung.AberwirsindverschiedeneKulturen.EineistdieÖsterreichische,eineistdiedes„ReichesderMitte.“GottistinjederKultur.WirkönnenmehrüberGottinanderenLeu-ten lernen als in uns selbst. Konfuzius hatgesagt: „Ist es nicht ein außerordentlichesGlück,wenneinFreundausderFerneunsbesucht.“ Ich glaube, dass meine Ausbil-dunghierbeidenKulturenzugutekommenwirdundeineGnadefürmichundfürandereist.

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Dr.ReinholdStecher,AltbischofvonInnsbruckPredigtzum150.StiftungsfestderAVHelvetiaOenipontana

Dr. Reinhold Stecher, Altbischof von Innsbruck

LiebeBundesbrüder,verehrteDamenundEhrengäste,

150JahreStudentenverbindung–dasisteinFest,daszumVerneigenzwingt.DasheißtfürHelvetiaOenipontana150JahreVerbun-denheit mit Heimat und Universitätsstadt,150 Jahre menschliche Verbundenheit inFreundschaft,und150JahreVerbundenheitinGlaubenstreue,durchalleKrisenderEpo-chenhindurch.EinFestzumVerneigen.UndsoversammelnwirunsnuninderJe-suitenkirche,inderNachbarschaftzurTheo-logischenFakultät,diesovielevonEuchwieichindankbarerErinnerunghaben.AbernunschreibenwirdasJahr2010–undsosehrbeieinemhohenGeburtstagVergan-

3. Aktuelles uNd ChroNik

genheitundeinwenigNostalgieihrenPlatzhabenmüssen,wirmüssenimHeutestehen.UnddableibtfüreinenGlaubenden,derzuseinerKirchesteht,nichtsehrvielRaumfürtriumphalenÜberschwang.KarlRahner,derhierunterunsinderKryptabegrabenliegt,hat einmal ahnend von winterlichen ZeitenderKirchegesprochen–undnichtumsonst.Wir spüren in diesen Maitagen so etwaswiedieEismänner imKalender,denkaltenWind,dieSchattenwolkenvonFehlernundFehlentwicklungen, Versäumnissen und in-nerenEntfremdungen,dieseitJahrzehntenangewachsensind.Undesistso,dasssichin unsere Gläubigkeit auch hie und da Er-müdung, Enttäuschung und Resignationeinschleichen.UnddiesesinnereAuseinan-derinderKircheistgefährlicheralsdiebru-taleVerfolgung,dieichnochhautnaherlebthabe.DasistdieeineSeitedesHeute.Aberesgibtnocheineandere.Gesternha-benwirdasFestderHimmelfahrtJesuge-feiert.UndunserStiftungsfest fällt indieseTagezwischenHimmelfahrtundPfingsten,die erfüllt sind von der Verheißung desHerrn. „Ihr werdet die Kraft des HeiligenGeistesempfangen.“UnddieseVerheißungistdieandereSeitedesHeute,undberührtunsergemeinsamesFeiernundBetenindertiefstenTiefe.Und deshalb, liebe Bundesbrüder, möchteich in dieser kleinen Festpredigt ein wenigEuerVertrauen indiesegewaltigeDynamikdesGeistesGottes,derRuahJahwe,stär-ken.VonderZeit an,da ichda inderun-mittelbaren Nachbarschaft vier Jahre langdieser Heilsdynamik Gottes in den Myste-rienvonGeist,WortundWahrheit imAltenTestament nachgehen durfte, hat mich dieFaszination dieser Dynamis der Liebe undMenschenfreundlichkeit und ZuwendungundHingabeGottesergriffenundbegleitet.

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Wirhabenjainunseremabendländisch-ab-straktenDenkengarkeinenrechtenBegriffdafür.Darf ich Euch dieses Wunder des Geistesmit einem Bild näherbringen? Ich war inder Felsenhalle eines der großen Spitzen-kraftwerkeTirols,inSellrain-Silz.EsisteineriesigeHalleimFels,füreinmehrstöckigesHausausreichend,undzweigroßeRöhrenführenvonderDeckeherabaufdiegewal-tigenTurbinen.Manwirdgewarnt,bevorsieeingeschaltetwerden.DennwenndanndasWasser1200MeteraufdieTurbinenherab-stürzt,glaubtman,dieWeltgingeunter.Derganze Felsendom bebt in ohrenbetäuben-demLärm.UnddieseEnergiewandertüberHochspannungsleitungenhinausüberBergeundLänder,weitnachEuropa.WennhochimNordenDeutschlandsdieWindkraftwer-ke still stehen, weil eine Flaute ist, begin-nen diese Turbinen zu laufen. Oder wennimRuhrgebieteinStromausfalldroht,fängtdiesesWerkanzuarbeiten.UndseineEner-giebetreibtGroßesundKleines.SieöffnetundschließtSchleusentore,betreibtPump-werke,beleuchtetStadien,lässtMaschinenundKränearbeiten.Abersiebetreibtauchden Staubsauger, den Elektrorasierer, dieNachttischlampeunddenBildschirminderIntensivstation, auf dem der verlöschendeHerzschlageinesSterbendenflackert.UnddieEnergiedersolautenTurbinengehtleiseüber die Welt, unspektakulär, im verhalte-nenSummenvonMastenundLeitungenimWind–abervollerKraft.Liebe Bundesbrüder – ich weiß mir kaumeingroßartigeresBildvonGottesGeist,wiedieses Spitzenkraftwerk und seine Wirk-samkeit. Das erschreckend – dröhnendeEinschalten mit dem 1200 Metersturz derWasser könnte manmit Pfingsten verglei-chen.AuchdortwardasKommendesGei-stes spektakulär, erschreckend, in Sturm,FeuerundSprachenwunder.AbernunläuftdieseDynamikderLiebeGottes,derHeiligeGeist,durchdieseunsereWeltundbetreibt

GroßesundKleines.DieGnadenlehresagtunsja,dasserdasAllerfülltundhinterallemGutensteht,dasindiesersobedrückendenWelt aufblüht. Er betreibt Großes. Immerwieder,auchindenZeiteninnererundäuße-rerKrisenderKirche,weckterneue,echtespirituelleBewegungen,vondenExerzitienim Alltag bis zur Hospizbewegung für dieSterbenden, von Impulsen glaubwürdigerFrömmigkeit bis zu karitativ-sozialen Ein-sätzen,diesichdenKatastrophenundUn-gerechtigkeiten der Welt entgegen werfenund eigentlich heute ungebrochen effizientsind.ErwecktEinsatzfürFrieden,Vertriebe-ne,Benachteiligte,–unddasweitüberdieGrenzen der Kirche hinaus in vielen Berei-chenderGesellschaft.Aberer,derHeiligeGeist,istauchdieverborgeneDynamishin-terdemkleineren,leiserenGuten.Erwecktin Menschenherzen Sehnsucht nach SinnundinneremFrieden.ErlässtneueEhrfurchtvorderSchöpfungaufblühen,undEinsich-ten in moralisch verkehrte Wege, er stehthinterdenVisionendesseriösenTheologenundhinterdemGebetderaltenKlosterfrauvordemAllerheiligsten.Er istbeimHilferufdesBedrängten,beimTrostfürdenKranken– wie der Strom für die Nachttischlampe,und beim letzten Seufzer des SterbendenwiederflackerndeBildschirm inder Inten-sivstation.MeineliebenBundesbrüderallerGeneratio-nen – ich kann Euch doch zu Eurem 150.StiftungsfestnichtsBessereswünschen,alsdassdieserHeiligeGeistdurchEureReihenwehe,auchheute,unddasserunsbefreievonallenNebelnderResignationundallemmüdenGlauben.Esgibteineoriginelle,abergarnichtschlechteÜbersetzungdesWortes„Paraklet“:Mutmacher.DiesenMutmacher,derausdenTiefenderGottheithervorbrichtwiediestürzendenWasserdesSpitzenkraft-werks, diesen Mutmacher, liebe Freunde,wünscheichEuchundHelvetiaOeniponta-nafürdasHeuteunddasMorgen!

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US-Konveniat2009inMilwaukee,WisconsinDr.SyKreilein,Evansville(1961-64)(Nachtrag)

Vom 14. bis zum 16. Juli hatten dieAmerikaner ihr Konveniat in Milwaukee,Wisconsingehabt.ZudemTreffenkamen35AltcanisianerausallenRichtungen.Natürlichwareneinigedort,diejedesJahrerscheinen,aber dieses Jahr kamen auch welche, dienieeinKonveniatmiterlebthaben.ÜberdievielenJahre,seitichdasCanisimDezember1964 verließ, habe ich zwei Konveniats inInnsbruckundnureinesindenUSAgefeiert.Als ichabererfuhr,dassdasKonveniat inMilwaukeestattfindenwürde,woichschonseit 1965 wohne, entschied ich mich mit

der Milwaukee Gruppe (the Milwaukee 6)dasTreffenzuorganisieren.Eswareinfachtoll mit Mel Michalski, Bob Gloudemann,JimSchuerman,RalphRobersundMichaelScheiblezuarbeiten.ObwohlicheigentlichausderDiözeseEvansvillestamme,binichmeinenMitbrüdernausMilwaukeeäußerstdankbar,dasssiemichmitoffenenArmenin ihre Gruppe aufnahmen.Von meinenMitbrüdern aus Evansville wurde ich imScherz als Verräter bezeichnet.Aber als„Verräter“ habe ich diese enge CanisianerVerbundenheit wieder erlebt.JahrelanghatteichkeinenrichtigenfestenKontaktmitdenAmisgehabtaberdieserSommerhatdasallesverändert.Incordeunoetanimauna!

4.Reihe: DonaldAckerman,DickWall,KenHerr,JoeKane,CharlesPfeiffer,WilliamBigelow,Sylvester

Kreilein,DonaldTrautman,RalphRobers,JustineClements,JamesSchuerman

3.Reihe: ClaireBoes,MichaelScheible,MichaelYunk,RobertGloudeman,JohnZeitler,EdWetterer,

DavidKissel,GeneMoutoux

2Reihe: JohnBoeglin,AnthonyKissel,TimSchott,LeoKiesel,JamesFinley,GeraldDentinger

1.Reihe,l.n.r: DonaldWangler,LowellWill,JeanVogler,MelvinMichalski,JohnNeill,RobertPawson

knieend: JamesColeman,JoeZiliak

(NichtaufdemBild: JosephKoechler)

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DonaldW.Trautman,STD,SSLBishopofErieAmericanInnsbruckAlumniAssociationMilwaukeeKonveniat,St.Francis,WiHomilyJuly16,2009,Matthew12:46-50

Our Lady of Mount Carmel

MitbrüderimDienstChristi,allBrothersandSistersofChrist:

TodaytheliturgicalcalendaroftheChurchinvitesustocelebrateaMarianfeast.WhatdoesthisfeastinhonorofMaryreallymeanto us? What place does Mary occupy inourlives?HowcentralisMaryinthefaith-lifeofcontemporaryChristians?Doesthisfeastofferusanypersonalguidance,help,encouragement?

Ifwewerecelebrating thisMarian feastatouralmamaterinInnsbruck,wewouldhavehad puncta in the aula the night before.PerhapsPaterHugoRahnerorPaterDan-derwouldhavepresentedthoughtsforourreflection.HugoRahner,thatgreatpatristicscholar and church historian, might haveputthisfeastinhistoricalperspectivebyre-mindingusthatfromtheverybeginningoftheChurch,theloveofChrist’sdisciplesfortheChurchalwayswenthand-in-handwiththeir love for theMotherofGod. BeingagoodJesuit,HugoRahnermighthaveevenmentioned Mary’s role in the spiritualityof St. Ignatius. For example, after Ignati-us’ conversion-experience, he stopped atMontserrat and spent the whole night inprayer before the statue of the Madonna.AtBarcelonaheprayedbeforetheimageofOurLadyoftheWay.AtMontmartreinthechapel dedicated to Mary, on the feast ofMary’sAssumption, Ignatiusandsixcom-panions pronounced the vows that would

changetheirlivesandthelivesofcountlesspeopleinfluencedbytheSocietyofJesus.EachnightIgnatiussleptwiththerosaryonhim. Anyone who has made the Ignatianspiritualexercisesknowstheprominentpo-sitionofMaryintheMeditations.Mary,Mo-therofJesus,wascentraltoIgnatius’spiri-tualityandcentraltotheSocietyofJesus.Whataboutus?HowcentralisMarytous,toourprayerlife?

IfPaterDanderweregiving thepuncta, inveryclearandprecisewords---SehenSie,meineHerren---hewouldgetrighttotheheartofthematter.Hewouldtakeusbacktothekeybiblicaltext,thefoundation,therationale,forallMariandevotion.HewouldfocusontheannunciationsceneandMary’sresponsetotheangel:“Iamthemaidser-vantof theLord. Let itbedonetomeasyousay.”

This prayer is very short but it took greatcourage, great faith, great trust to pray it.Notethesubmissionofferedinthisprayer.It is a prayer of total abandonment, totalsurrendertothewillofGod.Ineffect,Marywassaying---HereIam;dowhateveryouwant with me. She placed herself at theserviceofGodanddidnotcountthecost.EversinceourBaptism,God’s life–grace–hasdwelledinusandisourspiritualDNA.Howarewe responding toGod’sgrace inour lives? Mary chose to cooperate fullywith God’s grace. What about us? Howoftendowesay:“Let itbedonetomeasyousay”?

Ourpunctawouldcometoanend,andear-ly thenextdaywewouldassemble in thechapel to celebrate this feast. We wouldprobablyhaveaGotteslobMass;thescholacantorumwouldbeinthecenteraislewithJoeZiliakandDaveKieselleadingthesin-ging.

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When it came to the Gospel homily, Pa-ter Regens would give pastoral insightsinto theGospel. In today’sGospel,Jesusisspeakingtothecrowds;hismotherandbrothersarriveandasktospeakwithhim.Jesusresponds:“Whoismymother?Whoaremybrothers?” This isnoputdownofloved ones, but an opportunity to teachthatnotevenfamilymembership,notevenbeinganIsraelite,guaranteesentranceintotheKingdomofGod.OnlyobediencetotheFather’swillushersapersonintotheKing-dom.NoclaimoffamilyrightsorpositionorheritageearnstheKingdom,onlydoingthewilloftheheavenlyFather.Titlesandstatusandpositiondonotcount---but“whoeverdoes thewillofmyheavenlyFather ismybrotherandsisterandmother”.

Much hashappened tous since wecele-brated Eucharist together in the Canisia-numChapelyearsago.Ourliveshavegoneinmanydirections.WehaveallstruggledtohearGod’svoiceanddoGod’swill.AswelookatourpresentliveswehumblyacceptthemysteriouswaysinwhichGodworks---mysteriouswaysfilledwithgrace.

Our lives have been shaped by our Inns-bruckexperience.ThescholarshipofJung-mannandKarlRahner,thejovialityofHugoRahner and Santeler, the paternal care ofPater Regens Hoffmann and Braunshofer,the spirituality of Schasching and Dander,thecareof theKrankenschwester, thehu-milityofFraterGurtler, thefriendshipsandbonding of all nationalities --- all of thisformed and fashioned us. All of this wasGod’s great and generous grace lavishedonus.AKonveniatremindsusofasimpletruth: In Christus bleiben wir miteinanderverbunden.

What does this Marian feast say to us onthelastdayofourreunion?RecognizethegraceofourInnsbruckdaysandbegrate-ful.RecognizethemysteriouswaysChristhasworkedinourlivesandbegrateful.SaywithMary:AlthoughIdonotalwaysunder-standtheunfoldingofGod’splan,Iaccept.“Letitbedonetomeasyousay.”HeiligeMaria,prayforus.

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DerChronist

Sebastian Ortner

Wintersemester 2009/2010

Am23.Novemberfandenwirunsum20:00inderAuladesCanisianumszueinerExhor-teein,inderunsP.RektorinAnlehnungandas von Papst Benedikt ausgerufene Jahrdes Priesters zu einem Jahr der Aufmerk-samkeit für Gott und füreinanderermunterte.„EsbleibtunsalsChancegeschenkt“,soP.Rektor, „unsere Liebe zu Gott und zu denMenschenzuvertiefenundunser„adsum“erneut mit dem Leben zu bestätigen.“ MitpraktischenHinweisenfüreineweiterhinge-lingendeGestaltungdesgemeinschaftlichenAlltagslebensrundeteP.RektordieExhorteabundludschließlichzueinemgemütlichenBeisammenseininderHausbarein.

FünfTagedarauf(28.November)feiertenwireinefestlicheVespervom1.Adventsonntag,inderenRahmenP.RektordieAdventkränzeunseresHausessegnete. InseinerHomiliezurLesungausdemBuchJeremiaverglichP. Rektor das dort genannte „sprießendeHeil“ mit dem Adventkranz, der mit jederKerzehellerwird,biszurWeihnacht,zuderer in vollerPrachterstrahlt.Wir sollenunddürfenindendunklenTagendesJahresundunseresLebensdemHerrninDemuthinhal-ten,waswirauseigenerKraftnichtvermö-gen,undvonihmErlösung,Befreiung,Hei-lungerbitten.

Am3.Dezember2009,demGedenktagdesHl.FranzXaverundTodestagvonP.JosefNeunerSJ,feiertenwirdieGemeinschafts-messeimsyro-malabarischenRitusmitindi-schenundweiterenGästen.DieHaupt-undKonzelebrantenderindischenKulturgruppehieltendieMesseaufMalayalam,derLan-dessprache des indischen BundesstaatesKerala.Dersyro-malabarischeRitusgehörtneben dem syro-malankarischen und demrömischen Ritus zu den drei Riten der ka-tholischen Kirche Indiens. Er gehört derchaldäischenRitusfamilie anund ist tief inderindischenKulturverwurzelt.Dieausdenursprünglichen syrischen Quellen wieder-hergestellteLiturgiedersyro-malabarischenKirchehateinenbesondersreichenRitusmitGestenundBräuchenbewahrt,wiedieMit-feierndenbeeindrucktfeststellenkonnten.

„Wirdankendir,dassduunsberufenhast,vor dir zu stehen und dir zu dienen“ wardasThemaunsereszweiten,selbstgestal-teten Einkehrtages, der zwischen 5. und6.Dezember, dem2.Adventsonntag, stattfand.NacheinerBegrüßungundEinführungdurch Rev. Thomas Mboya gab uns Koor-dinatorRev.BasilDominicusMzenaden1.Impuls, indemerdenFadenvonProf.Dr.GerdaRiedlaufgriff,diebeimvorhergehen-denEinkehrtagüberdenBriefdesPapstesundJean-MarieVianneygesprochenhatte.Rev. Mzena brachte uns auf einfühlsame

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und authentische Weise näher, was es fürihnheißt,einPriesterzusein.DasAnamne-segebet„Wirdankendir,dassduunsberu-fenhast,vordirzustehenunddirzudienen“deszweitenHochgebetes,dassichandenältesten,schriftlichüberliefertenMesskanondesHippolytos(Papstim2.Jh.)anlehnt,hatfür Rev. Mzena insofern einen besondershohen Stellenwert, als es den Priester alsStehendenundDienendenhervorhebt.An-gelehnt an Worte von Papst Benedikt XVI.erläuterteRev.Mzena,dassindersyrischenMönchstraditiondasStehenvordemHerrneinAusdruckderWachsamkeitist.Wiedie-seMönche,soistauchderPriestereinSte-hender, aufrecht gegenüber den StrömenderZeit,einstehendfürdasGute,einer,dervordemHerrnfürunsallegeradesteht.Da-bei istesGott,derdemPriesterzutuner-möglicht,wasseinSohnfürunsgetanhat.Rev.MzenaschlossseinenerstenVortrag,indem er der ganzen KollegsgemeinschaftdenGeistderDankbarkeit,derEinheitunddesDienenswünschte.DieGestaltdesZachäus,desOberzöllnersausJerichoinLk19,1-10,spielteimdarauf-folgendenImpulsam2.Adventsonntageinewesentliche Rolle: Wie Zachäus durch Je-suseineChancefüreinenNeuanfangsieht,so soll auch dieses Jahr des Priesters zurinnerenErneuerungdesPriestertumsbeitra-gen.Gottgibtuns,wieZachäus,dieKraft,soRev.Mzena,aufdenBaumdesPriester-tumsunddesStudiumszuklettern.Mitder

biblischenSzenedesZachäus,deraufdenMaulbeerfeigenbaumsteigt,verknüpftederPriester aus Tansania ein Sprichwort ausseiner Muttersprache Kiswahili: Ukimuonakobejuuyamitibasikapandishwa:„Wunde-redichnicht,eineSchildkröteaufdemBaumzu sehen, sie ist hoch getragen worden“.DabeidachteRev.MzenaanunsereFamili-en,Katecheten,LehrerundLehrerinnen,alleBrüderundSchwestern,dieunsdurchdieJahre begleitet haben und nicht zuletzt andieGemeinschaftdesCanisianums.InderPredigtderanschließendenEuchari-stiefeier ging P. Rektor auf das vorher ge-nannte„BildderSchildkröte“einundzähltesomancheJesuitenpatresauf,die ihnseitseinerJugendaufseinempriesterlichenWegunterstütztundbegleitet, jahochgetragenhaben.AuchbestimmteStellenausderHl.Schrift sind P. Rektor auf seinem Lebens-wegalsPriesterzuBegleiterngeworden,soz.B.dasWortJesuüberdierechteNachfol-gebeiLukas:„Keiner,derdieHandandenPfluggelegthatundnochmalszurückblickt,taugt für das Reich Gottes“ (Lk 9,62). Be-sondersbetetenwirinjenerEucharistiefeierfürdendreiTagezuvor,amGedenktagdesHl.FranzXaver,inPune,Indien,im102.Le-bensjahrverstorbenen „Indienmissionar“P.JosefNeunerSJ.

Einer Anregung des Kollegsrats folgend,fandenam30.Novemberund7.Dezember2009zweiadventlicheWeihnachtsliederpro-benunterderLeitungvonP.FriedrichPras-sl SJ und von P. Gerwin Komma SJ statt,dieunssoweitführensollten,wiedieEngel„Gloriainexcelsisdeo“zusingen.

Univ.-Prof.Dr.P.GeorgFischerSJhieltbeimGedenkgottesdienstdesgenaueineWochezuvorverstorbenenMitbrudersPaterJosefNeunerSJinderJesuitenkircheam10.De-zember2009diePredigt, indereraufdrei

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besonders bedenkenswerte Aspekte ausdem Leben des Ehrendoktors der Theolo-gischen Fakultät der Universität Innsbruckeinging:P.NeuneralsGroßerTheologe,Ge-fährte JesuundTröster undHelfer derAr-men.AlsFreundvonP.KarlRahnerSJundStudienkollege von P. Alfred Delp SJ, alseiner,derzusammenmitdemseligenP.Ru-pertMayerSJfürdieJugendarbeitete,derdieChristologievonKardinalAloisGrillmeierSJwesentlichbeeinflussteundvondenKar-dinälen Augustin Bea SJ und Franz Königals theologischer Berater am zweiten vati-kanischenKonzilsehrgeschätztwurde,umnureinigeBeispieleausP.FischersPredigtzunennen,kannmanP.NeunermitRechtals„großenTheologen“bezeichnen.Eben-so darf man sich vor P. Neuner als einem„sociusIesu“verneigen:vomEintrittmit18Jahrenbisinsein102.Lebensjahrsindes84Jahre,dieerinTreuezuGottundalsJesuitgegangenist.ErunterrichteteamDeNobiliCollegeinPuneDogmatikundhatu.a.da-durch die Kirche in Indien und ihren Geistwesentlichgeprägt.NichtzuletztnannteP.Fischer unseren Verstorbenen einen „Trö-sterundHelferderArmen“:ImgrößtenSlumAsiens, Dharavi in Mumbay, hat P. Neunerselbst Dreck, Gestank und Konfrontationmit vielfältigem Leid auf sich genommen,umdasSchicksalderLeidendenzuverbes-sern,zusammenmitden„HelpersofMary“,welcheebendortdieArbeitinseinemSinneweiterführen. Lepra-Kranke, Aids-Infizierte,

Waisenkinder,Obdachloseundvieleande-reMenschen inNotprofitierenheutenochvondem,wasP.Neunermitden „HelpersofMary“begonnenhat.P.FischerkammitfolgendenWortenzumEndeseinerPredigt:„WasP.NeuneralsgroßerTheologe,inderNachfolgeJesuundimEinsatzfürdieÄrm-stengeleistethat,zeugtvomAnbruchvonHeilundvongöttlicherFülle.Mögesieihmnun auch in der Ewigkeit geschenkt sein!Amen.“

AmselbenAbendfandsichdieKollegsge-meinschaft, aller Müdigkeit und Erschöp-fung zum Trotz, um 20:30 Uhr in der AuladesCanisianumsein.ImmerhingabesauchgutenGrunddazu:Univ.-Prof.Dr.P.MartinHasitschka SJ hielt einen Diavortrag überdie Fakultätsexkursion (13.-27. Juli 2009)unterdemTitel„AufdenSpurendesAbra-ham, des Apostels Paulus und der frühenChristen in Syrien und Südostanatolien“.DabeivermittelteerunseinenEindruckvondenbesichtigtenbiblischenundfrühchristli-chenStätteninSyrienundSüdostanatoliensowiederBegegnungmitdemjakobitischenChristentum,demhistorischenwiedemak-tuellenIslamundderKurdenregion.DieEx-kursion führtedie ca. 30Studierendenmitihren beiden Professoren, Dr. Vonach undP. Hasitschka, in der Form des biblischen„fruchtbaren Halbmondes“ ausgehend vonDamaskusüberAntiochienamOrontes(die

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gungsarbeiten,anWortederdogmatischenKonstitution des 2. Vatikanischen KonzilsüberdieKirche:DieKircheist„zugleichhei-lig und stets der Reinigung bedürftig“ (LG8).FrauMag.GabrieleNeumannvomLan-deskonservatoratfürTirolerläutertedieRe-staurierungsarbeiten und gab interessanteHintergrundinformationenzumhauptverant-wortlichenKünstlerdesPresbyteriumsundseinerAltäre,JosefBachlechner.Anihn,denwichtigsten Tiroler Künstler der religiösenPlastikdes19.undfrühen20.Jahrhunderts,erging1911derAuftrag,dasPresbyteriumdes Canisianums zu gestalten. Die hochplastischdargestelltenEngelsköpfeandenbeidenSeitenaltären,vondeneneinerdemHl.PetrusCanisius,deranderedemHl.Jo-sefgewidmet ist,seiencharakteristischfürBachlechnersSchnitt.

DieukrainischeKulturgruppe leitetemit ih-rem Lied „In der ganzen Welt ist die froheBotschaft“ zum anschließenden gemein-samen Abendessen über, das vom musi-kalischen Programm der einzelnen Kultur-gruppen umrahmt wurde, durch welchesdiebeidenKoordinatorenführten.P.RektorGerwin Komma SJ dankte den Sponso-ren, welche die Renovierung des Presby-teriumsermöglichthatten:DemLandTirol,der Tiroler Landesgedächtnisstiftung, derStadt Innsbruck,demBundesdenkmalamt,der „PropterHominesStiftung“ausLiech-

heutige Großstadt Antakya), Sanliurfa undHarran (die Heimat Abrahams), Diyarbakir,Mardin (mit den Klöstern von Tur Abdin)und weiter ins südliche Mesopotamien bisDura Europos und Mari. Dann ging es zu-rück über Palmyra nach Damaskus. DieReiseroute folgte zum Teil den Wegen derbiblischenPatriarchenunddesVolkesIsraelbeiseinerDeportationinsbabylonischeExil.BesonderesStaunenerregtendabeiz.B.diegroße Omayyaden-Moschee in DamaskusmitdemJesus-Minarett, inUgaritdagegendie Bibliothek mit dem ersten Beleg deralphabetischen Schrift, am Eufrat der Ata-türk-Staudamm,inderKommagenederrie-sigeGrabhügeldesKönigsAntiochosI.aufdemNemrutDagi, inMariderKönigpalastausdem2.Jahrtausendv.Chr.undinDuraEuroposdasnochim4.Jahrhundertn.Chr.freundlicheMiteinanderderzweimonothe-istischen Religionen (Judentum und Chri-stentum). Die nächste Fakultätsexkursionwird im Juli 2011, so wie die Jahre zuvor,wiederinsHeiligeLandführen.

Unsere Adventsfeier 2009 am Dienstagnach„Gaudete“begannmiteinerfeierlichenVesperundderSegnungdes restauriertenPresbyteriumsderKollegskirchemitseinenBachlechner-Altären durch unseren Diöze-sanbischof Dr. Manfred Scheuer. Währendder Vesper erinnerte uns Bischof Manfred,passendzudenRestaurierungs-undReini-

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tenstein sowie dem Jesuitenkolleg; Mag.Gabriele Neumann über ihre EinführunghinausfürihrEngagementinderfachlichenBegleitung und Beratung; der Fa. GerüstMayr für das Kunststück, durch ein Fen-sterderSakristeisämtlicheGerüstteileein-zubringen und diese in komplexer Weiseauf-undabzubauen;RestauratorWehingermitseinemTeamfürdieWiederherstellungdererstenFarbgebungderRaumschaleso-wiefürdieReinigungderÄltäre;FrauHeidiEisneralsStuckrestauratorin,dieschonanderRestaurierungunsererAulamitgearbei-tet hat;denElektrikernderFa.Kranebitterfür Schaltkasten und Neuinstallation, diewesentlichdazubeitrug,dielatenteBrand-gefahr zu bannen; sowie Cari-Licht für diesorgfältigabgestimmteBeleuchtung.

MitDankbarkeitwandtesichP.Rektor so-dannandievielenMitarbeiterinnenundMit-arbeiter unsers Hauses, die uns allen JahrfürJahrwertvolleDiensteleisten.P.RektorsprachdenWunschaus,auchimnächstenJahrineinemsoguten,menschlichenKlimazusammenarbeitenzukönnen.ZumSchlussdankteP.Rektorallen,diegekommenwa-renunddiemitunsverbundensind.MitdenWorten des Hl. Ignatius von Loyola, „NurwenigeMenschenahnen,wasGottausih-nenmachenwürde,wennsiesichihmganzüberließen“, lud P. Rektor die Festgemein-deein,besondersinderAdventzeitdarübernachzudenken,wasunsereureigensteBe-

rufungistundwoinunseremLebendas„admaioremdeigloriam“seinenunverwechsel-barenPlatzhat.

Nach der Rückkehr aus den Weihnachts-ferienfandsichdieKollegsgemeinschaftamMontag,den11.Jänner2010um20:15 inder Pforte des Canisianums zur Hausseg-nungdurchP.SpiritualJosefThorerSJein.DabeiwurdenichtnurdasHausgesegnet,sondern mit ihm alle, die hier ein und ausgehen,besondersauchunsereGäste.

Dekan Univ.-Prof. Dr. Josef Niewiadomskistandam14.JännerdemFakultätsgottes-dienst inderKapelledesCanisianumsvor.DerDekanginginderPredigtbesondersaufdieLesungausdemerstenBuchSamuel(1Sam4,1-11)einundsahdarindasParadig-maeinerKatastrophe,wiez.B.dasverhee-rendeErdbeben,daszweiTagezuvorinHai-tizehntausendevonMenschenlebengefor-derthatte,oderauchdievielenChristenver-folgungenweltweit.DerchristlicheGlaube,soderDekan,machtdieKlagemöglich.DieKlage der gequälten Menschheit, die sichzumGlaubenanGottverdichtet,hatJesusChristusmitseinemSchreiamKreuz:„Eloï,eloï,lemasabachtani?“(Mk15,34)insgött-licheHerzgetragen.

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aufrichten und stärken zu lassen. AnhandvielerZitateausderHeiligenSchriftbrach-teunsP.HelmdievielfältigeBedeutungderArmutfürdasChristentumnahe,wiez.B.je-nesausdemLukasevangelium:„Wer reichist,hatseinenLohnundseinenTrostschongehabt“(Lk6,24).DerSteylerMissionaristüberzeugt, dass ein Leben in Verbunden-heit mit den Armen Auswirkungen auf un-seren Lebensstil hat. Deshalb machte erunsdaraufaufmerksam,wiewichtiges ist,dassdieNotderArmenundderWeltinun-seremGebetvorkommen.P.HelmschlossseinenImpulsmiteinemGedanken,derzuranschließendenEucharistiefeierüberleitete:DaseineBrotfürallestehtimZentrumjederEucharistiefeier; in ihm kommt das ange-brocheneReichGotteszumAusdruck,woallegenugzuessenhabenundeinLebeninWürdeerfahren.

DieTeilnehmeramKollegskonsult(19.Jän-ner 2010) überlegten angesichts der Erd-bebenkatastrophe inHaiti,waswiralsGe-meinschaft tun könnten, um ein Zeichender Verbundenheit und der Solidarität mitden Betroffenen zu setzen. Folgende zweiVorschlägefandenallgemeineZustimmungundwurdenrealisiert:erstensbeschlossderKonsult,dassesbisOsterneinewöchent-lichefleischloseMahlzeitgebensollte;dasErspartewurde imAnschlussüberdasJe-suitenmissionskontonachHaitiüberwiesen;zweitenswurdeeinOpferkastengebastelt,dennichtnurdieCanisianer,sondernauchsomanchesolidarischeGästezufüllenhal-fen.MitderSpendederJesuitenkommuni-tät konnten € 6.700.- überwiesen werden,wofürP.Tschiggerlherzlichdankte.

ZuBeginnunseresdrittenEinkehrtages(16.-17.Jänner)begrüßteP.SpiritualJosefThorerSJbesondersdeneingeladenenReferentenP.FranzHelmSVDsowiedieSeminaristenaus den Diözesanseminarien Innsbruck/FeldkirchundBrixen.ImRahmendesPrie-sterjahresstelltenwirunsgemeinsamdemheiklenThema „Armut“bzw.demevange-lischen Rat der Armut. Als Steyler Missio-nar hatP.HelmeinenweitenBlick aufdieWeltkirche. Nach seiner Priesterweihe warersechsJahre langalsMissionar inBrasi-lien,danachalsGeneralsekretärbei„MissioAustria“undalsProfessoranderordensei-genenHochschule tätig.Momentanhälteran der Universität Wien Vorlesungen über„Missionstheologie“ und engagiert sich fürdieAusbildungdesOrdensnachwuchses.P.Helmludunsim1.ImpulsmiteinemTextvonDorotheeSölleein,unsunterbrechenzulas-senvondenArmendieserWelt.Ausgehendvom Schreiben Papst Benedikts XVI. zumPriesterjahrsolltenwirunterdemBlickderArmendierealeWeltvonheuteanschauen;eineWelt,indervorallemdieArmenvonKri-senwiederFinanzkrise,demKlimawandel,Krieg, Hunger, aber auch von Einsamkeit,Verschuldung,Perspektivlosigkeit,usw.be-troffensind.AmdarauffolgendenTagregteunsderReferentimzweitenImpulsdazuan,uns von den Armen evangelisieren zu las-sen,d.h.unsanderGemeinschaftsfähigkeitbedürftiger Menschen ein Vorbild zu neh-men;unsimGlaubenvonarmenGläubigen

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Sommersemester 2010

DieSemesterferien(7.Februarbis5.März)nützten viele zum ungestörten Studium,mancheverbrachtenerholsameTageaufderSkipiste,andereinihrenPatenpfarreienoder–familien.DieNeoingressifuhrenzudenGu-tenHirtinnennachVill,wosievonP.Spiri-tualwährend der Exerzitien von 8. bis 16.Februarbegleitetwurden.DanacherwartetesiewiederderDeutschkurs,indemsieguteForschrittemachen.IhrFleißbeschenktunsmit der Möglichkeit, untereinander besserzukommunizieren.

„DerevangelischeRatderKeuschheit“wardas Thema unseres 4. Einkehrtages vom6.-7.März.Prof.DDr.WalterSchaupp,Welt-priesterundseit2001DozentfürMoraltheo-logieinGraz,sprachim1.Impulsüberdiefreiwillig gelebte Ehelosigkeit und ihre spi-rituelle Dynamik. Prof. Schaupp, der zwei-einhalb Jahre lang als Medizinstudent imCanisianummitgelebthat,unterstrich,dassdiezölibatäreLebensweise inderheutigenWeltzueiner radikaleren,höherenHeraus-forderunggeworden ist.So führeetwadieAufwertung der Sexualität, die für moder-ne,besonders jüngereMenschenzentralergeworden ist, zu einer höheren Rechtferti-gungspflichtdesZölibats.Dashängeauchmit der gesteigerten Wertschätzung derpersönlichen Authentizität zusammen. War

esfrühernocheinfacher,mitdemAmtauchdieRolledesPriesterszuübernehmen,sowirdheutegefordert,dasseinMenschbzw.einPriester,„sowieerist,überzeugendist“,so der humanwissenschaftlich und psy-chologisch interessierte Seelsorger. Nebendiesen Herausforderungen der Ehelosig-keit sprach Prof. Schaupp aber auch überihreDynamik,wiez.B.die restloseVerfüg-barkeit fürdieSacheJesu,undüber ihrenKontext der evangelischen Räte, wie z.B.das ehelose Leben als bewusst gewählteArmut und hörende Verfügbarkeit, in demsich das Verständnis des Zölibats näherhinerschließt.Eskommedaraufan,soderMoraltheologe,obdieEhelosigkeitzumehrLiebesfähigkeit und Lebendigkeit führt, obdiese „Leerstelle“ des Verzichts zur Mög-lichkeit neuer Zuwendung zum Menschenwird oder nicht. Der 2. Impuls stand unterdemTitel„EhelosigkeitalsProzess–Aspek-tedesReifens“.Prof.Schauppnähertesichdarin zuerst demThemaderSexualität imZusammenhangmitdemevangelischenRatderKeuschheitvoneinemmedizinisch-psy-chologisch-moraltheologischenStandpunktaus.DasheutigeLebenalsExperimentundWachstumsprozesskamdaringenausozurSprachewieElementeeinesgeglücktenzöli-batären Lebens. In seiner Predigt sprachder Weltpriester von der Ehelosigkeit alsDiskontinuitätzuunsererWelt,dieerstdannfruchtbar wird, wenn man als Priester undKinddieserZeitdenSchreiderBeziehungs-sehnsuchtundderVerzweiflunginderGot-tessehnsuchthörtundsichdaraufeinlässt.SokannderZölibatdieQuelle,diewirGottnennen, als lebensspendendes Zeichensichtbar werden lassen. Dazu wünschteProf. Schaupp den anwesenden PriesternundSeminaristenabschließendvielMut.

AmDienstag,den23.März,fandinderAuladesCanisianumum20:00einRequiemfürTiroler Märtyer statt. Ein Streichquartett

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des Tiroler Symphonieorchesters brachtedas von Peter Lichtenthal zeitgenössischbearbeiteteMozartrequiemzurAufführung.Zwischendeninsgesamt12(kurzen)Sätzenwurden11TirolerMärtyrerausderZeitdesNationalsozialismusinBildundWortvorge-stellt.DieTextelasFrauAngelicaLadurner.DemVeranstalter,Dr.Paul Ladurner, ist eseinbesonderesAnliegen,dassdieBlutzeu-gen nicht aus dem Gedächtnis der Tirolerverschwinden.DiefreiwilligenSpendenka-men den Missionsstudenten des Canisia-numunddemPaulinuminSchwazzugute.

P.ProvinzialGernotWisserSJmachtevon24.-26. März eine Visite im Canisianum.WährendseinesAufenthaltsgabes fürdieCanisianer Gelegenheit zum Gespräch mitihm. Am 25. März, dem Hochfest der Ver-kündigungdesHerrn,standP.ProvinzialderEucharistiefeiervor.InseinerPredigtspracher vom Werden, d.h. von Entwicklung. AlsGott in Jesus Christus Mensch gewordenist,mussteersicherstzueinemMenschenentwickeln,zueinemMenschenausFleischundBlutwerden.DamitChristusauchinunsMenschwerdenkann, solltenwir indieserFastenzeit beiseite lassen, was das Auf-strahlenundOffenbarwerdenChristi inunsalsPriesternimWegesteht,umihmimmerähnlicher zu werden, um als Priester Tem-pelGotteszuwerdenundzuerkennen:Er,JesusChristus,istschoninuns.Nachdemanschließenden gemeinsamen Abendes-sen traf sich die Kollegsgemeinschaft mit

P.Provinzial inderBar,wodiesereinpaarWortezuseinerPersonundseinemBezugzum Canisianum und dessen Konzeptionals Internationales Theologisches Kollegsagte.WovieleKulturenzusammen leben,sieht P. Provinzial eine Chance, Weltkirchezuerlebenundzuspüren,eineChancezurBereicherung,indemmanmitdenKulturenvorOrt inDialog tritt.P.Provinzial ludunsein, selbständig nach Antworten auf dieFragen der heutigen, sich immer schnellerverändernden Welt zu suchen und dieseFragen aktiv ins Gespräch einzubringen.NursokönnekonstruktivetwasNeuesent-stehen.SämtlicheAnliegen,VorschlägeundWünsche wurden angesprochen und offendiskutiert, bis der Abend bei gemütlichemBeisammenseinausklang.

Beim Fakultätsgottesdienst am 15. April,denP.BernhardKriegbaumSJmitunsundeinigen Gästen zelebrierte, erneuerte sichunterunseinmalmehrdieOsterfreudeüberden auferstandenen Herrn. In den Fürbit-tengedachtenwirauchunseresMitbrudersP. Anthony Samy Munian, der am selbenAbend als frisch gebackener Doktor seineHeimreisezurücknachTamilNadu (Indien)antrat.

Ungestört von der isländischen Vulkana-schewolkefandensichtagsdaraufdieBe-sucher des von Elias Raab organisierten

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Frühlingskonzertes imKonzertsaaldesCa-nisianumein,umderbeschwingtlebhaftenMusikvonVasilyG.Brandt,GustavMahler,Maurice Ravel, Robert Schumann u.a. zulauschen,dievondenMozarteum-Studen-tInnenvorgetragenwurden.

Am 22. April gestaltete die koreanischeKulturgruppe gemeinsam mit südkorea-nisch-österreichischenGästendenGemein-schaftsgottesdienst. Im Vertrauen darauf,dass „unser allmächtiger Vater im HimmelnichtnurDeutsch,sondernauchKoreanischversteht“hieltRev.JosephKimWoong-RaedieMessezweisprachig.

„DiesAcademicus“undDiözesantagfandendiesjähriggemeinsamunterdemTitel„Prie-sterinpriesterarmerZeit,Profil-Konflikt-Mit-einander-Chancen“ am Dienstag, den 27.April,statt.DerChorderTheologischenFa-kultätbegrüßtemitdem„Tedeum“nichtnurdie zahlreichen Geistlichen, StudierendenundGästeimKaiser-Leopold-Saal,sondernauch jene imMadonnensaal,diedemPro-gramm mittels Live-Übertragung folgten.Der Dekan der Theol. Fakultät, Univ.-Prof.Dr.JózefNiewiadomski,erinnerteinseinenGrußwortendaran,dassTirolsDiözesanpa-tron Petrus Canisius für die Gründung derFakultät mitverantwortlich ist. Diözese undFakultätwolltenmitdemThemadiesesTa-

ges einen Kontrapunkt zur gegenwärtigenaggressiven medialen AuseinandersetzungmitdemVersageninderKirchesetzen.Diö-zesanbischofDr.ManfredScheuerzählteinseinerEröffnungsrede„Hohepriester“unse-rerZeitauf,welchediePriesterderKirchezuersetzenundihreRolledamitinFragezustellenscheinen.NachdenGrußwortennah-mensiebenPersonenausdenunterschied-lichstenkirchlichenWirkungsbereichenzumTagesthemaStellungundvermitteltendabeieinen äußerst lebensnahen, aktuellen undpraxisbezogenen Einblick in das kirchlicheLeben der Diözese. Bischof Dr. Kurt KochausderDiözeseBaselsahinseinemHaupt-vortragvordemPriestermangeldenMangelan Gläubigen in erster Linie als Problem.Einen der 20 angebotenen „Arbeitskreise“übernahm das Canisianum, um sich, ge-meinsammitInteressierten,demThema„DieWeltkircheinTirol–MultikulturellePriester-ausbildunganderTheol.Fakultät“zuwid-men.DenabschließendenFestgottesdienstfeiertenwirimDomzuSt.JakobmitBischofManfredScheuer,derunsinderHomiliedenHl.PetrusCanisiusSJ,PatronderDiözeseInnsbruckunddesCanisianum,alsdenvorAugen stellte, der, anstatt zum kritischenBe-undVerurteilerderKircheseinerZeitzuwerden,dieZeichenderZeiterkannte,undsodenSeelenhelfenkonnte.

Unseren Gemeinschaftsgottesdienst am 6.Mai feierten wir im byzantinischen Ritus.Hauptzelebrant war Mykhaylo Plotsidem,

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deruns,unterstütztvoneinerukrainischenSchola, indie feierlich-mystische,großteilsgesungene Chrysostomus-Liturgie mit hin-einnahm.

Von8.bis 9.Mai hieltenwir unseren fünf-ten und damit letzten Einkehrtag diesesStudienjahres mit P. Stephan Kessler SJzumThema„EvangelischerRatdesGehor-sams“. Neben den Konviktoren und Prie-sterseminaristen aus Hötting und Brixenwaren diesmal auch einige „Freisemestler“aus Frankfurt Sankt Georgen dabei, wo P.KesslerRegens ist.P.Kesslerwarmitdie-semEinkehrtagbereitszumviertenMalalsReferenteingeladen,waswohlhauptsäch-lichmitderQualitätseinerVorträgezu tunhat,vielleichtaberauchmitseinemBezugzumCanisianumdurchseineStudienzeitinInnsbruck.WährenddeserstenderbeidenImpulseludP.Kesslerdiez.T.überraschtenZuhörerein,gemeinsamdasLied„Herr,gibunsMutzumHören“zusingen.SobrachteerdeutlichzumAusdruck,wiedasgenaue

HinhörenundmutigeAntworteneineSitua-tion verändern kann. Am darauf folgendenSamstagsprachP.Kesslernachden feier-lichenLaudesim2.ImpulsvomGehorsamals dialogischem, vertrauensbedürftigemProzess sowie als Substitutionsgehorsamdes Gottesgehorsams gegenüber unserenOberen.AufdieserBasisbekommtderGe-horsamerstseinenSinn,derdarinbesteht,uns in „conformitas cum Christo“ zu brin-gen.GehorsamistfürP.Kesslernichtdazuda,dieKirchezuorganisierenoderanderezumObjekteigenerBedürfnissezumachen,sondern uns asymptotisch in Konformitätund Kongenialität mit Christus bringen zulassen, der, „obwohl er der Sohn war …,durch Leiden den Gehorsam gelernt“ hat(Hebr5,8).InderPredigtderanschließen-denEucharistiefeierfassteP.KesslerinBe-zugaufdiebeidenvorhergehendenEinkehr-tagezusammen,dassderevangelischeRatdesGehorsamsdieAntwortaufdenWillenGottessei,dieimMutbesteht,arm,ehelosundgehorsamzuleben.VordemSegenbe-danktesichP.RektorbeiP.Kessler fürdieGroßherzigkeit,dieinseinenVorträgenundderPredigtspürbarundhörbarwar.Außer-demhießenwirbeidieserGelegenheitunse-renneuen„StudentenimKonvikt“,JiaJiangaus Shantou (Provinz Guangdong, China)herzlichinunsererMittewillkommen.Am11.MaiberichtetederweltbekannteBe-freiungstheologeP.JonSobrinoSJimRah-mender„AnstößezumMut,OskarRomero30Jahredanach“überseineErinnerungen,seineErfahrungenundseinenZugangzumThema„Gerechtigkeit“.Dervon„BruderundSchwesterinNot,Welthaus,UniInnsbruck,Haus der Begegnung, Missio“ und „PaxChristi“ veranstaltete Vortrag war so reichbesucht, dass ihm, selbst im geräumigenMadonnensaal,einigestehendfolgenmus-sten.DerGlaubeanJesusausderSichtderArmenundMarginalisiertenwareinzentralerPunktimVortragP.Sobrinos,derseit1974alsProfessorfürTheologieandervon ihm

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mitbegründeten katholischen Zentralameri-kanischenUniversitätJoséSimeónCañasinSanSalvadorlehrt.

Anlässlichdes400-jährigenJubiläumsvonMatteoRiccireferiertenam12.MaiP.PaulOberholzer SJ (Rom/Zürich) und Fr. JohnLee Hua (Macau) in der Aula des Canisia-numüberdieAnfängeunddasWirkenderJesuiten in China. P. Oberholzer, Mitgliedder schweizerischen Ordensprovinz undvon1988-1994imCanisianum,gingbeson-ders auf die historische Situation ein, dieRiccibeiseinerAnkunftinMacao1582vor-fand.Fr.Leepräsentierteunsdiegegenwär-tigeSituationderJesuitenund ihrerArbeitineinem immer rasanterwachsendenChi-na.DabeistellteerjedochauchBezügezuRiccis geistlicher Haltung der Offenheit fürGottes Willen her, einer Haltung, die auchJesuitenundMissionareimheutigenChinaermutigenkann.

DieAVHelvetiaOenipontanafeiertevon13.bis 16. Mai ihr 150. Stiftungsfest im Rah-men eines abwechslungsreichen Festpro-gramms.NebendemBegrüßungsabendimCanisianum mit Grußworten von P. RektorundAltherrenpräsidentJosefManserzählteuntervielenanderenaucheineBuchvernis-sageaufderWeiherburgzudenProgramm-punkten. Die 1860 gegründete VerbindungmitdemLeitspruch„ViribusunitisproDeo

etPatria“kannsichalsältesteVerbindungam Platz vieler prominenter Altherren undEhrenphilister rühmen. Unter ihnen Haupt-zelebrantBischofNorbertBrunnervonSit-ten, der mit dem Prediger Alt-Bischof Dr.ReinholdStecherundAlt-BischofDr.IvoFü-rer,derdieFahnenweihevornahm,konzele-brierte.MitdenanwesendenstudentischenFormationen und GottesdienstbesuchernfeiertensiedenFestgottesdienstinderJe-suiten- und Universitätskirche. Landtags-präsident DDr. Herwig van Staa hielt beimanschließendenJubelkommersam14.MaiimSaaldesAustria-HausesdieFestrede.

Unser diesjähriger Kollegsausflug am 25.Maiführteuns,passendsowohlzum„Prie-sterjahr“ als auch zur 400-Jahrfeier von P.Matteo Ricci SJ, nach Oies im Gadertal,zum Geburtsort des Hl. P. Josef Freinade-metzSVD.GestärktanLeibundSeelefuh-

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renwirnachLaudesundFrühstückum8:00vordemCanisianumnachSüdtirolab.KurzbevorwirinOiesankamen,geselltesichP.Robert Miribung SJ, Altregens des Cani-sianum und lange Zeit Missionsprokurator,zuunsererReisegruppe.AlsEinheimischernützteP.MiribungdieGelegenheit,unsüberP.FreinademetzunddessenLebenalsMis-sionar, die Ladiner und deren Sprache zuinformieren sowie uns auf BesonderheiteninderatemberaubendschönenLandschafthinzuweisen, wofür wir ihm sehr dankbarsind.AngelangtbeimElternhausdesHeili-geninOies(GemeindeAbtei),genossenwirzuerstdenhimmlischenAusblickaufdieum-liegendenGebirgsgruppen,FelsformationenunddiemitLöwenzahnreichgeschmücktenBergwiesen. Danach ließ uns der SteylerMissionarP.PeterIrsaraSVD,derselbstim

Gadertal beheimatet und MitherausgeberderBriefedesHeiligenist,inderStubedesGeburtshauses,woderKnabeJosefmitsei-nerMutteroftvordemMarienbildbetete,an

seinemWissenüberdenverstorbenenMit-bruder teilhaben.Anschließend feiertenwirinderchinesischanmutendenKirchegleichneben dem Elternhaus gemeinsam mit P.Miribung Eucharistie. Auf dem Weg in die

benachbarteGemeindeWengen,wowirzuMittagaßen,zeigtunsP.MiribungseinEl-ternhausundnichtweitdanebenjenesvonMariaSottara,unserertreuenKüchenchefin.NachderMittagspausegingesweiterzum2121 m hoch gelegenen Grödnerjoch undvondortauszumWallfahrtsortMariaTrens,wowirinderPfarrkirchegemeinsamVesperfeierten.Obwohlsichnachdem4-gängigenMittagsmenüderHungerbeivielennochinGrenzenhielt,kehrtenwirimGasthofLenerzumAbendessenein,bevorwirunsschließ-lich auf die Rückfahrt nach Innsbruck be-gaben.ImNamenderKollegsgemeinschaftsprachunserKoordinatorRev.BasilMzenadem Chauffeur, der Hausleitung und allen,dieunsdieseeinmaligeWallfahrtermöglichthaben,seinenDankaus.

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4. dissertAtioNeN (ABstrACts)

Rev. Mario Bernardic´,Sarajevo,Bosnien-Herzegowina

Dissertation: Wandlung im Gericht,Transformation des Gerichtsgedan-kensinderdeutschsprachigennach-konziliarenkatholischenEschatologie

BetreutvonUniv.-Prof.Mag.Dr.JózefNiewiadomski

Hintergrund und Kontext

Den Glauben an ein postmortales Gerichtgibt esnicht nur imChristentum, sondernauchbeidenmeistennichtchristlichenRe-ligionen. Die jüdisch-christliche Traditionbleibt in ihrer Gerichtsvorstellung ambiva-lent. Sie kündigt das postmortale Gerichteinmal als eine fürchterliche Offenbarungder strengenGerechtigkeitGottesundeinandermalalseingnadenvollesHeilsgesche-henfürjedenMenschenan.MeinAnliegenbei der Behandlung dieser Thematik wargeradedieKlärungderSpannungzwischendenGlaubensaussagenvomZornundvonder Liebe Gottes. Was bedeutet nun dieRedevomGerichtimKontextdieserbeiderTraditionen?BeideTraditionen setzten vo-raus,dassdieEntscheidungdesMenscheneineRollespielt.DasGerichtwird letztlichals personale Begegnung zwischen Gott

unddenMenschenzudenkensein, inderGott die Entscheidung trifft und die Men-schen diese Entscheidung bedingungslosannehmenoderaberverweigern.Kanndi-eseVerweigerungnocheinmalaufgefangenwerden?

Vertiefung der Problematik

DieGerichtsproblematikscheintschonaufden ersten Blick kompliziert. Wir könntensagen:aufdenzweitenwirdsienochkom-plizierter.VorallementspringenhiereinigeaktuelleAnfragen.Z.B.:HabendieseVor-stellungen überhaupt einen eigenen Sinnund Ort innerhalb dieser modernen Welt?Ist ein richtender Mensch das Kind desrichtenden Gottes, oder ganz umgekehrt:ObeinrichtenderGottersteineProjektiondesrichtendenMenschenist?DieGerichts-problematikentfaltetnocheinpaarandereFragen:DassinddieFragenachderSünde,die Frage nach der menschlichen Freiheitusw.

Drei Perspektiven

ImzweitenTeilmeinerDissertationversuchteicheineÜbersichtüberdieverschiedenenGerichtsvorstellungen in der deutschspra-chigen, nachkonziliaren katholischen Es-chatologie zu geben. Wir reden hier vondreiPerspektiven:neuscholastische(L.Ott,L. Scheffczyk, A. Ziegenaus), anthropolo-gische (L.Boros,K.Rahner,BenediktXVI.)unddramatische (R.Schwager,M.Kehl,H.U. v. Balthasar). Diese SystematisierungberücksichtigtnichtalleNuancenderArbeitundLehredereinzelnenAutoren,sieorien-tiertsichvielmehranderdominantenPer-

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geradeaufgrunddermenschlichenAntwortaufdieGnade,dieihminseinemLebenvonGottgeschenktwurde.Was ist aber hier der innere Grund einerstrengenBestrafungderSünder?Mankannin diesemKontext auf einige thomasischeVoraussetzungen hinweisen. Die thoma-sischeSichtsetztvoraus,dasseszwischender Natur und der Übernatur eine Brü-ckegibt (analogiaentis).Demgemäßkannman den Schöpfer in seiner Schöpfungklar erkennen. Darum kann ein normalerundguterMenschdiesengutenundsicht-barenGottnichtverneinenundseinevoll-kommeneOrdnungstörenoderübertreten.Der Unglaube und die Unmoral sind hierausschließlich das Geschäft der Wahnsin-nigenundderBösen.Dieerstensindnichtverantwortlichwegen ihresZustandes,diezweitenaberschon.DeswegenbekommensieamEndeeinestrengeStrafe.SoistdieHöllegemäßdieser„sachlichenPerspekti-ve“derNeuscholastikkeinskandalöserOrt.DieBemühungumdieguteBeichteimKon-textderSterbestundeavanciertezurwich-tigstenchristlichenLebensaufgabe.

Antwortversuche in der anthropologischen Perspektive

MitBultmannbeginnteineArtderBeschäf-tigungmitderTheologie,diedieBetonungaufdieHistorizitätdesSubjektessetzt,aufseine existenziellen Fragen, die ihn bewe-gen, auf die kulturellen Kontexte und aufdievorhandeneStrukturdesGeistesinderWelt. Kurz gesagt: die AnthropologischeWendeorientiertsichamHörerdesWortes.ErstehtjetztinderMittedestheologischenInteresses. Im Unterschied zur protestan-tischen anthropologischen Perspektive,dievielleichtausdemchristlichenGlaubenein zu menschliches Ding gemacht hatte,versucht die katholische anthropologischePerspektive der traditionellen Glaubens-

spektivedeseinzelnenAutors. Außerdemwill die hier präsente Gliederung die Ent-wicklung des katholischen theologischenDenkensalseinesichsteigernde Entwick-lungdarstellen,eigentlichalseinentheolo-gischenProzess,derindreiStufenabläuft.IchbeschäftigemichmitderSystematisie-rung der verschiedenen Vorstellungen imdritten Teil meiner Arbeit (SystematischeSchlaglichter).

Sachantwort in der neuscholastischen Per-spektive

ImZusammenhangmitderGerichtsproble-matiksetztdietraditionelleGlaubenswahr-heit voraus,dassdie irdischeZeit fürdieMenschenvorallemeineZeitderEntschei-dungundBekehrungist.DieseirdischeZeiterscheintdabeieigentlichalseineZeitderGnade,weileinsündigerMenschinseinemLebenüblicherweisemehrereChancenzurBekehrungfindet.MitdemTodeendetdi-eseZeitundderMensch trittdann indenBereich des Gerichtes Gottes ein, in demeraufderGrundlageseinerTreuezuGottgerichtetwird.DerAusgangdesGerichteshängt dabei nicht mehr vom Menschen,sondern vom Urteilsspruch Gottes ab. ErkanndasHeiloderUnheilfürdenMenschenverheißen. Beide Ausgangsmöglichkeitenhaben ein schicksalhaftes Präfix „ewig“,dasfürdiegerichtetenMenscheneineglor-reiche Belohnung oder eine ganz strengeStrafebedeutet.DernegativeAusgangdesGerichtes (die Hölle) erscheint dabei fürden lebenden Menschen als eine seriösegöttliche Ermahnung, die auf die Notwen-digkeit ständigerBekehrunghinzielt.NachdieserPerspektivestelltdieGnadeGotteseine reale Kraft dar, die hier und jetzt immenschlichenLebenpräsentist.ImGerichtGottesüberdenMenschenmussabereineEntscheidung fallen. Gott entscheidet sel-berüberdasmenschlicheewigeSchicksal,

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wahrheittreuzubleiben.DieTreuesollaberdurcheineneueInterpretationdiesertraditi-onellenGlaubenswahrheiterreichtwerden.Dabei entfernt sich die anthropologischePerspektivevoneinerziemlichidealistischenWeltanschauung thomasischer Prägung,inderGottsichtbarundinderderGlaubeganz logisch ist.DementgegenbemerkendieanthropologischenTheologenaufgrundeines existentialistischen Zuganges, dassder Mensch ein sterbliches Wesen unddassseinErkennenGottesziemlichunzu-verlässig sei, weil Gott einer ist, „der we-sentlich außerhalb davon steht, wie sehrunser Blickfeld auch immer ausgeweitetwerdenwird“(J.Ratzinger).GotterscheinthieralseintranszendenterGott,undesgibtzwischen ihmundseinerSchöpfungkeinesichtbareBrücke;dieeinzigeBrückeisthierderGlaube,deraberinnerhalbdieserWeltundZeiteineparadoxal-skandalöseGestaltbekommt. Dieser Glaube zeigt sich näm-lich als eine paradoxalemenschliche Ent-scheidung für den unsichtbaren Gott. DerMenschkanndiehimmlischeFreudenurinder Gemeinschaft mit Gott genießen. Ge-radedarin zeigt sichdie anthropologischeWende:GotthatmitderHöllenichtszutun;erwirftniemandendorthinein.DieHölleisteinfach die menschliche Wirklichkeit, undder Mensch entscheidet selber zwischenseinemewigenHeilundUnheil.Darumer-scheintauchdasGerichtinderanthropolo-gischenPerspektivenichtalseinFremdge-richt,sondernalseinSelbstgericht.

Auseinandersetzung zwischen der neu-scholastischen und der anthropologischen Perspektive

Die anthropologische Perspektive sensibi-lisiertvorallem fürdieTatsache,dassallemenschlichen Vorstellungen vom GerichtGottes menschenförmige Vorstellungensind. Gott kann im strengen Sinne des

WortesnichtsmitdemGerichtzutunhaben.ErsprichtüberniemandendenUrteilspruchaus. Deswegen kann das Gericht hier nurdasSelbstgerichtseinundistdieFolgedermenschlichenEntscheidungfürodergegenGottundseineLiebe.AusderPerspektivederAutoren,diesichstärkerderneuschola-stischenPositionverpflichtetwissen,kannkritischangemerktwerden,dassinanthro-pologischenKonzeptendesSelbstgerichteseinpersönlicherGotteigentlichfehlt.Schließt man sich der anthropologischenPerspektiveinderFragenachdemGerichtan, so muss der Stellenwert der mensch-lichenFreiheitgeklärtwerden.Diemensch-licheFreiheitspieltinderanthropologischenPerspektivekeineNebenrolleundstellt soetwas wie einen „harten“ Hintergrund fürdie ganze Lehre dar. Gott kann oder darfvielleichtnichtsgegendiemenschlicheFrei-heitunternehmen.WeilersieinderSchöp-fung ermöglicht hat, respektiert er diese.Das könnte auch heißen, dass Gott zwaralseinemajestätischeundwichtigePersongegenüberdemMenschenerscheint,abernichtwesentlichgrößerseialsderMenschselber.DieanthropologischePerspektiveermögli-chtLösungen,dieindenOhrendermoder-nenMenschenbesserklingen.SiescheinenplausiblerzuseinalsdieneuscholastischenAntworten.DochauchsiewirftetlicheFra-genauf.MitanderenWorten:Ein„neuscho-lastischerGott“iststreng,aberlogisch;ein„anthropologischerGott“istgut,dessenei-geneTranszendenzmachtihnaberundeut-lichundfern.

Antwortversuche in der dramatischen Per-spektive

Innerhalb der dramatischen Perspektivekönnen wir zwar verschiedene einzelneArgumentationswegeundDeutungsweisenbemerken;sieallehabenaberimmereinen

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gemeinsamen Kern. Dieser Kern weist ra-dikalaufeineneueHeilslogik,dieausderHeilsgeschichte entspringt. Er bekommtden vollen Sinn und die volle Kraft in derPerson Jesu Christi und in seinem Kreuz.Diese neue Heilslogik stellt sich als ein„Übergewicht der Gnade über die Sünde“(P.Ricoeur)dar,das imgemeinsamenZu-sammenhangmiteiner„UnterbrechungderÄquivalenz(desGleichgewichts)vonSündeundStrafe“steht.ImKontextderHöllenproblematikkannauf-grund der dramatischen Perspektive mitHilfederangegebenenHeilslogikeinneuerWeg gegangen werden. Im dramatischenWegwirddieVoraussetzung,dassdasÜbelunddieEmpörunggegenGottrealsind,klarerkannt und auch akzeptiert. Wir könntensagen, dass die dramatische Sicht damiteine grundsätzlich neue Deutung der tra-ditionellenÜberzeugungerreicht,diezeigt,„dass unser Glaube keine gegensätzlich-zweipolige(dualistische)Religionist,wodieWelt und das Jenseits in gleichstarke Ge-genweltenzwischenGottundTeufel,Him-mel und Hölle“ (O. Fuchs) eingeteilt sind.NachderdramatischenTheologiesinddieGerichtsreden Jesu kein besonderer undinsichselbstbegrenzterTeilderBotschaftJesu. Im Gegenteil erscheinen sie als einAktimLebensdramaJesu,alseinTeil,dererstals inderGanzheiteingefügtdievolleBedeutungmitbringenkann.

Eine neue Sicht

Im Unterschied zu v. Balthasar, der sichmehr mit einem jenseitigen unsichtbarenHeilsdrama beschäftigt, konzentriert sichSchwager vor allem auf die diesseitigesichtbare Heilsgeschichte und steht näherbei dieser Welt und ihren Problemen. Wirkönnten sagen, dass Schwager im An-schlussandiemimetischeTheorie vonR.Girard die ganze Gerichtsproblematik auf

eine neue Ebene bringt. Sein Gerichtsge-danke hat zuerst nicht zu viel mit der Zu-kunftunddemJenseitszutun.Ertrifftzu-erstmehrdieGegenwart,die jetztexistie-rende Welt und ihre Einwohner. SchwagerkonfrontiertdieMenschenmitihrerpersön-lichenHöllederGewalt,diepräsentinihremBewusstseinundinderTraditionbleibt.DasGerichtbietetaberdemMenschenauchei-nenWegdesHeils.DieserWegwirdfürje-denMenschensichtbar,geradedurchseineKonfrontation mit dem bestehenden Wegdes Unheils. Die Heilslogik von Schwagerschließt den Menschen auf eine direkteWeiseein;seineHingabe,seineBekehrungundauchErleuchtungsinddaringefragt.In seiner Theologie öffnet Schwager dieFrage nach der menschlichen Affektivität.In diesem Kontext kommt das Problemder menschlichen Gewalt besonders zumAusdruck,diedasmenschlicheLebenundüberhaupt das Leben der menschlichenGesellschaft seit langem und noch immerständigtrifftunderschüttert.

Ein gemeinsamer Punkt und weitere Per-spektiven

Trotzt aller Unterschiede bei den behan-deltenAutorenundihrenLehrenfindenwireinengemeinsamenPunkt imKontextderGerichtsmaterie. Alle in dieser Arbeit be-handelten Autoren stimmen zu, dass eineVorherbestimmung (Prädestination) nichtsmit der Gerichtsmaterie zu tun habe. Dasgilt imallgemeinenauchfüreineinstitutio-nelleZugehörigkeitzurKirche.DieTheologielegtnichtmehrdieBetonungaufdieeinzelnenmenschlichenSündenimSinneeinerGerichtsmaterie, sondernaus-gehend von der Gerichtslogik Christi, diein Mt 25,31-46 bezeichnet wurde, legt sieden Schwerpunkt vor allem auf die Beto-nung der menschlichen Barmherzigkeit.Jesus ist selbst barmherzig und er erwar-

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tet vom Menschen keinen ethischen Per-fektionismus, sondern die BarmherzigkeitgegenübereinemseinergeringstenBrüder.So wird die Materie des Gerichtes in die-sem Zusammenhang durch das mensch-liche Verhältnis gegenüber den anderen(besonderes den Leidenden) bestimmt. Indiesem Sinne deutete Schwager die Ma-terie des Gerichtes klar an: „Beim GerichtgehtesimmerumeineKlärungingestörtenzwischenmenschlichen Beziehungen. Sol-che Störungen entstehen vor allem dort,wo Menschen im täglichen Leben überei-nander urteilen und einander richten undverurteilen.Das(spontane)RichtenerzeugtKonflikte,unddurchdas(staatliche)GerichtsollendiegrößtenäußerenKonfliktewiederbereinigtwerden.“IchwollteamEndedieserDarstellungetwasüber die weitere theologische Perspektivesagen.Ichmöchtemichinmeinerweiterentheologischen Arbeit mit dem hermeneu-tischenProblembeschäftigen,d.h.sowohlmit der Frage nach menschlichem Verste-henverschiedenerGlaubenstexteundAus-sagenalsauchmitderFragenachmensch-lichenArgumentationswegen,diezuoftfürdie anderen keine Bedeutung und Über-zeugungskrafthaben.DiedramatischePer-spektivebietetmir eineguteRichtungan.Denn:DiezahlreichenDiskussionen(sogarwissenschaftliche)habenoftsehrwenigmitderWahrheitzutun;esgehtdortofteigent-lichvorallemumdieVormachtstellung.

Außerdem ist, wie es schon in dieser Ar-beitangedeutetwurde,moderneTheologieheutzutagevorallemeinGeschäftfürFach-leutegeworden.AnderseitszeigendieSta-tistiken, dass ein moderner durchschnitt-licher Christ heutzutage dem Synkretis-mus immer tiefer verfällt. So glaubt er oftanSchicksal(Vorherbestimmung),auchanReinkarnation (Seelenwanderung), oder erglaubtmanchmalüberhauptnichtmehraneinenpersönlichenGott.SoentferntersichnichtnurvondenLeistungendermodernenchristlichen Theologie, sondern auch vondengrundsätzlichenchristlichenGlaubens-wahrheiten.Dasheißt,dassheutzutagezwi-schendemtheologischenWissenderThe-ologen einerseits und dem theologischenUnwisseneinesdurchschnittlichenChristenandererseitseingroßerAbgrund liegt.WiekönntemandiesenAbgrundüberbrücken?DieAntwortliegtvielleichtineinerFormderso genannten „Populärwissenschaft“. DenexaktenWissenschaftenistesgelungenz.B.durchdie„Populärwissenschaft“aufeineinteressanteWeiseihrekompliziertenUnter-suchungen und Resultate einem breiterenund nicht wissenschaftlichen Publikum zupräsentieren. Vielleicht braucht die katho-lischeTheologieheutzutageeine„Populär-theologie“,dieaufeine interessanteWeisedieeigenenLeistungenweltweitpräsentie-renkönnte.

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Rev.Dr.AnthonySamyMunianMuzzafarpur,Indien

Thetitleofthedissertationis:“The Coming of the Son of Man inMk13:AnExegeticalandTheologicalStudy”

Attheoutset(GeneralIntroduction),itsum-marizesthecurrentstateofresearchonMk13. Mk 13 is the longest discourse in thegospel,besidesMk4,andreferstothede-structionofJerusalemandthetempleandthecomingoftheSonofManingloryattheend times. The dissertation examines thediscourse of Mk 13 from the perspectiveofthecomingoftheSonofManinMark’sgospel,employingthehistorical-critical(dia-chronic)andliterary(synchronic)methods.

TheFirstPart(PreliminaryStudyofMk13)of thedissertationdealswith thetranslati-onofthetextofMk13,resolvingitstextualdifficulties;situatingit in itsgeneralandli-terary context; and exploring its form andstructure.Contextually,Markplaceschap-ter13inthesecondhalfofthegospel(8,27-16,8[20];thefirsthalfbeing1,14-8,26withanIntroduction1,1-13)aftertheconfessionofPeter(8,27-30)toshowJesusasthesuf-feringSonofManwhohascometo“givehislifeasaransomformany”(10,45).Intheliterary context, Mk 13 concludes Jesus’activity in the temple (11,1-12,44) whereheencountersthefundamentalaspectsof

Israel’s lifeandworship,scrutinizingespe-cially its leaders. Thus, Mk 13 is a bridgebetween Jesus’ Jerusalem ministry clima-xing in the prophecy of the temple’s end(chs11-12)andhisownend (chs.14-15).Itscompositeformcombinesfeaturesofanapocalypticdiscourse,atestamentorfare-welldiscourseanddialoguewith individu-alsayingsofJesus.With thehelpofcon-necting words like “these”, “these things”or “but” and other linguistic patterns, it isstructured as a dialogue between Jesusandhisdisciples (13,1-4)whichmeandersthrough a long monologue of Jesus’ in-structing his disciples privately about theendtimes(13,5-37).

TheSecondPart (AnalysisofMk13) isanin-depth study of the discourse, using le-xical, syntactical and inter-textual analysistodrawouttherichtheologicalmeaning.Inthedialoguepartofthediscourse,Jesusre-spondsinitiallytothedisciples’queryaboutthe“when”ofthetemple’sdestructionand“what”willbetheaccompanyingsign(13,1-4). He then abruptly starts cautioning thedisciples about the end times charlatanswhowillmisleadpeopleandcauseconfusi-oninthecommunity(13,5-6.21-23).Duringthe period leading up to the end, God’speoplewillwitnesscosmicstrifeandearth-quakes (13,7-8) and they will experiencepersecution (13,9.11.13) and family strife(13,12).ThoselivinginJudeawillsufferanunprecedented tribulation (13,14-20) dueto the abomination of desolation (13,14).Allthewhile,thedisciplesarecommandedtoproclaimthegospeltoallnationsintheintervalprior to theendtimes (13,10).Thecoming of the Son of Man will follow thisperiodofworldwidemission(13,10)andun-precedented distress (13,24-25). When hecomeswithhisangels ingloryandpower,hewillgathertheelect(cf.13,13.20)andthepeoplefromeverywhere(13,26-27).Thepa-

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rablesattheendofthediscoursereiteratethethemeofdelayinthecomingoftheSonof Man and the necessity to be watchful(13,28-37).

TheThirdPart(Thethemeof“SonofMan”anditsImplications)takesuptheexpression“SonofMan”philologicallyanddiscussesitsoccurrenceandimportanceintheOTandintheNTingeneral.Becauseofthepossi-bleinfluenceofDan7onthethreeMarkantexts8,38;13,26and14,62,thedissertati-oninvestigatesthethemeofthecomingoftheSonofManinMk13inparticularandinthewholegospelofMarkingeneral.InDan7,13-14,thesonofmanfigurefeaturesasaheavenlybeing,representingthepeopleoftheholyonesoftheMostHigh.Thoughtheuseof “theSonofMan” inMark’sgospelisviewedasoriginatingfromJesushimself,this does not undermine the possibility ofMarkanredaction.ThethreetextsofMark,which deal with the future coming of theSon of Man, establish Jesus as the vindi-catedSonofManwhowillcomeattheendtimes to acknowledge his disciples (8,38),togather them intohis fold (13,26)and tomanifesthisheavenlycharacterbysittingattherighthandofPower(14,62).

TheGeneralConclusionofthedissertationisarésuméandareflection,whichcullsoutthe significant elements: the place of the temple in Mark; warning against believingthe false prophets and the false messiahs;preaching the good news to the nations;discipleship;Jesus’ identity and authority as Son of Man;andthethemeofwatchfulness.The dissertation concludes with an invita-tiontomeettheLordeverydayandeverymomentasRabindranathTagore inhis fa-mouspoem“SilentSteps”says:

“Haveyounotheardhissilentsteps?Hecomes,comes,evercomes.Everymomentandeveryage,everydayandeverynighthecomes,comes,evercomes.”

Come,LordJesus!(Rev22,20)

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Akademische Grade

Zum Doktor der Theologie:

MunianAnthonySamy(2003-10)DiözeseMuzaffarpur/IndienTheComingoftheSonofManinMk13.AnExegeticalandTheologicalStudy.

Zum Doktor der Philosophie:

MasanguAlex(2001-05;07-09)DieGottesfragebeiEmerichCoreth.Philosophisch den Gottesglauben begrün-den.

Weihen, Ernennungen, Gelübde

Diakonenweihe

TangMatthias,01.04.2010,Damongo,Ghana

Priesterweihe

DerickAndradySebastian,20.04.2010,Quilon,Indien

Bischofsernennung

Mons. Guillermo Orozco Montoya (von1969-1971 im Canisianum), bisher Bischofvon San José del Guaviare, wurde am02.02.2010 von Papst Benedikt XVI zumneuenBischofvonGirardota/Kolumbiener-nannt.

Guillermo OrozcoMontoya wurde am16.08.1946inSonsóngeboren. Er studier-te Philosophie undTheologie im Semi-nario Nacional „Cri-sto Sacerdote“ vonLa Ceja und in Inns-

bruck/Canisianum,woermit einemLizen-ziat in Dogmatik sein Studium abschloss.Am29.Juni1970wurdeerinInnsbruckfürdieDiözeseSonsón-RionegrozumPriestergeweiht.ZunächstwareralsProfessoramSeminarCristoSacerdotevonLaCejaunddann als Pfarrer von Cristo Sacerdote inPontezuelatätig.Er lehrtealsProfessoranderFacultaddeCienciasReligiosasderUni-versidadCatólicadeOrientevonRionegroundstandderFakultätauchalsDekanvor.EineweitereEtappeaufseinemWegbildeteseine Bestellung als Rektor des SeminarioMayorvonGirardotaundalsProfessorderUniversidad Pontificia Bolivariana. Am 10.März 2006 wurde er zum Bischof geweihtundzumBischofderDiözeseSanJosédelGuaviareernannt.

WirgratulierenherzlichundwünschenGot-tesreichstenSegenfürseinenHirtendienstinderDiözeseGirardota.

5. Wir grAtuliereN

wIr GratulIeren

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Geburt

Mit Freude gratulieren wir Irena und Boh-dan Karplyak (rit.ukr. Lemberg) zur Geburtihrer ersten Tochter Anastasija, die am10.Mai2010mit49cmund2,8kgdasLichtderWelterblickthat.WiemanamStrahlenderElternsehenkann,sindallewohlaufunddankbarfürdasGeschenkihresLebens.FürdasweitereWachsenundReifenwünschenwir Gottes Beistand und Kraft. „Mnohaja lita!“

wIr GratulIeren

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6. Briefe uNd grüsse Aus Aller Welt

BrIefe und Grüsse aus aller welt

LieberP.Rektor!LieberGerwin!

Von einem freundschaftlichen Treffen imHerzen Europas (Großherzogtum Luxem-burg)sendenherzlicheGrüße

MartinMolitorGuyWeirich

JózefNiewiadomskiJosyZeimen

FriedrichMohr

Lugano,Dicembre2009

„loSpiritodelSignoreèsudime…Mihamandatoadannunziareaipoveri labuonanotizia…”.

(Dall’immagine-ricordoDell’ordinazionepresbiterale)

CaroPadre,nel cinquantesimo della mia ordinazionepresbiterale sento particolarmente attualequel passaggio di Isaia ripreso da Gesùnella sinagoga di Nazareth, come ricordal’evangelista Luca. Parole semplici ed es-senziali che sintetizzano la missione forteesublime,affidatami,nelmisterodiamoredel Padre, in quella seconda domenica diAvventodel1959.

Gratoericonoscenteperilsuomessaggioauguraleericordandoconnostalgiagliannidi Innsbruck, invoco con affetto sul suocammino e sul Collegium Canisianum labenedizionedelSignore,chenellalucedel

Nataleportaalnostrocuorel’annuncioelacertezzadellaveraSperanza.

+PierGiacomoVescovodiLugano

MichaelRaske,Frankfurt,21.11.2009

LieberP.RektorKomma,“DieverboteneRedevomReichGottes.Zurproblematischen Situation der Christen inAsien“–solautetdasThemadesdiesjäh-rigen Symposium von „Theologie interkul-turell“, einerEinrichtungdesFachbereichsKatholische Theologie der Goethe-Univer-sität in Frankfurt – inspiriert auch von un-seremverehrtenLehrerKarlRahnerundderErfahrung von Weltkirche im Canisianum,nun in Frankfurt mit vielen internationalenBegegnungen,inzwischenseit25Jahren.

An dem diesjährigen Symposium nehmeneinigeAlt-CanisianerundFreundedesCa-nisianumsteil– ingroßerFreudeüberdasWiedersehen lieberGefährtenaus frühererZeit im Canisianum, Wiedersehen manch-mal nach langen Jahren – wie mit FreundVuTuHoa, der 1961 zu den ersten Studie-rendenausVietnamgehörte.

IndankbarerVerbundenheitgrüßenwirSie,lieberPaterKommaunddieheutigenStu-dierenden, mit herzlichen Wünschen fürIhrenWegimDienstderweltweitenKircheheute.

Dankbar denken wir an unsere Alma Ma-ter Canisianum,JohnFernandes(imCanis1960-63;66-67)

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BrIefe und Grüsse aus aller welt

Ich habe das Canisianum nie vergessen!VutuHoa(0/61-66)

HermannPiusSiller(57/58)

IhrMichaelRaske(0/57-62)

Lieber Gerwin, als Nicht-Canisianer, aber als Mitbruder die herzlichsten Grüße vom Symposium Interkulturell!

LuisGutheinzSJP.S.Wirsehenuns–imJahr2010!

Aachen,imNovember2009

LieberP.RektorGerwinKomma!

EswarenschöneTage,diedemDankfürdiefünfzigJahreseitmeinerPriesterweiheam25.Juli1959galten:amWeihetagdiestillehl.MesseimFerienortRodeneckimPuster-talmiteineranschließendenWallfahrt,dasfestlichePontifikalamtunseresBischofsimDomam27.September,die fröhlicheFei-er imVinzenzheimam30.September.DerLobesworte sind fast allzu viele gespro-chenworden;nunkommendieWortedesGebetes und des Dankes mir noch mehrausdemHerzen.WenneinMenschdurchGottesRufamDienstanseinerKönigsherr-schaftbeteiligtwird,dannbringtdasmehrals all seine menschliche Mühe und auchVergeblichkeit.SiehabenanderFreudeundamLobGottesteilgenommen.DafürdankeichIhnenherz-lich. Ich wünsche mir, dass wir in guterBeziehung miteinander verbunden bleibenund uns stärken auf dem Weg. Das Wort,dasichoftBrautleutenzugesprochenhabe,kann uns geleiten. Der, der bei euch dasguteWerkbegonnenhat,wirdesauchvoll-endenbiszumTagChristiJesu.DeinGrußaus dem Canisianum war eine besondereFreude.IchhabeindenletztenWochenoft

darangedacht,wievielichdemCanisianumundderFakultätverdanke.SiehabenmichentscheidendundichmeinezumGutenge-prägt.DirunddenMitbrüdernfürEurejet-zigeAufgabevieleSegenswünsche

DeinHerbertHammans

29.11./1.Advent2009

LiebeFreunde,

meine herzlichen Grüße zur Advents- undWeihnachtszeit kommen diesmal ausDeutschland; denn ich war Ende Novem-berzumSymposiumvon„Theologie Inter-kulturell“ der Goethe-Universität FrankfurtzueinemVortragübermeineArbeiteinge-laden.DasThemaderTagungwardiege-genwärtigeSituationderChristeninAsien.Theologen aus verschiedenen asiatischenLändernwarengekommen.MorgenfliegeichnachMangalorezurück.DasJahr2009warinunseremGebieteiner-seits gekennzeichnet durch kleinere Kon-flikte, andererseits vomBemühenumVer-söhnungundVerständniszwischenHindus,MuslimenundChristen.Mein Beitrag zur Versöhnung bestand inzahlreichen Veranstaltungen, u.a. in einemSymposium „Artists for Peace“ im Febru-ar,zudemauchJyotiSahieingeladenwar.25weitereKünstlerwarengekommenunddrückten mit ihren Bildern den WunschnachFriedenzwischendenMenschenundmitderNaturaus.

ImMaihatteIndienParlamentswahlen,ausdenendiegemäßigtenKräftegestärkther-vorgingen.Karnatakawirdjedochweiterhindurch die eher nationalistische Partei re-giert.ImSommerwarichzumehrerenVorträgenundGesprächennachDeutschlandeinge-laden (Bonn, Trier, Bochum, Berlin). Dies

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BrIefe und Grüsse aus aller welt

war auch eine gute Gelegenheit, Freundewiederzusehen.ZumJahrestagderÜbergriffeaufkirchlicheEinrichtungen in Mangalore hat „DharmaSamanvaya“zueineminterreligiösen„Har-vestFestival“eingeladen:Hindus,MuslimeundChristenwareningroßerZahlgekom-men, darunter auch hohe RepräsentantenderReligionenundderPolitik.DieseFeierder „NeuenReis-Ernte“dientesymbolischderVersöhnungderMenschenuntereinan-derundmitderNatur.MeinBemühenundEngagementfürdenDi-alog,dieErhaltungderNaturunddieFragederGerechtigkeitgehtweiter.IndiesemSinnefühleichmichmitEuchver-bundenunddankefüralleUnterstützung.IchwünscheEucheinfrohes,gesegnetesChristfestundvielGutesfürdasJahr2010

JohnFernandesMangalore

e-mailvom15.2.2010

LieberP.RektorKomma,beieinerTagungam12./13.2.inderAkade-mie inMünster/W.,diedemWerkunseresFreundes Helmut Peukert galt (seine beiKarlRahnerbegonneneDissertation/"Wis-senschaftstheorie-Handlungstheorie-Fun-damentale Theologie"/ ist vor kurzem miteinem umfangreichen aktuellen Nachwortin3.Auflagebeisuhrkampwissenschafter-schienen)undbeider ihmeineFestschriftals Arbeitsbuch zu dem genannten Werküberreichtwurde/("...undnichtsMensch-liches istmir fremd".TheologischeGrenz-gänge/, Pustet, Regensburg 2010), wareneinigeFreundeausdemCanisianumvereint:mitHelmutPeukertErnstFeil,KarlMunser,PiusSiller,AlexStockundNorbertWetzel.Leider nicht kommen konnte Rolf Zerfaß.DankbarhabenwirunsanMenschenerin-nert,dieunsinden50erJahreninInnsbruck

begleitethaben,besondersanunserenver-ehrtenLehrerKarlRahner,andieGefährtenfrühererJahreundandieFreundefürsLe-ben, die wir im Canisianum gefunden ha-ben.MitdengenanntenFreundenschickeichIhnenherzlicheSegenswünschefürdasCanisianumheute.

IhrMichaelRaske

Bucaramanga,09.02.2010

SehrgeehrterHerrRektor!

Aus Anlass meines 70. Geburtstages, am28.01., hatte ich die große Freude, IhrenBrief mit Glück- und Segenswünschen zubekommen, und gleichzeitig habe ich dasKorrespondenzblatt des Canisianum emp-fangen,woauchmeinGeburtstagregistriertist.DasalleshatmireinesehrgroßeFreudeundSehnsuchtbereitet.

Ichwar imCanisianum1972–1976,demJahr, indemichinmeineDiözeseBucara-mangainKolumbienzurückkehrte.Dank der Ausbildung im Canisianum unddem Studium an der Theologischen Fa-kultät bin ich Dozent im Priesterseminar,Generalvikar für die Seelsorge, Direktorder Abteilung für die Universitäten der Bi-schofskonferenz, Regens im Priestersemi-nar dreizehn Jahre und Rektor der Päpst-lichenUniversitätneunJahregewesen.SeitzweiJahrenbinichPfarrerinFloridablanca,einemVorortvonBucaramanga.Nochmals vielen Dank für alles und vieleliebeGrüßeandiePatres,AngestelltenundStudenten.Wir verbleiben eng verbunden durch dasGebetunddieunvergesslicheErinnerung.Ihr

Dr.NestorNavarroBarberaPfr.

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BrIefe und Grüsse aus aller welt

Köln,Februar2010

LieberP.Rektor,

herzlichen Dank für Ihre Glück- und Se-genswünsche an meinem 75. Geburtstag.Ich bedanke mich auch für das verspro-cheneGebet.EswareinschönerJubeltag,andemmirwiedersobewusstwurde,dasses nicht selbstverständlich ist, so alt zuwerden inguterGesundheit.Dafürbin ichGottdankbar. Ichkannunddarfnoch im-mer in unserer Pfarrei in Köln mitarbeiten.Ich freue mich immer, etwas vom Canisi-anumzuhören.Es isterfreulich,dassdasCollegiumsoeineweltweiteBedeutunghat.ImJahr2001hatunsereKarmelprovinzdieVerantwortungfüreinMissionsgebietinKa-merun übernommen. Es ist uns klar, dassdiewichtigsteAufgabeist,guteKandidatenauszubilden. Ich hoffe, dass es uns gelin-genmöge.MitherzlichenGrüßenimHerrnverbunden

P.PankrazRibbertOCarm.

e-mail:4.Feb.2010

LieberP.Komma,

herzlichenDank für Ihrennetten Gratulati-onsbriefanlässlichmeinerErnennungzumBischofvonGirardota.

Nach vier Jahren meines Dienstes in SanJosé del Guaviare (einem Missionsgebiet),werdeichinGirardota(einerstädtischeDi-özese) meinen Hirtendienst weiterführen.EshandeltsichumeineDiözesesehrnahebei Medellín, mit 4.700 km2 (San José delGuaviarehat45.000!),215.000Einwohnernund einem großen Priesterseminar mit 30Studenten.MeineAmtseinführunginGirar-dotawirdam10.Aprilstattfinden.Ichlade

Sieein,andiesemTagbeiunszusein.Daswärewohlfürmichsehrangenehm.Grüßen Sie bitte die Patres des Canisia-nums meinerseits, ebenso wie die Canisi-anerdesHausesundbetenSiebitteweiterfürmich.

MitmeinenbestenGrüßenMons.Guillermo

[OrozcoMontoya]

Friesoythe

Danke!FürdiewunderbarenBeziehungen,die Formung im Geist des hl. Ignatius, P.FranzDanderSJ,KarlRahner,HugoRah-ner,JosefJungmann,RegensWamser.DieEinfachheit der Lebensführung, der Nach-folgeJesu…dasZusammengehörigkeits-gefühlausdemGeistdes„Corunumetani-mauna“bleibtunvergessen

HerbertGrafv.Merveldt,Pfr.em.

3.April2010

LieberP.Rektor,

heute vor 45 Jahren habe ich die heiligePriesterweihe inderPauluskircheempfan-gen.NatürlichdenkeichauchheuteandasCanisianum,diePatresundFratresundalleMitbrüderderdamaligenZeit.IchbinimmernochsehrdankbarfürdieInnsbruckerZeit.GanzbesondershatdieTheologievonda-malsunseineMethodegegeben,umGottunddieKirchebesserzuverstehen.

Ich wünsche Ihnen und dem CanisianummitneuerAufgabevielErfolg

Incordeuno

Rev.LarryMilby

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London,18.04.2010

LieberGerwin,

ich habe eine tolle Kulturwoche mit LarryMilby erlebt. Er hat seine Stelle als Ruhe-standspriester gut ausgewählt. Er wohntneben dem Piccadilly Circus im PfarrhausvonWestminsterCathedralundvertrittdenGeneralvikar. Alles liegt in der Nähe vonMusicalHAIRüberSymphoniekonzertebisVanGogh-Ausstellung.–Ichhoffe,dassabmorgen die Flugzeuge wieder fliegen undichheimnachMünchenkomme…Corunumetanimauna!

DeinWolfZielinskiLarryMilby

Altdorf,den26.April2010

SehrgeehrterRektorP.GerwinKommaSJ,

Ihr Schreiben zu meinem 90. GeburtstagmitdenGlück-undSegenswünschenfreutmichsehr.IchdankeIhnenherzlichundbit-teGott,ersolles IhnenunddemCanisia-numvielmalvergelten.MitdemCanisianumbin ich seit seiner Schweizer Zeit verbun-den. Ich denke gern und dankbar zurückundbleibedemCanisianumweiterhinver-bunden.WennichaufmeinLebenzurück-blicke,muss ichGott innigdanken;erhatmich sichtlich geführt. Ich kam 1940 alsjunger20jährigerMannindieSchweiz.DerZweiteWeltkriegwarvoll imGang.Dabe-kamichinAltdorfdieEinberufungzumMili-tär.Esbliebmirnichtsanderesalseinzurü-cken.Am31.Januar1942warichaufdemBahnhof inFlüelen,nach Italienzu fahren.Dahießes,heuteinderNachthateineLa-wineinGurtnellendasGeleiseverschüttet,vierTagefährtkeinZug.IchkehrtenachSt.JosefinAltdorfzurück,undbinderSchweizgeblieben.DieLawinehatmichaufgehalten.WelschesGlück.IchverdankeesGott.Ich

könntenochanderesolcheGlücksfällebeider Einreise in die Schweiz erwähnen. Ichkannnursagen,Gotthatmichhierhabenwollen.IhmseiDank.IhnenHerrP.RektorunddemCanisianumwünscheichimmerdenSegenGottesundich wünsche Ihnen Erfolg und Freude beiderFührungder jungenMännerzumprie-sterlichenDienst.UndichgrüßeSie

P.HilariusSchwienbacherCMM

April2010

HerzlicheGrüßeausMilwaukee,Wisconsin(USA)beieinem„Minikonveniat“.

ThomasFlanagan1974RalphRobers1967

SyKreilein1965MichaelScheible1968

JamesSchuermann1986MelvinMichalski1970

BrIefe und Grüsse aus aller welt

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wIr danken für dIe üBersendunG folGender Bäücher und dvds

7. Wir dANkeN für die üBerseNduNg folgeNder BüCher uNd dVds

Aquino, Jesús Juan: Para comprender la Historia de Chiapas.Desuindependen-ciaasuincorporaciónaMéxico:Fuen-tes documentales para el studio de suhistoria política (1821-1824). Universi-dadAutónomadeChiapas2000

AVHelvetiaOenipontana(Hrsg.):150JahreAV Helvetia Oenipontana. Jubiläums-festschrift. AV Helvetia Oenipontana2010,OberholzerAG,Uznach

Bösl,Hans-Josef:MitdemHerzenglauben–mitdemMundbekennen.45JahreimDienst der christlichen Verkündigung.Abensberg2008

Borengässer, Norbert M.: Eugen Hillmann (1855-1936) – „roter Kaplan“.Einbiogra-phischer Versuch. Borengässer Verlag,Bonn2009

Ernesti, Jörg: Konfessionskunde kompakt.Die christlichen Kirchen in Geschich-te und Gegenwart. Herder, Freiburg i.Breisgau2009(GrundlagenTheologie)

Feneberg, Rupert: Die Erwählung Israels und die Gemeinde Jesu Christi.Biogra-phieundTheologieJesuimMatthäuse-vangelium. Hg. von Hans-Josef KlauckundErichZenger.Herder,Freiburg i.B.2009(HerdersBiblischeStudien58)

Fernandes, John (Hrsg.): Karl Rahner. ATheologian of Dialogue. Samsarf Pra-kashan,ChairinChristianity,Mangalore2005

Fernando, Leonard/Gispert-Sauch, G.:Christianity in India. Two ThousandYearsofFaith.Penguin/Viking,NewDel-hi2004

Frick, Eckhard/Lautenschlager, Bruno: Auf Unendliches bezogen. Spirituelle Ent-deckungenbeiC.G.Jung.Kösel,Mün-chen2008

Haub, Rita/Oberholzer, Paul: Matteo Ricci und der Kaiser von China. Jesuitenmis-

sion im Reich der Mitte. Echter, Würz-burg2010

Holenstein,Albert:Maria, zeig uns den Weg.Sapientia,Iasi2008

Hungerbühler, Hermann: Niederbüren – Schichten und Geschichten rund um die Michaelspfarrei.HermannHungerbühler,Bollingen2007

Hurtz,Klaus (Hrsg.):Wundmale.B.KühlenVerlag,Mönchengladbach2007

KatalogzudenGedächtnisausstellungeninSeoulundBusanzum30.TodesjahrvonAltCanisianer Diakon Peter Tjeung-HunKIM.Hg.vonseinenJahrgangskollegenundseinerFamilie,2007

Konno, Franz-Xaver: Gedenkschrift. Hg.vonKeiBasakietalii.Sapporo2009

Los pueblos indígenas de Chiapas: atlasetnográfico. Coordinadores: MargaritaNolasco, Marina Alonso, Hadlyyn Cua-driello, Rodrigo Megchún, Miguel Her-nández, Ana Laura Pacheco: México.InstitutoNacionaldeAntropologíaeHi-storia,2008

Lubinger,Eva/Mimmler,Kurt:Dem Licht auf der Spur. KarmelSt.Josef,Innsbruck

Lüpertz,Markus:Totentanz.Hg.vonKlausHurtz.B.KühlenVerlag,Mönchenglad-bach2006

Mullur,Tomy/Krzyzan,Andrzej(Hrsg.):Fro-hes Warten – früher Tod.WennElternihrKindvor,beioderkurznachderGeburtverlieren.Erfahrungen–Rituale–Trauer-begleitung. Verlagsanstalt Tyrolia, Inns-bruck2009

Ordenskanzlei(Hrsg.):Das Haus Österreich und der Orden vom Goldenen Vlies.Bei-träge zum wissenschaftlichen Sympo-siumam30.Novemberund1.Dezem-ber2006inStiftHeiligenkreuz.LeopoldStocker,Graz2007

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Peregrina: Das Pilgerjahr mit dem Kartäu-ser.DomMarianusMarck,FriedrichAlf-redPrinzvonSachsen-Meiningen1921-1997.VerlagF.W.Cordier,Heiligenstadt2010

Prokschi, Rudolf/Schlosser, Marianne(Hrsg.) unter Mitarbeit von Florian Kol-binger: Vater, sag mir ein Wort. Geistli-che Begleitung in den Traditionen vonOstundWest.Echter,Würzburg2007

Reifenberg,Peter/Wiesheu,Annette(Hrsg.):Weihbischof Josef Maria Reuß (1906-1985) zum 100.Geburtstag.Publikatio-nenBistumMainz,Mainz2007

Rogger,Iginio/Cavada,Enrico(Hrsg.):L’an-ticabasilicadiSanVigilioinTrento.Sto-ria Archeologia Reperti, Band I und II,Edizioni Museo Diocesano Tridentino2001

Rothlin, Stephan/ Pichler, Klaus: Opening a Door to China.RememberingMatteoRicciS.J. (1610-2010)withSymbolsofFriendship

Schönborn,ChristophKardinal:Weihnacht - Mythos wird Wirklichkeit.Meditationenzur Menschwerdung. Tyrolia, Innsbruck2006

Wageneder, Ernst/Swoboda, Leopol-dine (Hrsg.):BasilicaMinorSt.MichaelMondsee. Festschrift zum Abschlussder Restaurierung 2009. AumayerDruck+Verlag,Munderfing2009

Wir danken für die Übersendung folgen-der DVDs:

Kolndrekaj,Gjon:MatteoRicci.Un Gesuita nel Regno del Drago.QuartoCentenariodellaMortediPadreMatteoRicci.Ma-cerata1552–Pechino1610.RaiRadio-televisioneItaliana2010

SchallvonBell,Adam:In the Service of the Emperors.ATwo-partVideoDocumen-tarybyKuangchiProgramService,Tai-pei/Jiangsu Broadcasting Corporation,Nanjing

XuGuangqi,Paul:China’s Man for All Sea-sons

wIr danken für dIe üBersendunG folGender Bäücher und dvds

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MEMEnto Mori

AlgeHermannimCanisianum1949–1950gestorbenam1.August2009

Herr Pfarrer Cons. Her-mann Alge, geb. am 30.Mai1930inLustenau, istin seinem79. Lebensjahrund im 55. Jahr seinespriesterlichen Dienstes

heimgerufen worden. Er empfing am 29.Juni1954vonBischofDr.PaulusRuschinStamsdiePriesterweihe.NachKaplansjah-reninSchwarzachundDornbirn–Oberdorfwarerseit1964Pfarrer inMellauundseit1982 auch für Schnepfau. Im Jahre 1991wurdeerzumerstenMalzumDekanfürdasDekanatHinterwaldgewählt.

BendenWolfgangImCanisianum1966-1970Gestorbenam26.Mai2009

Dechant Wolfgang Bendenwurde am 21. September1944 in Sieglar geboren.Am 26. Juni 1971 empfinger in Münster die Priester-weihe. Lange Jahre war erPfarrerderHerz-Jesu-Pfarrei inEmsdettenundseitEnde2004anSt.Pankratius.AusderPredigtimRequiemfürDechantPfarrerWolfgangBendengehthervor,dasserseinHerzJesus,derKircheunddenMenschengeschenkt hat und so auch Zeugnis vomHerzschlag Gottes für uns alle gegebenhat.

8. MeMeNto Mori

BrandenburgHubertusimCanisianum1949–1952gestorbenam4.November2009

Von 1978 bis 1998 standBrandenburg an der Spitzeder rund 165.000 Katho-liken inSchwedenundwarindieserZeitauch langjäh-riger stellvertretender Vor-

sitzender der Nordischen Bischofskonfe-renz.Zuvorhatteer imBistumOsnabrückinverschiedenenÄmternLeitungsaufgabenübernommen.DerOsnabrückerBischofFranz-JosefBodewürdigte Brandenburg als eine „heraus-ragende Persönlichkeit für die Kirche inSchwedenundganzNordeuropa“.Erhabeden Katholiken in der Diaspora viel Kraft,Halt und Orientierung gegeben. „Auch inseinem Heimatbistum Osnabrück hat ertiefe positive Spuren hinterlassen“, erklär-teBode.MitseinerTatkraft,seinemHumorundseinerwachenAufmerksamkeithabeerviele Menschen beeindruckt. Brandenburghabe seinem Tod „mutig entgegengese-hen“.Bode:„ErstgesternnochhabeichihnanseinemNamenstagbesucht.WirhabengutvoneinanderAbschiedgenommen. Ichhabeihngesegnet,underhatmichgeseg-net.Wirtrauernsehrumihn.“Brandenburg wurde am 17. November1923 in Osnabrück geboren, machte amGymnasium Carolinum im Kriegsjahr 1942sein Abitur und war anschließend bei derMarineunteranderemalsSchnellbootkom-mandant eingesetzt. Nach dem Krieg stu-dierteerzunächstJuraundVolkswirtschaft,danachinMünster,FrankfurtundInnsbruckTheologieundPhilosophie.1952wurdeerimOsnabrückerDomzumPriestergeweiht,wardanachbis1955VikarinHamburgund

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wurdedanndreiJahre füreinWeiterstudi-uminRombeurlaubt.NachseinerRückkehrübernahmBranden-burg 1958 die Leitung des BischöflichenJugendamtes, wurde 1967 Domkapitularund Finanzreferent im Bischöflichen Ge-neralvikariat. 1975 wurde er zum BischofgeweihtundwarzunächstalsWeihbischofinHamburgtätig,bevorihnderPapstzumBischofvonStockholmernannte.AlsOber-hirte der schwedischen Katholiken weihteer in seiner 20-jährigen Amtszeit bis 1998insgesamt40MännerzuPriesternundließ30 Kirchen und Kapellen bauen. Das Bi-schofsamt in Schweden sei die schönsteAufgabe in seinem Leben gewesen, be-tonte Brandenburg immer wieder. NachderVerabschiedungindenRuhestandausAltersgründenbliebBrandenburgzunächstsechsJahreinSchwedenundkehrte2004inseineHeimatstadtOsnabrückzurück,woerimPaulusheimseinenLebensabendver-brachte.Brandenburg wurde am 14. November inderBischofsgruftdesOsnabrückerDomesbeigesetzt.

DickFirmusimCanisianum1950–1954gestorbenam13.01.2010

Fr. Dick, geb. am 9.12.1927 in Evansville,waralsPfarrerinBramble,Ferdinand,Vin-cennes,Cannelburg,RockportundSchnell-ville tätig.1998ginger indenRuhestand.Nach dem Besuch der Grundschule unddes Gymnasiums trat er in das St. Mein-radSeminarinSt.Meinradein.SeinePrie-sterausbildung erfuhr er im Canisianum inInnsbruck,Österreich,woerauchseinThe-ologiestudium abschloss und am 4. April1954zumPriestergeweihtwurde.

DordingJohnimCanisianum1926–1932gestorbenam14.Dezember1984

FedewaEugeneimCanisianum1932–1936gestorbenam6.Jänner2001

FoxJosephimCanisianum1938–1940gestorbenam26.Juli2009

HafnerLeoAdolfimCanisianum1945–1947gestorbenam25.November2009

Leo Adolf Hafner wurde am 12. Oktober1921 in Lienz/Osttirol geboren und wuchsinderStiftspfarre Innsbruck-Pradlauf.AlsMitgliedderPfarrjugendfaszinierte ihnvorallemdiePersönlichkeitdesJugendseelsor-gers und nachmaligen Abtes HieronymusTriendl.NachseinemzwangsweiseerfülltenMilitärdienstbeiderDeutschenWehrmachtbeganner1945imStudentenkollegCanisi-sanum das Theologiestudium und trat mitvierweiterenNovizen,darunterderspätereAbtAloisStöger,am2.September1947indas Stift Wilten ein. Nach seiner Priester-weiheam1.Juli1951begannerseinprie-sterlichesWirkenalsKooperatorinHötting.Von 1952 bis 1954 war er Kooperator inMutters/Nattersundvon1954bis1956Ko-operatorinTulfes/Rinn.1956wurdeerzumNovizenmeister und Klerikermagister be-stelltundbetreutedenWeilerKreith (Mut-ters) als Aushilfspriester. Ein Jahr späterernannte ihnAbtAloisStöger zumPfarrervonIglsundab1959tatHerrLeoDienstalsReligionslehrer,LeiterdesLehrlingsheimesSt.BarthlmäundRektorderStiftskirche.IndenJahren1960bis1962warerPfarrvikarvon St. Sigmund/Sellrain, und von 1962

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bis1970bekleideteerdasAmtdesPriors.Anschließendwirkteer fünf Jahre langalsPfarrerderStiftspfarreWilten.Von1975bis1984warerPfarrerderGemeindenTulfesundRinn,nachseinerPensionierung1984Subprior, Friedhofsverwalter und Aushilfs-priesterinLans(1988bis1992).Seit 1998 feierte er jeden Samstag die hl.MesseinderSeniorenresidenz„Veldidena-park“undwar jederzeitzuSeelsorgs-Aus-hilfengernebereit.Zeitlebensprägtenun-seren Mitbruder seine tiefe Liebe zu Chri-stusundden ihmanvertrautenMenschen,denen er mit ungezwungener Herzlichkeitbegegnete.HerrLeowar inseinerFreizeitHobbyfotograf undeinbegeisterterSport-ler: Bergsteigen, Schifahren und Schwim-menwarenseinSteckenpferdunderhieltenihm seine Gesundheit bis ins hohe Alter.Viele Jahre unterhielt er eine kleine Haus-druckerei und fertigte selbstlos PfarrbriefeundkleinereDrucksorten.Persönlich lebteHerr Leo vollkommen anspruchslos undbescheiden; seine eiserne Selbstdisziplinwarbeispielgebend.Unsallenwerdensei-newortgewaltigenPredigtenundseinege-lasseneHeiterkeitstetsinlieberErinnerungbleiben.

HehenbergerFranzimCanisianumgestorbenam24.Oktober2009

Rektor Franz Hehenbergerwurde am 28. Jänner 1917in Oed (NÖ) in einer bäuer-lichenFamiliemit10Kinderngeboren, von denen vier ei-nen geistlichen Beruf ergrif-

fen. Nach der Volksschule kam er in dasSeminar Marianum in Seitenstetten undmaturierte 1936 mit Auszeichnung. 1936bis1939studierteer imCanisianum Inns-bruck Philosophie und Theologie. Im Ok-tober 1939 ging er ins Alumnat nach St.

Pöltenunderhielt1940dieSubdiakonats-und Diakonatsweihe. Am Karsamstag, 23.März1940wurdeerzumPriestergeweiht.SeinenKriegsdienstversaheralsSanitäter.NachdemKriegginges indieSeelsorge:1946 als Neupriester in Langschlag, 1947als Domkurator in St. Pölten, danach alsKaplaninAltlengbach,Mank,MelkundalsReligionsprofessorderLBASt.Pölten.Von1963–1977warerRektorimSeminarSeitenstetten.1978gingerinPensionundwurdevondenSchwesterninBaumgarten-berg aufgenommen und bis zum Lebens-ende liebevoll betreut. Sein seelsorglichesBemühen galt allen Bewohnern des Klo-sters.AberauchunterderOrtsbevölkerungvonBaumgartenbergwarder“HerrRektor”allseitsbekanntundbeliebt.ErwirktevieleJahre lang bei den Fronleichnamsprozes-sionen der Pfarre mit und ging – solangeesseineGesundheiterlaubte– täglichaufden Schöllerberg. Seine Fröhlichkeit, seinMusizieren und Singen, sein Humor, seintieferGlaube,seineinnigeMarienverehrungmachten ihn zu einem sehr liebenswertenMenschen,derallen,die ihnkannten,nunfehlenwird.

HomeyerJosefimCanisianum1950-1953,1955-1957gestorbenam30.März2010

Bischof Dr. Josef Homeyer wurde am 1.August1929inHarsewinkelgeboren.Nachdem Studium der Theologie und Philoso-phie inMünsterund Innsbruckempfingeram 11. Februar 1958 in Münster die Prie-sterweihe. Seine Kaplansjahre verbrachteer inWarendorfundMettingen.ErwarDi-özesanseelsorger fürdasLandvolk,späterSchulreferentinMünster.1972wurdeJosefHomeyerSekretärderDeutschenBischofs-konferenz. Am 25. August 1983 ernannteihn Papst Johannes Paul II. zum Bischofvon Hildesheim. Am 13. November 1983

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weihte ihn der damalige Vorsitzende derDeutschen Bischofskonferenz und Erzbi-schofvonKöln,JosephKardinalHöffner,imHildesheimerDomzumBischof.Über zwanzig Jahre war Josef HomeyerBischofvonHildesheim,biseram20.Au-gust2004emeritiertwurde.InseinerAmts-zeit berief er eine Diözesansynode ein; ergründete das BenediktinerinnenklosterMarienrodeunddasForschungsinstitut fürPhilosophieHannover; er riefdieBolivien-partnerschaftundden„Friedensgrund“insLebenundgestaltetedieChrisammesseinderKarwochezueinergroßenJugendmes-se. Über die Grenzen des Bistums hinauswidmete er sich mit großer Leidenschaftdem gesellschafts- und sozialpolitischenWirkenderKirche inDeutschland.BischofJosef Homeyer war ab 1989 Mitglied und1993 bis 2006 Präsident der KommissionderBischofskonferenzenderEuropäischenUnion(ComECE)undMitgliedimPräsidiumdesRatesderEuropäischenBischofkonfe-renzen (CCEE). Für die deutsch-polnischeVersöhnung hat er zusammen mit JuliusKardinalDöpfnerEntscheidendesgeleistet.BiskurzvorseinemTodengagierteersichfürdieeuropäischeEinigung,insbesondereimBlickaufMittel-undOsteuropaunddieOrthodoxie.Erwurdemitdem„Offizierkreuzdes Polnischen Verdienstordens“ ausge-zeichnet und war Träger des Ordens desHeiligenSava der SerbischenOrthodoxenKirche.DerFachbereichErziehungswissen-schaftenderUniversitätHannovertrugihmam 27. November 2002 die Ehrendoktor-würdean.Am30.September2004wurdeHomeyerdieNiedersächsischeLandesme-dailleundam6.November2005derEdith-Stein-PreisGöttingenverliehen.

KönigAntonWalterimCanisianum1955–1956gestorbenam28.November2009

MitterbacherAndreasimCanisianum1952–1953;1960-1961verstorben

MuellerJamesimCanisianumgestorbenam31.März2010

Rev. JamesMueller, Tiger, wie er von sei-nenFreundenliebevollgenanntwurde,warPfarrerderGemeindeSt.Finbar,Brooklyn.ErdientealsPfarrerinderDiözeseBrooklynund Queens, in den Pfarreien St. FrancesdeChantalundSt.GabrielBrooklynundinSt.MargaretMary,LongIslandCity,St.An-thonyofPadua,SouthOzoneParkundSt.Finbar,Brooklyn.

PreisHermann-JosefimCanisianum1959-1965gestorbenam1.März2010

Der Verstorbene wurde am 28.01.1933in Essen geboren und am 17. Juli 1965in Oberhausen zum Priester geweiht. Am14.08.1965 wurde er zum Kaplan an St.Joseph,Essen-Steele,undam12.09.1970zumKaplananHerzJesuinEssen-Steele-Königssteele ernannt. 1987 erhielt er sei-neErnennungzumRektoratspfarreranSt.Altfrid, Essen-Steele-Freisenbruch. Für dieErrichtungdieserKirchehatteer sichper-sönlichinhohemMaßeengagiert.ZumDe-finitor des Dekanates Essen-Steele wurdeer1988ernannt.Von1991bis2003warerDechantdesDekanatesEssen-Steele.Zum15.03.1999übernahmerzusätzlichalsPfar-rer die Leitung der o.g. Pfarrei Herz Jesu.Am01.02.2003wurdeerindenRuhestandversetzt sowie zum Ehrendechanten undzumPastorimbes.DienstanSt.AntoniusAbbas,Essen-Schönebeck,ernannt.

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RiepeCharlesK.imCanisianum1954–1960gestorbenam7.Februar2009

SchratzGottfriedimCanisianum1938-O/39;1945–O/48gestorbenam3.Jänner2006

Pfr. Cons. Gottfried Schratzwurdeam4.Juli1920inKlausgeborenundlebteseitseinem5. Lebensjahr in Feldkirch.NachdemBesuchdesGym-nasiumsinseinerHeimatstadt

begannerimHerbst1938inInnsbruckmitdemTheologiestudium,daserjedochunter-brechenmusste,weilerzumReichsarbeits-dienst und anschließend zur Wehrmachteinberufenwurde.NachderRückkehrsetzteerseinStudiumanderUniversitätfortundwurdeam23.März1947zumPriesterge-weiht.NachKaplansjahreninBregenz-Ma-riahilfundLustenau-RheindorfübernahmerimMai1962diePfarreAltenstadt,dieerbiszuseinerPensionierungmitunermüdlichemEifer leitete. In seineAmtszeit fielenwich-tigeBauvorhabenwiedieRenovierungderPfarrkircheundderMartinskapelle,dieEr-weiterungdesFriedhofssowiedieAnschaf-fungeinerneuenOrgel.Man würde Pfr. Schratz jedoch nicht ge-recht,wennman in ihmnurdenBauherrnsehenwürde.VorallemgingesihmumdieSeelsorge.Eswar ihmvonAnfanganklar,eine renovierte Pfarrkirche ist noch keinerenoviertePfarrgemeinde.Sosetzteersichmit ebenso viel Schwung für die eigent-liche Seelsorgetätigkeit ein. Um die Leutein der Pfarre kennen zu lernen, besuchteernacheinemgenauenPlanalleHaushaltedesOrtes.Um inKontakt zubleiben, ver-schickte er Pfarrbriefe, aus denen mit derZeiteinmonatlichesPfarrblattentstand.Die Erstkommunionkinder und die Mini-stranten waren ihm ein besonderes Anlie-

gen.Nochmit75Jahrenerteilteer indenKommunionklassenderVolksschuleReligi-onsunterricht.SeingroßerStolzwarjedochdie Ministrantenschar, die zeitweise über100Kinderzählte.VondenAusflügen,dieermit‚seinen'Ministrantenmachte,erzähltmansichnochheutemitBegeisterung.Seit 1970 gehörte Pfr. Schratz dem Prie-sterrratan.DieVerdienstedesSeelsorgerswurden1983mitderVerleihungdesTitels"GeistlicherRat"gewürdigt.AufGrundsei-ner reichenpastoralenErfahrungwurdeer1989indenBischofsratberufen.

TrütschJosefimCanisianum1943-1945gestorbenam23.November2009

Prof. Trütsch wirkte ein Le-benlangmitgroßemEinsatzin der Diözese Chur. DasWohl seiner Studenten lagihmsehramHerzen.Er wurde am 27. Januar1918inSchwyzgeboren.DiePriesterweiheempfingeram2.Juli1944inChur.Von1945bis1946studierteerinRom.Danachunter-richteteerbis1950 imKollegiumSchwyz.Von1950bis1965wareralsProfessorundSubregensamPriesterseminar inChur tä-tig.Von1965bis1972leiteteeralsRektordasKollegiumSchwyz.1972wurdeeralsProfessorandieTHCinChurberufen.DieJahre1985bis2007verbrachteeralsKlo-sterseelsorger in Ingenbohl.Ab2007 lebteerimRuhestandinIngenbohl.

Vuletic´ IlijaimCanisianum1968–1970;1978–1979verstorbenimJänner2009

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em.Prof.Dr.JosefNeunerSJEhrendoktorderKatholisch-TheologischenFakultätProfessorfürDogmatikinPune/Indien

1908 in Feldkirch geboren,tratNeuner1926indieGe-sellschaft Jesu ein. Nochwährend des Theologiestu-diums entstand sein erstesBuch, das zu einem Stan-

dardwerkfürjede/nTheologiestudierende/nbisheutegehört:Neuner-Roos„DerGlaubederKircheindenUrkundenderLehrverkün-digung“. 1938 ging er als Missionar nachIndien,musstedortzuerstdieErfahrungeneines Internierungslagers machen. Im La-gerfingeran,dieTraditiondesLandeszustudieren. Mit seiner Promotion über dieOpfervorstellung in der Bhagavadgita warer bestens auf den Umbruch, der sich imII.VatikanischenKonzilvollzog,vorbereitet.Als theologischer Berater des Konzils warermaßgeblichandenrevolutionärenDoku-mentendieserKirchenversammlungbeteili-gt:anderErklärungüberdasVerhältnisderKirchezudennicht-christlichenReligionenund dem Missionsdekret. Er schrieb diebahnbrechende Rede, die Papst Paul VI.beiseinerAnkunft inBombay1964gehal-tenhat;aufseinEngagementgehtauchdaserste interreligiöse Gespräch, das damalsunterMitwirkungdesPapstesinIndienab-gehaltenwurde,zurück.Nebenderakade-mischen Tätigkeit wirkte er als spirituellerBegleiterganzerGenerationenvonOrdens-schwestern und Priestern. So begleiteteerauchMutterTheresa,unddies–wiesieselberbezeugte–indenschwerstenKrisenihresLebens.Die Universität Innsbruck zeichnete denösterreichischen Jesuiten, der wesentlichzumAufbauunsererPartnerfakultätinPunebeitrug,imJahr2001mitderEhrendoktor-würdeaus.

P.JosefNeunergehörtzudengrößten in-tellektuellenGestaltenderKatholischenKir-chedes20.Jahrhunderts.Aufbescheideneund gerade deswegen auch so glaubwür-digeArtundWeisegaberZeugnisvonderWahrheitChristiineinermultireligiösenundmultikulturellen Welt. Überzeugend hat erunsvorgelebt,dassdertiefereligiöseGlau-be, Respekt und Toleranz einander nichtausschließen,sondernbedingen.

Innsbruck,imDezember2009Univ.-Prof.Dr.KarlheinzTöchterle

RektorderUniversitätInnsbruckUniv.-Prof.Dr.JózefNiewiadomskiDekanderTheologischenFakultät

Sr.LuiseMarillac–JosefaDuelliGeneraloberin der Barmherzigen Schwe-sternvon1976–1994*27.04.1927-†21.11.2009

Sr. Luise Marillac ist inÜbersaxen Vlbg. geboren.Mit23JahrentratsieindieGemeinschaftderBarmher-zigen Schwestern in Inns-bruckein.IhreersteProfess

legtesieimJahre1952ab.NachdemNo-viziat machte sie in Innsbruck die Ausbil-dungzurKrankenschwester.Anschließendwar sie als Diplomkrankenschwester undStationsleiterin7JahreinderUniversitäts-klinik inInnsbruckaufderHNO-StationimEinsatz.Von 1962 – 1970 war ihr die Leitung derKrankenpflegeschule in Lienz anvertraut.Ab1970warsiedurch2JahreGeneralvi-karin,dann4JahreProvinzoberinderPro-vinzInnsbruck-Feldkirch.IndieserZeitundindenspäterenJahrengaltihreSorgedenverschiedenen Werken unserer Gemein-schaft und all jenen, die unseren Schwe-sternanvertrautwaren:denAltenundKran-

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ken, den Kindern und Jugendlichen, denNotleidendenundObdachlosen.1976wurdeSr.LuiseMarillacbeimGeneral-Wahlkapitel zur Generaloberin gewählt. IndiesemverantwortungsvollenAmtwidmetesie18JahrehindurchihrenganzenEinsatzderSchwesterngemeinschaft.Von 1977-1994 übernahm sie den DienstderRegionaloberinderFrauenordeninderDiözese Innsbruck, durch 12 Jahre hin-durch auch das Amt der VizepräsidentinderVereinigungallerFrauenordenÖsterrei-chs.NachdieserZeit,undzwarvon1994-2003, war sie noch umsichtige Oberin imMarienheim in Andelsbuch. Mutter LuisemachtesichgroßeVerdiensteimBemühenumdieErrichtungeinerMissionsstation inMitundu/Tanzania.EinenbesonderenPlatznahm das Wohl und Wehe unserer afrika-nischenMitschwesterninihremHerzenein.ZahlreicheKontakteundmehrereBesucheinTanzania sindAusdruck ihrer herzlichenVerbundenheit mit den dortigen Schwe-

sternundihremInteresseamWachsenderjungen Gemeinschaft. Mutter Luise wurdefürdietreuenundjahrelangenDienste,diesieundihreMitschwesterngeleistethatten,dasSozialehrenzeichenderStadtInnsbruckverliehen, ebenso das Verdienstkreuz unddasEhrenzeichendesLandesTirol.GernundmitFreudenahmsieauchjährlichandenFöderationstagungenteil,beidenensich alle vinzentinischen Gemeinschafteneuropaweittrafen.DieletztenJahreihresLebensverbrachtesie–selbstpflegebedürftig–imHeimSt.Vin-zenz.AuchnochinihrerKrankheitnahmsieAnteilamGescheheninderGemeinschaft,inKircheundGesellschaft.MitgroßerundstarkerLiebewarsiefürihreSchwesterndaundfüralle,diesichinihrenAnliegenansiewandten.In Dankbarkeit für Ihre wohlwollende Ver-bundenheit mit dem Kolleg und für ihregeistlicheUnterstützunggedenkenwirihrerimGebet.

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März 2010Fr05. 09:00-17:00SJTeamklausurSa/So06./07. 4. Einkehrtag(Univ.-Prof.DDr.WalterSchaupp) EvangelischerRatderKeuschheitMo08. 11:00Fakultäts-EröffnungsgottesdienstFr12. Spiritualitätsgruppenabend(14tägig)Sa13. 18:30Impuls(P.PrasslSJ)So14. EucharistiefeierinPfarrgemeindenDo18. 18:10Fakultätsgottesdienst(Afrikan.Kulturgruppe:Rev.JohnK.Mensah)Fr19. Kulturgruppenabend(14tägig)Sa20. 18:40VesperSo21. EucharistiefeierinPfarrgemeindenMo22. Sel.ClemensAugustvonGalenDi23. 20:00Aula:EinRequiemfürTirolerMärtyrerMi24. 18:301.VespervomHochfestVerkündigung des HerrnMi24.–Fr26. Visite von P. Provinzial Gernot Wisser SJDo25. Hochfest Verkündigung des Herrn 18:10EucharistiefeierP.Provinzial 20:15TreffenderKollegsgemeinschaftmitP.ProvinzialinderBarFr26. Spiritualitätsgruppenabend

[27.03. – 11.04. Ordnung in den Kar- und Ostertagen im Canisianum]29.03. – 05.04. Küche geschlossen; Mittagessen Ewige Anbetung bzw. SJ-Kolleg

April 2010So11. 18:402.VesperDo15. 18:10FakultätsgottesdienstFr16. Kulturgruppenabend 20:00FrühlingskonzertSa17. 18:30Impuls(P.KommaSJ)So18. EucharistiefeierinPfarrgemeindenFr23. SpiritualitätsgruppenabendSa24. 18:30Impuls(P.HasitschkaSJ)So25. EucharistiefeierinPfarrgemeindenDi27. 07:15LaudeszumFestdesHl. Petrus Canisius 09:00TheologischeFakultät: Dies Academicus 18:30FestgottesdienstimDomFr30. Kulturgruppenabend

Mai 2010Sa01. 18:30Impuls(P.ThorerSJ)So02. EucharistiefeierinPfarrgemeindenFr07. SpiritualitätsgruppenabendSa/So08./09. 5. Einkehrtag(P.StephanKesslerSJ) EvangelischerRatdesGehorsamsMi12. 18:30feierliche1.VespervomHochfestChristiHimmelfahrt 20:00 Vortrag: P. Paul oberholzer SJ, China und die Jesuiten – 400 Jahre Matteo ricci; Fr. John Lee Hua SJ, Jesuits and China todayDo13. Christi Himmelfahrt –EucharistiefeierinPfarrgemeindenDo13.–15. 150.StiftungsfestderHelvetiaOenipontanaDo13. 19:00Eröffnungsabend-SpeisesaalFr14.–So16. ÖsterreichischesSeminaristentreffeninBrixenFr14. Rektorstag-vorlesungsfreiSa15. 18:40Vesper(P.PrasslSJ)So16. EucharistiefeierinPfarrgemeindenDo20. FakultätsgottesdienstFr21. Kulturgruppenabend

terMInkalender

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Sa22. 18:30feierliche1.VespervomHochfest–Impuls(P.HasitschkaSJ)So23. Pfingstsonntag–EucharistiefeierinPfarrgemeindenMo24. Pfingstmontag–EucharistiefeierinPfarrgemeindenDi25. Kollegsausflug nach Oies,GeburtsortdesHl.P.JosefFreinademetz 11:00EucharistiefeiermitP.RobertMiribungSJFr28. Spiritualitätsgruppenabend;Lange nacht der KirchenSa29. 18:30Impuls(P.PrasslSJ) SJWallfahrtumOrdensberufeSt.GeorgenbergSo30. EucharistiefeierinPfarrgemeinden

Juni 2010Mi02. 18:30feierliche1.VespervomHochfestFronleichnamDo03. Fronleichnam–08:00UhrEucharistiefeierimDom–Stadtprozessionoder

PfarrgemeindenFr04. KulturgruppenabendSa05. 18:30Impuls(P.HasitschkaSJ)So06. EucharistiefeierinPfarrgemeindenMi09. TriduumzumHerz-Jesu-Fest 18:40Vesper 20:15Impuls(Dr.ElmarKoziel)Do10. 18:30feierliche1.VespervomHochfest 20:15Impuls(Dr.ElmarKoziel),Vigilfeier,GebetsnachtFr11. HErZ-JESU-FESt 07:00EinsetzungundLaudes 16:30Festakademie(O.Univ.-Prof.DDr.FranzGmainer-Pranzl) 18:00Eucharistiefeier,anschließendfestlichesAbendessenSa12. 18:401.VesperSo13. Herz Jesu Sonntag 9:00 Eucharistiefeier mit Landesgelöbnis, JesuitenkircheDo17. FakultätsgottesdienstFr18. SpiritualitätsgruppenabendSa19. 18:30Impuls(P.ThorerSJ)So20. 19:00Universitäts-Schlussgottesdienst(Jesuitenkirche)Mi23. 18:30feierliche1.VespervomHochfest: GeburtdesHl.JohannesdesTäufersDo24. 18:10Gemeinschafts-GottesdienstzumSemesterschluss,anschl.SommerfestSa26. 18:30Impuls(P.PrasslSJ)So27. EucharistieindenPfarrgemeindenMo28. 09:00-17:00SJTeamklausur 18:401.VespervomHochfestdesHl.PetrusundHl.Paulus

Sommerferien: (Univ. 04.07. -30.09.) 04.07.-18.09.2010Ferienordnung im Canisianum 07. Juli – 22. August 2010 (Küche geschlossen)22.08. – 28.08.2010: PriEStErEXErZitiEn „Priester – Verkünder der Großtaten Gottes“ (P. Ettel SJ)

WS 2010/11 –VorausschauMi/Do30.06./01.07.2010 AnreisetagederNeoingressiMo05.07.- SprachkursimCanisianumMo31.08.–Fr24.09.2010 Deutsch-PrüfungsvorbereitungCanisianumSa18.09.2010 AnreisefürExerzitien,18:40Vesper–gemeinsamesAbendessenSo19.–So26.09.2010 ExerzitieninHallmitP.SeverinLeitnerSJMo27.09.2010 18:10Eröffnungsgottesdienst,gemeinsamesAbendessenund 20:00EröffnungsabendDi28.09.2010 WallfahrtMi29.09.2010 9:00Klausur:Kollegskonsult 15:00„diesofficialis“Mo04.10.2010 11:00Jesuitenkirche,EröffnungsgottesdienstderTheol.Fakultät

terMInkalender

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ArroyabeE.,Dr.AuerK.H.,DDr.AuerP.,Sr.

BalthasarJ.BaptistJ.,Dr.BarmherzigeSchw.Ibk.BartmannE.BatlinerH.,DDr.BelgischeProvinzderJesuiten(BME)BergerJ.BertlwieserF.,Dr.BischofH.BrackenS.BrühwilerG.BucherC.BucherM.BuchmannJ.Bundesdenkmalamt

CanisiuswerkCarlA.ChorherrenstiftSchläglColerus-GeldernO.,Dr.

DaffnerF.R.DemelB.,Dr.DeutscheProvinzderJesuiten

EberleF.Eberle-KieferA.EderG.,Dr.EggerF.EnderliM.EnnekingK.u.M.EwigeAnbetung,Ibk.

FehrP.FeilE.,Dr.FeldnerI.FinkSt.,Sr.FischerH.u.M.FöhrB.FörchG.,Dr.FralingB.

GalvinJ.P.GasserO.GasserU.,Dr.GasserW.GersbachM.GierlichsK.-J.GlassnerG.,Dr.GlausJ.

Gmainer-PranzlF.,DDr.GöbelE.Good-MoserT.GottfriedH.GrawehrL.K.GrgicJ.GrögliB.GroissW.GuflerH.GuillA.

HaasG.HacksteinTh.,Dr.HaiderA.HammansH.HäneF.u.A.HäringerT.,Dr.HartmannM.HeindlH.-P.Hengartner–SuterE.Herz-Jesu-Kloster,Halli.T.HintereggerA.HochmuthA.HochstrasserJ.HöflerA.HöfnerV.HollerR.HolzerE.,Sr.HolzhauserSt.HuberS.,Dr.HupfauD.

JacobH.,Dr.JesuitenkollegIbk.JossenE.

KasparP.P.Kath.PfarramtMellauKath.PfarramtSt.Georgen,St.GallenKath.PfarramtSt.Otmar,St.GallenKellnerJ.KempG.KernR.KieferP-KKieselL.KimL.Y.KoblerA.KohlK.KollerE.KoppR.KörblingE.KöstersR.,Dr.KracherH.KriechJ.KroisleitnerR.

KronbichlerT.KutterB.

LamplP.LandTirolLandesgedächtnis-stiftungLedergerberJ.LehenhoferH.,Dr.LenaersR.LenzH.,Dr.LeutgebJ.Limbach-MayerJ.LinserW.LoockG.

MabillardO.ManserJ.MayrB.,Dr.MayrT.MayrhoferH.MayrlA.MenrathW.MeulemannA.MikasH.J.MilbyL.MissionsklosterWernbergMittererK.MO-MilitärbischofsamtMuldersM.MüllerD.,Dr.MüllerG.

NageleH.NenningA.NeumannChr.u.R.NeumüllerL.NeunerH.NiederklapferO.u.M.NoflatscherH.,Dr.NoirjeanR.NussbaumerH.OberhuberJ.OrtnerU.,Dr.ÖttlP.PalgraveA.PeternelChr.PfefferkornF.PflegerJ.,Dr.PimiskernJ.PlanggerK.PohlW.PohlerE.PörnbacherH.,Dr.PrölsJ.ProschA.

RabergerW.,DDr.RadlW.RamsauerW.RauscherG.,Dr.ReberU.,Dr.RechbergerF.RedingerChr.,Dr.RenöcklH.,Dr.ReplohK.-G.RibbertB.RichwienL.RieglerP.RohringerJ.RöthlinE.,Dr.

SandF.SchanderaG.SchauppK.SchererG.SchererP.,Dr.SchildH.SchimmöllerK.SchmidC.SchmidingerJ.SchmittH.Schmitz-MoormanW.,Dr.SchneiderH.SchramlR.SchrammH.SchröderJ.SchulerH.SchusterP.SchüttengruberJ.Schw.v.Hl.Kreuz,SilzPetersbergSchwarzA.,Dr.,BischofSchweinbergerR.,Dr.SiebenbourJ.SiebenhüterO.SiebererB.SiemesR.SimonF.SmekalChr.,Dr.SohmerB.SondereggerA.StadlerA.StadtInnsbruckStampfliF.StangerO.,Dr.StaudingerF.,Dr.StecherR.,Dr.,Bischofem.SternA.M.StockerJ.StudhalterJ.TatzreiterR.,Dr.ThattakathJ.P.

TomitzaG.TrojerM.TrutwinW.u.H.,Dr.TschurtschenthalerM.UdeaforI.UnterholznerK.

v.MerveldtH.v.RohrscheidB.,Dr.VidonyaW.

WagnerD.WallensteinerF.WallfahrtskircheHeiligkreuz,St.GallenWeberSt.WehrleP.WeissE.WeissensteinerF.Wenk–SchlegelCh.WeßP.,Dr.WillersU.,Dr.Windisch-GraetzF.,Dr.WittmannJ.WittmerH.WlassitsF.,Dr.WögerbauerO.WoschitzK.,Dr.WryczaH.

YangTae-YoungSt.ZaunerW.,Dr.ZeilingerU.,Dr.ZensusJ.ZielinskiW.-G.ZielonkaM.ZisterzienserstiftSchlierbachZügerA.

Pater-Michael-Hofmann-Stiftung:

FrassenA.HolzhauserSt.KnitelA.LinserW.PiotrowskiSt.RumplmayrK.SchanderaG.UrsulinenklosterIbk.

Wir dANkeN uNsereN speNderN uNd fördererN:

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Kath.KirchenkasseKirchbergi.T.Kath.KirchenkasseKirchbichli.T.Kath.KirchenstiftHeimbuchKath.PfarramtOberried,St.GallenKath.PfarramtPrutzKath.PfarramtSt.Johannes,HeimbuchenthalKath.PfarramtVöcklamarktKlosterEngelbergMariannhillerMission,AltdorfMissionsprokurSJ,NürnbergSchöbliM.TrautmanD.

TrausnitzJ.,Dr.Verwaltungdeskathol.KonfessionsteilsdesKantonsSt.GallenWagenederE.WagnerD.WillerF.WilmsenA.OrPhNWimmerW.,Dr.

intentionen haben übersandt:

DiözeseIbk.EBPfarramtBrixeni.Th.FinkSt.,Sr.HaasG.HaellerW.KarmelSt.Josef,Ibk.

Patenschaften und Studienplätze:

AmericanInnsbruckAlumniAssociationBaldeggerO.Benediktinerinnen,Sr.M.Eder,ScharnitzBereuterm.PfarreSt.Gallus,BregenzBischöfl.OrdinariatBozenBischöfl.OrdinariatLinzDegenM.DeutscheMissionsprokurSJEcksteinM.ErharterJ.GleinserO.HirschbergerM.KarlingerA.KatthitharaY.Kath.PfarramtBürs

Kath.PfarramtFrastanzKath.PfarramtMondseeKath.PfarramtNenzingKath.PfarramtSaggen,Ibk.Kath.PfarramtSt.Barbara,SchwazKath.PfarramtSt.Johanni.T.Kath.PfarramtSt.Florin,VaduzKath.PfarramtWennsKempterK.KieselL.KircheinNotLenz.H.,Dr.McCarthyTh.MattE.MeierW.u.G.MentgenH.MilbyL.

MissioAustriaMissionskreisAndelsbuchMüllerR.Orat.PhilipNeriÖsterr.MissionsprokurSJPfarreSt.Michael,EttingPfarreSt.Konrad,LinzPfarreTannheimRohlederE.SchneiderH.OrPhNSchreiberM.SchüpferlingG.SchweizerMissionsprokurSJSeelsorgeverbandd.Kath.PfarreienOberriet,Rüthi,KobelwaldSpielerH.TheurlR.

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Bankverbindungen:

1. Deutschland(ohneSpendenquittung) BayerischeHypo-undVereinsbankAG Kto5803620590(CanisianumInnsbruck) BLZ70020270

2. Deutschland(mitSpendenquittung) BayerischeHypo-undVereinsbankAG Kto5801381733(DeutscheProvinzderJesuitenK.d.ö.R./Canisianum) BLZ70020270

3. Österreich UniCreditBankAustriaAG,Innsbruck Kto850156958/00(CanisianumInnsbruck) BLZ12000 IBAN: AT681200085015695800 BIC: BKAUATWW

4. Österreich Raiffeisen-LandesbankTirol,Innsbruck Kto616.326(CanisianumInnsbruck) BLZ36000 IBAN: AT423600000000616326 BIC: RZTIAT22

5. Österreich(steuerlichabsetzbar) PSKBank Kto7086326(JesuitenaktionMENSCHENFÜRANDERE) BLZ60000 IBAN: AT526000000007086326 BIC: OPSKATWW Verwendungszweck:StudienstipendiumCanisianum IhreSpendeistgemäߧ4aZ3und4EstGsteuerlichabsetzbar BeiSteuererklärungzumVereinsnamen:MENSCHENFÜRANDEREauchdie RegistrierungsnummerSO1345angeben.

6. Schweiz UBSAG9001St.GallenPC80-2-2 Kto254-L0274622.0 zugunstenCanisianum,Pfr.PaulHutter

7. Pater-Michael-Hofmann-Stiftung UniCreditBankAustriaAG,Innsbruck Kto518840200/00 BLZ12000 IBAN: AT791200051884020000 BIC: BKAUATWW

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