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Krankenhausplanung und Wettbewerb Dipl.-Gesundheitsökonom Andreas Götz III. Interdisziplinärer Kongress Junge Wissenschaft und Praxis Berlin, 18./19.10.2011

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Krankenhausplanung und Wettbewerb

Dipl.-Gesundheitsökonom Andreas Götz

III. Interdisziplinärer Kongress Junge Wissenschaft und Praxis

Berlin, 18./19.10.2011

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Agenda

1. Krankenhausplanung Status Quo

2. Grundelemente eines liberalisierten Gesundheitssystems

3. Krankenhausplanung unter Wettbewerb

4. Ausgewählte Leistungsfelder

5. Fazit und Ausblick

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Der Sicherstellungsauftrag für die Versorgung mit stationären medizinischen Leistungen liegt bei den Ländern

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Bundesländer: Gewährleistung der Versorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen Krankenhäusern

Krankenhauspläne Investitionsprogramme

KHG

• Abstimmung der Krankenhausplanung bei „grenzüberschreitender“ Versorgung• Abstimmung der Krankenhauspläne auf die pflegerischen Leistungserfordernisse des SGB XI• Einvernehmliche Regelungen mit den unmittelbar Beteiligten sind anzustreben

Näheres regelt Landesrecht

z.B. BayKrG

• Krankenhausplan enthält Standort, Bettenzahl, teilstationäre Plätze, Fachabteilungen sowie Versorgungsstufe

• Krankenhausplan kann Fachprogramme enthalten• Voraussetzung für die Aufnahme in den Krankenhausplan• Bayerischer Krankenhausplanungsausschuss

Krankenhausplanung Status Quo

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Im Kern handelt es sich bei der Krankenhausplanung um eine staatliche Angebotsplanung

5E= Einwohner; KH= Krankenhaushäufigkeit; VD = Ø Verweildauer; A = Auslastung/Bettennutzungsgrad

Methodik der Krankenhausplanung

Prognose des zukünftigen Bedarfs

2007 2011 2012

Betten

Jahr

?

Hill-Burton-Formel1.

Gutachten2.

Planbetten =E x KH x VD x 100

A x 1.000 x 365

KH = Fallzahl x 1.000

Einwohner

• Expertise zur Prognose der zukünftigen Inanspruchnahme

• Berücksichtigung von Demographie, Morbidität, Verweildauerentwicklung, …

Rechtsfolgen der Aufnahme in den Krankenhausplan

KH

GKV

Ministerium

•Anspruch auf Fördermittel

• „Fingierter“ Versorgungsvertrag

Krankenhausplanung Status Quo

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Trotz dieser staatlichen Angebotsplanung finden sich im Krankenhausmarkt wettbewerbliche Elemente

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Krankenkassen Patienten

Medizin-technischer Fortschritt

sektorenübergreifend

Wettbewerb im

Krankenhaus-markt

Gesetz/Politik

• DRG-Einführung•Mindestmengenregelungen (?)• Fachprogramme• ….

• Steigendes Gesundheitsbewusstsein

• Information, Transparenz• …

Verdrängung. Verbünde, Konzentration

• „Kontrahierungszwang“•Entgeltverhandlung (Einflussnahme auf Leistungsspektrum)• ….

• Med.-techn. Innovationen z. B.• Großgeräte• Telemedizin• ….

Liberalisiertes Gesundheitssystem

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Ein wettbewerblich orientiertes Gesundheitssystem umfasst Wettbewerb auf allen Interaktionsebenen

Patienten

GKV PKV

KrankenkassenKrankenkassen

Leistungserbringer

7Quelle: Darstellung in Anlehnung an Cassel

Versicherungsvertragmit Wettbewerb um

Versicherte

Behandlungsvertragmit Wettbewerbum Patienten

Versorgungs-vertrag

mit Wettbewerbum Leistungsverträge

• Dezentrale Steuerung der Interaktion der Akteure• Interaktionsordnung: Wettbewerbsordnung, Rahmen• Individualprinzip (mündiger Bürger)• Haftungsprinzip• Wettbewerb als Such- und Entdeckungsverfahren

Versorgungsvertrag

• Vertragsverhandlungen zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern

• Keine Verpflichtung zum Abschluss eines Vertrages („selektives Kontrahieren“)

• Vertragsinhalte in Verantwortung der Akteure

• Preis und Menge• WeiteresNeue Vergütungsmodelle?

Wie kann in einem liberalem Gesundheitssystem eine institutionelle und organisatorische Lösung aussehen, wenn infolge zu geringer Nachfrage eine stationäre Kapazitätsvorhaltung nicht (ausreichend) erfolgt?

Liberalisiertes Gesundheitssystem

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Eine Aufteilung der stat. Krankenhausleistung und individuelle Vertragsverhandlungen ermöglichen mehr Wettbewerb

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(Normative) Festlegung

Zugangsindikatoren

Quelle: Leber et al (2007), Kortevoß/ Kraft (2011), Platzköster et al (2011)

• Detailtiefe der Klassifikation der Leistungen (MDC, Basis-DRG, DRG, OPS, ICD)

• Zuordnung der Krankenhausleistungen zu einem Bereich

• „Gewährleistung der Versorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen Krankenhäusern“

o Entfernung in kmo Fahrtzeiten des Individualverkehrs

(PKW)o Fahrzeiten des öffentlichen

Verkehrso Demographische, soziale und

ökonomische Patientenfaktoren

„Trennung“ der stat. Krankenhausleistungen

Nicht-Notfälle• Dringlichkeit:

Keine Dringlichkeit, Wartezeit möglich

• Planbarkeit: Hohe Planbarkeit

• „Aufnahmeart“: „Normal“

• Zugangsweg: Selbständig

Notfälle

• Dringlichkeit: Keine Wartezeit möglich

• Planbarkeit: Wenig Planbarkeit

• „Aufnahmeart“: „Notfall“

• Zugangsweg:NAW, RTW, etc.

• Keine Krankenhausplanung

• Vertragsverhandlung zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen

• Freie Preisgestaltung

• Grundsätzliche Behandlung von Notfällen

• Definition der „Sicherstellung“

• Prüfung nach Verhandlungsrunden

Eingriff

Krankenhausplanung unter Wettbewerb

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Über Ausschreibungen kann die medizinische Versorgung mit Notfallleistungen durch die Länder sichergestellt werden

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Krankenhausplanung unter Wettbewerb

GKV PKV

KrankenkassenKrankenkassen

Krankenhäuser

Verhandlung

Ministerium • Monitoring der stationären Versorgungsstrukturen• Überwachung und Kontrolle der definierten Zielgrößen

• Normative Festlegung z. B.• Erreichbarkeit der Krankenhäuser• Mindesthilfsfristen• …

Bei Unterschreitung:

Ausschreibung1

• Öffentliche Ausschreibung•Zuschlag erhält der Leistungserbringer, der die Leistung zu niedrigsten Kompensationsforderungen anbietet•Vergabe für definierten Zeitraum•Nach Ablauf, erneut „freie Verhandlung“ zwischen den Leistungserbringern

• „Fondslösung“•Sicherstellungszuschlag, der zusätzlich gewährt wird •„Subvention“, die Einfluss auf die Allokation über den Markt nimmt

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Vorgehen

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Visualisierung3

Analyse des Versorgungsangebots2

Auswahl bestimmter Krankenhausleistungen1

Varizenchirurgie:• Zuordnung der relevanten DRGs• Kurz-Analyse der § 21-Daten ausgewählter Krankenhäuser

• Analyse der Krankenhäuser in Bayern hinsichtlich des Angebotes der ausgewählten Leistungsspektren

• Krankenhausverzeichnis• Internetsuchportale• Qualitätsberichte der Krankenhäuser• …

• Überführung in Straßenkarten• Erstellung von Fahrtzeitzonen• Identifikation der Versorgungsituation

Ausgewählte Leistungsfelder

Herzchirurgie:• Nutzung der Ergebnisse des Herzberichts

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In Bayern kann innerhalb von 20 Minuten ein Krankenhaus mit dem Angebot der Varizenchirurgie erreicht werden

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Ergebnisse

• Einordnung im DRG-Katalog:• F39A: „Unterbindung und Stripping von Venen mit beidseitigem Eingriff oder Ulzeration oder äußerst schweren oder schweren CC“

• F39B: „Unterbindung und Stripping von Venen ohne beidseitigen Eingriff, ohne Ulzeration, ohne äußerst schwere oder schwere CC

• Fälle [2009]:• Bayern: 16.929 (0,66% aller DRG-Fälle)• Deutschland: 84.678 (0,49% aller DRG-Fälle)• Bedeutung in Krankenhäusern• Anteil am Krankenhausbudget (Casemix-Punkte) in ausgewerteten Krankenhäusern 0,07%-0,17% (Ø 0,12%)

• Anteil „Nicht-Notfälle“ 83,33%-100% (Ø 92,08%)

Krankenhaus mit Angebot Varizenchirurgie

Region Erreichbarkeit > 20 Min

Fahrzeitenzone 20 Min.

Versorgungsangebot Varizenchirurgie Bayern

Ausgewählte Leistungsfelder

Quelle: Eigene Recherchen, Statistisches Bundesamt (2010), Statistisches Bundesamt (2011), Microsoft MapPoint

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Die Effekte des selektiven Kontrahierens können im Rahmen einer Versorgungsforschung untersucht werden

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Selektives Kontrahieren

• Krampfaderoperationen mit hohem Potenzial der ambulanten Leistungserbringung

• In Ballungsgebieten hohe Versorgungsdichte (sowie hohe ambulante Versorgungsdichte)

• Selektives Kontrahieren und freie Preisgestaltung ermöglicht wettbewerbliche „Strukturbereinigung“

• Krankenkassen:• Attraktive Angebote für Versicherte• Nicht nur Preis- sondern auch

Qualitätswettbewerb• Hebung von Einsparpotenzial

• Krankenhäuser:• „Wettbewerbliche“ Bereinigung des

Leistungsangebots• Positionierung als ausgewählter

VertragspartnerKrankenhaus mit Angebot Varizenchirurgie

Region Erreichbarkeit > 20 Min

Fahrzeitenzone 20 Min.

Ausgewählte Leistungsfelder

Versorgungsangebot Varizenchirurgie Bayern

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Die vorliegende Versorgungsanalyse zur Herzchirurgie würde eine Evaluation der Auswirkungen ermöglichen

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Ergebnisse

• Notfalloperationen: 11,6% aller Herzoperationen• 26,1% aller Sterbefälle 2008 entfielen auf ischämische Herzkrankheiten, Klappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, angeborene Fehlbildungen

• 12 Herzchirurgische Zentren (Deutschland: 80)• „Eigenversorgungsgrad“: 94%

OperationsartenEingriffe

2009Koronarchirurgie 7.297Klappenchirurgie 3.523Thorakale Aortenchirurgie 928Korrektur/ Pallation angeborener Herzfehler

1.004

Andere kardiale Eingriffe 602Im-/ Explantation Herzunterstützungssysteme

328

Schrittmacher/ ICD 3.275weitere extrakardiale Eingriffe 4.675

Ausgewählte Leistungsfelder

Versorgungsangebot Herzchirurgie Bayern

Herzchirurgisches Zentrum

Region Erreichbarkeit > 60 Min

Fahrzeitenzone 60 Min.

Quelle: Eigene Recherchen, Bruckenberger (2010)

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Die skizzierte Neuordnung der Krankenhausplanung setzt mehr Freiheiten auf den anderen Vertragsebenen voraus

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Patienten

GKV PKV

KrankenkassenKrankenkassen

Leistungserbringer

Versicherungsvertragmit Wettbewerb um

Versicherte

Behandlungsvertragmit Wettbewerbum Patienten

Versorgungs-vertrag

mit Wettbewerbum Leistungsverträge

1.

2. 3.

• Abschaffung der dualen Finanzierung• Geltungsbereich des Wettbewerbsrechts

• Aufhebung des Einheitsbeitragssatzes• Krankenhausindividuelle Beitragssätze• Selbstbehalttarife• Kostenerstattungstarife

• Wahlfreiheit•Möglichkeit als Selbstzahler Leistungen nachzufragen•Transparenz (Verträge, Preise, Qualität)

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2.

3.

Fazit und Ausblick

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