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l Nr. 1 l März 2003 l 18. Jahrgang l ISSN 1618-0550 l Z 13136 F l TAUWETTER ... eine franziskanische Zeitschrift Krieg – Niederlage der Menschheit Irak

Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

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l Nr.1 l M

ärz 2003 l 18.Jahrgang l ISSN 1618-0550 l Z 13136 F l

TAUW

ETTER...eine franziskanische Zeitschrift

Krieg – Niederlage der Menschheit

Irak

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Inhalt

Editorial4

Krieg gegen den Irak6

Kriegshintergünde,zivile Alternativen,M

öglichkeiten zum Friedensengagem

entClem

ens Ronnefeldt

Die am

erikanische Friedensbewegung

19Clem

ens Ronnefeldt

Dokum

entation29

Stellungnahmen zum

Irak-Konflikt

Franziskaner an der UN

O:Irak

38F.I.-Büro G

enf

Blickpunkt:Ordensleute für den Frieden

43Br.Christoph,Br.G

ünter ofm

Ökum

enisches Friedensgebet46

Herm

ann Schalück ofm

3

IMP

RESSU

M

Redaktion Tauwetter

Peter Amendtofm

,Stefan Federbusch ofm,M

arkus Fuhrmann ofm

,Jürgen N

eitzertofm,M

arkus Offner,Alexa W

eissmüller osf,

Verantwortlich im

Sinne des Presserechts:Jürgen Neitzertofm

,Köln

Sie erreichen unsRedaktion Tauw

etter,Albertus-M

agnus-Str.39,53177 BonnRedtauw

[email protected]

Dankeschön

Tauwetterfinanziertsich ausschließlich aus Spenden.

Wir m

öchten uns an dieser Stelle ausdrücklich bei allen bedanken,die m

itihrem Beitrag diese franziskanische Zeitschriftm

itdem

Schwerpunkt„G

erechtigkeit,Frieden und Bewahrung der

Schöpfung“ unterstützen.

Redaktion Tauwetter

Sparkasse Bonn (BLZ 380 500 00)Konto 25 006 131

PostzeitungsdienstVertragspartner:Kölnische Franziskanerprovinz e.V.Im

merm

annstr.20,40210 Düsseldorf

2

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Franciscans International hatauf der letzten Sitzung der UN

-Men-

schenrechtskomm

ission die Situation im Irak aus der Perspektive der

Kinder beleuchtetund die Folgen des Embargos als M

enschenrechtsver-letzung verurteilt.

Die Stellungnahm

e des Papstes und der deutschen Bischöfe doku-m

entieren das vielfältige Bemühen der Kirchen,einen Krieg abzuw

en-den.D

ie Mitglieder der Tauw

etter-Redaktion w

ünschen allen Leserinnen und Lesern,vor allem

aber den Menschen im

Irak pax etbonum –

Friede und alles Gute!

5

EDITO

RIAL

Wenn dieses H

efterscheint,hatder Krieg gegen den Irak schon begon-nen.Alle D

emonstrationen von M

illionen von Menschen,alle Appelle

der Kirchen,des Papstes wurden ignoriert,G

ewalthatw

ieder einmal die

Oberhand gew

onnen gegen einen friedlichen Konsens der Völkerge-m

einschaftDoch es gehtdiesm

al nichtnur um Krieg und Frieden.Eine

neue Weltentsteht– doch w

as für eine?

Die W

eltordnung bekomm

tdurch die veränderte am

erikanischeM

ilitär- und Sicherheitsdoktrin ein neues Gesicht.

Ein Gesicht,das nicht

eben freundlich schaut.Ein Gesicht,das zu

mancherlei Befürchtungen Anlass gibt.D

ie mühsam

erkämpfte Rechts-

ordnung der Völkergemeinschaft

wird aus den Angeln gehoben,die

Autoritätder UN

O w

ird untergraben.

Der Stärkste w

ird Weltpolizistund entscheidetnach eigener Inter-

essenslage,welche U

NO

-Resolutionen gewaltsam

durchgesetztw

er-den und w

elche nicht.

Im polarisierten und polarisierenden W

irklichkeitsverständnis deram

erikanischen Regeirung liegtw

ohl einer der Knackpunkte der Kon-flikte der G

egenwartund der Zukunft.Eine Schw

arz-Weiß-M

alerei nachdem

Muster „H

ier/wir die G

uten – dort/ihr die Bösen“ verkenntdie

Komplexität

der Wirklichkeit,w

ill sie vermutlich bew

usstverkennen,

um m

öglichsteinfache und eindeutige Feindbilder zu schaffen.

Clemens Ronnefeldt,1991 M

itglied der Initiative „Frieden am G

olf“(siehe Tauw

etter 1/1991),schildertin seinen Artikeln zum einen die H

in-tergründe dieser neuen Strategie der U

SA und des Irak-Konflikts undzum

anderen die in Deutschland w

enig wahrgenom

mene am

erikani-sche Friedensbew

egung.Der Aufruf am

erikanischer Kriegsveteranengibtdavon aktuell Zeugnis.

4

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Die neue Aufteilung der W

eltunter US-Kom

mandos

Am 1.O

ktober 2002 bereits wird die W

eltneu aufgeteilt.Es gibt

zumersten M

al in der Geschichte keinen W

inkel der Erde mehr,der nicht

unter einem der nationalen M

ilitäroberkomm

andos der USA steht.Für

die Verteidigung Nordam

erikas wird ein m

ilitärisches Oberkom

mando

(NO

RTHCO

M) völlig neu eingerichtet.D

ie Zuständigkeitdes O

berkom-

mandos Europa (EU

COM

),dem bereits jetzt

der größte Teil Afrikasuntersteht,w

ird künftig erstmals auch den ehem

aligen KonkurrentenRussland um

fassen,zum Pazifischen O

berkomm

ando (PA-COM

) komm

tdie Antarktis hinzu.U

nverändertbleiben die Zuständigkeiten für M

it-tel- und Südam

erika (SOU

THCO

M) sow

ie für Nordostafrika,Persischer

Golf,Zentralasien und Pakistan (CEN

TCOM

).

Wie O

tfried Nassauer in der FR-D

okumentation am

15.7.02 aus-führlich dargelegthat,entstehtam

1.10.02 ein neues militärisches U

S-M

achtzentrum,„ein O

berkomm

ando,dem Frühw

arnsysteme und Satel-

liten,Raketenabwehrsystem

e und strategische Angriffsraketen,strate-gische M

ittel für konventionelle und nukleare Angriffsoptionen unter-stellt

werden.W

ashington planteine integrierte Kom

mandozentrale

für – auch präventive – strategische Angriffe,strategische Vergeltungs-angriffe und strategische Verteidigung“.

Bereits Ende Juni 2002 fällte die US-Regierung die w

eitreichendeEntscheidung,die beiden eh schon je für sich sehr m

ächtigen Oberkom

-m

andos für den Weltraum

(SPACECOM

) und das der StrategischenStreitkräfte (STRATCO

M) in einer einzigen Behörde auf der O

ffutAir

Force Base in Nebraska zusam

menzuführen.

„Mitdem

neuen strategischen Oberkom

mando w

ird einer der ent-scheidenden und um

strittenenen Grundgedanken der jüngsten Ü

ber-prüfung der N

uklerarstrategie und -streitkräfte der USA,des N

uclearPosture Review

,erstmals um

gesetzt.Defensive und offensive Elem

entew

erden ebenso integriertwie konventionelle und nukleare Angriffsop-

tionen.… Vereinfacht:W

ashington will zuschlagen können,bevor es7

Krieg gegen den IrakKriegs(hinter)gründe,zivile Alternativen und M

öglichkeiten zum

Friedensengagement

von Clemens Ronnefeldt

Am 2.Juni 2002 verlangte PräsidentG

eorg W.Bush in einer program

ma-

tischen Rede vor Absolventen der US-M

ilitärakademie W

estPoint,„jederZeitbereitzu sein,um

ohne Zeitverlustin jeder dunklen Ecke der Welt

zuschlagen zu können.Unsere Sicherheit

verlangtvon allen Am

erika-nern,resolutnach vorn zu schauen und bereitfür präventive Schläge zusein,w

ann imm

er das notwendig ist,um

unsere Freiheitund unser

Leben zu verteidigen“.„Der Krieg gegen den Terror w

ird nichtin der

Defensive gew

onnen“,so der US-Präsident,„w

ir müssen die Schlacht

auf dem Boden der Feinde führen,

ihre Pläne vereiteln und denschlim

msten Bedrohungen begegnen,bevor sie auftauchen“.D

iesenW

orten lassen derzeitverschiedene grundlegende US-M

ilitärstrategienTaten folgen.

Am 17.7.2002 veröffentlichte die Los Angeles Tim

es Auszüge ausden neuesten Richtlinien zur Verteidigungsplanung (D

efense PlannigG

uidance) für die Jahre 2004-2009.Bisher gingen die US-M

ilitär-Pla-nungen davon aus,

zwei große Kriege an unterschiedlichen O

rtengleichzeitig führen zu können,m

itdem neuen D

okumentw

ird erstmals

betont,an jedem O

rtder Welt„die Initiative zu ergreifen“ und m

it„nichterw

arteten Angriffen“ Gegner künftig zu überraschen.

Die G

eschwindigkeit,m

itder die U

S-Führung künftige Angriffs-kriege als neue Artder O

rdnungspolitik umsetzt,scheintderzeitFreun-

de (falls – von Tony Blair einmal abgesehen – überhaupt

noch vorhan-den) w

ie Feinde gleichermaßen zu überraschen und zu lähm

en.

6

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„Hulliburton“ w

ie auch Georg W

.Bush als ehemaliger Top-M

anager desÖ

ldienstleistungsunternehmens „H

arken Öl“ w

egen Bilanzfälschungenund ihrer Verw

icklung in Insidergeschäfte in der öffentlichen Kritik.

Die Rüstungslobby als Triebfeder des Irak-Krieges

Bereits am 22.4.02 berichtete die Frankfurter Rundschau,dass die

US-Rüstungsindustrie „einen Boom

wie seit

20 Jahren nichtm

ehr“erlebtund führte aus:

„Sollten die Pläne für eine Militäroffensive gegen Irak w

ahr wer-

den,kann die US-Rüstungsindustrie auf w

eitere Wachstum

simpulse

hoffen.Rüstungsaktien sind nach Einschätzung von Experten in jedemFall auf längere Sichteine sichere Anlage.Allein bei den vier Branchen-riesen Lockheed M

artin,Northrop G

rumm

an,Raytheon und General

Dynam

ics stiegen die Aktienwerte seitden Anschlägen vom

11.Septem-

ber zusamm

en um 44 Prozent.N

ichtnur,dass der Krieg kurzzeitig die

Produktion ankurbelt,indem N

achschub an Bomben,Ersatzteilen und

sonstigen Rüstungsgütern geliefertw

erden muss.Vor allem

istes die

Hoffnung auf eine längerfristige Serie lukrativer Aufträge,die die Akti-

enkurse ,dramatisch‘ in die H

öhe schießen lassen,sagtPaul Nisbetvon

JSA Research,einem

Forschungsinstitutder Luftfahrtbranche.

Der

Afghanistankrieg hatdie W

affenarsenale an mancher Stelle w

eitge-hend geleert,so dass jetztersteinm

al nachgefülltwerden m

uss.So wei-

tete Boing in St.Charles/Missouri den Schichtdienstaus,um

die Produk-tion von JDAM

- Präzisionssystemen für die ,sm

artbombs‘ anzukurbeln.

Derzeit

sind die Vorräte so erschöpft,dass nach Meinung m

ancherExperten ein Angriff auf Irak gar nichtm

öglich wäre“.

Im zw

eiten Halbjahr 2002 allerdings rutschten die Aktienkurse der

großen Rüstungskonzerne gewaltig in den Keller.„O

ffensichtlich sei,dass die Kriegshandlungen die Investitionen in die U

S-Rüstungsindu-strie erhöhten und der W

irtschaftm

ehr Dynam

ik gäben,um aus der9

getroffen wurde.…

Besondere Besorgnis ruftauch die Tatsache hervor,dass präventive,nukleare Angriffe nicht

ausgeschlossen werden.D

asArgum

ent:Viele potenzielle Ziele,äußersttief unter der Erde oder in

Gebirgen gelegene Bunker zum

Beispiel,könnten mit

konventionellenW

affen nichtgesichert

zerstörtw

erden“ (O.N

assauer,FR,15.7.02).Alseiner der ersten w

ies HerbertKrem

p am 27.2.02 in der „W

elt“ darauf hin:„D

ie Bush-Doktrin w

ird sich in ihrer Entwicklung nicht

auf die Beseiti-gung der terroristischen U

ntergrundmächte und ihrer H

elfer beschrän-ken.Ihre konsequente Verfolgung im

pliziertdie Ausw

eitung in dreiRichtungen:■

Kontrolle der vorder- und zentralasiatischen Transferstaaten vomKaukasus bis zum

Hindukusch;

■Verhinderung der islam

istischen Machtergreifung in Saudi-Arabi-

en;■

Konzentration des Interesses auf den Iran,Indien und China,wo

neue Macht-Agglom

erationen entstehen.“Krem

p bescheinigte der Bush-Doktrin:„Sie diktiert

einen Verhal-tenskodex am

Rande der Unterw

erfung“.

Hinter der U

S-Militärpolitik stehtdie W

irtschaftspolitik

„Wenn der irakische D

iktator Saddam H

ussein wissen w

ill,wie lange er

voraussichtlich noch an der Machtsein w

ird,dann muss er dreierlei im

Auge behalten:amerikanische M

einungsumfragen,die Kurse an der

Wall Street

und den Sitzungskalender von Senatund Repräsentanten-

haus:D

enn US-Präsident

George Bush w

ird seinen imm

er wieder

angekündigten Angriff auf Bagdad letztlich von innenpolitischen undw

irtschaftspolitischen Faktoren abhängig machen“,begann W

olfgangKoydl seinen Artikel „Bereit

fürs Abenteuer in Bagdad“ (SüddeutscheZeitung,19.7.2002).

Nach Enron- und W

orldcom-Konkursen stehen VizepräsidentChe-

ney als ehemaliger Chef des w

eltweit

größten Ölindustriezulieferers

8

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■D

ie Schulden der privaten Haushalte liegen aktuell bei 108 Prozent

des Bruttoinlandproduktes,was einen Spitzenw

ertinnerhalb der

OECD

-Staaten darstellt.■

Das N

ettovermögen der privaten H

aushalte,bereinigt

um die

Inflation,sank von einem Spitzenw

ertim ersten Q

uartal 2000 biszu seinem

vorläufigen Tiefpunktim 3.Q

uartal 2001 um 12,3 Prozent

oder umgerechnet

ca.400 Milliarden D

ollar,was 40 Prozent

desBruttoinlandproduktes entspricht.

■W

egen der weltw

eiten Konjunkturschwäche und der Abw

ertungdes D

ollars vergrößerte sich das US-Leistungsbilanzdefizit

imersten Q

uartal 2002 auf ein Rekordminus von 112 M

illiarden Dollar.

Schon seitvielen Jahren krankt

die US-W

irtschaftdaran,dass sie

unverhältnismäßig m

ehr Waren im

portiertals exportiert.■

Japanische Anleger halten rund ein Drittel aller U

S-Staatsanlei-hen.H

ältdie Krise in Japan w

eiter an und wird dieses Kapital in

Zukunftentweder an der asiatischen H

eimatfrontoder im

zuneh-m

end lukrativeren Euroland angelegt,gerät

die US-W

irtschaftnoch tiefer ins Trudeln.W

ährend der US-Verteidigungshaushaltbis 2007 auf die astrono-

mische Sum

me von 451 M

illiarden US-D

ollar angehoben werden soll,

erwägen 17 U

S-amerikanische Bundesstaaten,die Schulw

oche auf vierTage zu reduzieren,w

eil sie die Lehrkräfte nichtmehr bezahlen können.

Zusamm

enfassung der wichtigsten G

ründe für den Irak-Krieg

Es gibteine ganze Reihe von Gründen,w

arum große Teile der U

S-Regie-rung diesen Krieg trotz aller Risiken und m

öglicher Verluste an Men-

schenleben führen möchten:

1.Der M

achtwechsel in Bagdad bringtU

S- und britische Ölfirm

enins G

eschäft.2.D

ie Abhängigkeitder USA von Saudi-Arabien sinkt,die eh schon

geschwächte O

PEC verliertweiter an Bedeutung.

11

bereits vor dem 11.Septem

ber drohenden Rezession herauszukomm

en“,schrieben die katholischen Bischöfe Brasiliens Ende 2001 in ihrerM

onatsanalyse (zit.nach FR,8.12.01).

Die U

S-Wirtschaft:Ein Koloss auf tönernen Füßen

Die neuen geplanten U

S-Präventivkriege werden vielleichtnoch einige

Jahre den Niedergang der U

S-Wirtschafthinauszögern können und et-

liche tausende unschuldiger Opfer nach sich ziehen;ohne eine grund-

legende Reform der U

S- wie auch der gesam

ten Weltw

irtschaftwird der

wirtschaftliche N

iedergang der einzigen Weltm

achtw

ohl kaum noch

aufzuhalten sein.

Der Spiegel erschien am

8.7.02 mit

dem Aufm

acher „Der neue

Raubtierkapitalismus – M

itGier und G

rößenwahn in die Pleite“,in dem

Parallelen zwischen 1929 und 2002 hergestellt

wurden.D

er Titel be-schreibt

m.E.zutreffend die derzeitige Verfassung der U

S-Wirtschaft.

Einer der führenden US-Ö

konomen,Paul Krugm

ann,erklärte Anfang2002,dass sich die Enron-Pleite einm

al rückblickend als bedeutsamerer

Wendepunkt

für die US-G

esellschafterw

eisen würde als der Einsturz

des World Trade Centers.W

ilfried Wolf w

ird nichtmüde,im

mer w

iederauf die G

runddaten der US-W

irtschafthinzuw

eisen,so z.B.in seinemBeitrag „Terror der Ö

konomie“ ( junge W

elt,27./28.7.02):

Obw

ohl die USA w

eltweitrund die H

älfte aller Auslandsdirektinve-stitionen tätigen,siehtes in der G

esamtschau derzeitsehr düster aus:

■N

ach fünf Jahren Haushaltsplus w

ird das am 30.9.02 endende U

S-W

irtschaftsjahr mit

einem M

inus von 165 Milliarden U

S-Dollar

schließen.■

Die per G

esetz auf 5590 Milliarden D

ollar festgelegte Obergrenze

für die öffentliche Verschuldung musste im

Juni 2002 – mit

Ver-w

eis auf höhere Gew

alt– angehoben werden.

10

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Michael Ehrke von der Friedrich-Ebert

Stiftung komm

tin seiner

Analyse und Bewertung der w

ichtigsten Kriegsgründe zu zwei zentra-

len Aspekten:

„Politisch-strategisch (…) könnte Irak zum

ersten Anwendungsfall

der Bush-Doktrin w

erden,zum Exem

pel einer neuen Form globaler

amerikanischer D

ominanz.…

Politisch-Ökonom

isch gehtes ums Ö

l,umeine Auseinandersetzung zw

ischen amerikanischen,französischen,rus-

sischen und chinesischen Interessen als auch zwischen Erdölkonsum

en-ten und nahöstlichen Produzenten“ (FR-D

okumentation vom

6.2.2003).

Zivile Alternativen und FriedenslösungenAnsätze für die Lösung der Israel-Palästina-Frage

Ohne eine Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes w

erden alle weiteren

Friedensbemühungen in der Region N

aher und Mittlerer O

sten kaumtragfähig w

erden.

Felix Neugartund Christian-Peter H

aneltvon der Bertelsmannstif-

tung/CAP haben in einem Strategiepapier,auszugsw

eise dokumentiert

in der Frankfurter Rundschau am 24.1.03 unter der Ü

berschrift„Nur ein

externer Akteur kann noch Fortschritte bringen“,substantielle Vor-

schläge für Friedenslösungen formuliert:

„Die U

mrisse einer langfristigen Lösung sind aus den Vorschlägen

und Ideen,die in dem Zeitraum

zwischen Cam

p David (Juli 2000) und

Taba (Januar 2001),einschließlich der Clinton-Vorschläge (Dezem

ber2000),diskutiert

wurden,deutlich erkennbar.In Taba w

ar der EU-Ver-

mittler für den N

ahen Osten,M

iguel Moratinos,sogar der einzige Zeuge

einer dritten Partei,der den Verhandlungen beiwohnte und ein Proto-

koll über die Diskussionen führte.D

er Textdieses Dokum

ents zeigtdieAnnäherung der Positionen in vielen Schlüsselfragen und skizziert

inw

eiten Teilen ein mögliches Endstatusabkom

men.Auch w

enn nichtin13

3.D

ie US-M

achtfülle weltw

eitwächst;Europa,China,Japan,Indi-

en und Russland werden auf Jahre hin als potentielle Konkur-

renten geschwächt,die U

S-Hegem

onie gestärkt.4.

US- und britische Soldaten in der G

olfregion werden künftig

nichtm

ehr von irakischen Massenvernichtungsw

affen be-droht.

5.D

ie staatliche irakische Unterstützung für palästinensische

Selbstmordattentäterfam

ilien entfälltnach einem

Regime-

wechsel,

ebenso erhöhtsich nach Ansicht

der israelischenFührung die SicherheitIsraels.

6.D

ie US-Rüstungs- und Ö

lindustrie wird gefördertund hilftder

US-W

irtschaftm

itihrem

riesigen Außenhandelsbilanzdefizitund der w

eltweithöchsten Staatsverschuldung aus der Krise.

7.D

er Krieg wird andere Staaten der Region – insbesondere die

erdöl-reichen Nachbarländer Iran und Saudi-Arabien – von

einer US-feindlichen Politik abhalten,w

eil diese sonstebenfallsangegriffen w

ürden;der gesamte N

ahe und Mittlere O

sten sollneu „gestaltet“ w

erden.8.

Georg W

.Bush vollendetdes W

erk seines Vaters und rächtdenvon U

S-Seite behaupteten Mordversuch Saddam

Husseins an

Georg Bush senior bei dessen Truppenbesuch in Kuw

ait1993.9.

Der Krieg gegen Irak lenktvom

Misserfolg in Afghanistan und

der Nichtergreifung O

sama bin Ladens ab.

10.Ein schneller Sieg und Regimew

echsel in Bagdad erhöhtdie

Wiederw

ahlchancen von Georg W

.Bush bei der Präsidenten-w

ahl 2004.11.D

er Druck der religiös-fundam

entalistischen Kräfte in den USA

– zu denen PräsidentG

eorg W.Bush selbst

gehört-,die davon

überzeugtsind,dass Nordam

erika den missionarischen Auftrag

zur weltw

eiten „Dem

okratisierung“ der Erde und zum Kam

pfgegen das Böse erhalten hat,istenorm

hoch.12.N

ach mehr als einem

Jahr Ankündigung des Irak-Krieges kanndie U

S-Führung kaum noch ohne Ansehensverlustzurück.

12

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Ansätze für die Lösung der Irak-Frage

In der Studie „Präventivkrieg als Ausweg“ der regierungsnahen Stiftung

Wissenschaft

und Politik in Berlin vom Juni 2002 beschreibt

PeterRudolf im

letzten Kapitel die „Robuste Eindämm

ung“ Iraks als „Alterna-tive zum

Krieg":

„Ein ausgefeiltes Überw

achungssystem kann die Fortführung der

A-,B-,und C-Waffen-Program

me erschw

eren und verzögern,wie die

Erfahrungen mitden früheren Inspektionen zeigt.Im

nuklearen Bereichkonnte das so genannte Action Team

der Internationalen Atomenergie-

organisation ein klares Bild der irakischen Aktivitätvor dem

Golfkrieg

erstellen.Tausende von Inspektionen ohne Ankündigung in mehr als

300 Einrichtungen zwischen 1994 und 1998 und die neu entw

ickeltenVerifikationstechnologien ließen dem

Irak keine Chance,die Arbeitan

Nuklearw

affen systematisch w

ieder aufzunehmen.…

Weitere Schritte in Richtung eines effizienteren und besser über-

wachten Sanktionsregim

es mit

größerer internationaler Akzeptanzsind m

öglich und sinnvoll,ohne dass die Kontrolle der VN über die Ö

ler-löse aufgegeben w

erden muss.D

azu gibtes eine Reihe von Vorschlägen.

Dies w

äre erstens die Genehm

igung von Investitionen in der iraki-schen Ö

lindustrie.Ein solcher Schrittkäm

e den Interessen Russlands,Chinas und Frankreichs entgegen.

Gleichzeitig w

ürden sich über eine Ausweitung der Förder- und

damit

der Exportmöglichkeiten die finanziellen M

öglichkeiten für dieEinfuhr ziviler G

üter erhöhen.Zweitens könnten die Erlöse aus dem

Ölgeschäftauch dazu eingesetztw

erden,einheimische landw

irtschaft-liche Produkte zu kaufen,denn große M

engen an Nahrungsm

ittelein-fuhren unter dem

Öl-für-N

ahrungsmittel-Program

m haben für die ira-

kischen Bauern die Produktionsanreize verringert.D

rittens könntenausländische Investitionen in der irakischen W

irtschaftin größerem

Um

fang erlaubtwerden,w

obei sichergestelltwerden m

üsste,dass sie15

allen Bereichen eine Einigung erreichtwurde,lassen sich folgende Bau-

steine eines langfristigen Ausgleichs benennen

■D

ie Gründung eines palästinensischen Staates in 94 bis 97 Prozent

der Westbank und dem

gesamten G

aza-Streifen.Die übrigen drei

bis sechs Prozent,die die wichtigsten Siedlungsblöcke m

itunge-

fähr 80 Prozentder Siedlerpopulation beinhalten,werden von Isra-

el annektiert,wobei die Palästinenser m

iteinem adäquaten Stück

israelischen Territoriums kom

pensiertwerden.D

ie Grenzzone des

Jordantals wird nach einer Ü

bergangszeitTeil des palästinensi-

schen Staates

werden,

wobei

israelische Frühw

arnstationenbestehen bleiben können.

■Zw

ei Hauptstädte in Jerusalem

.Das jüdische W

est-Jerusalem w

irddie H

auptstadtIsraels bleiben,während das arabische O

st-Jerusa-lem

die Hauptstadtdes neuen palästinensischen Staates w

ird.Die

Palästinenser werden die Souveränität

über den Haram

-Al Scha-rif/Tem

pelberg-Bezirk erhalten,

während

Israel die

jüdischenStadtteile jenseits der grünen Linie einschließlich des jüdischenViertels der Altstadt

und der Klagemauer (m

itZugang durch das

armenische Viertel) behalten w

ird.

■D

ie Rückkehr der Mehrheit

der Flüchtlinge in den neuen palästi-nensischen Staatoder deren Einbürgerung in einem

Gastland.N

ureiner kleinen Zahl w

ird aus humanitären G

ründen die Rückkehrnach Israel in den G

renzen von 1948 erlaubtwerden“.

Trotz Mauerbaus sow

ie der aus den jüngsten Wahlen gestärkther-

vorgegangenen Position Ariel Scharons sind die oben genannten Punk-te im

mer noch G

rundlage jeglicher Fortschritte im N

ahen Osten und

Mittleren O

sten.

14

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In diesem Zusam

menhang m

üsste auch über Initiativen nachge-dachtw

erden,die eine Öffnung der seitüber einem

Jahrzehntisoliertenirakischen G

esellschaftstim

ulieren,beispielsw

eise durch kulturelleAustauschprogram

me“ (FR,24.1.03).

Die Einberufung einer Konferenz zur ABC-W

affenabrüstung,diealle Staaten der Region – inklusive Israel und seiner Atom

waffen –

umfasst,

könnte zu einem regionalen Friedens- und Stabilitätspakt

nach Vorbild der KSZE/OSZE führen.D

ie Initiative dazu könnte z.B.derG

eneralsekretär der arabischen Liga mit

Unterstützung des U

N-G

ene-ralsekretärs ergreifen.D

ie EU und andere Akteure könnten den Prozess

von außen begleiten und unterstützen.

Eine der wirkungsvollsten M

aßnahmen zur D

eeskalation der Regi-on hin zu einer Friedensordnung w

äre die Einstellung sämtlicher

Rüstungsexporte in die Region sowie der konsequente Ausbau erneuer-

barer Energien in den westlichen Industriestaaten zur Verringerung der

Abhängigkeitvom ölreichen persischen G

olf.

Clemens RonnefeldtistReferentfür Friedensfragen

beim deutschen Zw

eig des Internationalen Versöhnungsbundes.O

rtsstr.13,56288 Krastel

Literaturhinweise

Clemens Ronnefeldt,D

ie neue NATO,Irak und Jugoslaw

ien,mit

einemVorw

ortvon Prof.Dieter S.Lutz,195 S.,2.Auflage,M

inden 2002 (bestell-bar für 9,50 Euro incl.Porto und Versand nur über die G

eschäftsstelledes Versöhnungsbundes,w

ww

.versoehnungsbund.de,e-mail:G

escha-eftsstelle@

versoehnungsbund.de,Tel.05 71/85 08 75

Rüder Göbel,Joachim

Guilliard,M

ichael Schiffmann (H

g.),Der Irak.Ein

belagertes Land,2.Auflage,Köln 2002.

17

nichtder Rüstungsproduktion zugute kämen.Viertens w

äre an ein Ver-fahren zu denken,m

itdem

der Irak seine Auslandsschulden (bei Russ-land und Frankreich) abgelten könnte.Fünftens w

äre das Verbotvon

Flügen in den Irak aufzuheben (das ohnehin eine eigenartige Interpre-tation der sich auf ,cargo‘-Flüge beziehenden Sicherheitsratsresolution670 ist) und allen Irakern,die nicht

eng mit

dem Regim

e verbundensind,den Kontaktm

itdem Ausland zu erm

öglichen.Gleichzeitig w

ärendie privaten Auslandsverm

ögen der irakischen politischen Elite einzu-frieren ...Festzuhalten ist:D

ie Möglichkeiten für eine robuste Eindäm

-m

ungspolitik mit

internationaler Akzeptanz sind noch nichtausge-

reizt“.SoweitPeter Rudolf.

Ebenfalls mit

konkreten Friedensvorschlägen befasstsich das

bereits erwähnte Strategiepapier von Felix N

eugartund Christian-PeterH

anelt:

„Die EU

sollte daher eine Strategie erarbeiten,die als glaubwürdi-

ge Alternative zu den Plänen der Falken in Washington bestehen kann.

Diese w

ürde auch von moderaten Stim

men in der am

erikanischenöffentlichen D

iskussion dankbar aufgenomm

en werden.

Die EU

sollte – in kritischer Distanz zu einem

Regimew

echsel mit-

tels unilateraler militärischer G

ewalt– in einem

weiteren SchrittBedin-

gungen für die Reintegration Iraks in die internationale Gem

einschaftund die U

nterstützung beim notw

endigen Wiederaufbau des Landes

erarbeiten.Diese könnten beispielsw

eise umfassen:(1) Erhalt

Iraks alsintegraler und souveräner Staat;(2) substanzieller Fortschritt

bei derEinrichtung dem

okratischer Institutionen,Auflösung der Repressions-instrum

ente und Meinungsfreiheit;(3) Föderalism

us oder Dezent-rali-

sierung,aufbauend auf der Anerkennung von Minderheitenrechten

und der Aufteilung der Einnahmen aus dem

Ölexport;(4) Anerkennung

der territorialen Integritätder N

achbarstaaten und Verpflichtung zurfriedlichen Konfliktlösung und (5) Aufgabe des Erw

erbs von Massenver-

nichtungswaffen sow

ie Senkung der Rüstungsausgaben.

16

Page 10: Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

Die amerikanische Friedensbew

egungvon Clem

ens Ronnefeldt

Die U

S-Friedensbewegung m

achtgegen den Irak-Krieg mobil

„Nur noch das am

erikanische Volk selbstkann diesen Krieg stoppen“,

zitierte die Frankfurter Rundschau (26.10.02) ein US-Friedensplakat

imihrem

Magazin,das sich ganzseitig der U

S-Friedensbewegung w

idme-

te.Nachdem

die erste Hälfte der Am

tszeitGeorg W

.Bush‘s vorüber ist,beginnt

der Wahlkam

pf für die US-Präsidentenw

ahl im nächsten Jahr.

Vor diesem H

intergrund komm

tder Stärke der U

S-Friedensbewegung

enorme Bedeutung bei der Beendigung des bereits begonnenen Irak-

Krieges und der Verhinderung seiner Ausweitung zu.

Allein in denersten beiden W

ochen des Oktober 2002 zählte des unabhängige Insti-

tutfür politische Studien in Washington landesw

eit400 verschiedeneAnti-Kriegsveranstaltungen.

Protestwelle im

Oktober 2002

Noch vor der Entscheidung im

US-Kongress,der Präsident

Bush am

10.10.02 mit

einer breiten Mehrheit

freie Hand für einen Krieg gegen

Irak gab,demonstrierten M

itglieder der US-Friedensbew

egung in vielenStädten der U

SA.

Als Georg Bush z.B.am

7.10.02 in Cincinnati sprach,versamm

eltensich rund 1.000 KriegsgegnerInnen vor dem

Gebäude.Sie trugen Trans-

parente mit

der Aufschrift„Krieg ist

das Versagen der Politik“ undblockierten nach der Bush-Veranstaltung den Verkehr in der Stadt.

19

Bernd W.Kubbig (H

rsg.),Brandherd Irak.US-H

egemonieanspruch,die

UN

O und die Rolle Europas,Frankfurt2003.

William

Rivers Pitt,Krieg gegen den Irak.Was die Bush-Regierung ver-

schweigt,(Interview

mitScottRitter),2002.

Volker Perthes,Geheim

e Gärten.D

ie neue arabische Welt,Berlin 2002.

AugustPradetto (H

rsg.),Internationale Reaktionen auf die Irak-Politikder U

SA 2002,Studien zur Internationalen Politik,hrsg.vom Institutfür

Internationale Politik an der Universität

der Bundeswehr in H

amburg,

Heft1/2003.

Andrea Szukala und Thomas Jäger,D

ie innenpolitische Steuerung deram

erikanischen Irak-Politik,in:Blätter für deutsche und internationalePolitik,H

eft1/2003,S.37–48.

Ferhad Ibrahim,Iran und Irak in der II.Phase des am

erikanischen Kriegesgegen den Terror,in:Aus Politik und Zeitgeschichte,B25/2002,S.31–38.

Peter Rudolf,Präventivkrieg als Ausweg,SW

P-Studie (S 23) der StiftungW

issenschaftund Politik,Berlin 2002.

Jürgen Wagner,D

as ewige Im

perium.D

ie US-Außenpolitik als Krisenfak-

tor,Ham

burg 2002

James H

.Hatfield,D

as Bush-Imperium

.Wie G

eorg W.Bush zum

Präsiden-ten gem

achtwurde,m

iteinem Vorw

ortvon Jean Ziegler,3.Auflage,Bre-m

en,2002.– Thierry Meyssan.11.Septem

ber 2001.Der inszenierte Terro-

rismus.Auftaktzum

Weltenbrand?,Kassel 2002.

Michel Chossudovsky.

Global Brutal.

Der entfesselte W

elthandel,die

Armutund der Krieg,11.Auflage,Frankfurt2002.

18

Page 11: Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

z.B.die New

York Times die Stärke der U

S-Friedensbewegung „nach

oben hin“ korrigierte:„Nach zahlreichen Leserbriefen,

Anrufen undEm

ails an die Redaktion musste die Zeitung am

vergangenen Mittw

ochihre Berichterstattung korrigieren und eingestehen,dass die ProtesteAusdruck einer gestärkten Anti-Kriegsbew

egung sind“,berichtete diejunge W

eltam 2/3.11.02.

Protestwelle im

Januar 2003

Die Einschätzungen über die G

roßdemonstration in W

ashington am18.1.2003 gingen w

eitauseinander:Die Polizei sprach in ihrer offiziellen

Schätzung von 30.000 bis 50.000 TeilnehmerInnen,die „junge W

elt“übernahm

die Zahl etlicher Nachrichtenagenturen,die sich auf Veran-

stalterschätzungen stützte,von 500 000.

Die „taz“ w

ollte sich nichtfestlegen und begann ihren Beitrag mit

der größtmöglichen Spannbreite:„Am

Samstag haben in der U

S-Haupt-

stadtrund 30.000 bis 500.000 M

enschen vor allem gegen einen dro-

henden Irak-Krieg und die Außenpolitik von PräsidentG

eorg W.Bush

demonstriert“.

Die W

ahrheitdürfte irgendw

o dazwischen gelegen

haben.Der Streitüber die H

öhe der TeilnehmerInnenzahlen überschat-

tete teilweise das eigentliche Anliegen der Antikriegsbew

egung.

Während die „junge W

elt“ auf der Titelseite mit

dem Aufm

achererschien:„Friedensbew

egung in USA so stark w

ie nie“,überschrieb die„taz“ ihren Beitrag:Kriegsproteste in W

ashington.An der Dem

onstra-tion am

Samstag nahm

en weniger M

enschen als erhofftteil“.

Im U

nterschied zu den Dem

onstrationen im Frühjahr und H

erbst2002 hielt

im Januar 2003 m

öglicherweise auch eisige Kälte viele

Dem

onstrantInnen vom M

arsch nach Washington ab.Auffällige Trans-

parente trugen Slogans wie „G

ive Inspectors a Chance“,„UN

-Action notU

S over reaction“ oder „money for jobs not

war“.D

ie Januar-Dem

on-stration w

ar von einem breiten politischen Bündnis getragen,das – im

Gegensatz zu den G

roßkundgebungen 2002 – weit

in die bürgerliche21

Am W

ochenende zuvor waren in N

ew York etliche tausend M

en-schen dem

Aufruf der Kampagne „N

otin our name“ gefolgt.Am

15.10.02erschien eine ganzseitige Anzeige gegen den Irak-Krieg in m

ehrerengroßen U

S-Tageszeitungen.Sie war unterzeichnet

von 200 Unterneh-

merInnen,darunter dem

CNN

-Gründer Ted Turner sow

ie dem Schau-

spieler und Unternehm

er Paul New

man.

Die InitiatorInnen der O

rganisation „Truemajority.com

“ – diew

ahre Mehrheit

– konnten bereits bis Oktober 2002 m

ehr als 35.000M

itglieder zählen,darunter 400 führende G

eschäftsleute,die sich

ebenfalls öffentlich gegen den Krieg aussprechen.

Einzelaktionen wie die des H

ollywood-Schauspielers Sean W

ood,der allein für eine Annonce in der W

ashington Postmitheftiger Kritik an

der US-Regierung 56.000 U

S-Dollar bezahlthatte,fanden ein lebhaftes

Echo.In US-G

roßstädten fanden Ende Oktober 2002 zahlreiche Kundge-

bun-gen unter dem M

otto „Den Krieg verhindern,bevor er beginnt“,

statt,die von einem breiten Bündnis m

itdem

Nam

en „Answer“ (Act

now to Stop W

ar and End Racism) vorbereitet

und durchgeführtw

ur-den.In W

ashington sagte vor – von den Veranstaltern geschätzten –200.000 D

emonstrantInnen der frühere U

S-Justizminister Ram

seyClark,es sei „Zeit,das Regim

e zu wechseln – aber hier,in Am

erika“ (zit.nach junge W

elt,28.10.02).Neben Clark gehörte der schw

arze Bürger-rechtler Jesse Jackson zu den prom

inentesten RednerInnen,ebenso dieSchauspielerin Susan Sarandon.

Transparente zeigten Slogans wie

„Stopptden Krieg,bevor er beginnt“,Lasst

Bush fallen stattBom

ben“oder „G

eld für Arbeit,nichtfür Krieg“.

Nachdem

einige

US-M

edien die

TeilnehmerInnenzahlen

derD

emos eher untertrieben hatten,

intervenierte die medienkritische

Gruppe FAIR (Fairness and Accurancy in Reporting).Es gelang ihr,dass

20

Page 12: Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

Somm

er 2002 einen Aufruf mitdem

Inhalt,es sei ein „Muss für alle fort-

schrittlichen Arbeiter- und Antikriegsorganisationen,den angekündig-ten Krieg zu stoppen“.Kontakt:w

ww

.iacenter.org

Kirchen gegen den Krieg

Neben den G

ewerkschaften stellen die Kirchen in den U

SA eine erhebli-che gesellschaftliche Kraftdar.Einerseits sind es gerade religiöse Funda-m

entalisten,– zu denen der US-Präsident

selbstgehört

– die in einemG

ut-Böse-Schema die W

eltaufgeteilt

haben,andererseits melden sich

fasttäglich neue Stim

men offizieller Kirchengrem

ien gegen den Irak-Krieg.Zu Ihnen gehören die M

ennonitische Kirche,die Lutherische

Kir-che Amerikas (w

ww

.elca.org),der Nationale Rat

der Kirchen Christiin

den U

SA (w

ww

.nccusa.org),die

Presbyterianische Kirche

der U

SA (ww

w.pcusa.org),die Vereinigte Kirche Christi in den U

SA – zum

Beispiel mit

ihrer Erklärung „20 Wege,den Krieg im

Irak zu beenden“(w

ww

.ucc.org) –

und die

die Katholische

Bischofskonferenz(w

ww

.usccb.org).Ihre Vollversam

mlung hatte bereits im

Novem

ber2002 m

it228 zu 14 Stim

men eine Erklärung gegen den Irakkrieg ver-

abschiedet.Gerade M

önche und Nonnen sow

ie andere engagierte Chri-sten sind derzeitan Aktionen zivilen U

ngehorsams vor U

S-Militärstütz-

punkten an vorderster Stelle im Einsatz.

US-Friedensdelegationen im

Irak

Der Ex-U

S-Marine Ken N

ichols O‘Keefe,der noch 1991 im

Golfkrieg auf

Seiten der Alliierten gegen Irak gekämpfthatte,startete von London aus

zunächsteine Reise durch m

ehrere europäische Länder,bevor er sichauf den W

eg in den Irak machte.D

ortbesuchte er Krankenhäuser,

wohnte in irakischen Fam

ilien möchte m

itseinem Einsatz einen Beitrag

zur Verhinderung des Krieges leisten.Kontakt:ww

w.uksociety.org

23

Mitte reichte.W

aren es 2002 vor allem linke FriedensaktivistInnen,

kamen zum

Martin-Luther-King G

edenktag am 18.1.03 „neben Sparta-

kisten,Gew

erkschaftler,christliche Friedensgruppen und viele Familien

mitKindern“ (taz,20.1.03).Auffällig w

ar die Abwesenheitder dem

okra-tischen O

pposition.Aufgerufen hatte,wie schon im

Oktober 2002,das

Bündnis „answer“,das sich als Aktionsnetzw

erk nach dem 11.9.01

gegründethatte.

Proteste von Städten und Friedensbündnissen in den USA

„Stadtratvon Chicago hält

Präventivkrieg für falsch“ titelte die FR am

18.1.03.Der Stadtratvon Chicago hatte sich in einer Resolution gegen

einen ,vorbeugenden Militärangriff‘ auf Irak ohne den Bew

eis ausge-sprochen,dass von Bagdad w

irklich eine Bedrohung für die USA ausge-

he.Dam

itfolgte der M

agistratder drittgrößten U

S-Stadtähnlichen

Resolutionen von Städten wie San Francisco,Seattle,Ithaca (Bundes-

staatN

ew York) und Kalam

azoo (Michigan).,W

ir wollen nicht,dass

unsere Jungen und Mädchen in den Krieg ziehen‘,sagte die Ratsvorsit-

zende Dorohy Tillm

an.

„Iraq Peace Pledge“ nenntsich ein breites Bündnis der Q

uäker-O

rganisation American Friends Service Com

mitte,Education for Peace

in Iraq Center,Fellowship of Reconciliation (U

S-Zweig des Versöhnungs-

bundes),Lutheran Peace Fellowship,N

ational Netw

ork to End the War

AgainstIraq,Pax Christi USA,Peace Action sow

ie „Voices in the Wildern-

ess“.In einer Selbstverpflichtung mitdem

Nam

en „Iraq pledge of resi-stance“ verpflichten sich alle U

nterzeichnerInnen der Erklärung,imFalle einer Kam

pftruppenverlegung US-am

erikanischer Einheiten undanderer offensichtlicher Schritte hin zu einer Eskalation,sich an Aktio-nen zivilen U

ngehorsams vor U

S-Militäreinrichtungen zu beteiligen.

Kontakt:ww

w.peacepledge.org.Einer der w

ichtigsten Motoren der U

S-Friedensbew

egung istdas Internationale Aktions Zentrum (IAC) in W

as-hington.D

er Direktor des Zentrum

s,Brian Becker,verbreitete bereits im

22

Page 13: Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

Aufbau diplomatischen D

ruckes zur Kriegsverhinderung

Über Internet

fordern Vorstände verschiedener US -Friedensorganisa-

tionen ihre Mitglieder auf,den drei ständigen M

itgliedern im W

eltsi-cherheitsratFrankreich,Russland und China Em

ails oder Faxe zu sendenm

itder Botschaft:„Bitte stim

men Sie keiner U

N-Resolution zu,die zu

militärischer G

ewalterm

ächtigt“.

Das eingangs des Artikels erw

ähnte ganzseitige Porträtder U

S-Friedensbew

egung im M

agazin der FR schloss mit

dem Satz:„G

anzallein kann die am

erikanische Friedensbewegung ihren Präsidenten

wahrscheinlich eben doch nichtstoppen“.D

eswegen istihre U

nterstüt-zung gerade aus Europa – und insbesondere aus D

eutschland – extremw

ichtig.

Möglichkeiten zu Protestund W

iderstand in Deutschland

„Justiz prüftKlagen wegen der Vorbereitung eines Angriffskriegs.G

ene-ralbundesanw

altN

ehm m

uss sich mit

mehreren Strafanzeigen gegen

den Bundeskanzler befassen“,titelte die FR am 11.1.03.W

eitere Strafan-zeigen können beim

Generalbundesanw

altgestelltwerden.

„Not

in our name – kein Krieg gegen den Irak!“ lautet

nichtnur

eine Initiative in den USA,sondern auch eine Kam

pagne der Internatio-nalen Ärzte für die Verhütung des Atom

krieges/Ärzte in sozialer Verant-w

ortung (IPPNW

).Bei der IPPNW

-Geschäftsstelle in Berlin können Post-

karten an PräsidentBush und Bundeskanzler Schröder sowie Flugblät-

ter zum Them

a „Kollateralschaden“ bestelltw

erden:Kontakt:IPPNW

Berlin,Tel.030-698 07 40,Fax.030-69381 66.

An vielen US-M

ilitärstützpunkten fanden bereits Dem

onstratio-nen statt,an einigen auch Sitzblockaden (Rhein-M

ain-Airbase/Frank-furt,EU

COM

/Stuttgart).Neben Stuttgart

Vaihingen,Ramstein,Rhein-

25

„Angehörige von Opfern der Terroranschläge vom

11.9.sind nachBagdad gereist,um

für eine friedliche Beilegung der Irak-Krise einzu-treten.D

ie vier US-Bürger seien `in dieser Zeitgroßer Bedrohung´ nach

Irak gereist,,um ihrer H

offnung Ausdruck zu geben,dass Krieg undG

ewalt

ein Ende nehmen‘,erklärte der Verband ,Fam

ilien des 11.Sep-tem

ber für ein friedliches Morgen‘ am

Mittw

och (8.1.03).Als Ortfür ihre

Pressekonferenz wählte die G

ruppe die Ruinen eines Luftschutzbun-kers,in dem

beim G

olf-Krieg 1991 fast400 Zivilisten durch US-Bom

bengetötetw

orden waren“,berichtete die FR am

9.1.03.

Die U

S-Friedensgruppe „Voices in the wilderness“,die seit

vielenJahren Reisen in den Irak durchführt

und z.B.eine Strafanzeige über120.000 D

ollar bekam,w

eil ihre Mitglieder Kinderspielzeug und M

edi-kam

ente nach Bagdad brachte und damitangeblich gegen das Em

bar-go verstieß,gründete das „Iraq Peace Team

“.SeitHerbsthalten sich M

it-arbeiterInnen dieses Team

s im Irak auf,um

eine Eskalation des bereitsbegonnenen Krieges zu verhindern.M

itihrem

Einsatzwollen sich die

Mitglieder sow

ohl die Bevölkerung als auch lebenswichtige Einrichtun-

gen schützen und auch im Falle eines m

assiven US-Bom

bardements im

Lande ausharren.Zur Gruppe gehören auch die „Veterans for Peace“ w

iez.B.Ted Sexauer,H

ubschraubernotarztim Vietnam

krieg.

Während das Engagem

entvon Voices in the wilderness und ihrer

Sprecherin Kathy Kelly weltw

eitauf Respektund Anerkennung zum Teil

auch bei politischen Gegnern stößt,porträtierte der deutsche „Spiegel“

sie und ihre Gruppe in einer Ü

berschriftals „Schlachtenbumm

ler“ (Der

Spiegel,9.12.02).

Kontakt:ww

w.nonviolence.org/vitw

oderw

ww

.iraqpeaceteam.org/index.htm

l

24

Page 14: Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

Nachw

ort:GerechtigkeitschafftFrieden

Im D

ezember 1987 verabschiedete die U

N-G

eneralversamm

-lung einegrundlegende Resolution,die den Terrorism

us verurteilte und die Natio-

nen dazu aufrief,ihn mitaller M

achtzu bekämpfen.153 Länder votierten

bei der Abstimm

ung mit„Ja“,H

onduras enthieltsich,die USA und Israel

stimm

ten mit„N

ein“.Ihre Ablehnung begründeten die beiden Länderm

itder Passage dass „das aus der U

N-Charta abgeleitete Recht

aufSelbstbestim

mung,Freiheitund U

nabhängigkeitvon den Bestimm

un-gen dieser Resolution unberührtbleibt,und Völker,denen dieses Rechtgew

altsam vorenthalten w

ird … insbesondere Völker unter kolonialen

und rassistischen Regimes und frem

der Besatzung oder anderen For-m

en kolonialer Herrschaft

… das Recht

haben,darum (in Ü

bereinstim-

mung m

itder Charta und anderen internationalen Rechtsprinzipien) zukäm

pfen und Unterstützung zu fordern und zu erhalten“ (zit,nach:

Noam

Chomsky,The Attack.H

intergründe und Folgen,Ham

burg 2002,S.55).D

ie UN

-Resolution achtete auf die wichtige U

nterscheidung zwi-

schen Terrorismus einerseits und dem

berechtigten Protestund Wider-

stand in Situationen von Unterdrückung,U

nrechtund Gew

altanderer-seits.G

enau diese Unterscheidung w

ird derzeitim so genannten „Krieg

gegen den Terror“ aufgehoben.

In ihrem H

irtenwort

„Gerechter Friede“ haben die katholischen

deutschen Bischöfe einige bemerkensw

erte Aussagen gemacht:„Es

wäre fatal,w

enn die Länder des Nordens ihre vordringliche Aufgabe

darin sähen,sich vor den Armen,die in besonderer W

eise der Erfahrungvon N

ot,Gew

altund Unfreiheitausgesetztsind,zu schützen stattihnen

beizustehen“ (S.80).

Weiter heißt

es:„Die Solidarität

mit

den Armen ist

Teil unsereskirchlichen Engagem

ents.… D

ie wirtschaftliche,gesellschaftliche und

politische Stärkung der Armen ruft

ihrerseits in vielen Fällen gesell-schaftliche Konflikte hervor.D

enn wenn bestehende M

achtverhältnisse

27

Main Airbase Frankfurt,Spangdahlem

,Heidelberg,W

iesbaden,Kaisers-lautern,W

ürzburg,Grafenw

öhr,Mannheim

und Böblingen,wo jew

eilsU

S-Soldaten stationiertsind,die mitin den Irak-Krieg involviertw

erden,stellen vor allem

deutsche Häfen,w

o Kriegsmaterial verladen w

ird,sym

bolische O

rte für

Protest–

und W

iderstandsaktionen dar.

Kontakt:ww

w.resistthew

ar.de,Friedenskooperative,Tel.0228

/6929

04oder -05;Fax 02

28/69

2906

Aus deutscher Sichtsind besonders die in G

eilenkirchen beiAachen stationierten AW

ACS-Einheiten betroffen.D

ortriefen am

25.1.03 nach einer Protestkundgebung Mitglieder der Friedensbe-

wegung durch einen H

andzettel die Soldaten der Kaserne auf,sich nicht

an dem Krieg gegen Irak zu beteiligen.Kontakt:Arm

in Lauven,Tel.02

28/93198

09 oder Martin Singe,Tel.02

28/26

4615.

Im D

ezember 2002 reisten sieben M

itglieder des InternationalenVersöhnungsbundes auf Einladung des M

ittelöstlichen Rates der Kir-chen in den Irak.Sie sind bereit,Veranstaltungen durchzuführen undüber

ihre Erfahrungen

zu berichten.

Kontakt:Versöhnungsbund-

Geschäftsstelle:Tel.0571/8508

75,Fax 0571/8292387

Die beiden großen Kirchen in D

eutschland,ebenso die histori-schen Friedenskirchen,haben sich eindeutig gegen den Krieg positio-niert.Sie rufen zu M

ahnwachen,Friedensgottesdiensten und der Teil-

nahme an Kundgebungen und D

emonstrationen auf,ebenso w

ie zahl-reiche G

ewerkschaften.

Am 15.2.2002 w

ird eine Großdem

onstration gegen den Irak-Kriegin Berlin stattfinden,zu der ein breites Bündnis von Friedensorganisa-tionen aufgerufen hat.Kontakt:w

ww

.15februar.de

26

Page 15: Krieg – Irak TAUW · 2017-03-01 · riesen Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics stiegen die Aktienwerte seit den Anschlägen vom 11.Septem-ber zusammen

DO

KU

MEN

TATIO

N

„Krieg istNiederlage der M

enschheit“Ansprache PapstJohannes Pauls II.an die Botschafter

In einer dramatischen Ansprache an alle beim

Heiligen Stuhl akkredi-

tierten Botschafter hatPapstJohannes Paul II.am M

ontag,den 13.Janu-ar 2003 die politischen Führer der Staaten w

eltweit

ermahnt,

dieM

enschheitvor dem

drohenden Abgrund eines Krieges zu bewahren.

Nachfolgend die entscheidenden Passagen der Rede.

(…) N

iemals w

ie zu Beginn dieses Jahrtausends hatder M

enschem

pfunden,wie gefährdetdie W

eltist,die er selbstgestaltethat.

2.Ich bin persönlich zutiefstbeeindruckt

vom G

efühl der Angst,das viele Zeitgenossen bew

egt.Ein heimtückischer Terrorism

us,derim

mer und überall zuschlagen kann;das ungelöste Problem

des Nahen

Ostens m

itdem H

eiligen Land und dem Irak;die U

nruhen in Südameri-

ka,besonders in Argentinien,Kolumbien und Venezuela;die Konflikte,

die zahlreiche afrikanische Länder davon abhalten,ihre eigene Entwick-

lung voranzutreiben;die Krankheiten,die Ansteckung und Tod verbrei-ten;das gravierende H

ungerproblem,vor allem

in Afrika;das unverant-w

ortliche Verhalten,das den Raubbau der Ressourcen unseres Planetenbefördert:

All diese Plagen bedrohen das Überleben der M

enschheit,den Frie-den des Einzelnen und die Sicherheitvon G

esellschaften.

3.Doch alles kann sich verändern.Es liegtan jedem

von uns.Jederkann in sich sein Potenzial des G

laubens,der Redlichkeit,des Respektsfür andere und der H

ingabe für den Dienst

am N

ächsten entwickeln.

29

in Frage gestelltwerden,trifftdies regelm

äßig auf den Widerstand der

bislang Mächtigen und Privilegierten“ (S.97).M

itdem Satz „W

ir verteidi-gen unsere Artzu leben,und das istunser gutes Recht“ (FR,17.10.01) ver-suchte Bundeskanzler G

erhard Schröder die deutsche Beteiligung am so

genannten „Anti-Terror-Krieg“ zu rechtfertigen.

So lange in der UN

-Charta das Rechtjedes Menschen auf ein Leben

in Würde festgelegt

ist,gehörtes zu den vordringlichsten Aufgaben

einer Dem

okratie,die Artdes w

estlichen Lebensstils so zu korrigieren,dass dam

itnichtmehr H

unger,Verelendung,Um

weltzerstörung,U

nter-drückung,Krieg und Tod für einen G

roßteil der Menschheitin anderen

Kontinenten verbunden ist.

28

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renzen zwischen Völkern zu regeln.W

ie uns die Charta der VereintenN

ationen und das internationale Rechterinnern,kann m

an – selbstw

enn es darum geht,das G

emeinw

ohl sicher zu stellen – nur dann aufeinen Krieg zurückgreifen,w

enn es sich um das allerletzte M

ittel han-delt,unter Befolgung sehr strenger Bedingungen,und ohne die Folgenfür die Zivilbevölkerung w

ährend und nach der Militäraktion zu ver-

nachlässigen.

„Im W

iderspruch zum Völkerrecht“

Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz

zu einem m

öglichen Krieg gegen den Irak

Das Ringen um

Krieg und Frieden im M

ittleren Osten gehtw

eiter.Stehtdie W

eltam Vorabend einer neuerlichen bew

affneten Auseinanderset-zung oder w

erden doch noch Wege zu politischen Lösungen beschrit-

ten,um ein Blutvergießen zu verm

eiden? Die politische Lage verändert

sich von Tag zu Tag.In dieser Situation istes w

ichtig,erneutethische

Prinzipien und christliche Optionen in Erinnerung zu rufen,w

ie wir sie

in unserem W

ort„Gerechter Friede“ dargelegthaben.

Wir w

issen uns dabei in vollständiger Übereinstim

mung m

itdemPapstund m

itder Kirche weltw

eit,deren Stimm

e in diesen Monaten der

sich ständig weiter zuspitzenden Krise unüberhörbar ist.D

ankbar stel-len w

ir auch die Gem

einsamkeitm

itden evangelischen Christen fest.

Erstens:Ein Staat,der m

ehrfach den Frieden mitden N

achbarlän-dern gebrochen und dessen Regierung den brutalen G

ewalteinsatz

gegen die eigene Bevölkerung nichtgescheut

hat,stelltein Risiko für

die internationale Ordnung dar,das die W

eltgemeinschaft

nichtigno-

31

Selbstverständlich liegtes auch an den politischen Führern,die zum

Dienstfür das G

emeinw

ohl aufgerufen sind.Es wird Sie nichtverw

un-dern,w

enn ich vor einer Versamm

lung von Diplom

aten gewisse Erfor-

dernisse benenne,die meiner M

einung nach erfülltw

erden müssen,

wenn nicht

ganze Völker oder gar die gesamte M

enschheitin einem

Abgrund versinken soll.

Zunächst„Ja zum Leben!“:

Das Leben selbstund das individuelle Leben aller zu respek-tieren.

Dam

itbeginnt

alles,denn das Rechtauf Leben ist

das grundlegendealler M

enschenrechte.(…)

(...) „Nein zum

Krieg!“ Er istniemals ein unabw

endbares Schicksal.Er istim

mer eine N

iederlage der Menschheit.D

as internationale Recht,der ehrliche D

ialog,die Solidaritätzwischen Staaten,das noble M

etierder D

iplomatie:D

ies alles sind Methoden,die des M

enschen und derN

ationen zur Beilegung von Differenzen w

ürdig sind.Ich sage das imG

edanken an jene,die imm

er noch ihr Vertrauen in Nuklearw

affen set-zen,und an die viel zu zahlreichen Konflikte,die w

eiter unsere Men-

schenbrüder gefangen halten.Zu Weihnachten hat

uns Bethlehem an

die ungelöste Krise im N

ahen Osten erinnert,w

o zwei Völker,das israeli-

sche und das palästinensische,aufgerufen sind,Seite an Seite zu leben,gleicherm

aßen frei und souverän,im gegenseitigen Respekt

voreinan-der.O

hne wiederholen zu m

üssen,was ich Ihnen im

vorigen Jahr an glei-cher Stelle sagte,m

öchte ich heute angesichts der ständigen Verschlim-

merung der Krise im

Nahen O

sten lediglich hinzufügen,dass eine

Lösung niemals unter Rückgriff auf Terrorism

us und bewaffneten Kon-

fliktzu erreichen sein w

ird – so als ob militärische Siege zum

Erfolgführen könnten.

Und w

as istzur Bedrohung durch einen Krieg zu sagen,der die

Bevölkerung des Irak treffen könnte,das Land der Propheten,ein Volk,das durch m

ehr als zwölf Jahre Em

bargo bereits erschöpftist? Krieg istniem

als ein Mittel w

ie andere auch,das man w

ählen könnte,um D

iffe-

30

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die Vermeidung eines Krieges zielen m

uss,kann dabei unter Um

stän-den das M

ittel der Drohung sittlich erlaubtsein;keinesfalls jedoch darf

diese Politik in eine Eskalationslogik geraten,die einen Krieg am

Endeunverm

eidlich macht.

Drittens:

Bei der Entscheidung über einen Einsatz militärischer

Mittel m

üssen die absehbaren Folgen stets in Betrachtgezogen werden.

Kann man daran zw

eifeln,dass ein Krieg gegen den Irak aller Wahr-

scheinlichkeitnach eine Unzahl von Toten und Verw

undeten,von Flücht-lingen und um

ihre Existenz Gebrachten m

itsich bringen würde? Auch

drohen dann schwerste politische Verw

erfungen im gesam

ten Nahen

und Mittleren O

sten,die die Erfolge der internationalen Allianz gegenden Terror gefährden.Fanatische islam

ische Fundamentalisten w

ürdenbei einem

Krieg gegen den Irak möglicherw

eise überall in der Region anEinfluss gew

innen,und die jetztschon starken Vorbehalte in der arabi-schen und m

uslimischen W

eltgegen den Westen drohen sich w

eiter zuvertiefen.W

erden nach einem Krieg die Aussichten auf Frieden,Stabi-

litätund den Schutz der Menschenrechte in der Region verbessert?

Daher fordern w

ir alle Verantwortlichen auf,das in ihrer M

achtStehende zu tun,einen Krieg im

Irak zu verhindern und – mitden W

or-ten von Papst

Johannes Paul II.– „das unheilvolle Flackern eines Kon-flikts,der m

itdem Einsatz aller verm

eidbar ist,auszulöschen“.Niem

an-dem

sind in dieser Stunde Resignation oder ein taktierender Opportu-

nismus erlaubt,der sich m

itdem

scheinbar unaufhaltsamen Lauf der

Dinge arrangiert.Ausdrücklich w

eisen wir darauf hin,dass die W

eltge-m

einschaftsich keineswegs zur Tatenlosigkeitverurteilt,indem

sie dieO

ption des Krieges zurückweist.D

er Druck auf das Regim

e des Diktators

Saddam H

ussein und eine Politik der strikten Eindämm

ung seinerm

ilitärischen Handlungsfreiheit

sind weiterhin erforderlich.W

ir rufenalle G

läubigen auf,in diesen Tagen und Wochen im

Gebetfür den Frie-

den nichtnachzulassen.Im G

ebetwenden w

ir uns an Christus,der dieFriedensstifter selig gepriesen hat.

(Würzburg,20.Januar 2003)

33

rieren darf.Das giltzum

al,wenn das Regim

e erkennbar danach strebt,in den Besitz von M

assenvernichtungswaffen zu gelangen.W

ir bejahendeshalb das Bem

ühen der Vereinten Nationen,D

ruck auf den Irak aus-zuüben,um

eine Produktion atomarer,biologischer und chem

ischerW

affen zu verhindern und die irakische Angriffsfähigkeitso w

eitw

iem

öglich zu schwächen.Insow

eiteine politische Strategie letztlich auf

die Vermeidung eines Krieges zielen m

uss,kann dabei unter Um

stän-den das M

ittel der Drohung sittlich erlaubtsein;keinesfalls jedoch darf

diese Politik in eine Eskalationslogik geraten,die einen Krieg am Ende

unvermeidlich m

acht.

Zweitens:

Krieg istim

mer ein schw

erwiegendes Ü

bel.Er darf

darum überhauptnur im

Falle eines Angriffs oder zur Abwehr schlim

m-

ster Menschheitsverbrechen,w

ie eines Völkermords,in Erw

ägung gezo-gen w

erden.Daher erfüllt

es uns mit

größter Sorge,dass das völker-rechtlich verankerte Verbot

des Präventivkrieges in den letzten Mona-

ten zunehmend in Frage gestelltw

ird.Es gehtnichtum einen Präventiv-

krieg,sondern um Kriegsprävention! Eine Sicherheitsstrategie,die sich

zum vorbeugenden Krieg bekennt,steht

im W

iderspruch zur katholi-schen Lehre und zum

Völkerrecht.Darauf hat

vor wenigen Tagen der

Heilige Vater selbst

mit

allem N

achdruck hingewiesen:„W

ie uns dieCharta der Vereinten N

ationen und das internationale Rechterinnern,

kann man nur dann auf einen Krieg zurückgreifen,w

enn es sich um das

allerletzte Mittel handelt“.Ein präventiver Krieg ist

eine Aggression,und er kann nicht

als gerechter Krieg zur Selbstverteidigung definiertw

erden.Denn das Recht

auf Selbstverteidigung setzteinen tatsächli-

chen oder einen unmittelbar bevorstehenden Angriff voraus,jedoch

nichtnur die Möglichkeiteines Angriffs.D

er Krieg zur Gefahrenvorbeu-

gung würde das völkerrechtliche G

ewaltverbot

aushöhlen,politischeInstabilität

fördern und letztlich das ganze internationale System der

Staatengemeinschaft

in seinen Grundfesten erschüttern.W

ir bejahendeshalb das Bem

ühen der Vereinten Nationen,D

ruck auf den Irak aus-zuüben,um

eine Produktion atomarer,biologischer und chem

ischerW

affen zu verhindern und die irakische Angriffsfähigkeitso w

eitw

iem

öglich zu schwächen.Insow

eiteine politische Strategie letztlich auf

32

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Während des letzten Krieges w

urde uns als Truppe befohlen,aussicherer Entfernung zu m

orden.Wir zerstörten vieles vom

Irak aus derLuft

und töteten dabei hunderttausende,einschließlich Zivilisten.Wir

erinnern uns an die Straße nach Basra – die Autobahn des Todes –‚ wo

uns befohlen wurde,fliehende Irakis zu töten.M

itBulldozern gruben

wir G

räben und begruben die Leute bei lebendigem Leibe.

Die

Verwendung

von abgereichertem

U

ran hinterließ

dasSchlachtfeld radioaktiv.Ü

bermäßige Anw

endung von Pestiziden,Medi-

kamenten im

Versuchsstadium,

verbunden mit

brennenden chemi-

schen Waffendepots und Ö

lfeuern,schafften einen Giftcocktail,der die

Gesundheitdes irakischen Volkes genau so schädigte w

ie die der Kriegs-veteranen von heute.

Einer von vier Golfkriegsveteranen ist

behin-dert/kriegsverletzt.

Während des Vietnam

krieges war uns befohlen w

orden,Vietnamvon der Luft

und vom Boden aus zu zerstören.In M

y Lai massakrierten

wir 500 Frauen,Kinder und alte M

änner.Dies w

ar kein Irrtum.So führten

wir den Krieg.W

ir verwendeten gegenüber dem

Feind das AgentOrange

(ein Giftm

ittel) und,erfuhren so direktseine Folgen und seine Wirkung.

Wir w

issen,wie posttraum

atische Stressstörung aussiehtund w

ie sieem

pfunden wird;denn die G

eister von über zwei M

illionen Männern,

Frauen und Kindern verfolgen uns noch imm

er in unsern Träumen.M

ehr,als in der Schlachtfielen,nahm

en sich nach der Rückkehr das Leben.

Falls ihr entscheidet,euch an der Invasion in den Irak zu beteiligen,w

erdetihr Teil einer Besatzungsarmee sein.W

isstihr,was es bedeutet,

in die Augen derer zu sehen,die euch zutiefsthassen? Ihr solltetdarübernachdenken,w

elches euer Auftrag wirklich ist.Ihr w

erdetausgesandt,um

ein Land zu besetzen und ein Volk zu überfallen,das – wie ihr und ich

– nichts anderes versucht,als sein Leben zu leben und seine Kinder groß-zuziehen.Es stelltfür die U

SA keine Bedrohung dar,auch wenn es einen

brutalen Diktator als H

errscher hat.Wer sind die U

SA,dass sie dem iraki-

schen Volk sagen,wer ihr Land regieren soll,w

enn sogar viele in den USA

nichteinmal glauben,dass ihr eigener Präsidentlegal gew

ähltwurde?35

Es istMord!

Aufruf amerikanischer Veteranen zu Kriegsdienstverw

eigerung

Wir

sind Veteranen

derStreitkräfte

der U

SA.W

irstehen

mit

der M

ehrheitder M

enschheit,einschließ-lich M

illionen unseres eigenen Landes,in Opposition zu dem

jetztm

italler Kraftvorbereiteter Sieg der U

SA gegen den Irak.Wir w

aren in vielenKriegen vertreten und zu verschiedenen Zeiten;w

ir haben verschiedenepolitische Ansichten,aber w

ir stimm

en in dem überein,dass dieser

Krieg falsch ist.Viele von uns glaubten,im M

ilitär zu dienen sei unserePflicht,und es sei unsere Aufgabe,dieses Land zu verteidigen.U

nsereErfahrungen beim

Militär ließen uns vieles von dem

,was m

an uns lehr-te,in Frage stellen.N

un sehen wir unsere w

irkliche Aufgabe darin,euch,die ihr bei den U

S-Militärkräften seid,zu erm

utigen,herauszufinden,inw

elchenKampf ihr geschickt

werdet,w

ofür ihr sterben solltund w

el-ches die Folgen eurer Aktionen für die M

enschheitsein w

erden.Wir

rufen euch auf,die ihr euren Militärpflichtdienst

ableistet,und ihrReservisten,folgteurem

Gew

issen und tutdas Richtige.

34

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schiedene Weise und aus verschiedenen G

ründen.Viele von uns kamen

aus den Kriegen und schlossen sich der Antikriegsbewegung an.Falls

die Völker der Erde jemals frei sein sollten,dann m

uss eine Zeitkom

-m

en,in der ein Weltbürger den Vorrang vor einem

Soldaten einer Na-

tion einnimm

t.Jetztist

die Zeit.Wenn der Befehl kom

mt,sich einzu-

schiffen,dann wird eure Antw

ortdarauf einen im

mensen Einfluss auf

das Leben von Millionen M

enschen des Nahen O

stens und hier daheimhaben.Eure Antw

ortwird den Kurs eures Lebens bestim

men.Auf dem

ganzen Weg liegen die Entscheidungen noch bei euch.Eure Kom

man-

deure erwarten von euch G

ehorsam.W

ir drängen euch aber nachzu-denken.W

ir erwarten von euch,dass ihr eure Entscheidungen nach

eurem G

ewissen m

acht.Wenn Ihr euch entscheidet.W

iderstand zu lei-sten,w

erden wir euch unterstützen und neben euch stehen,w

eil wir

inzwischen begriffen haben,dass dies gegenüber den Völkern der W

eltund unserer gem

einsamen Zukunft

unsere echte Aufgabe und Pflichtist.

(aus:Publik-Forum 2/2003,s.62f.)

37

Von Saddam w

ird gesagt,dass er sogar sein eigenes Volk mitG

ift-gas bekäm

pfthatund dass er versucht,Massenvernichtungsw

affen zuentw

ickeln.D

och als Saddam sein schlim

mstes Verbrechen beging,

unterstützten ihn die USA.D

ie Hilfe bestand darin,ihn m

itden Mitteln

auszurüsten,um chem

ische und biologische Waffen zu produzieren.

Stelltdies den erschreckenden Folgen der w

irtschaftlichen Sank-tionen der U

SA gegenüber! Mehr als eine M

illion Irakis,vor allem Kinder

und Kleinkinder,sind wegen der Sanktionen gestorben.N

achdem die

ganze Infrastruktur ihres Landes zerstörtw

ar einschließlich der Kran-kenhäuser,der G

eneratoren und der Wasserw

erke,stoppte die USA den

Importvon W

aren,Medikam

enten,Ersatzteilen und notwendigen che-

mischen Stoffen,die zur W

iederherstellung der grundlegenden Lebens-bedürfnisse notw

endig waren.Es liegtkeine Ehre im

Mord.D

ieser Weg

war – m

iteinem

anderen Wort

– Mord.W

enn in einem ungerechten

Krieg eine abgeworfene irrende Bom

be Mutter und ihr Kind tötet,ist

das kein »Kollateralschaden«‚ sondern Mord.W

enn in einem ungerech-

ten Krieg ein Kind an Durchfall stirbt,w

eil eine Bombe das Abw

assersy-stem

beschädigthat,dann ist

das nicht„Zerstörung der feindlichen

Infrastruktur“,sondern Mord.W

enn in einem ungerechten Krieg Vater

an einer Herzattacke stirbt,w

eil eine Bombe das Telefonnetz unterbro-

chen hatund so Ambulanz nichtangerufen den kann,so istdies nicht

Neutralisierung von „Befehls- und -Kontrolleinrichtungen“,

sondernM

ord.Wenn in einem

ungerechten Krieg tausend arme Bausoldaten in

einem G

raben sterben,der eine Stadtverteidigen soll,in der sie ihr

ganzes Leben verbrachten,dann istdies kein Sieg über sie,sondern

Mord.D

a wird es Veteranen geben,die Protestdem

onstrationen gegendiesen Irakkrieg und eure Teilnahm

e daran führen.Während des Viet-

namkrieges w

eigerten sich tausende in Vietnam und den U

SA.Befehlenzu gehorchen.Viele w

idersetzten sich und rebellierten.Viele wurden

aus Gew

issensgründen Verweigerer,

und andere gingen lieber insG

efängnis,als dass sie Waffen gegen den so genannten Feind einsetz-

ten.Während des letzten G

olfkrieges widerstanden viele G

Is auf ver-

36

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FRANZISKAN

ER IN

DER U

NO

Die N

öte der Kinder im Irak sehen!

Ein gemeinsam

es mündliches Statem

entzu den Kinderrechten für die U

N-Kom

mission für M

enschenrechte 57.Sitzungsperiode:G

enf,19.März–27.April 2001

Franciscans International möchte in einer gem

einsamen Stellungnah-

me m

itCaritas Internationalis,dem

Weltbund der Reform

ierten Kir-chen,

Pax Christi International,dem

Kanadischen Kirchenrat,den

Maryknoll-Schw

estern des hl.Dom

inikus und den Maryknoll-Patres und

-Brüder sowie in Verbindung m

itden D

ominikanern (D

ominicans for

Justice and Peace) und dem Zentralkom

iteé der Mennoniten die Kom

-m

ission aufmerksam

machen auf die Ausw

irkung der internationalenSanktionen als Folge des Krieges und auf ihre schädigenden und zerstö-rerischen Konsequenzen für die Kinder.

UN

-Konvention zu den Kinderrechten

Gem

äß Artikel 38 der UN

-Konvention zu den Kinderrechten verpflichtensich die Staaten dazu,ihrerseits die Regeln der auf Kinder anw

endbarenM

enschenrechten zu beachten und für ihre Beachtung Sorge zu tragen.D

ie Konvention erklärtauch,daß Teilnehm

erstaaten „alle nur mögli-

chen Maßnahm

en ergreifen sollen,um den Schutz und die Sorge für

Kinder sicherzustellen,die von einem bew

affneten Konfliktbetroffen

sind.“ Artikel 3 der Konvention erklärt,daß bei allen Aktionen,die Kinderbetreffen,…

das oberste Interesse des Kindes an erster Stelle der Erwä-

gungen stehen soll.Diese Artikel w

erden täglich systematisch als

Ergebnis von mehr als zehn Jahren W

irtschaftssanktionen gegen dasirakische Volk verletzt.D

ie Menschenrechtsverletzungen irakischer Kin-

der sind von zahlreichen UN

-Berichten beschrieben worden und haben

auch zum Rücktrittvon drei Leitenden U

N-Beam

ten geführt,die für dashum

anitäre Programm

im Irak zuständig w

aren.

Delegation der Caritas zum

Irak

Im Januar 2001 besuchte eine D

elegation von Caritas Europa,begleitetvon dem

Präsidenten der Caritas des Nahen O

stens und Nordafrikas

sowie untergebracht

bei ihrer irakischen artnerorganisation Confrériede Chairité,den Irak und veröffentlichte einen Berichtüber die verhee-renden Ausw

irkungen der Sanktionen gegenüber der irakischen Bevöl-kerung.

Der Berichtder Caritas Europa zeigt,w

ie die Sanktionen gegen denIrak zu einem

unsäglichen Leiden für Millionen von M

enschen im physi-

schen,mentalen und kulturellen Sinn geführt

haben.Der Bericht

legtdar,daß die Ausw

irkungen der Sanktionen – auch wenn sie heute auf-

gehoben würden – sicherlich auf viele Jahre hinaus noch zu spüren sein

werden.D

ies hatsich unauslöschlich der irakischen Psyche eingeprägt.Eine einstm

als wohlhabende N

ation wurde system

atisch herab-ent-w

ickelt,ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten beraubtund in tiefe Arm

utzurückgew

orfen.D

as ureigene

Gesellschaftsgefüge

der irakischen

Gesellschaftgehtdaran zugrunde.

Die überw

ältigende,von Caritas Internationalis gestützte Schluß-folgerung des Berichtes lautete,daß der derzeitige um

fassende,vom3938

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die Sanktionen ihnen sauberes Wasser,angem

essene Nahrung,m

edizi-nische Behandlung und Erziehung vorenthalten? …

Auswirkung auf die Kinder

Eine ganze Generation der nach dem

Krieg geborenen Kinder istüber

eine Periode von zehn Jahren hin ihres Rechtes auf angemessene N

ah-rungsversorgung beraubtw

orden,die ihr erlaubthätte,sich normal zu

entwickeln.N

ach den Stellungnahmen einiger D

ominikanerm

itgliedervor O

rtsind viele Fam

ilien gezwungen,ihre H

äuser,ihre Möbel und

zuweilen ihre eigenen Kleider zu verkaufen,um

sich selbstzu ernähren.D

arüber hinaus hatdie Länge der Krise die Grundlagen der traditionel-

len Praxis der Gegenseitigkeitshilfe in den Fam

ilien erschüttert.Einezunehm

ende Zahl von Frauen finden sich auf sich selbstgestellt,um

ihre Kinder aufzuziehen und ihren Bedürfnissen gerechtzu werden.D

iew

irtschaftlichen Sanktionen haben eine verheerende Wirkung nichtnur

für das Überleben der Kinder,sondern auch für ihre m

oralische,gesell-schaftliche und psychologische Entw

icklung,und dies unter Verletzungdes Artikels 27 der Konvention der Kinderrechte.

Zusätzlich zu den Wirkungen der Sanktionen treffen w

ir auf dieAusw

irkung der Um

weltverschm

utzung im Irak,vor allem

des vermin-

dertangereicherten Uranium

s,das chemisch und radiologisch giftig ist.

Epidemiologische Studien zeigen,daß das verm

ehrte Auftreten vonAbnorm

alitäten und Defekten an den G

enitalien sowie Krebserkran-

kungen in allen Altersgruppen direktin Zusamm

enhang damitstehen,

daß die Menschen dem

vermindert

angereicherten Uranium

ausge-setztsind,sei es durch Einnahm

e,Einatmen oder H

autkontakt.

Darüber hinaus ist

über zehn Jahre lang eine ganze Generation

von Kindern ihres normalen Zugangs zur Schulerziehung beraubtw

or-den.D

as Sanktionssystem hatdas üblichen Angebotan Schulm

ateriali-en ebenso behindert

wie den Zugang zu Kultur,W

issenschaftund41

UN

-Sicherheitsratdem

Irak auferlegte Sanktionskatalog unverzüglichaufzuheben ist.Eine neue Beziehung sollte von der internationalenG

emeinschaftund dem

Irak begonnen und entwickeltw

erden.Eine der-artige neue Beziehung sollte zu einer Situation führen,in der das derzei-tige Kapitel eines m

aßlosen Leidens beendetwird.

Delegationen von D

ominikanern aus den U

SA zum Irak

Dom

inikanische Schwestern und Brüder aus den U

SA besuch-ten denIrak seit1999 drei Jahre lang nacheinander,um

selber die verheerendenFolgen der Sanktionen für die M

enschen zu sehen.Am Ende ihres Besu-

ches in den Irak im vergangenen M

onaterklärte die Delegation in einer

Stellungnahme:

Während unserer zehn Tage im

Irak waren w

ir Zeuge der Zer-störung eines Landes,seiner M

enschen und Kultur.Es handeltsich umein Vorgehen,das heim

tückischer und weitreichender istals alles ande-

re in der Geschichte der Vereinten N

ationen.Jeder Aspektder irakischenG

esellschaftund Kultur istvon den Sanktionen negativ betroffen.1980besaß der Irak ein w

irksames,alle um

fassendes Gesundheitssystem

und freie Schulerziehung für alle,dazu moderne Telekom

munikations-

technologie sowie angem

essene Energieressourcen.Das Land hatte

ausgeklügelte Systeme der W

asserbehandlung,die den Erfordernissendes größten Teiles der Bevölkerung gerecht

wurden.N

un,nach zehnJahren,

istdie irakische Infrastruktur nicht

länger in der Lage,das

Gew

ichtder menschlichen Bedürfnisse zu tragen.Frauen im

gebärfähi-gen Alter und vor allem

Kinder leiden weiter unter hochgradiger U

nte-rernährung,die zu einem

Zurückbleiben der Entwicklung und zu einer

verringerten Fähigkeitim Blick auf die Erreichung ihres vollen Entw

ick-lungspotentials führt.Luft

und Wasser sind voller G

iftstoffe ...Die,die

am m

eisten leiden,sind die Kinder,eine ganze Generation,die nichts

anderes kennen gelernthat

als den Krieg.Nahezu 10 M

illionen Irakersind jünger als 15 Jahre …

Welche H

offnung gibtes da als Nation,w

enn

40

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BLIC

KP

UN

KT

Ordensleute für den Frieden setzen sich ein!

Sitzblockade und Mahnw

ache am 17.01.2003 vor der Airbase Frankfurt

Die „O

rdensleute für den Frieden“ hatten in Frankfurtzu einer Sitz-blockade und M

ahnwache vor der Airbase aufgerufen,um

ein klaresW

ortfür den Frieden zu ergreifen,bevor die Kriegsm

aschinerie ihrenLauf nim

mt.Es gibt

Dinge,die sich nicht

aufschieben lassen – nichtdurch andere Term

ine,die ach so wichtig sind,nicht

durch „Sabbatge-bot“,auch nichtdurch Tradition oder G

epflogenheiten des Noviziats.Für

uns als Novizen bei den Franziskanern w

ar es neu,fragen zu müssen,ob

wir an einer M

ahnwache für den Frieden teilnehm

en dürfen.Aber nachkurzer D

iskussion durften wir als Vertreter des N

oviziats nach Frankfurtfahren – allerdings m

itder Auflage,keine Anzeige oder G

eldstrafe mit

nach Hause zu bringen.

So kamen w

ir gegen 11.00 Uhr an der Airbase an.D

a stand ein klei-nes H

äufchen friedensbewegter M

enschen und dazu eine Menge Polizi-

sten:eine Reihe stand vor dem Eingang der Airbase – gerüstet

mit

Schlagstöcken,andere,die freundlich den Verkehr regelten und junge

unruhig wirkende Polizisten,die m

itM

ikros und Kopfhörern mit

der Einsatzzentrale verbunden w

aren,einer filmte uns.Irgendw

o abseitsstand ein W

asserwerfer.D

as Polizeiaufgebotw

irkte zu dem H

äufchenca.80 sehr friedlich w

irkender Menschen,die m

itSpruchbändern für

den Frieden eintreten wollten,grotesk.

Nachdem

die Reihe in Grün schon selbstden Eingang der Airbase

blockierte,und mitgelben Bändern abgesperrthatte,den w

ir eigentlichbesetzen w

ollten,bewegten w

ir uns auf die Straße davor,was die

Sicherheitskräfte auch sofortunterbinden wollte.D

ie zur Blockade ent-schlossenen setzten sich auf die Zufahrtsstraße.D

ie Polizisten drängten

43

neuen Technologien,die zuvor weit

verbreitetw

aren.Das schw

er aufdem

Irak lastende Embargo hatte eine verheerende W

irkung auf dieZivilgesellschaft.Es zerstörte elem

entare soziale Beziehungen sowohl

im Bereich von Ausbildung als auch in dem

des Handels.D

ies istin

Berichten spezialisierter UN

-Einrichtungen bestätigtw

orden.Die m

ei-sten der O

pfer im Kindesalter w

aren noch nichteinmal zur Zeitdes G

olf-krieges geboren.D

iese Kinder starben nichtals Folge des Kam

pfes.D

iese unschuldigen Kinder starben als Folge der Maßnahm

en,die voneiner O

rganisation dekretiertworden ist,deren Sendung es ist,den Frie-

den und die Sicherheitdieser Kinder zu schützen.Wegen der Länge der

Zeit,in der die Sanktionen in Kraftsind,sind sie nichtlänger bloß wirt-

schaftlicher Art,sondern stellen eine humanitäres Problem

dar.Indemsie Kinder über einen Zeitraum

von 10 Jahren hin geschädigtund getö-tet

haben,haben die Sanktionen die Zukunfteines ganzen Volkes in

Gefahr gebracht.W

ie vom U

N-G

eneralsekretär anerkanntw

orden ist,istes m

ehr denn je an der Zeit,diesen Prozeß rückgängig zu machen...

Empfehlungen

Franciscans International bittetdaher in einer gem

einsamen Stellun-

gnahme m

itCaritas Internationalis,dem

Weltbund der Reform

iertenKirchen,Pax Christi International,dem

Kanadischen Kirchenrat,denM

aryknoll-Schwestern des hl.D

ominikus und den M

aryknoll-Patres und-Brüdern sow

ie in Verbindung mit

den Dom

inikanern (Dom

inicans forJustice and Peace) und in Ü

bereinstimm

ung mit

der Botschaftdes

Generalsekretärs der Vereinten N

ationen sowie m

itdem

Aufruf vonPapstJohannes Paul II und der Synode der Asiatischen Bischöfe von 1988die internationale G

emeinschaft,alle ihr m

öglichen Mittel zu ergreifen,

um die Sanktionen,die die Kinder des Irak töten,

zu beenden und imBlick auf diese Kinder die Einhaltung der Regeln der internationalenM

enschenrechte zu garantieren.

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Wirkung hat

und dass jedes Stillschweigen und Zusehen,noch m

ehrW

irkung hat– allerdings als Legitim

ation für die Mächtigen.

Die

Gespräche m

itden anderen Teilnehm

erinnen bauten gegenseitig auf.Frieden ist

möglich und es ist

eine andere Artvon G

ottesdienst,mit

anderen Menschen guten W

illens zusamm

en zu stehen und das Gefühl

zu haben,Werkzeug für den Friedens sein zu dürfen.

Wir w

arteten,bis alle,die die Straße blockierthatten,von der Poli-zei w

eggetragen,die Personalien aufgenomm

en waren und sie in den

vergitterten Wägen zur Polizeistation w

eggefahren wurden.Freundlich

löstsich die eigenartige Versamm

lung gegen 13.00 Uhr auf.

Zufrieden und mit

Lust,vom Recht

auf freie Meinungsäußerung,

um das unsere Vorfahren hartgerungen hatten,w

eiterhin Gebrauch zu

machen und uns im

wahrsten Sinn des W

ortes „für den Frieden einzu-setzen“ fuhren w

ir zurück.Mit

der Hoffnung auf Frieden und dem

Wunsch,dass es selbstverständlich sei,dass (O

rdens-) Leute sich für denFrieden einsetzen.

Bruder Christoph ofmBruder G

ünter ofm

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sich sofortals dichten Ring um uns und schuppsten die in die M

itte derStraße,die die dritte Spur besetzen w

ollten.Zwei Straßenspuren w

arenalso besetzt

von einige Menschen,die „Kum

baya my Lord“ sangen und

mit

Transparenten ihr Anliegen kund taten.Pressemenschen,Fotoka-

meras,Film

kameras,M

ikros.

Sehr schnell kam aus dem

Polizeibus die erste Aufforderung,dieStraße zu verlassen.D

er Bereich sei Privateigentum und es sei H

ausfrie-densbruch,sich hier zu befinden.U

ns wurde angeboten,uns hinter die

gelbe Absperrung zu stellen (also genau dahin,w

o wir eigentlich

ursprünglich wollten),dort

könnten wir genauso w

irksam auf unser

Anliegen aufmerksam

machen.D

iese Aufforderung folgte noch zwei-

mal und dann w

ar es für alle Zeit,die keine Anzeige mit

nach Hause

bringen wollten,der Aufforderung Folge zu leisten.D

ie,die sitzen blie-ben,bew

iesen aber,dass sie sie unserem Anliegen für die Presse doch

auf eindrücklichere Weise Ausdruck gaben.Jeder,der von der Polizei

weggetragen w

urde,wurde auch von Kam

erateams begleitet.

Hinter der Absperrung w

ar unterdessen Zeit,sich mitverschiede-

nen Leuten zu unterhalten.

Da w

ar die ältere Frau,die uns beeindruckte.Sie hatden zweiten

Weltkrieg m

iterlebt,weiß,w

as Krieg heißtund setzt

sich deshalb hierfür den Frieden ein.W

äre Friedensarbeitnicht

auch ein lohnendesThem

a in der Seniorenarbeit? Da w

aren die Gespräche m

itden Polizi-

sten und Polizistinnen.Oftw

erden sie bei Dem

onstrationen zum Feind-

bild,an dem sich viel aufgestauter Frustentlädt.U

mgekehrtkrim

inali-siert

das massive Aufgebot

zu unrechtfriedliche D

emonstrationen.

Viele der Polizisten unterstützen das Anliegen privatauch,sind aber imD

ienstneutral und sind Ordnungshüter – auch zum

Schutz der friedli-chen D

emonstranten.D

ie Gespräche w

aren sehr entspanntund interes-sant.D

a war die Frau von der katholischen Presse.Sie fragtuns N

ovizen,w

arum w

ir hier sind.Ich fragte mich,w

arum sie nicht

die Leserinnenfragt,w

arum sie nichtda w

aren.Sie fragtweiter,ob w

ir denn glauben,dass das etw

as bringt.Ich glaube,dass jede Artvon W

iderstand eine

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Als Christinnen und Christen danken wir D

ir aber vor allem

für unseren Herrn und Bruder Jesus Christus.

Er istunser Friede.Er istgekom

men,um

Mauern nieder zu reißen

und allen ohne Unterschied Leben und Zukunftzu schenken.

Wir w

issen uns in Gem

einschaftmitden christlichen Kirchen

des Nahes O

stens.Sie legen Zeugnis ab für das Evangelium

Jesu,für die KraftderG

ewaltfreiheitund die G

ewissheitder Auferstehung.

Wir beten zu D

ir aber auch in Verbundenheitmitallen Brüdern

und Schwestern

aus jenen Religionen,die im N

ahen Osten ihren U

rsprung haben.

Uns alle hastD

u nach deinem Bild und G

leichnis geschaffen,alle sind D

ein Ebenbild.Allen,die D

ich in Wahrheitsuchen,hastD

u den Hunger und D

urstnach G

erechtigkeitund die Sehnsuchtnach Frieden eingegeben.Alle,M

uslime,Christen und M

itglieder des Volkes Israel,sehnen sich nach Versöhnung.Alle trauern um

die Opfer von H

ass und Gew

alt.Alle sind nach D

einem Plan auch berufen,an einer neuen W

eltzu bauen.

So bitten wir D

ich:

Erbarme D

ich aller Opfer und aller Täter.

Beende die Spirale der Gew

alt,der Feindbilder,des Hasses,der Ver-

geltung.Schenke allen,besonders den Verantw

ortlichen in der Politik,die Einsicht,dass der W

eg zum dauerhaften Frieden nichtder Krieg,

sondern der Einsatz für Frieden in Gerechtigkeitist.

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Oekum

enisches Friedensgebet2003

Du einziger G

ottaller Menschen.

Du hastdie Erde und den Kosm

os geschaffen,in ihrer Vielfalt,ihrer Schönheit,ihrer Zerbrechlichkeit.Auch die verschiedenen Kulturen und Religionen sind auf der Suche nach D

ir,dem U

rsprung von allem.

Du w

illst,dass alle füreinander nichtBedrohung,sondern ein Segen sind.

Unsere Eine W

eltsoll nach Deinem

Willen

ein bewohnbares und friedliches H

aus für alle sein.D

en Nahen O

sten hastDu auserw

ählt,D

einen Nam

en und Deinen W

eg mituns an zahlreichen

heiligen Orten bekanntzu m

achen.Abraham

,Vater des Glaubens für Juden,M

uslime und Christen,

hörte Deinen Ruf im

Land zwischen Euphratund Tigris,

dem heutigen Irak.

Dem

alten und neuen Volk Israel hastDu in besonderer W

eise Leben und Zukunftzugesagt.

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Erwecke in allen abraham

itischen Religionen auch heute W

erkzeuge,Botinnen und Boten einer anderen Welt

Mach,dass die H

erzen sich auftun und der Krieg beendetist,noch bevor er beginnt.Schenke dem

Nahen O

sten einen dauerhaften Frieden.Lass eine sichere H

eimatfür alle entstehen.

Gib,H

err,dass alle Menschen guten W

illens aus allen Religionen,in N

ord und Süd,Ostund W

est,in gemeinsam

er Verantwortung,

die Berge der Missverständnisse abtragen,

die Gräben des H

asses zuschütten

und Wege für eine gem

einsame Zukunftebnen.

Lass in der Einen Weltdie W

affen schweigen.

Lass dafür den Ruf nach Frieden lauter werden,

für alle ohne Unterschied.

Herr,einziger G

ott:M

ache alle zu Werkzeugen D

eines Friedens.

Herm

ann Schalück ofm

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