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Zeitsehr. f. Hygiene, Bd. 135, S. 280--297 (1952). Aus dem Bernhard-Nocht-lnstitut ffir Sehiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg (Direktor: Prof. Dr. E. G. NAUCK). Kiinstliche (~bertragung yon Rickettsia rickettsi (Rocky Mountain Spotted Fever) auf Insekten, insbesondere auf Kleiderl~iuse. Von F. WEYERo Mit 10 Text, abbildungen. (Eingegangen am 11. Febr,uar 1952.) Die ira folgenden geschilderten Experimente und Beobachtungen sind ein Ausschnitt aus vergleichenden Untersuehungen fiber alas Verhalten versehiedener Rickettsienarten in Arthopoden. Es handelt sich urn die einfache Frage, ob sich Rickettsia rickettsi, der Erreger des Rocky Moun- tain Spotted Fever, der unter natfirliehen Bedingungen durch Zecken fibertragen wird, auch in Insekten halten und vermehren kann, die als Wirte ffir andere Rickettsien dienen kSnnen. An erster Stelle interessier~ dabei die Kleiderlaus. Xhnliche Versuche sind sehon vor 1/i, ngerer Zeit einmal yon WEIGL (1931) unternommen worden. Es gelang WmGL, durch reetale Infektion yon Kleiderl~usen R. rickettsi im L/iusemagen zur Ent- wieklung zu bringen und fiber mehrere Passagen laufend in der Laus zu halten, ohne dab der Stamm seine Eigenschaften ffir das Meersehweinchen Enderte. Auf diese Arbeit werden wit bei Besprechung unserer eigenen ErgebIfisse noch niiher zurfickkommen, da sich unsere Befunde yon denen W:EIGLS in wesentlichen Punkten unterscheiden. Andere Arbeiten zum gleichen Thema sind mir nicht bekannt. 1. Material und Methode. Ffir die Versuche ste]lte uns Prof. Moosm~ in Zfirich freundlicher- weise einen Stamm yon R. rickettsi zur Verfiigung, und zwar den Stamm Michoacan, den Dr. G. VARELA in Westmexico isoliert hatte. Das Aus- gangsmaterial bildeten einige Ornithodorusturicata DIIo. Die Zecken waren im Frfihjahr 1949 in Ziirich durch Saugen am Meerschweinchen infiziert worden. Mit diesem ffir das Meerschweinchen hochpathogenen Stamm haben wir yon Herbst 1950 bis zum Frfihjahr 1951 fiber 1/2 Jahr stiindig experimentiert. Die einzelnen Versuche ffigten sich dabei so in- einander, dal~ der Stamm die ganze Zeit durch Passagen laufend in irgendwelchen GliederfiilMern gehalten wurde. Als Versuehsobjekte dienten aul3er Kleiderl~usen (Pediculus humanus humanua L ) Zecken (Ornithodorus moubata ~r Rattenfi6he (Nosopsyllus /asciatus Bosc.),

Künstliche übertragung von Rickettsia rickettsi (Rocky Mountain Spotted Fever) auf Insekten, insbesondere auf Kleiderläuse

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Zeitsehr. f. Hygiene, Bd. 135, S. 280--297 (1952).

Aus dem Bernhard-Nocht-lnstitut ffir Sehiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg (Direktor: Prof. Dr. E. G. NAUCK).

Kiinstliche (~bertragung yon Rickettsia rickettsi (Rocky Mountain Spotted Fever) auf Insekten,

insbesondere auf Kleiderl~iuse.

Von F. WEYERo

Mit 10 Text, abbildungen.

(Eingegangen am 11. Febr,uar 1952.)

Die ira folgenden geschilderten Experimente und Beobachtungen sind ein Ausschnitt aus vergleichenden Untersuehungen fiber alas Verhalten versehiedener Rickettsienarten in Arthopoden. Es handelt sich urn die einfache Frage, ob sich Rickettsia rickettsi, der Erreger des Rocky Moun- tain Spotted Fever, der unter natfirliehen Bedingungen durch Zecken fibertragen wird, auch in Insekten halten und vermehren kann, die als Wirte ffir andere Rickettsien dienen kSnnen. An erster Stelle interessier~ dabei die Kleiderlaus. Xhnliche Versuche sind sehon vor 1/i, ngerer Zeit einmal yon WEIGL (1931) unternommen worden. Es gelang WmGL, durch reetale Infekt ion yon Kleiderl~usen R. rickettsi im L/iusemagen zur Ent- wieklung zu bringen und fiber mehrere Passagen laufend in der Laus zu halten, ohne dab der S tamm seine Eigenschaften ffir das Meersehweinchen Enderte. Auf diese Arbeit werden wit bei Besprechung unserer eigenen ErgebIfisse noch niiher zurfickkommen, da sich unsere Befunde yon denen W:EIGLS in wesentlichen Punkten unterscheiden. Andere Arbeiten zum gleichen Thema sind mir nicht bekannt.

1. Material und Methode.

Ffir die Versuche ste]lte uns Prof. Moosm~ in Zfirich freundlicher- weise einen S tamm yon R. rickettsi zur Verfiigung, und zwar den S tamm Michoacan, den Dr. G. VARELA in Westmexico isoliert hatte. Das Aus- gangsmaterial bildeten einige Ornithodorusturicata DIIo. Die Zecken waren im Frfihjahr 1949 in Ziirich durch Saugen am Meerschweinchen infiziert worden. Mit diesem ffir das Meerschweinchen hochpathogenen S tamm haben wir yon Herbs t 1950 bis zum Frfihjahr 1951 fiber 1/2 Jahr stiindig experimentiert . Die einzelnen Versuche ffigten sich dabei so in- einander, dal~ der S tamm die ganze Zeit durch Passagen laufend in irgendwelchen GliederfiilMern gehalten wurde. Als Versuehsobjekte dienten aul3er Kleiderl~usen (Pediculus humanus humanua L ) Zecken ( Ornithodorus moubata ~r Rattenfi6he ( Nosopsyllus /asciatus Bosc.),

Kiinstliche ~bertragung yon Rickettsia rickettsi auf Insekten. 281

Bettwai~zen (Cimex lectuIariu8 L.) und Mehlk/s (Tenebrio moli- tot L.). I m Mittelpunkt standen Versuche mit Ldiusen, wiihrend es sich bei den Versuchen mit anderen Insekten, abgesehen von den Mehlk~fer- larven, nur mehr um Stichproben handelte. 2 Serien yon ~'lShen wurden an kranken Meerschweinchen zum Saugen angesetzt, 2 weitere mit einer Zerreibung yon positiven Li~usem/igen kiinstlich infiziert. Mit Bett- w a n z e n wurden nur 4: Versuche vorgenommen. Die Wanzert wurden rectal mit M/igen und Coelomfiiissigkeit yon L/iusen sowie mit Lungenzer- reibungen yon M/~usen geimpft. Mehlk/iferlarven wurden in 16 Versuehen zur intracoelomalen Infekt ioa mit verschiedenen riekettsienlmltigen Organzerreibungen benutzt. Teihveise fanden die Tiere Verwendung zur Testung yon s Zerreibungen aus Insektenm/~gen. Auch die Zecken wurden kiinstlich infiziert, und zwar mit Zerreibungen yon Zecken, Lgusem~gen und mit Coelomfliissigkeit von Li~usen und MehlkEferlarven.

KleiderlEuse beimpften wir in 25 Versuehen rectal und in 18 Ver- suchen intracoelomal. Als Impfmater ia l wurden zur Einleitung der Ver- suche Suspensionen aus zerriebenen Zecken und Mi~uselungen, spi~ter zur Durchfiihrung der Passagen positive LEusem~gen und Coelomfliissig- keit yon L~usen benutzt. L/iuse fanden auch zur Virulenzpriifung der Rickettsien aus F15hen, Mehlk~ferlarven und Bettwanzen Verwendung. Wir arbeiteten mit 2 St/immen der Kleider]aus, einem ans Kaninchen adapt ier ten und einem nur am Menschen gefiitterten Stamm. Ersterer diente fiir die Versuche mit reetaler [nfektion. Diese Liiuse wurden t/iglich 2mal ~/2 Std am Kaninchen geftittert, und zwar direkt auf der rasierten Bauchhaut, alle anderen Lii, use in den fiblichen K/ifigen 1 Std am 5[enschen. Die einzelnen Serien enthielten 30--50 Tiere. Die Ltiuse s tanden zwischen den Fii t terungen bei 31~ im Brutschrank, in dem such alle fibrigen Versuehstiere gelmlten wurden.

Verlauf und Ergebnis der Experimente wurden in erster Linie be- urteilt in Zusammenhang mit dem direkten zVachweis der I~ickettsien in den Magenausstricherl oder in der Coelomfliissigkeit der Versuchstiere. Diese Beobachtungen wurden erg/~nzt durch ~ber t ragung von rickettsien- haltigen oder verd/ichtigen Organzerreibungen auf andere empf/ingliche Wirte und eine Virulenzprii/ung der aus den Insekten s tammenden Rickett- sien in der M/~uselunge und im Meerschweinchen. Ausstriche und Tupf- priiparate ~-arden naeh GIEMSX gefi~rbt. Ffir die Herstellung der Magen- ausstriche mul~ten die L~use seziert werden, w/~hrend sich kleinere Trcpfen der Coelomfliissigkeit durch Beinamputat ion ohne Sch/idigung der Tiere gewhmen liel~en. Sobald die Entwieklungsf~higkeit der R. rickettsi in der Laus feststand, wurde versucht, die l~ickettsien in fortlaufenden Passager~ nur auf Li~usen zu halten.

Eingehend wurden die Lageverhdiltnisse und die Beziehungen der Rickettsien zu den Organen und Zellen der Laus gepriift. Da hierfiber

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282 F. WEY~R:

auch sorgfaltig hergestellte Organausstriche keine unbedingte Sicherheit gaben, war eine grfindliehe histologische Unte~uchung unerl~Blich. I-Iier- fiir wurden entweder die Miigen der infizierten L~use in Bouillon fl'ei- pri~pariert und auf dem Objekttrgger mit der Fixierungsflfissigkeit tiber- gossen, oder die ganzett Tiere wurderL itt die I~ixierungsfl/issigkei~ ge- bracht. Kopf und Extremiti~ten wurden eiIfige Minuten sp/~ter abgetrennt, um eine bcssere Durchdringung der Gewebe zu erreichen. Die Einbettung der ganzen Tiere erwies sich besonders ffir die Beurteilung der Topo- graphic nach intracoelomMer Infektion als notwendig. Als Fixierungs- flfissigkeit benutzten wir das CARNOYsche Gemisch. Die Objekte wurden fiber Methylbenzoat-Paraffin eingebettet. Im Methylbenzoat (3 Stufen) blieben dieM/igen 2--6 Tage, die ganzen Li~use etwa 1 Woche. Sic liel3en sich dann ohne grSl3ere Schwierigkeit trotz des Chitins und auch bei Blutfiillnng des Magens in 3 - - 4 # dicke Schnittserien zerlegen. Die Schnitte wurden feueht nach GI~MSA gefiirbt, mit Aeeton differenziert und fiber Xylol eingedeckt.

'2. Darstdtung des Stamrnes und Verhalten in Meersehweinchen und Miiusen.

Nachdem wir den Stamm fiber 1 Jahr in den infizierten Ornithodorus turicata belassen hat ten - - die Zeeken sogen in der Zwisehenzeit zweimal am Meersehweinchen - - , wurden (tie Rickettsien zun~chst mit Zerrei- bungen yon B Zecken, deren Organausstriche schwach positiv waren, kiinstlich auf 30rnithodorus moubata, eine Serie Kleiderls rectal, eine Serie Mehlk/fferlarven intracoelomM und ein Meerschweinehen fibertragen. Das l~Ieerschweinchen fieberte vom 3. bis zum 10. Tage mit H6chsttempe- raturen yon 40,1 ~ zeigte ScrotMschwellung und Entzfindung der Planten und Ohren. Das Tier war nach der Entfieberung gegen eine erneute Infektion immun. 11 Tage sp/~ter wurden 2 kiinstlich infizierte und in- zwischen eingegangene Zecken, die in den Ausstrichen gut positiv waren, auf Liiuse und 2 Meerschweinchen geimpft. Beide Meerschweinchen er- kraitkten mit Fieber und eindrucksvollen klinischen Symptomen, I Tier ging w/~hrend der Fieberperiode am 9. Fiebertag an der Infektion zu- grunde.

Frfihzeitig wurden, um st/tndig frisehes InfektionsmateriM zur Ver- fiigung zu haben, Miiuse mit dem Stamm intranasal infiziert. Das Aus- gangsmateriM bildeten die zerriebenen M/igen yon infizierten und posi- riven L~iusen. Der Stamm ging sofort in der M~uselunge an, war aber zun~chst noch nicht ausgesprochen virulent. Die Virulenz steigerte sich in den folgenden Passagen. Die ersten Miiuse wurden nach 5 Tagen ver- arbeitet, sic sehienen zu dieser Zeit gesund. Die Lungen waren jedoch makroskopisch deutlich veriindert. Der Entzfindungsprozeg hat te etwa die H/~lfte der Lungenflfigel ergriffen. Im Tupfpr~parat der Lunge

Kiinstliche l~Tbertragung von Rickettsia riekettsi auf Insekten. 283

waren nur wenige R ieke t t s i en zu finden. I n der 2. Passage waren die

M/iuse nach 5 Tagen deut l ich krank. Lungenver / inderungen und R icke t t -

s ienbefund h a t t e n sieh vers t i i rkt . Der S t a m m ~vurde fiber insgesamt

14 Passagen kon$inuierl ich in der M~uselunge gefiihrt, ohne dab er seine Virulenz ver lor oder seine E igenschaf ten wesentl ich ~nderte. Das gleiche

Bild bot sich, wenn zur inbranasalen In fek t ion der M/~use Coelomflfissig-

kei t yon L/iusen oder Mehlk~iferlarven v e r w a n d t wurde.

Unsere Beobachtungen bei intranasaler Infektion von M/rosen mit R, rickettsi decken sich im wesentlichen mit denen yon DCRA.~D, GIROUU und SI~AaROW (1940) und GIROUD und PA~Tn~a (1941). Die franzSsisehen Forscher benutzten als impf- material Exsudat der Tunica vaginalis vom Meerschweinchen. Der Stamm wurde ebenfalls in mehreren Passagen in der M/s gehalten. Die Reaktionen der M/~use waren offenbar heftiger als in unseren Versuchen. Die Tiere konnten schon nach 40 Std eingehen. Unsere Versuchsmi~use starben niemals vor dem 3. Tage und liel~en oft noch am 5. Tage eindeutige klinische Symptome vermissen. T6dliche Erkrankungen waren tiberhaupt selten. Etwa von der 7. Passage ab steigerte sich bei uns die Virulenz des Stammes fiir kurze Zeit. AuffMlig war ferner, dab bei gleichbleibender Technik die Reaktion der MSuse und die pneumonischen Ver- /inderungen stark wechselten. Die scharf umrissene partielle Verhnderung der Lunge wird auch yon ])URAND, GIROUD und SPARrow erw/~hnt. In den Tupfpr/~paraten der Lunge haben wir trotz ausgedehnter Entz/indungen niemals so grol~e Rickettsien- mengen gesehen wie bei Fleekfieberm/iusen. Die Rickettsien fanden sich extra- und vorwiegend intracellul/ir, waren verh/iltnismiif~ig grol3 und plump und zeigten eine kr/iftige Polendenf/irbung. Die franzSsisehcn Autoren sahen in den Ausstrichen l~ickettsien in den gleichen Mengen wie bei Fleekfieber. Das mag eine besondere Eigenschaft des yon ihnen verwendeten Stammes gewesen sein.

Nieht ganz so gute Ergebnisse erhielten DtTRAND, GIROUD und SehRROW bci der Benutzung yon Zecken (Dermacentor) als Ausgangsmaterial. Hier kam es erst naeh einigen Passagen zu einer typischen ttepatisation der Lunge und einer Anreicherung yon grSi3eren Rickettsienmengen. Bei Verwendung von getroekneten Lungen, die nach 270--285 Tagen verimpft wurden, fanden sich in den M/~usen der ersten Passage beim Feblen/iul~erer Krankheitszeichen nur kleine verstreute Entziindungs- herde in der Lunge (GZROUD und P.~NT~IER). Erst in der 3. und 4. Passage wurde dic ganze Lunge in Mitleidensehaft gezogen, und die Ausstriche waren jetzt reich an Rickettsien. Der Rickettsiengehalt der Lunge wurde in unseren Versuchen nieht nur im Tupfpriparat~ sondern durch ~bertragung auf Lause und Mehlkaferlarven geprfift und best/Lt[gt. ~Tbertragdngen auf Meersehweinchen baben wir nur in einem Fall vorgenommen. Die franz6sischen Autoren fanden, dal~ solehe Lungen fiir das Meerschweinehen stark to.<isch wirken und die Tiere sehnell tSten. Ein bei uns mit Lungenzerreibung in~zlertes Meersehweinchen starb am 5. Tag.

Wir versuchten , mi t positi 'r Lungenzer re ibungen M~use auch intra- peritoneal zu infizieren. Diese Versuche, die wir bis zur 5. Passage fort-

setzten, ver l iefen negat iv . Es k a m nach der In fek t ion zwar zu einer s ta rken

Vermehrung des Per i tonea lexsudats , doch lie~en sich Ricke t t s i en im Aus.

s tr ich nur in 2 Passagen im Gefolge einer bakter ie l len Sekund~irinfektion

und einer In f ek t ion mi t Ek t rome l i e nachweisen. Auch Bl indpassagen

b rach ten keine Ricke t t s ienanre icherung .

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3. Versuche mit Zecken, Ratten/15hen, Bettwanzen und Mehlkd/erlarven.

Vorausgeschickt sei, dal3 5 Versuche zur kfinstlichen Infektion yon Ornithodorus moubata mit rickettsicnhaltigen Zerreibungen aus Zecken, L~uscn und Mehlk~ferlarven positiv verliefen. Die Zecken gingen jedoch ausnahmslos 1--4 Wochen nach der [nfektion ein. Die Organausstriche enthielten Riekettsien in gr5•crer Zahl, und auch mit Zerreibungen toter Zecken konnten 11 Tage nach der [nfektion noch virulentc ~ickettsien auf Zecken, Li~use und Meerschweinchen mit Erfolg fibertragen werden.

F16he. Versuche, RattenflShe durch Ffittern an kranken Meerschweinchen auf der HiShe des Fiebers zu infizieren, mil~langen. In jeder Serie waren 30 F16he in klcinen Gazekgfigen an den Meerschweiuchen zum Saugen angesetzt worden. Weder liel3en sich hinterher Rickettsien in den Magenausstrichen der Fl6he, die gut gesogen hatten, direkt nachweisen, noch indirekt durch l~bertragung yon Magenzerreibungen auf M~uselungc und Mehlk~ferlarven, die am 13. und 17. Tag nach dem Ffittern vorgenommen wurde. 2 Serien yon je 30 F15hen wurden kfinstlich rectal mit einer Zerreibung yon positiven Lgusemiigen geimpft. Wie ich an anderer Stelle schon bemerkt habe (WEYER 1949), kommt es bei dieser Methode h~uflg zu Verletzungen des Enddarmes, und des Impfmaterial gelang~ dann Leilweise ins CSlom. Die kfinst- fiche Infektion yon RattenflShen gestaltete sich schwieriger als die yon Miiusefl6hen.

Eine klare Beurteilung der Magenausstriche der infizierten F16he war wegen der Symbionten, die sich zum Teil in gr5Berer Zahl in den Aus- strichen fanden und Rickettsien sehr ~hnlich sahen, nicht m6glich. In der 1. Serie wurde eine Zerreibung yon 10 F16hen 14 Tage nach der Infek- tion ohne Erfolg intranasal auf M{iuse geimpft. Ebenso verlief in der 2. Serie der Versuch, mit einer Zerreibung yon 10 FlShen nach 13 Tagen L~use, Mehlk~ferlarven und Meerschweinchen zu infizieren, negativ. Die restlichen 12 F15he wurden nach 19 Tagen intracoelomal in Mehlkafer- larven gcspritzt. Dieser Versuch hatte ein positives Ergebnis. Nach 14 Tagen waren im FettkSrperausstrich der Larven ohne Schwierigkeit Rickettsien in grSi~erer Zahl zu finden. Die I~ickettsien haben sich also in diesem Fall in einigen F15hen entweder im Darm oder im Coelom fast 3 Wochen virulent gehalten. Ob sie sieh dabei auch vermehrt und in welchen Organen sie sich angesiedelt haben, ]~Bt sich nieht sagen.

Bettwanzen. Wir benutzten fiir die Ver~uche nfichterne Larven des 3.--5. Stadiums, die rectal infiziert wurden, und zwar mit Magenzer- reibungen und Coelomfliissigkeit positiver L~use und mit M~uselunge. 2 yon 4 Versuchen brachten ein positives Resultat. In der 1. Serie wurden die Bettwanzen mit der Magenzerreibung yon 2 Liiusen infiziert. 10 Tage spgter impften wir eine Zerreibung aus 2 Wanzenmiigen auf Liiuse, die nach 6 Tagen positiv wurden. ])er Stamm konnte yon bier aus auf Mehlkiiferlarven und Liiuse fibertragen und in beiden Wirten ab - wechselnd fiber je 2 Passagen ungest6rt gehalten werden. In der 2. Serie wurden 10 Larven mit der Coelomfliissigkeit aus 3 Ls geimpft. Nach 4 Tagen waren Rickettsien in den Ausstrichen yon Magen und Enddarm

Kiinstliche ~bertragung yon Rickettsia rickettsi auf Insekten. 285

direkt festzustellen. Mit einer Zerreibung yon 7 Wanzend~rmen ~mrden 7 Tage nach der Infektion Liiuse und Mehlkiiferlarven intracoelomal und Miinse intranasal infiziert. Alle ~bertragungsversuehe gingen an, und in den Organausstriehen waren die I~iekettsien hinterher eindeutig und reiehlich nachzuweisen. Die rectal infizierten Wanzen hat ten also in diesem :Fall im Darmkanal , wahrscheinlich in der Enddarmampulle, noch in gr6Berer Zahl virulente Rickettsien enthalten. Darmausstriche sprachen daffir, dab sich die Rickettsien in der Wanze inzwischen auch vermehrt hatten.

Mehlk~i/erlarven. :Fettk6rper und Coelom der Larven yon Tenebrio molitor L. hat ten sich in frfiheren Versuchen als geeigneter und recht emp- I findlicher N/ihrboden fiir verscbiedene Rickettsien erwiesen (GIRoUD und CIACCIO 1947, W]SYER 1950). Wir haben daher Mehlk~tferlarven in gr6i3e- rein Umfang auch als Objekte fiir die Versuche mit R. rickettsi benutzt und in fast allen Fiillen eine kri~ftige und im Ausstrich des Fettk6rpers unmit telbar feststellbare Vermehrung der R. rickettsi gesehen. Wegen der besonderen Empfiinglichkeit des Coeloms haben wir die Larven ge- radezu zur Testung yon verd/ichtigen und riekettsienarmen Suspensionen benutzen kSnnen. Sehr vorteilhaft war es, dab man hierbei mit ganz geringen Materialmengen arbeiten konnte. In den Einzelversuehen wurden jeweils 4 - -6 Larven infiziert. Die Infekt ion erfolgte mit Hilfe -con Glas- capillaren durch die Tntersegmentalhaut der Abdominalsegmente. Von insgesamt 16 Versuchen verliefen 5 negativ. In 4 dicser Serien waren die Larven mit Flohmiigen geimpft worden, diewahrscheinlich kcine viru- lenten Rickettsien enthielten. In einem Versuch mit einer positiven Magenzerreibung yon Li~usen waren in den Fettk6rperausstr ichen bis zum 12. Tag naeh Versuchsbeginn keine Rickettsien nachzuweisen, t i ler handelte es sich um iiltere Larven des Ictzten Stadiums, die sich tcilweise wtthrend des Versuehs verpuppten. Schon in friiheren Versuehen war mir aufgefallen, dab iEtere Larven ffir die Rickettsien weniger empf~g, nglich sind als jfingere.

Die 11 positiven Versuche hat ten, unabhiingig yon der Herkunft des Impfmaterials , ann/ihernd den gleiehen Verlauf. In 2 Versuchen wurden die Larven yon M/~uselungen aus infiziert, in 5 Versuchen "con Ltiuse- m/igen aus, in 2 Versuchen mit Wanzend/irmen, in 1 Versuch mit einer Zerreibung yon F15hen, in 1 Versuch mit den] FettkSrper einer positi'cen Mehlk~ferlarve. Die Larven wurden in PETRI-Sehalen mit :Fliel~papier und getrocknetem Brot bei 31 ~ gehalten und in bcst immten zeitlichen Abstiinden ffir Ausstriehpriiparate yon Fet tk6rper und Coelomfliissigkeit oder zur Herstellung einer :Fettk6rperzerreibung in Bouillon verarbeitet . Die Versuchsdauer sehwankte zwischen 12 and 34 Tagen. Die meisten Lar'cen wurden etwa 2 lcVochen nach Versuchsbeginn priipariert. Die l~ickettsien waren in den Ausstrichen friihestens nach 10 und sptttestens

286 F. WEY~R:

nach 34 Tagen zu finden, l~hr mikroskopischer Nachweis war leicht, da sie stets reichlich auftraten und praktisch jedes Gesichtsfeld Rickettsien enthielt (Abb. 1). In den positiven Serien nahm die Riekettsienzahl mit der Dauer der Infekt ion zu. In rund der Hi~lfte der F~lle gingen die Larven an der Infekt ion ein. Die Tiere starben friihestens nach 10 Tagen. Doch wurden noch nach 32 und 34 Tagen positive Larven verarbeitet , die keine Schiidigung erkennen lieBen. In diesen F/~llen hielt sich die

Rickettsienvermehrung in mi~- i~igen Grenzen.

Morphologisch und fi~rbe- risch boten die Rickettsien das gewohnte Bild. Die P01- enden waren kri~ftig gefi~rbt. Vorherrschend waren Einzel- formen oder ganz kurze Ket - ten. Die Entwicklung diirfte in erster Linie intracelluliir

Abb. 1. Auss%rich aus dem FettkSrper bzw. CSlom ablaufen. Doch ist auch eine einer Mehlkiiferlarve, 14. Infektionstag. R. rickettsi e x t r a c e l l n l / ~ r e V e r m e h r u n g i n in intra- und extracellulitrer Lage; Vermehrungs- formen. Photogramm. Vergr. in allen Abbildungcn, t i e r Coelomfliissigkeit in ge- ausgenommen Abb. 9, 1200 x , F~rbung naeh GIEMSA,

Sehnittdicke in den Schnittpr~paraten 3 - 4 I*. wissem Umfange nieht a u s -

geschlossen. Die Beurteilung tier Topographie ist an Hand yon Ausstrichen und Tupfpr/~paraten schwierig, da die freien Formen aus zerstSrten Zellen s tammen kSnnen. Die befallenen Zellen sind Blutzellen, vornehmlich wohl Phago- cyten, und indifferente Zellen, deren genaue Best immung im Larven- kSrper bei der Vielzahl des erst in der Differenzierung begriffenen Zell- materials nicht mSglich ist (Abb. 1). Auch junge Fettzellen sind infiziert, in ~lteren Fettzellen sind die Rickettsien selten. Eine Vacuolisierung der Zellen kommt vor, ist aber nieht besonders charakteristisch. In den Zell- kern dringen die Rickettsien nicht ein.

Die Passage durch die Mehlk/~ferlarven hat te keinen merklichen EinfiuB auf die Eigenschaften der Riekettsien. Sie lie$en sich mit Zer- reibungen des Fettk5rpers auf andere Versuchstiere iibertragen und hier direkt oder indirekt wieder nachweisen: in der M/~uselunge nach intra- nasaler infektion, in der Laus nach rectaler, im Meerschweinchen nach intraperitonealer, in der Zecke, Laus und Mehlk/~ferlarve nach intra- coelomaler Infektion. R. rickettsi konnte somit auch in Passagen in Mehl- k/~ferlarven gehalten werden. Meersehweinchen wurden mit Zerreibungen geimpft, die 14, 25 und 34 Tage nach der ]'nfektion der Larven hergestellt waren. Sie reagierten mit typischem Fieber und klinischen Symptomen, 1 Tier ging am 9. Tag nach der [nfektion ein.

Kiinstliche ~bertragung von Rickettsia rickettsi auf Insekten. 287

4. Das Verhalteu von R. rickettsi in der Laus.

Rectale In/ektion. Von den 25 Versuchen mit rectaler lnfektion scheiden 4 fiir die Bewertung aus, weih das Impfmaterial (Zerreibungeu yon Bettwanzell und Fl6hen) sehr wahrscheinlich keine Rickettsien ent- hielt. Von den iibrigen Serien waren 5 negativ. Die L/ruse win'den bier mit Mage~azerreibungen einwandfrei positiver L~tuse geimpft. Es haudelte sich dabei um den vergeblichen Versuch, den Stature laufend in Passagen auf der Laus zu halten, auf den weiter unten noch n/iher eingegangen werdert wird. In den 20 restlichen Versuchsserien war mit Sicherheit eine Ansiedlung und Vermehrung der Rickettsien in der Laus festzust(dle~L Als [mpfmater ia l dienten M/~uselungen, Magenzerreibungen und Coclom- fliissigkeit positiver L~use, Zerreibungen yon Zecken und Mehlkitfev- larven.

Das Verhalten der Rickettsien wurde zunis an Han(! you M~lgeu- ausstrichen gepriift. Die Entwickhung setzte gleich recht lebhaft ein. l)ie ersten positiven L~use wurden nach 3 Tagen gesehcn. Nach 5 Tagen hat te die Infekt ion gew6hnlich schon ihren HShepunkt erreicht. Nur aus- nahmsweise (in 2 Versuchen) t ra ten positive L~use erst nt~ch l0 Tagen auf. Der Prozentsatz der positiven L/s bewegte sich in deu Eiuzel- versuchen zwisehen 75 und 100, das heil3t, es gingen praktisch alle L/iuse an. Die Versuchsserien dauerten im Mitteh nur 8 Tage, einzchm Scrien muBten schon nach 4 und 6 Tagen abgebrocheu werden. L/4ngsteus dehnten sich die Versuche bis zu 14 Tagen-aus. Besouders stiirmisch war die Entwicklung, wohl infohge einer verst/~rkten Virulenz (her Rickett- sien, bei Infektionen der L~use mit Zecken- und Lungenzerreibungen.

Die Magenausstriche enthielten im Hinblick auf (lie fast gleichzeitig einsetzende starke Sch~tdigung der L/s verhi~htnism~ltig wenig Rickett- sien. Die Rickettsien lagen in den Ausstrichcn hocker verstreut, uiemals in dichten und kompakten Haufen oder iiberhaupt in grS[]eren Massen, wie bei einer Infektion mit R. prowazeki o(lcr R. mooseri. Vorherrschend waren relativ sehlanke l:Iantelformen mit helhem Mittelstiick un([ kon- trastreicher Polendenfi~rbung (Abh. 2). Kurze Ket ten sprachelt fiir eine lebhafte Vermehrungstendenz. Die Lagebeziehungen zu den Magenzelhen waren rtach den Ausstrichert nicht mit Sicherheit auszumachcn. Auch (lie Faeces der L~use enthielten yore 4. oder 5. Tag a.n Rickettsien, doch stets in viel geringerer Zahl als bei einer Infekt ion mit Fleckfieber- rickettsien, gewShnlich auch in ziemlich ungleichm~tl]igcr Verteilung. Der Rickettsiengehalt der Faeces wurde in Sammel- und Einzelkotproben von positiven L~tusen ermittelt . Die Infektion war stets yon tSdlichen Folgen fiir die L/~use begleitet. Die Schddigung war an der rStlichen F~trbung (ter Tiere deutlich zu erkennen, die die Durchl~issigkeit des Magens fiir den Blutfarbstoff anzeigte. Solche rotert L~use fanden sich i~1 grol]er Zahh

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schon 4 Tage nach der Infektion. Sie t ra ten gewShnlich gleichzeitig mit den ersten positiven Tieren auf. Bald zeigten alle L~use die gleichen Symptome. Nur in einem Versuch, in dem die L~use mit einer Fett- kSrperzerreibung yon Mehlk~tferlarven geimpft waren, stellten sich die Rickettsien und roten L~use erst nach 13 Tagen ein.

Wir versuchten, den Stamm, ~hnlieh wie es W~Ian getan hatte, dureh rectale Infekt ion yon L~usen mit positiven Magenzerreibungen in kon-

Abb. 2. Magenausstr ich einer rectal inflzierten Laus, 7. Infekt ionstag. Ricket ts iea locker im Plasma vers t reut und in lebhafter Vermehrung. Kr~ftige 1)olendenf~rbung.

tinuierlichen Passagen zu halten. Aber die Rickettsienvermehrung war schon in der 2. Passage gehemmt. Positive Ls t ra ten erst nach 6--10 Tagen auf, zahlreiche L~use blieben negativ. Der Stature lief bestenfalls fiber 2 L~usepassagen. Die Versuche wurden viermal mit dem gleiehen Resultat wiederholt: Obwohl die L~use mit einer rickettsien- reichen Magenzerreibung aus der 2. Passage in der fiblichen Weise ge- impft wurden, blieben die Tiere der 3. Passage stets gesund und ent- hielten in den Ausstrichen keine Rickettsien mehr. Diese Passagen bildeten die bereits erw~hntea negativen Versuehsserien. Es war durch den Aufenthalt in der Laus also keine gegenseitige GewShnung einge- treten, wie wir es eigentlich erwartet hatten, sondern eine erhShte Emp- findlichkeit. Die Empfindlichkeit war eine Eigenschaft der Rickettsien. Eine verst~rkte Resistenz der L~use kam nicht in Frage, da es sich ja stets um frisehe L~use handelte, die mit den Riekettsien noch nicht in Be- rfihrung gekommen waren. Das Abrei6en des Stammes in der 3. L~use- passage mu6te daher auf einer Sch~digung der Rickettsien durch den

Kiinstliche (~bertragung yon tCickettsia rickettsi auf Insekten. 289

Aufenthalt im L~usemagen beruhen, die sie fiir ein weiteres Wachstum im gleichen Milieu ungeeignet machte.

Merkwiirdigerweise vermehrten sich solche Passagerickettsien bei l~bertragung ins Coelom ungestSrt weiter. Von einem Virulenzverlust oder einer andern wesentlichen ~nderung konnte also keine Rede sein. Das ergab sich bei der Ubertragung der Rickettsien aus dem Li~usemagen auf andere Wirte. Solche Rickettsien der 2. Magenpassage wurden unter Bei- behaltung ihrer Virulenz und Pathogenits fibertr~gen aufMeerschwein-

Abb. 3. Magenque r schn i t t e iner rec ta l inf lz ier ten Laus , 6. I n f c k t i o n s t a g . Schn i t t d i ckc 3 - - 4 #. Diffuse u an dcr Bas i s dcr m)ch in ih re r F o r m e rha l t cnen Epi thelzel len. Beg innendc

Vacuo l i s i c rung und Verf l i i ss igung.

chen, Ms Zecken und Mehlks aui3erdem, wie schon erw~hnt, auf L~use durch intracoelomale Infektion.

Die Lagebeziehungen und die internen Vorgdnge nach rectaler In- fektion konnten erst an Hand yon histologischen Prs gekls werden. Nach der eingangs erws Beobachtung yon WEmL und auch auf Grund unserer ersten Magenausstriche hat ten wir mir einer extra- cellul/i, ren Lage der Rickettsien im L~usedarm gerechnet. I m Magen- lumen und auf den Epithelzellen suchten wir jedoch vergeblich nach den Vermehrungsherden oder iiberhaupt nach grSi]eren in diffuser Vermeh- rung begriffenen Rickettsienmengen. Auch R. riclcettsi beFallt in der Laus nur den Mitteldarm, und zwar in seiner ganzen Ausdehnung. Kaum jemals findet man allerdings das gesamte Epithel gleichzeitig erfal~t. Es sind immer einige Praedilektionsstellen da. Solche bevorzugten Stellen bilden Epithelfalten und -ausbuchtungen, so z. B. die Blinds~tcke und die ~ber- gangsstelle vom sack- zum schlauchfSrmigen Tel| des Magens, dem so- genannten Dfinndarm.

Die sps rnfektion im Vergleich zu einer Infektion mit Fleck- fieberrickettsien war in den Schnitten noch auffhlliger als in den Aus- strichen (Abb. 3--7). Das Waehstum der R. rickettsi geht im L~usemage

290 F. WEYER:

in erster Linie intracellul~ir vor sich. I)er schwache Befall l~6t das Epithel auf den ersten B|ick normal und intakt erscheinen. Massierungen der Rickettsien, die sich z. B. bei R. prowaze]~i schon an der dunklen F~rbung des Plasmas kenntlich machen, ebenso wie Auftreibungen der Zellen in Richtung auf das Lumen kommen nicht vor. Der Hauptangriffspunkt der Rickettsien liegt an der Zellbasis unter dem Kern (Abb. 3 und 4). Hier ist das Plasma stark aufgelockert und mit kleinen Vakuolen durch- setzt, schliel~lich erscheint es verflfissigt. Dieser Prozei~ setzt sich in

Abb. 4. M a g e n q u e r s c h n i t t e iner rec ta l inf lz ier ten Laus , 9. I n f e k t i o n s t a g . Lebha f t e l~ icket t s icn- v e r m e h r u n g in den s t a r k ze rs t6 r ten u n d sich aufl( isenden Epi thclzel leu. A b h e b u n g you tier

B a s a h n e m b r a n und Muscular is .

Richtung auf die Spitze fort, ohne den Kern auff~.llig zu ver~ndern (Abb. 4) und fiihrt zu einer frfihzeitigen Abl6sung der Zellen yon der Basalmembran und schliel~lich zu einer Zerst6rung der Zellen selbst (Abb. 5). Die Zellen bestehen dann nur noch aus einem feinen Geriist- werk oder aus nicht mehr differenzierten Plasmastreifen.

Die Zellgrenzen sind verschwunden, und das Epithel hat seinen Charakter fast verloren. Die Orientierung ist schwierig. Die Einbruchs- stellen, die regellos fiber den Magenschlauch in Form einzelner Ver- mehrungsherde verstreut sind, bilden einen Trfimmerhaufen -con Plasma- fetzen, Kernteilen, Vakuolen und Sekrettropfen in verschiedenen Stadien des Zerfalls, zwischen denen allenthalben Rickettsien lagern (Abb. 5). An solchen Stellen scheinen die Rickettsien dann auch extracellul~r zu liegen, aber diese Lage ist nur das Ergebnis der Zelldegeneration. In den Kern der Epithelzellen, die relativ lange ihr normales Aussehen behalten, dringen die Rickettsien nicht ein. Zu diesem Zeitpunkt findet man die Rickettsien natiirlich auch im Darmlumen, aber gr56tenteils immer noch in Zellen oder Plasmateilen (Abb. 6). Die Lumenpassage kann stellenweise durch Zelltrfimmer fast verstopft sein, und es ist nicht verwunderlich, wenn die Faeces jetzt Rickettsien enthalten.

Kiinstliche ~bertragung yon l~ickettsia rickettsi auf Insekten. 291

Der ganze Vorgang 1/tuft mit ziemlicher Geschwindigkeit ab. Er kalm gr6Bere Epithelpart ien gleichzeitig erfassen, und das Epithel wird claim

Abb. 5. M a g e n q u e r s c h n i t t t i n c t rec ta l i n f l z i e r t enLaus , 6. I n f e k t i o n s t a g . Vorgeschr i t t enes Zerfalls- s t a d i u m de r inf lzier ten :Epithelzellen. R i c k e t t s i e n in Zcllfetzen und du rch Zers t6 rung der Zellen freie

R ieke t t s i en .

noch im Verbande yon der Museularis abgehoben, w/~hrend die eigent- liche Degeneration erst im Magen]umen einsetzt (Abb. 7). Diese starken Ver/tnderungen bedingen den Untergang der L/ruse. Geringe zeit- liche Unterschiede ergaben sich zwischen den Versuchsserien und auch zwischen den einzelnen L/~usen der gleichen Serie. Der Zerfall der Zellen und die Durchsiebung des Magenrohres legen die Magenfunk- tion lahm. Das aufgenommene Blut kann nicht mehr verdaut werden, und der Blur farbstoff t r i t t in das Coelom tiber. Die Folge ist die bereits er- w/thnte rStliehe Verf/trbung der krallken Tiere. Gelegentlich kSnnen Rickettsien jetzt auch durch die Magenw/tnde ins Coelom iibertreten und das Ende der Tiere beschleu- nigten. Die pathogene Wirkung der Abb. 6. Magenquerselmitt einer reetal inil- nicket ts ien ist nicht, wie bei einer zierten Laus, 6. hffektionstag. Abgel6ste

�9 Teile des inf lzier ten Ep i the l s im Magenlumen. Infektion der L/tuse mit Fleckfieber, vorwiegend rein mechaniseh als Ergebnis einer Massenvermehrung mit anschliel3endem Platzen der Zellen zu erkl/tren. Toxine oder andere das

292 F. WEYER:

Plasma angreifende und 1/ihmende Stoffe miissen vielmehr als Produkte des Rickettsienstoffwechsels angenommen werden, wobei die Ver- fltissigung der Zellbasis eine ganz besondere Rolle zu spielen seheint.

Intracoelomale In/ektion. Die intracoelomale Infektion erwies sich als die einzige und einfachste Methode zur li~ngeren Haltung der Riekettsien in der Laus. Die Teehnik der intracoelomalen Impfung babe ich sehon an anderer Stelle beschrieben (WEY~.R 1950). Das Impfmaterial bestand

Abb. 7. Magenquerschnitt einer rectal infizierten Laus, 9. Infcktionstag. L~bersichtsbild, Vergr. 500real. Das Epithel infolge der Rickcttsieninfektion auf einer groflen Strecke yon der

Basalmembran abgehoben und noch verh~ltnisms intakt im .~[agenlumen.

aus L~hmem~gen, Coelomfliissigkeit yon L~usen, M~tuselunge oder Bett- wanzend/irmen. Das Coelom der Kleiderlaus ist auch fiir R. rickettsi empf/inglich, sogar in so hohem Grade, dab dieser N/~hrboden /ihnlieh wie der FettkSrper der Mehlk/~ferlarve zum Nachweis kleiner Rickettsien- mengen dienen kann. Wir benutzten diese Methode daher auch bei der Priifung der in vitro-Wirkung yon Aureomycin, Chloromycetin und Terra- mycin auf R. rickettsi ( W E Y E R 1951).

Abgesehen von 2 Serien mit einem wahrscheinlich negativen Aus- gangsmaterial verliefen s/imtliche 15 Versuche positiv. Die L~use iiber- standen die Infektion deutlich besser als die rectale Impfung. Die Serien liefen im Mittel 10 Tage, in einem Versuch sogar 25 Tage. Zur Erfolgs- kontrolle wurde die Coelomfliissigkeit entweder in Form kleiner Tr6pf- chen dutch Beinamputation entnommen oder in grSl~erer Menge bei Ver- arbeitung der L~use durch Abtrennen des Kopfes unter Vermeidung einer Darmverletzung. Die Flfissigkeit begann nach 4 Tagen positiv zu werden. Die Rickettsienzahl nahm langsam, aber stetig zu. Die Ver- mehrung erfolgte ohne Bindung an Zellen (Abb. 8). Der Pleomorphismus der Riekettsien war vie[ st/irker als bei reetaler ~nfektion, besonders auf

Klinstliche Ubertragung yon Rickettsia rickettsi auf lnsekten. 293

sp~teren Studien, wo Kurz- und St~bchenformen auffielen und die Pol- endenf~rbung wenig deutlich war. MSglicherweise befanden sich darunter auch Degenerationsstadien. Sehr h~ufig sah man Rickettsienansamm-

lungen auf und in Blutzellen, wahr- scheinlich Phagocyten (Abb. 9). Hier vermehrten sich die Rickettsien zum Teil sicher intracellul~tr. Wiederum blieb der Kern ~erschont. Etwa

Abb. 8. Ausstrich vonder Coelomfliissigkeit einer Abb. 9. Ausstrich yon der ('oelomfliissigkeit ciner intracoelomal inflzierten Laus, 6. Infektionstag. intracoelomal inflzierten Laus, 8. Infektionstag. Freie 1)~ickettsienvermehrung in der Coelom- Intracelluliire Rickettsienvermchrung in eincr

fliissigkeit. Starker Pleomorphismus. Blutzelle.

nach 1 Woche begannen die infizierten L~.use einzugehen. Die ge- sch~digten Tiere waren nicht riitlich verf~rbt, sondern zeigten ein prall aufgetriebenes Abdomen. Wie Schnittpr~tparate durch das Abdomen

Abb.10, Litngsschnitt durch das ganze Abdomen einer iatracoelomal inflzierten Laus, 10.Infektionstag. l~ickettsien in diffuser Vermehrung in der Coelomfliissigkeit zwischen Epidermis uad Magcnwand.

ergaben (Abb. 10), waren die Rickettsien ziemlich gleichm~i~ig in der KSrperfliissigkeit verteilt. Lediglich in Falten oder Spalten zxvischen einzelnen Organteilen konnten sic in grS[~erer Zahl liegen. Auch ein

294 F. WErER:

Befall der Magenzellen vom Coelom aus, wie es bei einer ImeK~mn der L~use mit R. akari gelegentlich vorkommt (WEYER 1952), wurde nieht beobachtet. Die Erkrankung der L~tuse diirfte auf einer Blockierung der Blutzellen und auch wohl auf einer Toxinwirkung beruhen.

Coelomfliissigkeit und Zerreibungen ganzer L~tuse ~urden mit Erfolg rectal auf Lguse und Bettwanzen, intraperitoneal auf Meerschweinchen und intranasal auf M~use fibertragen. _~nderungen der Stammeigen- schaften, soweit sie sich in der Virulenz und Pathogenit~t ausdriieken, wurden dabei wiederum nicht bemerkt. Ohne Schwierigkeiten lieBen sich die Rickettsien auch erneut ins Coelom gesunder L~use fibertragen im Gegensatz zu den Versuchen mit rectaler Infektion. Der Stamm konnte auf diese Weise in der Laus fortlaufend fiber 11 Passagen in einem Zeit- raum yon 88 Tagen gehalten werden. Die Passagen wurden dann ab- gebrochen. Die intracoelom~le Infektion ist eine bequeme und billige Methode der Stammhaltung, zumal man die Dauer der Einzelpassagen durch Herabsetzung der Temperatur noch verl~ngern kann.

5. A uswertung und Schluflbemerkungen.

Aus den Versuchen geht klar hervor, dab ftir den En'eger des Felsen- gebirgsfiebers, R. rickettsi, auger den bekannten natiirlichen Wirten, den Zecken, auch noch andere Ghederffil]ler empfKnglich sind, wobei es in unseren Versuchen keine Rolle spielte, mit welchem Ausgangsmaterial die Tiere geimpft wurden. Die Versuche mit Bettwanzen und l%atten- flShen gestatten lediglich die Feststellung, dab die Rickettsien in diesen Insekten nach kiinstlicher Infektion 6 bzw. 19 Tage virulent blieben- Coelom und Fettk5rper yon Mehlk~ferlarven stellen dagegen einen durch- aus giinstigen NKhrboden dar, in dem sich die Riekettsien ohne weiteres vermehren, und zwar vorwiegend intracellul~r. Das Wachstum in der Larve ist nicht an eine spezifische Eigenschaft dieses Milieus oder eine biologische Beziehung zwisellen den beiden Organismen gekniipft, sondern beruht darauf, dab das larvale Coelom ,nit seinem Reichtum an un- differenzierten, multipotenten Zellen den Stoffwechselanspriichen der Rickettsien ebenso gut entspricht wie etwa der Dottersack des ttfihner- embryos. Tatsi~chlich gedeihen im FettkSrper der Larve alle bisher in dieser Beziehung yon mir gepriiften intracellulgr wachsenden Rickettsien.

R. rickettsi wi~chst auch im Magen und Coelom der Kleiderlaus. Mit R.iicksicht auf die rein theoretische Fragestellung arbeiteten wir nur mit ktinstlicher Infektion. Ich halte es jedoeh fiir sehr wahrscheinlich, dal~ sich L~iuse auch auf nati~rlichem Wege beim Saugen infizieren kSnnen. So erreichte ieh bei Versuchen mit R. akari und R. conori eine Entwick- lung der Rickettsien, wenn die L~use rectal mit dem stark verdfinnten Blut kranker 1Ki~use infiziert wurden, wobei sie sieher weniger Rickettsien aufnahmen als bei einem natfirlichen S~ugakt. ImCoelom kann R.rickettsi

Kiinstliche ~-bertragung yon Rickettsia rickettsi auf Insekten. 295

beliebig lange in fortlaufenden Passagen gehalten werden. Die l~ickettsien vermehren sich vorwiegend extracellul~r, aber auch intracellul~r in Blut- zellen. Andere Organe werden nicht befallen. Die Infektion endet nach etwa 8--12 Tagen fiir die Laus t6dlich. Bei reetaler Infektion dringen die Rickettsien in die Magenzellen ein. Die Entwicklung erfolgt also auch hier intraeellul~r. Trotz einer im Vergleich zu Fleckfieberrickettsien sp~rlichen Vermeh~ng kommt es schnell zu einer Anfl6sung und Ab- stol~ung der Magenzellen yon der Basis her. Damit gelangen die Rickett- sien rail Epitheltriimmern ins Magenlumen, wo sic sich unter Umst~nden noch eine Zeitlang weiter vermehren k6nnen, und mit dem Kot nach aul~en. Gleichzeitig wird die Magenfunktion unterbrochen. Die infizierten L~use gehen daher teilweise schon naeh 4 Tagen unter starker rii~licher Verfi~rbung ein. Mit Magenzerreibungen positiver L~use lie~ sich der Stamm im L~usemagen nu t bis zur 2. Passage halten. In der 3. Passage kamen die l~ickettsien nicht mehr zur Vermehrung, obwohl sic bei gleich- zeitiger ~bertragung auf M~use und Meerschweinchen und in das Coelom der Laus noeh virulent waren.

Die Eigenschaften der in den Fremdwirten gewisse Zeit verbliebenen oder durch Vermehrung angereicherten Rickettsien wurden durch Uber- tragung auf andere Arthropoden, ferner durch intranasale Infektion von M~usen und intraperitoneale Infektion yon Meerschweinchen gepriift. Virulenz und Pathogenit~t blieben bestehen, und es kann aus den Ver- suchen geschlossen werden, dal3 sich die Stammeigenschaften durch die Fremdwirtpassage nicht merklich anderten. B e i Berficksichtigung des allgemeinen Pleomorphismus lieBen sich auch morphologisch zwischen den l~iekettsien aus den verschiedenen Wirten und Organen keine Unter- schiede erkennen, es sei denn, dab die Rickettsien aus den Insekten be- sonders kontrastreich gefi~rbt waren. Im Vergleich zu dem Verhalten van R. rickettsi in der Zecke, wo praktisch alle 0rgane befallen werden, ist die strikte Bindung an die Mitteldarmzellen in der Laus erw~hnenswer~ und weiterhin, dab es in keinem der untersuchten Insektengewebe zu einer In]ektion der Kerne kam.

Die Beobachtungen, die WmOL bei Versuchen mit dem gleichen Objek~ sammelte, stehen zu unseren eigenen in einem starken Gegensatz. WEmL benutzte Zerreibungen von infizierten Zecken (Dermacentor venustus) und Blur, Leukoeyten und Organzerreibungen (Gehirn, Nebenniere, Milz, Leber) yon kranken Meer- schweinchen. Die rectal infizierten L~use wurden nicht am Menschen oder Kanin- chert gefSttert, sondern kiinstlieh durch Einspritzung von Mensehenblut ern~hrt. Hierin liegt praktiseh der einzige Unterschied zu unserer eigenen Versuchsanord- hung. Die Lause und Lhusefaeees enthielten sehon naeh wenigen Tagen reichlich Rickettsien. Auf Querschnitten land W~mL, dab sieh die Vermehrung der Rickett- sien aussehliei~lich extracellul~i r abspielte, die Zellen selbst wurden nicht befallen. Das Magenlumen war erfiillt yon Rickettsien, die teils verstreut, tells in kleinen Gruppen beisammen lagen. In grol]er Zahl bedeekten sie aui~erdem die Zellober- fli~che und erinnerten dadureh sehr stark an R. quinfana. Dieser Eindruck wurde

Zeitschr. fi Hygiene, Bd. 135. 2 0

296 F. WEYER:

durch die intensivere FArbung noch vermehrt. Infolge des rein extracellul~ren Wachstums blieben die L~use gesund, und ihre Lebensdauer war nicht verkfirzt. Der Stature konnte durch l0 Passagen in Abst~inden von 15 Tagen fiber einen Zeit- raum yon 5 Monaten auf der Laus gehalten werden, ohne dab er sein Verhalten Anderte. Virulenz und Pathogenit~t fiir das Meerschweinchen blieben ebenfalls erhalten.

Da man einem Rickettsienkenner wie WEIGL nicht gut einen Be- obachtungsfehler zutrauen kann, seine Versuche au~erdem auf breiter Basis durchgefiihrt wurden, bleibt als Erkl~rung ffir diese abweichen- den Ergebnisse wohl nur der SchluB, dal3 WEIGL mit einem anderen Stature der R. rickettsi gearbeitet hat und dab sich die einzelnen Stiimme auch in ihrem Verhalten in der Laus unterscheiden. Darin stimmen abet beide Beobachtungen iiberein, dab R. rickettsi nicht ein ganz spezifisch an die Zecke angepal~ter Parasit ist, sondern sich auch in anderen Arthro- poden und speziell in der Laus entwickeln kann. Man wird auch hieraus auf eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den verschiedenen als Erreger yon l~ickettsiosen bekannten Rickettsienarten schlieBen kSnnen, die in einem gemeinsamen Ursprung zu suchen ist. Wie ich eigenen, kfirz- ]ich verSffentlichten Versuchen entnehme, verhKlt sich R. conori, der Erreger des Fi~vre boutonneuse, in der Laus ganz s wie R. rickettsi, und fiir den Erreger der Rickettsienpocken, R. akari, stellt die Laus sogar einen relativ geeigneten Wirt dar (WEYER 1952). Die~ce Rickettsie konnte auch mit der rectalen Methode unbegrenzt in der Laus gehalten werden, und die L~use selbst zeigten nur geringe Sch~digung.

Der Abstand zwischen den ,,Insektenrickettsien" R. prowazeki und R. mooseri einelseits und den,, Zeckenrickettsien" andererseiSs ist aller- dings schon recht erheblich, und als giinstigen Wirt ffir R. rickettsi kann man die Laus nicht bezeichnen. Daffir spricht deutlich die starke SehKdi- gung der L~use nach rcctaler Infektion und ihre Reaktion, die sich dahin auswirkt, dab sich die Rickettsien nach einem langeren Aufenthalt im LKusemagen bei erneuter Ubertragung im gleichcn Milieu nicht mehr ver- mehren kSnnen. Die divergente Entwicklung der heute durch Zecken und Insekten fibertragenen R.ickettsiengruppen diirfte daher schon relativ lange zurfiekliegen.

Zusammentassung. 1. Ein Stamm yon R. rickettsi wurde kiinstlich rectal bzw. intracoelo-

real auf Zecken (Ornithodorus moubata), rCattenflShe (Nosopsyllus/as- ciatus), L~use, Bettwanzen und Larven yon Tenebrio molitor iibertragen. Das Impfmaterial stammte aus natiirlich infizierten Zecken, aus M~iuse- lungen und aus Organzerreibungen yon vorher infizierten Insekten.

2. Bei Bettwanzen und F16hen konnte zun~ehst nut ein l~berleben der verimpften Rickettsien bis zu 1 bzw. 3 Wochen festgestellt werden. Im

Kfinstliche (Tbertragung yon Rickettsia rickcttsi auf Insel~ten. 297

Coelom der Mehlk/ffer larve fanden d ie R icke t t s i en gi inst ige Entwick lungs- bedingungen, so daft m i t d ieser Methode noch geringe R i c k e t t s i e n m e n g e n nachgewiesen w e r d e a konnten . E inze lne L a r v e n en th i e l t en bis zu 34 Tagen nach der I n f e k t i o n v i ru l en te Ricke t t s i en .

3. Auch in der Kle ider laus h ie l ten und ve rme hr t e n sich die Ricke t t s ien . D i e g i ins t igs te l n f e k t i o n s m e t h o d e war d ie in t racoe lomale Impfung , m i t der der S t a m m unbegrenz t in l aufenden Passagen geha l t en werden konnte . Bei r ce ta l e r I n f e k t i o n k a m es nach 4---6 T a g e n zu e iner t6d l ichen Schi~di- gung der Li~use. Der Sti~mm k o n n t e a u f d iesem Wege auch n ich t wei ter - gef i ihr t werden. Die R i e k e t t s i e n ve r schwanden im L~tusemagen sp~te- s tens in de r 3. Passage.

4. Die R icke t t s i en v e r m e h r e n sich in de r Laus nach in t r acoe lomale r I n f ek t i on frei im Coelom u n d in t race l lu l~r in Blutzel len, nach ree ta le r I n f ek t i on intraeellul/~r in den Magenzel len. Die inf iz ier ten Zel len werden aueh bei nur spi i r l ichem Befal l m i t R i c k e t t s i e n rasch ze r s t6 r t und einzeln oder im Verbande grSBerer E p i t h e l t e i l e ins Magen lumen abgesto[~en. Da- durch wird die Magenfunk t ion s t i l lgelegt . Die R icke t t s i en werden mi t den :Faeces ausgeschieden.

5. Virulenz und P a t h o g e n i t ~ t von R. rickettsi wurden (lurch die In- sek tenpassage n ich t merkl ich beeinflul3t, wie d ie ~be r~ ragung yon Organ- zer re ibungen verseh iedens te r H e r k u n f t a u f die M~uselunge und au f Meerschweinchen zeigte..

Fraulein M.~Gt)ALE~'E KER.WER danke ich fiir ihre gewissenhafte Hilfe hei der Durchfiihrung der Versuche.

Literatur.

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Dr. F. WEYER, Hamburg, Bernhard Nocht-Institut f/dr Schiffs- und Tropenkrankheiten.

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