21
Kunst und Management Eine wissenschaftliche Ausarbeitung von Alexander Huhn [email protected] Kann die Kunst klassische Managementprobleme lösen?

Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

  • Upload
    lamnhi

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Kunst und Management

Eine wissenschaftliche Ausarbeitung von Alexander [email protected]

Kann die Kunst klassische Managementprobleme lösen?

Page 2: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

„Kunst ist das Bemühen, neben der wirklichen Welt

eine menschlichere Welt zu schaffen.”(André Maurois, eigtl. Emile Herzog, frz. Schriftsteller )

„What I cannot rate I do not unterstand“.(Richard Feynman)

„Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch;umgekehrt wäre es besser.“

(Theodor W. Adorno)

Page 3: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 3/22

Vorwort

„Wir sind Manager! Wir sind ganz oben an der Spitze! Wir sind die Eli-te! Und dennoch müssen wir uns mehr und mehr vorwerfen lassen versagt zu haben.“ Die Presse schürt das Feuer der Versagensvorwürfe und bei al-ler Kritik an der Presse darf sich das nationale und internationale Manage-ment an dieser Stelle durchaus mal ein paar Minuten Zeit nehmen, die eige-ne Gegenwart zu reflektieren. Dabei sind auch die Manager wieder einmal Opfer der eigenen Definition. Nicht umsonst beschreibt die Literatur und Fach-welt den Begriff des Managements als eine Tätigkeit, einen Vorgang oder ei-nen Prozess zur Rentabilitätssteigerung. Manager müssen Verwalten, Organisieren und letztendlich Rechenschafft ablegen1. Dabei wird deutlich, in welcher kalten Welt sich die diskriminierte Randgruppe der Manager aufhal-ten muss. Ist die Wirtschaftskrise eine Schuld der kaltherzig-erfolgsorientieren Manager? Eine provokante Frage - durchaus - aber wir wollen uns in dieser Arbeit nicht in Vorwürfen üben, sondern Lösungen aufzeigen, wie wir - etwas schmalzig formuliert - ein bißchen Wärme in die kalte Welt der Wirtschaft bringen wollen.Kern der Arbeit soll sein, wie ein Verständnis für Kunst, ein Gefühl für Ästhetik und ein Bewusstsein für ethisches Handeln die eigene Erlebniswelt beeinflussen kann und wie die Kunst Alternativen aufzeigen kann, die weit jenseits reiner Erfolgsorientierung liegen. Letztendlich geht es für uns alle doch um unser persönliches Glück und das steht nun mal nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit Umsatzmehrung, Gewinnmaximierung und Kapitalerhöhung. Wir wollen zeigen, dass die Förderung der Kreativität, das Trai-nieren der Phantasie und die Freude am Schönen letztendlich genau das Glücksgefühl zur Konsequenz haben, das wir uns alle so wünschen und das die Kunst dabei nicht im Widerspruch zu heutigen und zukünftigen Managementprozessen steht, sondern diese gestalten und nach vorne bringen kann.

Dem geneigten Leser dieser Arbeit sollte die Phantasie also ein treuer Freund sein.

a Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Managementlehre

Page 4: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 4/22

Vorwort..........................................................................................

Inhalt..............................................................................................

1. Einleitung

1.1 Einführung....................................................................

1.2 Aufbau der Arbeit..........................................................

2. Was ist Kunst ?

2.1 Begriffsdefinition und Geschichte.................................

2.2 Kunst und ihre Entwicklung..........................................

2.3 Darf die Kunst etwas kosten?......................................

3. Management

3.1 Management heute.......................................................

3.2 Begriffsdefinition...........................................................

3.3 Pobleme des Management..........................................

4. Kunst als Chance im Management

4.1 Im Blickpunkt: Kunst im Unternehmen.........................

4.2 Kunst in der Kommunikation........................................

4.3 Kunst und Coaching....................................................

4.3.1 Geschichte.....................................................

4.3.2 Theorie...........................................................

4.3.3 Künstlerisches Coaching................................

4.3.3.1 Psychologische Morphologie............

4.3.3.2 kreative Kunstrezeption....................

5. Zusammenfassung und Ausblick..............................................

Quellenverzeichnis........................................................................

Inhaltsverzeichnis

3

4

5

5

6

6

8

9

9

10

11

11

12

13

15

15

17

20

21

Page 5: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 5/22

1. Einleitung

1.1 Kunst im Management - Gedankenspiele

Unternehmen, die heutzutage kreativ verrückt sind werden belächelt oder gera-ten in das Kreuzfeuer der Kritik. In Zeiten der Krise erwartet man transparente Entscheidungen und klassische Phrasen, die Mut machen und eine pseudo-po-sitive Zukunft prognostizieren sollen. Die Konsequenz ist aber eine offensichtlich andere: Im Zuge der weltweiten Globalisierung wird es für heimische Unterneh-men umso wichtiger sich einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen. Aber die Fra-ge ist worin dieser Vorteil besteht: in betriebswirtschaftlichen Erfolgsgrößen, wie beispielsweise Kostenminimierung? Kostenführerschaft ist auf einem globalen Weltmarkt schwer durchzusetzen. In den Ostblockländern, wie auch in Teilen Asi-ens z. B. China, können Produkte aufgrund der niedrigen Lohnkosten zu einem Bruchteil der deutschen Produktionskosten hergestellt werden. Aber unter wel-chen Umständen? Man denke nicht zuletzt an die riesigen Fabrikhallen in denen Tag für Tag, Stunde um Stunde, unter menschenunwürdigen Bedingungen bis zur totalen Erschöpfung gearbeitet wird und das für einen Hungerlohn!Sich heutzutage auf einem weltweiten Markt zu behaupten ist allein durch öko-nomische Zielsetzungen nicht mehr möglich. Einen Wettbewerbsvorteil hat das Unternehmen, das kreative Wege geht, Mut beweist, verrückt und innovativ neue Konzepte entwickelt. Wichtige Themen wie Ökologie, Ethik und Soziales gewin-nen wieder an Bedeutung. Das Miteinander rückt wieder in den Vordergrund. Aber wie kann die Kunst einem Unternehmen helfen, die ökonomischen und ge-sellschaftlichen Ziele miteinander zu vereinbaren? Anhand dieser Arbeit werden einige Ansätze erarbeitet, wie die Kunst ein Unternehmen gestalten und dem Organismus Lebendigkeit geben kann.

1.2 Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit ist in fünf Abschnitte gegliedert. Zu Beginn der Arbeit erfolgt eine kurze Einführung in die Kunst-Lehre. Veranschaulicht wird dies anhand von De-finitionen und einem kurzen historischen Rückblick. Außerdem wagen wir eine Antwort auf die Kostenfrage. Im Anschluss suchen wir nach der Erlebniswelt der Manager. WIr betrachten die gegenwärtige Position und Rolle und analysieren die Probleme, die wir im vierten Kapitel untersuchen wollen. Das erarbeitete Wis-sen aus Kunst und Management wird im vierten Abschnitt zusammengeführt. Hierbei wird speziell auf Kunst als Mittel zum Zweck eingegangen. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick der dargestellten Situation gegeben.

Page 6: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 6/22

2. Was ist Kunst?

2.1 BegriffsdefinitionundGeschichte

„Was ist Kunst?“ – Über diese Frage rätseln und streiten schon seit Jahrtausen-den vermeintlich künstlerische Gelehrte und Experten. So häufte Andreas Mäck-ler in seiner Zitatensammlung „Was ist Kunst“ 1 1086 unterschiedliche Definiti-onen an. Die Bandbreite ist faszinierend:

- „Kunst kommt von können!“- „Kunst ist das, was gerade dem Zeitgeist entspricht und somit jeden anmacht!“- „Kunst ist das, was ein paar selbsternannte Kenner und Kritiker dazu erkoren haben“- „Kunst ist das, was in 100 Jahren noch in aller Munde ist und nicht vergessen wird.“- „Kunst ist das, was teuer ist!“

Gerade über Kunst wird so unendlich viel gesagt und geschrieben, vermeintlich Dummes gleichermaßen wie Kluges. Einiges, das heute keiner versteht, erweist sich erst für die nächsten Generationen als kenntnisreich und verständig, manch anderes wirkt aus der zeitlichen Distanz eher verrückt, verwunderlich, anderes vielleicht belustigend. Es zeigt sich jedoch, dass es keine genaue Antwort darauf gibt, was denn nun eigentlich Kunst ist. Jeder kann nur seine eigene Erfahrung und Erkenntnis zu dem Begriff Kunst wiedergeben.2 Daher ist es unmöglich den Begriff der Kunst allgemeingültig zu definieren. Eine versuchte Begriffserklärung könnte lauten: Kunst ist das, was ästhetisches bzw. künstlerisches Interesse beim Betrachter, Hörer etc. erzeugt. Kunst ist etwas Geschaffenes, das - außer dem Zweck, Geschmack (jeglicher Art) zu erzeugen - keinen Sinn hat. Kunst ist nicht etwa dadurch Kunst, dass es Kunst ist, sondern dadurch, dass es als Kunst empfunden wird - und gleichzeitig künstl(er)ischen Ursprungs ist.

2.2 Kunst und ihre Entwicklung in der Geschichte

Im Ursprung ist Kunst als eine kultische Erscheinung zu sehen, die sich während oder in Verbindung mit vorzeitigen Kulturen und Religionen entwickelte. Bereits früh in der Altsteinzeit traten sowohl Skulpturen, Malereien, als auch Tanz und Musik in Erscheinung. Historisch gesehen, entwickelten sich das Künstlerische

1 Mäckler 20002 Hermann, 2005

Page 7: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 7/22

aus ihrer Mitwirkung zur materiellen Organisation von Kulturen und Ritualen3 .Von den frühen bis zu den späten antiken Kulturen sind noch eine Fülle von Kunstwerken erhalten: Architektur, Skulpturen, und Kleinkunst. Dass sie als sol-che bezeichnet werden, ist jedoch nicht selbstverständlich, denn zur Zeit ihrer Entstehung galten Malerei und Bildhauerei nicht als Kunst, sondern als ein Hand-werk, ihre Erzeugnisse als Produkte von Handwerken, nicht aber Künstlern.Vertrat man in der Antike noch ein naturalistisches Menschenbild und versuchte, die Natur möglichst gut nachzuahmen, so definierte sich Schönheit im Mittelalter über den geistigen (religiösen) Gehalt einer Darstellung.Der bildende Künstler war nach wie vor der Handwerker. Als Individuum trat er selten in Erscheinung, die Signatur eines Werkes war unüblich. Auftraggeber für fast alle künstlerischen Objekte (Malerei, Bildhauerei, Musik, Theater) war die Kirche. Jedoch änderte sich der Stellenwert der bildenden Kunst und der Arbeit des Künstlers in der Neuzeit mit dem Übergang zu einer bürgerlichen Gesellschaft. Nun tritt zum Rezipientenkreis Kirche und Adel, die meist Werke in Auftrag gege-ben haben, der gebildete Kunstsammler als neuer Typ hinzu.In der zweiten Hälfte des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die gebildeten Kreise Gemälde, Skulpturen und Architektur, sowie Literatur und Mu-sik als Kunst in der heutigen Bedeutung zu diskutieren. Die Ästhetik sollte dazu dienen Kunstwerke kategorisch von hässlichen abzugrenzen und es als Kunst zu identifizieren4. Der handwerkliche Aspekt künstlerischen Schaffens verlor immer mehr an Bedeutung. Dem Grundgedanken der Freiheit gemäß, ist der bildende Künstler nicht mehr abhängig von einem Auftraggeber, sondern schafft unabhän-gig für einen neu entstehenden Kunstmarkt.Die Aufklärung bereitete den Kunstbegriff der Moderne vor. Setzte sich am Ende des Mittelalters der Künstler zum autonomen Subjekt durch, so emanzipierte sich am Ende des barocken Feudalismus das Kunstwerk selbst und wurde autonom5. Kunst existierte nicht mehr in Zweckzusammenhängen, sondern allein aus sich heraus.Die postmoderne Vorstellung von Kunst stellte zum Teil die Ideen von Freiheit, Originalität und Authentizität wieder in Frage, setzte bewusst Zitate anderer Künstler ein. Sie verbindet historische und zeitgenössische Stile, Materialien und Methoden und unterschiedliche Kunstgattungen miteinander. Die Grenzen zwi-schen Design, Popkultur und Subkultur einerseits und Hochkultur andererseits verschwamm.Die Achtung der Kunst ändert sich fortschreitend, sie wird nun ähnlich einer Wis

3 Brock, 21. Auflage 20064 keller 20025 Brock 21. Auflage. 2006

Page 8: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 8/22

senschaft gesehen. Das umfassende Verständnis der möglichen Bedeutungen von Werken erschließt sich oft erst durch eingehende Beschäftigung mit dem künstlerischen Gegenstand. Es wird in verschiedene Richtungen interpretiert, die sich je nach Betrachter sowie je nach Interessen der Kritiker und anderen profes-sionellen Vermittlern unterscheiden, wobei Kunstkritiker immer mehr eher eine Marktlücke denn eine Wissenschaft besetzen.

2.3 Darf Kunst etwas kosten?

Kunst bewegt den Betrachter emotional, sonst bleibt die Aussage ohne Wirkung. Es ist ein Prozess, dem eine Auseinandersetzung mit einem Thema einher geht. Letztlich bleibt das Werk, um dies zu transportieren. Jede Denkleistung, ob sie literarisch, filmisch als gesprochenes Wort oder als Malerei… transportiert wird, ist eine Leistung, die in der heutigen Gesellschaft bezahlen werden sollte. Und je großartiger diese Denkleistung ist, umso höher könnte ihr Wert sein. Eine herr-schende Meinung ist, dass Kunst nicht geschaffen werden kann aus dem Drang damit Geld zu verdienen bzw. wenn es als Einkommensquelle gesehen wird. Denn bei einer solchen Grundeinstellung, schafft der Künstler nicht aus sich he-raus sondern aus der Not etwas zu schaffen. Dieser Vorsatz würde dem krea-tiven Grundgedanken widersprechen. Zudem stellt sich die Frage, was Kunst kosten müsste! Welchen Wert hat sie für die Gesellschaft? Warum wird aber nur ein Bruchteil bezahlt oder viel zu viel?

Page 9: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 9/22

3. Management

3.1 Management heute

Bevor wir uns im nächsten Kapitel mit der Kunst im Management müssen wir uns erstmal darüber einig werden, was wir unter Management verstehen. Die Definiti-onen und interpretatorischen Ansätze sind in unserer von Anglizismen geprägten Welt sehr komplex und vielseitig.. Im Folgenden werden wir daher unser eigenes Verständnis vom Management kurz zusammenfassen und damit ein Fundament und eine Diskussionsbasis schaffen, auf der wir unsere Ideen für die Kunst im Coachingprozess aufbauen.

3.2Begriffsdefinition

Kaum ein Begriff ist in unserer Gegenwart so präsent wie der, des Managers. Im-mer wieder konfrontieren uns die Medien mit den unterschiedlichsten Manager-Typen; sei es im Fußball, wenn als Folge einer wiederholten Niederlage jemand verkünden muss, dass der Trainer wieder einmal gewechselt wird, sei es in der Wirtschaft, wenn es wieder einmal darum geht, dass die Schuld der ganzen Mi-sere selbstverständlich an viel zu hohen Manager-Gehältern liege oder sei es in der Welt des Showbusiness, wenn der vermeintlich zwielichtige Manager die Schuld am ausbleibendem Erfolg eines talentierten Superstars zu haben scheint. Tatsächlich beschreibt das Management eine Tätigkeit, einen Vorgang bzw. ei-nen Prozess6. Die zu managenden Objekte sind Projekte, Termine, Subjekte oder simples Wissen und im Management werden sämtliche Tätlichkeiten zur Führung oder Verwaltung von diesen Objekten und Systemen kanalisiert und koordiniert – mit anderen Worten: geführt. Allen Definitionen gleich scheint die Steuerungsfunktion als primäres Merkmal zu sein. Betrachtet man den Latei-nischen Hintergrund offenbart sich allerdings eine etwas andere Bedeutung: im Lateinischen bedeutet manu agere mit der Hand arbeiten, bzw. bei der Hand geführt werden7. Demnach wäre der Manager also vor allem eine ausführende Institution und unserer Meinung nach sollte sich das Management auch als ak-tives Organ eines Systems verstehen, das nur in Harmonie mit anderen Organen seine volle Wirkung entfalten kann.

6 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Managementlehre7 http://www.saez.ch/pdf/2000/2000-42/2000-42-1023.PDF

Page 10: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 10/22

3.3 Probleme des Management

Wie in der Einleitung bereits angerissen, befinden wir uns in kritischen Zeiten. Die Finanzkrise ist allgegenwärtig und bedrückt nicht nur die führenden Industrie-staaten. Wie immer ist der Mensch auf der drastischen Suche nach dem Schuldi-gen und während die einen ihren Schuldigen in den korrumpierten Banken bereits gefunden haben, so sehen die anderen die Schuld eindeutig bei den mutmaßlich, verantwortungslosen Managern. Dabei muss sich gerade der Manager aus der Wirtschaft heute mit diversen Problemen konfrontieren lassen. Als oftmals „nur“ angestellter Mitarbeiter einer Unternehmung trägt er in der Regel die Verantwor-tung über die konzeptionelle Ausrichtung, zukünftige Entwicklungen und vor allem den Profit. An der Rentabilität muss er sich messen lassen und wenn die Zahlen nicht stimmen ist es leicht das Management entsprechend unter Druck zu setzen. Dabei fehlt es den Managern an Werten und Orientierungsmöglichkeiten. Viele Manager wählen die klassische BWL als Fundament ihres Wissens. Aber gerade der BWL fehlt es an Innovation und sie viel zu oft Opfer ihrer klassischen Theo-rien. Die BWL will eben Gewinne maximieren, Kosten reduzieren und im Idealfall das Monopol am Markt für sich beanspruchen. Marketing-Strategen haben längst erkannt, dass ein der BWL hier eindeutig Grenzen gesetzt zu sein scheinen. Dem Manager fehlt es am ethischen Verständnis, an einem moralischen Fundament und einer nachhaltigen Sicht, die das System im Ganzen erkennt und begreift.

Bleibt die Frage nach einer zukunftssicheren Lösung der angesprochenen Pro-bleme. Wie dem Druck der Globalisierung standhalten? Wie profitieren aus Win/Win-Situationen? Wie ethische Handlungen einem Jahresbudget anpassen? Das folgende Kapitel wird einen Antwortversuch starten und aufzeigen, wie ein Gespür für Kunst, bzw. die Kunst an sich den Prozess entschleunigen kann und ein Unternehmen nachhaltig und damit langfristig zum Erfolg führen könnte.

Page 11: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 11/22

4. Kunst als Chance im Management

4.1 Im Blickpunkt: Kunst im Unternehmen

Unter Kunst im Unternehmen wollen wir nicht das Aufhängen von Kunstwerken in Büroräumen verstanden haben. Wer sich die Kunst in sein Unternehmen holt muss die Werte und Ziele hinter der Kunst verstehen. Ein Künstler ist ein Frei-geist, oftmals ein Anarchist, der sich von dem „Standard“ löst und einen Weg geht, dessen Ziel er oftmals selber nicht kennt. Kunst irritiert und löst sich aus dem Bekannten. Das Auge ist verwirrt und das Gehirn startet automatisch einen Lernprozess. Wer sich in seinem Unternehmen künstlerisch verwirklicht schafft mitunter eine Innovation, die ja bekanntlich das „Alte“ aktiv zerstören will. Kunst braucht Kreativität und Kunst schafft Kreativität (in der Absurdität liegt hier das Spannende) – damit ist die Kunst adaptierbar auf alle Bereiche in einem Unter-nehmen. Beginnend bei der Architektur, beim Corporate Design bis hin zum kre-ativen Umgang mit Ideen, der Förderung von Ideengebern und dem Verlangen nach Lernen ist die Kunst ein Begleiter für alle Lebensräume. Wer es schafft, das Unternehmen wie ein Künstler zu betrachten entdeckt mitunter neue Wege und kann in Zeiten von Krisen und drohenden Insolvenzen auch Mut und Motivation bekommen.

4.2 Kunst in der Kommunikation

Letztlich existiert partiell auch für bildende Kunst eine Produktreklame wie für Konsumartikel. Es macht dennoch Sinn, sich Phänomene der Kunstvermittlung unter diesem Aspekt genauer anzusehen, denn die immer wieder beschwore-ne Ernsthaftigkeit künstlerischer Bestrebungen und die schillernde und oft unter dem Generalverdacht der unseriösen Verführung stehende Werbebranche sind nicht von vorne herein prädestinierte Partner. Jonas Hafner hat einst einen Konfliktherd thematisiert: „Ob Werbung Kunst ist, hängt davon ab, wofür sie wirbt“. (1983 erschien der Satz anlässlich einer ge-meinsamen Ausstellung mit Joseph Beuys in der Galerie Klein, auf Einladungs-Postkarten gedruckt und von Beuys mit unterzeichnet.) Vielleicht ist Werbung ja auch Kunst in Abhängigkeit davon, wie sie wirbt. So oder so kann die Kommunikation nach außen sehr wohl künstlerisch wertvoll sein, auch wenn sie vermutlich im Konflikt mit dem eigentlichen Zweck der Werbung steht: der Absatzerhöhung. Im Endeffekt geht es darum, dass man Aufmerksam-keit bekommt. Ein neuer Trend in diesem Zusammen sind z.B. animierte Videos, die auf brilliantem, aber sehr einfachem Weg Produkte oder Dienstleistungen

Page 12: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 12/22

präsentieren und mit Internetseiten wie youtube kostenlos verbreitet werden. Al-len durch den künstlerischen Wert entsteht ein Interesse und die Verbreitung obliegt der Masse. Ein sehr amüsantes Beispiel liefert die Firma Epipheo Studios unter http://www.epipheostudios.com/portfolio/epipheo. Wichtig ist dabei, dass man erkennen muss wo klassische Instrumente versagen und wie man diesem Problem innovativ begegnen kann.

4.2 Kunst und Coaching4.2.1 Geschichte des Coachings

Was bedeutet Coaching? Historisch gesehen stammt der Begriff aus dem eng-lischen und bezeichnet den Fahrer einer Kutsche (Coach). Genauer betrach-tet bedeutet dies, dass der Coach dafür verantwortlich ist durch Lenkmanöver das gesetzte Ziel zu erreichen. Im 19. Jahrhundert wurden meist die Personen als Coach bezeichnet, die junge Menschen auf Prüfungen oder meist sportliche Wettbewerbe vorbereiteten8. In der weiteren Entwicklung wurde der Begriff des Coaches meist in Verbindung mit dem Sportbereich gesetzt, speziell in den USA wird der Trainer immer mehr Coach genannt. Die Aufgaben des Trainer-Coaches bleiben weiterhin seine Schützlinge zu beraten und über ihre Fortschritte im Trai-ning zu wachen. Im Laufe der Zeit, werden jedoch die Aufgaben wieder getrennt betrachtet. Der Trainer bleibt nach wie vor verantwortlich für die Trainingspläne, jedoch erhält der Coach nun grundsätzlich die Aufgabe den mentalen Zustand des Sportlers optimal zu fördern. Ab den 70er Jahren findet dann ein Transfer von Coaching-Leistungen in den Managementbereich statt. Personen der Füh-rungsebene, lassen sich, angelockt durch positive Schlagwörter wie Motivation und Spitzenleistungen, coachen, um effizientere und bessere Ergebnisse zu er-zielen. Seit dem Zeitpunkt besteht eine weitere Aufgabe des Manager-Coaches darin, die Vereinsamung der Führungskräfte abzufangen und ihnen als neutralen Personen eine Reflexion und Feedback zu geben9. Von da an entwickeln sich zwei Richtungen des Coachings. Zum einen wird eine Führungskraft die ihre Mit-arbeiter coacht als Coach bezeichnet, zum anderen wird oft eine externe Person beauftragt Klienten eines Unternehmens zu coachen. Dies hat den Vorteil, dass dieser den Klienten völlig neutral gegenüber steht, d.h. ohne Beziehung, völlig unabhängig. So entsteht eine Vielzahl von Strömungen des eigentlichen coa-chens, mit völlig unterschiedlichen Konzepten. Ende der 90er Jahre nutzten viele Dienstleiter diese Nische und schalteten auf dem Haus-, Fortbildungs- und Bera-tungsmarkt vielfältige Angebote unter dem Sammelbegriff Coaching. Die meisten davon befassten sich mit dem klassischen Coaching von Führungskräften.

8 Rauen 19999 Hermanns 2001

Page 13: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 13/22

4.3.2 Theorie des Coachingprozesses

Das klassische Coaching, welches im Wesentlichen auf der Beratungsbeziehung aufbaut, hat eine lange Geschichte. So wurde schon circa 500 v. Chr. in Japan ein sogenanntes Mentoring betrieben10. Demnach suchte sich ein junger Mensch einen Meister, der sein Mentor wurde. Dieser lehrte ihn dann nicht nur Kampf-künste, sondern auch die Selbstbeherrschung und Disziplin. So wurde der Schü-ler in der Praxis geschult und arbeitete währenddessen an seiner Persönlichkeit. Der Mentor bot reichhaltiges Wissen und Lebenserfahrung, welche dem Schüler bei seiner Entwicklung enorm half. Dieser Sachverhalt ergibt sich auch beim klassischen Coaching. Der Coach soll als Betreuer und gleichzeitig als Lehrer unterstützen, so dem Klienten helfen Kompetenzen aufzubauen und Visionen zu schaffen11. Der Coach gibt dem Kli-enten Impulse, damit dieser eigene Potenziale entdeckt und seine Kompetenz erkennt. Man könnte auch von der Hilfe zur Selbsthilfe sprechen. Coaching ist eine intensive Betreuung, die individuell abgestimmt ist. Sie beruht auf der Basis der Freiwilligkeit und Gleichrangigkeit. Um dies zu erreichen, werden Coachings meist in einem neutralen Umfeld gehalten (Unternehmensextern). In diesen Ge-sprächen werden sowohl private als auch berufliche Themen durchgesprochen. Die Aufgabe des Mentors beinhaltet unter anderem auch die Sitzungen zu koor-dinieren bzw. zeitlich zu begrenzen und zielorientiert zu intervenieren. Jedoch hat der Coach eine offene und entwicklungsorientierte Haltung und arbeitet mit den Klienten um Handlungskompetenzen zu entwickeln12. Grundsätzlich lässt sich erkennen, dass es Übereinstimmungen im individuellen Verlauf des Coachings gibt. Rauen hat bspw. nach der Analyse von zehn Coaching-Entwicklungen einen exemplarischen Ablauf eines Coaching Prozesses aufgestellt.Er teilt den Ablauf in acht Phasen. Alle Phasen bauen aufeinander auf und lassen sich nur schwer abgrenzen. In der Praxis ist daher von einer Abweichung auszu-gehen. Zum Zwecke der Analyse und Veranschaulichung der Methoden werden wir uns im Folgenden weiter auf diese acht Phasen beziehen.In der ersten Phase steht die Wahrnehmung des Bedarfs im Vordergrund. Nach einem Coaching wird erst dann verlangt, wenn ein Bedarf nach Wandel und Wei-terentwicklung besteht. Dies ist sehr wichtig, da die Freiwilligkeit mit der eine Person in den Coaching-Prozess einsteigt eine große Rolle spielt. „Es ist von

10 Al Huang, Chungliang 199911 Rauen 199912 Hermanns 2001

Page 14: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 14/22

entscheidender Bedeutung für die Erfolgsaussichten des Coaching, dass ein Ma-nager freiwillig und ehrlich vor sich selbst zu dem Schluss kommt , die Hilfe eines Außenstehenden für seine Weiterentwicklung suchen und annehmen zu wollen.“ 13 Wenn der Bedarf besteht, wird mit einem Coach Verbindung aufgenommen und ein Termin für ein Informationsgespräch vereinbart.In der zweiten Phase kommt es zum ersten Informationsgespräch zwischen Kli-enten und Coach. Nun soll herausgefunden werden, ob der Coach der akzeptiert wird, und ob er gecoacht werden kann bzw. es zulässt. Es sollte eine Basis von Freiwilligkeit, Unabhängigkeit, Diskretion und Kooperation herrschen.In der dritten Phase spricht man vom Erstgespräch. In dieser Phase werden er-neut Voraussetzungen untersucht, ob eine Beratung möglich ist. Des Weiteren wird der formale Vertrag über die Leistungserbringung, Art und Dauer geschlos-sen. Darüber hinaus entsteht ein psychologischer Vertrag, indem es darum geht „die spezielle individuelle Arbeitsbeziehung zu klären, die Art und Weise des Vor-gehens abzustimmen und transparent zu machen und Spielregeln und Grenzen festzulegen.“ 14

Die vierte Phase beginnt mit der Klärung der Ausgangssituation. Eine Situations-analyse beginnt, in der der Ist-Zustand geklärt wird in dem man sich aktuell befin-det, sowie eine Analyse der Stärken und Schwächen des Unternehmens. Diese können beispielsweise durch Methoden der psychologischen Morphologie oder der kreativen Kunstrezeption beschrieben werden (siehe 4.4.3.1).In der fünften Phase steht die Zielbestimmung im Vordergrund. Wie ist der Soll-Zustand bzw. der Wunsch-Zustand. Die Ziele, Erwartungen, Vorgehensweisen und mögliche Realisierungswege werden besprochen. Ziel des Coaching-Pro-zesses ist es, sich so weit wie möglich dem Soll-Zustand anzunähern. Durch Interventionen soll nun in der 6 Phase der Coach versuchen, die Umset-zung des Vorhabens zu unterstützen. Er will dadurch auf Situationen einwirken und auch zu Veränderungsprozessen verhelfen. Die Evaluation findet in der siebten Phase statt. Während des ganzen Prozesses werden die Wirksamkeit und das Erreichen der Ziele evaluiert. Die Coaching-Prozesse und die Interventionen müssen fortlaufend bewertet und auf ihre Wir-kung geprüft werden. Der Abschluss findet in der achten Phase statt. Coach und Klient entscheiden gemeinsam über den Abschluss des Zusammenarbeit. Es sollte schließlich ein ehrliches Resümee über das Coaching gezogen werden. Sind die Ergebnisse erzielt worden? War der Verlauf zufriedenstellend?

13 Roth/Brüning/Edler 199514 Hermanns 2001

Page 15: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 15/22

4.3.3 Künstlerisches Coaching

Das künstlerische Schaffen ist ganz eng mit Kommunikation verbunden. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit einem Objekt entsteht ein Kommuni-kationsprozess. Die Befassung mit dem Objekt geschieht meist auf einer nicht sprachlichen Ebene. Auf dieser Ebene ist es möglich sonst Sprachloses nun zur Sprache zu bringen. Eine Kommunikation bezieht sich somit nicht „auf die Ana-lyse des Kunstwerks, sondern auf das Gespräch mit dem Rezipienten selbst.“ 15 Somit stellt die Kunst nur einen Umweg oder Tunnel dar, um mit sich selbst in Kontakt zu treten. Salber bezeichnet in diesem Zusammenhang Kunst als eine Art Spiegel der Seele.16 Es treten mittels der Kunst eigene innere Vorgänge in Erscheinung, welche beim kreativen, sowie künstlerischen Prozess von großer Bedeutung sind. So soll eine Kommunikation zwischen dem Unbewussten, der Intuition und dem Seelischen entstehen. Die Aufgabe der Kunst ist es nun, die-sen Weg anzudeuten, zu fördern bzw. ihn überhaupt möglich zu machen. Der Psychologe Heiling der unter Salber studierte, stellt bei seiner Arbeit fest: „Über Kunst haben Teilnehmer weniger Schwierigkeiten, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.“ 17 Wer sich mit Kunst befasst und sich darüber äußert, gibt immer etwas von sich preis, sei es seine Einstellung oder auch Verfassung. Die reine Kunst-Betrachtung ist eine Möglichkeit, jedoch kann auch das eigene künstlerische Schaffen eine Rolle im Coaching spielen. Durch das Gestalten richtet der Kli-ent sich auf sich selber aus. Nicht die künstlerischen Fähigkeiten stehen hier im Vordergrund sondern die innere Wahrnehmung. Allgemein kann gesagt werden, dass Coaching-Prozesse bei denen der Innere Prozess im Vordergrund steht, vom Leistungsdruck befreien, ohne wohl möglich keine Leistung zu erbringen.

4.3.3.1 Psychologische Morphologie

Wilhelm Salber über Jahrzehnte Direktor des Psychologischen Instituts der Uni-versität Köln war, entwickelte das Konzept der psychologischen Morphologie. Sein Hauptaugenmerk lag auf, der Beziehung des Seelischen und der Kunst. Für Salber ist der Verbund von Kunst und Psychologie von großer Bedeutung, da die meist „paradoxen Konstruktionsprobleme von Kunst den Problemen jeder seelischen Produktion entsprechen.“18 Als grundlegend sieht er dabei an, dass

15 Hermanns 200116 Salber 197717 Graf 199918 Hermanns 2001

Page 16: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 16/22

das Seelische als eine Art Produktion mit Produktionsgesetzen verstanden wird. Die Kunst folgt den gleichen Abläufen, wie auch andere psychische Vorgänge und kann somit als stellvertretend für die Betrachtung und Untersuchung ge-braucht werden. Der Theorie nach lassen die psychischen Abläufe, die durch die Auseinandersetzung mit Kunst auftreten und erkannt werden, Rückschlüsse auf die anderen psychischen Abläufe zu. Das Seelische soll so als eine Art Kunst-werk verstanden werden.19 Das paradoxe Konstrukt des Seins findet also in der Kunst seinen Ausdruck und lässt die verwobenen Zusammenhänge menschli-chen Handelns erkennen. In der Kunst werden Extreme zum Ausdruck gebracht und in den Vordergrund gerückt. Wer Kunst betrachtet sucht Stützen zur Beurtei-lung um das Objekt einzuordnen. Eine Suche nach Anhaltspunkten und Ausdrü-cken findet statt. Die gleiche Suche beschäftigt auch die menschliche Psyche, die ständig nach Beurteilungskriterien sucht um die Welt und ihre Wirklichkeit zu erklären. Sei jedoch eine Wirklichkeit immer nur ein Eingang zu einer neuen Wirklichkeit, so wäre die verstandene Wirklichkeit der Welt von heute, morgen schon veraltet und ungültig. In diesem Punkt kann die Kunst weiterhelfen. Wenn nun bei einem Kunstwerk kein Beurteilungskriterium mehr greift, hilft nur noch die sogenannte „Brechung“.20 Damit ist der Übergang zwischen betrachten eines blauen Himmels und dem Erkennen von Heiterkeit gemeint. Unter den Umstän-den der Brechungen kann auch die Wirklichkeit betrachtet werden. So erlernt der Mensch von seinen festen Anhaltspunkten loszulassen und seine variable Situa-tion zu erkennen bzw. damit umzugehen. Genau dann, wenn in der Kunst z.B. die Realität in Surrealität umzukippen droht, werden die Gestaltungsmöglichkeiten der Wirklichkeit sichtbar. In der Kunst werden ständig Regeln errichtet um wieder neue aufzustellen. Man könnte aus dieser Theorie eine neue Sicht auf die inne-ren Zustände ziehen. Die Kunst kann als Hilfestellung zur Bewältigung von Ver-änderungen verstanden werden, da sie zeigt, dass fortlaufend ein Veränderungs-prozess stattfindet.21 Wir müssen durch Veränderungen um zu erfahren, welche Entwicklungen es noch geben kann. Kunst erinnert so an die Notwendigkeit sich zu verändern und somit bei seelischen Problemen zu helfen. Mit diesen Theorien kann ein Coach seinen Klienten unterstützen die Gestaltungsmöglichkeiten der Wirklichkeit zu erkennen und zu nutzen. Dieses Konzept könnte beispielsweise bei einer Ist-Zustand Analyse eingesetzt werden. Durch die Beschreibung eines Kunstwerkes kann der Coach erkennen, wie der Klient auf Brechungen bzw. Ver-änderungen reagiert und so Ansatzpunkte zur Gestaltung eines Veränderungs-prozesses heraus filtern. Als Beispiel hierfür kann Heiling genannt werden, der sich bei seinen Sitzungen immer wieder der psychologischen Morphologie be-dient. Beispielsweise ist bei Heiling das Museum, nicht der Hausraum der häu-figste gewählte Ort für ein Coaching. Ein Coaching in gewohnter Umgebung, wie im Unternehmen selber, ist seiner Erfahrung nach oft Grund für

19 Salber 197720 Salber 197721 Hermanns 2001

Page 17: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 17/22

Verschwiegenheit und fehlender Offenheit. Ein methodischer Ablauf eines Coa-ching von Heiling lässt sich wie folgt beschreiben:22

1. Der Klient beschreibt das Bild/Kunstwerk frei und losgelöst von seinem Kunstverstand.2. Der Berater assoziiert dazu, indem er versucht, Extrempole auszuloten und zu benennen.3. Es folgt eine Konstruktion von Wirklichkeit, die sich zwischen den Extrempo-len der Klientenbeschreibung befindet.4. Der Berater lenkt das Gespräch auf die Wirklichkeit der extremen Polarisie-rungen und auf die Konstruktuierbarkeit von Wirklichkeit. Als Ergebnis ergibt sich meist ein Ansatzpunkt für einen Veränderungsprozess, den der Coach dann im weiteren Verlauf des Prozesses begleitet und fördert. Abschließend lässt sich feststellen, dass sich die Methode der psycholo-gischen Morphologie optimal eignet, um die Ausgangssituation des Klienten zu klären(Phase 4).Der Klient ist durch die Kunstbeschreibung nicht auf sein Problem versteift und kann in einer offenen Atmosphäre, ohne jeglichen Druck frei erzählen. Das Pro-blem verschwindet aus dem Blickfeld. Durch die Unterstützung des Coaches kann der Klient eine Verbindung zwischen seinen Äußerungen und seinem Le-ben erkennen. Der Coach versucht immer wieder Verbindungen vom bildlichen Kunstwerk zum realen Leben erscheinen zu lassen. Auf diesem Weg lassen sich die Schwerpunkte herausfinden, die dann im weiteren Verlauf des Coachings ge-nauer untersucht werden. Des weiteren wird durch kreative Methoden miteinan-der gearbeitet und sich mit Problemen beschäftigt, die während des Prozesses entstehen. Es stellt sich die Frage, ob eine optimale Arbeitsatmosphäre für den Verlauf des Prozesses im Museum gegeben ist. Die psychologische Morpholo-gie kann auch in der fünften Phase der Zielbestimmung eingesetzt werden. Die Brechungen die Salber immer wieder beschreibt, können auch als Übergang von Intuition und Logik verstanden werden. Durch das Kunstwerk ist der Klient fähig sein rationales Konstrukt zu verlassen und sich auf eine intuitive Ebene zu be-geben. Aus seinen Äußerungen können dann auch Wünsche und Sehnsüchte herauskristallisiert werden.

4.3.3.2 Kreative Kunstrezeption

Kreative Kunstrezeption ist eine Methode, die neue Möglichkeiten in der Kultur- und Kunstvermittlung erschließen soll.23 Dem Klienten wird eine Aufgabe 22 Hermanns 2001

Page 18: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 18/22

gestellt, wodurch er sich ein Kunstwerk aneignet und sich auf dieses einlässt. Im Verlauf des Prozesses der kreativen Kunstrezeption, werden dem Klienten seine eigenen Sichtweisen und die Weiterentwicklung der Wirklichkeit bewusst. Dieses Konzept, beinhaltet eine aktive, ganzheitliche, kreative und persönliche Ausei-nandersetzung mit dem Kunstwerk. In mehreren Sitzungen wird der Klient mit Kunstwerken in Kontakt gebracht, jedoch nicht nur durch die reine Betrachtung der Werke, sondern auch durch eine aktive Tätigkeit. Durch das eigene Handeln, soll jedem ein Zugang zu sich selbst und der Gruppe gegeben werden. Grund-sätzlich lässt sich der kreative Prozess in drei Phasen unterteilen:24

1. Informationssammlung2. Inkubationsphase3. Verifikationsphase In der ersten Phase, beginnen die Teilnehmer das Kunstwerk und die daraus re-sultierenden eigenen Empfindungen und Emotionen wahrzunehmen. Der Klient geht ganz unvoreingenommen an die Sache heran und lässt sich immer tiefer auf das Kunstwerk ein. In der Inkubationsphase wird dann dem Unbewussten die Möglichkeit gegeben, sich mit dem Problem auseinander zu setzen. Der Teil-nehmer versucht seinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf zu lassen und in einem kreativen Produkt Ausdruck zu verleihen. Auf eine Idee folgt der Versuch diese spontan in eine kreativ-künstlerische Aktion umzuwandeln. Die künstle-rische Tätigkeit, wird dabei als Probehandeln aufgefasst, d.h. der Teilnehmer hat keine Konsequenzen zu befürchten und kann seinen Gedanken völlig grenzenlos Handlungen folgen lassen. Mann, Schröter und Wangerin erklären, dass in jeder Äußerung über ein Kunstwerk drei Ebenen enthalten sind, die Ich-Aussage, die Sach-Aussage und die Interaktion (zwischen Ich und Sache). Bei der Anwendung der kreativen Kunstrezeption geht es hauptsächlich um diese Ich-Aussage und die Interaktion zwischen Ich und Kunstwerk. Im Folgenden werde ich auf drei me-thodische Beispiele der Kunstrezeption eingehen. Diese können je nach Bedarf und unterschiedlichen Zeitpunkten im Coaching Prozess eingesetzt werden.

Szenisches InterpretierenIm szenischen Interpretieren lieg das Hauptaugenmerk auf dem Erkennen und Aufdecken von Beziehungskonstellationen. Der Klient fühlt sich in eine bestimmte künstliche Situation hinein und kann so verschiedene Blickrichtungen und Sicht-weisen erfahren, die durch seine Zu- und Abneigung transparent werden können. Der Coach hat hierbei darauf zu achten, dass er den Teilnehmern ermöglicht verschiedene Sichtweisen kennenzulernen. Durch eine Reflexion erhalten die

24 Hermanns 2001

Page 19: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 19/22

Klienten die Möglichkeit einen ganzheitlichen Überblick zu gewinnen. Sensibler gegenüber den Bedürfnissen und Empfindungen seiner Mitmenschen zu wer-den, könnte eine Absicht dieser Methode im Coaching-Prozess sein. In Phase sechs des Coaching Prozesses (Interventionen) versucht der Coach genaueres über seinen Klienten heraus zu finden, um ihm dann zu helfen. In dieser Phase wäre es möglich mit der Methode des szenischen Interpretierens einen kreativen Prozess anzustoßen.

Collagieren Ein großer Vorteil des Collagierens liegt darin, dass ohne besondere Vorkennt-nisse oder Fähigkeiten in Bezug auf Kunst, ein sofortiger Einstieg in einen krea-tiven Prozess ermöglicht wird. Bilder, Texte, Farben und Formen werden aus un-terschiedlichsten Quellen gesammelt und in einen völlig neuen Zusammenhang gebracht. Dies ermöglicht, dass der Klient sich auf eine sinnliche und symbol-trächtige Art und Weise mitteilen kann. Das ist vor allem bei der Zielbestimmung in der fünften Phase von großer Bedeutung. Durch die Collage kann der Klient sein Ziel oder seine Problemsituation in einer ehrlichen aber verschlüsselten Art darstellen und mitteilen.

Kommunikatives MalenDas Kommunikative Malen stellt eine Art Ausdruckskontakt dar. Bei dieser Metho-de malen zwei Personen auf einem Blatt aufeinander zu, treten somit sinnlich in Kontakt. Durch das Gemalte macht der Klient Aussagen über sich (Ich-Aussage), seinen Standpunkt (Sach-Aussage) und seine Stellung zur Umwelt(Interaktion). Durch das kommunikative Malen entsteht eine sinnliche Ebene zwischen den beiden Klienten, welche dem Aufbau einer Vertrauensbasis hilft. Beide sitzen auf gleicher Höhe und scheinen den gleichen Regeln zu unterliegen. Diese Metho-de kann an vielen Stellen des kreativen Prozesses angewandt werden, jedoch eignet sie sich sehr gut für die Anfangsphase. Des weiteren können mit dieser Methode auch die Erwartungen bzw. Wünsche an die Beratung geklärt werden.

Page 20: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 20/22

5. Kunst im Management- Ein Konzept der Zukunft?!

Moralisches Handeln und künstlerische Kreativität haben für die Gesellschaft an Be-deutung gewonnen. Durch Probleme unserer Zeit, wie Umweltschäden und als Folge daraus Naturkatastrophen und Krankheiten, besinnt man sich wieder auf gemeinsame Werte. In der Not werden Helden geboren und Helden zeichnen sich vor allem durch Mut und Opferbereitschaft aus. Man könnte auch sagen: wer Probleme hat wird ethisch und künstlerisch.In der Vergangenheit zählten für Unternehmen hauptsächlich betriebswirtschaftliche Größen. Der US-amerikanische Wirtschaftsprofessor und Nobelpreisträger Milton Fried-man sagte damals: „The business of business is business“ bzw. das Hauptgeschäft des Unternehmens besteht darin Gewinn zu erzielen. Heute lässt sich mit dieser Einstellung nachhaltig kein Unternehmen am Markt halten. Ein Unternehmen, das nicht bereit ist umzudenken und sich mit neuen Methoden auch neue Wege aufzeigen zu lassen, kann auf lange Sicht nicht auf einem globalen Markt bestehen.

Letztendlich ist die Einbeziehung von Kunst in den Unternehmens- und Marketingall-tag aber in der Praxis nicht so einfach. Büroräume werden gestrichen und im Foyer hängt ein Kopie von Rembrandt. Von einem konsequenten und positiven, künstlerisch-verrückten Handeln kann aber noch nicht gesprochen werden. Künstlerisch geprägtes Handeln sollte einen langfristigen Charakter erreichen, und das ganze Unternehmen sollte danach ausgerichtet werden, damit der Kunstprozess auf alle Beteiligten im Sys-tem wirken kann. In der Zukunft wird zunehmend eine Auslese der Unternehmen auf qualitativer Ebene erfolgen. Es wird zwischen „guten“ und „bösen“ Unternehmen unter-schieden werden. Wer sich den Idealen der Kunst bedient und diese lebt wird sich im Wettbewerb ein neues Gesicht geben können und der Krise durch Flexibilät und Einfalls-reichtum entgegen lachen.Um es mit einem Zitat von Henry David Thoreau abschließend zu formulieren: „The que-stion ist not what you look at, but what you see.“

Page 21: Kunst und Management - Alexander Huhn€¦ · „Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.“ (Theodor W. Adorno) Seite 3/22 Vorwort

Seite 21/22

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Managementlehre

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Managementlehre

http://www.saez.ch/pdf/2000/2000-42/2000-42-1023.PDF

Mäckler, Andreas: 1460 Antworten auf die Frage: Was ist Kunst?! 1000 Antworten Köln

2000

keller, Michael: Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto München

2002

Herrmann, Gerald: Was ist Kunst? Henndorf am Wallersee 2005

Brock: 21 Aufl. 2006 Bd. 16

Rauen, Christoper: Coaching Verlag für Angewandte Psychologie Götting 1999

Hermanns, Stefan: Coaching und Kunst Stuttgart 2001

Al Huang, Chungliang/ Lynch, Jerry: Mentoring München 1999

Roth, Wolfgang C/ Bruning, Marietta/ Edler, Joachim: Coaching 1995

Salber, Wilhelm: Kunst-Psychologie Behandlung Bonn 1977

Graf, Jürgen: Manager Hause Ausgabe Mai 1999

Mann, Christine/ Schröter, Erhart/ Wangerin, Wolfgang: Selbsterfahrung durch Kunst

Weinheim 1985

Quellenverzeichnis