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Kunsumenteninsolvenz-verfahren
§ 1 Einleitung
A. Inhalt der Vorlesung
Konsumenteninsolvenzverfahren (ZVR II) als Gegensatz zum Unternehmensinsolvenzverfahren
Konsumentin/Konsument = Privatpersonen, welche nicht als Inhaber einer Einzelfirma im Handelsregister eingetragen sind (934/935 OR).
B. Gegenstand des SchKG
I. GrundsatzSchKG = Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz„Schuldbetreibung“ = Betreibung auf Pfändung sowie das Einleitungsverfahren
Geldforderung und Ansprüche auf Sicherheitsleistung (Art. 38 SchKG).
Zwangsvollstreckung für sog. Realansprüche, ist in der ZPO geregelt (335 ff. ZPO).
• Vollstreckungsanordnungen: - durch Vollstreckungsgericht oder - schon Erkenntnisgericht (236 III, 337)• Formen: Androhung von Realvollzug und/oder Strafe
oder Ordnungsbusse …• Vollstreckung durch Gemeinde-/Stadtammann
II. Regelungsgegenstände des SchKG und ihr Verhältnis zur ZPO und Zivilprozessrecht
Zivilprozess-recht i.w.S.
Vollstreckung Pfändung,Konkurs,Nachlassverfahren
Erkenntnis-verfahren:Zivilverfahrens-recht i.e.S.
Einleitungsver-fahren …
1. Rechtsnatur der Regelungsgegenstände des SchKG
1. Abgrenzung des SchKG und der ZPO nach den Regelungsgegenstände
ZPO SchKG
Erkenntnisverf. Grundsätzlich ZPO Zahlungsbef.;prov. Rö.
Zwangsvollstreckungsverf.
Durchsetzung von Geldforderungen
Gerichtliche Verfahren (251);Klagen mit Reflexwirkung auf mat. Recht (vgl. 198 lit. e). Beschwerdeverf. 17 ff. (86 GOG ZH).
Grundsätzlich SchKG
Durchsetzung von Realansprüchen
ZPO (335 ff. ZPO).
Tabelle: Regelungsgegenstände von SchKG und ZPO
I.SchKG und VerwaltungsverfahrenII.SchKG als umfassendes Insolvenzrecht
Merkpunkte zum Gegenstand des SchKG:
1. Zwangsvollstreckung von Ansprüchen auf Geld- und Sicherheitsleistung.
2. Einleitungsverferfahren; mindestens betr. prov. Rö. = Erkenntnisverfahren
3. Zwangsvollstr. für öffentlichr. Forderungen.
4. Einzelzwangsvollstr. und Konkursverfahren.
5. Nachlassverfahren als Zwangsvergleichs-verfahren (293 ff.)
Zahlungsbefehl(für Forderung, Urteil,
Verfügung)
Kein Rechtsvorschlag
Rechtsvorschlag
Definitive Rechtsöffnung
Anerkennungsklage
Aberkennungsklage
Keine Aberkennungskl.
Fortsetzung der Betreibung (Pfändung oder Konkurs)
Urteil, Verfügung
Rechtskraft
Forderung
Provisorische Rechtsöffnung
Keine Rechtskraft!
C. Überblick und Charakterisierung der Verfahren des SchKG
I. Einleitungsverfahren
1. Überprüfung eines Vollstreckungstitels
2. Funktion eines Mahnverfahren
3. Rechtsvergleichende Bemerkungen
Deutschland Mahnbescheid § 692 ZPO. Europäischer Zahlungsbefehl.
1. Einzelzwangsvollstreckung und Konkursverfahren
Einzelzwangsvollstreckung = Zwangsvollstreckung gegen Personen, welche nicht auf eine in Art. 39 SchKG genannte Art eingetragen sind.
Betreibung auf Pfändung (88 ff. SchKG). Nebenform Betreibung auf Pfandverwertung.
Konkursverfahren für Personen, die im Handelsregister eingetragen sind, d.h. insbesondere gegenüber juristischen Personen und Einzelfirmen (siehe Art. 39 SchKG).
Ausnahme: Konkurseröffnung auf Antrag des Schuldners.
1. Ablauf der Einzelzwangsvollstreckung (Betreibung auf Pfändung)
Pfändung
VerwertungDie Hauptform = öffentliche Versteigerung 116 ff. SchKG).
Verteilung
Verlustschein (149 SchKG). Konkurrenz der Gläubiger in der Einzelzwangsvollstreckung
Pfändungsanschluss; Kollokationsverfahren.
Abklärung von Drittansprachen an den gepfändeten Vermögenswerten
Widerspruchsverfahren (Art. 106 ff. SchKG).
III. Einzelzwangsvollstreckung
IV. Betreibung auf Pfandverwertung (151 – 158 SchKG).
• Verpfändung = privatrechtliches Rechtsgeschäft
• Pfändung = öffentlich-rechtlicher Akt der Zwangsvollstreckung ohne besonderes Vorrecht am betreffenden Vermögenswert.
1. Einleitungsverf./Konkursverf.ohne vorgängige Betr.
2. Ablauf des Konkursverfahrens
Ordentliches VerfahrenGläubigerselbstverwaltung Amtliche/ außeramtlichen KonkursverwaltungKollokationsverfahren bestimmt (247 ff. SchKG)
Summarisches VerfahrenVerfahrens weitgehend ohne Beteiligung der Gläubiger (231 Abs. 3 SchKG).
V. Konkursverfahren
VI. Nachlassverfahren und Verfahren zur Sanierung von Unternehmungen und Privathaushalten
1. Grundstrukturen und Funktionen des NachlassverfahrensNachlassverfahrensrecht (Art. 293 ff. ZPO) = Zwangsvergleichsverfahren.Prozent- oder StundungsbergleichNachlassvertrag mit Vermögensabtretung Nachlassstundung Genehmigung durch Gericht
2. Verfahren zur Sanierung eines Unternehmens - Nachlassverfahren- Konkursaufschub für AG etc. (725a Abs. 1 OR)- Konkursverfahren als Basis für eine sog. übertragene Sanierung.
3. Einvernehmliche private Schuldenbereinigung nach 333 ff. SchKG
Nicht im Handelsregister eingetragene natürliche Personen sieht das SchKGlediglich ein „Moratorium“
VII. Zwangsvollstreckungsverfahren als verwaltungsrechtsähnliches Verfahren
1. Einleitung
2. Amtliche Stellung des Betreibungsamtes
3. Rechtsmittel SchK-Beschwerde (Art. 17 ff. SchKG) = weitgehend
Verwaltungsverfahren.
4. Erlass einer SchK-Verfügung
Konsumenten-insolvenzverfahren
Unternehmens-insolvenzverfahren
Einleitungsverfahren Anwendung Anwendung
Pfändungsverfahren Regelverfahren für öffentlichrechtliche Forderungen (43 )
Betreibung auf Pfandverwertung
Anwendung Anwendung
Konkursverfahren Konkursantrag durch Schuldner (191)
Regelverfahren
Nachlassverfahren Theoretisch anwendbar Anwendung
Schuldenbereinigung 333ff.
Anwendung Nicht anwendbar
I. Anwendbare Verfahren
D. Konsumenten- und Unternehmens- insolvenzverfahren
F. Rechtsquellen im SchKG und ihre Bedeutung
I. SchKG vom 11. April 1889
II. Nebenerlasse
1. Bundesrecht
a) Nebengesetz• BG über die Schuldbetreibung gegen Gemeinden
etc;• Bundesgesetz über Verpfändung und
Zwangsliquidation von Eisenbahnen und Schifffahrtsunternehmung.
b) Einzelne SchK-Bestimmungen in Bundesgesetzen
• Ergänzende Bestimmungen in ZPO• Bundesgerichtsgesetz, BGG• Bundesgesetz über das internationale
Privatrecht (IPRG)• Bundesgesetz über die Banken und
Sparkassen (BankG);• Versicherungsaufsichtsgesetz, VAG• Bundesgesetz über das Luftfahrzeugbuch.
c) Staatsverträge
• Lugano-Übereinkommen.
• Internationale Übereinkommen von 1954 betreffend die Zustellung gerichtlicher Schriftstücke (HaagerÜ Zustellung).
• Internationalen Konkursrecht Staatsverträge mit der Krone Württemberg von 1825 bzw. 1826 etc.
d) Verordnungen des Bundesgerichts und des Bundesrates
Verordnung des Bundesgerichts über die Zwangsverwertung von Grundstücken (VZG) Verordnung des Bundesgerichts über die Geschäftsführung der Konkursämter (KOV)
OAV-SchKG = Verordnung des Bundesrates betreffend die Oberaufsicht über Schuldbetreibung und Konkurs vom 22. November 2006,
e) Weisungen des Bundesgerichts und des Bundesrats „Weisungen, Kreisschreiben und Empfehlungen“ gemäss Art. 1 lit. a OAV-SchKG
f) Bundesrechtliche Formulare
2. Kantonalrechtliche Erlasse
– Verordnung über die Betreibungs- und Gemeindeammannämter (VBG) vom 12. Mai 2010;
– Verordnung des Obergerichts über die Geschäftsführung der Konkursämter vom 9. Dezember 1998;
– Ergänzende Bestimmungen für das SchKG-Beschwerdeverfahren in §§ 85 f. GOG ZH.
3. Verfassungsrecht und EMRK
• Art. 7 BV (Schutz der Menschenwürde),
• Art. 9 BV (Schutz vor Willkür und Wahrung von Treu und Glauben),
• Art. 13 BV (Schutz der Privatsphäre, unter anderem der Wohnung),
• Art. 26 BV (Eigentumsgarantie), • Art. 29 BV / Art. 6 EMRK (Allgemeine Verfahrensgarantien,
rechtliches Gehör, Anspruch auf unentgeltliche Prozessführung)
• Art. 30 BV (Anspruch auf richterliche Unabhängigkeit etc.).
III. Praxis, Lehre und Gesetzessammlungen
• Bundesgerichtsentscheide zum SchKG = Band III, • BlSchK = Blättern für Schuldbetreibung und Konkurs,• SZZP = Schweiz. Zeitschrift für Zivilprozessrecht• ZZZ = Schweiz. Zeitschrift für Zivilprozess- und
Zwangsvollstreckungsrecht.
• Amonn Kurt / Walther Fridolin, Grundriss des Schuldbetreibungs- und Konkursrechts, 8. A., Bern 2008.
• Walder Hans Ulrich / Jent-Sørensen Ingrid, Tafeln zum Schuldbetreibungs- und Konkursrecht, 6. A., Zürich 2008.
• Staehelin Adrian / Bauer Thomas / Staehelin Daniel (Hrsg.), Kommentar zum Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs, 3 Bde., Basel/Genf/München 1998; Ergänzungsband, Basel/Genf/München 2005.
• Staehelin Daniel, SchKG, Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs und Nebenerlasse, Basel 2008.