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Versorgungsbericht 2015 Versorgungsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg

KVHH VB 2015 3Stufe · 2016-03-16 · 3 Liebe Leserin, lieber Leser, die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg informiert Sie mit diesem Versorgungsbericht umfassend über den aktuellen

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Versorgungsbericht 2015Versorgungsbericht der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg

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HerausgeberKassenärztliche Vereinigung HamburgTel.: 040 / 22 802 - 0Fax: 040 / 22 802 - 420

Abdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers

VISDPWalter Plassmann

Konzept & RedaktionAbteilung ÖffentlichkeitsarbeitBenjamin ThomasFranziska Urban

Redaktionelle MitarbeitAbteilung ÖffentlichkeitsarbeitDr. Jochen Kriens Martin NiggeschmidtMelanie Vollmert

Layout & SatzOPEN HERE Werbeagentur GmbHwww.open-here.de

BildnachweiseFelix Faller www.alinea-design.de

©Bakai / fotolia.com (Seite 9/21)©BillionPhotos.com / fotolia.com (Seite 10)©Fiedels / fotolia.com (Seite 70)©funnymike1108 / fotolia.com (Seite 39)©Ivan Kopylov / fotolia.com (Titel)©Matthias Enter / fotolia.com (Seite 9/21)©Michael Zapf (Seite 3)©Miriam Dörr / fotolia.com (Seite 22)©naataali / fotolia.com (Seite 10)©pogonici / fotolia.com (Seite 38)©ponkrit / fotolia.com (Seite 11)©RainLedy / fotolia.com (Seite 9/21)©Robert Kneschke / fotolia.com (Seite 18/19)©spiral media / fotolia.com (Seite 9/21)©Sylverarts / fotolia.com (Seite 9/21)©vladvm50 / fotolia.com (Seite 9/21)

DruckWIRmachenDRUCK GmbH

StandDezember 2015

AnmerkungDie im Bericht verwendeten Begriffe Arzt undPsychotherapeut stehen immer auch für die weiblichen Berufsbezeichnungen.

Wenn von vertragsärztlicher Tätigkeit die Rede ist,ist i.d.R. auch die vertragspsychotherapeutischeTätigkeit gemeint.

Alle Zahlen in Grafiken und Tabellen beziehen sich,wenn nicht anders erwähnt, auf Zahlen der KVHamburg mit dem Stand 01.04.2015.

Impressum

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Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg informiertSie mit diesem Versorgungsbericht umfassend überden aktuellen Stand der ambulanten medizinischenund psychotherapeutischen Versorgung in Hamburg.Diese Transparenz soll dazu dienen, die im Alltag fürdie Bürgerinnen und Bürger kaum wahrnehmbareStruktur des „ambulanten Gesundheitswesens“ bes-ser zu verstehen und einen Eindruck über die Kom-plexität und die Leistungsfähigkeit des Systems zuerhalten.

Dazu gehören zweifelsfrei viele Zahlen, Tabellen undFakten, was aber noch viel wichtiger ist: Hinter alldiesen Zahlen und Fakten stecken Menschen, Ärztin-nen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psycho-therapeuten, die vielen hervorragenden Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter in den Praxen und sichernicht zuletzt auch die vielen kaum öffentlich wahrge-nommenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derKassenärztlichen Vereinigung Hamburg. Um Ihnendiese Menschen etwas näherzubringen, lassen wireinige von ihnen, stellvertretend für die vielen, in die-sem Versorgungsbericht zu Wort kommen und fragensie nach ihrer Motivation für ihre so wichtige undanspruchsvolle Tätigkeit.

Dieser Bericht zeigt eindrucksvoll, dass die ambulan-te medizinische Versorgung in Hamburg auf hohemNiveau, bei sehr guter Erreichbarkeit und in beispiel-loser Diversifikation gesichert ist. Auf der einen Seitemacht uns das Ergebnis natürlich stolz auf dasErreichte und zeigt eine Facette der Ursachen,warum Hamburg eine so wunderbare Stadt ist.Gleichzeitig schauen wir mit höchster Achtung auf alldiejenigen, die jeden Tag diese Versorgungsleistungerbringen.

Auf der anderen Seite ist uns das Ergebnis aber auchMahnung und Motivation. Sie können dem Berichtentnehmen, dass Herausforderungen wie Nach-wuchsgewinnung, Umlandversorgung, verändertesInanspruchnahmeverhalten im Notdienst, Bevölke-rungszuwachs, Sprachbarrieren und die vielen inzunehmend enger Taktfolge eingeführten neuenbürokratischen Anforderungen für die im SystemTätigen auch in Hamburg deutlich spürbar sind. DieKassenärztliche Vereinigung hat also auch in Zukunft,vielleicht mehr denn je, die wichtige Aufgabe, mit derPolitik und den Krankenkassen um gute und tragfähi-ge strukturelle Lösungen und einen ausreichendenfinanziellen Rahmen zum Erhalt des Niveaus dieserVersorgung in Hamburg zu ringen.

Die Einzigartigkeit des ambulanten Gesundheitswe-sens in Deutschland besteht darin, dass die ambulanteVersorgung durch selbstverwaltete Strukturen mitöffentlichem Auftrag organisiert wird. Dieses Systemgibt es nur in Deutschland, und es ist der Garantdafür, dass der Zugang zu ambulanter medizinischerVersorgung bei höchster fachlicher Qualität und kur-zer Wartezeit für alle Menschen in unserem Landmöglich ist. Das setzt weltweit Maßstäbe.

Selbstverwaltung fordert Überzeugung, Engagement,Kompromissfähigkeit, Geduld, Realismus, sie bietetaber auch Mitgestaltungsmöglichkeiten und garan-tiert eine unmittelbare und zeitnahe Rückkopplungvon Herausforderungen und Erkenntnissen durch dieVersorger. Einige der hier vorgestellten Ärzte/innenund Psychotherapeuten/innen haben ihre Motivationzum Engagement in der Selbstverwaltung geschil-dert. Dies alles müssen sie zusätzlich zu ihremhöchst anspruchsvollen und zeitintensiven Praxis-alltag leisten, und diese Leistung soll hier einmalausdrücklich gewürdigt werden.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg wird auchin Zukunft jeden Tag daran arbeiten, die Rahmenbe-dingungen für die Ärztinnen und Ärzte und Psycho-therapeutinnen und Psychotherapeuten in Hamburgso zu gestalten, dass diese die Menschen in Hamburgund all diejenigen, die nach Hamburg kommen, wei-terhin so hervorragend versorgen können wie bisher.

Herzlichst, Ihr

Dr. Stephan Hofmeister,stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Hamburg, im Dezember 2015

Vorwort

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KAPITEL 1

Seite 6

EIN BLICK HINTER DIE PRAXISTÜREN

Vom Hausarzt bis zum Spezialisten – Hamburgs Vertragsärzte nach KategorienDie Medizin wird weiblicherDas Durchschnittsalter von Hamburgs Niedergelassenen steigt weiterPortrait Dr. med. Fritz Ducho: „Mein Rat an junge Kollegen: Habt Mut, etwas Eigenes zu beginnen!“Portrait Dipl.-Psych. Juliane Matzke: „Wichtig ist, dass man unabhängig vom Alter gute Arbeit erbringt!“

KAPITEL 2

PRAXISSTRUKTUREN UND NEUE TÄTIGKEITSFORMEN

Mehr Vertragsärzte und -psychotherapeuten denn jeEinzelpraxis oder Teamwork?Hamburgs MVZ-Struktur - Ein ExkursDer Trend zur Anstellung nimmt weiter zuViele Ärzte spezialisieren sich: Arztgruppeninterne VeränderungenPortrait Dr. med. Sophie Giannopoulos: „Das möchte ich für den Rest meines Lebens machen!“Portrait Dr. med. Christoph Runge: „Der Patient steht im Mittelpunkt der Arbeit.“Portrait Dr. med. Annette Lingenauber: „Das hat mir schon immer Spaß gemacht.“

KAPITEL 3

EIN BLICK INS WARTEZIMMER

Vom Umland bis zum Ausland - Die Vielfalt der Patienten in HamburgWarum gehen die Hamburger zum Arzt? - Die häufigsten DiagnosenHamburger schätzen die kurzen Wartezeiten und das große Vertrauen zum ArztPortrait Dr. med. Armin Mechkat: „Oft höre ich: Endlich jemand, der mich versteht!“Portrait Dipl.-Psych. Ursula Meier-Kolcu: „Die Arbeit mit Patienten, die Migrationshintergrund haben,macht Spaß und ist spannend.“

Seite 18

Seite 34

4

VORWORT

Seite 8Seite 10Seite 11Seite 14Seite 16

Seite 3

IMPRESSUM Seite 2

Seite 20Seite 22Seite 23Seite 24Seite 27Seite 28Seite 30Seite 32

Seite 36Seite 40Seite 41Seite 42Seite 44

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 3

KAPITEL 2

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KAPITEL 4

BESTENS VERSORGT!

Wenn der Arzt Feierabend macht - Versorgung außerhalb der PraxissprechzeitenVon vermeintlicher Überversorgung und Patienten(mehr)wegenArztwahl in WohnortnäheArztwahl mit „Mehrweg“Portrait Dr. Heinz Metzner: „Die Notfallpraxen sind ein unschätzbarer Vorteil unseres Gesundheitssystems!“Nachtschicht in Hamburg-Mitte

KAPITEL 5

VERSORGUNG MIT GEPRÜFTER QUALITÄT

Immer mehr Leistungen werden überprüftZur Fortbildung verpflichtetPortrait Anke Gottschalk: „Die Maßstäbe sind hoch gesetzt.“

KAPITEL 6

ALLTAG IM ARZTBERUF

Trotz 50-Stunden-Woche: Hamburgs Niedergelassene sind engagiert und zufriedenNeben der Praxis engagiert in der ärztlichen SelbstverwaltungHamburgs Niedergelassene gehen verantwortungsbewusst mit dem Rezeptblock umPortrait Dr. med. Isolde de Vries: „Gemeinsam die Selbstverwaltung konstruktiv voranbringen“Portrait Dr. med. Gerd Fass: „Man ist mehr an der Diskussion und Entscheidungsfindung beteiligt.“

DIE KVH IN KÜRZE Seite 80

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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 4

KAPITEL 5 KAPITEL 6

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EIN BLICK HINTER DIE PRAXISTÜREN

Jährlich lockt das nordisch-hanseatische Flair Millionen Touristen und Urlauber in die Stadt an derElbe. Aber Hamburg gilt nicht nur als beliebtes Reiseziel für Kultur- und Sportliebhaber, sondernzeichnet sich auch durch seinen Status als Medizinmetropole aus. Die Lebensqualität in derHansestadt wird vielerorts als „exzellent“ beschrieben, entsprechend hoch ist der Standard in derGesundheitsversorgung. Die Medizinmetropole Hamburg zählt seit Jahrzehnten zu den führendenGesundheitsstandorten Europas.

Über 50 Krankenhäuser, 15.000 Ärzte – darunter fast 3.800 ambulant tätige Vertragsärzte – sowie1200 Vertragspsychotherapeuten stellen die medizinische und psychotherapeutische Versorgungder ca. 1,8 Millionen Einwohner, der vielen Pendler, der zahlreichen Touristen und all jener sicher,die nach Hamburg kommen, um sich hier behandeln zu lassen. Denn die facettenreiche Versor-gungslandschaft – besonders im ambulanten Bereich – lockt nicht nur Patienten aus den angren-zenden Bundesländern und ganz Deutschland hierher, sondern Patienten aus aller Welt.

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KAPITEL 1

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In der ambulanten Versorgung vereint die HansestadtHamburg eine hohe Versorgungsdichte, eine beispiel-lose Vielfalt an hochqualifizierten Vertragsärzten und-psychotherapeuten, ein sehr großes ambulantes Lei-stungsspektrum - und kurze Wege! Das setzt Maß-stäbe: In Hamburg werden viele Leistungen ambu-

lant erbracht, die in anderen Bundesländern oftmalsmit einem stationären Aufenthalt im Krankenhausverbunden sind. Weniger Aufwand, schneller zumZiel. Das begeistert viele Patienten. Und dafür stehendie fast 5000 Hamburger Vertragsärzte und -psycho-therapeuten.

Mitglieder der KV Hamburg nach Kategorien

Fachärzte45,4 %

Hausärzte26,6 %

Kinderärzte3,6 %

Psychotherapeuten24,4 %

VOM HAUSARZT BIS ZUM SPEZIALISTEN –

HAMBURGS VERTRAGSÄRZTE NACH KATEGORIEN

Insgesamt haben zum 1. April 2015 genau 4.919 Ärzteund Psychotherapeuten*, verteilt auf knapp 3.000 Pra-xen, an der vertragsärztlichen und -psychotherapeu-tischen Versorgung in Hamburg teilgenommen. MitAusnahme der Ermächtigten und der Angestelltenmit einem Versorgungsauftrag von unter 0,5 sind siealle Mitglieder der KV Hamburg. Grob unterteilenlassen sie sich zwar in die Kategorien Hausärzte,

Fachärzte, Kinderärzte und Psychotherapeuten, dochweitere Unterteilungen sind aufgrund der diszipli-nären Vielfalt natürlich unumgänglich. In derBedarfsplanung beispielsweise, auf die im Kapitel 4(Bestens versorgt!) noch ausführlicher eingegangenwird, werden die Hamburger Vertragsärzte in 25 Fach-gruppen unterteilt.

(*ohne Ermächtigungen, gezählt nach Köpfen)

Ein Blick hinter die Praxistüren

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Männer Frauen Gesamt

Augenärzte

Chirurgen

FachärztlicheInternisten

Frauenärzte

HNO-Ärzte

Hautärzte

Humangenetiker

Kinder- undJugendpsychiater

Kinderärzte

Laborärzte

MKG-Chirurgen

Nervenärzte

Neurochirurgen

Nuklearmediziner

Orthopäden

Pathologen

Radiologen

Anästhesisten 95

163

116

266

338

129

106

20

61

165

58

70

192

27

37

177

52

109

50

75

20

48

211

48

42

15

39

79

16

9

83

4

9

10

16

34

45

88

96

218

127

81

64

5

22

86

42

61

109

23

28

167

36

231112

866333

75

Strahlentherapeuten 331221

Transfusionsmediziner 1147

Urologen 78771

Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung nach Fachgruppe und Köpfen (entsprechend Bedarfsplanungs-Richtlinie)

Hausärzte 659 639 1298

Physikalische und Rehabilitationsmediziner

Psychotherapeuten

Arztgruppe nach Bedarfsplanung

Ein Blick hinter die Praxistüren

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Der Anteil der Frauen in der Vertragsärzteschaftnimmt stetig zu. Derzeit sind in Hamburg mit 2.409Frauen fast mehr als dreimal so viele Ärztinnen undPsychotherapeutinnen ambulant tätig als noch imJahr 1995. Grund sind u.a. die Änderungen der gesetz-lichen Rahmenbedingungen. Seitdem Modelle der Teil-zeit und der Anstellung in der vertragsärztlichen Tä-tigkeit möglich sind, werden diese besonders gernvon Frauen wahrgenommen. Dies hat zur Folge, dasses mittlerweile in Hamburg fast ebenso viele Frauenwie Männer in der vertragsärztlichen und -psychothe-rapeutischen Versorgung gibt.

DIE MEDIZIN WIRD WEIBLICHER

Geschlechterverteilung

Anzahl Männer Anzahl Frauen

2.510 2.409

Entwicklung Geschlechterverteilung über 10 Jahre (Stichtag: jeweils der 1. Januar)

2005

Frauen

Männer

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

15472293

16292293

16882292

17222314

17892325

18502359

19712411

20592424

21762484

22792482

23722477

10

Ein Blick hinter die Praxistüren

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DAS DURSCHNITTSALTER VON HAMBURGS

NIEDERGELASSENEN STEIGT WEITER

Während Politik und Ärzteverbände in anderen Bun-desländern bereits seit langer Zeit vor einer Pensi-onierungswelle und drohendem Ärztemangel warnen,schien dieses Problem in Hamburg bislang nicht son-derlich signifikant zu sein. Das ändert sich langsam.Das Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzteliegt derzeit (01.04.2015) bei 53,5 Jahren. Das liegt

auch daran, dass die Weiterbildungszeiten längergeworden sind und die Ärzte deshalb später in dieNiederlassung gehen. Hinzu kommt, dass heute fastjeder dritte Vertragsarzt in Hamburg älter als 60Jahre ist. Vor fünf Jahren war es noch jeder vierte.Bereits 295 KVH-Mitglieder haben das Alter von 68Jahren überschritten.

Entwicklung Durchschnittsalter über 10 Jahre (Stichtag: jeweils der 1. Januar)

Von einem drohenden Ärztemangel kann man inHamburg jedoch noch nicht sprechen, und das wirdvermutlich auch so bleiben. Viele junge Mediziner undTherapeuten lockt es in die Hansestadt. Laut derKBV-Studie „Berufsmonitoring Medizinstudenten2014“ ist Hamburg das beliebteste Bundesland, indem angehende Mediziner später einmal arbeitenmöchten. Die Nachfrage nach Vertragsarztsitzen in

Hamburg ist sehr hoch, entsprechend lang sind dieWartelisten innerhalb der einzelnen Fachgruppen.Auch die Zahlen der Altersgruppenübersicht zeigen,der Nachwuchs ist da. Fast sieben Prozent unsererVertragsärzte, das entspricht 360 Personen, sind jün-ger als 40 – sowohl bei den Haus- als auch bei denFachärzten.

Ein Blick hinter die Praxistüren

51,5 51,5 51,7 52 52,1 52,4 52,5 52,8 52,9 53,2 53,4

201020092008200720062005 2011 2012 2013 2014 2015

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20-29

0,02 %

7,3 %

25,5 %

39,4 %

24,2 %

3,6 %

Alter

Anteil nach Geschlecht in %

Prozent gesamt

Frauen

Männer

30-39 40-49 50-59 60-69 70+

0,02 0 4,9 2,4 13,1 12,4 20,1 19,3 9,7 14,6 1,1 2,4

Mitglieder der KV Hamburg nach Altersgruppen (insgesamt 4.914)

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Zum 31.12.2008 wurde die Altersgrenze zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung aufgehoben, d.h.Vertragsärzte und -psychotherapeuten können auch über das 68. Lebensjahr hinaus an der Versorgung gesetz-lich versicherter Patienten teilnehmen.

Wegfall der Altersgrenze

Ein Blick hinter die Praxistüren

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gesamt

30-39Alter

Anzahl nach Geschlecht

40-49 50-59 60-69 79+

54 27 202 148 280 219 102 224 7 42

Hausärzte nach Altersgruppen (gezählt nach Köpfen)

645 660

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Frauen

Männer

Ein Blick hinter die Praxistüren

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Dr. med. Fritz Ducho ist mit seiner neuen Praxis seit 2012 am IsraelitischenKrankenhaus angegliedert. Der Facharzt für Innere Medizin kann auf weit über60 Jahre Erfahrung als Arzt zurückblicken. Mit 86 Jahren gehört er zu denältesten Mitgliedern der KV Hamburg.

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„MEIN RAT AN JUNGE KOLLEGEN:

HABT MUT, ETWAS EIGENES ZU BEGINNEN!“

Was sagen Sie dazu, das älteste ärztliche KVH-Mit-glied zu sein?

Darauf bin ich stolz. Aber wichtiger noch ist dieTatsache, dass es mir bis heute noch sehr viel Freudemacht, Arzt zu sein. Die Treue und die Dankbarkeitmeiner Patienten rührt mich immer wieder und istletztlich auch der Grund, warum ich weitermache, solange ich es vor mir selbst verantworten kann.

Würden Sie von sich behaupten, Sie sind 24 Stundenam Tag Arzt und für Ihre Patienten da?

Ja. Ich lasse mich in dringenden Fällen auch am Wo-chenende rufen, auch spät abends oder samstag-nachmittag beim Einkaufen. Ich lasse mich immersprechen. Das wollen die meisten jungen Ärzte nicht.Ich schalte natürlich auch mal für ein paar Stundenmein Handy aus, wenn ich etwa im Konzert bin oderim Restaurant sitze. Aber sonst habe ich mein Handyimmer bei mir.

Wie lange sind Sie insgesamt schon als Arzt tätig?

Mein Staatsexamen habe ich an der Charité in Berlingemacht. Die Voll-Approbation erhielt ich im September 1953. Am 13. August 1961 bin ich über die Mauer nach Hamburg gekommen und habe beider Hamburger Gefängnisbehörde als Assistenzarztim Zentralkrankenhaus angefangen.

Wenig später sollte ich dort Medizinalrat bzw. späterOber-Medizinalrat werden. Jedoch wollte ich nichtmein Leben lang in diesem Bereich bleiben. Ich hattedann das Glück, im Israelitischen KrankenhausOberarzt zu werden. Da war ich von 1963 bis 1966.Bald kamen jedoch Bedenken, ob dort mein Ehrgeizbefriedigt werden würde: Ich dachte mir: „Chefarztwirst du hier bestimmt nicht!“. Daraufhin habe ichmich Ende 1966 niedergelassen: Also wenn schon,dann wollte ich mein eigener Chef sein.

Das alles geschah schweren Herzens, denn ich wollteeigentlich in der klinischen Laufbahn bleiben. Ichkonnte mir damals noch aussuchen, wohin ich mit

Ein Blick hinter die Praxistüren

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meiner Praxis wollte, denn die Kassenzulassung warkein Problem. Nicht so wie heute. Bis 2010 war ich dannmit Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis in Harves-tehude tätig. Oh Gott, ich hole tief Luft, das sind jajetzt insgesamt fast 50 Jahre in der Niederlassung!

Würden Sie heute den gleichen Weg wieder gehen?

Da bin ich mir nicht sicher. Ich bin zufrieden, dassalles so gekommen ist. Ich war und bin gern Lotseund habe mir immer Zeit genommen für meinePatienten. Ob ich das heute alles noch so leben könn-te? Ich wäre im großen Zweifel. Die medizinischeVersorgung und der Arzt-Patienten-Kontakt habensich geändert. Ich rede gern mit meinen Patienten,denn es ist wichtig, dass sie mich verstehen und ichsie. Ich muss die Zeit haben, mich mit jedem meinerPatienten auseinanderzusetzen.

Warum haben Sie sich dann 2011 für die Fortsetzungder Niederlassung entschieden?

Das war rein finanzieller Natur. Das Haus, in dem ichwohnte und auch arbeitete, sollte plötzlich verkauftwerden, für viel Geld, was ich bzw. meine Kollegennicht aufbringen konnten. Da ich auch in dem Hauswohnte, habe ich mich von dannen gemacht undnochmal neu angefangen.

Sie wollten aber auch nicht in Rente gehen?

Mein Plan war eigentlich, nur drei Tage die Woche zu

arbeiten. Durch den Hausverkauf kam jedoch meineganze Planung durcheinander. Ich hätte gern weitergearbeitet, jedoch nicht mehr ganz so viel. Ich habe jaauch noch ein paar andere Leidenschaften. Zuerstwollte ich eigentlich Alt-Philologe werden. Ich liebedie Sprachen. Ich habe die großen Werke derWeltliteratur gelesen und besitze eine großeBibliothek.

Eigentlich habe ich ja die Absicht kürzerzutreten, nurmuss sich dafür noch der richtige Kollege finden, sodass ich mich dann allmählich zurückziehen kann.Derzeit bin ich mit mehreren Kolleginnen und Kolle-gen im Gespräch. Jedoch der endgültige Mut fehltden jungen Ärzten noch. Die Angst vor der Selb-ständigkeit scheint zu überwiegen. Aber irgendwiekann ich mir auch gar nicht vorstellen, kein Arzt mehrzu sein.

Was würden Sie jungen Kollegen raten, die sich fürdie Niederlassung entschieden haben und neu indas System kommen?

Lasst Euch nieder, und versucht, etwas zu verändern!Ihr lebt nur einmal! Es ist nicht entscheidend, wieviele Häuser Ihr erwerbt, sondern wie Ihr Euer Lebenerfüllt. Versucht, voll und ganz Arzt zu sein, um denganzen Menschen zu erfassen. Stellt Euch voll aufden jeweiligen Patienten ein und fertigt ihn nicht ab!Habt Mut, etwas Eigenes zu beginnen! Ihr dient nichtnur, sondern Ihr habt auch einen Gewinn!

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Ein Blick hinter die Praxistüren

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Die Diplom-Psychologin Juliane Matzke ist seit Mai 2012 im Medizinischen Versor-gungszentrum (MVZ) Falkenried tätig. Seit ihrer Approbation im vergangenen Früh-jahr ist sie in der Jarrestraße, einer der drei Standorte des MVZ, als Verhaltensthera-peutin fest angestellt. Mit 29 Jahren ist sie das jüngste Mitglied der KV Hamburg.

Sie sind das jüngste KVH-Mitglied. Wie finden Siedas?

Als ich das zum ersten Mal hörte, war ich total über-rascht, weil ich mir darüber noch nie Gedankengemacht hatte. Ich denke, hätte ich mich nach mein-er Approbation in Hamburg auf einen Sitz beworben,hätte ich wohl mindestens fünf Jahre warten müssen.Dann wäre ich wohl auch nicht mehr die Jüngste inder Niederlassung. Das ist einer der Vorteile einerAnstellung in einem MVZ.

Wurden Sie aufgrund Ihres Alters von Patientenschon mal „schief angeguckt“?

Ja, durchaus, jedoch eher damals während meinerklinischen Tätigkeit. Jetzt kommt es tatsächlich nichtmehr so oft vor. Die meisten Patienten sehen ja, wennsie das MVZ betreten, dass hier viele junge The-rapeuten arbeiten. Und das wird eher sehr positivaufgenommen.

Wie sind Sie auf das MVZ Falkenried aufmerksamgeworden?

Es war eigentlich ein bisschen Glück. Ich hatte inBraunschweig studiert und dann im Harz in einerKlinik gearbeitet. Mein Vertrag lief aus, und meinPartner und ich wollten gern nach Hamburg ziehen.Berührungspunkte mit dem Falkenried hatte ichvorher nicht, jedoch die Stellenausschreibung hattesich spannend gelesen. Da ich zuvor zwei Jahre in derKlinik gearbeitet hatte, dachte ich mir, ein MVZ isteine schöne Kombination. Man ist in der Praxis nichtauf sich allein gestellt, sondern man arbeitet ineinem Team, mit dem man sich austauschen kann.

Die Anstellung in einem MVZ ist also reiner Zufall.Es hätte Sie also auch wieder ins Krankenhaus ver-schlagen können?

In der Klinik sehen wir unsere Patienten maximal vierbis sechs Wochen. Als Therapeutin kann man dann

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„WICHTIG IST, DASS MAN UNABHÄNGIG

VOM ALTER GUTE ARBEIT ERBRINGT!“

Ein Blick hinter die Praxistüren

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immer nur einen kleinen Ausschnitt von sich mitgeben.So war es für mich spannend, als nächsten Schritt imambulanten Bereich zu arbeiten und einen Einblickdavon zu bekommen, wie ist es, wenn man seine Pa-tienten länger betreut und begleitet und ihre Ent-wicklungsschritte beobachten und miterleben kann.

Würden Sie sich in 20 oder 30 Jahren auch noch ineinem MVZ sehen? Oder sehen Sie sich dann wiederin der Klinik oder gar in Ihrer eigenen Praxis?

Momentan finde ich den Rahmen ganz stimmig.Irgendwann hätte ich gern eine eigene Praxis, viel-leicht aber auch mit ein paar Kollegen zusammen,damit man nicht ganz so allein ist. Ich könnte miraber auch vorstellen, irgendwann nochmal in dieKlinik zu gehen, weil mir das auch immer sehr vielSpaß gemacht hat. Schließlich arbeiten dort vieleFachrichtungen zusammen. Langfristig lockt michaber doch die eigene Praxis.

Was sagen Sie zu Ihrer ältesten Kollegin FrauHalbrock, die mit 90 Jahren in eigener Praxis immernoch als Therapeutin tätig ist?

Ich finde es total schön, wenn man sich so lange dieFreude am Beruf erhält und es spannend findet,immer wieder neue Menschen kennenzulernen undsich mit neuen Themengebieten auseinanderzuset-zen. Insbesondere in der Psychotherapie bringen

ältere Therapeuten ja auch Erfahrungen mit sich, diejunge Therapeuten noch nicht haben.

Können Sie es sich vorstellen, selbst auch noch in sohohem Alter zu arbeiten?

Ja, ich denke schon. Ich bin ein Mensch, der sehr ananderen Menschen interessiert ist und ein gutes Ge-spür hat, sich in andere hineinzufühlen. Ich kann mirgut vorstellen, auch im Alter noch die jungen bzw. jün-geren Menschen zu begleiten.

Finden Sie es gut, dass die Altersgrenze aufgehobenwurde?

Ich denke, es war eine gute Entscheidung, die Grenzeaufzuheben. Die Ärzte und Psychotherapeuten, dieihrer Tätigkeit müde sind, gehen ja auch in denRuhestand. Es mag vielleicht auch jene geben, dieSorge haben, Ihre Patienten im Stich zu lassen, ins-besondere auf dem Land. Was wiederum auch Druckbedeuten kann. Trotzdem ist die offenere Gestaltungeine gute Lösung, da man frei entscheiden kann.Wichtig ist, dass man unabhängig vom Alter guteArbeit erbringt!

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Ein Blick hinter die Praxistüren

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PRAXISSTRUKTUREN UND NEUE

TÄTIGKEITSFORMEN

Seit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz von 2007 gestaltet sich die Ausübung der vertrags-ärztlichen und -psychotherapeutischen Tätigkeit in Hamburg flexibler und attraktiver denn je. Obeigene Zulassung, Job-Sharing, Anstellung, Filialbildung oder die Auslagerung von Praxisräumenin andere Stadtteile – die Möglichkeiten, an der ambulanten Versorgung zu partizipieren, sind fürniedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten vielfältiger als jemals zuvor. Ärzte und Psychothe-rapeuten können ihre Tätigkeit in den unterschiedlichsten Praxisformen, wie etwa der Einzelpraxisoder dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), ausüben.

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KAPITEL 2

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Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

Vor allem die Modelle der Teilzeit haben in den ver-gangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen. Jahr fürJahr finden mehr Ärzte und Psychotherapeuten denWeg ins System der vertragsärztlichen Versorgung,ohne dass sich der Umfang des Versorgungsauftragsin der jüngeren Vergangenheit signifikant geänderthätte. Auf einer Arztstelle können heute auch zwei,drei oder vier Ärzte arbeiten. Waren im Jahr 2005 nochinsgesamt 3.840 Ärzte und Psychotherapeuten an dervertragsärztlichen Versorgung in Hamburg beteiligt,so sind es heute bereits über 4.900. Deutlich wirddies, wenn man sich die einzelnen Fachgruppen, wie

sie etwa innerhalb der Bedarfsplanung gelistet wer-den, genauer betrachtet: Der Unterschied zwischendem Umfang der Teilnahme und der eigentlichen Kopf-zahl ist in einigen Fachgruppen auffallend groß. Insbesondere bei den Transfusionsmedizinern, Hu-mangenetikern, Radiologen und Kinder- und Jugend-psychiatern ist die Anzahl der Menschen, deren indi-viduelle Versorgungsumfänge in der Summe einVollzeitäquivalent (1 VZÄ = eine 100%-Stelle) ergeben,besonders hoch. Auch die Anstellungsrate ist in die-sen Fachgebieten sehr hoch.

MEHR VERTRAGSÄRZTE UND -PSYCHOTHERAPEUTEN DENN JE

20

Formen der Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung (gezählt nach Köpfen*)

Anstellungen1237

Zulassungen3694

Ermächtigungen112

689

548

1730

1964

27

85

Frauen

Männer

*gleichzeitige Anstellung und Zulassung möglich

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Kopfzahl

Augenärzte

Chirurgen

FachärztlicheInternisten

Frauenärzte

HNO-Ärzte

Hautärzte

Humangenetiker

Kinder- undJugendpsychiater

Kinderärzte

Laborärzte

MKG-Chirurgen

Nervenärzte

Neurochirurgen

Nuklearmediziner

Orthopäden

Pathologen

Physikalische und Rehabilitationsmediziner

Anästhesisten 95

Radiologen

Strahlentherapeuten

Urologen

Fachgruppen nach Bedarfsplanung im Vergleich ”Umfang und Kopfzahl*”

Hausärzte

163

116

266

338

129

106

20

61

165

58

70

192

27

37

177

52

23

109

33

11

78

Psychotherapeuten

Transfusions-mediziner

76,65

151,5

94

244

284,25

121

96,5

14

47,15

144,25

48,5

61

159,35

22

31,75

154,5

42,75

23

80,25

28,5

5,75

73

978,25

1219,1 1298

1199

Umfang

*Die Zahlen beziehen sich auf den Umfang der Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung. Der Faktor 0,5 bezeichnet beispielsweise eine “hälftige Zulassung“.

21

Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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Flexible Arbeitszeiten und Teamwork spielen in derHamburger Versorgungslandschaft eine zunehmendgrößere Rolle. Ob Kooperationen unter einem Dach,wie etwa in einem Medizinischen Versorgungszent-rum (MVZ), oder über Standorte hinweg – heutzutagesind die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit nichtmehr an einen Ort bzw. ein Bundesland gebunden.Trotz getrennter Praxen in verschiedenen Stadtteilenoder Bundesländern können sich die Vertragsärzteetwa in einer überörtlichen oder einer KV-übergrei-fenden Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) zusam-menschließen und somit von vielen Vorteilen profitie-ren: Es besteht die Möglichkeit, Praxisöffnungszeiten

zu verlängern, Wartelisten abzubauen und flexibel aufPersonalengpässe zu reagieren. Attraktiv für Pati-enten sind auch die kombinierten Leistungsangebotedurch Partnerpraxen.

EINZELPRAXIS ODER TEAMWORK?

Berufsausübunggemeinschaft (BAG)

Einzelpraxis

Job-Sharing BAG

KV-übergreifende BAG

Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ)

Teil-BAG

Überörtliche BAG

Vertragsarzt mit Anstellung

Praxisformen (*Stichtag: jeweils der 31. Dezember)

488

2.329

34

0

30

2

27

67

490

2.248

29

2

40

2

34

84

474

2.233

33

5

55

3

40

105

457

2.170

36

7

63

3

44

122

473

2.120

32

15

68

3

52

125

467

2.057

39

15

77

3

58

158

473

2.019

33

17

84

4

50

187

476

2.025

31

18

83

5

47

186

2010*2009*2008* 2011* 2012* 2013* 2014* 01.04.2015

Praxisform

22

Die Einzelpraxis ist und bleibt, wie die Zahlen zeigen,in Hamburg mit Abstand die beliebteste Form derNiederlassung. Auffallend ist, dass die Anzahl der

MVZ kontinuierlich zunimmt. In den vergangenen sie-ben Jahren hat sich die Anzahl fast verdreifacht.

Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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Die MVZ wurden vom Gesetzgeber mit dem GKV-Modernisierungsgesetz im Jahr 2004 in die Versor-gungslandschaft eingeführt. Seither hat die Anzahldieser Einrichtungen stetig zugenommen. Sie könnennur von zugelassenen Ärzten, von zugelassenen Kran-kenhäusern, von Erbringern nichtärztlicher Dialyse-leistungen nach § 126 Abs. 3 SGB V oder von gemein-nützigen Trägern gegründet werden, die aufgrund vonZulassung oder Ermächtigung an der vertragsärztli-

chen Versorgung teilnehmen. Dabei ist auch eine Mehr-fachträgerschaft möglich, z.B. indem ein Vertragsarztund ein Krankenhaus kooperieren. Bis 2011 konntenauch andere zugelassene Leistungserbringer (z.B.Labore) MVZ gründen. Mit dem Versorgungsstruk-turgesetz wurde der Kreis potentieller Gründerjedoch eingeschränkt, betroffene Träger genießenaber Bestandsschutz.

HAMBURGS MVZ-STRUKTUR – EIN EXKURS

In Hamburg gibt es inzwischen über 80 MVZ. VieleTräger sind Krankenhäuser, auch wenn das auf denersten Blick oft nicht so scheint: Das MVZ Hamburg-Ost HOG GmbH wird z. B. vom Asklepios-Konzern be-trieben, ebenso wie 11 weitere MVZ in der Hanse-stadt. Der Großteil von Hamburgs MVZ liegt aber inärztlicher Hand.

Zum Ende des Jahres 2014 waren insgesamt 764Ärzte und Psychotherapeuten in einem MVZ tätig, 94Prozent davon in einem Anstellungsverhältnis. Dasbelegt: Die Kooperationsform MVZ hat einen zuneh-mend festen Platz in der Gesundheitsinfrastrukturder Hansestadt.

Anzahl MVZ, aufgelistet nach Trägern(Stichtag: jeweils der 31.12.2014)

Ausschließlich Ärzte / Psychotherapeuten

36

AusschließlichKrankenhäuser*

21

Mehrfachträgerschaft6

Sonstige(Träger mit Bestandsschutz und Erbringer

nichtärztlicher Dialyseleistungen nach § 126 Abs. 3 SGB V)

21

23

*Krankenhäuser als Träger von MVZ (Mehrfachträgerschaften sind in dieser Auflistung eingeschlossen): Asklepios Kliniken Hamburg GmbH(12), Katholisches Marienkrankenhaus gGmbH (2), Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg gemeinnützige GmbH (1), AKK AltonaerKinderkrankenhaus gGmbH (1), Albertinen-Diakoniewerk e.V. (1), Augenklinik Dardenne SE (1), Berufsgenossenschaftlicher Verein fürHeilbehandlung Hamburg e.V. (1), Helios Kliniken GmbH (1), Klinikgruppe Dr. Guth GmbH & Co. KG (1), Klinik Klosterstraße GmbH (1),Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (1)

Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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Anteil der angestellten KVH-Mitglieder in Prozent (Stichtag: jeweils der 1. Januar)

201020092008200720062005Jahr 2011 2012 2013 2014 2015

11

8,1

5,2

2,41,71,1

13,9

17,4

20,3

22,624,7

Angestellt in %

Eine zunehmend beliebte Art der Teilnahme an der ver-tragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versor-gung in Hamburg ist die Anstellung. Seit 2007 sindVertragsärzte dazu berechtigt, Kollegen aus anderenFachbereichen anzustellen. Noch vor zehn Jahrendurften Praxisinhaber nur einen ganztags beschäftig-ten Arzt oder zwei halbtags beschäftigte Ärzte ein-

stellen, die zudem dem selben Fachgebiet wie derPraxisinhaber angehören mussten. Demgegenüberist die Zahl der Anstellungen über die vergangenenzehn Jahre stetig gestiegen. Befand sich Anfang desJahres 2005 nur ein Prozent der Vertragsärzte und -psychotherapeuten in einem Anstellungsverhältnis,so sind es zehn Jahre später bereits 25 Prozent.

DER TREND ZUR ANSTELLUNG NIMMT WEITER ZU

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Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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718488

Anstellung gesamt

Zulassung

Anstellung beim MVZ

Anstellung beim Arzt

Anzahl der Anstellungen im Vergleich zu den Zulassungen (Stichtag: jeweils der 1. Januar)

2015

6684142014

5603902013

4603212012

3602482011

2771892010

1961382009

119902008

52422007

25422006

9342005

1206

1082

950

781

608

466

334

209

94

67

43

3675

3706

3739

3711

3781

3745

3782

3828

3887

3857

3797

Die meisten Anstellungen findet man unter denFachärzten. 15 Prozent aller KVH-Mitglieder sind an-gestellte Fachärzte. Nur ein Prozent sind angestellteKinderärzte. Betrachtet man die Facharztgruppengenauer, so stechen hier schnell die Laborärzte he-raus. Denn Laborärzte bilden den Fachbereich mit demhöchsten Anstellungsfaktor – und zwar ausschließlich

in MVZ. Die HNO-Ärzte hingegen bilden den Fach-bereich mit dem geringsten Anstellungsfaktor. Kommtes hier zu Anstellungen, findet man diese ausschließ-lich in Einzelpraxen bzw. Berufsausübungsgemein-schaften (BAG). Ein ausgewogenes Verhältnis zwischenAnstellung und Niederlassung zeigen die Radiologen.

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Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

Fachärzte

Anstellung beim Arzt oder Psycho-therapeuten in %

Anstellung im MVZ in %

Zulassung in %

Hausärzte Kinderärzte Psychotherapeuten

12,1

19,7

68,2

12,8

10,3

76,9

10,7

18

71,3

3,4

10,8

85,8

Anstellungen und Zulassungen im Arztgruppenvergleich

Fachärzte

Kinderärzte

Hausärzte

303

51

3,5%

1%

6,1%

14,4%

20,9%

2,6%

20,4%

31%

Psychotherapeuten

1008

127

Laborärzte

HNO-Ärzte 9 (beim Arzt)

54%

7%

93%

46%

93%

7%

Radiologen

4

127

in Prozentauf alle

KVH-Mitglieder

AngestelltSumme

Zulassung

in Prozent in ProzentAngestellt Zulassung

Vergleich Anstellungen und Zulassungen ausgewählter Fachgruppen

712

171

1527

1032

5059

54 (im MVZ)

26

in Prozentauf alle

KVH-Mitglieder

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Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

Mit dem medizinisch-technischen Fortschritt werdenviele Leistungen, die noch gestern im Krankenhausangeboten wurden, heute im ambulanten Bereicherbracht. In Hamburg hat sich über die vergangenenJahre hinweg ein einzigartiges Netz von Schwer-punktpraxen entwickelt, die sich ausschließlich aufdie Behandlung von schweren Erkrankungen spezia-lisiert haben. Erwähnt seien etwa die Rheuma-Schwerpunktpraxen, die diabetologischen Schwer-punktpraxen, die HIV-Schwerpunktpraxen, die Schwer-punktpraxen für Multiple Sklerose oder die neuro-

chirurgischen Praxen, die sich auf schmerztherapeu-tische Leistungen fokussieren. Jährlich finden neuegenehmigungspflichtige Leistungen (mehr dazu inKapitel 5: Versorgung mit geprüfter Qualität) ihrenWeg in die vertragsärztliche Versorgung und immermehr Genehmigungen werden den niedergelassenenÄrzten und Psychotherapeuten erteilt. Innerhalb derFachgruppe der Augenärzte hat sich beispielsweisedie Anzahl der erteilten Genehmigungen im Bereichder „ambulanten Operationen“ in den vergangenenzehn Jahren mehr als verdreifacht.

VIELE ÄRZTE SPEZIALISIEREN SICH:

ARZTGRUPPENINTERNE VERÄNDERUNGEN

Entwicklung der Anzahl der erteilten Genehmigungen im Bereich„ambulantes Operieren“ bei den Augenärzten (Stichtag: jeweils der 1. April)

201020092008200720062005Jahr 2011 2012 2013 2014 2015

171162163

109

6764

187

164174

200208

Anzahl derGenehmigungen

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Viele Hamburger Arztpraxen bieten Leistungen inner-halb ihres Fachgebietes an, für die besondere Zu-satzqualifikationen nötig sind. So kommt es mitunterzu variierenden Leistungsangeboten innerhalb einerFachgruppe. Vor allem junge Kollegen, die den Weg indie Niederlassung finden, spezialisieren sich inner-

halb ihres Fachgebietes auf bestimmte Teilbereicheoder Krankheiten. Oft zeichnen sie sich durchZusatzweiterbildungen wie etwa Diabetologie oderKinder-Pneumologie aus und unterscheiden sichfolglich in ihrem erweiterten Leistungsspektrum vonihren Kollegen.

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Dr. med. Sophie Giannopoulos arbeitet seit 2011 als angestellte Ärztin in derPraxisklinik Winterhude. Seit 2015 ist die Gynäkologin mit in der Leitung desgroßen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) am Mühlenkamp dabei, in dem insgesamt über 70 Personen beschäftigt sind.

Warum haben Sie sich für die Tätigkeit in der Praxis-klinik Winterhude entschieden?

Die Entscheidung habe ich eigentlich einem Zufall zuverdanken. Im dritten Jahr meiner Facharztausbil-dung im Albertinen-Krankenhaus kam ich erstmaligmit der Praxisklinik in Kontakt, da zwischen demKrankenhaus und dem MVZ eine Kooperation bestand.Durch diese Kooperation bot es sich an, neben derKlinik auch eine andere Facette der Ausbildung ken-nenzulernen, nämlich die Tätigkeiten in der Nieder-lassung. So kam es schließlich, dass ich einen Tag inder Woche in der Praxisklinik arbeitete, aber relativschnell merkte, dass mir diese Tätigkeit sehr gutgefiel. Ein gutes halbes Jahr später arbeitete ich dortVollzeit, und seit diesem Jahr bin ich sogar in derLeitung mit dabei.

Das klingt nach einer sehr schnellen, aber bewuss-ten Entscheidung für die Niederlassung?

Die Klinik hat mir immer sehr viel Spaß gemacht,aber was mich fortwährend ein wenig störte, war die„fehlende Kontinuität“ im Kontakt mit den Patientin-nen. In der Praxis hingegen hat man seine festenPatientinnen und kann z. B. eine Schwangerschaftgemeinsam durchlaufen, aber auch danach diePatientin weiter betreuen. Unterm Strich kann manam Ende mit seinen Patientinnen gemeinsam altwerden.

Ist ein MVZ das, was Sie im Gegensatz zu anderenNiederlassungsformen bevorzugen würden?

Bewusst gesucht nach einem MVZ habe ich wiegesagt nicht. Vielleicht hätte ich mich auch dafürbegeistert, wenn es eine kleine Praxis gewesen wäre.

„DAS MÖCHTE ICH FÜR DEN REST

MEINES LEBENS MACHEN!“

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Mein Vater beispielsweise ist Gynäkologe in Nürnbergund alleine in einer Praxis tätig. So habe ich frühzei-tig die Vor- und Nachteile einer Einzelpraxis kennen-gelernt. Was mir in einer Einzelpraxis jedoch fehlenwürde, sind die Arztkollegen, mit denen man sichberaten und austauschen kann, insbesondere wennes um die Zweitmeinung zu einem Befund geht.

Das MVZ ist an sich zwar groß, aber in sich ist es doch recht klein, da wir uns auf mehrere Etagen mitmehreren Wartezimmern verteilen. In einer größerenPraxis ist es wie in einer Familie. Man durchläuft denAlltag zusammen, geht zusammen zu Fortbildungen,sitzt zusammen beim Mittag und bespricht nebenPrivatem auch Fachliches miteinander. Kurzum, manarbeitet in einem Team und unterstützt sich gegen-seitig. Für mich ist das genau das Richtige! Das warauch der Grund, warum ich damals endgültig gesagthabe: Hier möchte ich arbeiten, das möchte ich fürden Rest meines Lebens machen!

Sie gehören seit diesem Jahr mit zur Leitung derPraxisklinik. Was bedeutet das für Sie?

In der Leitung tätig zu sein, bedeutet in erster Linie,mehr Verantwortung und zusätzliche Aufgaben imBereich Organisation und Personal zu haben – genaudas, was ich mir wünsche.

Wie flexibel sind die Arbeitszeiten in der Praxis-klinik?

Abgesehen von einem freien Tag, bin ich täglich inner-halb der Sprechstunde von 8-18 Uhr in der Praxis. Die Möglichkeit, in der Zukunft Teilzeit zu arbeiten, wennz. B. Kinderplanung ansteht, besteht natürlich auch.Mit Ausnahme von der Leitung arbeiten in derPraxisklinik viele Teilzeitkräfte, die z.B. Kinder haben.Man muss sich hier also nicht zwischen Familie undKarriere entscheiden, es gibt kein Entweder-oder,wenn doch beides gewünscht ist. Seine Arbeitszeit bei Bedarf flexibel variieren zu können, war natürlichauch ein Grund, warum ich mich für diese Form ent-schieden habe. Denn ein weiterer Vorteil des MVZ ist,dass im eigenen Krankheits- oder Urlaubsfall Pati-enten nicht unbedingt abbestellt werden müssen,sondern stattdessen von Kollegen mitversorgt wer-den. Würde man alleine in einer Praxis tätig sein, wäredas natürlich nicht möglich.

Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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Dr. med. Christoph Runge ist seit 1996 in einer Gemeinschaftspraxis tätig, die erderzeit mit Frau Dr. Held und Herrn Sextro führt. Gemeinsam mit seinen Kollegensowie einer Kinderärztin, die die Weiterbildung in Kinderpneumologie undAllergologie anstrebt, arbeitet er in einer pädiatrischen Schwerpunktpraxis.Zentrale Arbeitsfelder der Spezialisierung sind hier die Pädiatrische Pneumologie,die Mukoviszidose-Versorgung und die Allergologie. Die Praxis ist Teil des CF(Zystische Fibrose)-Zentrums Hamburg-Altona.

Können Sie prozentual einschätzen, wie groß IhrAnteil im Bereich der Schwerpunkt-Pädiatrie ist?

Wir haben uns vor zwei Jahren an einer bundesweitenErhebung von Kinderpneumologen beteiligt, und wirlagen damals schon bei einem recht hohen Anteil.Das ist über die Jahre mehr geworden und gegenwär-tig betreuen wir sicher weit über 50 Prozent unsererPatienten fachärztlich. Das ist über die Jahre mehrgeworden. Obwohl wir eine ausschließlich mitKinder-Pneumologen besetzte Praxis sind, gewähr-leisten wir natürlich auch die klassische allgemein-pädiatrische Versorgung.

Ist die Nachfrage im Bereich der Schwerpunkt-tätigkeit stärker geworden?

Die allgemeinpädiatrischen Kollegen sind kompetentin der Behandlung von Kindern mit den in derPädiatrie üblichen Atemwegs- und Lungenerkran-kungen. Bei schwierigen Fällen jedoch haben wir fürsie und ihre Patienten schnell einen Termin zur Hand, wenn sie es wünschen. Wir haben durchKooperationen, auch mit internistischen Pneumo-logen, die Sensibilität geschaffen, dass wir alsKinderpneumologen aufgrund unserer Spezialisie-rung bei komplizierteren Verläufen zur Verfügungstehen. Es finden mittlerweile auch viele Patienten

„DER PATIENT STEHT IM MITTELPUNKT

DER ARBEIT.“

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selbst den Weg zu uns. Es dringt natürlich über dieJahre ins Bewusstsein der Bevölkerung, dass es mituns Kinderpneumologen entsprechend spezialisiertePädiater gibt.

Wann fiel Ihre Entscheidung, als Kinderarzt mitpneumologischem Schwerpunkt zu arbeiten?

Da bin ich, wie auch meine Kollegen, einen beson-deren Weg gegangen, durch frühen Kontakt zumFachgebiet bei unserer Arbeit in der Kinderklinik. Wirhatten z. B. im Altonaer Kinderkrankenhaus mitmehreren Kollegen eine kinderpneumologischeExpertise bereits etabliert, bevor es den Schwerpunktoffiziell gab. Das war auch der Grund, weshalb ich1996 zu Herrn Dr. Heuer in die Praxis ging. Er war einVorreiter auf dem Gebiet der Kinderpneumologie undführte bis dahin die Hamburger Mukoviszidose-Ambulanz noch allein.

Was macht für Sie den besonderen Reiz Ihrer Arbeitaus?

Der Patient steht noch im Mittelpunkt der Arbeit, undder wirtschaftliche Druck auf die Behandlung spielt,anders als in den Kliniken, eine eher untergeordneteRolle. Man gewinnt in der Praxistätigkeit ein gutesStück ärztliche Freiheit zurück, die einem als Arzt inder Klinik gefehlt hat.

Wie funktioniert grundsätzlich die Zusammenarbeitmit den Kliniken?

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu mehreren Kli-niken, ganz besonders natürlich zu unserer Partner-klinik im CF-Zentrum, dem Altonaer Kinderkran-kenhaus. Diese Zusammenarbeit ist sehr unkom-

pliziert. So haben wir z. B. wöchentlich gemeinsameTreffen. Daneben gibt es einen engen Kontakt mitdem UKE und der Lungenfachklinik Großhansdorf –die unsere erwachsenen Mukoviszidosepatienten stationär versorgen. Alle zusammen bilden wir dasCF-Zentrum Hamburg ab. Es ist eine fruchtbareZusammenarbeit zum Wohle unserer Patienten undeinfach ein besonderes Modell: eine sehr gute Ver-zahnung von Klinik und Ambulanz. Diese unkom-plizierte Zusammenarbeit lebt vor allem durchunsere persönlichen Kontakte, die gepflegt werdenmüssen.

Welchen Rat haben Sie für Medizinstudierende bzw.zulassungswillige Ärztinnen und Ärzte, die sich,ebenso wie Sie, später einmal als Pädiater miteinem Schwerpunkt niederlassen möchten?

Die kinderärztliche Arbeit mit ihren unter-schiedlichen Facetten ist ein wirklich spannendesFeld! Für Medizinstudierende gilt es zu wissen, dassein Großteil der kinderärztlichen Arbeit mittlerweilein den Praxen stattfindet. Die Kliniken übernehmenzunehmend nur noch besonders schwierige Fälle.Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild von unsererFachrichtung, wenn man dieses ausschließlich ineiner Klinik erlebt. Es ist also sehr zu begrüßen,wenn möglichst viele Medizinstudierende in pädia-trischen Praxen famulieren. Man erlebt dort einfachdie klassische Pädiatrie, die man in der Klinik ehernur schwer zu sehen bekommt. Viele Probleme, diefrüher in der Klinik behandelt wurden, sind mehr undmehr in die Praxis verlagert worden, sowohl in derDiagnostik als auch in der Therapie.

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Frau Dr. Annette Lingenauber ist seit Juli 2009 als hausärztlich tätigeKinderärztin in erster Niederlassung in einer Gemeinschaftspraxis tätig. Zuvor war sie am Altonaer Kinderkrankenhaus beschäftigt.

Was sind die häufigsten Beschwerden, mit denensich Patienten an Sie wenden?

Die Pädiatrie ist ein Mix aus Prävention und Behan-dlung akuter Probleme. Wir sehen ganz regelmäßigKinder zur Impfung und zur Vorsorge. Hinzu kommendann noch Infekte oder kleinere Verletzungen. Waszugenommen hat, sind Beratungen bei Verhaltens-auffälligkeiten und Ernährungsproblemen.

Zeichnet sich da eine Entwicklung ab?

Wahrscheinlich ja. Das liegt vor allem am Umfeld:Gerade in großstädtischen Gebieten haben die Kinderoft wenig Möglichkeiten, sich draußen zu betätigen.Die mangelnde Bewegung kann schnell zu Über-gewicht führen. Dann sind da noch die verändertenLebensverhältnisse: getrennt lebende Eltern oderEltern, bei denen beide Partner arbeiten. Die normaleSozialisierung der Kinder wird dadurch oft erschwert.

Wann fiel Ihre Entscheidung, als hausärztlich tätigeKinderärztin arbeiten zu wollen?

Pädiatrie ist ein sehr umfangreiches Teilgebiet derMedizin mit ganz vielen verschiedenen Krankheits-bildern. Das hat mir schon immer Spaß gemacht. Fürmich war der typische Kinderarzt eben auch der, demein großes Spektrum an Krankheitsbildern begegnetund der vieles auch allein lösen kann. Das war beimeiner Niederlassung das Arbeitsfeld, das ich damitverknüpft habe.

Was war für Sie damals die entscheidende Moti-vation?

Das Arbeiten im Krankenhaus war nie etwas, das ichmir bis zum 65. Lebensjahr vorstellen konnte. Manwird mit schweren Krankheiten konfrontiert underlebt sehr belastende Momente mit den Eltern.Hinzu kommen stets Dienste und Rufbereitschaft inder Nacht und am Wochenende. Dann konnte ich eineZeit lang eine Kollegin in ihrer Praxis vertreten undauf diese Weise in die Niederlassung reinschnuppern.

„DAS HAT MIR SCHON IMMER

SPAß GEMACHT.“

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Was macht für Sie den besonderen Reiz Ihrer Arbeitaus?

In der Praxis sieht man die Kinder über einen langenZeitraum hinweg. Ich bekomme ihre Entwicklung mitsowie den gesamten familiären Hintergrund. Das istdas Spannende an meiner Arbeit.

Sie waren 1994 bis 2009 am Altonaer Kinder-krankenhaus tätig: Wo sehen Sie die größtenUnterschiede im Vergleich zu Ihrer jetzigen ver-tragsärztlichen Tätigkeit?

Die fachliche Nähe zu Kollegen ist deutlich größer.Wenn man sich allerdings in der Stadt, in der man aneiner großen Klinik tätig war, niederlässt, hat manNetzwerke und Ansprechpartner. Zudem bin ich jaTeil einer Gemeinschaftspraxis. Und ich habe denpersönlichen Anspruch, Probleme auch allein lösenzu können.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit zu Fach-kollegen mit pädiatrischen Schwerpunktpraxen?

Die ist in aller Regel gut. Es ist ja so, dass die Zahl derfachärztlichen Pädiater immer größer geworden ist.Das ist nicht so streng getrennt, auch die fach-ärztlichen Pädiater versorgen hausärztlich. Wirhausärztlichen Pädiater sind durch unsere Facharzt-ausbildung in der Lage, einen Teil der notwendigenDiagnostik und Therapie durchzuführen. Zum Bei-

spiel ist die Versorgung eines Asthmatikers anhandder nationalen Versorgungsleitlinie, die eine guteOrientierung bietet, in vielen Fällen im Rahmen derhausärztlichen Versorgung durchzuführen. SchwereFälle werden natürlich gezielt weiterverwiesen.

Welchen Rat haben Sie für Medizinstudenten, diesich für eine Niederlassung in pädiatrischer Praxisinteressieren?

Vielen fehlt eine konkrete Vorstellung, was in einerpädiatrischen Praxis vor sich geht. Sie müssen sehen,wie interessant dieser Bereich ist, dann wird auch dieBegeisterung hierfür geweckt.

Wo sehen Sie strukturelles Verbesserungspotenzialfür diese zukünftigen Pädiater?

Die Work-Life-Balance der kommenden Ärztegene-ration ist bedeutend anspruchsvoller geworden.Gerade in der Pädiatrie haben wir seit jeher einenhohen Frauenanteil. Eine Frau wird ihre Familien-planung noch schwieriger mit einer 60-Stunden-Woche vereinbaren können. Da gilt es, flexible Lö-sungen zu erarbeiten. Auch die Niederlassung unddas damit verbundene Risiko werden für viele jungeMediziner zunehmend unattraktiver, bspw. durch dasVersorgungsstärkungsgesetz (VSG), das eine lang-fristige Perspektive untergräbt.

Praxisstrukturen und neue Tätigkeitsformen

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EIN BLICK INS WARTEZIMMER

Hamburg ist sehr attraktiv. Die Anzahl der Einwohner wächst kontinuierlich. Jährlich sindtausende von Zuzügen zu verzeichnen. Auch Pendler – vor allem aus Schleswig-Holstein,Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern –, Touristen (weit mehr als 10.000 pro Tag) undGeschäftsleute zieht es in die Hansestadt. Sie sind alle auch potenzielle Patienten in den Warte-und Sprechzimmern der Hamburger Vertragsärzte und -psychotherapeuten.

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KAPITEL 3

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In Hamburg leben rund 1,8 Millionen Menschen. Da-von sind 89 Prozent in der gesetzlichen und ca. neunProzent in der privaten Krankenversicherung versi-

chert. Rund zwei Prozent der Hamburger Bevölke-rung haben keine Krankenversicherung.

VOM UMLAND BIS ZUM AUSLAND –

DIE VIELFALT DER PATIENTEN IN HAMBURG

36

Durchschnittliche Fallzahlen nach Arztgruppe (Ergebnisse vom 4. Quartal 2014)

Versichertenzahlen der Ersatz- und Primärkrankenkassen mit dem Wohnsitz Hamburg (Stand: 1. Quartal 2015)

Ersatzkassen (EK), wie TechnikerKrankenkasse, Barmer GEK etc.

Ortskrankenkassen (OKK) -> AOK

Betriebskrankenkassen(BKK)

Innungskrankenkassen (IKK)

Knappschaft

LandwirtschaftlicheKrankenkassen (LKK)

885.439

329.733

267.052

66.145

15.671

3.287

Hausärzte

Kinderärzte

AnästhesistenAugenärzteChirurgen

Frauenärzte

HNO-Ärzte und PhoniaterHautärzte

Fachärztliche Internisten

MKG-Chirurgen

FÄ für Nervenheilkunde

Neurochirurgen

Orthopäden

RadiologenStrahlentherapeutenUrologen

Nuklearmediziner

FÄ für Phy.-Rehab. Medizin

Psychotherapeuten

Kinder- und Jugenpsychiater

Gesamt

durchschnittliche Anzahl derBehandlungsfälle pro Arztsitz und Quartal

Arztgruppe

837

1086

2591231

914

1184

12181854

696

133

721

544

1173

1609142

1080

591

898

46

194

720

Ein Blick ins Wartezimmer

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Leistungsexport der Hamburger Vertragsärzte nach Fachgruppen(Berechnungen des Zi, Stand 2009)

Labor / Humangenetik

Radiologen

Anästhesisten

Nervenärzte

Frauenärzte

Hautärzte

Ortopäden

außerhalbvon Hamburg

Wohnort der Patienten

Chirurgen

Augenärzte

Psychotherapeuten

Fachärztlich tätige Internisten

Urologen

HNO-Ärzte

Kinderärzte

hausärztlicher Versorgungsbereich

Mittelwert 21,8 % 59,9 %

davon aus SH

Arztgruppe

55,8 %

35,8 %

35,4 %

18,6 %

18,5 %

17,6 %

17,3 %

47,3 %

37,3 %

60,9 %

65,9 %

57,8 %

58,3 %

60,7 %

16,3 %

15,3 %

15,2 %

14,5 %

14,2 %

13,1 %

11,9 %

7,2 %

54,2 %

76,4 %

67,3 %

76,9 %

67,4 %

61,4 %

72,6 %

59,1%

Ein Arzt, der Vollzeit arbeitet, behandelt durchschnitt-lich 720 Patienten pro Quartal. Nach Berechnungen,die das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versor-gung in Deutschland (Zi) für die KVH durchgeführthat, kommen durchschnittlich 21,8 Prozent der Pati-enten, die von den Hamburger Vertragsärzten und -psychotherapeuten versorgt werden, aus anderenKV-Regionen, davon fast 60 Prozent aus dem Nach-barland Schleswig-Holstein.

Besonders im Bereich der Spezialversorgung werdenPatienten von außerhalb in Hamburg mitversorgt: DieLabormediziner und Humangenetiker etwa erbringenknapp 56 Prozent ihrer Leistungen für auswärtswohnende Patienten. Aber auch die hoch speziali-sierten Fachgruppen der Anästhesisten und Radio-logen kümmern sich zu rund 35 Prozent um Patien-ten, die nicht in Hamburg zu Hause sind. Mit rund 20Prozent kommen auch die Nervenärzte, Frauenärzte,Hautärzte, Orthopäden und Chirurgen auf einenhohen Leistungsanteil bei Patientinnen und Patientenvon außerhalb.

Ein Blick ins Wartezimmer

Ein Fall bezieht sich auf einen Versicherten bzw. Patienten innerhalb einer Arztpraxis pro Quartal. Diesbedeutet: Ein Patient, der innerhalb eines Quartals z.B. jede Woche einmal in die Arztpraxis kommt, also ins-gesamt zwölfmal behandelt wird, wird trotzdem nur als ein Fall gezählt.

Was ist ein Fall (Behandlungsfall)?

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Hamburg weist neben der starken Umlandversorgungnoch weitere versorgungstechnische Besonderheitenauf: Von den fast 1,8 Millionen in Hamburg gemeldetenEinwohnern sind über 13 Prozent im Besitz einer aus-ländischen Staatsbürgerschaft. Somit hat Hamburg neben Berlin im Vergleich zu den anderen Bundeslän-dern den höchsten Anteil von ausländischen Mitbür-gern. (Deutsche Personen mit Migrationshintergrundsind hier nicht mitgezählt.) Das hat zur Folge, dass inden Warte- und Behandlungszimmern der HamburgerPraxen viele verschiedene Sprachen gesprochen wer-den. Dies ist eine Herausforderung, doch wie Analysenzeigen, klappt die Verständigung. In so gut wie jederPraxis wird Englisch gesprochen, aber auch mitRussisch, Arabisch oder Tschechisch kann oft wei-tergeholfen werden. Dies liegt auch an den verschiede-nen Migrationshintergründen vieler Hamburger Ver-tragsärzte sowie zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeiter. 530 KVH-Ärzte und -Psychotherapeuten sindim Ausland geboren, in 77 Ländern, auf allen Konti-nenten.

Ranking

2 Französisch

96,1

Sprache

Top 20 Fremdsprachen der KVH-Mitglieder (Anzahl der Ärzte, die eine Fremdsprache sprechen in Prozent)

3 Spanisch

1 Englisch

26,3

4 Russisch

5 Italienisch

6 Türkisch

7 Persisch

8 Polnisch

9 Portugiesisch

10 Schwedisch

11 Niederländisch

12 Arabisch

13 Griechisch

14 Dänisch

15 Dari (Afghanistan)

16 Ungarisch

17 Norwegisch

18 Tschechisch

19 Paschtu (Afghanistan)

20 Bulgarisch

4,5

8,3

3,8

2,5

2,3

1,8

1,1

1,0

0,9

0,8

0,8

0,7

0,6

0,5

0,5

0,4

0,3

0,3

Ein Blick ins Wartezimmer

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Land Anzahl

Top 30 Geburtsländer der KVH-Mitglieder(Deutschland nicht inbegriffen)

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat vor einigen Jahren einen Vertrag mit der AOK Bremen/Bremerhavenabgeschlossen, wonach Flüchtlinge bei dieser Kasse angemeldet werden und von dort auch eine Krankenver-sichertenkarte erhalten, bis ihr Aufenthaltsstatus endgültig geklärt ist.

Kommt ein Flüchtling in Hamburg an, wird er in eine Erstaufnahme-Einrichtung gebracht („Zentrale Erstauf-nahme“ – ZEA). Dort findet eine Identitätsfeststellung statt sowie eine ärztliche Eingangsuntersuchung, imWesentlichen auf akute und ansteckende Erkrankungen. Diese Eingangsuntersuchung wird von Ärzten imAuftrag der Innenbehörde durchgeführt. Nach dieser Untersuchung erfolgt die Anmeldung des Asylsuchendenbei der AOK Bremen/Bremerhaven. In der ambulanten medizinischen Versorgung sind Flüchtlinge genauso zubehandeln wie andere gesetzlich Versicherte – mit geringfügigen Ausnahmen beim Leistungsumfang.

Flüchtlinge in der Versorgung

Polen 73

Iran 56

Türkei 47

Afghanistan 34

Russland 26

Kasachstan 17

Österreich 16

Griechenland 15

Rumänien 13

Ukraine 13

Syrien 12

Tschechien 12

Schweiz 11

Frankreich 10

England 8

Ungarn 8

Israel 8

Chile 8

Holland 8

Argentinien 7

Bulgarien 7Bosn. & Herzegowina 7

USA 7

Finnland 6

Südafrika 6

Indonesien 5

Kolumbien 5

China 4

Äthiopien 3

Ein Blick ins Wartezimmer

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46 Prozent aller Hamburger gehen immer erst zumHausarzt, bevor sie einen Facharzt konsultieren. 47Prozent suchen den Arzt wegen eines aktuellenProblems auf, 21 Prozent gehen zur Vorsorge. Diessind die Ergebnisse der Versichertenbefragung 2015*,die die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) inAuftrag gegeben hat.

37 Prozent der Hamburger halten sich für sehrgesund. 43 Prozent sagen, ihr Gesundheitszustand seigut, und lediglich 2 Prozent sind der Meinung, ihnengehe es schlecht. Damit fühlen sich die HamburgerVersicherten im Durchschnitt sehr gesund. Die häu-figste Diagnose, die 2014 gestellt wurde, ist Bluthoch-druck (Hypertonie).

WARUM GEHEN DIE HAMBURGER ZUM ARZT? - DIE HÄUFIGSTEN

DIAGNOSEN

Platz Diagnose (allgemein formuliert)

Top 30 Diagnosen (Aus dem Jahr 2014; i. d. R. wird eine Diagnose bei jedem Arztbesuch gestellt.)

1 Bluthochdruck

2 Diabetes melitus (Typ2)

3 zu hoher Cholesterinspiegel

4 depressive Episode

5 Hornhautverkrümmung

6 akute Infektion der oberen Atemwege

7 Schilddrüsenunterfunktion

8 Altersweitsichtigkeit

9 erhöhte Blutwerte

10 Asthma bronchiale

11 Weitsichtigkeit

12 Infektion der Scheide

13 chronische Minderdurchblutung der Herzkranzarterien

14 Krampfadern an den Beinen

15 Untersuchung auf Tumorbildung

16 Heuschnupfen

17 Bandscheibenverlagerung

18 Schwangerschaftsverhütung

19 Übergewicht

20 Kniegelenkarthrosen

21 Kreuzschmerz

22 routinemäßige gynäkologische Untersuchung

23 ärztliche Allgemeinuntersuchung

24 Prostatavergrößerung

25 körperliche Beschwerden aufgrund einer seelischen Störung

26 Halswirbelsäule-Schmerzen

27 Kurzsichtigkeit

28 Störungen aufgrund schädlichen Tabakgebrauchs

29 Schmerzen im Bereich von Brustwirbelsäule u. Lendenwirbelsäule

30 Muttermal

1.783.912

580.608

554.114

498.117

498.041

443.627

429.029

376.104

346.251

345.839

341.077

318.841

290.933

278.511

277.739

258.102

253.128

250.324

249.521

248.430

245.483

223.322

217.568

217.335

216.327

210.736

210.339

209.946

195.657

188.348

Ein Blick ins Wartezimmer

*Weitere Informationen hierzu finden Sie unter ww.kbv.de/html/versichertenbefragung.php

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Die Versichertenbefragung 2015 der KBV zeigt, dassdie Hamburger Patienten i. d. R. nicht lange auf einenBehandlungstermin warten müssen. 26 Prozent derBefragten gaben an, dass sie auf einen Termin ineiner Hamburger Praxis überhaupt nicht wartenmussten. Ein bis drei Tage mussten sich 16 Prozentgedulden. Weitere 25 Prozent erhielten innerhalb vondrei Wochen einen Termin. Lediglich auf einen Terminbeim Psychotherapeuten mussten die Versicherten

länger warten. Hier wartet man in Hamburg imDurchschnitt bis zu einem Monat.*

Die Hamburger vertrauen ihrem niedergelassenenArzt und schätzen seine Fachkompetenz. 90 Prozentder Befragten haben ein „sehr gutes“ oder „gutes“Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt, 91 Prozent haltenseine Fachkompetenz für „sehr gut“ oder „gut“.

HAMBURGER SCHÄTZEN KURZE WARTEZEITEN

UND VERTRAUEN IHREM ARZT

Am 25. Januar 2016 hat die TSS in Hamburg auf der Grundlage des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes nach§ 75 Abs. 1a SGB V ihre Tätigkeit aufgenommen. Aufgabe der TSS ist es, einer Patientin bzw. einem Patientenbei Vorliegen einer entsprechend gekennzeichneten Überweisung innerhalb einer Woche einen Termin beieinem Facharzt zu vermitteln. Dieser Termin hat in einem Zeitfenster von vier Wochen ab dem Anruf derPatientin bzw. des Patienten bei der TSS zu liegen.

Voraussetzung für die Terminvermittlung über die TSS ist ein vom Hausarzt ausgestellter dringlicher Über-weisungsschein zum Facharzt (Ausnahme: Für einen Termin beim Augenarzt und Gynäkologen können sichPatienten auch ohne Überweisung an die TSS wenden). Der Überweisungsschein ist mit einem indviduellenCode gekennzeichnet. Diesen Code hat der Patient bei der TSS anzugeben.

Die KV Hamburg rechnet damit, dass eine solche zentrale Terminvermittlungsstelle in Hamburg keine sig-nifikanten Vorteile für die Patienten mit sich bringen wird. In dringenden Fällen haben Patienten in Hamburgbisher schon immer in sehr viel kürzerer Zeit einen Facharzttermin erhalten, als dies nun über dieTerminservicestelle vom Gesetzgeber vorgesehen ist – und zwar in der Regel durch Vermittlung des Hausarztes.

Terminservicestelle

*Versichertenbefragung der KBV 2014

Ein Blick ins Wartezimmer

“Wenn Sie an das Vertrauensverhältnis zu Ihrem Arzt denken: Ist das sehr gut, gut, weniger gut oder überhaupt nicht gut?”

Sehr gut47 %

Gut43 %

Keine Angabe3 %Weniger gut

7 %

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Dr. med. Armin Mechkat ist seit September 2014 in seiner eigenen FacharztpraxisHanse HNO in Winterhude tätig. Der auf Stimm- und Sprachstörungen speziali-sierte HNO-Arzt behandelt täglich durchschnittlich 50 Patienten, von denen jederFünfte der deutschen Sprache nicht bzw. nur sehr eingeschränkt mächtig ist.

Aus welchen Ländern kommen Ihre Patienten mitmangelnden oder schlechten Deutschkenntnissen inder Regel?

Neben dem angloamerikanischen Raum größtenteilsaus dem Iran. Das ist in meinem Fall auch nicht ver-wunderlich, denn als gebürtiger Hamburger undSohn persischer Eltern beherrsche ich Farsi perfekt.Viele meiner Patienten sprechen nicht gut Deutschund sind sehr dankbar, endlich einen Arzt gefundenzu haben, der sie auch versteht. Gerade im HNO-fachärztlichen Bereich ist das Angebot an Persischsprechenden Ärzten überschaubar. So sind es über-wiegend auch andere iranische Ärzte, die auf michaufmerksam machen und ihre Patienten dann gezieltzu mir schicken.

Geht das immer gut? Oder mussten Sie schon malPatienten wegschicken, weil man sich überhauptnicht verständigen konnte?

Nein, aber es gab Fälle, da bin ich an meine sprach-lichen Grenzen gestoßen. Zum Beispiel kommt es hinund wieder vor, dass mich afghanische Patienten auf-suchen und erwarten, dass ich sie, weil ich Perser bin und Farsi spreche, verstehe und behandeln kann.Dabei haben sie einen ganz eigenen Dialekt, den ichzwar teilweise verstehe, allerdings nur eingeschränktsprechen kann. Letztendlich finden wir aber immereinen Weg, uns zu verständigen.

„OFT HÖRE ICH: ENDLICH JEMAND,

DER MICH VERSTEHT!“

Ein Blick ins Wartezimmer

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Diese Patienten nehmen also mehr Zeit in An-spruch?

Ja, sie sind deutlich beratungsintensiver und nehmenmindestens ein Drittel mehr Zeit in Anspruch,manchmal sogar deutlich mehr. Vor allem weil siehäufig auch fachfremde Anliegen haben, die sie bis-her durch die sprachliche Barriere bei Kollegen nichtvorbringen konnten.

Was bedeutet das genau?

Sie bitten um Rat und Unterstützung, das geht weitüber die Fachgebietsgrenzen hinaus. Oft höre ich:„Endlich jemand, der mich versteht!“ Diese Patientenhaben die Erfahrung gemacht, dass sie ihren Ärztenbis dato ihr gesundheitliches Anliegen nicht vermit-teln konnten, und die Ärzte konnten ihnen wiederumnicht nahebringen, was sie aus medizinischer Sichtunternehmen sollen. Diese Situation ist für beideSeiten unbefriedigend. Hinzu kommt, dass diese Pati-enten sich häufig im Gesundheitswesen nicht aus-kennen. Sie verstehen oft nicht, warum einige SachenLeistungen der GKV sind und andere wiederum nicht.

Sie fordern auch Dinge ein, die ich bei allem Engage-ment und gutem Willen nicht leisten kann. Vielfachgeht es in meinem Behandlungszimmer nicht mehrum HNO-Erkrankungen, sondern um andere Proble-me wie Medikamentenberatung oder Terminverein-barungen in Krankenhäusern und anderen Praxen.

Gibt es Verbesserungsbedarf bei der Behandlungvon Patienten, mit denen es auf Deutsch Verstän-digungsschwierigkeiten gibt?

Unbedingt, ich würde mir wünschen, dass man zuwürdigen weiß, dass es in unserer Stadt Ärzte gibt,die verstärkt von ausländischen Patienten frequen-tiert werden. In Hamburg gibt es zum einen beson-ders viele ältere Migranten, die die deutsche Sprachenicht mehr lernen werden. Zum anderen viele jün-gere, die noch nicht so lange in Deutschland lebenund so der deutschen Sprache noch nicht mächtigsind. Ich bin Arzt, weil ich Menschen helfen will. Aberes ist natürlich im straffen Praxis-Alltag schwierig,den zeitlichen Mehraufwand zu bewältigen, da mir dieZeit zur Betreuung der anderen Patienten fehlt. Da istsicherlich mehr Unterstützung erforderlich.

Ein Blick ins Wartezimmer

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Die Diplom-Psychologin Ursula Meier-Kolcu ist seit den 90er Jahren in Altonaniedergelassen. Ihre Praxis in der Hospitalstraße ist eine von wenigen Praxen inHamburg, die psychologische Psychotherapien in türkischer Sprache anbieten.

Sie versorgen in Ihrer Praxis viele Patienten mitMigrationshintergrund. Wie hoch ist der Anteil inetwa?

Über 90 Prozent meiner Patienten haben einenMigrationshintergrund. Darunter sind Bulgaren, Per-ser, Griechen. Die meisten haben aber einen türki-schen Hintergrund. Das sind ganz unterschiedlicheLeute: Ich behandle Arbeitsmigranten der erstenGeneration, die kaum Schulbildung haben und derenDeutsch nicht gut genug ist, um in dieser Spracheeine Psychotherapie machen zu können. Es kommenaber auch Angehörige der zweiten oder dritten Ein-wanderergeneration in meine Praxis, die zum TeilAbitur gemacht und ein Studium abgeschlossenhaben. Von der Putzfrau bis zum erfolgreichenAkademiker ist also alles dabei.

In welcher Sprache führen Sie die Psychotherapiendurch?

In Deutsch oder in Türkisch. Die Behandlungsspracheder Patienten, die der zweiten oder dritten Einwan-

derergeneration angehören, ist meistens Deutsch.Viele von ihnen sprechen beide Sprachen wie ihreMuttersprache. Es kann deshalb vorkommen, dassdie Patienten in der Therapiestunde unvermittelt vomDeutschen ins Türkische wechseln – beispielsweisewenn es um Kindheitserfahrungen in Familien geht,in denen Türkisch gesprochen wurde. Geht es um dieschulische und berufliche Sozialisation, die hier inDeutschland stattgefunden hat, sprechen diesePatienten allerdings eher Deutsch.

Woher kommt Ihre Affinität zum Türkischen?

Ich habe nach meinem Psychologie-Studium in einerBeratungsstelle für Migranten in Wilhelmsburg gear-beitet. Zu dieser Zeit fing ich an, Türkisch zu lernen.Später habe ich einen Mann aus der Türkei gehei-ratet. Damit hatte ich plötzlich eine türkische Groß-familie. Mein Mann hat sieben Geschwister und einreges Familienleben. Wir haben ein Sommerhaus inder Türkei, wo wir uns oft aufhalten. So bin ichsprachlich, kulturell und emotional ins Türkischehineingewachsen.

„DIE ARBEIT MIT PATIENTEN, DIE

MIGRATIONSHINTERGRUND HABEN,

MACHT SPAß UND IST SPANNEND.“

Ein Blick ins Wartezimmer

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Wann haben Sie sich in eigener Praxis niederge-lassen?

Anfang der 1990er Jahre besuchte ich einen Kurs, indem Psychologen nach den Psychotherapierichtlinienweitergebildet wurden mit dem Ziel der Kassen-zulassung. Eigentlich war der Kurs bereits voll, dochich wurde noch aufgenommen, weil ich Türkisch kon-nte und man die Notwendigkeit gesehen hat, einAngebot für diese Versichertengruppe zu schaffen.Ich eröffnete meine Praxis in der Hospitalstraße inAltona. Ganz in der Nähe befinden sich eine Bera-tungsstelle für Migranten und der Sitz der TürkischenGemeinde. Anfangs hatte ich noch mehr deutschePatienten, doch der Druck auf eine Praxis, die Thera-pien für Patienten mit Migrationshintergrund anbie-tet, ist enorm. Die Versorgungslage ist schwierig. Esgibt nur eine Handvoll Praxen in Hamburg, die psy-chologische Psychotherapien in türkischer Spracheund eine entsprechende kulturelle Sensibilität bietenkönnen.

Was meinen Sie mit „kultureller Sensibilität“?

Es geht ja nicht nur um die Sprache. Manchmal kom-men türkische Patientinnen, die perfekt Deutschsprechen und keine türkischsprachige Behandlungbräuchten, die aber sagen, sie hätten probatorischeSitzungen bei einem anderen Psychotherapeutengehabt und der hätte überhaupt nicht verstanden,dass sie sich aufgrund großer ehelicher Probleme

nicht sofort trennen. Ein junges Mädchen berichtetemir, der vorherige Therapeut habe überhaupt nichtnachvollziehen können, dass sie, obwohl sie mit ihrenEltern große Schwierigkeiten hat, nicht sofort von zuHause ausziehe. In den östlichen Gesellschaften istdie Verbundenheit in der Familie und in der Bezugs-gruppe oftmals höher als in den westlichen. Proble-me ergeben sich, wenn das Individuum in Konflikt mitseiner Gruppe gerät oder sich aus der Gruppe he-rauslöst. In den westlichen Gesellschaften geht esmehr um die Selbstverwirklichung. Das „Ich“ sollsich entwickeln.

Sie geben Fortbildungen in einem verhaltensthe-rapeutischen Institut zur kultursensiblen Psycho-therapie. Was sagen Sie Ihren jungen Kolleginnenund Kollegen?

Ich werbe immer sehr für die Arbeit mit Migranten.Das interkulturelle Arbeiten ist ein Kennzeichen psy-chotherapeutischen Arbeitens überhaupt. Man hat jaimmer kulturelle Unterschiede – sei es das Milieu, dieSchichtzugehörigkeit, das Alter, die Herkunft. Es wäreja furchtbar, wenn der Therapeut immer nur mit sei-nesgleichen zu tun hätte. Je größer die Unterschiedesind, denen sich der Therapeut aussetzt, desto mehrübt er sich darin, Akzeptanz und Verständnis zuentwickeln. Hinzu kommt: Die Arbeit mit Patienten,die Migrationshintergrund haben, macht Spaß und istspannend. Ich mache das wirklich gern.

Ein Blick ins Wartezimmer

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BESTENS VERSORGT!

Erkrankungen können jederzeit auftreten. Deshalb bezieht sich der Sicherstellungsauftrag, den die KV Hamburg durch den Gesetzgeber innehat, auf die ambulante medizinische Versorgung dergesetzlich Krankenversicherten rund um die Uhr. Es reicht nicht aus, nur tagsüber die entspre-chenden Versorgungsleistungen anzubieten – der Zugang zum Arzt muss 24 Stunden täglich anjedem Tag des Jahres gewährleistet sein. Das Ergebnis: Unter der Regie der KV Hamburg spanntsich zu jeder Tages- und Nachtzeit ein engmaschiges Versorgungsnetz über die gesamteHansestadt.

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KAPITEL 4

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WENN DER ARZT FEIERABEND MACHT –

VERSORGUNG AUßERHALB DER PRAXISSPRECHZEITEN

Neben der „normalen“ ärztlichen Versorgung wäh-rend der Praxisöffnungszeiten organisiert die KVHamburg die ambulante medizinische Versorgung inder Hansestadt auch zur Nachtzeit und an Wochen-enden und Feiertagen.

Dieses System hat eine lange Tradition. Bereits in den1930er Jahren wurde in Hamburg mit der Entwick-lung ärztlicher Notdienstsysteme begonnen. Um-fängliche Ausprägung erfuhr dieses System aller-dings erst ab Ende der 60er Jahre, als die KVHamburg den „Taxinotdienst“ einführte. Heute sinddie Ärzte in eigenen Einsatzfahrzeugen in Zusam-menarbeit mit der Firma G.A.R.D. unterwegs.

Seit damals wurden die Maßnahmen zur Versorgungder Patienten in Hamburg auch außerhalb der Praxis-Sprechzeiten kontinuierlich ausgebaut: 1982 wurdedie Notfallpraxis in Farmsen, 1987 die Notfallpraxis inAltona eröffnet. Im selben Jahr kam der kinderärztli-che Notfalldienst hinzu. Außerdem haben Eltern dieMöglichkeit, an Wochenenden und Feiertagen mitihren Kindern vier kinderärztliche Notfallambulanzenaufzusuchen, die an Hamburger Krankenhäuserneingerichtet sind.

Wenn ein Patient außerhalb der regulären Sprech-zeiten Hilfe benötigt, dann erhält er diese telefonischunter der Nummer 040 / 22 80 22. Die geschultenMitarbeiter der Telefonzentrale des Ärztlichen Not-

falldienstes klären im Gespräch mit dem Hilfe-suchenden, welche Versorgungsform die geeigneteist und leiten die entsprechenden Maßnahmen ein: Obtelefonische Beratung, der Besuch des Arztes beimPatienten, die Weiterleitung eines schwerwiegendenoder gar lebensbedrohlichen Notfalles an die ent-sprechenden Rettungskräfte oder die Versorgung derPatienten in einer der zwei Notfallpraxen – hier wirdin kurzer Zeit die beste Lösung gefunden und sofortgeholfen.

Die Menschen in Hamburg wissen das zu schätzen. Inden vergangenen Jahren haben immer mehr Men-schen die Notfallpraxen aufgesucht. Darüber hinausist festzustellen, dass auch Touristen und Bewohnerbenachbarter Bundesländer die verschiedenen Not-falldienste in Anspruch nehmen.

Patientenzahlen Notfallpraxis Altona

1/2014

2/2014

3/2014

4/2014

8037

9371

7841

9005

1/2015 8646

Quartal Gesamtpatientenzahl

Patientenzahlen Notfallpraxis Farmsen

1/2014

2/2014

3/2014

4/2014

8409

9988

8453

9872

1/2015 9344

Quartal Gesamtpatientenzahl

Bestens versorgt!

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49

Patientenzahlen im kinderärztlichen Notfalldienst

86371538

Besuche

telefonische Beratungen

Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte im fahrenden Notfalldienst

Januar 2014

82231405Februar 2014

84571510März 2014

82841479April 2014

78461550Mai 2014

72951414Juni 2014

65431294Juli 2014

71391334August 2014

66421433September 2014

76671615Oktober 2014

82071660November 2014

119362151Dezember 2014

100921825Januar 2015

98941988Februar 2015

89621999März 2015

83591941April 2015

83921615Mai 2015

Asklepios Klinik Nord-Heidberg 1156 1171 857 1370 1288

Altonaer Kinderkrankenhaus 1633 1531 1088 1706 1651

HELIOS Mariahilf Klinik Hamburg 1339 1434 981 1546 1401

2897 2849 2118 3212 3032

1/2014 2/2014 3/2014 4/2014 1/2015

Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift

Bestens versorgt!

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VON VERMEINTLICHER ÜBERVERSORGUNG

UND PATIENTEN(MEHR)WEGEN

Bestens versorgt!

274,3

Versorgungsgrad in Prozent

Augenärzte

Chirurgen

Fachärztliche Internisten

Frauenärzte

HNO-Ärzte

Hautärzte

Kinder- und Jugendpsychiater

Kinderärzte

Laborärzte

Nervenärzte

Neurochirurgen

Nuklearmediziner

Orthopäden

Pathologen

Radiologen

Anästhesisten 208,5

117,4

138,1

302,3

114,7

116,4

116,4

118,3

279,9

123,5

275,7

124,1

207,8

224,9

125,4

296,6

245,8

165,8

120,4

229,8

Strahlentherapeuten

Urologen

Hausärzte

Physikalische und Rehabilitationsmediziner

Psychotherapeuten

Fachgruppe

ÜberversorgungUnterversorgung Volle Versorgung70% – 110%

Versorgungsgrad

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Die KV Hamburg wird von Seiten der Politik und derMedien immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, dieim Wesentlichen auf zwei Annahmen beruhen: Dererste Vorwurf lautet, Hamburg sei überversorgt, d. h.

es gebe zu viele Ärzte. Der zweite Vorwurf besteht inder Behauptung, die Ärzte in Hamburg seien nichtrichtig verteilt. Beide Behauptungen sind jedochunzutreffend.

1. Auch wenn Hamburg statistisch gesehen in allenArztgruppen als überversorgt gilt, so kann von einerÜberversorgung in der Realität keine Rede sein. Zumeinen sind den Berechnungen der BedarfsplanungZahlenverhältnisse zugrunde gelegt, die Jahrzehntealt sind und keine wissenschaftliche Fundierungbesitzen. Zum anderen übersehen die Kritiker gern,dass die Hamburger Ärzte und Psychotherapeuten inhohem Maße auch Patienten aus den umliegendenBundesländern mitversorgen, was in der statistis-chen Bedarfsplanung nicht adäquat berücksichtigtwird, sich in der Praxis aber massiv auswirkt. Wennman genauer hinschaut, wird deutlich: Das angeblich„überversorgte Ballungsgebiet“ ist ein reiner Mythos.

2. Ähnlich sieht es mit dem Vorwurf aus, dass dieÄrzte in Hamburg nicht richtig verteilt seien.Gegenbeweise liefert die Studie "Entfernungsanalyseals Ergänzung zum Morbiditätsatlas Hamburg", dieim Jahr 2014 durch die KV Hamburg in Zu-sammenarbeit mit dem Zentralinstitut für diekassenärztliche Versorgung (Zi) vorgelegt wurde.Darin konnte durch die Untersuchung der Wege derPatienten zu ihren Ärzten gezeigt werden, dass dietäglichen Wege und die individuelle Arztwahl derPatienten die Verteilung der Ärzte in der Hansestadtmaßgeblich beeinflussen.

Die gesamte Studie „Entfernungsanalyse als Ergän-zung zum Morbiditätsatlas Hamburg“ ist einzusehenunter www.kvhh.net Presse Zahlen & Fakten.

Auf dem 1. Hamburger Versorgungsforschungstag, der im Juni 2015 von der KVH und dem Zentralinstitut fürdie Kassenärztliche Versorgung (Zi) durchgeführt wurde, konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dasses keine andere Region in Deutschland gibt, in der der Grad der Ambulantisierung höher ist als in Hamburg:Niedergelassene Ärzte führen hier in hohem Maße Leistungen ambulant durch, die früher ausschließlich imKrankenhaus erbracht wurden. Davon profitieren besonders die Patienten, denn ihnen bleiben dadurch oftmalsstationäre Krankenhausaufenthalte erspart. Ein hoher Grad ambulanter Versorgung gilt als Effizienznachweisund Qualitätsmerkmal eines Gesundheitssystems, und er belegt die herausragende Leistung der HamburgerHaus- und Fachärzte.

Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.versorgungsforschungstag-hamburg.de.

Ambulantisierung der Medizin in Hamburg

Bestens versorgt!

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3,15 km6,99 km

zur nächsten Praxis

zur tatsächlich aufgesuchten Praxis

Durchschnittliche Entfernung zur nächsten Praxis (ZI und KVH, 2011)

Radiologie

0,73 km5,65 kmPsychotherapie

1,58 km4,23 kmOrthopädie

0,97 km4,08 kmGynäkologie

1,26 km3,02 kmPädiatrie

0,43 km2,28 km

Hausärzte

Durchschnittliche Entfernung Wohnort

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Bestens versorgt!

Das besondere Augenmerk dieser Studie lag auf derFrage, ob es mit Hinblick auf die durchschnittlicheEntfernung zum Arzt systematische Unterschiedezwischen den Bezirken bzw. Stadtteilen gibt. Dafürwurde die Luftlinienentfernung zwischen dem Wohn-ort des Patienten und der nächstgelegenen sowie derin Anspruch genommenen Praxis für jeden Arzt-Pati-enten-Kontakt des Jahres 2011 ausgewertet. Hierbeikonnte belegt werden, dass die Patienten in allenRegionen Hamburgs nur sehr geringe Wege zurück-legen müssen, um zum Arzt zu gelangen – und dasses oftmals sogar noch schneller erreichbare Praxengegeben hätte als jene, die tatsächlich aufgesuchtwurden. Einen Hausarzt findet ein Patient in Hamburgin durchschnittlich 430 Metern Entfernung von sei-nem Wohnort. Die kürzesten Wege zum Hausarzthaben Patienten in Ottensen (170 Meter) zurückzule-gen, die längsten im Gebiet um Altengamme,Billwerder, Curslack, Kirchwerder und Moorfleet(1.480 Meter). Die nächstgelegene Kinderarztpraxisist rund 1.260 Meter entfernt. Von einem Mangel anVersorgungsangeboten kann in keiner Region Ham-burgs die Rede sein.

Mit zunehmender Spezialisierung der Arztgruppenehmen auch die Distanzen zu. Zum nächsten allge-mein-fachärztlich versorgenden Orthopäden mussder Patient in Hamburg durchschnittlich 1.580 Meterzurücklegen, der hoch spezialisierte Radiologe hatseine Praxis in durchschnittlich 3.150 Metern Entfer-nung. Auch diese weiteren Entfernungen sind durch-aus bedarfsgerecht. Die seltenere Inanspruch-nahme der hochspezialisierten Fachrichtungen ver-langt nicht die unmittelbare Wohnortnähe. Für einegute Erreichbarkeit konzentrieren sich diese Praxeninfolgedessen an verkehrstechnisch günstigen Punk-ten in der Stadt. Allerdings weichen die Durch-schnittswerte je nach Stadtteil hier voneinander ab.In den zentralen Gebieten Hamburgs sind dieDistanzen in der Tendenz etwas kürzer als in denländlicheren Gegenden.

ARZTWAHL IN WOHNORTNÄHE

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Die Wohnortnähe ist allerdings nicht das einzige undin vielen Fällen auch nicht das entscheidendeKriterium, nach dem sich Patienten ihre Ärzte aussu-chen. Vielmehr nehmen Hamburger Patienten imSchnitt gut drei Kilometer „Mehrwege“ in Kauf, umden Arzt ihrer Wahl zu erreichen. Nur 29 Prozent derArztkontakte finden in der nächstmöglichen Praxisstatt. Für den Besuch des Hausarztes nahmen dieHamburger durchschnittlich eine zusätzliche Weg-strecke von mehr als zwei Kilometern auf sich. Umzum Radiologen zu kommen, fuhren die Patientensogar fast fünf Kilometer weiter als nötig.

Die in Hamburg generell sehr große Auswahl an guterreichbaren Ärzten führt dazu, dass vor allem auchindividuelle Präferenzen der Patienten über die Wahldes Arztes (mit-)entscheiden. Wichtige Einflussfak-toren für die Arztwahl mit „Mehrweg“ sind Infor-mationen aus dem Internet, Empfehlungen von Ver-wandten und Bekannten, der Wunsch nach Anony-mität, eigene Erfahrungswerte und die Möglichkeit,den Arztbesuch mit den sonstigen Wegen des Alltagszu verbinden. Das Inanspruchnahmeverhalten derPatienten steht zudem erwiesenermaßen in keinem

Zusammenhang mit dem sozialen Milieu einer Regi-on. Die in Kauf genommene Entfernung zum Arztweicht in Gebieten mit sozial schwacher Bevölkerungnicht maßgeblich von der in wohlhabenderenStadtteilen ab.

Die Studie zeigt im Ergebnis, dass Patienten nichtunbedingt den Arzt wählen, der bei ihnen vor derHaustür praktiziert. Liegt die präferierte Praxis amanderen Ende der Stadt, fahren die Patienten auchdorthin. Auch die alltäglichen Wege der Patientenspielen eine Rolle: Arztbesuche werden oftmals dorterledigt, wo man einkauft oder zur Arbeit geht.

Das belegt: Ärzte und Psychotherapeuten orientierensich in ihrem Niederlassungsverhalten an den Be-darfen der Patienten, ihren alltäglichen Wegen unddem Anspruch einer besonders wohnortnahen Basis-versorgung.

Die gesamte Studie „Entfernungsanalyse als Ergän-zung zum Morbiditätsatlas Hamburg“ ist einzusehenunter www.kvhh.net Presse Zahlen & Fakten.

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Bestens versorgt!

ARZTWAHL MIT „MEHRWEG“

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Der Internist Dr. Heinz Metzner ist seit 1989 in seiner eigenen Praxis in HamburgEimsbüttel niedergelassen. Seither engagiert er sich außerhalb der regulären Praxis-öffnungszeiten im Notdienst: Drei- bis fünfmal im Monat übernimmt er Schichten in den beiden Notfallpraxen (NFP) der KV Hamburg in Altona und Farmsen.

Herr Dr. Metzner, warum engagieren Sie sich seit solanger Zeit in den beiden Hamburger Notfallpraxen?

Der Hauptgrund ist sicherlich die berufliche Ab-wechslung. Als niedergelassener Arzt hat man eineStammkundschaft, man weiß bei 80 Prozent seinerPatienten, worum es geht. Patient und Arzt sind sichseit langem vertraut. In einer Notfallpraxis hingegenerreicht einen die volle Bandbreite der ambulantenMedizin, es kommen die unterschiedlichsten Pati-enten mit den unterschiedlichsten Beschwerden. Dasist für mich als Arzt äußerst spannend.

Welche Rolle spielen die finanziellen Anreize?

Das Besondere am Dienst in den Notfallpraxen ist,dass man zwar seine Freizeit opfert, Aufwand undHonorar aber in einem guten Verhältnis zueinanderstehen. An besonderen Tagen, wie Weihnachten, Sil-vester oder Neujahr, gibt es sogar noch Zuschläge.

Diese Dienste ermöglichen mir eine gewisse Form vonUnabhängigkeit, einen finanziellen Freiraum, den ichallein durch die Arbeit in der eigenen Praxis sicher sonicht hätte. Wer als niedergelassener Arzt sagt, esgehe ihm wirtschaftlich schlecht, der hat die Mög-lichkeit, Notfalldienst zu machen und seine Situationzu verbessern.

Was ist die besondere Herausforderung für einenArzt in einer Notfallpraxis?

Es ist einfach eine besondere Situation: UnbekannterPatient trifft auf unbekannten Arzt. Da müssen Siesich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Ichkann nicht eine lange Anamnese erheben, sondernmuss schnell zu den Beschwerden kommen, die derPatient hat, und ich muss eine ziemlich flotteDifferentialdiagnostik machen. Die besondere Heraus-forderung für den Arzt in dieser Situation ist, dass ereine drohende Gefahr erkennt. Wenn jemand Magen-

„DIE NOTFALLPRAXEN SIND

EIN UNSCHÄTZBARER VORTEIL

UNSERES GESUNDHEITSSYSTEMS!”

Bestens versorgt!

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beschwerden hat, dann ist es durchaus möglich, dassdas ein Herzinfarkt ist. Der Patient muss sofort versorgt werden, es sind schnelle Entscheidungen nötig. Wenn ich zu der Annahme komme, da schlum-mert eine Gefahr im Hintergrund, dann schicke ich denPatienten in eine Krankenhausambulanz.

Wie hat sich die Situation in den Notfallpraxen in den letzten Jahren verändert?

Das Patientenaufkommen ist größer geworden, eben-so wie die Anzahl an Bagatellerkrankungen und dieBandbreite der Patienten. Nicht selten sind auch anden Wochenenden solche dabei, die sagen, sie hättenin der Woche keine Zeit gehabt, um zum Arzt zugehen, oder die, die lange Wartezeiten in einer nor-malen Praxis nicht in Kauf nehmen wollen. VieleMenschen in der näheren Umgebung betrachten mitt-lerweile die NFP als ihre ganz normale Versorgungs-praxis. Das spricht natürlich dafür, dass diese Praxen hochgeschätzt werden, was erstens an dergleichbleibend hohen Kompetenz der Mitarbeiterin-nen dort liegt und zweitens an den extrem kurzenWartezeiten.

Ergibt sich für Sie daraus ein politischer Handlungs-bedarf?

Wir Ärzte sind heute Dienstleister. Jeder Patient ist in

diesem Moment in der Praxis der Mittelpunkt. Selbstwenn man als Arzt bei einem kleinen Kind, dasLuftnot hat, weiß, es ist ein banaler Infekt, wird dieseSituation von den Eltern ganz anders eingeschätzt.Das ist ganz normal. Natürlich ist es besser, wennauch die Patienten mit Bagatellerkrankungen zu unsin die NFP kommen, als in die Notaufnahme einesKrankenhauses zu gehen. Deshalb sehe ich auch kei-nen Veränderungsbedarf, im Gegenteil: Es ist einunschätzbarer Vorteil unseres Gesundheitssystems,eine für jeden zugängliche Medizin anbieten zu kön-nen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Bei unswird jeder behandelt, unabhängig vom Versicherten-status. Wenn Klärungsbedarf besteht, wird anschlie-ßend geklärt, wer die Behandlung bezahlt. Das ist einPrivileg unserer Medizin, das ich niemals aufweichenwürde. Man sollte es so lassen, wie es ist.

Erhalten Sie Resonanz von Ihren Patienten?

Das ist natürlich schwierig, wenn man sich nur ein-mal sieht; manche Patienten kommen aber häufiger.Negative Kritik gibt es äußerst selten. Bei einem Auf-kommen von 30.000 bis 40.000 Patienten pro Praxisund Jahr, liegt die Zahl der Beschwerden im Pro-millebereich, insgesamt bei unter 20. Das spricht fürdie Qualität der Arbeit all der Menschen, die daranbeteiligt sind. Darauf können wir durchaus ein wenigstolz sein.

Bestens versorgt!

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Im Notfalldienst sehen die Ärzte ein großes Spektrum an Krankheitsbildern. „Mich fordert das heraus!“, sagt Petra Rosin. Sie ist Allgemeinärztin in Hamburg-Neustadt. Hier ihr Erlebnisbericht über eine Nacht im fahrenden Notfalldienst.

Freitagabend, 19 Uhr. Ich rufe in der Leitstelle an undmelde mich dienstbereit für die „tiefe Nacht“ inHamburg-Mitte. „Und vor dem ersten Einsatz bitteanrufen“, sage ich. „Danke!“ Der Anruf kommt umzehn Minuten nach Mitternacht: „Guten Abend, hierAndreas von G.A.R.D.“, begrüßt mich der Rettungs-assistent, mit dem ich in dieser Schicht zusammenar-beiten werde. „Ich bin auf dem Weg zu Ihnen. Eben isteine TB 0 (sofort auszuführende telefonische Be-ratung) reingekommen.“ Ich rufe an und spreche miteinem jungen Mann mit bekanntem Asthma. Seine gie-mende, erschwerte Atmung ist deutlich zu hören. SeinSalbutamol-Püster ist leer. Den braucht er jetzt aberdringend. Hat es heute irgendwie nicht zum Hausarztgeschafft …

Das Navi im Auto zeigt 15 Minuten bis zum Patienten.Wir fahren los. Aus der Beratung wird für die Leitstelleein dringender Einsatz. Während wenig später meinRettungsassistent Salbutamol mit Sauerstoff verne-belt und die Atmung des Patienten deutlich besserwird, schreibe ich das Rezept aus. „In Zukunft gehst duaber früh genug zum Hausarzt. Abgemacht?“ – „Klaro,Frau Doktor“, sagt er. (Na ja, denke ich für mich, biszum nächsten Mal.)

Ruf aus dem Pflegeheim: Unterarmfraktur und starke

Schmerzen. Die Einsätze kommen jetzt einer nachdem anderen. 2 Uhr – Fahrt ins Pflegeheim. DieNachtschwester kommt mir schon mit dem Entlas-sungsbericht entgegen: Die Patientin hat eine kom-plette Unterarmfraktur nach Sturz, wurde gestern ausdem Krankenhaus entlassen. „Sie hat schon den gan-zen Abend Schmerzen, und wir haben keineBetäubungsmittelverordnung. Der Hausarzt hat sichheute auf unser Fax hin nicht gemeldet. Jetzt amWochenende können wir ihn nicht erreichen.“

„Haben Sie Nova-Tropfen hier auf der Station?“, frageich. „Ja sicher“, sagt die Schwester. „Aber ohne Verord-nung dürfen wir nichts geben.“ Ich schreibe also dieBedarfsverordnug für Novaminsulfon-Tropfen und wei-se darauf hin, dass der Unterarm höher gelagert wer-den muss und tagsüber möglichst nicht lange runter-hängen soll. „Wie sollen die Kollegen das denn am Wo-chenende hinkriegen, wenn die Patientin so gar nichtmitspielt?“, fragt die Schwester. „O.K., dann machenwir das anders: Sie rufen morgen Nachmittag noch-mals zur Kontrolle den KV-Arzt an. Bitte nicht über 112bei den Kollegen der Feuerwehr melden, deren einzigeOption ein erneuter Transport ins Krankenhaus ist.“

NACHTSCHICHT

IN HAMBURG-MITTE

Bestens versorgt!

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Infarktverdacht: Hilfe vom Rettungswagen (RTW).

Nach zweimal „Rückenschmerzen“ in Eppendorfkommt um 3.20 Uhr ein dringender Einsatz: „Ober-bauchschmerzen, Patient lehnt RTW ab, Magenpro-bleme bekannt.“ Bei Anruf läuft nur die Mailbox. Ichrufe in der Leitstelle an: „Was ist da genau los?“ –„Sorry, mehr wissen wir auch nicht. Die Verstän-digung war extrem schwierig – allein die Adresserauszukriegen! Es könnte auch Alkohol im Spielsein.“

Wir fahren los und sind in 15 Minuten beim Patienten.Ein schwergewichtiger Mann öffnet, setzt sich zurückauf seine Couch. Er mag nicht liegen, dann ist die Luftschlechter. Die Schmerzen haben sich deutlich ver-schlimmert, schnüren jetzt irgendwie ein. SeineAngst ist deutlich zu spüren. Infarktverdacht. Wir for-dern Hilfe nach. Es kommt der „dicke RTW” vonG.A.R.D. Zugang liegt. Unter Fentanyl i.V. wird derPatient schmerzfrei und deutlich entspannter. Dankder Medikamente an Bord des G.A.R.D.-RTW könnenwir zügig weitermachen. Das EKG bestätigt mit zwölfKanälen den Hinterwandinfarkt. Jetzt die gute Nach-richt: Sinusrhythmus, keinerlei Arrhythmie! (Das sollauch bitte so bleiben!) Aspisol und Heparin wird auf-gezogen, und rein damit.

Der Notarztwagen braucht 22 Minuten. Ich mache dieÜbergabe. Der Notarzt der Feuerwehr übernimmt dieBegleitung des Transports, und wir fahren auf einenKaffee und ein Käsebrötchen zu „Erika“ in die Stern-straße. „Super gelaufen“, sagt mein Assistent zwischenzwei Schluck Kaffee. „Ja, Glück gehabt, der Mann!“

Patient auf dem Sterbebett. Zurück ins Auto. Auf demBildschirm ein Einsatz zum Vorziehen: Älterer Herrmit starken Schmerzen und Unruhe. „Reduz. Az“. Ichhasse diese Beschreibung: Reduzierter Allgemein-zustand. Geht`s nicht ein bisschen genauer? Stattmich aufzuregen, esse ich einen Schokoriegel. DieEhefrau öffnet. Ihr Mann liegt im Sterben. Das weißsie vom Hausarzt, der war gestern noch da. „MeinMann soll zuhause bleiben“, sagt sie. „Bitte nicht ins

Krankenhaus.“ Sie habe Schmerztropfen für ihn,doch die könne er seit heute Nacht nicht mehr schlu-cken. Er stöhne immer wieder – vor Angst oderSchmerzen, sie wisse es nicht genau, er spreche janicht mehr.

Bis heute Nacht hat sie noch im Ehebett neben ihmgeschlafen. Das schafft sie so nicht mehr. Wie soll sieübers Wochenende kommen? Die Feuerwehr habegesagt, sie könne hier nicht wirklich weiterhelfen,und habe sie mit dem kassenärztlichen Notfalldienstverbunden.

Ich beschließe: 10 mg Morphium subcutan und eine1.0 Tavor expedit in die Wangentasche gelegt. Dassollte den Patienten über den Rest der Nacht bringen.„Sie können uns das ganze Wochenende bis Montag-morgen durchgehend erreichen“, sage ich derEhefrau. „Bitte melden Sie sich bei uns, sobald Sieweitere Hilfe brauchen!“

Ende einer langen Nacht. 7:45 Uhr. Nach einigen wei-teren Einsätzen zurück bei mir zuhause. Ich denke,das war`s für heute. Reicht irgendwie auch. „Undwann geht es für Sie jetzt weiter, Frau Doktor? Gleichin die Sprechstunde?“ – „Nee“, sage ich. „Gleich insBett, mein Kollege Berges übernimmt heute Vormit-tag.“ – „Na dann, guten Schlaf!“ – „Ihnen auch, An-dreas. Bis zum nächsten Mal. Tschüss, mein Lieber!“

Mein Handy klingelt: “Wir haben noch einen Einsatz zum Vorziehen ganz in Ihrer Nähe mit Atem-beschwerden. Könnten Sie vielleicht noch eben…?“Ich bin seit 24 Stunden mehr oder weniger auf denBeinen. Anruf beim Patienten: Ein junger Mann mit„eingeklemmtem Nerv“, so hatte es ihm schon seinHausarzt gestern erklärt. Tief durchzuatmen, tut ihmimmer noch weh.

In wenigen Minuten tritt ein Kollege seine Tagschichtim kassenärztlichen Notfalldienst an. Ich korrigierebei der Leitstelle die Dringlichkeit des Einsatzes undüberlasse den Patienten meinem Nachfolger.

Bestens versorgt!

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VERSORGUNG MIT GEPRÜFTER QUALITÄT

Damit in Hamburg die Patientenversorgung auf höchstem Niveau gewährleistet werden kann,unterliegen die ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten einer ständigen Qualitätsprüfung.Weder im Krankenhaus noch in der privatärztlichen Versorgung gibt es derzeit eine derartumfassende Qualitätssicherung. Fast jede Behandlungsmethode wird von Qualitätsmaßnahmenbegleitet. Nur die Ärzte und Psychotherapeuten, die die geforderten Qualitätsstandards erfüllenund nachweisen können, dürfen ausgewählte Leistungen auch zu Lasten der Gesetzlichen Kran-kenversicherung erbringen und diese über die KV Hamburg abrechnen. Um den strengen Anforde-rungen der Qualitätsprüfungen gerecht zu werden, sind Fort- und Weiterbildungen unumgänglich.

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KAPITEL 4

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IMMER MEHR LEISTUNGEN WERDEN ÜBERPRÜFT

Seit Einführung der Qualitätssicherung in der ambu-lanten Medizin werden die Maßnahmen zu derenUmsetzung ständig dem aktuellen Stand der medi-zinischen Erkenntnisse angepasst. Wie die Übersicht

der Entwicklung der Genehmigungen zeigt, nimmtdie Anzahl der Vereinbarungen, Richtlinien und Ver-träge zu qualitätsgesicherten Behandlungen kon-tinuierlich zu.

ADHS

Aids / HIV

Akupunktur

Ambulantes Operieren Apheresen

Arthroskopie Arthroskopie (Qualitätsbewertungsrichtlinien)

Autogenes TrainingBalneophototherapie

Befreiung von der Gutachterpflicht

Chirotherapie Computertomographie Diabetischer Fuß

Dialyse DMP Asthma/COPD

DMP Brustkrebs DMP Diabetes mellitus Typ 1

DMP Diabetes mellitus Typ 2DMP KHK

EBM-Regelungen*

Hausarztzentrierte Versorgung

Hautkrebs-Screening

HerzschrittmacherkontrolleHistopathologie b. Hautkrebsscreening

Hörgeräteversorgung

Homöopathie

HypnoseInterventionelle Radiologie

Invasive Kardiologie KnochendichtemessungKoloskopie Künstliche Befruchtung

Laboratoriumsuntersuchungen Langzeit-EKGMagnetresonanztomographieMagnetresonanztomographie MammaMammographie (kurativ) Mammographie-Screening Molekulargenetik

MR-Angiographie

MRSA, amb. Versorgung

Mukoviszidose

Neugeborenen-Screening

Nuklearmedizin Onkologie Otoakustische Emissionen Photodynamische TherapiePhototherapeutische Keratektomie

Progr. Muskelrelaxation nach Jacobson

Psychosomatische GrundversorgungPsychotherapieRheumaRöntgenSchlafapnoe Schmerztherapie Sozialpsychiatrie Soziotherapie Stoßwellenlithotripsie Strahlentherapie Substitution Opiatabhängiger m. Diamorphin

Substitution Opiatabhängiger m. MethadonTonsillotomie

UltraschallUltraschall Säuglingshüfte

UmweltmedizinVakuumbiopsie der Mamma

Verordnung medizinischer RehabilitationZytologie

Ambulantes OperierenArthroskopie Autogenes TrainingChirotherapie Computertomographie DialyseDiabetes Strukturverträge DMP Brustkrebs

DMP Diabetes mellitus Typ 2

HerzschrittmacherkontrolleHIVHypnoseInvasive Kardiologie

KnochendichtemessungKoloskopie

Labor O IIILangzeit-EKGLDL-AphereseMagnetresonanztomographieMagnetresonanztomographie

Mamma

Mammographie Nuklearmedizin Onkologie Otoakustische Emissionen Photodynamische Therapie

Psychosomatische GrundversorgungPsychotherapieRheumaRöntgenSchlafapnoe Schmerztherapie Sozialpsychiatrie Soziotherapie

Stoßwellenlithotripsie Strahlentherapie Substitution Opiatabhängiger

m. MethadonUltraschallUmweltmedizinVerordnung medizinischer

Rehabilitation

Zytologie

Ambulantes Operieren

Arthroskopie

Autogenes Training

Chirotherapie Computertomographie Dialyse

Diabetes Strukturverträge

Herzschrittmacherkontrolle

HIV

Hypnose

Knochendichtemessung

Labor O IIILangzeit-EKGLDL-Apherese

Magnetresonanztomographie

Mammographie

Nuklearmedizin

Onkologie

Otoakustische Emissionen

Psychosomatische

Grundversorgung

PsychotherapieRheuma

RöntgenSchlafapnoe

Schmerztherapie

Sozialpsychiatrie

Stoßwellenlithotripsie

Strahlentherapie

Substitution Opiatabhängiger

m. Methadon

UltraschallUmweltmedizin

Zytologie

Chirotherapie Computertomographie Labor O IIILangzeit-EKGPsychotherapieRöntgenUltraschallZytologie

1989

1992 – 1998

1999 – 2004

2005 – 2012

Entwicklung der genehmigungspflichtigen Leistungsbereiche (1989-2015)

* EBM-Regelungen umfassen z. B. Funktionsstörungen der Hand, Empfängnisregelung, Physikalische Therapie, Neurophysiologische Übungsbehandlung, schwerpunktorientierte Kinder- u. Jugendmedizin etc.

Neu aufgenommene Leistungen erscheinen fettgedruckt.

Versorgung mit geprüfter Qualität

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ADHSAids / HIVAkupunktur Ambulantes Operieren Apheresen Arthroskopie Arthroskopie (Qualitätsbewertungsrichtlinien)Autogenes TrainingBalneophototherapieBefreiung von der GutachterpflichtChirotherapie Computertomographie Diabetischer Fuß Dialyse DMP Asthma/COPDDMP Brustkrebs DMP Diabetes mellitus Typ 1DMP Diabetes mellitus Typ 2DMP KHK EBM-Regelungen*EMDR (Eye Movement Desensitization

and Reprocessing)

Hausarztzentrierte Versorgung Hautkrebs-ScreeningHepatitis C

HerzschrittmacherkontrolleHistopathologie b. HautkrebsscreeningHörgeräteversorgungHomöopathieHypnoseInterventionelle Radiologie Invasive Kardiologie IVM (Intravitreale Medikamenteneingabe)KapselendoskopieKnochendichtemessungKoloskopie Künstliche BefruchtungLaboratoriumsuntersuchungen Langzeit-EKGMagnetresonanztomographieMagnetresonanztomographie MammaMammographie (kurativ) Mammographie-Screening MolekulargenetikMR-Angiographie MRGNMRSA, amb. VersorgungMukoviszidoseNeugeborenen-ScreeningNeuropsychologieNicht-ärztliche Praxisassistenten (NäPa)

Nuklearmedizin Onkologie Otoakustische Emissionen Photodynamische TherapiePhototherapeutische Keratektomie Progr. Muskelrelaxation nach JacobsonPsychosomatische GrundversorgungPsychotherapieRheumaRöntgenSchlafapnoe Schmerztherapie Sozialpädiatrie

Sozialpsychiatrie Soziotherapie Stoßwellenlithotripsie Strahlentherapie Substitution Opiatabhängiger m. DiamorphinSubstitution Opiatabhängiger m. MethadonTonsillotomieUltraschallUltraschall SäuglingshüfteUmweltmedizinVakuumbiopsie der MammaVerordnung medizinischer RehabilitationZytologie

ADHSAids / HIVAkupunktur Ambulantes Operieren Apheresen Arthroskopie Arthroskopie (Qualitätsbewertungsrichtlinien)Autogenes TrainingBalneophototherapieBefreiung von der GutachterpflichtChirotherapie Computertomographie Diabetischer FußDialyse DMP Asthma/COPDDMP Brustkrebs DMP Diabetes mellitus Typ 1DMP Diabetes mellitus Typ 2DMP KHK EBM-Regelungen*Hausarztzentrierte Versorgung Hautkrebs-ScreeningHerzschrittmacherkontrolleHistopathologie b. HautkrebsscreeningHörgeräteversorgungHomöopathieHypnoseInterventionelle Radiologie Invasive Kardiologie IVM (Intravitreale Medikamenteneingabe)

Kapselendoskopie

KnochendichtemessungKoloskopie Künstliche BefruchtungLaboratoriumsuntersuchungen Langzeit-EKGMagnetresonanztomographieMagnetresonanztomographie MammaMammographie (kurativ) Mammographie-Screening MolekulargenetikMR-Angiographie MRGN

MRSA, amb. VersorgungMukoviszidoseNeugeborenen-ScreeningNeuropsychologieNuklearmedizin Onkologie Otoakustische Emissionen Photodynamische TherapiePhototherapeutische Keratektomie Progr. Muskelrelaxation nach JacobsonPsychosomatische GrundversorgungPsychotherapieRheumaRöntgenSchlafapnoe Schmerztherapie Sozialpsychiatrie Soziotherapie Stoßwellenlithotripsie Strahlentherapie Substitution Opiatabhängiger m. DiamorphinSubstitution Opiatabhängiger m. MethadonTonsillotomieUltraschallUltraschall SäuglingshüfteUmweltmedizinVakuumbiopsie der MammaVerordnung medizinischer RehabilitationZytologie

ADHSAids / HIVAkupunktur Ambulantes Operieren Apheresen Arthroskopie Arthroskopie (Qualitätsbewertungsrichtlinien)Autogenes TrainingBalneophototherapieBefreiung von der GutachterpflichtChirotherapie Computertomographie Diabetischer FußDialyse DMP Asthma/COPDDMP Brustkrebs DMP Diabetes mellitus Typ 1DMP Diabetes mellitus Typ 2DMP KHK EBM-Regelungen*Hausarztzentrierte Versorgung Hautkrebs-ScreeningHerzschrittmacherkontrolleHistopathologie b. HautkrebsscreeningHörgeräteversorgungHomöopathieHypnoseInterventionelle Radiologie Invasive Kardiologie KnochendichtemessungKoloskopie Künstliche BefruchtungLaboratoriumsuntersuchungen Langzeit-EKGMagnetresonanztomographieMagnetresonanztomographie MammaMammographie (kurativ) Mammographie-Screening MolekulargenetikMR-Angiographie MRSA, amb. VersorgungMukoviszidoseNeugeborenen-ScreeningNeuropsychologie

Nuklearmedizin Onkologie Otoakustische Emissionen Photodynamische TherapiePhototherapeutische Keratektomie Progr. Muskelrelaxation nach JacobsonPsychosomatische GrundversorgungPsychotherapieRheumaRöntgenSchlafapnoe Schmerztherapie Sozialpsychiatrie Soziotherapie Stoßwellenlithotripsie Strahlentherapie Substitution Opiatabhängiger m. DiamorphinSubstitution Opiatabhängiger m. MethadonTonsillotomieUltraschallUltraschall SäuglingshüfteUmweltmedizinVakuumbiopsie der MammaVerordnung medizinischer RehabilitationZytologie

2013

2014

2015

Versorgung mit geprüfter Qualität

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Bereits in den 1960er Jahren gab es qualitätsbezoge-ne Richtlinien, die für die Erteilung einer Geneh-migung zur Ausführung und Abrechnung bestimmterLeistungen das Vorliegen von definierten fachlichenund apparativen Standards forderten. Heute findensich in den Genehmigungsvoraussetzungen zusätz-lich auch Anforderungen zu räumlichen, organisatori-schen und personellen Voraussetzungen. Ferner sindan die Aufrechterhaltung der meisten Genehmigun-gen die Teilnahme an themenbezogenen Fortbildung-en, die selbständige Betreuung einer Mindestanzahlvon Patienten, Stichprobenprüfungen im Einzelfallund die Pflicht zur regelmäßigen technischen Über-

prüfung der Geräte geknüpft. Derzeit unterliegenmehr als zwei Drittel aller vertragsärztlichen ambu-lanten Leistungen, die ein Vertragsarzt in Hamburgambulant erbringt – dies umfasst 76 Leistungsberei-che – der Genehmigungspflicht. Stetig kommen neueLeistungen hinzu, wie beispielsweise 2015 dieSozialpädiatrie. Fortlaufend werden die genehmigtenLeistungen auf ihre Qualität hin überprüft. Expertenvon Qualitätssicherungskommissionen begutachtengemeinsam mit den Fachleuten der KV Hamburg dasärztliche Tun. Derzeit gibt es in Hamburg 22 regionaleund sechs überregionale Qualitätssicherungskom-missionen.

Die Qualitätssicherung gehört zu den Kernaufgaben der KV Hamburg. Sie ist für die Erteilung von Geneh-migungen für alle medizinischen Leistungen verantwortlich, die in der vertragsärztlichen Versorgung untereinem Genehmigungsvorbehalt stehen. Das bedeutet, dass ein Arzt bzw. Psychotherapeut bestimmteLeistungen erst dann zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen erbringen und abrechnen darf, wenn ihm dieentsprechende Genehmigung erteilt worden ist. Zudem prüft die KV Hamburg die Erfüllung der Auflagen derRichtlinien und Vereinbarungen, die die Aufrechterhaltung der Genehmigung betreffen.

Qualitätssicherung und Erteilung von Genehmigungen durch die KV Hamburg

Übersicht aller Kommissionen in Hamburg

Radiologie alle Bereiche (inkl. CT,Nuklearmedizin, Strahlentherapie)

ArthroskopieAkupunkturAmbulantes OperierenApherese (LDL)Dialyse/BlutreinigungHistopathologie beim Hautkrebsscreening

HIVKoloskopieMammographie inkl. VakuumbiopsieQualitätsmanagementSchlafapnoeSchmerztherapieSubstitutionSonographieSonographie inkl. SäuglingshüfteOnkologieLaboratoriumsuntersuchungenZytologie

27 ärztliche Mitglieder, 7 Sachverständige

4 ärztliche Mitglieder2 ärztliche Mitglieder (Hamburg)2 ärztliche Mitglieder3 ärztliche Mitglieder, 2 MDK-Mitglieder2 ärztliche Mitglieder3 ärztliche Mitglieder3 ärztliche Mitglieder4 ärztliche Mitglieder3 ärztliche Mitglieder1 ärztliches + 1 psychotherap. Mitglied3 ärztliche Mitglieder3 ärztliche Mitglieder7 ärztliche Mitglieder, 5 Kassenmitglieder27 ärztliche Mitglieder3 ärztliche Mitglieder10 ärztliche Mitglieder9 ärztliche Mitglieder, 4 Sachverständige4 ärztliche Mitglieder

MitgliederBereich

Versorgung mit geprüfter Qualität

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Übersicht aller überregionalen Kommissionen in Hamburg

AkupunkturDialyseKernspintomographie inkl. MR-Angiographie*

Photodynamische Therapie (PDT) / Phototherapeutische Keratektomie (PTK)Schmerztherapie

6 ärztliche Mitglieder 4 ärztliche Mitglieder2 ärztliche Mitglieder aus Hamburg

Neuropsychologische Therapie 2 ärztliche Mitglieder

6 ärztliche Mitglieder

6 ärztliche Mitglieder

MitgliederKompetenzcenter: ArbeitsgemeinschaftQualitätssicherung (Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein)

*In Zusammenarbeit mit Mecklenburg-Vorpommern

Versorgung mit geprüfter Qualität

ZUR FORTBILDUNG VERPFLICHTET

Alle an der vertragsärztlichen Versorgung teilneh-menden Ärzte und Psychotherapeuten sind gesetzlichzur fachlichen Fortbildung verpflichtet: Sie müssensich in dem Umfang fachlich fortbilden, wie es zurErhaltung und Fortentwicklung der zu ihrerBerufsausübung in der vertragsärztlichen Versorgungerforderlichen Fachkenntnisse notwendig ist. DieFortbildungsinhalte müssen dem aktuellen Stand derwissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet derMedizin, Zahnmedizin oder Psychotherapie entspre-chen. Ebenfalls müssen sie frei von wirtschaftlichenInteressen sein. Innerhalb eines Zeitraumes von fünfJahren muss der niedergelassene, angestellte oderermächtigte Arzt bzw. Psychotherapeut mindestens250 Punkte gegenüber der KV Hamburg fristgerechtnachweisen.

Die Fortbildungsverpflichtung beginnt mit der erstenAufnahme der vertragsärztlichen Tätigkeit und endetjeweils nach fünf Jahren, um dann erneut zu beginnen.

In der KV Hamburg waren im Jahr 2014 1249 Ver-tragsärzte und Psychotherapeuten zum Nachweisihrer Fortbildung verpflichtet. 1203 Ärzte bzw. Psy-chotherapeuten haben diesen Nachweis fristgerecht

und vollständig erbracht, dies entspricht 96 Prozent.Gegen 46 Nachweispflichtige wurden Sanktionen ein-geleitet. Keinem Arzt oder Psychotherapeuten musstedie Zulassung bzw. die Genehmigung der Ermäch-tigung oder Anstellung entzogen werden.

Neben Seminaren und Fortbildungsveranstaltungenbieten auch Qualitätszirkel die Möglichkeit zumstrukturierten Erfahrungs- und Wissensaustauschund zum Sammeln von Fortbildungspunkten. DieArbeit in den Zirkeln ist freiwillig. Derzeit gibt es inHamburg 160 Qualitätszirkel.

Eine unzureichende Fortbildung zieht Sanktionen nach sich, die der Gesetzgeber streng definiert hat*:

Verpflichtung zum Nachholen der Fortbildungsversäumnisse innerhalb von zwei Jahren

Honorarkürzung für die ersten vier Quartale um zehn Prozent, ab dem fünften bis zum achten Quartal derZwei-Jahres-Frist um 25 Prozent oder bis der vollständige Nachweis erbracht wird

Einleitung eines Verfahrens auf Zulassungs- bzw. Anstellungs- oder Ermächtigungsentzug beimZulassungsausschuss, sollte der vollständige Nachweis auch nach Ablauf der zweijährigen Nachholfristnicht erbracht sein.

* § 95 d Abs. 3 SGB V

Sanktionen bei Nichterfüllung der Fortbildungspflicht

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Anke Gottschalk ist Fachärztin für Innere Medizin in Barmbek-Süd. Nach länge-rer Tätigkeit für die Sonografie-Kommission ist sie seit November 2014 derenVorsitzende.

Wie erleben Sie Ihre noch relativ neue Rolle alsVorsitzende der Sonografie-Kommission?

Nicht so viel anders als meine Arbeit dort zuvor. DerVorsitz hat ja eher eine formale Funktion. Wir teilenuns die anstehende Arbeit zu gleichen Teilen auf,sodass ich seit meinem Antritt nicht mehr oderweniger Fälle bearbeite als die anderen Mitglieder.Die Entscheidungsfindung als Gruppe ist für mich einsehr zentraler Aspekt: Persönlich bin ich immerambivalent, wenn es darum geht, über ärztlicheKollegen zu richten. Aber der gemeinsame Prozessder Kommission bringt am Ende stets ein nachvoll-ziehbares und faires Ergebnis hervor.

Was genau prüft die Kommission?

Zum einen gibt es die technische Seite. Wir kontrol-lieren regelmäßig, ob die „Mindestanforderungen andie apparative Ausstattung“ gewährleistet sind. Kurzgefasst: Kann das Ultraschallgerät gute Bildermachen? Die zweite Frage lautet dann: Kann der Arzt

gute Bilder machen? Wir überprüfen also die Qualitätder Durchführung durch den Arzt. Zudem führt dieKommission auch Kolloquien für Ärzte durch, die eineentsprechende Genehmigung erhalten möchten.

Wie läuft eine Qualitätskontrollprüfung ab?

Die Auswahl der Praxen, die geprüft werden,geschieht nach dem Zufallsprinzip. AusgewähltePraxen schicken uns dann die angefordertenDokumentationen, die aus den Bildern und demschriftlichen Befund bestehen. Die Kommissions-mitglieder schauen sich dann jeweils einen Teil derDokumentationen an. Das macht jeder für sich.Anschließend beurteilt die Kommission in einerSitzung gemeinsam die Qualität. Um eine möglichstobjektive Bewertung zu gewährleisten, ziehen wireinen Bewertungsstandard heran, welchen dieSonografie-Kommissionen der KV Hamburg und derKV Schleswig-Holstein gemeinsam entwickelt haben.Dieser dient uns als Leitfaden und macht unsereBewertung nachvollziehbar und transparent.

„DIE MAßSTÄBE

SIND HOCH GESETZT.“

Versorgung mit geprüfter Qualität

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Je nachdem welche Qualität die Bilder und Befundeaufweisen, werden dann anhand der Kriterien Punktevergeben, anschließend wird ein Ergebnis formuliert.

Erfüllen die Hamburger Ärzte immer die Standards?

Zuerst einmal muss man sagen: Die Maßstäbe sindhoch gesetzt. Und der ärztliche Arbeitsalltag lässt esnicht immer zu, qualitativ stets zu 100 Prozent ein-wandfreie Bilder zu erstellen. Jede Untersuchungs-situation ist anders, und die Bedingungen sind nurselten optimal. Dennoch müssen wir anhand nachvol-lziehbarer formeller Kriterien urteilen, die uns durchdie Qualitätssicherungsrichtlinie Ultraschall vorge-geben werden. Da bleibt es nicht aus, dass Ärzte auchnegative Rückmeldungen von uns erhalten. Dasbedeutet jedoch nicht zwingend, dass diese Ärztenicht sonografieren können. Ich merke das auch anmir selbst, da ich natürlich sehr dafür sensibilisiertbin: Man gibt sich so viel Mühe und erreicht oft den-noch kein Bild, dass alle Kriterien ohne Abstricheerfüllt.

Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Ursa-chen für qualitative Defizite?

Wie gesagt, manches ist dem oft hektischen ärzt-lichen Alltag geschuldet. Zudem sind die Kriterien,anhand derer wir bewerten, noch nicht allen Ärzten invollem Umfang bekannt. Mir ging es anfangs auch so,

als ich aus dem Krankenhaus in die Niederlassungwechselte: Bei meinen eigenen Prüfungen war ichselbst manchmal verwundert, wieso ich in dieserForm bewertet wurde. Ich sonografierte eben so, wieich es zuvor im Krankenhaus gelernt hatte und ge-wohnt war. Das entsprach aber nicht den Maßstäben,die wir in der Sonografie-Kommission anlegen.

Was motiviert Sie für Ihre Arbeit in der Sonografie-Kommission?

Ich habe ja eigentlich in meiner Praxis schon viel zutun. Und mein erster Gedanke war: „Ich kann mirdoch nicht noch etwas aufhalsen!“. Nach langemÜberlegen habe ich aber dann zugesagt, weil ichdavon überzeugt bin, dass die Selbstverwaltung nurfunktioniert, wenn jeder einen Beitrag leistet. In dieBerufspolitik hatte ich bereits hineingeschnüffelt –das war nichts für mich. Und die Mitarbeiter der KVarbeiten uns sehr gut zu und übernehmen praktischdie ganzen organisatorischen Belange, sodass derzeitliche Aufwand für die Mitglieder der Kommissionüberschaubar bleibt.

Versorgung mit geprüfter Qualität

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ALLTAG IM ARZTBERUF

Steigende Bürokratie, stärkerer wirtschaftlicher Druck, schärfere gesetzliche Vorgaben - dieseRahmenbedingungen haben natürlich einen großen Einfluss auf die berufliche Zufriedenheit derniedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten. Hinzu kommt die steigende Bedeutung derVereinbarkeit von Beruf und Familie, die vor allem der jüngeren Ärztegeneration immer wichtigerwird. Zufrieden und glücklich mit ihrer Aufgabe sind Hamburgs Niedergelassene dennoch: Vielevon ihnen engagieren sich jenseits ihres Praxisalltags in Ausschüssen und Gremien derSelbstverwaltung.

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KAPITEL 6

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“Meine Arbeit macht mir Spaß” (Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

“Haben Sie konkrete Pläne, Ihre Praxis in den nächsten fünf Jahren abzugeben?”(Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

TROTZ 50-STUNDEN-WOCHE: HAMBURGS NIEDERGELASSENE

SIND ENGAGIERT UND ZUFRIEDEN

Fragt man die Vertragsärzte und -psychotherapeutender Hansestadt nach der Zufriedenheit mit ihrerArbeit, äußern sich diese sehr positiv. Das ist das Er-gebnis des Ärztemonitors 2014*, einer Befragung derKassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und desNAV-Virchow-Bundes. Danach hat die überwältigende

Mehrheit eindeutig Spaß an der ärztlichen bzw. psy-chotherapeutischen Tätigkeit. Da verwundert es nicht,dass die Ärzte der Hansestadt auf ihre Praxis nicht sogern verzichten möchten. In Hamburg sind in denkommenden fünf Jahren deutlich weniger Praxis-abgaben geplant als im Bundesdurchschnitt.

*Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.kbv.de/html/aerztemonitor.php

Stimme voll und ganz zu 48

Stimme eher zu 43

Stimme eher nicht zu 7

Stimme ganz und gar nicht zu 1

Hausärzte

61

35

4

0

Fachärzte

75

25

0

0

Psychotherapeuten

Hamburg Deutschland

Ja17

Ja23

Nein82

Nein75

Alltag im Arztberuf

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Die Arbeitszeit der Hamburger Ärzte liegt deutlichüber der typischen 40-Stunden-Woche. Wie der Blickauf die durchschnittliche Wochenarbeitszeit zeigt, istein Arzt in Hamburg über 50 Stunden in der Woche inseine berufliche Tätigkeit eingebunden. Damit liegt die

Hansestadt auf einem ähnlichen Niveau wie der Bun-desdurchschnitt. Auch im internationalen Vergleich istdas ein Wert, der den großen Einsatz der deutschenÄrzte für die Versorgung ihrer Patienten belegt.

Die Arbeitszeit wird nicht ausschließlich für dieBehandlung von Patienten in den Sprechstundengenutzt. Der Alltag des Arztes umfasst darüber hin-aus das Schreiben von Arztbriefen, die Führung desPraxisteams und vieles mehr, von dem der Patientnicht immer etwas mitbekommt. Um sich möglichst

auf die eigentliche ärztliche Tätigkeit konzentrierenzu können, wünschen sich Hamburger Ärzte deshalbmehr Möglichkeiten, Teile ihrer Arbeit delegieren zukönnen. Das betrifft insbesondere Verwaltungstätig-keiten. In jeder Woche wird rechnerisch ein ganzerArbeitstag für bürokratische Arbeiten verwandt.

Bundesweit(Durchschnitt aller Fachgruppen)

Hamburger Hausärzte

Hamburger Fachärzte

Hamburger Psychotherapeuten

Bis 20 20-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 über65

weißnicht

Durchschnittl.Wochenarbeit

in Stunden

2 9 11 11 19 11 16 6 15 0 52,5

3 8 9 10 19 10 18 8 14 0 52,4

0 12 11 8 24 13 15 5 12 0 51,7

5 18 21 23 15 6 8 0 3 1 42,8

“Wie viele Stunden haben Sie in Ihrer letzten vollständigen Arbeitswocheinsgesamt gearbeitet?” (Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

Alltag im Arztberuf

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“Meine Arbeit ist nützlich und sinnvoll” (Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

Ärzte Psychotherapeuten

1017

9082

Die Hamburger Ärzte schätzen die eigene Arbeit alsnützlich und sinnvoll ein. Trotz der zeitlichenBelastung, die diese Tätigkeit mit sich bringt, würde

sich die große Mehrheit erneut für ihren beruflichenWerdegang entscheiden.

– –

– –0 0

0 0

1 0

Alltag im Arztberuf

18

98

15

24

8,8 8,1

Bis 1Stunde

2-3Stunden

4-5Stunden

6-7Stunden

8-9Stunden

10-11Stunden

über 11Stunden

Durchschnitt Durchschnittbundesweit

“Wie viele Arbeitsstunden wenden Sie wöchentlich für Verwaltungsarbeit auf?” (Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

8

Stimme voll und ganz zu

Stimme eher zu

Stimme eher nicht zu

Stimme nicht zu

Stimme ganz und gar nicht zu

16

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“Wenn ich heute noch einmal die Wahl hätte, würde ich diesen Beruf wieder ergreifen” (Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

Stimme voll und ganz zu

Stimme eher zu

Stimme eher nicht zu

Stimme nicht zu

Stimme ganz und gar nicht zu

Ärzte Psychotherapeuten

3023

6361

Die langen Arbeitstage der Hamburger Ärzte gehenjedoch leider oft zu Lasten der Vereinbarkeit vonBeruf und Familie. Trotz der großen Begeisterung fürden Beruf empfinden viele Ärzte und Psychothera-peuten die langen Arbeitszeiten als Wermutstropfen.Der Wunsch, die eigene Arbeit auf medizinischeTätigkeiten zu beschränken, ist folglich deutlich aus-geprägt, ebenso der Wunsch, die Arbeitszeiten zu

reduzieren oder flexibler zu gestalten. Gerade fürFrauen spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Familieeine immer größere Rolle. Zudem ist der Anspruchjunger Ärzte auf individuellere Gestaltung ihrerTätigkeit gewachsen. Die Vereinbarkeit von Beruf undFamilie wird verstärkt zu einem bedeutenden Faktor,wenn es um die Entscheidung geht, ob und in welcherForm sich Ärzte in Hamburg niederlassen.

9 5

0– – 0

5 2

Vereinbarkeit von Beruf und Familie(Ärztemonitor 2014, Hamburg n=603) Angaben in Prozent

Stimme voll und ganz zu

Die Anforderungenmeiner Arbeitstören mein Privat-und Familienleben

Ich wünsche mir,die Arbeitszeit zureduzieren

Stimme eher zu

Stimme eher nicht zu

Stimmenicht zu

Stimme ganz undgar nicht zu

20 30 32 16 1

33 32 18 17 1

Alltag im Arztberuf

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NEBEN DER PRAXIS ENGAGIERT IN DER ÄRZTLICHEN

SELBSTVERWALTUNG

Die ambulante medizinische Versorgung in Hamburgberuht im Wesentlichen auf dem Prinzip derSelbstverwaltung. Eine erfolgreiche Selbstverwal-tung lebt vom Engagement ihrer Mitglieder. Dabeigeht es nicht nur um die Politik in der Vertreterver-sammlung oder in den beratenden Fachausschüssen.Eine Vielzahl von Gremien benötigt vor allem Fach-wissen und Praxisanbindung, z. B. wenn es um dieQualitätssicherung und um Zulassungsangelegen-heiten geht.

Die Vertreterversammlung ist das oberste Organ derSelbstverwaltung. Sie wird alle sechs Jahre von denMitgliedern der KV Hamburg nach dem Grundsatz derVerhältniswahl gewählt. In Hamburg besteht diesesParlament aus 30 Delegierten (bzw. deren Stellver-tretern). Aus ihrer Runde wählen sie einen Vorsit-zenden und einen stellvertretenden Vorsitzenden. AlsGremium wird dann gemeinsam über wichtige Fra-gen der Hamburger Versorgung debattiert und ent-schieden: Wer wird Vorstand der KassenärztlichenVereinigung? Wie hoch soll der Verwaltungskosten-beitrag ausfallen? Wie kann man die Abrechnungs-modalitäten der Hamburger Ärzte und Psychothera-peuten optimal ausgestalten?

Die Vertreterversammlung wählt weiterhin die jeweils zwölf Mitglieder der drei Beratenden Fach-

ausschüsse. Diese müssen nicht – können aber – ausihren eigenen Reihen stammen. Für jede Versor-gungsebene – ob hausärztlich, fachärztlich und psy-chotherapeutisch – gibt es einen eigenen Aus-schuss. Über den Beirat haben die Sprecher derBeratenden Fachausschüsse dann die Möglichkeit,den Anliegen ihrer jeweiligen VersorgungsebeneAusdruck zu verleihen. Weiterhin gehören zum Beiratder Vorsitzende der Vertreterversammlung sowiedessen Stellvertreter. Durch dieses Organ haben dieÄrzte und Psychotherapeuten die Möglichkeit, denVorstand der KVH direkt zu beraten. Auf diesem Wegfließt ärztliches und psychotherapeutisches Fach-wissen in die Entscheidungen und Abläufe der KVHamburg ein.

An der Basis der Selbstverwaltung stehen die Kreis-obmänner der 22 Kreise der KV Hamburg. Diese sinddas Bindeglied zwischen Vertreterversammlung undden Ärzten und Psychotherapeuten vor Ort. An denKreisversammlungen können alle Vertragsärzte und-psychotherapeuten teilnehmen, die im entsprechen-den Kreis niedergelassen sind. Nicht selten stehenFührungskräfte der KVH in den KreisversammlungenRede und Antwort. Darüber hinaus sind die Ver-sammlungen der Kreise ein Forum für den allgemei-nen Austausch rund um den ärztlichen und psycho-therapeutischen Praxisalltag.

72

Alltag im Arztberuf

Der derzeitige Vorsitzende der Vertreterversammlungder Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg Dr. med.Dirk Heinrich und die stellvertretende Vorsitzende Dr.med. Silke Lüder.

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Alltag im Arztberuf

1. Alsterdorf, Winterhude(1), Ohlsdorf, Fuhlsbüttel, Langenhorn

2. Winterhude(2) 3. Hoheluft-West, Hoheluft-Ost, Eppendorf,

Gr. Borstel4. Eimsbüttel 5. Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, 6. Harvestehude7. Rotherbaum 8. St. Pauli, Waltershof, Finkenwerder,

Sternschanze, 9. Hamburg-Altstadt, Neustadt, 10. Hafencity, St. Georg, Hammerbrook , Borgfelde,

Hamm-Nord, Hamm-Mitte, Hamm-Süd, Rothenburgsort(1)

11. Horn, Billstedt, Billbrook, Rothenburgsort(2)12. Uhlenhorst, Hohenfelde, Barmbek-Süd, Eilbek, 13. Dulsberg, Barmbek-Nord14. Altona, Altona-Nord, Ottensen, Bahrenfeld,

Eidelstedt, Stellingen

15. Bahrenfeld, Gr. Flottbek, Othmarschen16. Lurup, Osdorf, Nienstedten, Blankenese,

Iserbrook, Sülldorf, Rissen17. Harburg, Neuland, Gut Moor, Wilstorf,

Rönneburg, Langenbek, Sinstorf, Marmstorf, Eißendorf, Heimfeld, Altenwerder, Moorburg, Hausbruch, Neugraben-Fischbek, Francop, Neuenfelde, Cranz

18. Veddel, Wilhelmsburg, Kl. Grasbrook, Steinwerder

19. Lohbrügge, Bergedorf, Curslack, Altengamme, Neuengamme, Kirchwerder, Ochsenwerder, Reitbrook, Allermöhe, Billwerder, Moorfleth, Tatenberg, Spadenland

20. Wandsbek, Marienthal, Jenfeld, Tonndorf21. Farmsen-Berne, Volksdorf, Rahlstedt22. Bramfeld, Steilshoop, Wellingsbüttel, Sasel,

Poppenbüttel, Hummelsbüttel, Lemsahl-Melling-stedt, Duvenstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Bergstedt

Die 22 Kreise der KV Hamburg

1

23

4

5

67

8

8

9 10 11

12

1314

15

16

17

18

19

20

21

22

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Eine weitere Möglichkeit, sich in der Selbstverwaltungin Hamburg zu engagieren, bietet sich Ärzten undPsychotherapeuten in den verschiedenen Ausschüssen.Im Zulassungsausschuss etwa, der paritätisch von Ver-tretern der Ärzte und Psychotherapeuten und der Ham-burger Krankenkassen besetzt ist, wird u. a. entschie-den, welche Ärzte bzw. Psychotherapeuten zugelassen

werden oder ob ein Vertragsarztsitz verlegt werden darf.Es bieten sich den Hamburger Ärzten und Psycho-therapeuten innerhalb der Selbstverwaltung vielfäl-tige Möglichkeiten, aktiv zu sein. Denn erst durchpersönlichen Einsatz wird die Selbstverwaltung mitLeben erfüllt und kann erfolgreich die Interessenihrer Mitglieder vertreten.

Ausschüsse

Gremium/Ausschuss Tätigkeit Mitglieder/Vertreter Anzahl

Landesausschuss

der Ärzte und

Krankenkassen

Feststellung des

Versorgungsgrades /

Bedarfsplanung

Vertreter der Ärzte, Vertre-

ter der Krankenkassen,

zwei unparteiische Mitglie-

der und ein unparteiischer

Vorsitzender

9 Vertreter der Ärzte

9 Vertreter der Kassen

1 unparteiischer

Vorsitzender

2 unparteiische Mitglieder

Erweiterter Landes-

ausschuss der Ärzte,

der Krankenhäuser

und Krankenkassen

Prüfung der Berech-

tigung der Teilnahme

an der ambulanten

spezialfachärztlichen

Versorgung (ASV)

Vertreter der Ärzte, Vertre-

ter der Krankenhäuser,

Vertreter der Kranken-

kassen, zwei unparteiische

Mitglieder und ein unpartei-

ischer Vorsitzender

9 Vertreter der Ärzte

9 Vertreter der Kranken-

häuser, 9 Vertreter der

Kassen, 1 unparteiischer

Vorsitzender, 2 unpartei-

ische Mitglieder

Zulassungsausschuss

für Ärzte

Zulassungsausschuss

für Psychotherapeuten

Entscheidungen über

alle Zulassungsange-

legenheiten /

Genehmigungen

gleiche Anzahl Vertreter der

Ärzte bzw. Psychotherapeuten

und Krankenkassen

3 Vertreter der Ärzte

3 Vertreter der Kassen

bzw. 4 Vertreter der

Psychotherapeuten und

4 Vertreter der Kassen

Berufungsausschuss Widerspruchsstelle für

die Entscheidungen des

Zulassungsausschusses

gleiche Anzahl Vertreter der

Ärzte bzw. Psychotherapeuten

und Krankenkassen sowie ein

Vorsitzender mit der Befähi-

gung zum Richteramt

3 Vertreter der Ärzte

3 Vertreter der Kassen

1 unparteiischer Vorsit-

zender bzw. 4 Vertreter

der Psychotherapeuten

4 Vertreter der Kassen

1 unparteiischer

Vorsitzender

Landeswahlausschuss Organisation der Wahl zur

Vertreterversammlung

Vertreter der Ärzte 5 Mitglieder

Disziplinarausschuss Durchführung von

Disziplinarverfahren

4 Beisitzer (Ärzte)

1 Vorsitzender

(ehemaliger Richter)

Beschwerdeausschuss Entscheidet über Wider-

sprüche, die von Kranken-

kassen, KV oder Ärzten

gegen Entscheidungen der

Prüfstelle eingelegt wurden

Die Vertragsparteien be-

stimmen den jeweiligen

Vertreter

2 Vertreter der Kassen

2 Vertreter der KV

1 Vorsitzender

Landesschiedsamt Führt eine Einigung bei

gescheiterten Verhand-

lungen von Verträgen zur

ärztlichen Versorgung

zwischen Krankenkassen

und KV herbei und setzt

Vertragsinhalte fest

Die Vertragsparteien bestimmen

ihren jeweiligen Vertreter. Die

Mitglieder der Vertreterver-

sammlung wählen die Vertreter

der KV. Der unparteiische Vorsit-

zende wird von den Vertrags-

partnern vorgeschlagen und per

Losverfahren bestimmt. Die

Amtszeit beträgt ein Jahr.

4 Vertreter der

Krankenkassen

4 Vertreter der KV

2 unparteiische Beisitzer

1 unparteiischer

Vorsitzender

Alltag im Arztberuf

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HAMBURGS NIEDERGELASSENE GEHEN VERANTWORTUNGSVOLL

MIT DEM REZEPTBLOCK UM

Zum Praxisalltag gehört auch die Verordnung vonArznei-, Hilfs- und Heilmitteln. Hamburg ist eine Me-dizinmetropole. Viele ehemals stationäre Leistungenwerden hier heute ambulant erbracht – was im ver-tragsärztlichen Bereich unweigerlich höhere Arznei-mittelkosten verursacht.

Im Bereich der Grundversorgung liegen die Ausgabenfür Arzneimittel in Hamburg im Durchschnitt deranderen Regionen. Wo immer möglich, verordnen dieHamburger Ärzte statt teurer Originalpräparate lie-ber Generika – also Nachahmerprodukte, die dengleichen Wirkstoff enthalten, aber kostengünstigersind. Im Bereich der Spezialversorgung kommenallerdings auch innovative Medikamente zum Einsatz,für die es noch keine kostengünstigeren Alternativengibt. Das vergleichsweise hohe Ausgabenvolumen inHamburg erklärt sich also durch den großen Anteilspezialärztlicher ambulanter Versorgung, von demauch Patienten aus dem Umland profitieren.

In einigen Fachgruppen sind die Kosten, die ein nie-dergelassener Arzt durch seine Verordnungen auslö-sen darf, durch Budgets nach oben begrenzt. DieAngst, das Verordnungsbudget signifikant zu über-schreiten, schreckt möglicherweise viele Niederlas-sungswillige ab. Zwar lässt sich der Regress nichteinfach abschaffen. Aber Arzt und Therapeut habenvielfältige Möglichkeiten, es gar nicht erst zumRegress kommen zu lassen: Die KV Hamburg ver-schickt an die Ärzte im laufenden Quartal sogenann-te „Trendmeldungen“, denen sie entnehmen können,wie sich ihr Verordnungsvolumen entwickelt — damitsie notfalls gegensteuern können, wenn eine Über-schreitung des Budgets droht. Daneben veröffentlichtdie KVH regelmäßig Informationen über das Kosten-Nutzen-Verhältnis neuer Arzneimittel und bietet einetelefonische Beratung durch ihre Apotheker an.

Darüber hinaus gibt es eine persönliche Pharma-kotherapie-Beratung, die von erfahrenen Ärztendurchgeführt wird, um den Kollegen einen Weg durchden Regulierungsdschungel aufzuzeigen. In An-spruch genommen wird die Pharmakotherapie-Beratung vor allem von neu niedergelassenen Ärzten,aber auch von Kollegen, die praxisspezifische Fragenoder Probleme mit ihrem Budget haben oder deneneine Prüfung ins Haus steht. Ist ein Arzt nicht imstan-de, eine Budgetüberschreitung medizinisch zu erklä-ren, können die Krankenkassen verlangen, dass erden Überschreitungsbetrag aus eigener Tascheersetzt.

Das Beratungsangebot wird gut angenommen. Zen-trales Thema der Beratung ist die Frage, wie manseine Patienten nach dem allgemein anerkanntenStand der Medizin behandelt, ohne mit den vertrags-ärztlichen Regularien in Konflikt zu kommen. DasBudget ist nur ein Richtwert, im Vordergrund stehtimmer die Versorgung des einzelnen Patienten. DasWirtschaftlichkeitsgebot, dem die Vertragsärzteunterliegen, bedeutet lediglich: Wenn der Arzt meh-rere Möglichkeiten hat, das Therapieziel zu erreichen,ist er verpflichtet, die günstigste auszuwählen –sofern dem nicht medizinische Gründe entgegenste-hen. Beherzigt der Arzt diese Regel, muss er sichkeine Sorgen machen.

Nicht nur die Ausgabenstatistik, auch die vor Ortdurchgeführten Prüfungen zeigen: Die HamburgerÄrzte gehen unterm Strich verantwortungsbewusstmit dem Rezeptblock um.

Alltag im Arztberuf

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Dr. med. Isolde de Vries ist Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin. Sie ist in Eppendorf niedergelassen, seit 2010 im Zulassungsausschuss der Psycho-therapeuten aktiv und seit 2011 stellvertretendes Mitglied der Vertreterver-sammlung.

Wieviel Zeit investieren Sie in Ihre Tätigkeit innerhalbder Selbstverwaltung?

Ich würde schätzen, dass ich ca. zwei Stunden proWoche hierfür aufwende. Das deckt allerdings nur die unmittelbare Arbeit ab. Das schließt noch nichtdie Korrespondenz per E-Mail mit ein. Zudem bin ichebenfalls im Berufsverband engagiert, um immer einoffenes Ohr für Kollegen zu haben. Die Arbeit für dieSelbstverwaltung lässt sich nicht klar hiervonabgrenzen: Um nicht nur für sich, sondern auch fürandere sprechen zu können, muss man den mög-lichst engen kollegialen Kontakt suchen. Wenn mandas alles dazurechnen würde, ist der Zeitaufwandnatürlich deutlich größer.

Was war Ihre ursprüngliche Motivation, sich in derSelbstverwaltung zu engagieren?

Ich wollte wissen — und vor allem verstehen — wie dieSelbstverwaltung funktioniert. Darüber hinaus findeich den Austausch und die Vernetzung mit Kollegengleicher und auch unterschiedlicher Fachrichtungenspannend und bereichernd. Nicht zuletzt ist es mir einAnliegen, mich für eine bessere Honorierung der psy-chotherapeutischen Leistungen sowie allgemein dersprechenden Medizin einzusetzen.

Was reizt Sie besonders an Ihren Aufgaben imZulassungsausschuss?

Man erhält einen sehr direkten und umfangreichenÜberblick über die Zulassungsmöglichkeiten. Es ist

„GEMEINSAM DIE SELBSTVERWALTUNG

KONSTRUKTIV VORANBRINGEN“

Alltag im Arztberuf

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mir wichtig, mich hier insbesondere für die Belangeder ärztlichen Psychotherapie einzusetzen. Ich habedie Sorge, dass die ärztliche Psychotherapie immermehr ins Abseits gerät: Zum einen, weil sich immerweniger angehende Ärzte für diesen Bereichentscheiden. Zum anderen sind die psychologischenPsychotherapeuten wesentlich besser vernetzt undkönnen sich dadurch effektiver für ihre Interesseneinsetzen.

Hat sich Ihr Bild von der ärztlichen Selbstverwal-tung durch Ihre aktive Beteiligung verändert?

Ja, denn ich bewundere die ärztlichen und psycholo-gischen Kollegen, die sich regelmäßig in derVertreterversammlung die Köpfe heiß reden und trotzaller Divergenzen und Meinungsverschiedenheitenimmer wieder von neuem einen Anlauf nehmen, umsich zu einigen. Dieser unerschütterliche Einsatz zeugtvon dem großen Willen, gemeinsam die Selbstver-waltung konstruktiv voranzubringen.

Was würden Sie Kollegen mit auf den Weg geben,die sich ebenfalls im Zulassungsausschuss oderanderen Bereichen der ärztlichen Selbstverwal-tung engagieren möchten?

Es ist eine äußerst wichtige Arbeit, die hilft, über deneigenen Tellerrand hinauszusehen und einen Einblickin das komplexe Zusammenspiel aller Beteiligten im Gesundheitswesen zu erhalten. Wir Ärzte undPsychotherapeuten können durch die Mittel, die dieSelbstverwaltung uns bietet, selbst in unserem Sinnemitgestalten. Es wäre schade, wenn man dieseGestaltungsmöglichkeiten nicht ausschöpft.

Wie sehen Sie die Zukunft der ärztlichen Selbstver-waltung?

Auch wenn ich mir anderes wünschen würde: Leidernicht sehr positiv. Selbstverwaltung erfordert nunmal einen hohen persönlichen und zeitlichen Einsatz,ein ausgeprägtes Demokratieverständnis und einehohe Frustrationstoleranz. In unserer schnelllebigendigitalen Welt haben diese Werte oft keinen Platzmehr. Das merkt man auch daran, dass sich leiderimmer weniger jüngere Kollegen innerhalb derSelbstverwaltung engagieren.

Alltag im Arztberuf

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Dr. med. Gerd Fass ist niedergelassener Facharzt für Chirurgie und Orthopädie inHamburg Billstedt. Er ist Mitglied des Beratenden Fachausschusses (BFA) Fach-ärzte und Kreisobmann des Kreises 11.

Worin lag für Sie ursprünglich die Motivation, sich inder Selbstverwaltung zu engagieren?

Ich hatte Erwartungen an meine Niederlassung, diesich natürlich nicht vollumfänglich erfüllt haben. Zumeinen hatte die Kliniktätigkeit den Vorteil, dass manziemlich genau wusste, was man am Monatsende fürseine Arbeit bekommt. In der Niederlassung ist esschwieriger: Sie durchschauen anfangs ihre Abrech-nung nicht. Dann ist man erst einmal unzufrieden.Man schimpft, spricht mit Kollegen, legt Widerspruchein etc. Durch meine Tätigkeit im ANC (Arbeitsge-meinschaft niedergelassener Chirurgen) konnte ichaber dann erste Einblicke in das System gewinnen.Dadurch wurde nicht gleich alles besser, aber ich ver-stand die Regeln und wusste nun eher, worauf ichachten musste und was ich erwarten konnte. MehrWissen bedeutet weniger Unmut, und so wollte ichschließlich möglichst viel über die Gesetzmäßigkei-ten des KV-Systems erfahren, anstatt zu resignierenoder nur zu maulen.

Wie sah Ihr Einstieg in die Selbstverwaltung aus?

Nachdem ein Mitglied des BFA Fachärzte aus gesund-heitlichen Gründen ausschied, bin ich gebeten worden,diese Aufgabe zu übernehmen. Ich habe zugesagt, weilich nun noch dichter an den Bereich gerückt bin, woInformationen bekanntgegeben werden und Beschlüs-se von uns Ärzten selbst gefasst werden. Das fand ichwirklich faszinierend, und so habe ich mich immermehr reingehängt und auch verpflichten lassen. Manist immer mehr beteiligt an der Diskussion und an derEntscheidungsfindung, das finde ich sehr reizvoll.

Haben sich die Erwartungen wunschgemäß erfüllt?Würden Sie sich erneut so entscheiden?

Meine Erwartungen haben sich insofern erfüllt, als ichjetzt besser verstehe, warum die Dinge so laufen, wiesie es tun. Ich verstehe nun mehr über die Zusam-menhänge und internen Prozesse der KV, die aufmeine Arbeit als Arzt Einfluss haben.

„MAN IST MEHR AN DER DISKUSSION

UND ENTSCHEIDUNGSFINDUNG

BETEILIGT.“

Alltag im Arztberuf

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Wieviel Zeit wenden Sie ungefähr für Ihre Aufgabeninnerhalb der Selbstverwaltung auf?

Man muss jeden Tag etwas lesen, vielleicht eineStunde, um auf dem Laufenden zu bleiben und mitre-den zu können. Und einmal in der Woche findet imSchnitt eine Veranstaltung statt. Dann wird der Tagmeist ziemlich lang.

Wie bewerten Sie die Bedeutung der Selbstverwal-tung für den ärztlichen Berufsstand?

Ich halte die Selbstverwaltung für enorm wichtig. Esist meine persönliche Wahrnehmung, dass zwischenPatient und Arzt viele Leute von außen einwirken. Ineinem System, das die Belange der Ärzte regelt halteich es für essentiell, dass die Ärzte ihren Input geben.Das kann keine reine Behörde ohne ärztliches Know-how leisten.

Was würden Sie gern an der ärztlichen Selbstver-waltung ändern?

Ich wünsche mir, dass alles etwas schneller gehenwürde. Die Mühlen mahlen oft langsamer, als ich das gern hätte. Ich bin selbst auch kein geduldigerMensch: Wenn ich etwas sehe, dann will ich das unbe-dingt gleich lösen und ein Ergebnis sehen. Mit dieserEinstellung wird man im KV-System oft enttäuscht.

Welchen Rat haben Sie für Ärzte und Psychothera-peuten, die sich auch in der Selbstverwaltungengagieren möchten?

Dass sie das unbedingt tun sollten! Ich bin mittler-weile ja bereits einer der Jüngeren. Wir haben soviele Kollegen, die 60 und älter sind. Diese Ärztebesitzen einen wertvollen Erfahrungsschatz und sindfür die Versorgung unverzichtbar. Aber die Probleme,die diese Ärzte haben, sind andere als meine. Undmeine wiederum sind andere als die, die Ärzte haben,die frisch ins System kommen. All diese Sorgenmüssen auch artikuliert werden. Deshalb brauchenwir auch die Stimme von jungen Ärzten. Das darf keinZirkel Grauhaariger sein, sondern es müssen auchdiejenigen Gehör finden können, die sich geradeetwas aufbauen.

Alltag im Arztberuf

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WAS TUT DIE KV HAMBURG FÜR VERTRAGSÄRZTE

UND -PSYCHOTHERAPEUTEN?

Von der Abrechnung bis zur Zulassung — alsKörperschaft des öffentlichen Rechts steht dieKassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) an derSeite ihrer rund 5.000 ärztlichen und psychothera-peutischen Mitglieder. Gemeinsam mit ihnen sorgtsie dafür, dass die ambulante medizinischeVersorgung in der Hansestadt flächendeckend undrund um die Uhr auf hohem Qualitätsniveau gewähr-leistet ist.

Die KVH ist zugleich die Interessenvertretung derHamburger Vertragsärzte und -psychotherapeuten.Sie schließt mit den Hamburger KrankenkassenVereinbarungen, beispielsweise über die Honorie-rung der ärztlichen Leistungen und über die Geld-menge, die von den Krankenkassen für die Arz-neimittelversorgung zur Verfügung gestellt wird. DieKVH übernimmt zudem die Abrechnung der weit über

3.000 Hamburger Praxen pro Quartal und gewährleis-tet pünktliche und sichere Honorarzahlungen. DieInteressenvertretung beinhaltet auch die Beratungder Mitglieder zu Fragen der vertragsärztlichen Tä-tigkeit, angefangen von der pharmazeutischen Fach-beratung bis hin zur Aufklärung in Abrechnungs- undWirtschaftlichkeitsfragen.

Sicherstellung der ambulanten vertragsärztlichen und –psychotherapeutischen Versorgung für die Hamburger Bürger (Versorgung auch außerhalb der sprechstundenfreien Zeiten durch den Notfalldienst)

Gewährleistungspflicht gegenüber den Krankenkassen und ihren Verbänden, die vertragsärztliche und -psychotherapeutische Tätigkeit ordnungsgemäß durchzuführen (Kontrolle der Qualität der ärztlichen undpsychotherapeutischen Leistungen)

Interessenvertretung der Vertragsärzte und –psychotherapeuten zur Wahrung ihrer Rechte (beinhaltet auchdie Beratung der Mitglieder zu Fragen der vertragsärztlichen Tätigkeit)

Vertragshoheit (Verhandlung der Verträge mit den Krankenkassen)

Ausschussbesetzung (paritätische Besetzung von Ausschüssen mit Vertragsärzten/-psychotherapeutenund Vertretern der Krankenkassen)

Zu den zentralen Aufgaben der KV Hamburg gehören:

Sie sind Mitglied der Kassenärztlichen VereinigungHamburg und haben Fragen oder wünschen Bera-tung? Das kompetente Team unseres Infocenters istgern für Sie da!

Telefon: 040 / 22 802 - 900Mail: [email protected]

Montag, Dienstag, Donnerstag: 8:00 bis 17:00

Mittwoch:8:00 bis 12:30

Freitag:8:00 bis 15:00

Die KVH in Kürze

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WAS TUT DIE KV HAMBURG FÜR PATIENTEN?

UNSER SERVICE FÜR PATIENTEN:

Ärztlicher Notfalldienst unter der Telefonnummer040 / 22 80 22

An 365 Tagen im Jahr bietet die KVH außerhalb der ärztlichen Sprechzeiten unter der Rufnummer 22 80 22 folgende ärztliche Hilfen an:

– telefonische Beratung durch den Arzt in der Zentrale

– Besuch eines Arztes beim Patienten zu Hause

Zudem stehen neben den kinderärztlichen Notfall-diensten (Altonaer Kinderkrankenhaus, AsklepiosKlinik Nord - Heidberg, Helios Mariahilf Klinik, Kin-derkrankenhaus Wilhelmstift) auch die Notfallpraxenin Farmsen (Berner Heerweg 124, 22159 Hamburg)und Altona (Stresemannstraße 54, 22769 Hamburg)zur Verfügung.

Arztsuche auf www.kvhh.de

Egal ob man einen Hausarzt um die Ecke oder einenOrthopäden mit Schwerpunkt Unfallchirurgie sucht,die Arztsuchmaschine auf der Internetseite der KVHfindet einen Arzt oder Psychotherapeuten nach denWünschen des Patienten – schnell und zuverlässig, rundum die Uhr.

Patientenberatung unter 20 22 99 222

Auch das persönliche Gespräch bei individuellenProblemen und Gesundheitsfragen wird seitens derKVH (in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Ham-burg) angeboten. Von Montag bis Freitag stehen denPatienten kompetente Mitarbeiter zur Verfügung.

Montag, Dienstag, Donnerstag:9:00 bis 13:00 Uhr und 14:00 bis 16:00 Uhr

Mittwoch:9:00 bis 12:00 Uhr und 14:00 bis 18:00 Uhr

Freitag:9:00 bis 12:00 Uhr

Die KVH stellt den gesetzlich versicherten Patienteneine wohnortnahe und hochqualifizierte medizinischeVersorgung mit Haus-, Fachärzten und Psychothera-peuten rund um die Uhr zur Verfügung. Sie über-nimmt gleichfalls die Organisation des Notfalldienstes.Da Dank des Kollektivvertrages alle Vertragsärztejeden Kassenpatienten – egal bei welcher Kranken-kasse er versichert ist – behandeln können, ist einefreie Arztwahl für die Patienten gewährleistet. DieKVH ist somit der Garant einer zuverlässigen und

qualitätsgesicherten Versorgung in der solidarischenKrankenversicherung. Die KVH überprüft zudem dieQualität der ärztlichen und -psychotherapeutischenTätigkeit und gewährleistet hohe Versorgungsstan-dards bei den niedergelassenen Ärzten und Psycho-therapeuten in Hamburg. Ebenso bietet sie PatientenBeratung zu medizinischen Sachverhalten oder zuLeistungen der Gesetzlichen Krankenversicherungund hilft dabei, den richtigen Arzt zu finden.

Die KVH in Kürze

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www.kvhh.de