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La Plata, Argentina AUSLANDSSEMESTER 2015/16 im Rahmen des BA 3+1 Programms

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La Plata, Argentina

AUSLANDSSEMESTER 2015/16 im Rahmen des BA 3+1 Programms

Liebe La Plata - Interessenten,

wie schön, ihr habt auf meinen Beitrag geklickt, das heißt also ihr seid in irgendeiner Weise an einem Auslandssemester in Argentinien interessiert oder wollt euch näher über das BA 3+1 Programm informieren.

Bevor ich euch von meiner Zeit in La Plata berichte, ganz kurz zu mir: Ich bin Lisa, 22 Jahre und habe hier in Erfurt Kommunikationswissenschaft und Romanistik studiert. Mein Semester in La Plata habe ich anschließend an die schöne PSP-Zeit, sprich nach meinem 6. Semester absolviert, also noch ein 7. an die Regelstudienzeit drangehängt. Das 3+1 Programm lässt sich wie ihr seht von einem Jahr im Ausland auch auf ein Semester verkürzen, ich habe mich also Ende Juli direkt in den Flieger nach Südamerika gesetzt und bin dort bis Ende Januar geblieben.

Wovon ich euch erzählen möchte gl iedere ich mal ü b e r s i c h t s h a l b e r i n f o l g e n d e P u n k t e a u f : d i e Vorbereitungsphase (1), sprich die Voraussetzungen der Unis und die Planung des ganzen Aufenthaltes. Als zweites geht es um das Studium und die Uni in La Plata (2). Danach möchte ich noch was über das Leben, die Kultur und die Freizeit dort erzählen (3).

So, bevor ihr mir nach dem Geplänkel hier gleich wieder abspringt:

Nutzt die Chance, geht nach La Plata. Und wenn euch das Programm nicht zusagt, geht nach Córdoba (ja, auch in Argentinien gibt es eins) oder nach Brasilien oder Peru oder Chile, aber tut es, traut euch. Die beste Zeit mit den wertvollsten Erinnerungen werdet ihr immer dann haben, wenn ihr euch aus der Komfortzone heraus und ins Unbekannte begibt. Sicher war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in diesen sechs Monaten, aber glaubt mir, das hier ist eine der besten Chancen, die ihr jemals bekommen werdet, um eine andere Sprache zu lernen, Leute kennenzulernen, die ihr ein Leben lang nicht vergessen werdet, einen Einblick in andere Kulturen zu bekommen, Freundschaften zu schließen und einfach das Leben zu genießen.

Also gut, genug mit den Lebensratschlägen, ich fang dann mal an mit dem organisatorischen Kram.

1 D I E V O R B E R E I T U N G Diesen Abschnitt möchte ich relativ kurz halten, da ihr das auch vom BA 3+1 Büro erklärt bekommt.

Die wichtigsten Voraussetzungen waren folgende Punkte: Eines der Studienfächer sollte entweder Literaturwissenschaft oder

Romanistik sein und in Spanisch solltest du mindestens das B1-Niveau erreicht haben. Sobald du also dies vorweisen kannst, wird

es verlangt, ein Motivationsschreiben zu verfassen und im Anschluss an einem Auswahlgespräch teilzunehmen. Wirst du

genommen, kommt es noch darauf an, ob die Fördergelder vom DAAD (Deutscher Akademischer AuslandsDienst) bewilligt

werden, und damit wäre ich auch schon bei dem absoluten Pluspunkt dieses Programms: du bekommst sage und schreibe 800€

pro Monat für deine Unterhaltskosten gezahlt, außerdem eine Flugpauschale und einen Versicherungszuschuss. Geldtechnisch

kann man sich kein besseres Programm für seinen Auslandsaufenthalt wünschen, mit diesem Vollstipendium lässt es sich

wunderbar leben in Argentinien.

Außer ein paar zusätzlichen Dokumenten war es das also fast schon mit der Vorbereitung, die Kurse wählt ihr vor Ort an der Uni

in La Plata, auch die Visumangelegenheiten könnt ihr erst von dort aus erledigen. Im Semester vor eurem Abflug müsst ihr

allerdings noch ein zusätzliches, „auslandsvorbereitendes“ Seminar belegen, aber auch da kann euch das Büro weiterhelfen.

Flüge gehen von Deutschland aus nach Buenos Aires, wenn ihr Glück habt, liegt sogar der Direktflug von Frankfurt aus im

Budget. Nach 14 Stunden landet ihr dann also in der Hauptstadt Argentiniens, mit dem Transferservice Tienda Leon könnt ihr

euch vom Flughafen aus auch bequem nach La Plata chauffieren lassen.

2 S T U D I E R E N A N D E R U N L P

Ja, die Uni. Ich möchte nicht sagen Kulturschock, aber so ein bisschen anders läuft es da schon ab.

Die Universidad Nacional de La Plata, kurz UNLP ist eine Uni mit rund 90.000 Studenten, die allerdings an vielen

verschiedenen Fakultäten in der ganzen Stadt verteilt sind. Als Literaturwissenschaftler bzw. Romanisten studiert ihr an

der Facultad de Humanidades, welche sich im Bosque, also im Norden der Stadt befindet, und bequem mit dem Bus oder

mit dem Fahrrad (für die Abenteuerlustigen, zum Verkehr und der Fahrweise der Argentinier später mehr) zu erreichen

ist. Im Rahmen des Programms müsst ihr bestimmte Kurse verpflichtend absolvieren, könnt aber zusätzlich auch in ganz

andere Seminare reinschnuppern, in La Plata gibt es so ziemlich alles was das wissbegierige Studentenherz erfreut.

Wie auch die UNLP ist der Großteil der Unis in Argentinien öffentlich und somit kostenlos und in den meisten

Studiengängen nicht durch einen NC beschränkt. Öffentlich heißt außerdem: jeder darf die Gebäude der Uni betreten.

Dass also ein paar Straßenhunde (und davon gibt es in Argentinien genug) schwanzwedelnd in den Unterricht spazieren

ist keine Seltenheit, für mich besonders ungewohnt war jedoch folgendes: In der Nähe der Uni liegt an eher ärmliches

Viertel, es ging so gut wie kein Seminar vorbei, in dem nicht die Nachbarskinder in den Unterricht platzten und um ein

paar Münzen bettelten. Ich will das jetzt gar nicht weiter beurteilen, deshalb lass ich das einfach mal so stehen.

Auch der Unterricht läuft ein bisschen anders ab. Pünktlichkeit, auch von Seiten der Dozenten, ist meist nebensächlich. Anders als

in Erfurt herrscht hier dennoch Anwesenheitspflicht, und hinsichtlich dessen wird auch akribisch eine Anwesenheitsliste geführt.

Und es lohnt sich auch wirklich in die Veranstaltungen zu gehen, da der Lesestoff einen dermaßen großen Umfang besitzt, dass

ihr froh sein werdet, wenn es der Dozent etwas anschaulicher zusammenfasst. Die Liste der relevanten Texte ist immens, die der

freiwillig (und empfehlenswert) zu lesenden noch länger. Die Literaturveranstaltungen sind weniger auf spezielle Themen und

vielmehr auf einen großen Überblick ausgerichtet, sodass es schon mal sein kann, dass ihr innerhalb von einer Woche ein ganzes

Buch lesen müsst. Aber auch ich als Nicht-LitWi-Studentin habe es überlebt, man braucht nur Durchhaltevermögen und viel

Kaffee.

Ein anderes Thema, welches mich hinsichtlich der Uni sehr beeindruckt hat, ist das Engagement der Studierenden. Es gibt eine

unglaubliche Anzahl an Hochschulgruppen, die sich für alle möglichen Themen einsetzen, und da werden die Interessen auch

wirklich mit Herzblut verfolgt. Auch Politik ist ein großes Thema, was in meinem Fall wohl auch an den anstehenden

Präsidentschaftswahlen lag.

Während ich in Deutschland immer das Gefühl habe, dass Texte nur für Uni und Klausuren gelesen werden, hatte ich in La Plata

immer das Gefühl, dass sich jeder Student auch außerhalb der Uni und zusätzlich zum Lerndruck informiert und engagiert, und

das hat mich wirklich sehr beeindruckt.

Campuswiese der Facultad de Humanidades/ Psicología

3 LA PLATA - STUDENTENSTADT La Plata ist mit seinen rund 500.000 Einwohnern eine der größeren Städte in Argentinien. Kennzeichnend ist außerdem, dass sich unter der

halben Million etwa 90.000 Studenten befinden. An der Uni selbst fällt das gar nicht mal so sehr auf, da es wie gesagt viele, in der ganzen

Stadt verteilte Fakultäten gibt. Die Kultur in La Plata ist aber schon sehr studentisch geprägt.

Das erste, was in La Plata auffällt, ist wahrscheinlich das Straßensystem. Die Stadt hat sich nicht aus einem Stadtkern entwickelt, sondern ist von

vorne bis hinten geplant und konstruiert worden. Im Schachbrettmuster sind die Straßen einfach von oben nach unten beziehungsweise links

nach rechts durchnummeriert.

Alle sechs „cuadros“ gibt es dann ein mehr oder weniger kleines

Plätzchen, auf denen man im Frühjahr und Sommer immer wunderbar

die eine oder andere Mate trinken kann.

Wer jetzt eine Stadt mit wunderschönem Altstadtkern sucht, ist hier

also leider fehl am Platz. Dafür ist La Plata aber beim kulturellen

Angebot ganz gut aufgestellt. Es gibt an jeder Ecke eigentlich ein

„centro cultural“, in dem man Tango, Salsa oder andere Tänze lernen

kann. In der Pasaje Dardo Rocha am Plaza San Martin in der Avenida 7

gibt es ein sehr umfangreiches und sehr günstiges Angebot an

Musik- und Tanzunterricht, Workshops z.B. für Schauspielerei oder

handwerkliche Dinge wie Töpfern, auch Kochkurse werden angeboten.

Die Freizeit kann man sich also in La Plata sehr gut gestalten. Ansonsten

dauert es mit dem Bus auch nur 1 Stunde bis nach Buenos Aires.

Parque de la Costa (Freizeitpark in der Nähe von Buenos Aires)

Plaza Moreno in La Plata (geografisches Stadtzentrum; vom Turm der Kathedrale hat man eine gute Aussicht über die ganze Stadt) Avenida 7 (mit Plaza San Martin und Passage Dario Rocha;

Einkaufsstraße und Haltestelle von fast allen Bussen)

Jede Straße trägt eine Nummer, macht es leichter sich in der Stadt zurechtzufinden

Tetro Argentino: Günstige und gute Theater-/Opern-/ Ballettvorstellungen

In La Plata lässt es sich also im großen und ganzen recht gut leben. Die Unterhaltskosten werden ungefähr so sein wie bei uns in

Deutschland. Die Essenskosten sind (je nach Wechselkurs) eigentlich so wie bei uns, Tiefkühlkost ist sehr teuer, das Gemüse und

Obst eher günstiger. Die Mietpreise sind auch machbar, kommt natürlich auch auf das Viertel drauf an.

Das Haupttransportmittel ist der Bus. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist es aber, dass es keinen Fahrplan gibt (oder wenn es

einen geben sollte, ist er der Öffentlichkeit anscheinend nicht zugänglich). Da muss man sich also ein wenig umstellen, da man

recht schlecht planen kann, wann man wo ankommt. Macht aber nichts, es ist ja sowieso keiner pünktlich. Die Busse fahren je

nach Haltestelle und Uhrzeit ungefähr alle 10 bis 15 Minuten, nicht vergessen dürft ihr, den Bus herbeizuwinken, sonst hält er

nicht an. Allgemein geht für ÖVM in der Provinz Buenos Aires, dass ihr euch die „Sube“ besorgen müsst. Das ist eine Karte auf

die ihr Geld laden müsst, um Busse, Metros etc. benutzen zu können. Die stempelt ihr beim Einsteigen immer beim Fahrer ab.

Semestertickets gibt es übrigens keine, die Busfahrt kostet aber auch immer nur so um die 30 Cent.

Für die Mutigen gibt es natürlich immer die Möglichkeit, sich ein Fahrrad zu besorgen. Manchmal wird einem zwar bei der

Fahrweise der Argentinier Angst und Bange, praktisch ist ein Rad gerade abends oder Sonntag, wenn die Busse nicht mehr so oft

fahren, natürlich trotzdem. Besorgt euch deshalb am besten einen Helm und seid beim radeln einfach immer vorsichtig, es gilt

das Recht des Stärkeren, im Zweifelsfall also einfach anhalten und die Autofahrer vorbeirasen lassen.

Ohne euch noch groß Angst machen zu wollen, die Kriminalität ist in Argentinien schon ein wenig höher als in Deutschland.

Deshalb: Nachts bitte nicht alleine durch die Stadt laufen, die Taxis sind echt nicht so teuer, als dass ihr es riskieren müsstet,

überfallen zu werden. Außerdem, in der Disko (heißt hier übrigens boliche) immer sehr auf die Wertsachen aufpassen oder am

besten gleich zuhause lassen! Nehmt einfach ein altes Handy mit, das ihr beim Feiern dabei haben könnt und bei dem euch nicht

das Herz blutet, wenn es doch geklaut wird.

So, das wars eigentlich, mehr Tipps habe ich nicht auf Lager.

Ich hab meine Zeit in Argentinien sehr genossen. Wer gerne reist, plant euch am besten danach (oder zwischen den Semestern)

noch so viel Zeit ein wie möglich: Argentinien ist landschaftlich wirklich der Wahnsinn. Im Nordosten (Misiones etc.) habt ihr

tropische Zonen mit Regenwäldern (und den Iguazu-Wasserfällen, UNBEDINGT hinfahren!), im Nordwesten bei Salta und Jujuy

Wüstengebiete. Ganz im Süden gibt es im Feuerland den am südlichsten liegenden Punkt der Erde (bzw. der Punkt, der dem

Südpol am nähesten ist) und somit Eisgletscher und auch sehr karge Gebiete. In Patagonien und bei Bariloche gibt es außerdem

die schönsten Seenlandschaften und Berge, für Trekkingliebhaber das absolute Paradies.

Ich kann euch also wie gesagt nur raten, die Chance zu ergreifen, eure Koffer zu packen und diese Erfahrung mitzunehmen!

Cataratas de Iguazú, Misiones

Bariloche, vista del Cerro Campanario

Glaciar Perito Moreno, El Calafate