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L a b o r w e r t e

€ 5,00sFr 7,50H 20429

€ 5,00sFr 7,50H 20429LEBENSZEICHEN

DAS LEBERMAGAZIN

HILFE AUFKLÄRUNG FORSCHUNGLEBENSZEICHEN

DAS LEBERMAGAZIN

HILFE AUFKLÄRUNG FORSCHUNGHILFE AUFKLÄRUNG FORSCHUNG

L a b o r w e r t e

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EDITORIAL

L E B E N S Z E I C H E N 2/032

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INHALT

L E B E N S Z E I C H E N 2/03 3

• Editorial ...................................................................................................................... 2

• Inhalt ............................................................................................................................ 3

• Grundsätzliches.......................................................................................................... 4

• Teil I: Grundwerte der Leber ................................................................................... 4

• Teil II: Diagnostik der viralen Hepatitis ............................................................... 7

• Teil III: Autoantikörper ........................................................................................... 10

• Teil IV: Das Blutbild ................................................................................................ 11

• Teil V: Die Blutgerinnung ...................................................................................... 15

• Teil VI: Schilddrüsenwerte ..................................................................................... 17

• Teil VII: Fette ............................................................................................................. 18

• Teil VIII: Nierenwerte ............................................................................................ 20

• Teil IX: Glukose ........................................................................................................ 21

• Teil X: Bauchspeicheldrüsenwerte ........................................................................ 23

• Teil XI: Weitere Blutparameter .............................................................................. 23

• Teil XII: Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine .......................................... 25

LABORWERTE ....................................................................................... 4

IMPRESSUM .........................................................................................

LEBENSZEICHENHilfe Aufklärung Forschung

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GOT (ASAT) und GPT (ALAT) sind bei jedem Men-schen durch das natürliche Zugrundegehen von Leber-zellen in geringer Konzentration nachweisbar. Durchdie Schädigung der Leberzellen (z. B. bei einerVirushepatitis) gelangt durch das massive Zugrunde-gehen dieser Leberzellen eine erhöhte Konzentrationder Leberenzyme ins Blut, wo diese Enzyme als er-höhte Transaminasen messbar sind. Beide Enzyme,GOT (ASAT) und GPT (ALAT) haben eine wichtigeFunktion im Energiehaushalt des Organismus zu erfül-len. Enzyme sind in der lebenden Zelle gebildete orga-nische Verbindungen, die den Stoffwechsel des Orga-nismus steuern. Erhöhte Werte findet man bei akuterund chronischer Virushepatitis, bei Leberzirrhose,Lebertumoren und -metastasen, Erkrankungen derGallenwege, Herzinfarkt und Lungenembolie.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E4

Laboruntersuchungen gehören in der heutigen Zeit zuden wichtigsten und sehr häufig veranlassten Maß-nahmen während eines Sprechstundenbesuches beieinem Hausarzt. Die Analyse aus nur einem TropfenBlut oder anderen Körperflüssigkeiten kann demuntersuchenden oder behandelnden Arzt wertvolleund sichere Hinweise auf die Ursache einer Krankheit,den Stand einer Therapie und die Wirksamkeit derverordneten Medikamente geben. Das Ergebnis derLaboruntersuchung bezeichnet man als Laborwerte.

Bei der großen Anzahl der gemessenen Laborwerteund Möglichkeiten unterschiedlicher Interpretationfällt es manchmal sehr schwer, alles richtig zu verste-hen. Doch gerade das eigene fundierte Wissen ist es,welches den Erkrankten besser mit neu eingetretenenSituationen umgehen lässt und einen Großteil zu einergelungenen Behandlung bzw. Therapie beitragenkann.

Ob ein Patient gesund oder krank ist, kann jedochnicht an den vorliegenden Laborwerten festgemachtwerden. Laborwerte unterliegen so wie der menschli-che Organismus ständig wechselnden Veränderungenund geben meist nur Kenntnis über den aktuellenStand. Bei allen Laborwerten orientiert man sich anden so genannten Normalwerten, Referenzwertenbzw. Referenzbereichen. Es gibt so genannte obere und

untere Werte, was bedeutet, dass bei 95 % der gesun-den Menschen das Untersuchungsergebnis in diesemBereich liegt. 5% liegen nicht in diesem Bereich, ohnedass eine Krankheit vorliegen muss. Umgekehrt kön-nen trotz einer Krankheit völlig unauffällige Labor-werte vorliegen. Grundsätzlich gilt: Keine Überbe-wertung eines einzelnen pathologischen Laborwer-tes. Laborwerte werden u. a. beeinflusst vom Ge-schlecht, Alter, Ernährung, Medikamenten, körper-licher Belastung und dem Biorhythmus. Weiter ist zubeachten, dass die so genannten „Normalwerte“ teil-weise in unterschiedlichen Einheiten angegeben wer-den und von Labor zu Labor variieren können. Ebensowerden Referenzwerte in der medizinischen Literaturoftmals unterschiedlich angegeben.

Besonders wichtig: Ab März 2003 werden die Labor-werte allgemein bei 37°C angegeben (früher: 21°C).Dadurch ändern sich auch die Referenzbereiche. Siesind aber keinesfalls „großzügiger“ geworden – dennWerte, die man bei 37°C misst, fallen auch höher aus.So ist z. B. ein GGT-Wert von 18 bei 37°C niedriger alsder vermeintlich gleiche Wert bei 21°C.

Im Zweifelsfall gilt immer der Referenzbereich, der aufIhrem Befund angegeben ist. Bei vermeintlichen Ab-weichungen sehen Sie bitte immer dort nach oder fra-gen Sie Ihren Arzt.

Grundsätzliches

Teil I: Grundwerte der LeberLeberwerte – Transaminasen

(Aminotransferasen)

GOT/ ASATGlutamat-Oxalazetat-Transaminase/ Aspartat-

Amino-Transferase

Männer 10–50 U/L bei 37°Cunter 19 U/L bei 21°C (alt)

Frauen 10–35 U/L bei 37°Cunter 15 U/L bei 21°C (alt)

GPT/ ALATGlutamat-Pyruvat-Transaminase/ Alanin-Amino-

Transferase

Männer 10–50 U/L bei 37°Cunter 23 U/L bei 21°C (alt)

Frauen 10–35 U/L bei 37°Cunter 18 U/L bei 21°C (alt)

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Die γ-GT ist ein wichtiges Enzym im Eiweißstoffwech-sel, das bei einer ganzen Reihe von Leber- und Gallen-wegserkrankungen äußerst empfindlich reagiert. Er-höhte Werte finden sich bei akuter und chronischerVirushepatitis, Leberzirrhose, Fettleber, Alkoholismus,Gallenwegserkrankungen, Lebertumoren und -meta-stasen, der Einnahme bestimmter Arzneimittel, Be-lastung durch Umweltgifte, Zuckerkrankheit, Bauch-speicheldrüsenentzündungen, Bauchspeicheldrüsen-krebs, Herzinfarkt, Nierenerkrankungen und Autoim-munerkrankungen (PBC = primär biliäre Zirrhose oderPSC = primär sklerosierende Cholangitis).

Leberfunktionstest

Leberfunktionstests geben einerseits Aufschluss überFunktion der Leber und Funktionsreserve des geschä-digten Organs (Ausscheidungsfunktion). Andererseitsbeurteilen sie die Aufbauleistung (Synthese) der Leber-zellen.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 5

γ-GT (Gamma-GT)Gamma-Glutamyl-Transferase

Männer unter 66 U/L bei 37°C (IFCC)unter 28 U/L bei 21°C (alt)

Frauen unter 39 U/L bei 37°C (IFCC)unter 18 U/L bei 21°C (alt)

Bili – Bilirubin

Gallenfarbstoff

Erwachsene – Gesamt Bilirubinbis 1,1 mg/ dL im Serum/Plasmaab 2,0 mg/ dL auch im Urin messbar

Das Bilirubin stammt zum größten Teil aus dem Abbauder roten Blutkörperchen, den Erythrozyten, die, nach-dem sie gealtert oder defekt sind, aussortiert und inihre Bestandteile zerlegt werden. Dies geschieht in derMilz, im Knochenmark und in der Leber. Das für denSauerstofftransport zuständige Häm, ein Bestandteilder roten Blutkörperchen, wird dabei in das gelblicheBilirubin abgebaut, und durch eine Koppelung an Ei-weißmoleküle über die Blutbahn zur Leber transpor-tiert. Damit dieses schließlich aus dem Körper ausge-schieden werden kann, muss es in der Leber vomEiweiß abgekoppelt und an eine bestimmte Säure, dieGlukuronsäure, gebunden werden. Danach kann esmit der Galle in den Darm und auch über den Urinausgeschieden werden.

AP – alkalische Phosphatase

(gesamt)

Männer 40–129 U/LFrauen 35–104 U/L

Die AP gibt die Ausscheidungsfunktion der Leber an,sowie die Durchgängigkeit der Gallenwege. DerAnstieg der AP erfolgt schon lange bevor eineGelbsucht auftritt und ist ein Zeichen für die Behin-derung des Gallenflusses. Erhöhte Werte zeigen sichbei Lebererkrankungen, Gallenwegserkrankungen, Er-krankungen der Knochen und bei Knochenbrüchen.

GLDH

Glutamat-Dehydrogenase

Männer bis 6,4 U/LFrauen bis 4,8 U/L

LDH – Laktat-Dehydrogenase

Männer 135–225 U/LFrauen 135–214 U/L

Die GLDH ist ein Enzym, das am Energiestoffwechselaller Körperzellen in den sogenannten Mitochondrien,den Kraftwerken der Zellen, beteiligt ist. ErhöhteWerte treten jedoch nur bei schwerer Schädigung derLeberzellen bzw. ihrem Untergang auf. GLDH-Wertegeben Auskunft über den Grad der biochemischenFunktionsleistung des Leberparenchyms (funktionsfä-higer Teil der Leber).

Erhöhte Werte entstehen bei akuter Leberentzündung,Leberzirrhose, Fettleber, Gallengangsverschluss mitGelbsucht, Leberzellkrebs, Lebermetastasen, Leber-vergiftung und Lebervenenthrombose.

LDH ist ein Enzym, das in allen Zellen vorkommt. Einebeträchtliche Konzentration findet sich jedoch in derLeber, den roten Blutkörperchen, den Skelettmuskelnund dem Herzmuskel. Eine wichtige Rolle spielt esebenfalls im Energiestoffwechsel – dem Milchsäure-stoffwechsel.

Diese Werte sind bei folgenden Erkrankungen erhöht:akute und chronische Lebererkrankungen, Leberzir-rhose, Abflussstörungen der Galle, Fettleber, unter Ein-nahme bestimmter Medikamente, erblich bedingteStoffwechselstörungen, hämolytische Anämie, Leber-tumore.

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E6

CHE wird in der Leber gebildet und ist ein Eiweiß-körper, der für die richtige Funktion der Muskelkon-traktion notwendig ist. Ein zu niedriger Wert mussnicht unbedingt auf eine gestörte Syntheseleistung derLeber hinweisen.

Erhöhte Werte treten bei Fettleber, Eiweißverlust undZuckerkrankheit auf. Erniedrigte Werte können aufeinen Leberparenchymschaden hinweisen.

Gesamteiweiß (Gesamtprotein) Eiweißstoffwechsel

Erwachsene 6,6–8,7 g /dL

Albumin

Erwachsene 3,4–4,8 g/dL

Elektrophorese

Albumin 55–69 %α1-Globulin 1,6–5,8 %α2-Globulin 5,9–11 %β-Globulin 7,9–14%γ-Globulin 11–18 %

Die Struktur und Funktion von allen Organen sind inentscheidendem Maße von ihren Eiweißbestandteilenabhängig. Ohne die Eiweiße (Proteine) sind Aufbau,Erneuerung u. Reparatur von Zellen und Gewebe nichtmöglich und zahlreiche lebenswichtige Hilfs- undBotenstoffe könnten ihre Aufgabe im Körper nichterfüllen. Bausteine der Eiweiße sind die Aminosäuren,die zum Teil der Körper selbst herstellt aber auch teil-weise mit der Nahrung aufgenommen werden müssen(essentielle Aminosäuren). Ein Eiweißmolekül bestehtdurchschnittlich aus 100–500 Aminosäuren, die durchdas Erbgut bestimmt in einer genau festgelegtenReihenfolge miteinander verknüpft sind. Fehlt nureine Aminosäure, sind schwere Funktionsstörungendie Folge, da ein korrekter Aufbau nicht möglich ist.Aufgaben der Eiweißstoffe sind die Aufrechterhaltungund Verteilung der Flüssigkeitsmengen zwischenBlutbahn und Gewebe sowie der Transport von Fetten,Hormonen, Eisen, Kupfer und einer Reihe andererStoffe im Blut, Durchführung der Blutgerinnung, dasAuslösen von Entzündungsreaktionen, die Abwehrgegen Bakterien und Viren und die Aufrechterhaltungund Unterstützung zahlreicher Stoffwechselvorgängeim Körper.

Erhöhte Werte sind selten, finden sich jedoch bei chro-nisch entzündlichen Erkrankungen und bestimmten

CHE - Cholinesterase

Männer/Frauen über 40 Jahre 5.320–12.920 U/LFrauen unter 40 J. (nicht schwanger) 4.260–11.250 U/LFrauen unter 40 J. (schwanger oder Pilleneinnahme)

3.650–9.120 U/L

Leberschäden. Erniedrigte Werte treten bei Eiweiß-mangelernährung auf, sowie Diäten, Darmerkran-kungen mit Störungen der Aufnahmefähigkeit vonNahrungsmitteln, Eiweißverlust durch Nierenerkran-kungen, Ergussbildung (Aszites bei Leberzirrhose)und Leberschäden bei denen die Leber ihre Aufgabe,Eiweißkörper aufzubauen, nicht mehr erfüllen kann.

Albumin ist ein wichtiges Transporteiweiß (Bilirubinwird mit Hilfe von Albumin über die Blutbahn zurLeber geschleust, um dort abgebaut zu werden). Etwa12 g werden täglich in der Leber neu gebildet, etwa300 g sind im Körper ständig vorhanden. Albumin hältden Gewebedruck aufrecht und ist für den Flüssig -keitsaustausch unerlässlich. Auch gibt AlbuminAufschluss über chronisch fortschreitende Prozesse inder Leber. Wird bei einer fortgeschrittenen Leber-zirrhose nicht mehr genügend Albumin produziert,kommt es zu einem Flüssigkeitsaustritt in das Gewebe,Ödemen und Aszites. Erniedrigte Werte finden sichauch bei Durchfall, Hunger und Nierenleiden.

Bild 1: Elektrophorese bei normaler Leberfunktion

Erhöhte Werte entstehen bei einer Leber- und Gallen-wegserkrankung, einem Herzinfarkt, Herzmuskel-entzündung, Lungenembolie, Muskelerkrankung oderBluterkrankung.

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betrifft vor allem Albumin und γ-Globulin (Gamma-globulin).

Spezifische Abwehrstoffe des Körpers bestehen ausGammaglobulin. Bei chronischen Lebererkrankungensind folgende Werte erniedrigt: ß-Globulin, α1-Globulin, α2-Globulin bei akuter und chronisch akti-ver viraler Hepatitis.

Ein negativer Hep.-A-IgM-Ak-Test schließt bei nichtimmunsupprimierten Personen eine Hepatitis A sicheraus.

Hepatitis A heilt in der Regel aus und sichert einelebenslange Immunität gegenüber einer Neuinfektion.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 7

Hep.-A-IgM-AK sind der Beweis einer akuten oder fri-schen Infektion und ab dem Beginn erster Symptomedrei bis sechs Monate nachweisbar.

Hep.-A-IgG-AK sind ebenfalls ab Beginn der Krank-heitssymptome nachweisbar und persistieren in derRegel lebenslang. Auftreten etwa drei bis vier Wochennach Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus.

Hepatitis A

Serologischer Antikörpernachweis

Hep.-A-IgM-AK: Hepatitis-A-Antikörper Immunglobulin MHep.-A-IgG-AK: Hepatitis-A-Antikörper Immunglobulin G

Elektrophorese ist die Auftrennung der Eiweiße aufGrund ihrer unterschiedlichen Wanderungsgeschwin-digkeit im elektrischen Feld. Verschiedene Gruppenvon Bluteiweißen werden getrennt dargestellt und inihrem Mengenverhältnis bestimmt.

Bei chronischen Leberleiden ist das Eiweißmuster inder Elektrophorese auf typische Weise verschoben. Das

Teil II: Diagnostik der viralen Hepatitis

Inkubationszeit

akute Hepatitis BRekonvaleszenzzeit

chronisch aktive Hepatitis B

chronisch persistierendeHepatitis B

asymptomatische Träger

lebenslange Immunität nachausgeheilter Infektion

erworbene Immunität nachImpfung

HBs-Ag

+

+ – –

+ +

+

+

Anti-HBs

– – +

+

+

Anti-HBc

– – +

+

+

+

+

Anti-HBe

– – +

+ / –

( + ) / –

+ – –

HBV-DNA PCR

+

+ – –

+

+

( + )

+ = positiv + + = stark positiv – – + = wird im Verlauf (Rekonvaleszenz) positiv + / – = nicht immer positiv– = negativ (+ ) = schwach positiv + – – = wird im Verlauf (Rekonvaleszenz) negativ

HBeAg

+ / –

+ – –

+

Serologische Marker der Hepatitis-B-InfektionKrankheitsstadium

Hepatitis B

Serologische Marker der Hepatitis B:

Hepatitis-B-Antigene

HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen) ist im Serumvor Beginn der klinischen Erkrankung nachweisbarund erreicht seine maximale Konzentration circa beiSymptombeginn. HBsAg persistiert in der Regel wäh-

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E8

rend des gesamten symptomatischen Krankheits-verlaufs. Bei unkompliziertem Krankheitsverlauf wirdHBsAg aus dem Serum innerhalb von zwei bis vierMonaten eliminiert. Persistiert HBsAg über einenZeitraum von mehr als sechs Monaten, liegt eine chro-nische Infektion vor.

HBeAg (Hepatitis Be-Kernantigen) ist ein Abbau-produkt des HBcAg. Bei einem Großteil der akut anHepatitis B Erkrankten ist HBeAg, HBV-DNA (PCR)positiv. Diese Tests zeigen an, dass eine beträchtlicheVirusvermehrung stattfindet und sich diese Viren inder Blutbahn befinden. Der Betroffene gilt zu diesemZeitpunkt als hochinfektiös. HBeAg ist bei akuterInfektion oft nur einige Tage, in seltenen Fällen wenigeWochen im Serum nachweisbar. HBeAg wird in derRegel vor dem HBsAg aus dem Serum eliminiert. Eineeinmalige Bestimmung von HBeAg gibt keine Aussagedarüber, ob es sich um einen akuten oder chronischenVerlauf handelt. Ein beträchtlicher Teil der HBeAg-positiven Hepatitis-B-Erkrankten leidet an einer akti-ven Hepatitis.

Hepatitis-B-Antikörper

Anti-HBs werden nachweisbar, wenn das HBs-Ag ver-schwindet. Der erbrachte Nachweis im Serum vonAnti-HBs bedeutet Immunität gegenüber einer Neu-infektion. Betroffene, die nach Viruselimination nachakuter Hepatitis B Anti-HBs positiv sind, sind in derRegel auch Anti-HBc positiv. Im Gegensatz zur erwor-benen Immunität durch die ausgeheilte Hepatitis-B-Erkrankung sind Patienten durch Impfung gegenHepatitis-B-Anti-HBs -positiv, aber Anti-HBc-negativ.

Anti-HBc bleibt meist lebenslang nachweisbar und istein sehr empfindlicher Marker für eine durchgemach-te, vorhergegangene oder angehende Infektion.

Anti-HBe wird in der Regel bei Patienten nach einerakuten Hepatitis-B-Infektion, sowie auch bei chronischasymptomatischen Trägern des Hepatitis-B-Virus imSerum nachgewiesen.

Hepatitis C

Serologische Marker der Hepatitis C

Das Hepatitis-C-Virus, das 1989 das erste Mal moleku-larbiologisch aus der Gruppe der Non-A-Non-BHepatitis abgegrenzt werden konnte, ist entwederdurch den Nachweis der spezifischen Antikörper oderdurch die qualitative PCR diagnostizierbar.

HCV-AK = HCV-Antikörpertest

Der HCV-Antikörpertest ist das typische Such-verfahren zur Erkennung einer Hepatitis C. DerNachweis dieser Antikörper erlaubt jedoch keineAussage, ob es sich um eine akute, chronische oderbereits ausgeheilte Hepatitis C-Infektion handelt, oderob die getestete Person infektiös ist. Ein negativerHCV-Antikörpertest schließt eine HCV-Infektion nichtin jedem Falle aus. HCV-Antikörper können auchnegativ sein, wenn der Infektionszeitpunkt nur kurzzurückliegt. Auch bei immunsuppressiver Therapieoder bei einem Immundefekt können HCV-Antikörpertrotz einer aktiven Hepatitis fehlen. Die spezifischenAntikörper werden in der Regel erst einige Zeit nachder Infektion, ca. 4–6 Wochen, gebildet. In einzelnenFällen kann das Auftreten der Antikörper erst nach 4-9Monaten diagnostiziert werden. Zur Frage einer chro-nischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus ist derdirekte Virusnachweis mittels PCR erforderlich.

HCV-RNA (PCR)

PCR = Polymerase-Kettenreaktion (PolymeraseChain Reaction)

Hierbei wird der direkte Nachweis von Virus-Erbmaterial (RNA = Ribonucleinsäure) mittels moleku-larbiologischer Tests geführt, indem virale Gensequen-zen durch eine im Reagenzglas ablaufende Kettenre-aktion vermehrt werden. Der Nachweis von HCV-RNA im Serum hat einen zuverlässigeren Vorhersage-wert für die Infektiosität als der Nachweis von HCV-Antikörpern. Wir unterscheiden qualitative sowiequantitative Testverfahren.

In Speziallaboratorien kann der qualitative Test noch50 IU (International Units = Internationale Einheiten)pro Milliliter Untersuchungsmaterial nachweisen.Quantitative Testverfahren erlauben zwar die Messungder Virenzahl pro ml, zeigen aber positive Ergebnissenur bei einer Virenzahl, die höher als 600 IU/ml liegt.Die Quantifizierung der genauen Anzahl von IU proml Untersuchungsmaterial ist besonders wichtig vorTherapiebeginn und im Verlauf einer Therapie, um ein

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Ansprechen bzw. Nichtansprechen auf eine Therapiezu erkennen. So kann bei der Therapie mit pegylier-tem Interferon-alpha und Ribavirin schon nach 12Wochen eine Aussage über den möglichen Therapie-erfolg gemacht werden. An Hand des Untersuchungs-ergebnisses wird entschieden, ob eine Fortführung derTherapie aussichtsreich ist.

Nach Therapieende erhöhen mehrere Tests dieSicherheit für ein dauerhaftes Ansprechen bzw. eineAusheilung. Ein einmaliger Test dieser niedrigenNachweisgrenze mit negativem Ergebnis ergibt nochkeine endgültige Sicherheit zur vollständigen Virus-elimination. Wenn es unterhalb der Nachweisgrenzedes qualitativen Tests noch eine Restvirusmenge gibt,könnte sich diese nach Absetzen oder Beenden einerTherapie wieder vermehren und den Behandlungs-erfolg zunichte machen. Bisher war der qualitativeTest im unteren Messbereich empfindlicher als derquantitative Test. Beide Messverfahren werden aberzur Zeit weiter verbessert, so dass in Zukunft mit demneuen Verfahren eine wesentlich geringere Virusmen-ge nachgewiesen werden kann.

Genotypisierung

Die Genotypisierung des HCV ist Grundlage eineroptimalen Individualtherapie. Patienten, die mit demGenotyp 1, 4, 5 oder 6 infiziert sind, benötigen nachden heutigen Erkenntnissen eine längere Therapie alsmit Genotyp 2 oder 3 Infizierte.

Genotyp 1, 4, 5 und 6 werden mit einer Therapiedauervon 48 Wochen veranschlagt, während bei Genotyp 2und 3 in der Regel eine 24wöchige Therapie ausrei-chend erscheint. Auch haben Infizierte mit dem Geno-typ 2 und 3 eine bessere Prognose bezüglich der Virus-elimination. Diese Regel muss jedoch nicht auf jedenPatienten zutreffen.

Hepatitis D

Serologische Marker der Hepatitis D

Das Hepatitis-D-Virus (HDV) ist ein defektes bzw.unvollständiges Virus, das keine eigene Virushüllebesitzt. Um sich zu vermehren, benötigt es die Virus-hülle eines sogenannten Helfervirus, des Hepatitis-B-Virus. Eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus kanndemzufolge nur geschehen, wenn der Betreffende aneiner akuten oder chronischen Hepatitis B erkrankt ist.

HD-Ag persistiert nur kurz und ist bei der Super-infektion besser nachweisbar als bei der Koinfektion.

Anti-HD-IgM ist oft der einzige Marker im spätenAkutstadium, wenn HD-Ag schon nicht mehr nach-weisbar ist.

Anti-HD-IgG dient zur Verlaufsbeobachtung einerakuten oder chronischen Hepatitis D oder zumNachweis einer abgelaufenen Infektion. Es ist meistensvier bis sechs Monate nach der Infektion positiv. BeiAusheilung persistiert Anti-HD-IgG nur kurz.

HDV-RNA (PCR)

Ein direkter Virusnachweis des Hepatitis-D-Virus istnur sinnvoll bei akuter oder chronischer Hepatitis-B-Infektion, bzw. akutem Anstieg der Transaminasen(GOT, GPT) bei chronischer Hepatitis B.

Koinfektion bedeutet eine gleichzeitige Infektion mitdem Hepatitis-B- und -D-Virus.

Superinfektion bedeutet eine nacheinander erfolgendeInfektion, wobei die Erstinfektion immer die HepatitisB ist.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 9

akute Hepatitis-Koinfektionvon Hepatitis B und D

akute Hepatitis-Superinfek-tion von Hepatitis B und D

chronische Hepatitis B / D

HBV Hbs Ag

( + )

+

+

Anti-Hbc IgM

+

HDV HDAg

( + )

( + )

Anti-HD IgG

( + )

( + )

+

HDV-RNA PCR

+

+

+

Anti-HD IgM

+

+

( + ) / –

+ = positiv – = negativ ( + ) = schwach positiv ( + ) / – = nicht immer positiv

Serologische Marker der Hepatitis-D-Infektion

Krankheitsstadium

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E10

AMA IF-qualitativ

AMA IF-quantitativ

ANA

SMA

SLA

p-ANCA

LKM

LP

negativ

unter 1 : 40 Titer

bis zu 1 : 80 Titer (IFT)

unter 30 U/ml (IFT)

unter 25 U/ml

unter 1 : 10 Titer (IFT)

negativ (IFT)

negativ (Immunoblot)

Referenzbereiche für Autoantikörper

Diese Autoantikörper können zur Diagnostik der Autoimmunerkrankungen herangezogen werdenund die Diagnose erhärten.

AMA = mitochondrialeAntigene

ANA = antinukleäreAntikörper

SMA = Antigene in oderauf Skelettmuskelzellen(glatte Muskulatur)

SLA = Antikörper gegenlösliches Leberantigen

p-ANCA = zytoplas-tisches Antigen in neutro-philen Granulozyten

LKM = Leber-Nieren-mikrosomen-Antigen

LP = Leber Pankreas-Antigen

Dieser Prozess kann zur Schädigung der Organ-systeme oder des gesamten Organismus führen.

Die Autoimmunhepatitis (AIH), die primär biliäreZirrhose (PBC) sowie die primär sklerosierende Cho-langitits (PSC) sind chronische durch Fehlsteuerungdes Immunsystems bedingte Erkrankungen desLebergewebes und der Gallenwege.

IFT, Immunoblot oder ELISA sind verschiedeneBestimmungsmethoden für bestimmte Untersuchun-gen und können von Labor zu Labor variieren.

Autoantikörper sind gegen körpereigene Antigenegerichtete Antikörper, die durch eine Kreuzreaktionvon Infektionskeimen (z.B. Viren, Bakterien) entstehenkönnen. Antigen ist eine Substanz, die von einem Or-ganismus als fremd erkannt wird und dadurch dieBildung von spezifischen Antikörpern auslöst. Dienormalerweise gegenüber unserem körpereigenenGewebe bestehende Selbsterkennung unseres Immun-systems wird aufgehoben bzw. gestört. KörpereigenesGewebe wird als "fremd" empfunden und angegriffen.

Teil III: Autoantikörper

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Aufgaben des Blutes sind der Transport von Sauer-stoff, Kohlendioxid und Nährstoffen, Blutgerinnung,die Erhaltung der gleichmäßigen Körpertemperatur,Abwehrfunktion und Erhaltung des Flüssigkeits-haushaltes.

Das Blutbild

Die Bestimmung des Blutbildes ist eine der häufigstenLaboruntersuchungen. Hierbei wird zwischen dem"kleinen Blutbild" und dem "großen Blutbild oderDifferenzialblutbild" unterschieden.

Das kleine Blutbild beinhaltet die Bestimmung undBerechnung von

• der Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)• dem Anteil der Blutzellen im Gesamtblut (Häma-

tokrit)

Blut ist nicht nur eine rote Körperflüssigkeit, die beiVerletzungen als Blutung sichtbar wird, sondern einlebenswichtiges Organ mit unterschiedlichsten undfür den Organismus wichtigen Eigenschaften. Da esjedes Organ des Körpers erreicht, kann man mit spe-ziellen Laboruntersuchungen Aussagen über die ver-schiedenen Organfunktionen oder Organerkrankun-gen machen. Die Basisuntersuchungen des Blutes um-fassen das kleine Blutbild, das Differentialblutbild, dieBlutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (Blutsen-kung) und die Blutgerinnung.

Die Hauptaufgabe der Erythrozyten ist der Sauer-stofftransport im Körper. Sie werden im Knochenmarkgebildet und benötigen für die Erzeugung eine Reihevon bestimmten Substanzen wie z.B. Vitamin B12,Eisen und Folsäure. Sie besitzen keinen Zellkern undihre Lebensdauer beträgt im Durchschnitt 120 Tage.Jeder gesunde Erwachsene verfügt über ungefähr30.000 Milliarden roter Blutkörperchen. Wenn dieseverbraucht sind, werden sie vorwiegend in der Milz"aussortiert", in ihre Bestandteile zerlegt und zumgrößten Teil recycelt. Erhöhte Werte finden sich beiAufenthalt in großen Höhen, Hochleistungssportlern,Herz- und Lungenerkrankungen, Knochenmarkser-krankungen, Schwangerschaft, Rauchen und Flüssig-keitsmangel.

Erniedrigte Werte finden sich bei Blutarmut (Anämie),inneren und äußeren Blutungen wie z.B. Magen-Darmblutungen, Verletzungen, gestörter oder mangel-hafter Erythrozytenproduktion, bei Eisen- und Vita-minmangel, Erythrozytenabbau und Zerstörung imOrganismus, Mangel und Fehlernährung.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 11

Teil IV: Das Blutbild

Zusammensetzung des Blutesim Normalfall

Das Blut besteht im Normalfall zu etwa 40–50% ausFeststoffen (Blutzellen oder Blutkörperchen):

• Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)• Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)• Blutplättchen (Thrombozyten)

Zu 50–60% besteht das Blut aus Flüssigkeit (Blut-plasma).

90% Wasser8 % Eiweißstoffe, z.B.: Gerinnungsfaktoren, Hormoneund Enzyme2 % Fette, Salze, Mineralstoffe, Spurenelemente,Zucker und Vitamine.

Blutplasma = Alle flüssigen Bestandteile

Blutserum = Alle flüssigen Bestandteile ohne Gerin-nungsfaktoren

Ery – Erythrozyten – roteBlutkörperchen

Frauen 4,1–5,1 Millionen/ µLMänner 4,9–5,9 Millionen/ µL

Hb – Hämoglobin – Blutfarbstoff

Frauen 12–14 g/ dLMänner 14–16 g/ dL

• der Menge an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)• der Anzahl der weißen Blutkörperchen

(Leukozyten)• der Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten)

Beim sogenannten großen Blutbild oder Differenzial-blutbild werden noch zusätzlich die weißen Blutkör-perchen (Leukozyten) in verschiedene Untergruppenaufgeteilt, um hierdurch weitere Hinweise auf Krank-heiten und deren Verlaufsformen zu erkennen.

Als Hämoglobin bezeichnet man den roten Blut-farbstoff der Erythrozyten. Er ist deren wichtigsterBestandteil, macht 90 % des Trockengewichts derErythrozyten aus und ist für den Sauerstofftransportverantwortlich. Dieser Vorgang erfolgt, indem der rote

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Blutfarbstoff den Sauerstoff aus der Atemluft in denLungen an sich bindet, in alle Gewebe transportiertund dort im Austausch gegen Kohlendioxid abgibt.Beim Zerfall oder Abbau von Erythrozyten wirdBlutfarbstoff freigesetzt und zu Gallenfarbstoffen,Eisen und Globin umgebaut. (Erhöhte und erniedrigteWerte: siehe Erythrozyten.)

Ebenso können bestimmte Arzneimittel zu einer Er-höhung oder Erniedrigung des Hämoglobins führen.

Carbamazepin und Furosemid können einen erhöhtenHämoglobinwert bewirken, während Acetylsalicylsäu-re, Chinin, Erythromycin, Phenobarbital, Methlydopaund Ribavirin in Kombination mit Interferon (Kom-binationstherapie) zu erniedrigten Werten führen.

Messwerte, die eine Beurteilung z.B. der roten Blutkör-perchen anzeigen, werden als "Erythrozytenindizes"bezeichnet. Diese Erythrozytenindizes können nur be-stimmt werden, wenn die Werte von Hämoglobin,Hämatokrit und Erythrozytenzahl bekannt sind.

Erhöhte MCV-Werte finden sich bei Behandlung einerEisenmangelanämie, Rauchen, Leberzirrhose, Alkoho-lismus, Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel.

Erhöhte MCH/HbE-Werte finden sich bei Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel und Eisenmangelanämie.

Erhöhte MCHC-Werte finden sich bei erblicherErkrankung der roten Blutkörperchen (Sphärozytose).

Bei erhöhtem MCV befinden sich überwiegend roteBlutkörperchen im Blut, die größer sind als normal.

Dies kann ein Hinweis sein auf eine so genanntemakrozytäre (makro = groß) Anämie, die bei chroni-schem Alkoholkonsum vorkommen kann.

Erniedrigte Werte für MCV, MCH/HbE und (selten)MCHC finden sich bei Eisenmangel, Kupfermangel,Vitamin-B6-Mangel, Blutarmut (Anämie).

Bei erniedrigtem MCV befinden sich überwiegendrote Blutkörperchen im Blut, die kleiner sind als nor-mal.

Dies kann ein Hinweis sein auf eine so genanntemikrozytäre (mikro = klein) Anämie, wie sie bei chro-nischem Blutverlust, bei Vitamin- und Eisenmangelvorkommen kann.

HK – HämatokritFrauen 35–47%

Männer 40–52%

Formbeurteilung der Erythrozyten (beiErwachsenen)

MCV 80–96 µm3MCH/HbE 28–33 pgMCHC 33–36 g/dL

MCV = mittleres ErythrozytenvolumenMCH/HbE = mittlerer Hämoglobingehalt des

EinzelerythrozytenMCHC = mittlerer Hämoglobingehalt der Erythro-

zyten

Der Hämatokrit gibt den Anteil des Volumens allerroten Blutkörperchen (= Gesamt-Erythrozytenvolu-men) am Gesamtblut an. Feste Bestandteile sind roteBlutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen(Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozy-ten).

Mit Hilfe einer Zentrifuge wird das zu untersuchendeBlut in seine festen und flüssigen Bestandteile aufge-trennt und die prozentuale Aufteilung abgelesen. DerHämatokrit ist besonders von Bedeutung, um eineBlutarmut zu diagnostizieren.

Erhöhte Werte finden sich bei Neugeborenen, beiDiabetes mellitus Typ II, koronaren Herzkrankheiten,Erythrozytenvermehrung nach Organtransplantation,Schlaganfall, Polyglobulie (Vermehrung der rotenBlutkörperchen durch Sauerstoffmangel im Körper-gewebe), Polycythaemia vera (Blutbildungsstörung).

Verminderte Werte finden sich in der Schwanger-schaft, bei Leistungssportlern, Blutverlust, vermehr-tem Plasmavolumen.

Die Formbeurteilung der roten Blutkörperchen ist zurgenauen Diagnosestellung einer Blutarmut von Bedeu-tung.

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Leukozyten sind größer als Erythrozyten und enthal-ten keinen roten Blutfarbstoff. Sie besitzen imGegensatz zu den Erythrozyten einen Zellkern undwerden in drei unterschiedlich geformte Zelltypenunterteilt: Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten.

Leukozyten werden im Knochenmark und in denLymphknoten gebildet und in der Milz und imThymus für ihre zukünftige Aufgabe programmiert.Hauptaufgabe der weißen Blutkörperchen ist dieAbwehr von Krankheitserregern und Fremdstoffen,weshalb sie auch als "Schutzpolizei" des Körpersbezeichnet werden. Leukozyten haben die Fähigkeit,die Blutbahn zu verlassen und ins Gewebe zu wan-dern, um direkt an Ort und Stelle ihre Abwehrfunktionzu erfüllen. Nur etwa zehn Prozent aller Leukozytenzirkulieren ständig im Blut. Die restlichen befindensich im Knochenmark, in den Lymphknoten und imGewebe. Erhöhte Leukozytenwerte im Blut deuten inder Regel darauf hin, dass sich das körpereigeneAbwehrsystem in Alarmbereitschaft befindet.

Erhöhte Werte finden sich bei bakteriellen Infektionen(allgemein und lokalisiert), Entzündungen, psychi-schem Stress, Hochleistungssport, Schwangerschaft,Schocksyndrom, Herzinfarkt (Gewebenekrosen), bös-artigen Tumorerkrankungen, Hormonüberdosierung(Kortison, Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsen-hormone), Vergiftungen, Erkrankungen des zentralenNervensystems, Impfreaktionen, Leukämie, Blutbil-dungsstörung, chronischer Belastung durch Umwelt-schadstoffe, Arzneimittel (z. B. Erythromycin-Antibio-tika, Antibabypille).

Verminderte Werte finden sich bei bakteriellen Infek-tionen wie Typhus und Paratyphus, bakteriellen Infek-tionen mit Blutvergiftung (Sepsis), Virusinfektionenz. B. Hepatitis, Immunschwäche, Knochenmarksschä-den (Strahlen, Zellgifte, Umweltgifte, Schwermetalle),Autoimmunerkrankungen, Bindegewebserkrankun-gen, Milzüberfunktion, Mangel an Mikronährstoffen(Vitamine, Mineralstoffe, Fett- und Aminosäuren),Lymphzellen-Wucherungen, Arzneimittel (z.B. Acetyl-salicylsäure, Zytostatika, Kortison, Penicillin-Antibio-tika, Methyldopa, Interferon), radioaktiver Strahlung,allgemeiner Erschöpfung.

Die Untersuchung der weißen Blutkörperchen, einesogenannte Leukozytenanalyse, liefert genauere Hin-weise auf Art und Zeitpunkt einer Störung oderErkrankung im Organismus.

Während des Verlaufs eines infektiösen Prozesses imKörper können unterschiedliche – verminderte underhöhte – prozentuale Werte der verschiedenenGruppen der weißen Blutkörperchen nachweisbarsein.

Den größten Teil der weißen Blutkörperchen im nor-malen Blutbild machen die neutrophilen Granulozytenaus. Diese sind vor allem während der ersten Phaseeiner Entzündung im Organismus vermehrt im Blutnachweisbar. Ist die Anzahl der neutrophilen Granulo -zyten im Differenzialblutbild erhöht, entspricht dieseiner erhöhten Leukozytenzahl. Monozyten sind diegrößten weißen Blutkörperchen. Sie haben dieFähigkeit, sich in spezielle bewegliche Fresszellen(Makrophagen) oder ortsgebundene Fresszellen(Histiozyten), die sich im Gewebe befinden, umzu-funktionieren. Makrophagen und Histiozyten sind fürdie Entfernung von körperfremden Stoffen zuständig.Lymphozyten sind ganz spezielle Zellen des körperei-genen Immunsystems, die vor allen Dingen beiVirusinfektionen, Pfeifferschem Drüsenfieber (infekti-öser Mononukleose) und chronisch lymphatischerLeukämie Formveränderungen aufweisen.

Neutrophile Granulozyten

Erhöhte Werte für neutrophile Granulozyten findensich bei körperlichem und psychischem Stress, bakte-riellen Infektionen, Pilz-, Parasiten- und Virusinfektio -nen, chronisch entzündlichen Erkrankungen, Stoff-wechselerkrankungen wie Diabetes mellitus undGicht, Leberkoma, Vergiftungen, akutem Blutverlust,bösartigen Tumoren, Blutkrebs, Knochenmarkserkran-kungen, Blutbildungsstörungen, Entfernung der Milz,Rauchen.

Verminderte Werte für neutrophile Granulozyten fin-den sich bei Autoimmunerkrankungen, Arzneimitteln,

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Leuko – Leukozyten– weiße Blutkörperchen

Erwachsene 4.400-11.300/ µL

Differenzialblutbild

ErwachseneSegmentkernige neutrophile Granulozyten 50–70 %Stabkernige neutrophile Granulozyten 3–5 %Eosinophile Granulozyten 2–4 %Basophile Granulozyten 0–1 %Lymphozyten 25–40 %Monozyten 2–8 %

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Chemotherapie bei Krebserkrankungen, Knochen-markserkrankungen, HIV, Epstein-Barr-Virus-Infek-tion, Zeckenbiss, angeborene Neutrophilenschwäche,schwerem Vitamin B12 und Folsäuremangel.

Eosinophile Granulozyten

Erhöhte Werte für eosinophile Granulozyten findensich in der Heilphase nach Infektionen, bei allergischenReaktionen wie Asthma und Neurodermitis, körperli-chem und psychischem Stress, Befall von Parasiten,bestimmten Infektionskrankheiten (Scharlach, Masern,Ruhr, Gonorrhö, Amöbiasis), Stichen und Bissen vongiftigen Tieren, Blutkrebs, Krebserkrankungen, Neuro-dermitits, chronischen Gelenkentzündungen, Rönt-genbestrahlung, Arzneimitteln (z.B. Acetylsalicyl-säure, Antibiotika).

Verminderte Werte für eosinophile Granulozyten fin-den sich bei psychischem Stress, Akutphasen von In-fektionen, nach Unfällen oder Operationen, Hormon-behandlung, Arzneimitteln (Ephedrin).

Basophile Granulozyten

Erhöhte Werte für basophile Granulozyten finden sichin der Heilphase nach Infektionen, chronischen Ent-zündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Schild-drüsenunterfunktion, Windpocken, Leberzirrhose,Röntgenbestrahlung, Östrogeneinnahme, Blutbil-dungsstörungen.

Verminderte Werte für basophile Granulozyten findensich bei bei akuten allergischen Reaktionen, im Akut-stadium einer Lungenentzündung, Schilddrüsen-überfunktion, Hormontherapie.

Monozyten

Erhöhte Werte für Monozyten finden sich bei akutenInfektionen, Tuberkulose, Malaria, Lues, Brucellose,Hepatitis, Typhus, Blutkrebs, Knochenmarkserkran-kungen, Krebserkrankungen, Arzneimittelnebenwir-kungen, Regeneration nach einer Chemotherapie.

Verminderte Werte für Monozyten finden sich beiErkrankungen und Zuständen, die das Knochenmarkzerstören.

Lymphozyten

Erhöhte Werte für Lymphozyten finden sich in derHeilungsphase nach Infektionen, bei Grippe, Keuch-husten, Röteln, Masern, chronischen Infektionen, aku-tem und chronischem Blutkrebs, rheumatischen Er-krankungen, neurovegetativen Störungen, Krebser-

krankungen, Hepatitis, Unterfunktion der Schild-drüse.

Verminderte Werte für Lymphozyten finden sich beiNährstoffmangel (Zink, Vitamin B6, Vitamin E, Selen,Biotin, Magnesium), Stresszuständen, Akutphasen vonInfektionen, körperlicher Belastung, nach Operatio-nen, schweren Verletzungen und Verbrennungen,Blutkrebs, Nierenversagen, Therapie mit Zytostatika,starker Belastung durch Röntgenstrahlen, angeboreneImmunstörung, Tuberkulose, HIV-Infektion.

Thrombozyten – Blutplättchen

Erwachsene 140 000 - 400 000/µl

Thrombozyten sind sehr kleine - 2 bis 4µm - scheib -chenförmige kernlose Zellen, die im Knochenmarkgebildet werden. Ihre Lebensdauer beträgt nur acht bisvierzehn Tage. Sind sie verbraucht, werden sie in derLeber und der Milz abgebaut. Die Blutplättchen sindein wichtiger Zellbestandteil des Blutes, da mit ihrerHilfe kleinere Gefäßverletzungen innerhalb wenigerMinuten abgedichtet werden. Hierzu lagern sich dieThrombozyten an die Wundränder an und bildeneinen Blutpfropf, den so genannten Thrombus, dereinen weiteren Blutverlust verhindern soll. Gerin-nungsfaktoren, die in den Thrombozyten enthaltensind, werden daraufhin in das Blut freigesetzt undaktivieren in einer Kettenreaktion das gesamteBlutgerinnungstem zur Reparatur des Defektes bzw.der Verletzung. Bei einer starken Verminderung derBlutplättchen ist die Gefahr einer erhöhten Blutungs-neigung gegeben, die bedrohliche Ausmaße annehmenkann, wenn der Mechanismus der Blutgerinnung ver-sagt. Stark erhöhte Thrombozytenwerte führen hinge-gen zu einem erhöhtem Thromboserisiko.

Erhöhte Werte finden sich bei Infektionskrankheiten,Erkrankungen des Knochenmarks, Tumoren, chroni-schen Entzündungen, schweren Eisenmangeler-krankungen, nach Entfernung der Milz, bei Blutkrebs,Blutarmut durch Blutzellenzerfall, Hormonbehand-lungen.

Erniedrigte Werte finden sich bei: Störung derBlutplättchenbildung im Knochenmark, Störung derAbwehrfunktion (immunologische Prozessen), chroni-schen Vergiftungen z.B. Arsen, Benzol), Arzneimitteln(Antibiotika, Zytostatika, Heparin, Aminophenazon,Carbamazepin, Chinin, Phenylbutazon, Valproinsäure,Interferon), Milzvergrößerung, Alkohol, Strahlen- undChemotherapie, nach Infektionen und bei angeborenerverminderter Thrombozytenzahl.

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Ohne die Fähigkeit unseres Körpers, Blutungen zumStillstand zu bringen, wären wir ständig der Gefahrdes Verblutens ausgesetzt. Unmittelbar nach jederVerletzung der Blutgefäße versucht der Organismusauf schnellstmöglichem Wege, die Wunde abzudich-ten. Zum Schutz vor größerem Blutverlust verfügtunser Körper über ein äußerst kompliziertes und per-fekt funktionierendes Sicherheitssystem, das so ge-nannte Blutgerinnungssystem. Innerhalb von wenigenSekunden werden nach einer inneren oder äußerenVerletzung Blutplättchen (Thrombozyten), verschiede-ne Gerinnungsfaktoren (30 Gerinnungsfaktoren, über-wiegend Eiweiße, sind bekannt) mobilisiert. DieBlutgerinnung wird dadurch eingeleitet, dass Enzymeund Gerinnungsfaktoren von den Thrombozyten frei-gesetzt werden. Ein Fibrinnetz entsteht, in dem dieThrombozyten hängen bleiben. Durch das darauf fol-gende Zusammenziehen dieses Fibrinnetzes wird dieWundoberfläche verkleinert. Die Thrombozyten klum-pen an den Rändern der Gefäße zusammen und bildeneinen Pfropf, der in der Lage ist, kleine Wunden provi-sorisch zu verschließen. Alle Faktoren der Blutgerin-nung aktivieren sich gegenseitig in einer Kettenreak-tion, der so genannten Gerinnungskaskade. Durch einegestörte Funktion der Thrombozyten oder der Gerin-nungsfaktoren kann es zu einer mangelhaften Blutge-rinnung kommen.

Anzeichen einer Störung der Blutgerinnung könnensein: Spontane Haut- und Schleimhautblutungen wiez.B. Nasenbluten, häufige blaue Flecken, lange undstarke Menstruation, winzige Blutpünktchen an denBeinen, lange nachblutende Verletzungen.

der Fingerkuppe, und dem Stillstand der Blutung liegt.Die Länge der Blutungszeit ist von der Thrombozyten-und Gefäßfunktion, sowie der Blutgerinnungsfunktioninsgesamt abhängig.

Eine verlängerte Blutungszeit findet sich u.a. beiKnochenmarkserkrankungen unterschiedlicher Ursa-che, schwerem Eisenmangel, Blutarmut durch Blutzel-lenzerfall (hämolytische Anämie), Behandlung mitAdrenalin.

Eine verkürzte Blutungszeit findet sich bei einer Stö-rung der Blutplättchenfunktion durch krankhafteThrombozytenveränderung (Thrombozythopathie).

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 15

Blutungszeit

4–6 Minuten

Partielle Thromboplastinzeit (PTT)

unter 38 Sekunden (kann von Labor zu Labor variieren)

Teil V: Die Blutgerinnung

Basislaboruntersuchungen zurPrüfung der Blutgerinnungsfunktion

– Anzahl der Thrombozyten– Blutungszeit– Thromboplastinzeit = Quickwert (TPZ)– Partielle Thromboplastinzeit (PTT)– Fibrinogen

Zu Thrombozyten: Siehe Kapitel IV.

Thromboplastinzeit (PTZ) = Quickwert

70–120 %2,0–4,5 nach INR15–25% bei einer Therapie mit gerinnungs-hemmenden Substanzen (z.B. Cumarin)

Als Blutungszeit wird die Zeitspanne bezeichnet, diezwischen einer künstlich gesetzten Blutung, z. B. an

Der Quickwert, auch als Thromboplastinzeit bezeich-net, gibt Auskunft, ob eine Reihe wichtiger, genau de-finierter Gerinnungsfaktoren intakt ist. Vor Operatio-nen ist eine Quickbestimmung empfehlenswert, umbedrohliche Blutungen durch Gerinnungsstörungenfrühzeitig erkennen zu können.

Eine Blutprobe wird zur Gerinnung gebracht und diegemessene Zeit mit Normalblut-Zeiten verglichen.

Erkrankungen mit verlängerter Thromboplastinzeitsind Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose), Vita-min-K-Mangel, angeborener oder erworbener Gerin-nungsfaktorenmangel, Blutarmut (hämolytische Anä-mie) und die Behandlung mit Adrenalin.

Die Thromboplastinzeit ist bei Störungen der Blutstil-lung, wie z. B. bei einer fortgeschrittenen chronischenLebererkrankung und bei einer Therapie mit gerin-nungshemmenden Mitteln verlängert, wodurch sichniedrige Prozentzahlen des Quickwertes ergeben.

Als weitere Überprüfung der Gerinnungsfaktorendient die partielle Thromboplastinzeit PTT. DurchZusatz eines bestimmten Stoffes wird die Blutprobezur Gerinnung gebracht, wobei die Zeit bis zum

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Einsetzen der Gerinnung gemessen wird. PTT erfasstin der Hauptsache die in der Leber produzierten Ge-rinnungsfaktoren. Dies ist eine wichtige Untersuchungbei Verdacht auf eine erblich bedingte Blutkrankheit,die Hämophilie, bei der bestimmte Gerinnungs-faktoren defekt sind.

Erhöhte Werte bzw. eine verlängerte PTT können einHinweis auf eine Störung der Blutstillung (Hämosta-se) oder eine Hämophilie sein. Auch bei einer Therapiemit gerinnungshemmenden Medikamenten (z . B.Heparin) ist die PTT verlängert.

Die BSG gehört zum Basisprogramm jeder Laborunter-suchung und ist einfach und schnell durchzuführen.Als Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit wird dieGeschwindigkeit bezeichnet, mit der die festen Be-standteile des Blutes in einem senkrecht aufgestelltemRöhrchen nach unten absinken. Diese wohl bekannte-ste und älteste Methode gibt Hinweise auf Entzün-dungsprozesse im Körper, wobei über den Ort der Ent-zündung und deren Ursache keine Aussage gemachtwerden kann. Eine erhöhte BSG darf jedoch nicht auto-matisch auf eine Krankheit schließen lassen. Anderer-seits schließt eine normale BSG nicht aus, dass einnichtentzündlicher Prozess vorliegt.

Eine erhöhte BSG findet sich bei akuten und chroni-schen Entzündungen (vor allem bakterieller Art),Blutarmut (Anämie), Erkrankungen mit abnormalenErythrozytenformen z. B. Sichelzellenanämie, Vergrö-ßerung der roten Blutkörperchen bei Lebererkrankun-gen (Makrozytose), Vitamin-B12-Mangel, Folsäure-mangel, Schwangerschaft, chronischen Darmerkran-kungen, rheumatischen Erkrankungen, erhöhtem Fett-anteil im Blut.

Eine erniedrigte BSG findet sich bei Vermehrung derroten Blutkörperchen (Polyglobulie), Blutbildungsstö-rungen, allergischen Erkrankungen, Neugeborenen,Medikamenten (Acetylsalicylsäure, Cortison, Anti-rheumatika), angeborener Formabweichung der rotenBlutkörperchen (Erythrozytenanomalie).

Fibrinogen

200–400 mg/dL

Blutkörperchensenkungs-geschwindigkeit (BSG)

Referenzbereich für Erwachsene bis zum 50.Lebensjahr:Frauen unter 25 mm in der ersten StundeMänner unter 15 mm in der ersten Stunde

ab dem 50. Lebensjahr:Frauen unter 30 mm in der ersten StundeMänner unter 20 mm in der ersten Stunde

Fibrinogen wird in der Leber gebildet und ist ein lös-licher Eiweißstoff, der im Blutserum vorkommt. Beider Blutgerinnung entsteht unter Einwirkung vonThrombin der Blutfaserstoff Fibrin. Fibrinogenmes-sungen dienen in erster Linie dem Nachweis und derVerlaufskontrolle von Erkrankungen mit erhöhtemFibrinverbrauch. Auch ist der Fibrinogenwert ein Hin-weis auf Gerinnungsvorgänge innerhalb der Blutge-fäße.

Erhöhte Fibrinogenwerte finden sich bei Entzündun-gen in der Akutphase, Verbrennungen, Verletzungenoder Tumoren, Nierenerkrankungen, Krebserkran-kungen von Bauchspeicheldrüse und Lunge, Diabetesmellitus, Schwangerschaft, Rauchern. Erhöhtes Fibri-nogen ist ein Risikofaktor für einen akuten Herzinfarktoder Schlaganfall.

Erniedrigte Werte finden sich bei Leberzirrhose,Knollenblätterpilzvergiftung, Durchblutungsstörungder Leber bei akuter Rechtsherzseitenschwäche,Thrombosen, starken Blutungen, angeborenem odererworbenem Fibrinogenmangel, Erkrankungen mit er-höhtem Fibrinogenverbrauch.

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Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind Mü-digkeit, allgemeine Verlangsamung, blasse Haut, stro-hige Haare, Kälteempfindlichkeit, Gewichtszunahmeohne übermäßige Nahrungszufuhr, Verstopfung, ver-langsamter Herzschlag, rauhe, heisere tiefe Stimme,Depressionen.

Erhöhte T3-Werte finden sich bei Schilddrüsenüber-funktion (Hyperthyreose), T3-Überschuss in der Kind-heit.

Erniedrigte T3-Werte finden sich bei Schilddrüsenun-terfunktion (Hypothyreose), verminderter Stoff-wechselleistung des Körpers bei älteren Menschen.

Erhöhte T4-Werte finden sich bei Schilddrüsenüber-funktion (Hyperthyreose).

Erniedrigte T4-Werte finden sich bei Schilddrüsen-unterfunktion (Hypothyreose), verminderter Stoff-wechselleistung des Körpers, Schwangerschaft.

Erhöhte TSH-Werte finden sich bei Kropf (Struma)durch Jodmangel, Schilddrüsenentzündungen mitSchilddrüsenunterfunktion (Autoimmunthyreoiditis).

Erniedrigte TSH-Werte finden sich bei Schilddrüsen-adenom, Schilddrüsenentzündung mit Schilddrüsen-überfunktion (Autoimmunthyreoiditis), Basedow-Krankheit, Hashimoto-Erkrankung, Schilddrüsenhor-montherapie.

Allein auf der Basis von Blutuntersuchungen kanneine Schilddrüsenerkrankung nicht diagnostiziert wer-den. Zur Diagnosebestätigung gehören noch die Tast-untersuchung und eine Ultraschalluntersuchung (So-nographie). In einigen Fällen kann auch ein Szinti-gramm erforderlich sein.

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenentzündung (Auto-immunerkrankung der Schilddrüse) kann mittels wei-terer Blutuntersuchungen noch ein Schilddrüsen-Antikörpertest durchgeführt werden.

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Schilddrüsen-Antikörper

TSH-Rezeptoren-AK unter 10 IU/LThyreoglobulin-AK unter 115 kU/LMikrosomale-AK unter 120 kU/L

SchilddrüsenwerteErwachsene

TSH 0,27–4,2 µU/ mLT3 0,8–2,0 ng/ mLT4 5,1–14,1 µg/dL

Laborwerte der Schilddrüse bei Unterfunktion:T3 fällt, T4 fällt, TSH steigt.Laborwerte der Schilddrüse bei Überfunktion:T3 steigt, T4 steigt, TSH fällt.

Schilddrüsenhormone sind bei allen Stoffwechsel-vorgängen im Körper beteiligt und spielen eine zen-trale Rolle.

T3 (Thyroxin) und T4 (Trijodthyronin) werden von derSchilddrüse produziert. Hauptbestandteil dieser Hor-mone ist Jod, ein Spurenelement, das mit der Nahrungaufgenommen wird. Die Freisetzung der beiden Hor-mone T3 und T4 wird durch das Hormon TSH(Thyreotropin od. Thyreoidea stimulierenden Hor-mon) gesteuert (Thyreoidea = Schilddrüse). TSH wirdin der Hirnanhangdrüse gebildet. Eine Überfunktionder Schilddrüse wird Hyperthyreose, eine Unterfunk-tion Hypothyreose genannt. Bei einer Hyperthyreose,einer Schilddrüsenüberfunktion, finden sich vermehrtSchilddrüsenhormone im Blut. Alle Stoffwechselvor-gänge des Körpers sind beschleunigt und laufen sozu-sagen auf Hochtouren. T3 und T4 sind erhöht. AlsReaktion auf diese Erhöhung wird die Freisetzung desTSH von der Hirnanhangdrüse gedrosselt; der TSH-Spiegel im Blut sinkt.

Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sindNervosität, Erregbarkeit, Rastlosigkeit, Hitzewallun-gen, erhöhte Körpertemperatur, Gewichtsverlust trotznormaler Nahrungsaufnahme, Haarausfall, Herzra-sen, Herzrhythmusstörungen, vermehrter Stuhlgang,Durchfall, Zittern der Hände.

Bei einer Hypothyreose, einer Unterfunktion derSchilddrüse, befinden sich zu wenig Schilddrüsenhor-mone im Blut, da diese vermindert produziert werdenDer gesamte Stoffwechsel läuft demzufolge nur mit re-duzierter Kraft, und sämtliche Vorgänge im Körpersind verlangsamt. T3 und T4 sind erniedrigt. Als Folgedieser Erniedrigung beschleunigt die Hirnanhangdrü-se die Freisetzung von TSH; der TSH-Spiegel im Blutsteigt.

Teil VI: Schilddrüsenwerte

Unter einer Interferon-Therapie kommt es gehäuft zueiner Interferon-induzierten Thyreoiditis (Schilddrü-senentzündung), die meist mit einer Überfunktion ein-her geht. Das Beenden einer Interferon- bzw. Kombi-

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CholesterinDer optimale Cholesterinwertsollte in der Regel niedriger als200 mg/dl liegen. Jedoch mussauch das Alter bei der Beurtei-lung des Referenzbereiches be-rücksichtigt werden.

Für Kinder gelten andere Refe-renzbereiche. Bei der Bestim-mung des Cholesterins sollte

sches Syndrom), psychischem Stress, Fettsucht (Adi-positas), Arteriosklerose.

Chronisch erhöhte Cholesterinwerte sind ein Risikofür Herz-, Kreislauferkrankungen wie Durchblutungs-störungen, Herzinfarkt und Schlaganfall, da sie aufDauer eine gefäßschädigende Wirkung haben.

Verminderte Werte finden sich bei cholesterinarmerErnährung, schweren Leberschäden, Schilddrüsen-überfunktion (Hyperthyreose), chronischem Durch-fall.

Erniedrigte Cholesterinwerte kommen in der Regeleher seltener vor. Sie sind hauptsächlich ernährungs-bedingt oder treten bei schweren Schäden von Leberund Schilddrüse auf. Menschen mit einem zu niedri-gen Cholesterinspiegel haben ein relativ geringesHerzinfarktrisiko.

HDL- und LDL-Cholesterin

Die Lipoproteine HDL und LDL

Wie hoch das Risiko einer Gefäßverkalkung ist, lässtsich noch viel besser beurteilen, wenn zumGesamtcholesterin auch die cholesterinbeladenenLipoproteine HDL und LDL bestimmt werden. DaCholesterin nicht wasserlöslich ist, muss es im Blut-plasma an Eiweißstoffe angebunden werden. Durch

LABORWERTE

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therapie (Interferon plus Ribavirin) ist jedoch nicht in

jedem Falle erforderlich, wenn die Schilddrüsenfunk-

tion gut eingestellt ist (bei Überfunktion mit Thyreo-

statikum z. B. Carbimazol, bei Unterfunktion mit

Schilddrüsenhormonen z. B. L-Thyroxin).

Unter Therapie und in der Nachsorge sollten jedochT3, T4 und TSH sowie eventuell die Schilddrüsen-antikörper engmaschig und regelmäßig kontrolliertwerden. Falls sich diese Werte verändern, lassen siesich dann dementsprechend durch Dosisanpassungder Medikamente richtig einstellen.

Teil VII: FetteAlter hohes Risikomäßiges RisikoReferenzbereich

< 20 Jahre > 185 mg/ dL> 170 mg/ dLbis 170 mg/ dL

20 bis 30 Jahre > 220 mg/ dL> 200 mg/ dLbis 200 mg/ dL

30 bis 40 Jahre > 240 mg/ dL> 220 mg/ dLbis 220 mg/ dL

über 40 Jahre > 260 mg/ dL> 240 mg/ dLbis 220 mg/ dL

Tab. 1: Cholesterin: Referenz- und Risikobereiche

die letzte Nahrungsaufnahme mindestens 12 Stundenzurückliegen.

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz und wird zu75% im Organismus, und zwar in der Leber gebildet.25% werden über die Nahrungsaufnahme abgedeckt.Es ist Ausgangsstoff für die Bildung von Gallensäuren,Vitamin D und Hormonen. Ausgeschieden wirdCholesterin mit Hilfe der Gallenflüssigkeit über Galleund Darm.

Cholesterin kommt nur in tierischen Nahrungsmittelnvor und wird dann zur Gefahr, wenn es sich in denGefäßen anlagert. Erhöhte Werte begünstigen dasEntstehen von Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose)und erhöhen das Risiko eines Herzinfarktes. ErhöhteCholesterinwerte bleiben oft über Jahre unbemerkt, dasie anfangs oft keine Beschwerden machen. KrankhafteVeränderungen werden daher oftmals zufällig diagno-stiziert.

Erhöhte Cholesterinwerte finden sich bei cholesterin-reicher Ernährung (überwiegend tierischen Produk-ten), familiär bedingten angeborenen Fettstoffwechsel-störungen, erworbenen Fettstoffwechselstörungen,Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose),Schwangerschaft, erhöhtem Alkoholkonsum, Medika-menten (z. B. Antibabypille, Cortison) Zuckerkrankheit(Diabetes mellitus), Nierenerkrankungen (nephroti-

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die Mithilfe so genannter Lipoproteine kann es imKörper zu jeder einzelnen Zelle transportiert werden.

HDL-Cholesterin wird auch als "gutes" Cholesterinbezeichnet. Es besteht ein gewisser Schutz vor Arterio-sklerose, wenn die Werte des HDL im Referenzbereichliegen. HDL-Cholesterinwerte werden von Hormonen,Geschlecht, Alter und durch Rauchen beeinflusst.

Niedrige HDL-Werte stellen ein erhöhtes Risiko füreine Arteriosklerose dar, wenn gleichzeitig ein erhöh-ter Gesamtcholesterinspiegel besteht. In amerikani-schen Studien wurde belegt, dass der überwiegendeTeil von Herzinfarktpatienten HDL-Werte unter 35mg/dl aufwies.

Sportliche Aktivitäten wie Joggen,Fahrradfahren und Schwimmen beein-flussen den Cholesterinwert. Das"gute" HDL-Cholesterin steigt an, das"schlechte" LDL-Cholesterin fällt ab.Sind all diese Maßnahmen nicht vonNutzen und lässt sich eine ausreichen-de Senkung des Cholesterinwertesnicht erreichen, müssen in der Regelcholesterinsenkende Medikamente

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hohes Risikomäßiges Risikokein Risiko

Frauen < 45 mg/ dL65 bis 45 mg/ dL> 65 mg/ dL

Männer < 35 mg/ dL55 bis 35 mg/ dL> 55 mg/ dL

Tab. 2: HDL-Cholesterin: Referenz- und Risikobereiche

LDL-Cholesterin

Erwachsene unter 155 mg/dL

LDL, auch "schädliches" Cholesterin genannt, begün-stigt die Einlagerung von Plaques an den Gefäßwän-den und ist daher ein hoher Risikofaktor für arterio-sklerosebedingte Erkrankungen.

Der Anteil an HDL, das eine gewisse Schutzwirkungausübt, sollte möglichst hoch sein, während der Anteildes LDL, das die Gefäßverkalkung fördert, möglichstniedrig sein sollte.

Was sollte bei einem erhöhten Cholesterinspiegelbeachtet werden?

Bei einem erhöhten Cholesterinspiegel ist eine regel-mäßige Kontrolle der Blutfette wichtig. Da eineVielzahl von verschiedenen Faktoren den Cholesterin-spiegel beeinflussen können, hat ein einmalig erhöhtesCholesterin keine Aussagekraft.

Zur Senkung eines erhöhten Cholesterins kann eineNahrungsumstellung auf eine fett- und cholesterinar-me Ernährung (tierisch eiweißarme Vollwertkost) vonNutzen sein; ebenso eine Gewichtsreduzierung beiÜbergewicht.

HDL-Cholesterin

Cholesteringehalt tierischerNahrungsmittel

Nahrungsmittel Cholesteringehalt (pro 100 g)

Eigelb 1650 mgInnereien (Leber, Niere) 380 mgButter 280 mgMayonnaise 150 mgWurst 100 mgCamembert 50 % 93 mgKalbfleisch 90 mgForelle geräuchert 89 mgBrathähnchen 81 mgLachs 60 mgQuark 40 % 37 mgVollmilch 3,5 % 12 mgQuark 10 % 1 mg

zum Vergleich:

Kartoffeln 0 mgÄpfel 0 mgBrötchen 0 mgEiweiß 0 mgDistelöl 0 mgOlivenöl 0 mgAnanas 0 mgAvocados 0 mgBananen 0 mg

Tab. 3: Im Gegensatz zu tierischen Nahrungsmitteln sind Gemü-se (außer Hülsenfrüchten), Obst, Nüsse und Samen praktischcholesterinfrei. Bei erhöhtem Cholesterinwert sind lediglich 300mg Cholesterin pro Tag erlaubt.

verordnet werden. Dies geschieht, um mögliche Folge-erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall zuverhindern.

Was bedeuten erniedrigte Cholesterinwerte?

Auffällig niedrige Cholesterinwerte können auf andereStoffwechselerkrankungen wie z. B. eine Schilddrüsen-unterfunktion hinweisen. Ebenso können sich ernie-drigte Werte bei Unterernährung und Störungen derNahrungsaufnahme im Darm zeigen. Bei schwerenLeberschäden und chronischem Durchfall könnenebenfalls niedrige Werte im Blut messbar sein.

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Triglyzeride, die als Energielieferant und Baustoff fürdie Zellen dienen, werden vorwiegend durch dieNahrung aufgenommen. Im Bedarfsfall werden sievom Körper aus dem Fettgewebe freigesetzt. Sie sindGemische von Fettstoffbausteinen und werden auchals Neutralfette bezeichnet. Findet man erhöhteTriglyzerid-Werte, so ist dies meistens nahrungsbe-dingt, kann jedoch auch angeboren sein.

Erhöhte Triglyzerid-Werte finden sich bei angeborenenFettstoffwechselstörungen (Hypertriglyceridämie TypIV), Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen, Arte-

riosklerose, Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreo-se), Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis),Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettsucht (Adipo-sitas), Alkoholmissbrauch.

Erniedrigte Triglyzerid-Werte finden sich bei Schild-drüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und durchKrankheit stark geschwächten Patienten.

Erhöhte Triglyzerid-Werte lassen sich durch regelmä-ßige und ausreichende Bewegung, Abbau von even-tuellem Übergewicht und Vermeidung von psychi-schem Stress senken. Ebenso kann bei Rauchern derVerzicht auf dieses sich positiv auswirken. Ansonstenerfolgt in der Regel die Gabe von Lipidsenkern.

Triglyzeride

Erwachsene unter 200 mg/dL

Kreatinin

Männer unter 1,2 mg/ dLFrauen unter 0,9 mg/ dL

Harnstoff

Erwachsene unter 50 mg/dL

Teil VIII: Nierenwerte

Kreatinin ist ein Endprodukt des Muskelstoffwechsels,das in das Blut abgegeben und über die Nieren ausge-schieden wird. Die Menge des Kreatinins im Blut istabhängig von der Muskelmasse des Menschen und derFilter- und Ausscheidungsfähigkeit der Nieren. DieMessung des Kreatininwertes dient in erster Linie alsVerlaufskontrolle bei eingeschränkter Nierenfunktion.Ein deutlicher Anstieg des Kreatininwertes ist jedocherst zu erwarten, wenn die Filtrationsfähigkeit derNieren um 50% eingeschränkt ist.

Erhöhte Kreatininwerte finden sich bei Muskelzer-störungen (z. B. Quetschungen, Verbrennungen, Ver-letzungen), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), chro-nischer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz beiGlomerulonephritis), Nierenvergiftung (z.B. Schwer-metalle oder Lösungsmittel), Blutkörperchenzerfall(Hämolyse), Arzneimitteln (Antibiotika, Chemothe-rapie).

Erniedrigte Kreatininwerte finden sich bei geringerMuskelmasse, akuter und chronischer Muskelerkran-kung (Myopathien), Muskelzerstörung, älteren Men-schen und in der Schwangerschaft.

In unserem Körper werden Eiweiße nicht nur ständigauf-, sondern auch abgebaut. Die dabei frei geworde-nen Aminosäuren (Eiweißbausteine) werden zumeinen direkt zum Aufbau neuer Eiweiße verwendetoder müssen aus dem Körper ausgeschieden werden.Hierbei werden sie in weitere Bestandteile zerlegt. Beiletzterem Schritt entsteht Ammoniak, der besondersbei der Verstoffwechslung von tierischem Eiweißanfällt. Ammoniak ist ein Neurotoxin (Nervengift).Der Organismus wandelt den so entstandenen Ammo-niak in der Leber sofort in den ungiftigen Harnstoffum. Dies erfolgt mit Hilfe zweier hintereinander ge-schalteter, unabhängiger Stoffwechselvorgänge, derGlutaminsynthese und der Harnstoffsynthese. Mitdem Urin wird der Harnstoff ausgeschieden. DieMenge des ausgeschiedenen Harnstoffs ist von ver-schiedenen Faktoren abhängig: der über die Nahrungbedingten Eiweißzufuhr, dem Eiweißstoffwechselsowie der Leber- und Nierenfunktion.

Erhöhte Harnstoff-Werte finden sich bei akutemNierenversagen, chronischer Nierenschwäche (Nieren-insuffizienz), Durchfall, Erbrechen, Verbrennungen,extrem hohem Fleischkonsum, erhöhtem Lebensalter,vermindertem Flüssigkeitsausgleich (Austrocknung),Vitamin-C-Einnahme.

Erniedrigte Harnstoffwerte finden sich bei verminder-ter Eiweißzufuhr unter streng vegetarischer Kost,

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wenn kein Ausgleich durch pflanzliche Eiweißebesteht, bei eiweißarmer Diät oder Fastenkur, in derSchwangerschaft und bei Leberfunktionsstörungen.

len Hungerkuren, Röntgenbestrahlung, Vergiftungen(Blei, Kadmium, Beryllium), harntreibenden Medika-menten (Diuretika), Übergewicht, erhöhten Choles-terinwerten. Erniedrigte Harnsäurewerte finden sichbei Überdosierung von Mitteln gegen Gicht (Allopuri-nol-Überdosierung), schweren Lebererkrankungen,Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson), Nieren-funktionsstörungen, Schwermetallvergiftungen, Arz-neimitteln (Salizylate, Phenylbutazon, Östrogen),Röntgenkontrastmitteln.

Durch die erhöhte Harnsäure im Blut lagern sichHarnsäurekristalle in den Gelenken ab. Dies kann zuEntzündungen mit akuten schmerzhaften Anfällenführen. Ebenso können kristallisierte Harnsäuresalzeim Knorpel, in der Haut und in den Sehnenscheidenangelagert werden. Ablagerungen in den Nieren kön-nen zu Nierensteinleiden führen. Bei Gichterkrankungwird eine Dauertherapie mit Arzneimitteln notwendig,die die Bildung von Harnsäure verhindern oder dieAusscheidung von Harnsäure erhöhen.

Eine purinarme Ernährung, viel Bewegung und Nor-malgewicht beugen einer Gicht vor.

Purinreiche Nahrungsmittel sind Alkohol (besondersRotwein), Fleisch, Geflügel, Wurst, Innereien, Hering,Sardellen, Ölsardinen, Tütensuppen und Brühwürfel,Hülsenfrüchte, Spinat, Blumenkohl, Spargel, Pilze,scharfe Gewürze, Mayonnaise, Remouladen, Marina-den.

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SO N D E R H E F T L ABORWERTE 21

HarnsäureMänner unter 7,0 mg/dl

Frauen unter 5,7 mg/dl

Glukose – Blutzucker Vollblutglukose

Referenzbereich nüchtern: 60–100 mg/dlGrenzwert nüchtern: 100–120 mg/dl

Diabetes nüchtern: über 120 mg/dl

Teil IX: Glukose

Harnsäure ist ein Stoffwechselprodukt, das beimAbbau von Zellkernen (Purinen) entsteht. Ähnlich wiebeim Eiweißstoffwechsel, bei dem es einen ständigenUmsatz von Proteinen gibt, baut der Organismus auchständig Nukleinsäuren auf und ab. Bausteine, die nichtmehr verwendbar sind, müssen demzufolge weiterabgebaut und ausgeschieden werden. Purinbasen(genau festgelegte Anzahl und Folge kleinsterBausteine von DNA und RNA) werden dabei zuHarnsäure umgebaut, die bei einem gesundenMenschen problemlos über die Nieren ausgeschiedenwird. Ein gesunder Erwachsener scheidet pro Tag 400-800 mg Harnsäure mit Urin (2/3) und Stuhl (1/3) aus.Der größere Teil der Harnsäure entstammt dem kör-pereigenen Stoffwechsel, ein kleiner Teil aus purinhal-tigen Nahrungsmitteln wie Fleisch und Innereien.

Erhöhte Harnsäurewerte finden sich bei purinhaltigerErnährung, Gicht, Nierenschwäche (Niereninsuffi -zienz), Leukämie, schwerem körperlichen und psychi-schen Stress, Alkoholkonsum (vor allem Bier), radika-

Der wichtigste Energielieferant im Stoffwechsel unse-res Körpers ist Blutzucker. Er liefert Gehirn und Mus-keln die Energie, die für das richtige Funktionierennotwendig sind. Eine gleichbleibende und ausreichen-de Versorgung mit Glukose ist deshalb wichtig, weildadurch die Funktionsleistung des zentralen Nerven-systems aufrechterhalten wird.

Im Körper werden Kohlenhydrate aus den Nahrungs-mitteln wie z.B. Nudeln, Reis und Obst in Glukose(Traubenzucker) umgewandelt. Über das Blut gelangt

dieser zu allen Körperzellen. Damit unser Körper Zu-cker aus dem Blut aufnehmen kann, wird ein Hormon,das so genannte Insulin, benötigt. Insulin, ein Hormonaus der Bauchspeicheldrüse, ist verantwortlich für denTransport der Glukose in die Zellen und senkt somitden Blutzuckerspiegel.

Folgende Organe sind an der Blutzuckerregulationbeteiligt: Dünndarm, Bauchspeicheldrüse, Nebenniere,Leber, Zwischenhirn und die Hirnanhangdrüse. Glu-kose wird in Form von Glykogen in der Muskulaturund der Leber gespeichert und bei Bedarf abgerufen.Ist der Vorrat von Glykogen in der Leber aufgebraucht,nach ca. 12 Stunden, kann Traubenzucker auch ausEiweiß (Protein) hergestellt werden (Glukoneogenese).

Symptome bei Zuckerkrankheit (Hyperglykämie) sindGewichtsverlust trotz unveränderter Nahrungszufuhr,

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vermehrter Durst, vermehrte Harnproduktion, Leis-tungsabfall, Infektionsanfälligkeit.

Symptome bei Unterzuckerung: (Hypoglykämie):Agressivität, Albträume, Ekzeme, Juckreiz, Heißhun-ger, Herzrasen, kalte Hände und Füße, Kopfschmer-zen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Muskel-schmerzen, Muskelzucken, andauerndes Gähnen,Reizbarkeit, Angstzustände, geistige Verwirrung,Unruhe, Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Sehstö-rungen, Schwindel, Sexualstörungen, Darmkrämpfe,Zittern.

Erhöhte Werte finden sich bei Diabetes mellitus Typ 1,Diabetes mellitus Typ 2, Rauchen, Stress, Leber-zirrhose, Entzündung der Bauchspeicheldrüse, hormo-nell bedingten Erkrankungen sowie Medikamentenwie Cortison, Betablockern und Antibabypille.

Verminderte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung, psychischem Stress, Alkoholgenuss,Arzneimitteln (Antidiabetika), Insulinzufuhr, Muskel-arbeit, Magen-, Darm-, Leber- und Bauchspeichel-drüsenerkrankungen und Schilddrüsenüberfunktion.

Verminderte Blutzuckerwerte werden am häufigstennach Alkoholgenuss oder Einnahme von Arzneimittelnbeobachtet.

Was ist zu beachten bei erhöhtenBlutzuckerwerten?

Anstreben von Normalgewicht, langsame Gewichts-abnahme ist ratsam, ausreichende Bewegung, Ein-schränken des Zuckerkonsums, Vermeiden von psy-chischem Stress, Vermeiden von Alkohol undRauchen, ausreichender Schlaf, geregelter Tagesablauf,Kontrolle der Blutzuckerwerte.

Mit Hilfe eines Glukosetoleranztestes (siehe Tab. 1)kann die Funktionsfähigkeit und Reaktionsfähigkeitder insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeichel-drüse überprüft werden. An Hand der so gewonnenenWerte kann auch eine versteckte Zuckerkrankheit(latenter Diabetes mellitus) aufgedeckt werden.

Der Test wird wie folgt durchgeführt:

Die erste Blutentnahme erfolgt morgens früh nüchtern.Nach dem Trinken einer Traubenzuckerlösung aus 75Gramm Traubenzucker werden in regelmäßigenAbständen mehrere Blutproben entnommen (Kapillar-blut aus Ohrläppchen oder Fingerkuppe).

Vorsicht! Während eines Zuckerbelastungstestes kön-nen plötzlich Verwirrtheit, Verhaltensstörungen odersogar Schockzustände auftreten. Darum sollte dieTestperson während dieser Zeit unter medizinischerAufsicht bleiben.

Erhöhte Werte können auftreten bei Diabetes mellitusTyp 1 und 2, Bauchspeicheldrüsenerkrankung, Pan-kreaskarzinom, Hämochromatose, Mukoviszidose,Schwangerschaft, Antibabypilleneinnahme, Zwölffin-gerdarmgeschwür (Duodenalulkus), Zustand nachMagenoperation (Billroth II), zu wenig Kalium im Blut(Hypokaliämie), zu wenig Magnesium im Blut (Hypo-magnesiämie), Einnahme von Arzneimitteln (z . B.Diuretika).

Verminderte Werte können auftreten bei Störung derNahrungsaufnahme, Arzneimittel.

Folgende Faktoren können den oralen Glukosetole-ranztest beeinflussen: Arzneimittel, Organerkrankun-gen, psychischer Stress, Schwangerschaft, Fettstoff-wechselstörungen, Schilddrüsenüberfunktion, Leber-zirrhose.

Während eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) inner-halb kürzester Zeit zu vermehrt auffälligen Be-schwerden führt, macht sich eine Überzuckerung (Hy-perglykämie) meist erst spät bemerkbar oder wirddurch Zufall entdeckt. Schwere Schäden am Gefäßsys-tem, an Nieren und Herz, sowie Stoffwechselerkran-kungen können die Folge sein.

Oraler Glukosetoleranztest – oGTT-Zuckerbelastungstest

12 Stunden ohne Nahrungsaufnahme

nach 120 min.nüchtern

Vollblut (mg/dL)

Plasma (mg/dL)

< 110

< 126

< 200

< 200

Tabelle 1: Oraler Glukosetoleranztest

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Amylase ist ein Enzym, das u. a. in der Bauch-speicheldrüse, der Ohrspeicheldrüse und im Eileiterproduziert wird. Nahrungsmittel kommen mit diesemEnzym in Mund und Darm in Berührung. Es istzuständig für den Abbau von Stärke in kleineZuckerbausteine (Glukose). Der größte Teil der Amyla-se findet sich im Pankreasgang (Pankreas = Bauch-speicheldrüse). Nur ein geringer Teil ist im Blut nach-weisbar.

Bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt esinnerhalb von 5–12 Stunden zu erhöhten Amylasewer-ten im Blut, die bis zu fünf Tage auf erhöhtem Niveaubleiben können.

Erhöhte Werte finden sich bei akuter Bauchspeichel-drüsenentzündung (akute Pankreatitis), akuten Schü-ben einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzün-dung, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Durchbruch einesMagen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs, Darmver-schluss, Peritonitis, Eileiterdrehung, Milzveneneinriss,bösartigen Tumoren von Lunge, Darm, Schilddrüse,Eierstock, Prostata, Ohrspeicheldrüsenentzündung(Mumps), Alkoholismus, endoskopischer Darstellung

Tumormarker sind Stoffe, die von Tumoren oderdurch ein vom Tumor befallenes Gewebe produziertwerden. Dies können Antigene, Hormone oder auchEnzyme sein. Sie sind meist in erhöhter Konzentrationim Blut des Erkrankten nachweisbar. Die Konzentra-tionsänderung dieser Tumormarker dient zur Beurtei-lung der Tumorerkrankung, Therapiekontrolle, zurNachsorge und Verlaufsbeurteilung von Krebs-patienten. Oft ist jedoch die gefundene Tumormarker-konzentration schwer zu beurteilen, da auchMenschen ohne Krebserkrankung erhöhte Werte auf-weisen können. Im umgekehrten Falle kann bei einem

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Amylase – gesamt

Erwachsene unter 220 U/L

Lipase

alte Methode: TurbidimetrieErwachsene unter 190 U/L

Neue Methode: ColorimetrieErwachsene 13–60 U/L

AFP - α1-Fetoprotein

Erwachsene, Nichtschwangere unter 5,1 ng/mL

Lipase ist ein Enzym, das fast ausschließlich in derBauspeicheldrüse gebildet wird. Es bewirkt den Abbauvon Fetten im Zwölffingerdarm. Spezielle Lipasen derBauchspeicheldrüse bewirken z.B. das Aufspalten vonFetten. Durch Gewebeschäden in der Bauchspeichel-drüse werden erhöhte Lipasewerte im Blut messbar.Erhöhte Werte können zur Reizung der Venen führenund Gefäßweitstellungen auslösen.

Erhöhte Werte finden sich bei akuter Bauchspeichel-drüsenentzündung (akuter Pankreatitis), akutemSchub einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzün-dung, endoskopischer Darstellung der Bauchspeichel-drüsen- und Gallengänge (ERCP), Nierenschwäche(Niereninsuffizienz), Zuckerkrankheit (diabetischeKetoazidose), Virushepatitis, Mumps und Typhusabdominalis.

Teil X: Bauchspeicheldrüsenwerte

Teil XI: Weitere Blutparameter

von Bauchspeicheldrüsen- und Gallengängen (ERCP),Virushepatitis, Typhus abdominalis, Nierenschwäche(Niereninsuffizienz), AIDS.

normalen Tumormarkerwert eine Krebserkrankungnicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Tumor-marker eignen sich nicht für Krebs-Screening, Krebs-vorsorge oder Früherkennung von Tumorerkrankun-gen; sie sind unverzichtbar zur Verlaufskontrolle vonTumorerkrankungen. Besteht der Verdacht auf bösarti-ge Tumore der Leber (Leberzellkarzinom, hepatozellu-läres Karzinom und der Keimzellen (Eierstock,Hoden), kann die AFP-Bestimmung wertvolle Hinwei-se liefern. Ein Tumorverdacht ist begründet bei ständigsteigendem AFP-Wert. Bei einer akuten Virushepatitissowie einer chronisch aktiven Hepatitis können eben-falls erhöhte AFP-Werte vorkommen. Selten werdenerhöhte AFP-Werte bei toxischen Lebererkrankungen,Mononucleose, Gallengangsatresie und Cholestasegemessen.

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Ammoniak, ein Neurotoxin (Nervengift), entsteht vorallem durch Verstoffwechslung von tierischem Eiweiß(bzw. beim Abbau von Eiweiß). Die Bildung desAmmoniak findet vor allem im Darm, aber auch in derMuskulatur, der Niere und der Leber statt. Unter nor-malen bzw. gesunden Bedingungen halten sichEntstehung und Elimination von Ammoniak dasGleichgewicht. In der Leber wird Ammoniak (NH3)durch die Harnstoff- und Glutaminsynthese entgiftet.Es entsteht der ungiftige Harnstoff, der über die Nie-ren (renal) ausgeschieden wird. Harnstoff- und Gluta-minsynthese erfolgen in verschiedenen hintereinandergeschalteten, funktionell unterschiedlichen Zellsyste-men. Durch Reduzierung von funktionsfähigemLeberparenchym bei Leberzirrhosepatienten und beiakutem Leberversagen mit massivem Untergang vonParenchymgewebe kann diese Syntheseleistung vonder Leber nicht mehr aufrechterhalten werden.Gelangt eine zu große Menge von Ammoniak über denBlutkreislauf ins Gehirn, begünstigt dies die Entste-hung einer hepatischen Enzephalopathie. Bei Vorlie-gen einer ausgeprägten Fettleber kann die Ammoniak-elimination um 50 %, bei einer Zirrhose um 80 % ver-mindert sein. Nach Anlegen eines portosystemischenShunts, einer operativ angelegten Kurzschlussverbin-dung außerhalb der Leber zwischen Pfortader undunterer Hohlvene, kann es ebenfalls zu einer Ammo-niakerhöhung kommen. Das Blut wird am Entgif-tungskreislauf der Leber vorbeigeschleust und gelangtsomit mit erhöhter Ammoniakkonzentration direktzum Gehirn. Dies kann das Entstehen einer hepati-schen Enzephalopathie begünstigen oder eine bereitsbestehende verschlechtern. Auch TIPS (transjugulärerintrahepatischer portosystemischer Shunt), eine opera-tiv angelegte Kurzschlussverbindung innerhalb derLeber zwischen Pfortader und Hohlvene, begünstigendas Entstehen einer hepatischen Enzephalopathie.

Ammoniak

Erwachsene unter 82 µg/dLNeugeborene unter 245 µg/dL

Bei einer Ammoniakkonzentration von über 300 µg/dLtreten meist komatöse Zustände auf.

Prokollagen-III-Peptid

Referenzbereich: unter 15 µg/L

Bei allen Formen einer Hepatitis, die mit der Zerstö-rung der Leber und der Entwicklung einer Zirrhoseeinhergehen, spielt die Wucherung von bindegeweb-lichen Fasern eine große Rolle. FunktionstüchtigeLeberzellen werden durch funktionsuntüchtigesBindegewebe ersetzt. Um das Fortschreiten einerFibrose (bindegeweblicher Umbau) beurteilen zu kön-nen, mussten Gewebeproben aus der Leber entnom-men und mikroskopisch untersucht werden (Punktionu. Biopsie). Vor einiger Zeit wurde ein Bluttest ent-wickelt, der über das Ausmaß der Zunahme vonBindegewebsbildung in der erkrankten Leber Aus-kunft gibt. Durch bestimmte immunologische Verfah-ren werden bestimmte Eiweißstoffe im Blut, die so ge-nannten Prokollagene, nachgewiesen. Es können somitInformationen über Zunahme (Aktivität) bzw. Rück-bildung (Reversibilität) des Fibrosestadiums gewon-nen werden. P-III-P dient somit der Verlaufskontrolleeiner Lebererkrankung hinsichtlich des Fibrosegrades,nicht jedoch dem Nachweis der bereits gebildetenMenge an Bindegewebefasern.

Alkoholbedingte Leberzirrhosen weisen oft einenbesonders stark erhöhten P-III-P-Wert auf. Auch beieiner chronischen Hepatitis werden oft erhöhte Wertegemessen.

Allerdings ist P-III-P noch kein Laborparameter, der inder täglichen Praxis routinemäßig untersucht wird.

Hier wird ebenfalls das Blut am Entgiftungskreislaufder Leber vorbeigeleitet.

Erhöhte Werte finden sich bei Leberzirrhose, akutemLeberversagen, Intoxikation (organische Lösungsmit-tel, Pilze), Reye-Syndrom (Fettleber mit Enzephalopa-thie bei Kindern), Enzymmangel mit Anhäufung orga-nischer Säuren, Enzymdefekte des Harnstoffzyklus beiKindern, hoher Proteinzufuhr (z.B. Magen-Darm-Blutungen), Alkoholkonsum, Infektionen, Diuretika-Therapie, gestörter Nierenausscheidung, Hypoka-liämie, Leberausfallkoma, Leberzerfallskoma.

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Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine sind fürunseren Körper lebenswichtige Substanzen. Sie wer-den überall im Organismus gebraucht und sind fürviele Körperfunktionen unerlässlich. Die meisten die-ser Stoffe nehmen wir mit der Nahrung auf, einigekann der Körper jedoch auch selbst herstellen. EinMangel kann zu erheblichen gesundheitlichen Stö-rungen führen. Ein Überschuss kommt in der Regelselten vor und ist mit einigen Ausnahmen unschädlich.

Eine Überdosierung von Mineralstoffen und Spuren-elementen kann Vergiftungserscheinungen hervorru-

fen, wenn überschüssige Substanzen sich im Körperablagern.

Eine vollwertige Ernährung enthält in der Regel die fürden Körper notwendigen Mineralstoffe und Spuren-elemente in ausreichender Menge. Bei Auftreten vonMangelerscheinungen sollten diese durch entspre-chende Laboruntersuchungen und mit Rücksprachedes behandelnden Arztes abgeklärt und dann erstdurch die Gabe entsprechender Medikamente behobenwerden. Selbstmedikation kann zu mehr Schaden alsNutzen führen!

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Teil XII: Mineralstoffe, Spurenelemente,Vitamine

Mineralstoffe

Natrium (Na)

Schätzwerte für eine minimale Zufuhr: Milligrammpro Tag (Männer und Frauen)

25 bis unter 51 Jahre 550 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre 550 mg/ Tag65 Jahre und älter 550 mg/ Tag

Lebenswichtige Mineralstoffe werden unserem Körpernormalerweise in ausreichender Menge über unsereNahrung zugeführt. Sie sind von Bedeutung fürKnochenaufbau, Nerven- und Muskelfunktion, Blutge-rinnung sowie die Regulierung des Salz- und Wasser-haushaltes (Elektrolythaushalt). Durch falsche Ernäh-rung (Fast Food), Krankheit, ständigen Stress, Alkohol,Nikotin oder Arzneimitteleinnahme kann es zurUnterversorgung von lebenswichtigen Mineralstoffenim Körper kommen. Auch bestimmte Lebensabschnit-te wie Pubertät und Schwangerschaft sind oftmals voneinem chronischen Mineralstoffmangel begleitet. Diezusätzliche Einnahme von Mineralstoffen kann zueinem Überschuss und somit zu einer Verschiebung imMineralstoffhaushalt führen.

Der größte Teil des Natriumbedarfs wird durch dieZufuhr von Kochsalz (Natriumchlorid, NaCl) abge-deckt. Natriumionen sind zuständig für dieRegulierung des Flüssigkeitshaushaltes und sorgt fürdie richtige Verteilung der Flüssigkeit innerhalb und

außerhalb der Körperzellen. 98% des Natriums befin-det sich außerhalb der Körperzellen. Es wird zumgrößten Teil über den Dünndarm aufgenommen undüber die Nieren ausgeschieden. Der Natriumhaushaltwird durch verschiedene Hormonsysteme in unseremKörper geregelt.

Erhöhte Natriumwerte finden sich bei Flüssigkeits-mangel, Austrocknung, Nierenerkrankungen, hormo-nellen Störungen, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus),Schwitzen, Durchfall.

Erhöhte Natriumwerte können unter anderem Ner-vosität, Ruhelosigkeit, Erregbarkeit und Muskelzitternauslösen.

Verminderte Werte finden sich bei erhöhter Wasser-zufuhr, Erbrechen, Durchfall, Fieber, starkemSchwitzen, Arzneimittel (Diuretika, Antidepressiva),Verbrennungen, Herzschwäche (Herzinsuffizienz),Nierenerkrankungen, Nebennierenrindenschwäche(Addison-Krankheit), Schilddrüsenunterfunktion (Hy-pothyreose, Myxödem), Hormonstörungen, Bauch-speicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Bauchfell-entzündung (Peritonitis), Leberzirrhose.

Bei schwerem Natriummangel kann es zu Erbrechen,Krämpfen und Bewusstseinseintrübungen kommen.

Natriumhaltige Nahrungsmittel sind Kochsalz,Fleisch, Wurstwaren, Backwaren, Salzheringe.

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In fast allen Lebensmitteln ist Kalium enthalten. Esbefindet sich zu 98 % (im Gegensatz zu Natrium)innerhalb der Zellen. Es ist verantwortlich für die Reiz-leitung am Herzen sowie die Erregbarkeit der Nerven-und Muskelzellen. Außerdem ist Kalium zusammenmit Natrium für die Regulation des Wasserhaushaltesin den Körperzellen verantwortlich. Kalium wirdüberwiegend im Dünndarm aufgenommen und überden Urin ausgeschieden.

Erhöhte Kaliumwerte finden sich bei Kaliumüberdo-sierung (Infusionen, Tabletten), stark eingeschränkterKochsalzzufuhr, massiver Muskelzellzerstörung,Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), entwässerndeArzneimittel (kaliumsparende Diuretika wie Spiro-nolacton, Amilorid, Triamteren), Arzneimittel-Überdo-sis (Digitalis, Succinylcholin), Arzneimitteln gegenBluthochdruck (ACE-Hemmer bei Patienten mitHerzinsuffizienz), Nierenschwäche (Niereninsuffi -zienz), Nebennierenrindenschwäche (Addison-Krank-heit), Nierenversagen, Blutzerfall (Hämolyse).

Erhöhte Kaliumwerte können zu Herzrhythmusstö-rungen, Blutdrucksenkung, Muskelschwäche, Muskel-lähmung, Müdigkeit, Hörstörungen, Metallgeschmackim Mund führen. Werte über 5 mmol/l können einHinweis darauf sein, dass die Nieren bei derRegulation des Kaliumstoffwechsels versagen. Werteüber 10 mmol/l können zum Herzstillstand führen.

Verminderte Werte finden sich bei schwerer körper-licher Belastung, Durchfall, Erbrechen, starkemSchwitzen, Missbrauch von Abführmitteln, Alkoholis-mus, Magersucht (Anorexie), entwässernden Arznei-mitteln (Diuretika), Antibiotika (Penicilline, Amino-glykoside), Zuckerkrankeit (Diabetes mellitus), chroni-schen Nierenerkrankungen (Niereninsuffizienz),Herzinfarkt, Bronchialasthma, Dickdarmtumoren.

Massiv verminderte Kaliumwerte können zur Störungder Harnausscheidung, Verstopfung, Verdauungsbe-schwerden, Muskelschwäche, Lähmungen und Herz-rhythmusstörungen führen.

Kaliumhaltige Nahrungsquellen sind Bananen, Johan-nisbeeren, Fruchtsäfte, Milch, Fisch, Fleisch, Vollkorn-reis, Kartoffeln, Meerrettich.

Regelmäßiger Gebrauch von Abführmitteln führt zueinem Kaliummangel. Kalium ist für die Beweglichkeitder Darmmuskulatur verantwortlich. Durch die regel-mäßige Einnahme von Abführmitteln kommt es zurDarmträgkeit. Um weiterhin eine Wirkung desAbführmittels zu erzielen, müssen immer größereMengen dieser Mittel eingenommen werden, was wie-derum zu weiterem Kaliummangel führt.

Kalium (K)

Schätzwerte für eine minimale Zufuhr: Milligrammpro Tag (Männer und Frauen)

25 bis unter 51 Jahre 2000 mg/ Tag51 bis unter 65 Jahre 2000 mg/ Tag 65 Jahre und älter 2000 mg/ Tag

Kalzium (Ca)

Empfohlene Zufuhr: Milligramm pro Tag (Männerund Frauen)

25 bis unter 51 Jahre 1000 mg/ Tag51 bis unter 65 Jahre 1000 mg/ Tag 65 Jahre und älter 1000 mg/ Tag

Kalzium ist am Aufbau und der Festigkeit des Kno-chengerüstes und der Zähne verantwortlich. 98 % desim Körper befindlichen Kalziums sind in den Knochengespeichert, die restlichen 2 % zirkulieren im Blut. DasMineral spielt bei der Reizübertragung von Nerven aufdie Muskeln ebenso wie bei der Blutgerinnung einewichtige Rolle. Außerdem wird die Durchlässigkeitder Zellwände durch Kalzium reguliert. Im Organis-mus wird die Freisetzung oder Bindung von Kalziumhauptsächlich durch Hormone, z. B. Östrogen, geregeltoder beeinflusst. Dadurch entsteht in bestimmten Le-bensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit, Pubertätund Wechseljahren ein erhöhter Kalziumbedarf. Kal-zium wird über den Zwölffingerdarm und imDünndarm aufgenommen.

Erhöhte Kalziumwerte finden sich bei Tumorerkran-kungen mit Knochenzerstörung (Knochenmetastasen),Vitamin-D-Überdosierung, Schilddrüsenüberfunktion(Hyperthyreose), Nebenschilddrüsenüberfunktion(Hyperparathyreoidismus), Nebennierenrinden-schwäche (Addison-Krankheit), entwässernden Arz-neimitteln (Thiazide).

Erhöhte Kalziumwerte führen zu Appetitlosigkeit,Gewichtsverlust, Übelkeit und Herzrhythmusstörun-gen. Ebenso kann es die Bildung von Harnsteinen be-günstigen.

Verminderte Kalziumwerte finden sich in der Schwan-gerschaft, in der Stillzeit, bei Vitamin-D-Mangel,Nebenschilddrüsenunterfunktion (primärer Hypo-parathyreoidismus), chronischer Nierenschwäche,Leberzirrhose, akuter Bauchspeicheldrüsenentzün-dung (Pankreatitis), entwässernde Arzneimittel (Diu-retika wie Thiazide, Furosemid, Etacrynsäure),

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Antiepileptika, schwerem Durchfall, Darmentzün-dungen.

Verminderte Kalziumwerte führen zu Kopfschmerzen,Müdigkeit, Übererregbarkeit des Nervensystems undder Muskulatur mit Krampfneigung, Herzrhythmus-störungen, trockener, rissiger Haut, Haarausfall,Kalkablagerungen im Körper.

Kalziumhaltige Nahrungsmittel sind Milch, Käse,Sojabohnen, Grünkohl, Nüsse, Vollkornhafer.

Erhöhte Werte finden sich bei chronischer Nieren-schwäche (Niereninsuffizienz), akutem und chroni-schem Nierenversagen, zu hoher Einnahme von säure-bindenden Medikamenten (Antazida), bei magnesi-umsulfathaltigen Einläufen.

Bei mehr als 6,08 mg/dl bzw. 2,5 mmol/l Magnesiumim Blut können Beschwerden auftreten. Sind mehr als12,2 mg/dl bzw. 5 mmol/l messbar, kommt es zuAtemlähmung.

Verminderte Werte können auftreten in der Schwan-gerschaft, in der Stillzeit, bei Durchfall, Stress,Alkoholismus, Unterernährung, Bauchspeicheldrüsen-entzündung (Pankreatitis), entzündlichen Darmer-krankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), Nieren-schwäche (Niereninsuffizienz), Schilddrüsenüber-funktion (Hyperthyreose), Nebenschilddrüsenüber-funktion (Hyperparathyroidismus), Zuckerkrankheit(Diabetes mellitus), Einnahme von entwässerndenMedikamenten (Diuretika).

Durch Magnesiummangel kommt es oft zu einer Über-erregbarkeit der Muskulatur. Ebenso können Waden-krämpfe, Schmerzen in den Beinen, Müdigkeit, Nervo-sität, Appetitlosigkeit, Herzklopfen, sowie Herzrhyth-musstörungen, Zittern, Angst, Depressionen, Funk-tionsstörungen des Blasenschließmuskels eine Hin-weis auf einen Magnesiummangel (Hypomagnesi-ämie) sein.

Eine regelmäßige Kontrolle der Magnesiumwerteempfiehlt sich bei Einnahme von entwässernden undnierenschädigenden Arzneimitteln, Alkoholentzug,künstlicher Ernährung, radikalen Diätkuren undNierenschwäche. Eventuell ist eine Einnahme vonMagnesium empfehlenswert (nach Rücksprache mitdem Arzt).

Magnesiumhaltige Nahrungsmittel sind Mineral-wasser, Getreide, Fleisch, Sojabohnen, Bohnen, Erbsenund Nüsse.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 27

Magnesium (Mg)

Erwachsene und Kinder ab dem 1. Lebensjahr1,70–2,55 mg/dL

Empfohlene Zufuhr: Milligramm pro Tag

25 bis unter 51 Jahre Männer: 350 mg/ Tag Frauen: 300 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 350 mg/ Tag Frauen: 300 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 350 mg/ Tag Frauen: 300 mg/ Tag

Magnesium ist für den menschlichen Organismus vongroßer Bedeutung und für die Aktivierung von mehrals 300 Enzymen verantwortlich. Es spielt eine wesent-liche Rolle im Energie- und Fettstoffwechsel, wirktdämpfend auf die periphere Nervenimpulsübertra-gung an der Muskulatur, es bewirkt eine stabile Herz-rhythmusaktivität und verbessert die Sauerstoffaus-nutzung des Herz-Kreislaufsystems. Etwa 1/3 des überdie Nahrung aufgenommenen Magnesiums wird überden Dünndarm aufgenommen, der Rest über den Stuhlausgeschieden. Der größte Anteil des Magnesiumswird in den Zellen von Knochen- und Weichteilge-webe gespeichert. Der Magnesiumstoffwechsel imKörper wird größtenteils über die Nieren reguliert.

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E28

Bestimmte Substanzen, die im Körper oder in denNahrungsmitteln nur in minimalen Mengen (in Spu-ren) vorkommen, werden als Spurenelemente bezeich-net. Viele dieser Spurenelemente spielen jedoch einelebenswichtige (essenzielle) Rolle, während einigeauch giftig sein können. Die lebenswichtigen Spuren-elemente werden vom Organismus für viele Stoff-wechselvorgänge benötigt. Zahlreiche Erkrankungenbewirken eine deutliche Veränderung der Konzen-tration der Spurenelemente im Organismus. Oft machtsich ein Mangel im Körper wegen des geringen Bedarfsdes Spurenelementes nur langsam und spät bemerk-bar. Jahrelanger Mangel zeigt sich oft erst, wenn sämt-liche Reserven aufgebraucht sind.

Spurenelemente

Kupfer (Cu)

Frauen: 76–152 µg/dLMänner: 70–140 µg/dL

Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr:Milligramm pro Tag (Männer und Frauen)

25 bis unter 51 Jahre 1,0-1,5 mg/ Tag51 bis unter 65 Jahre 1,0-1,5 mg/ Tag65 Jahre und älter 1,0-1,5 mg/ Tag

Zink (Zn)Erwachsene 46–150 µg/dl

Empfohlene Zufuhr: Milligramm pro Tag

25 bis unter 51 Jahre Männer: 10 mg/ Tag Frauen: 7,0 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 10 mg/ Tag Frauen: 7,0 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 10 mg/ Tag Frauen: 7,0 mg/ Tag

Kupfer ist ein Bestandteil vieler Enzyme. Es wird ausden Nahrungsmitteln über den Dünndarm aufgenom-men und zur Leber transportiert. Ein Großteil wirdwieder mit Hilfe der Leber ausgeschieden. Ein kleinerAnteil wird in der Leber gebunden und als Coerulo-plasmin ins Blut wieder abgegeben. Eine wichtigeFunktion spielt Kupfer beim Einbau des Eisens in denroten Blutfarbstoff Hämoglobin. Ein Teil des Kupferswird auch in den Muskeln und Knochen gespeichert.Kupfer ist ebenfalls Bestandteil vieler lebensnotwendi-ger Substanzen, die vom Körper für die Bildung vonBindegewebe, zur Blutbildung und für die Funktiondes zentralen Nervengewebes benötigt werden.

Erhöhte Werte finden sich im letzten Drittel derSchwangerschaft, bei Einnahme der Antibabypille,Östrogen-Einnahme, Tumorerkrankungen von Lunge,Brust und Prostata, akuten und chronischenInfektionen, Lebererkrankungen und Bauchspeichel-drüsenschwäche (Pankreasinsuffizienz).

Sind erhöhte Kupferwerte im Blut nachweisbar, sohaben diese in der Regel keine diagnostische und the-rapeutische Bedeutung. Eine durch Kupfersulfat ent-standene akute Kupfervergiftung kann jedoch lebens-

bedrohlich sein. In der Regel kann der Körper jedochnur eine begrenzte Menge Kupfer aus dem Darm auf-nehmen.

Verminderte Werte finden sich bei Säuglingskupfer-krankheit (Menke-Kinky-Hair-Krankheit), nahrungs-bedingtem Kupfermangel (Reduktionsdiät), Durchfall,Nierenerkrankungen, Überdosierung von Zinkprä-paraten.

Kupfermangel im Organismus kann bei Säuglingenund Kleinkindern zu Wachstumsstörungen bzw. zuStörung der Knochenbildung führen. Ebenfalls kannes zu Blutbildungsstörungen, Nervenstörungen, Pig-mentstörungen der Haut und Haare sowie Infekt-anfälligkeiten führen.

Ein Sonderfall ist die Kupferspeicherkrankheit(Morbus Wilson): Hier werden die Organe durch einÜbermaß an freiem Kupfer geschädigt, obwohl ernie-drigte Werte für das Gesamtkupfer im Blut gemessenwerden. Das freie, nicht gebundene Kupfer ist den-noch erhöht, da das kupferbindende EiweißCoeruloplasmin noch stärker erniedrigt ist als dasGesamtkupfer. Im Blut ist also trotz des niedrigenGesamtkupfers zuviel freies Kupfer, da dieses nichtausreichend von Coeruloplasmin gebunden werdenkann. Die Folge: Das erhöhte freie Kupfer gelangt inverschiedene Organe, wie Leber und Gehirn, wirddort gespeichert und kann so diese Organe schädigen.

Kupferhaltige Nahrungsquellen sind Fleisch, vorallem Innereien, Fisch, Nüsse, Gemüse und Brot.

Zink ist eines der wichtigsten lebensnotwendigen (es-senziellen) Spurenelemente im menschlichen Körper.Es spielt bei zahlreichen biochemischen und physiolo-gischen Funktionen eine wichtige Rolle. In über 100Enzymen ist Zink enthalten. Es ist in allen Körperge-

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weben und Körperflüssigkeiten enthalten. Der größteAnteil ca. 60–70 % ist in der Muskulatur und in denKnochen zu finden. In hoher Konzentration liegt esebenfalls in den Haaren, den Nägeln, der Haut, derNetzhaut des Auges, den Geschlechtsorganen und denInselzellen der Bauchspeicheldrüse vor. Im Blut befin-den sich etwa 1–2% des gesamten Zinkbestandes,wobei sich der größte Teil in den roten Blutkörperchen,den Erythrozyten, befindet. Zink ist im Wesentlichendaran beteiligt, die im Erbgut gespeicherten Infor-mationen richtig zu lesen und zu verwerten. Es hilftmit beim Aufbau von Nukleinsäuren sowie im Stoff-wechsel von Geschlechts- und Schilddrüsenhormonen.Zink hat einen positiven Einfluss auf Wachstums- undEntwicklungsprozesse sowie die Wundheilung, da esdie Zellerneuerung wesentlich beeinflusst. In vielenSalben zur Wundheilung ist Zink enthalten. Es fördertdie Abwehrfunktion, ist für die Reifung und Funktiondes Immunsystems verantwortlich und schützt denOrganismus vor schädlichen Sauerstoffradikalen.Auch wäre der Körper nicht in der Lage, ohne dasSpurenelement Zink das Kohlendioxid über die Lungeauszuscheiden. Es wird über den Dünndarm aufge-nommen und über Verdauungssäfte wieder ausge-schieden.

Erhöhte Werte finden sich bei Zinkvergiftung und Ein-atmen von Zinkdampf.

Eine akute Zinkvergiftung äußert sich durch Übelkeit,Erbrechen, entzündliche Magen-Darm-Störungen(Gastroenteritis), Schwindel, Antriebsschwäche, mus-kuläre Koordinationsstörungen.

Verminderte Werte finden sich bei Alkoholismus,Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), rheumatischenErkrankungen, akuten und chronischen Infektionen,chronischen Lebererkrankungen, Leberzirrhose, grö-ßeren Gewebeverletzungen, Darmoperationen, Unter-ernährung, chronischen Darmentzündungen (MorbusCrohn, Colitis ulcerosa), Arzneimitteln (Penicillamin),Schuppenflechte (Psoriasis), Vitamin-B6-Mangel, hor-monellen Störungen, Schwermetallbelastung, z. B.Amalgan, Kadmium.

Verminderte Zinkwerte können zu Haarausfall,Hautveränderungen, Durchfall und Appetitlosigkeitführen. Ebenso kann die Wundheilung beeinträchtigtsein. Ein vermindertes Geruchs- und Geschmacksemp-finden, Unfruchtbarkeit, Infektanfälligkeit, Wachs-tumsstörungen sowie der sexuelle Reifungsprozess inder Pubertät können gestört sein.

Zinkhaltige Nahrungsquellen sind Hefe, Weizen-keime, Dinkel, Haferflocken, Gemüse (Brokkoli,Rosenkohl, Pastinake), Erdnüsse, Käse, Austern, Fisch,Innereien, Rindfleisch, Hühnerei, Joghurt, Sojabohnen.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 29

Selen (Se)Erwachsene 45–83 µg/LSchulkinder 69–121 µg/L

Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr:Mikrogramm pro Tag (Männer und Frauen)

25 bis unter 51 Jahre 30 bis 70 µg/Tag51 bis unter 65 Jahre 30 bis 70 µg/Tag65 Jahre und älter 30 bis 70 µg/Tag

Die Selenversorgung der Menschen ist je nach Regionunterschiedlich, da sie vom Selengehalt der Böden ab-hängig ist. Der Selengehalt des Ackerbodens ist in Süd-deutschland deutlich niedriger als in Norddeutsch-land. Selen ist in Nahrungsmitteln an Aminosäurengebunden. Es wird über den Dünndarm aufgenom-men und über Stuhl, Harn und Atemluft ausgeschie -den. Im menschlichen Körper befindet sich Selenhauptsächlich in den Nieren, aber auch in der Leber,den Hoden und der Milz. Auch ist Selen Bestandteilwichtiger Enzyme, z. B. für den Schilddrüsenstoff-wechsel und das Immunsystem.

Erhöhte Werte finden sich bei berufsbedingter akuteroder chronischer Selen-Vergiftung (Porzellan-, Glas-,Elektroindustrie), Selen-Selbstmedikation, nahrungs-bedingter Überversorgung mit Selen (Asien).

Selenvergiftungen des menschlichen Organismus kön-nen sich durch entzündliche Hautveränderungen undAugenreizungen äußern. Eine chronische Selenver-giftung macht sich durch Kopfschmerzen, Reizung deroberen Atemwege, Magen-Darm-Beschwerden, Ner-vosität und einen knoblauchartigen Geruch der Atem-luft und des Schweißes bemerkbar.

Verminderte Werte finden sich bei nahrungsbedingtemSelenmangel (Diät, Abmagerungskuren, künstlicheErnährung), chronischer Nierenschwäche, Leberzir-rhose, Dialyse, Krebserkrankungen, Hauterkrankun-gen, rheumatischen Gelenkentzündungen, Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen, Muskeldystrophie.

Bei verminderten Selenwerten können sich Muskel-schwäche, eine Störung der Abwehrfunktion desImmunsystems und Herzmuskelschäden bemerkbarmachen.

Rauchen, vermehrter Alkoholmissbrauch sowie dasGeschlecht und das Alter beeinflussen den Selenwertim Blut.

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E30

Das Spurenelement Eisen spielt eine wichtige Rolle immenschlichen Organismus. Es ist unentbehrlich beimSauerstofftransport, sowie dem Abtransport vonKohlendioxid. Es dient als Baustein für das Hämoglo-bin (roter Blutfarbstoff) und ist für ein gut funktionie-rendes Immunsystem unentbehrlich. Tagtäglich wer-den etwa 200 Milliarden roter Blutkörperchen (Ery-throzyten) gebildet. Dieses kann der Organismus nurleisten, wenn genügend Eisen im Körper vorhandenist. Eisen wird aus der Nahrung über den Dünndarmaufgenommen, wobei nur etwa 10 % des so zurVerfügung stehenden Eisens verwertet werden. 70 %des im Körper befindlichen Eisens befinden sich imHämoglobin. Um in alle Zellen und Organe zu gelan-gen, wird das Eisen im Blut an das TransporteiweißTransferrin gebunden. Aus dem Hämoglobin ver-

brauchter roter Blutkörperchen (Erythrozyten) wirddas Eisen fast vollständig wiederverwertet bzw. zu-rückgewonnen. Im Gegensatz zu pflanzlichen Nah-rungsmitteln kann das Eisen aus tierischen Nahrungs-mitteln besser absorbiert werden. Ist ausreichend Vita-min C im Körper vorhanden, so bewirkt dies eine bes-sere Eisenverwertung.

Erhöhte Werte finden sich bei Eisenspeicherkrankheit(Hämochromatose), alkoholbedingter Leberzirrhose,Leberentzündung (Virushepatitis), Einnahme vonAntibabypille oder Östrogenen, ernährungsbedingtemÜberangebot von Eisen (Eisenvergiftung).

Drastisch erhöhte Eisenwerte können Lebervergrö-ßerung, Herzmuskelfunktionsstörungen und Drüsen-funktionsstörungen verursachen.

Verminderte Werte finden sich bei einseitiger Ernäh-rung, Vegetariern, übermäßigem Alkoholkonsum,Schwangerschaft, Stillzeit, starken Monatsblutungen,Hämorrhoidenblutungen, Nierenerkrankungen (ne-phrotischem Syndrom), chronischen Infektions-krankheiten, Herzinfarkt, Krebserkrankungen.

Chronisch verminderte Eisenwerte können zu schnel-ler Ermüdbarkeit, Kopfschmerzen, Stimmungs-schwankungen, Verstopfung, Durchfall und Infektan-fälligkeit führen.

Eisenhaltige Nahrungsquellen sind Fleisch, Fisch,Leber, grüne Gemüse, Nüsse, Kartoffeln, rote Beete,Feldsalat, Schnittlauch, Vollwertgetreide, Sojamehl,Sesamsamen, rote Trauben.

Achtung: Milch, Kaffee und Tee hemmen die Auf-nahme von Eisen.

Eisen (Fe)

Frauen 37–145 µg/dLMänner 59–158 µg/dL

Empfohlene Zufuhr: Milligramm pro Tag

25 bis unter 51 Jahre Männer: 10 mg/ Tag Frauen: 15 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 10 mg/ Tag Frauen: 10 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 10 mg/ Tag Frauen: 10 mg/ Tag

Transferrin:Erwachsene 200–400 mg/dL

VitamineVitamine sind, wie die im vorherigen Teil besproche-nen Mineralstoffe und Spurenelemente, lebenswichti-ge Substanzen. Sie können mit Ausnahme von Vita-min K und Folsäure, die im Darm mit Hilfe von Bak-terien produziert werden, nicht vom Organismusselbst hergestellt werden. Demzufolge müssen wir siein genügender Menge dem Körper über die Nah-rungskette zuführen. Die Mengen, die der Organis-mus benötigt, sind in der Regel sehr gering. Eineabwechslungsreiche vollwertige Ernährung mit vielRohkost, frischem Obst und Gemüse reicht in derRegel für den Körper aus, um einen störungsfreienStoffwechsel zu erhalten. Bei zu hoher Zufuhr an"künstlichen Vitaminen" (in Tablettenform) kann der

Körper mit der Zeit die Fähigkeit verlieren, Vitamineaus der Nahrung zu gewinnen. Eine Überdosierungkann nur bei fettlöslichen Vitaminen vorkommen, dadiese im Organismus, insbesondere von der Leber,gespeichert werden können. Dieses schädliche Über-angebot an Vitaminen, die so genannte Hypervitami-nose ist besonders bei zu hoher Dosierung von Vita-min A und D bekannt. Die wasserlöslichen Vitaminewerden vom Körper ungenutzt über den Urin ausge-schieden. Das Risiko eines Vitaminmangels besteht beiRauchern, bei übermäßigem Alkoholgenuss, Infek-tionskrankheiten, Fastfood, Diäten, Störungen derVerdauungsfunktion im Magen und Dünndarm,Arzneimitteleinnahme, chronischen Lebererkrankun-

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gen, Antibiotika-Therapie, Schwangerschaft und Still-zeit. Hier kann es zu einem akuten sowie einem chro-nischen Vitaminmangel kommen, der zu Beschwerdensowie bestimmten Krankheitsbildern führen kann.

Vitamin A ist für die Funktion unseres Sehvermögenssowie für das Wachstum und den Aufbau derSchleimhaut und der Haut von großer Bedeutung. Umunseren Körper mit Vitamin A ausreichend zu versor-gen, muss Provitamin A vom Organismus in verwert-bares Vitamin A umgewandelt werden.

Erniedrigte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung, Lebererkrankungen, künstlicher Er-

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 31

Vitamin A

ReferenzbereichFrauen: unter 112 µg/dLMänner: unter 132 µg/dL

Empfohlene Zufuhr (Milligramm-Äquivalent pro Tag)25 bis unter 51 Jahre Männer: 1,0 mg/ Tag

Frauen: 0,8 mg/ Tag51 bis unter 65 Jahre Männer: 1,0 mg/ Tag

Frauen: 0,8 mg/ Tag65 Jahre und älter Männer: 1,0 mg/ Tag

Frauen: 0,8 mg/ Tag

wasserlösliche Vitamine Tagesbedarf

Vitamin B1 1,4–1,6 mgVitamin B2 1,5–1,7 mgVitamin B6 1,6–1,8 mgVitamin B12 2µgVitamin C 100–120mgFolsäure 300–600µgBetakarotin 2–5 mg

fettlösliche Vitamine Tagesbedarf

Vitamin A 5.000–6.000 IEVitamin D 5–10 µgVitamin E 12 mgVitamin K 60–80 µg

Welche Vitamine benötigt unserKörper?

Fettlösliche Vitamine

Eine Mangelerscheinung von Vitaminen wird alsHypovitaminose bezeichnet. Schwere Mangelerschei-nungen nennt man Avitaminosen.

Die Einnahme von Vitaminpräparaten kann sichdurchaus als sinnvoll bei einem Vitaminmangel erwei-sen, jedoch sollte auf jeden Fall ein Arzt zu Rate gezo-gen werden, der über die richtige Dosierung und dasrichtige Präparat entscheidet.

Einzelne Vitamine, wie z.B. die Folsäure oder dasVitamin B12, können direkt im Blut nachgewiesenwerden. Die Bestimmung des so genannten Vitamin-status, also die Bestimmung aller Vitamine, ist sehraufwendig und teuer und wird demzufolge in derRegel nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Außerdemliefern diese Untersuchungen nicht immer absolut kor-rekte Ergebnisse.

Eine optimale Vitaminversorgung ist zu erreichendurch Vollwertkost, viel frisches Obst und Gemüse,schonende Zubereitung von Lebensmitteln, ohnedurch langes Kochen den Vitamingehalt zu reduzie -ren, Vermeiden von Zucker und zuckerhaltigen Nah-rungsmitteln, Vermeiden von Alkohol und Rauchen,Vermeiden von Fertiggerichten und Fastfood.

nährung, Magen-Darm-Erkrankungen (MorbusCrohn), Alkoholismus, Schwangerschaft und Stillzeit,psychischem Stress, Infektionskrankheiten, Rauchen.Mangelerscheinungen äußern sich in Nachtblindheit,Degeneration der Hornhaut des Auges, Zahnwachs-tumsstörungen, Verhornung von Haut und Schleim-häuten, Wachstumsstörungen bei Kindern, Ge-schmacks- und Geruchsstörungen.

Erhöhte Werte finden sich bei hochdosierter Vitamin-A-Einnahme, übermäßigem Verzehr von tierischerLeber. Bei Überdosierung kann es zu Appetitlosigkeit,Gewichtsverlust, Blutungsneigung und Leberfunk-tionsstörungen kommen.

Vitamin-A-haltige Nahrungsmittel sind Leber, Fischöl,Milch, Eier, Käse, Gemüse (Weißkohl, Spinat, Karotten,Bohnen, Broccoli, Chinakohl, Erbsen, Fenchel, Lauch,Schwarzwurzel), Äpfel, Aprikosen, Erdbeeren, Feigen,Preiselbeeren, Kaki-Früchte, Kapstachelbeere, Mangos,Papaya, Kartoffeln, Radieschen. Betakarotin, eineVorstufe von Vitamin A, das in Karotten enthalten ist,kann ohne Fett vom Körper nicht aufgenommen wer-

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E32

Betakarotin wird im menschlichen Körper alsProvitamin A zu Vitamin A umgewandelt. Es wirktantioxidativ, schützt also vor schädlichen Radikalen.Damit der Körper Betakarotin aus der pflanzlichenNahrung optimal aufnehmen kann, muss dieses, z.B.Karotten, immer mit etwas Fett gegessen werden.Zudem sollten sie nicht als Rohkost, sondern leichtgedünstet gegessen werden. Eine gesunde ausgewoge-ne Vollwertkost beugt einem Mangel vor.

Verminderte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung sowie Erkrankungen, bei denen dieFettaufnahme gestört ist.

Betakarotin-haltige Nahrungsmittel sind Gemüse, vorallem Möhren, gelbe und grüne Blattgemüse.

stoffwechselstörungen, Nierenerkrankungen, Einnah-me von Medikamenten (Barbiturate, Antiepileptika,Colestyramin). Ein Vitamin-D-Mangel kann vor allemzu Schäden am Knochenskelett und Nervensystemführen. Bei Säuglingen und Kindern kann es zuRachitis, auch zu Knochenverformungen und Wachs-tumsstörungen kommen, bei Erwachsenen kann esvermehrt zur Neigung zu Knochenbrüchen, Knochen-verformungen, Muskelschwäche und Gelenkschmer-zen führen. Erhöhte Werte finden sich bei Überdosie-rung von Vitamin D. Eine Überdosierung äußert sichin Appetitlosigkeit, Brechreiz, Durchfall, starkemDurst, häufigem Wasserlassen und Kopfschmerzen.Als Spätfolgen können Nierensteine, Knochenverän-derungen und Arteriosklerose auftreten.

Vitamin-D-haltige Nahrungsmittel sind Fischöl,Seefische (Lachs, Sardinen, Heringe), Leber, Eier,Milch, Milchprodukte, Pilze, Datteln.

Betakarotin

Referenzbereich: 150–1.250 µg/L

Vitamin D (Calciferole)

Referenzbereich Calcidiol:Sommer: 50-300 nmol/LWinter: 25-125 nmol/L

Referenzbereich Calcitriol:Erwachsene: 75-80 ng/L

Empfohlene Zufuhr (Mikrogramm pro Tag):25 bis unter 51 Jahre Männer: 5 µg/ Tag

Frauen: 5 µg/ Tag51 bis unter 65 Jahre Männer: 5 µg/ Tag

Frauen: 5 µg/ Tag65 Jahre und älter Männer: 10 µg/ Tag

Frauen: 10 µg/ Tag

Vitamin E

Frauen: unter 1,46 mg/dLMänner: unter 1,55 mg/dL

Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr(Milligramm-Äquivalent pro Tag):

25 bis unter 51 Jahre Männer: 14 mg/ Tag Frauen: 12 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 13 mg/ Tag Frauen: 12 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 12 mg/ Tag Frauen: 11 mg/ Tag

Unter Einfluss von Sonnenlicht bildet die HautVitamin D. Auf Grund der unterschiedlichen Sonnen-einstrahlung zu den verschiedenen Jahreszeiten ist dieVitamin-D-Versorgung je nach Jahreszeit unterschied-lich. Unser Kalzium- und Phosphatstoffwechsel wirdvom Vitamin D beeinflusst. Auch ist es ein wichtigerBestandteil im Knochenauf- und -abbau.

Erniedrigte Werte finden sich bei Sonnenlichtmangel,Schwangerschaft, Dialyse, Morbus Crohn, Knochen-

Vitamin E schützt den Körper vor allem vor schäd-lichen freien Radikalen. Auch beeinflusst es denFettstoffwechsel günstig und wirkt möglicherweisevorbeugend gegen Arteriosklerose (Arterienverkal-kung).

Verminderte Werte finden sich bei Mangel- und Fehl-ernährung, Lebererkrankungen, Blutarmut, Magen-Darm-Erkrankungen. Als Folge eines länger bestehen-den Vitamin-E-Mangels können Muskelschwäche undBlutbildungsstörung auftreten.

Vitamin-E-haltige Nahrungsmittel sind Pflanzenöle,Leber, Eier, Milch und Milchprodukte, Knollensellerie,Porree (Lauch), Fenchel, Erbsen, Schwarzwurzeln,Nüsse, Äpfel, Kiwi und Mangos.

den. Deshalb sollte zu gedünsteten Möhren immer einSchuss Öl oder Butter hinzugegeben werden.

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Vitamin K ist insbesondere für die Blutgerinnung vongroßer Bedeutung. Ein schwerer Vitamin-K-Mangel

Vitamin B1 (Thiamin) hat Einfluss auf den Abbau vonKohlenhydraten und auf die Nerventätigkeit. Je mehrKohlenhydrate konsumiert werden, umso größer istder Vitamin-B1-Bedarf. Vitamin B1 muss ständig mitder Nahrung dem Körper zugeführt werden, da derOrganismus dieses nur in geringen Mengen speichernkann. Fast die Hälfte des täglichen Bedarfs kann mitGetreide und Getreideprodukten abgedeckt werden.

Verminderte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung, Magen-Darm-Erkrankungen (Malab-sorptionssyndrom), Alkoholismus, Lebererkrankun-gen, Schwangerschaft und Stillzeit, Beriberi-Krankheit(B1-Avitaminose), Arzneimitteln (Antazida, Neuro-leptika, Antieptileptika, Antibabypille).

Vitamin-B1-Mangel kann sich in Müdigkeit, Appetitlo-sigkeit, Reizbarkeit, Schlaf- und Verdauungsstörungenäußern. Schwerer Vitamin-B1-Mangel kann zu Herz-Kreislauf-Störungen (Herz-Rhythmus-Störungen,Herzrasen), Atemnot, Beklemmung und neurologi-schen Störungen wie Nervenentzündungen, Muskel-

schwäche, Muskelschmerzen, Krämpfen und Läh-mungen führen. Bei schwerem Alkoholmissbrauch istdas Risiko einer Gehirnleistungsstörung bei schweremVitamin-B1-Mangel besonders groß.

Vitamin-B1-haltige Nahrungsmittel sind Vollkornge-treide, Hefe, Leber, Schweinefleisch, Gemüse, Milch,Kartoffeln, Nüsse, Radieschen, Rosenkohl, Schwarz-wurzel.

kann zu Blutgerinnungsstörungen und zu erhöhterBlutungsneigung führen. Häufiges Nasenbluten, eineverstärkte Regelblutung oder häufige Blutergüsse kön-nen ein Hinweis darauf sein.

Verminderte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung, Magen-Darm-Erkrankungen, Leber-und Galle-Erkrankungen, Bauchspeicheldrüsener-krankungen, Arzneimittel (Antibiotika), blutgerin-nungshemmender Therapie mit Vitamin-K-Antago-nisten (Cumarine). Vitamin-K-Überdosierung kann einerhöhtes Thrombose- und Embolie-Risiko bedeuten.

Vitamin-K-haltige Nahrungsmittel sind Sauerkraut,Kohl, Fleisch, Spinat, Leber, Kartoffeln und Fenchel.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 33

Vitamin K

Erwachsene: 0,17–0,68 µg/L

Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr(Mikrogramm pro Tag)

25 bis unter 51 Jahre Männer: 70 µg/ Tag Frauen: 60 µg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer:80 µg/ Tag Frauen: 65 µg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 80 µg/ Tag Frauen: 65 µg/ Tag

Vitamin B1

Thiamin (= Vitamin B1): 0,13–0,75 µg/dL

Empfohlene Zufuhr (Milligramm pro Tag):

25 bis unter 51 Jahre Männer: 1,2 mg/ Tag Frauen: 1,0 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 1,1 mg/ Tag Frauen: 1,0 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 1,0 mg/ Tag Frauen: 1,0 mg/ Tag

Vitamin B2

Riboflavin (= Vitamin B2): 36–51 µg/dL

Empfohlene Zufuhr (Milligramm pro Tag)

25 bis unter 51 Jahre Männer: 1,4 mg/ Tag Frauen: 1,2 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 1,3 mg/ Tag Frauen: 1,2 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 1,2 mg/ Tag Frauen: 1,2 mg/ Tag

Wasserlösliche Vitamine

Vitamin B2 (Riboflavin) ist in allen tierischen undpflanzlichen Organismen enthalten. Als so genanntesKoenzym beeinflusst es eine Menge an wichtigen bio-logischen Vorgängen. Es hat Einfluss auf den gesamtenStoffwechsel und die Hormonproduktion.

Erniedrigte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung, Magen-Darm-Erkrankungen, Schwan-gerschaft und Stillzeit, Einnahme bestimmter Medika-mente (Borsäure, Chlorpromacin), Alkoholismus, Ein-nahme der Antibabypille, Schilddrüsenerkrankungen,Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

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LABORWERTE

SO N D E R H E F T LA B O R W E R T E34

Mangelerscheinungen können zu Bindehautentzün-dungen, spröden Fingernägeln, rissigen Lippen undeingerissenen Mundwinkeln führen. Bei Vitamin-B2-Mangel in der Schwangerschaft kann es zu Entwick-lungs- und Wachstumsstörungen des Embryos kom-men.

Vitamin-B2-haltige Nahrungsmittel sind Hefe, Milchund Milchprodukte, Vollkorngetreide, Weizenkeime,Leber, Kartoffeln, Broccoli, Radieschen, Rosenkohl.

Vitamin B12 (Cobalamin) wird vom Körper in derLeber gespeichert. Hierdurch kann ein gelegentlicherMangel an Vitamin B12 problemlos ausgeglichen wer-den. Vitamin B12 hat Einfluss auf den Eiweißstoff-wechsel und ist beteiligt am Aufbau der roten Blutkör-perchen. Ein Vitamin-B12-Mangel kommt beim Er-wachsenen relativ selten vor, wenn die Ernährung auseiner abwechslungsreichen vollwertigen Kost besteht.Bei reinen Vegetariern kann hingegen ein Vitamin-B12-Mangel auftreten, da bei rein vegetarischer Kost demKörper kein Vitamin B12 zugeführt wird. Mangeler-scheinungen können sich äußern in Schwächegefühlund Müdigkeit, Zittern, Gewichtsabnahme, Ge-schmacks- und Geruchsstörungen, Gedächtnisstörun-gen, Zungenbrennen, Störungen in der Blutbildung,Sensibilitätsstörungen.

Verminderte Werte finden sich bei Mangel- undFehlernährung, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa,Magenkrebs, erblichen Stoffwechselerkrankungen.

Bei Vegetariern, die durch die Ernährung Gefahr lau-fen, einen Vitamin-B12-Mangel zu erleiden, kann eineNahrungsergänzung durch Gabe von Vitamin B12durchaus angezeigt sein.

Vitamin-B12-haltige Nahrungsmittel sind Fleisch, vorallem Innereien, Fisch, Milchprodukte, Eier, Spinat,Blumenkohl.

Allgemeiner Vitamin-B-Mangel äußert sich vor allemin Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen und Missemp-findungen wie Kribbeln. Vitamin-B-Präparate werdendeshalb oft zur Behandlung dieser Symptome verord-net.

Vitamin B6

Pyridoxal-5-Phosphat (PLP): 1,0-2,4 µg/dL

Empfohlene Zufuhr (Milligramm pro Tag):

25 bis unter 51 Jahre Männer: 1,5 mg/ Tag Frauen: 1,2 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 1,5 mg/ Tag Frauen: 1,2 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 1,4 mg/ Tag Frauen: 1,2 mg/ Tag

Vitamin B12

Erwachsene: 220–925 pg/mL

Empfohlene Zufuhr (Mikrogramm pro Tag):

25 bis unter 51 Jahre Männer: 3,0 µg/ Tag Frauen: 3,0 µg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 3,0 µg/ Tag Frauen: 3,0 µg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 3,0 µg/ Tag Frauen: 3,0 µg/ Tag

Vitamin B6 kommt in fast allen pflanzlichen und tieri-schen Nahrungsmitteln vor. Es ist ein Koenzym und anzahlreichen Stoffwechselvorgängen, vor allem amAminosäurestoffwechsel, beteiligt. Auch spielt es einewichtige Rolle bei der Produktion von Signalstoffender Nerven (Neurotransmittern).

Bei einem Vitamin-B6-Mangel kann es zu Empfind-lichkeitsstörungen und Missempfindungen kommen.Ein erhöhtes Risiko für Nierensteinbildung, Krämpfebei Säuglingen, entzündliche Hauterkrankungen imMund-, Nasen- und Augenbereich können ebenfallseine Folge von Vitamin-B6-Mangel sein.

Erniedrigte Werte finden sich bei Mangel- und Fehler-nährung, Morbus Crohn, Alkoholmissbrauch, Abführ-mittel-Missbrauch, Einnahme bestimmter Medi-kamente (Antibabypille, Isoniacid, D-Penicillamin).

Vitamin-B6-haltige Nahrungsmittel sind Fleisch vorallem Innereien, Vollwertgetreide, Sojamehl, Milchpro-dukte, Kartoffeln, Möhren, Bananen, Avocados.

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Vitamin C (L-Ascorbinsäure) kann im menschlichenKörper nicht selbst hergestellt werden. Es wird vomKörper benötigt, um zahlreiche biochemische Vor-gänge im Körper ablaufen zu lassen. Vitamin C begün-stigt die Aufnahme und Verwertung von Eisen aus derNahrung, stärkt das Immunsystem, nimmt günstigenEinfluss auf die Produktion von Hormonen und Sig-nalstoffen des Nervensystems, ist beteiligt am Aufbauund der Stabilisation von Bindegewebe. Außerdemwirkt Vitamin C antioxidativ, d.h., es wirkt gegenschädliche Radikale und fördert die Wundheilung. EinVitamin-C-Mangel äußert sich in Müdigkeit, Leis-tungsschwäche, Appetitlosigkeit, Abwehrschwäche,Störungen in der Wundheilung und Eisenaufnahme-störungen. Spätfolgen eines chronischen Vitamin-C-Mangels sind Schleimhaut und Hautblutungen, Zahn-fleischschwund mit Lockerung und Ausfall der Zähne,bis zu schweren Blutungen am ganzen Körper.Seefahrer in frühen Jahrhunderten litten an dergefürchteten Skorbut-Erkrankung, da auf See oftmonatelang frisches Obst und Gemüse fehlte.

Ein erhöhter Vitamin-C-Bedarf besteht auch bei Rau-chern.

Vitamin-C-haltige Nahrungsmittel sind frisches Obst,vor allem Zitrusfrüchte und Früchte wie Aprikosen,Bananen, Grapefruit, Guave, Heidelbeeren, schwarzeJohannisbeeren, Kapstachelbeere, Kiwi, Limetten,Mandarinen, Mangos, Melonen, Orangen, Nektarinen,Papaya, Pfirsiche, Preiselbeeren, Weintrauben, Zitro-nen. Frisches Gemüse wie Blumenkohl, Paprika,Broccoli, Chicoree, Chinakohl, Feldsalat, Fenchel,Grünkohl, Gurken, Kohlrabi, Kopfsalat, Lauch, Ra-dieschen, rote Beete, Schwarzwurzel, Spargel, Spinat,Zucchini, Zwiebeln und vor allem frisches Sauerkraut.

Verminderte Werte finden sich bei Mangelernährung,Lebererkrankungen, Tumorerkrankungen, rheumati-schen Erkrankungen, Infektionskrankheiten, Alkohol-missbrauch, übermäßigem Rauchen, Dialyse, Schwan-gerschaft und Stillzeit, Einnahme von bestimmten

Arzneimitteln (Diuretika, Antibiotika, Cortison, Östro-gene).

Bei einer akuten Infektionskrankheit, wie einemgrippalen Infekt, kann es durchaus sinnvoll sein, demKörper Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel zu-zuführen.

Frisch gepresster Saft aus Süd- bzw. Zitrusfrüchtenkann jedoch ebenso den vermehrten Bedarf decken.

LABORWERTE

SO N D E R H E F T L ABORWERTE 35

Vitamin C

Erwachsene: 0,4-1,8 mg/dL

Empfohlene Zufuhr (Milligramm pro Tag):

25 bis unter 51 Jahre Männer: 100 mg/ Tag Frauen: 100 mg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 100 mg/ Tag Frauen: 100 mg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 100 mg/ Tag Frauen: 100 mg/ Tag

Folsäure

Erwachsene: 2,7–16,1 ng/mL

Empfohlene Zufuhr (Mikrogramm-Äquivalent proTag):

25 bis unter 51 Jahre Männer: 400 µg/ Tag Frauen: 400 µg/ Tag

51 bis unter 65 Jahre Männer: 400 µg/ Tag Frauen: 400 µg/ Tag

65 Jahre und älter Männer: 400 µg/ Tag Frauen: 400 µg/ Tag

Folsäure (Pteroylglutaminsäure) ist am Aufbau derroten Blutkörperchen sowie an der Herstellung vonPurinen und Nukleinsäuren (DNA-Synthese) beteiligt.

Ein Folsäuremangel kann zu Blutbildungsstörungenmit Blutarmut führen. Bei Folsäuremangel könnenähnliche Beschwerden wie bei Vitamin-B12-Mangelauftreten: Verdauungsstörungen, Durchfall, Übelkeitmit Brechreiz, Haarausfall, Schleimhautveränderun-gen im Mund, Dermatitis (entzündliche Haut-veränderungen).

Verminderte Werte finden sich bei Mangelernährung,Morbus Crohn, Lebererkrankungen, Schilddrüsen-überfunktion, Alkoholmissbrauch, Schwangerschaft,Infektionskrankheiten, Blutarmut (hämolytische Anä-mie), Dialyse, Tumorerkrankungen, Einnahme be-stimmter Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure, Barbi-turate, Triamteren, Primidon, Sulfasalazin, Diphenyl-hydantoin, Chemotherapeutika.

Bei Gabe von Folsäure sollte eine Überdosierung ver-mieden werden, da 15mg Folsäure pro Tag zu Stim-mungsschwankungen, Schlaf- und Verdauungsstörun-gen führen kann. Auch kann es zu allergischen Reak-tionen wie Juckreiz führen. Durch die rasche Aus-scheidung von Folsäure wird jedoch in der Regel einenormale Folsäurekonzentration im Blut innerhalb vonzwölf Stunden wieder erreicht.

Folsäurehaltige Nahrungsmittel sind Fleisch, vor allemLeber, Vollkorngetreide, Hefe, Blattgemüse.

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