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n Vor mehr als zehn Jahren berichtete Vercelotti erst- mals über die Ergebnisse einer klinischen Studie zur Nutzung eines ultraschallgestützten chirurgischen Ver- fahrens bei der lateralen Sinusbodenaugmentation. Da die Ultraschallaktivierung der chirurgischen Instru- mente auf der Basis des Piezoeffektes erfolgte, wurde das Verfahren bei seiner Kommerzialisierung auch als „Piezosurgery“ bezeichnet. Der „Piezoeffekt“ wurde be- reits um 1880 erstmals beschrieben, er bedeutet, dass man mittels mechanischen Druckes und einer Kräfteap- plikation an der Oberfläche von bestimmten Festkör- pern (z.B. Quarz, Turmalin, Seignettensalz und Barium- titanat) eine messbare elektrische Ladung induzieren kann (Lambrecht 2004). In der Folgezeit konnte der Umkehrschluss verifiziert werden, er wird als reziproker Piezoeffekt bezeichnet: Im elektrischen Feld ist die gezielte Verformung von piezo- elektrischen Materialien möglich. In der Zahnmedizin wird der reziproke Piezoeffekt für die Ultraschallaktivie- rung von intraoral anwendbaren restaurativen und chi- rurgischen Instrumenten genutzt. Eine Besonderheit der ultraschallgestützten Chirurgie ist die selektive Schneid- leistung der Instrumente, die zwischen Hart- und Weich- geweben unterscheidet. So können mit ultraschallge- stützten Chirurgieinstrumenten Knochen bearbeitet werden, ohne dass die benachbarten Weichgewebs- strukturen bei Berührung in Mitleidenschaft gezogen werden. Außerdem wurde postuliert, dass die Anwen- dung atraumatischer und mit präziserer Schnittführung erfolgen könne, als bei konventionellen Verfahren mit ro- tierenden Instrumenten (Pavlikova et al. 2011). Aufgrund dieser potenziellen Vorteile wurden ultra- schallgestützte Chirurgieinstrumente für zahlreiche Indikationen in der oralen Chirurgie eingesetzt, von der Osteotomie verlagerter Zähne und der Gewinnung von autogenen Knochentransplantaten und der Alveolar- kammspaltung bis hin zum Einsatz bei der Sinusboden- augmentation. Ebenso wurden Anwendungsmöglich- keiten in der endodontischen Chirurgie und Parodonto- logie beschrieben (Schlee et al. 2006, Seshan et al. 2009). Auf der Basis der zur Verfügung stehenden Literatur gilt die laterale Sinusbodenelevation heute als wissen- schaftlich fundierte Therapie mit einer vorhersagbaren Überlebens- und Erfolgsrate. Pjetursson et al. (2008) er- mittelten bei der Auswertung von 48 klinischen Studien mit mehr als 12.000 Implantaten die höchsten Überle- bensraten (98,3% nach drei Jahren) bei der Verwendung von Implantaten mit einer rauen Oberfläche und einer Membranabdeckung des lateralen Fensters (Pjetursson et al. 2008). Mit einer Inzidenz von 14–56 % gehört eine Perforation oder Ruptur der Schneider’schen Membran zu den häu- figsten Komplikationen (Wallace 2007). Insbesondere beim Vorliegen von Underwood’schen Septen ist mit ei- nem erhöhten Risiko einer Membranperforation zu rech- nen. Klinische Studien zeigten, dass in 22–48 % der Fälle Septen in der Kieferhöhle vorgefunden wurden und damit den Prozess der Membranelevation erschwerten (Shibli et al. 2007, Zijderveld et al. 2008). Der Einsatz der ultraschall- gestützten Chirurgie erscheint insbesondere vor dem Hintergrund der durch die selektive Schneidleistung möglichen Schonung der Weichgewebe interessant, die eine Verringerung der Komplikationsrate erwarten lässt (Schlee et al. 2006, Seshan et al. 2009,Pavilikova et al. 2011). Literaturübersicht zu den Studien Nach einer mehr als 10-jährigen klinischen Anwendung existieren mittlerweile mehrere klinische Studien zur Anwendung der Piezochirurgie bei der Sinusbodenele- vation im Vergleich zum konventionellen Vorgehen. Da- her können auf der Basis der zur Verfügung stehenden Literatur heute detaillierte Aussagen zu den klinischen Vorteilen dieses Verfahrens bei der Sinusbodeneleva- tion getroffen werden. Vercellotti (2001) berichtet über die Ergebnisse von 21 Si- nusbodenelevationen mit Anwendung eines ultra- schallgestützten Chirurgieverfahrens bei 15 Patienten. Lediglich in einem Fall wurde eine Perforation der Schneider’schen Membran festgestellt. Dies entspricht einer Perforationsrate von 5%. Die geringere Perfora- tionsrate wurde auch in einer nachfolgenden praxis- basierten Studie (Siervo et al. 2004) bestätigt. Special 12 ORALCHIRURGIE JOURNAL 2/2012 Laterale Sinusbodenaugmentation mit ultraschallgestützter Chirurgie Literaturübersicht und klinisches Fallbeispiel Die Ultraschallaktivierung intraoral anwendbarer restaurativer und chirurgischer Instrumente sorgt mithilfe des sogenannten reziproken Piezoeffekts für präzise Schnittführung und mini- male Belastung der benachbarten Weichgewebsstruktur. Auf der Basis der zur Verfügung stehenden Literatur gilt die laterale Sinusbodenelevation heute als wissenschaftlich fundierte Therapie. Dr. Sven Rinke gibt sowohl eine aktuelle Studien- und Literaturübersicht als auch Einblick in einen entsprechenden Patientenfall. Dr. med. dent. Sven Rinke, M.Sc., M.Sc./Hanau

Laterale Sinusbodenaugmentation mit ultraschallgestützter ... · oder Ruptur der Schneider’schen Membran zu den häu-figsten Komplikationen (Wallace 2007). Insbesondere beim Vorliegen

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Page 1: Laterale Sinusbodenaugmentation mit ultraschallgestützter ... · oder Ruptur der Schneider’schen Membran zu den häu-figsten Komplikationen (Wallace 2007). Insbesondere beim Vorliegen

n Vor mehr als zehn Jahren berichtete Vercelotti erst-mals über die Ergebnisse einer klinischen Studie zurNutzung eines ultraschallgestützten chirurgischen Ver-fahrens bei der lateralen Sinusbodenaugmentation. Dadie Ultraschallaktivierung der chirurgischen Instru-mente auf der Basis des Piezoeffektes erfolgte, wurdedas Verfahren bei seiner Kommerzialisierung auch als„Piezosurgery“ bezeichnet. Der „Piezoeffekt“ wurde be-reits um 1880 erstmals beschrieben, er bedeutet, dassman mittels mechanischen Druckes und einer Kräfteap-plikation an der Oberfläche von bestimmten Festkör-pern (z.B. Quarz, Turmalin, Seignettensalz und Barium -titanat) eine messbare elektrische Ladung induzierenkann (Lambrecht 2004).In der Folgezeit konnte der Umkehrschluss verifiziertwerden, er wird als reziproker Piezoeffekt bezeichnet: Imelektrischen Feld ist die gezielte Verformung von piezo -elektrischen Materialien möglich. In der Zahnmedizinwird der reziproke Piezoeffekt für die Ultraschallaktivie-rung von intraoral anwendbaren restaurativen und chi -rurgischen Instrumenten genutzt. Eine Besonderheit derultraschallgestützten Chirurgie ist die selektive Schneid-leistung der Instrumente, die zwischen Hart- und Weich-geweben unterscheidet. So können mit ultraschallge -stützten Chirurgieinstrumenten Knochen bearbeitetwerden, ohne dass die benachbarten Weichgewebs-strukturen bei Berührung in Mitleidenschaft gezogenwerden. Außerdem wurde postuliert, dass die Anwen-dung atraumatischer und mit präziserer Schnittführungerfolgen könne, als bei konventionellen Verfahren mit ro-tierenden Instrumenten (Pavlikova et al. 2011).Aufgrund dieser potenziellen Vorteile wurden ultra-schallgestützte Chirurgieinstrumente für zahlreiche Indikationen in der oralen Chirurgie eingesetzt, von derOsteotomie verlagerter Zähne und der Gewinnung vonautogenen Knochentransplantaten und der Alveolar-kammspaltung bis hin zum Einsatz bei der Sinusboden -augmentation. Ebenso wurden Anwendungsmöglich-keiten in der endodontischen Chirurgie und Parodonto-logie beschrieben (Schlee et al. 2006, Seshan et al. 2009).Auf der Basis der zur Verfügung stehenden Literatur giltdie laterale Sinusbodenelevation heute als wissen-

schaftlich fundierte Therapie mit einer vorhersagbarenÜberlebens- und Erfolgsrate. Pjetursson et al. (2008) er-mittelten bei der Auswertung von 48 klinischen Studienmit mehr als 12.000 Implantaten die höchsten Überle-bensraten (98,3 % nach drei Jahren) bei der Verwendungvon Implantaten mit einer rauen Oberfläche und einerMembranabdeckung des lateralen Fensters (Pjeturssonet al. 2008).Mit einer Inzidenz von 14–56 % gehört eine Perforationoder Ruptur der Schneider’schen Membran zu den häu-figsten Komplikationen (Wallace 2007). Insbesonderebeim Vorliegen von Underwood’schen Septen ist mit ei-nem erhöhten Risiko einer Membranperforation zu rech-nen. Klinische Studien zeigten, dass in 22–48 % der FälleSepten in der Kieferhöhle vorgefunden wurden und damitden Prozess der Membranelevation erschwerten (Shibli etal. 2007, Zijderveld et al. 2008). Der Einsatz der ultraschall-gestützten Chirurgie erscheint insbesondere vor demHintergrund der durch die selektive Schneidleistungmöglichen Schonung der Weichgewebe interessant, dieeine Verringerung der Komplikationsrate erwarten lässt(Schlee et al. 2006, Seshan et al. 2009,Pavilikova et al. 2011).

Literaturübersicht zu den Studien

Nach einer mehr als 10-jährigen klinischen Anwendungexistieren mittlerweile mehrere klinische Studien zurAnwendung der Piezochirurgie bei der Sinusbodenele-vation im Vergleich zum konventionellen Vorgehen. Da-her können auf der Basis der zur Verfügung stehendenLiteratur heute detaillierte Aussagen zu den klinischenVorteilen dieses Verfahrens bei der Sinusbodeneleva-tion getroffen werden.Vercellotti (2001) berichtet über die Ergebnisse von 21 Si-nusbodenelevationen mit Anwendung eines ultra-schallgestützten Chirurgieverfahrens bei 15 Patienten.Lediglich in einem Fall wurde eine Perforation derSchneider’schen Membran festgestellt. Dies entsprichteiner Perforationsrate von 5 %. Die geringere Perfora-tionsrate wurde auch in einer nachfolgenden praxis -basierten Studie (Siervo et al. 2004) bestätigt.

Special

12ORALCHIRURGIE JOURNAL 2/2012

Laterale Sinusbodenaugmentation mitultraschallgestützter Chirurgie

Literaturübersicht und klinisches Fallbeispiel

Die Ultraschallaktivierung intraoral anwendbarer restaurativer und chirurgischer Instrumentesorgt mithilfe des sogenannten reziproken Piezoeffekts für präzise Schnittführung und mini -male Belastung der benachbarten Weichgewebsstruktur. Auf der Basis der zur Verfügung stehenden Literatur gilt die laterale Sinusbodenelevation heute als wissenschaftlich fundierteTherapie. Dr. Sven Rinke gibt sowohl eine aktuelle Studien- und Literaturübersicht als auchEinblick in einen entsprechenden Patientenfall.

Dr. med. dent. Sven Rinke, M.Sc., M.Sc./Hanau

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In einer späteren Studie wurden die Ergebnisse einerFallserie mit 100 lateralen Sinusbodenelevationen aus-gewertet, bei denen die laterale Osteotomie entwedermit rotierenden Instrumenten oder mit ultraschallge -stützter Chirurgie durchgeführt wurde. Bei Anwendungder rotierenden Instrumente traten in 30 % der Fälle Per-forationen der Membran auf, während die Perforations-rate bei Anwendung der ultraschallgestützten Chirur-gie nur 7 % betrug. Sämtliche Perforationen in derGruppe mit ultraschallgestützter Osteotomie traten inder Phase der Membranelevation mit Handinstrumen-ten auf (Wallace et al.2007).Die geringe Perforationsrate ist in Übereinstimmungmit einer den Ergebnissen einer retrospektiven Studiemit 127 Patienten (Sohn et al. 2010). Bei der Durchfüh-rung der Sinusbodenelevation mit lateralem Zugangkam es bei Anwendung eines ultraschallgestütztenChirurgieverfahrens in 5,5 % der Fälle zu einer Mem-branperforation.In einer weiteren retrospektiven Studie werden die Er-gebnisse von 65 Sinusbodenelevationen bei 50 Patientenausgewertet, die in zwei privaten Praxen behandelt wur-den. Alle Operationen wurden mit einem ultraschallge -stützten Chirurgieverfahren durchgeführt, wobei es beider Präparation des lateralen Knochenfensters in keinemFall zu einer Membranperforation kam, während es zu zweiPerforationen bei der manuellen Elevation der Schnei-der‘schen Membran unter Anwendung von Handinstru-menten kam. In beiden Fällen lagen Underwood‘scheSepten vor. Interessanterweise berichten die Autorenüber eine hohe Prävalenz von intraossalen Blutgefäßenin der lateralen Kieferhöhlenwand, wobei durch die An-wendung der Ultraschallchirurgie eine Präparation ohneVerletzung der Blutgefäße möglich war. Dies ist als wei-terer Vorteil dieses Verfahrens zu werten, da es bei derVerletzung von arteriellen Gefäßen in der lateralen Kie-ferhöhlenwand zu ausgeprägten Blutungen kommt, diezu einer erheblichen Beeinträchtigung bei der Fortfüh-rung des Eingriffs führen und nicht einfach zu stillen sind. Während die Mehrzahl der Studien eine geringe Rate anMembranperforationen bestätigt, zeigen zwei universi-tätsbasierte Studien gegenläufige Ergebnisse. Baroneet al. (2008) behandelten 13 Patienten mit der Indikationzum beidseitigen Sinuslift in einem Split-Mouth-Design,

das heißt, auf der einen Seite wurde der Sinuslift mit ro-tierenden Instrumenten durchgeführt, während für dieandere Seite ein ultraschallgestütztes Chirurgieverfah-ren angewendet wurde. Sie konnten keine Unterschiedein der notwendigen Operationszeit oder der Membran-perforationsrate ermitteln. Auch in einer weiteren uni-versitätsbasierten Studie mit gleichem Design und derBehandlung von 36 Patienten zeigten sich keine Unter-schiede zwischen beiden Verfahren in Bezug auf die Per-forationsrate der Schneider’schen Membran und bei derWundheilung (Rickert et al. 2011). Die Autoren kommenzu dem Schluss, dass es keinen Unterschied in der klini-schen Performance gibt. Bei der Bewertung dieser Stu-die ist jedoch zu berücksichtigen, dass sämtliche Be-handlungen von erfahrenen und gut ausgebildeten Be-handlern durchgeführt wurden. Der Effekt der Erfah-rung des Behandlers wird in einer weiteren kürzlichpublizierten Studie bestätigt. Zehn Behandler mitunterschiedlichem Ausbildungs- und Erfahrungsgradwurden in einer tierexperimentellen Studie in Bezug aufdie auftretenden Komplikationen verglichen. Es zeigtesich, dass Membranperforationen signifikant häufigerbei unerfahrenen Behandlern auftraten. Das größte Ri-siko für eine Perforation bestand, wie auch schon in an-deren Untersuchungen bestätigt, bei der manuellen Ele-vation der Schneider’schen Membran.Die überwiegende Anzahl der Studien zeigt bei An -wendung der ultraschallgestützten Chirurgie eine ver-gleichsweise geringe Membranperforationsrate von4–11 %. Insbesondere die universitätsbasierten Studienzeigen jedoch auch, dass mit steigendem Erfahrungs-grad des Behandlers der Effekt der angewendeten Chi -rurgietechnik nur noch gering ist. Insbesondere diePhase der manuellen Membranelevation erweist sich alsRisikofaktor für das Auftreten einer Perforation, wobeiUnderwood’sche Septen diesen Vorgang erschweren.Der präoperativen Diagnostik kommt daher zur Vermei-dung intraoperativer Komplikationen eine hohe Bedeu-tung zu. Neue Instrumentendesigns für ultraschallge -stützte Chirurgieverfahren ermöglichen heute zudemauch die Anwendung ultraschallaktivierter Instrumentefür den Prozess der Membranelevation, was vor allem beikomplexen anatomischen Situationen zu einer Erleich-terung des Elevationsprozesses – insbesondere für denchirurgisch weniger versierten Behandler – führen kann.Im Rahmen einer klinischen Falldarstellung sollen dieAnwendungsmöglichkeiten eines marktetabliertenultraschallgestützten Chirurgiesystems (Piezon Mas-ter Surgery, EMS, Nyon, Schweiz) dargestellt werden,wobei insbesondere die Anwendung der speziellen Sinuslift-Instrumente berücksichtigt wird.

Special

14ORALCHIRURGIE JOURNAL 2/2012

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Der Fall

Ein 58-jähriger Patient stellte sich mit einem prothetischnicht versorgten Lückengebiss und dem Wunsch nacheiner festsitzenden prothetischen Versorgung im Ober-kiefer vor. Der endodontisch versorgte Zahn 16 war nichterhaltungswürdig (Abb. 1). Nach Entfernung des Zahnes 16 und entsprechender pro-thetischer Planung wurde die Indikation für eine implan-tatgestützte Einzelzahnversorgung mit lateraler Sinus-bodenelevation im 1. Quadranten gestellt. ChirurgischeFührungsschablonen wurden auf der Basis einer drei -dimensionalen Röntgendiagnostik mittels DVT zwölfWochen nach der Entfernung des Zahnes 16 gefertigt. Es zeigte sich eine Restknochenhöhe von 6 mm (Abb. 2),sodass ein einzeitiges Vorgehen mit Augmentation undImplantation möglich war.Als operativer Zugang wurde ein trapezförmiger Muko-periostlappen mit nach palatinal versetzter krestaler Inzision gewählt. Die intrasulkuläre Schnittführung er-folgte mesial mit Einbeziehung der zwei benachbartenZähne und einer mesialen Entlassung. Die distale Ent-lassung erfolgte posterior der endständigen Zähne.Nach der Darstellung des Operationsgebietes wurdemit der Präparation des lateralen Knochenfensters be-gonnen. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, die ge-samte Präparation mit ultraschallgestützten Instru-menten durchzuführen, wobei entweder kugelförmigeDiamantinstrumente (SL2) oder sägeförmige Instru-

mente (SL1) genutzt werden können. Dieses Vorgehenerlaubt zwar maximale Sicherheit und Kontrolle beimOsteotomieprozess, ist jedoch deutlich zeitintensiverals ein Vorgehen mit rotierenden Instrumenten.Sobald man sich durch den Knochenabtrag der Kiefer-höhle nähert, erkennt man dies an einem gräulichenDurchschimmern der Schleimhaut. In dieser Phase emp-fiehlt es sich, auf die ultraschallgestützten Instrumentezu wechseln und den restlichen Knochenabtrag bis zurSchneider‘schen Membran mit diesen durchzuführen. AlsInstrumente sind hierbei kugelförmige Instrumente ge-eignet. Beim Piezon Master Surgery-System muss für dieHartgewebsbearbeitung der Modus „Surgery“ gewähltwerden. Leistung und Wasserkühlung können individuelleingestellt werden. Für die laterale Augmentation beimSinuslift hat sich eine „Power-Einstellung“ von 60–70 %bei 50 % Wasserkühlung gut bewährt. In diesem Zu-sammenhang ist es essenziell, dass die Kühlflüssigkeit injedem Fall ausreichend gekühlt sein sollte, also erst kurzvor dem Eingriff aus dem Kühlschrank genommen wird,um eine effiziente Kühlung zu gewährleisten.Aufgrund der selektiven Schneideigenschaften der pie-zoelektrischen Instrumente können selbst komplexeWeichgewebsstrukturen ohne Verletzung freigelegt werden. Im vorliegenden Fall zeigte sich in der lateralenWand der Kieferhöhle ein vergleichsweise großes arteriel-les Blutgefäß. Mithilfe des ultraschallaktivierten Dia -mantinstruments (Instrument SL2) konnte das Gefäß dar-gestellt werden (Abb. 4). Eine Durchtrennung des Gefäßes

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16ORALCHIRURGIE JOURNAL 2/2012

Abb. 1: Präoperative Röntgendiagnostik zur Ermittlung des vertikalenKnochenangebotes. Der Zahn 16 ist nicht erhaltungswürdig.

Abb. 2: Analyse des vertikalen und horizontalen Knochenangebotesmittels DVT.

Abb. 3: Präoperative klinische Situation im ersten Quadranten. Die Entfernung des Zahnes 16 erfolgte 12 Wochen vor der Sinusbodenaugmenta-tion. – Abb. 4a und b: Es ist möglich, die komplette Präparation der lateralen Zugangskavität mit ultraschallgestützten Instrumenten (InstrumentSL1, Piezon Master Surgery, EMS, Nyon, Schweiz) durchzuführen. Auch bei intensiver Wasserkühlung bleibt dabei eine gute Übersicht im OP-Felderhalten, was ein präzises Arbeiten erleichtert. Ein guter Kompromiss ist die Durchführung der initialen Präparation mit einer rotierenden Dia-mantkugel, die den gleichen Durchmesser hat wie das entsprechende ultraschallgestützte Instrumentarium.

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Sobald diese Anzeichen auftreten, müssen rasch korrektive Maßnahmen er folgen, um eine eventuelle Verschlimmerung zu vermeiden. Respi-ratorische Symptome: erst hohe, dann niedrige Atemfrequenz, die zu einem Atem stillstand führen kann. Kardiovaskuläre Symptome: Senkung der Kontraktionskraft des Herzmuskels, Senkung der Herzleistung und Abfall des Blutdrucks, ven trikuläre Rhythmusstörungen, pektanginöse Be schwerden, Möglichkeit der Ausbildung eines Schocks, Blässe (Cyanose), Kammerfl immern, Herzstillstand. Selten kommt es zu aller gischen Reaktionen gegenüber Articain, Parästhesie , Dysästhesie, Hypästhesie und Störung des Geschmacksempfi ndens. Besondere Hinweise: Aufgrund des Gehaltes an Sulfi t kann es im Einzelfall ins besondere bei Bronchial asthmati kern zu Überempfi ndlich keits reaktionen kom men, die sich als Erbrechen, Durchfall, keu chende At-mung, aku ter Asthma anfall, Bewusstseins störung oder Schock äußern können. 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hätte zu einer relativ schwer zu stillenden Blutung geführt,die den weiteren Verlauf der Operation behindert hätte.Für die nachfolgende Mobilisation der Schneider’schenMembran werden spezielle Membranelevatoren ver-wendet. Zur zerstörungsfreien Mobilisation wird dasPiezon Master Surgery-System dann im Modus „Stan-dard“ betrieben. Leistung und Kühlung sollte in dieserPhase auf ca. 50 % eingestellt sein.Bereits in der initialen Phase der Membranelevationzeigte sich, dass das Blutgefäß ein vollständiges Lösenverhindert. Das Gefäß wurde daher an beiden Austritts-punkten aus dem Knochen mit einer resorbierbarenNaht umstochen und abgebunden. Dadurch konnte die nachfolgende Trennung des Gefäßes ohne weitereBlutung erfolgen und die weitere Elevation der Schnei-der’schen Membran war möglich. Für die weitere Mobilisation der Membran wurde dannein löffelförmiger Elevator (Instrument SL 6, EMS, Nyon,Schweiz) verwendet, der einen weitestgehenden Ver-zicht auf Handinstrumente ermöglicht. Insbesondere

beim Vorliegen von Underwood‘schen Septen hat essich bewährt, die Elevation der Membran weitgehendultraschallgestützt durchzuführen, da hierbei das Per -forationsrisiko im Vergleich zur Anwendung von Hand -instrumenten gesenkt werden kann.Nach der ausreichenden Elevation der Membran er-folgte das Einfüllen des xenogenen Augmentationsma-terials (Bio-Oss, Geistlich, Wolhusen, Schweiz) mit einerEinmalspritze (Abb. 9). Die erste Portion des Augmenta-tionsmaterials wurde an der medialen Wand des Sinusmaxillaris platziert und nur leicht kondensiert, Danacherfolgte die Insertion von zwei Implantaten im Bereichdes 2. Prämolaren und 1. Molaren (ANKYLOSC/X, DENTSPLYFriadent, Mannheim). Nach der kompletten Auffüllungdes subantralen Hohlraums erfolgte die Abdeckung desAugmentationsbereiches mit einer resorbierbaren Kol-lagenmembran (Bio-Gide, Geistlich, Wolhusen, Schweiz)und ein speicheldichter Nahtverschluss. Die postope -rative Kontrollaufnahme zeigte ein lagestabiles, kom-paktes Augmentat und eine prothetisch korrekte Plat-zierung der Implantate (Abb. 10).

Zusammenfassung

Nach mehr als 10-jähriger klinischer Anwendung ist dieVerwendung ultraschallgestützter Chirurgietechnikenim Rahmen einer Sinusbodenelevation ein wissen-schaftlich abgesichertes Verfahren, welches die Mög-lichkeit bietet, das Risiko intraoperativer Komplikatio-nen bei der Präparation des lateralen Zugangs zu sen-ken. Da die manuelle Präparation der Schneider’schenMembran einen weiteren Risikofaktor für das Auftretenvon Perforationen darstellt, sollte durch den Einsatz modifizierter Membranelevatoren eine weitgehendeMobilisation der Membran mit ultraschallgestütztenInstrumenten genutzt werden, um auch in diesem Be-reich das Komplikationsrisiko zu senken. n

Special

18ORALCHIRURGIE JOURNAL 2/2012

Abb. 8: Anwendung des löffelförmigen Membranelevators (SL 6, EMS,Nyon, Schweiz) zur Fortführung der Sinusbodenelevation. Das arte-rielle Blutgefäß wurde vor der Durch trennung umstochen, um eineexzessive intraoperative Blutung zu vermeiden. – Abb. 9: Einfüllen desxenogenen Augmentationsmaterials mit einer Einmalspritze.

Abb. 10: Postoperative Kontrollaufnahme nach Sinusboden elevationund Implantation im 1. Quadranten.

Abb. 5: Die initiale Präparation des lateralen Zugangs kann alternativ auch mit formidentischen rotierenden Diamantinstrumenten erfolgen.Dieses Vorgehen ist zwar zeitsparender, birgt aber auch ein höheres Risiko für eine akzidentelle Perforation. – Abb. 6: Darstellung eines arte-riellen Blutgefäßes in der lateralen Kieferhöhlenwand mithilfe eines ultraschallaktivierten Diamantinstrumentes (SL2, EMS, Nyon, Schweiz). –Abb. 7: Anwendung des Membranelevators SL 3 (EMS, Nyon, Schweiz) im Modus „Standard“.

KONTAKT

Dr. med. dent. Sven Rinke, M.Sc., M.Sc.Geleitstr. 68, 63456 HanauTel.: 06181 1890950, Fax: 06181 1890959E-Mail: [email protected]

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Save the Date2. Symposium am KHITermin: 24. + 25.08.20122. Neue Sylter HorizonteTermin: 27. - 30.09.2012Die Erfolgsveranstaltungen von BioHorizons

BioHorizons_A4_OJ212.pdf 1BioHorizons_A4_OJ212.pdf 1 16.04.12 10:5916.04.12 10:59