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REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT LEADER JAGSTREGION Förderperiode 2014–2020 Stand: 03.04.2019 BÜRGER GESTALTEN IHREN LEBENS T RAUM zwischen Ipf, Virngrund, Jagst und Bühler

LEADER JAGSTREGIONAdelmannsfelden 1.793 22,90 136003 Bopfingen 11.944 76,98 136010 Ellenberg 1.657 30,20 136018 Hüttlingen 5.890 18,71 136033 Jagstzell 2.348 37,97 136035

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  • REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

    LEADER JAGSTREGIONFörderperiode 2014–2020

    Stand: 03.04.2019

    BÜRGER GESTALTEN IHREN LEBENSTRAUMzwischen Ipf, Virngrund, Jagst und Bühler

  • BEWERBUNG ALS LOKALE AKTIONSGRUPPE

    JAGSTREGION Ein Zusammenschluss von 27 Kommunen aus dem Ostalbkreis und dem Landkreis Schwäbisch Hall

    Landratsamt OstalbkreisStuttgarter Straße 4173430 Aalen Stabsstelle Wirtschaftsförderung-Tourismus-Europabüro

    Rainer Fünfgelder WirtschaftsbeauftragterTelefon (07361) 503 12 10 Telefax (07361) 503 58 12 10 [email protected]

    Andrea HahnTelefon (07361) 503 12 08 Telefax (07361) 503 58 12 08 [email protected]

    Landratsamt Schwäbisch HallMünzstraße 1 74523 Schwäbisch Hall

    Wirtschaftsförderungsgesellschaft desLandkreises Schwäbisch Hall mbH

    Helmut WahlTelefon (0791) 7 55 72 14Telefax (0791) 7 55 73 [email protected]

    Amt für Wirtschafts- und Regionalmanagement EUROPE DIRECT - Informationsbüro Wolpertshauseneinheitliche Ansprechpartnerin/Point of Single Contact

    Susanne KraißTelefon (0791) 7 55 72 59Telefax (0791) 7 55 73 [email protected]

    Moderation und Bearbeitung FUTOUR Umwelt-, Tourismus- und Regionalberatung GmbH Kardinal-Döpfner-Straße 880333 München

    Dr. Heike GlatzelTelefon (089) 24 24 18 44 Telefax (089) 24 24 18 39 [email protected] www.futour.com

    Redaktion

    Landratsamt Ostalbkreis

    Stand: 03. April 2019

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    INHALTSVERZEICHNIS

    1 Informationen zur regionalen Partnerschaft im LEADER-Gebiet .......................... 4 1.1 Abgrenzung und Lage des Aktionsgebietes ................................................................ 4 1.2 Zusammensetzung der Aktionsgruppe ........................................................................ 8 1.3 Einrichtung und Betrieb eines Regionalmanagements/ einer Geschäftsstelle ........... 13 1.4 Verfahren zur Erarbeitung des REK .......................................................................... 13

    2 Inhalte der gebietsspezifischen LEADER-Strategie ............................................. 18 2.1 Beschreibung der Ausgangslage, Sozioökonomische Analyse, Bedarfsanalyse,

    SWOT ....................................................................................................................... 18 2.1.1 Sozioökonomische Analyse und Bedarfsanalyse ...................................................... 19 2.1.2 SWOT-Analyse ......................................................................................................... 31

    2.2 Beschreibung Entwicklungsziele und Entwicklungsstrategien ................................... 37 2.3 Beschreibung der geplanten Handlungsfelder und eines Aktionsplans zu deren

    Umsetzung ............................................................................................................... 40 2.3.1 Handlungsfelder ........................................................................................................ 40 2.3.2 Aktionsplan ............................................................................................................... 48

    2.4 Gebietsübergreifende/transnationale Kooperationen mit Aktionsgruppen ................. 48 3 Durchführung und Prozessgestaltung .................................................................. 51

    3.1 Regularien und Aufgabenverteilung der LAG ............................................................ 51 3.2 Diskriminierungsfreies und transparentes Verfahren zur Projektauswahl .................. 53

    3.2.1 Regeln für das Projektauswahlverfahren ................................................................... 53 3.2.2 Projektauswahlkriterien ............................................................................................. 54 3.2.3 Fördersatztabelle ...................................................................................................... 56

    3.3 Indikativer Finanzierungsplan nach Maßnahmenbereichen, Handlungsfeldern und Jahren ...................................................................................................................... 57

    3.4 Monitoring und Selbstevaluierung ............................................................................. 57 3.4.1 Monitoring ................................................................................................................. 57 3.4.2 Selbstevaluierung ...................................................................................................... 58

    3.5 Öffentlichkeitsarbeit .................................................................................................. 60 4 Zusammenfassung ................................................................................................. 62 5 Anhang .................................................................................................................... 69

    5.1 Anlagen zu den Informationen zur regionalen Partnerschaft im Leader-Gebiet ......... 69 5.1.1 Karte des Aktionsgebietes ......................................................................................... 69 5.1.2 Liste der Gemeinden und Gemarkungen (Vorlage 1) ................................................ 70 5.1.3 Vereinssatzung der LAG ........................................................................................... 72 5.1.4 Beitragsordnung der LAG .......................................................................................... 82 5.1.5 Geschäftsordnung des Entscheidungsgremiums (Auswahlausschuss) ..................... 83 5.1.6 Presse ....................................................................................................................... 94

    5.2 Anlagen zu den Inhalten der Gebietsspezifischen LEADER-Strategie .................... 100 5.2.1 Weitere Quellen der Sozioökonomischen Analyse und SWOT-Analyse .................. 100

    5.3 Aktionsplan ........................................................................................................... 101 5.4 Anlagen zur Durchführung und Prozessgestaltung ................................................. 105

    5.4.1 Fördersatztabelle LEADER 2014-2020 Baden-Württemberg LEADER-Aktionsgruppe Jagstregion ...................................................................................... 105

    5.5 Finanzpläne ............................................................................................................ 111

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    1 Informationen zur regionalen Partnerschaft im LEADER-Gebiet

    1.1 Abgrenzung und Lage des Aktionsgebietes

    Lage und Abgrenzung

    Das in den Landkreisen Schwäbisch Hall (Region Heilbronn-Franken) und Ostalbkreis (Region Ostwürttemberg) liegende Aktionsgebiet Jagstregion umfasst durch das verzweigte, charakterisierende und deshalb für die Kulisse namensgebende sowie gleichzeitig verbindende System der Jagst einen kleinteiligen und feingliedrigen Raum im nordöstlichen Baden-Württemberg in der Nachbarschafts- und Grenzlage zu Bayern. Der Landes-entwicklungsplan Baden-Württemberg kategorisiert weiteste Teile des Gebiets zum Ländlichen Raum im engeren Sinne und einzelne Teile zum Verdichtungsbereich im Ländlichen Raum. Überwiegend handelt es sich um Strukturschwache Gebiete i.S. der Nr. 2.1 VwV-Ausgleichsstock. Zur Jagstregion zählen neun Kommunen des Landkreises Schwäbisch Hall und 18 Kommunen aus dem Ostalbkreis. Davon gehören fünf Kommunen aus dem Ostalbkreis und eine aus dem Landkreis Schwäbisch Hall zum landesseitig abgegrenzten Konversionsraum Ellwangen/Rainau. Alle Kulissengemeinden auf Seiten des Ostalbkreises werden derzeit im Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) im Aktions-programm regionale Daseinsvorsorge untersucht. Das Gruppierungsverfahren nach IREUS rechnet das Aktionsgebiet weitestgehend dem Cluster D zu. In der Jagstregion leben 116.358 Einwohner auf einer Fläche von 1.175,63 km². Die durchschnittliche Siedlungsdichte liegt bei 99 Einwohner/km². Das Gebiet hat eine Nord-Süd-Achse von ca. 45 km und eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 36 km. (Quellen: Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-Württembergs zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion, IREUS; Regionalstrategie Daseinsvorsorge Ostwürttemberg, MORO-Aktionsprogramm)

    Naturräumlich bildet die Region, gesäumt und durchzogen von Frankenhöhe, Virngrund, Härtsfeld und Ellwanger Bergen, den Übergangsbereich zwischen der Albhochfläche und dem Keuperland auf ca. 310 - 580 m ü. NN. und arrondiert durch süd-östliche Ausläufer noch einen kleineren Anteil am Nördlinger Ries. Die Jagst fließt in Süd-Nord-Rich-tung durch die Region. Daneben bilden die Sechta im Südosten und die Bühler im Westen zusätzliche Klammern für die naturräumliche und siedlungs-strukturelle Homogenität des Aktionsgebietes. Diese elementare Gleichartigkeit wird auch durch die größte Seenlandschaft Ost-/NordWürttembergs, welche sich touristisch beispielhaft im Ellwanger-Seenland zeigt, deutlich.

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    Von den großen Kreisstädten nimmt Ellwangen eine zentralere und Crailsheim eine nord-ostwärtig randständigere Lage im Aktionsgebiet ein. Die Kernbereiche der Städte Crailsheim und Ellwangen sind von der Kulisse ausgenommen. Zusammen haben die nicht eingebundenen Gebiete aber einen vergleichsweise geringen Flächenumgriff (66 km²), so dass die Kernstädte bei Projekten mit flächendeckendem Ansatz dennoch einbezogen werden können. Auch dies zeigt und sichert die Homogenität im Aktionsgebiet. Eine detaillierte Karte findet sich im Anhang.

    Name der Gemeinde Einwohner Fläche in km² Gemeinde-schlüssel/

    Gemarkungs-nummer

    Gemeinden, die vollständig im LEADER-Gebiet liegen

    Ostalbkreis Adelmannsfelden 1.793 22,90 136003 Bopfingen 11.944 76,98 136010 Ellenberg 1.657 30,20 136018 Hüttlingen 5.890 18,71 136033 Jagstzell 2.348 37,97 136035 Kirchheim am Ries 1.889 21,05 136037 Lauchheim 4.680 40,86 136038 Neresheim 7.874 118,52 136045 Neuler 3.116 36,27 136046 Rainau 3.346 25,44 136089 Riesbürg 2.194 17,96 136087 Rosenberg 2.675 41,02 136060 Stödtlen 1.923 31,19 136068 Tannhausen 1.849 17,74 136071 Unterschneidheim 4.506 68,07 136075 Westhausen 5.850 38,46 136082 Wört 1.355 18,17 136084

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    Name der Gemeinde Einwohner Fläche in km² Gemeinde-schlüssel/

    Gemarkungs-nummer

    Gemeinden, die vollständig im LEADER-Gebiet liegen

    Landkreis Schwäbisch Hall

    Bühlertann 3.034 23,59 321456 Bühlerzell 2.101 49,32 127013 Fichtenau 4.498 31,28 127023 Frankenhardt 4.751 69,87 127103 Kreßberg 3.736 48,46 127101 Obersontheim 4.691 54,82 127063 Stimpfach 2.912 33,35 127104 Vellberg 4.129 31,89 127089

    Gemeinden, die nur teilweise im LEADER-Gebiet liegen

    Ostalbkreis

    Ellwangen

    Pfahlheim 1.891 25,42 1360192271 Rindelbach 3.399 31,74 1360192272 Röhlingen 3.731 43,37 1360192273 Schrezheim 3.095 17,52 1360192274

    Landkreis Schwäbisch Hall

    Crailsheim

    Beuerlbach 279 0,50 1270140490 Goldbach 960 6,13 1270140491 Jagstheim 1.622 15,15 1270140492 Onolzheim 1.763 9,74 1270140493 Roßfeld 1.908 7,27 1270140494 Tiefenbach 1.131 10,06 1270140495 Triensbach 482 0,56 1270140496 Westgartshausen 1.356 3,08 1270140497

    Gesamt LAG 116.358 1.174,63

    Ostalbkreis 77.005 779,56

    Landkreis Schwäbisch Hall 39.353 395,07

    Datum der Datenerhebung: 30.09.2013 Vierteljährlicher Bevölkerungsstand Fortschreibung Basis Zensus 09.05.2011 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart

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    Exkurs: Geschichtlicher Hintergrund der Jagstregion Geologisch und damit auch naturräumlich bildet die LEADER „Jagstregion“ einen Ausschnitt aus dem schwäbisch-fränkischen Schichtstufenland, sie hat Anteil an den großen geo-logischen Formationen des Keupers und des Juras mit ihren jeweiligen Unterstufen. Wie die Stufen einer Treppe sind die Formationen angeordnet, deren höchste Stufe der Weißjura der Schwäbischen Alb bei Neresheim darstellt. Die große Gemeinsamkeit der so abwechslungsreichen Landschaften entlang der heutigen Landesgrenze zu Bayern ist die eher mäßige Bodenqualität, sieht man von einer klein-räumigen Ausnahme um Bopfingen einmal ab. Diese schlechte natürliche Ausstattung hat sich direkt auf die Siedlungs- und Kulturgeschichte der Region ausgewirkt: Bereits vor 7500 Jahren haben sich jungsteinzeitliche Bauern am Rande des Nördlinger Rieses angesiedelt, ohne aber die wohl dichten Waldgebiete nordwestlich davon eines Blickes zu würdigen. Mit dem Fürstensitz auf dem Ipf und der Saline in Schwäbisch Hall haben die Kelten hier bedeutende Siedlungsschwerpunkte errichtet, die aber nur direkt auf die vorhandenen Bodenschätze Bezug genommen haben: In Schwäbisch Hall war es das Salz, in Bopfingen das Bohnerz der Härtsfeldhochfläche, das den Kelten schon im ersten Jahrtausend v. Chr. eine bedeutende Stahlproduktion ermöglicht hat. Die strategisch denkenden und handelnden Römer haben mitten durch die Gebietskulisse den Limes, ihre befestigte Reichsgrenze, errichtet. Seit dem dritten Jahrhundert nach Christus durchzog von Stödtlen bis Hüttlingen die befestigte Grenze in Form einer fast drei Meter hohen Mauer die Jagstregion und folgte auch hier den geologischen Gegebenheiten. Der heutige Status des Limes als Weltkulturerbe ist aber nicht nur ein „Adelsprädikat“, sondern auch eine große Verpflichtung, die römischen Reste zu erhalten. In der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus konnte die römische Reichsgrenze dem Druck der germanischen Stämme nicht mehr standhalten und die Römer zogen sich auf die Donaulinie zurück. Alamannen und Franken siedelten sich an und gründeten Siedlungen mit ihren typischen Namensendungen auf -heim (für die Franken) und -ingen für die Alamannen. Interessant ist ihr Siedlungsverhalten, das dem der Kelten Jahrhunderte vorher ganz ähnlich ist und sich an der Eignung der Böden für die Landwirtschaft orientiert. Das Mittelalter ist dann für das heutige Ostwürttemberg zunächst eine besonders glanzvolle Epoche. Bis nach Bopfingen und Ellwangen, bis ins Nördlinger Ries reichte damals das Stammland des großen europäischen Adelsgeschlechts der Staufer, mit ihrem Stammsitz, dem Hohenstaufen, wenige Kilometer westlich unserer Gebietskulisse. Mit dem Untergang der Staufer beginnt dann eine Entwicklung, die bis ins beginnende 19. Jahrhundert hinein für unser Gebiet typisch bleiben sollte. Es begann eine große Besitzzersplitterung, Freie Reichsstädte, Nieder- und Hochadel, Klöster und Ritterorden und vor allem die Fürstpropstei Ellwangen gliederten das Land, dessen Karte wie ein Flicken-teppich aussah. Einzig die Fürstpropstei Ellwangen war als relativ großes Territorium anzu-sprechen, ihre Untertanen lebten dann auch unter dem „Krummstab“ ganz gut, wie eine alte Redewendung besagt. Die Jagstregion war zwar damit ein direktes Spiegelbild der Herrschaftsverhältnisse im Alten Reich – man sagt, im Jahre 1790 hätte es an die 1.800 selbständige große und kleine Herrschaften gegeben – dennoch waren die Verhältnisse in unserem Raum besonders extrem. Hier konnte kein großes Zentrum entstehen, geschweige denn eine Dynastie sich

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    etablieren. So war die Jagstregion eigentlich immer schon das, was sie heute noch ist: Ländlicher Raum. Die große Gemeinsamkeit, die unsere Ortschaften verbindet, geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Wir erinnern uns, ein kleiner Korse namens Napoleon begann damals die Europa-karte ganz neu zu ordnen. Der Rhein sollte die Ostgrenze Frankreichs werden, dafür wurden Adelsherrschaften links des Rheins enteignet. Genau dort aber hatte Friedrich II. von Württemberg eine Grafschaft namens Mömpelgard, die unsere Württemberger Jahrhunderte vorher durch Heirat erworben hatten. Friedrich bekam dafür reiche Entschädigung und begann auch seinen persönlichen Aufstieg. Aus dem Herzog wurde ein Kurfürst und ab 1806 der König Friedrich I. von Württemberg (jetzt nicht mehr der II.). Die Entschädigungsmasse waren Freie Reichsstädte, Adelsherrschaften, Kirchliche Territorien – praktisch das ganze Gebiet der Jagstregion gehörte zu dieser Entschädigungs-masse. Friedrich vereinte die neugewonnenen Gebiete in dem neuen Landesteil Neu-württemberg, dessen Zentrum Ellwangen wurde. Wenig später wurde dann Ellwangen Sitz eines der vier württembergischen Kreise, die Friedrich nach dem Vorbild der französischen Departements einrichtete. Bald schon entstanden als Vorgänger unserer heutigen Land-kreise die württembergischen Oberämter, die bis 1938 Bestand hatten. Rückwirkend betrachtet war eine Konsolidierung der Besitzzersplitterung natürlich dringend notwendig und war ein Meilenstein auf dem Weg zu unserem modernen Staat. Für die Gemeinden entlang der Württembergisch-Bayerischen Landesgrenze bedeutete dies aber eine gewaltige Zäsur. Städte wie Neresheim, Bopfingen, Ellwangen, Vellberg und auch Crailsheim lagen auf einmal (seit 1810) ganz an der Peripherie Württembergs mit allen damit verbundenen Nachteilen. Sie bildeten aber gemeinsam den Landesteil Neuwürttemberg und wurden damit nicht nur historisch, sondern auch bürgerschaftlich und wirtschaftlich zu einer Einheit. Die territoriale Einheit wird durch infrastrukturelle und landesplanerische Verbindungen (A 7 und LEP-Achsen) gestärkt. Aus sozio-kultureller Sicht verbinden die Region dieselbe gesellschaftliche und religiöse Identität sowie gemeinsame Traditionen. Die „Ipf- und Jagst“-Zeitung, die in der gesamten Region gelesen wird, unterstreicht diese sozio-kulturelle Homogenität. Die Identifikation der Bevölkerung mit der festgelegten Gebietskulisse Jagstregion wurde außerdem im Beteiligungsprozess deutlich. Während des gesamten Prozesses fand die Abgrenzung des Aktionsgebietes große Zustimmung der Teilnehmer.

    1.2 ,Zusammensetzung der Aktionsgruppe

    Es wird eine lokale Aktionsgruppe in Form eines Vereins eingerichtet, die als zentrales Steuerungs- und Koordinierungsinstrument fungiert und die verschiedenen thematischen und fachlichen Interessensgruppen und Akteure der Jagstregion repräsentiert. Lokale Akteure sind aktiv an der Regionalen Entwicklungsstrategie und an der Auswahl der Prioritäten bzw. Projekte in ihrer Region beteiligt.

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    Struktur

    Organisation Es wird der Verein „Bürgerschaftliche Regionalentwicklung Jagstregion“ gegründet und im Vereinsregister eingetragen. Er stellt die LAG Jagstregion dar. Die Vereinssatzung, die Beitragsordnung und eine Geschäftsordnung sind im Anhang enthalten. Der Verein besteht aus ordentlichen und fördernden Mitgliedern. Ordentliche Mitglieder im Verein können die Kommunen aus der Jagstregion und jede an der Jagstregion interessierte Person werden. Die Personen können in ihrer Funktion als Vertreter einer Organisation, eines Unter-nehmens, eines Vereins, einer Behörde, einer Institution oder aber als Privatperson Mitglied werden. Der Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft beträgt für Jugendliche bzw. junge Erwachsene bis einschließlich 25 Jahren 5 Euro, für Erwachsene 10 Euro. Die Beiträge für Unternehmen richten sich nach der Unternehmensgröße, die Beiträge für Kommunen nach der Einwohnerzahl. Es besteht außerdem die Möglichkeit, förderndes Mitglied ohne Stimmrecht zu werden. Dies ist besonders für Organisationen reizvoll, deren Umgriff über die Jagstregion hinausgeht bzw. die Jagstregion nur teilweise beinhaltet. Aktuell haben 65 Personen ihren Wunsch zur aktiven Mitarbeit in einer Unterschriftenliste dokumentiert. Zahlreiche weitere Personen haben ihr Engagement bekundet. Der Verein hat einen Vorstand und einen Beirat, die zusammen das Entscheidungsgremium bilden. Es wird darauf geachtet, dass die Zusammensetzung den LEADER-Vorgaben entspricht. Der Vorstand und der Beirat werden von der Mitgliederversammlung gewählt. Der Vorstand besteht aus fünf und der Beirat aus mindestens neun Personen. Das Entscheidungsgremium ist für alle relevanten Entscheidungen bezüglich der Genehmigung und Umsetzung von Projekten zuständig. Für Geschäftsführung und Koordination der Umsetzung des REK wird ein Regionalmanagement bestellt, welches zudem die Verwaltungsaufgaben erledigt, die Geschäftsstelle betreut und zentral dem Entscheidungsgremium zuarbeitet. Das Regionalmanagement wird aus Fördergeldern, einem kommunalen Eigenanteil (einer auf die Einwohnerzahl bezogenen Umlage) und einem Anteil der Landkreise finanziert. Fach-behörden und -verbände können zur Beratung des Regionalmanagements herangezogen werden. Arbeits- und Projektgruppen werden bei Bedarf für die konkrete Bearbeitung von Themen und Projekten entsprechend der identifizierten Handlungsfelder eingerichtet.

    Beteiligung Bei der Struktur der Aktionsgruppe liegt besonderes Interesse in der Einbeziehung möglichst vieler regionaler Akteure aus den für die Entwicklung der Jagstregion relevanten Themen-bereichen. Nach dem Grundprinzip des Bottom-Up-Ansatzes hat jeder interessierte Bürger die Möglichkeit, sich durch die Mitgliedschaft im Verein an der Entwicklung der Jagstregion zu beteiligen.

    Interessengruppen

    Die LAG besteht aus Vertretern von Wirtschafts- und Sozialpartnern und der Zivilgesellschaft sowie Vertretern der Behörden. Es wird darauf geachtet, dass alle thematischen Bereiche wie „Gemeinschaft und Leben“, „Bildung und Arbeit“, „Ländlicher Raum und Nachhaltige Ent-wicklung“ und „Freizeit und Kultur“ abgebildet werden. Zentrale Bevölkerungsgruppen werden in der LAG vertreten sein, insbesondere Frauen, Jugendliche und Senioren. Es wird ein Frauenanteil von 50 % angestrebt.

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    Entscheidungsgremium Das Entscheidungsgremium besteht aus mindestens 14 stimmberechtigten Mitgliedern der LAG (Vorstand fünf und Beirat mind. neun Personen), die diese thematisch und nach Bevöl-kerungsgruppen repräsentieren. Das Entscheidungsgremium wird von der Mitgliederversam-mlung gewählt und hat folgende Kriterien zu erfüllen:

    • Mindest-Frauenanteil von 33 %. • Mindestens ein Vertreter des Themenbereichs Jugend und des Themenbereichs

    Senioren. • Unabhängig von Alter und Geschlecht soll das Gremium fachliche Kompetenzen zu

    jedem Handlungsfeld haben. • Der Anteil der WiSo-Partner/Zivilbevölkerung im Entscheidungsgremium liegt bei

    mindestens 51 %. • Eine Person kann auch mehrere Kriterien erfüllen bzw. zu mehreren Gruppen

    gehören.

    Die folgenden Personen haben in der Gründungsversammlung des Vereins „Bürger-schaftliche Regionalentwicklung Jagstregion e.V.“ am 18. Mai 2015 in Rosenberg ausdrück-lich ihre Bereitschaft erklärt, sich als Vorstand oder im Beirat zu engagieren:

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    Gewählte Vorstands- und Beiratsmitglieder

    Vorstand

    Anrede Vorname Name Organisation / Status

    1 Frau Regina Gloning Selbstständige - Vorsitzende

    2 Frau Ruth Zipperer Landwirtschaft, Schullandheim, Vereinsvorsitzende „Urlaub auf dem Bauernhof“ - stv. Vorsitzende

    3 Frau Andrea Hahn Landratsamt Ostalbkreis - Schatzmeisterin

    4 Frau Gerlinde Michelfelder Landfrauen Kreisverband Schwäbisch Hall -Beisitzerin 5 Herr Michael von Thannhausen Oberstleutnant a.D. - Beisitzer

    Beirat

    Anrede Vorname Name Organisation / Status

    1 Frau Nina Hartmann Geschäftsführerin Kreisjugendring Ostalb e.V.

    2 Frau Ursula Berroth Dipl. Verwaltungswirtin/ Gemeinderätin Adelmannsfelden

    3 Frau Heidi Borbély Gemeinderätin/ stv. Bürgermeisterin Hüttlingen

    4 Frau Ella Simonjan Generationenbündnis Vellberg e.V.

    5 Herr Roland Gauermann Limes Cicerone, Rainau

    6 Frau Eileen Heth Vereinssport, Rainau

    7 Frau Petra Köppel Jugendarbeit Liederkranz Pfahlheim

    8 Frau Susanne Kraiß Wirtschaftsförderung Landkreis Schwäbisch Hall

    9 Frau Karin Weiß Umweltgruppe Kirchheim am Ries e.V.

    10 Herr Josef Kienle Rentner, Gründungsmitglied Judo Sport Team Riesbürg e.V. 11 Herr Klaus Pavel Landrat Ostalbkreis

    12 Herr Felix Pfitzer 1. Vorsitzender Fastnachtskomitee Bühlertann

    13 Frau Ulrike Reiger Touristikgemeinschaft Gastliches Härtsfeld

    14 Herr Peter Schnabel Lebenshilfe Crailsheim e.V.

    15 Frau Petra Seeßle Gästeführerin, Landfrauen Schwäbisch Hall

    16 Herr Wilhelm Wackler Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems e.V.

    17 Herr Andreas Walter Landschaftsarchitekt, Lauchheim

    18 Herr Valentin Ziegler Auszubildender, aktiver Fußballer, Jugendgremium Bopfingen 19 Frau Ute Zoll Bürgermeisterin Stadt Vellberg

  • 12

    Stellvertretung Beirat Zu Beirat Anrede Vorname Name Organisation / Status

    1 Frau Sarah Nubert Geschäftsführerin Kreisjugendring Ostalb e.V.

    2 Herr Karl Wohlers Gemeinderat/ stv. Bürgermeister Adelmannsfelden

    3 Herr Tibor Borbély 1. Vorsitzender TSV Hüttlingen

    4 Herr Rainer Ertl Kreisseniorenrat, Generationenbündnis Vellberg

    5 Frau Hedwig Erhardt Limes Cicerone, Ellwangen

    6 Herr Bernhardt Nagler Vorstand Gesangsverein Ramsenstrut

    7 Frau Kerstin Abele Behindertensportlerin, Agenda-Gruppe „Aalen barrierefrei“ 8 Frau Ulrike Schenk Wirtschaftsförderung Landkreis Schwäbisch Hall

    9 Herr Michael Schneid 1. Vorsitzender OGV Kirchheim am Ries e.V.

    10 Frau Verena Mischo Vorstand TSV Westhausen

    11 Herr Rainer Fünfgelder Wirtschaftsbeauftragter Ostalbkreis

    12 Herr Egbert Seitz Fastnachtskomitee und Fischereiverein Bühlertann

    13 Herr Martin Wenzel Kämmerei, Neresheim

    14 Herr Thomas Edelbluth Vorstand Sonnenhof e.V.

    15 Herr Reinhold Kett Backhaus/ Bieneninformationszentrum, Kreßberg

    16 Frau Gerda Lober Landfrauen Schwäbisch Hall

    17 Herr Christian Nagler Wirtschaftsingenieur, Feuerwehrmann

    18 Frau Carola Schiller Schulsozialarbeiterin, Bopfingen

    19 Herr Matthias Strobel Bürgermeister Stimpfach

    Die Verteilung des Vorstands und des Beirats entspricht den Vorgaben von LEADER. Im Vorstand liegt die geschlechtliche Verteilung bei vier Frauen und einem Mann. Die Wirtschafts- und Sozial-Partner sind mit vier Personen vertreten, die Gebietskörperschaften mit einer. Die Schwerpunktkompetenzen der Vorstandsmitglieder decken die vier Handlungs-felder „Gemeinschaft und Leben“, „Bildung und Arbeit“, „Ländlicher Raum und Nachhaltige Entwicklung“ sowie „Freizeit und Kultur“ ab. Der Beirat setzt sich aus mindestens neun Personen zusammen. Gewählt wurden am 18. Mai 2015 19 Personen sowie 19 Stellvertreter, dabei ist die Verteilung der Akteursgrup-pen ausgeglichen. Der Anteil der WiSo-Partner übersteigt die 51 % deutlich. Aktuell liegt der Anteil im Beirat bei über 79 %. Beide Landkreise sind in einem Verhältnis von 2/3 Ostalbkreis zu ca. 1/3 Landkreis Schwäbisch Hall repräsentiert; dies entspricht somit der zahlenmäßigen Gewichtung der Kommunen. Alle relevanten Themen und Bereiche werden abgebildet, so gibt es Vertreter zum Thema Jugend, Vertreter der Unternehmen der Region, explizite Ver-treter für das Thema Vereine, ebenso für das Thema Kultur, für die Anliegen der Frauen und für die Anliegen von Personen mit Handicap. Außerdem sind verschiedene Personen für die Bereiche Tourismus, Landwirtschaft und ländlicher Raum zuständig. Die Landkreise und ihre

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    Gemeinden werden im Vorstand/ Beirat durch den Landrat, eine Bürgermeisterin sowie zwei Mitarbeiterinnen repräsentiert.

    1.3 Einrichtung und Betrieb eines Regionalmanagements/ einer Geschäftsstelle

    Ausstattung Personell wird das Regionalmanagement mit zwei Vollzeitstellen besetzt. Die Regional-manager/innen werden nach TVöD beim Ostalbkreis angestellt. Es wird ein Personalzu-weisungsvertrag mit dem Verein abgeschlossen. Die Geschäftsstelle wird im Rathaus der Gemeinde Rosenberg im Ostalbkreis und damit unmittelbar am Übergang zum Landkreis Schwäbisch Hall und zentral in der Kulisse angesiedelt. Kontakt:

    Gemeindeverwaltung Rosenberg, Haller Straße 15, 73494 Rosenberg Die Räumlichkeiten sowie eine Grundausstattung an technischen Geräten und Mobiliar werden eingerichtet. Büromiete, Büroausstattung sowie Sachkosten für Bürodienste und Kommunikation sind kalkuliert. Die Aufgaben und Arbeitsweise werden genauer in Kapitel 3.1. beschrieben.

    Finanzierung Die Kosten für das Regionalmanagement sowie die Einrichtung und den Betrieb einer Geschäftsstelle im Rathaus Rosenberg setzen sich aus folgenden Leistungen zusammen:

    • Personalaufwendungen • Allgemeine Sachaufwendungen (Büromiete, Einrichtung, Büromaterial, EDV, Porto,

    Reisekosten, Öffentlichkeitsarbeit, Sensibilisierungsmaßnahmen, Seminare etc.) Die förderfähigen Gesamtkosten für das Regionalmanagement dürfen 170.000 € pro Jahr nicht übersteigen (Personal- und Sachkosten). Für die Laufzeit der Förderperiode, d.h. für den Zeitraum Mitte 2015 bis Mitte 2022 (gesamt sieben Jahre), fallen so rund 1,2 Millionen Euro an. Für 60 % der Summe (ca. 707.900 € gesamt bzw. 101.125 €/Jahr) werden EU-Fördermittel verwendet (Voraussetzung dafür ist, dass max. 25 % der Gesamtausgaben auf das Regionalmanagement entfallen dürfen und 75 % auf die Projekte). Die restlichen 40 % (ca. 480.000 € bzw. 67.500 €/Jahr) werden aus kommunalen Eigenmitteln aufgebracht. Die Kofinanzierung der Geschäftsstelle erfolgt durch die Landkreise und die teilnehmenden Gemeinden der beteiligten Landkreise in Form einer Umlage, die sich über die Einwohner-zahl ergibt. Bei 67.500 €/Jahr und aktuell 116.358 Einwohnern ergibt sich eine Umlage pro Einwohner und Jahr von 0,58 €. Davon werden 50 % von den Landkreisen finanziert, die anderen 50 %, also 0,29 € pro Einwohner und Jahr, zahlen die Kommunen.

    Qualifizierung Die Fortbildung der Akteure der Entwicklungspartnerschaft wie der Geschäftsstelle wird als sehr wichtig angesehen. Diese erfolgt z.B. über die Angebote der Deutschen Vernetzungs-stelle Ländliche Räume, durch die Teilnahme an anderen Fachveranstaltungen bzw. durch selbst organisierte Exkursionen zu Best-Practice-Beispielen.

    1.4 Verfahren zur Erarbeitung des REK

    Das vorliegende Konzept zum Aktionsprogramm der LEADER-Aktionsgruppe Jagstregion wurde mit einer sehr breiten und gleichzeitig thematisch tiefgehenden Bürgerbeteiligung

  • 14

    erarbeitet. Im Kernzeitraum zwischen der Interessensbekundung vom 15.05.2013, der Programmausschreibung vom 25.07.2014 und dem REK vom 30.09.2014 wurden vielfältige Veranstaltungen durchgeführt, bei denen bürgerschaftliche Wahrnehmungen, Entwicklungs-stände, Ziele, Handlungsfelder, Strategien und Projektideen zusammengeführt, bewertet und entwickelt werden konnten. Hervorzuheben ist sicher die kreative Entwicklung eines „Prozesswürfels“ durch die Akteure, mit dem die dreidimensionalen Arbeitsachsen: „wir sind“, „wir werden“ und „wir machen“ frühzeitig festgelegt wurden. Dies wiederum hat parallel einen identitätsstärkenden „Logoentwurf“ angestoßen, der schon sichtbar zum Erfolg geführt hat. Eine weitere Verfahrensbesonderheit ist, dass der Ostalbkreis im Hinblick auf die Strukturförderung 2014 bis 2020 gemeinsam mit dem Landkreis Schwäbisch Hall bereits in 2011 die landkreisübergreifende Kooperation von fünf Landkreisen in der Arbeits-gemeinschaft SUN (die Räume zwischen Stuttgart, Ulm und Nürnberg) zur regionalen Entwicklung in peripheren Zwischenräumen angestoßen hat, ebenso wie bürgerschaftliche Kreisentwicklungsdialoge des Ostalbkreises „Demografie & Wirtschaft“ in 2013 und „Innovation & Energie“ in 2014. Die dortigen Verfahrensstände konnten genauso wie Ergebnisse aus einer Kreisjugendkonferenz am 19.07.2014 sowie Erkenntnisse aus dem Landeswettbewerb RegioWIN und dem Modellvorhaben des Bundes zur Raumordnung MORO in Form der Verwaltungsexpertise zum verbesserten Basiswissen für die Bürger-beteiligung eingebracht werden. Einen Überblick über die direkten Beteiligungsmaßnahmen zur Erarbeitung des Aktionsprogramms zeigt die folgende chronologische Tabelle:

  • 15

    Datum Veranstaltung Tagungsort Teilnehmer

    19.02.2014 Bürgermeister-Auftaktveranstaltung

    Tagungshaus Schönenberg, Ellwangen

    Bürgermeister der 27 Ge-meinden, Vertreter der Land-ratsämter (35 Personen)

    03.04.2014 Zukunftskonferenz

    Virngrundhalle, Rosenberg

    Landrat Gerhard Bauer , Landrat Klaus Pavel, Bürgermeister, Vertreter der Landratsämter, engagierte Bürger (95 Personen)

    06.05.2014 1. Arbeitsgruppe Land- und Forstwirtschaft, Ökologie und Nachhaltige Entwicklung

    Vesperstüble Reeb, Stödtlen

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (16 Personen)

    08.05.2014 1. Arbeitsgruppe Nah-erholung, Kultur, Mobilität

    Hotel Klozbücher, Eggenrot

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (28 Personen)

    08.05.2014 1. Arbeitsgruppe Soziales, Leben und Arbeiten

    Hotel Klozbücher, Eggenrot

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (24 Personen)

    20.05.2014 Strategieworkshop Landratsamt Schwäbisch Hall

    Vertreter der öffentlichen Hand (15 Personen)

    23.06.2014 2. Arbeitsgruppe Land- und Forstwirtschaft, Ökologie und Nachhaltige Entwicklung

    Bauernhof Wolpert, Neunheim

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (8 Personen)

    23.06.2014 2. Arbeitsgruppe Soziales, Leben und Arbeiten

    Bauernhof Wolpert, Neunheim

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (18 Personen)

    24.06.2014 2. Arbeitsgruppe Nah-erholung, Kultur, Mobilität

    Gasthof Stern, Bühlertann

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (13 Personen)

    25.06.2014 Abstimmung / Lenkungsgruppe

    Gasthof zum Bären, Bühlertann

    Vertreter Gebietskörper-schaften, Beratungsagentur (5 Personen)

    09.07.2014 Expertenworkshop Landratsamt Aalen Vertreter der Landratsämter und Experten (6 Personen)

    22.07.2014 Zusatzworkshop „barrierefrei, familienfreundlich, generationenfair“

    Tagungszentrum Schönenberg, Ellwangen

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (22 Personen)

    22.07.2014 Zusatzworkshop „unternehmensfördernd“

    Tagungszentrum Schönenberg, Ellwangen

    Engagierte Bürger mit Fachwissen (9 Personen)

    16.09.2014 Abschlussveranstaltung Kleine Bühlertal-halle, Bühlertann

    Landrat Gerhard Bauer, Landrat Klaus Pavel, Akteure (70 Personen)

    Insgesamt waren ca. 200 Personen direkt an der inhaltlichen Erarbeitung des REK beteiligt. Weitere wurden durch eine breitgefächerte Öffentlichkeitsarbeit über die Ergebnisse informiert. Der Kreis der beteiligten Akteure konnte kontinuierlich erweitert werden, es wur-den alle Bevölkerungs- und Akteursgruppen erreicht. Alle Teilnehmer waren außerordentlich engagiert, es herrschte eine offene konstruktive Arbeitsatmosphäre verbunden mit einer hohen Motivation, sich für die Jagstregion einzusetzen. Im Rahmen der Abschlusspräsen-tation wurde das Regionale Entwicklungskonzept „Bürger gestalten ihren Lebens(t)raum zwischen Ipf, Virngrund, Jagst und Bühler“ per Akklamation mit großer Zustimmung ein-stimmig verabschiedet.

  • 16

    Weitere Beteiligungsmöglichkeiten durch Öffentlichkeitsarbeit

    Internetseite Jagstregion: www.jagstregion.de Die Internetseite www.jagstregion.de wurde zu Beginn der Erstellung des REK ins Leben gerufen. Dabei wurden zum einen das LEADER-Aktionsgebiet Jagstregion erläutert und die zentralen Aufgaben des REK dargestellt. Zum anderen ermöglichte die Webseite einen kontinuierlichen Informationsfluss, so wurden alle relevanten Neuigkeiten und Ergebnisse zeitnah veröffentlicht und zum Download zur Verfügung gestellt. Dazu gehörten u.a. alle Protokolle und Präsentationen und Aktionen wie die Jagstregion Ideen-WM. Entsprechend dem Ansatz der Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit wurden der Prozess und seine Ergebnisse detailliert und aktuell der gesamten Bevölkerung der Jagstregion (und darüber hinaus) zugänglich gemacht. Die wichtigsten Ansprechpartner zur Jagstregion und zu LEADER wurden mit ihrer Internetseite verlinkt, die Gemeinden in der Kulisse haben ebenfalls Verlinkungen zur Webseite eingestellt. Die Beteiligungsmöglichkeit durch die Inter-netseite wurde umfangreich genutzt. .

    Pressemitteilungen Des Weiteren wurde die regionale Presse durch Pressemitteilungen informiert. Die Mitteilungen wurden zum einen über die Pressestelle der Landkreise an die regionalen Tageszeitungen und Mitteilungsblätter zur Veröffentlichung weitergeleitet und zum anderen auf www.jagstregion.de zum Download zur Verfügung gestellt. Die Pressemitteilungen wurden überwiegend vor den Sitzungen veröffentlicht.

    E-Mail Verteiler Neben der Internetseite und den Pressemitteilungen wurde ein E-Mail-Verteiler angelegt. Er umfasst rund 500 Personen und ihre Kontaktdaten, z.B. Vertreter von Vereinen, Initiativen, Organisationen, Privatpersonen. Der Verteiler wurde mithilfe der Kommunen erstellt und kontinuierlich erweitert. Die Personen wurden regelmäßig und in kurzen Abständen über den aktuellen Stand zum LEADER-Prozess informiert. Die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme mit dem Entwicklungsteam wurde dadurch sehr stark herabgesetzt, die Kontaktmöglichkeit wurde umfangreich genutzt. Mittels des Verteilers wurde zu Arbeitsgruppen und Workshops eingeladen und wurden Protokolle versandt und bestimmte Informationen abgefragt.

  • 17

    Jagstregion Ideen-WM Passend zur Fußball-WM in Brasilien konnten sich die Bürger der Jagstregion bis zum 30. Juli 2014 an der „Jagstregion Ideen-WM“ beteiligen. Mithilfe eines Fragebogens wurden Ideen zur Weiterentwicklung des Lebens- und Arbeitsraums Jagstregion gesammelt. Der Gewinnspiel-Flyer wurde an 808 Vereine, Gymnasien und Jugendzentren versandt. Zusätzlich haben die Jagstregion-Mitgliedskommunen sowie Banken die Flyer ausgelegt und weitergeleitet. Der Aufruf wurde in den Amtsblättern der Gemeinden veröffentlicht und stand auf der Internetseite der Jagstregion zum Download bereit. Das Gewinnspiel bot attraktive Preise. Die Antworten wurden ausgewertet und ergaben ein repräsentatives Meinungsbild zur Lebens-situation der Jagstregion-Bewohner. So denken 83 % der Teilnehmenden, dass sie in den nächsten 5 bis 10 Jahren am gleichen Ort wie bisher leben werden. Ein Umzug käme für 94 % allenfalls wegen Familie und Partnerschaft oder für 72 % wegen einer besseren Arbeitsstelle in Betracht. Allerdings wird auch eine bessere Versorgung mit Ärzten von 52 % oder eine bessere Betreuung von Pflege-bedürftigen von 44 % der Teilnehmenden genannt. Die Nähe zur Familie ist für 96 % besonders wichtig und der Aussage „Durch den Kontakt mit Menschen unterschiedlichen Alters kann man viel über das Leben lernen“ stimmen 99 % zu. Als liebste Freizeitbeschäftigungen ragen das Fahrradfahren mit 67 %, das ehrenamtliche Engagement mit 60 % und das Wandern oder Joggen mit 59 % besonders heraus, dicht gefolgt vom Besuch von Dorffesten und dem Vereinssport. Auf die Frage, woran es liegen könnte, wenn Sie eine Freizeitbeschäftigung künftig nicht mehr ausüben könnten haben 80 % geantwortet: „Wegen körperlichen Einschränkungen“. Eines der Ziele des REK Jagstregion ist daher auch die Barrierefreiheit. Und zu guter Letzt haben 99,9 % der Teilnehmenden bestätigt, dass sie die Initiative für die Jagstregion gut finden. Es konnten insgesamt über 250 Projektideen gesammelt werden. Die Ergebnisse sind in die Bearbeitung des Entwicklungskonzeptes eingeflossen. Eine detaillierte Auswertung befindet sich im Anhang.

    Übersicht der Beteiligungsmöglichkeiten

    Veranstaltungen Im Rahmen von meist öffentlichen Veranstaltungen, z.B. 13 thematischen Arbeitsgruppen, Workshops und Konferenzen. Rund 200 Personen wurden aktiv miteinbezogen.

    Internetseite

    Auf www.jagstregion.de wurden die wichtigsten Informationen über die Bewerbung als LEADER-Aktionsgebiet Jagstregion zusammengefasst. Regelmäßig wurde über aktuelle Themen informiert. Die Protokolle, Einladungen, Flyer und Presse-mitteilungen wurden veröffentlicht und zum Download zur Verfügung gestellt.

  • 18

    E-Mail-Verteiler

    Der E-Mail-Verteiler umfasst insgesamt 500 Akteure (Privatpersonen, Vereine, Gesellschaften und Organisationen) aus der Jagstregion. Sie wurden durch regelmäßige E-Mails über alle wichtigen Aktionen informiert.

    Pressemitteilungen Regelmäßige Pressemitteilungen in den Tageszeitungen und Mitteilungsblättern informierten über wichtige Neuigkeiten und Zwischenergebnisse.

    Jagstregion Ideen-WM

    Wichtiges Instrument der Bürgerbeteiligung war die Jagstregion Ideen-WM. Durch das Gewinnspiel mit attraktiven Preisen wurden weitere Akteure zum Mitmachen motiviert. Die Ideen der Teilnehmer zur Weiterentwicklung des Lebens- und Arbeitsraums Jagstregion wurden gesammelt und sind in das Konzept eingeflossen.

    2 Inhalte der gebietsspezifischen LEADER-Strategie

    2.1 Beschreibung der Ausgangslage, Sozioökonomische Analyse, Bedarfsanalyse, SWOT

    LEADER-Brenzregion

    Aus der ehemaligen LEADER-Aktionsgruppe Brenzregion liegen 11 Gemeinden aus dem Ostalbkreis im Aktionsgebiet Jagstregion. Diese sind: Bopfingen, Ortsteile von Ellwangen (Pfahlheim, Rindelbach, Röhlingen, Schrez-heim), Hüttlingen, Jagstzell, Kirchheim am Ries, Lauchheim, Neresheim, Neuler, Rainau, Unterschneidheim und Westhausen. Die Brenzregion nahm erfolgreich an der Förder-periode LEADER+ (2000-2006) sowie an der Förderperiode (2007-2013) teil. Die Region umfasste zuletzt 37 Gemeinden und 15 zusätz-liche Gemarkungen sowie eine Flur. Die Entwicklungsschwerpunkte waren Stär-kung des sanften Tourismus, Förderung der Vermarktung regionaler Produkte, Erhalt des natürlichen und kulturellen Erbes, Verbes-serung der Lebensqualität im ländlichen Raum und die Schaffung gebietsübergreifender und transnationaler Kooperationen. Die Brenz-

    region kann in ihrer bisherigen Zusammensetzung wegen der reduzierten Einwohner-obergrenze nicht mehr fortgeführt werden. Die Ergebnisse des Sachstandberichtes der Brenzregion wurden bei der Bearbeitung des REK berücksichtigt. Der Sachstandsbericht ist dem REK beigefügt.

  • 19

    2.1.1 Sozioökonomische Analyse und Bedarfsanalyse

    Gemeinschaft und Leben Demographie Das Durchschnittsalter in der Jagstregion liegt bei ca. 43 Jahren (Ostalbkreis 43 Jahre, Landkreis Schwäbisch Hall 42,5 Jahre, Baden-Württem-berg 43 Jahre). Es ist von 1995 bis 2012 kontinuierlich angestiegen. (www.statistik.baden-wuerttemberg.de). Im Landkreis Schwäbisch Hall wird von 2013 bis 2030 die Anzahl der Menschen unter 20 Jahren um 11 %, zwischen 20-40 Jahren um 7 % und zwischen 40-60 Jahren um 13 % sinken. Dafür nimmt die Anzahl der 60-85-Jährigen um 41 % und die Anzahl der über 85-Jährigen sogar um 52 % zu. Auch im Ostalbkreis nimmt die Anzahl der über 85-Jährigen um 53 % zu. Bei den Altersgruppen unter 20 und 40-60-Jährigen ist der gleiche abnehmende Trend wie im Landkreis Schwäbisch Hall berechnet worden. Besonders ins Gewicht fällt die Abwanderung der 18- bis unter 25-Jährigen, wie aus der Tabelle deutlich wird. Dabei ist die Ab-wanderung der jungen Frauen noch höher als die der jungen Männer. (Auszug aus: Standort-analyse und Kreisentwicklung im Ostalbkreis, 2013)

    -30,0

    -20,0

    -10,0

    0,0

    10,0

    20,0

    30,0

    40,0

    50,0

    60,0

    70,0Landkreis Schwäbisch HallOstalbkreisBaden-Württemberg

    Altersgruppen

    Proz

    ent

    Bevölkerungsvorausrechnung mit Wanderung bis 2030

    (eigene Berechnungen www.statistik.baden-wuerttemberg.de)

  • 20

    Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in den beiden Kreisen sondern in besonderem Maße auch in der Jagstregion. Die IREUS-Studie ordnet den Raum nämlich dem Cluster D zu. In diesem Cluster ist eine klare Tendenz zur Abwanderung jüngerer Menschen festzustellen. (Quelle: Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-

    Württembergs zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion, IREUS) Diese Bevölkerungsentwicklung wird sich deutlich auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Hinzu kommt, dass die Anzahl der Lebendgeborenen im Zeitraum 1990 – 2012 in beiden Landkreisen abgenommen hat: nämlich im Ostalbkreis ca. 33,1 % weniger Lebendgeborene, im Landkreis Schwäbisch Hall ca. 22, 6 % weniger (Vergleich Baden-Württemberg ca. 25 % weniger Lebendgeborene). Im Vergleich zu Baden-Württemberg liegen die beiden Land-kreise in der Entwicklungsdynamik im landesweiten Durchschnitt, dennoch ist das Ergebnis alarmierend und zeigt den starken demographischen Wandel: Die junge Bevölkerung wird abnehmen und die ältere Bevölkerung wird zunehmen. (Quelle: www.statistik.baden-wuerttemberg.de, Jahr 2012). Die ärztliche Versorgung steigt stetig an, so stieg die Anzahl der praktizierenden Ärzte im Landkreis Schwäbisch Hall um ca. 10 % und im Ostalbkreis um ca. 9 % im Zeitraum von 2008 bis 2012. Beide Landkreise liegen im bzw. knapp über dem Durchschnitt Baden-Württembergs (ca. 9 % Anstieg im Zeitraum 2008 – 2012). Damit kommen jetzt mehr Ärzte auf hundert Einwohner als vorher. Allerdings stieg die Zahl der berufsausübenden Ärzte vor allem in Krankenhäusern und nicht in den freien Praxen. Diese Kliniken konzentrieren sich im Aktionsgebiet auf drei Standorte: Ellwangen, Neresheim und Crailsheim. Das macht deutlich, dass sich die Ärzte an wenigen Standorten bündeln und somit die ärztliche Versorgung nicht für jeden gleich gut zu erreichen ist. Trotz der steigenden Ärztezahl ist mit einem starken Ärzterückgang im ländlichen Raum zu rechnen. Dies wurde auch von den Bürgern im Beteiligungsprozess immer wieder hervorgehoben und Verbesserungen mit Konzepten angeregt.

    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Die Überalterung der Bevölkerung ist eine der größten Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung. Bedarfe sind z.B. die Dezentralisierung der medizinischen Versorgung bzw. die Sicherung der innerörtlichen Grundversorgung und der Daseinsvorsorge in der Fläche insgesamt. Dazu gehört speziell auch die Absicherung des wachsenden Pflegebedarfs durch neue Formen der Pflege und des Pflegemanagements. Mit Zunahme der älteren Be-völkerung wird eine durchgängige Barrierefreiheit immer wichtiger. Die Attraktivitäts-steigerung der Region für die Jugend und junge Erwachsene ist notwendig, um dem Trend der Abwanderung zu begegnen und insbesondere auch dem verstärkten Wegzug der 18- bis 25-Jährigen entgegenzuwirken.

  • 21

    Ein besonderes Potenzial ist das Engagement der momentanen LEADER-Akteure in früheren oder parallelen Entwicklungsprozessen wie MORO oder Kreisentwicklung und der dadurch erzeugten Querschnittsexpertise. AGs dieser Prozesse haben sich dort ebenfalls den auch in LEADER identifizierten Feldern Mobilität, Gesundheitsversorgung, Bildung sowie Grundversorgung/Ehrenamt angenommen und generieren nun die Chance, über die Unter-suchung hinaus durch LEADER in eine Umsetzungs- und Entwicklungsdynamik zu kommen.

    Vereine und Ehrenamt Der Landkreis Schwäbisch Hall und der Ostalbkreis weisen eine hohe Vereinsdichte mit vielen aktiven Mitgliedern und gemeinsamen Traditionen auf. Dies spiegelt sich auch im Aktionsgebiet Jagstregion wider. Die Vereinslandschaft ist auch ausnehmend differenziert. Fast alle Themen sind vertreten, z.B. Fasching, Feuerwehr, Gesang, Jugend, Kunst und Kultur, Krankenpflege, Frauenbund, Landfrauen, Musik, Sport (in jeder Richtung), Schützen oder Wandern (Naturfreunde, Schwäbischer Alb Verein). Trotz der Vielfalt der Vereins-landschaft und einem hohen ehrenamtlichen Engagement unterliegen zahlreiche Vereine einem Wandel. So ist z.B. der Nachwuchs rückläufig und es finden sich immer weniger Personen für die zahlreichen Vereinsaufgaben. Es scheint, dass nicht die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement nachlässt, sondern eher der Verein als Organisationsform nicht mehr so attraktiv erscheint.

    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Der Erhalt und innovative Aufbau der Vereine ist ein wichtiger Ansatzpunkt. Um generations-übergreifende Angebote zu schaffen, sollte der Ausbau der Jugendkultur stärker unterstützt und die Jugend als Akteur miteinbezogen werden. Ein frauenspezifisches Freizeitangebot unterstützt den innovativen Charakter der Vereine. Die Umstrukturierung der Vereinsstruktur beinhaltet auch eine stärkere Kooperation und Vernetzung der Vereine und die Entwicklung neuer Formen des Ehrenamts.

    Bildung und Arbeit Wirtschaft Die Landkreise Ostalbkreis und Schwäbisch Hall liegen mit Ostwürttemberg (Raum für Talente und Patente) und Heilbronn-Franken (Region der Weltmarktführer) in bedeutsamen Wirtschaftsregionen mit entwicklungsstarken Industrie- und Dienstleistungsstrukturen und schneiden bei Landkreisrankings, bezogen auf die wirtschaftlichen Voraussetzungen, grundsätzlich sehr gut ab. Im FOCUS-MONEY-Landkreis-Test 2013, der die Wirtschaftskraft der deutschen Landkreise anhand von sieben Wirtschaftsfaktoren misst, haben sich die Landkreise im Vergleich zum Ranking 2011 erheblich verbessert:

    • Ostalbkreis: Rang 11 von 388 (2011: Rang 202/393) • Landkreis Schwäbisch Hall: 77 von 388 (2011: Rang 169/393)

    Im „Zukunftsatlas 2013“, einer Studie über die Zukunftschancen aller 402 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands, liegen die Landkreise auf Platz 73 (Ostalbkreis) und Platz 114 (Schwäbisch Hall). Der Ostalbkreis schneidet besonders beim Faktor „Innovation“, Schwäbisch Hall bei „Wohlstand“ gut ab. Die Grundstruktur der Sozialversicherungs-beschäftigten nach Wirtschaftszweigen ist in den beiden Landkreisen der Jagstregion vergleichbar (www.statistik.baden-wuerttemberg.de, 2013):

  • 22

    1. Verarbeitendes Gewerbe 2. Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 3. Gesundheits- und Sozialwesen

    Dies spiegelt in etwa die Struktur des Landes Baden-Württemberg wider, wobei sich nach der Bruttowertschöpfung die beiden Landkreise etwas voneinander unterscheiden. So erwirtschaftet der Ostalbkreis mehr im produzierenden Gewerbe und weist auch bei der Beschäftigung in diesem Bereich ein Plus von gut 10 % gegenüber dem Landesdurchschnitt auf. Während im Landkreis Schwäbisch Hall die Dienstleistungsbereiche mehr zur Bruttowertschöpfung beitragen, hat der Ostalbkreis hier wie bei der Beschäftigung in diesem Sektor noch sichtbare Kompensationsbedarfe im Landesvergleich. Gemeinsam und weitgehend prägend ist für die Jagstregion jedoch die periphere ländliche Randlage in Baden-Württemberg. Die Flächen von Ostalbkreis und Landkreis Schwäbisch Hall als größtem und zweitgrößtem Landkreis im Regierungsbezirk Stuttgart schlagen nicht allein auf die dünne Besiedelung, sondern ebenso auf den geringeren Besatz an Unternehmen und Arbeitsplätzen des Gewerbes in diesem nordostwärtigen Grenzraum durch. Diese Tendenz erhöht sich abseits der Mittelzentren und Entwicklungsachsen und wird durch eine defizitäre Verkehrsinfrastruktur verstärkt. In der vom Land beauftragten IREUS-Studie werden deshalb nahezu alle Kommunen im Aktionsgebiet als Ergebnis des Gruppierungsverfahrens dem Entwicklungscluster D für eher periphere ländliche Gemeinden ohne erkennbare Ent-wicklungsstärken zugeordnet. Wenngleich die Einwohner des Gebietes selbst, dies aufgrund des endogenen Gestaltungswillens und der eigenen Entwicklungsdynamik sowie vor-handener und erarbeiteter vernetzter Strategien anders und positiver einschätzen. In der Region sind hauptsächlich kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt. In beiden Landkreisen haben 89 % der Betriebe (8.989 Betriebe im Landkreis Schwäbisch Hall und 13.937 im Ostalbkreis) 0-9 Mitarbeiter und etwa 9 % 10-49 Mitarbeiter (Statistisches Bundesamt, 2011). Die meisten dieser Betriebe sind in den Sektoren Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, freiberufliche wissenschaftliche und technische Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe registriert. Die Industriedichte (Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe im Verhältnis zur Bevölkerung) in den beiden Landkreisen lag 2011 mit 120,4 bzw. 114,3 Arbeitsplätzen je 1.000 Einwohner über dem baden-württembergischen Durchschnitt von 97,2. (Statistisches Bundesamt, 2011) Die Arbeitslosenquote lag 2013 mit 3,6 % im Ostalbkreis und 3,4 % im Landkreis Schwäbisch Hall unter dem Durchschnitt von Baden-Württemberg (4,1 %) und hat sich in den letzten 8 Jahren fast halbiert (2005: Ostalbkreis 7,15 % und Landkreis Schwäbisch Hall 6,1 %). Der Frauenanteil unter den Arbeitslosen liegt wie in Baden-Württemberg bei etwa 47 %. Die Erwerbstätigen am Arbeitsort sind im Zeitraum von 1999-2009 gestiegen, im Landkreis Schwäbisch Hall um 12,4 % und im Ostalbkreis um 6,4 %. Das durchschnittliche Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer der beiden Landkreise lag 2009 bei 35.682 € (BW: 36.305 €) und die Kaufkraft bei 14.825 € (BW: 15.370 €). Damit liegt die Region etwas unter dem Landesdurchschnitt (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg).

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    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Strukturell und wirtschaftlich betrachtet ist die Jagstregion ein „Raum dazwischen“: Zwischen prosperierenden Bundesländern, zwischen bzw. an der Nahtstelle von innovativen Wirt-schaftsregionen und zwischen Mittelzentren. Die Bedarfe liegen daher in funktionierenden Stadt-Umland-Beziehungen, dem Abbau des Entwicklungsgefälles zwischen Peripherie und Metropole, in Anpassungsprozessen zur Stärkung der endogenen Potenziale, auch zur besseren Partizipation an den höheren räumlichen Entwicklungsebenen. Nach der Analyse wichtiger Strukturdaten sollen positive Trends gestärkt und stagnierende Parameter abgebaut werden, um so die Entwicklung nachhaltig zu sichern. Besonders der Faktor „Innovation“ spielt hier eine wichtige Rolle. Auf dem Arbeitsmarkt sind Fachkräfte in industriellen Bereichen gefragt. Ein Entwicklungsbedarf in der Region liegt hier im Entgegenwirken des Fachkräftemangels, der auch mit dem demographischen Struktur-wandel eng verknüpft ist. Ein weiteres Anliegen ist die Förderung von Frauen, auch bzw. vor allem in nicht klassischen Frauenberufen, da hier die Berufschancen besonders gut sind. Außerdem sollen KMU-Standorte gesichert und eine Weiterentwicklung, vor allem auch an der Landesgrenze zu Bayern, erfolgen.

    Bildung Die Jagstregion ist wie viele ländliche Regionen von einer zentralisierten Bildungsstruktur geprägt, in denen sich die Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen auf die größeren Orte und Städte konzentrieren. In einem bundesländerspezifischen Bildungsbericht von 2007 wurden die Entwicklungen im Bildungssektor in Baden-Württemberg analysiert. So wurde für ländliche Regionen ein Rückgang der Kinderzahlen von bis zu 25 % bis zum Jahr 2025 prognostiziert. Die Bevölkerungszahl der Kinder und Jugendlichen nimmt in allen kindertageseinrichtungs- und schulrelevanten Altersgruppen ab. Zurzeit sind die Bedarfe im Bereich Bildung noch ausreichend gesichert, aber auch in der Jagstregion spiegelt sich der demographische Wandel zunehmend im Bildungssystem wider und erfordert erhebliche Anpassungs-leistungen. So stellen sich bereits gegenwärtig Fragen nach dem Erhalt von wenig frequentierten Kindertageseinrichtungen und Schulen oder der Versorgung des kommunalen Arbeitsmarkts mit ausreichend qualifiziertem Nachwuchs. In der Region wird es für Unternehmen zunehmend schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. Der allgemeine Trend zur Akademisierung unterstützt die Abwanderung der jungen Leute der Region, denn durch lange Distanzen zu attraktiven Hochschulstandorten können die Jugendlichen während des Studiums nicht in ihrer Heimat bleiben, verlieren oft den Bezug und kehren nach ihrem Abschluss nicht zurück. Dennoch liegt der Anteil der Auszubildenden an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis Schwäbisch Hall noch bei 7,2 % und damit bundesweit im oberen Drittel, im Ostalbkreis sind es 6,8 % (bundesweit mittleres Drittel). Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 5,8 %. (Quelle: www.meinestadt.de).

    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Um den aktuellen Trends entgegenzuwirken, die durch den demographischen Wandel ausgelöst werden, sollen dezentrale Bildungsstrukturen erhalten und gefördert werden. Ein breites und flexibles Betreuungsangebot vor Ort bietet eine nicht zu unterschätzende

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    Anziehungskraft auf qualifizierte potentielle Neueinwohner, die damit ihrem Wunsch nach besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf näher kommen. Auch in der Förderung von Ausbildung und Bereitstellung von Arbeitsplätzen insbesondere in Grundversorgungshandwerken und grundversorgungsnahen Dienstleistungen gibt es Entwicklungspotenzial für die Region. Frauen und Männer sollen besonders für hand-werkliche/klassische Ausbildungen begeistert werden und so den Nachwuchs an regionalen Fachkräften sichern, z.B. durch Nachwuchsarbeit mit Schulen und Unternehmen. Für Frauen gibt es wenig „frauentypische“ Ausbildungsmöglichkeiten, dieses Angebot sollte ausgebaut werden.

    Ländlicher Raum und Nachhaltige Entwicklung Ländlicher Raum, Landschaft und Naturschutz Laut der EU-Richtlinien gilt ein Raum als ländlich, wenn er eine Einwohnerdichte von 150 E/km² nicht überschreitet. Die Jagstregion zeichnet sich vor allem durch eine geringe Siedlungsdichte (im Mittel 99 E/km², zum Vergleich Baden-Württemberg 293 E/km² ) und ein durchgehend ländliches Landschaftsbild aus. (Quelle: www.statistik.baden-wuerttem-berg.de). In der Jagstregion liegen zahlreiche Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete. Ein Großteil der Gebiete findet sich in den insgesamt sechs FFH-Gebieten der Jagstregion wieder. Diese wurden nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen und dienen dem Schutz von Pflanzen, Tieren und Habitaten. Die FFH-Gebiete sind ein Teil des Natura 2000-Netzwerks, welches sich durch ganz Europa zieht. Folgende FFH-Gebiete befinden sich ganz oder teilweise in der Gebietskulisse der Jagstregion: (von Nord nach Süd) Bühlertal Vellberg - Geislingen Ca. 1/3 des Gebietes liegt innerhalb der Jagstregion (im Nordwesten); mäandrierendes Flusstal der Bühler; teilweise extensiv bewirtschaftetes Grünland und Hangmischwälder; ausgedehnte Mähwiesen am Keuperstufenrand. Crailsheimer Hart und Reusenberg Fast komplett im Norden der Jagstregion gelegen (südlich von Crailsheim); Wacholder-heiden, Magerrasen sowie artenreiche Wiesen und feuchte Wiesentäler, Dolinenlandschaft, naturnahe Auwälder entlang der Jagst, naturnaher Flusslauf der Jagst. Oberes Bühlertal Mit fast dem ganzen Gebiet nordwest-westlich in der Region gelegen; Naturnahe Fließgewässer (obere Bühler und Fischach); artenreiche Wiesen der Gipskeuperlandschaft; Mischwälder der östlichen Limpurger Berge. Rotachtal Im zentralen Osten der Jagstregion, entlang der Grenze zu Bayern gelegen; Talaue und Seitentäler der Rotach mit Feuchtgebietskomplexen, Resten von Mooren, Pfeifengras-wiesen, historische Weiher, naturnahe Fließgewässer mit Auwaldstreifen. Virngrund und Ellwanger Berge Die überwiegende Anzahl der Gebietsteile liegt im Zentrum der Jagstregion; naturnaher Ab-schnitt des Jagsttals oberhalb Ellwangen; naturnahe Blinde Rot mit Oberlauf und Talaue im Unterlauf und im Keuperbergland mit Feuchtgebietskomplexen; mehrere, teilweise his-torische Weiher; Laubwälder am Hornberg. Unteres Leintal und Welland

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    Eher ein kleinerer Teil (ca. 1/3) liegt in der Jagstregion; Täler des östlichen Albvorlandes an der Grenze von Mittel- zu Unterjura; Unterlauf der Lein; Seitentäler des Kochers südlich Hüttlingen und nördlich liegende Wiesenfluren. Sechtatal und Hügelland von Baldern Komplett im Südosten der Jagstregion, nördlich von Bopfingen; teilweise reich strukturierte Kulturlandschaft mit artenreichen Wiesen im Wechsel mit Ackerflächen, die von der Schneid-heimer Sechta durchzogen wird. Westlicher Riesrand Komplett im Südosten der Jagstregion, östlich von Bopfingen; 4 Höhlen, kleingegliederte, hügelige Kulturlandschaft mit markanten Heidebergen am westlichen Rand des Nördlinger Rieses, enge Verzahnung von Wacholderheiden, Äckern, Wiesen und Hecken, Höhlen und Balmen am Goldberg Härtsfeld Die Hälfte liegt innerhalb der Jagstregion, um Bopfingen; Höhlen, abwechslungsreiche Kulturlandschaft um Neresheim und südlich von Bopfingen. Die beschriebenen Landschaften haben einen ganz speziellen Charakter, der auch den Reiz der Region ausmacht. Geopark Ries Der Geopark Ries umfasst den Einschlagskrater Nördlinger Ries, wird im Westen von der Schwäbischen Alb begrenzt und geht im Osten in die Fränkische Alb über. Der westliche Teil liegt in der Jagstregion (Ostalbkreis) und umfasst die Gemeinden Unterschneidheim, Kirchheim am Ries, Bopfingen, Riesbürg und Neresheim. Geopark Schwäbische Alb Der Geopark umfasst den ganzen Bereich der Schwäbischen Alb, die sich auf einer Länge von etwa 200 km und einer durchschnittlichen Breite von 40 km vom Hochrhein bis zum Nördlinger Ries in Südwest-Nordost-Richtung erstreckt. Die nördlichste Spitze befindet sich in der Jagstregion (Ostalbkreis). Folgende Einrichtungen und Angebote des Geoparks liegen in der Jagstregion (von Nord nach Süd): Limestor Dalkingen, Alamannenmuseum Ellwangen, Ipf Bopfingen, Museum im Seelhaus Bopfingen, der Radweg "Grüner Pfad Härtsfeld“, geführte Touren der Ostalb-Gästeführerinnen.

    Entwicklungsbedarfe und –potenziale Es gilt den Erhalt der vielfältigen und abwechslungsreichen Kulturlandschaft zu sichern. Dazu gehören entsprechende Initiativen und Pflegemaßnahmen ebenso wie ein gut durchdachter Umgang mit der Fläche. Um Bewusstsein für den Schutz der Landschaft zu schaffen, ist es notwendig z.B. die Bedeutung der Naturräume, die vielfältige Flora und Fauna und das Zusammenspiel von Mensch und Natur den Menschen und insbesondere Kindern und Jugendlichen näher zu bringen.

    Landwirtschaft In den beiden Landkreisen Schwäbisch Hall und Ostalbkreis wird insgesamt auf einer Fläche von 1.465 km² Landwirtschaft betrieben. Im Landkreis Schwäbisch Hall wird mehr als die Hälfte (55 %) der Fläche und im Ostalbkreis 46 % landwirtschaftlich genutzt. Damit gehören die beiden Landkreise zu den drei Landkreisen im Regierungsbezirk Stuttgart mit dem höchsten Anteil an landwirtschaftlich genutzter Fläche. Der Landkreis Schwäbisch Hall besitzt mit 2.031 Betrieben die größte Anzahl an landwirtschaftlichen Betriebe im

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    Regierungsbezirk Stuttgart. Im Ostalbkreis liegen 1837 Betriebe. Die Jagstregion verfügt über eine Gesamtfläche von 1.174,63 km². (Quelle: Agrarstruktur in Deutschlandstatistik, Statistisches Bundesamt)

    Entwicklungsbedarfe und –potenziale Eine zentrale Herausforderung für die Jagstregion ist es, die Kulturlandschaft zu erhalten. Dabei ist die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, mit Initiativen in der Veredelung, im Vertrieb und im Marketing notwendig. Eng damit verbunden ist die Entwicklung eines verstärkten Bewusstseins der Bevölkerung für die regionalen Produkte und die Bedeutung der regionalen Produkte für die Region.

    Infrastruktur Die Landkreise werden in Nord-Süd-Richtung von der A 7 durchzogen. Nördlich der Region verläuft die A 6. Zudem wird die Region von der B 14, B 19, B 29 und der B 290 um-schlossen. Allerdings sind die Bundestraßen durch die steigende Anzahl an Fahrzeugen vielfach durch Stau belastet. Eine Bahnlinie zieht sich von Süden nach Norden durch die Region (Strecke: Aalen – Crailsheim, Obere Jagstbahn). Nach Bayern (Nördlingen/ Donau-wörth) gibt es zudem eine elektrifizierte Ausweichstrecke für die europäische Ost-West-Achse München-Stuttgart. In beiden Landkreisen liegen aktuell Nahverkehrskonzepte vor. Radfernwege (Kocher-Jagst-Radweg als zentrale Süd-Nord-Achse, Abzweigroute Hohen-lohe-Ostalb-Weg; Schwäbisch-Alb-Weg als Querverbindung) sind vorhanden.

    Entwicklungsbedarfe und –potenziale Die Jagstregion ist auch im Autobahnnetz ein „Raum dazwischen“. Am äußersten nördlichen Rand schneidet die A 6 noch das Aktionsgebiet; südlich liegt die A 8 schon außerhalb der Gebietskulisse. A 7 und B 290 verlaufen allerdings nahezu parallel in Nord-Süd-Richtung durch das Aktionsgebiet und gewährleisten damit die ausreichende Einbindung ins Fernstraßennetz. Ein Infrastruktur- und Entwicklungshemmnis ist der fehlende durchgängige Ausbau der B 29 von Mögglingen im Ostalbkreis bzw. von Westhausen im Aktionsraum bis zur bayerischen Landesgrenze als wichtigste West-Ost-Verbindung zwischen den Großräumen Stuttgart und München-Augsburg-Ingolstadt. Instandhaltung und Ausbau der Landes- und Kreisstraßen ist durch die enorme Flächenhaftigkeit des Gebiets eine Herausforderung. Mit bestehenden Bahnverbindungen sind die umliegenden größeren Städte auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Entwicklungspotenzial gibt es bei Mobilitätsangeboten im lokalen und regionalen Bereich, besonders für Zielgruppen mit besonderen Anforderungen. Vor allem Senioren und Jugendliche sind auf ein flächen-deckendes Netz an ÖPNV und weitere Angebote angewiesen, auch zu besonderen Tages- und Nachtzeiten. Einzelne Radwege und Radfernwege bestehen zwar bereits, das zusammenhängende Radroutennetz ist allerdings noch ausbaufähig.

    Konversion Die Kulissenkommunen Ellwangen, Rainau, Neuler, Jagstzell und Ellenberg (Ostalbkreis) sowie Stimpfach im Landkreis Schwäbisch Hall gehören zu dem vom Land definierten Konversionsraum im Rahmen der jüngsten Bundeswehrstrukturreform. Mit Kaserne und Standortschießanlage in Ellwangen sowie Standortübungsplatz und Munitionsdepot in Rainau gehörte die Garnison zu den traditionellsten und größten Bundeswehrstandorten Deutschlands mit einst über 3.000 militärischen und zivilen Dienstposten. Mit der jüngsten

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    Reform wurden bis 2014 nun die letztverbliebenen 955 Dienstposten abgezogen, verabschiedet oder außerhalb des Raums versetzt. Am 30.09.2014 schließt auch das BundeswehrDienstleistungsZentrum Ellwangen. Im Auftrag des Landes hat die PrognosAG die Auswirkungen der Standortschließung im 25 km-Radius sozioökonomisch untersucht. Dabei sind auch die Kommunen der Jagstregion erfasst. Zu den Auswirkungen gehören u.a. Demographie, Arbeitsmarkt, regionale Nachfrage, Einzelhandel, Immobilienmarkt, Bildung und kommunale Finanzen. Erhalten bleibt das Sprachenzentrum Süd des Bundes-sprachenamtes mit ca. 30 Dienstposten und einer steigenden Lehrgangskapazität von ca. 250 Teilnehmern.

    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Die entstandenen Freiflächen und Gebäudeleerstände sind wieder als Lebens-, Arbeits-, Bildungs- und Kulturräume zu nutzen. Von Landschafts-, Umwelt- und Energieprojekten (Standortübungsplatz) bis zum Bildungscampus (Historisches Kasernenareal) bieten sich zahlreiche Chancen, vor allem auch bürgerschaftliche Bottom-up-Ansätze aufzunehmen. Im Rahmen der Konversion ist an einen Hochschulcampus gedacht. Über RegioWIN wird parallel dazu eine Europäische Ausbildungs- und Transferakademie für einen erweiterten Bildungscampus eingebracht und insbesondere der LEADER-Prozess bietet Raum für zahlreiche Ideen, Impulse und Machbarkeitsstudien, die den Bürgerwillen widerspiegeln. Alle Prozesse sind auch von einem künftigen Regionalmanagement zu beobachten und projektbezogen quer zu schließen.

    Freizeit und Kultur Kultur Die unterschiedlichen natürlichen Gegebenheiten und historischen Entwicklungen haben die Kultur in Baukunst, Brauchtum, Musik und darstellender Kunst geprägt. So finden sich in der Region eine tief verwurzelte Römer- und Keltenkultur, hunderte von keltischen Grabhügeln, der Limes, historische Stadtkerne, Jahrhunderte alte Kirchen und Klöster und vieles mehr. Beispielhaft für überregional bedeutende geschichtliche Kulturdenkmäler sind die Bene-diktinerabtei Neresheim, das Schloss ob Ellwangen als ehemalige Residenz der Äbte und Fürstpröpste, das Schloss Kapfenburg mit dem Sitz der Internationalen Musikschulakademie zu nennen. Musikalisch hat die gesamte Jagstregion eine hohe Dichte an Musikver-einen, -initiativen und -projekten zu bieten. Besonders zu erwähnen ist im Bereich Jugend und Musik die junge Philharmonie Ostwürttemberg, ein Orchester bestehend aus 70 Jugendlichen und das aus der letzten LEADER-Förderperiode (LAG Brenzregion) entstandene und prämierte Musikprojekt „Bands-Land“. Volksfeste sind ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Identität der Jagstregion-Bewohner. Zu den bekanntesten Festen (Auszug aus der Vielzahl der Feste und Veranstaltungen) zählen das St. Leonhardsfest Stödtlen, das fränkische Volksfest Crailsheim, das Weinbrunnenfest Vellberg, die „Ipfmesse“ in Bopfingen und die Faschingsumzüge in Bühlerzell und Neuler.

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    Ein wichtiges Fest der Stadt Ellwangen ist der „Kalte Markt“ im Januar. Der traditionelle und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Pferdemarkt ist historisch bedeutend und zeugt von der noch lebendigen Pferdekultur in der Region. Aber auch zeitgenössische, moderne Kunst und Kleinkunst ist ein Thema in der Jagstregion. Hier sticht besonders der Künstlerpfarrer Sieger Köder aus Wasseralfingen heraus, einer der bekanntesten deutschen Maler christlicher Kunst und Krippenbauer des 20. Jahrhunderts. In Rosenberg liegt das Sieger-Köder-Zentrum, welches das Werk und den Bibelgarten des Künstlerpfarrers zeigt. Ein Sieger-Köder-Radweg ist im Entstehen. Die Jakobuskirche in Rosenberg ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Weitere Elemente sind Skulpturenwege (z.B. Ver-bindung Hüttlingen und Neuler) und die Straßengalerie der Stadt Vellberg mit jährlich wechselnder Freiluftausstellung.

    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Das vielfältige kulturelle Erbe der Jagstregion mit seinen vielen verschiedenen Einflüssen soll gesichert werden. Dazu müssen vor allem die Kulturdenkmäler erhalten und erlebbar gemacht werden. Ferner gilt es, die nicht mehr oder nur schlecht sichtbaren Spuren der Römer und Kelten wiederherzustellen. Die Nutzung von historischen Gebäuden, vor allem für kulturelle Zwecke, ist wünschenswert. Aufgrund der sich ändernden demographischen Strukturen, muss die Jagstregion auch weiterhin attraktiv für die Jugend sein. Die Förderung der Jugendkultur ist deshalb ein wichtiges Anliegen. Auch regionale Künstler sollen gefördert werden, um die Jagstregion zu einer wichtigen Region zeitgenössischer Kunst zu machen.

    Tourismus und Freizeit Die Jagstregion bietet eine intakte Landschaft mit einer Vielzahl an attraktiven Nah-erholungsangeboten. Die möglichen touristischen Aktivitäten und Attraktionen werden aus-führlich auf den Internetseiten der Kreise dargestellt. Dazu gehören z.B.: vielseitige Kultur, historische Städte/Gemeinden, Angebote „Auf den Spuren der Römer und Staufer“, Wandern (z.B. Kocher-Jagst-Trail), Erlebnispfade (z.B. Erlebnispfad Bucher Stausee), Radfahren (z.B. Kocher-Jagst-Radweg (338 km)). Die Jagstregion ist ein klassisches Naherholungsgebiet. In den Landkreisen Schwäbisch Hall und Ostalbkreis lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Jahr 2013 bei 2,2 Tagen. Die Aufenthaltsdauer in der Jagstregion liegt auch in diesem Bereich. Im Aktionsgebiet Jagstregion bieten knapp 100 Betriebe Übernachtungsmöglichkeiten mit über 3.000 Schlaf-gelegenheiten, das entspricht ca. 25 % der Schlafgelegenheiten der beiden Landkreise und 0,8 % von Baden-Württemberg. (eigene Berechnung auf Grundlage www.statistik.baden-wuerttemberg.de). Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass in der amtlichen Statistik (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg) nur dann Zahlen angegeben werden, wenn die Gemeinde mehr als zwei Betriebe aufweist. Die Städte Ellwangen und Crailsheim werden in der Statistik nur gesamt angegeben und nicht nur die Bereiche, welche in der Jagstregion liegen.

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    Beherbergung im Reiseverkehr in der Jagstregion (2013)

    Landkreis Ostalbkreis

    Gemeinden Anzahl der Betriebe Schlaf-

    gelegen-heiten

    Anzahl der Übernacht-

    ungen

    Durch-schnittliche Aufenthalts-

    dauer in Tagen

    Auslast-ungen in %

    Adelmannsfelden 1 . . . . Bopfingen 6 140 16.451 2,7 34,2 Ellenberg 3 184 3.085 3,0 8,1 Ellwangen (gesamt)

    20 1.182 96.647 2,0 27,4

    Hüttlingen 2 . . . . Jagstzell 1 . . . . Kirchheim am Ries 2 . . . . Lauchheim 2 . . . . Neresheim 8 332 30.470 1,9 27,0 Neuler 1 . . . . Rainau 1 . . . . Riesbürg 4 160 4.557 2,3 14,0 Rosenberg 3 . 5.540 1,7 . Stödtlen . . . . . Tannhausen . . . . . Unterschneidheim 2 . . . . Westhausen 4 129 22.036 2,3 46,9 Wört 2 . . . .

    Summe 62 2.127 178.786 / /

    Landkreis Schwäbisch Hall

    Bühlertann 3 80 8.946 3,1 30,2 Bühlerzell 4 84 9.727 4,5 31,7 Crailsheim (gesamt)

    12 399 18.185 2,6 33,1

    Fichtenau 6 170 23.322 1,5 34,0 Frankenhardt 4 56 2.504 2,2 15,8 Kreßberg 2 . . . . Obersontheim 2 . . . . Stimpfach 6 416 16.492 2,0 28,2 Vellberg 1 . . . .

    Summe 40 1.205 79.176 / /

    (Quelle: www.statistik.baden-wuerttemberg.de)

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    Die Auslastung der Betriebe lag im Landkreis Schwäbisch Hall bei 28,2 % im Ostalbkreis bei 28,5 %. Diese Auslastung ist wirtschaftlich gesehen eher im unteren Bereich und zeigt, dass hier noch deutlich Luft nach oben ist.

    Entwicklungsbedarfe und –potenziale Die Jagstregion bietet eine intakte Landschaft mit einem hohen Potenzial für eine Vielzahl attraktiver Freizeit- und Naherholungsangebote. Die Potenziale sollen verstärkt für die Einwohner und Gäste der Jagstregion erlebbar gemacht werden, um damit die Attraktivität des Lebensstandorts zu erhöhen. Die Jagstregion ist nicht als touristische Destination bekannt. Eine allgemeine Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Tourismusintensität ist wünschenswert. Die Bereiche, in denen sich die Jagstregion noch stark entwickeln kann, sind der Pferdetourismus (das Thema Pferde ist traditionell tief in der Region verwurzelt) und nachhaltiger naturnaher Tourismus, der die landschaftlichen und naturräumlichen Gegeben-heiten nutzt und schützt. Eine Herausforderung für die Weiterentwicklung von Naherholung und Tourismus ist das Gastronomiesterben, dem es entgegenzuwirken gilt. Die Attraktivität der Region für Einheimische und Gäste hängt stark von den Einkehrmöglichkeiten ab.

    Sprache/Mundart Besonders spannend ist die Dialektgrenze innerhalb der Jagstregion zwischen der schwäbischen Mundart im Süden und der fränkischen, genauer gesagt der ostfränkischen Mundart im Norden des Gebietes. Das Ostfränkische spricht man vor allem in der Gegend um Crailsheim. Ein Kuriosum stellt der Ort Hummelsweiler in der Gemeinde Rosenberg dar. Hier verläuft die Sprachgrenze direkt durch den Ort und ist ein Beweis dafür, dass Dialekt nicht trennen muss, sondern verschiedene Dialekte eine Bereicherung darstellen. Eine Besonderheit sind auch die Sprachelemente des „Jenischen“. „Jenische“ ist eine Bezeichnung für Angehörige der Bevölkerung in Mittel- und Westeuropa. Historisch lassen sich „Jenische“ auf Angehörige der marginalisierten Schichten der Armutsgesellschaften der frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts zurückführen.

    Entwicklungsbedarfe und -potenziale Der Erhalt und die Förderung der verschiedenen Mundarten als besonderes Merkmal der Region, auch um darzustellen, dass verschiedene Dialekte die Vielfalt erhöhen, aber nicht die Menschen trennen.

    Zusammenfassung der Bedarfsanalyse Aus der oben dargestellten Analyse ergeben sich für die Jagstregion Handlungsbedarfe vor allem auf dem Gebiet Ressourcensicherung und Ressourcenerneuerung. Dies gilt auf dem Sektor der Arbeitsplätze und dem Erhalt und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks und der mittelständischen Betriebe. Die Infrastruktur muss sich dem demographischen Wandel anpassen und zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut werden. Dazu gehören innovative Modelle etwa zur Ver-besserung der Nahmobilität. Die breite und lebendige Vereinsstruktur bietet große Chancen, die Entwicklung der Region voranzutreiben. Ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement bietet einen wichtigen Eckpfeiler. Hierbei bedarf es aber einer Verbesserung der Kommunikation, Sicherung der Nachfolge und der innovativen Akzentsetzung.

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    Die Identifikation mit einer Region steigt mit der Erkennbarkeit und der Nutzbarkeit von Ressourcen im Freizeitbereich. Hierzu zählen auch der Erhalt und der innovative Ausbau lokaler Fest- und Versammlungsstätten (Dorfwirtshäuser, Bürgerhäuser). Die vorhandenen Erholungseinrichtungen sollten auch für die lokale Bevölkerung erkennbar sein und nach außen und innen besser vermarktet werden.

    2.1.2 SWOT-Analyse

    Im Rahmen des gesamten Bürgerbeteiligungsprozess, z.B. der Interessenbekundung der Kommunen, der Bürgermeisterauftaktveranstaltung, der Zukunftskonferenz, den Arbeits-gruppen und Workshops sowie der Ideen-WM sind aus Sicht der Bürger und Akteure Stärken und Schwächen der Region benannt worden. Diese wurden mit den Ergebnissen der Bestandsanalyse zusammengefasst, bewertet und im nachfolgenden Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Profil katalogisiert.

    Demographie Stärken Schwächen

    • Stagnierende Bevölkerungszahlen

    • Demographischer Wandel: abnehmende jüngere Bevölkerung zunehmende ältere Bevölkerung

    • Starke Abwanderung der 18- bis 25-jährigen

    • Fehlende Mobilität für Jugend, Senioren und Behinderte

    Chancen Risiken • Sicherung der Attraktivität für junge

    Erwachsene • Entwicklung innovativer Modelle zur

    Sicherung der Lebensqualität • Generationsübergreifende Angebote • Durchgehende Barrierefreiheit

    • Sinkende Attraktivität für junge Erwachsene

    • Aussterben der Ortskerne durch Abwanderung, Risiko des Leerstands

    • Probleme der Grundversorgung • Verlust an Lebensqualität • Verschlechterung der Nahversorgung mit

    Artikeln des täglichen Bedarfs • Verschlechterung der ärztlichen Versor-

    gung in der Fläche

    Vereine und Ehrenamt Stärken Schwächen

    • Hohe Vereinsdichte mit vielen aktiven Mitgliedern

    • Hohes bürgerschaftliches Engagement • Zusammengehörigkeitsgefühl

    • Fehlender Nachwuchs in den Vereinen

    Chancen Risiken • Erhaltung und innovativer Ausbau der

    Vereinsstruktur • Stärkung der Vereine und weitere Unter-

    • Verlust der Attraktivität des Vereins-lebens/Vereinsbürokratie Gefahr des Vereinssterbens

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    stützung des Ehrenamtes • Ausbau der Jugendkultur • Weiterentwicklung und Anpassung des

    Angebots an neue Zielgruppen • Vernetzung und Zusammenarbeit der

    Vereine

    • Fehlende Innovation • Möglichkeit des Rückgangs/Verlust des

    Ehrenamtes

    Wirtschaft

    Stärken Schwächen • Gute wirtschaftliche Voraussetzungen • Kleine und mittelständische Unternehmen

    mit hohen Kompetenzen • Industriedichte über dem Durchschnitt BW • Häufig noch intaktes traditionelles Hand-

    werk

    • Periphere ländliche Randlage in Baden-Württemberg

    • Entwicklungscluster D: eher periphere ländliche Gemeinden ohne erkennbare Entwicklungsstärken

    • Fachkräftemangel • Sterben der Dorfwirtschaften

    Chancen Risiken • Abbau Entwicklungsgefälle zwischen

    Peripherie und Zentren • Schaffung neuer Arbeitsplätze • Innovation und Innovationstransfer aus

    den F+E-Einrichtungen • Gewinnung von Fachkräften • Förderung von Frauen und Schaffung

    innovativer Frauenarbeitsplätze durch Erschließung lokaler Ressourcen

    • Weitere Abnahme der noch bestehenden Entwicklungskräfte

    • fehlender Nachwuchs • Abwanderung gut ausgebildeter Fach-

    kräfte • Fachkräftemangel führt zu einer

    Gefährdung des Handwerks und der mittelständischen Unternehmen

    • Sterben/Rückgang regionaler Brauereien

    Bildung Stärken Schwächen

    • Überdurchschnittlich viele Lehrstellen pro Bewerber

    • Hoher Anteil der Auszubildenden an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

    • Zentralisierte Bildungsstrukturen • Distanzen zu Hochschulstandorten • Wenig „frauentypische“ Ausbildungs-

    möglichkeiten Chancen Risiken

    • Flexibles Betreuungssystem vor Ort • Berufsbegleitende Qualifikation und

    Weiterbildung • Erhalt und Förderung eines dezentralen

    Bildungsangebotes • Förderung von Nachwuchs insbesondere

    in den Grundversorgungshandwerke • Ausbau frauenspezifischer Ausbildungs-

    angebote

    • Immer weniger Auszubildende • Verlust von Kindertagesstätten • Fehlende langfristige Sicherung des

    Bildungsangebotes insbesondere in der Fläche

    • Verlust des Grundversorgungshandwerks und der grundversorgungsnahen Dienstleistungen

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    Ländlicher Raum, Landschaft und Naturschutz Stärken Schwächen

    • Attraktive Wohngemeinden in intaktem Umfeld und preisgünstiger Wohnraum

    • Hohe soziale Sicherheit/wenig Straftaten • Vielfältige Kulturlandschaft • Intakte, unbebaute Natur- und Kultur-

    landschaft • Zahlreiche FFH und Naturschutzgebiete • Zwei Geoparke

    • Randlage mit der hohen Entfernung zu den Zentren der jeweiligen Bundes-länder, hier in den Stuttgarter Raum

    • Randlage Baden-Württemberg

    Chancen Risiken • Hohe Attraktivität der Landschaft als

    Standortvorteil • Sicherung der Biodiversität • Sicherung der abwechslungsreichen

    Kulturlandschaft

    • Fehlende Sicherung der Biodiversität • Attraktivitätsverlust bei Wegfall der ab-

    wechslungsreichen Landschafts-strukturen

    • Verödung des ländlichen Raums durch Abwanderung und demographischen Wandel

    Landwirtschaft

    Stärken Schwächen • Vielfältige Landwirtschaft • Hoher Anteil landwirtschaftlich genutzter

    Flächen • Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe • Z.T. Sicherung der Kulturlandschaft durch

    landwirtschaftliche Nutzung • Kompetenz auch in der Forstwirtschaft und

    Holzverarbeitung

    • Zu wenig regionale Produkte • Unzureichender Vertrieb/Vermarktung

    landwirtschaftlicher regionaler Produkte Fehlende / wenig Initiativen in der Veredelung, Vertreib, Marketing

    • Zu wenig Bewusstsein für regionale Produkte

    • Sinkendes bzw. fehlendes Image des Landwirts (insbesondere bei der Jugend)

    Chancen Risiken • Verbesserung der lokalen Versorgungs-

    struktur durch Hof- und Dorfläden • Initiativen zur Produktion und Veredelung

    von regionalen landwirtschaftlichen Produkten

    • Verstärkte Regionalvermarktung • Verstärkte Zusammenarbeit Landwirtschaft

    und Naturschutz

    • Drohender Nachwuchsmangel • Rückgang der landwirtschaftlichen

    Betriebe

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    Infrastruktur

    Stärken Schwächen • Kreis- und regionsüberschreitende

    Verbindungen wie Autobahnanbindung A 7 (durchzieht die gesamte LEADER-Region)

    • Gut ausgebaute und beschilderte Radfernwege (Kocher-Jagst-Radweg als zentrale Süd-Nord-Achse, Abzweigroute Hohenlohe-Ostalb-Weg; Schwäbische-Alb-Weg als Querverbindung)

    • Zunehmende Staugefahr auf den Bundesstraßen

    • ÖPNV: Häufigkeit und Dichte des Regionalbusnetzes unzureichend

    • Mangelhafte Vernetzung - insbesondere zwischen den kleinen Gemeinden

    • Nahversorgung: starker Rückgang der Lebensmittelgeschäfte vor Ort

    Chancen Risiken • Förderung der flächenhaften Mobilität

    durch innovative Nahverkehrsmodelle (Rufbus, Bürgerbus)

    • Zielgruppenorientierte Mobilitätsangebote

    • Gefahr der unzureichenden Instandhal-tung / Ausbau von Landes- und Kreis-straßen

    • Weitergehende Ausdünnung der Fahrpläne im Bus- und Bahnverkehr

    • Verschlechterung der Nahversorgung mit Artikeln des täglichen Bedarfs

    Kultur

    Stärken Schwächen • Europaweit einmalige Spuren der

    Siedlungsgeschichte • Kultur- und Baudenkmäler • Viele gemeinsame Traditionen und Volks-

    feste • Zeitgenössische Kunst

    • Unzureichende Vernetzung der Kulturangebote

    • Z.T. nicht mehr zeitgerechte Angebote

    Chancen Risiken • Weiterentwicklung und Anpassung des

    Angebotes an neue Zielgruppen • Synergien durch Vernetzung der Akteure • Förderung von Kunstschaffenden aus der

    Region • Einbindung und Förderung der Jugend-

    kultur

    • Fehlende Sicherung der Kultur-Infrastruktur

    • Langfristig zu geringe Attraktivität für Jugend bzw. junge Erwachsene

    Tourismus und Freizeit

    Stärken Schwächen • Attraktive und intakte Landschaft • Vielzahl attraktiver Naherholungsangebote • Zahlreiche Wander- und Radangebote

    • Geringe Tourismusintensität • Fehlende Bekanntheit • Unzureichende Vernetzung • Gastronomiesterben

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    Chancen Risiken • Tourismus als Image- und Standortfaktor • Qualitätssicherung und Qualitäts-

    entwicklung des touristischen Angebotes • Verstärkte regionale und überregionale

    Vernetzung u.a. im Tourismusentwicklung- und -vermarktung

    • Kooperation zwischen den ver-schiedensten Bereichen: Tourismus, Gastronomie, Landwirtschaft, Kultur

    • Attraktivitätsverlust der Dörfer durch fehlende Gastronomie

    • Gefahr der veralteten Angebote • Rückgang der kleinen und mittleren

    Beherbergungsbetrieben • Rückgang der Privatvermietungen

    Sprache / Mundart

    Stärken Schwächen • Zwei ausgeprägte Dialekte, mit denen sich

    die Bevölkerung identifiziert • Dialekte werden wenig, bzw. nicht mehr

    gepflegt Chancen Risiken

    • Spannende Inszenierung der Dialekte • Verlust der Dialektvielfalt Die bestehenden Planungen und Konzepte (siehe nachstehende Liste) wurden bei der Bewertung der Ausgangslage berücksichtigt. Sie dienen nicht nur der Information, sondern sind gleichzeitig auch Ideengeber und qualitative Richtlinie für Projekte und Maßnahmen. Eine kontinuierliche Abstimmung mit den Planungen ist vorgesehen. Folgende Konzepte wurden insbesondere herangezogen:

    Konzepte Ostalbkreis

    Titel Herausgeber Datum Standortanalyse und Kreisentwicklung im Ostalbkreis

    Landratsamt Ostalbkreis Nov 13

    Integriertes Klimaschutzkonzept als Rahmen für kommunale Klimaschutzkonzepte

    Landratsamt Ostalbkreis Okt 12

    Sozialplanung für Menschen mit Behinderungen im Ostalbkreis

    Landratsamt Ostalbkreis Jun 06

    Breitbandversorgung 2015 Strategiepapier der Landkreisverwaltung im Ostalbkreis

    Landratsamt Ostalbkreis Okt 10

    Konzeption Schulsozialarbeit im Ostalbkreis Landratsamt Ostalbkreis Mai 12 Nahverkehrsplan für den Ostalbkreis Landratsamt Ostalbkreis Nov 13 Sozialbericht Ostalbkreis Analyse belasteter Lebenslagen und Handlungsempfehlungen

    Landratsamt Ostalbkreis Okt 09

    Bildungsregion Ostalb - Berufliche Schulzentren im Wandel

    Landratsamt Ostalbkreis Nov 12

    Teilhabeplan für Menschen mit chronischer psychischer Erkrankung und seelischer Behinderung im Ostalbkreis

    Landratsamt Ostalbkreis Okt 11

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    Radwegekonzeption für den Ostalbkreis Kreistag des Ostalbkreises Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung

    Jul 12

    „Nachhaltige Innovationen im Ostalbkreis“ Regionales Strategiekonzept –Wettbewerbs-region Ostalbkreis – Bewerbungskonzept

    Landratsamt Ostalbkreis Okt 13

    Konversionsentwicklungskonzept - Ellwangen/Rainau

    Mitgliedsgemeinden des KEK-Raums Ellwangen/ Rainau

    Aug 14

    Räumliche Wirkungsanalyse im Rahmen des Bundeswehrabzugs an fünf Standorten – Untersuchungsraum Ellwangen

    PrognosAG Juli 12

    Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-Württembergs zu wirtschaftlicher Wett-bewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion – Positionsbestimmung und Zukunftsszenarien

    Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS)

    Aug 11

    Regionalstrategie Daseinsvorsorge Ost-württemberg: Grenzüberschreitende Kooperation für die Region, MORO- Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge

    Regionalverband Ostwürttemberg

    2012

    Konzepte Landkreis Schw�