20
Ausgabe Mai 2016 Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Schleswig-Holstein e.V. in dieser Ausgabe: Entwurf des Landesaktionsplans 4 Kulturschlüssel auf Erfolgskurs 6 Arbeit für alle 9 Chor Alle Inklusive 11 10-jähriges Jubiläum AKUK 13 Das 2 Pflegestärkungsgesetz 14 Wohnen wie ich will 15 Persönliche Zukunftsplanung 17 Leichte Sprache - leichteres Verständnis! lvkm-sh wird Broschüren, Texte und die Homepage künftig durch Leichte Sprache ergänzen „Leichte Sprache ist wichtig. Viele Men- schen brauchen Leichte Sprache, damit sie alles gut verstehen. Nur wer alles versteht, kann überall mitmachen.“ Das Netzwerk Leichte Sprache macht es deutlich: Jeder Text, ob mündlich oder schriftlich, sollte so formuliert sein, dass ihn alle verstehen, auch Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen, die nur wenig Deutsch können. Deshalb nimmt sich nun auch der lvkm-sh dem The- ma Leichte Sprache an. Schritt für Schritt sollen Flyer, Broschüren, die Homepage und nicht zuletzt die Mitgliederzeitschrift „schon gehört“ überarbeitet und durch Leichte Sprache ergänzt werden. „Leichte Sprache erleichtert allen das ge- genseitige Verstehen und das Erfassen von Texten“, sagt Dr. Gabriele Komp, Vor- standsvorsitzende des lvkm-sh. „Es ist für uns als Verband für körper- und mehrfach- behinderte Menschen in Schleswig-Hol- stein daher wichtig, uns auch in Leichter Sprache zu präsentieren.“ Damit folgt der lvkm-sh dem Übereinkom- men der Vereinten Nationen über die Rech- te von Menschen mit Behinderung. Die UN- Behindertenrechtskonvention regelt unter anderem den Zugang zu Information, wie sie benötigt wird (ob in Blindenschrift, mündlich, in Leichter Sprache, Großdruck, durch Vorleser zugänglich gemacht etc.). Das Land Schleswig-Holstein arbeitet der- zeit an einem Landesaktionsplan, der 2017 umgesetzt werden soll. Ein Thema ist auch dort – vor dem Hintergrund der Inklusion – die Leichte Sprache. „Wir als Verband haben hier noch einen großen Handlungsbedarf“, betont Ilka Pfänder, Geschäftsführerin des lvkm- sh. „Wir engagieren uns für die unein- geschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Viele von ihnen möch- ten sich selbstbestimmt um ihre Belange Foto: © Petr Vaclavek - fotolia.com

Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

Ausgabe Mai 2016 Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Schleswig-Holstein e.V.

in dieser Ausgabe:

Entwurf des Landesaktionsplans . . . . 4

Kulturschlüssel auf Erfolgskurs . . . . . . 6

Arbeit für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Chor Alle Inklusive . . . . . . . . . . . . . . 11

10-jähriges Jubiläum AKUK . . . . . . . 13

Das 2 . Pflegestärkungsgesetz . . . . . . 14

Wohnen wie ich will . . . . . . . . . . . . . 15

Persönliche Zukunftsplanung . . . . . . 17

Leichte Sprache - leichteres Verständnis!lvkm-sh wird Broschüren, Texte und die Homepage künftig durch Leichte Sprache ergänzen

„Leichte Sprache ist wichtig. Viele Men-schen brauchen Leichte Sprache, damit sie alles gut verstehen. Nur wer alles versteht, kann überall mitmachen.“

Das Netzwerk Leichte Sprache macht es deutlich: Jeder Text, ob mündlich oder schriftlich, sollte so formuliert sein, dass ihn alle verstehen, auch Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Menschen, die nur wenig Deutsch können. Deshalb nimmt sich nun auch der lvkm-sh dem The-ma Leichte Sprache an. Schritt für Schritt sollen Flyer, Broschüren, die Homepage und nicht zuletzt die Mitgliederzeitschrift „schon gehört“ überarbeitet und durch Leichte Sprache ergänzt werden.

„Leichte Sprache erleichtert allen das ge-genseitige Verstehen und das Erfassen von Texten“, sagt Dr. Gabriele Komp, Vor-standsvorsitzende des lvkm-sh. „Es ist für uns als Verband für körper- und mehrfach-behinderte Menschen in Schleswig-Hol-stein daher wichtig, uns auch in Leichter Sprache zu präsentieren.“

Damit folgt der lvkm-sh dem Übereinkom-men der Vereinten Nationen über die Rech-te von Menschen mit Behinderung. Die UN-Behindertenrechtskonvention regelt unter anderem den Zugang zu Information, wie sie benötigt wird (ob in Blindenschrift, mündlich, in Leichter Sprache, Großdruck, durch Vorleser zugänglich gemacht etc.). Das Land Schleswig-Holstein arbeitet der-zeit an einem Landesaktionsplan, der 2017 umgesetzt werden soll. Ein Thema ist auch dort – vor dem Hintergrund der Inklusion – die Leichte Sprache.

„Wir als Verband haben hier noch einen großen Handlungsbedarf“, betont Ilka Pfänder, Geschäftsführerin des lvkm-sh. „Wir engagieren uns für die unein-geschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Viele von ihnen möch-ten sich selbstbestimmt um ihre Belange

Foto: © Petr Vaclavek - fotolia.com

Page 2: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

Liebe Leserin, lieber Leser,Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den Kern einer Aussage konzen-trieren, auf liebgewonnene Füllwörter ver-zichten, keine komplizierten Satzunterkon-struktionen mehr - und das soll leicht sein? Seit geraumer Zeit gibt es dafür extra Über-setzungsbüros...Es täte uns gut, wenn wir alle ein wenig die Gesetzmäßigkeiten für Leichte Sprache ver-innerlichen würden. Vielleicht wäre unsere Verständigung dann klarer und eindeutiger? So oder so: Sprache soll uns nicht trennen! Wir werden als Verband darauf achten, dass „Leichte Sprache“ zunehmend ihren Platz bekommt. Eine erste Probe finden Sie hier in „schon gehört?“.

Sprache soll nicht länger Barrieren aufbau-en. Die „Barrierefreie Kommunikation“ ist auch Thema im Landesaktionsplan zur Um-setzung der UN-Behindertenrechtskonven-tion. Der Entwurf liegt vor. Er befindet sich zurzeit in der Phase der öffentlichen Diskus-sion. Gerade die Meinung von Menschen mit Behinderung ist jetzt gefragt. Nur mit den Menschen mit Behinderung kann die Um-setzung der UN-Behindertenrechtskonven-tion in Schleswig- Holstein gelingen.

Oft haben wir über die Teilhabe am Ar-beitsleben gesprochen und geschrieben. Für unseren Verband darf die Teilhabe nicht davon abhängen, ob jemand „ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwert-barer Arbeit“ verrichten kann. Die Be-deutung von Arbeit darf nicht an die Lei-stung gekoppelt werden. Arbeit muss für alle möglich sein - gerade für Menschen mit einem hohen Unterstützungsbedarf. Wenn wir Inklusion wollen, dann muss dies für alle gelten. Inklusion darf nicht un-ter Mehrkostenvorbehalte gestellt werden.

Nun noch ein Wort in eigener Sache: Im Mai endet meine Zeit als Vorsitzende un-seres Landesverbandes. Ich werde auf der Jahreshauptversammlung am 28.05. aus persönlichen Gründen nicht erneut für dieses Amt kandidieren. Wenn Sie mir Ihr Vertrauen aussprechen, würde ich mich je-doch freuen, als Beisitzerin im Vorstand dem Verband die Treue zu halten.

Ich blicke auf eine dreijährige Amtszeit mit vielen schönen und auch bewegenden Momenten, mit guten Gesprächen und be-flügelnden Ideen zurück. Ich danke allen für die gute Zusammenarbeit und für die

erfahrene Wertschätzung mir und unserem Verband gegenüber.

Ich wünsche mir für unsere gemeinsame Zukunft, dass es uns gelingt, den Weg der offenen Kommunikation weiter zu be-schreiten. Die gegenseitige Wertschätzung und der offene Austausch unserer Gedan-ken, Ideen aber auch Sorgen tragen we-sentlich dazu bei, dass wir gemeinsam un-sere Lebensbedingungen und unser Umfeld verbessern

Ihre Gabriele Komp

(Fortsetzung der Titelseite)

2

Dr. Gabriele Komp, Vorsitzende des lvkm-sh

kümmern, stoßen dabei aber immer wieder auf Grenzen, die ihnen die Umwelt setzt“, sagt sie. Komplizierte Texte von Behörden, Verträ-ge, Bedienungsanleitungen, Formulare, unverständliche Durchsagen auf Bahn-höfen usw. erhöhen das Risiko, dass man Menschen mit Behinderung Entschei-dungen abnimmt und ihnen sagt, was für sie richtig oder falsch ist. Das gilt es, zu verhindern – zum Beispiel in dem man die

Barriere durch „schwer verständliche Spra-che“ abbaut. „Und genau das haben wir im Verband vor!“Geplant ist, die Homepage mit einer Vor-lesefunktion ausstatten zu lassen und die Inhalte zusätzlich in Leichte Sprache übersetzen zu lassen. Heißt, in kurzen Sät-zen, mit einfachen, bekannten Worten die wichtigsten Inhalte wiederzugeben. Bil-der und Symbole sollen ebenfalls dazu bei-tragen, Texte verständlich zu machen. Für die Umsetzung wird der Verband mit einer Übersetzungsagentur zusammenarbeiten.

Weitere Infos zum Thema Leichte Sprache finden sich im Internet z.B. unter http://www.leichtesprache.org/. Wir danken der Krankenkasse DAK-Gesund-heit für die finanzielle Unterstützung die-ses Projektes!

Gefördert durch die

Eva Seeger: „Ich lese gerne die Leichte Sprache. Meistens weiß ich dann, worum es geht!“

Page 3: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

3

Ein Text soll so sein, dass alle Menschen ihn verstehen können. Zum Beispiel: auch Menschen mit Lernschwierigkeiten. Es gibt Regeln, wie so ein Text sein soll. Zum Beispiel: einfache Wörter benutzen. Einen Text nach diesen Regeln nennt man: Text in Leichter Sprache.

Der lvkm-sh will Infos in Leichter Sprache machen. Zum Beispiel: Falt-Blätter und die Internet-Seite.

Leichte Sprache ist für viele Menschen wichtig. Man muss alles verstehen, damit man überall mitmachen kann. Das Bundes-Land Schleswig Holstein will auch etwas für Leichte Sprache machen.

Darum will der lvkm-sh Infos in Leichter Sprache machen. Menschen mit Behinderung sollen überall dabei sein und mitmachen können. Menschen mit Behinderung können besser über sich bestimmen, wenn es Leichte Sprache gibt.

Auf dieser Internet-Seite gibt es mehr Infos zu Leichter Sprache: www.leichtesprache.org/

lvkm-sh macht Infos in Leichter Sprache

Auch in diesem Jahr waren wir Mütter – 14 an der Zahl – wieder „on Tour“. Es ging für drei Tage nach Hamburg.

Wir starteten am Freitag vom Schleswiger Bahnhof mit dem Zug in Richtung Süden. Angekommen in Hamburg waren wir nach einem kurzen Fußmarsch in unserem Hotel. Danach ein kleiner Stadtbummel und anschließend zum Abendessen in das „Chio Ana“. Weiter ging es dann zum Schmidt Theater auf der Reeperbahn zur Vorstellung „Die Königs vom Kiez“ - sehr zu empfehlen! Bei einem anschlie-ßenden Reeperbahnbummel ist uns Olivia Jones begegnet, und wir hatten eine kurze aber nette Unterhaltung mit ihr und haben auch ein paar Fo-tos gemacht.

Am Samstag folgten ein Stadtbummel mit Shop-ping und eine große Hafenrundfahrt. Abendessen hatten wir im „Ozean Fisch und Steak Restaurant“ an den Landungsbrücken gebucht. Danach fuhren wir in die Speicherstadt, um uns das Miniaturwun-derland anzusehen. Alles war super vorgeplant von Bianca. Im Hotel zurück genehmigten wir uns zum Ausklang noch ein oder auch zwei Cocktails. Ehe wir uns versahen, war dann auch schon der Sams-tag vorbei.

Am Sonntag gab es etwas später als gewöhnlich ein gemütliches Frühstück. Danach mussten wir so langsam die Heimreise antreten.

Wir freuen uns schon auf unser Mütterwochenende 2017…. Es geht nach Köln!

Helga Appel

Mütterwochenende 201614 Mütter des Schleswiger Vereins genießen eine schöne Zeit in Hamburg

Auf der Reeperbahn mit Olivia Jones

Page 4: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

4

Ilka Pfänder, Miriam Schneider, Anna-Leia Bastian, Katja Dittbrenner

Der Landesaktionsplan (LAP) zur Umset-zung der UN-Behindertenrechtskonven- tion nimmt langsam Form an: Der Entwurf des Planes liegt nun vor. Er soll im Sinne der Konvention sicherstellen, dass allge-meine Menschenrechte auch für Menschen mit Behinderung umgesetzt werden. Oder wie es die Sozialministerin formuliert: „Wir wollen ein Land, in dem Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zusammen leben und arbeiten.“

Doch noch immer bestünden bei vielen un-reflektierte Vorstellungen über Menschen mit Behinderungen – auch bei Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern der Verwaltung. „Inklusion heißt für mich vor allem, Ver-änderungen im Denken und Handeln anzu-stoßen und die Barrieren im Kopf zu über-winden“, so Alheit. Hier setzt der Aktions-plan an. Jetzt haben Interessenverbände wie der lvkm-sh, Institutionen und Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, über die ein-zelnen Punkte des Entwurfs zu diskutieren, ihre Vorschläge einzubringen und sich so aktiv an der „Mitgestaltung der inklusiven Gesellschaft“ (Sozialministerin Kristin Al-heit) zu beteiligen.

Im Rahmen dieses öffentlichen Diskussions-prozesses hatte zum einen der Landesbe-auftragte für Menschen mit Behinderung, Dr. Ulrich Hase, zu zwei Arbeitsgruppen-tagungen eingeladen, zum anderen bittet auch die Sozialministerin Kristin Alheit um Mitwirkung. Beiden sind die Meinungen und Ideen der Interessen- und Fachverbände, der Eltern, Lehrer, Pädagogen und vor allem der Menschen mit Behinderung wichtig.

An den Arbeitsgruppentagungen nahmen auch Vertreter unseres Landesvorstands teil. „Ich finde das Beteiligungsverfahren großartig, denn mir ist es als Vater einer behinderten Tochter und als Verbandsver-treter eine Herzensangelegenheit, an der Weichenstellung zur Umsetzung der UN-Be-hindertenrechtskonvention in Schleswig-Holstein mitzuwirken“, so Achim Bölsch (48). Und Inga Böge (48), Mutter eines be-hinderten Sohnes und ebenfalls Mitglied im

Entwurf des Landesaktionsplanes liegt vorLand startet öffentlichen Diskussionsprozess

Foto: © Zerbor - fotolia.comVorstand des lvkm-sh, ergänzt: „Ich freue mich, dass hier so viele Menschen zusam-men gekommen sind, um sich einzubringen und den Prozess durch Ideen, Kritik und Än-derungsvorschläge zu bereichern. Inklusion geht schließlich uns alle an!“Während das Verfahren ihre uneinge-schränkte Befürwortung hervorruft, äu-ßern beide allerdings auch Enttäuschung über den Entwurf des LAP. Viele dort be-nannte Handlungsschritte seien bereits in der Umsetzung. Sie vermissen perspekti-vische Aussagen, wie sich das Land in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft entwickeln will. Auch werde fast nichts zur Evaluation der einzelnen Handlungsschritte gesagt. Hier müsse nachgebessert werden.

Das findet auch Dr. Gabriele Komp, Vorsit-zende des lvkm-sh, und fügt hinzu: „Derzeit sind wir mit der Stellungnahme unseres Ver-bandes zum Entwurf des LAP beschäftigt. Wichtig ist es uns darauf hinzuweisen, dass die Umsetzung nicht an den Grenzen von Zuständigkeiten aufhören kann. Wir wün-schen uns, dass auch Kreise und Kommu-nen sich bewegen, geeignete und verbind-liche Pläne entwerfen und in Abstimmung mit dem Land zugunsten von Inklusion ko-operieren.“Einsehbar ist der Entwurf des Landesak- tionsplanes im Internet unter www.schleswig-holstein.de.Das Land S-H lädt jetzt zu Dialog-Foren ein, auf denen der Entwurf des Aktions-

plans öffentlich diskutiert und weiterent-wickelt wird:

Freitag, 27. Mai 2016 ∙ Kiel ∙musiculum, Lern- & ExperimentierwerkstattStephan-Heinzel-Straße 9 ∙ 24103 KielEinlass: 9.30 UhrVeranstaltung: 10.00 – 16.30 Uhr

Mittwoch, 8. Juni 2016 ∙ RendsburgTagungszentrum Hohes Arsenal VHS-Rendsburg, Paradeplatz 11, 24768 RendsburgEinlass: 9.30 UhrVeranstaltung: 10.00 – 16.30 Uhr

Freitag, 17. Juni 2016 ∙ Lübeck media docksWilly-Brandt-Allee 31 ∙ 23554 LübeckEinlass: 9.30 UhrVeranstaltung: 10.00 – 16.30 Uhr

Mittwoch, 22. Juni 2016 ∙ MöllnHaus der Sozialen Dienste ∙ Lebenshilfe-werk MöllnGrambeker Weg 111 23879 Mölln in LauenburgEinlass: 9.30 UhrVeranstaltung: 10.00 – 16.30 Uhr

Samstag, 25. Juni 2016 ∙ Itzehoe Steinburg-Schule, AulaEinhardstraße 39 ∙ 25524 Itzehoe Einlass: 9.30 UhrVeranstaltung: 10.00 – 16.30 Uhr

Page 5: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

Die Rechte von Menschen mit Behinderung sind in dem Vertrag: UN-Behindertenrechtskonvention.

Für Schleswig-Holstein soll es einen Plan geben. In dem Plan soll stehen, was Schleswig-Holstein macht für die Rechte von Menschen mit Behinderung. Der Plan heißt: Landesaktionsplan.

Schleswig-Holstein hat einen Vorschlag für den Plan gemacht. Jetzt können viele Menschen über den Vorschlag reden und sagen, was sie über den Vorschlag denken.

Der lvkm-sh redet auch über den Vorschlag. Mitglieder vom lkvm-sh sagen: Es ist gut, dass viele Menschen über den Vorschlag reden. Aber es steht nicht im Vorschlag, wie in 10 Jahren alle Menschen dabei sein und mitmachen können.

Dr. Gabriele Komp ist Vorsitzende vom lvkm-sh. Sie sagt, dass sich der lvkm-sh wünscht: Städte und Dörfer sollen auch überlegen, was sie machen können für die Rechte von Menschen mit Behinderung.

Auf dieser Internet-Seite ist der Vorschlag für den Plan: www.schleswig-holstein.de

Schleswig-Holstein macht einen Plan für die Rechte von Menschen mit Behinderung

Am 19. Februar machten sich fünf shoppingbe-geisterte junge Damen und Herren zusammen mit Begleitern vom Familienunterstützenden Dienst vom Verein Lichtblick auf den Weg in die Holsten-Galerie in Neumünster, um das kommende Wochen-ende gebührend einzuläuten.

Es wurde gestöbert, gewühlt und anprobiert, zwi-schendurch blieb allerdings immer noch Zeit zum Verschnaufen. Freundinnen unserer Mädels, die uns zufällig über den Weg „rollten“, wurden lautstark begrüßt und blieben für einen kurzen Austausch zu den neuesten Themen. Nach einem gemeinsamen Besuch bei Media Markt, bei dem fast jeder auf seine „Kosten“ kam, teilte sich die Gruppe einmal kurz auf, damit auch alle Sondereinkaufswünsche in Erfüllung gehen konnten.

So führte uns dieser nette und ertragreiche Shop-ping-Ausflug entspannt in unser Wochenende.

Anja Härtel

Lichtblick Neumünster e.V.Jugendgruppe „Mit dabei!“ auf großer Shoppingtour

5

Viel Spaß beim Shoppen!

Page 6: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

6

Es ist ein echtes Erfolgsmodell: 289 Kul-turbegegnungen hat es seit dem Start des Kulturschlüssels Kiel inzwischen gegeben. Und es werden stetig mehr.

Denn unter den Kielern spricht sich das Projekt, das Menschen mit und ohne Be-hinderung zum gemeinsamen Kulturge-nuss zusammen bringt, ganz schnell he-rum, erzählen die Kulturgenießerinnen der ersten Stunde Sabine Dittmann (50) und Tanja Harder (34).

„Der Kulturschlüssel Kiel ist eine coole Sa-che“, finden die beiden Rollstuhlfahrerin-nen, die absolut begeistert von dem Pro-jekt sind, das der lvkm-sh 2015 ins Le-ben gerufen hat. „Der Kulturschlüssel Kiel bringt Kulturgenießer – Menschen mit Unterstützungsbedarf – und ehrenamt-liche Kulturbegleiter auf Augenhöhe zu-sammen“, erzählt die Projektkoordinato-rin Miriam Hornung, die die Paare je nach Interessen zusammenstellt.

Kulturbegleiter Sven Zipperling (47) zum Beispiel ist ein Fußballfan, besucht öfter den Mediendom und geht auch gern ins Kino – heute mal nicht mit seiner Frau, sondern mit den beiden Rollstuhlfahre-rinnen. Für die ist die Verabredung etwas ganz Besonderes. „Als Rollstuhlfahrerin ist es nicht immer einfach, alleine auszugehen“, erklären die beiden Frauen. Denn hat man sich erst mal motiviert, ohne Begleitung etwas zu unternehmen, müssen bis zum Veranstal-tungsort oft noch etliche Hürden über-wunden werden: Der Ein- und Ausstieg aus dem Bus ist manchmal problematisch, viele Säle und Räume sind nur über Stu-fen erreichbar, Ticketschalter und Tresen sind oft viel zu hoch für Rollstuhlfahrer angebracht und das Kartenlesegerät, um den Eintritt zu zahlen, steht ebenfalls in unerreichbarer Höhe, erklären die Frauen.

All diese Hürden zu überwinden helfen eh-renamtliche Kulturbegleiter wie Sven Zip-perling. „Als ich in der Zeitung von diesem Projekt gelesen habe, wusste ich gleich, das ist was für mich“, sagt der ehemalige Voll-

Kulturschlüssel auf Erfolgskurs

streckungsbeamte. „Ich habe selbst einen behinderten Sohn. Ich weiß, wie schwer manche Aktionen oder Ausflüge sein kön-nen“, erklärt der achtfache Familienvater, der die Kulturbegegnungen genießt, „weil auch ich dann mal rauskomme, neue Leute kennenlerne und nette Gespräche habe“. Ein weiterer Vorteil für ihn: Als Kulturbe-gleiter hat er freien Eintritt zu den Veran-staltungen des Kulturschlüssels.

Wie Sven Zipperling engagieren sich ins-gesamt 30 ehrenamtliche Kulturbegleiter beim Kulturschlüssel Kiel des lvkm-sh. Ih-nen gegenüber stehen 45 Kulturgenießer mit Unterstützungsbedarf. „Von der Al-tersstruktur sind beide Gruppen bunt ge-mischt, das reicht von 19 bis 85 Jahre“, erklärt Projektkoordinatorin Miriam Hor-nung. Was dem Projekt guttut, denn jeder soll aus dem großen Angebot an Kultur- und Sportveranstaltungen (im Internet unter www.kulturschluessel-kiel.de) das auswählen, was seinen Interessen ent-spricht. Und die reichen vom Rockkonzert bis zur klassischen Oper, vom Poetry-Slam bis Poesie-Lesung, sagt die Projektkoor-dinatorin voller Freude darüber, „dass das Projekt so gut angenommen wird“. Damit es auch in Zukunft viele weitere schöne

Kulturbegegnungen gibt, stellt sie das Pro-jekt in den Einrichtungen, Wohngruppen und Kieler Stadtteilen vor. „Auch wir ma-chen ordentlich Werbung“, versprechen Sa-bine Dittmann, Tanja Harder und Sven Zip-perling. „Denn es wäre echt schade, wenn der Kulturschlüssel ein Geheimtipp bliebe.“

Weitere Informationen über den Kultur-schlüssel Kiel gibt es bei Diplom-Sozialpä-dagogin Miriam Hornung unter Tel. 0431-90 88 99 17, per E-Mail [email protected] sowie im Internet unter www.kulturschluessel-kiel.de.

Der Kulturschlüssel Kiel wird gefördert von Aktion Mensch.

Haben sich über den Kulturschlüssel des lvkm-sh für einen Kinobesuch verabredet (von links): Sabine Dittmann (50), Sven Zipperling (47) und Tanja Harder (34). Miriam Hornung koordiniert das Projekt Kulturschlüssel im lvkm-sh. Foto Ruske/lvkm-sh

Page 7: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

7Dafür gibt es in Kiel ein Projekt: Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung machen etwas zusammen. Zum Beispiel: Ins Kino gehen. Das Projekt heißt: Kulturschlüssel. Der lvkm-sh macht das Projekt.

30 Menschen ohne Behinderung machen mit. 45 Menschen mit Behinderung machen mit. Jeder sagt, was er gerne macht. Zum Beispiel: In ein Konzert gehen oder Fußball ansehen.

Sabine Dittmann und Tanja Harder machen bei dem Projekt mit. Sie sind Rollstuhl-Fahrerinnen. Es ist manchmal schwer für sie, alleine etwas zu machen. Zum Beispiel: Weil die Kasse so hoch ist. Dann kann ihnen ein Mensch helfen, der nicht Rollstuhl-Fahrer ist. Wegen dem Projekt haben Sabine Dittmann und Tanja Harder Sven Zipperling kennen gelernt. Alle 3 gehen zusammen ins Kino. Sven Zipperling freut sich, weil er neue Menschen kennen lernt.

Viele Menschen sollen von dem Projekt wissen und mitmachen. Die Internet-Seite vom Projekt ist: www.kulturschluessel-kiel.de

Zusammen etwas machen!

Hallo,mein Name ist Achim Bölsch. Ich wohne in Schönberg, Holstein, und freue mich sehr, in den Vorstand des Landesverbandes (lvkm-sh) gewählt worden zu sein.Ich möchte Ihnen hier ein wenig von mir erzäh-len. Beruflich bin ich Fachkraft für Arbeitssicher-heit in der Bilfinger Gruppe. Ich bin verheiratet und habe zwei tolle Töchter, Hannah (15) und Maira Enie (8).

Da unsere Maira ein „Rolli–Kind“ ist, benötigten wir am Anfang Starthilfe in Sachen Pflegestufen, Verhinderungspflege, Hilfsmittel und auch Trost. Der lvkm-sh hat uns dabei sehr unterstützt. Hier haben wir dann auch von dem wunderbaren Fa-milienseminar in Brodten erfahren, welches der lvkm-sh einmal im Jahr anbietet. Wir waren dort mit der ganzen Familie und sehr begeistert davon. Neben der Erholung habe ich während des Familienseminars viele Stimmen, Meinungen, Fragen und Anregungen rund um das Thema Kinder mit Behinderungen gehört und aufgenommen. Es war wunderschön dort Tipps zu bekommen und Kontakte zu knüpfen, aber auch selber kleine Hilfestellungen zu geben. Ich bin seit dieser Zeit sensibler und aufmerksamer geworden, auch wenn es um andere Handicaps geht außer dem meiner Tochter.

Derzeit besucht Maira als externe Schülerin das DRK-Schul- und Therapiezentrum Raisdorf. Die Erfahrungen aus dem Bereich Schule möchte ich gerne mit Ihnen teilen und auch in die Vor-standsarbeit einbringen.Als Ihr Vorstandsmitglied möchte ich offen sein für Neues und Bestehendes unterstützen und vo-ranbringen.

Alle besten Wünsche für Sie!Ihr Achim Bölsch

Achim Bölschseit 2015 neu im Vorstand des lvkm-sh

Page 8: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

8

Der Kulturschlüssel Kiel ist sehr erfolgreich und bringt Menschen zusammen. Auch ich bin durch den Kulturschlüssel zu meinem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) Kultur beim Landesverband gekommen.Zu den Aufgaben der Freiwilligen in einem FSJ Kultur gehört es unter anderem, ein

Projekt eigenständig zu planen und zu or-ganisieren. Aber bevor die ganze Planung und Organisation für ein Projekt beginnen kann, muss erst einmal eine Idee gefunden werden. Schon das war gar nicht so leicht. Ich und die anderen FSJler aus Kiel, Flens-burg und Lübeck hatten dafür sogar extra ein Seminar.

In dem Seminar ging es darum, worauf wir bei der Planung achten müssen. Bei eini-gen standen zum Seminar schon Ideen fest und bei anderen wurden diese gerade erst geboren. Wir haben uns alle zusammen ge-setzt und über die verschiedenen Möglich-keiten gesprochen, die unsere Einsatzstel-len bieten, um ein Projekt zu machen. Bei mir fing es da richtig an zu rattern, und nach einiger Zeit hatte ich meine Idee!Der Kulturschlüssel Kiel lebt Inklusion und bringt Menschen zusammen. Beim Krach-Mach-Tach steht genau das gleiche Ziel im Vordergrund. Also wieso nicht beides ver-binden?

Aber ich sollte erst einmal kurz erklären, was der Krach-Mach-Tach ist. 2010 wurde

Kulturschlüssel Kiel goes Krach-Mach-Tachder Krach-Mach-Tach vom Landesbeauf-tragten für Menschen mit Behinderung, Dr. Ulrich Hase, und einer „Kreativgruppe“ ins Leben gerufen. Der Krach-Mach-Tach praktiziert Inklusion: Menschen mit und ohne Behinderung gehen gemeinsam auf die Straße und machen Lärm, um auf sich aufmerksam zu machen. Die sogenannten Krachmacher werden vorher selbst geba-stelt und können aus fast allem bestehen. Wichtig dabei ist, dass sie in Zusammen-arbeit von Menschen mit und ohne Behin-derung entstehen.

Ich habe also in meinem Projekt vor, mit den Kulturbegleitern und Kulturgenießern vom Kulturschlüssel Kiel sowie mit ande-ren Interessierten Anfang Juni gemeinsam Krachmacher zu basteln. Am 24. Juni tref-fen wir uns dann zum Krach-Mach-Tach auf der Kieler Woche an der Jungen Bühne. In der Zeit von 14:00 bis 18:00 Uhr wird ein buntes Programm geboten, über Musik von verschiedenen Gruppen bis hin zur Preis-verleihung für den schönsten Krachmacher ist alles dabei.

Jenny Gnichwitz

Egal ob Walzer, Samba oder Discofox: Tan-ja Harder liebt Tanzen in jeder Facette. Allerdings ist das Bewegen zur Musik für die 34-Jährige nicht immer so einfach. Die Kielerin sitzt im Rollstuhl – nicht in einem wendigen, wie man ihn vom Sport her kennt, sondern einem kompakten E-Rolli. Doch auch damit ist Paartanz über-haupt kein Problem, wie Corinna Balzer vom Verein „Tanzen in Kiel“ weiß. Die Trai-nerin lehrt in Suchsdorf Menschen mit und ohne Behinderung die richtigen Schritte übers Parkett. „Ich bin seit Oktober 2015 in der Rollstuhl-sport-Tanzgruppe“, erzählt Tanja Harder. Jeden Donnerstag von 17 bis 18 Uhr übt sie mit den Anfängern, im Anschluss trai-nieren die fortgeschrittenen Paare, in der Regel jeweils ein Fußgänger und ein Rolli-fahrer. „Wir haben hier auch eine integra-tive Showtanzgruppe, die ‚Dancing Wheels

Rollstuhl-Tanz in Kiel: Ein Heidenspaß!

and Steps‘“, sagt Corinna Balzer, Trainerin für Tanz, Bewegung und Reha – speziell für Menschen mit Behinderung. „Tanja ist so gut, dass sie sicher bald auch dort mittan-

zen und mit uns auftreten wird“, ist sich die 49-Jährige sicher. Doch erst einmal stehen heute Langsamer und Wiener Walzer, Samba und Paso Dou-

Egal ob Walzer, Samba oder Rock‘n‘Roll: Tanzen ist für Rollstuhlfahrerin Tanja Harder (34) eine Lei-denschaft. Mit Tanzpartnerin Katja Meurer (rechts) nimmt sie bei Corinna Balzer (hinten) Unter-richt. Foto: Ruske

Page 9: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

9

ble auf dem Programm. „Das sind die Tän-ze, die uns Spaß machen“, erzählen Tan-ja Harder und ihre Tanzpartnerin Katja Meurer (54), und die Augen strahlen, als die Musik beginnt. Seit Dezember bilden die beiden Frauen ein Tanzpaar. „Wir haben uns über den Kulturschlüssel Kiel kennen-gelernt und festgestellt, dass wir beide die gleichen Sachen mögen – wie das Tanzen“, sagt Katja Meurer, die auf der Suche nach einem Ehrenamt war und sich freut, „durch das Projekt Kulturschlüssel jemanden ge-funden zu haben, mit dem ich einen Tanz-kurs besuchen kann“.

Während Corinna Balzer der Fußgängerin die richtigen Schritte über das Parkett beibringt, korrigiert sie bei Tanja Harder die Handhaltung und erklärt, wie sie ihren Rolli passend zu Katjas Schritten bewegen

muss. „Wenn Tanja nicht aufpasst und Kat-ja sozusagen auf die Füße tritt, wird es schmerzhaft“, erklärt die Trainerin. Denn so ein Rolli wiegt einiges. „Man tanzt als Paar mit Rollstuhl raumgreifender.“ Einige Schritte und Drehungen lassen sich auf-grund der Größe des Rollis nicht umset-zen, dafür gibt es andere Möglichkeiten.Der Fußgänger ist in diesem Fall derjeni-ge, der führt – und das ist keine ganz so einfache Aufgabe. „Ich muss die Vorderrä-der des Rollis im Auge haben, muss meine eigenen Schritt im Kopf behalten, im Takt bleiben und dabei noch lächeln“, lacht Katja Meurer.

Für Tanja Harder besteht die Herausforde-rung, nicht nur in der Choreografie, son-dern auch darin, ihren E-Rolli bei jeder noch so kleinen Bewegung exakt im Griff

zu haben, Oberkörper und Arm in Span-nung und in der richtigen Position zu hal-ten, und sich zudem auf die Partnerin zu konzentrieren. „Ach ja, und im Takt blei-ben muss ich auch“, lacht Tanja Harder, der das Training sichtlich Spaß macht. „Eigentlich ist Tanzen ein wenig wie Physio- therapie, das Strecken der Arme, die Kör-perspannung ist ähnlich“, sagt sie. „Und das ist richtig. Nur merkt man es zur Musik nicht. Tanzen macht einen Heidenspaß.“

Weitere Infos zur Rollstuhlsport-Tanz-gruppe und dem Tanzsportverein „Tanzen in Kiel“, Tanzsportzentrum Suchskrug 1, 24107 Kiel gibt es unter Tel. 0431-329 039 17 und im Internet unter www.tanzen-in-kiel.de.

„Arbeit für alle“ – Die Quadratur des Kreises?Die Arbeitslosenzahl in Deutschland sinkt – und das seit drei Jahren konstant. Die-se positive Nachricht gilt allerdings nur bedingt für Menschen mit Behinderung. Zwar sind so viele Menschen mit Beein-trächtigungen wie nie zuvor in Lohn und Brot, doch die Arbeitslosenquote liegt in der Gruppe – laut einer Studie der Aktion Mensch/Handelsblatt Research Institut – mit 13,9 Prozent immer noch doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung.

„Die Umsetzung von Inklusion in der Ar-beitswelt in Deutschland ist leider noch nicht wirklich weit vorangeschritten“, fin-det Jörg Adler (52), studierter Theologe und Referent für Eingliederungshilfe, Reha und Arbeit beim Paritätischen Schleswig-Holstein. schon gehört: Herr Adler, deutschland-weit ist die Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt noch nicht weit vorangeschritten. Wie sieht es denn in Schleswig-Holstein damit aus?

Leider ist die Situation im Norden ähnlich schlecht. Besonders Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf haben es sehr schwer, bzw. meist keine Chance, Arbeit zu finden. Dabei haben sie ein Recht auf Beschäfti-

gung. Doch der hohe Assistenzbedarf kostet eben.

Für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt stehen Ausgleichsabgaben zur Verfügung. Im zuständigen Integrationsamt liegen ge-schätzt 40 bis 50 Millionen Euro dieser Aus-gleichsabgaben auf Halde, die ausschließlich zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben – einschließlich Begleiten-dender Hilfen u.a. – verwendet werden sol-len. Doch trotz Bemühen sind noch viel zu wenig Arbeitgeber bereit oder kreativ ge-nug, Menschen mit Behinderung einzustel-

len, kennen ihre Möglichkeiten nicht oder der Verwaltungsaufwand wird als zu hoch empfunden. Sprich, es fehlt an Anreizen (wie wäre es mit gekoppelter Wirtschafts-förderung?) für Arbeitgeber, Menschen mit Behinderung einzustellen, obwohl Zuschüs-se da sind.

schon gehört: Welche Idee gibt es wei-terhin, um Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen?

Jörg Adler: Wie schon gesagt müsste mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden und Anreize für Arbeitgeber geschaffen werden,

Jörg Adler, Referent beim Paritätischen Schleswig-Holstein

Page 10: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

10

Menschen mit schweren Behinderungen ein-zustellen. Ein möglicher niedrigschwelliger Anreiz könnte sein, auch 450-Euro-Jobs zu fördern. Diese Jobs könnten ebenfalls ein Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt sein.

Die Kontakte mit den Arbeitgeberverbänden und mit den Betrieben sollten genutzt wer-den, um nicht nur aufzuklären und zu bera-ten, sondern gezielt an der Ursache für die geringe Anstellung von Menschen mit Behin-derung zu arbeiten.

Persönliche Beziehungen und Netzwerke müssten genutzt werden, um Praktikums-plätze zu schaffen und damit Erfahrungen im Kontakt mit Menschen mit Behinderung, so dass sich eine Bereitschaft entwickeln kann, daraus einen Job entstehen zu lassen.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, Jobs zu schaffen. Ein Beispiel: Krankenhäuser sind unübersichtlich. Menschen mit Behin-derung könnten als Wegweiser Besucher in die verschiedenen Stationen lotsen. Das wür-de nicht nur den Betroffenen helfen, son-dern wäre auch eine Bereicherung für das gesamte Umfeld.

schon gehört: Die 5 Fachverbände für Menschen mit Behinderungen fordern, dass Menschen mit hohem Unterstüt-zungsbedarf nicht von der beruflichen Bil-dung und von der Teilhabe am Arbeitsle-ben ausgeschlossen werden dürfen. Dafür muss die Verknüpfung mit dem Kriterium „Mindestmaß wirtschaftlich verwertbare Arbeitsleitung“ (§ 136, Abs. 2 SGB IX) auf-gehoben werden. Wie wirkt sich die Kop-pelung mit diesem Kriterium aus und was bedeutet das konkret für die Menschen?

Jörg Adler: Dieses Kriterium muss abge-schafft werden, weil es, bzw. die Verknüp-fung damit, schwerstmehrfach behinderte Menschen von Arbeit (in Werkstätten) und beruflicher Bildung (die vielerorts an Werk-stätten angesiedelt ist) ausschließt. Hier gibt es dringend Handlungsbedarf, um wirk-lich „Arbeit für alle Menschen“ zu schaffen.

schon gehört: Wie müssen die Rahmen-bedingungen gestaltet werden, um die Teilhabe von Menschen mit hohem Unter-

stützungsbedarf zu gewährleisten?

Jörg Adler: Wir müssen schon in der Schule anfangen, Dinge zu ändern: Einstellungen und Haltungen des Lehrkörpers, des Um-feldes sowie die Lehrpläne und Konzepte müssen sich ändern, damit der Blick sich wei-tet, dass es für Kinder mit Behinderung nicht nur den einen Weg in die Werkstatt oder die Tagesförderstätte gibt. Was ja nichts Schlechtes ist. Die Werkstätten bieten gute und geschützte Arbeitsplätze, was auch für Familie und Angehörige wichtig ist, aber wo sind all die anderen Möglichkeiten?

Die Möglichkeit, in Handwerks- und anderen Betrieben Praktika zu absolvieren, andere Jobs zu ergreifen, neue Wege zu gehen. Da bewegen wir uns leider zu sehr auf einge-fahrenen Wegen. Ein Vorteil könnte der Un-terricht an inklusiven Schulen sein im Klas-senverbund mit Schülern ohne Behinderung – doch da fehlt es immer noch an Personal, um eine vernünftige Förderung sicherzustel-len. An welchen Stellschrauben wir noch dre-hen müssen, welche Rahmenbedingungen es geben muss, das sind Punkte, die wir sicher weiter auf den Fachtagen diskutieren wer-den.

schon gehört: Was erwarten Sie von der Fachtagungsreihe „Arbeit für alle“?

Jörg Adler: Zum einen soll sie dazu die-nen, Informationen und Ideen zusammen zu tragen und weiterzugeben. Zum anderen wünsche ich mir, dass wir mit der Diskus-sion das Thema „Teilhabe am Arbeitsleben für alle“ besser publik machen können – viel-leicht auch bei künftigen Arbeitgebern. Da-mit „Arbeit für alle“ bald kein Thema mehr ist, über das wir grundsätzlich diskutieren müssen.

Fachtag „Arbeit für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf“, Dienstag, 28. Juni, 9 bis 16.30 Uhr, in den Räumen des Paritätischen in Kiel, Zum Brook 4. Anmel-dungen bei Frau Büttner, Tel. 0431-5602-27. Weitere Fachtage zu den Themen „Bud-get für Arbeit“ (2016) und „Grundlohn in den Werkstätten“ (Frühjahr 2017) folgen.

Arbeitgeber beschäftigen bundesweit noch immer nicht die vorgeschriebene Zahl von schwerbehinderten Menschen, obwohl sie dazu nach § 71 SGB IX gesetzlich ver-pflichtet sind. Danach sollen private und öffentliche Arbeitgeber mit mindestens 20 Arbeitsplätzen wenigstens 5 Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Men-schen besetzen.

In Schleswig-Holstein liegt die Beschäf-tigungsquote bei durchschnittlich 4,4 %. Für das Bundesgebiet beträgt der Durch-schnitt 4,7 %.

Für jeden unbesetzten Pflichtplatz müssen Arbeitgeber monatlich eine Ausgleichsab-gabe entrichten. Zum 01.01.2016 wurde diese erhöht: von 115,00 Euro auf 125,00 Euro (Erfüllungsquote 3 % bis unter 5 %) von 200,00 Euro auf 220,00 Euro (Erfüllungsquote von 2 % bis unter 3 %) und von 290,00 Euro auf 320,00 Euro (Erfüllungsquote von 0 % bis unter 2 %).

Die Ausgleichsabgabe wird an das zustän-dige Integrationsamt entrichtet und darf nur für Leistungen zur Teilhabe schwerbe-hinderter Menschen am Arbeitsleben ein-schließlich der begleitenden Hilfe im Ar-beitsleben verwendet werden.

Begleitende Hilfen für schwerbehinderte Menschen sind z.B. technische Arbeits-hilfen, Hilfen zum Erreichen des Arbeits-platzes, Arbeitsassistenz usw. Hilfen für Arbeitgeber sind z.B. die behindertenge-rechte Einrichtung eines Arbeitsplatzes, Minderleistungszuschüsse usw. Auch die Begleitung eines schwerbehinderten Men-schen durch einen Integrationsfachdienst kann aus Mitteln der Ausgleichsabgabe übernommen werden.

Ausgleichsabgabe: Erhöhung zum 01. Januar 2016

www.lvkm-sh.de

Page 11: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

11

Zwei Väter, zwei unterschiedliche Töch-ter, ein Gedanke! „Wir wollen mit unseren Kindern Musik machen, gemeinsam singen, andere Menschen für unsere Sache begei-stern.“

Mit dieser Idee im Kopf wurde unter der Leitung von Hardi Andresen mit Eltern und Kindern vom Verein Lichtblick für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Neu-münster vor fünf Jahren der „Lichtblick“ Chor gegründet. Trafen sich anfänglich so zwischen drei und sieben begeisterte Sänger und Sängerinnen im heimischen Wohnzimmer von Hardi Andresen, wuchs der Chor mit der Zeit auf stattliche 30-40 Mitglieder an. Gut, dass die Chorproben jetzt in dem neuen großen Raum im Licht-blick-Büro stattfinden können.

Mit der Zeit entwickelte sich eine enge Ko-operation mit dem Musiklehrer Jan–Paul Reimer und seinem Projektchor von der Freiherr vom Stein Schule Neumünster. Es wurden inzwischen mehrere gemein-same öffentliche Auftritte durchgeführt. Die Chormitglieder singen aus Freude an der Musik, sie sind „gemeinsam aktiv“. Da-bei kommt es nicht so sehr darauf an, ob die Stimme richtig gut ist oder jeder Ton getroffen wird- nein, die Zeit, die mitein-ander geprobt und mit Freude gesungen wird, ist der Gruppe wichtig.

Beide Chöre waren jetzt zum zweiten Mal in der Stadthalle zu dem Event „Neumün-ster singt und spielt“ eingeladen. Flei-ßig wurde ab Februar für diesen „Alle In-klusive“ Auftritt geprobt. Und plötzlich stieg auch der Anspruch! „Hello“ von Adele als Einstiegslied, „Streets of London“ mit einem Solo und auch noch mehrstimmig? Das waren harte Probentermine, aber es hat sich gelohnt! 80 Menschen jeden Alters, egal ob mit oder ohne Behinderung, auf der großen Bühne – tobender Applaus – was für ein Spekta-kel mit diesem beeindruckenden Projekt-chor, der die Stadthalle zum Beben brach-te! Schwungvolle Lieder, singende Freude

über Grenzen hinweg, durch alle Alters-stufen hindurch! Es hat allen großen Spaß gemacht! Damit noch nicht genug. Eine Gruppe wurde gegründet, und die Informa-tionen, wann welche Proben und Auftritte stattfinden, fliegen nur so durch das Netz! Bilder und Videos werden herumgeschickt und bestaunt... Schnell verabredet wurde dann eine Woche später auch noch „der Baum“ besungen, nämlich bei der Pflanzung vom Baum des

Vorhang auf! Bühne frei! Wir waren wieder mit dabei!

Chor Alle Inklusive

Jahres, diesmal eine Winterlinde, im Tier-park Neumünster. Dabei ging es dann wie-der etwas lockerer zu. Ohne Probe konnte jeder mitsingen oder auch mittanzen. Kind und Kegel dabei! Nachdem einige fröhliche Frühlingslieder zum Besten gegeben wa-ren, feierten alle bei Eis und Pommes ei-nen gelungenen Start ins singende Licht-blick-Jahr.

Kersten Andresen

Chor Alle Inklusive: Auftritt bei „Neumünster singt und spielt“

Hardi Andresen und Jan-Paul Reimer: zwei Väter, ein Gedanke!

Page 12: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

12

Zum Glück gibt es Ostereier...

und den Rotary Club Neumünster Vicelin! Denn in diesem Jahr unterstützt der Ser-vice Club den Verein Lichtblick Neumün-ster mit einer großartigen Benefiz Aktion. Vier Wochen lang wurden vor Ostern 3500 Eier in diversen Geschäften für fünf Euro pro Stück verkauft. Jedes Ei wurde mit ei-ner Losnummer versehen, es gab attraktive Preise zu gewinnen. Zusammen mit dem Erlös an einem Extraverkaufstag kamen unglaubliche 13.000 Euro zusammen. Alle Glückseier gingen weg - ein voller Erfolg!

Auch Eltern und Kinder vom Verein Licht-blick halfen fleißig beim Verkauf. Die Kin-der und Jugendlichen vom Verein sprachen mutig Kunden in der Passage an, und viele ließen sich gerne überzeugen ein Glücks-ei zu erwerben, entweder für den guten Zweck oder in der Hoffnung auf einen tol-len Gewinn. Das gemeinsame Verkaufen war zudem ein schönes Erlebnis für alle. Die Freude war groß, die bunten Eierkartons waren „ratzfatz“ leer.

Der Erlös der Benefiz Aktion fließt in den Einbau einer barrierefreien Küche für die neuen Vereinsräumen. Die Räume wer-den neben dem familienunterstützenden Dienst Lichtblick unter anderem ge-nutzt für das ab August geplante Projekt „Wohn(T)räume“.

Zentrumsnah wird mit Unterstützung von Aktion Mensch eine so genannte „Wohn-schule“ eingerichtet. In einem Kurssystem sollen junge Menschen mit Behinderung, mit Unterstützung von Pädagogen und As-sistenten, an das Thema Wohnen herange-führt werden. Mit der Spende ist es mög-lich, eine Küche einzubauen, in der roll-stuhlfahrende Menschen z.B. die Arbeits-platte unterfahren und auf Schränke, Geräte oder Kochplatten zugreifen können.

„Wir freuen uns sehr!“ so Nicole Rahmann vom Vorstand. „Mit dieser großartigen Spende der Neumünsteraner und Dank des unglaublichen Engagements vom Ro-tary Club Neumünster Vicelin rücken wir unserem Ziel, Selbstbestimmung und Teil-habe für Kinder und Jugendliche mit Be-hinderung in Neumünster zu erreichen, ein ganzes Stück näher!“

Kersten Andresen

Die Wirtschaftslage in Deutschland ist gut. Trotzdem sind laut dem Armutsbericht des Paritätischen 12,5 Millionen Menschen von Armut betroffen. Das sind 15,4 Prozent der Bevölkerung. Gezählt werden Menschen, die in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben. Im deutschlandweiten Vergleich liegt Schleswig-Holstein mit 13,8 Prozent auf dem dritten Platz (- 0,2 % seit 2013). Das größte Armutsrisiko tragen u.a. Arbeitslo-se, Alleinerziehende und Rentner. Ca. 2,7 Mio. Kinder und Jugendliche wachsen der-zeit in Armut auf.Menschen mit Behinderung sind als Gruppe nicht in dem Bericht aufgenommen. Im Vor-

wort des Berichtes heißt es dazu, dass ihre Lebensumstände dafür zu heterogen seien. Trotzdem seien Menschen mit Behinderung in Deutschland nach wie vor in vielfacher Weise benachteiligt, sei es im Bildungssy-stem, sei es auf dem Arbeitsmarkt oder sei es im öffentlichen Alltag. Die Verankerung der Leistungen zur Eingliederung in der Sozialhilfe bedeute oft ein Leben auf dem Sozialhilfeniveau. Dennoch sei es sachlich falsch, dies auf einen gemeinsamen Nenner der Armut bringen zu wollen.

Die Herausgeber des Armutsberichtes – u.a. unser Bundesverband - verstehen den ge-meinsamen Bericht laut Presseerklärung

als „parteiisch und aufklärerisch im besten Sinne“ und erklären: „Wir sind Verbände und Fachorganisationen, die die Lebensla-gen der Betroffenen kennen und ihnen mit diesem Bericht eine Stimme geben wollen. Wir wissen, wovon wir reden und was Armut in Deutschland bedeutet. Es ist Zeit für eine Sozialpolitik, die wirklich alle Menschen mitnimmt und keinen zurück lässt. Es ist Zeit für einen sozial- und steuerpolitischen Kurswechsel, um Armut zu bekämpfen und eine Verringerung sozialer Ungleichheit zu erreichen.“

Den Bericht finden Sie unter:www.der-paritaetische.de

Der Paritätische veröffentlicht Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2016Zeit zu handeln.

Aus Ostereiern wird eine rollstuhlgerechte Küche.

Page 13: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

13

Seit nunmehr zehn Jahren gibt es den Ar-beitskreis Unterstützte Kommunikation AKUK! Er engagiert sich in der Rett-Syndrom El-ternhilfe für seine nichtsprechenden Töch-ter. Der Arbeitskreis• fördert den kommunikativen Austausch • gibt Anregungen und Informationen • veranstaltet Workshops für Eltern, The-

rapeuten, Erzieher, Lehrer und Betreuer • organisiert Fortbildungswochen für Fa-

milien und ihre Betreuer mit namhaften Referenten

• bietet vier Mal jährlich einen kosten-losen Stammtisch zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch an

• entwickelt und erstellt Programme und Basisstrukturen für Sprachausgabege-räte.

Zeit, an dieser Stelle endlich einmal von un-serer Arbeit zu berichten. Wir tun dies am Beispiel der Fortbildungswoche im Sommer letzten Jahres: Dieses Mal waren wir mit über 90 Leuten in der österreichischen Wildschönau. 16 Fa-milien, ihre Betreuer und Begleiter, Refe-renten, Geschwisterbetreuer, das Küchen-team und die Leute vom AKUK!

Rett-Syndrom Elternhilfe:

10 jähriges Jubiläum des Arbeitskreises Unterstützte Kommunikation AKUK

Ziel unserer Fortbildungswochen ist es, die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und ih-rem persönlichen Betreuer in der Kommu-nikation zu fördern. Wir begleiten sie eine Woche lang, beraten und helfen Ideen in-dividuell umzusetzen. Durch den täglichen Austausch können sich Eltern und Betreuer besser kennen lernen und ihr Wissen in der Unterstützten Kom-munikation (UK) auf einen gemeinsamen Stand bringen. Interaktive Spiel-, Be-schäftigungs- und Kommunikationsmög-lichkeiten werden für die Kinder herausge-arbeitet und bereits vorhandene Strukturen erweitert und genutzt. Ergänzend werden Referenten geladen, die praxisorientiert den Alltag mit UK erklären und zur optima-len Umsetzung beitragen. Übergreifendes Thema war das Ich-Buch. Man kann damit von sich erzählen und gerät so in gemeinsamen Austausch. Bei der Her-stellung des Buches beschäftigten wir uns mit dem zur Verfügung stehenden Vokabu-lar, mit Symbolsystemen, sowie Seitenauf-bau und –gestaltung im Sprachausgabege-rät und Augensteuerung. Auch die Methode der Gestützten Kommunikation (FC) wurde anschaulich in Vortrag und Filmbeispielen dargestellt.Kinder nutzen ihre Bezugsper-sonen als Modelle, von denen sie abschauen

können. Durch Nachahmung, Rückmeldung, Übung etc. lernen sie so allmählich Sprache erfolgreich anzuwenden. Dabei sind wohl-wollendes anerkennendes Spiegeln und Re-agieren des Gegenübers für die Motivati-on wichtig und sich wiederholende Hand-lungsabläufe bringen Sicherheit.

Wir kreieren die Regeln für Kommunika- tion, indem wir auf die Zeichen unserer Kin-der reagieren und benennen - verbal und/oder mit Symbolen. Wir wollen nicht Wis-sen abfragen, sondern in Kontakt kommen und das was wir intuitiv verstehen, in eine Sprache bringen, die auch andere verste-hen können.Viele Eltern berichten von großen Verände-rungen im Verhalten ihrer Kinder, wenn ih-nen Kommunikation wirklich zugetraut und ermöglicht wird.

Marc Westphal

Mehr Informationen unter: http://www.rett-syndrom-elternhilfe.de und http://akuk-online.de. Marc Westphal, [email protected] und A.Koch-Buchtmann, [email protected] Fortbildungswoche 2015 wurde geför- dert von Aktion Mensch e.V.

Marc Westphal: „AKUK engagiert sich in der Rett-Syndrom Elternhilfe für unsere nicht sprechenden Töchter.“

Page 14: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

14

Seit Januar 2016 ist das 2. Pflegestär-kungsgesetz (PSG II) in Kraft. Wirksam wird Vieles daraus erst ab dem 01.01.2017. Dann wird auch der neue Pflegebedürftig-keitsbegriff eingeführt. Im Zentrum soll der individuelle Unterstützungsbedarf je-des Einzelnen stehen. Statt drei Pflegestu-fen wird es dann fünf Pflegegrade geben. Maßgeblich für die Einstufung ist künftig der Grad der Selbstständigkeit einer Per-son. Das wiederum erfordert ein neues Be-gutachtungsverfahren, mit dem der Me-dizinische Dienst die Pflegebedürftigkeit feststellt.

Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff (§ 14 Abs.1 SGB XI):Pflegebedürftig sind Personen, die ge-sundheitlich bedingte Beeinträchtigun-gen der Selbstständigkeit oder der Fähig-keiten aufweisen und deshalb der Pflege durch andere bedürfen. Es muss sich um Personen handeln, die auf Dauer (mind. 6 Monate) körperliche, kognitive oder psy-chische Beeinträchtigungen oder gesund-heitlich bedingte Belastungen oder Anfor-derungen nicht selbstständig kompensie-ren oder bewältigen können.

Die bisherige Beschreibung von Pflegebe-dürftigkeit orientiert sich an dem Hilfebe-darf bei den gewöhnlichen und regelmä-ßig wiederkehrenden Verrichtungen im Be-reich der Körperpflege, Ausscheidung, Er-nährung, Mobilität und Haushaltsführung. Diese defizitorientierte Sichtweise wird im neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff aufge-geben. Hier ist das Ziel, Hilfen zum Erhalt der Selbstständigkeit und der verbliebenen Fähigkeiten bereitzustellen. Künftig wird nicht mehr der Pflegebedarf nach Minuten gemessen, sondern der Grad der Selbstständigkeit.

5 Pflegegrade:Fünf Pflegegrade ersetzen das bisherige System der drei Pflegestufen und der zu-sätzlichen Feststellung von erheblich ein-geschränkter Alltagskompetenz.

Höhe der Leistungen am Beispiel Pfle-gegeld:Pflegegrad 1: 125,- EuroPflegegrad 2: 316,- EuroPflegegrad 3: 545,- EuroPflegegrad 4: 728,- EuroPflegegrad 5: 901,- Euro

Das neue Begutachtungsverfahren:Der neue Maßstab für Pflegebedürftigkeit ist der Grad der Selbstständigkeit und die Abhängigkeit von personeller Hilfe nicht nur bei Verrichtungen der Grundpflege sondern in allen relevanten Bereichen der Lebensführung.

Die Bewertung der Selbstständigkeit bei der Durchführung von Aktivitäten erfolgt nach:Stufe 1 = überwiegend selbstständig: Die Person kann den größten Teil der Akti-vität selbstständig durchführen.Stufe 2 = überwiegend unselbstständig: Die Person kann nur zu einem geringen An-teil die Aktivität selbständig durchführen.Stufe 3 = unselbstständig: Die Person kann die Aktivität in der Re-gel nicht/nicht nennenswert selbststän-dig durchführen.

Bei der Begutachtung wird der Grad der Selbstständigkeit in sechs verschiedenen Bereichen gemessen. Die Bereiche sind:1. Mobilität2. Kognitive und kommunikative Fähig-

keiten3. Verhaltensweisen und psychische Pro-

blemlagen4. Selbstversorgung5. Bewältigung von und selbstständiger

Umgang mit krankheits- und therapie-bedingten Anforderungen und Bela-stungen

6. Gestaltung des Alltagslebens und sozi-aler Kontakte

Das 2. Pflegestärkungsgesetz (PSG II)Was ändert sich bei der Pflegeversicherung ab 2017?

Wir bedanken uns sehr herzlich

bei der Deutschen Rentenver-

sicherung, die diese Ausgabe von

„schon gehört?“ finanziert hat.

Foto: © mjowra - fotolia.com

Page 15: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

15

Die Ergebnisse werden mit unterschied-licher Gewichtung zu einer Gesamtbewer-tung zusammengeführt.Das separate Verfahren zur Ermittlung ei-ner erheblich eingeschränkten Alltagskom-petenz wird aufgehoben. In Pflegegrad 1 werden Menschen ein-gestuft, die noch keinen erheblichen Unterstützungsbedarf haben, aber z.B. eine Pflegeberatung, eine Anpassung des Wohnumfeldes oder Leistungen der allge-meinen Betreuung benötigen. Hierbei han-delt es sich um einen neuen Personenkreis, der bisher nicht von den Leistungen der Pflegeversicherung erfasst wurde.

Von der Pflegestufe zum PflegegradWer bereits eine Pflegestufe hat, wird au-tomatisch in das neue System übergelei-tet.Es gilt die Faustformel: Menschen mit aus-schließlich körperlichen Einschränkungen kommen in den nächst höheren Pflege-grad, Menschen mit geistigen Einschrän-kungen kommen in den übernächsten Pfle-gegrad.Die Zuordnung von einer bestehenden Pflegestufe zu einem Pflegegrad wird ab dem 01.01.2017 ohne erneute Antragstel-lung und ohne erneute Begutachtung er-folgen. Wiederholungsbegutachtungen für „übergeleitete“ Pflegebedürftige werden für zwei Jahre ausgesetzt. Eine Absenkung des Pflegegrades ist für diesen Personen-

kreis ausgeschlossen, es sei denn, es liegt keine Pflegebedürftigkeit mehr vor. Ein Höherstufungsantrag führt zu einer neu-en Begutachtung.

Angebote zur Entlastung im Alltag:Die bisherigen zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsangebote werden zusam-mengefasst als „Angebote zur Unterstüt-zung im Alltag“. Dafür steht für alle Pfle-gegrade gleich ein Betrag in Höhe von 125 Euro zur Verfügung.(Für den bislang gewährten erhöhten Be-trag von 208 Euro werden eigene Besitz-standsregelungen eingeführt, da dies der einzige Betrag ist, der im PSG II nicht mehr gewährt wird.)

So wohnen können, wie man will: Das ist für viele Menschen selbstverständlich, bestenfalls eine Frage des Geldes. Anders stellt sich das für Menschen mit (schwerer) Behinderung dar.

Ein Leben in eigenen vier Wänden zu füh-ren, ob in einer WG oder alleine, ist um einiges schwerer zu realisieren, wenn man auf eine entsprechende Betreuung zum Teil Rund-um-die-Uhr angewiesen ist. Welche Möglichkeiten es für Menschen mit Behinderung gibt, welche Wohnform die richtige für den entsprechenden Be-darf ist, wie man den Bedarf seines Kindes

definiert und vieles mehr, darüber können sich Eltern künftig im Arbeitskreis „Woh-nen wie ich will“ gemeinsam und mit Fach-leuten austauschen. Der wurde jetzt vom lvkm-sh auf Bitten vieler Eltern wieder ins Leben gerufen.

Gleich 20 Mütter und Väter aus Kiel und Umgebung, Neumünster, sogar aus dem Randbereich Hamburg und aus Lübeck reihten sich am Montagabend, 2. Mai, in den Räumen des lvkm-sh um die Tische. Vor rund sieben Jahren hat es bereits einen solchen Arbeitskreis gegeben, aus dem das Projekt Wohnen in der Kieler Ringstraße

entstanden ist. „Diese Wohnungen könnte man doppelt und dreifach vermieten“, er-klärte Kersten Andresen von „Lichtblick Neumünster – Verein für Körper- und Mehr-fachbehinderte Neumünster e.V.“, die den Auftakt moderierte. Auch Birgit Wagner von der Ottendorfer Werk- und Betreu-ungsstätte sprach von einer langen War-teliste für barrierefreien Wohnraum mit Assistenz.

Das sind Aussagen, die die Eltern nur be-stätigen können: „Wir suchen für unsere 21-jährige Tochter schon seit längerem eine kleine WG mit Menschen in ihrem Al-

Soziale Sicherung für Pflegepersonen:Künftig zahlt die Pflegeversicherung Ren-tenbeiträge für alle Pflegepersonen, die einen Pflegebedürftigen im Pflegegrad 2-5

mindestens 10 Stunden wöchentlich, ver-teilt auf mindestens zwei Tage, zu Hause pflegen. Die Rentenbeiträge steigen mit zunehmender Pflegebedürftigkeit. Bislang beträgt die Mindestpflegezeit 14 Stunden.Für Pflegepersonen, die für die Pflege aus dem Beruf aussteigen, bezahlt die Pfle-geversicherung künftig die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für die gesamte Dauer der Pflege weiter. Die Pflegeper-sonen haben damit Anspruch auf Arbeits-losengeld 1 und Leistungen der Arbeitsför-derung nach dem Ende der Pflegetätigkeit.

Von Nach

Pflegestufe 0 Pflegegrad 2

Pflegestufe I Pflegegrad 2

Pflegestufe I mit eingeschränkter Alltagskompetenz Pflegegrad 3

Pflegestufe II Pflegegrad 3

Pflegestufe II mit eingeschränkter Alltagskompetenz Pflegegrad 4

Pflegestufe III Pflegegrad 4

Pflegestufe III/Härtefall Pflegegrad 5

Pflegestufe III mit eingeschränkter Alltagskompetenz Pflegegrad 5

„Wohnen wie ich will“Landesverband gründet Arbeitskreis

Page 16: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

ter“, sagte Verena Seeger. Ebenso geht es einem Vater, der für seine Tochter eine an-gemessene Wohnmöglichkeit in der Nähe der Arbeit und in der Nähe des Eltern-hauses sucht – ebenfalls mit jungen Men-schen, mit denen sie reden kann. „Wir sind schon lange auf der Suche. Das Richtige haben wir aber noch nicht gefunden.“

Diese Erfahrungen haben auch die anderen Teilnehmenden gemacht, die in den kom-menden Jahren ihre Kinder in die Selbst-ständigkeit und die eigene Wohnung los-lassen wollen – „weil es ihnen guttut, aber auch weil wir älter werden und die körper-lich anstrengende Pflege und Betreuung

irgendwann nicht mehr leisten können“. Doch bevor die Koffer gepackt werden, muss klar sein, wohin die Reise gehen soll, erklärte Kersten Andresen. Was für Bedarfe haben die Kinder, wie wollen sie leben, wo wollen sie leben und für wann ist die Ab-nabelung angedacht, sind Fragen, um die es beim ersten Treffen ging. „Noch will ich nicht ausziehen, erst so in fünf Jahren“, erklärte Dominik (17), der in dem Arbeits-kreis ebenfalls über seine Zukunft mitre-den möchte.

Ähnliche Ziele hatten auch andere Eltern. Weitere Schnittmengen gab es bei den Be-darfen: Eine 24 Stunden Rund-um-die-Uhr

Betreuung mit entsprechender Pflege und Betreuung in einer kleinen, familienähn-lichen WG, wünschte sich nicht nur Kristi-na Oeser (Kiel) für ihre Tochter Lara-Marie (16). Bei der Frage nach dem „Wo?“ gehen die Wünsche auseinander: Die einen su-chen eine zentral gelegene WG mit kurzen Wegen zur Arbeit/Tagesförderstätte und/oder Therapie und Freizeitaktivitäten, an-dere lieber eine Wohnform im Grünen mit guter Busanbindung. Wichtig ist allen je-doch, dass jemand da ist, der auf die Kin-der achtet, der „aufpasst dass unsere Kin-der genug trinken und dass sie auch mal rausgehen und nicht vereinsamen.“

„Es gibt im Land eine Reihe von interes-santen Wohnformen und Projekten für Menschen mit Behinderung, die genau die-se Bedarfe und Wünsche erfüllen“, erklärte Ilka Pfänder, Geschäftsführerin des lvkm-sh zum Abschluss des ersten Arbeitskreis-Treffens. Diese sollen in den kommenden AK-Treffen vorgestellt werden. Wann ge-nau das nächste Treffen stattfindet, ist noch nicht geklärt: „Wir werden dazu alle Teilnehmenden rechtzeitig einladen“, ver-sprach Ilka Pfänder.

Wer ebenfalls Interesse hat, den Arbeits-kreis zu besuchen, wendet sich an den lvkm-sh, Tel. 0431-90889910.

7.500.000 Menschen in Deutschland kön-nen diesen Satz nicht lesen. Diese Men-schen nennt man »funktionale Analpha-beten«. Das bedeutet: Sie kennen die Buchstaben. Sie können oft auch Wörter daraus bilden. Aber sie scheitern daran, aus Wörtern Sätze zu bilden. Im Alltag bringt es ihnen nichts, die Buchstaben zu kennen. Denn sie können diese nicht ver-wenden.

Die große Zahl von Menschen mit Lese-schwierigkeiten zeigt: Das Thema Einfache

Sprache gehört nicht in die Nische. Ver-ständlich und einfach schreiben und spre-chen – davon haben sehr viele Menschen etwas. Sprache kann eine Hürde sein, ähn-lich wie eine Treppenstufe für einen Roll-stuhlfahrer. Wenn man sich nicht versteht, dann kommt man nicht zusammen. Mit Sprache kann man Menschen ausschließen.

Einfache Sprache kann diese Hürde über-winden. Aber Einfache Sprache kann noch viel mehr: Sie kann die ganze Vielfalt menschlicher Gefühle und Handlungen ausdrücken. Sie kann ungeübten Lesern neue Welten er-öffnen. Sie kann Bilder im Kopf malen. Sie macht es vielen Menschen möglich, zum ersten Mal im Leben ein ganzes Buch zu lesen. Die Erfahrung, dass Worte sich im Kopf weiterentwickeln zu Bildern und Vor-stellungen ist für viele ungeübte Leser völ-lig neu.

Einfache Sprache macht Lesen leichter!

16

Helmut, Dominik und Marion Köppl

Page 17: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

Der Landesverband für körper- und mehr-fachbehinderte Menschen Schleswig-Hol-stein e.V. ist gemeinsam mit anderen Ver-bänden und dem Netzwerk Persönliche Zu-kunftsplanung Kooperationspartner einer inklusiven Weiterbildung in Persönlicher Zukunftsplanung an der Fachschule für So-zial- und Heilpädagogik in Lensahn. Die Persönliche Zukunftsplanung ist ein Kon-zept bzw. eine Sammlung von Methoden und Moderationsverfahren, um mit Men-schen über ihre Zukunft nachzudenken, er-klärt Dr. Stefan Doose von der Fachschule für Heilpädagogik in Lensahn.

„Es geht bei dem Konzept Persönliche Zu-kunftsplanung darum, Menschen zu unter-stützen, sie zu stärken, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen“, erklärt Dr. Doose, der auch Vorsitzender des deutsch-sprachigen Netzwerkes Persönliche Zu-kunftsplanung ist. In Kleingruppen lernen die Teilnehmer, wie sie andere Menschen

oder eine Gruppe (Familie, Team, Projekte) dabei unterstützen können, eine Zukunft zu entwickeln, sich Ziele zu setzen und diese Schritt für Schritt umzusetzen. „Da-bei organisieren die Zukunftsplaner den Prozess und helfen auch dabei, passende Unterstützungsmöglichkeiten zu schaf-fen“, so Dr. Doose.

Persönliche ZukunftsplanungEine Hilfe, das Leben aktiv selbst in die Hand zu nehmen

Grundlage des Konzeptes ist das so ge-nannte personen-zentrierte Denken. „Das heißt nichts anderes, als dass der Mensch im Mittelpunkt steht, mit seinen Stärken, Fähigkeiten, Möglichkeiten – und was ihm wichtig ist. Darauf kann aufgebaut wer-den“, sagt Dr. Stefan Doose.

Geschichten erzählen, Phantasie wecken, neue Leser gewinnen – genau das will der Spaß am Lesen Verlag aus Münster. Wir „übersetzen“ bekannte und weniger be-kannte Bücher in Einfache Sprache. Oft nutzen wir auch Filme als Vorlage. So ha-ben wir im letzten Jahr zum Beispiel eine einfache Fassung von „Good Bye, Lenin!“ herausgegeben.

Bücher in Einfacher Sprache müssen nicht seicht sein. Wir muten unseren Lesern „ganz normale“ Themen zu. Ein Beispiel ist Marion Döberts Buch „Papierkind“, das es nur in Einfacher Sprache gibt. Ein Buch über Angst und Enttäuschung. Aber auch ein Buch über die Möglichkeit, sein Leben trotz aller Schwierigkeiten selbst in die Hand zu nehmen.

17

Bücher in Einfacher Sprache fördern die Lesefähigkeit und Eigenständigkeit. Denn sie nehmen den Leser mit in eine Welt in ihrem Kopf. Die Mischung aus verstehen und selbst mitdenken kann Begeisterung schaffen. Und beim Lernen sehr hilfreich sein. So sind Bücher in Einfacher Sprache auch Hilfe zur Selbsthilfe. Denn sie moti-vieren. Sie sind eine Übung, die der Leser gar nicht als Übung wahrnimmt. Einfache Sprache macht Spaß. Und gerade das ist ihre große Stärke.

Mehr Informationen: www.spassamlesen-verlag.de und www.einfachebuecher.de.

Ralf Beekveldt, Geschäftsführer des Spaß am

Lesen Verlages

www.lvkm-sh.de www.lvkm-sh.de www.lvkm-sh.de

Foto: © stockphoto graf - fotolia.com

Page 18: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

18

Im Januar 2016 präsentierte Kristin Al-heit, Sozialministerin, das Modellprojekt „Budget für Arbeit Schleswig-Holstein“ der Presse. Das Budget speist sich aus Leistun-gen der Eingliederungshilfe und aus der Ausgleichsabgabe.

Es soll Menschen mit Behinderung den Übergang aus der Werkstatt (Wfbm) auf den allgemeinen Arbeitsmarkt dauerhaft ermöglichen und zwar in einem sozialver-sicherungspflichtigen Beschäftigungsver-hältnis mit einer Entlohnung nicht unter-halb des Mindestlohnes.

Budget für Arbeit

Eine andere wichtige Grundlage ist die so genannte Sozialraum-Orientierung. „Wo in seiner unmittelbaren und weiteren Umge-bung kann sich der Mensch mit seiner Gabe einbringen, auch um Beziehungen im Ort zu knüpfen und zu stärken? Dies gilt es he-rauszufinden“, sagt Dr. Doose.

Das hat mehrfach positive Effekte: Wer sich unter anderem bei einem Verein enga-giert, ändert nicht nur sein Leben, sondern bewirkt gleichermaßen auch eine Verände-rung der Umwelt und des Gemeinwesens.

Die Persönliche Zukunftsplanung richtet sich an alle, an Menschen mit Beeinträch-tigungen und anderen Benachteiligungen, an Fach- und Führungskräfte im sozialen Bereich, an gesetzliche Betreuer, Hilfe-planer, Lehrer, Berater und Eltern sowie an alle, die selbst etwas verändern wollen und die andere bei Veränderungen beglei-ten und unterstützen wollen.

Wer mehr über das Konzept Persönliche Zu-kunftsplanung wissen möchte, findet In-fos unter:http://www.persoenliche-zukunftspla-nung.eu oder wendet sich an Dr. Stefan Doose, E-Mail: [email protected] .

(Fortsetzung von Seite 17)

In §39c SGB V wird ein neuer Anspruch der Kurzzeitpflege bei fehlender Pflegebedürf-tigkeit geregelt. Jetzt haben Versicherte mit einem besonderen Unterstützungsbe-darf auch ohne Pflegestufe für eine Über-gangszeit Anspruch auf Kurzzeitpflege, wenn Leistungen der häuslichen Kranken-pflege nicht ausreichen, um ein Verblei-ben in der Häuslichkeit zu ermöglichen. Dieser Leistungsanspruch ist nachrangig, wenn keine andere Regelung greift. Die Leistung entspricht der Kurzzeitpflege nach §42 SGB XI und ist auf 4 Wochen im Jahr begrenzt. Der Höchstbetrag beläuft sich auf 1612 Euro.

Neuer Kurzzeitpflegean-spruch gegenüber den Krankenkassen

Das Leben von Menschen mit Komplexer Behinderung ist geprägt von großen An-strengungen zur Befriedigung ihrer Grund-bedürfnisse (Hunger, Durst, Schlaf, Kom-munikation).

Um die Lebensqualität zu verbessern, den Alltag sinnvoll zu gestalten und die Per-sönlichkeitsentwicklung zu fördern, ist auch ein weiteres Bedürfnis von zentraler Bedeutung: aktiv zu sein und sich kreativ entfalten zu können. Menschen mit sehr

Neuerscheinung! Leben pur - Aktivität und Kreativität bei Menschen mit Komplexer Behinderung

schweren und mehrfachen Behinderungen benötigen häufig Unterstützung dazu.

In pädagogischen, therapeutischen, me-dizinischen und Betroffenen-Beiträgen werden theoretische Grundlagen erläutert, bestehende Probleme aufgedeckt und eine Vielzahl von Lösungen aufgezeigt: Thea-ter-, Kunst- oder Musikprojekte machen Lust auf ein aktives und kreatives Mitei-nander. ISBN 978-3-94571-06-8

Und so soll es funktionieren: Das Integra-tionsamt, zuständig für die Ausgleichsab-gabe, soll künftig 50% des Arbeitgeber-bruttos als Lohnkostenzuschuss zahlen. Dies wird ergänzt durch 20% aus Mitteln der Eingliederungshilfe. Es bleiben für den Arbeitgeber 30 % der Lohnkosten über. Zu-sätzlich bleiben die Ansprüche auf die be-gleitenden Hilfen aus der Ausgleichsabga-be und die Unterstützung durch den Inte-grationsfachdienst. Der Weg zurück in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung soll offen bleiben.

Page 19: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

schon gehört? 1 | 2016

Die Auffassung, ob im Berufsbildungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) Grundsicherung gewährt wird, ist in der Praxis nicht einheitlich in Schleswig-Hol-stein. Es gibt Sozialhilfeträger, die infrage stellen, ob im Berufsbildungsbereich schon eine volle Erwerbsminderung auf Dauer ge-geben ist. Das Gericht hält dem entgegen,

19

www.facebook.com/lvkmsh

facebook

Keine Grundsicherung im Berufsbildungsbereich?Interessantes Urteil des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichts (18.03.2015 – Az: L9 SO 41/12)

dass es für die Beurteilung einer dauerhaften Erwerbsminderung nicht darauf ankommt, in welchem Bereich einer WfbM die Beschäfti-gung erfolgt. Maßgeblich ist die Feststellung des Fachausschusses der Werkstatt. Wörtlich heißt es dazu in dem Urteil: „Wegen der abstrakten Möglichkeit, in dem Eingangs- und Berufsbildungsbereich auch einen Über-

gang zum allgemeinen Arbeitsmarkt … zu erreichen, ist nicht die gesetzliche Wertung des §45 Satz 3 Nr. 3 SGB XII, der dauerhaften vollen Erwerbsminderung für Werkstattbe-schäftigte, zu korrigieren. Sie gelten nach der Stellungnahme des Fachausschusses ei-ner Werkstatt über die Aufnahme als dauer-haft voll erwerbsgemindert“.

Laut einer Pressemitteilung von Aktion Mensch vom 28.01.2016 halten 77 % der Deutschen Barrierefreiheit für äußerst wichtig oder wichtig. Das zeigt das Er-gebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auf-trag der Aktion Mensch. Barrierefreiheit bedeutet, dass Räumlichkeiten, Medien oder Einrichtungen von jedem Menschen ohne fremde Hilfe aufgefunden und be-nutzt werden können. Wo steckt nach Ansicht der Befragten das größte Potenzial zum Abbau von Barrie-ren? Die Ergebnisse im Einzelnen: 83 % sind der Meinung, dass es besonders wich-tig ist, das Bewusstsein für Barrieren in der Bevölkerung zu stärken. 77 % halten strengere gesetzliche Vorgaben für wich-tig. Interessant ist die Bewertung des Ein-satzes von digitalen Medien zur Beseiti-gung von Barrieren. 62 % der Befragten räumen dem Einsatz von Apps oder spe-zieller Software große Chancen ein. Noch eindeutiger beurteilen dies Menschen mit Behinderung: 78 % der befragten Roll-stuhlfahrer/innen erachten digitale Inno-vationen als sinnvoll.

Umfrage der Aktion Mensch zeigt: Deut-sche wünschen sich mehr Barrierefreiheit

Gemeinschaftsstiftung Schleswig-Holsteinfür Menschen mit Behinderung

Die Gemeinschaftsstiftung wir+ unterstützt gezielt und unbürokratisch Menschen mit Behinderung• für die Verbesserung ihrer Lebenssituation• bei individuellen Notlagen• mit Projekten, die Neues auf den Weg bringen.

Die Gemeinschaftsstiftung wir+ braucht Sie als Partner. Mit Ihrer Hilfe können wir wirksam und nachhaltig helfen.Sie können uns unterstützen durch• Geld- und Sachspenden• Schenkungen• Eine Erbschaft • Zustiftungen• Erlöse aus Veranstaltungen

Leisten Sie Ihren Beitrag dazu, dass Menschen mit Behinderung respektiert und frei von Ausgrenzung ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten können. Selbst eine kleine Summe kann oftmals schon einen lang gehegten Herzenswunsch behinderter Men-schen erfüllen!

Boninstraße 3-7 • 24114 Kiel0431 | 90 88 99 10 • [email protected]

Menschen mit Behinderungbrauchen Stifter!

Wir stiften Sie an,uns zu unterstützen!

Kontakt: wir+

Es wurde eine kostenlose Hilfsmittelbörse für Flüchtlinge mit Behinderung auf Face-book gestartet.

Für Flüchtlinge mit Behinderung ist es be-sonders schwierig, an Hilfsmittel wie Roll-stuhl, Blindenlangstock oder Gehstöcke zu kommen. Wer solche und ähnliche Hilfs-mittel besitzt und sie nicht mehr benötigt, kann sie über die Facebook-Seite „ability-4refugees“ an andere Menschen abgeben.

Die Hilfsmittel können nur kostenlos ab-gegeben werden.Hinter dem Projekt stehen die Interes-senvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) e. V. und die Andreas-Mohn-Stiftung.

Außerdem bietet der Familienratgeber von Aktion Mensch online hilfreiche Informati-onen für Flüchtlinge mit Behinderung an.

Hilfsmittelbörse für Flüchtlinge mit Behinderung auf Facebook gestartet

Page 20: Leichte Sprache - leichteres Verständnis! · schon gehört? 1 | 2016 Liebe Leserin, lieber Leser, Leichte Sprache – das Einfache, das oft-mals schwer zu machen ist! Sich auf den

Termine Termine Termine Termine

schon gehört? 1 | 2016

Ausgabe 1|2016Herausgeber: Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Schleswig-Holstein e.V.Boninstraße 3-7 ∙ 24114 KielTel: 0431 | 90 88 99 10Fax: 0431 | 90 88 99 16E-Mail: [email protected]: www.lvkm-sh.de

Redaktion: Ilka Pfänder, Jennifer Ruske, Doris BlüdornLeichte Sprache: ©Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinde-rung Bremen e.V.Satz: www.mokka-grafik.de,Günter SohnsDruck: hansadruck, Kiel

Impressum

In den Mitgliedsvereinen findet die praktische Arbeit vor Ort von und mit Menschen mit Behin-derung statt. Hier sind die Betrof-fenen als „Experten in eigener Sa-che“ selbst aktiv. Die Vereine lei-sten fachliche Beratung, machen therapeutische Angebote und füh-ren gesellige Veranstaltungen und Freizeiten durch. Dem Landesver-band sind derzeit 16 Mitgliedsver-eine in ganz Schleswig-Holstein angeschlossen.

Wenn Sie bislang noch keinen Kon-takt zu einem unserer Mitglieds-vereine in Ihrer Nähe haben und dieses gerne ändern möchten, wenden Sie sich bitte an den Lan-desverband.

Ihr Ansprechpartner vor Ort:

Experten in eigener SacheDie Mitgliedsvereine:

Mitgliederversammlung des lvkm-shSamstag, 28. Mai 2016, 14.00 Uhr Ort: Werk- und Betreuungsstätte für Körperbehinderte GmbH Ottendorfer Weg 22, 24107 Ottendorf

„Fachtag Unterstützte Kommunikation“02. Juli 2016, 11.00 bis 15.00 Uhr Referentin: Angela Hallbauer Ort: Schule an den Eichen in Nortorf Heinkenborsteler Weg 12, Nortorf Anmeldung: ab sofort unter [email protected]

Familienseminar „Eltern stärken, Kinder fördern“22. bis 29. Juli 2016; in Brodten/Travemünde

Eintägige Elternfortbildung: APPsolut ABC! Angebote zum Lesen und Schreiben für UK-Kids auf dem iPadSamstag, 08. Oktober 2016, 09.00 bis 17.00 Uhr Ort: lvkm-sh, Boninstraße 3-7, 24114 Kiel 10 - 12 Teilnehmer Teilnehmerbeitrag: 10,- Euro für Essen und Getränke Anmeldung: ab sofort unter [email protected]

BürgertelefonAm Bürgertelefon werden konkrete Fragen zu Themen wie Pflegeversicherung, Krankenversicherung, Rente, oder anderen Bereichen direkt beantwortet. Der Ser-vice ist von montags bis donnerstags zwischen 8.00 und 20.00 Uhr erreichbar.

Fragen zur Krankenversicherung 030 / 340 60 66 01

Fragen zur Pflegeversicherung 030 / 340 60 66 02

Fragen zur Rente: 030 / 221 911 001

Unfallversicherung/Ehrenamt 030 / 221 911 002

Arbeitsrecht 030 / 221 911 004

Teilzeit, Altersteilzeit, Minijobs 030 / 221 911 005

Infos für Menschen mit Behinderung 030 / 221 911 006

Informationen zum Bildungspaket 030 / 221 911 009

Gehörlosen-/Hörgeschädigten-Service [email protected]

Schreibtelefon 030 / 221 911 016

Fax Schreibtelefon 030 / 221 911 017

Gebärdentelefon: [email protected]

Weitere Informationen erhalten Sie auch unter: www.bmas.de; [email protected]