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Herausgeber: Bundesumweltministerium Umweltbundesamt Leitfaden Betriebliche Umweltkennzahlen

Leitfaden Betriebliche Umweltkennzahlen - Umweltbundesamt · nung oder ISO 14001 eingeführt haben, kön-nen hier teilweise auf die Ergebnisse der Um-weltprüfung oder die dabei ermittelten

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Herausgeber:Bundesumweltministerium

Umweltbundesamt

Leitfaden

BetrieblicheUmweltkennzahlen

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Vorwort

Wer sein Unternehmen umwelt- und ertragsorientiert – kurz: zukunftsorientiert – steuern will, sollte über eine breite Informationsbasis verfügen und die erforderlichen Daten ermitteln können.Dabei kann es – angesichts der Vielfalt des Zahlenmaterials – dazu kommen, daß man ”den Waldvor lauter Bäumen nicht mehr sieht”. Knappe und aussagekräftige Informationen sind für ein effektives Controlling jedoch wesentlich. Im Rechnungswesen werden aus diesem Grund bereitsseit langem Kennzahlen gebildet, die umfangreiche Daten verdichten und dadurch das Manage-ment bei der Entscheidungsfindung unterstützen.

Der vorliegende Leitfaden überträgt dieses Prinzip auf das betriebliche Umweltcontrolling, indem erausführlich darstellt, wie sich aus zahlreichen Umweltdaten aussagekräftige Umweltkennzahlen ab-leiten lassen. Die Beispiele in den Kapiteln III und IV sind so gewählt, daß sich Unternehmen unter-schiedlicher Größe und Branche daran orientieren können.

Insbesondere mittelständischen Betrieben bietet der Leitfaden die Möglichkeit, ohne allzu großenAufwand ein Umweltkennzahlensystem aufzubauen, das sich auf wesentliche Aussagen konzen-triert und die frühzeitige Einschätzung von Schwachstellen und Chancen ermöglicht. Vergleiche mitVorjahresdaten oder anderen Unternehmen, die sich erst anhand von Umweltkennzahlen durchfüh-ren lassen, sind dabei ein wichtige Hilfe. Indem sie die betriebliche Umweltleistung meß- und nach-vollziehbar machen, stellen Umweltkennzahlen nicht nur ein wichtiges Steuerungsinstrument desUmweltcontrolling dar, sondern unterstützen auch die betriebliche Umweltberichterstattung.

Um die praktische aber auch zukunftsorientierte Anwendung zu unterstützen, berücksichtigt dieserLeitfaden umfangreiche Erfahrungen aus verschiedenen Pilotunternehmen ebenso wie neueste Entwicklungen auf der Normungsebene. So sind bereits Grundzüge der neuen Norm ISO 14031“Environmental Performance Evaluation (EPE)” der International Standardization Organisation(ISO) in diesen Leitfaden eingeflossen. Diese ISO-Norm wird voraussichtlich ab 1998 den weltwei-ten Standard für die Umweltleistungsbewertung darstellen. Diese Umweltleistungsbewertung ist einManagementinstrument, welches Unternehmen auf kontinuierlicher Basis verläßliche und überprüf-bare Informationen darüber zur Verfügung stellen soll, ob sie die vom Management festgelegtenUmweltkriterien erfüllen. Die in der ISO 14031 aufgeführten “Environmental Indicators” sind als“Umweltkennzahlensystem” in diesen Leitfaden integriert worden.

Unser Ziel war ein Leitfaden, der auch von der Form her seinem Inhalt entspricht. Er soll eine knap-pe und anschauliche Hilfestellung sein, für jedermann verständlich. “Nobody is perfect”: UnserDank gilt daher allen, die zur Entstehung dieses praxisorientierten Leitfadens beigetragen habenund uns beratend zu Seite standen. Da auch wir eine “kontinuierliche Verbesserung” – wie sie dieEG-Öko-Audit-Verordnung fordert – anstreben, sind Anregungen und Hinweise sehr willkommen.

Bonn/Berlin, im Januar 1997

Die Herausgeber

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I. Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

II. Einsatz von Umweltkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Arten von Umweltkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Anwendung von Umweltkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Vorgehensweise bei der Bildung von Umweltkennzahlen. . . . . . . . . . . . . . 14

III. Betriebliche Umweltkennzahlen – Beispiele . . . . . . . . . . . . . . 20Umweltleistungskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Inputkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Outputkennzahlen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Infrastruktur- und Verkehrskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Umweltmanagementkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Umweltzustandskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

IV. Branchenbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Umweltkennzahlensystem eines mittelständischen Textilbetriebs . . . . . . . 39

Umweltkennzahlensystem einer Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Umweltkennzahlensystem eines Chemieunternehmens . . . . . . . . . . . . . . . 41

Umweltkennzahlensystem einer Schreinerei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

V. Benchmarking. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Glossar (➜) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

Inhalt

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1. Überblick

Umweltkennzahlen ver-dichten umfangreiche

Umweltdaten zu aussage-kräftigen und vergleich-

baren Schlüssel-informationen.

Umweltkennzahlen unter-stützen die Umsetzung

der EG-Öko-Audit-Verordnung.

Als Instrument zur erfolgreichen Steuerung undlangfristigen Existenzsicherung von Unterneh-men gewann Umweltcontrolling in den ver-gangenen Jahren zunehmend an Bedeutung. Umweltcontrolling beinhaltet die Planung,Steuerung und Prüfung des Unternehmens un-ter Berücksichtigung von Umweltbelangen undzeigt nicht nur ökologische Einsparpotentiale,sondern ebenso ökonomische Chancen undPerspektiven auf. Das wichtigste Steuerungsin-strument des Umweltcontrolling sind Kennzah-len, wie sie aus dem Rechnungswesen bereitsseit längerem bekannt sind. Dort dienen sie alsbetriebswirtschaftliche Steuerungsgrößen, diewichtige Informationen für die Geschäftsfüh-rung zu knappen und anschaulichen Aussagenverdichten.

Das Prinzip der Kennzahlenbildung wird nunauf das betriebliche Umweltcontrolling übertra-gen, um die umweltbezogenen Leistungen desUnternehmens meß- und nachvollziehbar zumachen. Umweltkennzahlen sind damit einwichtiges Instrument für die kontinuierlicheVerringerung der Umweltbelastungen sowiedie Kommunikation mit externen Anspruchs-gruppen. Auf internationaler Ebene sind zweiEntwicklungen interessant:

● In der Europäischen Union haben die erstenUnternehmen die ➜EG-Öko-Audit-Verord-nung umgesetzt und die offizielle Teilnah-meerklärung erhalten.

● Die international gültige Norm ➜ISO 14001bietet ab September 1996 die zusätzlicheMöglichkeit, Umweltmanagementsystemenach einheitlichem Standard zertifizieren zulassen.

Zwar fordert weder die EG-Öko-Audit-Verord-nung noch die ISO 14001, daß Kennzahlen ent-wickelt werden. Doch sind sie für deren Umset-zung außerordentlich hilfreich. Bei der Interna-tional Standardization Organisation (ISO) wirddeshalb auch an einer eigenen Norm für Um-weltkennzahlen gearbeitet (ISO 14031 ➜Um-weltleistungsbewertung). Obwohl diese Normvoraussichtlich erst 1998 endgültig verabschie-

det werden wird, sind die vorliegenden Er-kenntnisse in diesem Leitfaden bereits berück-sichtigt.

Nutzen von UmweltkennzahlenUmweltkennzahlen verdichten umfangreicheUmweltdaten auf eine überschaubare Anzahlaussagekräftiger Schlüsselinformationen. Sie gewährleisten den Entscheidern dadurch eineschnelle Einschätzung der wesentlichen Fort-schritte sowie der Schwachstellen des betriebli-chen Umweltschutzes. Und sie ermöglichen dieFormulierung quantifizierter Umweltziele, mitderen Hilfe ein Erfolg oder Mißerfolg bei derUmsetzung meßbar gemacht wird. Das Arbei-ten mit traditionellen betriebswirtschaftlichenSteuerungsgrößen ist nicht nur Voraussetzungfür das Controlling von Umweltbelastungen,sondern ebenso für das Erkennen ertragswirk-samer Umweltchancen.

Eine besondere Stärke der Umweltkennzahlenliegt darin, daß sie wichtige Entwicklungen imbetrieblichen Umweltschutz zahlenmäßig be-schreiben und über die Jahre hinweg vergleich-bar machen. Regelmäßig ermittelt, ermöglichenUmweltkennzahlen das frühzeitige Entdeckengegenläufiger Tendenzen und übernehmen damit die Funktion eines Frühwarnsystems.Auch durch die Gegenüberstellung von Umwelt-kennzahlen aus verschiedenen Unternehmens-bereichen oder Unternehmen lassen sich weite-re Schwachstellen und Optimierungspotentiale aufzeigen, woraus konkrete Verbesserungszieleabgeleitet werden können. Betriebliche Umwelt-kennzahlen bieten also verschiedene Nutzungs-möglichkeiten:

● Darstellen der Umweltveränderungen (Um-weltfortschritte) im Zeitreihenvergleich,

● Aufdecken von Optimierungspotentialen,

● Ableiten und Verfolgen von Umweltzielen,

● Identifikation von Marktchancen und Kostensenkungspotentialen,

● Bewerten der Umweltleistung im Betriebs-vergleich,

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Umweltleistungskenn-zahlen ermöglichendie Beurteilung undSteuerung der Um-weltauswirkungen.

● Kommunikationsgrundlage für Umwelt-berichte und -erklärungen,

● Feedback zur Mitarbeitermotivation,

● Unterstützung der EG-Öko-Audit-Verord-nung und der ISO 14001.

Klassen von UmweltkennzahlenUmweltkennzahlen lassen sich in drei unter-schiedliche Klassen einteilen. Je nachdem, obsie die Umweltauswirkungen (Umweltleistung)des Unternehmens, die Aktivitäten des Umwelt-managements oder den unternehmensexter-nen Zustand der Umwelt beschreiben, handeltes sich um (vgl. Abb.):

● Umweltleistungskennzahlen,

● Umweltmanagementkennzahlen,

● Umweltzustandskennzahlen.

Umweltleistungskennzahlen bieten sich für je-des Unternehmen als Einstieg in die Thematik

an. Untergliedert in die Bereiche Stoff- undEnergiekennzahlen sowie Infrastruktur- undVerkehrskennzahlen konzentrieren sie sich aufPlanung, Steuerung und Kontrolle der Umwelt-auswirkungen des Unternehmens. Typische Bei-spiele sind der absolute Energieverbrauch, dasAbfallaufkommen pro Produktionseinheit, dieAnzahl umweltrelevanter Anlagen oder das Ge-samtverkehrsaufkommen des Betriebs. Gleich-zeitig sind Umweltleistungskennzahlen einwichtiges Instrument für die Kommunikationvon Umweltdaten über Umweltberichte oder➜Umwelterklärungen nach EG-Öko-Audit-Ver-ordnung. Durch das Integrieren von Kosten-aspekten stellen sie außerdem die Basis einesbetriebswirtschaftlichen Umweltkostenmanage-ments dar.

Umweltmanagementkennzahlen stellen dar,welche organisatorischen Aktivitäten das Mana-gement unternimmt, um die Umweltauswirkun-

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gen des Unternehmens zu minimieren. Beispie-le hierfür sind Anzahl und Ergebnisse durchge-führter Umweltbetriebsprüfungen, Mitarbeiter-schulungen oder Lieferantengespräche. DieZahlen sind interne Steuerungs- und Informa-tionsgrößen, geben aber keine Auskunft überdie tatsächliche Umweltleistung des Betriebs.Da sie die stofflichen Auswirkungen nicht sicht-bar machen, können zur ➜Umweltleistungs-bewertung nicht ausschließlich Umweltmanage-mentkennzahlen herangezogen werden.

Umweltzustandskennzahlen beschreiben dieQualität der Umwelt in der Umgebung des Un-ternehmens, beispielsweise die Wassergüte eines nahegelegenen Sees oder die regionaleLuftqualität. Da der Zustand der Umweltmedi-en (Luft, Wasser, Boden) und daraus resultie-rende Umweltprobleme (z.B. Ozonloch, Boden-versauerung, Treibhauseffekt) von verschieden-sten Einflüssen abhängen (z.B. Emissionen anderer Betriebe, privater Haushalte oder desVerkehrs), wird er in der Regel von staatlichenStellen mit Umweltdaten gemessen und regi-striert. Hieraus werden derzeit für prioritäreUmweltprobleme spezielle Umweltindikatoren-systeme abgeleitet. In Verbindung mit umwelt-politischen Zielsetzungen dienen ➜Umweltin-dikatoren den Unternehmen als Orientierungs-hilfe, um bei der betrieblichen Kennzahlenablei-tung sowie der Zielformulierung Prioritäten zusetzen. Zustandskennzahlen selbst zu erheben,ist für Unternehmen oft aufwendig und nurdann angemessen, wenn sie an ihrem Standortder Hauptverursacher eines Umweltproblemssind (z.B. Lärmbelastungen durch einen Flugha-fen, Wasserverschmutzung durch einen großenDirekteinleiter). Ansonsten können Unterneh-men häufig auch auf Informationen und Meß-werte der regionalen Behörden zurückgreifen,um ihre direkten Auswirkungen auf regionalerEbene zu kontrollieren und Entlastungen oderVerbesserungen aufzuzeigen.

Vorgehensweise im BetriebDas Bilden von Umweltkennzahlen ist ein Pro-zeß, der betriebliche Umweltdaten zu aussage-

kräftigen Schlüsselinformationen verdichtetund miteinander vergleicht (vgl. Abb. S. 7). Erstdurch die regelmäßige Fortschreibung und Wei-terentwicklung werden sie zu einem effektivenManagementinstrument. Dabei läßt sich in denmeisten Betrieben mit den bereits vorhandenenDaten eine erste Auswahl von Umweltkennzah-len bilden, die über mehrere Jahre hinweg zueinem vollständigen Umweltkennzahlensystemerweitert werden kann. Während die Bildungvon Umweltkennzahlen in einem kleineren Be-trieb von einer Person koordiniert und mit denjeweils Zuständigen abgestimmt werden kann,empfiehlt sich für größere Unternehmen, einProjektteam zu bilden. Darin sollten sowohlFachleute aus dem Umweltbereich (Umweltbe-auftragte) als auch leitende Personen aus ande-ren Bereichen wie Produktentwicklung, Werks-leitung, Marketing, Fertigungsplanung, diedurch ihre Tätigkeit Einfluß auf die Kennzahlen-entwicklung haben, vertreten sein.

Im Unternehmen beginnt die Bildung von Um-weltkennzahlen mit einer ersten Bestandsauf-nahme der im betrieblichen Umfeld bestehen-den Umweltprobleme. Zunächst sollte das Un-ternehmen untersuchen, wo es die Umwelt amstärksten mit seiner Geschäftstätigkeit beinflußtund welche Auswirkungen daraus resultieren.Auf dieser Grundlage lassen sich dann die er-sten Umweltkennzahlen auswählen und zu einem System zusammenstellen, wobei internewie externe Rahmenbedingungen berücksich-tigt und gegeneinander abgewogen werdenmüssen.

Aus externer Sicht sollen die ausgewählten Um-weltkennzahlen auch den umweltpolitischenPrioritäten entsprechen:

● Inwiefern beeinflußt das Unternehmen dielokale oder regionale Umweltsituation (Zu-stand der Umwelt)?

● Welche Umweltprobleme beherrschen dieaktuelle politische Diskussion?

● Welche externen Anforderungen betreffendas Unternehmen?

Umweltmanagement-kennzahlen beschreiben

die Leistungen derorganisatorischen

Maßnahmen im Umweltschutz.

Umweltzustandskenn-zahlen liefern Informatio-nen über die Qualität der

Umwelt in der Umge-bung des Unternehmens.

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Erst Zeit- oder Betriebs-vergleiche machenSchwachstellen und Ver-besserungspotentialesichtbar.

Aus interner Sicht sollen sich die ausgewähltenUmweltkennzahlen auf Bereiche beziehen, dievom Unternehmen konkret beeinflußt und ver-bessert werden können:

● Wo liegen die größten Umweltprobleme desUnternehmens?

● Wo können Umweltentlastungen gleichzei-tig zu Kostensenkungen oder Ertragssteige-rungen führen?

● Wo bestehen die größten Optimierungspo-tentiale?

Unternehmen, die bereits ein Umweltmanage-mentsystem nach ➜ÿEG-Öko-Audit-Verord-nung oder ➜ISO 14001 eingeführt haben, kön-nen hier teilweise auf die Ergebnisse der Um-weltprüfung oder die dabei ermittelten Umweltaspekte zurückgreifen.

Auf dieser Basis lassen sich unternehmensspezi-fische Umweltkennzahlenkataloge festlegen(vgl. Beispiele in Kapitel III und IV), die notwen-digen Daten erfassen und die entsprechendenKennzahlen bilden. In der Regel können beimersten Anlauf nicht alle gewünschten Kennzah-len gebildet werden. Es empfiehlt sich daher,von bereits vorhandenen Daten im Unterneh-men auszugehen und diese sukzessive um neuzu erfassende Zahlen zu erweitern. Nicht ermit-telbare Kennzahlen sollten als solche dokumen-tiert werden, um ihre Erhebung im Rahmenspäterer Datenerfassungen als Ziel benennenzu können.

Für kleine und mittelständische Unternehmenreicht es meist aus, sich zunächst auf eine Aus-wahl an Umweltleistungskennzahlen zu kon-zentrieren, da hier erfahrungsgemäß die größ-ten Potentiale für ökologische und ökonomi-sche Einsparpotentiale liegen. Große Unterneh-men können diese um Umweltmanagement-kennzahlen ergänzen und dadurch indirekt dieUmweltleistung beeinflussen. Umweltzu-standskennzahlen werden sinnvollerweise nurvon Betrieben erhoben, die Hauptverusacher eines Umweltproblems in der Region sind.

Die ermittelten Umweltkennzahlen unterziehtman einem

➜ Zeitreihenvergleich (mit den Kennzahlen derVorläuferperioden) sowie einem

➜ Betriebsvergleich (mit den Kennzahlen ande-rer Unternehmenseinheiten oder Betriebe).

Eine bewußte Auseinandersetzung mit denKennzahlen anderer Betriebe macht Unterschie-de deutlich und zeigt die eigenen Stärken undSchwächen auf. Diesen Vergleich eigener Kenn-zahlen mit jenen branchenzugehöriger odermöglicherweise auch branchenfremder Unter-nehmen nennt man ➜Benchmarking.

Aus solchen zeitlichen oder betrieblichen Ver-gleichen ergeben sich Ansatzpunkte für Um-weltziele und das Umweltprogramm. In denFolgeperioden sollten die ermittelten Umwelt-kennzahlen dann regelmäßig mit diesen Zielenabgeglichen werden. Der zuständige Koordina-tor oder das verantwortliche Projektteam erfül-len damit eine Steuerungs- und Kontrollfunk-tion, die eine Erreichung der Ziele überprüftund gegebenenfalls Korrekturmaßnahmen einleitet.

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Absolute Kennzahlen ge-ben die Umweltbelastung

insgesamt wieder.

Relative Kennzahlenbringen die Umwelt-

effizienz der Produktionzum Ausdruck.

II. Einsatz von Umwelt-kennzahlen

Arten von UmweltkennzahlenFür die Anwendung im Unternehmen könnendrei Arten von Umweltkennzahlen unterschie-den werden (vgl. Abb.). Je nach Ausprägungder Kennzahl lassen sich damit verschiedeneNutzen und Ziele verfolgen.

Absolute und relative KennzahlenZunächst sind absolute und relative Umwelt-kennzahlen zu differenzieren. Unter ökologi-schen Gesichtspunkten sind in erster Linie dieabsoluten von Bedeutung, da sie die Ressour-cenverbräuche und Schadstoffemissionen desUnternehmens gesamt abbilden (z.B. Energie-verbrauch in Kilowattstunden oder Abfallmen-ge in Tonnen). Die Entwicklung solcher Kenn-zahlen im ➜Zeitreihenvergleich kann über meh-rere Monate oder Jahre dargestellt werden undbietet eine Grundlage für darauf aufbauendeUmweltziele. Für den Vergleich einzelner Unter-nehmenseinheiten oder Betriebe unter Effizienz-aspekten gilt es jedoch, diese absoluten Kenn-zahlen im Verhältnis zu aussagekräftigen Be-zugsgrößen zu betrachten (z.B. jährliche Pro-duktionsmenge, Anzahl der Mitarbeiter oderMaschinenlaufzeiten). Beispiele dafür sind derEnergieverbrauch pro hergestelltem Artikel, dasAbfallaufkommen pro Tonne hergestelltem Pro-dukt oder der Kopierpapierverbrauch pro Mitar-beiter. Die relativen Kennzahlen drücken alsodie Umweltleistung eines Unternehmens in be-zug zu dessen Größe oder Produktionsleistung

aus. Dadurch erst ermöglichen sie auch ➜Be-triebsvergleiche.

Während absolute Kennzahlen zeigen, wie starkdie Umwelt belastet wird, machen relative deut-lich, ob Umweltschutzmaßnahmen greifen. Ab-solute und relative Kennzahlen sind damit diebeiden Seiten derselben Medaille. Um die Ent-wicklung umfassend beurteilen zu können, müs-sen daher beide, die absoluten und die relativenUmweltkennzahlen, betrachtet werden. Die Be-deutung einer relativen Kennzahl läßt sichohne gleichzeitige Angabe der absoluten Basis-daten (z.B. bei Produktionssteigerungen oderProduktionsrückgang) kaum einschätzen undumgekehrt.

Unternehmens-, Standort- und ProzeßkennzahlenUmweltkennzahlen können sich auf verschiede-ne Bereiche beziehen und lassen sich deshalbaus Werten für das ganze Unternehmen, Da-ten einzelner Werke oder Standorte sowie An-gaben zu einzelnen Prozessen oder Abteilun-gen ableiten. Unterschieden wird dabei in Un-ternehmens-, Standort- und Prozeßkennzahlen.

Kennzahlen, die auf den unteren Organisations-ebenen gebildet werden (Prozesse), eignen sichvor allem als Planungs-, Steuerungs- und Kon-trollinstrument für die jeweiligen Fachabteilun-gen. Um Schwachstellen ermitteln und Korrek-turmaßnahmen rechtzeitig einleiten zu können,empfiehlt es sich, sie in kürzeren Zeitabständenzu erheben (z.B. vierteljährlich, monatlich oderwöchentlich). Die Bildung von Prozeßkennzah-len ist insbesondere für die wesentlichen Ver-brauchsquellen von Ressourcen und die Haupt-verursacher von Emissionen wichtig. Standort-und Unternehmenskennzahlen dienen dagegender allgemeinen Erfolgskontrolle des Umwelt-managements über einen längeren Zeitraumhinweg sowie der internen Information (z.B. im jährlichen Bericht für die Geschäftsleitung).Standortkennzahlen können darüber hinaus derDarstellung von Umweltauswirkungen in ➜Um-welterklärungen dienen.

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Mengen- und kostenbezogene Kenn-zahlenUmweltkennzahlen werden in der Regel men-genbezogen gebildet, also in Einheiten wie Kilo-gramm, Tonnen, Stück etc. Da die Bedeutungvon Kostenaspekten im Umweltschutz zu-nimmt, können parallel dazu auch kostenbe-zogene Kennzahlen entwickelt werden (Um-weltkostenkennzahlen). In der Praxis hat dieszweifache Wirkung:

Oft kann in der Anfangsphase der Kennzahlen-bildung nicht auf mengenbezogene Daten zu-rückgegriffen werden, während aus dem Rech-nungswesen entsprechende Kostendatenverfügbar sind. Wer beispielsweise im Abfall-bereich über keine exakte Zusammenstellungder entsorgten Menge verfügt, kann die Entsor-gungskosten zur Bildung von Abfallkennzahlenheranziehen: Statt der mengenbezogenenKennzahl “Abfallmenge in Kilogramm pro Pro-duktoutput in Tonnen” steht dann die Kenn-zahl “Entsorgungskosten in DM pro Herstell-kosten in DM”.

Ein weiterer Vorteil kostenbezogener Umwelt-kennzahlen ist, daß umweltrelevante Gesichts-punkte in Kosten und Erträge – die Sprache desManagements – ”übersetzt” werden. So kannsich die Geschäftsführung vielleicht kein Bilddavon machen, ob 450 Kubikmeter Sondermüllertragsrelevant sind und deren Untersuchunglohnt. Wird dieselbe Menge dagegen mit Ent-sorgungskosten von 375.000 DM dargestellt,erhält sie vielfach eine andere Priorität. Wennzu den reinen Entsorgungsgebühren, die dasRechnungswesen unter Abfallkosten erfaßt,noch die indirekten Abfallkosten (Lagerung,Transport, Personal und Einkaufskosten der zuentsorgenden Materialien) gerechnet werden,ergeben sich weitläufige Perspektiven für er-tragswirksame Umweltschutzmaßnahmen.

Ausgangsbasis für solche Umweltkostenbe-trachtungen sind immer die absoluten Größender eingekauften oder entsorgten Mengen, denen dann die entsprechenden Kosten zu-

In Kosten ausgedrückteUmweltkennzahlen über-setzen Umweltbelange indie “Sprache desManagements”.

Grundsätze für Umwelt-kennzahlensysteme

Für die Gestaltung eines Umweltkennzahlen-systems gelten folgende Grundsätze:

A. Vergleichbarkeit:

Die Kennzahlen müssen einen Vergleich er-möglichen und Veränderungen der Umwelt-auswirkungen widerspiegeln.

B. Zielorientierung:

Die gewählten Kennzahlen müssen auf Ver-besserungsziele hinwirken, die vom Unterneh-men beeinflußbar sind.

C. Ausgewogenheit:

Die Kennzahlen müssen die Umweltleistungmöglichst repräsentativ wiedergeben und Pro-blembereiche ebenso wie Umweltchancenausgewogen darstellen.

D. Kontinuität:

Um vergleichende Aussagen zu ermöglichen,müssen die Kennzahlen in jeder Periode nachden gleichen Erfassungskriterien aufgestelltwerden, sich auf vergleichbare Zeiträume beziehen und in vergleichbaren Einheiten gemessen werden.

E. Aktualität:

Die Kennzahlen müssen häufig genug ermit-telt werden (z.B. monatlich, vierteljährlich,jährlich), um rechtzeitig Einfluß auf Zielgrößen nehmen zu können und keine veralteten Infor-mationen zu liefern.

F. Verständlichkeit:

Die dargestellten Kennzahlen müssen für denAnwender klar und verständlich sein und sei-nen Informationsbedürfnissen entsprechen.Das System soll deshalb übersichtlich sein undsich auf die wichtigsten Daten konzentrieren.

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geordnet werden (z.B. den Abfallmengen die entsprechenden Abfallkosten, dem Energiever-brauch die Energiekosten). Weitere Hinweisezur Verknüpfung von mengen- und kostenbe-zogenen Betrachtungen für die Ableitung er-tragswirksamer Umweltschutzmaßnahmen faßtdas von Bundesumweltministerium und Um-weltbundesamt herausgegebene “HandbuchUmweltkostenrechnung” zusammen.

Anwendung von Umwelt-kennzahlenUmweltkennzahlensysteme dienen der betriebli-chen Planung, Steuerung und Kontrolle vonUmweltauswirkungen im Umweltcontrolling sowie der Information von Management, Beleg-schaft und externen Zielgruppen. Damit unter-stützen Umweltkennzahlen vier wichtige Um-weltmanagementaufgaben in Unternehmen:

● Ermittlung von Schwachstellen und Optimierungspotentialen,

● Aufstellung quantifizierter Umweltziele,

● Dokumentation der kontinuierlichen Verbesserung,

● Kommunikation der Umweltleistung.

Außerdem stellen Umweltkennzahlen für Betriebe, die sich mit der Umsetzung der ➜EG-Öko-Audit-Verordnung oder der ➜ISO 14001befassen, eine wichtige inhaltliche Hilfe dar, indem sie den Umgang mit den oftmals ab-strakten Anforderungen erleichtern.

Ermittlung von Schwachstellen undOptimierungspotentialenEine wesentliche Funktion von Umweltkennzah-len ist die interne Ermittlung von Schwachstel-len und Optimierungspotentialen. Durch Ver-gleiche können ökologische Verbesserungsmög-lichkeiten aufgedeckt werden, die sich oftmalsauch ökonomisch rechnen. Kennzahlen werdendazu im Zeitreihen- oder Betriebsvergleich einander gegenübergestellt. Sie können dabeiim Sinne einer Bestandsaufnahme eingesetztwerden, wie es beispielsweise die erste Umwelt-

prüfung nach EG-Öko-Audit-Verordnung for-dert, oder auch der laufenden Kontrolle vonStoff- und Energieströmen sowie sonstigen Um-weltleistungsparametern dienen.

Beim ➜Zeitreihenvergleich können Schwach-stellen aufgedeckt werden, wenn beispielswei-se im Monats- oder Quartalsvergleich unerwar-tete Abweichungen nach oben oder unten auf-treten (vgl. Beispiel 1). Gegenläufige Trendsund Entwicklungen lassen sich somit frühzeitigerkennen und korrigieren.

Gleichfalls der Entdeckung von Schwachstellenund Optimierungspotentialen dient der ➜Be-triebsvergleich. Hier werden Kennzahlen ver-gleichbarer Standorte, Prozesse, Maschinenoder Abteilungen innerhalb des Unternehmens

Eine Färberei verfolgt mit Hilfe monatlich gebil-deter Umweltkennzahlen die Verbräuche derwichtigsten Rohstoffe sowie von Wasser undEnergie. Der Wasserverbrauch pro Kilogrammgefärbter Ware liegt dabei relativ konstant zwi-schen 22 und 26 Litern pro Kilogramm. ImApril wurde aufgrund eines Programmierfeh-lers in der Farbküche der automatische Sensorfür die Wasserzufuhr blockiert. Anstelle eineroptimalen Dosierung in Abhängigkeit von derChargengröße erfolgte nun voller Wasserein-satz. Dank der monatlich ermittelten Umwelt-kennzahl “Wasserverbrauch in Liter pro Kilo-gramm gefärbter Ware” konnte der Fehler imMai entdeckt und behoben werden.

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einander gegenübergestellt. Aus solch inner-betrieblichen Vergleichen lassen sich ersteSchwachstellen und auch Stärken des betriebli-chen Umweltschutzes ableiten. Wichtig ist, daßdazu relative Umweltkennzahlen, die leistungs-bezogene Größenunterschiede oder Produkti-onsschwankungen entsprechend berücksich-tigen, herangezogen werden. Als Vergleichs-basis sind Größen wie Arbeitstage, Maschinen-stunden, Mitarbeiter, Produktionsmenge, produzierte Stückzahl, Umsatz etc. denkbar.Die Gegenüberstellung der Kennzahlen im Betriebsvergleich gibt sowohl Aufschluß überSchwachstellen (z.B. ineffizienter Rohstoffein-satz) als auch über die ”Erfolgsrezepte” derjeni-gen Unternehmensteile mit vorbildlichen Ver-gleichswerten (vgl. Beispiel 2).

Bei Kennzahlenvergleichen zur Ermittlung vonSchwachstellen und Optimierungspotentialenkönnen selbstverständlich auch Vergleichswer-

te anderer Firmen oder – sofern vorhanden –der Branchendurchschnitt als Beurteilungsmaß-stab dienen (➜Benchmarking).

Aufstellung quantifizierterUmweltziele

Ökologisch und ökonomisch optimal läßt sichnur dann wirtschaften, wenn entsprechendeZiele existieren. Klar formulierte Unternehmens-ziele im Umweltschutz sind deshalb für denProzeß der kontinuierlichen Verbesserung un-abdingbar und sollten mit quantifizierten Vor-gaben verknüpft werden. Umweltkennzahlenunterstützen die Formulierung solch effektiverUmweltziele und deren Verfolgung über einenlängeren Zeitraum. Gerade kleineren Unterneh-men mit kaum ausgeprägten Umweltinforma-tionssystemen bieten sie damit ein einfachesaber wirksames Controlling von Zielvorgaben.

Auch die ➜EG-Öko-Audit-Verordnung hebtdie Bedeutung von Zielen für das Umweltmana-gement hervor, indem sie – wo immer möglich– quantifizierte Zielvorgaben zur Verbesserungder Umweltsituation am Standort fordert. Unddie ➜ISO 14001 verlangt ebenfalls die Defini-tion von umweltbezogenen Zielsetzungen undEinzelzielen innerhalb des Umweltmanagement-systems.

Da sich die Ableitung und Quantifizierung von Zielen in der Praxis allerdings oft proble-matisch gestaltet, können Erfahrungen mitUmweltkennzahlen hilfreich sein. Durch inter-ne Zeitreihen- und Betriebsvergleiche lassensich Optimierungspotentiale ermitteln, die eine realistische Zielsetzung ermöglichen. Zu unter-scheiden ist, ob die Verbesserungsziele absolutformuliert und damit Schwankungen in derProduktionsmenge außer acht gelassen wer-den, oder ob die Ziele relativ, also in Abhängig-keit vom tatsächlichen Output, ausgedrücktwerden (vgl. Beispiel 3).

Die anspruchsvolleren absoluten Zielformulie-rungen sind sinnvoll, wenn auf bestimmte um-

Eine mittlere Genossenschaftsbank ermittelteim Rahmen einer Umweltprüfung für alle Filia-len die Umweltkennzahl “Papierverbrauch proMitarbeiter”. Der innerbetriebliche Vergleichzeigte, daß die Filialen mit dem sparsamsten Papiereinsatz 40 bis 50 Prozent weniger Papierverbrauchen als die Filiale mit dem höchsten Papierverbrauch pro Mitarbeiter. Auf dieser Basis ließ sich herausarbeiten, daß sich der Papierverbrauch durch doppelseitiges Kopie-ren, Überprüfung notwendiger Listenausdruk-ke, Verschicken von Nachrichten per EDV etc.auf weniger als 4.000 Blatt Papier pro Mitarbei-ter und Jahr beschränken läßt. Die erfolgrei-chen Einsparmaßnahmen der vorbildlichen Filialen wurden deshalb auf alle anderen Zweig-stellen der Bank übertragen.

Quantifizierte Umwelt-ziele machen Erfolge erst meßbar.

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weltrelevante Stoffe (z.B. Fluorchlorkohlen-wasserstoffe oder Einwegverpackungen) ganzverzichtet oder eine Umstellung auf umwelt-verträglichere Varianten (z.B. biologisch abbau-bare Schmieröle oder umweltverträgliche Kalt-reiniger) eingeleitet werden soll. Relative Ziel-formulierungen gelten dagegen als günstig,wenn ein bestimmter Verbrauch oder eineEmission nicht ganz zu vermeiden sind, aber bezogen auf die Produktionsmenge effizienter genutzt oder verstärkt vermieden werden kön-nen. Ein typisches Beispiel ist der Energiever-brauch: Er läßt sich durch Sparmaßnahmenzwar pro Stück produzierter Ware senken, einevöllige Vermeidung ist jedoch bei Beibehaltungder Produktion nicht möglich.

Dokumentation der kontinuierlichenVerbesserungEin regelmäßiger Soll-Ist-Vergleich auf der Basis von Umweltkennzahlen hilft:

● zu überprüfen, ob die gesetzten Umwelt-ziele erreicht wurden,

● bei der Dokumentation der kontinuierlichenVerbesserung im Umweltschutz.

Gleichzeitig läßt sich sicherstellen, daß bei Ab-weichungen vom Sollwert entsprechende Kor-rekturmaßnahmen eingeleitet werden.

Mit Umweltkennzahlen können Sie auch Teilevon Umweltbetriebsprüfungen (Umweltaudits)erfüllen, wie sie von der ➜EG-Öko-Audit-Ver-ordnung gefordert werden. Diese verlangt, daßauf Standortebene regelmäßig und systema-tisch überprüft wird, ob die Umweltmanage-mentaktivitäten im Einklang mit Umweltzielenund Umweltprogramm auf eine kontinuierlicheVerbesserung des betrieblichen Umweltschut-zes hinwirken. Die regelmäßige Ermittlung vonUmweltkennzahlen trägt nicht nur zur syste-matischen Zielverfolgung und -kontrolle bei,sondern erlaubt auch Aussagen zur kontinuier-lichen Verbesserung in den wichtigen Umwelt-bereichen (vgl. Beispiel 4).

Kommunikation der UmweltleistungUmweltkennzahlen sind in erster Linie ein inter-nes Instrument zur Messung und Verbesserungder Umweltleistung eines Unternehmens. Auf-grund ihrer Eigenschaft, wichtige Sachverhalteknapp und prägnant darzustellen, eignen siesich aber auch zur ➜Umweltberichterstattung,wobei nicht alle intern ermittelten Kennzahlenveröffentlicht werden müssen. Durch eine offe-ne, datengestützte Berichterstattung über Um-welterfolge und noch bestehende Probleme läßtsich aber ein Vertrauensverhältnis mit Behör-den, Nachbarn und Umweltinitiativen aufbauenund das umweltbezogene Unternehmensimagein der Öffentlichkeit verbessern. Anhand einerüberschaubaren Auswahl von Umweltkennzah-len können sich externe Zielgruppen über we-

Eine mittelständische Brauerei begann Ende der achtziger Jahre bei der Bier-herstellung auf regionale Rohstoffe aus ökologischem Landbau umzustellen.Der Anteil von Ökobier am Gesamtausstoß konnte von knapp vier Prozentin 1987 auf über 67 Prozent in 1993 gesteigert werden. Bezogen auf dieseUmweltkennzahl formulierte die Brauerei eine Steigerung des Anteils vonÖkobier auf 80 Prozent in 1994 und auf 100 Prozent bis zum Jahr 1995 alsUmweltziel. Dieses konnte inzwischen erreicht werden.

Absolute und relative Zielformulierungen

Absolutes Ziel:Reduzierung des Energieverbrauchs in derProduktion von 75.000 Megawattstunden(MWh) auf 50.000 MWh bis Ende 1998.

Relatives Ziel:

Senkung des Energieverbrauchs in der Produktion von 100 Kilowattstunden (kWh)pro Stück auf 80 kWh pro Stück bis Ende1998.

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sentliche Tendenzen informieren, ohne von einer Vielzahl komplexer Umweltdaten überfor-dert zu werden. Wie im internen Umweltcon-trolling ist auch für die externe Umweltbericht-erstattung wichtig, den Blick auf das Wesent-liche nicht zu verstellen.

Eine gute Handhabe für die Konzentration aufdie wichtigsten Umweltkennzahlen bieten dieAussagen der ➜EG-Öko-Audit-Verordnung zur➜Umwelterklärung. Mit Blick auf die Zielgrup-pe Öffentlichkeit fordert sie die Publikation wesentlicher Angaben zum Umweltschutz inknapper und verständlicher Form (Zusammen-fassung der wichtigsten Umweltdaten). Dienachfolgende Kennzahlenauswahl entsprichtdiesen Mindestanforderungen (Art. 5 Abs. 3der Verordnung) und kann um wichtige firmenspezifische Kennzahlen ergänzt werden(z.B. Einsatz umweltrelevanter Hilfsstoffe, Ver-packungen, Verkehr).

Während absolute Zahlen die Beurteilung derGesamtverbräuche und -emissionen erlauben,ermöglichen relative Kennzahlen die Beurtei-lung der Umwelteffizienz im Vergleich zur Pro-duktionsentwicklung oder zu anderen Betrie-ben. Sich in der Umweltberichterstattung aufeine Kennzahlenart zu beschränken, hieße, nureine Seite der Medaille darzustellen. Um umfas-send und verständlich zu informieren sowie dieEntwicklung des betrieblichen Umweltschutzesglaubwürdig darzustellen, müssen Umweltbe-

richte sowohl absolute als auch relative Kenn-zahlen bieten. Sie können beispielsweise am Anfang des Umweltberichts oder der ➜Umwelt-erklärung in einer übersichtlichen Tabelle zusam-mengefaßt und nachfolgend kommentiert sein.Basisdaten des Unternehmens (Produktion, Umsatz, Zahl der Mitarbeiter) sowie eine kurzeErläuterung der gewählten Bezugsgrößen soll-ten die Darstellung der Umweltkennzahlen er-gänzen. Weitere Hinweise enthalten die DIN-Norm 33922 zur ➜Umweltberichterstattungsowie der Leitfaden “Umweltberichte, Umwel-terklärungen – Hinweise zur Erstellung und Ver-breitung”, herausgegeben von future e.V.

Beispiel 4: Darstellung der kontinuierlichen Verbesserung

Ausgewählte Umweltkennzahlen einer Spinnerei im Jahresvergleich

1993 1994 1995 Tendenz

Produktion in kg 4.075.000 3.640.000 2.940.000 ➘➘

Wasserverbrauch in m3 249.670 241.450 219.010 ➘➘

Wasserverbrauch/Garn in m3/kg 61 66 66 ➚ o

Anteil Öko-Tex-zertifizierter Ware in % 50 90 98 ➚➚

Restmüllmenge in kg 158.014 102.598 81.658 ➘➘

Restmüllmenge/Garn in g/kg 39 28 27 ➘ o

Eine mittelständische Buntgarn-Spinnerei legte für die kontinuierliche Verbesserung im Umweltschutz die Bereiche Wasserver-brauch, Produkte und Restmüll als Schwerpunkte fest. Die dafür ermittelten Umweltkennzahlen werden jährlich fortgeschrieben.Die Entwicklung der Produktionsmenge ergänzt dabei die absoluten Kennzahlen sowie die relativen Kennzahlen pro Produktions-einheit. Daraus kann man ersehen, daß sich eine kontinuierliche Verbesserung nicht zwangsläufig in allen Bereichen realisierenläßt. Während bei steigender Produktion die relativen Verbräuche und Emissionen sinken (aufgrund der besseren Auslastung vonProduktionskapazitäten), können bei rückläufiger Produktion die relativen Kennzahlen pro Produktionseinheit trotz entsprechen-der Umweltschutzmaßnahmen ansteigen oder stagnieren (vgl. Wasserverbrauch in m3/kg Garn).

Umweltkennzahlen für die Umwelterklärung(gemäß Art. 5 der EG-Öko-Audit-Verordnung)

Absolut Relativ

Produktionsmenge (= PM) in Stück, kg etc. PM —

Rohstoffverbrauch kg kg/PM

Energieverbrauch kWh kWh/PM

Wasserverbrauch m3 m3/PM

Abfallmenge kg kg/PM

Verwertungsquote Abfall — %

Abwassermenge m3 m3/PM

Luftemissionen (z.B. CO2, NOx, Staub etc.) kg kg/PM

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Die Input-Output-Analyse ist der Einstieg in

die Kennzahlenbildung.

Vorgehensweise bei der Bildungvon UmweltkennzahlenDie Vorgehensweise bei der Einrichtung einesUmweltkennzahlensystems im Betrieb gliedertsich in fünf Schritte (vgl. Abb. S. 7):

1. Situationsanalyse/Bestandsaufnahme

2. Festlegung des Kennzahlensystems

3. Datenerfassung und Kennzahlenbildung

4. Anwendung der Kennzahlen

5. Überprüfung des Kennzahlensystems.

1 Situationsanalyse/Bestands-aufnahme

Wer eine sinnvolle Auswahl von Umweltkenn-zahlen treffen will, muß sich die umweltrelevan-ten Aspekte seiner Geschäftstätigkeit bewußt-machen. Dabei gilt es, auch den Zustand derUmwelt am Standort oder in der Region sowiegesellschaftliche Umweltziele und externe An-forderungen zu berücksichtigen. Erst dann las-sen sich für die Kennzahlenermittlung und -anwendung Schwerpunkte bestimmen. Stand-orte, die sich am Öko-Audit-System der Euro-päischen Union beteiligen, können dabei aufdie Ergebnisse der ersten Umweltprüfung sowiedas Verzeichnis von Umweltauswirkungen zurückgreifen. Unternehmen, die ein Umwelt-managementsystem nach ➜ISO 14001 einge-richtet haben, orientieren sich bei der Schwer-punktsetzung am besten an den ermitteltenumweltrelevanten Aspekten.

Für Betriebe, die noch kein Umweltmanage-mentsystem besitzen oder auch nicht anstre-ben, ist das Erstellen einer Input-Output-Ana-lyse (➜betriebliche Umweltbilanz) ein guterAusgangspunkt für die Ableitung von Kennzah-len. Da sie die wichtigsten ein- und ausgehen-den Stoff- und Energieströme zusammenfaßt,läßt sich auf ihrer Grundlage beurteilen, wiedas Unternehmen auf die Umwelt einwirkt(vgl. Beispiel 5).

Zunächst genügt es, die wichtigsten In- undOutputströme zu erfassen und zusammenzu-stellen. Als Leitlinie für die Beurteilung umwelt-relevanter Aspekte kann außerdem Anhang 1Cder ➜EG-Öko-Audit-Verordnung dienen. Erenthält die bei der Durchführung von Umwelt-prüfungen sowie der Ableitung von Umwelt-zielen und -programmen zu behandelnden Gesichtspunkte, die zugleich mögliche Bereichefür die Ermittlung von Kennzahlen darstellen.Weitere Hinweise für die Durchführung vonUmweltprüfungen oder die Erstellung ➜be-trieblicher Umweltbilanzen nach dem Input-Output-Schema sind dem “Handbuch Um-weltcontrolling” zu entnehmen.

2 Festlegung des Kennzahlen-systems

Der allgemeinen Umweltkennzahlensystematik(vgl. Abb. S. 5) lassen sich zunächst die wichtig-sten Bereiche für die Festlegung eines unter-nehmensspezifischen Kennzahlensystems ent-nehmen. Die im ersten Schritt ermittelten um-weltrelevanten Aspekte der Geschäftstätigkeitweisen dabei auf zu setzende Schwerpunktehin. Man sollte bei der Zusammenstellung desUmweltkennzahlenverzeichnisses immer dasPrinzip der Zielorientierung im Auge behaltenund Kennzahlen nur in Bereichen ableiten, diedem Betrieb direkten Einfluß auf Verbesserun-gen bieten.

Die Tabelle auf Seite 16 zeigt den beispielhaf-ten Aufbau eines Umweltkennzahlenverzeich-nisses. Sie enthält neben der Bezeichnung derUmweltkennzahl auch die Einheiten der absolu-ten und relativen Kennzahlen sowie die dafürverwendeten Bezugsgrößen. Außerdem ist bei-spielhaft vermerkt, welche Umweltkennzahlenerste Priorität besitzen (Spalte ”Kern” für Kern-Umweltkennzahl) und welchen Erhebungs-grundlagen sie entsprechen.

Beim ersten Schritt müssen nicht in allen Be-reichen Kennzahlen abgeleitet werden. Ver-suchen Sie zunächst, diejenigen Sachverhalte

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zu erfassen, die wahrscheinlich deutliche Aus-wirkungen auf die Umwelt haben. BedenkenSie jedoch, daß nicht alle umweltrelevanten Gesichtspunkte einfach darzustellen sind. Einemangelnde Verfügbarkeit von Umweltdatensteht nicht automatisch für eine geringe Um-weltrelevanz, häufig ist sogar das Gegenteil derFall. Achten Sie bei der Auswahl der Umwelt-kennzahlen darauf, daß sie die Umweltsituationdes Unternehmens möglichst adäquat wieder-geben. Eine Beschränkung auf wenige hoch-aggregierte oder gar eine einzige Kennzahl istim Umweltbereich nicht sinnvoll. Es geht viel-mehr darum, die relevanten Bereiche mit einerüberschaubaren Anzahl prägnanter Kennzahlenausreichend abzudecken.

Problem: Sie wollen mit der Erstellung eines Umweltkennzahlen-verzeichnisses beginnen, wissen aber nicht, wo Sie die Schwerpunkte

setzen sollen und woher Sie die Daten bekommen.

Tip: Beginnen Sie mit der Zusammenstellung von Umweltleistungskenn-zahlen. Die absoluten Daten hierfür können aus bestehenden Daten-

quellen (Energieabrechnungen, Abfallbericht, Verkaufsstatistik, Gefahrstoff-kataster) oder direkt aus betrieblichen Umweltbilanzen übernommen wer-den. Sie stellen die wichtigsten Steuerungsgrößen Ihres Umweltcontrollingdar und zielen gleichzeitig auf Effizienzsteigerungen und Kostensenkungenab. Dann können Sie diese nach Bedarf um Kennzahlen aus dem Manage-mentbereich ergänzen (z.B. Arbeitssicherheitsaufzeichnungen, Unfallmel-dungen, Schulungsverzeichnisse). Wichtige Kennzahlen, die Sie im erstenJahr aufgrund fehlender Datenbasis nicht bilden können, sollten Sie ebenfallsins Verzeichnis aufnehmen und deren Ermittlung als Ziel für Folgejahre fest-halten.

Beispiel 5: Betriebliche UmweltbilanzMittelständisches Textilunternehmen

INPUT 1993 OUTPUT 1993

1. Umlaufgüter (kg) 2.191.381 1. Produkte (kg) 1.954.244

1.1. Rohstoffe — 1.1. Beinbekleidung 1.100.066

1.2. Halb- und Fertigwaren 1.133.256 1.2. Oberbekleidung —

1.3. Hilfsstoffe 950.116 1.3. Transportverpackung 268.005

1.3.1. Farbstoffe 26.110 1.4. Produktverpackung 586.173

1.3.2. Chemikalien 230.920 2. Abfall (kg) 215.454

1.3.3. Produktverpackung 691.740 2.1. Sonderabfall —

1.3.4. Produktzutaten 1.346 2.2. Wertstoffe 155.774

1.4. Betriebsstoffe 108.009 2.3. Restmüll 59.680

1.4.1. Öle/Fette 586 3. Energieabgabe (kWh) 12.226.744

1.4.2. Transportverpackung 307.423 3.1. Abwärme Wasser 4.512.672

2. Energie (kWh) 12.226.744 3.2. Abwärme Luft 7.714.072

2.1. Gas 8.015.974 4. Abwasser (kg) 49.529.383

2.2. Strom 2.649.340 4.1. Wasser 49.322.400

2.3. Heizöl EL 1.561.430 4.2. Farben 5.773

3. Wasser (kg) 61.653.000 4.3. Chemikalien 201.120

3.1. Stadtwasser 61.653.000 5. Abluft (kg) 14.342.300

3.2. Rohwasser — 5.1. NOX 2.002

5.2. SO2 531

5.3. CO2 2.009.167

5.4. Wasserdampf 12.330.600

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3 Datenerfassung und Kennzahlenbildung

Nach der internen Festlegung des Kennzahlen-systems ist die Datenerfassung zu organisieren.Dabei gilt es, die zugrundegelegten Datenerfas-sungs- und Abgrenzungsrichtlinien festzuhalten– eine wesentliche Voraussetzung für Zeitreihen-und Betriebsvergleiche. Es muß nämlich gewähr-leistet sein, daß die einander gegenübergestell-ten Kennzahlen nach der gleichen Systematikabgeleitet und erfaßt werden. Hierfür empfiehltes sich, die festgelegten Datenerfassungskrite-rien pro Kennzahl in einem Verzeichnis zu doku-mentieren, das folgende Punkte enthält:

● Bezeichnung der Umweltkennzahl,

● Abgrenzung der Basisdaten und gegebenen-falls der Bezugsgrößen,

● Datenquelle,

● gegebenenfalls festgelegte Umrechnungs-faktoren,

● Häufigkeit der Kennzahlenbildung,

● Verantwortlichkeit für die Datenerfassung,

● Bildung absoluter und relativer Umwelt-kennzahlen.

Absolute Umweltkennzahlen können oftmalsdirekt aus vorhandenen Datenquellen im Unter-nehmen (z.B. Energieabrechnungen, Absatz-statistik, Abfallbilanz, Gefahrstoffkataster) ge-bildet oder aus betrieblichen Umweltbilanzenübernommen werden. Um relative Kennzahlenzu erhalten, können Sie Gliederungs- und Be-ziehungszahlen bilden. Mit Gliederungszahlenläßt sich der Anteil einer Untergruppe am Gesamten ermitteln, beispielsweise der Anteildes Energieträgers Gas am Gesamtenergiever-brauch (vgl. Energiekennzahlen S. 22):

Eine weitere beispielhafte Gliederungszahl wäreder Verwertungsanteil am Gesamtabfall oderder Verpackungsanteil am Produkt in Prozent.

Beziehungszahlen setzen dagegen absoluteKennzahlen ins Verhältnis zu Betriebsgrößen,die mit ihnen ursächlich in Verbindung stehen.Oftmals wird damit die Effizienz eines In- oder

Beispielhafter Aufbau eines Umweltkennzahlenverzeichnisses

Umweltkennzahl Einheit Kern Erhebungsgrundlagen

absolut relativ Bezugsgröße

1. Energie MWh kWh/kg Produktion in kg Kern aus betrieblicher Umweltbilanz

2. Reinigungsmittel kg g/m2 Bürofläche in m2 nur Verwaltungsgebäude

3. Farben und Lacke kg kg/t OutputLackiererei in t

4. Produktverpackung t % Produktgewichtin t

Kern

5. Abfall gesamt t kg/t Produktion in kg Abfallbegriff nach KrW-/AbfG

6. Abfall zur Verwertung t % Abfall gesamt in t Kern gemäß KrW-/AbfG

7. Kohlendioxid (CO2) t kg/kg Produktion in kg Feuerungs- und Prozeßemissionen

8. Durchgeführte Schulungen h h/MA Mitarbeiter (MA) inkl. Arbeitssicherheit

9. Arbeitsunfälle Anzahl Anzahl/1.000 MA

1.000 MA Kern nach Definition Berufsgenossen-schaft (> 3 Tage)

Problem: Sie wollen einen Katalog von Kern-Umweltkennzahlen zurBewertung der Umweltleistung des Unternehmens zusammenstellen,

wissen aber nicht, wie Sie am besten Prioritäten setzen können.

Tip: Erstellen Sie in Absprache mit den Verantwortlichen oder im Projektteam zunächst einen umfassenden Katalog möglicher Umwelt-

kennzahlen aus allen Bereichen. Wählen Sie dann für jeden Bereich ein bis zwei Kern-Umweltkennzahlen aus, anhand derer Sie die Umwelt-leistung beurteilen wollen. Heben Sie diese im Verzeichnis besonders hervor. In der ersten Phase können Sie dann die zentrale Kennzahlen-bildung auf jene Kern-Umweltkennzahlen beschränken. Die anderen Kenn-zahlen können nach Verfügbarkeit der Daten als Zusatzinformation mitver-folgt oder bereichsbezogen zur Bewertung der Umweltleistung eingesetztwerden.

Energieträgeranteil Gas = Gas in MWh

Energie gesamt in MWh

= 8.015 MWh12.226 MWh

= 65%

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Outputs pro Bezugsgröße ermittelt, wie etwader spezifische Energieverbrauch in Kilowatt-stunden pro Kilogramm Output:

Auch der Kopierpapierverbrauch pro Mitarbei-ter, die Anzahl der Schulungen pro Beschäftig-tem oder die Ausschußmenge einer Maschinepro Betriebsstunde sind Beispiele für Bezie-hungszahlen.

Eine Auswahl von Möglichkeiten für das Bildenrelativer Kennzahlen zeigt die nachfolgendeUmweltkennzahlenmatrix auf. Die Längsachsenennt beispielhafte absolute Kennzahlen (Basis-daten), die mit den aussagefähigen Bezugsgrö-ßen der Querachse verknüpft werden können.Ein ”✗” kennzeichnet sinnvolle Kombinationen.Die Matrix umfaßt neben den Hauptbereichender Input-Output-Analyse auch Themen, diesich auf Anhang 1 C der EG-Öko-Audit-Verord-nung beziehen. Je nach Unternehmen kann dieMatrix in der Längs- und Querachse betriebs-spezifisch ergänzt oder angepaßt werden.

Wesentlich für die Ableitung von Beziehungs-zahlen ist die Auswahl der Bezugsgrößen. Siemüssen exakt definiert und in einem logischenZusammenhang zur Basiskennzahl stehen. Pro-bleme ergeben sich häufig bei produktionsbezo-genen Kennzahlen zur Effizienzbeurteilung, mitdenen beispielsweise der Verbrauch an Ressour-cen in Beziehung zur damit erzielten Produk-tion gesetzt wird. Falls möglich, sollte deshalbdie Erfassung der Produktionsmenge analogder Input-Output-Systematik in Kilogrammoder Tonnen angestrebt werden. Für gleich-artige Produkte kann man parallel auch Stück-zahlen als Einheit benutzen. Bei einer Vielzahlunterschiedlicher Produkte ist es jedoch schwie-rig, alles auf eine gemeinsame Produktions-

basis, die in Gewichts- oder Stückzahlen ausge-drückt wird, zu beziehen. Dann bietet sich dieMöglichkeit, Ressourcenverbräuche oder Emis-sionen auf Behelfsgrößen wie Herstellkostenoder Umsatz zu beziehen. Trotzdem sollte manvorsichtig sein: Umsatzverschiebungen zwi-schen Produktionsbereichen mit unterschied-licher Umweltrelevanz können sich verzerrendauf die Gesamtkennzahlen auswirken.

Außerdem ist bei der Festlegung der Bezugs-größe Produktoutput oder Produktion auf eineinhaltlich stimmige Abgrenzung zu achten. Oftweicht in einem Jahr die verkaufte Produktmen-ge von der eigentlichen Produktion ab (z.B.durch Auf- oder Abbau von Beständen), oderes werden Halbfertig- und Fertigprodukte vonFremdfirmen bezogen, die keinen Zusammen-hang mit den Umweltbelastungen im eigenen

Spezifischer Energie-verbrauch

= Energie in MWhProdukte in kg

=12.226 MWh1.100.066 kg

= 11,11 kWh/kg

Beispiel 6: Umweltkennzahlenmatrix für die Kombi- nation von Basisdaten und Bezugsgrößen

Basisdaten

Materialinput ✗

Verpackungen ✗ ✗

Reinigungsmittel ✗

Energieinput ✗ ✗ ✗

Wasserinput ✗ ✗

Abfall ✗ ✗

Abwasser ✗ ✗

Abluft ✗ ✗

Verkehr ✗ ✗

Arbeitsunfälle ✗ ✗ ✗

Beschwerden ✗

Schulungen ✗ ✗

Umweltkosten ✗ ✗

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Haus haben. Bei einem mehrstufigen Produk-tionsprozeß kann auch der Auf- oder Abbauvon Zwischenlägern zu Veränderungen im Pro-duktoutput führen. Umweltkennzahlen verlie-ren aber ihre Aussagefähigkeit, wenn betrieb-liche Verbräuche oder Emissionen eines Jahreszur Produktion anderer Perioden (Fertigwaren-lagerabbau) oder zum Fremdzukauf ins Verhält-nis gesetzt werden. Es ist deshalb oft sinnvoller,die Produktionsmenge auf die Fertigungsmen-ge in den wichtigsten Prozeßstufen zu bezie-hen als auf reine Output- oder Absatzzahlen.

Bei personenbezogenen Verbräuchen (z.B. Kopierpapier) oder Emissionen ist oft die Be-zugsgröße “pro Mitarbeiter” sinnvoll, die inDienstleistungs- und Verwaltungsbetrieben eingesetzt wird (Banken, Behörden, Versiche-rungen).

Falls bei der Herstellung verschiedener Produk-te eine einfache Addition der Gewichte oderStückzahlen nicht sinnvoll ist, kann eine unter-schiedliche Gewichtung von Produkten im Sin-ne eines Produktionsindexes stattfinden. Ist einem Hersteller von Hausgeräten beispiels-weise bekannt, daß die Produktion von Gefrier-geräten viermal so ressourcen- und abfallinten-siv ist wie die von Geschirrspülern und doppeltso intensiv wie diejenige von Kühlschränken,so können die produzierten Stückzahlen im Verhältnis 4:2:1 gewichtet werden. Aufbauendauf dem Produktionsniveau eines Basisjahrs(gleich 100 Prozent) lassen sich dann die rela-tiven Produktionsveränderungen in Prozent angeben.

4 Anwendung der Kennzahlen im Betrieb

Die vorliegenden Umweltkennzahlen könnendem Unternehmen durch ➜Betriebsvergleicheoder ➜Zeitreihenvergleiche zu verschiedenenZwecken wie Schwachstellenanalyse oder Ablei-tung von Umweltzielen dienen. In erster Liniesind sie dabei ein internes Instrument zur Mes-sung und Verbesserung der Umweltleistung. Esist deshalb wünschenswert, daß sie auch in denFachabteilungen zur Steuerung und Kontrolleder Umweltauswirkungen verwendet werden.Dabei ist eine Begrenzung der dargestellten Daten auf ein überschaubares Maß unabding-bar, um die Sicht auf das Wesentliche nicht zuverstellen. Je Anwender (Umweltbeauftragter,Geschäftsleitung, Abteilungsleiter) sollte sichdie Darstellung der wichtigsten Informationendeshalb auf zehn bis 15 Umweltkennzahlen be-schränken und dadurch dem Ziel, Informatio-nen knapp und prägnant zusammenzufassen,entsprechen.

Falls nur eine Person im Unternehmen mit Auf-bau und Anwendung des Kennzahlensystemsbetraut ist, reicht es zur Beschränkung des Er-fassungs- und Auswertungsaufwands, nur diezehn bis 15 wichtigsten Kern-Umweltkennzah-len zu bilden. Sind dagegen mehrere Abteilun-gen, Fertigungsstufen oder Prozesse beteiligt,sollte man in möglichst vielen Bereichen einebegrenzte Anzahl von Umweltkennzahlen alsControllinginstrument in den betrieblichen Ab-lauf integrieren. Zur effizienten Planung wer-den diese mit Zielwerten hinterlegt (Soll-Vor-gabe) und in regelmäßigen Abständen mit demIst-Zustand verglichen. Eine Kopplung mit be-reits vorliegenden betriebswirtschaftlichen oderproduktionstechnischen Kennzahlen erleichtertden jeweiligen Anwendern den Zugang zur Information. Wie Umweltkennzahlen mit her-kömmlichen Steuerungsgrößen in einem so-genannten Cockpit-Chart zusammengefaßtwerden können, stellt die folgende Abbildungdar. Die wichtigsten Kennzahlen sind abtei-lungs- oder unternehmensbezogen mit Ziel-

Problem: Ein Werksleiter will für die Bereiche Energie- und Wasser-verbrauch sowie für das Abfallaufkommen relative Umweltkennzahlen

bilden, wie beispielsweise:

● spezifischer Energieverbrauch in kWh/kg Produktion,

● spezifischer Wasserverbrauch in l/kg Produktion,

● spezifisches Abfallaufkommen in g/kg Produktion.

Die Verbräuche und Emissionen sollen auf die Produktion bezogen werden.Als Bezugsgröße kommen dafür aber weder die Menge der verkauften Pro-dukte noch der Fertigwarenlagerzugang in Frage, da sie interne Bestandsver-änderungen aus Vorperioden und den Fremdzukauf von Halb- und Fertig-produkten enthalten.

Tip: Eine angemessene Basis für die Bildung produktionsbezogener Um-weltkennzahlen erhält man, wenn die Produktion (der Durchsatz) der

umweltintensivsten Fertigungsschritte betrachtet wird. Für den spezifischenWasserverbrauch ist beispielsweise die Fertigungsmenge der Färberei als Be-zugsgröße sinnvoll, wenn sie nahezu den gesamten Wasserverbrauch verur-sacht. Für die anderen Kennzahlen ergibt sich die Bezugsgröße aus dem Mit-tel der Fertigungsmengen in den durchlaufenen Produktionsschritten.

Für Dienstleistungsunter-nehmen ist es sinnvoll,

die Verbräuche auf Mitar-beiter zu beziehen.

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werten hinterlegt. Durch die regelmäßige Er-mittlung der Ist-Daten (z.B. monatlich, viertel-jährlich) und deren Vergleich mit den Soll-Werten wird auf einen Blick die Entwicklungder wichtigsten traditionellen und umwelt-bezogenen Kennzahlen möglich. Cockpit-Charts sind (wie die verschiedenen Meßgeräteim Cockpit eines Piloten) ein wichtiges Instru-ment zur Zielverfolgung und -kontrolle. Im Sinne eines Frühwarnsystems können bei Ab-weichungen vom Soll-Wert rechtzeitig Korrek-turmaßnahmen zur Zielerreichung eingeleitetwerden.

5 Überprüfung des Kennzahlen-systems

Das Umweltkennzahlensystem muß in regelmä-ßigen Abständen daraufhin überprüft werden,ob es noch für die Messung und Verbesserungder Umweltleistung geeignet ist. Man solltesich dabei folgende Fragen stellen:

● Spiegeln die bisherigen Kennzahlen die Um-weltauswirkungen angemessen wider?

● Können neue oder nützlichere Umweltkenn-zahlen entwickelt und eingesetzt werden?

● Kann die Qualität und Zuverlässigkeit beider Datenerfassung erhöht werden?

● Stehen für die Bildung von Umweltkennzah-len ausreichend Ressourcen zu Verfügung?

● Werden die Kennzahlen häufig genug gebil-det, um aktuelle Steuerungsgrößen zu sein?

● Ermöglichen die Kennzahlen eine Quantifi-zierung von Umweltzielen?

Die Ergebnisse dieser Überprüfung sind in dasUmweltkennzahlensystem zu integrieren undim Umweltkennzahlenverzeichnis zu dokumen-tieren (vgl. S. 16).

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Nachfolgend wird für alle Bereiche des betrieb-lichen Umweltkennzahlensystems (vgl. Abb.Seite 5) eine beispielhafte Auswahl wichtigerKennzahlen dargestellt und erläutert. Dieser Katalog dient zusammen mit Hilfestellungenund praxisbezogenen Hinweisen als Anregungfür die Aufstellung eines unternehmensspezi-fischen Umweltkennzahlensystems.

Der Schwerpunkt liegt auf dem insbesonderefür mittelständische Unternehmen wichtigenBereich der Umweltleistungskennzahlen (Input-und Outputkennzahlen, Infrastruktur- und Ver-kehrskennzahlen). Ergänzend werden beispiel-hafte Umweltmanagement- und Umweltzu-standskennzahlen dargestellt und die unterneh-merischen Ziele skizziert, deren Verfolgung sieunterstützen. Der Leitfaden unterscheidet außerdem zwischen mengenbezogenen und kostenbezogenen Umweltkennzahlen.

UmweltleistungskennzahlenBei der Anwendung dieser Umweltkennzahlenempfiehlt es sich, zunächst vom Unternehmenoder vom Standort auszugehen (Unterneh-menskennzahlen, Standortkennzahlen). Dies istaus Erfassungsgründen am zweckmäßigsten,da die betrieblichen Daten meist auf Unterneh-mens- oder Standortebene vorhanden sind. Ineinem zweiten Schritt lassen sich dann Kenn-zahlen für einzelne Prozesse oder Abteilungenbilden.

Inputkennzahlen

Inputkennzahlen ermöglichen die Kontrollewichtiger Material-, Wasser- und Energieströ-me im Unternehmen. Dadurch sind Sie in derLage, die wesentlichen Ziele zu verfolgen undentsprechende Optimierungsmaßnahmen abzuleiten:

● effizienter Einsatz von Rohstoffen, Wasserund Energie,

● Senkung von Produktionskosten durch Ver-brauchsreduzierungen,

● Verringerung von Abfällen und Emissionendurch integrierten Umweltschutz,

● Reduzierung von Umweltbelastungen in denVorstufen der Produktion,

● Entwicklung umweltverträglicherer Produkte.

Inputkennzahlen untergliedern sich in Material-,Wasser- und Energiekennzahlen.

MaterialkennzahlenZur Bildung von Materialkennzahlen müssen die wichtigsten in den Betrieb eingehendenRoh-, Hilfs- und Betriebsstoffe erfaßt werden.Die Vielfalt der in den Betrieb eingehendenStoffe erscheint dabei oft als unüberbrückbaresHindernis. Als Strukturierungshilfe bietet sichhierzu die Aufstellung eines Input-Output-Kontenrahmens an, wie er bei betrieblichenUmweltbilanzen verwendet wird (vgl. Beispiel5). Jedem eingehenden Stoff entspricht einHauptkonto, das sich wiederum in umweltrele-vante Unterkonten gliedert. Auf dieser Basis lassen sich dann die jeweiligen Materialver-bräuche ermitteln. Um die Einsatzmengen ver-gleichen zu können, sollten sie einheitlich in Kilogramm oder Tonnen erfaßt werden. Fallsbestimmte Daten nur in Stück- oder Volumen-einheiten vorliegen, lassen sich über das Aus-wiegen repräsentativer Artikel Umrechnungs-faktoren für die Darstellung in Kilogramm oderTonnen bilden.

Aus den Materialverbräuchen leiten sich dannerste absolute Kennzahlen ab. Sie beschreibenbeispielsweise die Menge der umweltrelevan-ten Materialien, die in der Produktion einge-setzt werden. Neben den mengenmäßig wich-tigsten Rohstoffen gehören dazu vor allem umweltgefährdende Einsatzstoffe oder solche,für die allgemeine Reduktionsziele existieren.Dadurch lassen sich Optimierungsbestrebun-gen auf eine überschaubare Anzahl umwelt-relevanter Stoffe konzentrieren (z.B. Lösemit-tel, schwermetallhaltige Farbstoffe, Stoffe mitWassergüteklasse 3). Gleichzeitig dienen Um-weltkennzahlen dazu, den Ersatz von Problem-stoffen durch umweltverträgliche Alternativen

III. Betriebliche Umwelt- kennzahlen – Beispiele

Umweltleistungskennzahlen

Umweltmanagement- Umweltzu-standskennzahlen

kostenbezogenenmengenbezogenen

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(z.B. nachwachsende Rohstoffe, Mehrwegver-packungen, Recyclingrohstoffe, lösemittelfreieFarben und Lacke) zu steuern. Für die Bestim-mung problematischer Stoffe sind neben dereingesetzten Menge auch qualitative Aspektewie Ökotoxizität, Abbaubarkeit, Gesundheits-oder Sicherheitsrelevanz zu betrachten.

Materialkennzahlen können entweder absolutoder relativ, also im Verhältnis zur Produktions-menge (PM), in ➜Produktionseinheiten (PE)dargestellt werden. Zur Beurteilung der Produk-tion unter Umweltgesichtspunkten dient dieKennzahl “Rohstoffeffizienz”, die aus dem Ge-wicht (Kilogramm – kg – oder Tonnen – t) dereingesetzten Menge an Rohstoffen im Verhält-nis zur Menge aller gefertigten Produkte (bei-spielsweise in kg oder t) gebildet wird. Für Be-triebe mit unterschiedlichen Produkten sind solche relativen Kennzahlen vor allem auf Pro-zeß- oder Produktebene sinnvoll. Es können außerdem die Anteile bestimmter Materialienam Gesamtinput gebildet werden, um Steue-rungsgrößen für die Planung von Stoffsubsti-tutionen zu erhalten.

Weitere Materialkennzahlen lassen sich im Ge-fahrstoffbereich ableiten: Hier interessiert nichtnur die absolute Verbrauchsmenge (in kg odert), sondern auch die Anzahl der eingesetzten

Gefahrstoffe. Entsprechende Daten sind dennach Chemikaliengesetz geforderten Gefahr-stoffkatastern zu entnehmen. Auf diese Weisekönnen Vielfalt und Menge der verwendetenGefahrstoffe zielorientiert reduziert werden.

Die Augsburger Kammgarnspinnerei wählte als wesentliche Umweltkenn-zahl auf der Inputseite den Verbrauch eines umweltrelevanten Problem-stoffs in Kilogramm. Für die Kaltreiniger, die der Reinigung von Textil-maschinen dienen, wurde nach einer Reduktion von 20 Prozent in 1994 alsZiel für 1995 eine weitere Senkung um 20 Prozent (auf 845 kg) formuliert.Durch eine tatsächliche Abnahme des Verbrauchs um 35 Prozent auf 700Kilogramm konnte diese Zielsetzung mehr als erreicht werden. Für 1996ist eine weitere Verringerung des Kaltreinigereinsatzes um 10 Prozent (auf 630 kg) vorgesehen.

Kennzahlenkatalog Material

Kennzahl Einheit

Materialverbrauch gesamt absolut in t t

RohstoffeffizienzRohstoffeinsatz in t

PM in t%

Verpackungsmenge gesamt absolut in t t

Verpackungsanteil am ProduktVerpackungsmenge in t

PM in t%

Anteil MehrwegverpackungenMehrwegverpackung in tVerpackung gesamt in t

%

Artikelvielfalt Gefahrstoffe Anzahl Stück

Gefahrstoffverbrauch absolut in kg kg

Anteil nachwachsender RohstoffeMenge der nachwachsenden Rohstoffe in t

Materialverbrauch in t%

Umweltrelevante Problemstoffe absolut in kg kg

Umweltverträgliche Alternativstoffe absolut in kg kg

Materialkosten absolut in DM DM

Verpackungskosten absolut in DM DM

Spezifische VerpackungskostenVerpackungskosten in DM

PM in tDM/PE

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EnergiekennzahlenWichtigste Kennzahl ist zunächst der Gesamt-energieverbrauch (alle Energieträger und Einzel-verbraucher). Um die ermittelten Werte addie-ren oder vergleichen zu können, sollten sie am besten in Kilowattstunden (kWh) oder Mega-wattstunden (MWh) erfaßt werden. Da Erdgasoft in Kubikmeter (m3) und Heizöl in Liter (l) abgerechnet wird, müssen diese Größen umge-rechnet werden. In der nachfolgenden Tabellesind die wichtigsten Umrechnungsfaktoren aus-gehend von dem Gewicht in kg oder dem Volu-men (in l oder m3) der eingesetzten Energieträ-ger auf ihren Energiegehalt (kWh) angegeben:

Auf dieser Basis können die Anteile der jeweili-gen Energieträger in Prozent, die sogenanntenEnergieträgeranteile, ermittelt werden. Anhanddieser Kennzahl können Sie beispielsweise denStellenwert emissionsarmer Energieträger wieErdgas oder regenerativer Energieträger in Ih-rem Unternehmen darstellen. Darüber hinausläßt sich der Energieeinsatz auf die damit reali-sierte Produktionsmenge (PM) – unterneh-mensbezogen ausgedrückt in ➜Produktions-einheiten (PE) – beziehen (spezifischer Energie-verbrauch).

Wo dies aufgrund stark unterschiedlicher Pro-dukte nicht möglich oder sinnvoll ist, kann alter-nativ die Kennzahl “Anteil der Energiekosten inDM an den Herstellkosten in DM” gebildetwerden. Eine weitere Entscheidungsgröße istdie Energieintensität, die den Anteil eines be-stimmten Prozesses, einer Anlage oder einer

Abteilung am Gesamtenergieverbrauch aus-drückt. Für die energieintensivsten Herstel-lungsprozesse ist deshalb die Bildung prozeßbe-zogener Energiekennzahlen zur Effizienzkon-trolle sinnvoll. Aus betriebswirtschaftlicher Sichtsind außerdem die gesamten Energiekosten so-wie die Kosten einzelner Energieträger von In-teresse. Die spezifischen Energiekosten, etwain DM pro kWh, sollten nicht nur für extern be-zogene Energiequellen gebildet werden, son-dern auch für intern umgewandelte Energieträ-ger (Druckluft, Dampf, Heißwasser etc.). Dazugehören auch die internen Kosten für Umwand-lung und Transport der Energie. Beim kostenin-tensiven Energieträger Druckluft müssen bei-spielsweise Kosten für Strom, Abschreibungenund Personal sowie für die Wartung von Kom-pressoren und Druckluftnetz berücksichtigtwerden.

WasserkennzahlenDie Kennzahl Gesamtwasserverbrauch wirdüber alle Wasserarten und alle Wasserverbrau-cher ermittelt. Eine interessante Kennzahl, diedarauf aufbaut, ist die Art beziehungsweiseQualität des eingesetzten Wassers: Unterschei-

Die SKW Trostberg AG, ein Unternehmen derchemischen Industrie, hat das Ziel, den relativenStromverbrauch pro Kilogramm Produkt jähr-lich um fünf Pozent zu senken. Deshalb wurdeanlagenbezogen für alle Hauptprodukte die Pro-zeßkennzahl “Stromverbrauch in kWh/kg Pro-dukt” gebildet und entsprechende Ziele verein-bart. Die anlagenbezogene Zielerreichung wirdmonatlich durch einen Ist-Soll-Vergleich kontrol-liert. Die Abbildung zeigt den relativen Energie-verbrauch für ein Hauptprodukt des Unterneh-mens: Während das Ziel 1993 mehr als erreichtwerden konnte (-5,5%), verfehlte man es je-doch 1994 (-1,1%). Nach einer deutlichen Sen-kung in 1995 (-7%) vereinbarte man für 1996das Halten des Stromverbrauchs auf dem er-reichten niedrigen Niveau.

Umrechnungsfaktoren Energie in kWh

Erdgas 10,00 kWh/m3 12,66 kWh/kg

Heizöl leicht 9,93 kWh/l 11,68 kWh/kg

Heizöl schwer 10,27 kWh/l 11,17 kWh/kg

Steinkohle — 8,14 kWh/kg

Braunkohle — 5,35 kWh/kg

Fernwärme Zu erfragen beim zuständigen Versorgungsunter-nehmen (Stadtwerke, Fernheizkraftwerk etc.)

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den läßt sich hier zwischen Trinkwasser undRohwasser (Oberflächen-, Brunnen-, See-,Fluß- oder Regenwasser). Die Kennzahl “Was-serartenanteil” steht für den Anteil einer spezifi-schen Wasserart am Gesamtverbrauch in Pro-zent. Der spezifische Wasserverbrauch be-schreibt dagegen den Wasserverbrauch in Ku-bikmeter (m3) pro produzierter Einheit (Stück,Charge, kg etc.) und berücksichtigt dadurchSchwankungen in der Produktionsmenge. Jenach Wasserintensität (Anteil des Wasserver-brauchs eines Prozesses oder Produkts) lohnt es

sich auch, für einzelne Prozesse (Produkte, Ab-teilungen, Anlagen) Wasserkennzahlen zu bil-den. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht interes-sieren neben den Gesamtwasserkosten vor al-lem die spezifischen Wasserkosten für verschie-dene Wasserarten (in DM pro m3). Neben denKosten für den Wasserbezug zählen hierzu ins-besondere die Kosten für die Wasserförderungund -aufbereitung, denen wiederum die Ko-sten für Personal, Wartung, Aufbereitungsche-mikalien, Hilfsmittel sowie die kalkulatorischenAbschreibungen zugeschlagen werden.

Kennzahlenkatalog Energie

Kennzahl Einheit

Energieverbrauch gesamt absolut in DM kWh

Spezifischer Energieverbrauch Gesamtenergieverbrauch

PMkWh/PE

Energieträgeranteil Verbrauch pro Energieträger in kWh

Gesamtenergieverbrauch in kWh%

Energieintensität Energieverbrauch eines Prozesses (Produktes) in kWh

Gesamtenergieverbrauch in kWh%

Anteil Energie an interner Kreislaufführung Energie aus interner Wärmerückgewinnung in kWh

Gesamtenergieverbrauch in kWh%

Anteil regenerativer Energieträger Einsatz regenerativer Energie in kWh

Gesamtenergieverbrauch in kWh%

Energiekosten gesamt absolut in DM DM

Spezifische Energiekosten Energiekosten gesamt in DM Herstellkosten gesamt in DM

%

Spezifische Energiekosten pro EnergieträgerKosten pro Energieträger in DM

Verbrauch pro Energieträger in kWhDM/kWh

Kosteneinsparung durch Energiemaßnahmen absolut in DM DM

Kennzahlenkatalog Wasser

Kennzahl Einheit

Wasserverbrauch gesamt absolut in m3 m3

Wasserartenanteile Verbrauch pro Wasserart in m3

Gesamtverbrauch in m3 %

Spezifischer Wasserverbrauch Wasserverbrauch in m3

PMm3/PE

Wasserintensität Wasserverbrauch eines Prozesses (Produkts, ...) in m3

Gesamtwasserverbrauch in m3 %

Wasserkosten absolut in DM DM

Spezifische WasserkostenWasserkosten in DM

Herstellkosten gesamt in DM%

Spezifische Wasserkosten nach Wasserqualität Kosten pro Wasserart in DM

Verbrauch pro Wasserart in m3 DM/m3

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Outputkennzahlen

Outputkennzahlen ermöglichen die Kontrollevon Emissions- und Abfallströmen sowie dieSteuerung umweltrelevanter Produktaspekte.Sie unterstützen damit die Erreichung folgen-der Ziele:

● Identifizierung der Hauptemissions- und Abfallquellen,

● Verringerung von Abfall(Abluft/Abwas-ser)strömen und -kosten,

● Optimierung der Umwelteigenschaften derProdukte,

● Reduzierung lokaler Umweltauswirkungen.

Kennzahlen auf der Outputseite untergliedernsich in die Bereiche Abfall, Abwasser, Abluftund Produkte.

AbfallkennzahlenAbfallkennzahlen sind von zentraler Bedeutungfür das Umweltmanagement, lassen sich dochdurch Abfallvermeidung und -verwertung öko-logische Ziele aufs beste mit ökonomischenVorteilen verbinden. Ausgangsbasis bei ihrerBildung ist die Gesamtabfallmenge in Kilo-gramm oder Tonnen, wobei Sie sich am Abfall-begriff (“Abfall zur Entsorgung”) des Kreislauf-wirtschafts- und Abfallgesetzes (KrW-/AbfG)orientieren sollten. Das Gesamtabfallaufkom-men umfaßt darin alle Abfallströme, die verwer-tet oder beseitigt werden.

Abfälle, die der stofflichen oder energetischenVerwertung zugeführt und gemeinhin als Wert-stoffe bezeichnet werden, gelten nach demneuen Gesetz als “Abfall zur Verwertung”. Alleanderen Mengen fallen unter den Begriff “Ab-fall zur Beseitigung”. Setzt man die verwerte-ten Stoffe ins Verhältnis zur Gesamtabfallmen-ge, erhält man den Verwertungsanteil (bzw.die Recyclingquote) in Prozent. Der Anteil allernicht verwerteten Abfallmengen zur Deponie-rung oder Verbrennung (“Restmüll”, “haus-müllähnlicher Gewerbemüll”) am Gesamtabfallergibt die Beseitigungsquote in Prozent. Bei der

Bildung der Verwertungs- beziehungsweise Be-seitigungsquoten sollte jedoch Bauschutt ausge-nommen werden. Da diese Mengen meist unre-gelmäßig anfallen (nach größeren An- oder Umbauten, Neuinvestitionen, Stillegungen etc.),würden sie nur die Quoten verzerren. Sinnvollist es außerdem, nach besonders überwachungs-bedürftigen Abfällen (“Sonderabfall”) zu diffe-renzieren, wobei zunächst die absolute Mengevon Interesse ist. Ihren Anteil am Gesamtabfalldrückt die Sonderabfallquote in Prozent aus.

Die Kennzahl “Spezifisches Abfallaufkommen(in kg pro t Produkt)” stellt das Abfallaufkom-men in Abhängigkeit von der ausgebrachten➜Produktionsmenge (PM) dar. Sie kann überdas gesamte Abfallaufkommen gebildet werden(Gesamtabfall in kg pro t Produkt) oder sich nurauf eine bestimmte Abfallfraktion beziehen (z.B. Wertstoffmenge in kg pro t Produkt, Son-derabfallaufkommen in kg pro t Produkt). Füreinzelne Abfallströme, die besonders teuer,mengenmäßig bedeutend oder ökologisch be-denklich sind, kann die Bildung weiterer Unter-kategorien interessant sein. Zum Beispiel:

● Papierabfall pro Mitarbeiter (im Büro- undVerwaltungsbereich)

● Kupferabfall pro Motor (aufgrund der hohenMaterialkosten von Kupfer).

Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten sindvor allem die Abfallvollkosten wichtig, da sieauf Bereiche hinweisen, in denen eine Reduzie-rung der Abfallmengen zugleich eine deutlicheSenkung aller mit der Entsorgung verbundenenKosten bedeutet. Neben den externen Entsor-

Das Nestlé-Werk in Weiding stellte in seinerUmwelterklärung die Entwicklung der Umwelt-kennzahl “Abfall zur Beseitigung” dar: Durchden verstärkten Einsatz von Mehrweggebindenfür die Anlieferung von Rohstoffen und Packmit-teln sowie die konsequente Trennung und Ver-wertung von Wertstoffen ließ sich die Mengeder zu beseitigenden Abfälle von 1990 bis 1994von 859 auf 209 Tonnen reduzieren. Bis 1998soll sie unter 200 Tonnen sinken.

Abfallvermeidung und-verwertung verbinden

ökologische Ziele mitökonomischen

Vorteilen.

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gungsgebühren sollten darin auch interne La-ger-, Personal-, Abfallbehandlungs- und Trans-portkosten enthalten sein. Für eine Vollkosten-rechnung werden den Abfallkosten auch derEinkaufswert der entsorgten Materialien sowiedie erzeugte Wertschöpfung im Produktions-prozeß zugeschlagen. Die so ermittelten Kosten liegen oft beim Zehn- bis Zwanzig-fachen der üblicherweise wahrgenommenenAbfallkosten, die lediglich die Entsorgungs-gebühren umfassen.

AbluftkennzahlenEmissionen kommt aufgrund ihrer vielfältigenUmweltauswirkungen (Bodenversauerung,Treibhauseffekt etc.) eine besondere Bedeu-tung zu. Als Ausgangskennzahlen dienen dieabsoluten Mengen der emittierten Schadstoffe.Aufgrund der Vielzahl an Emissionen in die Luftsollten Sie sich auf die relevantesten Stoffe be-schränken. Dazu gehören:

● Stickoxide (NOx),

● Kohlendioxid (CO2),

● Schwefeldioxid (SO2),

● Staub,

● flüchtige organische Verbindungen (VOC).

Natürlich müssen die Frachten abhängig vonder unternehmensspezifischen Produktion aus-gewählt und gegebenenfalls durch andere Stof-fe ergänzt oder ersetzt werden. Da Emissionenin die Luft von Produktions- ebenso wie von

Energieumwandlungsprozessen ausgehen kön-nen, sind bei der Kennzahlenbildung sowohlProzeß- als auch Feuerungsemissionen zu be-rücksichtigen.

Für Betriebe, die genehmigungspflichtige Anla-gen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz be-treiben, können die regelmäßig zu erstellenden

Kennzahlenkatalog Abfall

Kennzahl Einheit

Abfall zur Entsorgung (Gesamtabfallaufkommen) absolut in t t

Spezifisches AbfallaufkommenAbfallart in t

PM in tkg/PE

Abfall zur Verwertung Verwertete Abfälle absolut in t t

Abfall zur Beseitigung Nicht verwertete Abfälle absolut in t t

VerwertungsquoteMenge verwerteter Abfälle in tGesamtabfallaufkommen in t

%

BeseitigungsquoteMenge nicht verwerteter Abfälle in t

Gesamtabfallaufkommen in t%

Besonders behandlungsbedürftiger Abfall Sonderabfall absolut in t t

SonderabfallquoteMenge der Sonderabfälle in tGesamtabfallaufkommen in t

%

Entsorgungskosten absolut in DM DM

Spezifische EntsorgungskostenEntsorgungskosten gesamt in DM

Herstellkosten gesamt in DM%

Die SKW Trostberg AG bestimmte für den Abluftbereich die Emission vonAmmoniak (NH3) als Kern-Umweltkennzahl. Ammoniak gilt als Luftschad-stoff, der lokal auch zu Geruchsbelästigungen führen kann. Mit den zustän-digen Behörden wurden 1989 deshalb freiwillig Reduktionsziele von zehnProzent pro Jahr vereinbart. Die schrittweise Umsetzung produktionsinte-grierter Abluftreduzierungsmaßnahmen konnte überdies die Installation einer teuren additiven Umwelttechnologie (Abgaswäsche) vermeiden. Bezogen auf die Ammoniakemissionen von 1989 (100 Prozent) konntendank dieser Maßnahmen jährliche Reduzierungen um bis zu 32 Prozent(1995) realisiert werden. Neben der deutlichen Übererfüllung der verein-barten Zielgrößen führten die prozeßintegrierten Lösungen auch zu einerVerbesserung der Produktionsabläufe.

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Emissionserklärungen ein wichtiger Ausgangs-punkt für die Bildung von Abluftkennzahlensein. Denken Sie jedoch daran, daß diese Erklä-rungen nicht alle Emissionsquellen im Unterneh-men erfassen und auch nicht alle relevantenLuftschadstoffe darin enthalten sind. So bleibtbeispielsweise die Emissionsmenge des Treib-hausgases CO2 bislang in solchen Erklärungennoch unberücksichtigt.

Für kleine und mittelständische Unternehmenkommt eine direkte Messung der Abluftmen-gen und -frachten aufgrund der hohen Kostenmeist nicht in Betracht. Hier sind Hochrechnun-gen aus Inputmengen oder aus dem Energie-verbrauch eine sinnvolle Möglichkeit, aussage-fähige Emissionsdaten zu erhalten (vgl. Kapitel4.3 im “Handbuch Umweltcontrolling”). Wasdie von Emissionserklärungen unberücksichtig-ten Kohlendioxidemissionen angeht, so gilt diesfür alle Unternehmen. Ausgehend vom Energie-verbrauch in kWh können anhand folgenderUmrechnungsfaktoren die CO2-Emissionen vonFeuerungsanlagen berechnet werden. Wenn

CO2 auch in Produktionsprozessen entsteht,sind diese Werte entsprechend zu addieren.

Abwasserkennzahlen

Ausgangsbasis ist die Gesamtabwassermengein Kubikmeter als Summe aller belasteten undunbelasteten Wasserströme, die vom Unterneh-men in die Kanalisation oder in Gewässer einge-leitet werden. Darauf aufbauend lassen sichdann die Kennzahlen “Abwassermenge unbe-lastet” (z.B. Kühlwasser) und “Abwasser mitSchadstofffracht” (z.B. belastetes Abwasser ausder Produktion, Sanitärabwasser) bilden.

Neben einer Darstellung der Mengenströme inKubikmeter sind auch Kennzahlen zu einzelnenSchadstofffrachten oder Schadstoffkonzentra-tionen sinnvoll. Da es in der Praxis oft nichtmöglich ist, alle im Abwasser enthaltenenSchadstoffe zu erfassen und zu analysieren,kann man sich pragmatischerweise bei mengen-mäßigen Schadstofffrachten auf “GefährlicheStoffe” nach § 7a Wasserhaushaltsgesetz(WHG) beschränken oder die Inhaltsstoffe mit der Liste wassergefährdende Stoffe nach § 19g WHG und dem Anhang 2 der Verwal-tungsvorschrift wassergefährdender Stoffe(VwVwS) abgleichen. Die ermittelten Schad-stoffkennzahlen lassen sich dann einzeln oderals Summenparameter ausweisen:

● Fracht an Schadstoffen insgesamt (Menge in kg oder t),

● Fracht an Schadstoffen in bezug auf die Produktion (z.B. in kg pro t) oder

● Schadstoffkonzentrationen vor der Einlei-tung in die Kanalisation oder ein Gewässer.

Als Abwasserkosten sollten analog zur Abfall-kostenrechnung die “vollen” Kosten des Ab-wassers statt der reinen Einleitegebühren er-faßt werden. Dazu gehören die Kosten für dieAbwasserreinigungsanlage einschließlich Ab-schreibungen, Personalkosten, Kosten für Hilfs-und Betriebsmittel und nicht zuletzt auch dieWasserkosten auf der Inputseite sowie die Ein-kaufskosten der im Abwasser enthaltenen Roh-

CO2-Emissionenen prokWh Energieeinsatz

CO2 in g/kWh

Erdgas 200

Heizöl leicht 260

Heizöl schwer 280

Strom Fremdbezug 492Quellen: Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags(1994), Europäisches Stromverbundnetz (UCPTE 93)

Kennzahlenkatalog Abluft

Kennzahl Einheit

Abluftmenge absolut in m3 m3

Abluftfracht1) (z.B. CO2, NOx, VOC, Staub, SO2)absolut in kg kg

Abluftfracht pro Produkteinheit1)

Abluftfracht (z.B. CO2, NOx, VOC, Staub, SO2) in kgPM

kg/PE

Kosten der Abluft-reinigung absolut in DM DM

Spezifische Abluft-reinigungskosten

absolut in DMHerstellkosten gesamt in DM

%

Emissionsdaten könnenaus den Inputmengen

oder aus dem Energie-verbrauch hochgerechnet

werden.

1) firmenspezifisch als Einzel-parameter auszuwählen

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Beispiel 11: Abwasservollkosteneines Textilbetriebs

Ein mittelständischer Textilveredler (ca. 400Mitarbeiter, 60 Millionen DM Produktionsum-satz) verursacht – schwerpunktmäßig in der Färberei – jährlich eine belastete Abwassermen-ge von rund 50.000 Kubikmeter. Für die kom-munale Abwasserentsorgung entrichtet das Unternehmen Gebühren von 79.000 DM. Dazukommen der interne Aufwand zur Abwasser-behandlung sowie die Einkaufskosten der im Abwasser enthaltenen Roh- und Hilfsstoffe. Fürdie interne Behandlung (Entnahme von Proben,Entflockung, Reinigung der Behandlungsanlage)fallen beispielsweise Personalkosten von 14.000DM sowie Materialkosten für das Entflockungs-mittel von 179.000 DM pro Jahr an. Mit den Einkaufskosten (336.000 DM) der im Abwasserenthaltenen Farbstoffe und Chemikalien undden Wasserkosten (33.000 DM) auf der Input-seite summieren sich die Abwasservollkostenauf 641.000 DM. Sie machen damit das Acht-fache der reinen Einleitegebühren aus.

Abwassergebühren 79.000 DM

Personalkosten interne Behandlung 14.000 DM

Materialkosten Entflockungsmittel 179.000 DM

Einkaufskosten Farbstoffe und Che-mikalien

336.000 DM

Wasserkosten (Input) 33.000 DM

Abwasservollkosten 641.000 DM

Kennzahlenkatalog Abwasser

Kennzahl Einheit

Abwassermenge gesamt absolut in m3 m3

Unbelastetes Abwasser absolut in m3 m3

Abwasser mit Schadstofffracht absolut in m3 m3

Spezifisches AbwasseraufkommenGesamtabwassermenge in m3

PM in tm3/t

Summe Inhaltsstoffe nach §7a WHG absolut in kg kg

Summe Inhaltsstoffe nach VwVwS absolut in kg kg

Schadstofffrachten absolut (z.B. P, N, AOX, Schwermetalle,,...) absolut in kg kg

Spezifische SchadstofffrachtenSchadstofffracht (z.B. P, N, AOX ...) in kg

PM in tkg/t

Schadstoffkonzentration im AbwasserSchadstoffe in kg

Abwassermenge in m3g/m3

Abwasserkosten absolut in DM DM

Spezifische AbwasserkostenAbwasserkosten gesamt in DMHerstellkosten gesamt in DM

%

und Hilfsstoffe. Erst eine solche Zusammen-stellung ermöglicht einen Gesamtüberblicküber die tatsächlichen Abwasserkosten.

ProduktkennzahlenAusgewählte Produktkennzahlen machen Ver-besserungen bei der Umweltverträglichkeit ein-zelner Produkte oder der gesamten Produktpa-lette meßbar. Sie dienen auch dazu, relativeVor- beziehungsweise Nachteile gegenüber an-deren Produkten und Wettbewerbern aufzuzei-gen. Produktkennzahlen können sich entwederauf die Produktherstellung im Betrieb beziehenoder Umweltaspekte im gesamten Produktle-benszyklus (z.B. beim Gebrauch, in der Vorpro-duktion, beim Transport, bei der Entsorgung)einschließen.

Erste zu ermittelnde Datengrundlage ist die ab-solute Menge der Produkte in Stück oder Kilo-gramm. Relative Produktkennzahlen (Anteilvon Produkten mit bestimmten Umweltmerk-malen an der gesamten Produktionsmenge inProzent) müssen firmenspezifisch entwickelt

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werden, da ihre Ausprägungen je nach Unter-nehmen und Branche unterschiedlich sind. Siekönnen beispielsweise folgende Produktaspek-te betreffen:

● Recyclingfähigkeit,

● Auszeichnung mit Umweltzeichen/Öko-labels,

● umweltverträgliche Entsorgung,

● Verwendung nachwachsender Rohstoffe,

● ressourcenschonende Herstellung,

● emissionsarme Herstellung und Verwendung,

● Lebensdauer.

Kennzahlen, die auf dieser Basis abgeleitet wer-den, sind etwa der Anteil von Produkten mitUmweltkennzeichnung (z.B. “Blauer Engel”) inProzent, der Anteil von Produkten mit recycling-fähiger Konstruktion oder der Prozentsatz vonProdukten aus nachwachsenden Rohstoffen.

Bei einer strategischen Ausrichtung auf Um-weltprodukte kommen auch die Kennzahlen“Umsatz mit Umweltprodukten” oder “Um-satzanteil von Umweltprodukten am Gesamt-umsatz” in Frage. Außerdem ist es, unabhän-gig von der Produktgestaltung, sinnvoll, den

Verpackungsbereich mit Hilfe von Kennzahlenzu betrachten, um Umweltbelastungen durchdie nachfolgende Entsorgung zu steuern. Ein-mal kann dies der Verpackungsmitteleinsatz alsabsolute Menge sein, zum anderen der durch-schnittliche Verpackungsanteil am Produkt alsrelative Kennzahl.

Die Augsburger Kammgarnspinnerei AG fertigtSchurwollgarne für Oberbekleidung und Bezugs-stoffe. Ein Teil der Produktpalette wurde be-reits 1993 nach dem Standard Öko-Tex 100 ge-prüft, der bestimmte umwelt- und gesundheits-schädliche Inhaltsstoffe ausschließt. Als Produkt-kennzahl bildete das Unternehmen deshalb denAnteil von Garnen, die nach Öko-Tex Standard100 geprüft sind, am Gesamtproduktoutput.Ausgehend von 50 Prozent in 1993 war es Ziel,den Anteil bis 1996 sukzessive auf 100 Prozentzu steigern. Nach der Erhöhung auf 90 Prozentin 1994 konnte dieses Ziel bereits 1995, also einJahr vor dem Zielzeitpunkt, erreicht werden.

Examples for Products Indicators Indicator

Kennzahl Einheit

Anteil Produkte mit Umweltzeichen/ÖkolabelsMenge der Produkte mit Ökolabel bzw. Umwelt-Auszeichnung in PE

Gesamtmenge der Produkte in PE%

Anteil Produkte aus ökologischen RohstoffenMenge der Produkte aus ökologischen Rohstoffen in PE

Gesamtmenge der Produkte in PE%

Anteil von Produkten mit RecyclingmaterialienMenge der Produkte mit Recyclingmaterialien in PE

Gesamtmenge der Produkte in PE%

Anteil MehrwegverpackungenMenge der Mehrwegverpackungen in t

Verpackungsmenge gesamt in t%

Verpackungsanteil am ProduktVerpackungsmenge in t

Gesamtmenge der Produkte in t%

Umsatz mit Umweltprodukten absolut in DM DM

Umsatzanteil UmweltprodukteUmsatz Umweltprodukte in DM

Gesamtumsatz in DM%

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Infrastruktur- und Verkehrs-kennzahlen Infrastruktur- und Verkehrskennzahlen bezie-hen sich auf Umweltauswirkungen, die vonWerkseinrichtungen und der Fertigungslogistikverursacht werden. Ihr Einsatz hat folgendeZiele:

● effiziente Nutzung von Produktionsanlagenund Flächen,

● Optimierung von Verkehrsbewegungen undKosten,

● Kontrolle lokaler Umweltauswirkungen.

InfrastrukturkennzahlenDie Erfassung vorhandener Anlagen nach Artund Menge ist Voraussetzung, um Umwelt-kennzahlen im Anlagen- und Infrastrukturbe-reich aufstellen zu können. Auf dieser Basis läßtsich die Umweltrelevanz der einzelnen Anlagendetaillierter betrachten. Ansatzpunkt für dieKennzahlenbildung ist beispielsweise die An-zahl genehmigungspflichtiger Anlagen (nach 4. Bundes-Immissionsschutzverordnung), wo-raus sich deren Anteil an den gesamten Produk-tionsanlagen ableiten läßt.

Weitere zu ermittelnde umweltrelevante An-lagen sind von Branche zu Branche verschie-den. Bei einer Fluggesellschaft macht es Sinn,die Anzahl oder den Anteil von Flugzeugen zuerfassen, die bestimmte Lärmschutzbestimmun-gen erfüllen. Ein Textilveredelungsbetrieb kanndie Anzahl der Färbemaschinen mit Kreislauf-führung von Brauchwasser und hoher Energie-effizienz als Kennzahl erfassen. Für einen gro-ßen Dienstleister kann wiederum die Kennzahl”Anzahl von Computern mit modularer Bauwei-se oder Rücknahmegarantie” zur Steuerungkünftiger Entsorgungskosten wichtig sein.

Als Kennzahl für die Sicherheit von Produk-tionsanlagen kann die Anzahl der an die Behör-den gemeldeten Störfälle dienen. Sie spiegeltdie Verkettung von Sicherheits- und Umwelt-aspekten wider, gelangen doch bei Störfällen

oft belastende Substanzen in die natürliche Um-welt. Eine weitere Größe zur Steuerung derUmwelt- (und Sicherheits-)Leistung im Infra-strukturbereich ist die Kennzahl ”Verfügbarkeitvon Anlagen” und ”Anzahl sicherheitsbetrach-teter Anlagen”.

Schließlich läßt sich auch die Nutzung der Flä-chen durch Kennzahlen abbilden. Ausgehendvon der betrieblichen Gesamtfläche kann manzwischen versiegelten Flächen und nicht über-bauten Grünflächen (“versickerungsfähig”) unterscheiden und diese jeweils absolut in Qua-dratmeter oder relativ als prozentualen Anteilan der Gesamtfläche ausweisen.

VerkehrskennzahlenDer Stellenwert des Verkehrs innerhalb des betrieblichen Umweltschutzes hat stark zuge-nommen. Es geht hier nicht nur um die Verrin-gerung von Umweltbelastungen wie Luftver-schmutzung, Energieverbrauch und Lärm,

Kennzahlenkatalog Infrastruktur

Kennzahl Einheit

Genehmigungspflich-tige Anlagen Anzahl nach 4. BlmSchV in Stück Anzahl

Anteil genehmigungs-pflichtiger Anlagen

Genehmigungspflichtige Anlagen in StückGesamtmenge der Anlagen in Stück

%

Anteil umwelt-effizienter Anlagen

Umwelteffiziente Anlagen in StückGesamtmenge der Anlagen in Stück

%

Störfälle in Anlagen Anzahl gemeldeter Störfälle Anzahl

Verfügbarkeit derAnlagen

Durchschnittliche Verfügbarkeit in Stundenmögliche Verfügbarkeit in Stunden

%

Umwelt- und sicherheitsbetrachteteAnlagen

Untersuchte Anlagen in StückAnlagen gesamt

%

VersiegelungsanteilVersiegelte Flächen in m 2

Gesamtbetriebsfläche in m2 %

GrünanteilGrünfläche in m2

Gesamtbetriebsfläche in m2%

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Kennzahlenkatalog Verkehr

Kennzahl Einheit

Güterverkehrsaufkommen absolut in t bzw. t-km t (bzw. t-km)

VerkehrsträgeranteileVerkehrsträgerleistung in t (bzw. t-km)

Gesamtverkehrsleistung in t (bzw. t-km) %

TransportintensitätGüterverkehrsaufkommen in t (bzw. t-km)

PM in kgkm (bzw. t-km)/PE

AuslastungsgradTransportierte Menge in t

Maximale Transportmenge in t%

Gefahrguttransporte gesamt Anzahl Anzahl

Verkehrsträgeranteil Gefahrgut Anzahl Transporte eines Verkehrsträgers (Bahn, Lkw,...)

Anzahl Transporte gesamt%

Dienstreiseverkehr absolut in km km

Dienstreiseverkehr pro MitarbeiterDienstreiseverkehr in km

Anzahl der Mitarbeiterkm/MA

Verkehrsträgeranteil DienstreiseverkehrDienstreiseverkehr in km

Gesamtverkehrsleistung in km%

Pendlerverkehr absolut in Personenkilometer (P-km) P-km

Pendlerverkehr pro MitarbeiterPendlerverkehr in P-kmAnzahl der Mitarbeiter

P-km/MA

Verkehrsträgeranteil PendlerverkehrPendlerverkehr in km

Gesamtverkehrsleistung in km%

Kraft-Jacobs-Suchard hat im Umweltbericht1991-95 die Vermeidung von Verkehr durchdie Wahl umweltverträglicher Verkehrsträger,die Bündelung von Transporten und die höchst-mögliche Auslastung der Transportmittel alsZielvorgabe formuliert. Eine Steuerungsgrößedafür ist der Lkw-Anteil bei der Rohwarenanlie-ferung in Deutschland (Rohkaffeetransporte).Durch Einführung eines neuen Logistikkon-zepts (Jacobs-Logistik-Zug) konnte der Lkw-Anteil von 1991 bis 1993 von 62 auf 20 Prozentreduziert werden. Durch eine weitere Verlage-rung von Lkw-Transporten auf Binnenschiffekonnte der Verkehrsträgeranteil “Straße/Lkw”bis 1995 nochmals deutlich auf nun 8 Prozentreduziert werden. Auslöser dafür waren nichtnur Umweltgesichtspunkte sondern auch Fakto-ren wie Effizienz und Zuverlässigkeit.

sondern auch um das Gewährleisten eines rei-bungslosen Transportablaufs – eine Anforde-rung, die für alle Unternehmen gleichermaßenan Bedeutung gewinnt (vgl. Kapitel 4.2 im “Handbuch Umweltcontrolling”). Sinnvoller-weise unterscheidet man zwischen Personen-und Güterverkehr. Während sich produzieren-de Betriebe bei der Kennzahlenbildung auf dieTransporte von Waren und Rohstoffen konzen-trieren sollten, ist für Dienstleistungsbetriebeder Personen- und Dienstreiseverkehr beson-ders wichtig. Eine zentrale Bedeutung besitzenVerkehrskennzahlen bei Handelsbetrieben, deren Haupttätigkeit die Verteilung von Güternist.

Was den Güterverkehr angeht, so ist das Ver-kehrsaufkommen in Tonnen bzw. in Tonnen-kilometern (t-km) eine wichtige Kennzahl: Für

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die Ermittlung der Tonnenkilometer werden dieTransportmengen (in t) zur Anlieferung derHauptrohstoffe sowie zur Auslieferung des Pro-duktoutputs mit der durchschnittlichen Trans-portdistanz (in km) multipliziert.

Bei der Ermittlung des Gesamtverkehrsaufkom-mens empfiehlt es sich, nach Verkehrsträgernzu differenzieren, damit später die Anteile vonBahn, Flugzeug, Lkw und Schiff am gesamtenTransportaufwand dargestellt werden können.Zunächst genügt es dabei, die transportiertenMengen (Zu- und Ablieferungen per Werkstor)zu erfassen. Die Transportdistanzen lassen sichim zweiten Schritt einbeziehen. Um die Kenn-zahl Transportintensität des Betriebs zu erhal-ten, teilt man das Gesamtverkehrsvolumen (Zu- und Ablieferverkehr in t bzw. t-km) durchdas Gewicht der produzierten Menge.

Auf Werksebene zeigt die Anzahl der Güterver-kehrsbewegungen, wie stark die lokale Öffent-lichkeit durch den Verkehr beeinträchtigt wird(z.B. bei stadt- bzw. gemeindenahem Produkti-onsstandort). Nach Verkehrsträgern gegliedertläßt sich beispielsweise erfassen, wieviele Trans-porte durchschnittlich (beispielsweise pro Tagoder pro Woche) vom Werk ausgehen. Auchdie Anzahl oder die Menge von Gefahrguttrans-porten kann eine wichtige betriebliche Umwelt-kennzahl sein.

Beim Personenverkehr sind zwei Bereiche fürdie Bildung von Umweltkennzahlen wichtig:Der Dienstreiseverkehr der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter sowie ergänzend dazu derenPendelverkehr zum Arbeitsplatz. Für beide soll-ten die absolute Anzahl in Personenkilometersowie die Aufteilung nach Art der Verkehrsträ-ger (Bahn, Flugzeug, ÖPNV, Pkw, Rad), also”Verkehrsträgeranteile in Prozent”, als Kenn-zahlen gebildet werden. Eine relative Betrach-tung der Reisekilometer pro Mitarbeiter kannvor allem für den Dienstreiseverkehr hilfreichsein, wenn beispielsweise Alternativen im Kom-munikationsbereich erschlossen werden sollen.

UmweltmanagementkennzahlenUmweltmanagementkennzahlen bilden die An-strengungen ab, die das Management unter-nimmt, um die betrieblichen Umweltauswirkun-gen zu reduzieren. Sie sollen:

● messen, wie stark Umweltaspekte in den Geschäftsablauf integriert sind,

● Zusammenhänge zwischen Umweltauswir-kungen und dem Management umweltrele-vanter Tätigkeiten aufzeigen,

● den Stand bei Umsetzung, Kontrolle undSteuerung der Umweltpolitik bewerten,

● die Einbeziehung von Umweltkostenaspek-ten in das Umweltmanagement ermöglichen.

Umweltmanagementaktivitäten lassen sich inder Praxis aus verschiedenen Blickwinkeln be-schreiben und bewerten. Wesentliche Aspektesind Umsetzungsstand von Umweltpolitik, Umweltmanagementsystem, (Eigen-)Überwa-chung interner Vorgaben und Rechtsvorschrif-ten sowie die Beschreibung der Umwelteffizi-enz unter Kostengesichtspunkten.

Kennzahlen zu Umweltmanagementaktivitätenbeziehen sich auf Bereiche wie Beschaffung,Produktentwicklung, Kommunikation, Schu-lung und Personal, Sicherheit und Gesundheitetc., wobei die Betriebe je nach Bedeutung unterschiedliche Schwerpunkte setzen können.Da diese Kennzahlen keine direkten Umwelt-auswirkungen messen, ist ihre Ableitung nur dasinnvoll, wo ein logischer Zusammenhang zwi-schen betrieblichen Umweltbelastungen undkonkreten Managementaktivitäten besteht.

Kennzahlen zur SystemumsetzungKennzahlen können auch dazu dienen, denStand und die Fortschritte bei der Einführungeines Umweltmanagementsystems zum Aus-druck zu bringen. Für große Unternehmen läßtsich beispielsweise die Anzahl (bzw. der Anteil)der Standorte oder Abteilungen mit eingeführ-ten Umweltmanagementsystemen darstellen.Auch kann anhand von Kennzahlen gezeigt

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werden, wieviele Standorte (Abteilungen, Werke etc.) Teilelemente eines Management-systems, beispielsweise ein Umweltprogramm,erarbeitet haben.

Kennzahlen zu internen Umweltbetriebsprüfun-gen stellen den Aufwand oder die Intensitätder Selbstüberwachung des Unternehmens dar.Mögliche Ausprägungen sind beispielsweise dieGesamtanzahl durchgeführter Umweltbetriebs-prüfungen oder die Betriebsprüfungshäufigkeitpro Abteilung. Darauf aufbauend können dieBetriebsprüfungsergebnisse als Kennzahl quan-tifiziert werden (z.B. die Anzahl der festgestell-ten Abweichungen oder der bereits umgesetz-ten Korrekturmaßnahmen). Die KennzahlZielerreichungsgrad zeigt schließlich den Um-setzungsstand von Umweltzielen, indem sie dieAnzahl der erreichten Umweltziele im Verhält-nis zu deren Gesamtzahl in Prozent ausdrückt.

Rechts- und BeschwerdekennzahlenDas Umweltimage eines Unternehmens hängtstark davon ab, was öffentlich wahrgenom-men wird, wie beispielsweise bekannt gewor-dene Gesetzesverstöße, Störfälle oder Geruchs-und Lärmbelästigungen. Es ist daher vorrangi-ges Interesse der Unternehmensleitung, solcheNegativereignisse zu vermeiden. Zur Darstel-lung der Umweltleistung unter dem AspektEinhaltung gesetzlicher Vorgaben werden vonmanchen Unternehmen Kennzahlen gebildet(z.B. Anzahl von Verstößen gegen Umwelt-gesetze, Anzahl unbeabsichtigter Einleitungenoder Anzahl gemeldeter Störfälle), die unab-hängig von einer möglichen Veröffentlichungim Umweltbericht ein internes Informations-instrument darstellen.

Eine gute Meßgröße für die Wahrnehmung derUmweltleistung in der Öffentlichkeit ist die An-

Kennzahlenkatalog Systemumsetzung

Kennzahl Einheit

Standorte (Abteilungen) mit Umweltkennzahlensystem

Anzahl Anzahl

Standorte (Abteilungen) mit Umweltprogrammen Anzahl Anzahl

Standorte mit Umweltmanagement-system nach EG-Öko-Audit-Verord-nung oder ISO 14001

Anzahl Anzahl

Durchgeführte Umweltbetriebs-prüfungen

Anzahl Anzahl

Abweichungen bei Umweltbetriebs-prüfungen

Anzahl Anzahl

Umgesetzte Korrekturmaßnahmen Anzahl Anzahl

Verbesserungsvorschläge im Umwelt-bereich

Anzahl Anzahl

Anteil umgesetzter Verbesserungs-vorschläge “Umwelt”

Anzahl umgesetzter Verbesserungsvorschläge “Umwelt”Anzahl Verbesserungsvorschläge “Umwelt” gesamt

%

ZielerreichungsgradErreichte Umweltziele

Gesamtzahl der Umweltziele%

Aufwand für die Systemumsetzung Kosten in DM DM

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zahl eingegangener Beschwerden, die nochnach Umweltbereichen differenziert werdenkönnen (z.B. Geruchsbelästigung, Lärm, Luft-oder Wasserverschmutzung). BerücksichtigenSie dabei, daß Ihr Betrieb nicht zwangsläufigdie Ursache der eingehenden Beschwerde seinmuß, sondern die Belastung womöglich auf an-dere Emittenten zurückzuführen ist. Dessen un-geachtet sollten Sie solche Wahrnehmungen inder Öffentlichkeit jedoch sorgfältig registrieren.Oft genug stellen einzelne Beschwerden nurdie Spitze eines Eisbergs dar!

Umweltkostenkennzahlen

Anhand von Umweltkostenkennzahlen lassensich ökologische Aspekte in die betriebswirt-schaftliche Entscheidungsstruktur integrieren.Die Darstellung umweltrelevanter Fakten in Kostengrößen ist nichts anderes als die Überset-zung von Umweltbelangen in die “Sprache desManagements”. Umweltkostenkennzahlen kön-nen so als Motivations- und Anreizinstrumentfür kostensenkenden Umweltschutz dienen (vgl.“Handbuch Umweltkostenrechung”, heraus-gegeben von Bundesumweltministerium undUmweltbundesamt). Es ist daher auch wichtig,den Umweltschutz nicht als Kostentreiber undStandortnachteil darzustellen, sondern als Chan-ce. So sollten Bereiche herausgearbeitet wer-den, in denen vorbeugende Umweltschutzmaß-nahmen oder integrierte Lösungen gleichzeitigdie Kosten senken. Entsprechende Kennzahlenkönnen darstellen, welche Kostensenkungenauf Umweltschutzmaßnahmen zurückzuführensind oder welche Kostensenkungspotentiale fürdie Zukunft bestehen (z.B. durch Energiespar-maßnahmen, Abfallvermeidung).

Eine Darlegung bereits erreichter Kostenredu-zierungen oder existierender Kostensenkungs-potentiale erfolgt in der betriebswirtschaftli-chen Rechnungslegung normalerweise nicht,

ist aber zur Begründung von Umweltschutz-maßnahmen besonders wichtig. Dabei solltenimmer die ”vollen” Kosten ausgewiesen wer-den. So umfassen etwa die Umweltkosten im

Kennzahlenkatalog Recht und Beschwerden

Kennzahl Einheit

Beschwerden wegen Lärmemissionen Anzahl Anzahl

Beschwerden wegen Geruchsbelästigung Anzahl Anzahl

Kurzfristige Grenzwertüberschreitungen Anzahl Anzahl

Grenzwertüberschreitungen nach Umweltbereichen(z.B. Abwasser, Luft, Lärm)

Anzahl Anzahl

Verhängte Umweltstrafen Anzahl Anzahl

Verhängte Bußgelder absolut in DM DM

Beispiel 14:Analyse der Umweltkosten

Vollkostenbetrachtung der Kunert AG

Die Kunert AG ermittelte an einem Haupt-standort alle mit Reststoffströmen zusammen-hängenden Umweltkosten im Sinne einer Voll-kostenbetrachtung. Neben den externen Ent-sorgungskosten wurden alle internen Kosten erfaßt, die in den Abfall-, Abwasser- und Abluft-strömen enthalten sind (Personalkosten, Ein-kaufskosten der Rohstoffe etc.). Sie machen beieinem jährlichen Produktionsumsatz von 68Millionen DM etwa 4,9 Millionen DM aus. Mit250.000 DM stellen die reinen Entsorgungs-kosten und Abwassergebühren den kleinstenAnteil (5%) dar. Es dominieren die Einkaufs-kosten der entsorgten Materialien mit 3,35 Mil-lionen DM (68%). Der mit den Reststoffen ver-bundene Personalaufwand (Ausschußbearbei-tung, Nacharbeit, Retouren etc.) beläuft sichauf 1,3 Millionen DM (27%). Erste umweltent-lastende Maßnahmen haben bereits zu einerKostensenkung von jährlich 800.000 DM ge-führt. Mittelfristig will das Unternehmen die ermittelten Umweltkosten von 4,9 MillionenDM um 20 Prozent reduzieren.

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Rahmen einer Vollkostenrechnung auch Kostenfür Transporte und Personal, die Abschreibungauf umweltrelevante Umweltinvestitionen, La-gerkosten und vieles mehr, wozu schließlich dieEinkaufskosten der in den Abfällen enthaltenenMaterialien addiert werden können. Der Betrag“Umweltkosten” liegt dann beim Zehn- bisZwanzigfachen dessen, was sonst als umwelt-schutzbezogener Kostenfaktor wahrgenommenwird. Die Vollkostenrechnung verweist damitauf umweltrelevante Vermeidungspotentiale,die betriebswirtschaftlich attraktiv sind.

Schulungs- und PersonalkennzahlenDas Einbeziehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein wesentlicher Erfolgsfaktordes betrieblichen Umweltschutzes und eine zentrale Forderung der EG-Öko-Audit-Verord-nung. Hier setzen Schulungs- und Personal-kennzahlen an, die vorhandene Kapazitätenund umgesetzte Maßnahmen konkret darstel-len. Kennzahlen wie die Anzahl von Schulun-gen zu Umweltthemen, der Anteil direkt mitdem Umweltschutz beschäftigter Personenoder die Anzahl von Beschäftigten, deren Stel-lenbeschreibungen umweltrelevante Aufgabeneinschließen, lassen Aussagen darüber zu, wie

Kennzahlenkatalog Umweltkosten

Kennzahl Einheit

Umweltinvestitionen absolut in DM DM

Investitionsanteil UmweltUmweltinvestitionen in DMGesamtinvestitionen in DM

%

Betriebskosten Umweltschutz absolut in DM DM

Kostenanteil BetriebskostenBetriebskosten Umweltschutz in DM

Herstellkosten gesamt in DM%

Kosten Umweltmanagement (Systemumsetzung) absolut in DM DM

Kosteneinsparung durch Umweltmaßnahmen absolut in DM DM

Die Henkel KGaA veröffentlicht in ihrem Um-weltbericht die Anzahl der im Umweltschutzgeschulten Mitarbeiter und dokumentiert damiteinen konkreten Aufwand. Aufgrund der engenVerknüpfung von Umwelt- und Anlagensicher-heitsfragen berücksichtigt die Kennzahl Schulun-gen in beiden Bereichen. Auf der Basis von1994 galt für 1995 als Ziel, über 1.600 Mitar-beiter zu schulen, was mit einer Zahl von 1.785Mitarbeitern deutlich überschritten wurde.

Kennzahlenkatalog Schulungen und Personal

Kennzahl Einheit

Schulungen im Umweltbereich Anzahl gesamt Stück

Umweltschulungen pro MitarbeiterAnzahl Umweltschulungen

Anzahl der MitarbeiterAnzahl/MA

Mitarbeiter mit Umweltaufgaben in der Stellenbeschreibung Anzahl Personen Anzahl

Mitarbeiter, bei denen Umweltschutzleistungen für die Gehaltsfindung berücksichtigt werden

Anzahl Personen Anzahl

Umweltgeschulte Mitarbeiter Anzahl Personen Anzahl

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stark der Umweltgedanke in die Personalfüh-rung integriert ist. Je nach Branche kann derUmweltaspekt dafür auch um verwandte Berei-che wie Arbeitssicherheit, Gesundheitsvorsorgeoder Transportsicherheit erweitert werden.

Schulungskennzahlen sind vor allem dann hilf-reich, wenn das Management einen Zusam-menhang zwischen dem Wissensniveau desPersonals und der Häufigkeit von Unfällen,Grenzwertüberschreitungen oder Verstößen gegen interne Vorgaben herstellen will.

Sicherheits- und Gesundheitskenn-zahlen

Umweltschutz-, Sicherheits- und Gesundheits-kennzahlen sind oft miteinander verknüpft. Sowie Anlagen mit hohem Umweltstandard meistauch einen hohen Sicherheitsstandard haben,ergibt sich aus der Vermeidung von Betriebsun-fällen und Störfällen auch eine Verminderungder Umweltgefährdung. Eine Standardkennzahlist hier die Anzahl der meldepflichtigen Arbeits-unfälle pro 1.000 Beschäftigte, die sogenannte1.000-Mann-Quote. Sie erfaßt alle Arbeitsun-fälle, die mehr als drei Ausfalltage nach sich ziehen. Entsprechende Zahlen können aus denMeldungen an die Berufsgenossenschaft über-nommen werden.

Ergänzend können auch die Kennzahlen ”An-zahl der Unfallkurzmeldungen” für Betriebs-

unfälle mit weniger als drei Tage Ausfallzeit sowie ”Anzahl der Beinaheunfälle” gebildetwerden, die der Kontrolle weniger gravierenderbeziehungsweise potentiell gefährlicher Arbeits-situationen dienen. Für den Bereich Gesund-heitsvorsorge existiert die Kennzahl ”Ausgabenfür Gesundheitsvorsorge”, die Auskunft überVorbeuge- und Vermeidungsmaßnahmen gibt.

Da Probleme der Arbeitssicherheit und desUmweltschutzes stark zusammenhängen, nutztdie SKW Trostberg AG für den Bereich Sicher-heit und Gesundheit die Kennzahl “Anzahl mel-depflichtiger Betriebsunfälle pro 1.000 Mitarbei-ter” zur Darstellung ihrer Umweltleistung. In-nerbetriebliches Ziel ist es, die “1.000-Mann-Quote” kontinuierlich zu senken. Zwischen1990 und 1994 sank der Wert von 12,6 auf 4und damit um fast 70 Prozent. 1995 war aller-dings wieder ein leichter Anstieg zu verzeich-nen. Zur Einstufung der eigenen Fortschrittegegenüber Mitbewerbern läßt sich parallel dieEntwicklung dieser Kennzahl im Branchen-durchschnitt verfolgen (Daten der Berufsgenos-senschaft Chemie). Daraus kann man ersehen,daß die SKW-Werte deutlich besser sind als derBranchendurchschnitt.

Kennzahlenkatalog Sicherheit und Gesundheit

Kennzahl Einheit

Meldepflichtige Betriebsunfälle (bezogen auf 1.000 Beschäftigte)Anzahl Betriebsunfälle

1.000 MAAnzahl/1.000 MA

Ausfallzeit durch Betriebsunfälle (> 3 Tage Ausfallzeit)Anzahl verlorener Arbeitstage

1.000 MA Anzahl/1.000 MA

Unfallkurzmeldungen (bis 3 Tage Ausfallzeit)Anzahl Unfallkurzmeldungen

1.000 MAAnzahl/1.000 MA

Berufskrankheitsfälle Anzahl Anzahl

Beinaheunfälle Anzahl Anzahl

Ausgaben für Gesundheitsvorsorge Ausgaben DM

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Kennzahlenkatalog Beschaffung

Kennzahl Einheit

Lieferanten mit Umweltpolitik Anzahl Anzahl

Anteil Lieferanten mit UmweltpolitikLieferanten mit Umweltpolitik

Lieferanten gesamt%

Lieferanten mit Umweltmanagementsystemen (EG-Öko-Audit-Verordnung, ISO 14001)

Anzahl Anzahl

Durchgeführte Lieferantengespräche im Umweltbereich Anzahl Anzahl

Anteil Lieferanten, mit denen Umweltgespräche durchgeführt wurden

Anzahl geführter UmweltgesprächeAnzahl Lieferanten gesamt

%

Durchgeführte Lieferantenbewertungen Anzahl Anzahl

Anteil Einkaufsvolumen mit Umwelt-bewertung der Lieferanten

Einkaufsvolumen mit Lieferantenbewertung in DMEinkaufsvolumen gesamt in DM

%

Ein großes Einzelhandelsunternehmen fürHeimwerker- und Gartenbedarf hat sich dasZiel gesetzt, nur Zulieferer zu haben, die eineakzeptable Umweltpolitik (Umweltleitlinien)vorweisen können und sich zur kontinuierli -chen Verbesserung ihrer Umweltleistung ver-pflichten. Das Vorhandensein und die Einhal-tung der Umweltpolitik wird durch Lieferanten-bewertungen mit Hilfe von Fragebögen undspeziellen Lieferantenaudits überprüft. Dabeimüssen die untersuchten Unternehmen auchkonkrete Umweltverbesserungen und -initiati-ven aufzeigen können. Als Kennzahl zur Verfol-gung des formulierten Umweltziels wurde derAnteil der Lieferanten mit (akzeptabler) Um-weltpolitik in Prozent ausgewählt. Nachdemdas Umweltziel 1992 allen Lieferanten mitge-teilt wurde, konnte der Anteil ausgehend von10 Prozent (1993) über 35 (1994) bis auf 95Prozent (1995) gesteigert werden. 1996 sollder Zielwert 100 Prozent Lieferanten mit adäquater Umweltpolitik erreicht werden.

BeschaffungskennzahlenIn vielen Branchen hat die Handhabung desUmweltschutzes bei Vorproduzenten oder -lieferanten einen großen Einfluß auf die Umweltleistung der Unternehmen. Dies gilt insbesondere für Montagebetriebe und Han-delsunternehmen. Auch lassen sich viele Um-weltverbesserungen erst erschließen, wenn Unternehmen firmenübergreifend kooperieren,um etwa die Zusammensetzung bestimmterStoffe zu optimieren.

Ein Beispiel für Kennzahlen, die Aussagen zumBeschaffungsbereich treffen, ist die Anzahl(bzw. der Anteil) der Lieferanten, die eine Um-weltpolitik verabschiedet haben (vgl. Beispiel17). Andere Beschaffungskennzahlen beziehensich auf die Anzahl (bzw. den Anteil) von Liefe-ranten, die ein Umweltmanagementsystemnach ➜EG-Öko-Audit-Verordnung oder nach➜ISO 14001 eingerichtet haben oder aufdurchgeführte Lieferantengespräche und -bewertungen. Wird der Anteil der Lieferanten

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ermittelt, kann sich dieser entweder auf die An-zahl der Lieferanten oder auch auf das diesbe-zügliche Einkaufsvolumen in DM beziehen. Da-bei ist es sinnvoll, sich zunächst auf eine Aus-wahl der wichtigsten Lieferanten nach Einkaufs-volumen zu beschränken und dann sukzessiveum weitere Lieferanten zu erweitern.

Kennzahlen der externen Kommuni-kation

Wer über seine betriebliche Umweltsituationberichtet und mit externen Anspruchsgruppenin einen Dialog tritt, muß nicht zwangsläufigseine Umweltleistung verbessern. Doch könnenUmweltkommunikationsmaßnahmen dazu bei-tragen, Umweltprobleme wahrzunehmen undden Stellenwert, der ihnen von Nachbarn, Um-weltverbänden, Wissenschaftlern etc. zugemes-sen wird, besser zu verstehen. Kennzahlen, diederartige Aktivitäten abzubilden versuchen,können beispielsweise die Anzahl erhaltenerUmweltpreise (als externe Anerkennung desbetrieblichen Umweltengagements), die jähr-lichen Aufwendungen für Umweltsponsoringoder die Anzahl der Bestellungen des betrieb-lichen Umweltberichts sein.

Kennzahlenkatalog Externe Kommunikation

Kennzahl Einheit

Umweltsponsoringaktivitäten Anzahl Anzahl

Bestellungen von Umwelterklärungen/-berichten Anzahl Anzahl

Durchgeführte Umweltgespräche mit Anspruchsgruppen Anzahl Anzahl

Erhaltene Umweltpreise / positive Medienresonanz Anzahl Anzahl

Eingesetzter Betrag für Umweltsponsoring absolut in DM DM

Umweltzustandskennzahlen Der Zustand der Umwelt, den neben anderenAkteuren auch die Unternehmen mit ihren In- und Outputströmen beeinflussen, wird von öffentlich-rechtlichen Institutionen mit Hilfevon Umweltdaten und gegebenenfalls von Umweltindikatoren auf lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene gemessen undbewertet. Dadurch lassen sich aktuelle Umwelt-probleme (z.B. in den Bereichen Luftverschmut-zung, Abfall, Lärm, Artenvielfalt, Gewässer-und Bodenschutz) quantifizieren, um umwelt-politische Entscheidungen und Prioritätenset-zungen vorzubereiten und zu unterstützen.

Für Unternehmen können öffentlich-rechtlicheUmweltindikatoren Orientierungsgrößen beider Ableitung von Umweltleistungs- und Um-weltmanagementkennzahlen, bei der Identifi-zierung relevanter Umweltauswirkungen derGeschäftstätigkeit sowie bei der Prioritätenset-zung (vgl. S. 6) sein.

Für Unternehmen geht es dabei weniger umdie konkrete Höhe dieser Umweltindikatoren.Vielmehr kann aus dem Spektrum der ausge-wählten Indikatoren abgeleitet werden, wel-chen Umweltproblemen die staatliche Ebene

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verstärkt Bedeutung zumißt. Solche öffentlich-rechtlichen Umweltindikatoren können Veröf-fentlichungen des Umweltbundesamts, der Europäischen Union oder der Organisation fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (OECD) entnommen werden. Die be-kannteste ist die jährlich veröffentlichte “Der-Zustand der Umwelt in Deutschland” des Um-weltbundesamts (Bezug: Umweltbundesamt,Fachgebiet “Umweltaufklärung”, Zentraler Ant-wortdienst, Bismarckplatz 1, 14193 Berlin) unddie “Umweltindikatoren” der OECD.

Wird der Zustand der (lokalen) Umwelt vomUnternehmen selbst gemessen oder erhoben,spricht man – im Gegensatz zu öffentlich-recht-lichen Umweltindikatoren – von betrieblichenUmweltzustandskennzahlen. Ihre Anwendungin der Praxis ist schwierig, da der Einfluß eineseinzelnen Betriebs auf den Zustand der Umweltgegenüber den von anderen Betrieben oder privaten Haushalten und Verkehr verursachtenUmweltbelastungen schwer abzugrenzen ist.Umweltzustandskennzahlen sollten deshalbvon Unternehmen nur dann direkt erhobenwerden, wenn sie Hauptverursacher eines Um-weltproblems (z.B. an einem Standort) sind, um

● Verständnis für den Zusammenhang zwi-schen den Umweltauswirkungen des Unter-nehmens und dem Zustand der Umwelt zu gewinnen,

● die lokale Umweltsituation wirksam zu kon-trollieren und gegebenenfalls

● konkrete Entlastungen und Verbesserungendes Umweltzustands nachweisen und doku-mentieren zu können.

Umweltzustandskennzahlen können auch fürdie Kommunikation mit den zuständigen Behör-den hilfreich sein, beispielsweise im Rahmenlaufender Genehmigungsverfahren oder be-hördlicher Umweltauflagen. Gemessen werdenmuß nicht zwangsläufig die unmittelbare Aus-wirkung auf die Umwelt (z.B. im Fall eines Direkteinleiters die Artenvielfalt eines Gewäs-sers). Praktikabler ist die Erhebung von Um-weltzustandskennzahlen wie Schadstoffkonzen-

trationen in Wasser, Luft oder Boden, die dieQualität der Umweltmedien beschreiben. Siedienen als Steuerungs- und Informationsgrö-ßen für den Einfluß der betrieblichen Emissio-nen auf die lokale Umweltsituation.

Beispiele für die Anwendung vonUmweltzustandskennzahlen

Jeder Betrieb muß selbst prüfen, auf welche lokalen oder regionalen Umweltprobleme er relevanten Einfluß hat und wo Eigenerhebun-gen von Umweltzustandskennzahlen deshalbsinnvoll sein können. Nachfolgend einige Bei-spielsituationen, in denen sich gegebenenfallsdie Ableitung von Umweltzustandskennzahlenempfiehlt:

● Für eine Gerberei in einem Mischgebiet mitIndustrie und Wohnbebauung kann es wich-tig sein, die direkte Geruchsbelastung in derNachbarschaft zu messen.

● Ein Flughafen, der die größte Lärmquelle fürein benachbartes Siedlungsgebiet darstellt,kann Lärmmessungen vor Ort durchführen.

● Für eine Aluminiumschmelzerei mit relevan-ten Fluoridemissionen kann es hilfreich sein,die Schadstoffakkumulation in Luft, Bodenoder Pflanzen in der Umgebung des Werkszu überprüfen, um die Wirksamkeit vonEmissionsreduzierungen zu verfolgen.

Um auf lokaler Ebene den Zustand der Umwelt(und diesbezüglich die wichtigsten Umweltthe-men auf politischer Ebene) einschätzen zu kön-nen, müssen Unternehmen nicht zwangsläufigeigene Umweltzustandskennzahlen erheben.Sie können vielmehr bei den zuständigen Be-hörden (kommunales Umweltamt, Gewerbe-aufsichtsamt, untere Naturschutzbehörde, Wasserwirtschaftsamt etc.) allgemeine Informa-tionen über die Umweltsituation auf Basis dortvorhandener Datenbanken und Kataster erfra-gen. Die gesetzliche Grundlage hierfür bietetdas Umweltinformationsgesetz, das den freienZugang zu Umweltdaten für Personen und Un-ternehmen regelt.

Umweltzustands-kennzahlen sollten dannermittelt werden, wenn

das Unternehmen dielokale Umweltsituation

stark beeinflußt.

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Unternehmenskennzahlen Einheit 1993 1994 1995

Umsatz Mio. DM 87,6 78,5 74,2

Beschäftigte Anzahl 548 520 409

Produktion Garn t 4.075 3.639 2.933

Umweltkennzahlen Einheit 1993 1994 1995

Schwermetallfreie Farbstoffe % 35,2 35,3 40,0

Wiedereinsatz Spinnhülsen % — 3,5 8,5

Wiedereinsatz Transportkarton % — 8,3 7,9

Energieverbrauch MWh 89.285 82.422 73.865

Relativer Energieverbrauch kWh/MA 21,9 22,2 23,7

Wasserverbrauch Färberei m3 249.670 241.450 219.010

Relativer Wasserverbrauch m3/kg — 62,9 64,7

Produktanteil Öko-Tex Standard 100 % 50 90 98

Verpackungsanteil Produkt g/kg — 92 85

Restmüllaufkommen kg 158.014 102.598 81.658

Kurzfristige Grenzwertüber-schreitungen

Anzahl — 3 5

Zielerreichungsgrad % — — 53

Kosteneinsparungen Umwelt DM — — 250.000

— = Daten nicht verfügbar bzw. nicht ermittelt

IV. Branchenbeispiele

I. Umweltkennzahlensystem eines mittelständischen Textil- betriebs

Nachfolgend ist das Umweltkennzahlensystemeines mittelständischen Textilbetriebs (400 Mit-arbeiter, 75 Millionen Umsatz) dargestellt. DerGarnhersteller legt den Schwerpunkt auf Um-weltleistungskennzahlen, die auf der Basis be-trieblicher Input-Output-Analysen erstellt wur-den. Das Kennzahlensystem soll vor allem einesolide Datengrundlage zur Formulierung quan-tifizierter Umweltziele bieten und eine Kontrol-le der Zielerreichung ermöglichen. Umweltlei-

stungskennzahlen werden in absoluten Men-gen und parallel dazu in produktionsbezogenenrelativen Mengen pro kg Garn dargestellt. ZurErgänzung dienen markt- und kundenorientier-te Produktkennzahlen sowie der Zielerrei-chungsgrad bei der Umsetzung von Umwelt-politik und Umweltzielen. Zur internen Doku-mentation und für die Abstimmungen mit Behörden wird die Anzahl kurzfristiger Grenz-wertüberschreitungen im umweltsensiblen Abwasserbereich festgehalten. Die Kennzahl“Kosteneinsparungen Umwelt” stellt die Aus-nutzung betriebswirtschaftlicher Chancen dar,die sich durch ressourcenschonende und abfall-vermeidende Maßnahmen erschließen lassen.

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Unternehmenskennzahlen Einheit 1993 1994 1995

Bilanzsumme Mio. DM 30.016 33.281 35.280

Beschäftigte Anzahl 5.124 5.040 4.578*

Filialen Anzahl 237 236 235

Umweltkennzahlen Einheit 1993 1994 1995

1. Elektroenergieverbrauch kWh/MA — — 5.985

2. Heizenergieverbrauch kWh/m2 — — 187

3. Wasserverbrauch Liter/MA/Tag — — 112

4. Gefahrstoffvielfalt Anzahl 111 111 87

5. Kopierpapierverbrauch a. Papieranteil Recyclingb. Papieranteil Chlorfreic. Papieranteil Chlorhaltig

Blatt/MA%%%

— —77220

4.30070300

6. Geschäftsverkehra. Verkehrsträgeranteil Bahn

b. Verkehrsträgeranteil Flug c. Verkehrsträgeranteil Pkw

km/MA%%%

ca. 1.100ca. 7ca. 7ca. 86

1.01911,1

781,9

1.1608,78,183,2

7. Abfallaufkommen gesamta. Abfallanteil Wertstoffb. Abfallanteil Sonder- und Spezialabfällec. Abfallanteil Restmüll

kg/MA%%%

18365431

— 230*61336

8. CO2-Emissionen kg/MA — — 2.450

9. Zielerreichungsgrad % — — 59

— = Daten nicht verfügbar bzw. nicht ermittelt * = Daten sind durch Anpassung an den VfU-Standard nicht direkt mit Vorjahreswerten vergleichbar

2. Umweltkennzahlensystem einer BankDas nachfolgende Umweltkennzahlensystemwird von einer Sparkasse mit mehr als 230 Filialen und rund 5.000 Mitarbeitern angewen-det. Die unten aufgeführten Kennzahlen wer-den im Umweltbericht der Bank veröffentlicht.Darüber hinaus dienen einzelne Umweltkenn-zahlen dem internen Benchmarking der Filialen.

Die ausgewählten Umweltkennzahlen basierenauf den vom Verein für Umweltmanagementin Banken, Sparkassen und Versicherungen(VfU), Bonn, entwickelten Standardkennzahlenfür die Umweltberichterstattung von Finanz-dienstleistern. Die branchenbezogen abge-stimmten Definitionen und Bezugsgrößen sindVoraussetzung für den Vergleich mit anderenKreditinstituten. Weitere Umweltkennzahlensind der internen Nutzung vorenthalten.

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Standortkennzahlen Einheit 1994 1995

Umsatz Mio. DM 341,8 362,9

Mitarbeiter/innen (MA) Anzahl 1.229 1.259

Produktionsoutput 1.000 t 393 378

Umweltkennzahlen Einheit 1994 1995

1. Energieverbrauch gesamt GWh 265 273

2. Stromverbrauch MWh 94 95,3

3. Gesamtwasserverbrauch Mio. m3 16,2 18,1

4. Gesamtabfallaufkommen t 2.460 2.906

5. Verwertungsquote Abfall % 36 35

6. Spezialkalk-Verwertungsquote*) % 127 140

7. NH3-Emissionen t 162 113

8. Staub-Emissionen t 10,2 8,8

9. CO2-Emissionen t 111 108

10. N-Fracht Betriebswässer kg ab 1996

11. CSB-Fracht Betriebswässer kg ab 1996

12. Verkehrsträgeranteil Schiene % 55 47

13. Verpackungsanteil am Produkt kg/t Produkt 0,23 0,25

14. Anteil umweltbewerteter Lieferanten (% vom Einkaufsvolumen)

% geplant ab 1996

15. Umweltinvestitionen Mio. DM 4,7 6,8

16. Betriebskosten Umweltschutz Mio. DM 28,1 29,4

17. Umwelt-/Sicherheitsschulungen Anzahl/MA 70 197

18. Verbesserungsvorschläge Umwelt Anzahl 6 12

19. Geruchs-/Lärmbeschwerden pro Jahr Anzahl 3 2

20. Betriebsunfälle pro 1.000 MA 4 5,5

*) Die Verwertungsquotenvon über 100% bedeutet,daß neben einer vollständi-gen Verwertung der aktuellanfallenden Spezial-Kalk-abfälle aus der Produktionauch die in der Vergangen-heit deponierten Kalkabfälleabgebaut und verwertetwerden (Deponieabbau).

3. Umweltkennzahlensystem eines ChemieunternehmensNachfolgend ist das Umweltkennzahlensystemdes Hauptstandorts (ca. 1.200 Mitarbeiter, 350Mio. Umsatz) eines Unternehmens der chemi-schen Industrie dargestellt. Die Kennzahlenwurden im Rahmen der Umsetzung der ➜EG-Öko-Audit-Verordnung an zwei Standorten derUnternehmensgruppe entwickelt. Grundlagewaren u.a. branchenbezogene Umweltkennzah-len, die jährlich vom Verband der ChemischenIndustrie abgefragt werden und auch die Berei-che Arbeits- und Anlagensicherheit berücksich-

tigen. Das Kennzahlensystem beinhaltet abso-lute und relative Umweltkennzahlen auf Stand-ortebene. Zusätzlich werden produktionsbezo-gene Prozeßkennzahlen auf Anlagenebene gebildet (z.B. Stromverbrauch pro kg Produkt).Bei Auswahl und Bildung der Emissions- undAbwasserkennzahlen orientieren sich die Priori-täten an lokalen Umweltproblemen. Als Um-weltmanagementkennzahlen werden die bereits vorhandenen additiven Umweltinvesti-tionen und Betriebskosten geführt. Bereichs-bezogen integriert das Unternehmen weitereKennzahlen zu Schulungen, Vorschlagswesenund Arbeitssicherheit.

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4. Umweltkennzahlensystem einer Schreinerei

Eine kleine Schreinerei mit Möbelwerkstätte be-schäftigt in Produktion und Verwaltung zehnMitarbeiter und erzielt einen Umsatz vonknapp einer Million DM. Die Umwelt- und Ge-sundheitsverträglichkeit der Produkte besitztbereits seit langem einen hohen Stellenwert.Insbesondere mit der Herstellung von Massiv-holzmöbeln und dem Einsatz natürlicher Öleund Wachse bei der Oberflächenbehandlungwill die Schreinerei den ökologischen Anforde-rungen der Kunden entsprechen und ihre Stel-lung im Markt ausbauen.

Die Bereiche Einsatz von Massivholz, Ver-brauch von Lacken und Grundierungen, Ober-flächenbehandlung mit Wachs oder Öl sowieVerbrauch von Lösemitteln bilden demzufolgeeinen Schwerpunkt des Umweltkennzahlen-systems. Auch die Optimierung des Wasser-und Stromverbrauchs sowie die Entwicklungder Abfallmengen und -kosten wird durch Umweltkennzahlen abgebildet. Auf diese Weise dokumentiert das Unternehmen seineFortschritte, etwa beim Ressourceneinsatz oderbei der Umstellung auf umweltverträglicheHilfsstoffe, und stellt sie seiner Verbraucherziel-gruppe anhand einer Umweltbroschüre dar.Die Daten sind darüber hinaus im Internet verfügbar.

Unternehmenskennzahlen Einheit 1993 1994

Umsatz in 1.000 DM 880 900

Beschäftigte Anzahl 9 10

Betriebsfläche m2 640 640

Umweltkennzahlen Einheit 1993 1994

1. Stromverbrauch kWh — 16.997

2. Wasserverbrauch m3 345 398

3. Massivholzanteil % 85 70

4. Lacke und Grundierungen kg 610 435

5. Oberflächen mit Wachs/Öl % 3 22

6. Lösemittel/Verdünnung Liter 125 110

7. Abfall zur Beseitigung kg 1.450 1.740

— = Daten nicht verfügbar bzw. nicht ermittelt

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Relative Kennzahlen (Gliederungs- oder Bezie-hungszahlen) stellen die Umweltleistung einesUnternehmens unabhängig von dessen Größeoder Produktionsleistung dar. Doch sagen dieKennzahlen nichts darüber aus, wie die Lei-stung im Vergleich zur Konkurrenz, zu anderenWerken oder Standorten zu bewerten ist. Erstdurch das Gegenüberstellen der eigenen Um-weltkennzahlen mit jenen anderer Betriebe läßtsich einschätzen, ob die Leistung oder Bela-stung verhältnismäßig hoch oder niedrig ist. Einsolch zwischenbetrieblicher Vergleich wird der-zeit häufig unter dem Begriff ➜Benchmarkingmit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen prakti-ziert. In der Regel vergleicht man dabei die ei-genen Kennzahlen mit jenen des Branchenfüh-rers oder anderer Vorzeigebetriebe, den soge-nannten “Klassenbesten”. Dasselbe läßt sichmit Umweltkennzahlen durchführen. Ziel desBenchmarking ist allerdings weniger die Beurtei-lung “besser” oder “schlechter”, sondern viel-mehr die eigene Standortbestimmung, aus dersich Verbesserungsmaßnahmen und -ziele ablei-ten lassen. Mit diesem Ziel kann der Bench-markingprozeß

● als interner Betriebsvergleich im eigenenHause eingeleitet werden (z.B. zwischen

Standorten, Abteilungen, Produktionsverfah-ren, Tochterunternehmen),

● als externer Betriebsvergleich branchenbezo-gen mit Wettbewerbern, Zulieferern oderKunden durchgeführt werden,

● branchenübergreifend mit anderen Unter-nehmen erfolgen (wie hoch liegt der eigeneEnergieverbrauch, das Verkehrsaufkommen,die Abfallmenge etc. im Vergleich zu einemTextil- oder Chemieunternehmen, zu einemDienstleistungs- oder Verwaltungsbetrieb).

Für solche Gegenüberstellungen gilt als Grund-voraussetzung, daß die Erhebungsgrundlagenbeider Seiten übereinstimmen müssen. Sonstkommt es zu einem Vergleich von “Äpfeln mitBirnen”. Wenn also der Energieverbrauch proMitarbeiter verschiedener Unternehmen mitein-ander verglichen wird, muß sichergestellt sein,daß sowohl Energieverbrauch als auch Mitar-beiterzahl nach gleichen Kriterien erhoben wur-den: Welche Energieverbräuche werden einbe-zogen? Handelt es sich um den Primär- oderSekundärenergieverbrauch? Wie wird die Zahlder Mitarbeiter ermittelt? Sind Teilzeitkräfte berücksichtigt? Nur wenn die Erhebungsverfah-ren einheitlich sind, kann an einen Vergleich ge-dacht werden. Da eine Vereinheitlichung bisherin den seltensten Fällen konsequent erfolgte,ist ein entsprechendes Benchmarking (z.B. mitDaten aus veröffentlichten Umweltberichten)derzeit nicht fundiert durchführbar.

Nachfolgend ist ein branchenbezogener exter-ner Benchmarkingprozeß zur Ableitung vonVerbesserungsmöglichkeiten und Zielen be-schrieben. Sein Ablauf, der fünf Schritte um-faßt, wird in der Abbildung dargestellt.

1 Auswahl der Benchmarking-partner

Zunächst müssen geeignete Partner ausge-wählt werden. Entscheidend ist, daß sie ver-gleichbar sind (d.h. ähnliche Produkte oderDienstleistungen anbieten). Da beim Bench-markingprozeß der Gesichtspunkt Vertraulich-

V. Benchmarking

Ziel des Benchmarking ist die eigene Standort-bestimmung, aus der sichVerbesserungsmaßnah-men und -ziele ableitenlassen.

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keit der Daten eine wichtige Rolle spielt, sollteman idealerweise auf bestehende Geschäftsbe-ziehungen oder Mitglieder im selben Unterneh-mensverband zurückgreifen. UnterschiedlichenUnternehmensstrukturen und regionalen Stand-ortunterschieden muß entsprechend Rechnunggetragen werden. Gegebenenfalls bietet sichauch die Leitung des Benchmarking durch einunabhängiges Institut an, das sich zur Vertrau-lichkeit verpflichtet und die Daten gegebenen-falls anonymisiert zur Verfügung stellt. Die An-zahl der Partner ist grundsätzlich unbeschränkt,sollte jedoch nicht zu hoch liegen, um den Koordinierungsaufwand zu begrenzen.

2 Festlegung von Kern-Umwelt-kennzahlen für den Vergleich

Nach der Auswahl geeigneter Partner geht esum die Festlegung geeigneter Umweltkennzah-len für den zwischenbetrieblichen Vergleich.Sie sollten branchenbezogen die wesentlichenUmweltthemen ansprechen und müssen von allen beteiligten Unternehmen einheitlich gebil-det werden können. Falls vorhanden, kann aufinnerhalb der Branche abgestimmte Umwelt-kennzahlensysteme (vgl. beispielsweise Jahres-bericht “Verantwortliches Handeln” des VCI,Leitfaden “Umweltberichterstattung von Finanzdienstleistern”) zurückgegriffen werden.Je nach Blickrichtung des Benchmarking kannes sich bei den ausgewählten Kennzahlen umProzeß-, Standort- oder Unternehmenskenn-zahlen handeln. Indem interessierte Kreise (Umweltinitiativen) oder unabhängige Institute(Wissenschaft, Umweltforschung) in die Aus-wahl einbezogen werden, läßt sich die Akzep-tanz der gemeinsam festgelegten Umweltkenn-zahlen wesentlich erhöhen.

3 Abstimmung von Erhebungs-richtlinien und Bezugsgrößen

Um Objektivität zu gewährleisten, müssen diezu vergleichenden Basisdaten (z.B. Energiever-brauch, Abfallaufkommen) nach einheitlichenDatenerfassungs- und -abgrenzungsmethoden

erhoben werden. Dies gilt auch für die Fest-legung aussagekräftiger Bezugsgrößen, auf deren Basis die Umweltleistung miteinanderverglichen wird (z.B. pro Stück, pro kg, pro Mitarbeiter, pro Maschinenstunde, pro DMUmsatz).

4 Erhebung von Umweltkenn-zahlen und Durchführung

Auf der Basis festgelegter Erhebungsrichtlinienkönnen die Benchmarkingpartner dann die aus-gewählten Umweltkennzahlen ermitteln. DerVergleich dient dabei in erster Linie dazu, Ur-sachen für “sehr gute” Umweltleistungen fest-zustellen, weniger als Bewertung im Sinne eines “besser” oder “schlechter”. Ziel des Ver-gleichs eigener mit den Erfahrungen jener, diebesser abgeschnitten haben, ist das Aufdeckenvon Optimierungspotentialen sowie das Ablei-ten von Zielgrößen. Im Idealfall können die Er-gebnisse des Benchmarkingprozesses auch dieBasis für eine Kooperation der Betriebe zur Ver-besserung ihrer Umweltleistung sein.

5 Kennzahlenauswertung und Ab-leitung von Verbesserungszielen

Auf Basis der erhobenen Umweltkennzahlenund der Ergebnisse des Benchmarking werdenbetriebliche Optimierungsziele und entspre-chende Maßnahmen vereinbart und umge-setzt. Die festgelegten Umweltkennzahlen sowie die entsprechenden Erfassungs- und Ab-grenzungsrichtlinien sollten für ein kontinuier-liches Benchmarking bei Bedarf überarbeitetund angepaßt werden. Die konkrete Entwick-lung der Umweltleistung im Vergleich zu ande-ren Benchmarkingteilnehmern wird durch regel-mäßige Kennzahlenvergleiche sichtbar. Ab-schließend sollte man außerdem gemeinsamentscheiden, wie die Ergebnisse zu verwendensind: Die Partner müssen klären, ob sie nur derjeweils internen Verwendung dienen sollenoder ob sie beispielsweise im Rahmen der be-trieblichen Umweltberichterstattung veröffent-licht werden dürfen.

Ideale Partner beimBenchmarking sind

Mitglieder im selbenUnternehmensverbandoder Geschäftspartner.

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➜BenchmarkingUnternehmensinterner oder -übergreifenderVergleichsprozeß von Kennzahlen mit festge-legten Richtwerten oder Zielgrößen (oft inner-halb der Branche) als Instrument zur Ableitungvon Verbesserungsmaßnahmen und -zielen.

➜Betriebliche UmweltbilanzZusammenfassende Bilanzierung der in ein Un-ternehmen ein- und ausgehenden Stoff- undEnergieströme über einen bestimmten Zeit-raum (in der Regel ein Jahr). Den eingehendenStrömen (Input) an Material, Energie und Was-ser werden die ausgehenden Ströme (Output)wie Produkte, Abfall, Abluft, Abwasser undEnergieabgabe gegenübergestellt.

➜BetriebsvergleichEin Betriebsvergleich stellt die Kennzahlen einesBetriebs oder einzelner Unternehmensbereichejenen anderer Betriebe oder anderer Unterneh-mensbereiche gegenüber.

➜EG-Öko-Audit-VerordnungInnerhalb der Europäischen Union gültige Ver-ordnung über die freiwillige Teilnahme gewerb-licher Unternehmen an einem Gemeinschafts-system für das Umweltmanagement und dieUmweltbetriebsprüfung (Verordnung EWG1836/93 vom 29. Juni 1993). Nach erfolgrei-cher externer Begutachtung erhält das Unter-nehmen eine Teilnahmeerklärung.

➜ISO 14001 Internationale Spezifikation und Leitlinie zurAnwendung von Umweltmanagementsyste-men (seit 1996). Auf Basis der ISO 14001können sich Organisationen aller Art ihr Um-weltmanagement zertifizieren lassen.

➜ISO 14031International anwendbare Leitlinie zur Umwelt-leistungsbewertung mit Hilfe von Umweltkenn-zahlen (derzeit in Entwicklung). Die Norm hatinformativen Charakter und kann nicht alsGrundlage für eine Zertifizierung verwendetwerden.

➜Produktionseinheit (PE)Die Produktionseinheit (PE) ist das Maß für dieProduktionsmenge (PM), die u.a. als Bezugs-

größe für Ressourcenverbräuche oder Emissio-nen bei der Bildung relativer Kennzahlen ver-wendet wird. Durch die Darstellung der Kenn-zahlen auf der Basis “pro PE” ist eine Bewer-tung der Umweltleistung unabhängig von Produktionsschwankungen möglich. Die PE istunternehmensspezifisch festzulegen und kannin Meßgrößen wie kg, Stück, m3, Charge etc. definiert werden.

➜Umweltberichterstattung

Die regelmäßige Erstellung und Veröffentli-chung von – freiwilligen – Umweltberichtenoder Umwelterklärungen durch Unternehmen.Grundsätze der Umweltberichterstattung legtdie DIN-Norm 33922 fest.

➜Umwelterklärung

Die Umwelterklärung ist Bestandteil der EG-Öko-Audit-Verordnung (Artikel 5) und mußvon Standorten nach der ersten Umweltprü-fung sowie den nachfolgenden Betriebsprüfun-gen erstellt werden. Sie dient der Informationder Öffentlichkeit über die Tätigkeit des Unter-nehmens und die damit verbundenen Umwelt-auswirkungen.

➜Umweltindikator

Vorwiegend von staatlichen Stellen erhobeneMeßgröße zur Beschreibung des Umweltzu-stands auf lokaler, regionaler oder globalerEbene in prioritären Problemfeldern. Umweltin-dikatorensysteme werden derzeit aufgebaut.

➜Umweltleistungsbewertung

Kontinuierlicher Prozeß zur Messung, Unter-suchung, Bewertung und Kommunikation derUmweltleistung eines Unternehmens unter Ver-wendung von betrieblichen Umweltkennzah-len. Der Leistungsbegriff kann sich dabei so-wohl auf positive als auch negative Verände-rungen einzelner Umweltauswirkungen bezie-hen.

➜Zeitreihenvergleich

Bei einem Zeitreihenvergleich werden die ermit-telten Kennzahlen den Kennzahlen der Vorläu-ferperioden gegenübergestellt.

Glossar

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Literaturhinweise

Handbuch UmweltcontrollingBundesumweltminsterium/Umweltbundesamt(Hrsg.), 663 Seiten, 54 DM, Vahlen-Verlag,München 1995.(Umfassendes Einstiegswerk in das betrieblicheUmweltcontrolling und -management.)

Handbuch Umweltkostenrechnung

Bundesumweltminsterium/Umweltbundesamt(Hrsg.), 265 Seiten, 36 DM, Vahlen-Verlag,München 1996.(Methodik der Umweltkostenrechnung undFallbeispiele zum kostensenkenden Umwelt-schutz.)

Leitfaden EG-Öko-Audit in der Praxis

Bayerisches Staatsministerium für Landesent-wicklung und Umweltfragen (Hrsg.), Rosen-kavalierplatz 2, 81925 München, 72 Seiten,20 DM, München 1995. (Praxisleitfaden zur Umsetzung der EG-Öko-Audit-Verordnung in acht Pilotprojekten.)

Leitfaden Umweltorientierte Unternehmens-führung in kleinen und mittleren Unterneh-men und in HandwerksbetriebenLandesanstalt für Umweltschutz Baden-Würt-temberg (Hrsg.), Postfach 21 07 52, 76157Karlsruhe, 155 Seiten, 15 DM, Karlsruhe 1995.(Darstellung der Vorgehensweise mit zahlrei-chen Checklisten.)

Leitfaden Umweltberichte/Umwelt-erklärungen

Förderkreis Umwelt future e.V. (Hrsg.), Ge-schäftsstelle Süd, Rumfordstr. 10, 80469 Mün-chen, 55 Seiten, 35 DM, Osnabrück 1995.(Hinweise zur Erstellung und Verbreitung vonUmweltberichten und Umwelterklärungen.)

Leitfaden Umweltberichterstattung vonFinanzdienstleistern

Verein für Umweltmanagement in Banken,Sparkassen und Versicherungen e.V. (Hrsg.),Wilhelmstr. 28, 53111 Bonn, 22 Seiten,20 DM, Bonn 1996. (Leitfaden zu Umweltkennzahlen in Umwelt-berichten für alle Dienstleistungsbetriebe.)

DIN/ISO-NormenAlle DIN/ISO-Normen können entgeltlich überden Beuth-Verlag, Burggrafenstr. 6, 10787 Ber-lin, bezogen werden (DIN/ISO 14001 Umwelt-managementsysteme; DIN 33922 Umweltbe-richte für die Öffentlichkeit; DIN/ISO 14031Umweltleistungsbewertung, voraussichtlich ab1998.)

Jahresbericht Verantwortliches HandelnVerband der Chemischen Industrie e.V. (Hrsg.),Karlstraße 21, 60329 Frankfurt, 34 Seiten, ko-stenlos, Frankfurt 1996.(Daten zu Sicherheit, Gesundheit und Umwelt-schutz.)

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Besonderer Dank gilt den Teilnehmern am Expertenworkshop “Betriebliche Umweltkenn-zahlen” für ihre konstruktiven und kritischen Anregungen:

Gudrun Both, Öko-Institut ● Dr. Karin von derEmde, Verein für Umweltmanagement in Banken,Sparkassen und Versicherungen ● Werner Franke,Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württem-berg ● Ellen Frings, Institut für Energie und Umwelt-forschung ● Joachim Ganse, Institut der Umweltgut-achter und -berater e.V. ● Dr. Ludwig Glatzner,BUND ● Michael Götze, Kreditanstalt für Wieder-aufbau ● Dr. Werner Goll, SKW Trostberg AG ● Dr. Birgit Grahl, Institut für integrierte Umweltfor-schung und Beratung ● Bernd Heins, IG Chemie Papier Keramik ● Thomas Koch, Ministerium fürLandwirtschaft, Naturschutz und Umwelt Thüringen● Heinz Kottmann, Institut für ökologische Wirt-schaftsforschung ● Dr. Christoph Lange, DeutschesInstitut für Normung e.V. ● Dr. Peter Michael Lange, Bayer AG ● Martin Lippmann, BayerischesStaatsministerium für Landesentwicklung und Um-weltfragen ● Gunther le Maire, Kunert AG ● Dr. Eva Schminke, Büro für ökologische Studien ●Paul Schmitz, VdTÜV ● Prof. Dr. Eberhard Seidel,Universität Siegen ● Dr. Eberhard K. Seifert, Wup-pertal Institut ● Dr. Thomas Stuhlfauth, Hoechst AG

Unser besonderer Dank gilt auch der Projekt-gruppe “Environmental Performance Evaluation”im Verband der Chemischen Industrie e.V. unterLeitung von Dr. Frauke Druckrey für die inhalt-liche Diskussion der Pilotergebnisse und das konstruktive Feedback.

HerausgeberBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)Kennedyallee 553175 BonnTel.: (02 28) 3 05-0Fax: (02 28) 3 05-32 25

Umweltbundesamt (UBA)Bismarckplatz 114193 BerlinTel.: (0 30) 89 03-0Fax: (0 30) 89 03-22 85

Die Herausgeber übernehmen keine Gewähr für dieRichtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeitder Angaben sowie die Beachtung privater RechteDritter. Die in der Veröffentlichung geäußertenAnsichten und Meinungen müssen nicht mit denender Herausgeber übereinstimmen.

Projektbearbeitung und -koordination

Rainer Rauberger,Institut für Management und Umwelt, Augsburg

Prof. Dr. Bernd Wagner,Kontaktstudium Management, Universität Augsburg

Projektbeteiligte

Pilotfirma SKW Trostberg AG,Koordination durch Dr. Gabriele Wagner-Youngman

Dr. Christine Jasch,Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Wien

Sabine Braun,Akzente Kommunikationsberatung, München

Projektbetreuung/Auftraggeber

Alfred M. Walter, Christa Ratte (BMU)

Dr. Werner Schulz, Reinhard Peglau (UBA)

Grafik und Layout

Ralph Jenette,Akzente Kommunikationsberatung, München

Druck

Druckhaus Deutsch, München

© 1997 BMU/UBA, Bonn, Berlin

Impressum

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