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Leitfaden für eine optimierte Kälberaufzucht Gesunde Kälber – leistungstarke Milchkühe – gute Mastleistung Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Leitfaden für eine optimierte Kälberaufzucht · vorteilhafter sind Rein-Raus-Verfahren, wie z. B. die Kälberhaltung in Iglus oder Kälberhütten. 1. Wichtig sind: • ein sauberer,

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Leitfaden für eine optimierte Kälberaufzucht

Gesunde Kälber – leistungstarke Milchkühe – gute Mastleistung

Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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Inhaltsverzeichnis

1. Einführung2. Abkalben3. Hygiene4. Kolostrum5. Fütterung6. Haltung7. Krankheiten8. Weiterführende Hinweise zum Transport und Zukauf von Kälbern

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Einführung

Die Kälberaufzucht repräsentiert eine für die Produkti-vität der Milchproduktion zentrale Komponente. Die in dieser Broschüre aufgestellten Empfehlungen wurden auf Basis von wissenschaftlichen Studien und praktischen Erfahrungen auf Milchviehbetrieben zusammengestellt. Es sollen bewährte Strategien im Hinblick auf Haltung, Fütterung und Hygiene aufge-zeigt werden, um Kälber möglichst problemlos und tiergerecht aufzuziehen, das gehäufte Auftreten von Kälbererkrankungen zu vermeiden und optimale Voraussetzungen für eine künftig hohe Produktivität dieser Tiere zu schaffen.

Diese Empfehlungen sind als Hilfestellung insbesonde-re für Betriebe mit spezifischen Problemstellungen zu verstehen, die in Kooperation zwischen Betriebsleiter, Hoftierarzt und ggf. Beratern umgesetzt werden kön-nen. Es handelt sich dabei explizit nicht um eine for-maljuristische Vorgabe für die Aufzucht von Kälbern.

Das Kalb von heute ist die Kuh bzw. der Mastbulle von morgen! Die unkomplizierte Aufzucht gesunder Kälber ist eine entscheidende Grundlage für den wirt-schaftlichen Erfolg. Das setzt eine minimale Totgebur-tenrate und eine intensive Aufzucht unter Vermeidung von gehäuft auftretenden Kälbererkrankungen voraus – nur so lässt sich ein anzustrebendes Erstkalbealter von 24–26 Monaten erreichen. Bestandsprobleme durch Kälberdurchfall und Rindergrippe müssen nicht sein – sie sind Ausdruck von systematischen Fehlern bei Fütterung und Haltung. Diese gilt es in Zusammen-arbeit mit Ihrem Hoftierarzt aufzufinden und abzu-stellen. Gesunde und frohwüchsige Kälber werden es Ihnen danken!

Kranke Kälber machen viel Arbeit und verursachen hohe Kosten. Es ist deshalb sinnvoll, Zeit und Sorgfalt in die tägliche Fütterung, Tierbeobachtung und vor-beugende Maßnahmen zu investieren (z. B. Geburts-überwachung, Kolostrumversorgung, Impfprophylaxe, Entmistung, Reinigung und Desinfektion). Diese Arbei-ten sind planbar und stören nicht die Betriebsabläufe.

Nur gesunde Kälber werden zu leistungs-starken Milchkühen bzw. bringen später gute Mastleistung!

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AbkalbenDie Geburt: der Start ins Leben

Kühe sollten möglichst einen Tag vor der Kalbung in einen Abkalbebereich verbracht werden. Dadurch sollen Stress und damit die Ausschüttung von Adren-alin vermieden werden, um die Wehentätigkeit nicht negativ zu beeinflussen – dies gilt insbesondere für Erstkalbinnen.

Schwergeburten müssen nicht sein – wenn die Voraussetzungen stimmen…:

1. Verfettung der Muttertiere in der Spätlaktation und Trockenstehzeit unbedingt vermeiden (Body Condi-tion Score (BCS) < 3,75).

Durch die Bestimmung der Rückenfettdicke (RFD) und/oder des BCS und ein entsprechendes Fütte-rungsmanagement kann das Risiko für Schwer- und Frühgeburten reduziert werden. So haben z. B. Kühe mit zu geringen Fettreserven beim Trocken-stellen (< 12 mm RFD) ein 2-3-mal höheres Risiko, vor dem 270. Tag zu kalben. Auch eine Überkon-ditionierung ist insbesondere bei Erstkalbinnen ein Risikofaktor.

2. Angepasste Mineralstoffversorgung für Erstkalb-innen und Trockensteher in den letzten Trächtig-keitswochen (Bei Gabe saurer Salze sind die hierbei gesonderten Versorgungsverhältnisse zu beachten).

Der Abkalbebereich sollte gut kontrollier-bar und ausreichend groß sein. Hygiene- maßnahmen bei Personen und Gerät-schaften beachten.

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3. Prophylaxe bzgl. Milchfieber bei mehrkalbigen Kühen, z. B.:• AufniedrigenKaliumgehaltderRationachten;

das heißt zum Beispiel Grassilage von kalium- armen Flächen einsetzen.

• InjektionvonVitaminD2 einmalig 5 Tage vor dem Kalben.

• EventuellsaureSalze(Harn-pHsolltebei7,0-7,5liegen).

4. Ausreichend viele Abkalbeboxen.• Je30KüheeineAbkalbebucht.• Einzelboxmindestens12m2 (Empfehlung: möglichst 15 m2).• SichtkontaktzuanderenTieren.• Gutzukontrollieren.• Zugfreiundsauber(reichlichfrischeEinstreu).• AbkalbeboxennichtalsKrankenboxbenutzen.

5. Der Einsatz von gesextem Sperma kann insbeson-dere für Erstkalbinnen sinnvoll sein, da das Ge-burtsgewicht weiblicher Kälber im Mittel geringer ist als das von Bullenkälbern.

Geburtsüberwachung und -hilfe optimieren:

1. Regelmäßige Kontrolle der kalbenden Kühe (mög-lichstalle2Stunden);Dokumentationistsinnvoll.

2. Zuverlässige Anzeichen für den Beginn der Geburt sind deutlich abgehaltener Schwanz, Abgang von Schleim und das Platzen der Fruchtblase.

3. Vor einem Auszug Lage, Stellung und Haltung des Kalbes kontrollieren.

4. Vor der vaginalen Untersuchung unbedingt auf Sauberkeit (Arm des Untersuchenden und Scham der Kuh) achten.

Die Geburtsüberwachung und ggf. Geburtshilfe sind entscheidend für die Vermeidung von Totgeburten.

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5. AuszugnurbeimliegendenTier;keineübermäßigeZughilfe (max. 2 Personen).• NurwährendderWehenziehen.• AufZugpausenachten.• DerZugerfolgtzunächstparallelzurWirbelsäule

des Muttertieres. Erst bei Sichtbarwerden des NabelswirderinRichtungderHintergliedmaßendes Muttertieres geändert.

6. Sofern Geburtshilfe geleistet wurde, Kontrolle• desGeburtswegsaufVerletzungen,• aufweitereKälber.

7. Ein Eingreifen vor Ablauf von zwei Stunden nach dem Sprung der Fruchtblase ist in der Regel nicht erforderlich, im Zweifel immer den Tierarzt hinzu- ziehen.

8.NeugeborenesKalb• Schleimvonaußenausstreichen(oderabsaugen),• KaltwassergussaufdenNackenbereichzum

Anregen der Atmung,• KalbinBrustlagebringen,• gutabreibenbzw.ableckenlassen (Steigerung der Vitalität),• SichtkontrolledesNabelsundggf.Einsprühenvonaußen(z.B.mitJod)undSichtnachkontrollean den Folgetagen,

• schnellausAbkalbebereichinsauberesKälber- iglu oder Kälberhütte verbringen.

9. Geburtshilfeutensilien nach jeder Benutzung gründlich reinigen und regelmäßig desinfizieren.

Neugeborene Kälber müssen schnell trocken werden!

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HygieneSauberkeit: Grundvoraussetzung für Gesundheit

Die Mehrzahl der Infektionserreger für Kälberdurchfall und Rindergrippe ist auf jedem Betrieb nachweisbar. Ein niedriger Infektionsdruck ist Voraussetzung für gesundeKälber;diesessetztSauberkeitvoraus.

DaspermanenteNachbelegenvonKälberställenbe-günstigt die Entwicklung einer sogenannten Stallmü-digkeit, d. h. besonders aggressiver Keime. Wesentlich vorteilhafter sind Rein-Raus-Verfahren, wie z. B. die Kälberhaltung in Iglus oder Kälberhütten.

1. Wichtig sind: • einsauberer,trockenerLiegebereich,• HygienebeiderZubereitungderMilchaustau-

scher – bzw. Milchtränke, • beiEinzelhaltung:eigenerTränkeimerfürjedes

Kalb, • ReihenfolgebeiderVersorgungbeachten (erstgesund,dannkrank;erstjung,dannalt).

Fehlende Sauberkeit in der Abkalbebox und bei der Geburtshilfe birgt hohe Risiken für das neugeborene Kalb.

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2. Eine sorgfältige Reinigung ist die Grundlage aller weiteren Maßnahmen:• Zunächstausmisten(„besenrein“).• DannHochdruckreiniger(100bar)mitFlach-

strahl- oder Rotationsdüse (evtl. vorher einwei-chen).

• EineSchaumreinigungistaufgrundderlängerenEinwirkzeit meist besser geeignet als andere Verfahren, um den Eiweiß- und Fettfilm zu lösen.

• Anschließendtrocknenlassen.• MöglichstStallmehrereTageleerstehenlassen(„Stallbrache“).

• Lüftungs-undFütterungseinrichtungennichtvergessen.

3. Desinfektion ist sinnvoll zur Prophylaxe und bei Bestandsproblemen:• VoraussetzungfüreinewirksameDesinfektion

sind saubere und trockene Oberflächen – grund-sätzlich gilt: erst reinigen, dann desinfizieren.

• AusbringenmitSpezialgerät(z.B.Schaumlanze).• Ausbringmenge,Gebrauchskonzentrationund

Einwirkzeit gemäß DVG- und DLG-Liste – Ge-brauchskonzentration beachten.

• VieleDesinfektionsmittelwirkenbeiniedrigerUmgebungstemperaturschlechter(„Kältefehler“)– bei Auswahl berücksichtigen.

• AuswahlgeprüfterDesinfektionsmittelausderDesinfektionsmittelliste der DVG für die Tierhal-tung (www.dvg.net > Desinfektion >

aktuell gültige Desinfektionsmittelliste)

Nur gezielte Reinigung und Desinfektion können einen niedrigen Infektionsdruck gewährleisten. Aerosolbil-dung kann eine zusätzliche Belastung der Atemluft mit Keimen verursachen, des-halb möglichst nicht in un-mittelbarer Nähe von Tieren reinigen und desinfizieren.

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4. Krankheitserreger sind unterschiedlich empfindlich gegenüber Desinfektionsmitteln. • VirenundBakteriensindmeistrelativeinfachzu

bekämpfen. • OocystenvonKryptosporidienundEimerien

(wichtige Durchfallerreger) sind besonders wi-derstandsfähig – nur wenige Desinfektionsmittel sind wirksam (siehe DVG-Liste www.dvg.net > Desinfektion > aktuell gültige Desinfektionsmit-telliste).

5. Für Zukaufsbetriebe empfiehlt sich ein Quarantänestall:• SchutzdervorhandenenTiere.• GewöhnungderzugekauftenTiereanFütte-

rung und Keimflora des Bestandes über einen Zeitraum von 3 Wochen.

• BeobachtungundBehandlungsmöglichkeitender Zukaufstiere besser möglich.

6. Schadnager- und Fliegenbekämpfung zur Reduk- tion von Keimverschleppung.

Eine wirklich saubere Kälberbox mit trocke-ner Einstreu vermindert das Risiko von Durch- fallerkrankungen erheblich.

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Kolostrum Kolostrum – unverzichtbar für gesunde Kälber

Kolostrum (Biestmilch) ist wichtig für die Immun-abwehr und die Stimulation der Darmentwicklung, wie z. B. für das Zottenwachstum im Dünndarm und damit entscheidend für ein leistungsfähiges Verdau-ungssystem.

Kolostrum – worauf es ankommt:

1. JedesKalbsollmöglichstbaldnachderGeburt,spätestens aber innerhalb der ersten drei Lebens-stunden, mindestens 3 Liter Erstgemelk aufneh-men.

2. Bleiben Kälber unbeaufsichtigt bei der Kuh, nehmen etwa 50% der Kälber nicht ausreichend Kolostrum auf.

3. Deshalb möglichst mindestens 3 Liter (größere Kälber4Liter)ErstgemelkmitNuckelflasche(oder-eimer) kontrolliert verabreichen, um die Erstversor-gung mit Abwehrstoffen (Immunglobine) sicherzu-stellen.

4. Abmelken des Erstgemelks auch mit mobiler Melkeinheitmöglich;vollständigesAusmelkenistsinnvoll für Kuh und Kalb.

Sehr viele Kälber, die unbeaufsichtigt beidem Muttertier blei-ben, nehmen zu wenigKolostrum auf.

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5. Überschüssiges Erstgemelk möglichst • zurVermeidungvonEinfrier-undAuftauschä-

den portionsweise (ca. 0,5l) in Plastikbeuteln flach (gleichmäßige Schichtdicke) einfrieren (-18 °C).

• beiBedarfimWasserbad(50°C)oderMikro-welle(250Watt;nach10mindurchkneten)langsam auftauen und erwärmen auf 37 °C.

• frischesKolostrumaufgetauterBiestmilchvor-ziehen (Auftauverlust von IgG ca. 40%).

6. Kolostrum kann auch angesäuert (pH 5,5) zur frei-enAufnahmeimNuckeleimerangebotenwerden(ab der zweiten Mahlzeit).

7. Mischkolostrum ist problematisch (Gefahr der Übertragung von Paratuberkulose).

8. Kolostrum möglichst auch in den ersten Lebensta-gen vertränken (Blut-Darm-Schranke nach wenigen Stunden geschlossen, aber lokale Wirkung inner-halb des Darms gegen Durchfallerreger).

Nur wenn das Kalb nicht freiwillig trinkt, sollte Kolostrum per Sonde verabreicht werden („Drenchen“):

1. Zunächst Einweisung durch Hoftierarzt notwendig.

2.Aber:NichtroutinemäßigDrenchen, freiwillige Aufnahme sollte die Regel sein!

Nuckelflaschen sind gut geeignet für die Verabreichung der Biestmilch.

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Überprüfung des Kolostrum-Managements:

1. Möglichst routinemäßig einmal jährlich sowie immer bei Bestandsproblemen.

2. Mögliches Vorgehen: • Blutprobenvon6–12gesundenKälbern

(2–10 Tage alt).• BestimmungderKonzentrationdesGesamt-

proteins.• EinsendenderBlutprobenanLaboroderdirekte

Messung mittels Refraktometer aus dem Blut- serum.

• bei>70%derBlutprobenmussdieGesamt-proteinkonzentration im Serum oder Plasma > 54 g/l sein.

3. Zusätzlich kann die Qualität des Kolostrums mittels BRIX-Handrefraktometer oder Spindel auf dem Betrieb überprüft werden.

Nur Kälber, die nicht ausreichend Biest- milch trinken, sollten gedrencht werden. Es sollte ein Biest-milch-Vorrat von be-standseigenen Kühen eingefroren werden, um die Versorgung sicher zu stellen.

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Fütterung Die Fütterung des Kalbes: Menge und Qualität entscheiden

Kälber sollen sich schon in den ersten Lebenswochen zügig entwickeln. Hohe Zunahmen in den ersten Lebenswochen bilden die Voraussetzung für eine gute Konstitution, ein niedriges Erstkalbealter, leistungs-freudige Milchkühe und hohe Zunahmen bei Masttie-ren. Die spezielle Fütterung der Milchmastkälber bleibt hier unberücksichtigt.

In den ersten Lebenswochen:

1. Sehr junge Kälber können nur die Inhaltsstoffe der Milch verdauen.

2. Empfehlung: Dreimal täglich oder ad libitum (schwach ansäuern, pH 5,5) tränken.

3. Bei Vollmilchtränke ca. 6-8 l täglich unverdünnt vertränken (mindestens 15 % des Körpergewichts).• Hygiene(schnelleVermehrungvoncoliformen

Keimen) und Tränketemperatur (38 °C) beach-ten.

• VollmilchenthältzuwenigeSpurenelemente (z. B. Eisen, Selen), deshalb einen Vollmilch- Aufwerter einsetzen.

4. JedesKalbsollteindenerstenLebenstagenein- malig ein Eisen-Präparat erhalten.• 20-30%derNeugeborenenhabeneinenEisen-

mangel.• Eisenistu.a.wichtigfüreineausreichende Sauerstoffversorgung.

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5. Bei Milchaustauschern (MAT) auf hohe Qualität achten;Qualitätskriteriensindu.a.:• HoherAnteilMagermilchpulver

(> 30%) und hochwertiger Molkenproteine.• MöglichstkeinepflanzlichenProteine(diese

können erst ab der 6. Lebenswoche vollständig verdaut werden).

• NiedrigeRohfaser-(<0,1%)undRohasche- (< 10%) Gehalte.

• FehlerinderTränkezubereitungund/odermin-derwertige MAT erhöhen die Durchfallgefahr.

6.Nichtzuknappfüttern:Bereits400gZunahmeproTag in den ersten Lebenswochen erfordern ca. 1 kg MAT/Tag.

Beispiel Tränkeplan (1. bis 3. Woche ad libitum):

7. Wasser ab dem 1. Lebenstag anbieten.• KälbernmussspätestensvomachtenLebenstag

an Raufutter oder sonstiges rohfaserreiches strukturiertes Futter zur freien Aufnahme an-geboten werden (wichtig für die Vormagenent-wicklung). Heu ist zu empfehlen.

• Kälberstartersolltemöglichstfrühangebotenwerden (spielerische Gewöhnung begünstigt eine hohe Kraftfutteraufnahme ab der 4. Le-benswoche).

8. Eine erhöhte Fütterungsintensität in den ersten Lebenswochen• führtzueinerbesserenKonstitution,• reduziertdasBesaugen,• wirktsichpositivaufdieOrganentwicklungaus,• hatpositiveAuswirkungenaufdiespätereMilchleistung(„metabolischeProgrammierung“)und die Kraftfutteraufnahme.

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8

6

4

2

0Ein bis drei Wochen

Bis 10. Woche

Biestmilch/Vollmilch ad libitumimNuckeleimerin Einzelhaltung

- Bei MAT-Tränke hochwertige Magermilch-MAT - Beim Abtränken von 160 auf 120 g/l möglich

Von 10 auf 2 Liter pro Tag

Liter

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9. Bei ad libitum Tränke• Vollmilchnurschwachansäuern

(pH 5,5), um Akzeptanzprobleme zu vermeiden.• BereitsabdemerstenLebenstagfürmindestens

die ersten drei Lebenswochen, um dem Effekt der metabolischen Programmierung zu nutzen.

• ZweimaltäglichfrischeMilchanbietenundNuckeleimermitDeckelverwenden.

• AuchbeiFrostimAußenklimaställenmöglich,dadie die Kälber ihre Sauggewohnheiten anpassen.

• BeiadlibitumTränkekanndieKotkonsistenzetwas dünnbreiiger werden, ohne dass vermehrt Durchfall auftritt.

• KeinerestriktivgefüttertenKälberaufadlibitumFütterung umstellen.

10.JedeUmstallungderKälber–auchinnerbetrieb-lich – bedeutet Stress und damit ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für die Tiere, da sie häufig mit einem gleichzeitigen Wechsel von Haltungssystem (aus Einzel- in Gruppenhaltung), Futtermittel (erst Vollmilch, dann MAT) und Fütterungstechnik (Eimer bzw. Tränkeautomat) verbunden ist. Des-halb sollten Kälber möglichst in den ersten drei Wochen nicht umgestallt und auch anschließend Gruppen- und Stallwechsel auf das notwendige Maß beschränkt werden.

Vollmilch ist gut – wenn die Vorausset-zungen stimmen…

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Bei der Haltung von Jungrindern bis zur Abkalbung gilt …:

1.DieKälber-undJungrinderaufzuchtbestimmenmaßgeblich die Einsatzleistung, die Laktationsleis-tung und die Lebensleistung der Kuh (z. B. durch metabolische Programmierung).

2. Hohe Zunahmen bis zum 8. Lebensmonat sind essentiell für die Organentwicklung und die Fest- legung des Rahmens der Tiere.• 850g/Tagsindanzustreben.• 11MJME/kgTS,d.h.gutesGrundfutterundbis

zu 2 kg Kraftfutter täglich.• AufMineralstoff-undSpurenelementversorgung

achten.

3. Anschließend• 750g/TagZunahmenichtüberschreiten,

um Verfettung (und damit z. B. Brunst- und Trächtigkeitsprobleme, Fetteinlagerungen im Eutergewebe und spätere Geburtsprobleme) zu vermeiden.

• 9,5MJME/kgTS,d.h.keinKraftfuttereinsetzenund Maissilage eventuell begrenzen.

4. Besamung bei 400–430 kg Lebendmasse möglichst im 15. Lebensmonat, denn ein Erstkalbealter von 24 bis 26 Monaten ist anzustreben aufgrund• geringererAufzuchtkosten,• wenigerSchwergeburten,• höhererMilchleistunginersterLaktation.

5. Saisonale Weidehaltung ist möglich.• AufMineralstoff-undSpurenelementversorgung

achten.• RegelmäßigeEntwurmungendurchführen.• ZufütterungbeiBedarf.

6. Auslauf (z. B. Laufhof) ist auch vor dem zweiten Lebensjahr sinnvoll.• KlimareizezurStärkungdesImmunsystems.• GewöhnunganSituationenwiebeispäterer

Weidehaltung.• WenigerStressbeispätererWeidehaltung.

Gut entwickelte Jungrinder – die Grund-lage für leistungsfreu- dige Milchkühe bzw. gute Mastleistung.

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HaltungPlatz, Luft und Licht – was Kälber mögen

Unabhängig davon, für welches Haltungssystem man sich entscheidet, müssen die einzelnen Systemkom-ponenten aufeinander abgestimmt sein. So sollte ein Wechsel von Außenklimastallsystemen in einen Warmstall vermieden werden, aber auch im umge-kehrten Fall besteht während der Umgewöhnungs-phase eine erhöhte Erkrankungsgefahr.

Bei der Haltung von Kälbern gilt allgemein:

1. Auf ausreichendes Platzangebot achten (Empfeh-lung: 3 m²/Tier), Überbelegung vermeiden.

2. Eine optimale (betriebsspezifische) Reihenfolge von durchzuführenden Maßnahmen, wie Enthornung, Impfung, Transport, Futterumstellung ist sinnvoll und sollte ggf. mit Hilfe des Bestandstierarztes erarbeitet werden.

3. Hohe Ammoniak- und Staubkonzentrationen sowie Zugluft verursachen Lungenerkrankungen und führen zu verminderten Tageszunahmen.• WannimmermanselbstimLiegebereichder

Tiere Ammoniakgeruch wahrnimmt, ist die Kon-zentration nicht akzeptabel für die Kälber.

• InWarmställenisteingesundesStallklimanurmit hohem technischen Aufwand aufrecht zu erhalten.

So kann man’s machen: Trocken und sauber und gute Luft.

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• HoheLuftaustauschrateohneZugluftsicherstel-len (ggf. einen Stallklimaberater hinzuziehen).

• Regelmäßigentmisten, - um hohe Ammoniak-Konzentrationen zu

vermeiden. - Eine trockene saubere Liegefläche muss zur Verfügung stehen.

3. Offene Pultdach-Ställe gewährleisten eine gute Tiergesundheit.• AufKleinklimazonenachten(seitlicheAbtren-

nung der Buchten durch Siebdruckplatten im hinteren Bereich sowie wandbündige Abdeck-plattenin1,5mHöhe;sogenanntesKälbernest;Abdeckung auch im Sommer nur zum Misten entfernen).

• Tränkenmüssenfrostsicherundkälbergerechtsein.

• BeiKonzeptionaufarbeitswirtschaftlichgün- stige Bauweise achten.

- Kurze Wege zur Versorgung der Tiere. - Zentrale Lage begünstigt die optimale

Betreuung. - Auf möglichst unkomplizierte Entmistung der Ställe achten (z. B. Schwenkgitter).

4. Für Zukaufstiere sollte• einQuarantänestallvorhandensein,• möglichstdieHaltungsformdesHerkunfts-

betriebes bekannt sein.

5. Hohe Hallen mit Trauf-First-Lüftung oder niedrige Warmställe sind für Kälber weniger geeignet (auf Kleinklimazonen achten).

Pultdachhalle mit Kälberiglus und Grup-penhaltung für ältere Kälber bis zum Alter von 6 Monaten.

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6. Zweiraumsysteme sind zu bevorzugen – Vollspal-tenböden sind als Außenklimaställe für Kälber nicht geeignet.

7. VorgabenderTierschutz-Nutztierhaltungsverord-nung(TierSchNutztV)einhalten,u.a.:• Sicht-undBerührungskontaktzuanderen

Tieren.• AußenwändederBoxenundLiegeflächemüs-

sen ausreichend wärmegedämmt sein.• BeiBetonspaltenbodenmaximal2,5cmSpal-tenbreite;beiSpaltenbödenmitGummiauflagemaximal 3 cm Spaltenbreite.

• AuftrittsbreitederBalkenmindestens8cm.

8. Vollspaltenböden sind für Kälber bis 70 kg Körpergewicht ungünstig.

9. Betonvollspaltenböden sollten auf mindestens 2/3 der Bodenfläche mit perforierten Gummimatten ausgelegt sein.

10. Die muttergebundene Kälberaufzucht stellt eine tiergerechte Alternative zur konventionellen Auf-zucht dar.

Die Aufstallung unter Außenklimabedingun-gen ist ideal für gesunde Kälber

1. Insbesondere junge Kälber benötigen einen zugfrei-enRückzugsraum(„Mikroklima“);dafürsindu.a.Kälberiglus gut geeignet. Zu beachten sind:• HoheWindgeschwindigkeitensindkritisch

(d. h. Öffnung zur windabgewandten Seite ausrichten).

• BefestigterUntergrund.• ReichlichtrockeneEinstreu.• DasHaltungssystemmussdasVerfütternvon

Heu und Kraftfutter sowie das Anbieten von Wasser ermöglichen.

• AusreichendeFrischluftzufuhrmussauchbeihohen Temperaturen im Sommer gewährleistet sein.

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Für die Haltung in Iglus / Kälberhütten gilt:

• ÜberdachterIglu-BereichverschafftdenKälberneinen trockenen Liegebereich außerhalb des Iglus und erleichtert die Versorgung und Kontrolle der Tiere.

• IglusundKälberhüttensolltenunkompliziertzureinigen und umzusetzen sein.

2. Bei ganzjährigen Abkalbungen sind mindestens 8 Iglus oder Kälberhütten für jeweils 100 Abkalbun-genproJahrerforderlich.

3. Die Iglus oder Kälberhütten müssen für die Tierkon-trolle leicht zugänglich sein und sollten über einen Auslauf verfügen.

4. InderkaltenJahreszeiterhöhtsichderErhaltungs-bedarf um ca. 30% (entspricht zusätzlich einem Liter Vollmilch bzw. 170 g MAT pro Tag).

5. Eine Kälberweste kann die Wärmeverluste des Tie-resinderkaltenJahreszeitwirkungsvollreduzieren.

6. Kranke Kälber sollten möglichst (z. B. bei Frost) im Innenstallbereich, in Einzelhaltung (mit Sichtkontakt zu anderen Tieren) untergebracht werden.

7. Für die Krankenbox sollte eine Wärmelampe vor-handen sein.

Details entscheiden, ob ein Stall „funk-tioniert“… Kälber-nest-Kleinklimazone

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Haltung mit oder ohne Hörner?

Die Enthornung von Rindern ist bei unter sechs Wochen alten Kälbern im Einzelfall zulässig, sofern dieHornlosigkeitfürdievorgeseheneNutzungdesTieres unerlässlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen (§ 6 Tierschutzgesetz).

Die Hornlosigkeit kann jedoch auch angeboren sein. Es besteht inzwischen eine deutlich verbesserte Ver-fügbarkeit von genetisch hornlosen Bullen mit guten Leistungsmerkmalen. Somit kann die Hornlosigkeit auch über die Zucht, also ohne Amputation, erreicht werden.

Für das Enthornen von Kälbern lautet die wissen-schaftlich belegte Empfehlung, diese nach örtlicher Schmerzausschaltung (Lokalanästhetikum) in Verbin-dung mit einem Schmerzmittel und einem Beruhi-gungsmittel durchzuführen.

Bei entsprechend angepasstem Haltungssystem und Management ist die Haltung von behornten Tieren eine sinnvolle Alternative zur Enthornung von Kälbern.

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KrankheitenKälberkrankheiten vermeiden

Durchfallerkrankungen und Kälbergrippe sind die häu-figsten Probleme, die unter Umständen hohe Verluste bzw. wesentliche Entwicklungsrückstände der Tiere verursachen. DasgehäufteundwiederholteAuftretenvonJung- tiererkrankungen(„Bestandsproblem“)isteinHinweisauf grundsätzliche Fehler bei Haltung und Fütterung und ist tierschutzrelevant. Um die Ursachen dieser Probleme zu finden und abzustellen, sollten unbedingt der Hoftierarzt und ggf. ein produktionstechnischer Berater konsultiert werden. Bei Bestandsproblemen ist auch stets der BVD-Status des Betriebes zu klären.

Kälberdurchfall…

1. TrittvorallemindenerstendreiLebenswochenauf;in der Regel sind Infektionserreger beteiligt.

Blutkoagula im Kot lassen auf ein ernstesProblem schließen. Tierarzt hinzuziehen!

Erreger:E.coli (K99/F5) Rotavirus Kryptosporidien Coronavirus Eimerien (Kokzidien), GiardienSalmonellen

Zeitpunkt des ersten Auftretensab 1. Tag (innerhalb der 1.Woche)4. Tag bis ca. 3. Wocheab ca. 3.-5. Tag4. Tag bis ca. 3. Wocheab ca. 3. Wochejederzeit

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2. Die wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen sind:• guteKolostrumversorgung,• SauberkeitinAbkalbestallsowieKälberhütten/ -iglus,• unterUmständenMuttertierschutzimpfungvor

der Kalbung,• beiProblembeständenKryptosporidienmeta-

phylaxe (Medikation, Reinigung, Desinfektion).

3. Bei Auftreten von Durchfall:• ElektrolytlösungoderkomplexeDiättränke

zusätzlich anbieten, • Milch-/Milchaustauschertränkenichtabsetzen

(max. für eine Mahlzeit), • krankeKälber5–6xtäglichtränken(abwech-

selnd 1,5–2 Liter Diättränke und Milch oder Milchaustauscher),

• AntibiotikanuraufAnweisungdesTierarztes,• ggf.eineKotuntersuchung/Schnelltestdurchfüh-

ren.

4. Tierarzt sofort hinzuziehen, wenn• daskrankeKalbnichtmehrfreiwilligtrinktund/

oder der Durchfallkot auffallend blutig ist, • dasKalbzumFestliegenkommt.

5. Bei auffallender Entwicklungsverzögerung älterer Kälber(„Auseinanderwachsen“vonTiereneinerGruppe, schlechtes Haarkleid, teilweise Durchfälle) sindhäufigEimerienbeteiligt(„Kokzidiose“)–inAbsprache mit Tierarzt metaphylaktische Behand-lung durchführen.

Bei wässrigem Durch-fall verschlechtert sichder Zustand des Kalbes schnell. Tierarzthinzuziehen!

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Kälbergrippe …

1. TrittvorallembeietwasälterenKälbernauf;meistist ein Bestandsproblem die Folge von hohem Infektionsdruck und schlechter Luftqualität (v. a. Zukaufsbetriebe und Warmställe mit hoher Bele-gungsdichte).

2. Die wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen sind:• Haltungssystemverbessern(z.B.Außenklima,

trockene, wärmegedämmte, zugluftgeschützte Liegefläche),

• AbwehrkräftedesKalbesfördern(Kolostrum,Vitaminversorgung, Eisen),

• GuteKonstitutiondurchausreichendhochwerti-ges Futter,

• EventuellImpfunginAbsprachemitTierarzt (in Problemfällen auch der Muttertiere).

3. Entscheidend für den Behandlungserfolg sind:• FrüheErkennungneuerkrankterTiere(>40,0°C

Körpertemperatur, Husten, Abgeschlagenheit), deshalb sollte unbedingt eine Temperaturkont-rolle erfolgen.

• UnmittelbareBehandlungdurchTierarzt(Anti-biotika, Entzündungshemmer, Schleimlöser),

• AusreichendeBehandlungsdauerauchbeiBes-serung der Symptome, um Rückfälle zu verhin-dern,

• Ausbreitungverhindern(kleine,konstanteGruppen, möglichst gleichaltrige Tiere, erkrank-te Tiere, wenn möglich frühzeitig in Krankenbox separieren).

Chronisch lungen-kranke Kälber werdenhäufig zu Kümmerern.

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Weiterführende Hinweise zum Transport und Zukauf von Kälbern

Transporte stellen für Kälber eine erhebliche Belastung dar. Kälber unter 14 Tagen dürfen nicht transportiert werden. Der Gesundheitsstatus der Kälber ist für die Folgen der Transportbelastung von großer Bedeutung, deshalb dürfen kranke Tiere und Kälber mit nicht ab-geheiltemNabel,außerzurtierärztlichenBehandlung,nicht transportiert werden.

1. Kälber sind für Infektionskrankheiten besonders anfällig.JedeArtvonStresssetztdieImmunab-wehrzusätzlichherab;deshalbdenTransportstress(Trennung von vertrauter Umgebung, Betreuer und Artgenossen sowie aus ungewohntem Umgang, Einschränkung des arteigenen Verhaltens, evtl. Klimastress, Belastung beim Auf- und Abladen) möglichst gering halten.

Die Einstallung im aufnehmenden Betrieb sollte sorgfältig vorbereitet werden, um einen optimalen Start zu bieten. Hierzu zählen• einsauberer,imRein-Raus-Verfahrenbetriebe-

ner Quarantänestall (möglichst für 3 Wochen),• dieEinrichtungalters-undgewichtsangepasster

Gruppen,• einezeitnaheVersorgungmitWasserundFutter

(wenn keine Erkenntnisse bezüglich der letzten Tränke (-art, -zeitpunkt, -system) vorliegen, soll-ten direkt nach der Ankunft 2l Elektrolyttränke angeboten werden),

• eineintensiveGesundheitskontrolle.

2. Von der Tränke bereits abgesetzte Kälber sind auf dem Transport leichter tiergerecht zu versorgen.

3. Kurzeittransporte sind weniger belastend als Transporte über einen längeren Zeitraum, da die tiergerechte Versorgung mit Vollmilch oder MAT auf den Transportfahrzeugen bzw. in Sammel- und Versorgungsstellen schwierig ist.

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4. Bei Langzeittransporten, bei denen eine Fütterung der Kälber notwendig ist, sollten Begleitpapiere deshalb Informationen enthalten:• zurArtderbisherigenTränke,• zumZeitpunktderletztenTränke,• zumbisherverwendetenTränkesystem,• zudurchgeführtenImpfungenundVorerkran-

kungen.

5. Durch das Sammeln von Kälbern aus verschiedenen Herkunftsbeständen wird u. a. die Transportdauer erhöht und zusätzlich die individuelle Tränkefütte-rung erschwert (unterschiedlichste Fütterungsge-wohnheiten müssen bedacht werden).

6. Zukaufstiere sollten• nachEmpfehlungdesTierarztesdenHerkunfts-

betrieb in die eigene Impfstrategie einbezogen werden;hierbeisindVorimpfungenimHer-kunftsbetrieb zu berücksichtigen,

• ggf.gegenEkto-undEndoparasitenbehandeltwerden,

• bedarfsgerechtnachTränke-bzw.Fütterungs-plan versorgt werden,

• indenerstenTagenverstärktbeobachtetwer-den.

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Impressum:

Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und VerbraucherschutzCalenbergerstraße 230169 [email protected] 120-0www.ml.niedersachsen.dewww.tierschutzplan.niedersachsen.de

Redaktion: Facharbeitsgruppe Rinder des Tierschutzplans Niedersachsen

Bilder: Fotolia (Titelbild), Dr. Kathrin Herzog, Ina Lauts,Dr. Hans-Jürgen Kunz, Dr. Katrin Mahlkow-Nerge,Prof. Dr. Martin Kaske

Grafik:MM-Design, Marion Münch-Gudewill, Hannover

Druck: Linden-Druck Verlagsgesellschaft mbH, Hannover