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LESEN HEUTE - MIT UND IN ALLEN MEDIEN Auf dem Weg zu einem schulischen Leseförderkonzept

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LESEN HEUTE - MIT UND IN ALLEN MEDIENAuf dem Weg zu einem schulischen Leseförderkonzept

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LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN,

ob Sie durch Umblättern oder einen Mausklick zu diesem Text gelangt sind – ich

freue mich über Ihr Interesse an Leseförderung mit und in allen Medien!

Nie zuvor hat eine so große Zahl an Kindern und Jugendlichen so viel gelesen

und geschrieben wie heute. Der digitale Wandel führt dazu, dass Texte nicht nur

in Printmedien, sondern auch in digitalen Medien präsent sind. Daher ist Lesen

als Schlüsselkompetenz auch hier von großer Bedeutung.

Die digitale Erweiterung der Realität muss sich auch in den Lerninhalten und

-formen widerspiegeln. Nicht zuletzt eröffnen digitale Medien neue Chancen für

ein individualisiertes Lernen. Texte im digitalen Wandel sind vielfältig: Sie sind

navigierbar, interaktiv, multimedial oder alles gleichzeitig. Wir müssen deshalb

Leseförderung weiterentwickeln, um Kinder und Jugendliche für diese Anforde-

rungen fit zu machen.

Eine zweite Revolution geschieht im Bereich des Schreibens. Soziale Medien, Blogs,

Chats oder Newsforen bieten eine Fülle an Gelegenheiten, eigene Texte zu produzie-

ren und anderen zugänglich zu machen. Zudem bietet neue Hard- und Software

vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für kreative Produkte. Die digitalen Medien

verdrängen dabei aber keineswegs die analogen Medien, sondern ergänzen sie.

Eine veränderte Leseförderung wird Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung haben

und spannende Entwicklungen anstoßen. Dabei kann Deutsch die Rolle des

Leitfachs für ein gesamtschulisches Leseförderkonzept übernehmen. Verlässliche

Bildungspartnerschaften z. B. mit Bibliotheken, die ihr Angebot ihrerseits digital

modifizieren, eröffnen neue Möglichkeiten.

Wir möchten Ihnen mit den Filmbeiträgen Impulse geben, Leseförderung neu zu

denken. Sie geben eine thematische Einführung und zeigen die konkrete Praxis von

Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem Leseunterricht mit vielfältigen Medien ar-

beiten. Mit einer Gruppe weiterer Projektschulen in NRW haben sie sich im Rahmen

des Projektes „Bildung durch Sprache und Schrift“ mit großer Neugierde auf den

Weg gemacht, Maßnahmen der Leseförderung im digitalen Wandel zu evaluieren

und weiterzuentwickeln. Dafür möchte ich allen beteiligten Lehrkräften, Schullei-

tungen, Schülerinnen und Schülern, wissenschaftlichen Begleiterinnen und Be-

gleitern und außerschulischen Bildungspartnern herzlich danken.

Ich hoffe, dass diese DVD möglichst viele Lehrkräfte motivieren und ermutigen

wird, neue Formen der Leseförderung in ihren Lerngruppen umzusetzen.

Sylvia Löhrmann

Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen

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ENTSTEHUNGSKONTEXT DER FILME

Experten für das Lesen ist ein Konzept, das von Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehncke

(Technische Universität Dortmund) entwickelt wurde.

In Zusammenarbeit mit Bildungspartner NRW entstand jeweils ein Fortbildungs-

angebot für Bibliotheks- und Lehrkräfte, auch für Lehramtsstudierende existiert

mittlerweile ein Kurs. „Experten für das Lesen“ fokussiert Leseförderung mit und

in allen Medien, Einflussfaktoren auf das Lesen sowie eine enge Zusammenarbeit

von Schulen mit außerschulischen Partnern, insbesondere der Bibliothek.

Von 2014-17 erarbeiteten folgende Schulen nach einer Phase intensiver Professio-

nalisierung schulische Leseförderkonzepte:

> Comenius-Grundschule Dortmund

> Katharinenschule Unna

> Sonnenschule Unna

> Albrecht-Dürer-Realschule Dortmund

> Heinrich-Bußmann-Schule Lünen

> Willy-Brandt-Gesamtschule Marl

Die Filme dokumentieren repräsentative Erkenntnisse und Ergebnisse dieser

Arbeit, die im Rahmen des BiSS-Programms stattfand.

Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS, 2013-19) ist ein Bundesprogramm zur

Erforschung und Entwicklung verschiedener Sprachfördermaßnahmen. Es hat

zum Ziel, wirksame Konzepte aufzufinden, zu optimieren und zu multiplizieren.

Ein wissenschaftliches Trägerkonsortium unterstützt diesen Prozess länderüber-

greifend, während Landes- und Verbundkoordinatoren bundeslandspezifisch und

direkt vor Ort zusammen mit den beteiligten Schulen arbeiten. Eine wesentliche

Rolle spielen dabei kontinuierliche Fortbildung und langfristige Begleitung.

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WISSENSCHAFTLICHER HINTERGRUND

Lesen heute – mit und in allen Medien (19:42 Min.)

Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehncke von der Technischen Universität Dortmund

fächert in diesem Vortrag anschaulich zentrale Aspekte des Lesens heute und

einer zeitgemäßen Leseförderung auf, präsentiert Hintergrundwissen und führt

in den erweiterten Textbegriff ein. Diese Prämissen und eine damit verbundene

Haltung zum Lesen heute bilden die Grundlage für die Erarbeitung eines entspre-

chenden Leseförderkonzepts.

Was geschieht eigentlich, wenn wir lesen? Besonders für langjährig geübte Lese-

rinnen und Leser ist es schwierig, sich bewusstzumachen, welche verschiedenen

Prozesse dabei ablaufen und wie sie ineinandergreifen. Das meiste geschieht auto-

matisiert in unseren Köpfen. Um unerfahrene oder mit Schwierigkeiten kämpfen-

de Leserinnen und Leser optimal fördern zu können, ist es jedoch unabdingbar,

diese Prozesse zu durchschauen. Der Vorgang der Bedeutungszuweisung eint alle

Leseprozesse nicht nur beim Lesen gedruckter Schrift: Inhalte werden heute in

starkem Maße über digitale Medien vermittelt. Diese Texte stellen andere Lese-

anforderungen als der klassische Roman oder die großformatige Tageszeitung.

Gleichzeitig motivieren sie die Schülerinnen und Schüler zu einer vertieften Ausei-

nandersetzung und bewussterem Lesen, da sie ihnen in ihrer Lebenswelt oft

besonders nahe stehen. Ein großes Potenzial für die Leseförderung!

AUS DER PRAXIS

Der neue Blick auf das Lesen (09:05 Min.)

Vier Lehrkräfte schildern ihre Beobachtungen der Mediengewohnheiten von Schü-

lerinnen und Schülern, die sie zu der Entscheidung geführt haben, Leseunterricht

anders anzugehen. Sie erläutern ihre Haltung in Bezug auf Leseförderung mit und

in allen Medien und berichten, wie die Arbeit mit vielfältigen Medien den Ablauf und

die Wirkung von Unterricht verändert. Ein Schwerpunkt liegt dabei darauf, den

Schülerinnen und Schülern statt eines eher konsumierenden einen produktiven

Umgang mit Medien anzubieten. So werden sie zum einen in ihren Medienvorlieben

ernst genommen und können ihre vorhandenen Kenntnisse einbringen. Zum

anderen begleiten ihre Lehrkräfte sie in der Medienwelt und stärken sie in ihrer

medialen Handlungskompetenz. Transparent wird auch, weshalb die Umsetzung

eines Textes in Klänge oder ein Video genauso handfeste Leseförderung ist wie das

klassische Silbentraining oder die klassische Textanalyse.

Unterrichtseinblicke:

> Wir erstellen unser digitales Bilderbuch

> „Regen“ – kreative Wahlaufgabe zu Gedichten

> „Nis Randers“ – Umsetzung der Ballade als Minecraft-Video

> Buchempfehlung von Jg. 6 für Jg. 5

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AUS DER PRAXIS

Implementierung und Weiterentwicklung (07:57 Min.)

Eine offene und positive Grundhaltung gegenüber den Medienvorlieben der Schü-

lerinnen und Schüler, gute Ideen für motivierende Lesefördermaßnahmen, Kontakte

zu außerschulischen Partnern, Erfolge in den eigenen Lerngruppen haben großen

Einfluss auf die Leseförderpraxis der einzelnen Lehrkraft. Wenn daraus ein Lese-

förderkonzept entsteht, das die ganze Schulgemeinschaft mitträgt und -gestaltet,

ist noch viel mehr möglich. Alle Schülerinnen und Schüler profitieren von den ent-

wickelten Maßnahmen, größere Projekte werden jahrgangs- und fächerübergreifend

abgestimmt. Medienanschaffungen werden durch eine gemeinsame Begründung

nachvollziehbar, wechselseitige Entlastung durch Materialfluss und koordiniertes

Vorgehen zur Regel. Indem bereits Erzieltes aufgegriffen und fortgeführt wird, wirkt

das Konzept nachhaltig. Es läuft keine Gefahr, in der Schublade alt zu werden,

wenn es mit den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen mitgeht.

Vier Lehrkräfte und zwei Schulleitungen stellen dar, welche Wege sie an ihren

Schulen für einen systemisch und dauerhaft angelegten Umgang mit Leseförde-

rung gefunden haben und was sie dabei für wichtig halten. Ihre Fragen und Wün-

sche für die Zukunft stehen am Ende des Films und sicherlich am Anfang

angeregter eigener Diskussionen.

Unterrichtseinblick:

> „Warrior Cats“ – Trailer zum Lieblingsbuch

AUS DER PRAXIS

Ideen und Partner (13:21 Min.)

Eine Auswahl ihrer Unterrichts- und Kooperationsprojekte wird von vier Lehrkräf-

ten, ihren Schülerinnen und Schülern und einer beteiligten Bibliothekarin erläutert.

Allen gemeinsam ist, dass sie den Schülerinnen und Schülern mehr Möglichkeiten

bieten, sich mithilfe der eigenen Stärken und Interessen einer Problemlösung zu

nähern. Eine Leseförderung, die viele verschiedene Medien ideenreich einbezieht,

verändert den Unterricht und bietet Chancen für die Herausforderungen von heute.

Und: Die Schulen sind nicht allein! Jedes Projekt kann davon profitieren, wenn es

gemeinsam mit außerschulischen Partnern umgesetzt wird. Auch die Nähe zur

Alltagsrealität der Schülerinnen und Schüler ist größer. Schule zu öffnen und mit

außerschulischen Lernorten und Bildungsangeboten zu vernetzen stärkt alle

Partner und macht fit für das so wichtige lebensbegleitende Lernen.

Unterrichtseinblicke:

> Audioguide und E-Book zu einem Bild von Edward Hopper

> Vorgangsbeschreibung

> Unterricht in Kooperation mit Studierenden der TU Dortmund

> Virtueller Rundgang durch die Stadtteilbibliothek Aplerbeck

> Rechercheprojekt in der Bibliothek

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IM ZEITRAFFER

Der Weg zum Leseförderkonzept (02:18 Min.)

In dieser Animation wird exemplarisch der Weg einer Schule von der ersten Idee

bis zum etablierten Leseförderkonzept gezeigt. Dieser „Schnelldurchlauf“ kann

als Fahrplan für eigene Vorhaben dienen.

BILDNACHWEIS

Film: Lesen heute – mit und in allen Medien> René Magritte: Ceci n‘est pas une pomme © Photothèque R. Magritte / Adagp Images, Paris, 1964> René Magritte: La clef des songes © Photothèque R. Magritte / Adagp Images, Paris, 1952> Romanauszug: Alessandro Baricco, Diese Geschichte, München: Hanser 2008> Foto: Family on the mind tears falling on the face, Chapendra, CC BY-NC 2.0, Änderungen: Ausschnitt, Augenbereich unkenntlich gemacht> Foto: Samoan Malu, Running Toddler, CC BY-SA 2.0> Foto: Medienverbund Gregs Tagebuch, Andreas Weinhold | Bildungspartner NRW, aufgenommen in der Zentralbibliothek der Stadtbüchereien Düsseldorf mit freundlicher Genehmigung des Baumhaus-Verlags (Bastei Lübbe AG)> Foto: Jungen mit Smartphones, Nicole Schäfer | LVR-ZMB> Fotos: Text auf Tablet, Zwei Schülerinnen mit Tablet, Schulkinder vor Tablet, Smartphone und Arbeitsblatt, Interview mit Tablet, Lehrkraft mit Schülerin

und Schüler, Zwei Schülerinnen arbeiten am Tablet, Stefan Arendt | LVR-ZMB

Film: Ideen und Partner

> Edward Hopper (1882-1967): Gas, 1940, Museum of Modern Art (MoMA), New York, USA, Oil on canvas 66,7 x 102,2cm; Mrs. Simon Guggenheim Fund, Nr. 577.1943, DIGITAL IMAGE © 2016, The Museum of Modern Art / Scala, Florence> Edward Hopper (1882-1967): Rooms by the Sea, 1951, Yale University Art Gallery, New Haven, USA, Oil on canvas 74,3 x 101,6cm; Bequest of Stephen Carlton

Clark, B.A. 1903

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Herausgegeben vonBildungspartner NRW

ProduktionLVR-Zentrum für Medien und BildungMedienzentrum für die Landeshauptstadt Düsseldorf

Buch und RegieMonika Pirch

KameraJoachim C. Seck

KameraassistenzLaurenz Paryjas

TonUte Haverkämper

SchnittMonika Pirch

GrafikanimationChristian Lehr

TonmischungLaurenz Paryjas

Audiodeskription und UntertitelÜmüt Kücükbicakci

Sprecher HörfilmJulian Horeyseck

AnimationsfilmMein Unternehmensfilm

Technische UnterstützungAlexander Bauer

DesignSandra Buchholz

DVD-AuthoringChristian Lehr

SetfotosHelene ClaußenJulia Reschucha

RedaktionAnja WarnkrossChristiane Bröckling

ProduktionsmanagementÜmüt Kücükbicakci

ProduktionsleitungAngela Giebmeyer

Besonderer Dank anComenius-Grundschule DortmundAlbrecht-Dürer-Realschule DortmundWilly-Brandt-Gesamtschule Marl

Prof. Dr. Gudrun Marci-BoehnckeTechnische Universität Dortmund

und an alle beteiligten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Studierende und Bibliothesmitarbeiterinnen

© LVR 2017

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