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Newsletter 10/10 Liebe Leserin, Lieber Leser, (fast) pünktlich zum Start des neuen Semesters versorgt euch der Sowi- Newsletter wieder mit allem Wissenswerten rund um unser Institut. So verrät zum Beispiel Professor Heiner Barz, wie es zum Zusammenschluss des Insti- tuts mit der Abteilung Bildungsforschung und Bildungsmanagement kam. Mit dem Alumnus Jan-Erik Wiederholz werfen wir einen Blick auf den Campus der Uni Utrecht und im Interview mit den Sowi-Studenten Stefan Schölzel und Timo Bakenfelder haben wir außerdem versucht, das Phänomen "Partizan Reuban- driss" zu ergründen. Inhalt Aktuelles 2 Auslandserfahrung Utrecht 6 Spezial Partizan Reubandriss 8 Förderung Studienstiftung 9 Aus dem Institut Wir stellen vor 10 Forschung 12 Fachschaft 14 Termine 15 Viel Spaß beim Lesen! Zuwachs. Nach der Auflösung der Er- ziehungswissenschaften gehört die Abteilung Bildungsforschung und Bil- dungsmanagement ab sofort dem In- stitut für Sozialwissenschaften an. Stipendium. Frei von politischen, reli- giösen und weltanschaulichen Vorga- ben unterstützt die Studienstiftung des Deutschen Volkes besonders be- gabte Studierende. Abschied. Und schon wieder ist ein Jahrgang flügge geworden: Die BA Sowi-AbsolventInnen feierten ihren Abschluss am Ende des Sommerse- mesters im Haus Kolvenbach. Master. Nach dem BA Sowi zog es Jan-Erik Wiederholz zur Uni Utrecht in die Niederlande. Seit einem Jahr studiert er dort den Master "Sociology and Social Research". Phänomen. Sie sind DIE Kulttruppe der Uni-Liga: Die Spieler von Parti- zan haben nicht nur Spaß am Kicken, sie verbinden mit ihrer Leidenschaft auch einen ganzen Sowi-Jahrgang. Juniorprofessur. Seit dem vergange- nen Semester ist Carsten Wünsch als Junior-Professor im Fachbereich Kommunikations- und Medienwissen- schaft tätig.

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Newsletter 10/10Liebe Leserin, Lieber Leser, (fast) pünktlich zum Start des neuen Semesters versorgt euch der Sowi-Newsletter wieder mit allem Wissenswerten rund um unser Institut. So verrät zum Beispiel Professor Heiner Barz, wie es zum Zusammenschluss des Insti-tuts mit der Abteilung Bildungsforschung und Bildungsmanagement kam. Mit dem Alumnus Jan-Erik Wiederholz werfen wir einen Blick auf den Campus der Uni Utrecht und im Interview mit den Sowi-Studenten Stefan Schölzel und Timo Bakenfelder haben wir außerdem versucht, das Phänomen "Partizan Reuban-driss" zu ergründen.

Inhalt

Aktuelles 2

AuslandserfahrungUtrecht 6

SpezialPartizan Reubandriss 8

FörderungStudienstiftung 9

Aus dem InstitutWir stellen vor 10 Forschung 12Fachschaft 14

Termine 15

Viel Spaß beim Lesen!

Zuwachs. Nach der Auflösung der Er-ziehungswissenschaften gehört die Abteilung Bildungsforschung und Bil-dungsmanagement ab sofort dem In-stitut für Sozialwissenschaften an.

Stipendium. Frei von politischen, reli-giösen und weltanschaulichen Vorga-ben unterstützt die Studienstiftung des Deutschen Volkes besonders be-gabte Studierende.

Abschied. Und schon wieder ist ein Jahrgang flügge geworden: Die BA Sowi-AbsolventInnen feierten ihren Abschluss am Ende des Sommerse-mesters im Haus Kolvenbach.

Master. Nach dem BA Sowi zog es Jan-Erik Wiederholz zur Uni Utrecht in die Niederlande. Seit einem Jahr studiert er dort den Master "Sociology and Social Research".

Phänomen. Sie sind DIE Kulttruppe der Uni-Liga: Die Spieler von Parti-zan haben nicht nur Spaß am Kicken, sie verbinden mit ihrer Leidenschaft auch einen ganzen Sowi-Jahrgang.

Juniorprofessur. Seit dem vergange-nen Semester ist Carsten Wünsch als Junior-Professor im Fachbereich Kommunikations- und Medienwissen-schaft tätig.

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Aktuelles

Newsletter 10/10 2

Wechsel der GeschäftsführungSeit dem Beginn des Wintersemesters ist Profes-sor Stefan Marschall neuer geschäftsführender Leiter des Instituts für Sozialwissenschaften. Er übernimmt den jährlich wechselnden Posten von Professor Ralph Weiß. Die Aufgaben der Ge- schäftsführung sind vor allem organisatorischer Art: So entscheidet Prof. Marschall beispiels- weise über die Vergabe von Lehraufträgen oder arrangiert die finanzielle Beteiligung der ver- schiedenen Fachbereiche bei unterschiedlichen Projekten. Gewählt wurde Prof. Marschall auf der Vorstandssitzung des Instituts Ende des Som- mersemesters.

Ausgelassene Stimmung: Der Bachelor-Jahrgang WS 07/08 feierte am 23. Juli sein Abschiedsfest im Haus Kolvenbach. Nach drei Jahren harter Arbeit wurden die Sowis mit ihrem Abschlusszeugnis belohnt.

Noch freie Plätze bei der Ersti-FahrtAuch in diesem Jahr darf der obligatorische Initiationsritus für alle Erstsemester, die Ersti-Fahrt der Fachschaft, natürlich nicht fehlen. Von Freitag, 5. November, bis Sonntag, 7. November, geht es für die neuen Sowis zum Kennenlernen ins nah gelegene Essen-Werden. Laut Fachschaft "ein sensationelles Erlebnis", das sich keiner der Uni-Neulinge entgehen lassen sollte. Anmeldungen nimmt die Fachschaft montags bis donnerstags während der Mit-tagspause in Raum 23.31.04.25 entgegen. Die Fahrt inklusive Unterkunft und Ver-pflegung kostet 45 Euro. Treffpunkt zur Abfahrt ist am Freitag, 5. November, 16:50 Uhr, am Düsseldorfer Hauptbahnhof.Weitere Informationen erhaltet ihr direkt bei der Fachschaft oder per Mail an [email protected].

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Aktuelles

Newsletter 10/10 3

Neu am Institut: Der Abteilung Bildungsforschung und Bildungsmanagement

Herr Barz, Sie bieten am Institut für Sozialwissenschaften schon seit Länge-rem Kurse an, die Studierende als Zusatzmodul belegen können. War die Ein-gliederung Ihrer Abteilung nach der Auflösung der Erziehungswissenschaf- ten daher ein logischer Schritt?Das kann man so sehen, ja. Die Nähe zu den Sozialwissenschaften entspricht mei-nem wissenschaftlichen Selbstverständnis bestens. In den verschiedenen Berei-chen, in denen ich Fragestellungen der Bildungsforschung bislang untersuchen konnte, habe ich immer neben der theoretischen und philosophischen Grundle-gung die sozialwissenschaftlich-empirische Prüfung als zentrale Herausforderung angesehen. Von daher fühle ich mich und meine Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement bei der Soziologie, der Politologie und der Medienwis-senschaft durchaus in der besten aller denkbaren Nachbarschaften – zumal sich auch die kollegiale Zusammenarbeit bereits seit Jahren überaus unkompliziert und vertrauensvoll gestaltet. Während des Rabbit Cups sogar auch schon auf dem Fußballplatz. Welchen Vorteil bringt den Studierenden der Sozialwissenschaften ein Ein-blick in Themen der Bildungsforschung? Die von mir bereits seit einigen Jahren angebotenen Vorlesungen und Kurse zu verschiedenen Aspekten der Bildungsforschung bieten den Studierenden der Sozi-alwissenschaften die Gelegenheit, einen wichtigen Anwendungsbereich empiri-scher sozialwissenschaftlicher Forschung kennen zu lernen.

Sie sind Leiter der Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanage-ment. Was sind dabei Schwerpunkte Ihrer Forschung und Lehre? Ich versuche in meinen Lehrveranstaltungen einen Überblick zur aktuellen interna-tionalen Bildungsforschung und Bildungsdiskussion zu geben. Dazu gehören zum Beispiel die PISA-Studien, die immer wieder aufflammende Gesamtschuldebatte oder auch der vergleichende Blick auf die Bildungssysteme anderer Nationen (zum Beispiel Japan, Finnland, Frankreich). Daneben fließen in meine Kurse aber immer auch Ergebnisse aus meinen eigenen aktuellen Forschungs- und Publikati-onsprojekten ein. In verschiedenen Evaluationsstudien zur Waldorf- und Montesso-ripädagogik, in Begleitforschungen zu pädagogischen Innovationsprojekten (unter anderem Ganztagsgrundschule, Tanz als Schulfach, Jedem Kind seine Stimme) oder Grundlagenforschungen zum Bildungsmarketing auf der Basis des Modells sozialer Milieus setzen wir ein breites Methodeninstrumentarium ein: vom qualitati-ven Einzelfallinterview und der Gruppendiskussion über Paper&Pencil- und CATI-Befragungen bis zur Online-Umfrage oder zum Audiotagebuch. Weiter ist im Sep-tember 2010 ein von mir herausgegebenes Handbuch zur Bildungsfinanzierung er-schienen und im Frühjahr 2010 kam mit Armin Laschet Deutschlands erster Integrationsminister auf meine Einladung hin zu einem Vortrag an die HHU. Das Thema „Bildung und Migration“ wird sicher auch in den nächsten Jahren einen For-schungsschwerpunkt bilden. Ein weiterer Fokus der Aktivitäten der Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement ist die Neuentwicklung von eLear-ning-Angeboten und die Durchführung von eTeaching-Kursen für DozentInnen. Im Wintersemester 2010/11 bieten wir zum Beispiel in Kooperation mit der University of Southampton zum Teil über einen Virtual Classroom einen Kurs zum Hochschul-marketing im Blended Learning-Format an. Welche Vorlesungen/Seminare werden Sie in diesem Semester anbieten? Ich selbst biete die Vorlesung "Einführung in die sozialwissenschaftliche Bildungs-forschung", die Hauptkurse "Bildungsmarketing" und "Reformpädagogik" sowie den Kernkurs "Bildung und Migration" an. Zusammen mit Anja Kirberg gebe ich au-ßerdem den Kernkurs "Hochschulmarketing". Zudem werden zwei Kolleginnen aus der Erziehungswissenschaft, Sylva Liebenwein und Nina Göddertz, Kernkurse zu den Themen "Erziehungsstile und Schule" bzw. "Erziehung zum Ungehorsam - Pädagogik im Kontext der 68er Bewegung in Deutschland" anbieten.

Das Institut für Sozialwissenschaften freut sich über Zuwachs: Die Abteilung Bildungsforschung und Bil-dungsmanagement gehört nach dem Auslaufen aller Studiengänge mit Beteiligung der Erziehungswissen-schaften ab diesem Semester zu unserem Institut. Die Auflösung des Erziehungswissenschaftlichen Instituts war bereits im Februar 2001 von einem Expertenrat empfohlen worden, im März 2010 ging die letzte Kollegin von Prof. Barz in den Ruhestand. Für ihn ist das noch lange keine Option. Stattdessen arbeiten er und seine MitarbeiterInnen jetzt noch enger mit dem In-stitut für Sozialwissenschaften zusammen als bisher.

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Das Projekt ist auf der Grundlage der Erkenntnisse des Forschungsprojekts "Bachelor und Beruf" entwickelt worden, in dem Sie AbsolventInnen und Ar-beitgeberInnen nach den im Berufsleben geforderten Kompetenzen befragt ha-ben. Welche Ergebnisse haben Sie erhalten? Durch die Gruppendiskussionen und Online-Tagebücher haben wir im Projekt „Ba-chelor und Beruf“ ein genaues Bild der Erwartungen erhalten, die an BA Sowi-Absol-ventInnen in der Berufspraxis gestellt werden. Daraus konnten wir Fähigkeiten ableiten, die verstärkt im Studium gefördert werden sollten. Diese wurden in einem Kompetenzprofil zusammengefasst, das dem neuen Lehrveranstaltungskonzept zu-grunde gelegt wurde. Aus den Studien ging die Forderung nach allgemeinen Schlüs-selkompetenzen hervor. Darüber hinaus zeigte sich die Notwendigkeit von einigen stärker fachbezogenen Fähigkeiten wie beispielsweise der Vermittlung sozialwissen-schaftlicher Fachkenntnisse an unterschiedliche Zielgruppen. Das beinhaltet unter anderem die Fähigkeiten, Informationen zu gewichten und in vielfältigen Textformen kommunizieren zu können. Diese und weitere Fähigkeiten wollen wir im Berufsfeld-projekt fördern. Das Berufsfeldprojekt soll also den Studierenden die Möglichkeit bieten, sich noch gezielter auf die Anforderungen der Berufswelt vorzubereiten. Wie erlan-gen die Teilnehmer die geforderten Kompetenzen?Das Berufsfeldprojekt zeichnet sich dadurch aus, dass konkrete Aufgaben und Fra-gestellungen aus der Arbeitswelt unter Anwendung von Fachwissen und Methoden-kenntnissen bearbeitet werden. Es umfasst disziplinübergreifende und projekt- orientierte Inhalte, die in Teamarbeit und unter Beteiligung externer Praktiker bear-beitet werden. Für den einsemestrigen Kurs gibt es ein definiertes Projektziel, das erreicht werden soll. Dies wird unter zeitlich und finanziell möglichst realen Bedin-gungen geschehen. Das fordert Eigenverantwortung von den Studierenden, zu-gleich aber auch intensive Interaktion von Studierenden, universitären Dozenten und Berufspraktikern.

Frau Hellwig, das Berufsfeldprojekt "Simulation einer Bund-Länder-Konferenz zum Thema Nichtraucherschutz" wird als Blockveranstaltung frei-tags und samstags angeboten - nicht gerade besonders beliebte Zeiten unter Studierenden. Warum sollte es sich trotzdem niemand entgehen lassen?Ich bin sicher, das Berufsfeldprojekt wird eine spannende, abwechslungsreiche Veranstaltung und ich freue mich selbst schon sehr darauf. Das Berufsfeldprojekt ist von seiner Konzeption eine Weiterführung des Berufsfeldkurses und damit sehr praxisnah. Der Kurs wird in diesem Semester Einblick in ein Berufsfeld bieten, das wenig bekannt und schwer zugänglich ist, nämlich die politische Verwaltung. Mit Deniz Alkan ist dabei ein erfahrener Praktiker unter den Dozierenden. Wie der Se-minartitel bereits sagt, werden wir eine Bund-Länder-Konferenz zum Thema Nicht-raucherschutz simulieren. Dazu arbeiten die Studierenden in Teams und bilden über das Semester hinweg jeweils den Mitarbeiterstab für einen Konferenzteilneh-mer. Ihre Aufgabe ist es, die Konferenz inhaltlich so gut wie möglich vorzubereiten und eine Konferenzmappe mit „speaking points“ und Handlungsempfehlungen für ihren Vertreter zu erstellen. Am Konferenztag, dem 21. Januar, werden dann eini-ge Professoren unseres Institutes in die Rollen der Konferenzteilnehmer schlüpfen und für die Studierendenteams zur Diskussion antreten. Dabei werden sie voll und ganz auf die Vorbereitungen ihres Mitarbeiterstabes angewiesen sein. Wir freuen uns sehr, dass so viele Professoren unser Projekt unterstützen!Wofür kann ich mir den Kurs anrechnen lassen? In diesem Semester kann das Berufsfeldprojekt entweder als Berufsfeldkurs aner-kannt werden, als Kernkurs oder für den Wahlpflichtbereich. Studierende, die gern praxisorientiert studieren möchten, können diese Lehrveranstaltung also zusätz-lich zum Berufsfeldkurs besuchen. In jedem Fall gibt es einen BN mit 2 CP.Was bedeutet es für die Studierenden, an dieser neuen Lehrform teilzuneh-men?Das Berufsfeldprojekt wird hier in einem Pilotprojekt erprobt und bei Erfolg ins Cur-riculum aufgenommen. Der Kurs wird sehr intensiv durch Evaluation begleitet und den Studierenden bietet sich die Chance, das Curriculum aktiv mitzugestalten.

Neuer Fachschaftsrat gewähltAktuelles

Newsletter 10/10 4

Neuartige Lehrveranstaltung richtet den Blick auf die berufliche Praxis

Weitere Informationen zur Lehrveran-staltung beantwortet Katharina Hellwig unter [email protected] oder Tel. 0211/8113518.

Berufsfeldprojekt. In diesem Semester wartet das Curriculum mit einer Neuheit auf: Katharina Hellwig und Deniz Alkan erproben gemeinsam mit den Studierenden eine völlig neuartige Lehrveranstaltung. Sie soll Studierenden durch die Vermittlung von berufsrelevanten Kompetenzen den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern.

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Aktuelles

Newsletter 10/10 5

v-e-r-so vergibt MA-Preis an Barbara Wawrzyniak

Du hast in deiner MA-Arbeit zum Thema "Lebensformen und der zweite de-mografische Übergang in Polen" geforscht. Was hast du herausgefunden und mit welcher Methodik bist du vorgegangen? Meine MA-Arbeit beschäftigte sich mit der empirischen Verfolgung des „Zweiten Demographischen Übergangs“ in Polen. Zum einen sollte geklärt werden, inwie-fern sich die Hauptcharakteristika dieses Modells in der demographischen Entwick-lung Polens wiederfinden lassen. Diese sind im Einzelnen: die Fruchtbarkeit (Geburtenzahlen und Fruchtbarkeitsmuster inklusive außereheliche Geburtenra-ten), das Heirats- und Scheidungsverhalten sowie Lebens- und Haushaltsformen. Zum anderen habe ich analysiert, ob es in Polen einen Wandel in Einstellungen und Werten gegeben hat, der als elementarer Grund für die demographischen Ver-änderungen in der Konzeption des Zweiten Demographischen Übergangs gese-hen wird. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Einstellungen gegenüber Heirat, Familie, Sexualität und neuen Lebensformen. Während die demographischen Ent-wicklungen – bis auf die Verbreitung von neuen Lebens- und Haushaltsformen – in Polen den Merkmalen des Zweiten Demographischen Übergangs entsprechen, liegt ein Wandel in Einstellungen und Werten – in dem Maße wie in anderen Län-dern, in denen der Zweite Demographische Übergang bereits konstatiert wurde - nicht vor. Dies konnte ich mittels einer multiplen Korrespondenzanalyse bestätigen.Wie die Arbeit des BA-Preisträgers Jan-Erik Wiederholz geht es also auch bei deinem Thema um die Verhältnisse in Polen. Deutet sich da ein neuer Trend an oder warum hast du dich gerade für dieses Thema entschieden?Mein Interesse für Polen ist hauptsächlich persönlicher Natur. Ich selber bin in Po-len geboren und mit vier Jahren nach Deutschland gezogen. Das Wissen über mein Geburtsland ist recht rudimentär, das wollte ich gerne ändern und habe mir deshalb Polen zum Untersuchungsgegenstand meiner Arbeit ausgesucht. Darüber hinaus denke ich, dass dieses Land in den vergangenen 20 Jahren tiefgreifende Veränderungen erfahren hat, welche es noch genauer auszumachen gilt.

Und noch ein Trend zeichnet sich ab: Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren heißt der Betreuer einer preisgekrönten Arbeit Prof. Peter Hartmann. Welchen Anteil hat er an diesem Erfolg?Durch Professor Hartmann habe ich mein Interesse für die quantitative Soziologie entdeckt. In seinen Seminaren konnte ich mir das Handwerk für meine empirische Arbeit aneignen und er lieferte mir hilfreiche Denkansätze.Wie ging es für dich nach dem MA-Studium weiter?Seit Februar bin ich an der Uni Köln als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt und betreue eine Panelstudie. Ich bin also der akademischen Welt treu geblieben.

Auszeichnung. Mit ihrer Untersuchung zur demographischen Entwicklung in Polen konnte Barbara Wawrzyniak, Absolventin des MA Sozialwissenschaften, die v-e-r-so-Jury überzeugen. Sie erhielt den mit 500 Euro dotierten Preis für die beste MA-Arbeit.

Der Förderverein des Insti-tuts für Sozialwissenschaf-ten, v-e-r-so e.V., vergibt jährlich einen Preis für die besten Bachelor- und Masterarbeiten. Im letzten Semester durfte sich Bar-bara Wawrzyniak über die Auszeichnung freuen. Bei der Examensfeier der Phi-losophischen Fakultät überreichte Prof. Hartwig Hummel, stellvertretender v-e-r-so-Vorsitzender, der Absolventin des MA Sozi-alwissenschaften den För-derpreis.

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Auslandserfahrung

Newsletter 10/10

Studieren im Statistik-Mekka

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Gerade einmal einen Monat, nachdem ich meinen Ab-schluss des Bachelor Sowi in der Tasche hatte, zog es mich im September 2009 auch schon zum Master-studium an die Uni Utrecht in den Niederlanden, die einige von euch vielleicht als Partneruniversität des Sowi-Instituts im Rahmen des Erasmus-Programms kennen. Ich selbst bin allerdings während meines Ba-chelor-Studiums nie in Utrecht gewesen, mein Aus-landssemester habe ich stattdessen in Polen gemacht. Warum also ausgerechnet ein Masterstudi-um in Utrecht? Da ich mich im BA Sowi besonders für Methoden der empirischen Sozialforschung interes-siert habe, war für mich von Beginn an klar, dass ich meinen Master in diesem Bereich machen wollte. Das zweijährige Masterprogramm „Sociology and So-cial Research“ (SaSR) der Uni Utrecht ist genau auf dieses Profil zugeschnitten: Neben der Anwendung von fortgeschrittenen Analyseverfahren lernt man dort auch, wissenschaftliche Texte kritisch zu hinterfragen und selbst empirisch testbare Hypothesen aus sozio-logischen Theorien abzuleiten. In methodischer Hin-sicht liegt der Fokus dabei eindeutig auf der quantitativen Datenanalyse, während bei der theoreti-schen Ausrichtung der Schwerpunkt auf ökonomi-schen Modellen wie der Rational-Choice-Theory und der Spieltheorie liegt. Das bedeutet zwar nicht, dass man ein Statistik-Freak und Anhänger des rationalen Nutzenmaximierens sein muss, um diesen Master zu studieren (ich war und bin keins von beidem), zu groß

sollte die Abneigung gegenüber diesen methodischen und theoretischen Ansätzen allerdings auch nicht sein.Ein weiterer Gesichtspunkt, der bei meiner Wahl für Utrecht eine Rolle gespielt hat, ist die Reputation der Uni und des Studiengangs. Auch wenn die Aussage-kraft von Rankings natürlich begrenzt ist, worauf im Bachelor Sowi ja immer wieder zu Recht hingewiesen wurde, steht die Uni Utrecht im internationalen Ver-gleich bemerkenswert gut da: Im renommierten Shanghai-Ranking (Stand 2010) steht die Uni Ut-recht als beste niederländische Universität auf Platz 50 weltweit und auf Platz 11 in Europa, noch vor der besten deutschen Uni, der LMU München. Darüber hinaus wurde der Master „Sociology and Social Rese-arch“ vor kurzem von der niederländischen Akkreditie-rungsagentur NVAO als bester Masterstudiengang in den Niederlanden im Bereich Sozialwissenschaften ausgezeichnet.

Tatsächlich sind die Studienbedingungen in Utrecht hervorragend: Der Jahrgang meines Masterpro-gramms umfasst insgesamt gerade einmal 15 Leute, wodurch eine sehr individuelle Betreuung gewährleis-tet ist. Von meinen Kommilitonen kommen neun aus den Niederlanden, daneben gibt es zwei weitere Deut-sche sowie jeweils eine Studentin aus Israel, Taiwan und der Türkei. Die Studiengebühren sind in etwa mit denen in Düsseldorf vergleichbar, zur Zeit liegen sie bei 1.672 Euro pro Jahr, also etwas über 800 Euro pro Semester. Zusätzliche Semesterbeiträge muss man allerdings nicht zahlen. Übrigens erhalten alle niederländischen Studenten vom Staat eine einkom-mensunabhängige Studienfinanzierung in Höhe von zur Zeit 266,23 Euro pro Monat, die sie im Gegensatz zum deutschen BaföG nur dann zurückzahlen müs-sen, wenn sie ihr Studium nicht erfolgreich beenden. Als Ausgleich vergibt die Uni Utrecht pro Jahr 55 Sti-pendien an internationale Studenten, welche im We-sentlichen die Studiengebühren abdecken.

Wie viele seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen strebt Jan-Erik (3. Reihe, 2. v.l.) nach dem Studium eine wissenschaftliche Laufbahn an.

Im Sommer lässt es sich in den Cafés am Platz "Het Neude" gut aushalten. Im Hintergrund der Utrechter Dom.

Seit einem Jahr studiert BA Sowi-Ab-solvent Jan-Erik Wiederholz den Mas-ter "Sociology and Social Research" an der niederländischen Universität Utrecht. Ein Erfahrungsbericht:

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Auslandserfahrung

Newsletter 10/10 7

Beim Thema Geld sind wir allerdings bei einem kriti-schen Punkt angelangt. Denn obwohl die Studienge-bühren in Utrecht sich nicht stark von denen in Düsseldorf unterscheiden, sind die Lebenshaltungs- kosten (man glaubt es kaum!) in Utrecht wesentlich höher. Das hat vor allem mit der chronischen Woh-nungsknappheit in der Studentenstadt zu tun (rund 300.000 Einwohner, davon knapp 30.000 Studieren-de sowie knapp 9000 MitarbeiterInnen), welche zu ex-orbitanten Mieten führt. Ein 20-qm-Zimmer ist nicht unter 400 Euro zu haben, und auch nur dann, wenn man sich Küche und Bad mit einer anderen Person teilt. Besonders davon betroffen sind die internationa-len Studierenden, die es naturgemäß noch schwieri-ger haben, eine Wohnung zu finden. Zwar bieten private Anbieter wie Short Stay Solutions möblierte Wohnungen mit befristeten Mietverträgen für interna-tionale Studierende an, doch die kosten dann noch einmal mindestens 100 Euro zusätzlich pro Monat.

Das Masterstudium in Utrecht unterscheidet sich stark vom Bachelorstudium in Düsseldorf, obwohl ich natürlich nicht sagen kann, was davon auf den Unter-schied zwischen Bachelor und Master, zwischen Düs-seldorf und Utrecht bzw. Deutschland und den Niederlanden zurückzuführen ist. Zunächst einmal fällt auf, dass man kaum Wahlmöglichkeiten bei der Kursbelegung hat. Bis auf kleinere Ausnahmen ist im Prinzip schon alles vom ersten bis zum letzten Se-mester vorgegeben. Es herrscht grundsätzlich Anwe-senheitspflicht, wobei jedes Fehlen bei nur 15 TeilnehmerInnen auch sofort auffallen würde. Pro Wo-che gibt es zwar deutlich weniger Kurse als noch im BA Sowi (in den ersten beiden Semestern vier Kurse à drei Stunden, danach weniger), dafür ist das Lese-pensum wesentlich höher (mindestens 50 Seiten pro Kurs und Woche). Hinzu kommen jede Woche zwei bis drei Assignments, die benotet werden. Aus dem Notendurchschnitt plus einem zusätzlichen Essay oder Referat ergibt sich die Endnote für den Kurs.Der Leistungsdruck ist daher insbesondere im ersten Jahr ziemlich hoch. Im zweiten Jahr liegt der Schwer-punkt dann auf der Vorbereitung und dem Schreiben der Masterarbeit, wodurch man sich seine Zeit etwas stärker selbst einteilen kann. Insgesamt ist das Studi-um von Anfang bis Ende stark durchstrukturiert, ein Überschreiten der regulären Studienzeit von zwei Jah-ren ist nicht vorgesehen und kommt nur in Ausnahme-fällen vor. Doch obwohl das jetzt vielleicht nach Dauerstress und permanentem Leistungsdruck klingt, ist es in Wirklichkeit weit weniger dramatisch. Das Studium ist zwar kein Spaziergang, aber es bleibt auf jeden Fall noch genug Zeit für Freizeitbeschäftigun-gen und (zumindest ab dem zweiten Jahr) auch für einen Nebenjob. Die Freizeitmöglichkeiten in Utrecht sind jedenfalls vielfältig: angefangen vom Sportcen-trum Olympos in der Nähe des Uni-Campus über das Kulturzentrum Parnassos bis hin zu den zahlreichen Musik- und Filmfestivals. An der Oude Gracht in der

Innenstadt befinden sich eine Vielzahl von Bars, Clubs und Restaurants. Zu empfehlen sind aus mei-ner Sicht vor allem das Café Belgie mit einer großen Auswahl an internationalen Biersorten sowie das Ek-ko, ein links-alternativer Club, der mich sehr ans Zakk in Düsseldorf erinnert.Abschließend muss vielleicht noch eine Frage geklärt werden: Was macht man später beruflich mit einem Master in „Sociology and Social Research“? Die Ant-wort ist ziemlich einfach, die meisten meiner Kommili-tonInnen (und auch ich) streben eine wissenschaftliche Laufbahn an. Viele werden voraus-sichtlich nach dem Master mit einem Doktorstudium beginnen oder bei einem Forschungsinstitut arbeiten. Falls beides nicht klappen sollte, halte ich mir persön-lich immer noch die Option offen, bei einem Unterneh-men aus dem Bereich Markt-/Meinungsforschung anzufangen. Die Erfolgsaussichten für AbsolventIn-nen, so wurde uns immer wieder versichert, sollen zu-mindest nicht schlecht sein.

Mit seiner tradtitionsreichen, 1636 gegründeten Uni-versität, zählt Utrecht zu den wichtigsten Bildungs- und Forschungszentren Europas. Die Uni Utrecht gilt zudem als beste Universität der Niederlande.

Informationen für Studieninteressierte:Als Partneruniversität der HHU bietet die Universität Utrecht jedes Semester mehrere Plätze für Eras-mus-Studierende an. Besonders interessant ist hier-bei die Möglichkeit, einen "Minor in Economics" an der Utrecht School of Economics zu absolvieren. Be-werbungsschluss für Erasmus-Studierende ist am 1. Mai (WiSe) und am 1. Oktober (SoSe). Weitere Infor-mationen gibt es bei Guido Quetsch im Büro für In-ternationalisierung (Geb. 23.21.U1.89).Wer sich für den Research Master "Sociology and Social Research" interessiert, erhält mehr Informatio-nen unter www.uu.nl/programmes/sasr oder kann sich direkt beim Autor melden: [email protected]. Das Wintersemester 2011/12 beginnt am 1. September 2011, Bewerbungsfristen sind der 1. Dezember 2010 ("Early bird deadline") und der 1. März 2011 ("Main deadline").

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Spezial

Newsletter 10/10 8

Spaßkicker stiften Zusammenhalt

Wie kam es eigentlich zu Partizan?Nachdem bereits im ersten Semester einige Leute unseres Jahr-gangs regelmäßig zusammen gekickt hatten, war der wirkliche Auslö-ser die Planung der Uni-Liga durch das Sportreferat. Richtig gegründet wurde Partizan dann später im "El Paso". Wir haben zwei Tage über einen Namen diskutiert, bis André dann "Reubandriss" rausgehauen hat.Warum habt ihr euch gerade Professor Reuband als Namenspa-ten ausgesucht?Der Name sollte auf jeden Fall etwas mit dem Institut zu tun haben. Professor Reuband haben wir einfach als Dozenten sehr gern. Auch wenn er selbst gar nicht so viel mit Fußball am Hut hat: Keinem ande-ren Prof hätten wir diese Ehre zuteil werden lassen.

Ihr habt ihm ja sogar ein eigenes Trikot geschenkt...Das stimmt. Nachdem wir uns als allererstes Team zur Uni-Liga angemeldet hatten, ging die Produktion der Trikots los. Uns war sofort klar, dass wir in Weinrot spielen wollten, und auch unser Logo haben wir innerhalb eines Tages zusammengekritzelt. Professor Reuband haben wir dann nach einer Erhebungs-vorlesung mit seinem Trikot überrascht, wobei wir schon ein bisschen aufgeregt waren. Wir wussten ja nicht, wie er reagieren würde. Letztendlich hat er uns glaubhaft davon überzeugt, dass er sich über das Geschenk freut.Bei den Trikots ist es aber nicht geblieben. Ihr habt auch eine eigene Vereinszeitung, die Reu-bandpress.Ja, genau. Die Reubandpress erscheint während der Saison drei bis vier Mal. Besonders in den ersten beiden Semestern hat die Gründung von Partizan und das Werben für unsere Spiele den Zusammen-halt des Jahrgangs stark gefördert. So kam man schnell ins Gespräch. Das ist sicher etwas, das bis zum Ende unseres Studiums ein gewisses Bindeglied darstellt.Wie ist letztendlich so eine große Sache daraus geworden?Der sportliche Erfolg ist jedenfalls nicht der Grund. Wir haben uns einfach einen Spaß draus gemacht, für unsere Spiele zu werben, sei es über die Vereinszeitung, im Internet oder kurz vor den Vorlesungen im Hörsaal. Das hat gerade im ersten Jahr unheimlich gut geklappt. Die Leute konnten einfach etwas mit Partizan anfangen. Klar ist das alles leicht übertrieben. Mit Olli Mildau haben wir unseren Medien-boss und Fanbeauftragten, mit DocMartin unseren Mannschaftsarzt. Um das Team herum haben wir noch mal einen Stab von fünf bis sieben Leuten, die einfach Spaß daran haben, sich zu engagieren.Im Prinzip macht ihr also alles bloß aus Spaß an der Freude?Sagen wir mal so: Wir sind die Truppe, die alles am wenigsten ernst, andererseits aber doch total ernst nimmt. Mit unserer Homepage, dem Banner und dem Merchandising haben wir die Ligakultur geprägt. Andere Teams fangen schon an, das nachzumachen. Was macht Partizan eigentlich während der Winterpause der Uni-Liga?Im Wintersemester halten wir nach Turnieren in der Region Ausschau. Und es wird auch in diesem Jahr wieder unsere Hüttengaudi geben - ein Hallenturnier, das wir in Zusammenarbeit mit dem Sportreferat organisieren. Außerdem sind wir neben dem Fußball auch im Bildungsstreik aktiv, veranstalten jedes Jahr eine Weihnachtsfeier im Tigges und verabreden uns alle paar Monate zu einer gemeinsamen Stadtteiltour.Was wird aus Partizan, wenn ihr euren Abschluss in der Tasche habt?Es wird natürlich schwer, weiterhin an der Uni-Liga teilzunehmen, aber wir wollen auf jeden Fall versu-chen, auch über 2011 hinaus zusammenzubleiben.

Kultklub. Wie besonders Partizan Reubandriss ist, erkennt man schon daran, dass ein Bericht über sie in keine der herkömmlichen Rubriken passt. Zwar genießt der Fußball schon seit Längerem einen hohen Stellenwert am Institut. Doch dass es einmal so professionell zugehen würde, damit hätte wohl niemand gerechnet. Dabei fing alles ganz harmlos an, wie Timo Bakenfelder und Stefan Schölzel im Interview verrieten...

Sorgen auch abseits des Spielfelds für gute Laune: Gemeinsam mit Namensgeber Prof. Karl-Heinz Reuband konnten sich die Partizani beim diesjährigen Rabbit Cup über einen starken 4. Platz freuen.

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Studienförderung

Wie bist du auf die Förderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes aufmerksam geworden?Das lief bei mir über den Schulvorschlag, d.h. meine Schu-le hat mich der Studienstiftung aufgrund des Abi-Ergebnis-ses vorgeschlagen.Wer kann sich um dieses Stipendium bewerben?Der übliche Weg ist tatsächlich ein Schul- oder Hochschul-vorschlag, seit kurzem gibt es aber auch die Möglichkeit, sich selbst zu bewerben und an einem Auswahltest teilzu-nehmen. Das kann prinzipiell jeder Studierende machen.Wie und nach welchen Kriterien wird man ausgewählt?Wenn man vorgeschlagen wurde bzw. im Auswahltest gut abgeschnitten hat, wird man zu einem Auswahlseminar eingeladen. Dort hält man ein kleines Referat zu ei-nem selbst gewählten Thema und führt zwei Einzelgespräche. Dabei geht es um die eigene Biografie, die Pläne und das Engagement auch außerhalb der Uni. Ge-sprächsgrundlage sind die üblichen Unterlagen zum Lebenslauf und Erfahrungsbe-richte. Kriterien für die Aufnahme sind nicht bloß in Noten gemessene Leistungen, sondern auch soziales Engagement, Übernahme von Verantwortung, Kreativität und Einsatz für andere. Die Beurteilungen der Einzelgespräche und des Vortrags mit anschließender Diskussion fließen in die Entscheidung über die Aufnahme ein.Welche Vorteile bringt Dir dieses Stipendium ein?Kernstück des Stipendiums ist die "ideelle Förderung", d.h. der Kontakt zu anderen StipendiatInnen, Sommerakademien und Förderungen für Auslandsvorhaben, Praktika, Sprachkurse etc. Der finanzielle Anteil besteht aus einem fixen Bücher-geld und einem analog zum BaFög berechneten Lebenshaltungsstipendium.

Newsletter 10/10 9

Begabtenförderung. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes ist das größte und zugleich älteste Begabtenförderungswerk Deutschlands, das frei von politischen, religi-ösen und weltanschaulichen Vorgaben besonders begabte Studierende unterstützen will. Finanziell wird die Studienstiftung von Bund, Ländern und Kommunen sowie von zahlreichen Stiftungen, Unternehmen und privaten Spendern getragen. Mittlerweile hat sie mehr als 50.000 Studierende und Promovierende gefördert und unterstützt aktu-ell mehr als 10.500 Stipendiatinnen und Stipendiaten. Einer von ihnen ist Felix Wittstock, der seit dem Wintersemester 2009/10 Sozialwissenschaften an der Heinrich-Hei-ne-Universität Düsseldorf studiert.

Religion, Politik und Weltanschauung uninteressant?

Gibt es Nachteile oder etwas, was du am Auswahlprozess kritisch findest?Die Entscheidung über die Aufnahme ist natürlich von subjektiven Einschätzun-gen der Auswahlkommission abhängig. Das lässt sich, wie in anderen Berei-chen auch, aber kaum vermeiden. Die Auswahl habe ich dennoch als fair empfunden (auch die Tatsache, dass die Studienstiftung weltanschaulich neutral und parteiungebunden ist). Kritisch sehe ich insgesamt, dass von politischer Sei-te teilweise nicht zu erfüllende Erwartungen an die Stiftungen bzw. Förderwerke gerichtet werden und dafür Maßnahmen, die tatsächlich allen Studierenden zu-gute kommen würden, vernachlässigt werden (siehe die soeben abgelehnte mi-nimale BaFög-Erhöhung). In Anbetracht der Tatsache, dass so viele Studierende jobben müssen, finde ich Ansätze, finanzielle Förderungen einkom-mensunabhängig zu gewähren (wie bei aktuellen Versuchen, ein Stipendiensys-tem aufzubauen), sowohl unsozial als auch sachlich unangemessen. Auch sollte meiner Meinung nach in Zukunft sichergestellt werden, dass der Begriff "Leis-tung" an Verantwortung geknüpft sein muss, um nicht zu einer hohlen Phrase zu verkommen. Gute Noten allein sagen nichts über die Bereitschaft aus, sich pro-duktiv in ein Gemeinwesen einzubringen.Kannst du ein Stipendium bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes weiterempfehlen? Klar, ich kann nur jeden ermutigen, sich um ein Stipendium zu bemühen. Im Aus-tausch mit anderen StipendiatInnen kann man viel lernen und jede Menge inter-essante Leute kennen lernen.

Weitere Informationen zur Studienstiftung des deutschen Volkes sowie zu den Fördermöglichkeiten und dem Bewerbungsverfah-ren finden sich unter: http://www.studienstiftung.de/

von Martin Quick

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Ursprünglich kommen Sie aus Bayern, haben dort sowie in Berlin studiert und längere Zeit an der TU Ilmenau gearbeitet. Jetzt hat es Sie ganz in den Westen der Republik verschlagen. Welchen Eindruck haben Sie bisher von Düsseldorf und dem Institut?Anders als Ilmenau vor dreizehn Jahren hat mich Düsseldorf Anfang Oktober nicht mit Schneetreiben empfangen - über das Wetter kann ich mich also schon mal nicht beschweren. Die Kollegen am Institut haben mich sehr freundlich und hilfsbereit empfangen und aus den ersten Seminaren habe ich auch von den Studierenden einen guten Eindruck bekommen. Offenbar genießen Institut und Studiengänge ihren guten Ruf zu Recht. Und von der Stadt werde ich in den nächsten Monaten sicher auch etwas mehr se-hen. Besonders gefallen mir ja die historischen Stra-ßenbahnen aus den 50er Jahren, die hier noch in Betrieb sind ...Vor Ihrem Studium haben Sie zunächst eine kauf-männische Lehre absolviert. Was hat Sie dann schließlich doch an einer wissenschaftlichen Kar-riere gereizt?An Wissenschaft dachte ich zuerst noch gar nicht, mich hatte in der Lehre einfach die tägliche stumpfe Routine-Arbeit schockiert, auch wenn das Unterneh-men einen guten Ruf hatte und ich Einiges gelernt ha-be. Mir war aber klar, dass ich die nächsten fünfundvierzig Jahre meines Lebens nicht mit Rech-nungen tippen und Listen sortieren in der Buchhal-

Wir stellen vor

Newsletter 10/10 10

Vertretungsprofessur. Dr. Martin Emmer vertritt in diesem Semester die Professur Kommunikationswissenschaft III. Am Institut für Sozialwissenschaften trifft er dabei auf einen alten Bekannten: Seine Dissertation zum Thema "Politische Mobilisierung durch das Internet?" schrieb der gebürtige Münchener bei Prof. Vowe.

Herr Emmer, wie lange werden Sie an der HHU bleiben?Für mich ist es nur ein kurzes Gastspiel hier, denn das Besetzungsverfahren für die KMW III-Professur ist mittlerweile abgeschlossen und Christiane Eil-ders, zur Zeit noch an der Universität Augsburg, wird hier im April 2011 einziehen.Welche Vorlesungen/Seminare bieten Sie in die-sem Semester an?Ich kann Kurse zu den Themen anbieten, die mich in den letzten Jahren an den Universitäten in Berlin und Ilmenau schon beschäftigt haben: Im BA SoWi mache ich zwei Kurse zur Medienpolitik und politi-scher Kommunikation, bei denen es um die Heraus-forderungen geht, die sich durch Internet und neue Medien stellen. Im Master biete ich ein eher theorie-bezogenes Seminar zum "Framing"-Ansatz an und noch zwei Methoden-Kurse.

Vom Buchhalter zum Kommunikationsforscher

tungsabteilung eines mittelständischen Betriebs fris-ten wollte. Abitur und Studium waren deshalb erstmal eine ungeheure Befreiung: Da haben sich jeden Tag neue Welten aufgetan. In die Wissenschaft zog es mich dann eher nach und nach, indem ich im Studi-um vor allem die forschungsbezogenen Lehrveran-staltungen spannend fand und sich direkt nach meinem Abschluss die Chance ergab, eine Doktoran-denstelle zu bekommen - übrigens bei Professor Vo-we, der 1997 gerade eine Professur an der TU Ilmenau angetreten hatte.Gibt es Forschungsprojekte, an denen Sie mo-mentan arbeiten?Ja, es gibt den großen Forschungskomplex zur Politi-schen Online-Kommunikation, an dem ich gemein-sam mit einigen Kollegen seit dem Jahr 2000 arbeite und in dem wir mittlerweile vier große DFG-Projekte durchgeführt haben. Im Augenblick planen wir dazu ein neues großes Projekt, das auf weitere sechs Jah-re ausgelegt ist und danach fragt, wie sich das Bild von Politik verändert, wenn Menschen sich vor allem online mit politischen Informationen versorgen und po-litisch aktiv sind. Daneben gibt es zur Zeit noch ein kleineres Projekt zum Strategischen Framing politi-scher Akteure, das ich in den nächsten Jahren weiter verfolgen möchte.

Dr. Martin Emmer hat in Mün-chen und Berlin Kommunikati-onswissenschaft, Politikwissen- schaft und Psychologie studiert. In Lehre und Forschung be- schäftigt er sich schwerpunkt- mäßig mit Rezeptionsforsch- ung, Strategischer Politischer Kommunikation und Computer- vermittelter Kommunikation.

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Wir stellen vor

Newsletter 10/10 11

Juniorprofessur. Seit dem vergangenen Semester ist Carsten Wünsch als Junior-Professor im Fachbereich Kommunikations- und Medienwissenschaft tätig. Im Sowi-Newsletter verrät er unter anderem, was sich hinter diesem Titel verbirgt und wie wichtig interdisziplinäres Arbeiten gerade für KommunikationswissenschaftlerInnen ist.

"Der Grundkurs ist für mich eine interessante Herausforderung"

Herr Wünsch, was genau bedeutet es eigentlich, eine Ju-niorprofessur zu bekleiden?Die Idee hinter der Juniorprofessur ist, promovierten Nach-wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern neben der klassischen Habilitation einen alternativen Weg zur festen Pro-fessur anzubieten. Während einer Juniorprofessur hat man be-reits weitgehende Eigenverantwortung in Lehre und Forschung. Nach drei Jahren wird die geleistete Arbeit evalu-iert. Wird man positiv bewertet, kann man zum einen die Junior-

professur weitere drei Jahre bekleiden. Zum anderen ist man von der wissenschaftlichen Qualifikation her einer habilitierten Person - zumindest formal - gleichgestellt. Auch wenn ich diesen Qualifikationsweg nie explizit geplant hatte, bin ich inzwischen sehr froh, dass ich hier am Institut die Möglichkeit dazu erhalten habe. Die Berufung auf eine ordentliche Professur, die ich natürlich auch als mittel-fristiges Ziel anstrebe, ist in vielen Fällen ein Sprung in sehr kaltes Wasser. Dies konnte ich ansatzweise während meine Professurvertretung an der Universität Augsburg erfahren. Eine Juniorprofessur bereitet darauf in meinen Augen deutlich besser vor als alle anderen Qualifikationswege. Welche Veranstaltungen werden Sie in diesem Semester anbieten?In diesem Semester biete ich zunächst einen Grundkurs an: "Einführung in das Mediensystem der BRD". In zweierlei Hinsicht ist dies für mich eine interessante Herausforderung. Studienanfänger sind zum einen ein sehr kritisches Publikum. Insbesondere zu Beginn des Studiums hinterfragen sie viele Dinge, die uns Do-zierenden inzwischen selbstverständlich erscheinen und deren Begründung und Herleitung man mitunter fast schon verlernt hat. Zum anderen wird in solchen Grundkursen der Grundstein für den weiteren Studienverlauf gelegt. Auch daraus ergibt sich die Bedeutung solcher Grundkurse. In einem weiteren Kernkurs wird es um eine klassische Medienwirkungstheorie gehen - die des Agenda-Settings. Die-se Theorie beschreibt, wie Massenmedien durch ihre Berichterstattung schaffen, die Agenda des Publikums - also die Liste jener gesellschaftlichen Themen und Probleme, die es für relevant hält - zu beeinflussen. Auch wenn es sich hierbei um ein gesellschaftliches Phänomen handelt, setzt dies voraus, dass einzelne Indivi-duen die Inhalte der Massenmedien zunächst einmal kognitiv verarbeiten, und zwar so, dass sie einzelnen Themen eine besondere Relevanz zuweisen. Diese kognitiven Prozesse werden uns in diesem Seminar beschäftigen.

Neben Kommunikationswissenschaft haben Sie auch Politikwissenschaft, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften studiert - ein sehr breites Spek-trum. Inwieweit hilft Ihnen Ihre interdisziplinäre Ausbildung im beruflichen Alltag?Wissenschaftliche Forschung und auch Lehre lässt sich nicht monodisziplinär be-treiben. Insofern ist ein interdisziplinäres Grundwissen natürlich sehr hilfreich - und das ganz besonders in Düsseldorf mit seinen integrativen sozialwissenschaft-lichen Studiengängen. In meiner wissenschaftlichen Tätigkeit verstehe ich mich in erster Linie als Kommunikationswissenschaftler. Als solcher komme ich nicht um-hin, interdisziplinär zu arbeiten. Die Kommunikationswissenschaft emanzipiert sich zwar zusehends durch Entwicklung eigener Theorien und spezifischer Metho-den ist aber nach wie vor noch eine "Integrationswissenschaft". Das heißt, sie de-finiert sich über einen Forschungsgegenstand - die massenmediale, öffentliche Kommunikation - und verwendet zur Beschreibung und Analyse des Gegen-stands jeweils adäquate Theorien und Methoden. Zum Teil sind dies eigene kom-munikationswissenschaftliche Theorien und Methoden, zum anderen aber auch oft die benachbarter Disziplinen wie bspw. der Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Ökonomie etc.In Ihrer bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn haben Sie viel zu Unterhal-tung geforscht. Was, würden Sie sagen, ist zur Zeit das beste Unterhaltungs-format im deutschen Fernsehen?Es stimmt, ich habe mich intensiv mit Unterhaltung und der Frage, wie Rezipien-ten Unterhaltung erleben, auseinandergesetzt. Aber gerade das macht es mir fast unmöglich, diese Frage zu beantworten. Unterhaltung ist aus Sicht der Zuschaue-rinnen und Zuschauer eine spezifische Art positiven Erlebens. Wann ein solches positives Erleben eintritt, hängt nicht nur vom Format ab, sondern genauso auch vom situativen Kontext, in dem man es sieht, und den eigenen Vorlieben und Wer-ten. Nur wenn alle drei Faktoren unterhaltungstauglich zusammenpassen, wird man gut unterhalten. Daher kann es auch sein, dass man sich bspw. bei der Ta-gesschau gut unterhält und ein preisgekröntes Unterhaltungsformat nur Langewei-le auslöst. Bei mir passen diese drei Faktoren beispielsweise sehr gut zusammen, wenn ich - als Krimifan - an einem Sonntagabend den "Tatort" sehe.

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Privatdozent Dr. Wolfgang Bergem ist seit dem Win-tersemester 2010/11 Lehrkraft für besondere Aufga-ben mit den Schwerpunkten European Studies und Politische Theorie an der Bergischen Universität Wuppertal. Zuvor war er ein Jahr lang am Institut für Sozialwissenschaften beschäftigt, wo er unter ande-rem die Doppelprofessur Politikwissenschaft II mit dem Schwerpunkt Politisches System Deutschlands vertrat. Er hat in Saarbrücken und München u.a. Poli-tikwissenschaft studiert und in München mit der Dis-sertation „Einflußmöglichkeiten staatlich motivierter Sozialisation. Eine vergleichende Untersuchung zur politischen Kultur in Deutschland“ promoviert.

Forschung

Newsletter 10/10 12

Kulturelle Identität im vereinigten DeutschlandWie lässt sich die kulturelle Identität Deutschlands beschreiben? Angesichts der momentanen Debatte, wer zu Deutschland gehören soll und wer nicht, scheint diese Frage aktueller denn je. Privatdozent Wolfgang Bergem widmet ihr ein eigenes Forschungsprojekt.

"Wer von der guten Fee drei Wünsche für die kulturelle Identität im seit 20 Jahren vereinigten Deutschland gewährt bekommt, sollte ihr Vielfalt, Verschiedenartigkeit und Offenheit wünschen – die böse Fee hingegen wird ihr zum runden Jahrestag Einheitlichkeit, Gleichartigkeit und Geschlossenheit an den Hals wünschen. Nun ist die wissenschaftliche Beschreibung und Erklärung von Politik, Gesellschaft und Kultur kein Märchen und sollte es auch bei Gegenständen, die sich ihrer Ver-messung gegenüber so sperrig zeigen wie kulturelle Identität, nicht sein. Doch wird auch der, der sich dem Thema nicht normativ-präskriptiv, sondern empirisch-deskriptiv nähert, belastbare Indizien für die These finden, dass kulturelle Identität in der gegenwärtigen Bundesrepublik weitaus eher von Pluralität, Heterogenität und Prozessualität geprägt ist als von Uniformität, Homogenität und Immobilität – auch wenn die Vorstellung von kultureller Identität als einem organischen und ho-mogenen Ganzen eine lange Tradition in Deutschland hat und bis heute in nicht wenigen Köpfen nistet.Das Projekt zeichnet zunächst die verschiedenen Bedeutungsdimensionen des Identitätsbegriffs im philosophischen, sozialpsychologischen und im politikwissen-schaftlichen Kontext nach und entwickelt das zu Grunde gelegte Verständnis kul-tureller Identität als symbolisch codierte, inszenierte und ritualisierte Repräsentationen sozialer Inklusion und Exklusion. Im Zusammenhang der Dis-kussion um den deutschen „Sonderweg“ und die deutsche „Normalisierung“ wer-den drei Diskurse über kulturelle Identität im vereinigten Deutschland untersucht: Zum einen zeigt die Kontroverse um eine nach der staatlichen Vereinigung noch ausstehende, als Aufgabe weiterhin gestellte „innere Einheit“ Deutschlands, dass dieser eingängige Topos in seinem monistischen Kern im prinzipiellen Spannungs-verhältnis steht zu der im Grundgesetz verankerten pluralistischen Auffassung von legitimer Vielfalt, kultureller Offenheit und regionaler Unterschiedlichkeit. Zum anderen erweist die Debatte um eine „deutsche Leitkultur“ dort, wo der Begriff jen-seits der diffusen Behauptung deutscher Überlegenheit mit konkreten Inhalten ge-füllt wird, dass hierfür mit dem von Dolf Sternberger eingeführten und von Jürgen Habermas weiter konzeptualisierten Begriff des Verfassungspatriotismus bereits ein treffender Terminus zur Verfügung steht. Schließlich verweist die aktuell unter-

nommene Revitalisierung des Konzepts „Kulturnation“, das vor rund 200 Jahren als Surrogat für die fehlende politische Gemeinsamkeit in einem Nationalstaat er-funden wurde, darauf, dass die mit dem Begriff bezeichnete Gemeinschaft auf Grundlage gemeinsamer Abstammung und Herkunft, Sprache, Kultur, Religion, Sit-ten, Tradition und Geschichte die Realität einer pluralistisch und zunehmend mul-tiethnisch geprägten Gesellschaft in einem Einwanderungsland zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr erfassen kann."

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Zuletzt erschienen:Beckers, Tilo, Klaus Birkelbach, Jörg Hagenah und Ulrich Rosar (Hg.) 2010: Komparative empirische Sozialforschung. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozial-wissenschaften.

Tilo Beckers, Dr. rer. pol., ist seit Oktober 2009 Aka-demischer Rat auf Zeit für Soziologie und Methoden (Soziologie III). Er hat in Düsseldorf und New York u.a. Soziologie studiert, danach an der Universität zu Köln promoviert. Er beschäftigt sich in Lehre und Forschung schwerpunktmäßig mit dem Zeit- und Ländervergleich von Werten, Normen und morali-schen Einstellungen, u.a. mit den Kontexteffekten von Sozialstrukturen und normativen Arrangements auf moralische Einstellungen im Rahmen internatio-naler Vergleiche und statistischer Mehrebenenanaly-sen.

Forschung

Newsletter 10/10 13

Ein Werkstattbericht zur Erklärungskraft von drei Wertkonzepten für moralische Einstellungen

"In diesem Beitrag stelle ich ein laufendes Forschungsprojekt vor, das ich koopera-tiv mit Pascal Siegers und Anabel Kuntz von der Universität zu Köln durchführe. Mit dem Forschungsdesign haben wir uns das Ziel gesetzt, erstmalig simultan drei Wertkonzepte in ihrer Performanz bzw. Erklärungskraft für moralische Einstellun-gen in einer eigenen empirischen Studie zu untersuchen. Dabei handelt es sich um Ronald Ingleharts Materialismus-Postmaterialismus-Skala, Christian Welzels Selbstbestimmungswerte sowie Shalom Schwartz‘ Wertezirkumplex. Das Studium der Werte ist nicht l’art pour l’art. Werte spielen eine bedeutsame Rol-le in den empirischen Sozialwissenschaften, weil sie zur Erklärung politischer, so-zialer und moralischer Einstellungen beitragen. Schließlich erfüllen Werte wichtige Funktionen für Individuen: Sie dienen als Motive für individuelles Handeln, stellen Maßstäbe zur Bewertung von Handlungen bereit und leiten so die Bildung von Ein-stellungen ebenso wie Wahlhandlungen von Individuen in konkreten Alltagssituatio-nen. Im Rahmen einer Onlinebefragung von Mitgliedern des Online Access Panels Unipark haben wir im Juni 2010 762 vollständige Fragebögen generiert. Im Frage-bogen wurde neben den drei Wertkonzepten ein Bündel von moralischen Einstel-lungen erfragt, darunter Fragen zur Sexualmoral, zur Xenophobie und zu so genannten End-of-Life Issues, konkret Sterbehilfe und Patientenverfügungen. Wir haben den Einfluss der nicht deckungsgleichen Wertkonzepte auf diese morali-schen Einstellungen überprüft. Insgesamt erweisen sich die Schwartz-Wertdimen-sionen als stärkste Erklärungsfaktoren. Nur für die End-of-life Issues kann eine überlegene Erklärungskraft der Selbstbestimmungswerte nach Welzel nachgewie-sen werden. Letztere erweisen sich zudem beinahe durchweg als erklärungskräfti-ger als das seit Jahrzehnten populäre, um nicht zu sagen dominierende Wertkonzept von Inglehart. Derzeit ist eine weitere Detailstudie zur Wertperformanz für beginning- und end-of-life issues im Feld, um die Stabilität der im Sommer ermittelten Resultate zu prüfen und im Rahmen dieser explorativen Grundlagenstudie auch näheren Einblick in die Struktur und Kongruenz der Wertkonzepte zu gewinnen.

Im kommenden Sommersemester biete ich ein LFP an, in dem u.a. Erkenntnisse aus dieser Vorstudie genutzt werden, um weiter gehende Befragungen zu den „Grenzsituationen des Lebens“ durchzuführen. Dabei hoffe ich, dass die Lehrver-anstaltung einerseits am Puls der Forschung sein wird und andererseits ein in ei-ner weiter alternden Gesellschaft brisantes Thema aufgreift: den Wert des Lebens und das Konzept der Person vor der Geburt und vor dem nahenden Tod."

Bei Fragen zum Projekt, zum Thema oder zur Lehrveranstaltung: [email protected]

Die Erforschung von Werten kann in den Sozialwissenschaften ganz unterschiedliche Themenfelder betreffen. Am prominentesten sind die Erforschung des Geldes als einem symbolischen Interaktionsmedium, das ökonomische Werte von Gütern und Dienstleitungen objektiviert, sowie der menschlichen Werthaltungen bei der ethischen oder moralischen Beurteilung vielfältiger Sachverhalte oder Einstellungsobjekte. Letzterem widmet sich Tilo Beckers in seinem aktuellen Forschungsprojekt.

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Fachschaft

Newsletter 10/10 14

Der neue Fachschaftsrat stellt sich vor:

Ersti-Info:Liebe Erstsemesterinnen und Erstsemester, wir als Fachschaftsrat Sozialwissenschaften und Soziologie sind für euch da - in al-len Angelegenheiten, die euer Studium betreffen. Ganz gleich, welche Fragen oder Anliegen ihr beim Studieren habt, ihr seid eingeladen, uns damit zu löchern. Immer montags bis donnerstags könnt ihr uns in der Mittagspause in Raum 23.31.04.25 er-reichen.Was macht der Fachschaftsrat eigentlich? Wir sind eure Vertretung am Institut für Sozialwissenschaften: Wir helfen euch beim Studienstart, wir organisieren für euch Ringvorlesungen, die über das reguläre Studienangebot hinausgehen, wir streiten in Gremien an der Uni für eure Rechte als Studierende und nicht zuletzt richten wir auch Partys, Ersti-Fahrten und Fußballturniere aus. Wir freuen uns auf euch und wünschen euch einen guten Start ins Studium.Euer Fachschaftsrat Sozialwissenschaften und Soziologie

Name: André FörsterStudienbeginn/Studienfach: WiSe 2008 / BA SowiAufgabenbereich: ESAG, Institutsvorstand, Wahl-Ausschuss, VerschiedenesIn der Fachschaft, weil...man dort nicht nur viel Spaß haben, sondern auch gemeinsam viel Positives für die Studierenden erreichen kann.

Name: Katharina KunißenStudienbeginn/Studienfach: WiSe 2008 / BA SowiAufgabenbereich: was so anfälltIn der Fachschaft, weil...es mir sehr viel Spaß macht

Name: Anna SchlomannStudienbeginn/Studienfach: WiSe 2008 / BA SowiAufgabenbereich: Mädchen für allesIn der Fachschaft, weil...man mal hinter die Kulissen schauen kann, weil man mit netten Leuten zusammenarbeitet und weil man bei der ganzen Sache auch noch riesigen Spaß hat.

Name: Stefan SchölzelStudienbeginn/Studienfach: WiSe 2008 / BA SowiAufgabenbereich: Party- und FahrtenorganisationIn der Fachschaft, weil...ich Bock hatte auf den geilen Scheiß!

Name: Monja AbbruzzinoStudienbeginn/Studienfach: WiSe 2008 / BA SowiAufgabenbereich in der Fachschaft: Seit diesem Sommer Kassenwärtin, letzen Sommer Organisation des Rabbit Cups, ansonsten stehe ich auch gerne mal bei der Sowi- oder Erst-Party hinter der Theke und verteile Bier ;-)In der Fachschaft, weil...ich total gerne Sachen organisiere und ich mich freue, wenn unser Studiengang mit jeder unserer Aktionen ein bisschen mehr zusammenwächst.Name: Debora Eicher

Studienbeginn/Studienfach: WS 2008 / BA SowiAufgabenbereich: Kommt darauf an, welche Projekte bzw. Aufgaben anfallen. Zur Zeit werden das Ersti-Fest und die Ersti-Fahrt geplant.In der Fachschaft, weil...es mir Spaß macht, die Probleme verwirrter Erstis zu lösen und das Leben damit einen Tick zu vereinfachen ;-); ich die Gemeinschaft mit engagierten, lustigen und kreativen Fachschaftlern schätze und der Fachschaftsraum ein universeller Bezugspunkt für alle Sowis ist, wodurch meine Neugier gestillt wird.

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Termine/Impressum

12. Januar, Job oder Master?, 9-15 Uhr, Geb. 16.11, 1. Etage, Sitzungssaal 3Der CareerService unterstützt Studierende bei der Entscheidung, wie es nach dem Bachelor weiterge-hen soll. Eingeladen sind alle Bachelorstudierende, die kurz vor dem Abschluss stehen.

Newsletter 10/10 15

ImpressumRedaktion: Christine Holthoff, Martin Quick, Susanne KeunekeGebäude 23.31, Ebene 04, Raum [email protected]://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/sozwiss/institutsredaktion

24.-26. November, 8. Filmfest an der HHUBeim Kurzfilmwettbewerb des Vereins Filmfest Düsseldorf e.V. treten junge Talente aus der Region mit ihren Werken gegeneinander an. Mehr Infos in Kürze unter www.filmfest-duesseldorf.de.

6. November, Kunstsammlung NRW, K20 / K21Das Kulturprogramm der HHU wartet auch in die-sem Semester wieder mit einigen Leckerbissen auf. So gibt es zum Beispiel am Samstag, 6. November, gleich eine doppelte Portion Kunst: Mit dem Kombi-ticket für 5 Euro besuchen Interessierte sowohl die Joseph Beuys-Werkschau "Parallelprozesse" im K20 als auch die Fotografie-Ausstellung "Auswer-tung der Flugdaten: Kunst der 80er" im K21. Anmel-deschluss ist Freitag, 29. Oktober. Weitere Ange- bote des Kulturprogramms gibt es unter www.uni-duesseldorf.de/home/Internationales/Informati-on/Kulturprogramm/Semesterprogramm.

Alter Ego. Von den beiden Herren un-ten hätten sich Roger Hodgson und John Helliwell von "Supertramp" in den 70ern ohne Probleme doubeln lassen können. Na, wer weiß, an welchen Insti-tutsmitarbeitern zwei Rockstars verlo-ren gegangen sind?

5. November, Assessment-Center-Training, 10-17 Uhr, Geb. 16.11, 1. Etage, Sitzungssaal 1Der CareerService bereitet Studierende auf Be- werbungen um Praktika und Einstiegsjobs vor. Interessierte melden sich unter www.uni-duessel- dorf.de/home/Studium/careerservice an. Bei der Mit-mach-Aktion ist Business-Kleidung erwünscht.

9. Dezember, Disko Partizani, SP-SaalDie Spaßkicker von Partizan Reubandriss laden zur zweiten Auflage der Disko Partizani in den SP-Saal.

8. Januar, Hüttengaudi 2010, Uni-SporthalleAuch im Winter muss niemand auf attraktiven Uni-Fußball verzichten. Die Hüttengaudi, das von Parti-zan Reubandriss organisierte Hallenturnier, geht in die zweite Runde.

Lösung: Detlef Gernand und Professor Karl-Heinz Reuband

5.-7. November, Ersti-Fahrt, Essen-WerdenFür weitere Infos zur Ersti-Fahrt der Fachschaft sie-he Seite 2.